Next Step März 2024
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NEXT STEP JOBSTART |15<br />
keine gewöhnliche Auszubildende:<br />
Melli ist 45 Jahre alt, kommt aus<br />
Bayern und hat in ihrer bisherigen<br />
beruflichen Laufbahn<br />
schon so viel erlebt, wie manch<br />
andere in ihrer gesamten Karriere<br />
nicht. Sie hat eine Ausbildung<br />
zur pharmazeutischkaufmännischen<br />
Angestellten<br />
absolviert, in einem Industriebedarfshandel<br />
gearbeitet und<br />
sich als Rettungsassistentin<br />
nochmals in eine ganz neue<br />
Richtung gewagt. Zwölf Jahre<br />
lang war sie als Sanitätsfeldwebel<br />
bei der Bundeswehr tätig,<br />
unter anderem im Bundeswehrkrankenhaus<br />
in Ulm.<br />
Während dieser Zeit holte sie<br />
sogar ihre Mittlere Reife berufsbegleitend<br />
nach. Nach ihrer<br />
Dienstzeit bei der Bundeswehr<br />
fing sie eine Ausbildung zur<br />
Fremdsprachkorrespondentin<br />
an, um später als Skilehrerin in<br />
Südtirol arbeiten zu können.<br />
Doch der Corona-Lockdown<br />
machte ihr einen Strich durch<br />
die Rechnung. Dass sie großes<br />
Interesse an Steinen und Steingestaltung<br />
hat, wurde ihr erstmals<br />
bei einem Aufenthalt in<br />
Bardou, einem kleinen, alten<br />
Örtchen in Südfrankreich, bewusst.<br />
Sie informierte sich über<br />
den Steinmetzberuf, suchte<br />
nach passenden Betrieben in<br />
der Nähe und fand ihren Ausbildungsplatz<br />
bei SDC, einer<br />
Tochterfirma von Leonhard<br />
Weiss. „Mein Lebenslauf zeigt:<br />
Es gibt für mich keinen Stillstand.<br />
Aus der jeweiligen Situation<br />
heraus, habe ich immer<br />
versucht weiterzukommen. Im<br />
Leben ist doch alles möglich!“<br />
Von Karlsruhe bis Freiburg<br />
In der bisherigen Ausbildungszeit<br />
konnte Melli schon viel<br />
Neues lernen. Neben der Arbeit<br />
in der Werkstatt, wo sie die verschiedenen<br />
Techniken der<br />
Steinbearbeitung kennenlernt<br />
und ausprobiert, gehört bei<br />
SDC Steinsanierung auch die<br />
Arbeit auf der Baustelle dazu.<br />
Das Unternehmen ist auf die<br />
Restaurierung von Bauwerken<br />
und Denkmälern spezialisiert.<br />
„Ich war schon in Karlsruhe<br />
und Waldshut und konnte dort<br />
direkt an den Objekten arbeiten.<br />
Das heißt Fugen erneuern,<br />
Platten versetzen oder Risse<br />
verschließen. Außerdem durfte<br />
ich auch Steine lasieren, also<br />
den Farbton der neu eingesetzten<br />
Steinen so verändern, dass<br />
er zum Rest des Bauwerks<br />
passt“, erläutert sie.<br />
Der Berufsschulunterricht der<br />
angehenden Steinmetzin findet<br />
in Blöcken an der Schule in<br />
Freiburg statt. Auf dem Stundenplan<br />
stehen unter anderem<br />
Mathematik, technisches<br />
Zeichnen, Physik, aber auch<br />
sehr praxisnahe Fächer: „In<br />
Steinkunde beispielsweise lernen<br />
wir die unterschiedlichen<br />
Steinarten und ihre Eigenschaften<br />
kennen. Außerdem gibt es<br />
auch Werkstattunterricht.“<br />
Egal ob Schule, Werkstatt oder<br />
Baustelle: Melli ist überall gern<br />
dabei und will weiter lernen.<br />
„Hier als Steinmetzin zu arbeiten<br />
fühlt sich einfach gut an. Ich<br />
habe das Gefühl, endlich angekommen<br />
zu sein“, schwärmt<br />
sie. Dass sie mit ihrem außergewöhnlichen<br />
Lebenslauf nicht<br />
die traditionelle Auszubildende<br />
ist, stört sie nicht: „In meiner<br />
ersten Woche hat mich der<br />
SDC-Geschäftsführer über das<br />
Technikgelände geführt, auf<br />
dem ja ganz viele Abteilungen<br />
mit verschiedenen Berufen beheimatet<br />
sind. Er meinte damals<br />
zu mir: ,Wir sind hier die<br />
Exoten.‘ Da dachte ich für mich:<br />
,Das passt genau zu mir. Hier<br />
bin ich richtig!‘“<br />
Von Eileen Schirle