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Next Step März 2024

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NEXT<br />

STEP<br />

Der nächste Schritt ins Studium oder Berufsleben<br />

20. <strong>März</strong> <strong>2024</strong><br />

TOTALER GEGENSATZ<br />

Laut oder leise, drinnen oder draußen – Azubis aus der<br />

Region zeigen, wie unterschiedlich ihre Berufe sind<br />

SEIN LÄCHELN IST<br />

SEIN MARKENZEICHEN<br />

Britischer Humor trifft auf deutsche Klischees:<br />

Titelstar Liam Carpenter ist auf Tiktok und Instagram erfolgreich<br />

ZWISCHEN FÖRDERUNG<br />

UND FREIRAUM<br />

Eine Expertin verrät, wie Eltern ihre Kids<br />

bei der Berufswahl unterstützen können


AUSBILDUNG BEI DER STADT<br />

SCHWÄBISCH HALL<br />

Zukunft<br />

im Blick<br />

VERWALTUNGSFACHANGESTELLTER (m/w/d)<br />

KAUFMANN FÜR BÜROMANAGEMENT (m/w/d)<br />

Allgemeine Verwaltung<br />

VERANSTALTUNGSKAUFMANN (m/w/d)<br />

FACHINFORMATIKER (m/w/d)<br />

Fachrichtung Systemintegration<br />

FACHANGESTELLTER FÜR MEDIEN- UND INFORMATIONSDIENSTE (m/w/d)<br />

Fachrichtung Bibliothek<br />

Fachrichtung Archiv<br />

FACHKRAFT FÜR ABWASSERTECHNIK (m/w/d)<br />

KRAFTFAHRZEUGMECHATRONIKER (m/w/d)<br />

Schwerpunkt Personenwagentechnik<br />

ERZIEHER (m/w/d)<br />

Berufspraktikum<br />

Praxisintegrierte Ausbildung<br />

VERMESSUNGSTECHNIKER (m/w/d)<br />

BACHELOR OF ENGINEERING - BAUINGENIEURWESEN<br />

Öffentliches Bauen, Projektmanagement Hochbau, Projektmanagement Tiefbau<br />

BACHELOR OF ARTS - DHBW SOZIALE ARBEIT<br />

Studienrichtungen Kinder- und Jugendarbeit, Elementarpädagogik<br />

BUNDESFREIWILLIGENDIENST<br />

in verschiedenen Bereichen<br />

Wir freuen uns auf Ihre aussagekräftige Bewerbung. Bitte nutzen Sie hierfür unser Bewerberportal<br />

unter www.schwaebischhall.de/karriere. Fragen beantworten Ihnen gerne Frau Pietsch,<br />

Telefon (0791) 7 51-229 und Frau Reiß, Telefon (0791) 7 51-616.<br />

Weitere Informationen finden Sie auch unter: www.schwaebischhall.de/ausbildung


NEXT STEP |<br />

3<br />

EILEEN<br />

SCHIRLE<br />

REDAKTEURIN<br />

Foto: Ufuk Arslan<br />

EIN JOB<br />

GANZ NACH DEINEM<br />

GESCHMACK!<br />

Impressum<br />

<strong>Next</strong> <strong>Step</strong> – der nächste Schritt ins<br />

Studium oder Berufsleben / 20. <strong>März</strong> <strong>2024</strong><br />

Verlag | Kontakt<br />

SÜDWEST PRESSE Hohenlohe<br />

GmbH & Co. KG<br />

Haalstraße 5 und 7<br />

74523 Schwäbisch Hall<br />

Telefon: 0791/ 4040<br />

Redaktion<br />

Ulrich Becker (V.i.S.d.P.)<br />

Alisa Grün, Claudia Linz, Eileen Schirle<br />

Fotos<br />

Titelfoto: WeCreate Germany GmbH<br />

Fotos wie angegeben: Alisa Grün,<br />

Claudia Linz, Eileen Schirle, Ufuk Arslan,<br />

Archivfotos, Privatfotos, Firmenfotos,<br />

Adobe Stock<br />

Anzeigen<br />

Vera Epple (verantw.), Ingo Bölz,<br />

Holger Gschwendtner, Martin Haas,<br />

Afsoon Kamrani, Kai Müller,<br />

Martin Naterski, Sebastian Nutsch,<br />

Julia Winterfeldt<br />

Grafik<br />

Natalia Stawiszynska<br />

www.mediaservice-ulm.de<br />

Druck<br />

NPG Druckhaus<br />

GmbH & Co. KG, Ulm<br />

Siemensstraße 10<br />

89079 Ulm-Donautal<br />

Wir Menschen sind verschieden: Die<br />

einen sind gerne unter Leuten und<br />

knüpfen neue Kontakte, andere wiederum<br />

zeigen sich eher zurückhaltend<br />

und haben kein Problem damit,<br />

allein zu sein. Manche mögen es lieber<br />

laut und bunt, andere genießen<br />

ihre Ruhe. Wieder andere sind gerne<br />

in der Natur unterwegs und genießen<br />

das Leben draußen, andere hingegen<br />

kuscheln sind gerne in ihren eigenen<br />

vier Wänden ein. Egal ob man es nun<br />

draußen oder drinnen lieber mag<br />

oder ob die Umgebung laut oder leise<br />

sein soll – für jede Vorliebe gibt es<br />

auch den passenden Beruf. Wir stellen<br />

in dieser Ausgabe drei Gegensätze<br />

und die dementsprechenden Jobs vor.<br />

Beim Gegensatz „Laut und leise“ machen<br />

wir einerseits einen Abstecher in<br />

die Werkstatt von Gemü, wo Zerspannungsmechaniker<br />

Timur erklärt, wie<br />

er Metall bearbeitet. Eher still wird es<br />

hingegen bei Emma, die in einer<br />

Buchhandlung arbeitet und das Lesen<br />

liebt.<br />

Außerdem stellen wir euch auch zwei<br />

Berufe aus dem Bereich „Traditionell<br />

und topmodern“ vor: Steinmetzin<br />

Melli lernt einen klassischen Handwerksberuf,<br />

Studentin Laura hingegen<br />

absolviert ein modernes, duales<br />

Studium im Bereich „BWL – International<br />

Business“.<br />

Wer gerne draußen und mit Tieren arbeitet,<br />

für den ist vielleicht der Beruf<br />

des Landwirts etwas. Azubi Jonas erklärt<br />

in dieser Ausgabe, wie die Lehre<br />

abläuft. Wer sich hingegen lieber drinnen<br />

aufhält und es liebt, das eigene<br />

Zuhause zu verschönern, für den eignet<br />

sich bestimmt der Beruf des<br />

Raumausstatters – Azubine Lina gibt<br />

Einblicke.<br />

Einer, der sich ebenfalls mit Gegensätzen<br />

auskennt, ist Liam Carpenter.<br />

Der Brite, der einst Profi-Basketballer<br />

war, bringt über zwei Millionen Menschen<br />

auf Instagram und Tiktok mit<br />

seinen lustigen Videos zum Lachen.<br />

Im Interview verrät er, wie es dazu<br />

kam und was denn nun eigentlich der<br />

größte Unterschied zwischen<br />

Deutschland und England ist (Seite 8<br />

und 9).<br />

Daneben stellen wir euch auch wieder<br />

einige „Macher“ vor – dieses Mal eine<br />

Self-made-Unternehmerin, einen<br />

Forstrevierleiter, eine Profi-Fußballerin<br />

und einen Start-up-Gründer. Und<br />

natürlich haben wir auch wieder einige<br />

Tipps und spannende Fakten rund<br />

um das Thema Berufswahl für euch<br />

zusammengestellt.<br />

Viel Spaß<br />

beim Schmökern wünscht


4 | NEXT STEP NEXT STEP |<br />

5<br />

Editorial<br />

3<br />

<br />

INHALT<br />

JOBSTART<br />

DER HUMORVOLLE<br />

Liam Carpenter war einst Profi-<br />

Basketballer – heute ist er ein<br />

gefeierter Social-Media-Star 8<br />

DER METALL-FAN<br />

Laut: Timur Herter<br />

macht eine Ausbildung<br />

zum Zerspanungsmechaniker 10<br />

DIE BELESENE<br />

Leise: Emma Hügelmaier<br />

fühlt sich in ihrer Ausbildung<br />

zur Buchhändlerin pudelwohl 12<br />

DIE HARTNÄCKIGE<br />

Traditionell: Melanie H. ist nach<br />

vielen Umwegen beruflich endlich<br />

angekommen. Sie lässt sich<br />

zur Steinmetzin ausbilden<br />

14<br />

DIE WELTENBUMMLERIN<br />

Topmodern: Laura Bausenwein<br />

studiert BWL mit dem Schwerpunkt<br />

International Business 16<br />

DIE KREATIVE<br />

Drinnen: Lina Woitalla ist als<br />

Raumausstatterin auch daheim<br />

experimentierfreudig 18<br />

DER TIERFREUND<br />

Draußen: Jonas Ströbel<br />

möchte Landwirt werden 20<br />

CHANTAL REMMERT<br />

Foto: Anne-Katrin Hutschenreuter<br />

JONAS STRÖBEL<br />

Foto: Claudia Linz<br />

MACHER<br />

DIE BLUMENBEGEISTERTE<br />

Chantal Remmert<br />

baut „Slowflowers“ an 24<br />

DIE PROFI-FUSSBALLERIN<br />

Erëleta Memeti verdient<br />

ihren Lebensunterhalt als Sportlerin.<br />

Dabei hatte die Fichtenbergerin<br />

mit dieser Karriere nie gerechnet 26<br />

DER FÖRSTER<br />

Paul Häberlein steckt noch mitten<br />

im Traineeprogramm zum gehobenen<br />

technischen Forstdienst und leitet<br />

bereits das Revier in Oberrot <br />

28<br />

DER NETZWERKER<br />

Samuel Keitel hat ein eigenes<br />

Unternehmen gegründet und<br />

den Wirtschaftsgipfel Muswiesen<br />

Summit mitorganisiert <br />

30<br />

TIMUR HERTER<br />

Foto: Alisa Grün<br />

WISSEN<br />

GUT ZU WISSEN<br />

Sechs kuriose Fakten zu Gegensätzen 34<br />

DURCHBLICK IM<br />

AUSBILDUNGSDSCHUNGEL<br />

Überblick über die verschiedenen<br />

Arten der Ausbildung<br />

36<br />

UNIVERSITÄT ODER<br />

HOCHSCHULE?<br />

Das sind die Unterschiede 38<br />

ELTERN UND BERUFSWAHL<br />

Berufsberaterin Katja Schwab<br />

über die Balance zwischen<br />

Einmischung und Unterstützung 40<br />

ERSTE KONTAKTE KNÜPFEN<br />

Infos zu Ausbildung und Studium:<br />

Eine Übersicht über die regionalen<br />

Berufswahlmessen<br />

42<br />

AUF INSTAGRAM UND CO.<br />

ÜBERZEUGEN<br />

Digitaler Bewerbercheck – drei<br />

Unternehmen verraten ihre<br />

Social-Media-Strategien 44<br />

BEREIT FÜR DIE GROSSE CHANCE<br />

So klappt es mit der Bewerbung und<br />

dem Online-Vorstellungsgespräch 46<br />

REGIONALE HOCHSCHULEN<br />

Ein Überblick 48<br />

AZUBI – UND NOCH KEINE 18<br />

Minderjährige Lehrlinge werden vom<br />

Gesetzgeber besonders geschützt 50


6 | NEXT STEP


JOBSTART<br />

Foto: deagreez/adobe.stock.com<br />

EGAL OB TRADITIONELL<br />

ODER TOPMODERN,<br />

DRINNEN ODER DRAUSSEN:<br />

LASS DICH VON DIESEN<br />

BERUFEN INSPIRIEREN.


