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Großraubtiere in Europa - Studienfakultät für Forstwissenschaft und ...

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Technische Universität München<br />

Wissenschaftszentrum <strong>für</strong> Ernährung, Landnutzung <strong>und</strong> Umwelt<br />

<strong>Studienfakultät</strong> <strong>für</strong> <strong>Forstwissenschaft</strong> <strong>und</strong> Ressourcenmanagement<br />

Lehre<strong>in</strong>heit Biometrie <strong>und</strong> Angewandte Informatik<br />

Lehre<strong>in</strong>heit Wildbiologie <strong>und</strong> Wildtiermanagement<br />

Entwicklung des Onl<strong>in</strong>e-Kurses<br />

"<strong>Großraubtiere</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>" unter Anwendung<br />

aktueller Werkzeuge <strong>und</strong> Spezifikationen des<br />

E-Learn<strong>in</strong>g<br />

Diplomarbeit<br />

vorgelegt von<br />

Vlad A. Radulescu<br />

Freis<strong>in</strong>g, Mai 2005<br />

Themensteller <strong>und</strong> Leiter der Arbeit : Prof. Dr. Hans Dieter Quednau<br />

Themensteller <strong>und</strong> Leiter der Arbeit : Prof. Dr. Wolfgang Schröder<br />

Wissenschaftliche Betreuer: Sebastian Paarqqqq<br />

Wissenschaftliche Betreuer: Olaf Strehlaaa qqi


Ich widme diese Arbeit me<strong>in</strong>en Eltern,<br />

die mich während me<strong>in</strong>es Studiums mit Geduld begleitet <strong>und</strong><br />

mir alle Möglichkeiten eröffnet haben.


Danksagung<br />

Diese Arbeit entstand mit der Unterstützung mehrerer Personen, <strong>und</strong> ohne ihre Hilfe<br />

wäre die Vollendung sicher schwer möglich gewesen.<br />

Prof. Dr. Dieter Quednau b<strong>in</strong> ich <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e lange Zeit beim Durchlesen der Arbeitsberichte<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e wertvollen Ratschläge genauso zu Dank verpflichtet wie Prof. Dr.<br />

Wolfgang Schröder <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Unterstützung <strong>und</strong> die Begeisterung, die er <strong>in</strong> mir <strong>für</strong> die<br />

Wildökologie geweckt hat.<br />

Herrn Dipl. Forstwirt Sebastian Paar <strong>und</strong> Herrn Dipl. Forstwirt Olaf Strehl möchte ich<br />

<strong>für</strong> die technische Unterstützung <strong>und</strong> die nützlichen Informationen danken, die sie mir<br />

zukommen ließen, aber auch <strong>für</strong> ihre endlose Geduld beim Beantworten all der Fragen, die<br />

ich ihnen persönlich, per Telefon oder E-Mail gestellt habe.<br />

Weiterh<strong>in</strong> möchte ich gerne Herrn Christoph Prommberger, se<strong>in</strong>er Frau <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Kollegen <strong>für</strong> die w<strong>und</strong>erbaren Tierbilder danken, die sie mir durch Prof. Schröder überlassen<br />

haben.<br />

Zuletzt möchte ich Monica Cornea <strong>und</strong> Siegfried Lörner <strong>für</strong> ihre zeitaufwändige<br />

Evaluation <strong>und</strong> die nützlichen Empfehlungen danken, zusammen mit all den anderen, die<br />

mich <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en oder anderen Weise bei me<strong>in</strong>er Arbeit unterstützt haben.<br />

Vlad Radulescu<br />

April 2005


Zusammenfassung<br />

Im Rahmen dieser Diplomarbeit ist e<strong>in</strong> E-Learn<strong>in</strong>g-Kurs über die derzeitige Schutz-<br />

situation von vier europäischen Großräubern angefertigt worden, von der Recherche des Lehrstoffes<br />

bis zur Veröffentlichung des Kurses auf der Lernplattform der TU München.<br />

Der Kurs „<strong>Großraubtiere</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“ beschreibt den aktuellen Stand des<br />

Wildtiermanagements von Wolf, Braunbär, eurasischem Luchs <strong>und</strong> Pardelluchs <strong>in</strong> der Kulturlandschaft<br />

<strong>Europa</strong>s. Die Lernenden sollen e<strong>in</strong>en Überblick über Geschichte, Populationen,<br />

Ökologie, Gefahren, Interessengruppen, Konflikte <strong>und</strong> Managementlösungen r<strong>und</strong> um diese<br />

vier Arten erhalten <strong>und</strong> die Gründe <strong>und</strong> Faktoren erkennen, die dem heutigen Zustand<br />

zugr<strong>und</strong>e liegen. Gleichermaßen sollte den Lernenden e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Verständnis des tierbezogenen<br />

Managements vermittelt werden. Die Arbeitsschritte Recherche, didaktische<br />

Strukturierung, Evaluation <strong>und</strong> multimediale Aufbereitung des Kurses mit Skripten, Bildern,<br />

Film- <strong>und</strong> Audiodateien werden beschrieben.<br />

Zweiter Schwerpunkt war die technische Umsetzung der erstellten Lehr<strong>in</strong>halte unter<br />

Verwendung aktueller E-Learn<strong>in</strong>g-Standards wie Learn<strong>in</strong>g Material Markup Language<br />

(LMML), Sharable Content Object Reference Model (SCORM) <strong>und</strong> Learn<strong>in</strong>g Object<br />

Metadata (LOM). Diese fand im Rahmen der Weihenstephaner E-Learn<strong>in</strong>g-Plattform-Entwicklung<br />

(WELPE) statt <strong>und</strong> begann mit der Erstellung von LMML-Dateien mit XMLSpy ®<br />

<strong>und</strong> ihrer Strukturierung <strong>in</strong> Kurs, Lerne<strong>in</strong>heiten <strong>und</strong> Lernmodule. Diese E<strong>in</strong>heiten wurden von<br />

Beg<strong>in</strong>n an als austauschbare Bauste<strong>in</strong>e konzipiert, um den Aufwand <strong>für</strong> Pflege <strong>und</strong><br />

Erweiterung möglichst ger<strong>in</strong>g zu halten. Alle Bauste<strong>in</strong>e wurden mit Metadaten versehen <strong>und</strong><br />

mit Hilfe des Editors RELOAD ® zu e<strong>in</strong>er didaktischen Struktur vernetzt. Als letzter Schritt<br />

wurden die Inhalte mit SCORM gepackt <strong>und</strong> im Clix ® , der Lernplattform der TU München,<br />

veröffentlicht.<br />

Im Verlauf der Arbeit wurde es zunehmend deutlich, dass im Rahmen von WELPE<br />

e<strong>in</strong>e neue, auf LMML basierende Schemadatei entwickelt werden sollte, um den eigenen<br />

Anforderungen am besten gerecht zu werden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e lange Lebensdauer der Lehr<strong>in</strong>halte zu<br />

sichern.


Inhaltsangabe<br />

Seite<br />

1 E<strong>in</strong>leitung .............................................................................................. 23<br />

1.1 E-Learn<strong>in</strong>g <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Entwicklung........................................................... 23<br />

1.2 E-Learn<strong>in</strong>g an der TUM............................................................................ 26<br />

1.2.1 WELPE.................................................................................................... 26<br />

1.2.2 imc CLIX ® ............................................................................................... 27<br />

1.3 Ziele <strong>und</strong> Gliederung der Arbeit...............................................................28<br />

2 Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g ............................................. 30<br />

2.1 Begriffsbestimmungen.............................................................................. 30<br />

2.1.1 Lernmanagementsysteme......................................................................... 30<br />

2.1.2 Die Extensible Markup Language (XML) ............................................... 31<br />

2.1.2.1 Def<strong>in</strong>ition ......................................................................................................... 31<br />

2.1.2.2 Beschreibung.................................................................................................... 31<br />

2.1.2.3 XML Document Type Def<strong>in</strong>ition (DTD)......................................................... 32<br />

2.1.2.4 Schemadateien.................................................................................................. 32<br />

2.1.2.5 Layout von XML-Dateien mit XSL ................................................................. 33<br />

2.1.2.6 XML-Anwendungen ........................................................................................ 34<br />

2.1.3 LMML ..................................................................................................... 35<br />

2.1.3.1 Def<strong>in</strong>ition ......................................................................................................... 35<br />

2.1.3.2 Überblick.......................................................................................................... 35<br />

2.1.4 Begriffe der Strukturierung...................................................................... 36<br />

2.1.4.1 Lernobjekt ........................................................................................................ 36<br />

2.1.4.2 Lernmodul ........................................................................................................ 36<br />

2.1.4.3 Lerne<strong>in</strong>heit ....................................................................................................... 37<br />

2.1.4.4 Kurs .................................................................................................................. 38<br />

2.1.4.5 Metadaten ......................................................................................................... 39<br />

2.2 Schritte zur Standardisierung....................................................................40<br />

2.2.1 Vorteile der Standardisierung .................................................................. 40<br />

IX


X<br />

Seite<br />

2.2.2 Standardisierungsgremien........................................................................ 41<br />

2.2.3 IEEE LOM............................................................................................... 42<br />

2.2.4 IMS Learn<strong>in</strong>g Design............................................................................... 44<br />

2.2.5 ADL/SCORM........................................................................................... 44<br />

2.2.6 IMS QTI .................................................................................................. 45<br />

3 Inhaltliche Entwicklung............................................................... 46<br />

3.1 Inhaltliches Vorgehen ............................................................................... 46<br />

3.2 Recherche.................................................................................................. 46<br />

3.2 Didaktische Konzeption des Kurses .........................................................48<br />

3.2.1 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen ................................................................................ 48<br />

3.2.2 Zielgruppe................................................................................................. 48<br />

3.2.3 Lehrziele des Kurses................................................................................. 49<br />

3.2.4 Strukturierung der Inhalte......................................................................... 50<br />

3.2.4.1 Lerne<strong>in</strong>heiten <strong>und</strong> Lernmodule ........................................................................ 50<br />

3.2.4.2 Abschlussvorlesung.......................................................................................... 52<br />

3.2.5 Funktionalität........................................................................................... 52<br />

3.2.5.1 Erklärungen ...................................................................................................... 52<br />

3.2.5.2 Vertiefungen..................................................................................................... 53<br />

3.2.5.3 Exkurse............................................................................................................. 53<br />

3.2.5.4 Quellenangaben................................................................................................ 54<br />

3.2.5.5 Selbsttests......................................................................................................... 55<br />

3.2.5.6 Mehrsprachigkeit.............................................................................................. 56<br />

3.2.6 E<strong>in</strong> E-Learn<strong>in</strong>g-Kurs als darbietendes Lehrverfahren.............................. 57<br />

3.2.7 Medien..................................................................................................... 58<br />

3.2.7.1 Texte................................................................................................................. 58<br />

3.2.7.2 Bilder <strong>und</strong> Videos............................................................................................. 59<br />

3.2.7.3 Audiodateien .................................................................................................... 60<br />

3.2.8 Evaluation des Kurses.............................................................................. 60<br />

3.2.9 Bekanntgabe der Veranstaltung ............................................................... 63


Seite<br />

4 Technische Umsetzung............................................................. 64<br />

4.1 Technisches Vorgehen .............................................................................. 64<br />

4.2 LMML-Dokumente mit XMLSpy ® .......................................................... 65<br />

4.2.1 Altova XMLSpy ® .................................................................................... 65<br />

4.2.2 Erstellen von LMML-Dokumenten.......................................................... 66<br />

4.3 Digitalisierung von VHS-Material............................................................ 66<br />

4.4 Tests im CLIX ® ......................................................................................... 67<br />

4.5 Audiodateien mit Audacity ....................................................................... 68<br />

4.5.1. Audacity ................................................................................................... 68<br />

4.5.2 Erstellen von Audiodateien....................................................................... 69<br />

4.6 Bildmaterial.............................................................................................. 70<br />

4.6.1 Copyright.................................................................................................. 70<br />

4.6.2 Bildbearbeitung ........................................................................................ 70<br />

4.7 Metadaten, Learn<strong>in</strong>g Design <strong>und</strong> SCORM mit RELOAD ® ..................... 71<br />

4.7.1 RELOAD ® ............................................................................................... 71<br />

4.7.2 Metadaten mit RELOAD ® ....................................................................... 71<br />

4.7.3 Learn<strong>in</strong>g Design mit RELOAD ® ............................................................. 73<br />

4.7.4 SCORM 1.2 mit RELOAD ® .................................................................... 74<br />

4.7 Veröffentlichen <strong>in</strong> CLIX ® ......................................................................... 74<br />

5 Diskussion <strong>und</strong> Schlussfolgerungen.................................... 76<br />

5.1 Inhaltliche Diskussion............................................................................... 76<br />

5.2 Technische Diskussion.............................................................................. 77<br />

5.2.1 Beurteilungen........................................................................................... 77<br />

5.2.1 XMLSpy ® ........................................................................................................ 77<br />

5.5.2 LMML............................................................................................................. 78<br />

5.5.3 Audiodateien ................................................................................................... 78<br />

5.5.4 RELOAD......................................................................................................... 79<br />

5.2.2 Schlussfolgerungen.................................................................................. 79<br />

XI


Anhang........................................................................................................... 80<br />

8Anhang A: Kurs „<strong>Großraubtiere</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“ ........................ 73<br />

E<strong>in</strong>leitung ..................................................................................................... 83<br />

Ziel <strong>und</strong> Nutzen des Kurses ................................................................................ 83<br />

Kursbeschreibung <strong>und</strong> Stellenwert <strong>in</strong> der Lehre................................................. 86<br />

XII<br />

Seite<br />

Stellenwert .............................................................................................................. 86<br />

Lerne<strong>in</strong>heiten <strong>und</strong> Lernmodule ............................................................................... 86<br />

Vertiefungen............................................................................................................ 87<br />

Quellenangaben....................................................................................................... 87<br />

Exkurse ................................................................................................................... 87<br />

Selbsttests................................................................................................................ 87<br />

Mehrsprachigkeit..................................................................................................... 88<br />

Bearbeitungszeit <strong>und</strong> Kontakt ................................................................................. 88<br />

Abschlussvorlesung................................................................................................. 88<br />

Lerne<strong>in</strong>heit Gr<strong>und</strong>lagen des Wildtiermanagements ................................... 89<br />

E<strong>in</strong>leitung ............................................................................................................ 89<br />

Rückgang des Verbreitungsareals e<strong>in</strong>er Art........................................................90<br />

Räuber-Beute Systeme ........................................................................................ 91<br />

Monophage Räuber ................................................................................................. 91<br />

Oligophage Räuber.................................................................................................. 91<br />

Polyphage Räuber ................................................................................................... 91<br />

Generalisten............................................................................................................. 92<br />

Spezialisten ............................................................................................................. 92<br />

Populationsbiologie............................................................................................. 93<br />

Die Schwierigkeiten kle<strong>in</strong>er Populationen .............................................................. 93<br />

Die M<strong>in</strong>imum Viable Population ............................................................................ 93


Seite<br />

Gefährdungsanalysen .............................................................................................. 94<br />

Populationsanalysen................................................................................................ 94<br />

Dispersal.............................................................................................................. 97<br />

Das Konzept der Metapopulation........................................................................ 98<br />

Was ist e<strong>in</strong>e Metapopulation? ................................................................................. 98<br />

Die Metapopulation im Wildtiermanagement ......................................................... 98<br />

E<strong>in</strong> Werkzeug der Analyse............................................................................................... 98<br />

E<strong>in</strong> Werkzeug der Visualisierung .................................................................................... 99<br />

Monitor<strong>in</strong>g......................................................................................................... 100<br />

Methoden des Monitor<strong>in</strong>g ..................................................................................... 100<br />

Action- <strong>und</strong> Managementpläne ......................................................................... 101<br />

Was ist e<strong>in</strong> Actionplan?......................................................................................... 101<br />

Was ist e<strong>in</strong> Managementplan?............................................................................... 101<br />

Was s<strong>in</strong>d die Vorteile e<strong>in</strong>es Managementplans? ................................................... 101<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>lagen .............................................................................................. 102<br />

Die Rote Liste der IUCN................................................................................... 102<br />

Was ist die Rote Liste?................................................................................................... 102<br />

Gefährdungskategorien der Roten Liste......................................................................... 102<br />

Das Wash<strong>in</strong>gtoner Artenschutzabkommen (WA) / CITES .............................. 104<br />

Was ist das Wash<strong>in</strong>gtoner Artenschutzabkommen? ...................................................... 104<br />

Was s<strong>in</strong>d die Anhänge zum WA? .................................................................................. 104<br />

Die FFH-Richtl<strong>in</strong>ie............................................................................................ 105<br />

Was ist die FFH-Richtl<strong>in</strong>ie?........................................................................................... 105<br />

Was s<strong>in</strong>d be<strong>in</strong>halten die Anhänge zur FFH-Richtl<strong>in</strong>ie?................................................. 105<br />

Die Berner Konvention ..................................................................................... 107<br />

Was ist die Berner Konvention?..................................................................................... 107<br />

Was s<strong>in</strong>d be<strong>in</strong>halten die Anhänge zur Berner Konvention? .......................................... 108<br />

Was ist die Schwäche aller <strong>in</strong>ternationalen Verträge?...................................... 108<br />

Lerne<strong>in</strong>heit Die Rückkehr des Wolfes (Canis lupus)............................... 109<br />

Die Rückkehr des Wolfes (Zusammenfassung)................................................ 109<br />

XIII


Die Geschichte des Wolfes ............................................................................... 111<br />

Der Wolf heute .................................................................................................. 113<br />

XIV<br />

Seite<br />

Die heutige Verbreitung ........................................................................................ 113<br />

Gründe <strong>für</strong> die Rückkehr....................................................................................... 114<br />

Ökologie des Wolfes ......................................................................................... 116<br />

Wolfshabitat .......................................................................................................... 116<br />

Nahrungswahl ....................................................................................................... 116<br />

Schadenspotenzial ................................................................................................. 117<br />

Exkurs: Wer war es? ...................................................................................................... 117<br />

Reproduktionskraft................................................................................................ 117<br />

Dispersalverhalten................................................................................................. 118<br />

Mortalitätsfaktoren................................................................................................ 119<br />

Gefahren <strong>für</strong> den Wolf ......................................................................................121<br />

Se<strong>in</strong> schlechter Ruf................................................................................................ 121<br />

Wilderei................................................................................................................. 121<br />

Gesetzesdurchsetzung ........................................................................................... 122<br />

Bejagung ............................................................................................................... 122<br />

Habitatqualität....................................................................................................... 122<br />

Gesetzgebung ........................................................................................................ 122<br />

Ökonomische Schäden .......................................................................................... 123<br />

Der Wolf <strong>und</strong> der Mensch.................................................................................124<br />

Die Öffentliche Me<strong>in</strong>ung....................................................................................... 124<br />

Die politische <strong>und</strong> ökonomische Situation ............................................................ 125<br />

Weitere Faktoren................................................................................................... 125<br />

Akteure <strong>und</strong> ihre Interessen................................................................................... 126<br />

Das wahrgenommene Gefahrenpotenzial des Wolfes ........................................... 128<br />

Lösungen <strong>für</strong> den Wolfsschutz..........................................................................129<br />

Schutzstatus........................................................................................................... 129<br />

Internationale Kooperation.................................................................................... 130<br />

Habitatschutz......................................................................................................... 130<br />

Schäden an Weidetieren ........................................................................................ 131


Seite<br />

Exkurs: Die Begleiter des Hirten – Herdenschutz- <strong>und</strong> Hüteh<strong>und</strong>e............................... 131<br />

Wolfsjagd.............................................................................................................. 132<br />

Anwohner.............................................................................................................. 133<br />

Forschung.............................................................................................................. 133<br />

Der Wolf im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert............................................................................. 134<br />

Lerne<strong>in</strong>heit Die Rückkehr des Braunbären (Ursus arctos) ...................... 135<br />

Die Rückkehr des Bären (Zusammenfassung).................................................. 135<br />

Die Geschichte des „Meister Petz“ ................................................................... 137<br />

Der Bär heute..................................................................................................... 139<br />

Die heutige Verbreitung ........................................................................................ 139<br />

Die Gründe <strong>für</strong> die Rückkehr ................................................................................ 142<br />

Ökologie des Braunbären .................................................................................. 143<br />

Bärenhabitat .......................................................................................................... 143<br />

Nahrungswahl ....................................................................................................... 143<br />

Schadenspotenzial ................................................................................................. 144<br />

Reproduktionskraft................................................................................................ 144<br />

Dispersalverhalten................................................................................................. 144<br />

Mortalitätsfaktoren................................................................................................ 145<br />

Bedrohungen <strong>für</strong> den Bären .............................................................................. 146<br />

Schäden an Haustieren .......................................................................................... 147<br />

Habitatverlust <strong>und</strong> -fragmentierung....................................................................... 147<br />

Jagd <strong>und</strong> Wilderei.................................................................................................. 148<br />

Töten von Problembären ....................................................................................... 148<br />

Limitierende Faktoren ........................................................................................... 149<br />

Der Bär <strong>und</strong> der Mensch ................................................................................... 150<br />

Öffentliche Me<strong>in</strong>ung ............................................................................................. 150<br />

Die Bärengefahr .................................................................................................... 150<br />

Exkurs: Verhaltenstipps <strong>in</strong> Bärengebieten ..................................................................... 150<br />

Die Akteure ........................................................................................................... 151<br />

XV


XVI<br />

Seite<br />

Das wahrgenommene Gefahrenpotenzial des Bären ............................................. 154<br />

Lösungen <strong>für</strong> den Bärenschutz.......................................................................... 155<br />

Schutzstatus........................................................................................................... 155<br />

Schutz der Spezies................................................................................................. 155<br />

Habitatschutz......................................................................................................... 156<br />

Konfliktreduzierung .............................................................................................. 156<br />

Exkurs: Vorbeugung <strong>und</strong> Schutzmassnahmen............................................................... 157<br />

Exkurs: Entschädigungssysteme .................................................................................... 157<br />

Zonenmanagement ................................................................................................ 157<br />

Lösungen <strong>für</strong> Problembären .................................................................................. 157<br />

Die Öffentlichkeit.................................................................................................. 158<br />

Forschung.............................................................................................................. 158<br />

Der Bär im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert ............................................................................... 159<br />

Lerne<strong>in</strong>heit Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück...................................... 160<br />

Der Luchs kehrt zurück (Zusammenfassung) ...................................................160<br />

Die Geschichte des „P<strong>in</strong>selohrs“....................................................................... 161<br />

Der Luchs heute................................................................................................. 163<br />

Heutige Verbreitung.............................................................................................. 163<br />

Die Gründe <strong>für</strong> die Rückkehr ................................................................................ 166<br />

Ökologie des Luchses........................................................................................ 167<br />

Exkurs: Die amerikanischen Luchse .............................................................................. 167<br />

Luchshabitat .......................................................................................................... 167<br />

Nahrungswahl ....................................................................................................... 168<br />

Reproduktionskraft................................................................................................ 168<br />

Dispersalverhalten................................................................................................. 169<br />

Schadenspotenzial ................................................................................................. 170<br />

Mortalitätsfaktoren................................................................................................ 170<br />

Gefahren <strong>für</strong> den Luchs..................................................................................... 171<br />

Habitat- <strong>und</strong> Beuteverlust...................................................................................... 171<br />

Anthropogene Mortalität ....................................................................................... 172


Seite<br />

Konflikte <strong>und</strong> negatives Image.............................................................................. 172<br />

Andere Gefahren ................................................................................................... 172<br />

Der Luchs <strong>und</strong> der Mensch ............................................................................... 173<br />

Öffentliche Me<strong>in</strong>ung ............................................................................................. 173<br />

Gefahren durch den Luchs..................................................................................... 173<br />

Die Akteure ........................................................................................................... 173<br />

Exkurs: Von Menschen <strong>und</strong> Luchsen – Der Luchs im Bayerischen Wald .................... 176<br />

Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz..........................................................................177<br />

Schutzstatus........................................................................................................... 177<br />

Legaler Schutz <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Kooperation .................................................... 177<br />

Populationen sichern <strong>und</strong> managen ....................................................................... 178<br />

Das Luchshabitat schützen .................................................................................... 178<br />

Die Mortalität reduzieren ...................................................................................... 179<br />

Den Jägern entgegenkommen................................................................................ 179<br />

Konflikte <strong>und</strong> Schäden verh<strong>in</strong>dern ........................................................................ 180<br />

Die Bevölkerung sensibilisieren............................................................................ 180<br />

Forschung.............................................................................................................. 180<br />

Der Luchs im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert........................................................................... 182<br />

Lerne<strong>in</strong>heit Der Niedergang des Iberischen Luchses (Lynx pard<strong>in</strong>us) .... 183<br />

Der aussterbende Pardelluchs (Zusammenfassung).......................................... 183<br />

Die Geschichte des Pardelluchses..................................................................... 185<br />

Der iberische Luchs heute .................................................................................186<br />

Heutige Verbreitung.............................................................................................. 186<br />

Ökologie des iberischen Luchses ...................................................................... 188<br />

Habitat................................................................................................................... 188<br />

Nahrungswahl ....................................................................................................... 188<br />

Reproduktion......................................................................................................... 189<br />

Sozialverhalten...................................................................................................... 189<br />

Dispersalverhalten................................................................................................. 190<br />

XVII


Schadenspotenzial ................................................................................................. 191<br />

Mortalitätsfaktoren................................................................................................ 192<br />

Gefahren <strong>für</strong> den iberischen Luchs ................................................................... 193<br />

Habitatverlust <strong>und</strong> -veränderung ........................................................................... 193<br />

Habitatfragmentierung........................................................................................... 193<br />

Beuteverlust .......................................................................................................... 194<br />

XVIII<br />

Seite<br />

Exkurs: Die Situation der Kan<strong>in</strong>chen <strong>in</strong> Spanien........................................................... 194<br />

Anthropogene Mortalität ....................................................................................... 194<br />

Die Probleme kle<strong>in</strong>er Populationen....................................................................... 195<br />

Schutzh<strong>in</strong>dernisse.................................................................................................. 195<br />

Der iberische Luchs <strong>und</strong> der Mensch................................................................196<br />

Öffentliche Me<strong>in</strong>ung ............................................................................................. 196<br />

Die Luchsgefahr .................................................................................................... 196<br />

Die Akteure ........................................................................................................... 196<br />

Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz..........................................................................199<br />

Schutzstatus........................................................................................................... 199<br />

Ziele des Luchsschutzes ........................................................................................ 199<br />

Die Planung <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ation.............................................................................. 200<br />

Habitatschutz......................................................................................................... 200<br />

Wiederaufbau der Kan<strong>in</strong>chenpopulationen ........................................................... 200<br />

Reduzierung der Mortalität.................................................................................... 201<br />

Me<strong>in</strong>ungsbildung der Öffentlichkeit ..................................................................... 201<br />

Schutz <strong>und</strong> Vernetzung der Populationen.............................................................. 201<br />

Aufzucht <strong>in</strong> Gefangenschaft.................................................................................. 202<br />

Monitor<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Forschung.................................................................................... 202<br />

Der Pardelluchs im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert .................................................................. 204<br />

Anhang B: Tests................................................................................... 205<br />

Der Test zur Lerne<strong>in</strong>heit „Die Rückkehr des Wolfes“ ..................................... 205<br />

Der Test zur Lehre<strong>in</strong>heit „Die Rückkehr des Braunbären“ ..............................209


Seite<br />

Der Test zur Lehre<strong>in</strong>heit „Die Rückkehr des Luchses“.................................... 213<br />

Der Test zur Lehre<strong>in</strong>heit „Der Niedergang des iberischen Luchses“ ............... 217<br />

Anhang C: Exkurse.............................................................................. 221<br />

Wer war es ? ...................................................................................................... 221<br />

Das Jagdverhalten des H<strong>und</strong>es .............................................................................. 221<br />

Das Jagdverhalten des Wolfes............................................................................... 222<br />

Wolf <strong>und</strong> H<strong>und</strong> im Vergleich ................................................................................ 222<br />

Die Begleiter des Hirten – Die Hüteh<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Herdenschutzh<strong>und</strong>e ............... 224<br />

Verhaltenstips <strong>in</strong> Bärengebieten........................................................................229<br />

Vorbeugung <strong>und</strong> Schutzmassnahmen ............................................................... 231<br />

Der Schutz der Herden <strong>in</strong> den Ländern <strong>Europa</strong>s ................................................... 231<br />

Frankreich....................................................................................................................... 231<br />

Italien.............................................................................................................................. 232<br />

Rumänien ....................................................................................................................... 232<br />

Slowakei ......................................................................................................................... 232<br />

Norwegen <strong>und</strong> Schweden............................................................................................... 232<br />

Schutzmethoden .................................................................................................... 233<br />

Bewachung <strong>und</strong> Herdenschutzh<strong>und</strong>e ............................................................................. 233<br />

Zäunung.......................................................................................................................... 234<br />

Abschreckung................................................................................................................. 234<br />

Vergrämung <strong>und</strong> konditionierte Aversion...................................................................... 234<br />

Halsbänder...................................................................................................................... 235<br />

R<strong>in</strong>der statt Schafe ?....................................................................................................... 235<br />

Fütterung ........................................................................................................................ 235<br />

Zonenmanagement ......................................................................................................... 236<br />

Entschädigungssysteme..................................................................................... 237<br />

Entschädigungssysteme <strong>in</strong> den Ländern <strong>Europa</strong>s .................................................. 237<br />

Österreich ....................................................................................................................... 237<br />

Frankreich....................................................................................................................... 238<br />

Rumänien ....................................................................................................................... 238<br />

Spanien ........................................................................................................................... 239<br />

XIX


XX<br />

Probleme bei Entschädigungssystemen................................................................. 239<br />

Die Entschädigungssumme ............................................................................................ 239<br />

Die Dauer des Verfahrens .............................................................................................. 240<br />

Ausbildung der Gutachter .............................................................................................. 240<br />

Verwilderte H<strong>und</strong>e ......................................................................................................... 240<br />

Bevorzugte Räuber......................................................................................................... 240<br />

Fazit....................................................................................................................... 241<br />

Die amerikanischen Luchsarten ........................................................................ 242<br />

Lynx Rufus – Der Rotluchs................................................................................... 242<br />

Lynx canadensis – Der kanadische Luchs ............................................................. 242<br />

Die Situation der Kan<strong>in</strong>chen <strong>in</strong> Spanien ........................................................... 243<br />

Anhang D : L<strong>in</strong>kliste .......................................................................... 245<br />

Anhang E : Fragebogen zur Evaluation ................................. 249<br />

Anhang F : Flugblatt zur Vorlesungsankündigung......... 251<br />

Anhang G : Diplomarbeit, Onl<strong>in</strong>ekurs, Lehre<strong>in</strong>heiten<br />

Seite<br />

<strong>und</strong> Lernmodule auf CD-ROM.................................................... 253<br />

Literaturverzeichnis............................................................................. 254<br />

Glossar <strong>und</strong> Abkürzungsverzeichnis........................................ 263<br />

Abbildungsverzeichnis ...................................................................... 268


Seite<br />

Tabellenverzeichnis............................................................................. 271<br />

XXI


XXII


Kapitel 1 – E<strong>in</strong>leitung<br />

1 E<strong>in</strong>leitung<br />

1.1 E-Learn<strong>in</strong>g <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Entwicklung<br />

In diesem Kapitel folge ich weitgehend den Ausführungen von CLEMENT et al.<br />

(2002).<br />

E-Learn<strong>in</strong>g ist ke<strong>in</strong> neues Thema, auch wenn es heute wohl sichtbarer ist als je zuvor.<br />

Die rasanten Entwicklungen des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>in</strong> allen Lebensbereichen haben<br />

die Notwendigkeit zu lernen immer mehr ausgeweitet. Es reicht <strong>für</strong> uns heute nicht mehr, <strong>in</strong><br />

den ersten Jahren unseres Lebens zu lernen. Wenn wir unsere beruflichen <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Kenntnisse auf e<strong>in</strong>em aktuellen Stand halten wollen, müssen wir unsere Kenntnisse im Verlauf<br />

unseres Lebens stets aktualisieren. CLEMENT et al. (2002) bezeichnen das Selbstlernen<br />

heute als praktizierte Realität. Und doch haben die sozialen Veränderungen gleichzeitig die<br />

Zeit <strong>für</strong>s Lernen reduziert. Studenten müssen sich oft ihren Lebensunterhalt neben dem<br />

Studium verdienen, <strong>und</strong> Berufstätige f<strong>in</strong>den ihre Zeit weitgehend e<strong>in</strong>geplant, nicht nur im<br />

Beruf, sondern auch im Privatleben.<br />

Der Bildungs- <strong>und</strong> Weiterbildungsmarkt musste sich also anpassen, wenn er<br />

erwachsene Lernende erreichen wollte. Zeit, Ort, Lehr- <strong>und</strong> Lernmethoden mussten sich<br />

zunehmend an viele unterschiedliche Bedürfnisse anpassen. Auch die fortwährende<br />

Spezialisierung im Beruf hat den Bedarf an e<strong>in</strong>er Individualisierung <strong>und</strong> Flexibilisierung der<br />

Bildung erhöht. Doch genau hier liegt auch die größte Chance. Das Selbst-Lernen ist <strong>in</strong> der<br />

Lage, e<strong>in</strong> hohes Maß an Flexibilität <strong>und</strong> Situationsbezug zu bieten, weil Ziele, Mittel <strong>und</strong><br />

Organisation (zum<strong>in</strong>dest theoretisch) jederzeit überdacht <strong>und</strong> umgestellt werden können, um<br />

auf e<strong>in</strong>e veränderte Situation zu reagieren.<br />

So zeigten sich Selbst-Lernformen, wie Fernstudien, Lern-CDs <strong>und</strong> später Internetangebote,<br />

gerade im Bereich des Studiums <strong>und</strong> der Weiterbildung als hilfreich. Solche<br />

Angebote lassen sich zum e<strong>in</strong>en flexibler <strong>in</strong> die persönliche Zeitplanung e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den. Zum<br />

anderen können mit der Unabhängigkeit von Zeit <strong>und</strong> Ort viel mehr <strong>in</strong>teressierte Lernende<br />

erreicht werden, was besonders <strong>für</strong> spezialisierte Themenbereiche wichtig ist.<br />

23


Kapitel 1 – E<strong>in</strong>leitung<br />

Das E-Learn<strong>in</strong>g fand se<strong>in</strong>en Vorläufer im Fernunterricht des ausgehenden 19. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Die <strong>in</strong>dustrielle Revolution schuf größere homogene Zielgruppen <strong>für</strong> Lehrmaßnahmen,<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung des Verkehrs- <strong>und</strong> Postwesens ermöglichte die schnelle<br />

Verteilung der benötigten Materialien. Man hoffte damals, das Lernen genauso <strong>in</strong>dustrialisieren<br />

zu können wie die Produktion.<br />

In der Weimarer Republik entwickelte sich e<strong>in</strong> stärkeres Bestreben nach<br />

„Volksbildung“, <strong>und</strong> Fernkurse wurden sowohl kommerziell vermarktet wie auch von<br />

Gewerkschaften <strong>und</strong> anderen Verbänden verbreitet. Im Dritten Reich schenkte man dieser<br />

Form der Bildung allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Beachtung mehr, <strong>und</strong> mit dem Beg<strong>in</strong>n des Zweiten<br />

Weltkrieges kam die Fernbildung <strong>in</strong> Deutschland weitgehend zum Erliegen.<br />

Erst <strong>in</strong> den 60ern wiederentdeckt, gewann Fernunterricht wieder an Bedeutung,<br />

angetrieben von der Hoffnung der Politik, so auch den breiten Massen den Zugang zur<br />

Hochschulbildung zu ermöglichen. So entwickelten sich <strong>in</strong> dieser Zeit auch neue Formen des<br />

Selbst-Lernens, wie das Telekolleg oder das Funkkolleg, meist zugeschnitten auf e<strong>in</strong>en<br />

breiten, offenen Kreis von Lernenden. Mit dem Hochschulrahmengesetz (HRG) <strong>und</strong> dem<br />

Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG) wurden 1976 Fernunterricht <strong>und</strong> Fernstudium mit<br />

e<strong>in</strong>em Rechtsrahmen ausgestattet. So war es von nun an auch möglich, unseriöse Anbieter<br />

vom Markt auszusortieren.<br />

Doch trotz all dieser Maßnahmen wurde die Erwartung e<strong>in</strong>er Industrialisierung des<br />

Lernens enttäuscht, zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> <strong>Europa</strong>. Die großen Entfernungen des<br />

nordamerikanischen <strong>und</strong> australischen Kont<strong>in</strong>ents führten dort bereits seit den 20er Jahren zu<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiveren Nutzung von Fernlehrangeboten, bei denen Hochschulen <strong>und</strong> unterschiedliche<br />

E<strong>in</strong>richtungen der Erwachsenenbildung mitarbeiteten. Die neuen Möglichkeiten<br />

des Internets haben aber das Selbst-Lernen auch bei uns wieder <strong>in</strong> den Blickpunkt des<br />

Interesses gebracht, <strong>und</strong> die EU formulierte bereits 1991 ihr Interesse an der Förderung von<br />

Programmen <strong>und</strong> Institutionen zur Öffnung der Hochschulen durch Fernstudienangebote.<br />

Internetbasierte Lehrformen haben <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>en immer größeren Anteil<br />

des Fernunterrichts übernommen, <strong>und</strong> mit dem World WideWeb f<strong>in</strong>det auch e<strong>in</strong>e zunehmende<br />

Internationalisierung des E-Learn<strong>in</strong>g statt. Viele Autorensysteme <strong>und</strong> Lernplattformen<br />

drängen auf den Markt, <strong>und</strong> der E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong>ternationaler E-Learn<strong>in</strong>g-Standards wird <strong>in</strong><br />

diesem dynamischen Markt immer wichtiger. Verschiedene Gremien haben sich der Aufgabe<br />

angenommen, offene Technologien als Standards im Bereich des E-Learn<strong>in</strong>g zu entwickeln -<br />

doch dazu später mehr.<br />

24


Kapitel 1 – E<strong>in</strong>leitung<br />

Das Wort „E-Learn<strong>in</strong>g“ selbst bedeutete zu Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es Auftretens mehr das<br />

elektronisch unterstützte Lernen (satellitengestütztes Lernen, Lernen per <strong>in</strong>teraktivem TV,<br />

CD-ROM, Videobänder, etc.). Nach dem Siegeszug des Internets seit den ausgehenden 90er<br />

Jahren wurde E-Learn<strong>in</strong>g mehr als Synonym <strong>für</strong> das "netzangeb<strong>und</strong>ene" Lernen (so genanntes<br />

"webunterstütztes" Lernen) verwendet, während es sich heute jedoch langsam wieder zum<br />

Überbegriff <strong>für</strong> alle Arten medienunterstützten Lernens entwickelt.<br />

Heute schließt der Begriff „E-Learn<strong>in</strong>g“ also sowohl Lernen mit lokal <strong>in</strong>stallierter<br />

Software (Lernprogramme, CD-ROM) als auch Lernen <strong>und</strong> Weiterbilden übers Internet e<strong>in</strong>.<br />

Wesentlich <strong>für</strong> das Verständnis von E-Learn<strong>in</strong>g ist dabei, dass es nicht bloß um die<br />

(<strong>in</strong>teraktive) Aneignung von Informationen geht, sondern die Lernprozesse wesentlich durch<br />

menschliche Betreuung unterstützt werden (EDUCA.CH 2005).<br />

In der vorliegenden Arbeit bezieht sich der Begriff E-Learn<strong>in</strong>g allerd<strong>in</strong>gs ausschließlich<br />

auf das Lernen über Lernportale im Internet.<br />

25


Kapitel 1 – E<strong>in</strong>leitung<br />

1.2 E-Learn<strong>in</strong>g an der TUM<br />

Die Gleichstellung von E-Learn<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Präsenzlehre motivierte auch die TU München<br />

zum Vorantreiben des <strong>in</strong>tegrierten E-Learn<strong>in</strong>g (BÖR et al. 2004).<br />

Als e<strong>in</strong>heitliches LMS <strong>für</strong> die TUM wurde 2004 CLIX ® ausgewählt. Die<br />

Verantwortung <strong>für</strong> die technische Ebene übernahm das Leibniz-Rechenzentrum <strong>und</strong> die<br />

fachliche Ebene das Medienzentrum der TUM. Die <strong>in</strong>haltliche Ebene blieb bei den Fakultäten<br />

<strong>und</strong> Lehrstühlen, wie <strong>in</strong> der vorliegenden Arbeit der Lehre<strong>in</strong>heit <strong>für</strong> Wildbiologie der <strong>Studienfakultät</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Forstwissenschaft</strong>en am Wissenschaftszentrums Weihenstephan.<br />

Doch an der <strong>Studienfakultät</strong> hatten bereits vorher mehrere Projekte zum Thema E-<br />

Learn<strong>in</strong>g stattgef<strong>und</strong>en. Bereits 1998 wurde der Prototyp des Hypermedia-Lernsystems <strong>für</strong><br />

Fächer der Forst- <strong>und</strong> anderer Umweltwissenschaften auf Internetbasis entwickelt<br />

(STRECKFUß 1999). Es enthält e<strong>in</strong>e Präsentation der Fakultät <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Internet -<br />

R<strong>und</strong>ganges sowie e<strong>in</strong>ige beispielhaft umgesetzte Lehrmodule. Bereits damals wurden durch<br />

den modularen Aufbau e<strong>in</strong>e beliebige Erweiterbarkeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e skalierbare Navigationsstruktur<br />

erreicht, um den Erhaltungs- <strong>und</strong> Aufbauaufwand <strong>in</strong> möglichst engen Grenzen zu<br />

halten (STRECKFUß 1999). 2001 folgte mit GIS-HELIOS e<strong>in</strong> Mapserver-basiertes GIS-<br />

Tutorial mit dem Ziel, Gr<strong>und</strong>idee, Arbeitsweise <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legende Funktionalität e<strong>in</strong>es<br />

Vektor-GIS über das WWW auch <strong>für</strong> Personen ohne Zugang zu e<strong>in</strong>em Geografischen<br />

Informationssystem zugänglich zu machen (QUEDNAU et al. 2001). Das System ist<br />

gleichermaßen <strong>für</strong> das autodidaktische Lernen als auch als Ergänzung zu e<strong>in</strong>em GIS-Kurs<br />

gedacht <strong>und</strong> benötigt als e<strong>in</strong>zige Voraussetzung e<strong>in</strong>en Internetbrowser mit aktiviertem Java<br />

<strong>und</strong> JavaScript (QUEDNAU et al. 2001).<br />

1.2.1 WELPE<br />

Im Rahmen des Forschungsvorhabens - Weihenstephaner E-Learn<strong>in</strong>g-Plattform-Entwicklung<br />

(WELPE) entstand im W<strong>in</strong>tersemester 2004/2005 dieser Kurs als Diplomarbeit<br />

Ziel von WELPE ist es, e<strong>in</strong>e E-Learn<strong>in</strong>g-Umgebung am Wissenschaftszentrum Weihenstephan<br />

zu errichten, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit elecTUM. Da die Anzahl <strong>in</strong>ternationaler<br />

Studenten <strong>in</strong> Masterstudiengängen steigt, soll die E-Learn<strong>in</strong>g-Umgebung den Studenten die<br />

Möglichkeit geben, e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>heitlichen Wissensstand zu erreichen. Hier sehen die Fakultäten<br />

26


Kapitel 1 – E<strong>in</strong>leitung<br />

e<strong>in</strong>en besonderen Handlungsbedarf, um den wachsenden fachlichen Anforderungen an die<br />

Studenten gerecht zu werden.<br />

1.2.2 imc CLIX ®<br />

Die imc AG bietet mit CLIX ® Campus e<strong>in</strong> LMS <strong>für</strong> die virtuelle Lehre im Hochschul-<br />

bereich an. Durch e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit zwischen elecTUM <strong>und</strong> imc wurde die Plattform<br />

<strong>in</strong> der Version 4.5 an die Anforderungen der TUM angepasst <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g Mitte April 2005<br />

<strong>in</strong> Betrieb. Zur Zeit der Erstellung dieser Arbeit befand sich das LMS aber noch <strong>in</strong> der<br />

Testphase, so dass noch nicht alle Anfangsschwierigkeiten überw<strong>und</strong>en waren.<br />

Zu den technischen Vorzügen von CLIX ® nennen BAUMGARTNER et al. (2002)<br />

e<strong>in</strong>e dezentrale Datenverwaltung, Inhaltserstellung auf verteilten Servern <strong>und</strong> die Verwendung<br />

von JAVA als Basistechnologie, womit dieses, auf Unix basieredes LMS auf allen<br />

gängigen Betriebssystemen funktionieren soll. CLIX ® bietet außerdem e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Funktionen, von denen <strong>in</strong> diesem Kurs besonders die Erstellung von Fragen <strong>und</strong> Tests, E-Mail<br />

<strong>und</strong> Forum genutzt wurden. Auch werden Standards von AICC, IMS (LD <strong>und</strong> QTI), IEEE<br />

<strong>und</strong> SCORM unterstützt.<br />

27


Kapitel 1 – E<strong>in</strong>leitung<br />

1.3 Ziele <strong>und</strong> Gliederung der Arbeit<br />

28<br />

Die vorliegende Arbeit sollte die Planung, Realisierung <strong>und</strong> die technische Umsetzung<br />

e<strong>in</strong>es E-Learn<strong>in</strong>g-Kurses se<strong>in</strong>. Der Kurs sollte zuerst <strong>in</strong>haltlich ausgewählt, recherchiert,<br />

konzipiert <strong>und</strong> didaktisch ausgearbeitet werden. Die Lehr<strong>in</strong>halte sollten dann <strong>in</strong> XML<br />

geschrieben, medial aufbereitet, mittels SCORM verpackt <strong>und</strong> danach <strong>in</strong> e<strong>in</strong> LMS geladen<br />

werden.<br />

Diese Lernressource sollte im Rahmen von WELPE e<strong>in</strong>en weiteren Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong> <strong>für</strong><br />

das E-Learn<strong>in</strong>g-Angebot am Wissenschaftszentrum Weihenstephan legen. Es sollte möglichst<br />

viel Wert auf die Anwendung moderner Spezifikationen wie LMML <strong>und</strong> SCORM gesetzt<br />

werden, um deren derzeitigen Möglichkeiten auszutesten. Des weiteren galt es, Autorentools<br />

zu f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> ihre Funktionalität <strong>in</strong> der Praxis zu testen. Die technische Fragestellung<br />

entwickelte sich aber schnell weiter, um unter anderem Austauschbarkeit zu gewährleisten<br />

<strong>und</strong> Metadaten aufzunehmen.<br />

Parallel zu dieser Arbeit sollten durch WELPE die technischen Möglichkeiten,<br />

Autorenwünsche mit Hilfe von LMML umzusetzen, <strong>und</strong> ebenfalls die Grenzen der verwendeten<br />

Lernplattformen Ilias ® <strong>und</strong> später CLIX ® ausgelotet werden.<br />

„<strong>Großraubtiere</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“ hat zum Ziel, den Lernenden den aktuellen Stand des<br />

Artenschutzes vier großer Carnivoren <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> zu vermitteln. Aus diesem Gr<strong>und</strong> schienen<br />

die folgenden Fragen von besonderem Interesse:<br />

• Wo <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> fand e<strong>in</strong> Rückgang der großen Raubtiere statt?<br />

• Warum gab es diesen Rückgang <strong>und</strong> wie kam er zustande?<br />

• Wo gab es <strong>in</strong> den letzten zwei Jahrzehnten e<strong>in</strong>e Rückkehr der großen Carnivoren?<br />

• Warum war diese Rückkehr der Raubtiere im dicht besiedelten <strong>Europa</strong> möglich?<br />

Auf die Beantwortung der letzten Frage wurde e<strong>in</strong> besonderer Schwerpunkt gelegt. So<br />

sollen Schutzbemühungen <strong>und</strong> Management von Wolf (Canis lupus), Braunbär (Ursus<br />

arctos), eurasischem Luchs (Lynx lynx) <strong>und</strong> iberischem Pardelluchs (Lynx pard<strong>in</strong>us) <strong>in</strong> den<br />

Staaten <strong>Europa</strong>s auf attraktive Weise vermittelt werden. Die Studierenden sollen e<strong>in</strong>en<br />

Zustandsbericht der aktuellen Situation dieser Arten erhalten <strong>und</strong> die Gründe <strong>und</strong> Faktoren<br />

erkennen, die dem heutigen Zustand zugr<strong>und</strong>e liegen. Gleichermaßen sollten sie e<strong>in</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>es Verständnis des tierbezogenen Managements entwickeln.


Kapitel 1 – E<strong>in</strong>leitung<br />

Gr<strong>und</strong>lagen der Biologie, wie Reproduktion, Habitat <strong>und</strong> Futterbasis sollten nur ziel-<br />

gerichtet auf den Artenschutz vermittelt werden.<br />

Der Kurs sollte e<strong>in</strong> Bestandteil der Vorlesungen Wildökologie <strong>und</strong> Wildtier-<br />

management des 4. Semesters des Gr<strong>und</strong>studiums darstellen. Als Startterm<strong>in</strong> wurde das<br />

W<strong>in</strong>tersemester 2005/2006 festgelegt.<br />

Im Kapitel 2 der vorliegenden Arbeit werden die Begriffe <strong>und</strong> Standards def<strong>in</strong>iert, die<br />

e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle bei der technischen Umsetzung der Lehr<strong>in</strong>halte gespielt haben, wie<br />

beispielsweise XML, das sich langsam nicht nur im Bereich des E-Learn<strong>in</strong>g zum Standard<br />

entwickelt, se<strong>in</strong>e Anwendung Learn<strong>in</strong>g Material Markup Language (LMML), oder Begriffe<br />

der Strukturierung von Lern<strong>in</strong>halten. E<strong>in</strong> kurzer Ausblick beschreibt die aktuellen Standardisierungsbemühungen<br />

auf diesem Gebiet <strong>und</strong> stellt die Spezifikationen LOM, SCORM <strong>und</strong><br />

QTI vor, die bei der vorliegenden Arbeit Anwendung fanden.<br />

E<strong>in</strong> wesentlicher Gesichtspunkt dieser Arbeit ist die <strong>in</strong>haltliche Entwicklung des<br />

Kurses, besonders die didaktische Strukturierung der Inhalte <strong>in</strong> Lerne<strong>in</strong>heiten <strong>und</strong><br />

Lernmodule, zusammen mit der Funktionalität des Onl<strong>in</strong>ekurses. Diese wird zusammen mit<br />

Recherche, Medien <strong>und</strong> Evaluation im Kapitel 3 präsentiert.<br />

Anschließend werden die Schritte der technischen Umsetzung der Lehr<strong>in</strong>halte von der<br />

Fertigstellung bis zur Veröffentlichung nachvollzogen. Kapitel 4 beschreibt die Erzeugung<br />

von LMML-Dokumenten, Tests, Audiodateien, Metadaten <strong>und</strong> die Veröffentlichung des<br />

Kurses auf der Lernplattform CLIX ® . Sie bildet den zweiten Schwerpunkt dieser Arbeit,<br />

zusammen mit der Analyse der verwendeten Software <strong>und</strong> den dabei aufgetretenen<br />

H<strong>in</strong>dernissen.<br />

Am Ende widmet sich Kapitel 5 der Diskussion über die verwendeten Methoden <strong>und</strong><br />

Arbeitsschritte <strong>und</strong> macht technische Vorschläge zur Optimierung der Erzeugung von<br />

Lern<strong>in</strong>halten aus der Sicht e<strong>in</strong>es Autors.<br />

29


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

2 Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

2.1 Begriffsbestimmungen<br />

Das E-Learn<strong>in</strong>g hat e<strong>in</strong>e eigene Fachsprache, die sich ständig erweitert, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige<br />

Begriffe werden zum Teil unterschiedlich <strong>in</strong>terpretiert. In diesem Kapitel möchte ich die<br />

wichtigsten Begriffe erklären, die <strong>in</strong> dieser Diplomarbeit vorkommen werden. Für die anderen<br />

Def<strong>in</strong>itionen möchte ich auf das Glossar im Anhang verweisen.<br />

2.1.1 Lernmanagementsysteme<br />

Für diese Software gibt es viele Namen: Virtual Learn<strong>in</strong>g Environments (VLE),<br />

Integrated Distributed Learn<strong>in</strong>g Environments (IDLE), Learn<strong>in</strong>g Management System (LMS)<br />

oder Lernplattformen (BÖR 2003). LMS oder Lernplattform ist auch der Begriff, der <strong>in</strong> der<br />

vorliegenden Arbeit benützt wird, wenn von dieser Software die Rede ist.<br />

„E<strong>in</strong>e Lernplattform ist e<strong>in</strong>e Software <strong>für</strong> die Organisation <strong>und</strong> Betreuung<br />

webunterstützten Lernens“ (BÖR 2003). Aus dieser Def<strong>in</strong>ition kann man bereits ersehen, dass<br />

e<strong>in</strong> LMS gleichzeitig vielfältige Funktionen zu erfüllen hat:<br />

30<br />

• Adm<strong>in</strong>istration (von Autoren, Lernenden, Ergebnissen, Lernfortschritten, Term<strong>in</strong>en,<br />

Kursen, etc.)<br />

• Die Verwaltung, Präsentation <strong>und</strong> Nutzung der Lern<strong>in</strong>halte<br />

• Kommunikationsangebot (synchron wie Chat oder asynchron wie Foren oder Email)<br />

• Werkzeuge zur Erstellung von Übungen <strong>und</strong> Tests<br />

• Hilfen zur Evaluation <strong>und</strong> Bewertung (Log-Files)<br />

Damit ist die LMS die zentrale Schnittstelle zwischen Lehrenden <strong>und</strong> Lernenden. Später<br />

<strong>in</strong> dieser Arbeit wird mit CLIX ® e<strong>in</strong> LMS genauer vorgestellt werden.


