gie_03_2016
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UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />
Dr. Marc Mateika<br />
(r.) im Gespräch mit<br />
Sebastian Cymara,<br />
dem Meister in<br />
der mechanischen<br />
Bearbeitung.<br />
Portalroboter für<br />
den flexiblen Einsatz<br />
in mehreren<br />
Aluminiumbearbeitungszellen.<br />
spiegelt sich alles in den Kosten wider!“<br />
Magnesiumbauteile bleiben deshalb auch<br />
weiterhin ein Nischenprodukt, ist sich der<br />
promovierte Physiker sicher. Die Magnesiumgetriebegehäuse<br />
für Daimler bestehen<br />
aus der Le<strong>gie</strong>rung AS-31 mit einem<br />
Anteil von drei Prozent Aluminium und einem<br />
Prozent Silizium. „Damit gelingt es<br />
uns, die mangelnde Kriechfestigkeit des<br />
Magnesiums zu verbessern“, so der Entwicklungschef.<br />
Metallarbeiter<br />
Raphael Sanchez<br />
bearbeitet Lagerrahmen<br />
für die 1,6-<br />
und 2,0-Liter-Dieselmotoren<br />
von Volkswagen.<br />
Ungebrochener<br />
Trend zum Leichtbau<br />
Bei allen Nachteilen von Werkstoff und<br />
Verfahren: Angesichts eines Gewichtsvorteils<br />
von 33 Prozent gegenüber Aluminium<br />
und eines ungebrochenen Trends zum<br />
Leichtbau ist das Potenzial des Werkstoffs<br />
verlockend und KSM Castings verfügt über<br />
das entsprechende Prozess-und Werkstoff-<br />
Know-how: Erste Erfahrungen sammelten<br />
die Hildesheimer beim Niederdrucksand<strong>gie</strong>ßen<br />
von Magnesium. Vor etwa zehn Jahren<br />
startete die damalige ThyssenKrupp-<br />
Fahrzeugguss GmbH dann mit dem Magnesiumdruck<strong>gie</strong>ßen<br />
auf einer kleinen<br />
Maschine. „Das waren Lenkungsteile aus<br />
Magnesium für den Kunden ThyssenKrupp<br />
Presta, da konnten wir intern sehr viel<br />
Know-how aufbauen und qualifizierte Mitarbeiter<br />
gewinnen, die u. a. mit den Themen<br />
Magnesiumschmelzen und Schutzgas<br />
vertraut sind“, blickt Dr. Greven zurück. In<br />
den darauffolgenden Jahren wurde der Fertigungsprozess<br />
weiter optimiert. KSM Castings<br />
wechselte in dieser Zeit zunächst an<br />
die Private Equity-Firma Cognetas und<br />
2011 schließlich an den chinesischen Investor<br />
CITIC Dicastal Wheel Manufacturing<br />
Co., Ltd., Qinhuangdao, China. Mit acht<br />
Standorten in Deutschland, Tschechien,<br />
China und den USA sowie 3291 Mitarbeitern<br />
ist die KSM Castings-Gruppe heute<br />
global aufgestellt und erwirtschaftete<br />
2015 einen Umsatz von 520 Millionen Euro.<br />
Hildesheim ist mit 1<strong>03</strong>0 Mitarbeitern<br />
und einem Umsatz von 182 Millionen Euro<br />
das Schwergewicht der Gruppe. Hauptkunden<br />
sind VW, Daimler, Audi, ZF Friedrichshafen,<br />
Magna, Bosch und Benteler.<br />
Finanzstarker Investor<br />
Neuer Eigner der Gruppe ist der weltgrößte<br />
Aluminiumfelgenhersteller CITIC Dicastal.<br />
Gemeinsam mit KSM Castings gehört<br />
er zu den 100 größten Automobilzulieferern<br />
der Welt. 30 bis 40 Millionen Aluminiumfelgen<br />
gehen bei CITIC Dicastal jährlich<br />
vom Band – eine Nummer größer als<br />
bei anderen Serien<strong>gie</strong>ßern. Zum Vergleich:<br />
In Hildesheim gehört die Lagerrahmenlinie<br />
mit 1,3 Millionen Bauteilen pro Jahr zu den<br />
größten Serien. Der Einstieg des strategischen<br />
Investors brachte vielfältige Vorteile:<br />
„Die Partnerschaft bietet auf der Finanzseite<br />
große Stabilität, ohne dass die<br />
neuen Eigner zu stark ins Tagesgeschäft<br />
eingreifen“, erzählt Dr. Mateika. „CITIC ist<br />
nicht an den Basics des Gießverfahrens<br />
interessiert, die beherrschen sie selber,<br />
es geht um unser Produktionssystem und<br />
unsere Art, Bauteile zu fertigen, also um<br />
Qualität“, konkretisiert Dr. Greven und<br />
fährt fort: „In meinen Augen ist das eine<br />
Win-Win-Situation. CITIC interessiert sich<br />
für unser Know-how und wir haben den<br />
Vorteil, unseren Kunden globale Lösungen<br />
anbieten zu können. So ist es beispielsweise<br />
möglich, VW einen Radträger aus<br />
China anzubieten, der nach demselben<br />
Verfahren, mit denselben Le<strong>gie</strong>rungen und<br />
Eigenschaften gefertigt wurde wie in<br />
Deutschland. In der Gießereibranche können<br />
das nicht viele!“ Das größte Wachstumspotenzial<br />
sieht Dr. Greven, der seit<br />
2005 bei KSM arbeitet, ohnehin in China.<br />
Aber auch in Shelby im US-Bundesstaat<br />
North Carolina hat KSM Castings 2014 ein<br />
neues Werk gebaut, um von dem Leichtbaupotenzial<br />
auf dem US-Markt zu profitieren.<br />
„Mit dieser Strate<strong>gie</strong> sichern wir<br />
auch die Arbeitsplätze hier in Deutschland“,<br />
bekräftigt er.<br />
70 GIESSEREI 1<strong>03</strong> <strong>03</strong>/<strong>2016</strong>