8 | NEXT STEP JOBSTART<br />

„MENSCHEN<br />

ZUM LACHEN ZU BRINGEN,<br />

IST EIN UNGLAUBLICHER<br />

ADRENALIN-RUSH“<br />

Vom Basketballer zum gefeierten Social-Media-Star: Der gebürtige<br />

Brite Liam Carpenter nimmt in seinen Tiktok-Videos deutsche<br />

Eigenheiten auf die Schippe. Wie es dazu kam, was Engländer<br />

und Deutsche trotz aller Unterschiede gemeinsam haben und was<br />

ihm an seinem neuen TV-Job gefällt, erzählt er im Interview.<br />

Hey Liam, das Titelthema<br />

unserer aktuellen Ausgabe<br />

lautet „Gegensätze“. Damit<br />

kennst du dich ja auch bestens<br />

aus. Auf deinen Tiktok-<br />

Videos stellst du immer wieder<br />

die Unterschiede<br />

zwischen Deutschen und<br />

Briten vor. Was ist denn deiner<br />

Meinung nach der größte<br />

Unterschied zwischen beiden<br />

Nationalitäten?<br />

Ich glaube der größte Unterschied<br />

zwischen Deutschen<br />

und Briten ist, wie direkt manche<br />

Leute in Deutschland sind<br />

im Vergleich zu Engländern.<br />

In England ist es normal, dass<br />

wir sehr auf die Gefühle des Anderen<br />

achten und uns besonders<br />

höflich verhalten. Hier in<br />

Deutschland kommt man viel<br />

direkter auf den Punkt und das<br />

spart viel Zeit und emotionale<br />

Energie.<br />

Und was haben Deutsche<br />

und Engländer gemeinsam?<br />

Die Liebe für Tee. Aber in England<br />

trinkt man ihn eher mit<br />

Milch. Dafür gibt es in Deutschland<br />

viele verschiedene Sorten<br />

mit Früchten und Kräutern.<br />

Was hat dich bei deinem<br />

Umzug von England nach<br />

Deutschland denn am meisten<br />

überrascht?<br />

Wie sauber alles in Deutschland<br />

ist – da könnte sich England auf<br />

jeden Fall eine Scheibe abschneiden.<br />

Mein größter Kulturschock<br />

war allerdings<br />

die Autobahn.<br />

In England darf man<br />

dort höchstens 110<br />

km/h fahren. Und in<br />

Deutschland fuhr ich<br />

in der Fahrschule bereits<br />

mit 200 km/h<br />

über die Autobahn.<br />

Das war verrückt!<br />

2015 kamst du als Basketballspieler<br />

zu den Hakro<br />

Merlins Crailsheim. Jetzt<br />

bist du ein erfolgreicher<br />

Social-Media-Star. Wie<br />

kam es dazu?<br />

Die letzten Jahre meiner Basketballkarriere<br />

waren nicht so<br />

toll, deswegen habe ich versucht,<br />

etwas anders zu ma-<br />

MEHR ÜBER LIAM<br />

Liam Carpenter ist am 7. Februar 1996 in Chatham<br />

in Großbritannien geboren. Seit seiner Jugend spielt er erfolgreich<br />

Basketball. 2014 wechselte er von den Reading Rockets<br />

zum MSV Schwabing, ein Jahr später kam er zu den Hakro<br />

Merlins Crailsheim, für die er insgesamt zwölf Spiele in der<br />

BBL bestritt. 2021 startete er mit Videos in den sozialen Medien<br />

durch. Heute folgen ihm 2,2 Millionen Menschen auf Tiktok<br />

sowie 2 Millionen auf Instagram. Liam lebt in Crailsheim.<br />

Liam in seinen Rollen als<br />

abgestumpfter Deutscher im<br />

grauen Jogginganzug, Socken,<br />

Sandalen sowie Cap und als<br />

lächelnder, naiver Engländer<br />

im roten T-Shirt.<br />

Foto: WeCreate Germany GmbH


NEXT STEP JOBSTART |<br />

9<br />

Qualität ist mir wichtiger<br />

als Quantität.<br />

Idee, Drehbuch, filmen und das Video schneiden – Liam macht alles selbst.<br />

Foto: Marijan Murat/dpa<br />

chen. Auf einmal hatte<br />

ich die Idee, ein<br />

Video auf Tiktok zu<br />

posten, in dem ich<br />

nervös bin, weil<br />

ich mit jemandem<br />

auf Deutsch telefonieren<br />

muss. Dieses erste Video<br />

hatte über 100.000 Aufrufe in<br />

nur einer Woche und ich war<br />

echt schockiert. Dieses Gefühl,<br />

Menschen zum Lachen zu bringen,<br />

ist ein unglaublicher Adrenalin-Rush<br />

und hat mich motiviert,<br />

einfach weiterzumachen.<br />

Es war definitiv die richtige Entscheidung,<br />

mit Basketball aufzuhören<br />

zu Gunsten meiner Social-Media-Karriere.<br />

Wie bist du auf die Idee mit<br />

den „In Germany we don’t<br />

say“-Videos gekommen?<br />

Die Idee war sehr random und<br />

spontan. Ich persönlich kannte<br />

dieses „In Germany we dont<br />

say“-Format als Meme, allerdings<br />

nur als Bilderformat,<br />

nicht wirklich als Videos. Deswegen<br />

hatte ich die Idee, eine<br />

Reihe von Videos mit verschiedene<br />

Themen aufzubauen und<br />

diese Catch-Phrase zu benutzen.<br />

Es passt einfach zu meinem<br />

Content: Zuerst der naive,<br />

englische Teil und danach der<br />

trockene, deutsche Satz, der die<br />

Szene am besten beschreibt.<br />

Das erste Video hatte schon<br />

850.000 Aufrufe und ich konnte<br />

nicht glauben, wie gefeiert<br />

diese Videos waren. Jetzt<br />

versuche ich, solche<br />

Videos nur noch ein paar Mal<br />

im Monat zu machen, um es<br />

mit diesem Format nicht zu<br />

übertreiben.<br />

Nimm uns doch mal mit:<br />

Wie sieht eigentlich ein<br />

normaler Arbeitstag bei<br />

dir aus?<br />

Ich stehe um 5.30 Uhr auf, gehe<br />

für 45 Minuten ins Fitnessstudio.<br />

Um 8 sitze ich an meinem<br />

Schreibtisch und brainstorme<br />

Video-Ideen und schreibe<br />

Skripte für das heutige Video.<br />

Anschließend filme ich alles<br />

und schneide das Video. Um<br />

circa 16 Uhr bin ich fertig.<br />

Nachdem ich das Video gepostet<br />

habe, muss ich mich auch<br />

schon aufs nächste Video vorbereiten.<br />

Manchmal dauert der<br />

Prozess länger als einen Tag,<br />

weil mir Qualität wichtiger ist<br />

als Quantität.<br />

Seit kurzem bist du auch TV-<br />

Experte bei den NBA-Übertragungen<br />

auf ran. Was reizt<br />

dich an diesem Job?<br />

Der Host Christoph „Icke“<br />

Dommisch hat mich persönlich<br />

gefragt, ob ich dabei sein will,<br />

weil er rausgefunden hat, dass<br />

ich Basketballer war. Für mich<br />

war das ein großer Glücksfall,<br />

weil ich so wieder in Verbindung<br />

mit dem Basketballsport<br />

kommen konnte. Ich habe die<br />

NBA immer verfolgt und jetzt<br />

habe ich die Chance, die Spiele<br />

live im Fernsehen zu kommentieren<br />

– das ist ein cooler „full<br />

circle moment“. In Germany<br />

we don’t say: This is such a great<br />

opportunity and I’m very excited<br />

about it! We say: Um die<br />

Uhrzeit will ich aber nicht arbeiten<br />

(lacht).<br />

Was sind deine Pläne für die<br />

Zukunft?<br />

Ich träume von einer TV-Serie<br />

mit meinen verschiedenen<br />

Charakteren und möchte dabei<br />

gerne eine komplette Reise<br />

durch Deutschland machen –<br />

in der Art von Mr. Bean. Hier<br />

will ich zeigen, wie der Engländer<br />

viele Sachen falsch macht<br />

und von den Deutschen lernen<br />

muss, wie es eigentlich geht.<br />

Und zum Schluss gibt es<br />

noch eine Schnellfragerunde.<br />

Hier musst du dich für<br />

eine Antwortmöglichkeit<br />

entscheiden. Fish and Chips<br />

oder Spätzle mit Soße?<br />

Fish and chips.<br />

Basketball-Bundesliga (BBL)<br />

oder NBA?<br />

NBA.<br />

Tiktok oder Instagram?<br />

Tiktok, aber nur weil ich auf<br />

dieser Plattform angefangen<br />

habe. Instagram läuft allerdings<br />

super momentan, daher würde<br />

ich beides nehmen. <br />

Tap Water oder<br />

Apfelschorle?<br />

Apfelschorle all day. <br />

Von Eileen Schirle


10| NEXT STEP JOBSTART<br />

ALLES DREHT SICH<br />

UM METALL<br />

Keine Angst vor großen Maschinen:<br />

Timur Herter macht bei Gemü eine<br />

Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker.<br />

Sägen, feilen, fräsen,<br />

bohren – wo Zerspanungsmechaniker<br />

am<br />

Werk sind, geht es<br />

durchaus schon mal laut zu.<br />

Denn um Metall so zu bearbeiten,<br />

dass es am Ende die gewünschte<br />

Form und Funktion<br />

hat, braucht es häufig große<br />

Maschinen – „und viel Fachwissen“,<br />

wie Timur Herter schon<br />

weiß. Der 16-Jährige steckt momentan<br />

mitten im ersten Lehrjahr<br />

seiner Ausbildung zum<br />

Zerspanungsmechaniker bei<br />

Gemü. „Ich bin zwar erst seit<br />

September 2023 dabei, aber ich<br />

habe schon sehr viel lernen<br />

dürfen“, sagt der Gaisbacher.<br />

Warum er sich für diese Ausbildung<br />

entschieden hat, erklärt<br />

Timur so: „Ich wollte in meinem<br />

zukünftigen Beruf auf jeden Fall<br />

mit Metall arbeiten und gerne<br />

auch große Maschinen wie etwa<br />

CNC-Fräszentren bedienen.“<br />

Über einen Freund, der<br />

bereits einen Lehrvertrag bei<br />

Gemü unterschrieben hatte,<br />

habe er dann von der Ausbildung<br />

zum Zerspanungmechaniker<br />

erfahren. „Die Aufgaben<br />

und Inhalte haben mir gut gefallen.<br />

Deshalb habe ich mich<br />

auch gleich beworben.“ Kurze<br />

Zeit später schon wurde er bei<br />

Gemü zum Vorstellungsgespräch<br />

und Praktikumstag eingeladen.<br />

„Das lief beides ganz<br />

gut und ich habe nochmal ganz<br />

viel über die Ausbildung erfahren<br />

können“, erinnert sich Timur.<br />

Beim Praktikumstag am Standort<br />

Criesbach wurde der 16-Jährige<br />

von einem Gemü-Azubi<br />

betreut, den er mit seinen Fragen<br />

zum Betrieb, den Aufgaben<br />

und dem Ablauf der Ausbildung<br />

löchern konnte. Neben der<br />

Theorie konnte Timur auch<br />

gleich praktisch mitmachen:<br />

„Nach einer Sicherheitsunterweisung<br />

durfte ich – natürlich<br />

mit Anleitung und Unterstützung<br />

– eine Parallelschraubzwinge<br />

anfertigen. Dafür mussten<br />

wir sägen, feilen und fräsen.<br />

Mein Werkstück durfte ich später<br />

mit nach Hause nehmen.“<br />

Dieser Rundum-Einblick habe<br />

ihm sehr bei seiner Entscheidung<br />

für den Beruf des Zerspanungsmechanikers<br />

geholfen.<br />

„Letztendlich kam recht schnell<br />

eine Zusage von Gemü. Über<br />

die habe ich mich dann total gefreut.“<br />

Denn Timur sieht viele<br />

Vorteile bei seinem jetzigen<br />

Lehrbetrieb: „Es ist ein größeres<br />

Unternehmen mit mehreren<br />

Standorten, die ich von meinem<br />

Wohnort aus gut mit dem<br />

Fahrrad oder den öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln erreichen<br />

kann. Außerdem hat mich das<br />

große Know-how in der Metallbearbeitung<br />

angesprochen.<br />

Und es ist natürlich auch cool,<br />

dass so viele Events wie zum<br />

Beispiel das interne Firmen-<br />

Fußballturnier organisiert werden.“<br />

Der 16-Jährige spielt in<br />

seiner Freizeit bei den Sportfreunden<br />

Schwäbisch Hall Fußball.<br />

Sein Können stellt er da<br />

gerne auch in der Azubi-Mannschaft<br />

von Gemü unter Beweis.<br />

<strong>Step</strong>-by-step wird’s schwieriger<br />

Was er für seinen künftigen Beruf<br />

können muss, das bekommt


NEXT STEP JOBSTART |11<br />

Timur zunächst in der Ausbildungswerkstatt<br />

von Gemü beigebracht.<br />

Zur Grundausbildung<br />

gehört das Arbeiten an<br />

den unterschiedlichen Maschinen<br />

und mit verschiedenen<br />

Werkzeugen. „Die Aufgaben<br />

werden nach und nach etwas<br />

anspruchsvoller, das funktioniert<br />

aber alles step-by-step<br />

und ist gut strukturiert“, berichtet<br />

der Azubi. Aber ganz<br />

egal, ob er an Dreh- oder Fräsmaschine,<br />

in der Ausbildungswerkstatt<br />

oder in der Produktion<br />

arbeitet – als Zerspanungsmechaniker<br />

müssen obendrein die<br />

Gefahren immer im Blick behalten<br />

werden. „Die Sicherheit hat<br />

jederzeit oberste Priorität! Ich<br />

muss deshalb je nach Aufgabe<br />

auch eine Schutzbrille, Handschuhe<br />

und Ohrstöpsel tragen<br />

– das Verletzungsrisiko an den<br />

einzelnen Maschinen ist hoch.“<br />

Gerade deshalb sei es ihm auch<br />

wichtig, dass er innerhalb der<br />

dreieinhalb Jahre als Azubi alle<br />

Handgriffe und Bereiche des<br />

Berufs umfassend erlerne.<br />

„Ich freue mich schon<br />

darauf, beim Durchlauf<br />

die unterschiedlichen Abteilungen<br />

und Standorte<br />

von Gemü kennenzulernen.“<br />

Neben dem Stammhaus<br />

in Criesbach, wo die<br />

Ausbildungswerkstatt angesiedelt<br />

ist, wird Timur innerhalb<br />

seiner Ausbildung auch<br />

das Oberflächentechnologieund<br />

das Produktions- und Logistikzentrum<br />

in Kupferzell<br />

kennenlernen. Außerdem hat<br />

er im zweiten Lehrjahr sogar<br />

die Möglichkeit für zwei Wochen<br />

eine Niederlassung im<br />

Ausland zu besuchen.<br />

Die Sicherheit hat jederzeit<br />

oberste Priorität!<br />

Auf den Beruf abgestimmt<br />

Vier Tage pro Woche verbringt<br />

Timur derzeit im Betrieb. An einem<br />

Tag besucht er die Berufsschule<br />

in Öhringen und paukt<br />

unter anderem neben Gemeinschaftskunde<br />

und Englisch<br />

auch die Berufstheorie, die sich<br />

um die Metallbearbeitung<br />

dreht. Welche Schrauben gibt<br />

es, wie erkenne ich die Steigung<br />

und was ist eigentlich eine Bügelmessschraube?<br />

Das alles<br />

sind typische Inhalte in der Berufstheorie.<br />

„Dieses Fach<br />

macht mir in der Berufsschule<br />

am meisten Spaß, weil es alles<br />

neues Wissen ist, das sich direkt<br />

auf meinen künftigen Beruf<br />

bezieht.“ Alle drei Wochen<br />

findet zudem mittwochs der<br />

Werkstatt-Unterricht statt.<br />

Wer sich für die Ausbildung<br />

zum Zerspanungsmechaniker<br />

interessiert, der sollte Timur<br />

zufolge neben der Lust aufs<br />

Lernen vor allem handwerkliches<br />

Geschick und technisches<br />

Verständnis mitbringen. „Und<br />

man sollte gerne im Team arbeiten.<br />

Dann macht einem die<br />

Ausbildung bestimmt genauso<br />

viel Spaß wie mir!“<br />

Von Alisa Grün<br />

Die richtige Einstellung macht’s – sowohl bei den Maschinen<br />

und Werkzeugen, als auch in Sachen Ausbildung.Fotos: Alisa Grün


VOM WOHLFÜHL-ORT<br />

ZUM ARBEITSPLATZ<br />

Emma Hügelmaier liebt das Lesen und tobt sich gerne kreativ aus.<br />

Deshalb lässt sich die 19-Jährige zur Buchhändlerin ausbilden.<br />

Pssst, hier wird gelesen!“<br />

– Wer an eine<br />

Buchhändlerin denkt,<br />

dem kommt bestimmt<br />

relativ schnell dieser Satz zusammen<br />

mit dem Bild einer älteren,<br />

streng dreinblickenden<br />

Dame mit warnendem Zeigefinger<br />

vor dem Mund in den<br />

Kopf. Dass diese Vorstellung<br />

aber so gar nicht mit der Realität<br />

übereinstimmt, zeigt sich am<br />

Beispiel von Emma Hügelmaier<br />

ganz schnell. Die 19-Jährige absolviert<br />

in der Buchhandlung<br />

Rupprecht in Crailsheim eine<br />

Ausbildung zur Buchhändlerin.<br />

„Dabei geht es manchmal ein<br />

bisschen leise zu, aber definitiv<br />

alles andere als langweilig und<br />

streng“, sagt Emma und lächelt.<br />

Sie steckt momentan mitten in<br />

ihrem zweiten Lehrjahr und ist<br />

nach wie vor froh, den Ausbildungsberuf<br />

für sich entdeckt zu<br />

haben. „Mir war nicht bewusst,<br />

dass es innerhalb der Handelsberufe<br />

diese Spezialisierung<br />

gibt. Inzwischen macht das für<br />

mich natürlich absolut Sinn.“<br />

Denn die Arbeit in einer Buchhandlung<br />

erfordere schon einiges<br />

an Fachwissen, wie die<br />

Crailsheimerin deutlich macht:<br />

„Das fängt schon bei den unterschiedlichen<br />

Materialien,<br />

sprich dem Papier, an – wie wird<br />

es produziert, was sind die Vorteile<br />

von Hochglanz- zu recyceltem<br />

Papier und natürlich die<br />

Frage nach der Nachhaltigkeit.<br />

Diese Aspekte lerne ich unter<br />

anderem nun innerhalb meiner<br />

Ausbildung.“<br />

Spontan vor Ort informiert<br />

Doch wie ist Emma dann überhaupt<br />

auf diese Ausbildung aufmerksam<br />

geworden? „Ganz<br />

klassisch durch eine Zeitungsanzeige!<br />

Ich habe schon immer<br />

gerne gelesen und deshalb hat<br />

mich die Lehrstelle gleich angesprochen.“<br />

Bevor sie ihre Bewerbung<br />

abgegeben hat, ist sie<br />

aber spontan in der Filiale in<br />

Crailsheim vorbeigegangen.<br />

Der Filialleiter habe sich sofort<br />

Zeit für sie genommen und alle<br />

ihre Fragen umfassend beantwortet.<br />

„Er hat mir die Aufgaben<br />

und den Ablauf der Ausbildung<br />

erklärt. Das hat mir so gut gefallen,<br />

dass ich im Anschluss gleich<br />

meine Bewerbung geschrieben<br />

habe“, erinnert sich Emma.<br />

Dass sie nun ausgerechnet in<br />

der Crailsheimer Rupprecht-<br />

Buchhandlung arbeiten darf,<br />

freut sie besonders: „Ich war<br />

schon als Kind und Jugendliche<br />

immer hier, wenn ich neuen Lese-Stoff<br />

gebraucht habe oder<br />

einfach nur durch die Bücher<br />

stöbern wollte. Es ist ein richtiger<br />

Wohlfühl-Ort für mich.“<br />

Und nun inzwischen eben auch<br />

ein Ort, an dem sie selbst für die<br />

richtige Wohlfühl-Stimmung<br />

sorgen darf. Denn das Dekorieren<br />

der Schaufenster und das<br />

Präsentieren der Bücher auf den<br />

Verkaufstischen gehört genauso<br />

zu ihren Aufgaben, wie das Kassieren<br />

oder das Auspacken und<br />

Verräumen neuer Ware. Wie das<br />

alles funktioniert und was zu<br />

beachten ist, hat Emma bereits<br />

beigebracht bekommen. Nach<br />

und nach kommen neue To-dos<br />

hinzu, wie beispielweise die Bestellung<br />

der Titel bei den Verlagen.<br />

„Ein ganz großer Teil des<br />

Arbeitsalltags beinhaltet auch<br />

die Beratung und Betreuung der<br />

Kunden“, erklärt die Auszubildende.<br />

„Dafür kann ich aber natürlich<br />

nicht jedes Buch gelesen<br />

haben!“ Vielmehr tauscht sie<br />

sich deshalb regelmäßig mit ihren<br />

Kolleginnen und Kollegen<br />

über die unterschiedlichsten<br />

Bücher aus. „So bekommen wir<br />

alle einen guten Überblick und<br />

können auch in Bereichen oder<br />

Genres beraten, die vielleicht<br />

nicht unbedingt unser Steckenpferd<br />

sind “, macht Emma deutlich.<br />

Trotzdem – „wer sich zur Buchhändlerin<br />

ausbilden lassen<br />

möchte, muss das Lesen auf jeden<br />

Fall lieben und praktizieren“,<br />

ist sich Emma sicher. Sie<br />

selbst verschlingt monatlich<br />

zwischen fünf und zehn Bücher,<br />

meist Fantasy- oder Jugendbuch-Romane.<br />

Daher ist es<br />

auch nicht ungewöhnlich, dass<br />

sie gleich mehrere Exemplare<br />

im Koffer mitnimmt, wenn sie


NEXT STEP JOBSTART |13<br />

zur Berufsschule nach Heidelberg<br />

aufbricht. „Die Schule findet<br />

im Blockunterricht statt,<br />

meist zwei Wochen am Stück.“<br />

Neben Englisch und Deutsch<br />

steht auch Steuerung und Kontrolle<br />

auf dem Stundenplan, das<br />

kaufmännische Themen wie etwa<br />

die Buchhaltung beinhaltet.<br />

In den Pausen gibt es für sie und<br />

ihre rund 20 Klassenkameraden<br />

oftmals ebenfalls nur ein Thema:<br />

Bücher.<br />

Keine Scheu vor den Kunden<br />

Doch nicht nur das Lesen ist<br />

Emmas Leidenschaft. Sie reitet,<br />

macht Karate und spielt Trompete<br />

– viel Abwechslung tut ihr<br />

gut. „Mich auf der Arbeit dann<br />

aber mit den Kunden über ganz<br />

unterschiedliche Lektüre auszutauschen,<br />

das beflügelt mich<br />

auch immer wieder aufs Neue.“<br />

Deshalb empfindet sie es auch<br />

als äußerst wichtig, dass man<br />

für den Beruf Empathie und<br />

Die Auszubildende Emma Hügelmaier fühlt sich zwischen den<br />

tausenden Büchern richtig wohl.<br />

Fotos: Alisa Grün<br />

Lust am Kontakt mit Menschen<br />

mitbringt. Denn um das passende<br />

Buch für den jeweiligen<br />

Kundenwunsch zu finden,<br />

brauche es viel Verständnis.<br />

„Und oft auch Vertrauen. Deshalb<br />

finde ich es auch schön,<br />

wenn man mit der Zeit den Lese-Geschmack<br />

der Stammkunden<br />

kennt und sie dann auch<br />

auf Anhieb richtig gut beraten<br />

kann“, berichtet Emma aus ihrer<br />

Erfahrung.<br />

Eine Aufgabe, die sie besonders<br />

gerne macht, sind Klassenführungen.<br />

„Zum Welttag des Buches<br />

im April kommen viele<br />

Schulklassen der Stufe vier und<br />

fünf zu uns in die Buchhandlung.<br />

Ich durfte den Kindern<br />

letztes Jahr dann unsere Bücher<br />

näherbringen und ihnen Lust<br />

Ein ganz großer Teil<br />

meines Arbeitsalltags<br />

beinhaltet die Beratung<br />

und Betreuung der Kunden.<br />

aufs Lesen machen“, beschreibt<br />

Emma. „Ich hatte Sorge, dass<br />

alle ganz unruhig sind. Aber so<br />

war es gar nicht. Die Kids haben<br />

ganz toll zugehört und waren<br />

alle sehr interessiert. Das hat<br />

mir – wie eigentlich alles an<br />

meiner Ausbildung – unheimlich<br />

gefallen!“<br />

Von Alisa Grün


14| NEXT STEP JOBSTART<br />

DAS ZIEL EINER<br />

LANGEN REISE<br />

Melanie H.* hat<br />

schon viele berufliche<br />

Stationen hinter sich.<br />

In der Ausbildung<br />

zur Steinmetzin fühlt<br />

sie sich nun endlich<br />

angekommen.<br />

Für mich<br />

gibt es keinen<br />

Stillstand.<br />

Der Beruf des Steinmetz zählt zu den ältesten der Welt. Er vereint Technik und Kunst –<br />

für die Auszubildende Melli eine ideale Kombination.<br />

Foto: Eileen Schirle<br />

Mit gekonnten Bewegungen<br />

stülpt<br />

Melanie ihr Halstuch<br />

über die<br />

Haare, das sie vor dem feinen<br />

Staub schützen soll. Sie zieht<br />

den Gehörschutz an, setzt ihre<br />

Schutzbrille und die Atemschutzmaske<br />

auf und sucht sich<br />

ihre Werkzeuge aus. Mit Setzeisen<br />

und Fäustel macht sie sich<br />

ans Werk und bearbeitet ihren<br />

Stein. Mit festen Hieben schlägt<br />

sie einzelne, kleine Fragmente<br />

aus ihm heraus, um gezielt<br />

bestimmte Formen zu erschaffen.<br />

„Das ist eine ganz<br />

neue Technik für mich. Das<br />

mache ich heute zum ersten<br />

Mal“, erzählt sie.<br />

Dass Melli, wie sie von<br />

Freunden und Kollegen genannt<br />

wird, heute in der<br />

Werkstatt von SDC Steinsanierung<br />

Denkmalpflege Crailsheim<br />

in Satteldorf steht, ist<br />

nicht selbstverständlich. Sie ist<br />

*Der Nachname ist der Redaktion bekannt, wird aber auf Wunsch der Protagonistin nicht genannt.