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

2.1.2 Die Extensible Markup Language (XML)<br />

2.1.2.1 Def<strong>in</strong>ition<br />

E<strong>in</strong>e Untermenge des ISO-Standards SGML (Standard Generalised Markup<br />

Language), XML wurde 1986 vom W3C-Konsortium verabschiedet. Es liegt derzeit als<br />

Recommendation vom 4 Februar 2004 vor (PAAR 2003 a.).<br />

XML bietet u.a. e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitliches Datenformat <strong>für</strong> den Austausch <strong>und</strong> die Wiederverwendung<br />

von Lern<strong>in</strong>halten zwischen e<strong>in</strong>zelnen LMS <strong>und</strong> Institutionen. Damit dies<br />

möglich ist, muss e<strong>in</strong>e klare Trennung zwischen Lernmanagementsystem <strong>und</strong> Lern<strong>in</strong>halt<br />

vorhanden se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> genau das e<strong>in</strong>e der Haupteigenschaften von XML.<br />

2.1.2.2 Beschreibung<br />

Die Beschreibung <strong>in</strong> diesem Kapitel orientiert sich weitgehend an W3C 2001.<br />

XML ist textbasiert, was bedeutet dass alle Informationen als Text gespeichert s<strong>in</strong>d.<br />

Programmierer können so beschädigte XML-Dateien auch mit jedem Text-Editor öffnen <strong>und</strong><br />

bearbeiten, auch wenn es nicht e<strong>in</strong>fach ist. Es gibt aber spezielle Programme zum Erstellen<br />

<strong>und</strong> Bearbeiten von XML-Dateien, wie z.B. XMLSpy, das später vorgestellt wird. Zwar<br />

macht das Textformat die XML-Dateien etwas größer, aber es gibt heute viele Komprimierungsmöglichkeiten,<br />

<strong>und</strong> Speicherplatz ist auch nicht mehr so teuer wie vor e<strong>in</strong>igen<br />

Jahren.<br />

Als Markup Language s<strong>in</strong>d die meisten XML-Befehle <strong>in</strong> sogenannten Markups oder<br />

Tags (Anweisungen der Form ) gepackt. Das lässt e<strong>in</strong>e XML-Datei auf den<br />

ersten Blick wie e<strong>in</strong>e HTML-Datei aussehen, doch gibt es da wesentliche Unterschiede. Wie<br />

HTML verwendet auch XML Tags <strong>und</strong> Attribute (wie z.B. title=“Der Bär“), aber wie die<br />

Tags <strong>und</strong> Attribute <strong>in</strong>terpretiert <strong>und</strong> dargestellt werden müssen, steht nicht wie bei HTML von<br />

Anfang an per Def<strong>in</strong>ition fest. Die Bedeutung steht auch gar nicht <strong>in</strong> der XML-Datei selbst.<br />

Sie ist ganz der Anwendung überlassen, die e<strong>in</strong>e XML-Datei liest.<br />

E<strong>in</strong>e Haupteigenschaft von XML ist nämlich die Trennung von Inhalt <strong>und</strong> Gebrauchsanweisung.<br />

Das wird erreicht, <strong>in</strong>dem alle Anweisungen zur Grammatik von XML-Dateien <strong>in</strong><br />

getrennten Dateien gespeichert s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> <strong>für</strong> jede XML-Datei neu geladen werden. Diese<br />

Dateien werden DTD (Document Type Def<strong>in</strong>ition) oder Schema genannt. Und damit ist es<br />

möglich, mit Hilfe unterschiedlicher DTD oder Schemas sehr viele verschiedene XML-<br />

Sprachen zu def<strong>in</strong>ieren. Man muss nur die Anweisungen <strong>in</strong> der DTD verändern.<br />

31


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

32<br />

So wird XML auch als e<strong>in</strong>e Metasprache bezeichnet, denn auf ihren Gr<strong>und</strong>lagen<br />

können weitere eigene Sprachen <strong>für</strong> spezielle Zwecke entwickelt werden. Solche Sprachen<br />

werden XML-Anwendungen oder XML-Applikationen genannt.<br />

XML <strong>und</strong> HTML s<strong>in</strong>d beide aus SGML entstanden, das breite Anwendung bei<br />

technischen Dokumentationen f<strong>in</strong>det. XML ist e<strong>in</strong>facher als SGML, aber fast genauso<br />

mächtig, <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det so hauptsächlich <strong>in</strong> anderen, nicht-technischen Anwendungen Verwendung.<br />

XML ist restriktiver als HTML, denn e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>korrekte HTML-Datei funktioniert, nur<br />

die <strong>in</strong>korrekte Stelle wird fehlerhaft oder gar nicht angezeigt. Bei XML wird e<strong>in</strong> Fehler<br />

angezeigt, <strong>und</strong> solange dieser nicht behoben ist, kann die gesamte Datei nicht dargestellt<br />

werden. In der offiziellen XML-Spezifikation steht: „Anwendungen dürfen ke<strong>in</strong>e Vermutungen<br />

anstellen, was der Erzeuger e<strong>in</strong>er beschädigten Datei me<strong>in</strong>te; wenn die Datei<br />

beschädigt ist, muss e<strong>in</strong>e Anwendung genau da anhalten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Fehlermeldung ausgeben.“<br />

(W3C 2001). Doch durch die Möglichkeit, XML nach se<strong>in</strong>em Bedarf zu verändern, wird es<br />

weitaus leistungsfähiger als HTML.<br />

Doch XML trennt nicht nur Inhalt von der Gebrauchsanweisung, sondern auch vom<br />

Layout. Die Elemente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em XML-Dokument sagen nichts darüber aus, wie sie dargestellt<br />

werden sollen. Schriftgröße, H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>farbe oder Schriftart, das alles steht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

getrennten Layout-Datei. Das vere<strong>in</strong>facht stark die Austauschbarkeit von Dokumenten, da<br />

neue Lern<strong>in</strong>halte ihr eigenes Layout mitbr<strong>in</strong>gen, der vom neuen LMS verstanden wird,<br />

solange er die Layout-Datei lesen kann.<br />

E<strong>in</strong> weiterer wesentlicher Vorteil von XML ist die Lizenzfreiheit, d.h., es steht<br />

jedermann kostenlos zur Verfügung, <strong>und</strong> jeder kann es verändern wie er möchte, ohne<br />

Gebühren irgende<strong>in</strong>er Art zu bezahlen.<br />

2.1.2.3 XML Document Type Def<strong>in</strong>ition (DTD)<br />

Die DTDs s<strong>in</strong>d die Gebrauchsanweisungen <strong>für</strong> die hochkomplexen XML-Sprachen.<br />

Sie def<strong>in</strong>ierten den S<strong>in</strong>n ihrer Elemente <strong>und</strong> den Aufbau ihrer Struktur. Dateien, die den<br />

Anweisungen e<strong>in</strong>er DTD folgen, werden als Instanzen bezeichnet.<br />

DTDs s<strong>in</strong>d aber selber nicht <strong>in</strong> XML geschrieben.<br />

2.1.2.4 Schemadateien<br />

Auch Schemadateien dienen der Def<strong>in</strong>ition von Struktur <strong>und</strong> Elementen von XML-<br />

Dateien. Im Unterschied zu DTDs jedoch s<strong>in</strong>d Schemadateien selbst XML-Dateien, <strong>und</strong> sie<br />

lassen sich mit denselben Kenntnissen <strong>und</strong> Werkzeugen erstellen <strong>und</strong> verändern. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Vorteil von Schemas besteht dar<strong>in</strong>, dass hier e<strong>in</strong>e Überprüfung auf gültige Wertebereiche <strong>und</strong>


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

Datentypen möglich ist (PAAR 2003 a). Das bedeutet also, dass e<strong>in</strong>e Schemadatei überprüfen<br />

kann, ob e<strong>in</strong>e Zahl sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Bereich bef<strong>in</strong>det (z.B. 1 bis 12), e<strong>in</strong>e DTD aber<br />

nur <strong>in</strong> viel kle<strong>in</strong>eren Maßen.<br />

Dokumente, die mit e<strong>in</strong>em Schema verglichen <strong>und</strong> <strong>für</strong> gültig (engl.: valid) gef<strong>und</strong>en<br />

wurden, werden ebenfalls Instanzen genannt.<br />

Abbildung 1: Schritte bei der Überprüfung der Gültigkeit e<strong>in</strong>er XML-Datei (nach COSTELLO 2002,<br />

verändert)<br />

2.1.2.5 Layout von XML-Dateien mit XSL<br />

Wie bereits erwähnt trennt XML auch zwischen Inhalt <strong>und</strong> Layout. Wie die Elemente<br />

darzustellen s<strong>in</strong>d (Schriftart, Schriftgröße etc.) ist <strong>in</strong> der XML-Datei selbst nicht zu f<strong>in</strong>den.<br />

Damit bleiben die Daten unabhängig vom Ausgabemedium. Diese Anweisungen zum<br />

Interpretieren der Tags <strong>und</strong> Attribute bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Layout-Datei, <strong>und</strong> diese kann<br />

variieren, je nachdem, ob der Kurs am Bildschirm dargestellt, gedruckt oder sogar<br />

elektronisch vorgelesen werden soll.<br />

Obwohl nicht die e<strong>in</strong>zige, ist Extensible Stylesheet Language (XSL) e<strong>in</strong>e sehr<br />

leistungsfähige Sprache <strong>für</strong> das Layout von XML-Dateien (KORNELSEN et al. 2004). Sie ist<br />

selber e<strong>in</strong>e XML-Anwendung, <strong>und</strong> kann auch XML-Dateien <strong>in</strong> HTML oder andere Sprachen<br />

konvertieren. Layoutdateien, die mit XSL geschrieben wurden, heißen Style-Sheet-Dateien<br />

(SSD) <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d XML-konform. Damit können sie mit allen XML-Werkzeugen bearbeitet<br />

werden.<br />

33


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

XSL besteht se<strong>in</strong>erseits aus drei Sprachen, von denen die wichtigste XSL<br />

Transformation (XSLT) ist. XSLT ist die Sprache, welche die strukturelle Konvertierung von<br />

e<strong>in</strong>em XML-Format <strong>in</strong> andere Formate beschreibt, z.B. HTML (WAST 2005). Diese<br />

Transformation kann bereits auf dem Server vor der Auslieferung der Daten (serverseitig),<br />

oder erst beim Client vom Browser übernommen werden (clientseitig). In diesem Fall muss<br />

die SSD mitausgeliefert werden. Serverseitige Transformation ist vorzuziehen, da <strong>in</strong> diesem<br />

Fall HTML-Dateien ausgeliefert werden, die von jedem Browser verstanden werden. Aus<br />

technischen Gründen war dies jedoch zur Zeit der Erstellung dieser Arbeit im Rahmen des<br />

WELPE-Projektes nicht möglich (PAAR, pers. Mitteilung). Die clientseitige Konvertierung<br />

der Daten hat den Nachteil, dass nur XML-fähige Browser die XML-Dateien richtig<br />

darstellen können. Und leider man kann nie wissen, welchen Browser der Client benützt. Als<br />

am besten geeignet zeigte sich der Internet Explorer 6.0, denn hier ist der XML-Parser von<br />

Anfang an <strong>in</strong>stalliert.<br />

Im Gr<strong>und</strong>e übernimmt e<strong>in</strong>e SSD genau dieselben Aufgaben wie e<strong>in</strong>e Schemadatei, <strong>und</strong><br />

macht sogar noch mehr. Im Gr<strong>und</strong>e könnte auch auf e<strong>in</strong>e Schemadatei verzichtet werden<br />

können, doch dies wird <strong>in</strong> der Praxis kaum gemacht (QUEDNAU, pers. Mitteilung).<br />

2.1.2.6 XML-Anwendungen<br />

Da XML erlaubt, eigene Sprachen mit Hilfe e<strong>in</strong>er DTD oder e<strong>in</strong>er Schemadatei zu<br />

def<strong>in</strong>ieren, wird es auch als e<strong>in</strong>e Metasprache bezeichnet (W3C 2001). Alle Sprachen der<br />

XML-Familie werden als XML-Anwendungen bezeichnet. Es gibt viele Beispiele von XML-<br />

Anwendungen, <strong>und</strong> <strong>in</strong> der vorliegenden Arbeit wird noch LMML (Learn<strong>in</strong>g Material Markup<br />

Language) vorgestellt.<br />

Alle nötigen Informationen zur Formatierung e<strong>in</strong>er XML-Anwendung, die<br />

Eigenschaften <strong>und</strong> die Verschachtelung der <strong>in</strong> den Dateien vorkommender Elemente, werden<br />

<strong>in</strong> der DTD oder der Schemadatei festgelegt. Die Informationen zur Darstellung stehen <strong>in</strong> der<br />

Layout-Datei. Wenn man also auf se<strong>in</strong>er LMS e<strong>in</strong>en Kurs <strong>in</strong> LMML anbieten möchte, muss<br />

man nur die nötigen Kursdateien zusammen mit der Schema- <strong>und</strong> der Layout-Datei<br />

importieren, <strong>und</strong> der Kurs kann e<strong>in</strong>wandfrei dargestellt werden.<br />

34


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

Abbildung 2: XML-Anwendungen (nach PAAR 2003 a, verändert)<br />

2.1.3 LMML<br />

2.1.3.1 Def<strong>in</strong>ition<br />

LMML ist e<strong>in</strong>e XML-Anwendung , die am Lehrstuhl <strong>für</strong> Informationsmanagement der<br />

Universität Passau <strong>und</strong> dem IFIS (Institut <strong>für</strong> Informationssysteme <strong>und</strong> Softwaretechnik)<br />

entwickelt wurde. Ursprünglich <strong>für</strong> die Beschreibung von Lern<strong>in</strong>halten im Fach Informatik<br />

entwickelt, können mit weiteren spezifischen DTDs <strong>und</strong> Schemas auch Lern<strong>in</strong>halte anderer<br />

Fächer als LMML-Dokumente geschaffen werden (LMML 2005).<br />

2.1.3.2 Überblick<br />

Bei LAMP (2005) werden die Aufgaben von LMML wie folgt beschrieben:<br />

• „Modularisierung von Lehrmaterial<br />

• Verteilte, kooperative Entwicklung von Lehrmaterial<br />

• Wiederverwendung von Lehrmaterial<br />

• Personalisierung von Lehrmaterial<br />

• Ausgabe von Lehrmaterial auf unterschiedlichen Zielmedien“<br />

Damit ist LMML e<strong>in</strong> Versuch, e<strong>in</strong>e XML-Anwendung als Standard <strong>für</strong> den E-<br />

Learn<strong>in</strong>g-Bereich zu entwickeln. Im Gr<strong>und</strong>e ist LMML e<strong>in</strong> Framework <strong>für</strong> die Auszeichnung<br />

35


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

von Lern<strong>in</strong>halten auf XML-Basis. Lehr<strong>in</strong>halte bestehen dabei aus e<strong>in</strong>zelnen Modulen, die<br />

selbst wieder andere Module enthalten können <strong>und</strong> mit anderen LMML-Modulen unterschiedlich<br />

verknüpft se<strong>in</strong> können (LAMP 2005). Diese modularen Bauste<strong>in</strong>e werden also <strong>in</strong><br />

LMML hergestellt <strong>und</strong> können mit Hilfe e<strong>in</strong>es fachspezifischen Schemas ähnlich den<br />

Kapiteln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Buch strukturiert werden.<br />

2.1.4 Begriffe der Strukturierung<br />

2.1.4.1 Lernobjekt<br />

E<strong>in</strong> LO ist <strong>in</strong> der Literatur meist sehr allgeme<strong>in</strong> als wiederverwendbare Lernkomponente<br />

def<strong>in</strong>iert, mit oder ohne e<strong>in</strong>en Bezug zum computerbasierten Lernen. Es kann je<br />

nach Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong> Text (<strong>und</strong>ef<strong>in</strong>ierter Länge), e<strong>in</strong>e Audiodatei, e<strong>in</strong>e Frage oder e<strong>in</strong> ganzer<br />

Test se<strong>in</strong>. Im Rahmen von WELPE wurde deshalb beschlossen, den Begriff des Lernobjektes<br />

nicht im Aufbau dieses Kurses zu verwenden. Damit sollte e<strong>in</strong>e zu tiefgehende Granularisierung<br />

des Inhaltes (auf e<strong>in</strong>zelne Bilder, Textpassagen oder Fragen) vermieden werden.<br />

Außerdem enthält die folgende Def<strong>in</strong>ition des Lernmoduls bereits die Elemente des LO.<br />

2.1.4.2 Lernmodul<br />

E<strong>in</strong> Lernmodul soll <strong>in</strong> diesem Kurs (<strong>und</strong> im Rahmen von WELPE) die kle<strong>in</strong>ste<br />

s<strong>in</strong>nvolle E<strong>in</strong>heit se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> LM soll aus m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er abgeschlossenen LMML-Datei mit<br />

den dar<strong>in</strong> enthaltenen Multimediadateien (Ton <strong>und</strong> Video) bestehen. Genauso sollten alle<br />

Dateien dar<strong>in</strong> enthalten se<strong>in</strong>, die zur mehrsprachigen Darstellung notwendig s<strong>in</strong>d. Jedes LM<br />

sollte durch Metadaten beschrieben se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> LM könnte aber auch e<strong>in</strong> Test <strong>in</strong> QTI-Format<br />

oder e<strong>in</strong> Film se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> LM sollte also se<strong>in</strong>:<br />

36<br />

• Thematisch abgeschlossen<br />

• Austauschbar<br />

• Technisch lauffähig<br />

• Mehrsprachig<br />

Die Bearbeitungslänge e<strong>in</strong>es LM sollte dem Inhalt angepasst se<strong>in</strong> <strong>und</strong> nicht<br />

umgekehrt.


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

Abbildung 3: Modulare Struktur von Lernmodulen <strong>in</strong>nerhalb von Lerne<strong>in</strong>heiten<br />

2.1.4.3 Lerne<strong>in</strong>heit<br />

Die LM bauen s<strong>in</strong>nvoll aufe<strong>in</strong>ander auf, um e<strong>in</strong> übergeordnetes Thema zu<br />

beschreiben. Dieses Thema ist e<strong>in</strong>e Lerne<strong>in</strong>heit. Die LE ist die übergeordnete Struktur, <strong>in</strong> der<br />

m<strong>in</strong>destens zwei LM s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gegliedert werden sollen.<br />

Doch nicht alle Module müssen e<strong>in</strong> Teil der Lerne<strong>in</strong>heit se<strong>in</strong>. Exkurse, die meist<br />

umfassende Beispiele oder vertiefendes Wissen darstellen, könnten genauso ausgelassen<br />

werden, wie speicher<strong>in</strong>tensive Multimediadateien. Das Auslassen solcher Module erleichtert<br />

die Austauschbarkeit, ohne den Lern<strong>in</strong>halt wesentlich zu bee<strong>in</strong>trächtigen, ist aber ke<strong>in</strong> Muss.<br />

Um die Austauschbarkeit der Lerne<strong>in</strong>heiten so weit wie möglich zu vere<strong>in</strong>fachen,<br />

wurde <strong>in</strong> diesem Kurs darauf verzichtet, die e<strong>in</strong>zelnen LE zu nummerieren, sie wurden<br />

stattdessen nur mit ihrem Namen gekennzeichnet.<br />

37


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

a)<br />

Abbildung 4: a) Struktur e<strong>in</strong>es l<strong>in</strong>earen E-Learn<strong>in</strong>g Kurses. Hier muss der Lernende den kompletten<br />

Kurs durcharbeiten. b) Aufbau e<strong>in</strong>es E-Learn<strong>in</strong>g Kurses zum Testen des Vorwissenstandes. Wenn der<br />

Lernende alle Vortests besteht, kann er direkt zum Abschlusstest gelangen.<br />

2.1.4.4 Kurs<br />

E<strong>in</strong> Kurs entspricht e<strong>in</strong>er kompletten Lehrveranstaltung. Es besteht aus e<strong>in</strong>em Aufbau<br />

von Lerne<strong>in</strong>heiten <strong>und</strong> Lernmodulen, ähnlich den Kapiteln <strong>und</strong> Unterkapiteln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Buch.<br />

Dabei gibt es viele unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel wäre e<strong>in</strong>e Kettenstruktur, bei der e<strong>in</strong> Lernender nur dann zur nächsten LE<br />

zugelassen wird, wenn er die vorhergehenden LE bearbeitet hat (<strong>und</strong> eventuell e<strong>in</strong>en Test<br />

besteht). Dies wäre <strong>für</strong> technische Lehr<strong>in</strong>halte besonders nützlich, wo das Wissen strukturiert<br />

aufe<strong>in</strong>ander aufbaut (siehe Abbildung 4a). E<strong>in</strong> anderes Beispiel wäre e<strong>in</strong> Kurs, der die<br />

Vorkenntnisse aller Studenten auf denselben Wissenstand br<strong>in</strong>gen soll, ohne diejenigen zu<br />

belasten, die bereits über das nötige Vorwissen verfügen. In e<strong>in</strong>em solchen Kurs könnte man<br />

jeder LE e<strong>in</strong>en Test vorschalten, der das Wissen des Lernenden zum Thema der LE prüft.<br />

Wird der E<strong>in</strong>gangstest bestanden, so verfügt der Lernende bereits über das nötige Vorwissen<br />

auf diesem Gebiet, <strong>und</strong> kann diese gesamte LE überspr<strong>in</strong>gen (Abbildung 4b).<br />

Im hier erarbeiteten Kurs wurde aus mehreren Gründen bewusst auf e<strong>in</strong>e<br />

Strukturierung solcher Art verzichtet. Zum e<strong>in</strong>en sollte der Kurs nur e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten<br />

E<strong>in</strong>blick im weiten Feld des Schutzes der großen Raubtiere vermitteln, wobei ausdrücklich<br />

38<br />

b)


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

auf Attraktivität Wert gelegt werden sollte. Zum anderen sollte es nicht Ziel des Kurses se<strong>in</strong>,<br />

die Werkzeuge des Wildtiermanagements zu beschreiben, die e<strong>in</strong>e Strukturierung<br />

gerechtfertigt hätten. Aus diesen Gründen entschied ich mich <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en offenen Kurs, der wie<br />

e<strong>in</strong> Buch strukturiert ist <strong>und</strong> „durchgeblättert“ werden kann. Sollte sich die Struktur <strong>in</strong> der<br />

Evaluation nicht bewähren, kann sie leicht <strong>in</strong> CLIX ® (siehe Kapitel 4.7) modifiziert werden.<br />

2.1.4.5 Metadaten<br />

Auf dem sehr dynamischen E-Learn<strong>in</strong>g-Markt steigt die Anzahl der angebotenen Lernobjekte<br />

ständig an, <strong>und</strong> der Lernende ist nur schwer <strong>in</strong> der Lage, Lern<strong>in</strong>halte zu f<strong>in</strong>den, zu überprüfen<br />

<strong>und</strong> zu nutzen.<br />

E<strong>in</strong>e Lösung dieses Problems s<strong>in</strong>d Metadaten. Sie beschreiben Objekte aller<br />

Aggregationsstufen, nach z.B. Inhalt, Erstellungsdatum, Verfasser oder vorhandenen Sprachvarianten.<br />

Metadaten geben also Informationen über Lern<strong>in</strong>halte, was deren Auff<strong>in</strong>den <strong>und</strong><br />

Gliedern stark vere<strong>in</strong>facht. So bilden Metadaten e<strong>in</strong> Ordnungssystem, das unabhängig vom<br />

Dateityp die Wiederauff<strong>in</strong>dbarkeit von Ressourcen gewährleistet. Inzwischen gibt es mehrere<br />

Metadaten-Standards, der neueste <strong>und</strong> bislang umfangreichste ist IEEE LOM (Learn<strong>in</strong>g<br />

Object Metadata), der im Kapitel 2.2.3 genauer beschrieben wird.<br />

39


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

2.2 Schritte zur Standardisierung<br />

40<br />

Erhebungen von bildung.at im Auftrag des österreichischen B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums <strong>für</strong><br />

Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Kultur ergaben ca. 285 CMS <strong>und</strong> 115 LMS alle<strong>in</strong> im<br />

deutschsprachigen Raum (BAUMGARTNER et al. 2005). Bei dieser enormen Auswahl der<br />

Produkte (<strong>und</strong> es kommen stets neue h<strong>in</strong>zu) wird schnell der Bedarf nach Interoperabilität<br />

deutlich. Die hohen Kosten von <strong>in</strong>teraktiven, didaktisch aufbereiteten Lern<strong>in</strong>halten (von 2000<br />

bis 20000 Euro <strong>und</strong> mehr, abhängig vom Thema <strong>und</strong> der Multimedialität) rentieren sich nur,<br />

wenn dieser Inhalt auf möglichst vielen verschiedenen LMS verwendet werden kann. Dabei<br />

sollte die Funktionalität möglichst ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkungen erfahren.<br />

So s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Jahren mehrere Gremien <strong>in</strong> den USA <strong>und</strong> <strong>Europa</strong> entstanden,<br />

die sich der Erschaffung offener Technologie-Standards <strong>für</strong> LMS, CMS, LCMS oder<br />

Autorensystemen widmen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf technischen <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlichen,<br />

weniger auf didaktischen Standards.<br />

2.2.1 Vorteile der Standardisierung<br />

Die Erschaffung von Standards kann sicherstellen, das Inhalt s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong> verschiedene<br />

Systeme e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en werden kann.<br />

So können im Bereich des E-Learn<strong>in</strong>g Lernszenarien <strong>und</strong> –<strong>in</strong>halt transportiert <strong>und</strong><br />

getauscht werden, <strong>und</strong> die Produktion aufwändiger (<strong>und</strong> kostspieliger) Inhalte zahlt sich<br />

besser aus. E<strong>in</strong>zelne Lernressourcen werden so austauschbar <strong>und</strong> wiederverwendbar. Durch<br />

den Wegfall proprietärer Technologien entfallen Konvertierungszeiten, <strong>und</strong> die Auswahl an<br />

Inhalten wird erhöht. Die <strong>in</strong>haltliche <strong>und</strong> organisatorische Handhabbarkeit wird verbessert,<br />

<strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>heitliche Inhaltsbeschreibungen ist das Auff<strong>in</strong>den gesuchter Inhalte erleichtert.<br />

Nicht zuletzt wird damit auch die Lebensdauer des Lernmaterials erhöht, denn Altes lässt sich<br />

ohne Probleme <strong>in</strong> neue Systeme <strong>in</strong>tegrieren.<br />

Auch die Kostenfrage ist nicht zu vernachlässigen. Standards erhöhen den<br />

Wettbewerbsdruck <strong>und</strong> verh<strong>in</strong>dern die Monopolstellung e<strong>in</strong>zelner Anbieter. Alternativen <strong>und</strong><br />

Angebote werden vergleichbar, <strong>und</strong> jede Institution kann sich ihr Portal nach Maß oder „von<br />

der Stange“ kaufen, ohne dabei an Interoperabilität zu verlieren. Nicht zuletzt werden so auch<br />

eigene Lösungen ermöglicht, die, solange sie den Standards folgen, auch nicht proprietär<br />

s<strong>in</strong>d.


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

Und solange Standards existieren, hat nicht mehr jedes neue Projekt e<strong>in</strong>en<br />

Pioniercharakter, sondern kann auf Erfahrungen <strong>und</strong> erprobte Lösungsansätze zurückgreifen.<br />

2.2.2 Standardisierungsgremien<br />

Es gibt Standardisierungsgremien auf nationaler <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationaler Ebene. Alle diese<br />

Organisationen können Spezifikationen veröffentlichen („de facto“-Standards), doch nur e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Zahl <strong>in</strong>ternationaler Gremien hat die gesetzliche Befugnis, Spezifikationen zu<br />

Standards zu erheben („de jure“-Standards). So werden oft „de facto“-Standards an „de jure“-<br />

Standardisierungsgremien weitergereicht, damit sie als Standards anerkannt werden. „De<br />

jure“-Standards werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Sprachen auch Normen genannt (so auch <strong>in</strong> Deutsch,<br />

Französisch <strong>und</strong> Holländisch). Die folgenden Organisationen arbeiten an Standards <strong>und</strong><br />

Normen im E-Learn<strong>in</strong>gbereich.<br />

„De jure“-Standardisierungsorganisationen<br />

• ISO – die International Standards Organisation<br />

• CEN/ISSS - Comité Européen de Normalisation/Information Society Standardisation<br />

System<br />

• ANSI – American National Standards Institute<br />

„De facto“-Standardisierungsorganisationen<br />

• IEEE LTSC – Institute of Electrical and Electronics Eng<strong>in</strong>eers Learn<strong>in</strong>g Technology<br />

Standards Committee<br />

• AICC – Aviation Industry Computer based Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Committee<br />

• ADL– Advanced Distributed Learn<strong>in</strong>g<br />

• IMS - Instructional Management System<br />

• ARIADNE Alliance of Remote Instructional Author<strong>in</strong>g and Distribution Networks for<br />

Europe<br />

Obwohl viele verschiedene Akteure im Bereich E-Learn<strong>in</strong>g entwickeln, beschäftigen<br />

sich zahlreiche Aktivitäten mit ähnlichen Aufgaben, was meist zu Kooperation zwischen den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Institutionen führt. Die vielversprechendsten Ergebnisse dieser Arbeiten werden an<br />

die Gremien zur „de jure“-Standardisierung weitergereicht, wo sie geprüft <strong>und</strong> dann eventuell<br />

zu Standards oder Normen erhoben werden. Auf diesen Normen kann dann die Herstellung<br />

weiterer LMS, Player oder Tools aufgebaut werden.<br />

41


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

42<br />

Der größte Nachteil am Standardisierungsprozess ist se<strong>in</strong>e Langwierigkeit, die<br />

besonders <strong>in</strong> der dynamischen IT-Branche schnell zum H<strong>in</strong>dernis werden kann, <strong>und</strong> oftmals<br />

kostspielige Verzögerungen bedeutet.<br />

Abbildung 5: Kooperationsnetzwerk der Standardisierungsgremien, nach BÖR 2003 (verändert). Blau -<br />

„De jure“-Standardisierungsgremien, hellblau - „De facto“-Standardisierungsgremien.<br />

2.2.3 IEEE LOM<br />

Das IEEE ist e<strong>in</strong>e Non Profit Organisation mit be<strong>in</strong>ahe 400.000 Mitgliedern <strong>in</strong> 150<br />

Ländern. Das LTSC-Gremium ist die IEEE- Arbeitsgruppe, die an der Standardisierung im<br />

Bereich des E-Learn<strong>in</strong>g arbeitet. IEEE-Standards s<strong>in</strong>d aber nur „de facto“-Standards.<br />

IEEE LOM ist e<strong>in</strong> Standard zur Beschreibung von Lernobjekten anhand von<br />

Metadaten. Beispielsweise können die Metadaten e<strong>in</strong>es Onl<strong>in</strong>e-Kurses u.a. festhalten, wann<br />

e<strong>in</strong> Kurs erstellt wurde, <strong>in</strong> welchen Sprachen er verfügbar ist oder <strong>für</strong> welche Zielgruppe der<br />

Inhalt gedacht wurde. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher Standard von Metadaten <strong>für</strong> Lern<strong>in</strong>halte kann das<br />

Auff<strong>in</strong>den <strong>und</strong> die Evaluierung von Lernobjekten (LO) stark erleichtern <strong>und</strong> den Austausch<br />

dieser Inhalte zwischen unterschiedlichen Lernsystemen ermöglichen. LOM-Metadaten


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

basieren weitgehend auf IMS Metadata, doch <strong>in</strong> diesem neuen Standard des IEEE s<strong>in</strong>d u.a.<br />

auch Vorarbeiten des ARIADNE-Projektes e<strong>in</strong>geflossen (PAAR, pers. Mit.).<br />

Der LOM-Standard soll zum e<strong>in</strong>en die Suche, Evaluation, Beschaffung <strong>und</strong> Nutzung<br />

von Lernressourcen erleichtern. Zum anderen soll er die Katalogisierung von Lern<strong>in</strong>halten <strong>in</strong><br />

Datenbanken erleichtern, wobei auch Informationen zur Mehrsprachigkeit festgehalten<br />

werden. So ist e<strong>in</strong> Schema entstanden, das sich stets weiterentwickelt <strong>und</strong> derzeit aus neun<br />

Gruppen besteht. Jede dieser neun Gruppen ist wiederum mehrfach unterteilt, zum Teil über<br />

mehr als e<strong>in</strong>e Ebene. Die Erfassung aller LOM-Elemente bleibt aber optional. Die Unterteilung<br />

ist beispielhaft <strong>in</strong> der Abbildung 6 zu sehen. Der IEEE LOM Standard bietet jedoch die<br />

Option, dieses Gr<strong>und</strong>schema zu modifizieren <strong>und</strong> den persönlichen Bedürfnissen anzupassen.<br />

Abbildung 6: Die Struktur von IEEE LOM (nach E-TEACHING 2005, verändert)<br />

43


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

2.2.4 IMS Learn<strong>in</strong>g Design<br />

44<br />

IMS LD ist e<strong>in</strong>e XML-Sprache <strong>für</strong> die didaktische Strukturierung von Lernprozessen.<br />

LOs (im weitesten S<strong>in</strong>ne) können so nach didaktischen Überlegungen zu Lehre<strong>in</strong>heiten<br />

vernetzt werden.. Dabei können verschiedene Rollen (Lerner, Tutor, Autor) def<strong>in</strong>iert <strong>und</strong><br />

ihre Aktivitäten festgelegt <strong>und</strong> koord<strong>in</strong>iert werden, um so durch e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle didaktische<br />

Struktur <strong>und</strong> möglichst viel Interaktivität e<strong>in</strong>en besseren Lernerfolg zu erreichen (ELIVE<br />

2005, COOPER UND TATTERSALL 2005).<br />

IMS LD def<strong>in</strong>iert nur didaktische Strukturen der Inhalte, nicht die Inhalte selbst. Bei den<br />

LOs kann es sich um Bilder, HTML-Dateien, Word-Dokumente, oder, wie <strong>in</strong> diesem Fall,<br />

LMML-Dateien handeln. Das bedeutet, dass erst e<strong>in</strong>e Darstellungsform <strong>für</strong> die Lehr<strong>in</strong>halte<br />

gewählt werden muss, bevor dann deren didaktische Reihenfolge mit IMS LD festgelegt<br />

wird.<br />

2.2.5 ADL/SCORM<br />

Die ADL-Initiative wurde vom amerikanischen Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong>s Leben<br />

gerufen, um Standardisierungsmodelle <strong>für</strong> E-Learn<strong>in</strong>g zu entwickeln (BÖR 2003).<br />

ADL hat sich bisher auf die Standardisierung von Inhalten (Content) spezialisiert, <strong>und</strong><br />

den Sharable Content Object Reference Model (SCORM) entwickelt.<br />

ADL war bemüht, <strong>in</strong> SCORM se<strong>in</strong>e Anforderungen an Lern<strong>in</strong>halten zu verwirklichen:<br />

Auff<strong>in</strong>dbarkeit (durch Metadaten), Wiederverwendbarkeit, Kompatibilität mit e<strong>in</strong>fachen<br />

Technologien, wie z.B. Web-Browser, Interfunktionalität <strong>und</strong> Kompatibilität mit unterschiedlichen<br />

LMS, genauso wie e<strong>in</strong>e lange Funktionszeit ohne e<strong>in</strong>e Neukodierung (BÖR 2003,<br />

ADL 2005).<br />

Über mehrere Versionen ist e<strong>in</strong>e Sammlung von Spezifikationen <strong>und</strong> Standards<br />

anderer Organisationen entstanden, die als unterschiedliche „Bücher“ <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bücherei<br />

betrachtet werden könnten. Diese technischen „Bücher“ s<strong>in</strong>d bei der neuesten Version<br />

SCORM 2004 <strong>in</strong> vier Hauptthemen unterteilt, die sich alle mit verschiedenen Aspekten von<br />

SCORM beschäftigen (ADL 2005).<br />

Die Version 1.2 be<strong>in</strong>haltete bereits 2001 die Möglichkeit, Lern<strong>in</strong>halte zu verpacken<br />

<strong>und</strong> mit Metadaten (nach IMS Metadata 1.2.1) zu versehen.


Kapitel 2 – Aktueller Stand des E-Learn<strong>in</strong>g<br />

SCORM 2004 führt Standards von IEEE (u.a. IEEE LOM), IMS <strong>und</strong> AICC zusammen<br />

<strong>und</strong> verwendet sie als Paket, der Lern<strong>in</strong>halte noch weitreichender LMS-übergreifend<br />

verwendbar macht (BÖR 2003, ADL 2005).<br />

2.2.6 IMS QTI<br />

Die Question & Test Interoperability (QTI) ist e<strong>in</strong>e IMS-Spezifikation zur Beschreibung<br />

von Onl<strong>in</strong>e-Fragen <strong>und</strong> Antworten sowie anderer dazugehöriger Details<br />

(Teststrukturen, Feedback, Punktezahl u.v.m.). Die Fragen <strong>und</strong> Tests sollten auch zwischen<br />

verschiedenen LMS ausgetauscht, sowie Testergebnisse gespeichert werden können<br />

(EDULPONE.NET 2005).<br />

Mit QTI s<strong>in</strong>d Onl<strong>in</strong>e-Fragen unterschiedlicher Art möglich, wie zum Beispiel :<br />

• Multiple Choice<br />

• S<strong>in</strong>gle Choice<br />

• Lückentexte<br />

• Zuordnungsaufgaben<br />

• Freitext<br />

45


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

3 Inhaltliche Entwicklung<br />

3.1 Inhaltliches Vorgehen<br />

Das Vorgehen bei der Vorbereitung des Lehr<strong>in</strong>halts lässt sich <strong>in</strong> die folgenden<br />

Arbeitsschritten gliedern:<br />

46<br />

1 Recherche nach wildbiologischen <strong>und</strong> didaktischen Quellen<br />

2 Literaturverarbeitung <strong>und</strong> Anordnung der Ergebnisse<br />

3 Ausarbeitung <strong>in</strong> Word 2000<br />

4 Korrektur<br />

5 Evaluierung<br />

6 Implementierung <strong>in</strong> LMML<br />

7 Auswahl geeigneten Bildmaterials.<br />

Während der letzten drei Arbeitsschritte fand e<strong>in</strong>e fortlaufende Ausbesserung <strong>und</strong> Korrektur<br />

statt.<br />

3.2 Recherche<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n der Arbeit stellte sich die Frage, welche Literatur zur Ausarbeitung<br />

verwendet werden sollte <strong>und</strong> wo diese zu suchen wäre.<br />

Auf Anraten Prof. Schröders konzentrierte sich die Literatursuche <strong>für</strong> den<br />

Lehr<strong>in</strong>halt primär auf das Internet, wo die meisten Literaturquellen <strong>in</strong> PDF-Format gef<strong>und</strong>en<br />

wurden.<br />

Der Kurs sollte e<strong>in</strong> Bestandteil der Vorlesungen Wildökologie <strong>und</strong> Wildtiermanagement<br />

se<strong>in</strong>, also def<strong>in</strong>ierte sich als Hauptzielgruppe die Studierenden der <strong>Forstwissenschaft</strong>en<br />

<strong>und</strong> Biologie im Gr<strong>und</strong>studium (siehe 3.2.2) . Die Recherche ergab viele


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

Artikel <strong>und</strong> Internetseiten, doch die meisten Quellen waren zu speziell, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kurs von<br />

Nutzen zu se<strong>in</strong>, bei dem die Studierenden über ger<strong>in</strong>ge Vorkenntnisse verfügen.<br />

E<strong>in</strong>e zweite Hürde ergab sich aus der Zielsetzung, den Studierenden auf <strong>in</strong>teressante<br />

Weise e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Verständnis des tierbezogenen Managements zu vermitteln. Die erste<br />

Lerne<strong>in</strong>heit, „Gr<strong>und</strong>lagen des Wildtiermanagements“, entstand aus der Notwendigkeit, den<br />

Studierenden zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>verständnis <strong>für</strong> die Konzepte, Methoden <strong>und</strong> Gesetzgebung,<br />

die <strong>in</strong> diesem Aufgabengebiet Anwendung f<strong>in</strong>den, zu vermitteln.<br />

Als <strong>in</strong>haltliche Primärliteratur stellten sich schnell die europäischen Actionpläne<br />

heraus, die <strong>für</strong> alle vier im Kurs behandelten Arten bereits veröffentlicht wurden. Sie wurden<br />

alle im Auftrag der „Large Carnivore Initiative for Europe“ von führenden Experten verfasst<br />

<strong>und</strong> im Jahre 2000 herausgegeben. Gerade wegen ihres beschreibenden <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>en<br />

Charakters be<strong>in</strong>halten diese Pläne genau die Art <strong>und</strong> Menge von Informationen, die den<br />

Une<strong>in</strong>geweihten die aktuelle Situation der großen Raubtiere nahe br<strong>in</strong>gen können. Sie alle<br />

waren ohne großen Aufwand im Internet zu f<strong>in</strong>den, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> wesentlicher Teil des Inhalts<br />

entstammt diesen vier Quellen oder lehnt sich an diese an.<br />

Die Informationen der Actionpläne wurden mit e<strong>in</strong>er Reihe von Sek<strong>und</strong>ärquellen<br />

ergänzt, die mir von Prof. Schröder zur Verfügung gestellt wurden oder im Internet zu f<strong>in</strong>den<br />

waren.<br />

Im Verlauf der Arbeit entstand auch e<strong>in</strong>e Liste praktischer L<strong>in</strong>ks zu den großen<br />

Carnivoren, die sich im Anhang 4 bef<strong>in</strong>det.<br />

Die technische Literaturrecherche konzentrierte sich ebenfalls auf das World Wide<br />

Web.<br />

Primäre Anlaufstelle hier war die XML-Homepage von Sebastian Paar<br />

(http://www.wast2000.de/xml), dem ich an dieser Stelle noch e<strong>in</strong>mal herzlich <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Hilfe<br />

danken möchte. Se<strong>in</strong>e technischen Beschreibungen waren präzise <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

Quellensammlung erwies sich als unverzichtbar. Sehr hilfreich war auch das deutschsprachige<br />

E-Learn<strong>in</strong>g-Portal e-teach<strong>in</strong>g.org (http://www.e-teach<strong>in</strong>g.org/), das reichlich Material zu<br />

Konzeption, Didaktik, Evaluation <strong>und</strong> das Erstellen von Tondateien <strong>für</strong> die Hochschullehre<br />

enthält.<br />

47


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

3.2 Didaktische Konzeption des Kurses<br />

3.2.1 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Der Onl<strong>in</strong>ekurs wird ab dem W<strong>in</strong>tersemester 2005/2006 als e<strong>in</strong> fester Bestandteil der<br />

Lehre im Fach Wildbiologie aufgenommen. Als Bearbeitungszeit <strong>für</strong> die Studenten wurden<br />

vier Wochen festgelegt, was von der Evaluation durch zwei Probanden als realistisch bestätigt<br />

wurde.<br />

Der Kurs soll den Studenten über das TU-weite LMS CLIX ® <strong>und</strong>, soweit technisch<br />

umsetzbar, später auch über das Fakultätseigene LMS Ilias zur Verfügung gestellt werden.<br />

CLIX ® ist <strong>für</strong> alle Studenten <strong>und</strong> Mitarbeiter der TUM zugänglich, <strong>und</strong> Zugangsberechtigungen<br />

<strong>für</strong> Ilias ® können nach Bedarf ausgegeben werden.<br />

Innerhalb der <strong>Studienfakultät</strong> <strong>für</strong> <strong>Forstwissenschaft</strong>lichen stehen den Studenten<br />

kostenfrei zwei Computerräume zur Verfügung, die über e<strong>in</strong>en schnellen Internetzugang<br />

verfügen. Drucker, CD-Brenner <strong>und</strong> Kopfhörer s<strong>in</strong>d ebenfalls vorhanden.<br />

3.2.2 Zielgruppe<br />

Als primäre Zielgruppe wurden Studierende der <strong>Forstwissenschaft</strong>en an der TUM <strong>und</strong><br />

der Biologie an der LMU bestimmt. Sie bilden die Mehrzahl der Studenten <strong>in</strong> den<br />

Vorlesungen Wildökologie <strong>und</strong> Wildtiermanagement. Die voraussichtliche Zahl der<br />

Teilnehmer ließ sich zum Zeitpunkt dieser Arbeit nur schwer bestimmen, aber sie wurde auf<br />

80 geschätzt.<br />

Von der Lernsituation gesehen kann die Zielgruppe als weitgehend homogen bezeichnet<br />

werden. Zugang zu Computern <strong>und</strong> technischer Ausstattung ist über die <strong>Studienfakultät</strong><br />

<strong>für</strong> alle gleichermaßen gegeben, <strong>und</strong> die Funktionalität des Onl<strong>in</strong>e-Kurses setzt nicht viel<br />

Erfahrung im Umgang mit Computern voraus. Die Teilnehmer können beim Besuch der laufenden<br />

Vorlesung auch verhältnismäßig e<strong>in</strong>fach erreicht werden, sollte die Notwendigkeit<br />

dazu aufkommen.<br />

Da im Voraus der Arbeit ke<strong>in</strong>e Zielgruppenbefragung stattfand, s<strong>in</strong>d Motivation,<br />

Erwartungen an den Kurs, Vorwissen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>stellung der Zielgruppe zu den Lehr<strong>in</strong>halten<br />

unbekannt. Es wurde bei der Erstellung dieses Kurses davon ausgegangen, dass die<br />

48


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

Zielgruppe weder f<strong>und</strong>ierte Vorkenntnisse noch viel Erfahrung mit E-Learn<strong>in</strong>g <strong>und</strong><br />

asynchronen Lernsituationen hat (SCHRÖDER, pers. Mitteilung). Deswegen wurde auch die<br />

Bearbeitungszeit mit 4 Wochen großzügig gewählt.<br />

Durch die möglichst breite Fächerung der Medien wurde auch versucht, so vielen<br />

Lerntypen wie möglich gerecht zu werden. Für diejenigen Studierenden, die langes Lesen am<br />

Bildschirm nicht wünschen, ist e<strong>in</strong> Großteil des Kurses als PDF-Skript verfügbar. Für auditive<br />

Lerntypen steht der Kurs als e<strong>in</strong>e Reihe von Audiodateien zum Download zur Verfügung, die<br />

auch auf gängigen CD-Playern funktionieren.<br />

Dieser Kurs steht vor demselben Problem wie viele andere autodidaktische Angebote,<br />

was die Motivation der Studierenden betrifft. Er setzt hauptsächlich auf e<strong>in</strong>e rezeptive Lernhaltung<br />

der Studenten, <strong>und</strong> so besteht nach me<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung durchaus das Risiko, dass<br />

Studenten nicht den gesamten Kurs durcharbeiten. Auch die Tests s<strong>in</strong>d freiwillig, werden<br />

nicht benotet <strong>und</strong> haben damit nur die Funktion der Selbstbestätigung. Es wird im nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

schwer festzustellen se<strong>in</strong>, welche Studierenden den Kurs überhaupt erarbeitet haben <strong>und</strong><br />

welche nicht. Im Evaluationsfragebogen wurde e<strong>in</strong>e Frage nach der Vollständigkeit der Bearbeitung<br />

gestellt, doch es ist wahrsche<strong>in</strong>lich, dass diese oft unkorrekt beantwortet werden wird.<br />

3.2.3 Lehrziele des Kurses<br />

Die primären Lehrziele des Kurses s<strong>in</strong>d kognitiver Natur. Diese Lehrziele wurden als<br />

Information <strong>für</strong> die Studierenden vorab <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung des Kurses beschrieben, obwohl<br />

dieses Vorgehen nicht unumstritten ist (E-TEACHING 2005). In diesem Fall wurden damit<br />

jedoch zwei Ziele verfolgt. Zum e<strong>in</strong>en sollten sich die Studierenden von Anfang an auf<br />

sicherem Terra<strong>in</strong> bewegen, zum zweiten sollte die Formulierung <strong>in</strong> Frageform, gefolgt von<br />

kurzen Antworten, den Studenten klar machen, dass es sich hierbei um e<strong>in</strong>en Kurs zum Artenschutz,<br />

<strong>und</strong> nicht zur Biologie der vier behandelten Großräuber handelt. Zusätzlich wird damit<br />

die Absicht verfolgt, das Interesse der Lernenden an die Beantwortung der Fragen zu<br />

erwecken.<br />

Affektive Ziele bestehen aus e<strong>in</strong>em gesteigerten Interesse <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er positiven<br />

E<strong>in</strong>stellung der Studierenden zur Problematik der großen Raubtiere. Auf die positive E<strong>in</strong>stellung<br />

wurde aber ke<strong>in</strong> Schwerpunkt gelegt, denn das Internet eignet sich nur sehr bed<strong>in</strong>gt<br />

als Medium, welches Affekte im Menschen erwecken kann.<br />

Praktische Lehrziele wurden nicht explizit verfolgt.<br />

49


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

50<br />

Der Studiengang der <strong>Forstwissenschaft</strong> soll den Studierenden Verständnis <strong>für</strong> das<br />

Ökosystem Wald vermitteln. Ökonomie, Ökologie <strong>und</strong> Management sollen dabei zu e<strong>in</strong>er<br />

erweiterten Me<strong>in</strong>ungs- <strong>und</strong> Erkenntnisbildung verknüpft werden.<br />

Die zwei Vorlesungen Wildökologie <strong>und</strong> Wildtiermanagement verknüpfen sich mite<strong>in</strong>ander,<br />

um anhand von praktischen Fallbeispielen die Gr<strong>und</strong>lagen, Arbeitsweisen, zentralen<br />

Theorien <strong>und</strong> Konzepte im Umgang mit Wildtieren zu vermitteln.<br />

Durch das Verständnis <strong>für</strong> die Ökologie <strong>und</strong> den Artenschutz großer Carnivoren fügt<br />

sich dieser Kurs nicht nur <strong>in</strong> die Leitziele beider Vorlesungen, sondern auch <strong>in</strong> die Zielgebung<br />

des Studiengangs der <strong>Forstwissenschaft</strong>en gut e<strong>in</strong>.<br />

3.2.4 Strukturierung der Inhalte<br />

Das neue Medium Internet erlaubt e<strong>in</strong>e Präsentation umfangreicher Informationsmengen.<br />

Damit die Studierenden vom Lern<strong>in</strong>halt nicht überfordert werden, ist die Auswahl<br />

<strong>und</strong> das Arrangement der Lern<strong>in</strong>halte e<strong>in</strong> zentraler Schritt bei deren Konzeption <strong>und</strong><br />

Strukturierung gewesen. Der Kurs bleibt trotzdem mit 53 Lehrmodulen durchaus<br />

umfangreich.<br />

Jede Lerne<strong>in</strong>heit beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er Zusammenfassung, um den Studenten zuerst e<strong>in</strong>en<br />

Überblick <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>struktur zu geben, auf die im Laufe der Lerne<strong>in</strong>heit aufgebaut<br />

werden kann.<br />

Es zeigte sich jedoch schnell, dass zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>stock an fachlichem<br />

Vorwissen vorhanden se<strong>in</strong> müsste, um bei der Beschreibung der aktuellen Situation <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>iger Managementprozesse ke<strong>in</strong> Gefühl der Überforderung bei den Lernenden aufkommen<br />

zu lassen. Daraus entstand die Lerne<strong>in</strong>heit „Gr<strong>und</strong>lagen des Wildtiermanagements“, das<br />

e<strong>in</strong>ige Konzepte <strong>und</strong> Methoden des Artenschutzes beschreibt, genauso wie die gesetzlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen, auf denen der moderne Artenschutz basiert. Diese Lerne<strong>in</strong>heit wurde am Anfang<br />

des Kurses platziert, um das Vorwissen zu vermitteln.<br />

3.2.4.1 Lerne<strong>in</strong>heiten <strong>und</strong> Lernmodule<br />

Die letzte Version des Kurses besteht aus fünf LE, die ihrerseits <strong>in</strong> 49 LM (Tests<br />

<strong>in</strong>klusive) e<strong>in</strong>geteilt s<strong>in</strong>d. Die Exkurse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesen LM e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en, doch es wurden auch<br />

weitere vier unabhängige LM erstellt, um ihre Verwendung <strong>und</strong> Austauschbarkeit auch<br />

außerhalb des Kurskontextes zu erlauben.


