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Kaiserlich Erleben

Ausgabe 3/2018

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4 TITEL<br />

Unterwegs auf dem Geo-Pfad Eichstetten<br />

Klangsteine,<br />

Kindel und Co.<br />

Lösskindel in bizarren Formen, dunkle Höhlen und magnetische Steine – wer für Geologie zuvor nur<br />

ein Gähnen übrig hatte, lernt auf dem Themen-Pfad bei Eichstetten das Staunen.<br />

Ein wildes Flattern. Ein<br />

schwarzer Schatten.<br />

Dann verschwindet eine<br />

Fledermaus im Dunkeln der<br />

Höhle. Schnell ziehen wir unsere<br />

Köpfe zurück. Pardon. Das<br />

ist dein Reich, Fledermaus, aber<br />

Hineinzuschauen war einfach zu<br />

verlockend. Immer wieder lassen<br />

wir uns auf dem Geo-Pfad auf<br />

diese Weise überraschen: von<br />

grün schillernden Smaragdeidechsen,<br />

überwucherten Rebhüttchen,<br />

schmalen Wegen und<br />

wilden Kräutern am Wegesrand.<br />

Das alles gibt es nebenher. Denn<br />

eigentlich geht es bei dem neuneinhalb<br />

Kilometer langen Themenpfad<br />

mit seinen 13 Stationen<br />

darum, wie das kleine Mittelgebirge<br />

Kaiserstuhl aufgebaut und<br />

entstanden ist. Und wie es von<br />

Menschenhand verändert wurde.<br />

Um Vulkangestein, Löss und vieles<br />

mehr. Ein trockenes Thema?<br />

Dachten wir am Anfang auch.<br />

Bis wir an der ersten Station der<br />

Fledermaus begegneten und etwas<br />

Löss von den Wänden ihrer<br />

guten Stube kratzten: So etwas<br />

Weiches kann so fest sein, dass<br />

es einen Stollen trägt? Und doch<br />

zerbröselt es gelbbraun zwischen<br />

den Fingern? Faszinierend.<br />

Der Lössstollen ist das erste<br />

Highlight an der Route. Er befindet<br />

sich nur wenige Gehminuten<br />

vom Startpunkt am Eichstetter<br />

Samengarten entfernt. Weil es<br />

damals noch keine Fahrstraße<br />

zum oberhalb liegenden Gewann<br />

„Hasen“ gab, bahnte sich ein<br />

Winzer 1920 einen Weg durch<br />

den Hang. Auch Rüben und<br />

Kartoffeln wurden in den Lösshöhlen<br />

gelagert. Heute darf der<br />

Stollen aus Sicherheitsgründen<br />

nicht mehr betreten werden.<br />

Schatzkiste der<br />

Vergangenheit<br />

Roter Klatschmohn betupft<br />

die Hänge auf unserem Weg zum<br />

Rusental – der nächsten Station<br />

entlang des Geopfads. Hier<br />

taucht ein ausladender Nussbaum<br />

die Welt in kühles Grün.<br />

Ein holpriger Feldweg führt<br />

zum „Aufschluss Rusental“, einem<br />

Hang, an dem das Gestein<br />

nicht zugewachsen ist, sondern<br />

offen zutage tritt. Wie ein Schatzkistchen,<br />

das den Deckel lüftet,<br />

zeigt uns der entblößte Berg<br />

seine Entstehungsgeschichte.<br />

Die unterschiedlichen Gesteinsschichten<br />

sind mithilfe der Tafel<br />

gut zu erkennen: unten eine<br />

Schicht Phonolith, der als heiße<br />

Schmelze entlang der Schichten<br />

aufgedrungen ist. Phonolith ist<br />

auch als Klangstein bekannt,<br />

weil man ihm – je nach Beschaffenheit<br />

– Töne entlocken kann.<br />

Darüber rund 30 Millionen Jahre<br />

alter geschichteter Mergel, aus<br />

Ton und Kalk bestehendes Sedimentgestein.<br />

Auch Magneteisen<br />

– sogenannter Magnetit – befindet<br />

sich in dem Hang, dem man<br />

mit einem Taschenmesser nachspüren<br />

kann.<br />

Am Himmel zieht ein Bussard<br />

weite Kreise, unter unseren Füßen<br />

knackt der Kies – es geht<br />

weiter zur nächsten Station,<br />

der Karl-Otto-Hütte. Der Blick<br />

schweift über das Grün der Reben<br />

hinüber zum Schwarzwald,<br />

der mit seinen blauen Gipfeln den<br />

Horizont begrenzt. Traumhaft<br />

schön. Wir müssen uns einen<br />

Ruck geben, um wieder loszukommen.<br />

Hinter der Hütte führt<br />

der Weg an Holunderbüschen<br />

entlang zu einem Laubwald. Das<br />

eigentlich Interessante liegt dabei<br />

zu unseren Füßen: Blickt man<br />

den Waldhang hinunter, erkennt<br />

man eine ursprüngliche Terrassenlandschaft.<br />

Das Gebiet war<br />

nicht immer bewaldet, sondern<br />

wurde landwirtschaftlich genutzt.<br />

Grünland mit Streuobstwiesen<br />

befand sich an der Stelle,<br />

wo heute Wald ist. Erst vor etwas<br />

mehr als 100 Jahren wurde das<br />

Bildnachweis: Freya Pietsch<br />

<strong>Kaiserlich</strong> erleben · 03/2018

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