23.08.2018 Aufrufe

gie_03_2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

Der Warmhalteofen<br />

einer Aluminiumdruck<strong>gie</strong>ßzelle<br />

wird<br />

nachgefüllt: Wenn<br />

mehrere Gießzellen<br />

die gleiche Le<strong>gie</strong>rung<br />

benötigen,<br />

können mit einer<br />

Staplerfahrt mehrere<br />

Zellen nachgefüllt<br />

werden.<br />

Um die Wertschöpfung zu maximieren,<br />

werden auch Aluminiumdruckgussteile<br />

umfangreich nachbearbeitet, etwa auf der<br />

Lagerrahmenlinie, die 1,3 Millionen Aluminiumbauteile<br />

pro Jahr durchlaufen. Besonderheit<br />

dort ist ein Portalroboter, der<br />

– ähnlich wie die Schwebebahnen in Wuppertal<br />

oder am Düsseldorf Flughafen – auf<br />

beiden Seiten einer Hochschiene hin und<br />

her fährt und die Maschinen mit Bauteilen<br />

füllt – ein Schauspiel wie aus einem Science<br />

Fiction-Film!<br />

Der 20-jährige<br />

Werkzeugmechaniker-Lehrling<br />

Marcel<br />

Bodenburg beim<br />

Fräsen eines Bauteils<br />

in der Ausbildungswerkstatt.<br />

Vielfältige Gießereiprozesse –<br />

innovative Le<strong>gie</strong>rungen<br />

Attraktiv für Automobilkunden ist besonders<br />

die Vielfalt der Gießprozesse des Global<br />

Players, mit denen das Potenzial der<br />

Werkstoffe ausgereizt wird: Mit dem patentieren<br />

Druck<strong>gie</strong>ßvakuumverfahren CVC<br />

werden wärmebehandlungs- und schweißfähige<br />

Gussteile gefertigt. Der Gießprozess<br />

ist in den letzten Jahren im Rahmen der<br />

Entwicklung eines Fahrwerksrahmens für<br />

BMW so weiterentwickelt worden, dass er<br />

serientauglich ist und zugleich Gussteile<br />

mit einer sehr hohen Qualität liefert. Beim<br />

Vakuumdruck<strong>gie</strong>ßen wird die Luft nahezu<br />

restlos aus der Form gesaugt, die dadurch<br />

im erstarrenden Gussteil keine Poren mehr<br />

erzeugen kann.<br />

Für hochbelastete Bauteile wie Fahrwerksteile<br />

wird das CPC- oder Counter<br />

Pressure Casting-Verfahren eingesetzt.<br />

„Dieser Fertigungsprozess ähnelt dem Niederdruck<strong>gie</strong>ßen.<br />

Es ist wie bei einer Mineralwasserflasche.<br />

Steht sie unter Druck,<br />

entweicht die Kohlensäure nicht, öffnet<br />

man die Flasche, sprudelt sie hoch. Ähnlich<br />

verhält sich die Luft in der Form“, vergleicht<br />

Dr. Greven. Dieses Verfahren bietet<br />

mit Streckgrenzen von größer 260 Megapascal<br />

und einer Bruchdehnung von<br />

mehr als acht Prozent zwar bereits sehr<br />

gute mechanische Eigenschaften. Damit<br />

gaben sich die KSM-Entwickler rund um<br />

Dr. Klaus Greven aber nicht zufrieden: auf<br />

dem Spiel stand und steht der Wettbewerb<br />

mit Eisenguss und Aluminiumschmiedeteilen.<br />

„Wir wollten weg von dieser eierlegenden<br />

Wollmilchsau AlSi7Mg und eine<br />

Le<strong>gie</strong>rung speziell für dieses Verfahren<br />

entwickeln“, so Dr. Greven.<br />

Das ist ihnen mit der neuen Le<strong>gie</strong>rung<br />

Tensal gelungen. Mit drei Prozent enthält<br />

sie im Vergleich zu AlSi7Mg etwas weniger<br />

Silizium, etwas mehr Magnesium und zusätzlich<br />

noch Chrom zum Aushärten.<br />

Streckgrenzen von 300 – 320 Megapascal,<br />

Zugfestigkeiten von 360 – 370 Megapascal<br />

und eine Bruchdehnung von sechs Prozent<br />

sprechen für sich und blieben bei den<br />

großen OEMs nicht unbemerkt: „Wir konnten<br />

eine neue Marke etablieren und von<br />

Audi und einem weiteren OEM neue Serienaufträge<br />

akquirieren“, erzählt der Entwicklungschef<br />

nicht ohne Stolz.<br />

Dabei kann sich KSM Castings ohnehin<br />

nicht über mangelnde Auslastung beklagen:<br />

„Wir haben in den letzten 36 Monaten<br />

hier am Standort über 40 Neuanläufe gehabt“,<br />

verrät Dr. Mateika. Regelmäßig fließen<br />

hierfür die Investitionen: Vier Millionen<br />

Euro für das neue Tensal-Produkt für Audi<br />

und vier Millionen für eine neue Nachbehandlungslinie<br />

in der CPC-Gießerei stehen<br />

als nächstes auf dem Programm.<br />

Fachkräfte gesucht!<br />

Die zahlreichen Gießprozesse und unterschiedlichen<br />

Werkstoffe erfordern nicht<br />

nur viel Know-how, sondern auch qualifiziertes<br />

Fachpersonal. „Trotz erwarteter<br />

Produktivitätssteigerung können wir unsere<br />

Expansionspläne voraussichtlich nicht<br />

komplett umsetzen. Der limitierende Faktor<br />

sind fehlende Fachkräfte“ ließ Franz<br />

Friedrich Butz, CEO der KSM Castings<br />

Group, in einer Pressemitteilung Ende September<br />

2015 wissen. „Der Fachkräftemangel<br />

im Unternehmen betrifft besonders<br />

Metallurgen mit Gießerei-Know-how und<br />

erstreckt sich über alle Werke bis hin zu<br />

Shelby in den USA“, betont Lothar Mutzen,<br />

Personalleiter am Standort Hildesheim und<br />

seit 14 Jahren bei KSM Castings. Dabei sei<br />

mit Blick auf die demografische Entwick-<br />

72 GIESSEREI 1<strong>03</strong> <strong>03</strong>/<strong>2016</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!