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

Lerne<strong>in</strong>heiten:<br />

1. Wichtige Gr<strong>und</strong>begriffe der Wildbiologie<br />

2. Die Rückkehr des Wolfes (Canis lupus)<br />

3. Die Rückkehr des Braunbären (Ursus arctos)<br />

4. Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück<br />

5. Der Niedergang des iberischen Luchses (Lynx pard<strong>in</strong>us)<br />

Die letzen vier Lerne<strong>in</strong>heiten bilden den eigentlichen Kern des Kurses. Die Reihenfolge<br />

folgt dem Bekanntheitsgrad der vier Großräuber, <strong>in</strong> der Absicht, so auf vorhandenes Vorwissen<br />

der Lernenden aufzubauen <strong>und</strong> den Lerneffekt zu erhöhen, <strong>in</strong>dem ihnen neue Informationen<br />

möglichst <strong>in</strong> Zusammenhang mit Bekanntem vermittelt wird (CLEMENT et al. 2002).<br />

Jede dieser LE ist ihrerseits <strong>in</strong> neun gleiche LM unterteilt, die als austauschbare<br />

Bauste<strong>in</strong>e konzipiert wurden. Jedes Modul soll e<strong>in</strong>zeln mit e<strong>in</strong>em möglichst kle<strong>in</strong>en<br />

Zeitaufwand überarbeitet, übersetzt oder entfernt werden können, ohne den Gesamt<strong>in</strong>halt zu<br />

verändern.<br />

Lernmodule:<br />

1. Zusammenfassung<br />

2. Die Geschichte der Art<br />

Dieses Modul beschreibt die ursprüngliche Verbreitung <strong>und</strong> die Gründe <strong>für</strong> den<br />

Rückgang der Spezies <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>.<br />

3. Die Art heute<br />

In diesem Lernmodul wird die derzeitige Verbreitung der Spezies vorgestellt, <strong>und</strong> die<br />

Gründe <strong>für</strong> die aktuelle Entwicklung werden erläutert.<br />

4. Über die Spezies<br />

Dieses Lernmodul soll die Lernenden mit der Ökologie der Spezies vertraut machen,<br />

soweit diese <strong>für</strong> die Schutzbemühungen von Interesse ist: Habitat, Nahrungswahl,<br />

Reproduktionskraft, Wanderverhalten <strong>und</strong> Sterblichkeitsfaktoren.<br />

5. Gefahren <strong>für</strong> die Spezies<br />

In diesem Modul werden die aktuellen Bedrohungen genau unter die Lupe genommen,<br />

<strong>in</strong> Reihenfolge ihrer Wichtigkeit <strong>für</strong> diese Art.<br />

51


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

52<br />

6. Die Art <strong>und</strong> der Mensch<br />

Die verschiedenen Interessengruppen, als wichtigste Faktoren im Tierschutz, stehen<br />

im Mittelpunkt dieses Lernmoduls. Beschrieben werden Ziele, Methoden <strong>und</strong> auch die<br />

Macht der e<strong>in</strong>zelnen Akteure.<br />

7. Lösungen <strong>für</strong> den Artenschutz<br />

Dieses Modul listet all die Maßnahmen auf, die e<strong>in</strong>e Rückkehr der beschriebenen<br />

Spezies nach <strong>Europa</strong> beschleunigen würden.<br />

8. Der Ausblick <strong>in</strong>s 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Dieses letzte kurze Lernmodul widmet sich dem zukünftigen Trend der Art.<br />

9. Test<br />

Der Test soll den Lernerfolg der Studierenden überprüfen.<br />

Die Reihenfolge der vermittelten Informationen folgt hier erstens e<strong>in</strong>em chronologischen<br />

Verlauf, <strong>in</strong>dem mit der Geschichte begonnen <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em Ausblick <strong>in</strong> die<br />

Zukunft abgeschlossen wird. Zweitens folgt die Informationsvermittlung dem roten Faden,<br />

der bereits <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>leitung durch die Fragen um die Lehrziele aufgezeigt wurde. Dah<strong>in</strong>ter<br />

steckt die Absicht, e<strong>in</strong>em logisch nachvollziehbaren Roten Faden zu folgen, während der<br />

Lernstoff vom E<strong>in</strong>fachen (Verbreitung <strong>und</strong> Geschichte der Art) zum Komplexen (Interessenkonflikte<br />

<strong>und</strong> Lösungsansätze) vermittelt wird, um e<strong>in</strong>en möglichst großen Lerneffekt zu<br />

erzielen.<br />

3.2.4.2 Abschlussvorlesung<br />

Am Ende der Bearbeitungszeit ist im Rahmen der Vorlesung Wildtiermanagement<br />

e<strong>in</strong>e Präsenzveranstaltung geplant. In e<strong>in</strong>er Vorlesungsst<strong>und</strong>e beantwortet Prof. Wolfgang<br />

Schröder die letzten offenen Fragen zum Kurs <strong>und</strong> wird die Studierenden an e<strong>in</strong>er<br />

Gruppenaufgabe zu e<strong>in</strong>em aktuellen Thema der <strong>Großraubtiere</strong> arbeiten lassen.<br />

3.2.5 Funktionalität<br />

3.2.5.1 Erklärungen<br />

Erklärungen s<strong>in</strong>d im Fließtext durch e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Hand mit ausgestrecktem Zeigef<strong>in</strong>ger<br />

dargestellt. Dieser F<strong>in</strong>ger zeigt auf das Wort vor sich, welches erklärt werden soll.<br />

Wenn der Leser mit der Maus über das kle<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>gersymbol fährt, ersche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>es Fenster, <strong>in</strong> der die Erklärung des davor stehenden Begriffes ersche<strong>in</strong>t.


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

3.2.5.2 Vertiefungen<br />

Zu manchen Themen im Kurs s<strong>in</strong>d Vertiefungen verfügbar. Dah<strong>in</strong>ter verbergen sich<br />

weitere Informationen <strong>für</strong> Interessierte. Damit der Lernende besser entscheiden kann, ob das<br />

Vertiefungsthema <strong>für</strong> ihn von Interesse ist, hat jede e<strong>in</strong>zelne Vertiefung e<strong>in</strong>en eigenen Titel<br />

(siehe Abbildung 7). Diese Titel wurden oft absichtlich ausführlicher gewählt, um e<strong>in</strong>e<br />

bessere Entscheidungshilfe zu se<strong>in</strong>. Es war im LMML nicht möglich, Sonderzeichen <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Titels e<strong>in</strong>er Vertiefung e<strong>in</strong>zugeben, so dass alle Sonderzeichen hier umschrieben<br />

werden mussten.<br />

Abbildung 7: Vertiefungen. Beim Anklicken des Kürzels de öffnet sich e<strong>in</strong> Pop-Up Fenster, das den Text<br />

der Vertiefung anzeigt.<br />

3.2.5.3 Exkurse<br />

Genauso wie Vertiefungen be<strong>in</strong>halten Exkurse zusätzliche Informationen, die zum<br />

Thema <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d. Auch <strong>in</strong> der Funktionalität <strong>für</strong> den Benutzer s<strong>in</strong>d beide Anwendungen<br />

be<strong>in</strong>ahe identisch.<br />

53


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

54<br />

Der Hauptunterschied zwischen Exkursen <strong>und</strong> Vertiefungen liegt im Inhalt. E<strong>in</strong>ige der<br />

Exkurse, wie diejenigen über Herdenschutz- <strong>und</strong> Hüteh<strong>und</strong>e, Entschädigungssysteme oder<br />

den Luchs im Bayerischen Wald, behandeln als Lernmodule ganz neue, aber verwandte<br />

Themengebiete.<br />

Der zweite Unterschied ist technischer Natur. Während Vertiefungen sich <strong>in</strong> derselben<br />

LMML-Datei bef<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d Exkurse eigenständige LMML-Dateien.<br />

Der dritte Unterscheid liegt im Umfang. Während e<strong>in</strong>e Vertiefung meist wenige<br />

Absätze be<strong>in</strong>haltet, geht e<strong>in</strong> Exkurs <strong>in</strong> diesem Kurs viel weiter <strong>und</strong> behandelt e<strong>in</strong> neues<br />

Thema ausführlicher. Um den Studierenden die Unterscheidung zwischen Vertiefung <strong>und</strong><br />

Exkurs zu erleichtern, werden Exkurse auf der Hauptseite zusätzlich durch e<strong>in</strong>en kursiv<br />

geschriebenen Text genauer vorgestellt (siehe Abbildung 8).<br />

Abbildung 8: Exkurse. Beim Anklicken des Kürzels de öffnet sich e<strong>in</strong> Pop-Up Fenster, das den Text des<br />

Exkurses anzeigt.<br />

3.2.5.4 Quellenangaben<br />

Die Bücher- <strong>und</strong> Zeitschriftenquellen wurden im Namen-Datum-System nach EBEL<br />

<strong>und</strong> BLIEFERT (2003) sortiert. Internetseiten wurden nach ENGEL (2000) zitiert. Um die


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

Seiten besser zu identifizieren wurde bei e<strong>in</strong>er Internetquelle vor der URL noch der Name der<br />

Web-Seite angegeben.<br />

Im Kurs s<strong>in</strong>d Literaturstellen farblich hellbraun unterlegt, <strong>und</strong> wenn sie angeklickt<br />

werden ersche<strong>in</strong>t im Pop-Up-Fenster die komplette Quellenangabe (siehe Abbildung 9).<br />

Abbildung 9: Quellenangabe. Beim Anklicken der farblich hervorgehobenen Quellenangabe wird dem<br />

Leser die entsprechende Quelle des Literaturverzeichnisses angezeigt.<br />

3.2.5.5 Selbsttests<br />

Am Ende jeder Lerne<strong>in</strong>heit über die vier Raubtiere erwartet den Studenten je e<strong>in</strong><br />

Onl<strong>in</strong>etest. Diese Tests funktionieren aber nur im LMS CLIX ® .<br />

Die Tests sollen drei Aufgaben erfüllen. Zum e<strong>in</strong>en können die Lernenden mit dem<br />

Test ihren Lernerfolg bei der gerade behandelten Art überprüfen. Zum anderen soll er der<br />

Evaluation des Kurses dienen, <strong>in</strong>dem er den Tutoren E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> den Lernerfolg der<br />

Studierenden gibt. Und zuletzt dient er der Motivation des Lernenden, der mit dem<br />

bestandenen Test e<strong>in</strong> positives Motivationssignal der Vollständigkeit se<strong>in</strong>er bisherigen<br />

Bemühungen erhalten soll.<br />

Die Funktionalität der Testoberfläche ist e<strong>in</strong>fach <strong>und</strong> beschränkt sich weitgehend auf<br />

die Wahl der richtigen Antwort oder das E<strong>in</strong>tippen von Lösungswörtern <strong>in</strong> freie Textfelder.<br />

55


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

Am Ende wird der Test vom LMS ausgewertet, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Rückmeldung an den Lernenden<br />

geschickt. Der Test gilt als bestanden, wenn 60% der Punktzahl erreicht wurden. Dieses<br />

Niveau <strong>und</strong> die Anzahl der Punkte pro Antwort kann <strong>in</strong> CLIX ® vom Tutor bestimmt werden.<br />

Jetzt kann der Lernende die Auswertung se<strong>in</strong>es Tests durchsehen <strong>und</strong> die richtigen Antworten<br />

herausf<strong>in</strong>den. Unsichere Antworten wurden mit Rückmeldungen versehen, um sie dem<br />

Lernenden verständlich zu vermitteln. Die Testfragen s<strong>in</strong>d im Anhang 2 zu f<strong>in</strong>den.<br />

3.2.5.6 Mehrsprachigkeit<br />

In der Onl<strong>in</strong>e-Version bef<strong>in</strong>det sich unter jedem Absatz des Kurses e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Liste,<br />

<strong>in</strong> der Kürzel zu den vorhandenen Sprachversionen stehen werden. Hier steht en <strong>für</strong> Englisch,<br />

ro <strong>für</strong> Rumänisch, <strong>und</strong> de <strong>für</strong> Deutsch. In absehbarer Zeit werden alle Absätze übersetzt<br />

werden <strong>und</strong> andere Sprachen dazukommen. Wird das Kürzel vom Lernenden angeklickt, so<br />

erhält er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pop-Up-Fenster die Übersetzung des Paragraphen <strong>in</strong> der jeweiligen<br />

Sprache, falls der Absatz übersetzt wurde (siehe Abbildung 10). Derzeit werden en <strong>und</strong> ro im<br />

gesamten Kurs angezeigt, obwohl nur 3 Lernmodule beispielhaft <strong>in</strong>s Rumänische übersetzt<br />

wurden. Es handelt sich dabei um die LM „Die Rückkehr des Wolfes<br />

(Zusammenfassung)“, „Die Rückkehr des Braunbären (Zusammenfassung)“ <strong>und</strong> „Der<br />

Niedergang des iberischen Luchses (Zusammenfassung)“.<br />

56


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

Abbildung 10: Mehrsprachigkeit. Beim Anklicken des Kürzels en öffnet sich e<strong>in</strong> Pop-Up Fenster, das die<br />

Übersetzung des darüber liegenden Paragraphen zeigt.<br />

3.2.6 E<strong>in</strong> E-Learn<strong>in</strong>g-Kurs als darbietendes Lehrverfahren<br />

Auch dieser E-Learn<strong>in</strong>g-Kurs entspricht weitgehend dem darbietenden Lehrverfahren<br />

<strong>und</strong> hat e<strong>in</strong>en hohen Strukturierungsgrad. Er gleicht weitgehend e<strong>in</strong>er Vorlesung, bei der die<br />

Lernenden von der Lehrkraft bestimmte Lehr<strong>in</strong>halte vorgetragen bekommen.<br />

Doch das sollte ke<strong>in</strong> Nachteil <strong>für</strong> diesen Kurs se<strong>in</strong>. Darbietende Verfahren s<strong>in</strong>d<br />

besonders geeignet, um <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Themengebiet e<strong>in</strong>zuführen (E-TEACHING 2005), <strong>und</strong> genau<br />

das ist auch die Absicht des vorliegenden Kurses. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde die Struktur des<br />

Kurses auch offen gelassen, <strong>und</strong> die Reihenfolge der Bearbeitung unterliegt letztlich den<br />

Lernenden.<br />

Als Arbeitsform ist die E<strong>in</strong>zelarbeit naheliegend, jedoch wäre e<strong>in</strong>e Ergänzung durch<br />

e<strong>in</strong>e Gruppenarbeit während der Abschlussveranstaltung wünschenswert.<br />

57


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

3.2.7 Medien<br />

3.2.7.1 Texte<br />

58<br />

Über das eigentliche Lehrmaterial h<strong>in</strong>aus wurden e<strong>in</strong>ige didaktische Zusatztexte <strong>in</strong><br />

diesen Kurs <strong>in</strong>tegriert. Diese sollen den Basistext ergänzen, um gezielte Lernprozesse zu<br />

fördern.<br />

Die E<strong>in</strong>leitung soll die Aufgabe übernehmen, den Studierenden die Lehrziele, den<br />

Nutzen <strong>und</strong> die Organisation des Kurses vorzustellen.<br />

Vertiefungen s<strong>in</strong>d im Text e<strong>in</strong>gestreut, jedoch nur dann verfügbar, wenn sie durch<br />

Anklicken aktiviert werden, um den Fließtext auf bedeutende Fakten zu reduzieren.<br />

Zusätzlich soll bei den Lernenden nicht das Gefühl aufkommen, unzulänglich gearbeitet zu<br />

haben, weil ganze Textpassagen ausgelassen wurden.<br />

E<strong>in</strong>ige Exkurse dienen demselben Zweck, doch andere behandeln <strong>in</strong> sich geschlossene,<br />

neue Themengebiete, wie Herdenschutzh<strong>und</strong>e oder Verhaltensregeln <strong>in</strong> Bärengebieten.<br />

Die Zusammenfassung zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er jeden LE über e<strong>in</strong> Raubtier soll ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>en didaktischen Zweck erfüllen. Der Studierende bekommt e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong>en Überblick<br />

über das ihm vorliegende Thema, was der Vorstrukturierung des Wissens dienlich se<strong>in</strong> sollte.<br />

Die Kontrollaufgaben <strong>in</strong> den abschließenden Tests ermöglichen den Lernenden, ihre<br />

Lernfortschritte bzw. das <strong>in</strong> dieser LE gewonnene Verständnis selbstständig abzufragen.<br />

E<strong>in</strong>e Liste mit den ergiebigsten Internetl<strong>in</strong>ks, die während der Recherche gef<strong>und</strong>en<br />

wurden (siehe Anhang 4), soll den Lernenden die Möglichkeit geben, selber aktiv zu werden<br />

<strong>und</strong> sich auch anderweitig zu <strong>in</strong>formieren.<br />

Für den Ablauf der Informationsvermittlung wurde bewusst e<strong>in</strong>e chronologische<br />

Struktur gewählt, die <strong>in</strong> sich schlüssig, jedoch eher unkonventionell ist. Das Interesse der<br />

Lernenden wird leichter auf die Entwicklung der dargestellten Spezies gelenkt. E<strong>in</strong>e<br />

Lerne<strong>in</strong>heit durchläuft drei Phasen.<br />

1. Was im letzten Jahrh<strong>und</strong>ert gewesen ist. Hierzu gehört das LM „Die<br />

Geschichte der Art“, <strong>und</strong> auch teilweise das LM „Die Art heute“.<br />

2. Was heute ist. Das beschreiben die LM „Die Art heute“, Gefahren <strong>für</strong> die<br />

Spezies, „Die Art <strong>und</strong> der Mensch“, <strong>und</strong> teilweise auch das LM „Lösungen<br />

<strong>für</strong> den Artenschutz“.<br />

3. Was im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert se<strong>in</strong> könnte. Der Ausblick <strong>in</strong> die Zukunft beg<strong>in</strong>nt<br />

eigentlich bereits im LM „Lösungen <strong>für</strong> den Artenschutz“, doch das letzte


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

kurze LM formuliert gleichzeitig e<strong>in</strong>e Synthese <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en möglichen Ausblick<br />

<strong>in</strong> die Zukunft.<br />

E<strong>in</strong>e Gewichtung der Inhalte ergab sich von selbst, <strong>und</strong> liegt weitgehend auf den<br />

Lernmodulen: „Gefahren <strong>für</strong> die Spezies“, „Die Art <strong>und</strong> der Mensch“, <strong>und</strong> „Lösungen <strong>für</strong><br />

den Artenschutz“. E<strong>in</strong>e Veränderung erschien allerd<strong>in</strong>gs nicht notwendig, da alle drei LM<br />

zusammen die Zielfrage beantworten „Wieso war <strong>in</strong> den letzten Jahren e<strong>in</strong>e Rückkehr der<br />

Raubtiere möglich?“, die als zentrale Frage dieses Kurses betrachtet werden kann.<br />

Auf e<strong>in</strong>e zielgruppengerechte Sprache wurde besonderer Wert gelegt. Fremdwörter<br />

wurden, soweit nicht bereits erklärt, vermieden. Auf Fachvokabular wurde nicht immer<br />

verzichtet, um dadurch die Fachausdrücke den Lernenden näher zu br<strong>in</strong>gen, aber Fachbegriffe<br />

<strong>und</strong> Abkürzungen wurden bei erster (technisch möglichen) Verwendung durch Erklärungen<br />

(siehe 3.2.5.2.) def<strong>in</strong>iert oder aufgelöst.<br />

Der Haupttext des Kurses kann von den Studierenden als Skript im PDF-Format<br />

heruntergeladen werden. Exkurse wurden jedoch aus dem Skript ausgelassen, um die<br />

Attraktivität des Onl<strong>in</strong>e-Angebots zu erhöhen. Auch die Anzahl der Bilder ist im Skript stark<br />

reduziert, um hohe Druckkosten <strong>und</strong> lange Ladezeiten zu vermeiden<br />

3.2.7.2 Bilder <strong>und</strong> Videos<br />

Die Suche nach Bildern wurde durch den Sachverhalt des Copyrights wesentlich<br />

erschwert.<br />

Bilder zur ersten LE, Gr<strong>und</strong>lagen des Wildtiermanagements, waren schwer zu f<strong>in</strong>den,<br />

doch da die meisten Gr<strong>und</strong>lagen hier nur vorgestellt werden sollten, wurde auf didaktische<br />

Bilder verzichtet, <strong>und</strong> der Inhalt nur mit vorhandenem Bildmaterial „verschönert“. Bei der<br />

Lerne<strong>in</strong>heit „Der Niedergang des iberischen Luchses“ standen leider nur drei Bilder zur<br />

Verfügung.<br />

Im gesamten Kurs dienen Bilder fast ausnahmslos der Auflockerung <strong>und</strong> optischen<br />

Aufwertung des Textes, mit Ausnahme der Verbreitungskarten <strong>und</strong> Tabellen <strong>in</strong> Bildform.<br />

Dank Herrn Christoph Prommberger <strong>und</strong> Herrn Prof. Dr. Schröder stand aber e<strong>in</strong>e große<br />

Auswahl an abwechslungsreichen Tier- <strong>und</strong> Naturbildern zur Verfügung, <strong>und</strong> es wurde<br />

versucht, den Text mit thematisch passenden Bildern aufzuwerten.<br />

„Der Braunbär <strong>in</strong> Österreich“ ist e<strong>in</strong> Lehrfilm über die Koexistenz zwischen<br />

Menschen <strong>und</strong> Bären <strong>in</strong> Österreich <strong>und</strong> gibt e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten E<strong>in</strong>blick im österreichischen<br />

Bärenmanagement. Es wurde von der ROWE Film & Video <strong>in</strong> Graz im Auftrag der<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Braunbär Life gedreht, <strong>und</strong> durfte <strong>für</strong> nichtkommerzielle Zwecke kopiert<br />

werden. Der Film, von Prof. Schröder zur Verfügung gestellt, wurde digitalisiert <strong>und</strong> steht den<br />

59


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

Lernenden <strong>in</strong> drei Teilen zum Herunterladen zur Verfügung. Er ist <strong>in</strong>formativ <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressant<br />

gedreht <strong>und</strong> soll das visuelle Medienangebot des Kurses vervollständigen.<br />

3.2.7.3 Audiodateien<br />

Der Hauptzweck der Tondateien war es, den auditiv veranlagten Studierenden e<strong>in</strong>e<br />

besondere Möglichkeit zum Lernen anzubieten. Die Evaluation des Kurses wird zeigen, wie<br />

dieses Angebot von den Studierenden genützt wird.<br />

3.2.8 Evaluation des Kurses<br />

E<strong>in</strong>e Evaluation ist unabd<strong>in</strong>gbar <strong>für</strong> die Verbesserung <strong>und</strong> den erfolgreichen E<strong>in</strong>satz<br />

von Lernmaterial. Evaluationsergebnisse können <strong>in</strong> der Hochschule als Motivation dazu<br />

dienen, E-Learn<strong>in</strong>g-Angebote zu begründen, kont<strong>in</strong>uierlich zu verbessern <strong>und</strong> ihnen somit<br />

e<strong>in</strong>en Platz im Lehrangebot der Universität zu sichern. Evaluation kann kurz-, mittel- <strong>und</strong><br />

langfristig zur Optimierung von Studienangeboten beitragen, <strong>in</strong>dem sie beispielsweise Daten<br />

liefert, die auf Schwachstellen im Lehrmaterial selbst oder im Lehrportal h<strong>in</strong>weisen. Zudem<br />

kann die Qualitätssicherung unsere Erkenntnisse über die Funktion <strong>und</strong> Wirkung von E-<br />

Learn<strong>in</strong>g verbessern. Sie gibt Auskunft darüber, ob die Realisierung e<strong>in</strong>es bestimmten<br />

Vorhabens zu den erwünschten Ergebnissen geführt hat. In diesem Kapitel orientiere ich mich<br />

an den Ausführungen von E-TEACHING (2005).<br />

Für den Autor e<strong>in</strong>es Lehrangebots s<strong>in</strong>d zwei Formen der Evaluation von Bedeutung.<br />

Die formative Evaluation begleitet den Erschaffungsprozess e<strong>in</strong>es Kurses. Für E-Learn<strong>in</strong>g-<br />

Kurse ersche<strong>in</strong>t diese begleitende Optimierung wichtig, damit sich <strong>in</strong> der langen Entwicklungszeit<br />

des Kurses ke<strong>in</strong>e Fehler e<strong>in</strong>schleichen können, oder auch um Zeitvorgaben zu<br />

ermitteln. E<strong>in</strong>e bewährte Methode zur formativen Evaluation ist die <strong>in</strong>formelle Befragung von<br />

Probanden. Dieser Kurs wurde von zwei Personen gelesen <strong>und</strong> beurteilt. E<strong>in</strong>e verfügte über<br />

wenig Vorwissen <strong>in</strong> der Wildökologie, zeigte aber Interesse am Thema. Bei der zweiten<br />

handelte es sich um e<strong>in</strong>e Lehrkraft <strong>für</strong> Biologie am Gymnasium. Die Me<strong>in</strong>ungen beider<br />

Probanden wurden anhand e<strong>in</strong>es Fragebogens (Anhang) erhoben <strong>und</strong> ihre Verbesserungsvorschläge<br />

zum Teil im Kurs e<strong>in</strong>gearbeitet. E<strong>in</strong> wesentlicher Verbesserungsvorschlag war es,<br />

die Lernziele des Kurses noch genauer zu def<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong> gleich zu Beg<strong>in</strong>n des Kurses<br />

vorzustellen. Das soll verdeutlichen, dass dieser Kurs dem Artenschutz der großen Raubtiere<br />

<strong>und</strong> nicht ihrer Biologie gewidmet ist.<br />

60


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

In der Anfangsphase des Projektes s<strong>in</strong>d viele Arbeitsschritte im Gr<strong>und</strong>e auch<br />

gleichzeitig Evaluation: das Ermitteln der Zielgruppe, der verfügbaren technischen Ressourcen<br />

<strong>und</strong> Standards, oder die Bewertung der vorhandenen Literatur, <strong>und</strong> erfolgen meist<br />

unbemerkt mit Hilfe von <strong>in</strong>formellen Methoden. Für den vorliegenden Kurs waren die regelmäßigen<br />

Treffen der Mitglieder von WELPE e<strong>in</strong> gutes Mittel zur formativen Evaluation, <strong>und</strong><br />

ich möchte hier noch e<strong>in</strong>mal ganz herzlich allen Beteiligten <strong>für</strong> ihre Unterstützung danken.<br />

Dem gegenüber steht die summative Evaluation, die am fertigen Kurs ansetzt. Ihre<br />

Aufgabe ist es, den endgültigen Effekt des Kurses, se<strong>in</strong>en Nutzen, se<strong>in</strong>e eventuellen Stärken<br />

(zum Nachahmen) oder Schwächen als Ansatzpunkte <strong>für</strong> mittel- <strong>und</strong> langfristige Nachbesserungen<br />

zu ermitteln. Die Methoden dieser abschließenden Qualitätssicherung s<strong>in</strong>d<br />

jedoch auch weitaus aufwändiger als im Falle der formativen Evaluation. Nicht selten wäre<br />

Fachwissen auf dem Gebiet der Qualitätssicherung nötig, um s<strong>in</strong>nvolle Ergebnisse zu<br />

erzielen.<br />

Bei computergestützten Lernangeboten können bestimmte Daten wie Zugriffe,<br />

Lernwege <strong>und</strong> Verweildauer durch Log-File-Analysen erfasst werden. Über Log-File-<br />

Analysen ist es pr<strong>in</strong>zipiell möglich, Informationen darüber zu erhalten, woher die Lernenden<br />

kommen, wie oft sie auf die Seite zugreifen, welche Bereiche die Nutzer besonders<br />

<strong>in</strong>teressieren, wie sich der Gesamtverkehr auf der Seite über bestimmte Zeiträume h<strong>in</strong>weg<br />

entwickelt <strong>und</strong> wie sich die Lernenden <strong>in</strong>nerhalb der Webseite bewegen. Aus der Dauer e<strong>in</strong>er<br />

Session <strong>und</strong> der Anzahl der Seitenaufrufe <strong>in</strong>nerhalb dieser Zeitspanne lässt sich die Intensität<br />

der Lerntätigkeit ermessen. Genauso lassen sich aus der Zahl der Besucher <strong>und</strong> die Häufigkeit<br />

ihrer Wiederkehr Rückschlüsse auf die Attraktivität des Kurses schließen, wenn auch mit<br />

Bedacht. Das Angebot des Kurses als PDF zum Downloaden könnte viele Studierende dazu<br />

veranlassen, die Kursseite seltener zu nutzen, denn GRÜTZNER et al. (2004) haben<br />

herausgef<strong>und</strong>en, dass viele Studenten die Druck-Version bevorzugen. Die Auswertung von<br />

Log-Files kann deswegen empfohlen werden, besonders da von beiden verfügbaren LMS<br />

Möglichkeiten zur Auswertung angeboten werden (BAUMGARTNER et al. 2002).<br />

E<strong>in</strong> weiteres Kriterium der abschließenden Qualitätskontrolle ist die Abschätzung des<br />

Lernerfolges der Studierenden. Dazu dienen die Tests, die sich am Ende der Lerne<strong>in</strong>heiten<br />

über die vier großen Carnivoren bef<strong>in</strong>den. Da es jedoch <strong>für</strong> die Studierenden e<strong>in</strong>fach ist, die<br />

Fragen mit Hilfe der Druckversion des Kurses zu beantworten, sollten diese Ergebnisse mit<br />

61


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

e<strong>in</strong>iger Vorsicht <strong>in</strong>terpretiert werden. Absolut fehlerfreie Tests könnten von der Auswertung<br />

ausgenommen werden, da diese mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit abgeschrieben wurden. Da die<br />

Tests nicht benotet werden, ist es jedoch nicht sehr wahrsche<strong>in</strong>lich, dass sich viele<br />

Studierende um e<strong>in</strong> perfektes Ergebnis bemühen werden. Damit bleiben die Tests hilfreich zur<br />

Überprüfung des Lernerfolges, <strong>und</strong> eventuell zur Messung der Wirksamkeit e<strong>in</strong>er späteren<br />

Überarbeitung des Kurses. Leider funktionieren sie nur im LMS CLIX ® , <strong>und</strong> sie müssten im<br />

Ilias ® neu programmiert werden..<br />

Als letztes Mittel der Evaluation soll e<strong>in</strong> Fragebogen dienen, der im Anhang 4 zu<br />

f<strong>in</strong>den ist. Den methodischen Aufwand bei se<strong>in</strong>er Entwicklung habe ich ger<strong>in</strong>g gehalten, denn<br />

es war zum Zeitpunkt se<strong>in</strong>er Erstellung noch unklar, ob später die personellen Möglichkeiten<br />

existieren werden, um die Befragung durchzuführen <strong>und</strong> aus den Ergebnissen Konsequenzen<br />

zu ziehen. Sollte zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt e<strong>in</strong>e Möglichkeit zur Auswertung des Fragebogens<br />

gef<strong>und</strong>en se<strong>in</strong>, sei es im Rahmen von WELPE oder der Lehre<strong>in</strong>heit <strong>für</strong> Wildbiologie<br />

<strong>und</strong> Wildtiermanagement, dann sollten die Lernenden hiervon im Kurs <strong>in</strong>formiert werden.<br />

Der Fragebogen ist zur Gesamtbefragung aller Studierenden gedacht <strong>und</strong> soll vornehmlich<br />

helfen, die Qualität des Kurses <strong>für</strong> spätere Jahrgänge zu verbessern. Dazu erschienen mir die<br />

Schwerpunkte auf Inhalt, Struktur <strong>und</strong> Medien <strong>in</strong>teressant, doch es wurden auch Fragen zur<br />

Kommunikation, Erreichbarkeit, Zugang sowie Angaben zur Person gestellt. Es wurde<br />

versucht die Fragen so zu strukturieren, dass e<strong>in</strong>e Art Dialog entsteht, wozu auch mit e<strong>in</strong>er<br />

Erklärung zum Zweck des Fragebogens begonnen wurde.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit der Evaluation wäre e<strong>in</strong> sogenannter Usability-Test, der hier<br />

aber nur Erwähnung f<strong>in</strong>den soll. Bei diesem Test wird der Umgang der Teilnehmenden mit<br />

e<strong>in</strong>er Lernumgebung beobachtet, wo<strong>für</strong> mehrere Methoden zur Verfügung stehen (E-<br />

TEACHING 2005). Das könnte <strong>in</strong> dieser frühen Phase von CLIX ® gleichzeitig zum Bewerten<br />

des LMS verwendet werden. Es ergeben sich oft gute H<strong>in</strong>weise, wenn beispielsweise<br />

studentische Hilfskräfte oder e<strong>in</strong>zelne Teilnehmer der Lehrveranstaltung bei der Interaktion<br />

mit der Lernumgebung beobachtet werden. Auffälligkeiten sollten dabei am besten<br />

protokolliert werden. Der größte Nachteil der Usability-Tests liegt sicher <strong>in</strong> der Personal- <strong>und</strong><br />

Kostenfrage, weswegen hier nicht weiter auf sie e<strong>in</strong>gegangen werden soll.<br />

Die Erfahrung bei der Planung der Evaluation dieses Kurses hat gezeigt, dass es sehr<br />

zu empfehlen ist, sich mit diesem Thema so früh wie möglich ause<strong>in</strong>ander zu setzen, da<br />

Evaluationsaktivitäten im Rahmen e<strong>in</strong>es E-Learn<strong>in</strong>g-Projektes zumeist erhebliche Auswirkungen<br />

auf Zeit- (Planung), <strong>und</strong> Arbeitsaufwand (Recherche <strong>und</strong> Implementierung) haben.<br />

62


Kapitel 3 – Inhaltliche Entwicklung<br />

3.2.9 Bekanntgabe der Veranstaltung<br />

E<strong>in</strong> Kurs muss nicht nur existent, sondern auch den Studierenden bekannt se<strong>in</strong>.<br />

In dieser Arbeit wird davon ausgegangen, dass der Kurs zu Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> der Vorlesung<br />

den Studenten vorgestellt <strong>und</strong> Details bekannt gegeben werden. E<strong>in</strong> besonderer Schwerpunkt<br />

sollte dabei selbstverständlich auf die Abschlussvorlesung (Zeitpunkt, Ablauf, Erwartungen<br />

des Professors, Gruppenarbeit, eventuelle Leistungsnachweise) gelegt werden. Da diese<br />

Vorlesung variabel gestaltet werden sollte, wurden die Angaben dazu im Kurs kurz <strong>und</strong><br />

allgeme<strong>in</strong> gehalten. Wenn der Zeitpunkt festgelegt ist, müssen die Studierenden darüber<br />

<strong>in</strong>formiert werden, was auf sie zukommt.<br />

H<strong>in</strong>zu kommen technische Details, wie Ort der Veröffentlichung des Kurses (URL),<br />

Angaben zu Log<strong>in</strong> oder technischer Ausstattung. Technische Strukturen s<strong>in</strong>d nicht immer so<br />

langlebig, wie es vielleicht erwünscht wäre, <strong>und</strong> sollten von den Tutoren vor Ankündigung<br />

des Kurses überprüft <strong>und</strong> gegebenenfalls aktualisiert werden.<br />

All diese variablen Umstände bedeuten aber, dass die Studierenden besonders auf e<strong>in</strong>e<br />

umfassende Aufklärung im Vorfeld des Kurses angewiesen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e geeignete Handhabe<br />

hier<strong>für</strong> sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> Flugblatt zu se<strong>in</strong>, das bei Ankündigung an alle Studierenden ausgeteilt<br />

wird. Es sollte alle notwendigen Informationen enthalten. E<strong>in</strong> Entwurf <strong>für</strong> e<strong>in</strong> solches<br />

Flugblatt bef<strong>in</strong>det sich im Anhang 5 <strong>und</strong> sollte rechtzeitig aktualisiert <strong>und</strong> verändert werden.<br />

63


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

4 Technische Umsetzung<br />

4.1 Technisches Vorgehen<br />

Die Vorgehensweise bei der Implementierung der Lehr<strong>in</strong>halte entspricht chronologisch<br />

weitgehend den folgenden Arbeitsschritten:<br />

64<br />

1 Die Auswahl der Software XMLSpy von Altova als Werkzeug zum Erstellen der<br />

LMML-Dateien im Rahmen von WELPE<br />

2 Die Auswahl von Word 2000 zum Schreiben des Lehr<strong>in</strong>halts<br />

3 Recherche technischer Quellen<br />

4 Aneignen von Kenntnissen im Erstellen von LMML-Dateien mit XMLSpy<br />

5 Implementierung der ersten Lernmodule<br />

6 Auswahl des Layouts<br />

7 Digitalisieren e<strong>in</strong>er VHS-Kassette<br />

8 Umsetzung der Tests im LMS CLIX ®<br />

9 Erstellung von Audiodateien mit Audacity<br />

10 Bearbeiten des Bildmaterials<br />

11 Fertigstellen der Lerne<strong>in</strong>heiten <strong>und</strong> Lernmodule<br />

12 Auszeichnung mit Metadaten<br />

13 Herstellung der endgültigen Kursstruktur<br />

14 Veröffentlichen des Kurses im LMS CLIX ®


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

4.2 LMML-Dokumente mit XMLSpy ®<br />

4.2.1 Altova XMLSpy ®<br />

Diese Software ist mit Sicherheit das bekannteste Werkzeug zum Bearbeiten von<br />

XML-Dateien. Es wurde hier <strong>in</strong> der kostenlosen Version XMLSpy ® Home Edition 2004<br />

verwendet, da die neueste XMLSpy ® Home Edition 2005 ke<strong>in</strong> LMML mehr unterstützt.<br />

Abbildung 11: Die Bedienungsoberfläche von XMLSpy ® .<br />

XMLSpy ® ist e<strong>in</strong> XML-Editor, doch man kann mit se<strong>in</strong>er Hilfe auch Schemas <strong>und</strong><br />

DTDs bearbeiten oder das Ergebnis se<strong>in</strong>er Arbeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Browseransicht betrachten.<br />

Dokumente, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> Schema e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en ist, können direkt im XMLSpy ® validiert<br />

werden (siehe 1.2.2.4). Bei Fehlern leistet XMLSpy ® dem Autor Hilfestellung, <strong>in</strong>dem er die<br />

wahrsche<strong>in</strong>liche (<strong>und</strong> fast immer richtige) Fehlerursache angibt. Elemente lassen sich e<strong>in</strong>fach<br />

aus e<strong>in</strong>er Elements-Liste auswählen (siehe Abbildung11, rechts oben), <strong>und</strong> es werden gleich<br />

Anfangs- <strong>und</strong> Endtag e<strong>in</strong>gefügt. Auch Attribute lassen sich schnell aus Listen auswählen.<br />

65


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

4.2.2 Erstellen von LMML-Dokumenten<br />

66<br />

Es gibt derzeit kaum XML-Sprachen, die sich mit der <strong>in</strong>haltlichen Darstellung von<br />

Lern<strong>in</strong>halten beschäftigen, um Texte, Tabellen, Listen oder Bilder darstellen zu können.<br />

LMML ist e<strong>in</strong>e solche Sprache, <strong>und</strong> so wurde sie vom WELPE-Projekt <strong>für</strong> die <strong>in</strong>haltliche<br />

Darstellung dieses Kurses vorgeschlagen.<br />

Zuerst wurden die Inhalte <strong>in</strong> Word 2000 geschrieben, was e<strong>in</strong>ige Vorteile geboten hat.<br />

Zum ersten verfügt Word über e<strong>in</strong>e Rechtschreibkorrektur <strong>und</strong> viele andere nützliche Hilfen,<br />

die im XMLSpy ® fehlen <strong>und</strong> zum zweiten waren die Word-Dokumente damit bereits als<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> diese Schriftarbeit <strong>und</strong> die Skript-Version des Kurses verfügbar.<br />

Danach wurden die Text<strong>in</strong>halte Absatz <strong>für</strong> Absatz <strong>in</strong> die entstehenden LMML-Dateien<br />

e<strong>in</strong>gefügt. WAST (2005) bietet e<strong>in</strong>e Schritt-<strong>für</strong>-Schritt-Anweisung zum Erstellen von<br />

LMML-Dokumenten mit Hilfe von Altova XMLSpy ® 2004.<br />

Layout-Wünsche wurden parallel von Sebastian Paar programmiert, auch wenn nicht<br />

alles mit Hilfe von LMML verwirklicht werden konnte, wie z.B. Thumbnails als L<strong>in</strong>ks zu<br />

verwenden, oder die automatische Erstellung von L<strong>in</strong>klisten <strong>für</strong> PDF- <strong>und</strong> MP3-Dateien.<br />

4.3 Digitalisierung von VHS-Material<br />

Das Video „Der Braunbär <strong>in</strong> Österreich“ war ursprünglich nur als VHS-Kassette<br />

verfügbar. Die 25 M<strong>in</strong>uten Videomaterial mussten zuerst <strong>in</strong> e<strong>in</strong> digitales Format übertragen<br />

werden, um es im Rahmen dieses Kurses verwerten zu können.<br />

Das geschah am Leibniz-Rechenzentrum (LRZ), das über e<strong>in</strong> gut ausgestattetes<br />

Multimedia-Labor mit zwei Videoschnitt-Arbeitsplätzen verfügt. Das Videomaterial wurde<br />

nach der Digitalisierung im kle<strong>in</strong>en MP4-Format gespeichert <strong>und</strong> <strong>in</strong> drei logische Abschnitte<br />

unterteilt, da es als Ganzes mit über 100MB zu groß zum Veröffentlichen <strong>in</strong> CLIX gewesen<br />

wäre.<br />

Diese drei Filmabschnitte wurden <strong>in</strong> die Lehre<strong>in</strong>heit „Die Rückkehr des Braunbären“<br />

e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> stehen den Studenten zum Herunterladen zur Verfügung, benötigen aber den<br />

Player Quicktime von Apple, da der W<strong>in</strong>dows Media Player ke<strong>in</strong>e MP4-Date<strong>in</strong>e abspielen<br />

kann.


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

4.4 Tests im CLIX ®<br />

E<strong>in</strong> QTI-Editor, dessen Ergebnisse sich <strong>in</strong> CLIX ® oder Ilias ® importieren lassen, stand<br />

zur Zeit der Anfertigung dieser Arbeit nicht zur Verfügung.<br />

Die vier Tests dieses Kurses wurden deswegen direkt <strong>in</strong> CLIX ® e<strong>in</strong>gegeben, mit<br />

dessen Fragenmanager sich Fragen nach der QTI-Spezifikation (siehe 1.3.6) erstellen lassen.<br />

Für die Tests dieses Kurses wurden folgende Fragentypen verwendet:<br />

1. Assoziation In e<strong>in</strong>er unvollständigen Tabelle sollen die leeren<br />

Lösungsfelder ausgefüllt werden.<br />

2. Ja/Ne<strong>in</strong> Fragen sollen mit „Ja/Ne<strong>in</strong>“, „Wahr/Falsch“ o.ä.<br />

beantwortet werden.<br />

3. Lückentext Lücken <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Text sollten mit Begriffen<br />

ausgefüllt werden, die z.T. vorgegeben wurden.<br />

4. Multiple-Choice 1 <strong>und</strong> x von n Aus e<strong>in</strong>er Liste sollten e<strong>in</strong>s oder mehrere richtige<br />

Antworten ausgewählt werden.<br />

5. Umordnung Die Antworten müssen <strong>in</strong> die richtige Reihenfolge<br />

gebracht werden<br />

6. Zuordnung Begriffe oder Aussagen den richtigen Themen<br />

zuordnen<br />

Die Fragen wurden zuerst im Word 2000 erstellt, <strong>und</strong> dann im CLIX ® -eigenen Fragen-<br />

Manager e<strong>in</strong>gegeben. Die entstanden Fragen wurden danach mit dem Test-Manager von<br />

CLIX ® zu den vier fertigen Tests zugefügt <strong>und</strong> zusammengefasst. Danach wurden diese auf<br />

<strong>in</strong>haltliche Vollständigkeit <strong>und</strong> technische Funktionsfähigkeit h<strong>in</strong> überprüft. Die Textversion<br />

der Fragen bef<strong>in</strong>det sich im Anhang 2.<br />

Leider lassen sich die Tests trotz des QTI nicht <strong>in</strong>s LMS Ilias ® importieren (STREHL,<br />

pers. Mitteilung).<br />

67


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

4.5 Audiodateien mit Audacity<br />

4.5.1. Audacity<br />

68<br />

Audacity ist e<strong>in</strong> kostenloser Audioeditor <strong>und</strong> Rekorder <strong>für</strong> W<strong>in</strong>dows <strong>und</strong> andere<br />

Betriebssysteme. Es ist freie Software, entwickelt von Freiwilligen <strong>und</strong> veröffentlicht unter<br />

der GNU General Public License (GPL). Solche Software wird Open Source Software<br />

genannt, weil ihr Quellcode <strong>für</strong> jeden offen ist. Weitere Bespiele <strong>für</strong> freie <strong>und</strong> kostenlose<br />

Software s<strong>in</strong>d zum Beispiel der Mozilla Webbrowser, die OpenOffice.org Office Suite <strong>und</strong><br />

das gesamte Betriebssystem L<strong>in</strong>ux (SOURCEFORGE.NET 2005).<br />

Abbildung 12: Die Bedienungsoberfläche von Audacity<br />

Audacity verfügt über e<strong>in</strong>e ganze Reihe von Möglichkeiten, doch die wichtigste <strong>in</strong> diesem<br />

Fall war es, Audiodateien mit Hilfe e<strong>in</strong>es Mikrofons live aufzunehmen <strong>und</strong> dann als MP3 (mit<br />

Hilfe e<strong>in</strong>es Plug-In) abzuspeichern. Audacity ist relativ leicht verständlich <strong>und</strong> e<strong>in</strong>fach zu<br />

bedienen.


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

4.5.2 Erstellen von Audiodateien<br />

Die Dateien wurden mit e<strong>in</strong>fachen Mitteln hergestellt. E<strong>in</strong> Kopfhörer mit Mikrofon,<br />

e<strong>in</strong> Notebook <strong>und</strong> Audacity waren die e<strong>in</strong>zigen Werkzeuge.<br />

Es wurde nur der Hauptkurs aufgenommen, Vertiefungen <strong>und</strong> Exkurse wurden<br />

ausgelassen. In e<strong>in</strong>er Audiodatei ist es schwer möglich, e<strong>in</strong>e Unterscheidung zwischen<br />

Hauptkurs <strong>und</strong> Vertiefungen zu machen. Andererseits sollte die umfangreiche Audiodatei <strong>in</strong><br />

Grenzen gehalten werden, um Ladezeiten mit langsameren Internetverb<strong>in</strong>dungen angemessen<br />

zu halten. Trotzdem erreichen die größeren Audiodateien über 11 Megabytes, was das<br />

Herunterladen mit e<strong>in</strong>em 56K-Modem praktisch ausschließt.<br />

Die aufgenommenen Dateien wurden nur m<strong>in</strong>imal verarbeitet (E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Ausblenden<br />

des Tons) <strong>und</strong> im MP3-Format gespeichert. Dieses Format ist der Standard <strong>für</strong> Tondateien im<br />

Internet, <strong>und</strong> kann von den Studierenden mit e<strong>in</strong>em Player abgespielt oder ohne Aufwand auf<br />

CD gebrannt werden. Mittlerweile s<strong>in</strong>d auch tragbare MP3-Abspielgeräte ke<strong>in</strong>e Seltenheit<br />

mehr, auf die MP3-Dateien e<strong>in</strong>fach nur gespeichert werden müssen.<br />

Ingesamt entstanden auf diesem Wege 229 M<strong>in</strong>uten <strong>in</strong> 24 MP3-Dateien, mit e<strong>in</strong>em<br />

Arbeitsaufwand von r<strong>und</strong> 10 St<strong>und</strong>en.<br />

69


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

4.6 Bildmaterial<br />

4.6.1 Copyright<br />

70<br />

Die meisten verwendeten Bilder unterliegen dem Copyright von Herren Christoph<br />

Prommberger, se<strong>in</strong>er Gatt<strong>in</strong> Barbara <strong>und</strong> möglicherweise anderer Personen, die mir nicht<br />

namentlich bekannt s<strong>in</strong>d. Die Bilder wurden mir von Herrn Professor Schröder zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Die aktuellen Verbreitungskarten der vier Carnivoren <strong>und</strong> die Bilder des Lynx<br />

pard<strong>in</strong>us stammen vom Internetportal der Large Carnivore Initiative for Europe<br />

(http://www.lcie.org/). Prof. Schröder versicherte mir mehrfach, deren Verwendung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en<br />

solchen Kurs wäre im S<strong>in</strong>ne von LCIE.<br />

4.6.2 Bildbearbeitung<br />

Die ursprüngliche Größe der meisten Bilder (oft über 400 KB) hätte die Ladezeiten<br />

des Kurses zu stark erhöht, so dass versucht wurde, die Größe der Bilder auf e<strong>in</strong>en Richtwert<br />

von 80 KB zu reduzieren.<br />

Dazu wurden die Bildabmessungen auf e<strong>in</strong>e Breite von 500 Pixel reduziert <strong>und</strong> die<br />

Bilder <strong>in</strong>s JPEG-Format konvertiert, wo<strong>für</strong> Adobe Photoshop 5.0 verwendet wurde, das im<br />

CIP-Raum der <strong>Studienfakultät</strong> verfügbar ist.