NEXT STEP JOBSTART |15<br />

keine gewöhnliche Auszubildende:<br />

Melli ist 45 Jahre alt, kommt aus<br />

Bayern und hat in ihrer bisherigen<br />

beruflichen Laufbahn<br />

schon so viel erlebt, wie manch<br />

andere in ihrer gesamten Karriere<br />

nicht. Sie hat eine Ausbildung<br />

zur pharmazeutischkaufmännischen<br />

Angestellten<br />

absolviert, in einem Industriebedarfshandel<br />

gearbeitet und<br />

sich als Rettungsassistentin<br />

nochmals in eine ganz neue<br />

Richtung gewagt. Zwölf Jahre<br />

lang war sie als Sanitätsfeldwebel<br />

bei der Bundeswehr tätig,<br />

unter anderem im Bundeswehrkrankenhaus<br />

in Ulm.<br />

Während dieser Zeit holte sie<br />

sogar ihre Mittlere Reife berufsbegleitend<br />

nach. Nach ihrer<br />

Dienstzeit bei der Bundeswehr<br />

fing sie eine Ausbildung zur<br />

Fremdsprachkorrespondentin<br />

an, um später als Skilehrerin in<br />

Südtirol arbeiten zu können.<br />

Doch der Corona-Lockdown<br />

machte ihr einen Strich durch<br />

die Rechnung. Dass sie großes<br />

Interesse an Steinen und Steingestaltung<br />

hat, wurde ihr erstmals<br />

bei einem Aufenthalt in<br />

Bardou, einem kleinen, alten<br />

Örtchen in Südfrankreich, bewusst.<br />

Sie informierte sich über<br />

den Steinmetzberuf, suchte<br />

nach passenden Betrieben in<br />

der Nähe und fand ihren Ausbildungsplatz<br />

bei SDC, einer<br />

Tochterfirma von Leonhard<br />

Weiss. „Mein Lebenslauf zeigt:<br />

Es gibt für mich keinen Stillstand.<br />

Aus der jeweiligen Situation<br />

heraus, habe ich immer<br />

versucht weiterzukommen. Im<br />

Leben ist doch alles möglich!“<br />

Von Karlsruhe bis Freiburg<br />

In der bisherigen Ausbildungszeit<br />

konnte Melli schon viel<br />

Neues lernen. Neben der Arbeit<br />

in der Werkstatt, wo sie die verschiedenen<br />

Techniken der<br />

Steinbearbeitung kennenlernt<br />

und ausprobiert, gehört bei<br />

SDC Steinsanierung auch die<br />

Arbeit auf der Baustelle dazu.<br />

Das Unternehmen ist auf die<br />

Restaurierung von Bauwerken<br />

und Denkmälern spezialisiert.<br />

„Ich war schon in Karlsruhe<br />

und Waldshut und konnte dort<br />

direkt an den Objekten arbeiten.<br />

Das heißt Fugen erneuern,<br />

Platten versetzen oder Risse<br />

verschließen. Außerdem durfte<br />

ich auch Steine lasieren, also<br />

den Farbton der neu eingesetzten<br />

Steinen so verändern, dass<br />

er zum Rest des Bauwerks<br />

passt“, erläutert sie.<br />

Der Berufsschulunterricht der<br />

angehenden Steinmetzin findet<br />

in Blöcken an der Schule in<br />

Freiburg statt. Auf dem Stundenplan<br />

stehen unter anderem<br />

Mathematik, technisches<br />

Zeichnen, Physik, aber auch<br />

sehr praxisnahe Fächer: „In<br />

Steinkunde beispielsweise lernen<br />

wir die unterschiedlichen<br />

Steinarten und ihre Eigenschaften<br />

kennen. Außerdem gibt es<br />

auch Werkstattunterricht.“<br />

Egal ob Schule, Werkstatt oder<br />

Baustelle: Melli ist überall gern<br />

dabei und will weiter lernen.<br />

„Hier als Steinmetzin zu arbeiten<br />

fühlt sich einfach gut an. Ich<br />

habe das Gefühl, endlich angekommen<br />

zu sein“, schwärmt<br />

sie. Dass sie mit ihrem außergewöhnlichen<br />

Lebenslauf nicht<br />

die traditionelle Auszubildende<br />

ist, stört sie nicht: „In meiner<br />

ersten Woche hat mich der<br />

SDC-Geschäftsführer über das<br />

Technikgelände geführt, auf<br />

dem ja ganz viele Abteilungen<br />

mit verschiedenen Berufen beheimatet<br />

sind. Er meinte damals<br />

zu mir: ,Wir sind hier die<br />

Exoten.‘ Da dachte ich für mich:<br />

,Das passt genau zu mir. Hier<br />

bin ich richtig!‘“<br />

Von Eileen Schirle


16| NEXT STEP JOBSTART<br />

DIE WEITE WELT<br />

ENTDECKEN<br />

Topmodern und global vernetzt: Laura<br />

Bausenwein absolviert ein duales Studium im<br />

Bereich „BWL – International Business“.<br />

Laura arbeitet aktuell in der<br />

Marketing-Abteilung. Social-Media-<br />

Postings vorbereiten, die Website<br />

pflegen oder Beiträge für das Intranet<br />

schreiben gehören hier zu ihren<br />

Aufgaben. Foto: Würth Industrie Service<br />

Die Welt steht dir offen!“<br />

– mit diesem<br />

Spruch bewirbt die<br />

DHBW Mosbach<br />

den dualen Studiengang „International<br />

Business“. Und damit<br />

konnte sie Laura Bausenwein<br />

gleich ansprechen: „Dass mir<br />

Wirtschaft gefällt, habe ich bereits<br />

in der Schule festgestellt.<br />

Und auch der globale Aspekt<br />

und der hohe Fremdsprachenanteil<br />

in diesem Studiengang<br />

haben mich neugierig gemacht“,<br />

erzählt die 20-Jährige.<br />

Auch das Konzept des dualen<br />

Studiums hat sie von Anfang an<br />

überzeugt, da ihr ein hoher Praxisanteil<br />

in ihrer Ausbildung<br />

wichtig ist. „Man hat einfach<br />

schon einen Fuß im Berufsleben<br />

und lernt nicht nur die Theorie.<br />

Das hat mich begeistert.“ Ihr<br />

Ausbildungsbetrieb ist das Unternehmen<br />

Würth Industrie Service<br />

in Bad Mergentheim. Gleich<br />

zum Start fanden die Welcome-<br />

Tage mit allen Azubis und Studierenden<br />

des Unternehmens<br />

statt. Zudem ging es für drei Tage<br />

nach Sonnenbühl auf der<br />

Schwäbischen Alb – „daran erinnere<br />

ich mich heute noch gerne<br />

zurück. Es war wie eine Klassenfahrt<br />

und alle konnten sich<br />

ganz ungezwungen bei verschiedenen<br />

Aktivitäten kennenlernen.<br />

Das hat uns richtig zusammengeschweißt.“<br />

Mittlerweile ist Laura im fünften<br />

Semester angekommen und hat<br />

schon einige Stationen im Unternehmen<br />

kennenlernen dürfen.<br />

„Ich bekomme Einblicke in<br />

viele verschiedene Abteilungen:<br />

Marketing, Einkauf, nationaler<br />

und internationaler Vertrieb<br />

oder Personal. Die Abläufe sind<br />

jedes Mal anders, ich lerne neue<br />

Leute kennen und darf auch immer<br />

gleich Aufgaben mit Verantwortung<br />

übernehmen“, berichtet<br />

die Studentin, die im<br />

bayerischen Ochsenfurt lebt. Ihr<br />

Studium ist aufgeteilt in Praxisund<br />

Theoriephasen, die abwechselnd<br />

im Unternehmen auf<br />

dem Drillberg und am Campus<br />

Bad Mergentheim der DHBW<br />

Mosbach stattfinden.<br />

Keine Angst vor der<br />

englischen Sprache<br />

An der Hochschule stehen Kurse<br />

wie Betriebs- und Volkswirtschaftslehre,<br />

Mathematik, Statistik<br />

und Recht auf dem Semesterplan.<br />

Außerdem erlangen die<br />

Studierenden diverse interkulturelle<br />

Kompetenzen. „Das sind<br />

Studieninhalte, die auf die globalen<br />

Geschäftstätigkeiten ausgelegt<br />

sind. Wir lernen unterschiedliche<br />

Kulturen kennen.<br />

Auf was muss man achten, wenn<br />

man mit internationalen Businesspartnern<br />

spricht? Wo lauern<br />

länderspezifische Fettnäpfchen?<br />

Und worin unterscheiden<br />

sich die wirtschaftlichen Schwerpunkte<br />

und Vorgehensweisen?<br />

All diese Fragen werden in diversen<br />

Modulen geklärt“, erläutert<br />

Laura und ergänzt: „Das ist eine<br />

ganz moderne Herangehensweise<br />

an das Thema Business<br />

und auch relevant für den Betriebsalltag.<br />

Man erweitert dadurch<br />

nicht nur seinen fachlichen,<br />

sondern auch seinen


NEXT STEP JOBSTART |17<br />

persönlichen Horizont.“ Die<br />

Besonderheit am Studiengang<br />

„International Business“<br />

ist die Zweisprachigkeit:<br />

Die Hälfte der Veranstaltungen<br />

findet in Englisch statt. „Anfangs<br />

hatte ich schon etwas Bedenken<br />

deswegen und war mir<br />

nicht sicher, ob ich mir das zutraue.<br />

Aber ich kann alle beruhigen:<br />

Das ist alles halb so<br />

wild!“, verspricht die 20-Jährige.<br />

Man müsse kein perfektes<br />

Englisch beherrschen, um gut<br />

durch die Kurse zu kommen.<br />

„Wer einigermaßen sicher<br />

spricht und Spaß dabei hat,<br />

wird ganz sicher keine Probleme<br />

haben.“<br />

Ich habe das typisch amerikanische<br />

College-Leben kennengelernt.<br />

Von den USA<br />

in die Niederlande<br />

Bei all den internationalen Studieninhalten<br />

darf natürlich<br />

auch ein Auslandsaufenthalt<br />

nicht fehlen: Für Laura ging es<br />

2023 für drei Monate an die Oregon<br />

State University in die USA.<br />

„Ich habe das typisch amerikanische<br />

College-Leben kennengelernt.<br />

Eine Wahnsinnserfahrung!“,<br />

resümiert sie. Auch<br />

während ihrer Praxisphasen gab<br />

es die Möglichkeit, ins Ausland<br />

zu gehen: Fünf Wochen lang<br />

durfte Laura in einer niederländischen<br />

Niederlassung von<br />

Würth Industrie Service mitarbeiten.<br />

„Ich war dort im Vertrieb<br />

tätig und konnte dort meine<br />

interkulturellen Kompetenzen<br />

weiter ausbauen", erzählt sie.<br />

„Durch solche Erfahrungen<br />

knüpft man viele neue Kontakte<br />

und blickt einmal über den Tellerrand<br />

hinaus.“<br />

Aktuell befindet sich die 20-Jährige,<br />

die in ihrer Freizeit gerne<br />

tanzt und liest, im sogenannten<br />

Orientierungsjahr. Da sie kurz<br />

vor ihrem Abschluss steht, bekam<br />

Laura von Würth Industrie<br />

Service die Möglichkeit, sich eine<br />

Abteilung auszusuchen, in<br />

der sie perspektivisch arbeiten<br />

möchte – in ihrem Fall im Marketing.<br />

„Jetzt kann ich mich in<br />

den letzten zwei Praxisphasen<br />

intensiver mit den Arbeitsabläufen<br />

und To-dos beschäftigen“,<br />

erklärt Laura. Sie wird nach ihrem<br />

Abschluss in dieser<br />

Abteilung arbeiten und sich<br />

künftig um den Bereich interne<br />

Kommunikation kümmern und<br />

diesen mit aufbauen. „Für diese<br />

Chance bin ich dem Unternehmen<br />

und meinen Vorgesetzen<br />

sehr dankbar. Es ist nicht selbstverständlich,<br />

dass man<br />

nach dem Studium<br />

gleich so viel Verantwortung<br />

übertragen bekommt.<br />

Ich freue mich<br />

wirklich sehr über meine<br />

neuen Aufgaben!“, schließt sie.<br />

Von Eileen Schirle


18| NEXT STEP JOBSTART<br />

Lina Woitalla, hier mit Rollen<br />

verschiedenfarbiger Bänder,<br />

hat vor kurzem ihre Prüfung zur<br />

Raumausstatterin abgelegt.<br />

<br />

Fotos: Ufuk Arslan<br />

BÖDEN VERLEGEN,<br />

WÄNDE TAPEZIEREN,<br />

MÖBEL AUFPOLSTERN<br />

Raumausstatterin Lina Woitalla ist auch in ihrer eigenen Wohnung<br />

experimentierfreudig. Gelernt hat sie das Handwerk bei der Firma<br />

C. Fenchel GmbH & Co. KG in Künzelsau und Bad Mergentheim.<br />

Schlichte weiße Wände<br />

sind nichts für Lina<br />

Woitalla. Als gelernte<br />

Raumausstatterin ist<br />

sie experimentierfreudig. „Man<br />

traut sich einfach mehr“, sagt<br />

die 18-Jährige aus Ingelfingen,<br />

die vor kurzem ihre Gesellenprüfung<br />

abgelegt hat. Deshalb<br />

hat sie eine bunte Mustertapete<br />

für ihre eigene Wohnung gewählt.<br />

Sollte ihr das einige Monate<br />

später nicht mehr gefallen,<br />

ändert sie es einfach wieder. Lina<br />

hat das Handwerkszeug, um<br />

sich ihre Wohnung so zu gestalten,<br />

wie es ihr gefällt. In ihrer<br />

Ausbildung hat sie gelernt, wie<br />

man tapeziert, Gardinen näht<br />

und Böden verlegt. Mit ihrem<br />

Wissen, ihrem Gefühl für Räume<br />

und ihrem Auge für gestalterische<br />

Details verhilft sie auch<br />

den Kunden der Firma Fenchel<br />

zu einem schönen und harmonischen<br />

Zuhause.<br />

Handwerkliches Geschick<br />

ist wichtig<br />

Raumgestaltung sei schon immer<br />

ihr Hobby gewesen, erzählt<br />

Lina. Nach der Mittleren Reife<br />

und einem Praktikum, ebenso<br />

bei Fenchel, startete sie 2021 ihre<br />

Ausbildung. Fast jeder Tag<br />

beinhaltete für sie Neues. Sich<br />

immer wieder auf Umgebungen<br />

und die Wünsche der Kundschaft<br />

einzustellen, biete Abwechslung<br />

bei der Arbeit. „Man<br />

weiß nie, was kommt“, erzählt<br />

Lina, die mal im Laden und mal<br />

„auf der Baustelle“ oder bei den<br />

Kunden vor Ort arbeitet. Manche<br />

Kundinnen und Kunden<br />

hätten ganz klare Vorstellungen,<br />

andere wollten eingehend<br />

beraten werden. Für manche<br />

seien ausschließlich weiße<br />

Wände das Richtige. Andere<br />

legten Wert auf eine außergewöhnliche<br />

und farbenfrohe Gestaltung.<br />

Informieren, beraten,<br />

auch Konzepte entwerfen, aber<br />

vor allem die handwerkliche<br />

Ausführung gehören also zum<br />

Joballtag nach der Ausbildung.<br />

Neben praktischem Geschick<br />

sind kommunikative Fähigkeiten,<br />

die Freude am Umgang mit<br />

Menschen sowie ein Gespür für<br />

Räume und ein gutes Vorstellungsvermögen<br />

wichtig.<br />

„Ich selbst habe meistens eine<br />

ganz gute Vorstellung davon,<br />

was gut aussehen könnte“, sagt<br />

Lina, die ihre Kolleginnen und<br />

Kollegen zu den Vor-Ort-Terminen<br />

begleitet. Bereits im Vorfeld<br />

erkundigt sie sich, welche Wünsche<br />

der Ratsuchende hat, ob er<br />

eher dunkle oder helle Möbel<br />

besitzt, welche Art von Gardinen<br />

und ob es ein Holz-, ein<br />

Kunststoff- oder ein Teppichboden<br />

sein soll. Anhand der Beschreibungen<br />

müsse sie sich<br />

den Raum vorstellen und Ideen<br />

entwickeln können. Sie legt<br />

auch selbst Hand an und verlegt<br />

beispielsweise die Böden, näht<br />

Gardinen, tapeziert und polstert.<br />

Denn Raumausstatter-<br />

Azubis müssen nicht nur ein<br />

Händchen für die Kundschaft<br />

haben, sondern mit Nadel, Teppichmesser<br />

und Kleisterpinsel<br />

umgeben können.<br />

Lina achtet auch privat<br />

auf Qualität<br />

Das Rüstzeug hierfür erhielt sie<br />

im Ausbildungsbetrieb und im<br />

Blockunterricht in der Berufsschule<br />

in Stuttgart. Viermal im


NEXT STEP JOBSTART | 19<br />

Ich selbst habe meistens eine<br />

ganz gute Vorstellung davon,<br />

was gut aussehen könnte.<br />

Raumausstatterin Lina an der Nähmaschine.<br />

Jahr war sie jeweils für einige<br />

Wochen dort. Sie habe unter anderem<br />

gelernt, wie verschiedene<br />

Materialien hergestellt und<br />

von Raumausstattern verarbeitet<br />

werden, welche Eigenschaft<br />

sie haben, aber auch welche<br />

Farben und Muster gut zusammenpassen,<br />

erläutert Lina.<br />

Auch mathematische Kenntnisse<br />

sind von Vorteil. „Diese sind<br />

wichtig, um beispielsweise ein<br />

Aufmaß machen zu können, also<br />

zu berechnen, welche Menge<br />

an Tapetenrollen oder Teppichfliesen<br />

benötigt werden.“ Im<br />

praktischen Unterricht standen<br />

Nähen, Polstern, Boden verlegen<br />

und Tapezieren auf dem<br />

Stundenplan. Und wie geht es<br />

für die frischgebackene Gesellin<br />

Lina weiter? Zuerst einmal hat<br />

sie den Arbeitsvertrag bei der<br />

Firma Fenchel unterschrieben<br />

und wird sich dort weiterhin um<br />

die Wünsche der Kundschaft<br />

kümmern. Langfristig kann sie<br />

sich aber auch ein Studium zur<br />

Innenarchitektin vorstellen, um<br />

ganze Räume zu gestalten. Das<br />

macht sie gerade mit ihren eigenen<br />

vier Wänden. Zur Mustertapete<br />

kam als Bodenbelag ein<br />

Klickvinyl, den sie selbst verlegt<br />

hat. Welche Gardinen es sein sollen,<br />

überlegt sie noch. Nur eines<br />

ist jetzt bereits sicher: „Sie müssen<br />

von guter Qualität sein.“<br />

Von Claudia Linz


20| NEXT STEP JOBSTART<br />

DIE TIERE<br />

Jonas Ströbel versorgt die Kälber in den<br />

„Iglus“ und bedient den Tränkeautomaten<br />

(kleines Bild). Dort kann man ablesen, wieviel<br />

Milch die Kälber trinken.<br />

Foto: Claudia Linz<br />

KOMMEN IMMER ZUERST<br />

Jonas Ströbel ist 18 Jahre alt und absolviert sein zweites Ausbildungsjahr zum Landwirt im<br />

Milchvieh- und Aufzuchtbetrieb der Hofmann-Schöppler GbR in Birkelbach bei Satteldorf.<br />

