POC Natural Gas 1 GmbH & Co. KG - Proven Oil Canada

Die G.U.B.-analyse
n initiator UnD manaGement
Die Anbieterin POC Energy Solutions ist eine Tochtergesellschaft
der 2005 gegründeten Conserve Oil
Corporation (COC), deren Anteile zu insgesamt knapp
70 Prozent von Mitgliedern des Managements und zu
etwa 30 Prozent von externen Anteilseignern gehalten
werden. Seit November 2008 hat die Unternehmensgruppe
inklusive des vorliegenden und eines weiteren
Angebots, das sich noch in der Platzierung befindet, fünf
Fonds für deutsche Anleger aufgelegt, die in Öl- und
Gasgebiete in Kanada investieren. Laut Leistungsbilanz
2010 wurden bis November 2011 insgesamt beachtliche
206,3 Millionen Euro Eigenkapital platziert. Von
den drei ausplatzierten Fonds ist demnach der erste in
13 Fördergebiete vollständig investiert, die beiden anderen
nahezu vollständig bzw. teilweise. Alle drei Fonds leisten
bereits Auszahlungen aus erwirtschafteten Überschüssen.
Sie erreichen zwar nicht ganz das ursprünglich prognostizierte
Niveau und längerfristige Ergebnisse liegen noch
nicht vor, die Daten belegen aber den Marktzugang und
die Fähigkeit zur Umsetzung der Fondskonzepte. Die
Geschäftsführung der kanadischen Objektgesellschaft
stellt die COC. Ihr Management verfügt nach den vorliegenden
Informationen über langjährige Erfahrung in
der Öl- und Gasbranche in Kanada und wird von einem
qualifizierten Fachbeirat unterstützt. Zudem wurde für
die Bewertung der Gasgebiete ein Rahmenvertrag mit
der kanadischen Sproule Associates Ltd. geschlossen,
die zu den führenden Beratungsgesellschaften in der
Branche zählt. Für die Erstellung von Maßnahmenplänen
zur Förderoptimierung bestehen Verträge mit
der Schlumberger Canada Limited, angabegemäß der
führende Serviceanbieter im Öl- und Gasbereich. Die
Verpflichtungen von Schlumberger sind laut Prospekt
zwar nicht gerichtlich durchsetzbar, insgesamt ist aber
umfangreiches Know-how eingebunden.
n investition UnD finanzierUnG
Die Fondsgesellschaft plant die Investition in Gasfördergebiete
mit Zusatzpotenzialen in Form von Reserven und
Ressourcen, die Förderoptimierung und den Verkauf der
Fördergebiete/-rechte zu einem entsprechend höheren
Preis. Für die Investitionen müssen jeweils bestimmte
Kriterien erfüllt und gutachterlich bestätigt werden. Dazu
zählt, dass das Fördergebiet sich beim Abschluss des
Kaufvertrags bereits seit mindestens drei Monaten in
Produktion befindet und der Kaufpreis unter den jeweils
bestehenden Marktverhältnissen angemessen („fair and
reasonable“) ist. Die Entwicklung des konkreten Maßnahmenplans
durch Schlumberger erfolgt aus Kostengründen
jeweils erst, nachdem die Investition getätigt
wurde. Die Investitionen standen bei Prospektherausgabe
noch nicht fest. Zwischenzeitlich wurden jedoch laut
POC Investitionen in vier Fördergebiete für insgesamt
ca. 12,3 Millionen Kanadische Dollar (CAD) vorgenommen.
Die Kaufpreise liegen demnach in der Summe
geringfügig unter dem Mittelwert der von Sproule zum
Zeitpunkt des Erwerbs geschätzten Spanne für den Fair
Market Value. Die anfänglichen fondsbedingten Kosten
liegen im oberen Bereich des marktüblichen Rahmens.
Das ursprünglich geplante Eigenkapitalvolumen von
20 Millionen Euro wurde nach Angaben der POC bereits
überschritten und auf maximal 40 Millionen Euro
Eigenkapital erweitert, so dass ein Platzierungsrisiko
nicht mehr besteht.
n wirtschaftliches Konzept
Erdgas spielt in der weltweiten Energieversorgung eine
zentrale Rolle und hat nach den Daten der International
Energy Agency (IEA) nach Öl und Kohle den drittgrößten
Anteil an dem globalen Primärenergieverbrauch. In dem
World Energy Outlook 2011 (November 2011) prognostiziert
die IEA, dass Gas im Energiemix weiter an Bedeutung
gewinnen und bis 2035 nach erneuerbaren Energien
den höchsten Zuwachs verzeichnen wird. Anders als für
Öl gibt es für Gas keinen einheitlichen Weltmarktpreis,
sondern die Preise sind regional unterschiedlich, da der
Transport auf dem Seeweg wegen fehlender Kapazitäten
nur eingeschränkt möglich ist. Nach den vorliegenden
Informationen arbeitet Kanada intensiv an dem Ausbau
entsprechender Anlagen, laut einem Special Report der
IEA vom Juni 2011 für ein Szenario mit einem nochmals
erhöhten Anteil von Erdgas am Energiemix („GAS
Szenario“) wird Nordamerika wegen fehlender Transportkapazitäten
aber weiterhin weitgehend isoliert vom
interregionalen Gashandel bleiben und vergleichsweise
günstige Gaspreise verzeichnen. Gleichwohl geht die IEA
auch in dieser Region von steigenden Gaspreisen aus.