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

4.7 Metadaten, Learn<strong>in</strong>g Design <strong>und</strong> SCORM mit<br />

RELOAD ®<br />

4.7.1 RELOAD ®<br />

RELOAD ® (Reusable eLearn<strong>in</strong>g Object Author<strong>in</strong>g and Delivery ® ) ist e<strong>in</strong> Freeware-<br />

Editor zum Verpacken von Lern<strong>in</strong>halten <strong>und</strong> ihrer Auszeichnung mit Metadaten. Mit<br />

RELOAD können mittels IMS LD aus beliebigen Lernobjekten Lehre<strong>in</strong>heiten strukturiert, mit<br />

Metadaten versehen (nach IMS MD, siehe 1.3.3) <strong>und</strong> dann mit SCORM 1.2 (siehe 1.3.5)<br />

verpackt werden (RELOAD 2005).<br />

Mit Hilfe von Java wird e<strong>in</strong> Interface generiert, <strong>in</strong> das der Benutzer e<strong>in</strong>e IMS-LD-<br />

Struktur <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Onl<strong>in</strong>e-Kurse oder Metadaten <strong>für</strong> Lernobjekte (nach IMS Metadata)<br />

generieren kann. Die Baumstruktur von IMS-LD oder IMS MD wird <strong>in</strong> XML-Dateien<br />

(imsmanifest.xml <strong>für</strong> LD oder Metadatendateien) gespeichert, die vom Programm<br />

automatisch im H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> generiert werden (COOPER UND TATTERSAL 2005). Die so<br />

entstandenen, didaktisch strukturierten Kurse können dann mittels SCORM 1.2 <strong>in</strong><br />

unterschiedliche LMS importiert werden, die SCORM unterstützen.<br />

RELOAD ® ist e<strong>in</strong> Open Source Projekt <strong>und</strong> wurde <strong>in</strong> Java geschrieben. Se<strong>in</strong> Code<br />

wird bei SourceForge.net (http://www.sourceforge.net/) zum Download angeboten. Das<br />

Programm selbst kann von der RELOAD-Website (http://www.reload.ac.uk/) heruntergeladen<br />

werden <strong>und</strong> läuft unter den Betriebssystemen W<strong>in</strong>dows, Mac OS X <strong>und</strong> Unix<br />

(RELOAD 2005).<br />

4.7.2 Metadaten mit RELOAD ®<br />

Es wurden Metadaten <strong>für</strong> jedes e<strong>in</strong>zelne LM <strong>und</strong> jede LE geschrieben. Die E<strong>in</strong>gabe<br />

der Metadaten erfolgte nach den Vorschlägen von WELPE <strong>und</strong> richtete sich weitgehend nach<br />

den Kategorien, die <strong>in</strong> den Abbildungen 6 <strong>und</strong> 13 (rechts) zu sehen s<strong>in</strong>d. Da viele Details der<br />

Auszeichnung zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht def<strong>in</strong>iert waren, ist die E<strong>in</strong>gabe der<br />

Metadaten nur unvollständig erfolgt. E<strong>in</strong>e spätere Überarbeitung wird notwendig se<strong>in</strong>, sobald<br />

die technischen Entscheidungen im Rahmen von WELPE getroffen werden.<br />

71


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

Abbildung 13: Die Bedienungsoberfläche von RELOAD ® . Mögliche Anwendungen von RELOAD ® s<strong>in</strong>d<br />

aus der oberen Liste neuer Dateien ersichtlich. Zwei IMS Metadatendateien sich hier geöffnet, die L<strong>in</strong>ke<br />

<strong>in</strong> der Form View, die Rechte <strong>in</strong> der Tree View.<br />

RELOAD ® hat zwei verschieden Darstellungsformen e<strong>in</strong>er IMS MD-Datei (siehe<br />

Abbildung 13). In der Form View können Metadaten bequem <strong>in</strong> den freien Feldern e<strong>in</strong>es<br />

Formulars e<strong>in</strong>gegeben oder ausgewählt werden. In der Tree View können Elemente von Hand<br />

h<strong>in</strong>zugefügt oder entfernt werden, je nachdem wie viele Kategorien von Metadaten der<br />

Benutzer angeben möchte. H<strong>in</strong>zugefügte Elemente ersche<strong>in</strong>en jedoch nicht mehr <strong>in</strong> der Form<br />

View <strong>und</strong> müssen <strong>in</strong> der Tree View e<strong>in</strong>gegeben werden. In diesem Fall wurde besonders auf<br />

die Beziehungen (Relations) zwischen e<strong>in</strong>er LE <strong>und</strong> allen ihr untergeordneten LM wertgelegt.<br />

Metadaten mussten nach dem IMS Metadata (IMS MD) Standard e<strong>in</strong>gegeben werden,<br />

da noch ke<strong>in</strong> Editor <strong>für</strong> IEEE LOM, die aktuellste Metadaten-Spezifikation, existiert.<br />

Alle Metadatendateien werden von RELOAD ® automatisch <strong>in</strong> Unicode (UTF-8)<br />

gespeichert. Spätere Änderungen (z.B. zu ISO-8859-1) werden von RELOAD ® bei der<br />

nächsten Speicherung automatisch überschrieben.<br />

72


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

Abbildung 14: Baumstruktur von IMS Learn<strong>in</strong>g Design <strong>in</strong> RELOAD. Die angezeigte Manifest-Datei zeigt<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Lernmodule unter Organisations. Unter Resources s<strong>in</strong>d alle Dateien aufgeführt, die von der<br />

Lernstruktur referenziert werden. Jedes Lernmodul verfügt über se<strong>in</strong>en eigene Metadaten-Datei.<br />

4.7.3 Learn<strong>in</strong>g Design mit RELOAD ®<br />

Mit Hilfe von RELOAD können Lern<strong>in</strong>halte verschiedener Art nach der Spezifikation<br />

von IMS LD zu Lernstrukturen verknüpft werden (RELOAD 2005). Abbildung 14 zeigt den<br />

Strukturbaum der LE Gr<strong>und</strong>lagen des Wildtiermanagements. Jeder E<strong>in</strong>trag im Bereich<br />

Organisations entspricht e<strong>in</strong>em Lernmodul. Unter Resources stehen alle XML- <strong>und</strong> Media-<br />

dateien, PDF- <strong>und</strong> Systemdateien (wie die LMML Schema-Datei), die von der LD-Struktur<br />

aus referenziert werden. Jedem e<strong>in</strong>zelnen LM wurde se<strong>in</strong>e eigene Metadaten-Datei<br />

zugeordnet.<br />

Auch alle Manifestdateien werden von RELOAD ® automatisch <strong>in</strong> Unicode (UTF-8)<br />

gespeichert. Spätere Änderungen des Zeichencodes <strong>in</strong> der XML-Datei werden von<br />

RELOAD ® bei der nächsten Speicherung automatisch überschrieben.<br />

73


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

4.7.4 SCORM 1.2 mit RELOAD ®<br />

74<br />

Nachdem sie mit Learn<strong>in</strong>g Design strukturiert <strong>und</strong> mit Metadaten versehen wurden,<br />

konnten die fertigen LE durch e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Befehl <strong>in</strong> SCORM 1.2-Pakete gepackt werden.<br />

Vor diesem Befehl musste jedoch <strong>in</strong> allen Manifestdateien der Zeichencode von Hand <strong>in</strong> ISO<br />

8859-1 umgewandelt werden, damit im LMS Sonderzeichen der deutschen Sprache<br />

dargestellt werden konnten.<br />

Es war nicht möglich, die SCORM 2004-Spezifikation zu benutzen, da es weder von<br />

der derzeitigen Version 4.5 von CLIX ® noch von Ilias ® (Version 1.3) umgesetzt wird.<br />

4.7 Veröffentlichen <strong>in</strong> CLIX ®<br />

Die Veröffentlichung dieses Kurses fand während der letzten Testphase von CLIX an<br />

der TUM statt. Da <strong>in</strong> CLIX zu ladende SCORM-Pakete die Größe von 100MB nicht<br />

überschreiten dürfen, wurde der Film (siehe 4.3) von der LE „Die Rückkehr des Bären“<br />

getrennt veröffentlicht (siehe Abbildung 15, Seite 72).<br />

E<strong>in</strong> erstes Problem entstand durch die FAT-Dateiverwaltung (File Allocation Table)<br />

im Betriebssystem W<strong>in</strong>dows ME, auf dem die XML- <strong>und</strong> Multimediadateien zum Kurs<br />

erstellt wurden. Die willkürliche Groß- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>schreibung der Datei- <strong>und</strong> Ordnernamen<br />

durch die FAT machte die SCORM-Pakete <strong>für</strong> das auf Unix basierende CLIX ® unlesbar. Erst<br />

nach Speicherung aller Inhalte auf e<strong>in</strong>em Rechner mit W<strong>in</strong>dows XP als Betriebssystem <strong>und</strong><br />

NTFS (New Technology File System) als Dateiverwaltung konnten alle Datei- <strong>und</strong><br />

Ordnernamen dauerhaft <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>buchstaben umgewandelt <strong>und</strong> das Problem beseitigt werden.<br />

Metadatendateien, von RELOAD ® im Unicode abgespeichert, mussten von Hand auf<br />

ISO-8859-1 umgestellt werden, zuerst im Texteditor, dann im XMLSpy ® , als die ersten im<br />

Editor abgespeicherten Dateien von CLIX ® nicht gelesen werden konnten. An dieser Stelle<br />

gebührt Herrn Dipl. Forstwirt Olaf Strehl noch besonderer Dank, der mir bis zur späten<br />

Nachtst<strong>und</strong>e mit Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite stand.<br />

Zusätzlich zum Kurs wurde im LMS auch e<strong>in</strong> Forum e<strong>in</strong>gerichtet, um die spätere<br />

Kommunikation zwischen Tutoren <strong>und</strong> Lernende zu erleichtern. Die Verwendung e<strong>in</strong>es<br />

moderierten Forums wurde bereits von GRÜTZNER et al. (2004) als sehr positiv bewertet.<br />

Se<strong>in</strong>e Verwendung ist aber von e<strong>in</strong>er Moderation abhängig, die noch gesichert werden muss.


Kapitel 4 – Technische Umsetzung<br />

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung fehlten noch die Informationen zur Person des<br />

Tutors <strong>und</strong> zum Zeitpunkt des Kursbeg<strong>in</strong>ns, die noch veröffentlicht werden müssen.<br />

Abbildung 15: Der Lehrplan des Kurses nach der Veröffentlichung <strong>in</strong> CLIX ® .<br />

75


Kapitel 5 – Diskussion <strong>und</strong> Schlussfolgerungen<br />

5 Diskussion <strong>und</strong> Schlussfolgerungen<br />

5.1 Inhaltliche Diskussion<br />

Als erstes sollte hier erwähnt werden, dass die Entwicklung von <strong>in</strong>ternetbasierten<br />

Lehr<strong>in</strong>halten von der Recherche bis zur Veröffentlichung e<strong>in</strong>en nicht unbeträchtlichen Zeit<strong>und</strong><br />

Arbeitsaufwand darstellt, der von e<strong>in</strong>em unerfahrenen Autor nur allzu leicht unterschätzt<br />

wird.<br />

Von Anfang an sollten ausreichende Zeitspannen <strong>für</strong> Evaluation <strong>und</strong> Korrektur<br />

e<strong>in</strong>geplant werden, besonders wenn diese nicht vergütet werden <strong>und</strong> so dem Autor nur wenig<br />

Spielraum <strong>für</strong> enge Zeitvorgaben an Testleser oder Korrektor bleibt. Diese beiden<br />

Arbeitsschritte s<strong>in</strong>d von zu großer Bedeutung <strong>für</strong> das Gel<strong>in</strong>gen der Lehr<strong>in</strong>halte, um<br />

ausgelassen oder nur oberflächlich durchgeführt zu werden. Die subjektiven Ansichten Dritter<br />

zum Lehr<strong>in</strong>halt geben dem Autor die Möglichkeit, die eigene Arbeit aus ihm unzugänglichen<br />

Blickw<strong>in</strong>keln zu betrachten, <strong>und</strong> die Vorzüge dessen werden sehr schnell deutlich. Genauso<br />

empfehlenswert ist es, Übersetzungen oder Arbeiten, die nicht <strong>in</strong> der eigenen Muttersprache<br />

verfasst s<strong>in</strong>d, von e<strong>in</strong>em Korrektor lesen zu lassen. Doch der Zeitaufwand dieser Arbeitsschritte,<br />

die beim vorliegenden Kurs zwei Wochen <strong>in</strong> Anspruch nahmen, könnte besonders<br />

von Autoren mit wenig Erfahrung im didaktischen Bereich mit Leichtigkeit weit unterschätzt<br />

werden. Diese sollten ihre Arbeit von Beg<strong>in</strong>n an planen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Fahrplan aufstellen, dem<br />

sie dann konsequent bis zur Veröffentlichung folgen können, e<strong>in</strong>e Anregung die auch <strong>in</strong> der<br />

Fachliteratur (ENGEL UND SLAPNICAR 2000, CLEMENT et al. 2002, EBEL UND<br />

BLIFERT 2003, HAMBACH 2004, E-TEACHING 2005) häufig gegeben wird.<br />

Auch die Implementierung <strong>in</strong> XML- oder Audioformat sollte nicht zu früh<br />

vorgenommen werden, besonders nicht, wenn Änderungen am Lehr<strong>in</strong>halt noch ausstehen. Der<br />

daraus entstehende Mehraufwand ist besonders bei umfangreichen Lehr<strong>in</strong>halten meist gar<br />

nicht überschaubar.<br />

76


Kapitel 5 – Diskussion <strong>und</strong> Schlussfolgerungen<br />

Se<strong>in</strong>e Evaluation wird zeigen, ob der hier vorgestellte Onl<strong>in</strong>ekurs se<strong>in</strong>e, im Vorfeld<br />

def<strong>in</strong>ierten, <strong>in</strong>haltlichen Lehrziele erreicht hat. Gleichfalls s<strong>in</strong>d didaktische <strong>und</strong><br />

mediengestalterische Vorschläge <strong>für</strong> multimediale Lehr<strong>in</strong>halte <strong>in</strong> großer Fülle <strong>in</strong> der<br />

Fachliteratur <strong>und</strong> im Internet zu f<strong>in</strong>den (CLEMENT et al. 2002, AUINGER et al 2004,<br />

GRÜTZNER et al. 2004, E-TEACHING 2005), so dass an dieser Stelle auf e<strong>in</strong>e weitere<br />

Diskussion zu diesen Themen verzichtet wird. Es kann <strong>für</strong> unerfahrene Autoren höchstens die<br />

Empfehlung ausgesprochen werden, nicht gleich jede Quelle zu akzeptieren, sondern sich e<strong>in</strong>e<br />

möglichst breite Auswahl zu schaffen <strong>und</strong> von Beg<strong>in</strong>n an diejenigen Quellen als<br />

Primärliteratur auszuwählen, die dem eigenen Lernstil am nächsten liegen. Jeder von uns ist<br />

bei se<strong>in</strong>en ersten Lehrvorhaben noch selber e<strong>in</strong> Lernender.<br />

5.2 Technische Diskussion<br />

5.2.1 Beurteilungen<br />

5.2.1 XMLSpy ®<br />

MSWord (oder e<strong>in</strong>e andere Textverarbeitungssoftware) zum Verfassen der Inhalte <strong>und</strong><br />

XMLSpy ® <strong>für</strong> ihre Umsetzung <strong>in</strong> LMML s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation, die nach nur kurzer<br />

E<strong>in</strong>arbeitungszeit flüssiges Arbeiten mit weitgehend zuverlässige Fehlerkontrolle ermöglicht.<br />

Als Profitool eröffnet XMLSpy ® selbst <strong>in</strong> der Home Edition dem Autor noch viele<br />

praktische Möglichkeiten, wie Validieren, das Bearbeiten von Schema- oder sogar HTML-<br />

Dateien, ohne e<strong>in</strong> eigenes Tool <strong>für</strong> diese Arbeiten zu benötigen. Die Browser-Sicht ist<br />

ebenfalls sehr praktisch, auch wenn die Darstellung <strong>und</strong> Funktionalität der XML-Seiten <strong>in</strong><br />

anderen Browsern als Internet Explorer nochmals überprüft werden sollten.<br />

Doch gibt es auch Alternativen zu dieser Methode bei der Erstellung von Lehr<strong>in</strong>halten<br />

<strong>in</strong> XML-Format.<br />

Microsoft Word 2003 ist XML-fähig, so dass nach E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>es Schemas (z.B.<br />

der LMML11-CS-Schema von LMML) Word-Dokumente <strong>in</strong> XML umgewandelt <strong>und</strong><br />

validiert werden können (WAST 2005). Diese Methode erwies sich jedoch <strong>für</strong> diese Arbeit<br />

77


Kapitel 5 – Diskussion <strong>und</strong> Schlussfolgerungen<br />

als schwer umsetzbar, da (i) die Schemadatei von LMML nicht 1 zu 1 von Word 2003<br />

umgesetzt wird, (ii) Word 2003 ke<strong>in</strong>e DTD unterstützt <strong>und</strong> somit LMML auch nicht über<br />

DTD e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en werden konnte <strong>und</strong> letztlich (iii) weil die von Word 2003 benötigten<br />

Systemvoraussetzungen nicht dauerhaft zur Verfügung standen. WAST (2005) bietet e<strong>in</strong>e<br />

Schritt-<strong>für</strong>-Schritt-Anweisung zum Erstellen von LMML-Dokumenten mit Hilfe von MS<br />

Word 2003.<br />

Aus denselben Gründen schied auch Microsoft InfoPath 2003 aus, bei dem auf der<br />

Basis von Schemas Formulare erzeugt werden, die am PC ausgefüllt <strong>und</strong> im XML-Format<br />

gespeichert werden (MICROSOFT 2004).<br />

5.5.2 LMML<br />

Bei der Umsetzung dieser Lehr<strong>in</strong>halte stellte sich LMML <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er bisher verwendeten<br />

Form öfters als unzureichend dar.<br />

Aus Sicht des Autors e<strong>in</strong>es Kurses der Wildbiologie fehlten <strong>in</strong> LMML e<strong>in</strong>ige<br />

Optionen, wie z.B. das Verwenden von Bilder als L<strong>in</strong>ks, oder das Verschachteln von Tags,<br />

z.B. die gleichzeitige Auszeichnung e<strong>in</strong>es Textteils als kursiv, fett <strong>und</strong> farbig, Optionen die<br />

aus HTML bekannt s<strong>in</strong>d. Um das Letztere zu erreichen war es nötig, jede benötigte<br />

Stilkomb<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>zeln <strong>in</strong> der Layout-Datei zu def<strong>in</strong>ieren.<br />

LMML kommt aus dem Bereich der Informatik, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Anpassung an anderen<br />

Themenbereichen ist möglich <strong>und</strong> auch nötig, wie die Entwicklung dieses Onl<strong>in</strong>e-Kurses<br />

bewiesen hat.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt, dass LMML von Word <strong>und</strong> InfoPath 2003 nicht vollständig umgesetzt<br />

<strong>und</strong> vom Schema-Interpreter von XMLSpy 2005 ® gar nicht akzeptiert wird.. Da es <strong>für</strong> die<br />

XMLSpy ® Home Edition 2004 bei Altova <strong>in</strong>zwischen ke<strong>in</strong>e Registrierungscodes mehr gibt,<br />

ist die Langlebigkeit von Lehr<strong>in</strong>halten auf der Basis von LMML derzeit nicht gewährleistet.<br />

5.5.3 Audiodateien<br />

Die Erzeugung von Audiomaterial wird durch Freeware (wie Audacity) stark<br />

vere<strong>in</strong>facht <strong>und</strong> damit bei der Erzeugung von E-Learn<strong>in</strong>g-Inhalten zu e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen<br />

Erweiterung. Die technischen Voraussetzungen (e<strong>in</strong> Rechner, e<strong>in</strong> Mikrofon <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

Audioeditor) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach zu erfüllen <strong>und</strong> der Zeit- <strong>und</strong> Kostenaufwand hält sich <strong>in</strong><br />

vertretbarem Rahmen, wenn ke<strong>in</strong>e hohen Ansprüche an der Qualität der Aufnahmen gestellt<br />

werden. Die Aufnahme der 24 Audiodateien <strong>in</strong> diesem Kurs nahm ungefähr 10 St<strong>und</strong>en <strong>in</strong><br />

Anspruch, wobei r<strong>und</strong> 230 M<strong>in</strong>uten Aufnahmezeit entstanden s<strong>in</strong>d.<br />

78


Kapitel 5 – Diskussion <strong>und</strong> Schlussfolgerungen<br />

wird.<br />

Die Evaluation des Kurses wird zeigen, wie dieses Angebot von den Studenten genutzt<br />

5.5.4 RELOAD<br />

Obwohl Vergleichsmöglichkeiten fehlen, präsentierte sich RELOAD als e<strong>in</strong> prakti-<br />

sches Werkzeug zum Erstellen von Metadaten, Learn<strong>in</strong>g Design <strong>und</strong> SCORM-Paketen.<br />

Nur stellenweise ist die Bedienung noch etwas umständlich, z.B. fehlt die Möglich-<br />

keit, den gewünschten Zeichensatz von Manifest- <strong>und</strong> Metadatendateien e<strong>in</strong>zugeben oder<br />

weitere Elemente <strong>in</strong> der Tree View zu erstellen.<br />

5.2.2 Schlussfolgerungen<br />

Die Möglichkeit, Sonderzeichen ohne den Umweg über das Unicode <strong>in</strong> Manifest- <strong>und</strong><br />

Metadatendateien zu verwenden, wäre e<strong>in</strong>e Arbeitserleichterung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Autor, besonders<br />

wenn dieser e<strong>in</strong>e große Fülle an Metadaten zu erstellen hat.<br />

Da es sich bei RELOAD um e<strong>in</strong>e Open Source Software handelt, veröffentlicht unter<br />

der GNU General Public License (GPL), ist der Quellcode <strong>für</strong> jeden offen <strong>und</strong> könnte<br />

<strong>in</strong>soweit modifiziert werden, dass e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>gabe oder Auswahl der gewünschten Zeichencodes<br />

möglich ist.<br />

Im Laufe dieser Arbeit hat sich herausgestellt, dass die verwendete LMML-<br />

Schemadatei <strong>für</strong> Lehr<strong>in</strong>halte mit viel formatiertem Text, L<strong>in</strong>ksammlungen, Bildern <strong>und</strong><br />

Vertiefungen, wie sie im Onl<strong>in</strong>ekurs „<strong>Großraubtiere</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“ vorkommen, schnell an ihre<br />

Grenzen stößt.<br />

Deswegen wird im Rahmen von WELPE über die Entwicklung e<strong>in</strong>er eigenen XML-<br />

Schemadatei auf der Basis von LMML nachgedacht, <strong>in</strong> der möglichst viele eigene<br />

Vorstellungen verwirklicht werden können (PAAR, pers. Mit.). Zusätzlich sollte die neue<br />

XML-Anwendung von Word 2003, InfoPath <strong>und</strong> XMLSpy 2005 unterstützt werden, um die<br />

Langlebigkeit der erstellten Inhalte zu gewährleisten.<br />

79


Anhang<br />

Anhang<br />

Anhang A: E-Learn<strong>in</strong>g Kurs „<strong>Großraubtiere</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“.........................................................73<br />

Anhang B: Tests......................................................................................................................205<br />

Anhang C: Exkurse ................................................................................................................221<br />

Anhang D: L<strong>in</strong>kliste................................................................................................................245<br />

Anhang E: Fragebogen zur Evaluation...................................................................................249<br />

Anhang F: Flugblatt zur Kursankündigung ...........................................................................251<br />

Anhang G: E-Learn<strong>in</strong>g Kurs, Lehre<strong>in</strong>heiten <strong>und</strong> Lernmodule auf CD-ROM........................253<br />

80


<strong>Großraubtiere</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Ökologie, Probleme, Management<br />

Lehre<strong>in</strong>heit <strong>für</strong> Wildbiologie<br />

<strong>und</strong> Lehre<strong>in</strong>heit <strong>für</strong> Biometrie <strong>und</strong> Angewandte Informatik<br />

<strong>Studienfakultät</strong> <strong>für</strong> <strong>Forstwissenschaft</strong>en der Technischen Universität München<br />

Von Vlad A. Radulescu<br />

Mai 2005<br />

81


E<strong>in</strong>leitung – Ziel <strong>und</strong> Nutzen des Kurses<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Ziel <strong>und</strong> Nutzen des Kurses<br />

Dies ist ke<strong>in</strong> Kurs über Wolf, Bär oder Luchs.<br />

Es ist vielmehr e<strong>in</strong> Versuch, e<strong>in</strong>e Antwort auf die Frage zu f<strong>in</strong>den, ob es <strong>in</strong> der<br />

Zukunft solche Tiere <strong>in</strong> den Wäldern <strong>in</strong> unserer Nähe geben wird <strong>und</strong> wie diese geschützt<br />

werden können oder sollten. Ob es sie geben soll, steht hier nicht zur Diskussion, <strong>und</strong> die<br />

Me<strong>in</strong>ungen darüber gehen bei den Europäern weit ause<strong>in</strong>ander.<br />

Der Kurs „<strong>Großraubtiere</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>“ beschreibt den aktuellen Stand der Schutz- <strong>und</strong><br />

Integrationsbemühungen <strong>für</strong> vier große Raubtiere <strong>in</strong> der Kulturlandschaft <strong>Europa</strong>s. Sie<br />

verstehen die Gründe <strong>und</strong> die Methoden ihres starken Rückgangs im vorigen Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />

Motive, die stellenweise noch heute Bestand haben. Ebenso soll er Ihnen zeigen, wo, wie, <strong>und</strong><br />

vor allem warum die großen Carnivoren <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong> Teile ihrer früheren Habitate<br />

zurückkehren. Genauso werden Sie die am meisten gefährdete Katzenart der Welt kennen<br />

lernen: den iberischen Luchs, den es nur <strong>in</strong> Spanien <strong>und</strong> Portugal gibt, <strong>und</strong> der, wenn der<br />

derzeitige negative Trend nicht sehr bald umgedreht werden kann, <strong>in</strong> nur wenigen Jahren<br />

ausgestorben se<strong>in</strong> wird.<br />

Das zweite Ziel dieses Kurses ist es, Ihnen e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Verständnis des<br />

tierbezogenen Managements zu vermitteln. Zweiter Schwerpunkt s<strong>in</strong>d deswegen die<br />

Interessengruppen (Akteure) im Artenschutz <strong>und</strong> Lösungsansätze, wie das Wildtiermanagement<br />

<strong>für</strong> Luchs, Wolf <strong>und</strong> Bär <strong>in</strong> den kommenden Jahren aussehen kann.<br />

In diesem Kurs sollen Gr<strong>und</strong>lagen der Biologie, wie Habitat <strong>und</strong> Futterbasis nur<br />

zielgerichtet auf den Artenschutz vermittelt werden.<br />

Als angehende Förster wird von uns e<strong>in</strong> weiter Horizont verlangt, Kompetenz nicht<br />

nur im Wald, sondern auch um den Wald herum. Nicht nur der moderne Förster musste mehr<br />

als nur das Holz, sondern se<strong>in</strong>e gesamte Umwelt kennen. Der Försterberuf hat e<strong>in</strong>e lange<br />

Tradition, <strong>und</strong> Förster waren stets die grüne, „Eierlegende Wollmilchsau“; Experten <strong>in</strong><br />

Holzfragen, Jäger, Naturschützer <strong>und</strong> Umweltberater s<strong>in</strong>d seit Jahrh<strong>und</strong>erten nur e<strong>in</strong>ige<br />

unserer Tätigkeitsbereiche.<br />

So erwarten unsere Mitmenschen von uns Antworten auf viele Fragen: „Ist das e<strong>in</strong>e<br />

Tanne?“, „Was ist mit dem Baum los?“, „Was <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Holz taugt als Parkett?“. Aber mir alle<strong>in</strong><br />

stellte man mehrmals die Frage: „Gibt es Wölfe <strong>in</strong> Deutschland?“ Und e<strong>in</strong>mal auch „Haben<br />

wir auch Bären?“. Mir hätte es leid getan, diese Antworten nicht zu kennen, denn sie s<strong>in</strong>d<br />

gerade jetzt im ökologisch sehr engagierten Deutschland besonders <strong>in</strong>teressant.<br />

83


E<strong>in</strong>leitung – Ziel <strong>und</strong> Nutzen des Kurses<br />

Abbildung 16: Wildtierstudien (© B&C Prommberger)<br />

Das Ziel dieses Kurses ist es, Ihnen mögliche Antworten auf mehrere Fragen geben.<br />

Wo fand der Rückgang der großen Raubtiere statt?<br />

Die großen Räuber mussten sich anpassen, <strong>und</strong> breite Areale an den Menschen abtreten. Die<br />

geschichtliche Verbreitung, Geografie <strong>und</strong> die ursprünglichen Habitate, die z.T. stark von den<br />

heutigen Lebensräumen abweichen, sollen hier beschrieben werden.<br />

Warum gab es e<strong>in</strong>en Rückgang?<br />

Die Konflikte zwischen Mensch <strong>und</strong> Tier s<strong>in</strong>d der Hauptgr<strong>und</strong> <strong>für</strong> den Lebensraumverlust der<br />

großen Räuber im dicht besiedelten Mitteleuropa. Und e<strong>in</strong>ige dieser Konflikte s<strong>in</strong>d noch heute<br />

hochaktuell, wie zum Beispiel gerissene Schafe oder die Gefahr der Wilderei.<br />

Wie g<strong>in</strong>g der Rückgang vonstatten?<br />

Die <strong>in</strong>tensive, rücksichtslose Bejagung war nur der bekannteste Weg, der zur Dezimierung<br />

der Raubtiere führte. Sie werden sehen, dass andere Faktoren zum Teil noch mehr zum<br />

Untergang der großen Raubtiere beigetragen haben.<br />

Wo f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> diesen Jahren e<strong>in</strong>e Rückkehr statt?<br />

Natürliche Wiederbesiedelung, Wiederansiedlungen <strong>und</strong> Schutzbemühungen um die letzten<br />

überlebenden Populationen haben <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten zu neuen, meist vone<strong>in</strong>ander<br />

isolierten Populationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ländern <strong>Europa</strong>s geführt, darunter auch <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Warum kehren diese Räuber zurück?<br />

Das ist vielleicht die <strong>in</strong>teressanteste Frage, <strong>und</strong> es gibt zahlreiche Antworten, von denen aber<br />

die wichtigste ist: „Weil wir es zulassen!“. Denn die meisten Bedrohungen <strong>für</strong> die großen<br />

Carnivoren s<strong>in</strong>d von uns geschaffen, <strong>und</strong> nur dort, wo die Menschen bereit s<strong>in</strong>d, sie zu<br />

tolerieren, haben diese besonderen Tiere e<strong>in</strong>e Zukunftschance.<br />

84<br />

Kommentar [D.A.1]: Von<br />

Menschen geschaffen


E<strong>in</strong>leitung – Ziel <strong>und</strong> Nutzen des Kurses<br />

Wie existiert diese Spezies heute?<br />

Viele Interessengruppen nehmen E<strong>in</strong>fluss auf den Artenschutz der Raubtiere, <strong>und</strong> jede von<br />

ihnen folgt eigenen Zielen <strong>und</strong> Motivationen. Für e<strong>in</strong> erfolgreiches Wildtiermanagement s<strong>in</strong>d<br />

biologische, ökonomische <strong>und</strong> soziale Besonderheiten mit e<strong>in</strong>em Schuss Menschenkenntnis<br />

zu mischen. Dann ist es möglich, die Tiere dort zu fördern, wo sie heute leben.<br />

Welche Lösungen gibt es <strong>für</strong> die Zukunft?<br />

Internationale Kooperation, Schutzbemühungen, Monitor<strong>in</strong>g, Konfliktbewältigung <strong>und</strong> lokale<br />

Zusammenarbeit s<strong>in</strong>d alle Werkzeuge des Wildtiermanagements. Die richtige Mischung<br />

bestimmt die Zukunft der großen Raubtiere im beg<strong>in</strong>nenden 21. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Abbildung 17: Lynx lynx (© B&C Prommberger)<br />

Dieser Kurs ist e<strong>in</strong> Versuch, <strong>in</strong> Ihnen Interesse <strong>und</strong> Rücksichtsnahme, vielleicht sogar<br />

e<strong>in</strong>e bisschen Besorgnis über die prekäre gegenwärtige Situation <strong>und</strong> die unsichere Zukunft<br />

der großen Räuber <strong>in</strong> unserem dichtbesiedelten <strong>Europa</strong> zu wecken.<br />

Viel Spaß!<br />

85


E<strong>in</strong>leitung – Kursbeschreibung <strong>und</strong> Stellenwert <strong>in</strong> der Lehre<br />

Kursbeschreibung <strong>und</strong> Stellenwert <strong>in</strong> der Lehre<br />

Stellenwert<br />

Dieser Kurs ist e<strong>in</strong> fester Bestandteil der Vorlesungen Wildökologie <strong>und</strong><br />

Wildtiermanagement an der <strong>Forstwissenschaft</strong>lichen <strong>Studienfakultät</strong> am Wissenschaftszentrum<br />

Weihenstephan der TU München, beg<strong>in</strong>nend mit dem W<strong>in</strong>tersemester 2005/2006.<br />

Der Kurs soll parallel zur laufenden Vorlesung selbstständig erarbeitet werden. Doch<br />

ke<strong>in</strong>e Sorge, da<strong>für</strong> wurde Ihnen e<strong>in</strong>e großzügige Bearbeitungszeit e<strong>in</strong>geräumt.<br />

Lerne<strong>in</strong>heiten <strong>und</strong> Lernmodule<br />

Dieser Kurs besteht aus fünf Lerne<strong>in</strong>heiten.<br />

86<br />

6. Wichtige Gr<strong>und</strong>begriffe der Wildbiologie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der ersten Lerne<strong>in</strong>heit<br />

zusammengestellt. Zum Beispiel Dispersal, die Metapopulationstheorie oder<br />

<strong>in</strong>ternationale Konventionen, die <strong>für</strong> den Schutz der großen Raubtiere <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> von<br />

Bedeutung s<strong>in</strong>d. Diese werden auch <strong>in</strong> der Vorlesung <strong>in</strong> Detail behandelt werden.<br />

Deswegen werden sie hier nur aus der Sicht ihrer Nützlichkeit <strong>für</strong> den Schutz der<br />

großen Carnivoren beschrieben. Auf diesen Gr<strong>und</strong>lagen bauen dann die vier weiteren<br />

Lerne<strong>in</strong>heiten auf.<br />

7. Die Rückkehr des Wolfes (Canis lupus)<br />

8. Die Rückkehr des Braunbären (Ursus arctos)<br />

9. Der Luchs kehrt zurück (Lynx lynx)<br />

10. Der Niedergang des iberischen Luchses (Lynx pard<strong>in</strong>us)<br />

Die letzen vier E<strong>in</strong>heiten bilden den eigentlichen Kern dieses Kurses.<br />

Jede dieser Lerne<strong>in</strong>heiten ist ihrerseits <strong>in</strong> derzeit acht Lernmodule unterteilt, die als austauschbare<br />

Bauste<strong>in</strong>e konzipiert s<strong>in</strong>d.<br />

10. Zusammenfassung<br />

11. Die Geschichte der Art<br />

Dieses Modul beschreibt die ursprüngliche Verbreitung <strong>und</strong> die Gründe <strong>für</strong> den<br />

Rückgang der Spezies <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>.<br />

12. Die Art heute<br />

In diesem Lernmodul wird Ihnen die derzeitige Verbreitung der Spezies vorgestellt,<br />

<strong>und</strong> die Gründe <strong>für</strong> die aktuelle Entwicklung erläutert.<br />

13. Ökologie der Spezies<br />

Dieses Lernmodul soll Sie mit der Ökologie der Spezies vertraut machen, soweit diese<br />

<strong>für</strong> die Schutzbemühungen von Interesse ist: Habitat, Nahrungswahl, Reproduktionskraft,<br />

Wanderverhalten <strong>und</strong> Sterblichkeitsfaktoren.<br />

14. Gefahren <strong>für</strong> die Spezies<br />

In diesem Modul werden die aktuellen Bedrohungen <strong>für</strong> diese Art genau unter die<br />

Lupe genommen, <strong>in</strong> Reihenfolge ihrer Wichtigkeit.<br />

15. Die Art <strong>und</strong> der Mensch<br />

Als die wichtigsten Faktoren im Tierschutz, stehen die verschiedenen<br />

Interessengruppen im Mittelpunkt dieses Lernmoduls, die Ziele, Methoden <strong>und</strong> auch<br />

die Macht der e<strong>in</strong>zelnen Akteure werden hier genauer betrachtet.<br />

Kommentar [D.A.2]: Fleischf<br />

resser


E<strong>in</strong>leitung – Kursbeschreibung <strong>und</strong> Stellenwert <strong>in</strong> der Lehre<br />

16. Lösungen <strong>für</strong> den Artenschutz<br />

Dieses Modul listet all die Vorhaben <strong>und</strong> Visionen auf, die e<strong>in</strong>e Rückkehr dieses<br />

Tieres nach <strong>Europa</strong> beschleunigen würden.<br />

17. Die Spezies im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Dieses letzte kurze Lernmodul widmet sich dem zukünftigen Trend dieser Art.<br />

18. Test<br />

Dieser Test soll den Lernerfolg der Studierenden überprüfen<br />

Vertiefungen<br />

Im Verlauf der Lerne<strong>in</strong>heit wird Ihnen immer wieder das Wort „Vertiefung“ <strong>in</strong>s Auge<br />

fallen. So zum Beispiel hier unten. Klicken Sie auf de, um sich die Vertiefung anzeigen zu<br />

lassen.<br />

Vertiefung: E<strong>in</strong>e Vertiefung als Beispiel<br />

H<strong>in</strong>ter der Vertiefung verbergen sich weitere Informationen <strong>für</strong> Interessierte. Sie<br />

werden aber nicht Teil der anschließenden Tests se<strong>in</strong>. Hier e<strong>in</strong> Beispiel:<br />

Je nach Region zeigt der Wolf beträchtliche Unterschiede <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Färbung. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

großen Unterschiede <strong>in</strong> Farbe, Größe <strong>und</strong> Gestalt werden alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Alten Welt sechs<br />

verschiedene Wolfs-Unterarten unterschieden.<br />

Quellenangaben<br />

Die Bücher- <strong>und</strong> Zeitschriftenquellen wurden im Namen-Datum-System nach EBEL<br />

<strong>und</strong> BLIEFERT (2003) sortiert. Internetseiten wurden nach ENGEL (2000) zitiert. Um die<br />

Seiten besser zu identifizieren, wurde vor der URL noch der Name der Web-Seite angegeben.<br />

Im Kurs s<strong>in</strong>d Literaturstellen farblich hellbraun unterlegt, <strong>und</strong> wenn sie angeklickt<br />

werden ersche<strong>in</strong>t im Pop-Up-Fenster die komplette Quellenangabe.<br />

Exkurse<br />

Während des Kurses werden Ihnen auch verschiedene Exkurse begegnen, die nicht<br />

Teil des Lernstoffes an sich s<strong>in</strong>d, sondern dem Interessierten die Möglichkeit geben sollen,<br />

sich näher mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>teressanten Thema zu beschäftigen. Das s<strong>in</strong>d u.a. Exkurse zur<br />

Situation der Luchse im Bayerischen Wald <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Film über das Bärenmanagement <strong>in</strong><br />

Österreich.<br />

Auf den ersten Blick ersche<strong>in</strong>en Exkurse kaum anders als Vertiefungen, doch Sie<br />

werden schnell merken, dass h<strong>in</strong>ter ihnen e<strong>in</strong>fach mehr Informationen stecken.<br />

Selbsttests<br />

Am Ende der Lerne<strong>in</strong>heiten über die großen Raubtiere erwartet Sie je e<strong>in</strong> Onl<strong>in</strong>etest,<br />

mit dem Sie ihr Verständnis des gerade behandelten Tieres überprüfen können. Diese Tests<br />

werden nicht benotet, sie dienen nur zur Überprüfung Ihres Lernfortschritts. Den sollten Sie<br />

aber erst im Angriff nehmen, wenn Sie sich ihres Wissens schon sicher s<strong>in</strong>d, denn Sie haben<br />

bei diesen Tests nur je e<strong>in</strong>en Versuch.<br />

87


E<strong>in</strong>leitung – Kursbeschreibung <strong>und</strong> Stellenwert <strong>in</strong> der Lehre<br />

Mehrsprachigkeit<br />

Unter jedem Absatz des Kurses f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Liste, <strong>in</strong> der Sie Kürzel zu e<strong>in</strong>igen<br />

bekannten Sprachen erkennen werden. Hier steht en <strong>für</strong> Englisch, ro <strong>für</strong> Rumänisch, <strong>und</strong> de<br />

<strong>für</strong> deutsch. Mit der Zeit werden hoffentlich alle Absätze übersetzt werden <strong>und</strong> auch andere<br />

Sprachen dazukommen. Klicken Sie das Kürzel an, so erhalten Sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pop-Up-Fenster<br />

die Übersetzung des Paragrafen <strong>in</strong> der jeweiligen Sprache.<br />

Bearbeitungszeit <strong>und</strong> Kontakt<br />

Von der Ankündigung des Kurses bis zum E<strong>in</strong>senden der Textaufgaben haben Sie vier<br />

Wochen, um sich durch den Kurs zu arbeiten. Während dieser Zeit können Sie sich jederzeit<br />

mit Fragen an die Mitarbeiter des Fachbereichs <strong>für</strong> Wildbiologie <strong>und</strong> Wildtiermanagement<br />

wenden, sei es per Email, über das Forum oder durch e<strong>in</strong>en persönlichen Besuch im<br />

Lehrstuhl.<br />

Abschlussvorlesung<br />

Am Ende dieser vier Wochen f<strong>in</strong>det dann im Rahmen der Vorlesung<br />

Wildtiermanagement der Kurs mit der persönlichen Frager<strong>und</strong>e <strong>und</strong> der Gruppenarbeit se<strong>in</strong><br />

Ende. In dieser Veranstaltung beantwortet Prof. Wolfgang Schröder die letzten offenen<br />

Fragen zum Kurs <strong>und</strong> wird Sie auch an e<strong>in</strong>er Gruppenaufgabe zu e<strong>in</strong>em aktuellen Thema des<br />

Tierschutzes arbeiten lassen.<br />

88


Werkzeuge des Wildtiermanagements – E<strong>in</strong>leitung<br />

Lerne<strong>in</strong>heit<br />

Gr<strong>und</strong>lagen des Wildtiermanagements<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Diese Lerne<strong>in</strong>heit ist e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Sammlung von Def<strong>in</strong>itionen, Konzepten, Methoden<br />

<strong>und</strong> Gesetzen. All diese s<strong>in</strong>d das Handwerkszeug des Wildtiermanagers. Hier sollen Sie diese<br />

Begriffe kennen lernen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen, <strong>und</strong> wie ich hoffe, leicht verständlichen Form. Sie<br />

werden diese Begriffe sicher auch mehrfach während der Vorlesung Wildbiologie hören.<br />

Die <strong>in</strong> dieser Lerne<strong>in</strong>heit vermittelten Begriffe werden zwar generell vorgestellt, doch es<br />

wurde e<strong>in</strong> Schwerpunkt auf den Schutz der großen Arten gelegt.<br />

Abbildung 18: Offene Weiden im Bergwald (© B&C Prommberger)<br />

89


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Rückgang des Verbreitungsareals e<strong>in</strong>er Art<br />

Rückgang des Verbreitungsareals e<strong>in</strong>er Art<br />

Die menschliche Bevölkerung explodierte <strong>in</strong> den letzten 150 Jahren von e<strong>in</strong>er<br />

Milliarde (1850) auf über 6 Milliarden im Jahre 2000. Und der Mensch hat nicht nur Bedarf<br />

an Lebensraum, sondern auch an natürlichen Rohstoffen, wie Brennholz, Wild <strong>und</strong><br />

Wildpflanzen. So wandelt er natürliche Lebensräume <strong>in</strong> Siedlungs- <strong>und</strong> Ackerland um. Doch<br />

das rasante Bevölkerungswachstum ist nicht alle<strong>in</strong> schuld am Lebensraumverlust vieler Arten.<br />

Armut, Kriege oder politische Instabilität haben <strong>in</strong> armen Ländern Menschen dazu gebracht,<br />

mit Wanderfeldbau immer neue Lebensräume zu vernichten, um irgendwie ihren<br />

Lebensunterhalt zu bestreiten. Zusätzlich haben auch Projekte wie Bergbau, Viehzucht,<br />

kommerzieller Fischfang, Waldwirtschaft, Plantagenwirtschaft, Industrieanlagen oder<br />

Staudämme die Verkle<strong>in</strong>erung des natürlichen Lebensraums zur Folge (PRIMACK 1995). So<br />

wurde z.B. der frühere Lebensraum des Wolfes <strong>in</strong> den Grasebenen der USA fast vollständig<br />

<strong>in</strong> Ackerland umgewandelt. Und es ist davon auszugehen, dass diese Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />

natürlicher Lebensräume <strong>in</strong> der Zukunft noch weiter zunehmen werden.<br />

Doch <strong>für</strong> die Nationalparkentwicklung <strong>und</strong> das Management vieler Arten wäre es<br />

wichtig zu wissen, WIE sich der menschliche E<strong>in</strong>fluss auf die Verbreitungsareale dieser<br />

Arten auswirkt. Dies würde e<strong>in</strong>e Vorhersage bzw. E<strong>in</strong>schätzung dieser Veränderungen<br />

möglich machen.<br />

Wölfe, Luchse <strong>und</strong> Grizzlybären haben <strong>in</strong> Nordamerika große Teile ihres Areals<br />

verloren. Der Luchs, der ursprünglich im Norden des nordamerikanischen Kont<strong>in</strong>ents zuhause<br />

war, verlor 41% se<strong>in</strong>er früheren Verbreitungsfläche. Der Grizzlybär <strong>und</strong> der Wolf, früher bis<br />

h<strong>in</strong>unter nach Mexiko verbreitet, s<strong>in</strong>d heute weit nach Norden verdrängt worden. Der Wolf<br />

verlor 31% se<strong>in</strong>es Verbreitungsgebietes <strong>und</strong> der Grizzly sogar 37% (LALIBERTE&RIPPLE<br />

2004).<br />

Besonders Bär <strong>und</strong> Wolf waren gezwungen, sich nach Norden, <strong>in</strong> die Taiga (die<br />

borealen Nadelwälder) <strong>und</strong> die T<strong>und</strong>ra zurückzuziehen. Dort ist die E<strong>in</strong>wohnerdichte <strong>und</strong><br />

somit auch die Gefahr durch den Menschen noch viel ger<strong>in</strong>ger. Besonders stark wurden beide<br />

Arten aus den Ebenen <strong>und</strong> Savannen des Mittelwestens vertrieben, genauso wie aus den<br />

nordamerikanischen Wüsten.<br />

Daraus können wir folgern, dass <strong>in</strong> anthropogen (vom Menschen) bee<strong>in</strong>flussten<br />

Gebieten Tierarten eher dazu neigen zu verschw<strong>in</strong>den als zu überleben<br />

(LALIBERTE&RIPPLE 2004).<br />

Doch mit dem Verschw<strong>in</strong>den der großen Räuber setzen sich wasserfallartige Prozesse<br />

<strong>in</strong> Bewegung. Ökosysteme degradieren <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>fachen sich. Vegetationsgesellschaften<br />

können von Huftieren stark reduziert werden, wenn die Räuber an der Spitze aus dem<br />

Ökosystem entfernt werden (LALIBERTE&RIPPLE 2004).<br />

90


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Räuber-Beute-Systeme<br />

Räuber-Beute-Systeme<br />

Das Beuteverhalten e<strong>in</strong>es Räubers ist von großer Bedeutung <strong>für</strong> se<strong>in</strong>en Schutz, denn<br />

e<strong>in</strong>e der wichtigen Maßnahmen im Wildtiermanagement ist es, die Beutebasis e<strong>in</strong>er Spezies<br />

zu sichern.<br />

E<strong>in</strong> Räuber sucht sich profitable Beute aus, gemessen am Energiegew<strong>in</strong>n pro Zeit, die<br />

<strong>für</strong> die Jagd auf die Beute benötigt wird.<br />

In vielen Fällen haben sich Räuber <strong>und</strong> Beute vermutlich parallel entwickelt <strong>und</strong> sich so<br />

gegenseitig bee<strong>in</strong>flusst. Es gibt e<strong>in</strong>en ständigen Selektionsdruck auf die Beute, nicht gefressen<br />

zu werden. Umgekehrt besteht e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher Druck auf die Räuber, ihre Fitness<br />

(Leistungsfähigkeit) durch effektivere Nutzung ihrer Beute zu erhöhen.<br />

Je besser e<strong>in</strong> Räuber also e<strong>in</strong>e bestimmte Beuteart ausnützen kann, umso weniger<br />

gel<strong>in</strong>gt es ihm leider auch, e<strong>in</strong> weites Spektrum an Beutearten profitabel ausnützen zu können.<br />

Das ist e<strong>in</strong> wichtiger Umstand <strong>für</strong> den Schutz der großen Raubtiere weltweit. Es werden drei<br />

Stufen der Beutespezialisierung unterschieden (BREGON et al. 1997).<br />

Monophage Räuber<br />

Diese Räuber setzten e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Beutetyp nach, <strong>und</strong> ihre Verteilung ist eng mit<br />

der ihrer bevorzugten Beute verknüpft. Sie nutzen meist dasselbe Habitat, <strong>und</strong> sie werden<br />

e<strong>in</strong>en Niedergang erleben, sobald dies ihre Beute auch tut. Der iberische Luchs ist <strong>in</strong> diesem<br />

Kurs e<strong>in</strong> sehr gutes Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en monophagen Räuber. Se<strong>in</strong>e Diät besteht zu 98% aus<br />

Wildkan<strong>in</strong>chen, <strong>und</strong> nun, da Kan<strong>in</strong>chen <strong>in</strong> ganz <strong>Europa</strong> stark zurückgegangen s<strong>in</strong>d, ist auch<br />

der kle<strong>in</strong>e Luchs stark bedroht. Für den Schutz e<strong>in</strong>es monophagen Räubers ist der Schutz<br />

se<strong>in</strong>er Beute unerlässlich.<br />

Oligophage Räuber<br />

Solche Spezies, die nur wenigen verschiedenen Beutetypen nachsetzen, s<strong>in</strong>d flexibler<br />

als monophage Räuber, doch ihr Nahrungsspektrum ist eng <strong>und</strong> sollte bei dem Management<br />

der Spezies berücksichtigt werden. Der Europäische Luchs z.B., frisst nur Beute, die er selbst<br />

getötet hat, wobei er Rehe stark bevorzugt. Gelegentlich reißt er aber auch Hirschkälber oder<br />

Schafe.<br />

Polyphage Räuber<br />

Diese Tiere haben viele Beutetypen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrem Jagdverhalten sehr flexibel.<br />

Normalerweise haben sie ke<strong>in</strong> Problem, ihre Jagdmethoden auf die vorhandene Beute <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em neuen Gebiet umzustellen. E<strong>in</strong>ige der erfolgreichsten Jäger, wie z.B. Fuchs, Waschbär<br />

<strong>und</strong> Wolf zählen zu den polyphagen Räubern. Der Bär ist zwar ke<strong>in</strong> sehr effizienter Jäger,<br />

doch auch er ist polyphag.<br />

E<strong>in</strong> breites Nahrungsspektrum hat aber auch den Nachteil, dass polyphage Räuber <strong>in</strong> der<br />

Viehzucht e<strong>in</strong>en weit größeren Schaden anrichten, denn sie weichen häufig auf Weidetiere<br />

aus, wenn sie bequemer als andere Beute zu jagen s<strong>in</strong>d. Regulierung von Schäden <strong>und</strong><br />

Konflikten ist bei polyphagen Räubern meist weitaus wichtiger als die Sicherung ihrer Beute.<br />

Denn die Schalenwildpopulationen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> im allgeme<strong>in</strong>en immer noch sehr hoch.<br />

91


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Räuber-Beute-Systeme<br />

Abbildung 19: Wölfe s<strong>in</strong>d typische polyphage Räuber (© B&C Prommberger)<br />

E<strong>in</strong>e andere mögliche E<strong>in</strong>teilung der Räuber wäre <strong>in</strong> Generalisten <strong>und</strong> Spezialisten<br />

(AMMLER et al 1999):<br />

Generalisten<br />

Sie entscheiden sich, e<strong>in</strong>en Großteil der Beute, der sie unterwegs begegnen, zu<br />

verfolgen <strong>und</strong> wenn möglich zu überwältigen <strong>und</strong> zu verzehren. Fuchs, Wolf <strong>und</strong> auch Bär<br />

s<strong>in</strong>d alle demnach Generalisten.<br />

Spezialisten<br />

Diese Tiere suchen weiter, es sei denn, sie treffen auf den von ihnen bevorzugten<br />

Beutetyp. Der iberische Luchs <strong>und</strong> auch bed<strong>in</strong>gt se<strong>in</strong> nördlicher Vetter, der europäische<br />

Luchs, fallen <strong>in</strong> die Gruppe der Spezialisten.<br />

92


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Populationsbiologie<br />

Populationsbiologie<br />

Die Schwierigkeiten kle<strong>in</strong>er Populationen<br />

Es ist sicher auch <strong>für</strong> uns nicht schwer nachzuvollziehen, dass zu kle<strong>in</strong>e Populationen<br />

viel bedrohter s<strong>in</strong>d als größere. Doch wieso?<br />

Als erstes wären da natürliche Katastrophen, wie Krankheiten, Dürre, Waldfeuer, oder<br />

Beuteverlust. Sie können wenige Individuen mit größerer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit komplett<br />

ausrotten.<br />

Als zweites kommen die so genannten demografischen Schwankungen, das s<strong>in</strong>d z.B.<br />

Variation <strong>in</strong> den Geburten- oder Sterbezahlen, oder das Geschlechterverhältnis; es werden<br />

zufällig ke<strong>in</strong>e oder wenig Weibchen geboren. Im Allgeme<strong>in</strong>en ist e<strong>in</strong>e Population umso<br />

stabiler, je mehr Weibchen sie enthält.<br />

Und nicht zuletzt ist da der Verlust an genetischer Variabilität, der die Anpassung<br />

erschwert <strong>und</strong> bis zu e<strong>in</strong>er Inzuchtdepression führen kann. Je weniger Individuen ihre Gene<br />

beitragen, desto wahrsche<strong>in</strong>licher ist der Verlust der Variabilität.<br />

Es ist wohl leicht vorstellbar, dass all diese Faktoren e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Population mit 10-20<br />

Individuen viel stärker bee<strong>in</strong>flussen als e<strong>in</strong>e mit 100 oder mehr.<br />

Und da diese Faktoren selten alle<strong>in</strong>e auftreten, sondern zusammen auf e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

isolierte Population wirken können, ist diese <strong>in</strong> Gefahr, solange sie nicht e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destzahl an<br />

Individuen hat.<br />

Doch welche ist diese M<strong>in</strong>destzahl?<br />

Die M<strong>in</strong>imum Viable Population<br />

Wie viele Tiere sollte e<strong>in</strong>e Population be<strong>in</strong>halten, um stabil zu se<strong>in</strong>?<br />

E<strong>in</strong>e Population, die e<strong>in</strong>e bestimmte Zeitdauer (meistens 100 Jahre) mit e<strong>in</strong>er<br />

festgelegten Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit (z.B. 95%) überlebt, wird als MVP, oder M<strong>in</strong>imum Viable<br />

Population bezeichnet (AMMLER et al 1999)<br />

Das heißt, dass die M<strong>in</strong>destzahl der Individuen wesentlich davon abhängt, wie lange<br />

<strong>und</strong> wie wahrsche<strong>in</strong>lich e<strong>in</strong>e Population überleben soll. Dabei sollten wir aber auch wissen,<br />

dass die MVP nicht die Gesamtzahl der Individuen, sondern die Gesamtzahl der sich<br />

fortpflanzenden Individuen me<strong>in</strong>t.<br />

Bei Wölfen z.B., paaren sich aus e<strong>in</strong>em Rudel immer nur die Alphatiere, auch wenn<br />

das Rudel vielleicht 10 Mitglieder hat. Bei solchen Arten ist die Gesamtzahl der Tiere<br />

natürlich höher als bei den Arten, wo die meisten Mitglieder an der Paarung teilnehmen.<br />

Zum Beispiel Bären. Diese s<strong>in</strong>d polygam, was bedeutet, dass sich e<strong>in</strong>e Bär<strong>in</strong> <strong>in</strong> der<br />

Paarungszeit manchmal mit mehreren Männchen paart, <strong>und</strong> die Männchen auch oft mit mehr<br />

als e<strong>in</strong>em Weibchen. Hier reichen natürlich weitaus kle<strong>in</strong>ere Individuenzahlen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e MVP.<br />

Natürlich wird die MVP auch von den Gefahren mitbestimmt, die der Population an<br />

ihrem Standort drohen.<br />

93


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Populationsbiologie<br />

Gefährdungsanalysen<br />

Populationen unterliegen während ihrer Existenz vielen Gefahren <strong>und</strong> vielen zufälligen<br />

Schwankungen. Aktuelle <strong>und</strong> vorhersehbare Gefahren müssen bei heutigen Managemententscheidungen<br />

berücksichtigt werden, auch wenn sie im Augenblick nur geschätzt werden<br />

können. Dies zu gewährleisten ist der Zweck der Gefährdungsanalysen. Die Rote Liste<br />

bedrohter Tierarten ist e<strong>in</strong> Beispiel <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Gefährdungsanalyse, die Tiere <strong>in</strong><br />

festgeschriebenen Gefährdungsklassen e<strong>in</strong>teilt.<br />

Gefährdungsanalysen haben vier<br />

wichtige Gr<strong>und</strong>lagen (AMMLER et al 1999):<br />

• Die Erfahrung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>schätzung des<br />

Experten<br />

• Faustregeln<br />

• Statistische Analysen<br />

Die Prognose zukünftiger Entwicklungen<br />

mit Modellen <strong>und</strong> Szenarien. Dabei sollte<br />

das gesamte Wissen über die Biologie e<strong>in</strong>er<br />

Art e<strong>in</strong>gebracht werden.<br />

So ist es klar, dass solche Populationsgefährdungsanalysen<br />

nur dann wirklich<br />

hilfreich s<strong>in</strong>d, wenn sie möglichst viele<br />

f<strong>und</strong>ierte Daten be<strong>in</strong>halten. Das s<strong>in</strong>d z.B.<br />

Informationen zu:<br />

• Raumanspruch<br />

• Reproduktion<br />

• Mortalität<br />

• Wachstum<br />

• Kapazität des Lebensraumes<br />

• E<strong>in</strong>fluss von Umweltschwankungen<br />

auf diese bereits genannten Faktoren<br />

• Individuenaustausch zwischen den<br />

Teilpopulationen e<strong>in</strong>er Metapopulation.<br />

94<br />

Abbildung 20: Telemetriearbeit <strong>in</strong> den Karpaten<br />

(© B&C Prommberger)<br />

Auch wenn ihre Datenbasis selten komplett ist, dienen diese <strong>und</strong> andere Analysen auch<br />

dazu, Lücken <strong>in</strong> der Forschung aufzuzeigen<br />

Populationsanalysen<br />

Diese Analysen simulieren die Dynamik e<strong>in</strong>er Population: Ausbreitung, Altern,<br />

Reproduktion <strong>und</strong> die Besetzung von Territorien.<br />

Bei räumlich expliziten Populationsmodellen wird die Landschaft <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />

Rasterkarte dargestellt. Diese Karte beschreibt die räumliche Verteilung von relevanten<br />

Landschaften oder Objekten im Raum. Es werden mehrere Stufen der Habitateignung<br />

unterschieden <strong>und</strong> mehrere Typen von Barrieren können def<strong>in</strong>iert werden, je nach ihrer<br />

Durchlässigkeit.