Das hier ist Mariele.<br />

Und diese heißt Pamira.<br />

Sie ist eine der<br />

Töchter von Pam,<br />

der ältesten Kuh auf dem Hof“,<br />

erzählt Jonas Ströbel und zeigt<br />

auf einige der weiß-braun gescheckten<br />

Tiere auf der rechten<br />

Stallseite. Auf Pamiras Stirn<br />

kräuseln sich wie bei ihren<br />

„Schwestern“ weiße Löckchen.<br />

Dass beide Namen mit dem<br />

Buchstaben „P“ beginnen, ist<br />

kein Zufall. „So wissen wir immer,<br />

welche Kuh von welcher<br />

Mutter abstammt“, erklärt der<br />

18-Jährige. Und seine Chefin<br />

Barbara Hofmann ergänzt:<br />

„Manchmal muss ich unser<br />

Buch mit Kindernamen zu Hilfe<br />

nehmen, weil es gar nicht so<br />

einfach ist, immer wieder neue<br />

Namen mit ein und demselben<br />

Anfangsbuchstaben zu finden.“<br />

Die Ausbildung zum Landwirt<br />

dauert 36 Monate und beginnt<br />

mit einem Jahr Vollzeitschule.<br />

In Jonas Fall in Crailsheim. Zum<br />

theoretischen Unterricht über<br />

die Bodenbeschaffenheit sowie<br />

pflanzliche und tierische Produktion<br />

kamen praktische Unterweisungen<br />

etwa in der<br />

Schleppertechnik sowie in der<br />

Holz- und der Metallverarbeitung.<br />

Außerdem hatten die<br />

Azubis die Möglichkeit, verschiedene<br />

Betriebszweige kennenzulernen,<br />

zum Beispiel Rindermast-,<br />

Schweinemast- und<br />

Ferkelaufzuchtbetriebe. In seinem<br />

zweiten Ausbildungsjahr<br />

lernt Jonas nun, was im Milchviehbetrieb<br />

zu tun ist.<br />

Stall ausmisten und<br />

Tiere füttern<br />

Morgens zwischen 7 und 8 Uhr<br />

beginnt sein Arbeitstag. Noch<br />

vor dem Frühstück mit der Familie<br />

im Wirtschaftsraum, bei<br />

dem der Tagesablauf besprochen<br />

wird, geht es für ihn in den<br />

Stall. Denn die Tiere kommen<br />

immer zuerst. Ein Teil der Kühe<br />

wurde dann bereits zum Doppelzehnerfischgrät-Melkstand<br />

getrieben. Der heißt so, weil jeweils<br />

zehn Melkplätze schräg<br />

nebeneinander angeordnet<br />

sind. Die leeren Liegeboxen<br />

macht der angehende Landwirt<br />

während die Tiere beim Melken<br />

sind nun wieder sauber, mistet<br />

aus und streut sie anschließend<br />

mit frischem Stroh ein, damit<br />

sich die Tiere, wenn sie vom<br />

Melken zurückkommen, wieder<br />

rundherum wohl fühlen.<br />

Dann versorgt er die Kälber in<br />

den Iglus mit frischem Wasser<br />

und frischem Futter. Zumeist<br />

sind das Schrot, Silage und Heu<br />

aus eigenem Anbau. Manchmal<br />

ist der junge Hohenloher auch<br />

im Melkstand dabei und hilft<br />

beim „Anrüsten“. Dazu wird<br />

das Euter mit Euterwolle gereinigt<br />

und zur Stimulation mit<br />

der Hand „runtergemolken“.<br />

Das wird deshalb gemacht, weil<br />

erst dann „die Milch ins Euter<br />

einschießt. Circa 60 Sekunden<br />

nach dem Vormelken wird das<br />

Melkzeug an die Zitzen angeschlossen<br />

und von dort gelangt<br />

die Milch über die Milchleitung<br />

direkt in den Milchtank“, erklärt<br />

der Azubi. Das gleiche Prozedere<br />

wiederholt sich am<br />

Abend. Die Milch wird regelmäßig<br />

vom Milchwerk Crailsheim-<br />

Dinkelsbühl abgeholt und dann<br />

zu Käse verarbeitet, zum Beispiel<br />

zu Hirtenkäse, Grillkäse<br />

und Kashkaval. Weil letzterer im<br />

Balkan sehr geschätzt wird,<br />

geht ein Großteil der Produktion<br />

– mit Milch aus Hohenlohe<br />

– dorthin.<br />

Insgesamt leben 150 Kühe, dazu<br />

Jungvieh und Kälber auf dem<br />

Hof. Wie Menschen haben auch<br />

sie ganz unterschiedliche Charaktere.<br />

„Manche sind sowas<br />

von neugierig“, erzählt Jonas<br />

und schmunzelt. „Die kommen<br />

dann immer gleich her, wenn


NEXT STEP JOBSTART |21<br />

ich zum Beispiel am Gatter im<br />

Stall etwas repariere, schauen<br />

zu und schlecken das neu eingesetzte<br />

Teil erst einmal ab.“<br />

Die Allerkleinsten verbringen<br />

ihre ersten Wochen in so genannten<br />

Iglus. Das sind kleine<br />

Hütten so weiß wie ein Schneehaus<br />

und haben einen Auslauf.<br />

Die Kälber können sich so entweder<br />

zurückzuziehen, um sich<br />

vor Regen oder Sonneneinstrahlung<br />

zu schützen, oder<br />

nach draußen gehen, um etwas<br />

von der Welt zu sehen, in die sie<br />

hineingeboren wurden. Beim<br />

Vorbeigehen streichelt Jonas<br />

den Tieren über die Stirn,<br />

manchmal füttert er auch eines<br />

mit der Schoppenflasche.<br />

Familiäres Miteinander<br />

auf dem Hof<br />

Die Kühe, die auf dem Milchviehbetrieb<br />

in Birkelbach geboren<br />

werden und aufwachsen,<br />

gehören zu der Rasse mit dem<br />

Namen Fleckvieh. Jede Kuh gebe<br />

insgesamt 8500 Liter Milch<br />

pro Jahr, und diese sei besonders<br />

hochwertig, weiß Ausbilder<br />

Dietmar Schöppler. Denn neben<br />

der Güteklasse 1 und 2 gebe<br />

es als Steigerung die so genannte<br />

„S-Klasse“ mit einem geringen<br />

Keimgehalt. Genau diese<br />

wird auf dem Hof produziert.<br />

Und damit das auch so bleibt,<br />

wird sehr großer Wert auf die<br />

Hygiene gelegt.<br />

Auch Jonas, der aus Hertershofen<br />

bei Hausen am Bach stammt,<br />

betreibt mit seiner Familie einen<br />

landwirtschaftlichen Betrieb.<br />

Dieser befindet sich in der<br />

Seemühle bei Wettringen. Auch<br />

dort werden Rinder gehalten, allerdings<br />

kein Milchvieh, sondern<br />

Mastrinder und Mutterkühe.<br />

Der Schwerpunkt des<br />

Betriebs liegt in der Produktion<br />

von Biogas. Mit Worten wie „und<br />

Du wirst mal der Bauer“, begleitet<br />

von kräftigem Schulterklopfen,<br />

haben Verwandte den einzigen<br />

Spross der Familie schon<br />

früh dazu ermuntert, den elterlichen<br />

Hof zu übernehmen. Jonas<br />

ist mit der Arbeit in der Landwirtschaft<br />

aufgewachsen, liebt<br />

die vielseitige und abwechslungsreiche<br />

Tätigkeit auf dem<br />

Hof, hat Freude am Umgang mit<br />

den Tieren und fühlt sich wohl<br />

mit der Vorstellung, die Tradition<br />

weiterzuführen. „Jonas<br />

brennt für die Landwirtschaft“ –<br />

das sagt auch sein Chef Dietmar<br />

Landwirt sein, muss man wollen.<br />

Und ich will!<br />

Schöppler, der großen Wert auf<br />

das familiäre Miteinander auf<br />

dem Hof legt. Jeden Tag wird zusammen<br />

gefrühstückt, zu Mittag<br />

gegessen und am Nachmittag<br />

Kaffee getrunken. Wenn<br />

Arbeit auf dem Feld ansteht,<br />

passiert das auch schon mal<br />

draußen unter freiem Himmel.<br />

Im Sommer geht das zweite Ausbildungsjahr<br />

für Jonas zu Ende.<br />

Das dritte absolviert er im elterlichen<br />

Betrieb in der Seemühle,<br />

wo auch seine berufliche Zukunft<br />

liegt. Er wird den Betrieb<br />

irgendwann einmal übernehmen<br />

und freut sich darauf, ihn<br />

so weiterzuführen, dass auch<br />

die nächste Generation gut davon<br />

leben kann. „Landwirt sein,<br />

muss man wollen“, sagt er. „Und<br />

ich will!“<br />

Von Claudia Linz


22| NEXT STEP<br />

MACHER<br />

GRÜNDER, REVIERLEITER<br />

ODER PROFI-FUSSBALLERIN:<br />

UNSERE MACHER ZEIGEN,<br />

WIE KARRIERE GEHT.<br />

Foto: deagreez/adobe.stock.com


24| NEXT STEP<br />

NEXT STEP MACHER |25<br />

FÜR EINE ÜPPIG<br />

BLÜHENDE ZUKUNFT<br />

Chantal Remmert liebt Blumen<br />

und bietet Workshops zu Blumenarragements<br />

an. Foto: Grit Hartung<br />

Blütenpracht aus nachhaltig angebauten Blumen. Foto: Grit Hartung<br />

weggezüchtet, um die Haltbarkeit<br />

der Blumen zu verlängern.<br />

„Und wie traurig ist das, wenn<br />

Rosen statt ihres betörenden<br />

Duftes den Geruch nach Pestiziden<br />

verströmen?“<br />

„Meine Generation ist aufgewachsen<br />

in dem Bewusstsein,<br />

dass die konventionellen Anbaumethoden<br />

unter anderem<br />

aufgrund des Klimawandels<br />

nicht mehr funktionieren werden“,<br />

erläutert Chantal Remmert<br />

ihre Beweggründe, nachhaltig<br />

Blumen anzubauen.<br />

Dabei orientierte sie sich an<br />

Beispielen in England, den USA<br />

und in Italien, wo es nachhaltige<br />

Floristik schon länger gab.<br />

Mehr als einmal habe sie sich<br />

anhören müssen, dass das<br />

nicht funktionieren könne.<br />

Nichtsdestotrotz habe es geklappt.<br />

Rund 300 verschiedene<br />

Blumenarten wachsen und gedeihen<br />

inzwischen in Spöck.<br />

Vieles im Anbau sei reine Handarbeit.<br />

Als Beitrag zur Diversität<br />

verkauft sie selbst gezogenes<br />

insekten- und umweltfreundliches<br />

Saatgut in ihrem Online-<br />

Shop und hat ein Buch mit dem<br />

Titel „Slowflowers. Wilde Gärten<br />

& ungezähmte Bouquets“<br />

herausgebracht.<br />

Eine Praktikantin, die ihre Bachelorarbeit<br />

über nachhaltigen<br />

Blumenhandel in Deutschland<br />

schrieb, brachte Chantal Remmert<br />

schließlich mit Gleichgesinnten<br />

in Deutschland in Kontakt.<br />

„Wir haben mit sieben<br />

Leuten angefangen“, sagt die<br />

Landschaftsarchitektin, „und<br />

sind rasant gewachsen“.<br />

Inzwischen gibt es einen<br />

Verein namens<br />

Slowflower-Bewegung<br />

e.V., dem rund 300 Enthusiasten<br />

im deutschsprachigen<br />

Raum angehören.<br />

„Begeistert teilen wir<br />

unsere Leidenschaft, unsere<br />

Erfahrungen, unser Wissen<br />

und natürlich auch unser Saatgut<br />

und unsere Pflanzen – und<br />

unterstützen uns so gegenseitig“,<br />

sagt Gründungsmitglied<br />

Chantal Remmert. „Und wir<br />

hoffen, dass Slowflowers bald<br />

nicht mehr die Ausnahme, sondern<br />

der Normalzustand sein<br />

werden.“ Über mangelnde<br />

Kundschaft kann sie sich nicht<br />

beklagen. Viele Haller schätzen<br />

die duftende Vielfalt, die außergewöhnliche<br />

Auswahl und das<br />

unkonventionelle Angebot im<br />

Selbstbedienungsstand.<br />

Von Claudia Linz<br />

Bei mir gibt es das,<br />

was ich auch gerne<br />

gekauft hätte.<br />

Regional, saisonal und nachhaltig: Chantal Remmert machte sich mit Slowflowers selbstständig<br />