Der prognostizierte Gesamtrückfluss von 254 Prozent der
Einlage bis 2020 erscheint recht ambitioniert, er basiert
laut Prospekt aber auf der vergleichsweise moderaten
Preisentwicklung des GAS Szenarios. Auf Basis einer
Preisprognose der Deutschen Bank vom Februar 2011
für die Jahre 2012 bis 2015 würde sich bei ansonsten
gleichen Annahmen ein noch deutlich höherer Rückfluss
ergeben, wobei beide Zeitreihen von 4,10 US-Dollar
pro mcf (1.000 Kubikfuß) bzw. MBtu im Jahr 2011
ausgehen. Zuletzt ist der Gaspreis in Nordamerika laut
www.ariva.de jedoch spürbar gesunken und bewegt
sich seit Anfang 2012 unter drei US-Dollar pro mcf. Das
lässt einerseits ein günstiges Einstiegsniveau erwarten,
andererseits dürften insbesondere die Rentabilität von
Optimierungsmaßnahmen und die erhofften Wertsteigerungen
davon abhängig sein, dass die erwartete
Preiserholung tatsächlich eintritt. Hierfür spricht trotz
der noch eingeschränkten Transportmöglichkeiten unter
anderem das in Asien und Europa erheblich höhere Preisniveau.
Neben der Entwicklung des Gaspreises hängt
das Ergebnis des Fonds vor allem von der Verfügbarkeit
geeigneter Fördergebiete, den tatsächlich geförderten
Gasmengen, den laufenden Betriebskosten sowie der
Qualität und Zuverlässigkeit des COC-Managements und
der weiteren Vertragspartner vor Ort ab. Die Beteiligung
ist entsprechend stark unternehmerisch geprägt. Der
General Partner der Objektgesellschaft wird überwiegend
erfolgsabhängig vergütet. Aus den Überschüssen werden
vorrangig die laufenden Fondskosten sowie eine Auszahlung
von zwölf Prozent des Kapitals der Fondsgesellschaft
p. a. (auf Basis CAD) bestritten. Der General Partner
erhält, bezogen auf das Kapital der Objektgesellschaft,
lediglich eine Festvergütung von 0,75 Prozent pro Jahr.
Erst nachrangig stehen ihm weitere zwei Prozent p. a.
sowie bei Auflösung der Gesellschaft 50 Prozent der
darüber hinaus und nach Rückzahlung des Eigenkapitals
verbleibenden Überschüsse zu. Laut steuerlichem
Konzept werden die Erträge nur in Kanada besteuert.
Die Anleger müssen dort jährlich eine Steuererklärung
abgeben (Kosten ca. 90 CAD p. a.). In Deutschland
sind die Gewinne demnach unter Berücksichtigung des
„Progressionsvorbehalts“ steuerfrei.
n rechtliches Konzept
Die Anleger beteiligen sich wie üblich direkt oder
mittelbar an einer GmbH & Co. KG. Gesellschafts- und
Treuhandvertrag enthalten überwiegend gängige
Regelungen. Sofern die Anleger ihr Stimmrecht nicht
selbst wahrnehmen und keine Weisung an die Treuhänderin
erteilen, stimmt diese nach freiem Ermessen
selbst ab. Die Hafteinlage beträgt lediglich 0,1 Prozent
der Gesamteinlage, der Fonds kann jedoch Vorabauszahlungen
unter bestimmten Umständen zurückfordern.
Die Komplementärin ist von dem Selbstkontrahierungsverbot
des Paragrafen 181 BGB befreit. Ordentliche
Gesellschafterversammlungen können durch schriftliches
Verfahren ersetzt werden. Die Einrichtung eines von
Anlegern gewählten Beirats ist nicht vorgesehen. Das
operative Geschäft wird von der kanadischen Objektgesellschaft
durchgeführt, bei der den Anlegern keine
direkten Kontroll- und Eingriffsrechte zustehen. Die
Mittelverwendungskontrolle in der Investitionsphase
obliegt einer deutschen Steuerberatungsgesellschaft
und erstreckt sich auch auf die Verwendung der Fondsmittel
in Kanada.
n interessenKonstellation
Treuhänder und Mittelverwendungskontrolleur sind
unabhängig vom Initiator. Die COC ist in der gleichen
Branche tätig wie der Fonds. Interessenkonflikte sind
insofern nicht ausgeschlossen. Durch die nachrangige
Erlösbeteiligung hat die COC aber ein eigenes Interesse
an dem Erfolg des Fonds. Allerdings leistet sie keine
eigene Einlage.
n prospeKt UnD DoKUmentation
Der Verkaufsprospekt ist branchenüblich aufgebaut. Die
angestrebten Auszahlungen werden zwar aufgeführt,
eine detaillierte Prognoserechnung oder Beispielszenarien
sind jedoch nicht enthalten. Ende 2011 legte die POC
erstmals eine testierte Leistungsbilanz vor, wobei ein
Soll-Ist-Vergleich der Auszahlungen und erwirtschafteten
Überschüsse dort unter Hinweis auf das Blind-
Pool-Konzept und den nur beispielhaften Charakter der
Modellrechnungen nicht enthalten ist.