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Populationsbiologie<br />

Danach f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Validierung des Modells mit reellen Datensätzen wildlebender<br />

Tiere dieser Spezies statt. Sie überprüft die Zuverlässigkeit der Vorhersagen.<br />

Mit Datensätzen s<strong>in</strong>d Ortungen von Tieren mit Sendern mittels Telemetrie geme<strong>in</strong>t.<br />

Mit kle<strong>in</strong>en tragbaren Empfängerantennen kann die Richtung e<strong>in</strong>es Senders ermittelt werden.<br />

Drei (oder mehr) Richtungsortungen schneiden sich an e<strong>in</strong>em Punkt auf der Landkarte, <strong>und</strong><br />

der ungefähre Standort des Senders (<strong>und</strong> des Tieres) ist so ermittelt. Der Sender jedes Tieres<br />

hat se<strong>in</strong>e eigene Frequenz, <strong>und</strong> so können alle Positionen immer wieder telemetrisch erfasst<br />

werden, bis die Tiere sterben, den Sender verlieren oder aus dem Untersuchungsgebiet ziehen.<br />

Diese Telemetriedaten s<strong>in</strong>d die Gr<strong>und</strong>lage vieler wissenschaftlicher Modelle <strong>und</strong> Analysen.<br />

Ist das Modell genau genug, so kann es viele Vorteile im Wildtiermanagement br<strong>in</strong>gen:<br />

• Auswirkungen der Landnutzung <strong>und</strong> ihrer Änderung werden beschreibbar<br />

• Modellierung (Aufzeigen <strong>und</strong> Verfolgen) der Wanderungen e<strong>in</strong>zelner Individuen<br />

• Bestimmung der Wanderkorridore<br />

• Erreichbarkeit von Lebensräumen wird verdeutlicht<br />

• Auswirkungen von Jagd <strong>und</strong> Wilderei werden abgeschätzt<br />

• Konsequenzen von Maßnahmen <strong>und</strong> Entscheidungen können aufgezeigt werden<br />

• Informations- <strong>und</strong> Forschungslücken werden deutlich<br />

• Mögliche Auswirkungen zukünftiger Ereignisse <strong>und</strong> Entwicklungen können<br />

vorhergesagt werden.<br />

Habitatanalysen<br />

Die Gr<strong>und</strong>idee der Habitatmodellierung ist es, die Anwesenheit e<strong>in</strong>er Art aus e<strong>in</strong>er<br />

Serie von Faktoren vorherzusagen, z.B. Beuteangebot oder Sterblichkeit (NAVES et al.<br />

2003). So e<strong>in</strong> Modell ist e<strong>in</strong> wichtiger Schritt <strong>in</strong> der Schutzplanung <strong>und</strong> dem Management<br />

e<strong>in</strong>er Spezies. Es zeigt mögliche Vorkommen <strong>und</strong> Verteilung der Art auf <strong>und</strong> hilft, das<br />

analysierte Habitat nach se<strong>in</strong>er Eignung <strong>in</strong> Typen e<strong>in</strong>zuteilen (SCHADT et al. 2002).<br />

Das zu untersuchende Areal wird <strong>in</strong> Planquadrate aufgeteilt, <strong>und</strong> die Landschaftsvariablen<br />

werden dann großflächig auf alle Planquadrate des Areals angewandt. Je nachdem,<br />

wie viele Variablen verwendet werden, spricht man von e<strong>in</strong>- oder mehrdimensionalen<br />

Modellen. Nun werden Erkenntnisse aus Telemetriedaten verwendet, um vorherzusagen, wo<br />

sich die Tiere aufhalten oder bewegen werden.<br />

Vertiefung: Habitattypen<br />

Mit Hilfe der Modellierung kann e<strong>in</strong> Habitat <strong>in</strong> mehrere gängige Typen e<strong>in</strong>gestuft werden:<br />

• Quellgebiete bieten beste Lebensbed<strong>in</strong>gungen; die Reproduktionsrate ist hoch <strong>und</strong> die<br />

Mortalität bleibt ger<strong>in</strong>g<br />

• Senken bieten im Gegensatz dazu kaum Möglichkeiten zu Reproduktion bei e<strong>in</strong>er<br />

hohen Mortalitätsrate. Sie sollten bei der Planung möglichst vermieden werden<br />

• E<strong>in</strong>e Attraktive Senke bietet bei hoher Mortalität auch gute<br />

Reproduktionsmöglichkeiten, womit sie Tiere anzieht<br />

• Als Matrix wird das Gebiet bezeichnet, das zwischen geeigneten Habitatpatches zu<br />

f<strong>in</strong>den ist. Es bietet ke<strong>in</strong>e Möglichkeiten zur Reproduktion, <strong>und</strong> die Sterblichkeitsrate<br />

der durchziehenden Tiere ist im allgeme<strong>in</strong>en sehr hoch<br />

• Als Rückzugsgebiet werden Habitate bezeichnet, <strong>in</strong> denen Reproduktion <strong>und</strong><br />

Mortalität gleichermaßen niedrig s<strong>in</strong>d. Oft bilden diese Habitate die letzten Refugien<br />

e<strong>in</strong>er aussterbenden Population<br />

95


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Populationsbiologie<br />

96<br />

Der Nutzen der Habitatmodelle ist vielfältig:<br />

• Aufzeigen e<strong>in</strong>es geeigneten Habitats<br />

• Aufzeigen von wertvollen, schützenswerten Kerngebieten<br />

• Auff<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>es potentiellen, jedoch unbesetzten Habitats<br />

• Analyse von Konflikten<br />

E<strong>in</strong>e hohe Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen der tatsächlichen Habitatnutzung (anhand der<br />

Ortung der Tiere durch Telemetrie) <strong>und</strong> der vom Modell simulierten Nutzung zeigen, wie gut<br />

das Modell arbeitet. Wenn die Forscher zufrieden s<strong>in</strong>d, kann das Modell auch auf andere<br />

vergleichbare Gebiete übertragen werden. Gute Modelle können auch auf andere Länder <strong>und</strong><br />

auf vergleichbare Arten angewendet werden. Es müssen nur ausreichende Telemetriedaten<br />

vorhanden se<strong>in</strong>.<br />

Doch letztlich sollte man e<strong>in</strong>es nicht vergessen.<br />

Modelle sagen nicht die Wahrheit voraus. Sie geben bestenfalls Prognosen, die<br />

hoffentlich auf dem besten derzeitigen Wissen über e<strong>in</strong> System basieren (SCHADT 1999).


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Dispersal<br />

Dispersal<br />

Dispersal ist das Fachwort <strong>für</strong> das Abwandern der Tiere aus ihrem Geburtsgebiet<br />

(KNAUER 2000).<br />

Die Motive <strong>für</strong> diese Auswanderung s<strong>in</strong>d meist dieselben, nur ihre Bedeutung<br />

wechselt von e<strong>in</strong>er Art zur anderen. Nahrungskonkurrenz oder –knappheit spielt z.B. bei<br />

Bären e<strong>in</strong>e verstärkte Rolle. E<strong>in</strong> aggressives Territorialverhalten ist bei Wölfen wichtig, auch<br />

wenn diesem Verhalten letztlich auch nur der Schutz der eigenen Ressourcen zugr<strong>und</strong>e liegt.<br />

Andere Gründe könnten der Mangel an Sexualpartnern oder an noch unbesetzten Revieren<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Die Methode des Dispersals variiert aber zum Teil sehr stark von Art zu Art. Manche<br />

Spezies wandern weit, manche nicht Bei manchen Spezies gibt es deutliche Unterschiede<br />

zwischen den Geschlechtern, bei anderen wiederum nicht.<br />

Deswegen will ich an dieser Stelle nicht genauer auf die e<strong>in</strong>zelnen Arten dieses Kurses<br />

e<strong>in</strong>gehen. Die Dispersalgewohnheiten der großen Carnivoren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der jeweiligen<br />

Lerne<strong>in</strong>heit im Detail beschrieben.<br />

Den Dispersern (wandernde Tiere) stehen aber <strong>in</strong> der modernen Kulturlandschaft<br />

<strong>Europa</strong>s viele Hürden im Weg, <strong>und</strong> der Ausgang ihrer Wanderung ist sehr ungewiss. Flüsse,<br />

Straßen, Kanäle, Autobahnen, Städte, aber auch Jäger <strong>und</strong> Wilderer s<strong>in</strong>d alles Gefahren, die<br />

zwischen dem Wanderer <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em neuen Revier stehen. Der E<strong>in</strong>fluss so vieler Faktoren<br />

bewirkt auch, dass die Mortalität regional sehr stark variiert.<br />

Vertiefung: Dispersal ist schwierig zu untersuchen<br />

Und doch ist Dispersal e<strong>in</strong>es der am schwierigsten zu untersuchenden Themen <strong>in</strong> der<br />

Wildökologie, besonders bei Arten, die weite Wanderdistanzen zurücklegen (KNAUER<br />

2000). Somit basieren viele Managemententscheidungen auf Dispersalmustern, die an anderen<br />

Arten untersucht wurden, <strong>und</strong> nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>für</strong> die untersuchte Art zutreffen müssen.<br />

Und doch basiert unter anderem auch die Metapopulationstheorie auf Dispersalmustern,<br />

<strong>und</strong> diese ist e<strong>in</strong>e wichtige Gr<strong>und</strong>lage im Schutz der großen Carnivoren. So kommt<br />

es, dass viele Entscheidungen des Wildtiermanagements nur auf Vorhersagen der Dispersalbewegungen<br />

basieren, <strong>und</strong> nicht auf Fakten.<br />

Vertiefung : Ausbreitungsmodelle<br />

Die Frage ob Austausch stattf<strong>in</strong>den kann, ist wesentlich <strong>für</strong> Managemententscheidungen,<br />

da es wenig S<strong>in</strong>n macht, Zeit <strong>und</strong> Geld <strong>in</strong> die Wiederbesiedelung kle<strong>in</strong>er<br />

isolierter Populationen zu <strong>in</strong>vestieren, die, wie wir ja wissen, sehr anfällig <strong>für</strong>s Aussterben<br />

s<strong>in</strong>d (SCHADT 1999).<br />

Computermodelle können benützt werden, um die Auswanderung <strong>und</strong> die<br />

Verb<strong>und</strong>enheit von Habitatpatches zu simulieren. Man ortete abwandernde Luchse täglich mit<br />

Sendern, über e<strong>in</strong>e längere Periode h<strong>in</strong>. Diese Daten beantworteten Fragen wie: Welches<br />

Habitat bevorzugen die Disperser? Welches meiden sie ganz? Wie schnell wandern sie?<br />

Welche Barrieren beh<strong>in</strong>dern sie? Folgen sie e<strong>in</strong>er bestimmten Landschaftsform? Nun nimmt<br />

man diese gewonnen Daten <strong>und</strong> überträgt sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neue Landschaft, um zu simulieren, wie<br />

die Abwanderung <strong>in</strong> diesem Gebiet aussehen könnte. Die Vorhersage ist natürlich umso<br />

genauer, je mehr Datensätze von unterschiedlichen Tieren <strong>und</strong> Regionen benützt werden<br />

können.<br />

97<br />

Kommentar [D.A.3]: abwand<br />

ernde Tiere


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Das Konzept der Metapopulation<br />

Das Konzept der Metapopulation<br />

Was ist e<strong>in</strong>e Metapopulation?<br />

AMMLER et al. (1999) def<strong>in</strong>ieren Metapopulationen so:<br />

E<strong>in</strong>en Verb<strong>und</strong> aus Teilpopulationen, <strong>in</strong> dem alle Teilpopulationen aussterben <strong>und</strong><br />

dann von benachbarten Teilpopulationen an derselben oder anderer Stelle neu gegründet<br />

werden können, fasst man generell als Metapopulation auf.<br />

Also ist e<strong>in</strong>e Metapopulation e<strong>in</strong> Netzwerk aus mehreren Populationen, zwischen<br />

denen Disperser h<strong>in</strong> <strong>und</strong> her wandern können.<br />

Natürliche Metapopulationen f<strong>in</strong>den wir häufig <strong>in</strong> fragmentierten Habitaten wie<br />

alp<strong>in</strong>en Hochlagen, aber auch die Verteilungsmuster natürlicher Lebensräume <strong>in</strong> unserer<br />

modernen Kulturlandschaft entsprechen mehr oder weniger dem Muster von Metapopulationen<br />

(STORCH et al. 1996)<br />

Leider ist das moderne <strong>Europa</strong> e<strong>in</strong> dicht besiedeltes Gebiet, so dass sich die Lebensraumvernetzung<br />

<strong>und</strong> die Gestaltung von Metapopulationen nur auf dem Papier problemlos<br />

verwirklichen lässt (HOLTMEIER 2002).<br />

Die Metapopulation im Wildtiermanagement<br />

E<strong>in</strong> Werkzeug der Analyse<br />

Ungünstigerweise ist der Nachweis e<strong>in</strong>er Metapopulation sehr zeitaufwändig, Zeit, die<br />

im Wildtiermanagement meist fehlt. So kommt die Erfahrung der Experten zum Tragen, die<br />

Metapopulationen anhand e<strong>in</strong>iger wichtiger Leitsätze beurteilen (STORCH&SCHRÖDER<br />

1996).<br />

Größere Populationen überleben wahrsche<strong>in</strong>licher als kle<strong>in</strong>e.<br />

Teilpopulationen haben bessere Überlebenschancen, wenn sie mit anderen<br />

Populationen vernetzt s<strong>in</strong>d.<br />

Spezies entwickeln höhere Individuenzahlen <strong>in</strong> Netzwerken aus größeren<br />

Habitatpatches, als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Netzwerk aus kle<strong>in</strong>en Patches. Genauso spielt die Zahl der<br />

Habitatpatches e<strong>in</strong>e große Rolle. Je mehr, desto besser.<br />

Der letzte wichtige Faktor ist die Häufigkeit des Individuenaustausches.<br />

Teilpopulationen s<strong>in</strong>d meist kurzlebig, doch je wahrsche<strong>in</strong>licher e<strong>in</strong> Individuenaustausch ist,<br />

desto stabiler wird im Gr<strong>und</strong>e die Metapopulation. Populationen, zwischen denen e<strong>in</strong><br />

Austausch zum<strong>in</strong>dest gelegentlich möglich ersche<strong>in</strong>t, werden als e<strong>in</strong>e Metapopulation<br />

angenommen.<br />

Durch die Anwendung dieser Leitsätze ist es <strong>in</strong> der Praxis möglich, f<strong>und</strong>ierte<br />

Aussagen auch ohne ausreichende Detaildaten zu machen.<br />

98


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Das Konzept der Metapopulation<br />

Vertiefung: Habitatpatches<br />

Habitatpatches oder Patches s<strong>in</strong>d die Flächen, die von den e<strong>in</strong>zelnen Teilpopulationen<br />

besiedelt werden können (AMMLER et al. 1999).<br />

Geeignete Habitatpatches sollten e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>destgröße haben, die je nach<br />

Revierverhalten der Spezies im günstigsten Fall genug Platz <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e MVP (M<strong>in</strong>imum Viable<br />

Population) bieten sollten. Sie sollten genug Beute bieten, was aber <strong>in</strong> den meisten<br />

europäischen Ländern ke<strong>in</strong> Problem darstellt, denn Schalenwildbestände s<strong>in</strong>d im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

hoch.<br />

Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Aussterbens e<strong>in</strong>er Metapopulation steigt, je weniger <strong>und</strong><br />

je kle<strong>in</strong>er diese Habitatfragmente s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> mit der s<strong>in</strong>kenden Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er<br />

Rekolonisation. Da <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Patches auch nur wenige Tiere leben können, s<strong>in</strong>d diese<br />

verhältnismäßig kle<strong>in</strong>en Populationen auch stärker vom Aussterben bedroht.<br />

Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit des Individuenaustausches oder der Rekolonisation hängt u.a.<br />

von mehreren Faktoren ab:<br />

• Anzahl <strong>und</strong> Frequenz der Disperser<br />

• Gefahren auf dem Weg, wie Flüsse, Straßen oder Siedlungsgebiete<br />

• Barrieren wie e<strong>in</strong>gezäunte Autobahnen<br />

• Entfernung zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Patches<br />

• Die Qualität des Korridors (gemessen an der Landschaft <strong>und</strong> der Beutemenge)<br />

Zwei Teilpopulationen gelten als isoliert, wenn ke<strong>in</strong> Austausch von Weibchen stattf<strong>in</strong>den<br />

kann.<br />

Vertiefung: Wanderkorridore<br />

Laut dem Metapopulationskonzept sollten isolierte Populationen durch die Schaffung<br />

oder die Erhaltung von Korridoren verb<strong>und</strong>en werden (STORCH&SCHRÖDER 1996).<br />

Leider gibt es nur wenige Studien über Wanderkorridore <strong>für</strong> die großen Räuber<br />

SCHADT 1999). Das heißt wir wissen wenig über ihre nötige Länge, Beschaffenheit oder wie<br />

sie von den Tieren genützt werden.<br />

Am besten sollten Korridore aus Waldgebieten bestehen, die <strong>für</strong> die Auswanderung<br />

der Wildtiere geeignet s<strong>in</strong>d, denn sie bieten gleichzeitig Deckung <strong>und</strong> Beute. Solche<br />

Korridore, sollten erhalten werden, wo immer sie schon existieren, um die Mortalität der<br />

Auswanderer zu reduzieren.<br />

Abgesehen davon können dieselben Korridore auch von anderen Arten verwendet<br />

werden. So können die bekannten Großräuber als Flagschiffe verstanden werden, <strong>in</strong> deren<br />

Kielwasser auch andere weniger bekannte Arten geschützt werden können.<br />

E<strong>in</strong> Werkzeug der Visualisierung<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en können wir sagen, dass das Metapopulationskonzept dazu dient, den<br />

Blick des Wildtiermanagements auf die großräumigen Zusammenhänge zu richten. Das<br />

bedeutet, den Tierschutz über Organisationsgrenzen <strong>und</strong> Staatsgrenzen h<strong>in</strong>weg zu planen <strong>und</strong><br />

umzusetzen.<br />

Se<strong>in</strong> Zweck dient so nicht nur der wissenschaftlichen Analyse, sondern manchmal auch<br />

der Vermittlung e<strong>in</strong>er Vision <strong>für</strong> die Öffentlichkeit, der Visualisierung e<strong>in</strong>es Schutzkonzeptes,<br />

ganz ohne wissenschaftlichen Anspruch (STORCH&SCHRÖDER 1996).<br />

Somit ist das Metapopulationskonzept besonders <strong>für</strong> die großen Raubtiere von<br />

Interesse, die allesamt Arten mit großem Raumanspruch s<strong>in</strong>d.<br />

99


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Monitor<strong>in</strong>g<br />

Monitor<strong>in</strong>g<br />

Monitor<strong>in</strong>g ist der Fachbegriff <strong>für</strong> die langfristige Überwachung e<strong>in</strong>er Spezies.<br />

Dessen S<strong>in</strong>n <strong>und</strong> Zweck ist es, möglichst viele Daten über diese Spezies <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

bestimmten Region zu sammeln. Biologische Daten wie Physiologie, Verhalten, Genetik,<br />

Habitatnutzung, Verbreitung <strong>und</strong> Reaktion auf Umweltveränderungen s<strong>in</strong>d genauso wichtig<br />

wie die möglichst exakte Bestimmung der Individuenzahlen. Aber auch das Schicksal der<br />

Individuen dieser Population sollte untersucht werden, um rechtzeitig Gefahrenquellen zu<br />

erkennen <strong>und</strong> ihnen mit gezieltem Management entgegen wirken zu können.<br />

Durch Monitor<strong>in</strong>g können über längere Zeiträume kurzfristige Schwankungen von<br />

Trends unterschieden <strong>und</strong> die langfristige Stabilität der Population gesichert werden<br />

(PRIMACK 1995). Außerdem ist es notfalls möglich, dieselben Daten bei e<strong>in</strong>em Neubeg<strong>in</strong>n<br />

unter ähnlichen Unständen zu Rate zu ziehen, oder als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> Modelle <strong>und</strong><br />

Vorhersagen zu verwenden.<br />

Derzeit bemühen sich die meisten Länder <strong>Europa</strong>s, Monitor<strong>in</strong>gprogramme <strong>für</strong> die<br />

großen Raubtiere auf ihren Territorien aufzubauen.<br />

Abbildung 21: Trittsiegel von Luchs, Fuchs, H<strong>und</strong>, Wolf Bär <strong>und</strong> Dachs (aus KACKZENSKY et al. 1997)<br />

Methoden des Monitor<strong>in</strong>g<br />

Monitor<strong>in</strong>gprogramme verwenden viel Methoden, um den Tieren auf der Spur zu<br />

bleiben. Als wichtigste Maßnahme werden Tier betäubt, mediz<strong>in</strong>isch untersucht, gewogen,<br />

<strong>und</strong> mit Sendern versehen. Danach wird ihre Position regelmäßig telemetrisch festgelegt.<br />

Wenn möglich wird auch ihre DNA ausgewertet, um Verwandtschaftsbeziehungen oder<br />

Herkunft zu bestimmen. Augenzeugen werden befragt, <strong>und</strong> so oft Spuren entdeckt, die<br />

verfolgt, gezählt <strong>und</strong> gedeutet werden. Fotofallen, Haarfallen oder Kot weisen auf die<br />

Existenz von Tieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet. Obduktionen an toten Tieren werden durchgeführt, um<br />

die Todesursachen zu bestimmen. Und das s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige der angewendeten Methoden.<br />

100


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Action- <strong>und</strong> Managementpläne<br />

Action- <strong>und</strong> Managementpläne<br />

Was ist e<strong>in</strong> Actionplan?<br />

Actionpläne s<strong>in</strong>d gleichzeitig Statusberichte der aktuellen Situation e<strong>in</strong>er Spezies <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e Sammlung von Lösungsvorschlägen <strong>für</strong> das großräumige Management dieser Art.<br />

Zwei D<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d bei Actionplänen zu beachten. Erstens s<strong>in</strong>d sie nur Vorschläge, ohne<br />

jeglichen b<strong>in</strong>denden Charakter. Zweitens s<strong>in</strong>d sie meist sehr allgeme<strong>in</strong> gehalten <strong>und</strong> haben<br />

selten lokalen Bezug. Ihr Hauptzweck ist es zu <strong>in</strong>formieren <strong>und</strong> die Ausarbeitung von<br />

nationalen oder regionalen Managementplänen anzuregen.<br />

Die „Large Carnivore Initiative for Europe“ hat Actionpläne <strong>für</strong> alle vier <strong>in</strong> diesem<br />

Kurs vorgestellten Großräuber auf europäischer Ebene angefertigt.<br />

Was ist e<strong>in</strong> Managementplan?<br />

Managementpläne s<strong>in</strong>d Fahrpläne <strong>für</strong> die Staats- oder Landesregierungen, um Konflikte<br />

zu lösen. Solche Konflikte entstehen zwischen Tier <strong>und</strong> Mensch, genauso wie zwischen<br />

Betroffenen <strong>und</strong> den <strong>für</strong> den Schutz <strong>und</strong> dem Management verantwortlichen Organen<br />

(HOFER & PROMBERGER 1998, BRAUNBÄR LIFE 1997). Auch wenn regionale,<br />

nationale <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Kooperation immer nötig ist, s<strong>in</strong>d lokal gewählte Lösungen stets<br />

die erfolgreichsten. Deswegen gibt es nationale Managementpläne, die am besten von<br />

regionalen Plänen ergänzt werden sollten.<br />

Was s<strong>in</strong>d die Vorteile e<strong>in</strong>es Managementplans?<br />

Erfolgreiche Managementpläne sollten von Vertreter möglichst vieler lokaler<br />

Interessengruppen entwickelt werden. „Was alle angeht müssen auch alle mitbestimmen“.<br />

Managementpläne haben viele Vorteile (HOFER & PROMBERGER 1998). Sie<br />

• def<strong>in</strong>ieren die Probleme des Wildtiermanagements, wie Konflikte <strong>und</strong> Bedrohungen<br />

• helfen Probleme zu lösen, bevor diese eskalieren können<br />

• treiben Prozesse voran, anstatt nur auf Ereignisse zu reagieren<br />

• ermöglichen orts- <strong>und</strong>/oder populationsspezifische Strategien, Techniken <strong>und</strong><br />

Maßnahmen.<br />

• legen Etappen-, Endziele <strong>und</strong> Maßnahmen offen<br />

• schaffen <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensivieren zwischenregionale <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Kontakte<br />

• bieten e<strong>in</strong> Forum <strong>für</strong> die Kooperation der beteiligten Interessengruppen<br />

• zeigen den Menschen, dass sie mit ihren Problemen nicht alle<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d<br />

• können Interessenkonflikte lösen<br />

• können Widerstand gegen Carnivoren, Institutionen oder Maßnahmen mildern, denn<br />

besonders Kritiker schätzen es nicht, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden<br />

• können Geld sparen oder gar verdienen, z.B. mit Schadensbegrenzung, Jagd- oder<br />

Ökotourismus<br />

101


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Action- <strong>und</strong> Managementpläne<br />

Rechtsgr<strong>und</strong>lagen<br />

Die Rote Liste der IUCN<br />

Was ist die Rote Liste?<br />

Die Rote Liste ist das umfassendste Bestandverzeichnis über den weltweiten<br />

Schutzstatus von Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten. Sie verwendet e<strong>in</strong>e Reihe von Kriterien zur<br />

Bewertung der Aussterbegefahr von Tausenden von Arten <strong>und</strong> Unterarten.<br />

Wegen der streng wissenschaftlichen Gr<strong>und</strong>lage gilt die Rote Liste der IUCN als<br />

wichtigste Quelle über den Status der Biodiversität. Damit ist sie e<strong>in</strong> mächtiges Werkzeug des<br />

<strong>in</strong>ternationalen Wildtiermanagements.<br />

Die Rote Liste verfolgt dabei gleichzeitig mehrere Hauptziele (IUCN 2002).<br />

1. der Öffentlichkeit <strong>und</strong> der Politik die Wichtigkeit des Artenschutzes zu vermitteln.<br />

2. die globale Gesellschaft anzuregen, e<strong>in</strong>en Beitrag zur Artenerhaltung zu leisten.<br />

3. die Arten aufzuzeigen, bei denen der Handlungsbedarf am höchsten ist<br />

4. Informationen <strong>für</strong> lokale Schutzmaßnahmen zu liefern.<br />

Abbildung 22: Das Logo der IUCN (© IUCN)<br />

Vertiefung: Die IUCN <strong>und</strong> die SSC<br />

102<br />

Dieses System wurde auch <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>erem Maßstab erweitert. Inzwischen<br />

werden landesweite oder regionale Rote<br />

Listen <strong>für</strong> Vögel, Fledermäuse, Sp<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

viele andere Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten geführt.<br />

Die IUCN wurde am 5. Oktober 1948 gegründet als The International Union for the<br />

Protection of Nature (IUPN), nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Konferenz <strong>in</strong> Fonta<strong>in</strong>bleau,<br />

Frankreich. 1956 änderte die Organisation ihren Namen <strong>in</strong> International Union for<br />

Conservation of Nature (IUCN). 1990 wurde der Name auf IUCN - The World Conservation<br />

Union umgestellt. Die IUCN, arbeitet mit Regierungen <strong>und</strong> verschiedenen nichtstaatlichen<br />

Organisationen (NGOs) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigartigen Partnerschaft zusammen, verteilt über dem<br />

ganzen Globus, mit über 980 Mitgliedern, <strong>in</strong> etwa 140 Länder.<br />

Die Species Survival Commission (SSC) der IUCN besteht aus e<strong>in</strong>em Netzwerk von r<strong>und</strong> 7000 Tier- <strong>und</strong><br />

Pflanzenexperten, die über die ganze Welt verteilt <strong>und</strong> be<strong>in</strong>ahe <strong>in</strong> jedem Land tätig s<strong>in</strong>d. Diese kooperieren mit<br />

e<strong>in</strong>er Vielzahl von Partnerorganisationen, die ihrerseits bereit s<strong>in</strong>d ihre Daten der SSC zur Verfügung zu stellen.<br />

Die Artenschutzkommission ist Herausgeber der Roten Liste <strong>und</strong> sorgt <strong>für</strong> ihre<br />

jährliche Aktualisierung.<br />

Gefährdungskategorien der Roten Liste<br />

Die Rote Liste unterscheidet fünf Kategorien von „Gefährdet“, <strong>und</strong> vier weitere<br />

Kategorien.<br />

Die E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> diese Kategorien wird durch quantitative Kriterien vorgenommen.<br />

Diese Kriterien basieren auf Fakten <strong>und</strong> Zahlen, die direkt mit der Aussterbegefahr e<strong>in</strong>er Art


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Action- <strong>und</strong> Managementpläne<br />

<strong>in</strong> Zusammenhang stehen. Solche Kriterien s<strong>in</strong>d z.B.: Rückgangsrate der Population,<br />

Populationsgröße, geographische Verbreitung <strong>und</strong> der Grad der Zerstückelung ihres<br />

Lebensraumes.<br />

Alle <strong>in</strong> diesem Kurs behandelten <strong>Großraubtiere</strong> stehen auf der Roten Liste des IUCN,<br />

wenn auch unter unterschiedlichen Kategorien<br />

„Gefährdet“ Kategorien (IUCN 2002):<br />

EXTINCT (EX) Ausgestorben<br />

E<strong>in</strong>e Art gilt als ausgestorben, wenn es ke<strong>in</strong>en Zweifel gibt, dass das letzte Individuum<br />

der betroffenen Art gestorben ist.<br />

EXTINCT IN WILD (EW) In der Wildnis ausgestorben.<br />

E<strong>in</strong>e Art gilt als <strong>in</strong> der Wildnis ausgestorben, wenn sie nur noch <strong>in</strong> Gefangenschaft<br />

oder ausgewildert vorkommt.<br />

CRITICALLY ENDANGERED (CR) Vom Aussterben bedroht.<br />

Wenn das vorhandene Beweismaterial darauf h<strong>in</strong>weist, dass sie e<strong>in</strong>er außerordentlich<br />

hohen Aussterbegefahr ausgesetzt ist; gilt e<strong>in</strong>e Art als vom Aussterben bedroht.. Der iberische<br />

Luchs (Lynx pard<strong>in</strong>us) wurde 2002 von der SSC <strong>in</strong> dieser Kategorie hochgestuft.<br />

ENDANGERED (EN) Stark gefährdet.<br />

E<strong>in</strong>e Art gilt als stark gefährdet, wenn das vorhandene Beweismaterial darauf<br />

h<strong>in</strong>weist, dass sie e<strong>in</strong>er sehr hohen Aussterbegefahr ausgesetzt ist.<br />

VULNERABLE (VU) Gefährdet<br />

E<strong>in</strong>e Art gilt als gefährdet, wenn das vorhandene Beweismaterial darauf h<strong>in</strong>weist, dass<br />

die Art e<strong>in</strong>er hohen Aussterbegefahr ausgesetzt ist. In dieser Kategorie wird weltweit der<br />

Wolf (Canis lupus) e<strong>in</strong>gestuft<br />

„Nicht-Gefährdet“ Kategorien:<br />

NEAR THREATENED (NT) Potentiell gefährdet<br />

E<strong>in</strong>e Art gilt als potentiell gefährdet, wenn sie nach den Kriterien der Roten Liste<br />

bewertet wurde, aber nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e „Gefährdet“ Kategorie e<strong>in</strong>gestuft werden konnte. Die Art<br />

wird voraussichtlich <strong>in</strong> absehbarer Zeit die Kriterien <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e der oben genannten Kathegorien<br />

erfüllen.<br />

LEAST CONCERN (LC) Nicht gefährdet<br />

E<strong>in</strong>e Art gilt als nicht gefährdet, wenn sie nach den Kriterien der Roten Liste bewertet<br />

wurde, sich aber nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e "Gefährdet" Kategorie e<strong>in</strong>stufen lässt. Diese Kategorie umfasst<br />

auch weit verbreitete <strong>und</strong> zahlreich vorkommende Arten. Der eurasische Luchs (Lynx lynx)<br />

steht global <strong>in</strong> dieser Kategorie, was aber kaum se<strong>in</strong>en Status <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> widerspiegelt.<br />

DATA DEFICIENT (DD) Ungenügende Datengr<strong>und</strong>lage<br />

E<strong>in</strong>e Art wird dieser Kategorie zugeordnet, wenn nicht genügend Informationen<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d, um e<strong>in</strong>e direkte oder <strong>in</strong>direkte Beurteilung der Aussterbegefahr vornehmen.<br />

E<strong>in</strong>e Art dieser Kategorie kann gut erforscht se<strong>in</strong>. Jedoch kann aufgr<strong>und</strong> des Fehlens<br />

von geeigneten Daten über Vielfalt, Population <strong>und</strong> Verbreitung ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stufung<br />

vorgenommen werden. Deswegen ist diese Kategorie auch ke<strong>in</strong>e "Gefährdet"-Kategorie.<br />

NOT EVALUATED (NE) Nicht bewertet<br />

103


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Action- <strong>und</strong> Managementpläne<br />

E<strong>in</strong>e Art gilt als nicht bewertet, wenn sie noch nicht nach den Kriterien der Roten<br />

Liste geprüft wurde.<br />

Das Wash<strong>in</strong>gtoner Artenschutzabkommen (WA) / CITES<br />

Was ist das Wash<strong>in</strong>gtoner Artenschutzabkommen?<br />

Das Wash<strong>in</strong>gtoner Artenschutzabkommen (WA) ist e<strong>in</strong> Abkommen zur Beschränkung<br />

des <strong>in</strong>ternationalen Handels mit gefährdeten Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten.<br />

Vertiefung: Entstehung des WA<br />

Das WA entstand als Ergebnis e<strong>in</strong>es Vorschlages, der IUCN von 1963, wurde am 3.<br />

März 1973 wurde <strong>in</strong> Wash<strong>in</strong>gton DC. (USA) angenommen <strong>und</strong> trat dann am 1. Juli 1975 <strong>in</strong><br />

Kraft. Der Ort an dem dieses Ereignis stattfand, gab dem WA se<strong>in</strong>en (deutschen) Namen. Im<br />

Englischen ist das Abkommen unter der Abkürzung CITES (the Convention on International<br />

Trade <strong>in</strong> Endangered Species of Wild Fauna and Flora) bekannt.<br />

Das WA, das streng genommen e<strong>in</strong> Handelsabkommen ist, soll der Gefährdung von<br />

Arten entgegenwirken. Se<strong>in</strong> Ziel ist es nämlich, den <strong>in</strong>ternationalen Handel, ohne Zweifel<br />

e<strong>in</strong>e der Hauptgefährdungen <strong>für</strong> den Bestand frei lebender Tiere <strong>und</strong> Pflanzen, zu<br />

überwachen. Von se<strong>in</strong>en Regelungen s<strong>in</strong>d nicht nur Pflanzen, lebende <strong>und</strong> tote Tiere, sondern<br />

auch deren Teile <strong>und</strong> Erzeugnisse betroffen.<br />

Wesentlich ist aber auch, dass das WA b<strong>in</strong>dendes <strong>in</strong>ternationales Recht ist <strong>und</strong> auch<br />

Strafen <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Übertretung vorsieht.<br />

Was s<strong>in</strong>d die Anhänge zum WA?<br />

Die Anhänge I, II, <strong>und</strong> III des WA s<strong>in</strong>d drei Listen mit Spezies, die drei<br />

unterschiedlichen Schutzkategorien zugeteilt s<strong>in</strong>d (heute r<strong>und</strong> 8000 Tier- <strong>und</strong> 40.000<br />

Pflanzenarten). Leider konzentriert sich das CITES als <strong>in</strong>ternationaler Vertrag nur auf die<br />

gesamte Spezies, so dass Unterschiede zwischen den Populationen unberücksichtigt bleiben.<br />

Das ist <strong>für</strong> die Wiedere<strong>in</strong>bürgerung <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> wenig hilfreich, wo die Situation der<br />

Großräuber e<strong>in</strong>en besseren Schutz rechtfertigen würde.<br />

ANHANG I<br />

Hier stehen die unmittelbar von der Ausrottung bedrohten Pflanzen <strong>und</strong> Tiere (z.B.<br />

Fischotter, Tiger, iberischer Luchs oder der Bär <strong>in</strong> Asien). Sie dürfen nur <strong>in</strong> wissenschaftlich<br />

begründeten Ausnahmefällen gehandelt werden. Für diese Arten ist der grenzüberschreitende<br />

kommerzielle Handel praktisch ausgeschlossen.<br />

ANHANG II<br />

Anhang II enthält Arten, deren Erhaltungssituation noch e<strong>in</strong>e vorsichtige<br />

wirtschaftliche Nutzung unter wissenschaftlicher Kontrolle zulässt. Hierzu gehören<br />

unterschiedliche Arten, unter anderem auch der eurasische Luchs, der Wolf <strong>und</strong> der Bär<br />

104<br />

Kommentar [D.A.4]: The<br />

Convention on International Trade<br />

<strong>in</strong> Endangered Species of Wild<br />

Fauna and Flora


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Action- <strong>und</strong> Managementpläne<br />

(außerhalb Asiens). Für den Handel mit Anhang-II-Arten ist jeweils e<strong>in</strong>e Genehmigung des<br />

Ausfuhrstaates notwendig. Die Ausfuhrstaaten können also durch Verweigerung der<br />

Genehmigung oder E<strong>in</strong>schränkung auf e<strong>in</strong>e bestimmte jährliche Höchstzahl von Exemplaren<br />

den Handel regeln.<br />

ANHANG III<br />

Hier s<strong>in</strong>d Arten aufgeführt, die von bestimmten Ursprungsländern mit<br />

Handelse<strong>in</strong>schränkungen belegt werden. Anhang-III-Arten dürfen nur e<strong>in</strong>geführt werden,<br />

wenn entweder der im Anhang zur entsprechenden Art vermerkte Staat e<strong>in</strong>e<br />

Ausfuhrgenehmigung erteilt hat oder durch e<strong>in</strong> amtliches Ursprungszeugnis nachgewiesen ist,<br />

dass sie aus e<strong>in</strong>em nicht <strong>in</strong> Anhang III aufgeführten Staat stammen.<br />

Die FFH-Richtl<strong>in</strong>ie<br />

Was ist die FFH-Richtl<strong>in</strong>ie?<br />

Die Bezeichnung Flora-Fauna-Habitat-Richtl<strong>in</strong>ie oder Fauna-Flora-Habitat-Richtl<strong>in</strong>ie,<br />

kurz FFH-Richtl<strong>in</strong>ie, ist e<strong>in</strong>e Naturschutz-Richtl<strong>in</strong>ie der Europäischen Union, die 1992<br />

beschlossen wurde.<br />

Die FFH-Richtl<strong>in</strong>ie hat zum Ziel, wildlebende Arten <strong>und</strong> deren Lebensräume zu<br />

schützen <strong>und</strong> die europaweite Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern. Sie verpflichtet auf<br />

europäischer Ebene die Mitgliedstaaten zur Errichtung e<strong>in</strong>es kohärenten europäischen<br />

ökologischen Netzes von Schutzgebieten mit der Bezeichnung NATURA 2000 zur Erhaltung<br />

der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere <strong>und</strong> Pflanzen.<br />

Über den Schutzstatus wird gebietsbezogen <strong>und</strong> ausschließlich nach<br />

naturschutzfachlichen Kriterien entschieden. Die mit der Schutzgebietsausweisung<br />

verb<strong>und</strong>enen Nutzungse<strong>in</strong>schränkungen können auch nicht e<strong>in</strong>fach überw<strong>und</strong>en werden. Die<br />

Richtl<strong>in</strong>ie sieht e<strong>in</strong>e Alternativenprüfung vor, <strong>und</strong> E<strong>in</strong>griffe im ausgewiesenen Schutzgebiet<br />

unterliegen e<strong>in</strong>er Verträglichkeitsprüfung. Doch führt die Ausweisung e<strong>in</strong>er Fläche als FFH-<br />

Gebiet weder zu e<strong>in</strong>em Veränderungsverbot, noch zu e<strong>in</strong>er Nutzungse<strong>in</strong>schränkung, wenn die<br />

Hürde dieser Verträglichkeitsprüfung erst e<strong>in</strong>mal genommen ist. Es gilt hier nur pr<strong>in</strong>zipiell<br />

das Verschlechterungsverbot. Auch dazu gibt es Ausnahmen, wenn wichtige öffentliche<br />

Gründe vorliegen. Das ist e<strong>in</strong> sehr starker politischer Schutz, wenn e<strong>in</strong> Gebiet erstmals FFH-<br />

Gebiet ist.<br />

Was s<strong>in</strong>d be<strong>in</strong>halten die Anhänge zur FFH-Richtl<strong>in</strong>ie?<br />

ANHANG I<br />

Natürliche Lebensräume von geme<strong>in</strong>schaftlichem Interesse, <strong>für</strong> deren Erhaltung<br />

besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.<br />

105


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Action- <strong>und</strong> Managementpläne<br />

Dieser Anhang I listet die natürlichen Lebensräume auf, die im Natura 2000 Netzwerk<br />

aufzunehmen s<strong>in</strong>d. Diese Lebensräume gelten <strong>für</strong> sich als selten <strong>und</strong> schützenswert.<br />

ANHANG II<br />

Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten von geme<strong>in</strong>schaftlichem Interesse, <strong>für</strong> deren Erhaltung<br />

besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.<br />

Der Anhang II be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e Liste von Tierarten, die <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> als bedroht gelten, <strong>und</strong><br />

deren Habitat ebenfalls zu schützen ist. Es ist e<strong>in</strong>e Ergänzung des Anhangs I zur<br />

Verwirklichung e<strong>in</strong>es zusammenhängenden Netzes von besonderen Schutzgebieten.<br />

Alle vier Raubtiere <strong>in</strong> diesem Kurs s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest zum Teil hier aufgeführt.<br />

Alle Lebensräume des Lynx pard<strong>in</strong>us s<strong>in</strong>d mit Priorität zu behandeln, ebenso die<br />

spanischen <strong>und</strong> griechischen Wolfspopulationen. Alle Bärenpopulationen außerhalb<br />

F<strong>in</strong>nlands <strong>und</strong> Schwedens haben ebenfalls Priorität, genauso wie alle Lebensräume des Lynx<br />

lynx außerhalb F<strong>in</strong>nlands.<br />

ANHANG III<br />

Kriterien zur Auswahl der Gebiete, die als Gebiete von geme<strong>in</strong>schaftlicher Bedeutung<br />

bestimmt <strong>und</strong> als besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden könnten.<br />

Dieser Anhang beschreibt zwei Phasen. Die Phase der Auswahlverfahren von<br />

Schutzgebieten <strong>für</strong> das Natura 2000 Netzwerk, <strong>und</strong> die Phase von deren Beurteilung. Dabei<br />

werden auch die Kriterien dieser Beurteilung aufgeführt. Kriterien s<strong>in</strong>d u.a.: Wert des<br />

Gebietes, Ökosystemzugehörigkeit oder die Zahl der <strong>in</strong> diesem Gebiet vorkommenden<br />

natürlichen Lebensraumtypen.<br />

ANHANG IV<br />

Streng zu schützende Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten von geme<strong>in</strong>schaftlichem Interesse<br />

Die <strong>in</strong> diesem Anhang geführten Tiere sollen geschützt werden. Der Schutz ihres<br />

Lebensraumes hat hier jedoch ke<strong>in</strong>e Bedeutung. Hier werden alle übrigen Wolfspopulationen<br />

außerhalb Spaniens <strong>und</strong> Griechenlands aufgeführt.<br />

ANHANG V<br />

Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten von geme<strong>in</strong>schaftlichem Interesse, deren Entnahme aus der<br />

Natur <strong>und</strong> Nutzung Gegenstand von Verwaltungsmaßnahmen se<strong>in</strong> können.<br />

Die Direktive schlägt damit die Kontrolle des Umgangs mit diesen Tier- <strong>und</strong><br />

Pflanzenarten vor, <strong>und</strong> überlässt es den Mitgliedsstaaten, wie sie weiter damit verfahren<br />

wollen.<br />

ANHANG VI<br />

Verbotene Methoden <strong>und</strong> Mittel des Fangs, der Tötung <strong>und</strong> Beförderung<br />

Vertiefung: Inhalt des Anhangs VI<br />

Nicht-selektive (universal wirkende) Mittel<br />

SÄUGETIERE<br />

- Als Lockmittel verwendete geblendete oder verstümmelte lebende Tiere<br />

- Tonbandgeräte<br />

- Elektrische <strong>und</strong> elektronische Vorrichtungen, die töten oder betäuben können<br />