und gründete das Blumenstudio Erna Primula.<br />

Wer den Namen<br />

„Erna Primula“<br />

hört oder liest,<br />

hat sofort das<br />

Bild einer fröhlichen Gärtnerin<br />

mit Strohhut und grüner Gießkanne<br />

in einem kunterbunten<br />

Blumengarten vor Augen. Vielleicht<br />

ging das auch Chantal<br />

Remmert so, die diesen Namen<br />

kreierte. „Ich wollte etwas finden,<br />

das kreativer ist als Chantal<br />

Remmert Blumen“, erzählt<br />

die gebürtige Hallerin und lächelt.<br />

Ihr Hund Erna und ihre<br />

Lieblingsblume „Himmelsschlüssel“<br />

halfen ihr dabei auf<br />

die Sprünge. Der lateinische<br />

Name der Schlüsselblume lautet<br />

nämlich „Primula“. 2022 ist<br />

die Pionierin der umweltfreundlichen<br />

Floristik wieder in<br />

ihre Heimatstadt zurückgekehrt<br />

und bietet in der Schillerstraße<br />

30 rund um die Uhr duftende<br />

Sträuße zum Verkauf an,<br />

damit Passanten sich selbst<br />

oder anderen nachhaltig Freude<br />

bereiten können.<br />

Blumensträuße<br />

zum Mitnehmen<br />

„Wie Lebensmittel auch, werden<br />

Blumen zum Teil um die<br />

halbe Welt geflogen, um bei uns<br />

die Wohnung zu schmücken<br />

oder zum Brautstrauß gebunden<br />

zu werden“, weiß Chantal<br />

Remmert, die in Berlin Landschaftsarchitektur<br />

studiert hat<br />

und sich schon immer für den<br />

ökologischen Anbau interessiert<br />

hat. Bestärkt darin hat sie<br />

eine Untersuchung der Naturschutzorganisation<br />

BUND im<br />

Jahr 2012. Rosen in Supermärkten,<br />

Discountern und Blumenläden<br />

wurden untersucht und<br />

dabei habe man herausgefunden,<br />

dass diese mit bis zu acht<br />

verschiedenen Pestiziden belastet<br />

waren. „Den meisten<br />

Kundinnen und Kunden ist das<br />

gar nicht klar“, sagt die 35-Jährige.<br />

„Sie meinen, Blumen seien<br />

immer Bio“, doch in vielen Fällen<br />

seien sie das eben nicht. Das<br />

brachte Chantal Remmert auf<br />

die Idee, Blumen regional, ressourcenschonend,<br />

ohne Pestizide,<br />

Herbizide, Plastikverpackungen<br />

und erdölbasierten<br />

und nicht kompostierbaren<br />

Steckschaum anzubauen. Sie<br />

nennt sie „Slowflowers“, angelehnt<br />

an die Slow-Food-Bewegung,<br />

die sich weltweit für regionale<br />

und hochwertige<br />

Lebensmittel einsetzt. 2016<br />

machte sie sich mit ihrer Idee<br />

von nachhaltiger Floristik in<br />

Leipzig selbstständig. Im Januar<br />

2022 ist sie mit ihrer Bioland-<br />

Gärtnerei nach Schwäbisch<br />

Hall gezogen. Rosen, Tulpen<br />

und Narzissen sprießen nun auf<br />

einem Blumenfeld in Spöck bei<br />

Gaildorf. Am Selbstbedienungsstand<br />

in der Haller Schillerstraße<br />

gibt es rund um die<br />

Uhr unterschiedlichen Sträuße<br />

zum Mitnehmen. Wer etwas Besonderes<br />

möchte, kann individuelle<br />

Bouquets für private und<br />

Firmen-Events und duftende<br />

Brautsträuße in ihrem Blumenstudio<br />

bestellen. Ihre Designs<br />

beschreibt sie als „üppig und<br />

außergewöhnlich, voller Blüten<br />

und ein bisschen wild und unangepasst“.<br />

Gerne arbeite sie<br />

mit harmonischen Farben und<br />

unterschiedlichen Tiefen“, sagt<br />

Chantal Remmert, die in ihrer<br />

Freizeit gern zum Wellenreiten<br />

ans Meer fährt.<br />

Nach Aprikosen<br />

duftende Rosen<br />

Auch empfindliche Blumen, die<br />

lange Transportwege nicht<br />

überstehen würden, sind bei<br />

Chantal Remmert zu haben.<br />

„Bei mir gibt es das, was ich<br />

auch gerne gekauft hätte, wenn<br />

es denn angeboten worden wäre“,<br />

sagt sie. Dazu gehören zum<br />

Beispiel die Tulpen 'La Belle<br />

Epoque' mit Schattierungen in<br />

Bronze, Schlamm und Bordeaux,<br />

gefüllte weiße Narzissen<br />

und Rosen von David Austin,<br />

etwa die nach Aprikosen duftende<br />

Boscobel mit Blüten in<br />

Lachs und Korallenrosa. Der<br />

Duft, das weiß sie, werde im<br />

konventionellen Anbau oft


26| NEXT STEP MACHER<br />

Erëleta Memeti im Trikot ihres<br />

aktuellen Vereins, der TSG<br />

Hoffenheim. Foto: TSG Hoffenheim<br />

WEIT WEG VOM<br />

„9 TO 5-JOB“<br />

Die Fichtenbergerin Erëleta Memeti ist<br />

Mittelfeldspielerin bei der TSG Hoffenheim<br />

und Kapitänin der kosovarischen Nationalmannschaft.<br />

Schule, Studium und sportliche<br />

Karriere zu vereinen, hat der 24-Jährigen viel<br />

Disziplin abverlangt.<br />

Als Kind wollte ich<br />

Schauspielerin werden“,<br />

sagt Erëleta<br />

Memeti und lacht.<br />

Dass sie später als Profi-Fußballerin<br />

ihren Lebensunterhalt<br />

verdienen wird, damit hat die<br />

24-Jährige nie gerechnet. „Mein<br />

Papa hat mich, als ich elf Jahre<br />

alt war, mit zum Fußballtraining<br />

meiner Brüder genommen.<br />

Da hatte ich so gar keinen<br />

Bock drauf“, erinnert sich Eri.<br />

Aber ihr Vater blieb an diesem<br />

Tag hartnäckig. Und kurze Zeit<br />

später stand sie auf dem Fußballfeld<br />

des SK Fichtenberg und<br />

war völlig ins Spiel verliebt.<br />

Das war der Anpfiff für Eris fußballerische<br />

Karriere. Seit der<br />

Saison 2022/23 ist sie als Mittelfeldspielerin<br />

bei der TSG Hoffenheim.<br />

Eri spielte außerdem<br />

in den U16- bis U20-Auswahl<br />

der Deutschen Nationalmannschaft.<br />

„Danach bin ich für das<br />

kosovarische Nationalteam angefragt<br />

worden. Das wurde damals<br />

ganz neu aufgebaut, es<br />

haben sich für mich viele Optionen<br />

zur Entwicklung eröffnet.<br />

Seit 2019 spiele ich deshalb<br />

für die ‚A-Natio‘ des Kosovo.“<br />

Und das durchaus erfolgreich:<br />

Die gebürtige Fichtenbergerin<br />

ist nicht nur Mannschaftskapitänin,<br />

sondern wurde auch erst<br />

kürzlich als Fußballerin des<br />

Jahres 2023 im Kosovo<br />

Als Elfjährige hatte<br />

ich erstmal gar keinen<br />

Bock auf Fußball.<br />

ausgezeichnet. „Das ist ein absolutes<br />

Highlight meiner Karriere<br />

bislang“, so Eri.<br />

600 Kilometer entfernt<br />

Um in so jungen Jahren schon<br />

solche Erfolge feiern zu können,<br />

benötigt es aber auch viel Ehrgeiz<br />

und Durchhaltevermögen.<br />

Denn der Weg dahin hielt für sie<br />

auch immer einige Herausforderungen<br />

bereit. Bis sie 17 Jahre<br />

alt war, spielte sie in verschiedenen<br />

Mannschaften in der Region,<br />

wechselte dann zum VfL<br />

Sindelfingen und von dort aus<br />

ging es 2017 für sie zum VfL<br />

Wolfsburg, um dort in der zweiten<br />

Mannschaft zu spielen. „Ich<br />

wundere mich heute noch<br />

selbst darüber, wie sorglos ich<br />

einfach 600 Kilometer von meiner<br />

Familie, meinen Freunden<br />

und meiner Schule weggezogen<br />

bin“, erinnert sich Eri.<br />

Die Anfangszeit war entsprechend<br />

herausfordernd. „Ich<br />

musste mich erstmal zurechtfinden.<br />

Mein Alltag bestand zu<br />

diesem Zeitpunkt hauptsächlich<br />

aus Training und Büffeln<br />

fürs Abitur.“ Denn trotz ihrer<br />

Karriere als Fußballerin, war es<br />

ihr immer wichtig, die schulische<br />

Laufbahn nicht zu vernachlässigen.<br />

Im Gegensatz zu<br />

Sindelfingen, wo sie eine Sportschule<br />

besuchte, war sie in<br />

Wolfsburg an einer Regelschule.<br />

„Sportschulen sind darauf<br />

eingestellt, dass die Schüler<br />

stark in Trainings eingebunden<br />

sind oder auch mal tageoder<br />

wochenweise für die<br />

Teilnahme an Turnieren oder<br />

Lehrgängen fehlen.“ An der<br />

Regelschule musste Eri den Stoff,<br />

den sie durch Auswärtsspiele des<br />

Vereins oder Länderspielen verpasst<br />

hatte, in Abstimmung mit<br />

den Lehrern selbst aufarbeiten.<br />

„Das hat mir viel Eigeninitiative<br />

und Disziplin abverlangt.“<br />

Inzwischen steckt Eri mitten im<br />

Marketing-Studium an einer<br />

Fern-Uni. „Das ist die optimale<br />

Variante für mich, da ich selbst<br />

entscheiden kann, wann ich mir<br />

Zeit fürs Studieren nehme.“ Feste<br />

Vorlesungszeiten, vielleicht sogar<br />

mit Anwesenheitspflicht, gibt es<br />

bei einem Fern-Studium nicht.<br />

„Ich habe ja auch keinen festen<br />

Wochenrhythmus. Meine ‚Arbeitszeit‘<br />

als Fußballerin, sprich<br />

Trainings und Co., orientiert sich<br />

an den Spieltagen. Daher kann<br />

ich auch nicht sagen, ich nehme<br />

mir immer von montags bis freitags<br />

Zeit fürs Studium“, macht Eri<br />

deutlich. Oft nutze sie aber die<br />

frühen Morgenstunden dafür,<br />

bevor es dann um 11 Uhr zum<br />

Fußballerin des Jahres 2023 im Kosovo – diese Auszeichnung ist<br />

für Eri ein echtes Highlight ihrer Karriere. Foto: NPG-Archiv/privat<br />

ersten Training des Tages geht.<br />

Sechs bis acht Einheiten stehen<br />

mitunter wöchentlich an – „Ausdauer,<br />

Kraft, Theorie und zwischendurch<br />

dann eben auch mal<br />

Interviews geben. Ich verbringe<br />

oft den ganzen Tag auf dem Trainingsgelände.“<br />

NEXT STEP MACHER |27<br />

Hände statt Füße<br />

Für die junge Sportlerin gibt es<br />

aber natürlich auch freie Tage.<br />

„Die koste ich voll und ganz aus.<br />

Ich liebe meinen Job, aber ich<br />

brauche auch meine Pausen!“<br />

Am liebsten fährt sie dann nach<br />

Hause zu ihrer Familie und ihren<br />

Freunden. Oder Eri tobt sich<br />

kreativ aus, malt Gemälde oder<br />

arbeitet mit Ton. „Einfach mit<br />

den Händen arbeiten und etwas<br />

ganz anderes tun – das ist für<br />

mich der beste Ausgleich.“<br />

Dann hat sie auch wieder genügend<br />

Kraft, um ihre Ziele zu verfolgen.<br />

„Ich durfte bereits vieles<br />

erleben, das mir immer in Erinnerung<br />

bleiben wird – kleine sowie<br />

große Momente.“ Ihr größter<br />

Wunsch ist es aber, auch<br />

international Fußball zu spielen.<br />

„Mit meinem Verein in der<br />

Champions League oder der<br />

Nationalmannschaft Kosovo<br />

bei einer Europa-Meisterschaft<br />

aufzulaufen – das ist mein größter<br />

Ansporn“, sagt Eri. Dafür<br />

möchte sie jetzt noch ein bisschen<br />

mehr Gas geben. „Aber das<br />

wichtigste bleibt für mich, den<br />

Spaß an der Sache niemals zu<br />

verlieren.“<br />

Von Alisa Grün


28| NEXT STEP MACHER<br />

NEXT STEP MACHER |29<br />

„ICH BRAUCHE<br />

EINFACH NOCH EINE<br />

DRECKIGE HOSE“<br />

nach seinem Bachelor-Abschluss<br />

ein zweijähriges Traineeprogramm<br />

durchlaufen.<br />

„Das habe ich im <strong>März</strong> 2023<br />

beim Landratsamt Schwäbisch<br />

Hall beginnen können.“ Pauls<br />

Ziel war es da schon, später mal<br />

Revierleiter zu werden. „Das<br />

Traineeprogramm ist quasi die<br />

Förster-Ausbildung on top zum<br />

Studium – man lernt die Praxis<br />

kennen, hat einen Ausbildungsförster<br />

und darf Projekte betreuen.“<br />

Dass er schon während<br />

dieser Zeit ein eigenes Revier<br />

leitet, ist eher ungewöhnlich.<br />

Aber nachdem die Stelle in<br />

Oberrot vakant war und Paul<br />

bereits die Vertretung innehatte,<br />

fiel die Entscheidung schnell<br />

auf ihn als Nachfolger nach Abschluss<br />

des Traineeprogramms.<br />

„Ich brauche morgens vier Minuten<br />

von meinem Zuhause in<br />

Murrhardt bis in mein Revier –<br />

optimaler geht’s nicht!“ Im<br />

Wald selbst ist Paul aber nicht<br />

den ganzen Tag. Etwa 40 Prozent<br />

seiner Arbeitszeit spielt<br />

sich am Schreibtisch ab. Denn<br />

viele seiner Aufgaben (siehe Info-Kasten)<br />

sind bürokratischer<br />

Natur. Doch die Arbeit draußen<br />

ist und bleibt das, was ihn am<br />

Ende des Tages glücklich<br />

macht: „Ich brauche einfach<br />

noch eine dreckige Hose, dann<br />

bin ich zufrieden!“<br />

Auf die Frage, ob ihm die Verantwortung<br />

manchmal nicht<br />

zu groß ist, schüttelt er den<br />

Kopf und sagt: „Ich bin gerne<br />

für das Revier verantwortlich,<br />

weiß aber gleichzeitig auch,<br />

dass ich sehr viel Rückhalt im<br />

Team habe. Außerdem kann ich<br />

mich jederzeit bei unseren<br />

Fachbereichsleitern melden,<br />

wenn ich Hilfe oder Tipps brauche.“<br />

Das kommt doch hin und<br />

wieder vor, denn wer meint, ein<br />

Förster ist fünf Tage die Woche<br />

alleine im Wald unterwegs und<br />

kennt keine Konflikte, der irrt.<br />

„Rund 36 Prozent der<br />

Waldfläche in Baden-Württemberg<br />

ist<br />

in Privatbesitz und<br />

der wiederum teilt<br />

sich auf etwa 260 000<br />

Eigentümer auf“,<br />

weiß der 26-Jährige.<br />

Oft muss er daher<br />

mit Privatleuten<br />

über notwendige<br />

Maßnahmen verhandeln,<br />

sie beraten<br />

oder „auch mal eine<br />

rote Karte zeigen,<br />

weil sie beispielsweise<br />

illegal Bauschutt<br />

im Wald entsorgt<br />

haben.“ Und<br />

wie sieht es mit dem<br />

Bäumefällen aus? „Das machen<br />

die eigentlichen Helden des<br />

Waldes, die Forstwirte. Ich markiere<br />

lediglich die Bäume, die<br />

gefällt werden sollen.“ Zur Kettensäge<br />

greift Paul aber trotzdem<br />

gerne in seiner Freizeit –<br />

Paul Häberlein liebt seine Arbeit als<br />

Revierleiter draußen im Wald. In seiner<br />

Freizeit geht er gerne Snowboarden oder<br />

Mountainbiken. Fotos: Archiv/Brigitte Hofmann<br />

„aber nur zum Brennholz<br />

machen“, ergänzt der Revierleiter<br />

sofort. „Kettensägekunst habe<br />

ich ausprobiert, aber das<br />

reicht nur als Weihnachtsgeschenk<br />

für meine Oma!“, sagt<br />

Paul und lacht.<br />

Von Alisa Grün<br />

Dass er sich gerade auf dem Holzweg befindet, gehört für Paul Häberlein zu seinem beruflichen<br />

Alltag. Der 26-Jährige ist seit rund einem Jahr Forsttrainee und leitet das Revier Oberrot. Um<br />

das zu erreichen, ist er zunächst einen Umweg gegangen.<br />

Ich hatte das Abitur in der<br />

Tasche, ein Bufdi in der<br />

Flüchtlingshilfe absolviert<br />

und habe mich ganz blauäugig<br />

nur an einer einzigen<br />

Universität für das Forststudium<br />

beworben“, erinnert sich<br />

Paul. „Das wird schon klappen“,<br />

war seine Devise, doch<br />

die Realität eine andere: „Ich<br />

stand ganz weit hinten auf der<br />

Warteliste und damit erstmal<br />

ohne Plan da.“ Sein Tipp lautet<br />

daher gleich vorweg: „Immer an<br />

allen Instituten bewerben, die<br />

infrage kommen!“<br />

Bei einer Murrhardter Agentur,<br />

für die er bereits einige Zeit gejobbt<br />

hatte, wurde ihm daraufhin<br />

eine Ausbildung zum Mediengestalter<br />

Digital/Print angeboten.<br />

„Die habe ich sehr gerne angenommen<br />

und konnte sie innerhalb<br />

von eineinhalb Jahren abschließen“,<br />

berichtet Paul.<br />

Eigentlich hätte er nun in seinem<br />

erlernten Beruf durchstarten<br />

können, aber „ich bin halt<br />

samstags immer im Wald ‚rumgehopft‘<br />

– mein Wunsch Förster<br />

zu werden, hat mich nicht in<br />

Ruhe gelassen.“<br />

Daher wählte Paul „eine etwas<br />

reifere“ Herangehensweise und<br />

probierte es nochmal: Überall,<br />

wo es angeboten wurde, hat er<br />

sich für den Studiengang „Forstingenieurswesen“<br />

beworben.<br />

„In Weihenstephan-Triesdorf<br />

hat es dann über das Nachrückverfahren<br />

endlich geklappt!“,<br />

freut er sich noch heute. Sieben<br />

Semester lang lernte er nun alles,<br />

was er über den Wald und<br />

seine künftigen Aufgaben im<br />

„gehobenen technischen Forstdienst“<br />

wissen musste. Höhepunkt<br />

des Studiums war für den<br />

Murrhardter aber definitiv das<br />

Praxissemester: „Für mich war<br />

immer klar, dass ich als Förster<br />

im schwäbisch-fränkischen<br />

Wald – also meinem Heimatwald<br />

– arbeiten möchte.“ Deshalb<br />

hat er zuerst drei Monate<br />

im Staatswaldbetrieb von Forst<br />

BW in Welzheim und danach<br />

drei Monate im Forstamt des<br />

Landkreises Schwäbisch Hall<br />

verbracht – „wohlwissend, dass<br />

letzteres als späterer Arbeitgeber<br />

für mich infrage kommen<br />

kann“, berichtet Paul.<br />

Ungewöhnlicher Werdegang<br />

Wer in Baden-Württemberg<br />

den „gehobenen technischen<br />

Forstdienst“ anstrebt, muss<br />

VIELFALT IM WALD UND AM<br />

SCHREIBTISCH<br />

Die Aufgaben eines Revierleiters beinhalten unter anderem<br />

die Planung der Pflanzsaison, die Holzernte und die Anweisung<br />

von Erdbauarbeiten (etwa um neue Waldwege für die<br />

Holzernte anzulegen). Sie müssen zudem entscheiden, welche<br />

Maßnahmen in ihrem Revier notwendig sind und hierfür Haushaltsentwürfe<br />

vorbereiten. Bei der Waldpädagogik bringen die<br />

Förster den Kindern den Wald näher. Sie sind obendrein die<br />

Schnittschnelle zu den Jägern und Privatwaldbesitzern und tragen<br />

Sorge für den Gemeindewald und die Einhaltung des Landeswaldgesetzes.<br />

Außerdem müssen sie jederzeit ihr Revier<br />

im Blick behalten. Dafür stellen sich beispielsweise folgende<br />

Fragen: Haben Rehe die jungen Bäume verbissen? Bildet ein<br />

maroder Ast auf einem Wanderweg eine Gefahr für Spaziergänger?<br />

Welche Arten muss ich anpflanzen, um meinen Wald<br />

klimaresistent aufzuforsten?


30| NEXT STEP MACHER<br />

NEXT STEP MACHER |31<br />

Ich will meine<br />

Fußspuren auf dieser<br />

Welt hinterlassen.<br />

Foto: privat<br />

So entstand auch die Idee zum<br />

Muswiesen-Summit, ein Wirtschaftsgipfel,<br />

der im vergangenen<br />

Jahr im Rahmen der Muswiese<br />

stattfand. Gemeinsam<br />

mit 14 Personen arbeitete er<br />

monatelang daran, die Veranstaltung<br />

auf die Beine zu stellen.<br />

„Das Event war ein Erfolg.<br />

Nun wollen wir das Konzept<br />

weiterentwickeln, losgelöst von<br />

der Muswiese. Künftig heißt die<br />

Veranstaltung ,Zukunftswiesen<br />

Summit‘ und soll am besten jedes<br />

Jahr an einem anderen Ort<br />

in der Region stattfinden“, verrät<br />

der 22-Jährige.<br />

In den nächsten Jahren möchte<br />

sich Samuel auf sein Start-up<br />

konzentrieren und auch den<br />

Summit weiter voranbringen.<br />

Sein großer Traum ist es, etwas<br />

Bedeutendes in seinem Leben<br />

zu erreichen. „Egal ob das nun<br />

etwas Großes oder etwas Kleines<br />

ist: Ich will meine Fußspuren<br />

auf dieser Welt hinterlassen.<br />

Dass ich die Probleme der Zeit<br />

lösen will, ist zu viel gesagt.<br />

Vielmehr möchte ich ein Teil<br />

der Lösung sein. Das motiviert<br />

und treibt mich jeden Tag an.“<br />

Von Eileen Schirle<br />

GRÜNDER, INITIATOR<br />

UND NETZWERKER<br />

Für Samuel zählt „Networking“ zu den wichtigsten Methoden in der Geschäftswelt.<br />

Seine vielen Kontakte haben ihm schon die ein oder andere Tür im Business geöffnet, sagt er. <br />

Samuels Terminkalender<br />

ist voll, aktuell sogar<br />

noch voller als<br />

sonst: Es stehen Klausuren<br />

an. Dafür fährt er extra an<br />

den Campus Heilbronn der<br />

Technischen Universität (TU)<br />

München, wo er gerade ein Studium<br />

in „Technology und Management“<br />

absolviert. Schon<br />

bald hat er seinen Abschluss in<br />

der Tasche. „Ich war nicht sehr<br />

oft hier am Campus. Die meisten<br />

Inhalte habe ich mir im<br />

Selbststudium beigebracht<br />

oder eben in der Praxis“, gibt<br />

der 22-Jährige zu. Diese Art des<br />

Lernens sei sicherlich nicht für<br />

jeden was, „aber ich bin umtriebig<br />

und will mich immer ausprobieren.<br />

Diese Freiheit habe<br />

ich von der TU München bekommen.“<br />

Den Drang, viele verschiedene<br />

Bereiche zu entdecken, habe er<br />

von seinen Eltern, glaubt er.<br />

„Sie haben mich einfach schon<br />

immer machen lassen und<br />

mich bei all meinen Ideen unterstützt.<br />

Dafür bin ich unglaublich<br />

dankbar“, sagt er.<br />

Auch als er mit gerade einmal<br />

16 Jahren für einige Wochen in<br />

die USA ging, um dort die Startup-Welt<br />

näher kennenzulernen,<br />

bestärkten sie ihn.<br />

Trotz Misserfolg<br />

weitergemacht<br />

Zurück in Deutschland nahm er<br />

am Business-Wettbewerb von<br />

„STARTUP TEENS“ teil. Die Organisation<br />

unterstützt Jugendliche<br />

beim Erarbeiten eigener<br />

Geschäftsideen. Gemeinsam<br />

mit einem Mitstreiter entwickelte<br />

Samuel damals eine<br />

Haustier-App; die Idee schaffte<br />

es bis ins Halbfinale. „Der Wettbewerb<br />

hat mich richtig inspiriert.<br />

Deshalb habe ich mit 17<br />

selbst gegründet – allerdings etwas<br />

anderes: einen Online-<br />

Marktplatz für regionale Produkte“,<br />

erinnert sich der<br />

Schrozberger. Parallel dazu<br />

machte er sein Abitur. „Die Firma<br />

lief richtig gut an doch nach<br />

eineinhalb Jahren habe ich es<br />

gegen die Wand gefahren.“ Anschließend<br />

begann er, an der<br />

TU in München und in Heilbronn<br />

zu studieren. „Mein Herz<br />

Foto: Ufuk Arslan<br />

Samuel Keitel<br />

aus Schrozberg<br />

schließt in Kürze<br />

sein Studium<br />

an der TU<br />

München ab.<br />

Nebenher hat<br />

er ein Start-up<br />

gegründet<br />

und den Wirtschaftsgipfel<br />

„Muswiesen-<br />

Summit“<br />

mitorganisiert.<br />

schlägt für das Thema ,Management‘,<br />

etwas Eigenes zu leiten<br />

und zu steuern war schon immer<br />

mein Traum. Aber jede<br />

Führungskraft muss meiner<br />

Meinung nach auch Ahnung<br />

von Technologie haben. Der<br />

Studiengang vereint beides“,<br />

sagt Samuel. Nebenher hat er<br />

ein Jahr als Head of Business<br />

Developement bei einem Startup<br />

in Flein bei Heilbronn gearbeitet.<br />

Was er in der Theorie gelernt<br />

hat, setzte er nur kurze Zeit<br />

selbst in die Praxis um: Zusammen<br />

mit zwei Kommilitonen<br />

gründete er das Unternehmen<br />

„Senior connect“, eine KI-basierte,<br />

intelligente Karriereplattform<br />

für Über-55-Jährige.<br />

„In dieser Generation steckt<br />

großes Potenzial. Es gibt so viele<br />

Leute über 50, die ihren Job<br />

wechseln oder in der Rente<br />

noch aktiv bleiben möchten.<br />

Und sie bringen so viel Erfahrung<br />

und Expertise mit. Genau<br />

hier setzen wir an und vermitteln<br />

diese Personen an Unternehmen“,<br />

berichtet der Gründer.<br />

Das Start-up ist heute zwar<br />

noch nicht profitabel, doch<br />

Samuel und seine Mitgründer<br />

glauben an die Idee: „Wir sind<br />

aktuell viel in Gesprächen mit<br />

Investoren aus Deutschland,<br />

Europa und dem Silicon Valley<br />

und arbeiten mit Unternehmen<br />

jeglicher Größe zusammen.<br />

Leider ist es noch immer so,<br />

dass wir bei Mittelständlern<br />

und Kleinunternehmen auf viele<br />

Vorurteile gegenüber der<br />

Ü-55-Generation treffen. Das<br />

macht es nicht so einfach“, gesteht<br />

er, „aber wir haben viele<br />

Studien in der Hinterhand, die<br />

unser Konzept des Wissenstransfers<br />

und der Förderung altersgemischter<br />

Teams wissenschaftlich<br />

stützen.“<br />

Ein eigenes Netzwerk-Treffen<br />

Auf seinem Weg zum Unternehmer<br />

gibt es ein Thema, das ihm<br />

viele Türen geöffnet hat: Networking.<br />

„Das ist das A und O!“,<br />

sagt Samuel. Egal ob online, auf<br />

Konferenzen, bei Gründertreffen<br />

oder ähnlichem: „Nur so<br />

lernt man andere Leute kennen,<br />

von denen man inspiriert<br />

und ,gechallenged' wird und<br />

langfristig auch sehr viel lernen<br />

kann. Zudem baut man durch<br />

den Austausch auch neue Beziehung<br />

auf.“


32| NEXT STEP


HILFREICHE TIPPS<br />

ZU DEN THEMEN<br />

BERUFSWAHL, BEWERBUNG<br />

UND VORSTELLUNGSGESPRÄCH<br />

GIBT ES AUF DEN NÄCHSTEN<br />

SEITEN ZU ENTDECKEN.<br />

WISSEN<br />

Foto: deagreez/adobe.stock.com


34| NEXT STEP WISSEN<br />

GUT ZU WISSEN<br />

Sechs kuriose<br />

Fakten zu Gegensätzen<br />

<br />

von Eileen Schirle<br />

Lang lebe der Eishai!<br />

Das Wirbeltier mit der höchsten Lebenserwartung ist der Grönlandhai,<br />

auch Eishai genannt. Er kann bis zu 500 Jahre alt werden.<br />

Geschlechtsreif werden die Tiere erst mit rund 150 Jahren. Die Eintagsfliege<br />

