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Über den architektonischen Mehrwert - Bremer Zentrum für Baukultur

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eingeschrieben, dass sich privater Nutzer und Öffentlichkeit <strong>den</strong> neu gestalteten Raum in einem<br />

gewissen Maße teilen, wie das schon beim Beluga-Gebäude und bei der Angestelltenkammer<br />

intendiert war. Jede Architektur enthält ein Versprechen, hatte ich eingangs gesagt. Die Idee eines<br />

„inklusiven Raums“ („Inklusion“ und „Shared Space“ sind ja auch in anderen Lebensbereichen heute<br />

wichtige Stichworte) scheint in der jüngeren Produktion des hier ausgebreiteten Werks ein zentrales<br />

Motiv zu sein.<br />

Nachdem wir nun einen <strong>Über</strong>blick über das Schaffen der Architekten Harm Haslob und seiner Partner<br />

und Mitarbeiter erhalten haben, möchte ich mit einem kleinen Resümee abschließen. Wie in dieser<br />

Abbildung auf Zwanzig-Jahre-Schritte komprimiert, wer<strong>den</strong> noch einmal die drei Phasen seines<br />

Werkes anschaulich: die spätmoderne, postmoderne und neomoderne – wenn man das auf solche<br />

vereinfachen<strong>den</strong> Begriffe reduzieren darf. Das sind keine ausschließlich individuellen<br />

Entwicklungsphasen, sondern immer auch Stichworte <strong>für</strong> allgemeine Trends, <strong>den</strong>en sich ein<br />

erfolgreich operierendes Architekturbüro kaum entziehen kann. Für uns macht der zeitbedingte<br />

Charakter der Architektur Stadt erst lesbar als Ort eines permanenten Wandlungsprozesses. Um<br />

diesen Ort zu verstehen, muss man die Intentionen und Lösungsangebote, die sich in steinerne<br />

Substanz niedergeschlagen haben, mit ins Kalkül ziehen.<br />

Die spätmoderne Architektur lebte von der Idee eines rational durchfunktionalisierten Gebäudes.<br />

Das Haus wurde gewissermaßen als eine Maschine aufgefasst. Von Le Corbusiers „Wohnmaschinen“<br />

bis Renzo Pianos und Richard Rogers „Kulturmaschine“ des Centre Pompidou ist das Bild der<br />

Maschine dabei durchaus positiv besetzt. In der Postmoderne zog sich dagegen die Idee des Haus<br />

wieder gewissermaßen auf sich selbst zurück, suchte sich in historischen Mustern und Typologien<br />

Anregungen und Orientierungen. Die Metapher von der „Urhütte“ hatte ich angesprochen. Einer<br />

solch übertrieben retrospektiven Sicht hat sich Architektur heute weitgehend entzogen. Dass es da<br />

einen nicht unbedeuten<strong>den</strong> Gegentrend gibt, will ich an dieser Stelle nicht vertiefen. Die Zweite<br />

Moderne, zu der ich auch die jüngste Produktion des hier gezeigten Werks zähle, steht wieder <strong>für</strong> ein<br />

deutliches Bekenntnis zu Gegenwart und Zukunft. Formal auf einen Begriff gebracht würde ich – in<br />

Anschluss an die Idee der Maschine <strong>für</strong> die Spätmoderne und die Idee des Hauses in der<br />

Postmoderne – hier von der Idee des Gebäudes als einer Skulptur sprechen.<br />

Wie dem auch sei. Mit Blick auf die Bauten aus der Werkstatt von Harm Haslob lässt sich sagen, dass<br />

sie immer ganz gut auf der Höhe ihrer Zeit waren. Das allein macht aber noch lange das aus, was man<br />

als architektonische Qualität, als <strong>den</strong> <strong>Mehrwert</strong> der Architektur bezeichnen würde. Auch davon hat<br />

das haslobsche Werk zweifellos eine Menge zu bieten. Doch woran genau lässt sich architektonische<br />

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