- Künstliche Lichtquellen<br />

- Spiegel oder sonstige Vorrichtungen zum Blenden<br />

- Vorrichtungen zur Beleuchtung von Zielen<br />

- Visiervorrichtungen <strong>für</strong> das Schießen bei Nacht mit elektronischem Bildverstärker oder<br />

106


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Action- <strong>und</strong> Managementpläne<br />

Bildumwandler<br />

- Sprengstoffe<br />

- Netze, die gr<strong>und</strong>sätzlich oder nach ihren Anwendungsbed<strong>in</strong>gungen nicht selektiv s<strong>in</strong>d<br />

- Fallen, die gr<strong>und</strong>sätzlich oder nach ihren Anwendungsbed<strong>in</strong>gungen nicht selektiv s<strong>in</strong>d<br />

- Armbrüste<br />

- Gift <strong>und</strong> vergiftete oder betäubende Köder<br />

- Begasen oder Ausräuchern<br />

- Halbautomatische oder automatische Waffen, deren Magaz<strong>in</strong> mehr als zwei Patronen<br />

aufnehmen kann<br />

FISCHE<br />

- Gift<br />

- Sprengstoffe<br />

Transportmittel<br />

- Flugzeuge<br />

- Fahrende Kraftfahrzeuge<br />

Die Berner Konvention<br />

Was ist die Berner Konvention?<br />

Das "Übere<strong>in</strong>kommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen <strong>und</strong><br />

Tiere <strong>und</strong> ihrer natürlichen Lebensräume" (Berner Konvention) entstand bereits 1979. Se<strong>in</strong>e<br />

Ziele s<strong>in</strong>d laut dem österreichischen Umweltb<strong>und</strong>esamt (UBA.AT 2005) „die Schaffung e<strong>in</strong>es<br />

M<strong>in</strong>destschutzes <strong>für</strong> die meisten wildlebenden Pflanzen- <strong>und</strong> Tierarten <strong>und</strong> ihrer natürlichen<br />

Lebensräume, sowie der Vollschutz <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e gewisse Anzahl besonders bedrohter Tier- <strong>und</strong><br />

Pflanzenarten, vor allem der ziehenden Tierarten.“<br />

Die Konvention ruft alle beteiligten Staaten zur Kooperation auf, jedoch nur auf e<strong>in</strong>er<br />

freiwilligen Basis. E<strong>in</strong>e nationale Politik zum Schutz bedrohter Arten soll entstehen, <strong>und</strong> die<br />

Arterhaltung soll bei politischen Entscheidungen <strong>in</strong> der Planungs- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik<br />

berücksichtigt werden. Gebiete, die als Überw<strong>in</strong>terungs-, Sammel-, Futter- oder Brutplatz <strong>für</strong><br />

wandernde Arten dienen, sollen ganz besondere Aufmerksamkeit bekommen (UBA.AT<br />

2005). Genauso soll auch Öffentlichkeitsarbeit gefördert werden, die zur Sensibilisierung der<br />

Bevölkerung <strong>für</strong> den Schutz von Pflanzen, Tieren <strong>und</strong> deren Habitat führen soll. Der Anhang<br />

IV der Berner Konvention zählte ebenfalls e<strong>in</strong>e Reihe von Fang- <strong>und</strong> Jagdgeräten auf, die<br />

nicht mehr gegen bedrohte Arten e<strong>in</strong>gesetzt werden durften. Diese s<strong>in</strong>d heute auch im Anhang<br />

VI der FFH-Richtl<strong>in</strong>ie aufgeführt, womit sie stärkeres gesetzliches Gewicht erhalten haben.<br />

Die Beschlüsse der Konvention s<strong>in</strong>d aber nur Schutzempfehlungen, <strong>und</strong> ihre Umsetzung<br />

ist nur freiwillig. Es gibt viele Ausnahmeregelungen, <strong>und</strong> Staaten die gegen die Konvention<br />

verstoßen, müssen höchstens mit scharfen Worten <strong>und</strong> zeitweiligem Prestigeverlust rechnen.<br />

Die rechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen der Berner Konvention s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen weitgehend von<br />

EU-Recht abgelöst worden.<br />

107


Werkzeuge des Wildtiermanagements – Action- <strong>und</strong> Managementpläne<br />

Was be<strong>in</strong>halten die Anhänge zur Berner Konvention?<br />

Die Konvention unterscheidet h<strong>in</strong>sichtlich ihrer<br />

Schutzempfehlungen zwischen "streng geschützten" <strong>in</strong> Anhang I<br />

(Pflanzen) <strong>und</strong> Anhang II (Tiere) <strong>und</strong> den <strong>in</strong> den Anhängen III<br />

"geschützten" Tierarten. Anhang IV listet die verbotenen Mittel <strong>und</strong><br />

Methoden zum Töten <strong>und</strong> Fangen auf.<br />

Abbildung 23: Logo der Berner Konvention (© Bern Convention)<br />

Für derzeit r<strong>und</strong> 500 streng geschützte Pflanzenarten ist das Pflücken, Sammeln,<br />

Abschneiden, Ausgraben oder Ausreißen sowie, soweit erforderlich, auch der Besitz oder der<br />

Verkauf dieser Arten zu verbieten; ihre Lebensräume sollen geschützt werden. R<strong>und</strong> 600<br />

Tierarten s<strong>in</strong>d derzeit streng geschützt. Für diese Tierarten ist unter anderem jede Form des<br />

absichtlichen Fangens, Haltens <strong>und</strong> Tötens sowie das mutwillige Beschädigen oder Zerstören<br />

von Brut- oder Raststätten zu verbieten.<br />

"Geschützte" Tierarten dürfen gr<strong>und</strong>sätzlich genutzt werden, es s<strong>in</strong>d jedoch Art <strong>und</strong><br />

Ausmaß der Nutzung vorzuschreiben. Mittel <strong>und</strong> Methoden des Fangens <strong>und</strong> Tötens sowie<br />

die Nutzungsformen werden aufgelistet, die an den "geschützten" Tierarten nicht angewendet<br />

werden dürfen.<br />

Was ist die Schwäche aller <strong>in</strong>ternationalen Verträge?<br />

Internationale Verträge haben meist e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Schwachstelle. Sie<br />

konzentrieren sich auf ganze Spezies, anstatt auf Populationen. So genießen manchmal Tiere<br />

dort e<strong>in</strong>en besonderen Schutz, wo ihre Population die Jagd zulassen würde, <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d dort<br />

kaum ausreichend geschützt, wo die Population stark gefährdet ist. Nicht selten führt dieser<br />

Umstand zu Unmut bei Jägern oder der Bevölkerung, was die Arbeit der Wildtiermanager<br />

zusätzlich erschwert. Dort wiederum, wo der Schutz unzureichend ist, klagen die<br />

Naturschutzorganisationen ihrerseits über die Ineffizienz der Verträge.<br />

108


Die Rückkehr des Wolfes – Zusammenfassung<br />

Lerne<strong>in</strong>heit<br />

Die Rückkehr des Wolfes (Canis lupus)<br />

Die Rückkehr des Wolfes (Zusammenfassung)<br />

Als der bedeutendste europäische Räuber hatte der Wolf schon immer e<strong>in</strong>e besondere<br />

Beziehung zu uns Menschen. Der Wolf ist e<strong>in</strong> geschickter Großwildjäger, flexibel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Lebensgewohnheiten, sozial <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Umgang mit Artgenossen <strong>und</strong> gefährlich <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Beute. So verehrten wir ihn teils als Mythos, akzeptierten ihn teils als Begleiter <strong>und</strong><br />

bekämpften ihn teils als Fe<strong>in</strong>d.<br />

Bis Mitte des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts wurden die Wildh<strong>und</strong>e <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> gnadenlos gejagt<br />

<strong>und</strong> letztlich <strong>in</strong> den bevölkerungsreichen Regionen Zentraleuropas ausgerottet. Doch der Wolf<br />

ist anpassungsfähig. Er harrte überall dort aus, wo nur wenige Menschen lebten. Kle<strong>in</strong>e<br />

Populationen überdauerten so <strong>in</strong> den unzugänglichen europäischen Bergregionen Italiens,<br />

Griechenlands <strong>und</strong> im Norden der iberischen Halb<strong>in</strong>sel. Noch mehr blieben <strong>in</strong> den Karpaten,<br />

dem Baltikum <strong>und</strong> auf dem Balkan erhalten. Doch oft zeigt auch heute die Entwicklung dieser<br />

alten Populationen e<strong>in</strong>en negativen Trend, denn der alte Konflikt ist dort noch lebendig.<br />

In e<strong>in</strong>igen Gebieten, so wie beispielsweise dem Alpenbogen oder der skand<strong>in</strong>avischen<br />

Halb<strong>in</strong>sel, kehren die Wölfe dank ihrer starken Ausbreitungskraft auf natürlichen Pfaden<br />

zurück, doch diese Populationen s<strong>in</strong>d immer noch sehr kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> so vielen Gefahren<br />

ausgesetzt. Zu ihrem Schutz ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Kooperation im Wolfsmanagement<br />

unabd<strong>in</strong>gbar.<br />

Wo immer es etwas zu fressen gibt <strong>und</strong> der Mensch sie nicht tötet, können Wölfe<br />

überleben. Sie s<strong>in</strong>d Großwildjäger, wo sie können, aber auch Opportunisten, wo es ke<strong>in</strong><br />

Großwild gibt. Als Generalisten leben sie <strong>in</strong> den verschiedensten Habitaten, von der<br />

skand<strong>in</strong>avischen T<strong>und</strong>ra bis zu den trockenen Gebirgen Griechenlands. Und obwohl sie <strong>für</strong><br />

uns stets unsichtbar bleiben, dulden sie auch die Nähe des Menschen, solange ihnen<br />

ungestörte Rückzugsgebiete bleiben.<br />

Die Reproduktionskraft der Wölfe ist die größte unter den großen Carnivoren, <strong>und</strong><br />

somit auch ihre Kraft zum Besiedeln neuer Gebiete.<br />

Die eigentliche Hauptgefahr <strong>für</strong> den Wolf bleibt wohl se<strong>in</strong> schlechtes Image, das tief<br />

im Denken vieler Menschen verankert ist <strong>und</strong> immer wieder e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> Wilderei <strong>und</strong><br />

Intoleranz gibt. Furcht, Missverständnisse <strong>und</strong> se<strong>in</strong> hohes wahrgenommenes Gefahrenpotenzial<br />

<strong>für</strong> die Viehzucht s<strong>in</strong>d alle an se<strong>in</strong>em Ruf beteiligt. Sie erschweren die Beseitigung<br />

von Konflikten zwischen Mensch <strong>und</strong> Wolf, auch wenn diese E<strong>in</strong>stellung etwas von Land zu<br />

Land variiert. In manchen Ländern steht der Wolf ganzjährig unter Schutz, während es <strong>in</strong><br />

anderen immer noch offene Jagdsaisons oder Genehmigungsverfahren gibt, die sich zu selten<br />

auf biologischen Gr<strong>und</strong>lagen stützen. Der Hauptgr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Jagd auf den Wolf bleibt auch<br />

heute se<strong>in</strong>e Gefahr <strong>für</strong> die Viehzucht. Die Wilderei ist aber sicherlich die Haupttodesursache<br />

<strong>für</strong> die europäischen Grauwölfe.<br />

Auch die fortschreitende Urbanisierung <strong>und</strong> Fragmentierung se<strong>in</strong>es Habitats durch<br />

Straßen <strong>und</strong> Schienen führt zu Störungen <strong>und</strong> zunehmender Mortalität. Die<br />

Landschaftsplanung sollte sich stärker als bisher um Habitatrestaurierung <strong>und</strong> Waldkorridore<br />

als Verb<strong>in</strong>dungswege zwischen isolierten Wolfsgebieten bemühen.<br />

109


Die Rückkehr des Wolfes – Zusammenfassung<br />

Abbildung 24: Der Wolf wandert wieder <strong>in</strong> Westeuropa e<strong>in</strong> (© B&C Prommberger)<br />

Regierungen, Schutzorganisationen, Wissenschaftler, Jägerschaft, Viehzüchter <strong>und</strong><br />

Anwohner sollten immer bei Schutzprojekten mit e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en werden, um den Erfolg zu<br />

sichern. Aufklärungsprogramme <strong>und</strong> Öffentlichkeitsarbeit, besonders unter diesen direkt<br />

betroffenen Personengruppen sollen mit Missverständnissen <strong>und</strong> Furcht aufräumen. Sie sollen<br />

die Menschen toleranter <strong>für</strong> die Probleme des Wolfes zu machen, <strong>in</strong>dem sie sich mit se<strong>in</strong>en<br />

Problemen ause<strong>in</strong>andersetzen. Wahrgenommene Schäden <strong>und</strong> schlechte Presse könnten durch<br />

faire <strong>und</strong> unbürokratische Entschädigungsverfahren <strong>und</strong> die Förderung von Maßnahmen zum<br />

Schutz vor Räubern gemildert werden. Das Zusammenleben mit dem Wildh<strong>und</strong> ist leider <strong>in</strong><br />

vielen Ländern West- <strong>und</strong> Nordeuropas verlernt worden, <strong>in</strong> denen es schon seit Generationen<br />

ke<strong>in</strong>e Wölfe mehr gibt.<br />

Projekte wie das abgeschlossene „Carpathian Large Carnivore Project“ <strong>in</strong> Rumänien<br />

können dort Erkenntnisse über die Koexistenz zwischen Mensch <strong>und</strong> Wolf gew<strong>in</strong>nen, wo<br />

dieses Zusammenleben nie aufgehört hat. Diese Lösungen <strong>und</strong> Praxiserfahrungen können<br />

dann oftmals Impulse <strong>und</strong> Modelle <strong>für</strong> das Wolfsmanagement liefern.<br />

Obwohl vielen Wolfspopulationen immer noch Gefahr durch Wilderei oder falsches<br />

Management droht, zeigt <strong>für</strong> die europäischen Grauwölfe der derzeitige Trend nach oben.<br />

Der Wolf ist extrem anpassungsfähig, <strong>und</strong> kann anders als andere Großräuber, <strong>in</strong> Gebieten<br />

hoher menschlicher Dichte existieren, wenn er nicht getötet wird.<br />

Nur die Menschen müssen noch lernen, den Wolf zu tolerieren.<br />

110


Die Rückkehr des Wolfes – Die Geschichte des Wolfes<br />

Die Geschichte des Wolfes<br />

Der Wolf war be<strong>in</strong>ahe e<strong>in</strong> Weltbürger; denn se<strong>in</strong>e geografische Verbreitung war e<strong>in</strong>st<br />

gewaltig: Sie umfasste die meisten Teile Eurasiens - von der Arktis im Norden bis zu den<br />

Ufern des Mittelmeers, nach Arabien, Indien <strong>und</strong> Fernost - <strong>und</strong> reichte <strong>in</strong> Nordamerika von<br />

der Sierra Madre <strong>in</strong> Mexiko bis Alaska. Man kann sagen, dass er die ganze nördliche<br />

Hemisphäre bis auf Wüsten <strong>und</strong> Dschungeln bewohnte. Im Laufe der letzten 300 Jahre ist der<br />

große Vorfahre unseres Haush<strong>und</strong>es aber von uns <strong>in</strong> vielen Gebieten zurückgedrängt oder gar<br />

ausgemerzt worden.<br />

In <strong>Europa</strong> verlor der Wolf se<strong>in</strong>e Areale zuerst dort, wo der Mensch <strong>in</strong> der Nähe war<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Interessen bedroht sah. Erst verschwand er aus den bevölkerungsdichten <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>dustrialisierten Regionen West- <strong>und</strong> Zentraleuropas <strong>und</strong> wurde immer weiter nach Süden<br />

<strong>und</strong> Osten verdrängt; <strong>in</strong> Bayern starb der letzte Wolf 1883, <strong>in</strong> Sachsen 1904 (N+K 2004). Er<br />

konnte letztlich nur <strong>in</strong> schlecht zugänglichen, meist bergigen Gebieten überleben, wie dem<br />

Apenn<strong>in</strong>, den Karpaten, auf den Balkan oder <strong>in</strong> den griechischen Píndhos.<br />

Abbildung 25: Ursprüngliche Verbreitung des Wolfes (Canis lupus) (Quelle: BOITANI 2000)<br />

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Die Rückkehr des Wolfes – Die Geschichte des Wolfes<br />

Für den Menschen auf der nördlichen Erdhalbkugel hat der Wolf schon immer e<strong>in</strong>e<br />

besondere Bedeutung gehabt - bei Jägerstämmen als Vorbild <strong>und</strong> Beutekonkurrent, bei<br />

sesshaften Völkern als Haustierräuber, <strong>und</strong> ganz allgeme<strong>in</strong> als lebensbedrohender Angreifer.<br />

Zwar ist die Gefahr durch die Wildh<strong>und</strong>e aufgr<strong>und</strong> der Entwicklung der Schusswaffen<br />

längst gebannt. Doch besitzt noch heute wohl ke<strong>in</strong> anderes Raubtier e<strong>in</strong>en derart schlechten<br />

Ruf wie der „blutrünstige“ Wolf. Spätestens seit den Märchen der Gebrüder Grimm ist er zum<br />

Symbol <strong>für</strong> Gesetzesbrecher <strong>und</strong> Menschenschänder geworden.<br />

So stellte man dem Wolf während der Geschichte nicht nur mit Gewehren, sondern<br />

auch mit Giftködern, Fallen, Kopfgeldern u.v.m. nach, legal wie auch illegal.<br />

Mit dem stetigen Wachstum der europäischen Infrastruktur kamen auch<br />

Verkehrsunfälle als Todesursache h<strong>in</strong>zu, als wandernde Tiere immer mehr Straßen <strong>und</strong><br />

Schienen zu überqueren hatten.<br />

Die Wölfe können überall leben, wo ihre Beute, die Paarhufer leben. Doch auch die<br />

Wälder als Lebensraum der Wölfe <strong>und</strong> ihrer Beute wurden nicht nur <strong>in</strong> West- <strong>und</strong><br />

Zentraleuropa immer weiter zurückgedrängt, <strong>und</strong> dieser Verlust an störungsfreiem Habitat<br />

<strong>und</strong> Beute beschleunigte den Niedergang der Grauwölfe weiter.<br />

Und zuletzt sollten wir nicht vernachlässigen, dass die Tiere auch <strong>in</strong> ungestörten<br />

Populationen an Krankheiten, Jagdw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Unterernährung sterben können oder <strong>in</strong><br />

Rangkämpfen getötet werden.<br />

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Die Rückkehr des Wolfes – Der Wolf Heute<br />

Der Wolf heute<br />

Die heutige Verbreitung<br />

Nach dem Pogrom der letzten Jahrh<strong>und</strong>erte kommt der Wolf heute <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> nur noch<br />

gebietsweise vor. Von der Sowjetunion bis Polen, <strong>in</strong> Rumänien <strong>und</strong> jugoslawischen<br />

Teilrepubliken ist er noch häufig, während <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien, F<strong>in</strong>nland, <strong>in</strong> der<br />

Tschechoslowakei <strong>und</strong> <strong>in</strong> Italien nur noch kle<strong>in</strong>e Restpopulationen überlebt haben. In Asien<br />

gibt es noch große Wolfsbestände <strong>in</strong> der Sowjetunion. Kle<strong>in</strong>ere Populationen überlebten <strong>in</strong><br />

Ch<strong>in</strong>a, Iran <strong>und</strong> Irak. In Nordamerika ist der Wolf <strong>in</strong> den USA ziemlich selten geworden,<br />

kommt aber noch <strong>in</strong> großer Zahl <strong>in</strong> Kanada <strong>und</strong> Alaska vor.<br />

Abbildung 26: Vorkommen des Grauwolfes (Canis lupus) <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> 1999 (Quelle: LCIE 2005)<br />

E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e, wenn auch unsichere natürliche Erholung fand <strong>in</strong> den letzten zwei<br />

Jahrzehnten <strong>in</strong> Teilen <strong>Europa</strong>s statt. Die Individuenzahlen <strong>und</strong> Arealgrößen steigen <strong>in</strong><br />

Frankreich, Deutschland, Schweden, Norwegen <strong>und</strong> der Schweiz (EBERSCHWEIGER 2003,<br />

BOITANI 2000) langsam an. Heute leben um die 15.500 bis 18.000 Grauwölfe <strong>in</strong> ganz<br />

<strong>Europa</strong>. (WWF-UK 1999)<br />

Die größten Populationen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Ländern Osteuropas, allem voran<br />

Rumänien, die Länder des Baltikums, Polen <strong>und</strong> auf dem Balkan. Doch auch diese<br />

Populationen s<strong>in</strong>d nicht zusammenhängend, <strong>und</strong> die Wolfszahlen s<strong>in</strong>d hier meist wegen<br />

Wilderei rückläufig.<br />

Isolierte (<strong>und</strong> somit bedrohte Populationen) leben im Norden Spaniens <strong>und</strong> Portugals,<br />

<strong>in</strong> Schweden <strong>und</strong> Norwegen sowie <strong>in</strong> Italien, Frankreich <strong>und</strong> der Schweiz. In diesen Staaten<br />

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Die Rückkehr des Wolfes – Der Wolf Heute<br />

gibt es noch weitgehend ungestörte Gebirgsregionen <strong>in</strong> ansonsten stark anthropogen<br />

genützten Landschaften.<br />

Vertiefung: Tabelle 1. Number and distribution of wolves <strong>in</strong> Europe (Quelle: BOITANI<br />

2000)<br />

Gründe <strong>für</strong> die Rückkehr<br />

In Italien sorgte das Verbot von Giftködern <strong>und</strong> die zunehmende Landflucht <strong>für</strong><br />

bessere Habitatbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> steigendes Nahrungsangebot. So nahm die Zahl der<br />

Wölfe dort von etwa 100 Tieren <strong>in</strong> den 1970er Jahren auf heute gut 500 zu (CORSI et al.,<br />

1999).<br />

Von Italien aus fanden die ersten Wölfe 1992 den Weg entlang der Alpen nach<br />

Südfrankreich (POULLE et al. 1999), wo e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tensives Monitor<strong>in</strong>gprogramm die Population<br />

2002/2003 auf mehr als 36 Tiere schätzte (DUCHAMP et al. 2002). Hier kommen dem Wolf<br />

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Die Rückkehr des Wolfes – Der Wolf Heute<br />

vor allem se<strong>in</strong> gesetzlicher Schutzstatus <strong>und</strong> die gutstrukturierten Entschädigungszahlungen<br />

zugute. Doch auch <strong>in</strong> Frankreich haben sich durch die Landflucht aus dem Alpenraum die<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> die Wölfe gebessert.<br />

In Polen wurde der Wolf sporadisch verfolgt <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong>er Periode starken<br />

Jagddrucks <strong>in</strong> den 50er Jahren dieses Jahrh<strong>und</strong>erts be<strong>in</strong>ahe ausgerottet. Erst 1973 wurde die<br />

Jagd reguliert <strong>und</strong> Giftköder wurden verboten, so dass die Zahl der Wildh<strong>und</strong>e wieder<br />

zunahm. 2003 wurde die Gesamtzahl der Wölfe auf etwa 550 geschätzt (EBENSCHWEIGER<br />

2003). Dass der Wolf <strong>in</strong> Polen nun ganzjährigen Schutz genießt, stößt bei Jägern <strong>und</strong> der<br />

Bevölkerung auf wenig Verständnis, so dass die Wilderei hier ausschlaggebend <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en<br />

starken Rückgang seit 1990 zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t.<br />

Vom Westen Polens aus kamen <strong>in</strong> den 90er Jahren immer wieder Wölfe über die<br />

deutsch-polnische Grenze, <strong>und</strong> 1998 konnte das erste Rudel <strong>in</strong> der Oberlausitz <strong>in</strong> Sachsen<br />

bestätigt werden. 2004 lebten etwa 15-20 Wölfe auf dem Truppenübungsplatz Muskauer<br />

Heide <strong>und</strong> im Naturschutzgebiet bei Neustadt <strong>in</strong> Sachsen (Q-21 2005). Ihr Gedeihen haben<br />

die Wölfe hierzulande sicher e<strong>in</strong>em positiven Image <strong>und</strong> den bisher vernachlässigbaren<br />

Schäden zu verdanken.<br />

Abbildung 27: Grauwolf (Canis lupus) (© B&C Prommberger)<br />

So bleibt die Anwesenheit des Grauwolfs europaweit <strong>in</strong>selartig. Se<strong>in</strong>e Verfolgung ist<br />

sicher der Hauptgr<strong>und</strong> da<strong>für</strong>, doch auch die vielen Barrieren der Kulturlandschaft stellen <strong>für</strong><br />

die wandernden Jungtiere e<strong>in</strong>en bedeutenden Mortalitätsfaktor dar.<br />

Trotzdem haben die Grauwölfe e<strong>in</strong> großes Potenzial zur Rekolonisation, denn jedes<br />

Jahr kommen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rudel meist 5 Welpen zur Welt, <strong>und</strong> im Normalfall werden auch drei<br />

von ihnen bis zum Alter des Auswanderns überleben. H<strong>in</strong>zu kommt, dass Wölfe schnell <strong>und</strong><br />

sehr weit laufen können, so dass immer wieder e<strong>in</strong>zelne Tiere <strong>in</strong> Ländern gesichtet werden,<br />

wo bislang noch ke<strong>in</strong>e Wolfspopulation zuhause ist (wie z.B. <strong>in</strong> Österreich, 1996).<br />

115


Die Rückkehr des Wolfes – Ökologie des Wolfes<br />

Ökologie des Wolfes<br />

116<br />

In diesem Kapitel werden die schutzrelevanten Aspekte der Wolfsökologie beschrieben.<br />

Vertiefung: Die Ersche<strong>in</strong>ung des Wolfes<br />

Der Wolf ist der größte Vertreter der H<strong>und</strong>eartigen. Er erreicht im Durchschnitt e<strong>in</strong>e<br />

Schulterhöhe von 70 bis 80 Zentimetern <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Gewicht von um die 50 Kilogramm. Die<br />

Wolfsformen des hohen Nordens s<strong>in</strong>d im allgeme<strong>in</strong>en beträchtlich größer als die des Südens.<br />

Sie können bis zu 80 Kilogramm schwer werden. Die kle<strong>in</strong>ste Rasse ist - mit e<strong>in</strong>em Gewicht<br />

von nur 15 bis 30 Kilogramm - der Rotwolf (Canis lupus niger) aus dem Süden der<br />

Vere<strong>in</strong>igten Staaten (KAPPELER 1985).<br />

Wolfshabitat<br />

Innerhalb se<strong>in</strong>es immer noch riesigen Verbreitungsgebiets zeigt der Wolf e<strong>in</strong>e sehr<br />

große Anpassungsfähigkeit an Klima, Bodenbeschaffenheit <strong>und</strong> Vegetation. Zwar bevorzugt<br />

er als Lebensraum ausgedehnte Waldgebiete, er ist aber ebenso <strong>in</strong> den offenen T<strong>und</strong>ren <strong>und</strong><br />

Steppen zuhause. Lediglich Wüsten <strong>und</strong> tropische Regenwälder haben durch ihre<br />

Beuteknappheit se<strong>in</strong>e weitere Ausbreitung nach Süden verh<strong>in</strong>dert.<br />

Nahrungswahl<br />

Die Beutetiere des cleveren Großwildjägers s<strong>in</strong>d vorwiegend größere Huftiere wie<br />

Hirsch, Rentier <strong>und</strong> Elch. Der Grauwolf ist aber polyphag, nimmt auch durchaus kle<strong>in</strong>ere<br />

Säugetiere wie Nager <strong>und</strong> Hasen <strong>und</strong> begnügt sich manchmal sogar mit Fröschen oder Aas.<br />

So kann man den Grauwolf als e<strong>in</strong>en Generalisten bezeichnen, der fast jeder Beute nachgeht,<br />

die ihm begegnet (BERGON et al. 1997)<br />

Wölfe s<strong>in</strong>d enorm leistungsfähige Langstreckenläufer. Wenn sie ihr weites Revier<br />

nach Beute durchstreifen, legen sie oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Nacht mehr als h<strong>und</strong>ert Kilometer<br />

zurück. Auf der Flucht oder bei der Verfolgung e<strong>in</strong>es Beutetiers erreichen sie<br />

Spitzengeschw<strong>in</strong>digkeiten von über sechzig Kilometern <strong>in</strong> der St<strong>und</strong>e. Auch s<strong>in</strong>d sie gute<br />

Schwimmer, die selbst eisiges Wasser nicht scheuen. Durchschnittlich s<strong>in</strong>d Wölfe etwa zehn<br />

St<strong>und</strong>en je Tag <strong>in</strong> Bewegung.<br />

E<strong>in</strong> Wolf kann erstaunliche Mengen von Fleisch verzehren: an e<strong>in</strong>em Tag zehn bis<br />

fünfzehn Kilogramm. Ke<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er dass der „Wolfshunger“ sprichwörtlich geworden ist.<br />

Wenn er aber ke<strong>in</strong> Jagdglück hat, kann der Wolf auch mehrere Tage lang ohne jegliche<br />

Nahrung auskommen. In solchen Fällen kann es geschehen, dass sich der Wolf, der<br />

normalerweise die Nähe menschlicher Siedlungen meidet, an Haustieren wie zum Beispiel<br />

Schafen, Gänsen <strong>und</strong> H<strong>und</strong>en vergreift.<br />

Vertiefung: Die S<strong>in</strong>ne des Wolfes<br />

Auf der Jagd verlässt sich der Wolf hauptsächlich auf se<strong>in</strong>en Geruchss<strong>in</strong>n. Wie unser<br />

Haush<strong>und</strong> ist er e<strong>in</strong> „Nasentier“. Se<strong>in</strong> Gehör ist aber ebenfalls sehr gut ausgebildet, während<br />

se<strong>in</strong>e Augen vor allem Bewegungen, weniger Umrisse <strong>und</strong> Farben wahrnehmen<br />

Kommentar [D.A.5]: mit<br />

vielen Beutetypen


Die Rückkehr des Wolfes – Ökologie des Wolfes<br />

Wölfe leben <strong>in</strong> Rudeln zusammen <strong>und</strong> haben e<strong>in</strong>e komplexe soziale Struktur. Die<br />

Größe des Rudels hängt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie vom Nahrungsangebot (Art <strong>und</strong> Dichte der Beutetiere)<br />

im Revier ab. Meistens umfasst das Rudel etwa zehn Tiere, manchmal auch weniger. Die<br />

Wölfe jagen taktisch: Sie hetzten ihre Beute, stellen ihr Fallen oder treiben sie auch gerne <strong>in</strong><br />

ausweglose Stellen wie Schluchten, Sümpfe oder brüchiges Eis.<br />

10-20 Wölfe können e<strong>in</strong>en Elch erlegen, 6-10 e<strong>in</strong>en Hirsch, <strong>und</strong> so variiert die<br />

Rudelgröße mit der vorherrschenden Beute (BARKHAUSER-GEISER 2004). Wächst das Rudel<br />

an, so überschreitet es gelegentlich se<strong>in</strong>e «wirtschaftliche» Größe, sodass es schwierig wird,<br />

alle Angehörigen ausreichend zu ernähren. Im allgeme<strong>in</strong>en nehmen dann die Streitigkeiten<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Rudelmitgliedern stark zu <strong>und</strong> bewirken schließlich, dass sich das<br />

Rudel aufspaltet <strong>und</strong> so das Gleichgewicht wieder hergestellt wird.<br />

Schadenspotenzial<br />

Die Räuberschäden an den Haustieren des Menschen s<strong>in</strong>d so alt wie die<br />

Haustierhaltung selbst. Und was den Wolf angeht, so wird se<strong>in</strong>en Schäden immer e<strong>in</strong>e<br />

besondere Bedeutung beigemessen. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> auch meist höher als die Schäden<br />

durch Luchs oder Bär (KACZENSKY 1996).<br />

Die Wölfe schlagen zu über 80% Schafe <strong>und</strong> Ziegen, <strong>in</strong> Frankreich <strong>und</strong> Rumänien fast<br />

ausschließlich (KACZENSKY 1996). R<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Pferde s<strong>in</strong>d meist zwar wehrhafter,<br />

weswegen hauptsächlich Fohlen <strong>und</strong> Kälber dem Wolf zum Opfer fallen. Ältere Tiere werden<br />

häufig von der Herde getrennt <strong>und</strong> von Klippen getrieben. Esel fallen auch gelegentlich den<br />

Wölfen zum Opfer, während sie an Bäumen festgeb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d.<br />

Massenangriffe s<strong>in</strong>d rar, meist schlagen die Wölfe nur e<strong>in</strong> paar Tiere, besonders dort<br />

wo die Schafe nachts frei grasen oder wo sie nicht auf ernsthaften Widerstand wie<br />

Wachh<strong>und</strong>e, Menschen oder E<strong>in</strong>zäunungen treffen. Besonders <strong>in</strong>teressant ist es, dass sie<br />

gerne immer wieder dieselben Herden <strong>und</strong> Farmen angreifen.<br />

Das Muster <strong>und</strong> die Häufigkeit dieser Schäden zu überwachen wäre von großer<br />

Bedeutung <strong>für</strong> das Management des Wildh<strong>und</strong>es.<br />

Leider werden dem Wolf auch beträchtliche Schäden zugeschrieben, <strong>für</strong> die ihre<br />

Hauptkonkurrenten verantwortlich s<strong>in</strong>d: verwilderte H<strong>und</strong>e. In den Regionen <strong>in</strong> denen beide<br />

Spezies koexistieren, wird der ganze Schaden meist ausnahmslos den Wölfen zugerechnet.<br />

Leider variiert der Umgang mit H<strong>und</strong>en von Land zu Land. Auch ist es nicht <strong>in</strong> allen Ländern<br />

selbstverständlich, dass gerissenes Vieh von Experten untersucht wird, auch wenn es <strong>für</strong> den<br />

Experten selten schwer ist, die Risse der beiden Tiere ause<strong>in</strong>ander zu halten.<br />

Exkurs: Wer war es?<br />

Dieser Exkurs beschreibt die Unterschiede <strong>in</strong> der Jagdtechnik zwischen Wolf <strong>und</strong> H<strong>und</strong>. Aber<br />

anhand der Risse kann man mit Übung auch unterscheiden, wer hier auf der Jagd war.<br />

Reproduktionskraft<br />

In e<strong>in</strong>em Wolfsrudel paart sich nur das Führungspaar, doch die Aufzucht der<br />

durchschnittlich fünf Welpen ist von der Geburt an Rudelsache.<br />

Obschon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rudel meistens mehrere geschlechtsreife Weibchen leben, paaren<br />

sich jeweils nur die ranghohen Rudelangehörigen <strong>und</strong> verh<strong>in</strong>dern Begattungsversuche<br />

rangniederer Tiere. Dies trägt zur „Geburtenkontrolle“ bei <strong>und</strong> damit zur Selbstregelung der<br />

117


Die Rückkehr des Wolfes – Ökologie des Wolfes<br />

Populationsdichte, wie man es auch von anderen großen Raubtieren her kennt. H<strong>in</strong>zu kommt,<br />

dass die Nachkommenschaft so die bestmögliche genetische Fitness hat.<br />

An der Aufzucht der Jungwölfe ist h<strong>in</strong>gegen nicht nur das Elternpaar beteiligt, sondern<br />

ebenso die übrigen Rudelmitglieder. Wenn das Rudel auf die Jagd geht, werden die Welpen<br />

von e<strong>in</strong>em erwachsenen Tier - vielfach e<strong>in</strong>em jüngeren Weibchen - gehütet. Es spielt mit<br />

ihnen <strong>und</strong> beschützt sie bei Gefahr.<br />

In Gefangenschaft liegt das Höchstalter von Wölfen bei fünfzehn Jahre. In freier<br />

Wildbahn dürften Sie aber selten älter als zehn Jahre werden. Ab diesem Alter ist die<br />

Abnützung der Zähne nämlich derart weit fortgeschritten, dass die Tiere Schwierigkeiten<br />

haben, sich ausreichend zu ernähren. Sehr alte Wölfe werden zuweilen von ihren<br />

Rudelgefährten ausgestoßen <strong>und</strong> gehen als E<strong>in</strong>zelgänger zugr<strong>und</strong>e.<br />

Die MVP der Wölfe ist schwer zu schätzen. Ihre Reproduktion ist ja e<strong>in</strong>zigartig, da<br />

sich nur e<strong>in</strong>e begrenzte Zahl von Individuen e<strong>in</strong>er Gruppe fortpflanzen. Somit s<strong>in</strong>d<br />

Erfahrungen mit anderen Spezies kaum übertragbar. BOITANI (2000) geht von 15 Paaren aus,<br />

also 15 Rudeln <strong>und</strong> <strong>in</strong>sgesamt etwa 100 Tieren. Die Größe des dann benötigten Areals hängt<br />

natürlich von der Beutedichte <strong>in</strong> der Region ab, aber e<strong>in</strong> zusammenhängendes Gebiet von<br />

etwa 2000 km² ersche<strong>in</strong>t realistisch. Somit ist es klar, das Metapopulationen des Wolfes sich<br />

meist über mehrere Ländergrenzen h<strong>in</strong>weg erstrecken.<br />

Dispersalverhalten<br />

Das Dispersal ist sehr wichtig <strong>für</strong> Wolfe, <strong>und</strong> ebenfalls e<strong>in</strong> Geheimnis ihres Erfolges.<br />

Die natürliche Konkurrenz im Rudel, Nahrungsknappheit oder Unzufriedenheit mit<br />

dem eigenen Status im Rudel s<strong>in</strong>d Gründe, die e<strong>in</strong>en Wolf dazu bewegen können, se<strong>in</strong>e<br />

Geme<strong>in</strong>schaft zu verlassen.<br />

Die Wölfe wandern weit <strong>und</strong> nehmen dabei e<strong>in</strong> großes Risiko auf sich. Sie müssen<br />

ohne die Unterstützung ihres Rudels jagen, <strong>und</strong> das bedeutet, dass Großwild <strong>für</strong> sie<br />

unangreifbar wird. Sie müssen nicht nur Verletzungen während der Jagd vermeiden, sondern<br />

auch den Angriffen der anderen Rudel ausweichen, denn Wölfe s<strong>in</strong>d sehr territoriale Tiere.<br />

Vertiefung: Die Territorialität der Wölfe<br />

Wolfsrudel s<strong>in</strong>d sehr territorial, <strong>und</strong> E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>ge im eigenen Revier werden<br />

aggressiv verjagt. Die Reviergröße ist von zahlreichen Faktoren abhängig: Beutedichte,<br />

Infrastruktur, menschliche Störungen, Relief <strong>und</strong> auch Wolfdichte. Die Grenzen werden mit<br />

Ur<strong>in</strong> <strong>und</strong> Spuren markiert <strong>und</strong> selten überschritten, denn das br<strong>in</strong>gt Ause<strong>in</strong>andersetzungen mit<br />

den Nachbarn mit sich. Manchmal werden auch Rudelmitglieder verstoßen, z.B. wenn e<strong>in</strong><br />

dom<strong>in</strong>anter Wolf se<strong>in</strong>e Stellung verliert.<br />

Diese E<strong>in</strong>samen Wölfe bewegen sich meist entlang der Grenze existierender<br />

Territorien <strong>und</strong> wissen sehr wohl anhand vieler Duftmarken, dass sie dort auch nicht sicher<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Deswegen können Wölfe auf der Suche nach e<strong>in</strong>em eigenen Revier schnell sehr große<br />

Entfernungen zurücklegen, manchmal bis zu 800 km (BERGDAHL 2000).<br />

118<br />

Kommentar [D.A.6]: M<strong>in</strong>imu<br />

m Viable Population


Die Rückkehr des Wolfes – Ökologie des Wolfes<br />

Es gibt mehrere mögliche Ausgänge dieser Wanderung, natürlich vorausgesetzt dass<br />

der e<strong>in</strong>same Wolf überlebt. Der Wanderer kann sich e<strong>in</strong>em neuen Rudel anschließen. Er kann<br />

auch e<strong>in</strong>en anderen e<strong>in</strong>samen Wolf des anderen Geschlechts f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> se<strong>in</strong> eigenes Rudel <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em neuen Territorium gründen. Der Wolf kann aber auch e<strong>in</strong> eigenes Territorium<br />

besiedeln.<br />

Dispersal <strong>und</strong> Territorialverhalten reduzieren die Anzahl an Rudeln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet,<br />

verh<strong>in</strong>dern so die Übernutzung der Beuteressourcen <strong>und</strong> erhöhen die genetische Variabilität<br />

im Rudel. Die Dom<strong>in</strong>anz im Rudel gewährleistet, dass sich nur die fittesten Individuen paaren<br />

<strong>und</strong> sorgt da<strong>für</strong>, dass ihr Nachwuchs die besten Chancen hat. Das Abwandern selbst sorgt <strong>für</strong><br />

e<strong>in</strong>en Genaustausch <strong>und</strong> da<strong>für</strong>, dass die Population sich schnell verbreitet.<br />

Abbildung 28: Wandernder Wolf (© B & C Prommberger)<br />

Mortalitätsfaktoren<br />

Die Haupttodesursache <strong>für</strong> den Wolf <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> bleibt immer noch die Wilderei, dicht<br />

gefolgt von Verkehrsunfällen <strong>und</strong> der legalen Jagd.<br />

In Norwegen wurden zwischen 1977 <strong>und</strong> 2003 die Todesursachen von 84 geborgenen<br />

Wolfskadavern untersucht. Die Todesursachen dieser Wölfe waren laut LINDER OLSEN<br />

(2003):<br />

1. Verkehrsunfälle (22)<br />

2. Legaler Abschuss (18)<br />

3. Wilderei (15)<br />

4. erschossen von Bauern, die ihr Vieh beschützten, was <strong>in</strong> Schweden <strong>und</strong> Norwegen<br />

gleichermaßen legal ist (10)<br />

119


Die Rückkehr des Wolfes – Ökologie des Wolfes<br />

5. Krankheiten (10)<br />

6. Ertr<strong>in</strong>ken (2)<br />

7. natürliche W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> andere unbekannte Ursachen (6)<br />

8. e<strong>in</strong> Wolf starb unter Narkose, als man ihm e<strong>in</strong> Sendehalsband anbr<strong>in</strong>gen wollte<br />

Weitere 14 Tiere verschwanden <strong>in</strong> dieser Zeit, <strong>und</strong> es wird angenommen dass die<br />

Mehrzahl von ihnen ebenfalls gewildert wurde.<br />

Dieselben anthropogenen Todesursachen gelten auch <strong>für</strong> andere europäische Länder,<br />

wenn die Reihenfolge auch variiert.<br />

Doch auch <strong>in</strong> ungestörten Populationen können bis zu 50% der Wölfe an Krankheiten,<br />

Jagdw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Unterernährung sterben oder <strong>in</strong> Rangkämpfen getötet werden.<br />

120


Die Rückkehr des Wolfes – Gefahren <strong>für</strong> den Wolf<br />

Gefahren <strong>für</strong> den Wolf<br />

Es s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Ländern dieselben Bedrohungen, die über das Überleben des Wolfes<br />

entscheiden, nur ihre Gewichtung wechselt von Land zu Land.<br />

Se<strong>in</strong> schlechter Ruf<br />

Der Wolf ist dem Menschen noch immer e<strong>in</strong> Mythos, trotz des langen<br />

Zusammenlebens. Und e<strong>in</strong> böser Mythos zumeist. Wahrsche<strong>in</strong>lich ist se<strong>in</strong> schlechter Ruf auch<br />

die größte Bedrohung <strong>für</strong> ihn, etwas was vielen anderen Problemen des Wolfmanagements<br />

zugr<strong>und</strong>e liegt.<br />

So s<strong>in</strong>d die Menschen schwer <strong>für</strong> den Wolfsschutz zu gew<strong>in</strong>nen. Als Beispiel passt<br />

hier w<strong>und</strong>erbar me<strong>in</strong> eigener Vater. Er wuchs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf <strong>in</strong> den nördlichen<br />

Ausläufern der Karpaten auf, <strong>und</strong> wenn wir auf Wölfe zu sprechen kommen, so er<strong>in</strong>nert er<br />

sich immer an Horrorgeschichten, die se<strong>in</strong> Großvater, e<strong>in</strong> alter Dorflehrer <strong>und</strong> Jäger ihm<br />

se<strong>in</strong>erzeit stets vom Wolf erzählte. Se<strong>in</strong>e Vorurteile sitzen so tief, das es mir trotz me<strong>in</strong>es<br />

Studiums <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Praktikums <strong>in</strong> derselben Gegend beim Carpathian Large Carnivore<br />

Project nicht gelungen ist, ihn von se<strong>in</strong>em Wolfsbild als gefährlicher Bestie abzubr<strong>in</strong>gen. Und<br />

me<strong>in</strong> Vater ist e<strong>in</strong> studierter, gebildeter Mann. Um wie viel schwerer muss es dann se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en<br />

Bauern zu überzeugen, der schon Schafe an den Wolf verloren hat? Und dieser Bauer spricht<br />

täglich mit dem örtlichen Jäger... Sie verstehen sicherlich was ich me<strong>in</strong>e.<br />

Abbildung 29: Wölfe werden gern als gefährliche Bestien gezeigt (© B&C Prommberger)<br />

Wilderei<br />

Die Wilderei ist <strong>in</strong> den europäischen Ländern so weit verbreitet, dass sie die<br />

Haupttodesursache <strong>für</strong> die Grauwölfe ist. 15-20% der Tiere werden selbst <strong>in</strong> ganzjährig<br />

geschützten Populationen gewildert, <strong>und</strong> dies kann schnell das Aus kle<strong>in</strong>erer Populationen<br />

121


Die Rückkehr des Wolfes – Gefahren <strong>für</strong> den Wolf<br />

bedeuten. Gerade wenn die Führungsweibchen gewildert werden, droht sich e<strong>in</strong> Rudel zu<br />

destabilisieren.<br />

Die Wilderei ist besonders <strong>in</strong> Polen <strong>und</strong> Rumänien e<strong>in</strong> Problem, wo die an sich<br />

stabilen Populationen langsam dezimiert werden.<br />

Gesetzesdurchsetzung<br />

In manchen Ländern werden die Gesetze zum Schutz oder zur Jagd der Wölfe kaum<br />

umgesetzt. Nach außen h<strong>in</strong> setzen sich solche Regierungen <strong>für</strong> den Wolfsschutz e<strong>in</strong>, um dem<br />

starken Widerstand der Wolfsbe<strong>für</strong>worter auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene zu entgehen, während die<br />

lokalen Mittel zur Bekämpfung der Wilderei vernachlässigbar ger<strong>in</strong>g ausfallen. So wird die<br />

Wilderei als Mittel zur Wolfskontrolle toleriert <strong>und</strong> gleichzeitig <strong>in</strong>ternational das Gesicht<br />

bewahrt.<br />

Doch gerade dieses ger<strong>in</strong>ge Interesse seitens der Politik, Gesetze zum Schutz des<br />

Wolfes zu erlassen, bzw. die mangelnde Durchsetzung der bereits existierenden Gesetze<br />

durch die jeweiligen Behörden, stellt wohl das größte Risiko <strong>für</strong> die noch vorhandenen<br />

Restpopulationen dar.<br />

Bejagung<br />

Die Jagd auf den Grauwolf ist <strong>in</strong> vielen Ländern legal, <strong>und</strong> nicht immer liegen den<br />

Abschussquoten s<strong>in</strong>nvolle biologische Überlegungen zugr<strong>und</strong>e, so zum Beispiel <strong>in</strong> Norwegen.<br />

Häufig s<strong>in</strong>d die Abschussquoten zu hoch (<strong>in</strong> manchen Ländern sogar unbegrenzt), die<br />

Methoden unangemessen (Fallen werden nicht selektiv e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> Giftköder ausgelegt,<br />

die Jagd f<strong>in</strong>det stellenweise noch aus Fahrzeugen statt) oder die Jagdsaison falsch festgelegt.<br />

Habitatqualität<br />

Die Urbanisierung <strong>und</strong> das menschliche E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>st unzugängliche Gebieten<br />

s<strong>in</strong>d die Hauptgefahr <strong>für</strong> das Habitat der Wölfe. Diese Tiere können Straßen, Touristen,<br />

Skifahrer <strong>und</strong> Autokolonnen verkraften, solange ihnen ruhige Rückzugsgebiete <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Beutebasis bleiben. Doch die Landschaftsplanung nimmt selten auf diese Bedürfnisse<br />

Rücksicht. Nicht selten kommt es <strong>in</strong> Regionen, <strong>in</strong> denen sich Weideland mit e<strong>in</strong>em<br />

Wolfsareal überschneidet zu Konflikten.<br />

Gesetzgebung<br />

Die Gesetzgebung zum Schutze des Wolfes ist von Land zu Land unterschiedlich, <strong>und</strong><br />

nicht immer den eigentlichen Bedürfnissen von Mensch <strong>und</strong> Tier angepasst. Weder müssen<br />

stabile Populationen unter ganzjährigen Schutz gestellt werden (wie <strong>in</strong> Rumänien), noch<br />

dürfen kle<strong>in</strong>e, im Aufbau begriffene Populationen bejagt werden (was <strong>in</strong> Norwegen passiert).<br />

Diese Fragmentierung der Zuständigkeit nach Nationen wird von e<strong>in</strong>em<br />

Zuständigkeitschaos <strong>in</strong>nerhalb der e<strong>in</strong>zelnen Staaten verschlimmert, wenn unterschiedliche<br />

M<strong>in</strong>isterien, Prov<strong>in</strong>zen, Jagdverbände <strong>und</strong> regionale Ämter nur jeweils e<strong>in</strong>zelne Teilaspekte<br />

des Wolfmanagements übernehmen <strong>und</strong> weder fachlich noch personell angemessen besetzt<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Diese Zerstückelung der Zuständigkeit sollte sehr schnell zugunsten e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlich<br />

zuständigen Behörde aufgehoben werden, wenn nationale Managementpläne umgesetzt<br />

werden sollen.<br />

122


Die Rückkehr des Wolfes – Gefahren <strong>für</strong> den Wolf<br />

Ökonomische Schäden<br />

Der Hauptgr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Ablehnung des Wolfes ist <strong>für</strong> viele Menschen das Problem, dass<br />

Wolfsschäden nicht komplett aus der Welt geschafft werden können. Wölfe s<strong>in</strong>d Raubtiere,<br />

<strong>und</strong> sie werden auf e<strong>in</strong>em so dicht besiedelten Kont<strong>in</strong>ent wie <strong>Europa</strong> immer e<strong>in</strong>en gewissen<br />

Schaden anrichten.<br />

Faire Methoden zur Entschädigung der betroffenen Landwirte <strong>und</strong> die Subventionierung<br />

von Schutzmaßnahmen <strong>in</strong> Wolfsgebieten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> viel versprechender Weg,<br />

den aber viele Länder <strong>Europa</strong>s nicht ausreichend umgesetzt haben, zum Teil sicher auch<br />

wegen fehlender Geldmittel. Doch genau hier liegt wichtiges Potenzial <strong>für</strong> die Versöhnung<br />

zwischen Mensch <strong>und</strong> Wolf.<br />

Viele Menschen <strong>in</strong> den Städten, fernab von der Natur <strong>und</strong> den dar<strong>in</strong> lebenden Tieren,<br />

empf<strong>in</strong>den unter anderem den Wolf als e<strong>in</strong> Symbol <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e schöne <strong>und</strong> <strong>in</strong>takte Natur. Viele<br />

von ihnen sehen Naturschutz als e<strong>in</strong>e lohnende Investition, <strong>und</strong> wenn e<strong>in</strong> Teil dieser<br />

Investition die Landbevölkerung entschädigt, die auch die negativen Seiten des Tierschutzes<br />

zu spüren bekommt, würden Menschen <strong>und</strong> Wölfe gleichermaßen davon profitieren. In den<br />

ärmeren Ländern Osteuropas ist dieser Trend aber bei weitem nicht so stark, wenn er denn<br />