dagegen lebt, wie ihr Name schon verrät, nicht sehr lange:<br />

wenige Stunden bis maximal vier Tage. <br />

Foto: eqroy/adobe.stock.com<br />

Deutsche Sprache,<br />

schwere Sprache?<br />

Fleischkäse, Wahlpflichtfach oder bösartig – wir wissen,<br />

was mit diesen Wörtern gemeint ist. Doch bei<br />

genauerem Hinsehen erkennt man: Sie sind total<br />

widersprüchlich. Das liegt oftmals daran, dass der<br />

Wortursprung schon weiter zurückliegt und für uns<br />

heute unlogisch erscheint. Da sich die Wörter aber<br />

über die Zeit etabliert haben, nutzen wir sie einfach<br />

weiter.<br />

<br />

Foto: eqroy/adobe.stock.com<br />

Kurioser<br />

Feiertag<br />

Hot N Cold<br />

Der kälteste Ort der Welt liegt in Russland:<br />

An der Wetter- und Forschungsstation<br />

Wostok in der Antarktis wurden<br />

am 21. Juli 1983 unglaubliche<br />

minus 89,2 Grad Celsius gemessen.<br />

Dagegen steht das Death Valley in der<br />

Mojave-Wüste in den USA, mit sagenhaften<br />

54 Grad Celsius der heißeste<br />

Ort der Welt. Diese wurden am<br />

30. Juni 2013 gemessen. <br />

Foto: eqroy/adobe.stock.com<br />

In den USA wird am 25. Januar<br />

„National Opposite Day“<br />

gefeiert – der Gegenteiltag.<br />

Wahrscheinlich wurde er 1872<br />

vom Kongressabgeordneten<br />

Alexander Kerr Craig ins<br />

Leben gerufen. Weshalb und<br />

wie er ihn gefeiert hat – oder<br />

eben auch nicht – ist nicht<br />

überliefert.<br />

<br />

Foto: eqroy/adobe.stock.com


NEXT STEP WISSEN |35<br />

Gegensätze<br />

ziehen sich an<br />

Ja, so heißt es oft, wenn es um die Liebe geht. Doch<br />

stimmt das wirklich? Da ist sich selbst die Wissenschaft<br />

noch nicht einig. So viel steht jedoch fest: Der Geruch<br />

spielt bei der Partnerwahl eine Rolle. Forscher fanden<br />

heraus, dass wir die Menschen „gut riechen“ können,<br />

die gegensätzliche Gene haben. Das hat evolutionäre<br />

Gründe: Wir folgen unserem Instinkt, der uns für<br />

die Fortpflanzung die größtmögliche Gen-Vielfalt bieten<br />

will, um so die besten Überlebenschancen zu<br />

bekommen.<br />

Foto: eqroy/adobe.stock.com<br />

Elf Tage<br />

wach<br />

Der Weltrekord für den längsten<br />

Schlafentzug liegt bei 264<br />

Stunden – das sind rund elf<br />

Tage. Diesen stellte der<br />

damals 17-jährige Schüler<br />

Randy Gardner im Jahr 1965<br />

auf, der anlässlich einer Wissenschaftsveranstaltung<br />

so<br />

lange wie möglich wach<br />

blieb. Einen Rekord im Langschlafen<br />

sucht man indes<br />

vergeblich.<br />

Foto: eqroy/adobe.stock.com


36| NEXT STEP WISSEN<br />

DURCHBLICK<br />

IM AUSBILDUNGS-<br />

DSCHUNGEL<br />

Sobald einmal der Schulabschluss in der<br />

Tasche ist, sind die Möglichkeiten schier<br />

grenzenlos. Doch nach dem Entschluss „Ich<br />

mach eine Ausbildung“ kommt gleich eine<br />

weitere Entscheidung ums Eck: Welche Art der<br />

Ausbildung darf’s denn sein? Dieser Überblick<br />

verrät die Unterschiede.<br />

DEFINITION:<br />

WAS IST EINE<br />

AUSBILDUNG?<br />

Eine Ausbildung ist eine Bildungsmaßnahme,<br />

bei der es<br />

darum geht, den Auszubildenden<br />

sowohl das theoretische<br />

Fachwissen als auch<br />

das praktische Know-how zu<br />

vermitteln, um einen bestimmten<br />

Beruf ausüben zu<br />

können – oder wie es im Berufsbildungsgesetz<br />

(BBiG)<br />

heißt: Die Ausbildung soll<br />

die „berufliche Handlungsfähigkeit“<br />

vermitteln.<br />

Duale Ausbildung<br />

Wer an eine Ausbildung im<br />

klassischen Sinne denkt, meint<br />

damit meist die Duale Ausbildung.<br />

Diese Form gilt als absolutes<br />

Aushängeschild für die<br />

Berufsausbildung in Deutschland.<br />

Der Großteil aller Auszubildenden<br />

entscheidet sich für<br />

das duale System, in dem sich<br />

Theoriephasen an der Berufsschule<br />

und Praxisphasen im<br />

Ausbildungsunternehmen<br />

in regelmäßigen Abständen abwechseln<br />

und ergänzen.<br />

Schulische Ausbildung<br />

Diese Form der Ausbildung<br />

findet komplett in der Schule<br />

statt – teilweise sind das<br />

private Berufsfachschulen,<br />

teilweise Fachakademien.<br />

Im Gegensatz<br />

zur dualen Ausbildung<br />

gibt es keine<br />

Praxisphasen bei einem<br />

Ausbildungsbetrieb,<br />

sondern verschiedene<br />

Praktika.<br />

Durch den anderen<br />

Aufbau hat die schulische<br />

Ausbildung gewisse<br />

Vorteile – etwa die Möglichkeit<br />

parallel einen höheren Schulabschluss<br />

zu machen – aber<br />

auch Nachteile: Es wird oft keine<br />

Vergütung gezahlt und<br />

manchmal ist sogar ein Schulgeld<br />

erforderlich.<br />

Duales Studium<br />

Ein duales Studium verbindet<br />

hohen Praxisbezug mit umfangreicher<br />

Fachtheorie. Statt<br />

einer Berufsschule besuchen<br />

duale Studierende während der<br />

theoretischen Ausbildungsabschnitte<br />

eine Hochschule, was<br />

natürlich auch etwas anspruchsvoller<br />

ist. Dementsprechend<br />

benötigt es die Fachhochschulreife.<br />

Die Praxisphasen verbringen<br />

sie im ausbildenden Betrieb.<br />

Das Besondere am dualen Studium<br />

ist, dass man am Ende eine<br />

abgeschlossene Berufsausbildung<br />

und einen Bachelor in<br />

der Tasche hat.<br />

Doppelt qualifizierende<br />

Erstausbildung<br />

Die doppelt qualifizierende<br />

Erstausbildung richtet sich an<br />

Absolventen mit Abitur oder<br />

Fachabitur. Sie ist ähnlich wie<br />

eine duale Ausbildung aufgebaut.<br />

Zusätzlich wird jedoch<br />

noch eine Schule der Industrieund<br />

Handelskammer (IHK) besucht,<br />

um eine Zusatzqualifikation<br />

zu erwerben. Dadurch<br />

gibt’s einen Doppelabschluss:<br />

einen berufsqualifizierenden<br />

Abschluss in einem anerkannten<br />

Ausbildungsberuf sowie<br />

den Abschluss in einer Zusatzqualifikation.<br />

Assistierte Ausbildung<br />

Diese Ausbildungsform richtet<br />

sich an diejenigen, die sich etwas<br />

schwerer tun. Die Besonderheit<br />

daran ist, dass man<br />

vorher durch eine ausbildungsvorbereitende<br />

Phase unter-


NEXT STEP WISSEN |37<br />

stützt wird. Diese dauert maximal<br />

sechs Monate und hilft<br />

beim Herausfinden, welche die<br />

richtige Ausbildung ist. Anschließend<br />

wird bei der Bewerbung<br />

bei verschiedenen Unternehmen<br />

geholfen. Ist eine<br />

Lehrstelle gefunden, arbeiten<br />

der Azubi, der Ausbildungsbetrieb<br />

und die Bundesagentur<br />

für Arbeit weiterhin eng zusammen.<br />

Ziel ist es, dass man nach<br />

der Ausbildung gut gewappnet<br />

ist, um in der Arbeitswelt Fuß<br />

zu fassen.<br />

Staatlich nicht-anerkannte<br />

Ausbildung<br />

Zusätzlich zu den rund 350<br />

anerkannten Ausbildungsberufen<br />

gibt es auch sogenannte<br />

„staatlich nicht-anerkannte“<br />

Ausbildungen. In diesen darf<br />

nur ausgebildet werden, wer<br />

schon volljährig ist. Es gibt einige<br />

Gründe für nicht-anerkannte<br />

Ausbildungsberufe: Das Berufsfeld<br />

ist beispielsweise noch<br />

so neu, dass erst Ausbildungsordnungen<br />

ausgearbeitet werden<br />

müssen. Andere wiederum<br />

sind so selten oder veraltet,<br />

dass es für sie keine Ausbildungsordnung<br />

mehr gibt. Oder<br />

einige Berufsfelder sind so speziell,<br />

dass Betriebe extra Nachwuchskräfte<br />

ausbilden, damit<br />

sie bei ihnen arbeiten.<br />

gra/pm


38| NEXT STEP WISSEN<br />

UNI ODER HAW: WAS DER TITEL<br />

ÜBER DIE HOCHSCHULE AUSSAGT<br />

In Kürze stellen sich viele Abiturienten, die ein Studium beginnen wollen, die Frage:<br />

Soll ich an die Uni oder an eine Hochschule gehen? Das ist der Unterschied.<br />

