Über den architektonischen Mehrwert - Bremer Zentrum für Baukultur
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Was sich in <strong>den</strong> siebziger Jahren ankündigte, das Abrücken von einer modernen Formensprache,<br />
erreichte in <strong>den</strong> achtziger Jahren seinen Höhepunkt und wurde bald mit dem Begriff von der<br />
„postmodernen Architektur“ belegt. Der von dem amerikanischen Architekturtheoretiker Charles<br />
Jencks eingeführte Begriff stand <strong>für</strong> einen weltweit zu registrieren<strong>den</strong> Wandel in der<br />
Architektursprache, der sich im Wesentlichen als Antithese zu <strong>den</strong> Spielarten der modernen<br />
Architektur darstellte. War die Moderne sachlich und abstrakt, so setzte die Postmoderne auf<br />
fiktionale und metaphorische Momente, der Geschichtsfeindlichkeit der Moderne setzte die<br />
Postmoderne unbekümmert eklektizistische Momente entgegen, gegen <strong>den</strong> Universalimus eines<br />
„Internationalen Stils“ vertraute die Postmoderne auf <strong>den</strong> Genius Loci. Den stadtzerstörerischen<br />
Momenten moderner Großstrukturen stellte sie schließlich eine „kritische Rekonstruktion“<br />
historischer Stadtstrukturen gegenüber, wie das die Internationale Bauausstellung in Berlin seinerzeit<br />
exemplarisch vorführte.<br />
Dieser allgemeine formalästhetische Trend spiegelt sich deutlich in <strong>den</strong> Bauten des hier betrachteten<br />
Werks bis weit in die neunziger Jahre hinein wider. Ich will das an einigen Beispielen demonstrieren.<br />
So zeigt das Parkhaus Violenstraße in Bremen, wie sich ein eher technisch-funktionales Großbauwerk<br />
mit einer kleinteiligen und differenzierten Fassade in eine historisch geprägte Umgebung einfügen<br />
lässt. Der Rathaus-Neubau in Stuhr kann als der Versuch gesehen wer<strong>den</strong>, in einer gesichtslosen<br />
Stadtrandsituation einen Mittelpunkt zu schaffen. Typologisch und in der Materialwahl lehnt sich<br />
dieses Bauwerk zudem an regionale Vorbilder an, während<br />
mit einigen Palladio-Motiven eine eklektische<br />
Stilkomponente auftaucht.<br />
Mit dem Bau der Berufsschule in Syke gelingt es wiederum,<br />
einer vom Programm her technisch-funktional geprägten<br />
baulichen Großstruktur eine angemessene städtebauliche<br />
Maßstäblichkeit zu geben und innenräumlich eine<br />
angenehme Atmosphäre zu erzeugen. In seiner natürlichen<br />
Materialität erinnert dieses Bauwerk wiederum an<br />
skandinavische Vorbilder.<br />
Die Friedhofskapelle in Stuhr-Moordeich zeigt neben regionalistischen Bezügen in der Art der<br />
Feinstruktur und Detailbehandlung bestimmte Referenzen zu <strong>den</strong> von Haslob und Hartlich damals<br />
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