überhaupt vorhanden ist.<br />

Letztlich müssen Kompromisse geschlossen werden; e<strong>in</strong> paar Tiere werden immer<br />

gerissen werden, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> paar Wölfe werden erschossen werden.<br />

Andere Bedrohungen variieren von Land zu Land oder von Population zu Population.<br />

Das s<strong>in</strong>d u.a. Beuteengpässe, niedrige Zahlen oder Dichten, ungünstige lang gezogene aber<br />

schmale Areale oder fehlende genetische Variabilität.<br />

Die anthropogene Mortalität bleibt aber der ausschlaggebende Faktor <strong>für</strong> die<br />

Populationsentwicklung des Grauwolfes.<br />

123


Die Rückkehr des Wolfes – Der Wolf <strong>und</strong> der Mensch<br />

Der Wolf <strong>und</strong> der Mensch<br />

Mensch <strong>und</strong> Wolf s<strong>in</strong>d gleichermaßen territorial, <strong>und</strong> diese Tatsache macht Konflikte<br />

zwischen beiden unausweichlich.<br />

So besitzt noch heute wohl ke<strong>in</strong> anderes Raubtier e<strong>in</strong>en derart schlechten Ruf wie der<br />

"räuberische“ Wolf. Dies sehr zu unrecht, wie die neuere wissenschaftliche Erforschung der<br />

Lebensweise frei lebender Wölfe zeigte.<br />

Sie gibt nicht nur e<strong>in</strong> weitaus fre<strong>und</strong>licheres Bild dieses ausdauernden Jägers, als es <strong>in</strong><br />

all den vielen Schauermärchen entworfen wird. Sie zeigt auch klar auf, welch wichtige Rolle<br />

der kräftige Großwildjäger im Haushalt der Natur spielt: Obschon Wölfe mit wenig Mühe<br />

ges<strong>und</strong>e, kräftige Beutetiere zu erlegen vermögen, fallen ihnen vorwiegend ältere, kranke <strong>und</strong><br />

gebrechliche Tiere zum Opfer. Sie tragen durch diese natürliche Auslese wesentlich zur<br />

Ges<strong>und</strong>erhaltung ihrer Beutetierbestände bei.<br />

Es s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Ländern letztlich dieselben Faktoren, welche die Beziehung zwischen<br />

Wolf <strong>und</strong> Mensch prägen, nur ihre Gewichtung wechselt von Land zu Land.<br />

Die Öffentliche Me<strong>in</strong>ung<br />

Die Me<strong>in</strong>ung der Menschen ist ausschlaggebend <strong>für</strong> die Populationsentwicklung aller<br />

großen Raubtiere, <strong>und</strong> sie ist eng verknüpft mit den Schäden, die e<strong>in</strong>e Tierart am Besitz des<br />

Menschen anrichtet.<br />

Bei der Me<strong>in</strong>ungsbildung kommt der Presse e<strong>in</strong>e Schlüsselrolle zu, denn es s<strong>in</strong>d die<br />

wahrgenommenen Schäden, die die Me<strong>in</strong>ung der Menschen prägen. Und nicht selten s<strong>in</strong>d<br />

diese wahrgenommenen Schäden viel größer als die tatsächlichen Schäden (FOURLI 1999).<br />

Zusätzlich ist die Toleranz oder Intoleranz gegenüber Wolf, aber auch Luchs <strong>und</strong> Bär, oft <strong>in</strong><br />

der Kultur der e<strong>in</strong>zelnen Länder verwurzelt <strong>und</strong> variiert so von Land zu Land. Sie bildet e<strong>in</strong>en<br />

emotionalen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, auf dem alle Schäden durch e<strong>in</strong> Raubtier von der Öffentlichkeit<br />

wahrgenommen werden.<br />

Es gibt aber auch andere Faktoren, die unsere öffentliche Me<strong>in</strong>ung bee<strong>in</strong>flussen, wie<br />

Entschädigungsleistungen, Öffentlichkeitsarbeit oder Subventionen.<br />

Die Öffentlichkeitsarbeit alle<strong>in</strong>e vermag jedoch kaum die Me<strong>in</strong>ungen der Menschen<br />

zu ändern, nur sie etwas zum Positiven zu bee<strong>in</strong>flussen. Wenn ke<strong>in</strong> Wille zum<br />

Zusammenleben mit den großen Raubtieren existiert, dann wird sie letztlich scheitern.<br />

124


Die Rückkehr des Wolfes – Der Wolf <strong>und</strong> der Mensch<br />

Abbildung 30: Ökotourismus (© B&C Prommberger)<br />

Die politische <strong>und</strong> ökonomische Situation<br />

Dieser Wille zur Koexistenz kann Veränderungen e<strong>in</strong>leiten, wie zum Beispiel die<br />

Akzeptanz von Schutzmaßnahmen.<br />

Dieser Wille sche<strong>in</strong>t <strong>in</strong> den reicheren Ländern Westeuropas stärker ausgeprägt zu se<strong>in</strong>.<br />

Die Gründe hier<strong>für</strong> s<strong>in</strong>d laut EBENSCHWEIGER (2003) zum Teil ökonomischer, zum Teil<br />

kultureller Natur. Zum e<strong>in</strong>en haben diese Staaten eher die Geldmittel parat, um <strong>für</strong> faire<br />

Entschädigungszahlungen aufzukommen. In diesen Ländern hat nach Jahrh<strong>und</strong>erten des<br />

Raubbaues an der Natur nun auch e<strong>in</strong> Umdenken e<strong>in</strong>gesetzt. Die Menschen dieser Länder<br />

s<strong>in</strong>d im Begriff, ihre Verb<strong>und</strong>enheit mit der Natur wieder neu zu entdecken.<br />

In den Ländern Osteuropas herrscht e<strong>in</strong>e andere Mentalität vor, <strong>und</strong> wenige Menschen<br />

s<strong>in</strong>d hier der Me<strong>in</strong>ung, sich Natur- oder Tierschutz leisten zu können. Diese negative<br />

E<strong>in</strong>stellung führt zu mehr Wilderei, wenn diese nicht streng kontrolliert <strong>und</strong> geahndet wird.<br />

Das ist aber e<strong>in</strong>e Verantwortung des Staates, <strong>und</strong> damit von der politischen <strong>und</strong><br />

ökonomischen Situation abhängig.<br />

Weitere Faktoren<br />

Die politische <strong>und</strong> ökonomische Situation e<strong>in</strong>es Landes hat aber nicht nur e<strong>in</strong>en Effekt<br />

auf die Gesetzgebung <strong>und</strong> deren Kontrolle (oder den Mangel daran), sondern auch auf die<br />

Landnutzung <strong>in</strong> ländlichen Gebieten. Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft, Viehzucht, Tourismus oder<br />

Landflucht formen das Bild der ländlichen Gegenden <strong>und</strong> bestimmen über Ausbreitung oder<br />

Qualität des Raubtierhabitats, Futterquellen, Mortalitätsrate oder Störungen.<br />

Als Qu<strong>in</strong>tessenz können wir aus dem Vorangegangenen schließen, dass das Überleben<br />

der großen Carnivoren <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> ke<strong>in</strong>e biologische, sondern e<strong>in</strong>e ökonomische <strong>und</strong> politische<br />

Frage ist.<br />

125


Die Rückkehr des Wolfes – Der Wolf <strong>und</strong> der Mensch<br />

Akteure <strong>und</strong> ihre Interessen<br />

Die wesentlichsten Interessengruppen im Themenfeld des Wolfes s<strong>in</strong>d dieselben wie<br />

bei den andern Großräubern, nur dass der Wolf durch se<strong>in</strong>en schlechten Ruf dazu tendiert, die<br />

Seiten um e<strong>in</strong>iges mehr zu polarisieren als der geheimnisvolle Luchs oder der verspielte<br />

Meister Petz.<br />

Die Regierungen<br />

Alle Regierungen <strong>Europa</strong>s haben e<strong>in</strong> Bekenntnis zum Wolfsschutz abgegeben, auch<br />

wenn es <strong>in</strong> manchen Fällen bloß e<strong>in</strong> Lippenbekenntnis zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Die Stimmung ist<br />

zum<strong>in</strong>dest nach außen h<strong>in</strong> positiv, auch weil die Lobby der Umwelt- <strong>und</strong> Tierschützer<br />

<strong>in</strong>zwischen gut organisiert ist. So ist der Grad der Bereitschaft zu verb<strong>in</strong>dlichen<br />

Zugeständnissen <strong>und</strong> Kooperation mit <strong>in</strong>ternationalen Tierschutzorganisationen wie dem<br />

WWF (World Wide F<strong>und</strong> for Nature) bei den europäischen Regierungen sehr unterschiedlich.<br />

Leider kollidieren Schutzprojekte besonders im Bereich der Landschafts- <strong>und</strong><br />

Verkehrsplanung oft mit mächtigeren Projekten des Staates. So müssen e<strong>in</strong>ige<br />

Regierungsstellen e<strong>in</strong>gestehen, dass das Thema Wolf nur e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt ger<strong>in</strong>ge Priorität <strong>in</strong><br />

ihrem Aufgabenbereich hat (PROMBERGER et al., 1994)<br />

Auch Mittel <strong>für</strong> den Wolfsschutz stehen weit h<strong>in</strong>ter den Geldern, die oft <strong>für</strong> ganz<br />

entgegengesetzt laufende Projekte wie Industriemaßnahmen oder Straßenbau ausgegeben<br />

werden. Dieser Umstand ist <strong>in</strong> den Staaten Osteuropas sogar noch viel ausgeprägter.<br />

Während westeuropäische Regierungen noch Mittel <strong>für</strong> Forschungs- <strong>und</strong><br />

Schutzprojekte bereitstellen, werden solche <strong>in</strong> den Staaten Osteuropas fast ausschließlich aus<br />

<strong>in</strong>ternationalen Spendengeldern f<strong>in</strong>anziert.<br />

Die NGOs<br />

Im Westen <strong>Europa</strong>s haben nationale <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale NGOs den Wolfsschutz gut<br />

organisiert, <strong>und</strong> nach der EU-Erweiterung expandieren sie auch schnell nach Osteuropa<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Diese Gruppen s<strong>in</strong>d wesentliche Träger des Wildschutzes, <strong>und</strong> durch meist private<br />

Spendengelder bezahlen sie Experten, stellen Helfer <strong>und</strong> Geldmittel <strong>für</strong> viele Schutz- <strong>und</strong><br />

Forschungsprojekte, Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärung, Monitor<strong>in</strong>g, Entschädigungen <strong>und</strong><br />

Schutzmaßnahmen. Beim Schutz des Wolfes ist bei den NGOs e<strong>in</strong>e Aufbruchstimmung zu<br />

spüren, ganz unter dem Motto „Jetzt erst recht!“. Genau diese Stimmung sorgte aber auch oft<br />

durch kompromisslose, übertriebene Erwartungen <strong>für</strong> Konflikte mit anderen Akteuren, wie<br />

z.B. der Jägerschaft oder der Landbevölkerung.<br />

Die Wissenschaft<br />

Durch ihre Arbeit stehen die Wissenschaftler oft zwischen den NGOs <strong>und</strong> den<br />

Regierungen, die oft beide an der F<strong>in</strong>anzierung von Forschungsprojekten beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

Forscher genießen zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> Maß an Vertrauen <strong>und</strong> Kooperationsbereitschaft bei<br />

den meisten anderen Interessengruppen, <strong>und</strong> so f<strong>in</strong>det sich die Wissenschaft of <strong>in</strong> der<br />

Vermittlerrolle wieder, aus der sich auch das Wildtiermanagement entwickelte.<br />

Der <strong>in</strong>ternationale Austausch von Daten <strong>und</strong> die Kooperation u.a. bei Monitor<strong>in</strong>g <strong>und</strong><br />

Aufklärung ist e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil des heutigen Wolfsschutzes.<br />

Die Jägerschaft<br />

Obgleich sie <strong>für</strong> die Tierschützer „die andere Seite der Medaille“ darstellen, vertreten<br />

nicht alle Jäger starrs<strong>in</strong>nige Ansichten Dies gilt besonders <strong>in</strong> den westeuropäischen Ländern,<br />

wo die Jagd selten noch e<strong>in</strong>en ökonomischen Faktor darstellt. Trotzdem ist viel Wissen der<br />

Jägerschaft veraltet, <strong>und</strong> viele irrige Me<strong>in</strong>ungen werden bis heute weitergegeben. So gilt der<br />

Wolf meist als bedrohlicher Konkurrent um Wild <strong>und</strong> wertvolle Trophäentiere, obwohl die<br />

126<br />

Kommentar [D.A.7]: Non<br />

Gouvernmental Organisations


Die Rückkehr des Wolfes – Der Wolf <strong>und</strong> der Mensch<br />

Wölfe im Normalfall die alten <strong>und</strong> kranken Tiere erbeuten. Auch der Irrglauben hält sich, die<br />

Anwesenheit der Wölfe würde die Jagd durch den Menschen e<strong>in</strong>schränken, während sich<br />

paradoxerweise die Jäger <strong>in</strong> denselben Regionen über überhöhte Abschussquoten beklagen.<br />

Ihre Ansichten vom Wolf s<strong>in</strong>d sehr von se<strong>in</strong>em Image <strong>in</strong> der Kultur ihrer<br />

Heimatländer abhängig, <strong>und</strong> obgleich Verallgeme<strong>in</strong>erungen schwierig s<strong>in</strong>d, haben<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte der entschlossenen Wolfsjagd die Jäger geprägt. Heute stehen sie ihrem<br />

e<strong>in</strong>stigen „Erzfe<strong>in</strong>d“ neutral bis sehr negativ gegenüber, so dass die Wilderei an Wölfen unter<br />

Weidmännern zu oft toleriert wird.<br />

Die Viehzüchter<br />

Die Landwirte <strong>in</strong> Wolfsregionen s<strong>in</strong>d nur dann bereit, den Wolf zu tolerieren, wenn<br />

ihnen selbst möglichst ke<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzieller Schaden dadurch entsteht. Und das ist utopisch. Der<br />

Wolfschutz bedeutet also <strong>für</strong> Viehzüchter e<strong>in</strong>e ökonomische Bedrohung, <strong>und</strong> diese Menschen<br />

werden dagegen arbeiten, solange sie nicht <strong>in</strong> angemessener Weise da<strong>für</strong> entschädigt werden.<br />

So ist es kaum verw<strong>und</strong>erlich, dass ihre Stimmung zum Wolf fast überall negativ ist, <strong>und</strong><br />

besonders die Schafzüchter stehen dem Wolfsschutz sehr misstrauisch gegenüber.<br />

Abbildung 31: Der Wolf ist als Haustierräuber ge<strong>für</strong>chtet (© B&C Prommberger)<br />

Diese Gruppe ist sicherlich auch wesentlich an der Wilderei beteiligt, besonders <strong>in</strong> den<br />

Staaten, <strong>in</strong> denen das Entschädigungssystem nicht zufriedenstellend funktioniert. In<br />

Rumänien wurden die Entschädigungssummen so weit von der Inflation überholt, dass sie<br />

kaum jemand mehr <strong>in</strong> Anspruch nimmt. In Nordspanien werden gerade e<strong>in</strong>mal 1-14% des<br />

jährlichen Schadens entschädigt. In Polen oder der Slowakei werden vom Wolf gerissene<br />

Tiere gar nicht entschädigt (KACZENSKY 1996). So ist es leicht nachvollziehbar, dass die so<br />

benachteiligten Menschen sich eben selbst helfen, <strong>in</strong>dem sie Wölfe wildern oder Wilderei<br />

gutheißen <strong>und</strong> decken. In Skand<strong>in</strong>avien ist das Töten von Wölfen beim Angriff auf die<br />

Herden sogar gesetzlich erlaubt (LINDER OLSEN 2003)<br />

127


Die Rückkehr des Wolfes – Der Wolf <strong>und</strong> der Mensch<br />

Die Bevölkerung<br />

Für die Städter entwickelt sich der Wolf langsam zu e<strong>in</strong>em der Symbole <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e freie,<br />

unberührte Natur, doch die Menschen, die <strong>in</strong> Wolfsnähe leben, empf<strong>in</strong>den das oft als e<strong>in</strong><br />

beklemmendes Gefühl der Unsicherheit. Dürfen K<strong>in</strong>der alle<strong>in</strong>e im Wald spielen? Viele alte<br />

<strong>und</strong> irrige Me<strong>in</strong>ungen machen noch die R<strong>und</strong>e, <strong>und</strong> wenn dem nicht mit Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>und</strong> Aufklärungskampagnen entgegen gewirkt wird, so bedeutet das weitere tote Wölfe.<br />

E<strong>in</strong> anderes Problem der meist unterentwickelten ländlichen Gebiete, die sich Wolf<br />

<strong>und</strong> Mensch teilen, ist die Armut, besonders <strong>in</strong> Osteuropa. In den Karpaten z.B. liegen die<br />

größten Urwälder <strong>Europa</strong>s, <strong>und</strong> 4000 Wölfe, etwa 45 % der außerhalb Russlands lebenden<br />

Tiere, haben hier ihre Heimat zusammen mit 16 bis 18 Millionen Menschen. Sollte der<br />

wirtschaftliche Niedergang dieser Region jedoch anhalten, so ist e<strong>in</strong> Raubbau der Menschen<br />

an den natürlichen Ressourcen kaum zu vermeiden. Und die Wölfe s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Teil dieser<br />

Ressourcen.<br />

Solange also die örtliche Bevölkerung gegen die Wildh<strong>und</strong>e steht, wird e<strong>in</strong>e alte<br />

Population dezimiert oder e<strong>in</strong>e Wiederkehr hat ke<strong>in</strong>e wirkliche Zukunftschance.<br />

Das wahrgenommene Gefahrenpotenzial des Wolfes<br />

Durch die Berichterstattung <strong>in</strong> den Medien kann leicht e<strong>in</strong> Unterschied zwischen der<br />

tatsächlichen Gefahr <strong>und</strong> der Gefahr entstehen, die von den Menschen wahrgenommen wird.<br />

Zwar mag e<strong>in</strong> Landwirt gleich mehrere Schafe durch e<strong>in</strong>en Wolfsangriff verlieren, doch <strong>für</strong><br />

die Viehzucht an sich ist die Bedrohung durch den Wolf vernachlässigbar.<br />

Wenn aber Schlagzeilen nicht sachlich bleiben <strong>und</strong> vom „Blutbad auf der Weide“<br />

schreiben, dann glauben viele Leser, die <strong>in</strong> der Materie meist ke<strong>in</strong>erlei Kenntnisse mitbr<strong>in</strong>gen,<br />

schnell an e<strong>in</strong>e Gefahr <strong>für</strong> die Viehzucht <strong>in</strong> der ganzen Region oder gar an e<strong>in</strong>er Bedrohung<br />

<strong>für</strong> das Tourismusgeschäft der Region. Und im Fall des Wolfes wird dies noch weiter von den<br />

Vorurteilen verstärkt, mit denen viele Menschen aufgewachsen s<strong>in</strong>d. Zum Glück ist diese<br />

Ersche<strong>in</strong>ung zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den westeuropäischen Ländern nicht mehr so ausgeprägt wie<br />

früher.<br />

So kommt es, dass sicher der Wolf zusammen mit dem Bären das höchste<br />

wahrgenommene Gefahrenpotenzial aller Großräuber hat. Und Menschen töten Wölfe, sobald<br />

es ihrer Me<strong>in</strong>ung nach „zu viele“ Wölfe gibt. Biologische Def<strong>in</strong>itionen spielen <strong>für</strong> sie dann<br />

e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle, wenn die von ihnen wahrgenommene Bedrohung ihre E<strong>in</strong>künfte<br />

oder ihre Erholung bedroht.<br />

128


Die Rückkehr des Wolfes – Lösungen <strong>für</strong> den Wolfsschutz<br />

Lösungen <strong>für</strong> den Wolfsschutz<br />

„Wolfsmanagement ist die Summe aller Maßnahmen, die unternommen werden<br />

könnten, um Wölfe zu dezimieren oder zu schützen. Die jeweiligen Maßnahmen hängen vom<br />

Zustand der Wolfspopulation <strong>und</strong> ihrem E<strong>in</strong>fluss auf Wild- oder Haustiere ab“ (PIMPLOTT<br />

1961)<br />

Genauso wie ihr Überleben, verdanken die Wölfe ihre derzeitig erfolgreiche Rückkehr<br />

ihrer Flexibilität. Von allen anderen großen Raubtieren kann sich der Wolf am besten<br />

anthropogenen Veränderungen anpassen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Kulturlandschaft überleben.<br />

Sie können sich von Rotwild bis h<strong>in</strong> zu Mäusen <strong>und</strong> Abfällen von so gut wie allem<br />

ernähren, was sie f<strong>in</strong>den können. Wölfe s<strong>in</strong>d kaum wählerisch, was ihr Habitat angeht, <strong>und</strong><br />

durch e<strong>in</strong>e recht hohe Reproduktionskraft <strong>in</strong> der Lage, ihre Zahl schnell zu erhöhen, wenn<br />

ihre Umwelt (also der Mensch) es zulässt. Genauso könnten Wölfe durch ihre Territorialität<br />

auch <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e schnelle Expansion ihres Verbreitungsgebietes sorgen, denn Abwandern<br />

bedeutet <strong>für</strong> sie überleben.<br />

Abbildung 32: Grauwölfe (© B & C Prommberger)<br />

.<br />

Schutzstatus<br />

Weltweit klassifiziert die IUCN den Wolf als „gefährdet“.<br />

Die CITES, hat den Wolf <strong>in</strong>ternational im Annexe II (bedrohte Arten) aufgenommen,<br />

außer <strong>in</strong> Indien, Pakistan <strong>und</strong> e<strong>in</strong>igen Nachbarstaten, wo er im Appendix I (vom Aussterben<br />

bedroht) steht.<br />

129<br />

Kommentar [D.A.8]: Convent<br />

ion on International Trade <strong>in</strong><br />

Endangered Species


Die Rückkehr des Wolfes – Lösungen <strong>für</strong> den Wolfsschutz<br />

Auch die Berner Konvention hat den Wolf <strong>in</strong> den Anhang II (streng geschützte Arten)<br />

aufgenommen, was dem Wolf <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Habitat Schutz gewährt, soweit die Vertragspartner<br />

dies auch <strong>in</strong> die Tat umsetzen. Jedem Partner steht es aber auch frei, Ausnahmen zu machen,<br />

was auch viele Länder getan haben.<br />

Speziell <strong>in</strong> der Europäischen Union gibt es noch weitere Schutzgesetze.<br />

Die FFH-Richtl<strong>in</strong>ie stellt die griechischen <strong>und</strong> spanischen Wolfspopulationen unter<br />

Anhang II (Tierarten, die <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> als bedroht gelten, <strong>und</strong> deren Habitat zu schützen ist),<br />

<strong>und</strong> alle anderen unter Anhang III (schützenswerte Tiere).<br />

Auch das EU Parlament hat 1989 e<strong>in</strong>e Direktive erlassen, die sofortige Schritte zum<br />

Schutz der Wölfe <strong>und</strong> die Bereitstellung der notwendigen Mittel fordert.<br />

Internationale Kooperation<br />

Der Canis lupus ist e<strong>in</strong>e höchst mobile Spezies, <strong>und</strong> echten Erfolg kann nur e<strong>in</strong>e<br />

Strategie auf höchster europäischer Ebene br<strong>in</strong>gen. Zum Beispiel e<strong>in</strong> europäischer<br />

Managementplan der Berner Konvention, ausgearbeitet von Experten aller <strong>in</strong>volvierten<br />

Länder.<br />

Dieser Plan sollte u.a. auch Ziele, Kriterien <strong>und</strong> Methoden zur Populationsregulierung<br />

festlegen. Hier würde z.B. e<strong>in</strong> Zonenmanagement <strong>in</strong> Frage kommen, bei dem der Wolf <strong>in</strong><br />

bestimmten Gebieten streng geschützt, <strong>in</strong> Regionen hoher Konflikte mit der Viehzucht die<br />

Schutzauflagen aber gelockert s<strong>in</strong>d.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage des europäischen Managementplanes sollten dann nationale<br />

Wolfsmanagementpläne entwickelt werden.<br />

Die Kooperation soll durch periodische Treffen aufrechterhalten werden, <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

stetigen Informationsaustausch können auch die modernen Medien viel beitragen. Der<br />

gelegentliche Austausch von Personal zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Regionen <strong>und</strong> Staaten sollte<br />

gefördert werden, um so die Horizonte zu erweitern <strong>und</strong> auch Erfahrungen auf der untersten,<br />

der praktischen Ebene auszutauschen. Genauso sollten <strong>in</strong> Grenzregionen geme<strong>in</strong>same<br />

Schutzprojekte der Nachbarstaaten etabliert werden.<br />

Doch s<strong>in</strong>d es letztlich die EU-Bürger, die über ihre Staatsregierungen die Politik<br />

diktieren, <strong>und</strong> so sollten die Bürger so gut es geht über den Wolf <strong>in</strong>formiert werden, um ihn<br />

zum politischen Thema zu machen. Politische Unterstützung sollte durchgehend se<strong>in</strong> <strong>und</strong> PR-<br />

Kampagnen professionell geplant werden. Regierungen, die <strong>in</strong>ternationale Abkommen<br />

verletzen oder nicht umsetzen, sollten öffentlich bekannt gegeben werden. So könnten auch<br />

Schwachstellen <strong>in</strong> den Schutzabkommen aufgedeckt werden.<br />

Habitatschutz<br />

Trotz se<strong>in</strong>er Flexibilität bei der Habitatnutzung, hat auch der Wolf e<strong>in</strong>ige<br />

Gr<strong>und</strong>bedürfnisse an se<strong>in</strong>en Lebensraum.<br />

In se<strong>in</strong>em Lebensraum müssen stabile Schalenwildpopulationen leben, was aber <strong>in</strong> den<br />

meisten europäischen Ländern ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis darstellt. Bei den hohen heutigen<br />

Abschussquoten bei Hirschen, Rehen <strong>und</strong> Wildschwe<strong>in</strong>en fällt e<strong>in</strong> jagendes Wolfsrudel kaum<br />

mehr <strong>in</strong>s Gewicht. Künstliche Fütterung sollte nach bester Möglichkeit verh<strong>in</strong>dert werden, um<br />

Anpassung oder Wilderei zu erschweren. Aus denselben Gründen sollten Müllkippen nicht<br />

frei <strong>für</strong> die Wölfe zugänglich se<strong>in</strong>.<br />

Straßen, Gleise <strong>und</strong> Autobahnen, können überquert werden, stellen deshalb mehr<br />

Mortalitätsfaktoren als Barrieren dar. Sie sollten <strong>in</strong> Kernzonen des Wolfshabitats vermieden<br />

werden. Doch gegen Großprojekte wie Industrie, Kraftwerke <strong>und</strong> Urbanisierung sollte man<br />

die politische Kraft des Wolfsmanagements nicht überschätzen.<br />

130


Die Rückkehr des Wolfes – Lösungen <strong>für</strong> den Wolfsschutz<br />

Die moderne Forstwirtschaft sche<strong>in</strong>t ke<strong>in</strong> besonderes Risiko <strong>für</strong> den Wildh<strong>und</strong><br />

darzustellen (BOITANI 2000), außer vielleicht <strong>in</strong>direkt durch ihre Auswirkungen auf die<br />

Schalenwildbestände.<br />

Die Metapopulationstheorie erklärt, dass e<strong>in</strong>e Spezies länger besteht, wenn die<br />

<strong>in</strong>zwischen von Kulturlandschaft isolierten Teilpopulationen über Korridore verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d.<br />

Diese Korridore sollen aus Habitat bestehen, das <strong>für</strong> die Auswanderung der Wildtiere<br />

geeignet ist. Obgleich Wölfe sehr wohl fähig s<strong>in</strong>d, selbst <strong>in</strong> ungeeigneten Habitaten zu<br />

überleben, sollten solche Korridore, wo immer möglich, auch zwischen den<br />

Wolfspopulationen erhalten werden, um die Mortalität der Auswanderer zu reduzieren.<br />

Außerdem können dieselben Korridore auch von anderen Arten verwendet werden.<br />

Ganz besondere Aufmerksamkeit haben Gebiete verdient, die als Quellen dienen. In<br />

diesen Gebieten, wo die Mortalität niedrig <strong>und</strong> die Reproduktion hoch ist, leben meist stabile<br />

Wolfspopulationen. Sie s<strong>in</strong>d Quellen, aus denen e<strong>in</strong> stetiger Strom wandernder Tiere<br />

benachbarte Populationen verstärkt, genetisch variiert oder neu begründet.<br />

Schäden an Weidetieren<br />

Diese Schäden s<strong>in</strong>d gleichzeitig der Hauptgr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die Ausrottung des Wolfes <strong>in</strong><br />

vielen Regionen <strong>und</strong> der limitierende Faktor <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Rückkehr. Überall dort wo Wölfe <strong>und</strong><br />

Haustiere zusammenkommen muss das Wolfsmanagement dieses Problem von mehreren<br />

Seiten her anpacken.<br />

Am wichtigsten ist die Prävention.<br />

Früher wurden überschaubare Herden von 100-200 Tieren (KACZENSKY 1996) auf<br />

offenen Flächen von Schäferh<strong>und</strong>en bewacht. Diese H<strong>und</strong>e wurden eigens dazu gezüchtet,<br />

Räuber zu sehen, durch Bellen zu melden <strong>und</strong> sich ihnen mutig entgegen zu stellen, doch s<strong>in</strong>d<br />

diese H<strong>und</strong>e heute vielerorts <strong>in</strong> Vergessenheit geraten. Aber <strong>in</strong> den Ländern, <strong>in</strong> denen Wolf<br />

<strong>und</strong> Bär nie ausgestorben s<strong>in</strong>d, wie Polen, Rumänien oder Italien, s<strong>in</strong>d besondere<br />

Schäferh<strong>und</strong>rassen auch heute noch <strong>in</strong> Gebrauch. E<strong>in</strong> europäisches Programm sollte <strong>in</strong>s<br />

Leben gerufen werden, um ihre Möglichkeiten auszuschöpfen. Welpen sollten so auch <strong>in</strong><br />

Ländern <strong>und</strong> Regionen erhältlich werden, <strong>in</strong> denen die Tradition der Schäferh<strong>und</strong>ezucht<br />

verloren gegangen ist.<br />

Exkurs: Die Begleiter des Hirten – Herdenschutz- <strong>und</strong> Hüteh<strong>und</strong>e<br />

Mit der Rückkehr der Raubtiere kehren auch die Hirtenh<strong>und</strong>e zurück. Die Eigenschaften<br />

der wiederentdeckten H<strong>und</strong>erassen werden <strong>in</strong> diesem Exkurs genauer beschrieben.<br />

Herden sollten bei Nacht nicht nur von H<strong>und</strong>en bewacht, sondern auch <strong>in</strong>nerhalb von<br />

umzäunten Flächen, Scheunen oder starken mobilen elektrischen Zäunen gehalten werden.<br />

Halsbänder s<strong>in</strong>d gegen Wölfe e<strong>in</strong> zu schwacher Schutz, genauso wie Vergrämung<br />

(Verschreckung) bei <strong>in</strong> Rudeln jagenden Wildh<strong>und</strong>en unpraktikabel ist.<br />

Forschungsprojekte sollten die Effektivität dieser <strong>und</strong> anderer Maßnahmen testen <strong>und</strong><br />

die Ergebnisse den Schäfern <strong>und</strong> Viehzüchtern zur Verfügung stellen, um so die Akzeptanz<br />

des Wolfsschutzes zu erhöhen. Auch könnte die Anschaffung der Elektrozäune oder der Bau<br />

von Scheunen subventioniert werden.<br />

Prävention ist auch aus emotionalen Gründen sehr wichtig, da den meisten<br />

Viehzüchtern getötete Tiere oft nahe gehen. Die meisten von ihnen wollen es gar nicht<br />

h<strong>in</strong>nehmen, dass ihre Tiere getötet werden, <strong>und</strong> das Image des Wolfes <strong>in</strong> der lokalen<br />

Bevölkerung s<strong>in</strong>kt so mit jedem toten Schaf weiter.<br />

131


Die Rückkehr des Wolfes – Lösungen <strong>für</strong> den Wolfsschutz<br />

Auch der Umstieg von Schafen oder Ziegen auf R<strong>in</strong>der oder Pferde könnte e<strong>in</strong>e<br />

Reduktion der Schäden mit sich führen. Diese größeren Tiere können sich besser schützen<br />

<strong>und</strong> die kle<strong>in</strong>eren Herden wären auch leichter zu bewachen. Leider ist e<strong>in</strong>e Kuh auch um e<strong>in</strong><br />

Vielfaches wertvoller als e<strong>in</strong> Schaf<br />

Dort wo der Wolf nur auf wenig Beutearten stößt, jagt er auch vermehrt Vieh<br />

(HOLTMEIER 2002). Die gleichzeitige Wiederansiedlung mehrerer wildlebender Huftierarten<br />

könnte dem Wolf Alternativen geben <strong>und</strong> Verluste unter Viehherden ließen sich<br />

vielleicht reduzieren.<br />

Zweites Standbe<strong>in</strong> der Schadensmanagements s<strong>in</strong>d die Entschädigungsleistungen <strong>für</strong><br />

Viehzüchter, die von Wölfen geschädigt wurden. Besonders <strong>in</strong> Falle geschützter<br />

Wolfspopulationen ist e<strong>in</strong> Entschädigungssystem enorm wichtig, denn Geschädigte s<strong>in</strong>d bald<br />

frustriert <strong>und</strong> werden zu Wilderern, wenn sie sich vom Gesetz <strong>in</strong> Stich gelassen fühlen. Da<br />

Entschädigung aber ke<strong>in</strong>en Schaden verh<strong>in</strong>dern kann, sollte sie auf jeden Fall an<br />

Präventionsmaßnahmen gekoppelt werden.<br />

Das System sollte fair se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> auch die Schäden von H<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>schließen, wenn sie<br />

nicht von Wölfen unterschieden werden können (wo<strong>für</strong> es leider zuwenig Experten gibt). Die<br />

Geldleistungen sollten unter dem Marktwert se<strong>in</strong>, aber Prämien sollten <strong>für</strong><br />

Präventionsmaßnahmen gezahlt werden. So sollte e<strong>in</strong> Bauer, der Präventionsmaßnahmen<br />

getroffen hat, angemessen nahe am Marktwert entschädigt werden.<br />

Problemwölfe sollten nur dort entfernt werden, wo die Populationen das vertragen, nach<br />

längerer Beobachtung, <strong>und</strong> die Entscheidung sollte nicht lokal getroffen werden, um e<strong>in</strong>e<br />

möglichst große Objektivität zu gewährleisten. Allerd<strong>in</strong>gs sollte auch auf die lokale<br />

Stimmung Rücksicht genommen werden, denn wenn die örtliche Bevölkerung sich unfair<br />

behandelt fühlt, werden Gesetze leicht ignoriert oder gebeugt, <strong>und</strong> der Schaden würde so den<br />

Nutzen weit übersteigen.<br />

E<strong>in</strong> Zonenmanagement, wie er im Yellowstone Nationalpark <strong>und</strong> der Umgebung<br />

praktiziert wird, könnte e<strong>in</strong>e tragfähige Lösung se<strong>in</strong>. Dort werden Wölfe auf dem Nationalparkgelände<br />

kaum kontrolliert, doch außerhalb des Parks greift man zu drastischeren<br />

Kontrollmaßnahmen, um Schäden am Weidevieh ger<strong>in</strong>g zu halten (FRITTS 1993)<br />

E<strong>in</strong> letztes Standbe<strong>in</strong> der Vermeidung von Schäden wäre die Beseitigung verwilderter H<strong>und</strong>e.<br />

Wölfe <strong>und</strong> verwilderte H<strong>und</strong>e koexistieren <strong>in</strong> mehreren Ländern <strong>Europa</strong>s, besonders im Osten<br />

<strong>und</strong> dem mediterranen Raum. H<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d zwar auch Beute <strong>für</strong> Wölfe, doch stellenweise e<strong>in</strong><br />

gefährlicher Konkurrent um Nahrung <strong>und</strong> Lebensraum (BOITANI 1992). Da es auch noch<br />

schwer ist, H<strong>und</strong>e- <strong>und</strong> Wolfsrisse ause<strong>in</strong>ander zu halten, werden die Menschen stets dem<br />

Wolf die Schuld an fast allen Übergriffen auf Weidetiere <strong>in</strong> der Region geben. Dabei geht<br />

man, z.B. <strong>in</strong> Italien davon aus, dass mehr als 50% der Schadensfälle von H<strong>und</strong>en verursacht<br />

werden.<br />

Wolfsjagd<br />

Um die Jagd <strong>in</strong> den Griff zu bekommen, sollte erst e<strong>in</strong>mal die Auswirkung der<br />

Bejagung auf die jeweilige Wolfspopulation e<strong>in</strong>geschätzt <strong>und</strong> notfalls revidiert werden.<br />

Kopfgelder gehören auf jeden Fall beseitigt. Genauso muss der E<strong>in</strong>satz von Gift <strong>und</strong><br />

motorisierten Fahrzeugen bei der Jagd untersagt werden.<br />

Es sollten Fortbildungen speziell <strong>für</strong> Jäger erstellt <strong>und</strong> angeboten werden. Diese<br />

sollten versuchen, die Missverständnisse über den Wolf aufzuklären <strong>und</strong> den Jägern se<strong>in</strong>en<br />

Platz <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das Ökosystem zu erklären: se<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>igende Funktion als<br />

Aasfresser, se<strong>in</strong>e Ges<strong>und</strong>erhaltung der Beutepopulationen, <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e positiven Auswirkungen<br />

auf die Waldges<strong>und</strong>heit. Doch sollte auch klargemacht werden, dass illegales Töten von<br />

Wölfen <strong>in</strong>akzeptabel ist <strong>und</strong> hohe Strafen nach sich ziehen wird.<br />

132


Die Rückkehr des Wolfes – Lösungen <strong>für</strong> den Wolfsschutz<br />

Anwohner<br />

Der Schutz des Wolfes hat nur e<strong>in</strong>e Zukunft, wenn er von der Bevölkerung vor Ort<br />

mitgetragen wird. Die Beteiligung, Sympathie oder zum<strong>in</strong>dest die Toleranz der Anwohner<br />

sollte von Anfang an gesichert werden (KLINGHAMER 1979). Dazu sollten die Menschen<br />

vor Ort von Anfang an <strong>in</strong> den Planungsprozess <strong>in</strong>tegriert werden, z.B. über e<strong>in</strong> öffentliches<br />

Forum, Bürgerbeauftragte, Me<strong>in</strong>ungsmacher, offene Informationsversammlungen <strong>und</strong><br />

Workshops. So soll geme<strong>in</strong>sam mit allen Interessengruppen e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Leitbild zum<br />

Wolfsschutz entwickelt werden, <strong>in</strong>dem möglichst viele Beteiligte ihre Interessen<br />

berücksichtigt sehen.<br />

Informationskampagnen sollten versuchen, den Menschen e<strong>in</strong>fühlsam die wahre Natur<br />

der Wölfe zu beschreiben, <strong>und</strong> so den alten Vorurteilen entgegenzuwirken. Solche<br />

Kampagnen sollten am besten professionell geplant <strong>und</strong> durchgeführt werden, wenn die<br />

Mittel dies zulassen.<br />

Besonders <strong>in</strong> strukturschwachen Gebieten wie den Karpaten, die jedoch e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

seltener Tiere wie Wolf, Bär, Luchs, Wisent oder Kaiseradler e<strong>in</strong>e Heimat bieten, sollte der<br />

Tourismus <strong>für</strong> die Bevölkerung als zukunftsfähiger Wirtschaftsfaktor gefördert werden.<br />

Geführte Abenteuertouren, Wolfszentren, oder e<strong>in</strong> Wolfslogo könnten den Wolf <strong>in</strong> solchen<br />

meist ärmlichen Regionen auch ökonomisch <strong>in</strong>teressanter machen. Wanderer <strong>und</strong><br />

Outdoorsportler aus den naturfremden Städten legen Wert auf das Erleben unberührter Natur,<br />

<strong>und</strong> obgleich Wölfe schwer zu beobachten s<strong>in</strong>d, so vermittelt das Wissen um ihre Existenz<br />

den naturbewussten Menschen e<strong>in</strong> gutes Gefühl, <strong>für</strong> das sie vielleicht bereit s<strong>in</strong>d, auch etwas<br />

mehr zu zahlen.<br />

Forschung<br />

Der Wolf ist sicherlich e<strong>in</strong>e der am besten erforschten Spezies weltweit. Doch<br />

besonders durch se<strong>in</strong>e hohe Anpassungsfähigkeit liefert er uns immer wieder neue Daten, die<br />

wertvoll <strong>für</strong> zukünftige Entscheidungen s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>ige Aspekte se<strong>in</strong>er Biologie verdienen aber immer noch besondere Aufmerksamkeit.<br />

Genetische Studien können die Identität des europäischen Canis lupus festlegen<br />

<strong>und</strong> helfen, bei Managemententscheidungen genetische Gesichtspunkte stärker zu berücksichtigen.<br />

Wenig ist über das Dispersalverhalten des Wildh<strong>und</strong>es <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> bekannt, <strong>und</strong> doch<br />

ist gerade diese Fähigkeit der Spezies wesentlich <strong>für</strong> ihren derzeitigen Erfolg verantwortlich.<br />

In Nordamerika gibt es schon zahlreiche Erfahrungen mit der Wiedere<strong>in</strong>bürgerung <strong>und</strong> der<br />

Umsiedlung von Grauwölfen (FRITTS 1993), auf die man bei solchen Vorhaben <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

zurückgreifen sollte.<br />

Die weitergehende Erforschung der Populationsdynamik könnte erlauben, die MVP<br />

genauer zu bestimmen, <strong>und</strong> so besser die Lebensfähigkeit der Wolfspopulationen beschreiben.<br />

Doch auch weitere Themen s<strong>in</strong>d noch von Interesse: Die Toleranz des Wolfes gegenüber<br />

Menschen, se<strong>in</strong>e Räuber-Beute-Beziehungen, Monitor<strong>in</strong>g, Habitatmodellierung, oder auch<br />

<strong>in</strong>direkt die Wirksamkeit verschiedener Schutzmaßnahmen <strong>und</strong> –systeme zur Wolfsabwehr.<br />

133


Die Rückkehr des Wolfes – Lösungen <strong>für</strong> den Wolfsschutz<br />

Der Wolf im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en zeigt der Wolf derzeit auf unserem Kont<strong>in</strong>ent e<strong>in</strong>en positiven Trend.<br />

Dennoch s<strong>in</strong>d noch viele Populationen zu kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> so durch falsches Management oder<br />

Zufallsmortalität stark gefährdet. Und die Wilderei bleibt der größte Gefahrenfaktor <strong>für</strong> den<br />

Grauwolf <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>, besonders <strong>in</strong> den größeren, ursprünglichen Populationen.<br />

Der Wolf ist e<strong>in</strong>e unglaublich anpassungsfähige Spezies, <strong>und</strong> er wird überall dort<br />

bestehen <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Areal erweitern, wo immer es etwas zu fressen gibt <strong>und</strong> wir ihn nicht töten.<br />

E<strong>in</strong>ige Länder <strong>Europa</strong>s s<strong>in</strong>d noch wolfsfrei, doch besonders <strong>in</strong> Österreich könnte e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>wanderung aus dem Süden sehr bald erfolgen. In solchen Ländern sollte das Management<br />

die nötigen Schritte bereits <strong>in</strong> voraus e<strong>in</strong>leiten.<br />

leben.<br />

134<br />

Der Wolf kann mit dem Menschen leben, falls der Mensch auch lernt, mit ihm zu<br />

Abbildung 33: Der Wolf kehrt zurück, doch es liegt an uns, ob er auch bleiben darf. (© B&C<br />

Prommberger)


Die Rückkehr des Braunbären - Zusammenfassung<br />

Lerne<strong>in</strong>heit<br />

Die Rückkehr des Braunbären (Ursus arctos)<br />

Die Rückkehr des Bären (Zusammenfassung)<br />

Als der am weitesten verbreitete Bär der Welt ist der Braunbär <strong>in</strong> Nordamerika, Asien<br />

<strong>und</strong> <strong>Europa</strong> heimisch. Die expandierende menschliche Besiedlung <strong>Europa</strong>s <strong>und</strong> der USA hat<br />

den Braunbären aus weiten Teilen se<strong>in</strong>es früheren Verbreitungsgebiets verdrängt, doch dort<br />

,wo es noch weite unberührte Landschaften gibt, wie <strong>in</strong> den weiten Wäldern Russlands, leben<br />

auch heute noch sehr viele der braunen Großräuber.<br />

In <strong>Europa</strong> leben die größten Populationen <strong>in</strong> Russland <strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland bis zum<br />

Bottnischen Meerbusen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Karpaten. Andere Populationen auf dem Balkan, <strong>in</strong><br />

Skand<strong>in</strong>avien oder <strong>in</strong> Griechenland s<strong>in</strong>d weitaus kle<strong>in</strong>er <strong>und</strong> sehr stark fragmentiert. In<br />

Westeuropa gibt es noch sehr kle<strong>in</strong>e Populationen, die zurzeit sehr stark von Aussterben<br />

bedroht s<strong>in</strong>d.<br />

Die Braunbären s<strong>in</strong>d Allesfresser. Ihre Nahrung ist vorwiegend vegetarisch <strong>und</strong><br />

besteht aus Beeren, Nüssen oder Wurzeln. Da der Bär auf energiereiche Kost aus ist, nimmt er<br />

jedoch auch Fleisch <strong>und</strong> Fisch zu sich, wenn es ihm gel<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> entsprechendes Tier zu jagen.<br />

Leider s<strong>in</strong>d sie ke<strong>in</strong>e geschickten Jäger, weswegen sie meist nur junge oder gebrechliche<br />

Tiere erbeuten können, oder sich mit Aas zufrieden geben müssen. Auch Weidetiere<br />

verschmähen Bären nicht, wenn sich ihnen die Gelegenheit bietet.<br />

Die W<strong>in</strong>ter verschlafen sie <strong>in</strong> natürlichen oder selbstgegrabenen Höhlen. Die Bären<br />

s<strong>in</strong>d von Natur aus tag- <strong>und</strong> nachtaktiv. Dort, wo sie <strong>in</strong> der Nähe des Menschen leben, haben<br />

sie ihre Aktivität jedoch größtenteils <strong>in</strong> die Nacht verlegt, da sie den Menschen gerne aus dem<br />

Weg gehen. Als Habitat ziehen sie ungestörte Wälder vor. Bären s<strong>in</strong>d jedoch auch <strong>in</strong> den<br />

T<strong>und</strong>ren des hohen Nordens zuhause. Männliche Bären wandern viel weiter als weibliche, so<br />

dass junge Populationen oft nur aus Männchen bestehen.<br />

Die allgeme<strong>in</strong>e Stimmung dem Bären gegenüber ist eher negativ, <strong>und</strong> so s<strong>in</strong>d<br />

besonders die kle<strong>in</strong>en Bärenpopulationen bedroht. Viele Menschen, die <strong>in</strong> der Nähe der<br />

Bärengebiete leben <strong>für</strong>chten den Bären, da allgeme<strong>in</strong> bekannt ist, dass e<strong>in</strong> angreifender Bär<br />

e<strong>in</strong>e sehr große Bedrohung darstellt.<br />

Die Ausbreitung des Menschen mit Urbanisierung, Forstwirtschaft <strong>und</strong> Waldbeseitigung<br />

nimmt dem Braunbären oft se<strong>in</strong>e Futtergr<strong>und</strong>lage oder zerstört se<strong>in</strong> Habitat. Doch auch dort<br />

wo es reichlich Futter gibt wird der wählerische „Meister Petz“ auch Vieh reißen, wenn es<br />

nicht bewacht wird. Viele Waldökosysteme haben sich durch die E<strong>in</strong>führung exotischer<br />

Koniferen <strong>für</strong> die Forstwirtschaft wesentlich verändert. Straßen führen zu mehr Mortalität <strong>und</strong><br />

zerschneiden e<strong>in</strong> Bärenhabitat manchmal so, dass kle<strong>in</strong>e isolierte Populationen vom<br />

Aussterben bedroht werden. Manche Populationen haben auch unter Wilderei zu leiden,<br />

besonders im asiatischen Teil Russlands. Dort werden von Wilderern Bärenteile <strong>für</strong> den<br />

traditionellen asiatischen Arzneimarkt beschafft, wo Bärenprodukte hohe Preise erzielen.<br />

135


Die Rückkehr des Braunbären - Zusammenfassung<br />

Abbildung 34: Braunbär auf Nahrungssuche (© B&C Prommberger)<br />

Nicht nur <strong>in</strong> Russland werden die <strong>in</strong>ternationalen Abkommen zum Schutz des Bären<br />

nicht mit genügendem Nachdruck durchgesetzt. Wilderei <strong>und</strong> illegaler Handel sollten stärker<br />

kontrolliert werden.<br />

Auch das Habitat des Bären sollte identifiziert <strong>und</strong> zusammen mit<br />

Verb<strong>in</strong>dungskorridoren geschützt werden. Wenn umsichtig betrieben, stellt die<br />

Forstwirtschaft ke<strong>in</strong>e Gefahr <strong>für</strong> den Braunbären dar. Jedoch sollten die Viehzüchter <strong>in</strong><br />

Bärengebieten motiviert werden, wieder die traditionellen Schutzmaßnahmen zu treffen:<br />

H<strong>und</strong>e, Zäune <strong>und</strong> Scheunen wären e<strong>in</strong> guter Anfang. Auch sollten Systeme <strong>für</strong><br />

Entschädigungszahlungen aufgestellt werden, die Landwirte angemessen <strong>für</strong> gerissenes Vieh<br />

entschädigen <strong>und</strong> so Konflikte vermeiden.<br />

Um die E<strong>in</strong>stellung der Bevölkerung zum Bären zu verbessern, sollten die Menschen<br />

an Bärenschutzprojekten beteiligt werden, genauso wie Informationskampagnen über den<br />

Braunbären <strong>und</strong> die Sicherheit des Menschen weiterbilden sollen.<br />

Nicht zuletzt sollte sich die wissenschaftliche Forschung um mehr Informationen r<strong>und</strong><br />

um den Bären bemühen: Genetik, Populationsdynamik, <strong>und</strong> Habitatforschung.<br />

Leider ist zu be<strong>für</strong>chten, dass e<strong>in</strong>ige der kle<strong>in</strong>en isolierten Populationen bald<br />

aussterben werden, auch wenn der Braunbär <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> sich viel schneller vermehrt als<br />

anderswo. Und da<strong>für</strong> ist der Druck durch den Menschen sicherlich die wesentliche Ursache.<br />

136


Die Rückkehr des Braunbären – Die Geschichte des „Meister Petz“<br />

Die Geschichte des „Meister Petz“<br />

Der Braunbär war ursprünglich <strong>in</strong> ganz <strong>Europa</strong> verbreitet, mit Ausnahme der großen<br />

Inseln: Irland, Island, Gotland, Korsika <strong>und</strong> Sard<strong>in</strong>ien (EBENSCHWEIGER 2003).<br />

Die früheren Stämme verehrten den Bären als Symbol <strong>für</strong> den Kreislauf des Lebens.<br />

Im W<strong>in</strong>ter stieg er <strong>in</strong> se<strong>in</strong> kaltes Grab, um im Frühl<strong>in</strong>g wieder aufzustehen. Er wanderte<br />

zwischen Leben <strong>und</strong> Tod. Noch im Mittelalter wurde er zum Symbol <strong>für</strong> Menschen <strong>und</strong><br />

Städtenamen <strong>und</strong> Münzen, genauso wie Wappentier vieler Familien <strong>und</strong> Städte (u.a. der Stadt<br />

Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> Freis<strong>in</strong>g).<br />

Doch als die Menschen an Zahl zunahmen <strong>und</strong> sich auch zunehmend mit der<br />