Ein voller Hörsaal mit vielen Studierenden, wie hier<br />

ist eher an Universitäten zu finden. Foto: dpa/mag<br />

Studieren an Uni oder<br />

HAW? Die Unterschiede<br />

zwischen den<br />

Hochschultypen sind<br />

zwar nicht mehr so groß wie<br />

früher, Studieninteressierte<br />

müssen sich trotzdem auf unterschiedliche<br />

Profile einstellen.<br />

Darauf macht das Centrum<br />

für Hochschulentwicklung (CHE)<br />

aufmerksam. Was steckt eigentlich<br />

hinter den Titeln? Während<br />

früher der Name Fachhochschule<br />

(FH) geläufig war, nennt<br />

sich Angaben des CHE zufolge<br />

heute nur noch rund jede achte<br />

Einrichtung so. Meist bezeichnen<br />

sich die Institutionen einfach<br />

als Hochschule. Seit Anfang<br />

der 2000er Jahre ist auch<br />

die Bezeichnung Hochschule<br />

für angewandte Wissenschaften,<br />

kurz HAW, möglich. Mittlerweile<br />

ist laut CHE jede zweite<br />

Hochschule in Deutschland eine<br />

HAW.<br />

Forschungsorientiert oder<br />

praxisbezogen?<br />

Wer von verschiedenen Hochschultypen<br />

Zusagen für den gewünschten<br />

Studienplatz bekommen<br />

hat, sollte sich mit den<br />

jeweiligen Stärken und Besonderheiten<br />

auseinandersetzen.<br />

Ein Studiengang an einer Uni ist<br />

laut CHE in der Regel immer<br />

noch etwas theorie- und forschungsorientierter,<br />

während<br />

eine HAW eher praxisbezogen<br />

aufgestellt ist. Lehrende müssen<br />

hier zum Beispiel zwingend Berufspraxis<br />

außerhalb der Hochschulwelt<br />

gesammelt haben.<br />

Einen Unterschied gibt es auch<br />

im Unterrichtsstil und der<br />

Gruppengröße. An Hochschulen<br />

wird oftmals ein schulischer<br />

Unterrichtsstil mit „Klassenzimmeratmosphäre“<br />

gepflegt.<br />

Die Gruppen sind in der Regel<br />

nicht größer als 40 Personen.<br />

An Universitäten hingegen wird<br />

eher theoretisch unterrichtet<br />

mit wenig Praxisanteil. Es ist<br />

keine Seltenheit, dass man mit<br />

bis zu 100 Kommilitonen gemeinsam<br />

im Vorlesungssaal<br />

sitzt. An Unis wird von den Studierenden<br />

zudem verlangt, ihr<br />

Studium selbst zu organisieren<br />

lernen. An Hochschulen läuft<br />

die Betreuung engmaschiger.<br />

Auch zu berücksichtigen: In einem<br />

HAW-Bachelorstudiengang<br />

ist meist ein Praxissemester verpflichtend.<br />

Ein Bachelorstudium<br />

an der HAW dauert entsprechend<br />

häufig insgesamt sieben<br />

Semester, ein anschließender<br />

Master an der HAW dafür nur<br />

drei.<br />

Hochschultyp hat meist keinen<br />

Einfluss auf Einkommen<br />

Einige Fächer wie Lehramt, Medizin<br />

oder Jura bieten weiterhin<br />

fast ausschließlich Universitäten<br />

an, andere gibt es hauptsächlich<br />

an HAW. Besonders in<br />

den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften<br />

finden Interessierte<br />

aber Studiengänge<br />

an beiden Hochschultypen, erklären<br />

die Hochschulexperten.<br />

Und wie sieht es mit den Berufschancen<br />

aus? Es sei nicht<br />

mehr so, dass Absolventinnen<br />

und Absolventen mit Universitätsabschluss<br />

später grundsätzlich<br />

mehr Geld verdienen, so<br />

das CHE. Die Abschlüsse an<br />

Universitäten und HAW sind<br />

gleichgestellt. Vielmehr beeinflussen<br />

das jeweilige Studienfach<br />

und der erreichte Abschluss<br />

das Einkommen.<br />

dpa/es


40| NEXT STEP WISSEN<br />

„WENN BERUFE VERBOTEN<br />

ODER AUSGEREDET WERDEN,<br />

IST DIE GRENZE<br />

ÜBERSCHRITTEN“<br />

Eltern und Berufswahl: Beraterin Katja<br />

Schwab von der Arbeitsagentur erklärt, wie die<br />

Balance zwischen Einmischung und Unterstützung<br />

gelingt.<br />

Auf die Berufswahl<br />

ihres Kindes haben<br />

Eltern einen viel<br />

größeren Einfluss,<br />

als sie glauben. Das belegen<br />

verschiedene Studien. Sie sind<br />

Vorbilder, Ratgeber, vermitteln<br />

Werte und Einstellungen zu Beruf<br />

und Arbeit, und geben emotionalen<br />

Rückhalt. Andererseits<br />

kann es vorkommen, dass sie<br />

ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen<br />

auf das Kind projizieren<br />

und versuchen, es in eine<br />

bestimmte Richtung zu schieben.<br />

Antworten, wie Eltern und<br />

Kinder gemeinsam einen Weg<br />

bei der Berufswahl finden, gibt<br />

Katja Schwab von der Agentur<br />

für Arbeit Schwäbisch Hall-<br />

Tauberbischofsheim im Interview.<br />

Welche Aufgabe kommt den<br />

Eltern bei der Berufswahl<br />

ihres Kindes zu?<br />

Der Weg ins Berufsleben erfolgt<br />

in vier Schritten: Eigene Stärken<br />

erkennen, Informieren, Entscheiden<br />

und Bewerben. Bei allen<br />

Schritten sind Eltern wichtige<br />

Gesprächspartner und<br />

Ratgeber. Manchen Eltern fällt<br />

nicht sofort ein, in welchen Bereichen<br />

das eigene Kind gut ist.<br />

Diese zu finden, sind dann<br />

Hausaufgaben, die man zusammen<br />

erledigen muss. Auch Gespräche<br />

mit Personen, die das<br />

Kind gut kennen wie Verwandte,<br />

Freunde, Lehrer können hilfreich<br />

sein. Das Thema „Informieren“<br />

ist bei Jugendlichen<br />

nicht immer beliebt. Die hohe<br />

Kunst liegt darin, das Kind zu<br />

motivieren und nicht zu überfordern.<br />

Die Eltern sollten dabei<br />

zwar unterstützen, aber die<br />

Recherche nicht abnehmen.<br />

Gemeinsam kann man dann<br />

die Ergebnisse besprechen, Vorund<br />

Nachteile abwägen, so dass<br />

das Kind eine eigenständige<br />

Entscheidung treffen kann.<br />

Geht es ums Bewerben, leisten<br />

die Eltern Hilfestellung. Sie<br />

achten bei den Unterlagen auf<br />

Rechtschreib- und Formfehler<br />

und unterstützen die Vorbereitung<br />

aufs Vorstellungsgespräch.<br />

In allen Phasen der Berufswahl<br />

sind die Berufsberatung sowie<br />

das Onlineportal www.planetberuf.de<br />

gute Informationsquellen.<br />

Wie sehr prägen Eltern die<br />

Berufswahl ihrer Kinder?<br />

Sehr. Teilweise bewusst, teilweise<br />

unbewusst. Man sollte<br />

sich als Eltern selbst einige<br />

Fragen stellen: Wie lebe ich<br />

meine Zufriedenheit im Beruf<br />

vor? Wie werte ich Berufsgruppen?<br />

Welche Aussagen treffe ich<br />

vor meinen Kindern über bestimmte<br />

Berufe wie beispielsweise<br />

die Polizei oder die Verkäuferin<br />

im Laden? Respekt und Anerkennung<br />

ist wichtig – für jeden Beruf.<br />

Katja Schwab ist Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit<br />

Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim. Foto: privat<br />

Manche Eltern drängen ihre<br />

Kinder schon früh in eine<br />

berufliche Richtung. Sollten<br />

Eltern den Nachwuchs gezielt<br />

fördern oder ihm besser<br />

größtmöglichen Freiraum<br />

zur Selbstentfaltung<br />

lassen?<br />

Hier gilt es die richtige Mischung<br />

zu finden. Jeder Mensch<br />

ist anders und hat unterschiedliche<br />

berufliche Vorlieben. Der<br />

soziale Typ passt nicht unbedingt<br />

in den technischen Bereich<br />

und umgekehrt. Jemand<br />

der handwerklich begabt ist<br />

und diesen Weg gehen will, wird<br />

im Büro vielleicht nicht sein berufliches<br />

Glück finden. Wichtig<br />

ist, dass das Kind Interesse und<br />

Freude am Ausbildungsberuf<br />

hat.<br />

Wo genau verläuft die Grenze<br />

zwischen Einmischung<br />

und Unterstützung?<br />

Ganz klar: Wenn Berufe verboten<br />

oder ausgeredet werden, ist<br />

die Grenze überschritten. Nicht<br />

immer steht der Wunschberuf<br />

des Kindes bei den Eltern hoch<br />

im Kurs. Leider erlebe ich hin<br />

und wieder, dass es in Ordnung<br />

ist, wenn Mädels typische<br />

Jungsberufe erlernen möchten.<br />

Sobald aber ein Junge einen typischen<br />

Mädelsberuf erlernen<br />

will, wird ein Riegel vorgeschoben.<br />

Gut gemeint, jedoch selten hilfreich<br />

ist es, die Praktikumssuche<br />

oder Bewerbungsschreiben<br />

dem Kind komplett abzunehmen.<br />

Auch Aussagen wie „Egal was<br />

du machst, Hauptsache du verdienst<br />

gut!“ helfen nicht weiter.<br />

Natürlich machen sich Eltern<br />

Gedanken um die finanzielle<br />

Sicherheit der Kinder. Doch sie<br />

sollten bedenken, dass die Berufsausbildung<br />

der Einstieg ins


NEXT STEP WISSEN |41<br />

Berufsleben ist. Also der Anfang,<br />

nicht das Ende. Wenn das<br />

Kind zu dem Zeitpunkt X keine<br />

Motivation für einen vorgegebenen<br />

Weg hat, sei es Schule<br />

oder Ausbildung, klappt es<br />

auch nicht. Nach einer abgeschlossenen<br />

Berufsausbildung<br />

gibt es viele Möglichkeiten aufzusteigen.<br />

Und was kann man tun,<br />

wenn es wirklich zu Konflikten<br />

kommt zwischen Eltern<br />

und Kindern aufgrund der<br />

Berufswahl? Wie lässt sich<br />

eine solche Situation wieder<br />

auflösen?<br />

Ein Gespräch mit einer neutralen<br />

Person kann helfen. Das<br />

kann die Berufsberatung sein<br />

oder jemand aus dem Umfeld<br />

der Familie.<br />

Was können Eltern tun, wenn<br />

sich ihr Kind schwertut, und<br />

nicht weiß, in welche Richtung<br />

es gehen könnte? Oder<br />

eine „Null-Bock-auf-Nichts“-<br />

Haltung an den Tag legt?<br />

Wichtig sind Einblicke ins Berufsleben.<br />

Bekannte und Freunde<br />

können aus ihrer Arbeitswelt<br />

erzählen, Ferienjobs und Praktika<br />

ermöglichen es, dass das<br />

Kind Berufe live erleben kann.<br />

Berufswahltest wie Check-U<br />

liefern Ideen, die mit der Berufsberatung<br />

besprochen werden<br />

können.<br />

Bei einer „Null-Bock-auf-<br />

Nichts-Haltung“ ist es wichtig,<br />

die Gründe hierfür herauszufinden.<br />

Oft haben diese nichts<br />

mit dem eigentlichen Thema<br />

Berufswahl zu tun. Hier kann<br />

ein Gespräch mit dem Schulsozialarbeiter<br />

helfen.<br />

Was, wenn der Traumberuf<br />

nicht realisierbar ist, beispielsweise,<br />

weil die Schulbildung<br />

nicht ausreicht,<br />

oder utopische Vorstellungen<br />

von einer Karriere als<br />

Fußballprofi, Influencer<br />

oder Popstar bestehen?<br />

Traumberufe, die zunächst<br />

schwer realisierbar sind, können<br />

möglicherweise später<br />

über andere Wege erreicht werden.<br />

Man sollte sich nicht durch<br />

zu hoch gesteckte Ziele selbst<br />

ausbremsen, denn manchmal<br />

helfen kleine Schritte.<br />

Auch hier kann ein Gespräch<br />

mit der Berufsberatung helfen.<br />

Wir erarbeiten gemeinsam Alternativen.<br />

Und welche Rolle spielt die<br />

Erwartungshaltung der Eltern?<br />

Als Berufsberaterin thematisiere<br />

ich im Gespräch immer die<br />

Meinung der Eltern. Es bringt ja<br />

nichts mit dem Jugendlichen<br />

einen Plan zu erstellen und die<br />

Eltern stimmen dann nicht zu.<br />

Wie merkt man als Kind,<br />

dass man vielleicht doch<br />

nicht so richtig geeignet ist<br />

für den Beruf der Eltern –<br />

und für die Fortführung des<br />

Familienbetriebes?<br />

Im elterlichen Betrieb hilft man<br />

ab und an mal aus. Wenn man<br />

während der Mitarbeit dann<br />

merkt, dass die Arbeit keinen<br />

Spaß macht, passt es nicht.<br />

Ähnlich wie bei einem Praktikum.<br />

Und eine weitere wichtige<br />

Frage gilt zu klären. Bin ich der<br />

Typ für eine Selbständigkeit?<br />

Von Claudia Linz<br />

INFORMATIONEN AUCH<br />

FÜR ELTERN GIBT ES UNTER:<br />

https://planet-beruf.de/eltern-und-erziehungsberechtigte


42| NEXT STEP WISSEN<br />

INFOS AUS ERSTER HAND<br />

Auf der Suche nach dem Traumjob? Berufs- und Studienmessen sind ideale Treffpunkte für<br />

Schüler, Studierende und Fachkräfte, um mit Personalverantwortlichen in Kontakt zu kommen.<br />

Hier ist eine Übersicht, was in unserer Region alles geboten ist. Von Eileen Schirle<br />

JOBBÖRSE GAILDORF –<br />

POWERED BY AOK UND<br />

ROMMELAG<br />

Wann: 13. April <strong>2024</strong>, 11 bis 17 Uhr<br />

Wo: Limpurghalle Gaildorf<br />

Was: Schülerinnen und Schüler können sich bei diversen<br />

Ausstellern aus unterschiedlichen Branchen<br />

über Ausbildungsplätze und Studien gänge informieren.<br />

An der Jobwall informieren die Unternehmen vor<br />

Ort über ihre offenen Stellen.<br />

ABI ZUKUNFT – HEILBRONN<br />

Wann: 29. Juni <strong>2024</strong>, 10 bis 15 Uhr<br />

Wo: Konzert- und Kongresszentrum Harmonie, Heilbronn<br />

Was: Zahlreiche Aussteller präsentieren mit interessanten<br />

Standaktionen ihre vielfältigen Ausbildungsangebote.<br />

Daneben stehen Vorträge von Branchenexperten und<br />

Motivationscoaches sowie Workshops zu unterschiedlichen<br />

Themen auf dem Rahmenprogramm.


NEXT STEP WISSEN |43<br />

VR BANK JOBBÖRSE<br />

Wann: 4. Mai <strong>2024</strong>, 10 bis 15 Uhr<br />

Wo: Kocherwiesen<br />

in Schwäbisch Hall-Steinbach<br />

Was: Bereits zum 18. Mal veranstaltet die<br />

VR Bank Heilbronn Schwäbisch Hall ihre<br />

Jobbörse. Über 100 Aussteller aus allen<br />

Branchen präsentieren ihre Ausbildungsund<br />

Studienangebote sowie FSJ- und<br />

Praktikumsmöglichkeiten.<br />

BERUFSINFOTAG<br />

CRAILSHEIM<br />

Wann: 20. April <strong>2024</strong>, 9 bis 13 Uhr<br />

Wo: Hangar Event-Airport Crailsheim<br />

Was: Rund 90 Unternehmen und Institutionen<br />

stellen hier aus und informieren zu Ausbildungen<br />

und dualen Studiengängen.<br />

BERUFSINFOTAG<br />

IN KÜNZELSAU<br />

Wann: 15. Juni <strong>2024</strong>, 9 bis 14 Uhr<br />

Wo: Berufsschulzentrum Künzelsau<br />

Was: Etwa 100 Aussteller aus der Region informieren<br />

zu Ausbildungsberufen und dualen<br />

Studiengängen. Außerdem sind Workshops,<br />

Führungen und Vorträge geplant.<br />

BILDUNGSMESSE<br />

LAUDA-KÖNIGSHOFEN<br />

Wann: 21. und 22. Juni <strong>2024</strong>,<br />

jeweils von 8.30 bis 14 Uhr<br />

Wo: Stadt- und Sporthalle Lauda<br />

Was: Namhafte Firmen aus der Region sowie Schulen,<br />

Behörden und weitere Bildungsinstitutionen präsentieren<br />

sich auf der Bildungsmesse. Ein umfangreiches<br />

Rahmenprogramm mit Fachvorträgen, Bewerbertraining,<br />

Last-Minute-Börse und vieles mehr<br />

ist geboten.


44| NEXT STEP WISSEN<br />

ONLINE VON SEINER<br />

BESTEN SEITE ZEIGEN<br />

Facebook, Instagram, LinkedIn oder Xing: Für viele Personalverantwortliche gehört ein<br />

digitaler Bewerbercheck heute zum Standard. Drei Unternehmen aus der Region verraten ihre<br />

Vorgehensweisen bezüglich Social Media und erzählen, wie wichtig die Plattformen heutzutage<br />

für die Mitarbeitergewinnung sind.<br />

Von Eileen Schirle<br />

Syntegon Technology<br />

GmbH, Crailsheim:<br />

Wir besuchen einzelne<br />

Profile unserer Bewerber<br />

und Bewerberinnen<br />

auf Business-<br />

Netzwerken wie<br />

LinkedIn und Xing,<br />

um ein ganzheitlicheres Bild<br />

von ihnen zu erhalten. Private<br />

Profile auf anderen Social-Media-Kanälen<br />

beziehen wir nicht<br />

in den Recruiting-Prozess ein.<br />

Dabei bewerten wir Profile, die<br />

Engagement in berufsrelevanten<br />

Themen, eine klare professionelle<br />

Ausrichtung und eine<br />

angemessene Präsentation der<br />

Person zeigen, als positiv. Dazu<br />

gehören Aktivitäten in Fachgruppen,<br />

Veröffentlichungen<br />

von relevanten Inhalten sowie<br />

eine insgesamt positive und<br />

konstruktive Online-Präsenz.<br />

Ausschlusskriterien für uns sind<br />

unangemessene Inhalte, die<br />

Zweifel an der Professionalität<br />

oder dem Urteilsvermögen des<br />

Bewerbenden aufkommen lassen,<br />

wie zum Beispiel diskriminierende<br />

Äußerungen.<br />

Syntegon nutzt aktiv soziale<br />

Netzwerke, um seine Aktivitäten<br />

zu präsentieren, mit seiner Zielgruppe<br />

zu interagieren und um<br />

Talente zu gewinnen. LinkedIn<br />

und Instagram sind dabei unsere<br />

Hauptkanäle. Unsere Strategie,<br />

authentische Einblicke in<br />

unsere Unternehmenskultur zu<br />

geben und aktuelle Projekte sowie<br />

Karrieremöglichkeiten zu<br />

präsentieren, hat sich als sehr<br />

erfolgreich erwiesen. Wir konnten<br />

bereits zahlreiche Bewerber<br />

über unsere Social-Media-Kanäle<br />

erreichen und so neue Mitarbeiter<br />

gewinnen.


NEXT STEP WISSEN |45<br />

Mawell Resort,<br />

Langenburg:<br />

Wir besuchen die<br />

Profile unserer Bewerber<br />

nicht, da<br />

wir sie nicht vorab<br />

anhand ihrer Social-Media-Tätigkeiten<br />

bewerten<br />

möchten.<br />

Das Mawell Resort nutzt – neben<br />

der regulären Website –<br />

Facebook und Instagram für die<br />

Unternehmenspräsentation,<br />

Verkauf, Imageaufbau, Kundenkontakt,<br />

Neukunden- und Mitarbeiter-Akquise.<br />

Die Social-<br />

Media-Plattformen bieten uns<br />

die Möglichkeit, auf uns als regionalen<br />

Arbeitgeber aufmerksam<br />

zu machen, eine erweiterte<br />

Sichtbarkeit zu erlangen und<br />

durch zielgerichtete Maßnahmen,<br />

Bewerbungs-Anreize zu<br />

schaffen. Unsere Erfahrungswerte<br />

zeigen: In vielen Fällen<br />

dienen Facebook und Instagram<br />

als erster Anlaufpunkt für die<br />

Kontaktaufnahme mit unserem<br />

Hotel, noch bevor im Nachgang<br />

der reguläre Bewerbungsweg<br />

über die Unternehmens-Website<br />

erfolgt. Dies lässt sich auf<br />

folgende Aspekte zurückführen:<br />

Die Reaktions- und Antwortzeit<br />

innerhalb der Social-Media-<br />

Plattformen ist kürzer, die Sprache<br />

nicht so förmlich. Das senkt<br />

die Hürde für eine Bewerbung<br />

und die Kontaktaufnahme. Da<br />

die potenziellen Bewerber die<br />

Plattformen auch privat nutzen,<br />

ist es für sie ein bequemer Weg,<br />

dieses Medium auch für die Arbeitgebersuche<br />

zu nutzen.<br />

Ziehl-Abegg,<br />

Künzelsau:<br />

Social Media<br />

nimmt einen<br />

immer größeren<br />

Raum im<br />

Leben der Menschen<br />

ein. Daher<br />

ist Ziehl-Abegg auch auf mehreren<br />

Kanälen unterwegs; am<br />

meisten sticht das Engagement<br />

des Unternehmens auf Tiktok<br />

hervor. Die Bewerber schauen<br />

nach dem Unternehmen auf<br />

den Sozialen Medien – schauen<br />

wir auch nach diesen auf Online-Plattformen?<br />

Da gibt es keine<br />

generelle Regelung. Wer in einer<br />

Bewerbung angibt, dass er<br />

ein besonders spannendes<br />

Hobby erfolgreich betreibt,<br />

nach dem wird sicher gegoogelt.<br />

Für Personaler zählen eher die<br />

Bewerbung und später der persönliche<br />

Eindruck. In den Fachbereichen,<br />

wo eine neue Kollegin<br />

oder ein neuer Kollege auch<br />

menschlich hineinpassen muss,<br />

da sind die Entscheider natürlich<br />

neugierig, was sich für ein<br />

Mensch bewirbt – sie suchen<br />

durchaus online nach persönlichen<br />

Profilen, um mehr über<br />

Ehrenämter oder Hobbys zu erfahren.<br />

Wer etwa auf Instagram<br />

zeigt, dass er seit Jahren ehrenamtlich<br />

in der Feuerwehr ist, der<br />

wird Pluspunkte sammeln.<br />

Ziehl-Abegg erreicht mit Tiktok<br />

sehr viele Menschen – ganz unterschiedlichen<br />

Alters. Und daraus<br />

resultieren auch zahlreiche<br />

Einstellungen. Weiter hat Ziehl-<br />

Abegg im Januar 2023 die App<br />

BeReal getestet und zwei Bewerbungen<br />

mit Bezug auf den Test<br />

bekommen. Einer der Bewerber<br />

war ein Elektroingenieur.


46| NEXT STEP WISSEN<br />

BEREIT FÜR DIE<br />

GROSSE CHANCE<br />

Raus aus der Schule und ab ins Berufsleben.<br />

Es könnte so einfach sein – wenn die Bewerbung nicht wäre.<br />

Ob eine Ausbildung<br />

oder duales Studium:<br />

Das Ende der<br />

Schulzeit und der<br />

Schritt ins Berufsleben sind<br />

große Einschnitte im Leben<br />

junger Menschen. Doch bevor<br />

es richtig losgehen kann, steht<br />

ja noch eine Bewerbung für einen<br />

Ausbildungs- oder Studienplatz<br />

an. Und die kommt so<br />

manchen vor wie ein unüberwindbarer<br />

Berg – was soll man<br />

da bloß reinschreiben?<br />

Je früher man weiß, in welche<br />

Richtung es nach dem Schulabschluss<br />

mal gehen soll, desto<br />

besser. Dann bleibt genügend<br />

Zeit, um eine ordentliche Bewerbung<br />

zu erstellen. Doch wie<br />

sieht die eigentlich aus? Der Bewerbungsbereich<br />

entwickelt<br />

sich ständig weiter, natürlich<br />

vor allem auch wegen der zunehmenden<br />

Digitalisierung. So<br />

wurde die gedruckte Bewerbungsmappe<br />

mittlerweile fast<br />

vollständig von der E-Mail-Bewerbung<br />

oder von Online-Bewerberportalen<br />

abgelöst. Und<br />

nicht zuletzt aufgrund der Pandemie<br />

finden viele Vorstellungsgespräche<br />

online statt.<br />

Und das muss nicht nur Nachteile<br />

haben. Wer sich zum Beispiel<br />

in der erweiterten Region<br />

bewirbt, spart sich dadurch<br />

lange Anfahrten, Zeit und Geld.<br />

Was ist nun aber bei einer<br />

Bewerbung wichtig?<br />

Erst mal geht es um Formales.<br />

In einer Stellenanzeige steht<br />

meist drin, wie man sich bewerben<br />

soll – also, ob eine<br />

E-Mail-Bewerbung, eine klassische<br />

Bewerbungsmappe oder<br />

die Bewerbung über ein bestimmtes<br />

Portal gewünscht<br />

wird. Daran sollte man sich auf<br />

jeden Fall halten, denn es hat<br />

durchaus einen Grund, warum<br />

Unternehmen eine bestimmte<br />

Bewerbungsform bevorzugen.<br />

Ebenfalls wichtig ist eine ordentliche<br />

E-Mail-Adresse, die<br />

so aussieht: vorname.nachname@provider.de.<br />

Varianten mit<br />

Spitz- und Kosenamen haben<br />

in einer Bewerbung nichts verloren.<br />

Zudem sollten Jugendliche<br />

darauf achten, wie sie sich<br />

in sozialen Netzwerken wie<br />

TikTok, Facebook oder Instagram<br />

präsentieren. Denn natürlich<br />

werden Personalverantwortliche<br />

ihre Bewerberinnen<br />

und Bewerber googlen. Also<br />

Profile lieber auf privat stellen.<br />

Für den Text sollte man eine<br />

klassische Schriftart wie Arial,<br />

Calibri oder Times New Roman<br />

verwenden – bitte nichts Verschnörkeltes.<br />

Zudem gilt: Rechtschreibung<br />

und Zeichensetzung sind absolut<br />

angesagt und daher auch<br />

bei digitalen Bewerbungen<br />

wichtig. Lieber nochmal jemanden<br />

Korrekturlesen lassen.<br />

Und das Bewerbungsfoto? Das<br />

ist auch heute noch in den<br />

meisten Bewerbungen wichtig.<br />

Nur sehr wenige Unternehmen<br />

verzichten darauf. Und ja, der<br />

Gang zum Fotografen lohnt<br />

sich dafür auf jeden Fall.<br />

Größe zählt<br />

Anschreiben, Lebenslauf, Bewerbungsmotivationsschreiben<br />

und Zeugnisse – ganz<br />

schön viel. Um es den Personalverantwortlichen<br />

leichter<br />

zu machen, sollte man die Dokumente<br />

bündeln. Geht die<br />

Bewerbung digital raus, ist das<br />

Dateiformat pdf am besten.<br />

Das kann an jedem Rechner<br />

geöffnet werden und es verschiebt<br />

sich nichts. Die Gesamtdatenmenge<br />

sollte, wenn<br />

nichts anderes angegeben ist,<br />

nicht größer als 5 MB sein und<br />

aus drei Teilen bestehen: Anschreiben,<br />

Lebenslauf und die<br />

Zeugnisse zusammengefasst<br />

zu einem Dokument.<br />

© DEAGREEZ/ADOBESTOCK


NEXT STEP WISSEN |47<br />

VIER TIPPS FÜR EIN ONLINE-<br />

VORSTELLUNGSGESPRÄCH:<br />

GUTE BELEUCHTUNG:<br />

Beim Vorstellungsgespräch sieht einen<br />

der potentielle zukünftige Arbeitgeber<br />

zum ersten Mal. Da sollte man einen<br />

guten Eindruck machen – und dafür ist<br />

eine gute Beleuchtung unglaublich<br />

wichtig. Denn: Niemand möchte aussehen,<br />

als hätte er mehrere Nächte<br />

durchgefeiert. Die Lichtquelle sollte<br />

man direkt vor sich platzieren. Vermieden<br />

werden sollte Licht von der Seite<br />

oder von hinten. Am besten testet man<br />

die Lichtsituation vor dem eigentlichen<br />

Gespräch.<br />

RUHE INS BILD<br />

BRINGEN:<br />

Der Hintergrund sollte möglichst ruhig<br />

sein, wie zum Beispiel eine weiße Wand<br />

oder ein Bücherregal. Wer in seiner Wohnung<br />

keinen passenden Platz findet,<br />

kann – im für das Gespräch vorgesehenen<br />

Programm – einen passenden digitalen<br />

Hintergrund auswählen. Bei der Auswahl<br />

der Kleidung sollte man auf Muster<br />

wie Karos, Streifen oder Punkte verzichten.<br />

Diese wirken zu unruhig.<br />

VERLÄSSLICHE<br />

TECHNIK:<br />

Nichts ist schlimmer als eine miserable<br />

Audioqualität – und zwar für alle Gesprächspartner.<br />

Ein Rauschen oder<br />

Knacken stört ohne Ende und man<br />

kann keine Frage ordentlich beantworten,<br />

wenn es Tonaussetzer gibt. Es lohnt<br />

sich daher, in ein gutes Headset samt<br />

Mikro und in eine gute Kamera (falls der<br />

Laptop keine eingebaute Kamera hat)<br />

zu investieren.<br />

STÖRUNGSQUELLEN<br />

VERMEIDEN:<br />

Im Vorstellungsgespräch ist es wichtig,<br />

vollkommen konzentriert zu sein. Daher<br />

gilt: Handy aus, Festnetz abschalten,<br />

die Fenster schließen und Musik<br />

aus. Und alle Haushaltsmitglieder darüber<br />

informieren, dass sie das Zimmer<br />

auf keinen Fall betreten sollen, solange<br />

die Tür geschlossen ist. Der Arbeitgeber<br />

soll ja nicht gleich die ganze Familie<br />

samt Haustier kennenlernen.


48| NEXT STEP WISSEN<br />

STUDIEREN IN<br />

NÄCHSTER NÄHE<br />

Baden-Württemberg<br />

bietet viele<br />

attraktive Hochschulen<br />

LEGENDE<br />

Universitäten<br />

Pädagogische Hochschulen<br />

Kunst- und Musikhochschulen<br />

Akademie für Darstellende Kunst<br />

Filmakademie<br />

Popakademie<br />

Hochschulen für<br />

angewandte Wissenschaften<br />

Hauptsitz<br />

Standort<br />

Duale Hochschule BW<br />

Präsidium<br />

Standort<br />

Campus<br />

Nichtstaatliche Hochschulen<br />

Private Universitäten<br />

Offenburg<br />

Gengenbach<br />

Schwetzingen<br />

Kehl<br />

Bad Liebenzell<br />

Rottenburg<br />

Mannheim<br />

Karlsruhe<br />

Pforzheim<br />

Hohenheim<br />

Horb<br />

Heidelberg<br />

Mosbach<br />

Ludwigsburg<br />

Göppingen<br />

Nürtingen<br />

Tübingen<br />

Heilbronn<br />

Stuttgart<br />

Esslingen<br />

Reutlingen<br />

Bad Mergentheim<br />

Künzelsau<br />

Schwäbisch Hall<br />

Schwäbisch Gmünd<br />

Geislingen<br />

Ulm<br />

Aalen<br />

Heidenheim<br />

Villingen-Schwenningen<br />

Freiburg<br />

Furtwangen<br />

Albstadt<br />

Trossingen Riedlingen<br />

Biberach<br />

Sigmaringen<br />

Tuttlingen<br />

Weingarten<br />

Ravensburg<br />

Lörrach<br />

Konstanz<br />

Friedrichshafen<br />

Isny im Allgäu<br />

QUELLE: MWK.BADEN-<br />

WUERTTEMBERG.DE/DE/<br />

HOCHSCHULEN-STUDIUM/<br />

ICH WILL<br />

STUDIEREN!<br />

Detaillierte Infos zu allen<br />

Studienangeboten in<br />

Baden-Württemberg<br />

und die interaktive Hochschulkarte<br />

findest du auf<br />

der Internetseite:<br />

www.studieninfobw.de


NEXT STEP WISSEN |49<br />

HS HEILBRONN<br />

Hier treffen sich Tüftler, Mathe-Fans<br />

und BWLer: An der Hochschule<br />

Heilbronn gibt es Studiengänge in<br />

den Bereichen Technik, Wirtschaft<br />

und Informatik. Zum Beispiel stehen<br />

Maschinenbau, Robotik und Tourismusmanagement<br />

zur Auswahl.<br />

www.hs-heilbronn.de<br />

KÜNZELSAU<br />

Mit Technik und Wirtschaft haben die<br />

Studiengänge am Campus Künzelsau<br />

der Hochschule Heilbronn zu tun.<br />

Beispiele sind Wirtschaftsingenieurwesen-Energiemanagement,<br />

Elektrotechnik,<br />

BWL und Sozialmanagement<br />

oder BWL und Kultur-,<br />

Freizeit-, Sportmanagement.<br />

www.hs-heilbronn.de/campus-kuenzelsau<br />

Am Campus Schwäbisch Hall der Hochschule<br />

Heilbronn. Foto: HHN<br />

SCHWÄBISCH HALL<br />

Am Campus Schwäbisch Hall dreht<br />

sich alles ums Management: Von<br />

Finanzen über Personalwesen bis<br />

hin zum klassischen Vertrieb – der<br />

familiäre Campus hat genau darin<br />

seine Stärken.<br />

www.hs-heilbronn.de/campusschwaebisch-hall<br />

DHBW HEILBRONN<br />

Theoriephasen an der Hochschule<br />

und Praxisphasen im Unternehmen<br />

wechseln sich ab. Angeboten werden<br />

etwa BWL mit Foodmanagement, Handel<br />

und Dienstleistungsmanagement,<br />

Wein – Technologie – Management<br />

sowie BWL – Digital Business Management<br />

und Wirtschaftsinformatik.<br />

www.heilbronn.dhbw.de<br />

Duale Hochschule Baden-Württemberg in<br />

Heilbronn. Foto: Christiane Zahnder<br />

German Graduate School<br />

of Management & Law in Heilbronn. Foto: privat<br />

HEILBRONN<br />

Durch die Eröffnung des Campus der<br />

TU München kannst du in Heilbronn<br />

Uni-Luft schnuppern. Wenn du Ambitionen<br />

hast, später in die Führungsetage<br />

aufzusteigen, könntest du mit<br />

den Management-Studiengängen hier<br />

goldrichtig liegen.<br />

www.wi.tum.de<br />

HEILBRONN<br />

Wenn Wirtschaft und Recht dein Ding<br />

sind, schau dich mal an der German<br />

Graduate School of Management<br />

& Law um. Die Hochschule bietet<br />

Master-Studiengänge zu Wirtschaftswissenschaften<br />

und Wirtschaftsrecht.<br />

www.ggs.de<br />

Hochschule Aalen. Foto: Jan Walford<br />

DHBW MOSBACH<br />

Studiengänge rund um die Digitalisierung,<br />

international ausgelegte<br />

Wirtschaftswissenschaften oder<br />

doch eher ein Ingenieurstudium? Die<br />

DHBW Mosbach und ihr Campus<br />

Bad Mergentheim bieten viele duale<br />

Studienmöglichkeiten.<br />

www.mosbach.dhbw.de<br />

AALEN<br />

Die Hochschule Aalen ist eine der<br />

forschungsstärksten Hochschulen<br />

in Deutschland. Mitten im Süden<br />

bietet sie über 60 innovative Studienmöglichkeiten,<br />

darunter Angebote<br />

wie Business Analytics, Digital Health<br />

Management, International Marketing<br />

and Sales, Leichtbau oder Wirtschaftsinformatik.<br />

www.hs-aalen.de<br />

Pädagogische Hochschule<br />

Schwäbisch Gmünd. Foto: ph-sg<br />

SCHWÄBISCH GMÜND<br />

Wer sich für Themen wie Bildung,<br />

Gesundheit und Kulturen interessiert,<br />

ist in der Pädagogischen Hochchule<br />

Schwäbisch Gmünd richtig. Dort stehen<br />

Lehramt, Pflegewissenschaft und<br />

Integration zur Wahl.<br />

www.ph-sg.de<br />

SCHWÄBISCH GMÜND<br />

Wenn du besonders kreativ bist,<br />

dann solltest du die Hochschule<br />

für Gestaltung im Blick behalten. In<br />

Schwäbisch Gmünd lassen sich Produkt-,<br />

Kommunikations- oder Interaktionsgestaltung<br />

sowie das Internet<br />

der Dinge studieren.<br />

www.hfg-gmuend.de


50| NEXT STEP WISSEN<br />

AZUBI UND NOCH KEINE 18<br />

Urlaub, Nachtarbeit und Pausenzeit: Wer als Azubi noch keine 18 Jahre alt ist,<br />

wird vom Gesetzgeber besonders geschützt.<br />

Namen für Gesetze sind mitunter<br />

ganz schön sperrig. Da<br />

macht auch das „Gesetz zum<br />

Schutz der arbeitenden Jugend“<br />

oder auch „Jugendarbeitsschutzgesetz“<br />

keine Ausnahme. Für Betriebe und<br />

ihre Azubis ist deren Inhalt von großer Bedeutung:<br />

Viele Azubis sind minderjährig,<br />

also noch keine 18 Jahre alt. Grundsätzlich<br />

unterscheidet der Gesetzgeber zwischen<br />

Kindern, das sind Personen, die noch keine<br />

15 Jahre alt sind, und Jugendlichen, die<br />

zwischen 15 und 18 Jahre alt sind. Für Kinder<br />

gelten hinsichtlich Arbeit besonders<br />

strenge Regeln.<br />

Mehr als nur ein Serviervorschlag<br />

Die Regelungen im „Jugendarbeitsschutzgesetz“<br />

sind für Arbeitgeber keineswegs<br />

bloße Empfehlungen, sondern Verpflichtungen.<br />

Das zeigt sich schon daran, dass jeder<br />

Betrieb, der Personen unter 18 Jahren<br />

beschäftigt, eine gedruckte Version dieses<br />

Gesetzes ausliegen haben muss.<br />

Der Grund für ein solches Gesetz liegt darin,<br />

dass Jugendliche noch nicht so belastbar<br />

sind, wie Erwachsene und daher eines<br />

besonderen Schutzes bedürfen. Im Gesetz<br />

selbst sind Themen wie Urlaub, Wochenarbeitszeit<br />

oder Pausen geregelt. In Paragraph<br />

8 geht es zum Beispiel um die Arbeitszeit,<br />

die Jugendliche leisten dürfen.<br />

Wer noch keine 18 Jahre alt ist, darf maximal<br />

40 Stunden in der Woche und acht<br />

Stunden am Tag arbeiten. Gleitzeit ist erlaubt<br />

ist, Überstunden sind es nicht. Ausnahme:<br />

Wer am Freitag früher nach Hause<br />

will, darf an den übrigen Tagen 8,5 Stunden<br />

arbeiten.<br />

Zudem gilt laut Paragraph 15 für Jugendliche<br />

die Fünf-Tage-Woche. Der Paragraph<br />

11 beschäftigt sich mit den Pausenzeiten.<br />

Wer zwischen vier und sechs Stunden am<br />

Tag arbeitet, hat Anspruch auf eine Gesamtpausenzeit<br />

von 30 Minuten. Wer mehr<br />

als sechs Stunden arbeitet, darf 60 Minuten<br />

Pause machen.<br />

Als Pause gilt ein Zeitraum von mindestens<br />

15 Minuten. Morgens um 3 Uhr raus aus<br />

dem Bett und ab zur Arbeit? Das ist Jugendlichen<br />

ebenfalls nicht erlaubt. Laut Paragraph<br />

14 dürfen diese nur zwischen 6 und<br />

20 Uhr arbeiten. Leichte Abweichungen<br />

von diesem Zeitraum sind nur für die Landwirtschaft,<br />

für Bäckereien, Konditoreien,<br />

Gaststätten, Betriebe mit Schichtsystem<br />

und Schaustellerbetriebe erlaubt.<br />

Zudem wichtig zu wissen: Jugendliche<br />

haben nach Paragraph<br />

19 auch Anspruch<br />

auf geregelten Urlaub.<br />

Dann heißt es: Beine<br />

hochlegen, kühles<br />

Getränk zur Hand<br />

und mal in Ruhe<br />

gar nichts tun.<br />

INFO<br />

Wie sieht es eigentlich aus, wenn ein Unternehmen<br />

mit einem Jugendlichen einen<br />

Ausbildungsvertrag schließen möchte?<br />

Bei Azubis, die noch keine 18 Jahre alt sind,<br />

müssen die beiden gesetzlichen Vertreter<br />

den Ausbildungsvertrag mitunterschreiben.<br />

In den allermeisten Fällen sind<br />

die Eltern die gesetzlichen Vertreter. Ausnahme:<br />

Hat ein Elternteil das alleinige Sorgerecht,<br />

reicht dessen Unterschrift aus.<br />

FOTO: © KRAKENIMAGES.COM, © JOSEPPERIANES/ADOBESTOCK


neue pressegesellschaft<br />

Für den Standort Schwäbisch Hall suchen wir einen:<br />

VOLONTÄR (m/w/d)<br />

Wir sind mehr als „nur“ Zeitung! Für die Volontärsausbildung an unseren Standorten<br />

Schwäbisch Hall, Crailsheim und Gaildorf suchen wir zum 1. September <strong>2024</strong> einen Volontär (m/w/d).<br />

In der SÜDWEST PRESSE Hohenlohe GmbH & Co. KG werden das Haller Tagblatt, das Hohenloher Tagblatt, die Rundschau sowie der Online-Dienst der<br />

drei Tageszeitungen herausgegeben.<br />

Darüber hinaus verlegen wir die Wirtschaftszeitung Regio Business, die Wochenblätter Kreiskurier, Wochenpost und südwest markt, sowie eine Vielzahl<br />

an Buch-, Kalender- und Magazin-Editionen. Wir verstehen uns als modernes Medienhaus, sind Teil der SÜDWEST PRESSE in Ulm und arbeiten im<br />

Verbund mit zahlreichen Partnerverlagen.<br />

Das erwartet Sie:<br />

• In 27 Monaten crossmedialem Volontariat bilden wir Sie zum<br />

Redakteur (m/w/d) aus.<br />

• Sie lernen an unseren drei Standorten Schwäbisch Hall, Crailsheim<br />

und Gaildorf sowie der SÜDWEST PRESSE in Ulm die Lokal-, Mantelund<br />

Onlineredaktion kennen. Darüber hinaus arbeiten Sie in unseren<br />

Stuttgarter und Berliner Redaktionen mit. Sie bilden sich in internen<br />

und externen Seminaren intensiv weiter.<br />

• Crossmedial ist dabei keine Floskel: Von SEO-Optimierung<br />

bis zur Sprecherausbildung werden Sie fit gemacht für die<br />

publizistische Zukunft.<br />

Das bringen Sie mit:<br />

• Ob lokale Nachricht oder große Reportage, ob knackiger Kommentar<br />

oder kurz weiliges Interview: Wenn Sie sich zutrauen, jedem Thema<br />

etwas abzugewinnen und es verständlich zu Papier zu bringen,<br />

es online, mobil und für die sozialen Medien journalistisch aufzubereiten,<br />

dann sind Sie bei uns richtig.<br />

• Sie konnten durch ein Studium oder eine Berufsausbildung bereits<br />

Erfahrungen in der Medienlandschaft gewinnen und haben auch<br />

bereits ein paar Texte geschrieben.<br />

• Zudem verfügen Sie über eine gute All gemeinbildung, Teamgeist<br />

und Flexibilität.<br />

Das bieten wir Ihnen:<br />

• Eine Anstellung in einem erfolgreichen Medien-Unternehmen<br />

• Mitarbeit in einem motivierten Team mit hoher individueller<br />

Eigenverantwortung<br />

• Eine leistungsgerechte tarifliche Bezahlung<br />

• Strukturierte Einarbeitung<br />

Benefits:<br />

Corporate<br />

Benefits<br />

Subven tio nierte<br />

Sportmöglichkeiten<br />

Zuschuss zur Betrieblichen<br />

Altersvorsorge<br />

Regelmäßige<br />

Firmenevents<br />

Umfassendes<br />

Weiterbil dungs programm<br />

Firmenrad<br />

Leasing<br />

Rabattiertes<br />

Jobticket<br />

Verpflegungsangebote<br />

So geht es weiter:<br />

Verpacken Sie Ihre Kreativität und Einsatzbereitschaft in eine Bewerbung und lassen uns diese bitte zukommen.<br />

Bitte füllen Sie zunächst unseren Bewerbungsbogen unter https://www.swp.de/volontariat aus und fügen ihn Ihrer Bewerbung hinzu.<br />

Nutzen Sie vorzugsweise unser Online-Formular auf www.neue-pressegesellschaft.de/karriere.<br />

Hmm... Passt nicht?<br />

Die Stellenanzeige spricht Sie generell an, Sie wissen aber nicht genau ob Ihr Profil passt? Bewerben Sie sich trotzdem!<br />

Wir sind offen für Quereinsteiger (m/w/d) sowie Berufsanfänger (m/w/d) und bilden unsere Mitarbeitenden gerne intensiv aus.<br />

Klingt gut?<br />

Dann bewerben Sie sich jetzt! Wir freuen uns auf Sie!<br />

neue pressegesellschaft mbh & co. kg<br />

z. H. Frau Celina Kränzle<br />

Frauenstraße 77 · 89073 Ulm<br />

bewerbungen@swp.de<br />

0731 156-663<br />

www.neue-pressegesellschaft.de

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