Viehzucht befassten, entstanden Konflikte zwischen ihnen <strong>und</strong> „Meister Petz“. Als Gefahr <strong>für</strong><br />

die Viehzucht wurden Bären bald erbarmungslos <strong>und</strong> mit allen Mitteln gejagt. Das erwies sich<br />

als vernichtend <strong>für</strong> diese Tiere, deren niedrige Reproduktionsrate die Jagdverluste nicht<br />

schnell genug auffüllen konnte.<br />

Genauso wie Wolf <strong>und</strong> Luchs verschwanden die Bären zuerst aus den großen<br />

Siedlungsregionen, dann auch aus Gebieten, die zu kle<strong>in</strong> <strong>für</strong> ihre weiten Arealansprüche<br />

waren.<br />

Menschen jagten den Bären aber nicht nur aus Furcht vor Angriffen oder Schäden: er<br />

war auch stets die höchste Trophäe <strong>für</strong> den mutigen Weidmann.<br />

Abbildung 35: Die ursprüngliche Verbreitung des Braunbären (Ursus arctos) <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> (Quelle :<br />

SWENSON ET AL. 2000)<br />

137


Die Rückkehr des Braunbären – Die Geschichte des „Meister Petz“<br />

Vertiefung: An old op<strong>in</strong>ion on the Bear (1917)<br />

Dazu e<strong>in</strong> Beispiel aus dem vorigen Jahrh<strong>und</strong>ert (TSCHUDI 1917)<br />

“... If the bear would not be so greedy and would not cause such great destruction,<br />

especially among the flocs of sheep, it is almost a pity that it is so heavily prosecuted. No<br />

other predator is so cute and has such a cozy humor like Mister Petz when he is young. It’s<br />

character is straight forward and without any mischief or trickery. Its craft<strong>in</strong>ess and<br />

<strong>in</strong>ventiveness is rather limited. It is of great body strength <strong>in</strong> which it has confidence …”<br />

Zusätzlich verloren Bären immer mehr ihrer Waldhabitate durch Landwirtschaft,<br />

Kahlschläge, Straßen- <strong>und</strong> Siedlungsbau. So beschleunigte sich ihr Niedergang <strong>in</strong>direkt<br />

weiter.<br />

138


Die Rückkehr des Braunbären – Der Bär Heute<br />

Der Bär Heute<br />

Laut WWF-UK (1999) leben derzeit wieder etwa 14.000 Braunbären <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>,<br />

aufgeteilt <strong>in</strong> mehrere Populationen (siehe Karte) über e<strong>in</strong>e Gesamtfläche von etwa 800.000<br />

km². Zusammen mit den großen russischen (etwa 36.000 Tiere) <strong>und</strong> nordamerikanischen<br />

Populationen ist der Braunbär auch heute noch die am meisten verbreitete Bärenspezies der<br />

Welt.<br />

Bärenzahlen sich schwer zu schätzen, so dass meist die Populationsgröße überschätzt<br />

wird <strong>und</strong> die Individuenzahlen mit Vorsicht zu genießen s<strong>in</strong>d.<br />

Abbildung 36: Die Verbreitung des Braunbären (Ursus arctos) <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> 1999 (Quelle: LCIE 2005)<br />

Die heutige Verbreitung<br />

Die Informationen <strong>für</strong> die heutigen Braunbärenpopulationen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> stammen von<br />

SWENSON et al. (2000)<br />

Nordskand<strong>in</strong>avien <strong>und</strong> Russland<br />

Zusammenhängend mit der russischen Population leben hier etwa 37.000 Bären, die<br />

größte Bärenpopulation der Welt. In Fennoskand<strong>in</strong>avien (Norwegen, F<strong>in</strong>nland <strong>und</strong> Estland)<br />

leben zwischen 1200 <strong>und</strong> 1600 Individuen mit relativ niedriger Dichte (bis zu 0.5-1 Bär pro<br />

1000km²)<br />

139


Die Rückkehr des Braunbären – Der Bär Heute<br />

Karpaten<br />

Hauptsächlich <strong>in</strong> den Bergen Rumäniens, aber auch <strong>in</strong> Polen, der Slowakei <strong>und</strong> der<br />

Ukra<strong>in</strong>e lebt die zweitgrößte autochthone Bärenpopulation <strong>Europa</strong>s, mit r<strong>und</strong> 8100<br />

Exemplaren. Sie wuchs schnell <strong>in</strong> den vergangenen Jahren, doch die Grenzen des<br />

vorhandenen Habitats sche<strong>in</strong>en erreicht, <strong>und</strong> die Bärendichte ist hier die größte auf unserem<br />

Kont<strong>in</strong>ent (bis zu 100-200 Bären pro 1000km²) (SWENSON et al. 2000).<br />

Píndhos, D<strong>in</strong>aren <strong>und</strong> Alpen<br />

Diese Population besteht aus vielen kle<strong>in</strong>eren Subpopulationen von Österreich <strong>und</strong><br />

Italien bis <strong>in</strong>s Píndhos-Gebirge <strong>in</strong> Griechenland. Die Gesamtzahl dieser Population zählt um<br />

die 2800 Bären. In der slowenischen Teilpopulation alle<strong>in</strong> leben derzeit zwischen 300 <strong>und</strong><br />

500 Bären (KNAUER 2000).<br />

Die Population ist stark fragmentiert, aber e<strong>in</strong> Austausch wird allgeme<strong>in</strong><br />

angenommen.<br />

Südskand<strong>in</strong>avien<br />

Nach e<strong>in</strong>em Tief <strong>in</strong> den 30er Jahren hat sich diese Population wieder auf etwa 1000<br />

Bären <strong>in</strong> Schweden <strong>und</strong> Norwegen (95% davon <strong>in</strong> Schweden) erholt. Diese Population<br />

besteht aus vier Subpopulationen. Sie ist aber die produktivste auf der Welt <strong>und</strong> vergrößert<br />

sich mit 10 bis 15% jährlich (SWENSON et al. 2000).<br />

Rila <strong>und</strong> Rodopi Gebirge<br />

In diesen Bulgarischen Gebirgen leben etwa 520 Braunbären <strong>in</strong> drei Teilpopulationen.<br />

Etwa 15-20 davon werden südlich der Grenze <strong>in</strong> Griechenland angenommen. Wilderei stellt<br />

<strong>in</strong> Bulgarien e<strong>in</strong> großes Problem dar, so dass heute ke<strong>in</strong>e Expansion dieser Population<br />

erwartet wird.<br />

Stara Plan<strong>in</strong>a Gebirge<br />

Diese zweite bulgarische Population ist von der südlichen getrennt <strong>und</strong> beherbergt an<br />

die 200 Bären. Auch hier wird derzeit wegen Wilderei kaum e<strong>in</strong> Wachstum erwartet<br />

(SWENSON et al. 2000).<br />

Kle<strong>in</strong>e isolierte Populationen<br />

Fünf kle<strong>in</strong>e Populationen <strong>in</strong> Westeuropa s<strong>in</strong>d die letzten Relikte des e<strong>in</strong>st europaweiten<br />

Bärenareals (WIEGANT et al 2004). Drei dieser fünf kle<strong>in</strong>en Populationen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />

akuter Gefahr auszusterben, wenn nicht bald entscheidende Schritte zu ihrer Sicherung<br />

unternommen werden (SWENSON et al. 2000).<br />

1. Westkantabrische Berge. Mit der <strong>in</strong> den ostkantabrischen Bergen existieren zwei<br />

autochthone Populationen mit um die 50 bis 65 Bären. Obgleich die Areale nur etwa<br />

40km entfernt s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong> Austausch wegen e<strong>in</strong>er Autobahn kaum möglich.<br />

2. Ostkantabrische Berge. Hier leben noch um die 20 Tiere. Die Zahlen nehmen auch<br />

hier wegen der menschlichen Aktivität, wie Schl<strong>in</strong>gen gegen Wildschwe<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />

Giftköder gegen Wölfe, stark ab.<br />

3. Der Nationalpark Abruzzen <strong>und</strong> die umgebenden Appen<strong>in</strong>. In e<strong>in</strong>em von<br />

Menschen stark benutzen Gebiet leben <strong>in</strong> <strong>und</strong> um den Nationalpark etwa 40 Bären.<br />

4. Südalpen. Auf e<strong>in</strong>em Areal von etwa 1500km² wurden <strong>in</strong> der italienischen Prov<strong>in</strong>z<br />

Trent<strong>in</strong>o noch 3 Bären vermutet. 1999 fand e<strong>in</strong> Wiedere<strong>in</strong>bürgerungsprojekt statt,<br />

nachdem diese autochthone Population durch Verfolgung <strong>und</strong> Habitatfragmentierung<br />

nach e<strong>in</strong>igen Quellen als ausgestorben galt (EBENSCHWEIGER 2003). Weitere 2<br />

Bären aus Slowenien wurden hier freigelassen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e weitere Vergrößerung der<br />

140


Die Rückkehr des Braunbären – Der Bär Heute<br />

Population ist geplant. Diese neu ausgesetzten Tiere erfreuen sich e<strong>in</strong>er guten Presse,<br />

da nennenswerte Schäden bislang ausgeblieben s<strong>in</strong>d.<br />

5. Die westlichen Pyrenäen. In e<strong>in</strong>em Gebiet auf der französisch-spanischen Grenze<br />

werden noch 6 Bären angenommen. Da hier Reproduktion selten ist, ist diese<br />

Population ohne drastische Maßnahmen zum Aussterben verurteilt.<br />

Vertiefung: Tabelle 2. Europäische Bärenpopulationen 1996 (Quelle: SWENSON et al.<br />

2000)<br />

Tabelle 2: Der Status, die Verteilung <strong>und</strong> die erwartete Populationsentwicklung der europäischen<br />

Braunbärenpopulationen im Jahre 1996, so wie sie vom Actionplan zum Schutz des Braunbären (SWENSON et<br />

al. 2000) beschrieben werden. Zusammenhängende Populationen <strong>in</strong> Ländern außerhalb <strong>Europa</strong>s (z.B. Russland)<br />

s<strong>in</strong>d ebenfalls enthalten. Die Populationen s<strong>in</strong>d von der Größten zur Kle<strong>in</strong>sten h<strong>in</strong> aufgeführt.<br />

141


Die Rückkehr des Braunbären – Der Bär Heute<br />

Die Gründe <strong>für</strong> die Rückkehr<br />

Der Bär wurde zwar von den Menschen stets ge<strong>für</strong>chtet <strong>und</strong> gejagt, doch letztlich<br />

nicht mit derselben Hartnäckigkeit wie der Wolf oder der Luchs. Denn er war auch stets die<br />

höchste Trophäe <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en Jäger. In Rumänien, dem Land mit der höchsten Bärenpopulation<br />

außerhalb der Grenzen Russlands zum Beispiel, wurde der Bär als Trophäe <strong>für</strong> Staatsgäste<br />

<strong>und</strong> hohe Parteifunktionäre vorbehalten. Deswegen wurde die Population gehegt <strong>und</strong> Wilderei<br />

drakonisch bestraft.<br />

Doch die E<strong>in</strong>stellung der Menschen zum Bären hat sich <strong>in</strong> den letzen Jahrzehnten<br />

gewandelt, <strong>und</strong> besonders <strong>in</strong> Westeuropa gilt er heute als e<strong>in</strong> Symbol unberührter Natur. Das<br />

erlaubte <strong>in</strong> Österreich sogar die E<strong>in</strong>wanderung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Wiedere<strong>in</strong>bürgerung des Bären<br />

(WIEGANT et al. 2004).<br />

Dort wo die Bären nicht gestört wurden, haben sie überlebt.<br />

Bären waren <strong>in</strong> der Lage, sich zum<strong>in</strong>dest teilweise an anthropogenen Druck<br />

anzupassen, <strong>in</strong>dem sie z.B. <strong>in</strong> der Nähe von Siedlungen ruhen oder ihr Futter <strong>in</strong> Mülltonnen<br />

suchen. Die meisten von uns haben wohl schon von den Warnungen der Parkverwaltung im<br />

amerikanischen Yellowstone-Nationalpark gehört, Essensvorräte bärensicher an Bäumen<br />

aufzuhängen, weit weg von Menschen oder Fahrzeugen.<br />

Anders als die Luchse oder gar Wölfe haben die Bären e<strong>in</strong> schwaches Rekolonisationspotenzial,<br />

denn obwohl Männchen weit wandern, tun dies Weibchen nicht. So kann es<br />

Jahrzehnte dauern, bis Weibchen den Männchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Gebiet folgen. Um dies zu<br />

beschleunigen müssen Weibchen meist <strong>in</strong> jungen Populationen ausgesetzt werden<br />

(BRAUNBÄR LIFE 1997). Das ist bereits mehrmals mit Erfolg geschehen.<br />

142


Die Rückkehr des Braunbären – Ökologie des Braunbären<br />

Ökologie des Braunbären<br />

Bärenhabitat<br />

Die Reviergröße der Bären variiert mit dem Nahrungsangebot, von 1600km² <strong>in</strong><br />

Schweden, zu 128 km² <strong>in</strong> Kroatien. Sie s<strong>in</strong>d sehr anpassungsfähig, brauchen aber ungestörten<br />

Wald als Refugium. Wo möglich, errichten die Braunbären ihren Bau weitab von<br />

menschlicher Präsenz, aber es gibt auch Ausnahmen.<br />

Sie tolerieren die Kulturlandschaft <strong>und</strong> nutzen den Wald bis zum Rand <strong>in</strong> gleicher<br />

Weise wie den Kern des Gebietes (KNAUER 2000). Sie s<strong>in</strong>d auch gegenüber uns Menschen<br />

toleranter als erwartet, solange ihnen genügend unfragmentierter Wald geblieben ist.<br />

Abbildung 37: Bär auf Futtersuche (© B&C Prommberger)<br />

Nahrungswahl<br />

Bären s<strong>in</strong>d omnivor (nur Cellulose können sie nicht verdauen), so dass sie selbst <strong>in</strong> der<br />

anthropogen stark bee<strong>in</strong>flussten Landschaft Mitteleuropas Nahrung f<strong>in</strong>den können. Dass sie<br />

sich dabei auch manchmal beim Menschen Nahrung beschaffen, lässt sich leider nicht immer<br />

verh<strong>in</strong>dern.<br />

Bären fressen stets die zur gegebenen Zeit nahrhaftesten D<strong>in</strong>ge, <strong>und</strong> Fleisch wird<br />

wegen des hohen Nährwerts stets gern angenommen, sei es <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>facher Beute, Aas oder<br />

unbewachtes Vieh.<br />

„Meister Petz“ jagt kaum selbst. Manchmal erlegt er Kälber von Paarhufern, ist aber<br />

durch se<strong>in</strong>en Körperbau <strong>in</strong>effektiv gegen Adulte (erwachsene Tiere). Vieh spielt europaweit<br />

betrachtet ke<strong>in</strong>e Rolle bei se<strong>in</strong>er Ernährung, es wird aber erbeutet, wo die Herden sich im<br />

Bärengebiet aufhalten <strong>und</strong> der Schutz unzureichend ist (KACZENSKY 1996).<br />

143<br />

Kommentar [D.A.9]: Allesfre<br />

sser


Die Rückkehr des Braunbären – Ökologie des Braunbären<br />

Schadenspotenzial<br />

Bären s<strong>in</strong>d wegen ihrer Kraft ge<strong>für</strong>chtete Räuber, <strong>und</strong> das zu Recht. Zum Glück aber<br />

s<strong>in</strong>d sie selten aggressiv <strong>und</strong> meistens von e<strong>in</strong>em Treffen mit uns Menschen genauso<br />

erschrocken wie wir. Handelt man dann nicht unüberlegt, hat man wenig zu be<strong>für</strong>chten. Doch<br />

auch wenn Bären sich manchmal an Menschen gewöhnen <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> die Nähe von<br />

Siedlungen trauen, s<strong>in</strong>d sie deswegen nicht weniger gefährlich.<br />

Die Bären rauben hauptsächlich Schafe <strong>und</strong> Ziegen, nehmen aber stellenweise auch<br />

R<strong>in</strong>der oder Pferdefohlen (KACZENSKY 1996). Bären profitieren dabei gern von schlechtem<br />

Wetter <strong>und</strong> greifen meist nur nachts an, wenn die Tiere nicht bewacht werden (KACZENSKY<br />

1996). Besonders an Schafherden, die unbewacht im Bärenkerngebiet gehalten werden, richtet<br />

der Braunbär hohe Schäden an (EBENSCHWEIGER 2003). Sie rauben auch dort<br />

unbewachtes Vieh, wo es ihnen sonst an Nahrung nicht mangelt. (WWF-UK 1999)<br />

Generell s<strong>in</strong>d die Bären im W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong>aktiv, <strong>und</strong> damit s<strong>in</strong>kt auch die Häufigkeit der<br />

Attacken. Das liegt aber auch daran, dass das Vieh im W<strong>in</strong>ter viel schlechter zugänglich ist.<br />

Obstgärten <strong>und</strong> Bienenstöcke s<strong>in</strong>d verlockend, doch elektrische Zäune helfen, die<br />

Bären fernzuhalten. In Österreich waren aufgebissene Rapsölkanister <strong>in</strong> der Schadensstatistik<br />

führend (RAUER et al. 2001).<br />

Reproduktionskraft<br />

Bären s<strong>in</strong>d polygam, was bedeutet dass sich e<strong>in</strong> Weibchen oft mit mehr als e<strong>in</strong>em<br />

Männchen paart <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Männchen oft mehrere Weibchen begattet. So können Junge <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Wurf manchmal verschiedene Väter haben (SWENSON et al. 2000, CERI 2000).<br />

Die Bärenjungen werden <strong>in</strong> Januar-Februar geboren <strong>und</strong> bleiben 2 Jahre bei der<br />

Mutter. So hat e<strong>in</strong>e Bär<strong>in</strong> meist nur jedes zweite Jahr oder seltener Jungen.<br />

Damit ist es leicht verständlich, das Bärenpopulationen sich schlecht von übermäßiger<br />

Jagd, Wilderei oder Zufallsterblichkeit erholen, <strong>und</strong> unter solchem Druck schnell e<strong>in</strong>gehen<br />

können. Sie können ihre Zahl e<strong>in</strong>fach nicht so schnell wieder auffüllen, ganz besonders wenn<br />

Weibchen e<strong>in</strong>gehen.<br />

Dispersalverhalten<br />

Bären s<strong>in</strong>d wenig territorial <strong>und</strong> tolerieren Artgenossen <strong>in</strong> ihrem Territorium.<br />

Bevölkerungsdruck entsteht bei Braunbären eher durch Nahrungskonkurrenz<br />

(EBENSCHWEIGER 2003).<br />

E<strong>in</strong>ige Jungbären geben mit dem Selbstständigwerden ihre Sesshaftigkeit auf.<br />

Wichtigster Faktor <strong>für</strong> die Abwanderung der Bären ist der Populationsdruck, meist durch<br />

Nahrungskonkurrenz. Männchen wandern viel häufiger <strong>und</strong> weiter als Weibchen, die sich <strong>in</strong><br />

der Nähe des mütterlichen Reviers niederlassen (ROGERS 1987, KNAUER 2000, CERI 2000<br />

EBENSCHWEIGER 2003). Subadulte Bären wandern laut Knauer (2000) am weitesten.<br />

Die Abwanderung erfolgt im Gr<strong>und</strong>e ungerichtet, aber <strong>in</strong> Slowenien <strong>und</strong> Österreich,<br />

bevorzugen wandernde Jungbären Wald <strong>und</strong> andere deckungsreiche Gebiete <strong>für</strong> ihre<br />

Wanderungen (KNAUER 2000). Genauso halten die Bären sich so gut es geht vom Menschen<br />

fern.<br />

144


Die Rückkehr des Braunbären – Ökologie des Braunbären<br />

Abbildung 38: Braunbär (© Petra Kaczensky)<br />

Infrastruktur ist <strong>für</strong> wandernde Bären ke<strong>in</strong>e Barriere, stellt aber e<strong>in</strong>e beträchtliche<br />

Gefahr dar. In Italien mit se<strong>in</strong>em dichten Verkehrsnetz z.B., s<strong>in</strong>d Autobahnen <strong>und</strong> Straßen<br />

eher Mortalitätsfaktoren als Barrieren.<br />

Mortalitätsfaktoren<br />

M<strong>in</strong>destens 6-8 Weibchen werden als MVP vorausgesetzt, <strong>und</strong> so wirkt sich die<br />

Sterblichkeit der Weibchen besonders kritisch auf e<strong>in</strong>e Population aus (SWENSON et al.<br />

2000).<br />

Mortalitätsgründe s<strong>in</strong>d bei unseren Braunbären häufig Wilderei, Verkehrsunfälle, oder<br />

das Töten von Problembären, die sich am Besitz des Menschen vergreifen oder die Sicherheit<br />

der Bevölkerung gefährden. In wenigen Ländern spielt die schlecht geplante Jagd auch e<strong>in</strong>e<br />

Rolle.<br />

Die Gewichtung dieser Faktoren variiert natürlich nicht nur von Land zu Land,<br />

sondern auch von Region zu Region.<br />

145


Die Rückkehr des Braunbären – Bedrohungen <strong>für</strong> den Bären<br />

Bedrohungen <strong>für</strong> den Bären<br />

Es ist schwierig, auf e<strong>in</strong>e Hauptgefahr <strong>für</strong> den Bären zu verweisen. Anders als beim<br />

Wolf oder dem iberischen Luchs können die Gefahrenquellen national <strong>und</strong> regional sehr<br />

unterschiedlich se<strong>in</strong>.<br />

Vertiefung: Tabelle 3. Die Bedrohungen <strong>für</strong> den Bären <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen europäischen<br />

Ländern (Quelle : SWENSON et al. 2000)<br />

Tabelle 3: Identifizierte Bedrohungen <strong>für</strong> den Braunbären <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen europäischen Ländern. XX: ernste<br />

Gefahr, X: kle<strong>in</strong>ere Gefahr, (X) erwartete zukünftige Gefahr, L: örtliche Gefahr. Offenstehende Angaben<br />

könnten aufgr<strong>und</strong> von Informationsmangel se<strong>in</strong>.<br />

146


Die Rückkehr des Braunbären – Bedrohungen <strong>für</strong> den Bären<br />

Schäden an Haustieren<br />

Wenn die öffentliche Me<strong>in</strong>ung gegen den Bären ausschlägt, so liegt das meistens an<br />

den Schäden, die er an schlecht bewachten Herden von Schafen, Ziegen, R<strong>in</strong>dern oder<br />

Pferden anrichtet. Auch Wildtierfütterungen, Bienenstöcke oder Kanister mit Rapsöl fallen<br />

manchmal dem Bären zum Opfer.<br />

Dies kann schnell zu Intoleranz gegenüber der örtlichen Bärenpopulation führen. Diese<br />

kann e<strong>in</strong> großes H<strong>in</strong>dernis <strong>für</strong> den Bärenschutz se<strong>in</strong> <strong>und</strong> leistet wahrsche<strong>in</strong>lich auch der<br />

Wilderei Vorschub.<br />

Abbildung 39: Traditionelle Schafhaltung (© B&C Prommberger)<br />

Habitatverlust <strong>und</strong> -fragmentierung<br />

Den Bären droht bei uns aber auch zunehmende Habitatfragmentierung <strong>und</strong> -verlust.<br />

Die großen ungestörten Areale, die oft von Bären beansprucht werden, werden im dicht<br />

besiedelten <strong>Europa</strong> immer seltener <strong>und</strong> stehen unter hohem anthropogenem Druck. Die<br />

Gründe hier<strong>für</strong> s<strong>in</strong>d vielfältig, doch alle führen letztlich zu e<strong>in</strong>er Zerkle<strong>in</strong>erung oder zum<br />

gänzlichen Verschw<strong>in</strong>den geeigneten Bärenhabitats (WWF-UK 1999).<br />

Die Fragmentierung durch Autobahnen, Straßen, Dämme u.ä. baulicher Barrieren kann<br />

den Austausch von Individuen zwischen Teilpopulationen erschweren oder ganz verh<strong>in</strong>dern.<br />

Außerdem könnten Bären gezwungen se<strong>in</strong>, solch gefährliche Barrieren zu überqueren, um<br />

ihren Bedarf an Nahrung, Deckung oder Ruheplätzen zu decken, was zwangsläufig zu e<strong>in</strong>er<br />

erhöhten Mortalität führen würde (KNAUER 2000). Dies ist <strong>in</strong> vielen dichtbesiedelten<br />

Ländern Westeuropas bereits der Fall, <strong>und</strong> der Strukturwandel <strong>in</strong> Osteuropa wird wohl die<br />

Situation auch dort verschlimmern. Straßen werden vorher schwer zugängliche Gebiete<br />

147


Die Rückkehr des Braunbären – Bedrohungen <strong>für</strong> den Bären<br />

erschließen <strong>und</strong> zu verstärktem menschlichen E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen durch Touristen, Freizeitsportler<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt Jäger <strong>und</strong> Wilderer führen.<br />

Bären s<strong>in</strong>d eigentlich ganztägig aktiv, aber gestörte Bären werden zunehmend<br />

nachtaktiv, was zu Nahrungsstress führen kann. Auch Skilifte, Hütten, hohe<br />

Forststraßendichte, Beeren- <strong>und</strong> Pilzpflücker werden gemieden <strong>und</strong> das Bärenhabitat so<br />

weiter degradiert. Auch die Wilderei ist durch leichte Zugänglichkeit dort höher, wo die<br />

Straßendichte zunimmt.<br />

Gelegentlich tritt durch die Forstwirtschaft sogar e<strong>in</strong>e Verschlechterung des<br />

Waldhabitats e<strong>in</strong>. Futterbäume wie Eichen <strong>und</strong> Buchen gehen verloren <strong>und</strong> häufig f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e<br />

Wiederbestockung mit Koniferen statt, die dem Bären wenig anzubieten haben. Auch große<br />

Kahlschläge bedeuten Futterverlust <strong>und</strong> werden von Bären gemieden, genauso wie andere<br />

Freiflächen (SWENSON et al. 2000).<br />

Landwirtschaft <strong>und</strong> Urbanisierung führen zu e<strong>in</strong>er stetigen Reduzierung des<br />

Bärenlebensraumes. Wald wird zu landwirtschaftlicher Fläche, oder dauerhaft zugunsten<br />

neuer Siedlungen gerodet. Zur Ressourcengew<strong>in</strong>nung entstehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>st ungestörten Gebieten<br />

M<strong>in</strong>en, Tagebau- oder Schottergruben. Ferienhäuser werden <strong>in</strong> ruhigen Gegenden errichtet<br />

<strong>und</strong> ziehen Störungen <strong>und</strong> Infrastruktur nach sich.<br />

Jagd <strong>und</strong> Wilderei<br />

Wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Abschussquoten, auch von Weibchen, s<strong>in</strong>d jedoch <strong>für</strong><br />

lebensfähige Populationen wie die <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien oder Rumänien ke<strong>in</strong> Problem, auch weil<br />

europäische Braunbären produktiver als nordamerikanische s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> so etwas höhere<br />

Abschussquoten erlauben.<br />

Wilderei ist jedoch unabhängig von Geschlecht <strong>und</strong> nimmt ke<strong>in</strong>e Rücksicht auf<br />

Populationsgröße oder Individuendichte. Somit kann sie schnell das Ende kle<strong>in</strong>er<br />

Populationen bedeuten.<br />

Töten von Problembären<br />

Die Bären reagieren auf den anthropogenen Druck unterschiedlich. Manche versuchen<br />

die Menschen zu meiden <strong>und</strong> schränken sich dabei selbst noch weiter e<strong>in</strong>. Andere gewöhnen<br />

sich an den Menschen <strong>und</strong> entdecken se<strong>in</strong>e Umgebung als neue Futterquelle. Damit werden<br />

sie bald zu so genannten Problembären, <strong>und</strong> es dauert nicht lange, bis die Konflikte mit dem<br />

Menschen zu ihrem Tode führen.<br />

Dort wo ke<strong>in</strong> Schutz <strong>für</strong> Vieh, Obstgärten, Bienenstöcke <strong>und</strong> Müllhalden gegeben ist,<br />

greift man häufig zum Töten der Bären, die als Verantwortliche <strong>für</strong> Schäden angesehen<br />

werden. Auch wenn dies manchmal unumgänglich ist, sollte es als letzte Lösung angesehen<br />

werden, denn es ist <strong>in</strong> hoher Zahl besonders bei kle<strong>in</strong>en oder expandierenden Populationen<br />

problematisch (SWENSON et al 2000).<br />

148


Die Rückkehr des Braunbären – Bedrohungen <strong>für</strong> den Bären<br />

Abbildung 40: Bären, die sich an menschliche Futterquellen gewöhnt haben, werden schnell zu<br />

Problembären (© B&C Prommberger)<br />

Limitierende Faktoren<br />

Die niedrige Geburtenrate der Bären macht kle<strong>in</strong>e Bärenpopulationen nicht nur sehr<br />

anfällig gegen Wilderei oder hohe Abschussquoten, sondern auch gegen Zufallsmortalität,<br />

natürlich besonders wenn Weibchen betroffen s<strong>in</strong>d. Somit kann falsches Management bei<br />

Braunbären hohen Schaden anrichten, wenn das Problem nicht erkannt <strong>und</strong> angegangen wird.<br />

Braunbären brauchen nun mal weite Areale zum Leben, <strong>und</strong> nur noch wenige Gebiete<br />

kommen <strong>in</strong> Zentraleuropa dazu noch <strong>in</strong> Frage. Meist s<strong>in</strong>d es große Gebirgszüge <strong>in</strong><br />

Grenzgebieten, wie die Pyrenäen oder das D<strong>in</strong>arische Gebirge. Doch hier fehlt es viel zu<br />

häufig an der notwendigen grenzübergreifenden Kooperation.<br />

Aber e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Populationsgröße, wie <strong>in</strong> den westeuropäischen Bärenpopulationen,<br />

ist auch selbst e<strong>in</strong>e Gefahr. M<strong>in</strong>destens 6 bis 8 Weibchen s<strong>in</strong>d das M<strong>in</strong>imum, um das<br />

Überleben e<strong>in</strong>er Population zu sichern. Hohe Abschussquoten wie <strong>in</strong> Slowenien, das Töten<br />

von Problembären, Unfälle auf Straßen oder Schienen <strong>und</strong> im besonderen Maße die Wilderei<br />

(wie <strong>in</strong> Bulgarien) tragen zum Tod der Weibchen bei <strong>und</strong> können das empf<strong>in</strong>dliche<br />

Gleichgewicht dieser kle<strong>in</strong>er Populationen empf<strong>in</strong>dlich stören.<br />

149


Die Rückkehr des Braunbären – Der Bär <strong>und</strong> der Mensch<br />

Der Bär <strong>und</strong> der Mensch<br />

Beim Bärenmanagement geht es letztlich nicht um Bären, sondern um Menschen.<br />

Denn ohne ihr Wohlwollen, ihren E<strong>in</strong>satz oder ihre Toleranz, hat „Meister Petz“ ke<strong>in</strong>en Platz<br />

im dichtbesiedelten <strong>Europa</strong>.<br />

Öffentliche Me<strong>in</strong>ung<br />

Städter mögen Bären mehr als die Landbevölkerung, die <strong>in</strong> der Nähe der Bärengebiete<br />

lebt. Auch e<strong>in</strong> junges Alter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e hohe Bildung s<strong>in</strong>d oft mit e<strong>in</strong>er positiven E<strong>in</strong>stellung<br />

verb<strong>und</strong>en. Schlechte Presse kann natürlich die öffentliche Me<strong>in</strong>ung recht schnell umkippen<br />

lassen, besonders wenn e<strong>in</strong> Problembär e<strong>in</strong>ige Zeit <strong>für</strong> Schlagzeilen sorgt.<br />

Die Bärengefahr<br />

Bären s<strong>in</strong>d zweifelsohne e<strong>in</strong>e Gefahr <strong>für</strong> den Menschen. Sie können Menschen töten, doch<br />

s<strong>in</strong>d sie selten aggressiv. Tote durch Bären gab es aber bereits <strong>in</strong> Russland, Rumänien,<br />

Slowenien, Bosnien-Herzegow<strong>in</strong>a, Kroatien <strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland. E<strong>in</strong>ige Gründe <strong>für</strong> Bärenangriffe<br />

auf Menschen s<strong>in</strong>d u.a.:<br />

• Die Anwesenheit von Jungen (die Bär<strong>in</strong> verteidigt ihren Nachwuchs)<br />

• Die Anwesenheit e<strong>in</strong>es Beutekadavers (der Bär möchte Nahrungskonkurrenten<br />

verjagen)<br />

• E<strong>in</strong> überraschter Bär<br />

• E<strong>in</strong> Bär an se<strong>in</strong>em Bau<br />

• Die Anwesenheit e<strong>in</strong>es H<strong>und</strong>es.<br />

Auch künstliche Fütterung kann schnell zu Problemen führen, wenn sie nicht sachgemäß<br />

durchgeführt wird. Bären lernen schnell, <strong>und</strong> mancherorts kommen sie menschlichen<br />

Siedlungen sehr nahe, um aus ungesicherten Mülltonnen zu fressen. Künstliche Fütterung, die<br />

direkt mit Menschen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung steht, schafft so oft Problembären. H<strong>in</strong>zu kommt, dass<br />

unvorsichtige Menschen oft die Gefahr e<strong>in</strong>es fressenden Bären unterschätzen, nur um e<strong>in</strong><br />

aufregendes Foto zu schießen. Fütterung sollte somit nur <strong>in</strong> entlegenen Gebieten durchgeführt<br />

werden, wo sie kaum zur Menschengewöhnung führen kann.<br />

Den Menschen müssen die Schutzmaßnahmen verständlich vermittelt werden, doch<br />

Zwischenfälle werden sicher nicht ganz ausgeschlossen werden können.<br />

Exkurs: Verhaltenstipps <strong>in</strong> Bärengebieten<br />

Bären zu sehen ist sicher <strong>in</strong>teressant, damit es aber nicht auch e<strong>in</strong> Risiko ist, können<br />

Sie diese Tipps von Experten e<strong>in</strong>mal genauer unter die Lupe nehmen. Oder auf ihr Glück<br />

vertrauen.<br />

150


Die Rückkehr des Braunbären – Der Bär <strong>und</strong> der Mensch<br />

Abbildung 41: Bären sollte man sich nicht nähern, besonders wenn sie am Fressen s<strong>in</strong>d. (© B&C<br />

Prommberger)<br />

Die Akteure<br />

Von den <strong>in</strong> diesem Kurs vorgestellten großen Raubtieren genießt der Bär sicherlich die<br />

meisten Sympathien <strong>und</strong> die meiste öffentliche Aufmerksamkeit.<br />

Die Regierungen<br />

In den meisten Ländern <strong>Europa</strong>s besteht politisches Interesse am Bären, <strong>und</strong> se<strong>in</strong><br />

Fortbestehen oder se<strong>in</strong>e Rückkehr werden offiziell angestrebt. So hatten bis zum Jahre 2000<br />

bereits die meisten Länder e<strong>in</strong>en nationalen Managementplan zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Auftrag gegeben.<br />

Auch steht der Bär <strong>in</strong> allen Ländern <strong>Europa</strong>s entweder unter Schutz oder wird als<br />

Jagdwild betrachtet, wie <strong>in</strong> u.a. <strong>in</strong> Kroatien, Bulgarien, Rumänien oder der Ukra<strong>in</strong>e.<br />

Vertiefung: Die Staaten mit Managementplänen<br />

Bis 2000 hatten bereits Österreich, F<strong>in</strong>nland, Griechenland, Italien, Norwegen,<br />

Slowenien <strong>und</strong> Spanien e<strong>in</strong>en nationalen Managementplan entwickeln lassen. In Schweden<br />

befand sich dieser noch <strong>in</strong> der Vorbereitung (SWENSON et al. 2000). Auch sahen fast alle<br />

Länder Managementpläne als e<strong>in</strong>e notwendige Maßnahme an.<br />

Die Verantwortlichkeiten <strong>für</strong> das Wildtiermanagement s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den vielen Ländern<br />

<strong>Europa</strong>s sehr unterschiedlich verteilt. In e<strong>in</strong>igen Staaten ist das Bärenmanagement Sache des<br />

B<strong>und</strong>es, <strong>in</strong> anderen Sache der Länder <strong>und</strong> Regionen, wie z.B. <strong>in</strong> Österreich, so dass dort<br />

regionale Kooperation gel<strong>in</strong>gen muss. In manchen Ländern s<strong>in</strong>d an den Entscheidungsprozessen<br />

auch Forstwirtschaft, Jägerschaft, Naturschutzgruppen <strong>und</strong> verschiedene<br />

M<strong>in</strong>isterien beteiligt.<br />

151


Die Rückkehr des Braunbären – Der Bär <strong>und</strong> der Mensch<br />

Da sich ausgedehnte Waldgebiete meist <strong>in</strong> weniger dicht besiedelten Grenzregionen<br />

bef<strong>in</strong>den, leben viele Populationen auf den Gebieten zweier Staaten, was der <strong>in</strong>ternationalen<br />

Kooperation e<strong>in</strong>e besonders wichtige Rolle gibt<br />

Obwohl die beteiligten Regierungen meistens Entgegenkommen im Bärenschutz<br />

zeigen, sollte man sich ke<strong>in</strong>en Illusionen h<strong>in</strong>geben. Leider kollidieren Schutzprojekte<br />

besonders im Bereich der Landschafts- <strong>und</strong> Verkehrsplanung oft mit mächtigeren Projekten<br />

des Staates. Der Erfolg der Politiker wird überall aber von der breiten Öffentlichkeit an<br />

anderen Maßstäben gemessen: Arbeitslosenzahlen, Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> <strong>in</strong> Osteuropa<br />

auch an Gr<strong>und</strong>legenderem wie Krankenversorgung oder Durchschnittse<strong>in</strong>kommen. Gegen<br />

solche Vorhaben wird sich der Artenschutz nur selten durchsetzen können.<br />

Die NGOs<br />

Im Westen <strong>Europa</strong>s haben nationale <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale NGOs den Bärenschutz meist<br />

gut organisiert, <strong>und</strong> nach dem Fall der Eisernen Vorhanges expandierten sie auch schnell nach<br />

Osteuropa h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.<br />

Diese Gruppen s<strong>in</strong>d wesentliche Träger des Wildschutzes <strong>in</strong>sgesamt. Durch meist<br />

private Spendengelder bezahlen sie Experten, stellen Helfer <strong>und</strong> Geldmittel <strong>für</strong> viele Schutz-<br />

<strong>und</strong> Forschungsprojekte, Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärung, Monitor<strong>in</strong>g, Entschädigungen <strong>und</strong><br />

Schutzmaßnahmen.<br />

Beim Schutz des Bären können diese Organisationen wohl bedeutendere Erfolge<br />

verzeichnen als beim Schutz anderer Großräuber, da der Bär bekannter ist als der Luchs <strong>und</strong><br />

beliebter als der Wolf. Doch ihre Stimmung sorgte auch oft durch kompromisslose,<br />

übertriebene Erwartungen <strong>für</strong> Konflikte mit anderen Akteuren, wie z.B. der Jägerschaft oder<br />

der Landbevölkerung.<br />

Die Wissenschaft<br />

Experten stehen durch ihre Arbeit häufig zwischen den NGOs <strong>und</strong> den Staatsregierungen,<br />

die oft beide an der F<strong>in</strong>anzierung von Forschungsprojekten beteiligt s<strong>in</strong>d.<br />

Wissenschaftler genießen bei den meisten anderen Interessengruppen e<strong>in</strong> gewisses<br />

Maß an Vertrauen <strong>und</strong> Kooperationsbereitschaft, <strong>und</strong> so f<strong>in</strong>det sich die Forschung oft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Vermittlerrolle wieder.<br />

Der <strong>in</strong>ternationale Austausch von Daten <strong>und</strong> die Kooperation u.a. bei Monitor<strong>in</strong>g <strong>und</strong><br />

Aufklärung ist e<strong>in</strong> wichtiger Bestandteil des heutigen Bärenschutzes.<br />

Die Jägerschaft<br />

Die offizielle Jagd ist <strong>für</strong> den Bären im Gr<strong>und</strong>e nur e<strong>in</strong>e unbedeutende Bedrohung.<br />

Auch <strong>in</strong> den Ländern, <strong>in</strong> denen die Bärenjagd gesetzlich erlaubt ist, werden Bären meist nur<br />

nach Genehmigungsverfahren <strong>und</strong> nach festen Kont<strong>in</strong>genten geschossen. Jäger betrachten<br />

Bären meist als das wertvollste Tier, das e<strong>in</strong> Weidmann erlegen kann, <strong>und</strong> das Recht, e<strong>in</strong>en<br />

Bären zu erlegen kostet <strong>in</strong> manchen Ländern mehrere Tausend Euro. Jagdtourismus ist somit<br />

e<strong>in</strong>e lokal <strong>in</strong>teressante E<strong>in</strong>kommensquelle geworden.<br />

Leider ist die Wilderei e<strong>in</strong>e andere Sache. In Bulgarien, der Ukra<strong>in</strong>e, Griechenland<br />

<strong>und</strong> Spanien ist sie leider immer noch e<strong>in</strong> sehr großes Problem.<br />

Gelegentlich kommt es auch vor, dass Bären <strong>in</strong> Notwehr von Jägern erschossen werden, was<br />

<strong>in</strong> Frankreich zum Tod der letzten re<strong>in</strong>rassigen Pyrenäenbär<strong>in</strong> führte.<br />

152


Die Rückkehr des Braunbären – Der Bär <strong>und</strong> der Mensch<br />

Abbildung 42: E<strong>in</strong> Bär wird betäubt, untersucht <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em Sender versehen. Damit das Tier ruhiger<br />

ist, werden ihm die Augen zugedeckt. (© B&C Prommberger)<br />

Viehzüchter<br />

In weiten Teilen <strong>Europa</strong>s haben die Viehzüchter die Koexistenz mit großen Raubtieren<br />

verlernt. Schutzmaßnahmen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen stark zurückgegangen oder wurden völlig<br />

vergessen. Die früheren Methoden, Haustiere zu hüten s<strong>in</strong>d nur noch <strong>in</strong> wenigen Gebieten<br />

verbreitet, z.B. <strong>in</strong> Bulgarien oder Rumänien.<br />

Viele Viehzüchter s<strong>in</strong>d aber nicht bereit, f<strong>in</strong>anzielle Verluste h<strong>in</strong>zunehmen, egal ob<br />

durch teuere Schutzmaßnahmen oder gerissene Tiere. „Ohne den Bären wäre das nicht<br />

passiert“, oder „Durch teure Schutzmaßnahmen verlieren wir unsere Konkurrenzfähigkeit“, ist<br />

häufig zu lesen.<br />

So sehen sie den Bären als nur e<strong>in</strong>e weitere Gefahr <strong>für</strong> ihre ohneh<strong>in</strong> prekäre<br />

ökonomische Situation <strong>und</strong> bekämpfen ihn mit oft mit allen Mitteln.<br />

Die Öffentlichkeit<br />

Der Bär ist weder so universal ge<strong>für</strong>chtet wie der Wolf, noch so geheimnisvoll wie der<br />

Luchs <strong>und</strong> so von allen Raubtieren sicherlich das beliebteste <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressanteste Tier <strong>für</strong> die<br />

breite Öffentlichkeit.<br />

Viele von uns leben heute <strong>in</strong> den großen Städten, weitab von der Natur, umgeben von<br />

Menschen, Lärm <strong>und</strong> Technik. Doch besonders <strong>in</strong> den wohlhabenden Staaten Westeuropas<br />

entwickelt sich seit langem der Trend „Zurück zur Natur“, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Umweltbewusstse<strong>in</strong> hat<br />

sich <strong>in</strong> der Gesellschaft durchgesetzt. Der Umweltschutz f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>in</strong>teressierten Menschen<br />

Mitarbeiter, e<strong>in</strong>e politische Lobby <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Spendenquelle.<br />

Mit dem Bild des gemütlichen <strong>und</strong> tollpatschigen „Meister Petz“ verb<strong>in</strong>den die Städter<br />

e<strong>in</strong>e freie, ursprüngliche Natur, <strong>in</strong> der sie gerne ihre Freizeit verbr<strong>in</strong>gen wollen.<br />

153


Die Rückkehr des Braunbären – Der Bär <strong>und</strong> der Mensch<br />

Das wahrgenommene Gefahrenpotenzial des Bären<br />

Durch die Attraktivität des Bären entsteht sogar die Gefahr, dass unerfahrene<br />

Menschen das Gefahrenpotenzial e<strong>in</strong>es Bären unterschätzen <strong>und</strong> das Tier zur falschen Zeit<br />

provozieren (Mertens, pers. Mittlg.)<br />

Aufklärungsarbeit ist <strong>in</strong> Bärengebieten unabd<strong>in</strong>gbar. Nur wenn die Menschen wissen,<br />

wie sie sich im Falle e<strong>in</strong>es Treffens mit e<strong>in</strong>em Braunbären verhalten sollen, kann man hoffen,<br />

Unfälle zu vermieden. Der Schaden e<strong>in</strong>es Menschenangriffs <strong>für</strong> den Bärenschutz ist riesig,<br />

denn die schlechte Presse <strong>und</strong> das verlorene Vertrauen werden auf Jahre h<strong>in</strong>aus die<br />

Schutzbemühungen erschweren <strong>und</strong> der Wilderei Vorschub leisten. E<strong>in</strong>ige gr<strong>und</strong>legende<br />

H<strong>in</strong>weise f<strong>in</strong>den Sie im Videofilm „Der Braunbär <strong>in</strong> Österreich“ <strong>und</strong> im Exkurs<br />

„Verhaltensregeln <strong>in</strong> Bärengebieten“ .<br />

154


Die Rückkehr des Braunbären – Lösungen <strong>für</strong> den Bärenschutz<br />

Lösungen <strong>für</strong> den Bärenschutz<br />

Ziel des Bärenmanagements ist die Erhaltung des Braunbären <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Wiederansiedlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er lebensfähigen Population <strong>in</strong> Koexistenz mit dem Menschen.<br />

So hat die Frage nach e<strong>in</strong>em Zusammenleben zwischen Mensch <strong>und</strong> Bär Priorität, <strong>und</strong> es<br />

ist letztlich zweitrangig wie zahlreich e<strong>in</strong>e Population aus biologischer Sicht werden sollte.<br />

Die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Braunbär Life (BRAUNBÄR LIFE 1997) legte folgende<br />

Eigenschaften der österreichischen Bärenpopulation als Ziel des Managements vor.<br />

• Die Bärenpopulation soll langfristig überlebensfähig se<strong>in</strong>.<br />

• Die Bärenpopulation soll nicht auf menschliches Zufüttern angewiesen se<strong>in</strong>.<br />

• Die Bären sollen sich <strong>in</strong> alle geeigneten Lebensräume ausbreiten können.<br />

• Die Bärenpopulation muss von der Bevölkerung akzeptiert werden.<br />

• Die Bärenpopulation darf <strong>für</strong> die Bevölkerung ke<strong>in</strong>e unzumutbare Gefahr darstellen<br />

• Die durch Bären verursachten Schäden müssen gesellschaftlich tragbar se<strong>in</strong>.<br />

Dabei spiegelt die hier gegebene Reihenfolge sicher nicht die Wichtigkeit e<strong>in</strong>zelner<br />

Punkte wieder, die sich lokal sehr unterscheidet.<br />

Wo lebensfähige Populationen existieren, sollen sie erhalten <strong>und</strong> wenn möglich erweitert<br />

werden. Kle<strong>in</strong>e <strong>und</strong> isolierte Populationen sollen vergrößert <strong>und</strong> erhalten werden. Doch<br />

Schwerpunkt sollte die Reduzierung der Konflikte zwischen Bär <strong>und</strong> Mensch bleiben.<br />

Schutzstatus<br />

Im CITES, Anhang II wird der Ursus arctos als potenziell bedroht aufgeführt, womit<br />

der Handel mit Bärenteilen nur mit spezieller Exportlizenz erlaubt ist. Bärenteile werden <strong>in</strong><br />

Asien jedoch sehr stark nachgefragt, weswegen der Bär dort im Anhang I als stark gefährdet<br />

aufgeführt wird.<br />

In der europäischen FFH-Richtl<strong>in</strong>ie wird dem Bären e<strong>in</strong> besondere Priorität e<strong>in</strong>geräumt.<br />

Als Art im Anhang II sollte se<strong>in</strong> Lebensraum im Netzwerk der FFH-Schutzgebiete<br />

aufgenommen werden. Zusätzlich ist er im Anhang IV aufgeführt, was bedeutet dass er<br />

streng geschützt se<strong>in</strong> sollte; das Fangen, Töten oder die mutwillige Störung der Bären ist nicht<br />

gestattet.<br />

Der Bär steht <strong>in</strong> allen europäischen Ländern unter Schutz, <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ländern gibt<br />

es bereits Managementpläne, die e<strong>in</strong>en verb<strong>in</strong>dlichen Fahrplan <strong>für</strong> die Schutzbemühungen um<br />

den Bären festlegen.<br />

Der Braunbär wird <strong>in</strong> der Anhang II der Berner Konvention aufgeführt (streng<br />

geschützt). Die Jagd auf Bären ist nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen erlaubt, wie derzeit <strong>in</strong> Norwegen<br />

<strong>und</strong> Rumänien. Ausnahmen werden bei Bedrohung von Menschen <strong>und</strong> Vieh,<br />

landwirtschaftlichen Kulturen, Besitzgütern, der Gefährdung der öffentlichen Ges<strong>und</strong>heit oder<br />

Sicherheit oder <strong>für</strong> wissenschaftliche Zwecke gemacht.<br />

Schutz der Spezies<br />

Zum Schutz der Spezies sollten Populationen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit<br />

stehen, <strong>und</strong> grenzübergreifende Kooperation sollte verstärkt werden. Nationale<br />

Managementpläne sollten <strong>in</strong> allen Ländern mit Bärenpopulationen ausgearbeitet werden. An<br />

der Erstellung dieser Pläne sollten möglichst alle Akteure von Anfang an beteiligt werden.<br />

Die Jagd sollte <strong>in</strong> lebensfähigen Populationen erlaubt se<strong>in</strong>, denn Jäger werden den Bären<br />

eher tolerieren, wenn sie ihn als Jagdwild, <strong>und</strong> nicht nur als Konkurrenten um ihr Wild<br />

155


Die Rückkehr des Braunbären – Lösungen <strong>für</strong> den Bärenschutz<br />

betrachten. Auch könnte der Bär ökonomische Vorteile br<strong>in</strong>gen, z.B. durch Ökotourismus,<br />

Bärenzentren oder e<strong>in</strong> Bärenlogo (SWENSON et al. 2000).<br />

Die Gesetze zum Schutz des Bären sollten so rigoros wie möglich durchgesetzt<br />

werden, um Wilderei so gut es geht e<strong>in</strong>zudämmen. Dort wo anthropogene Mortalität <strong>und</strong><br />

Wilderei e<strong>in</strong> Problem s<strong>in</strong>d, sollten Zugangsstraßen gesperrt werden.<br />

Akut gefährdete Populationen sollten wiederaufgebaut werden oder zum<strong>in</strong>dest ihre<br />

Lebensfähigkeit durch Aussetzungen verbessert werden. Die beiden isolierten Populationen <strong>in</strong><br />

Nordspanien sollten z.B. wiedervere<strong>in</strong>igt werden.<br />

Abbildung 43: Braunbär mit Ohrsender (© B&C Prommberger)<br />

Habitatschutz<br />

Heutiges <strong>und</strong> potenzielles zukünftiges Braunbärenhabitat sollte identifiziert werden. Die<br />

Kerngebiete des Bärenhabitats sollten gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> besonders geschützt werden. Zwischen<br />

diesen Kerngebieten sollten Korridore gesucht, notfalls wiederhergestellt <strong>und</strong> geschützt<br />

werden.<br />

Wo andere Projekte E<strong>in</strong>fluss auf den Bären ausüben, sollten ihre Auswirkungen<br />

analysiert <strong>und</strong> soweit wie möglich abgemildert werden. Auch müssen im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

menschliche Tätigkeiten, die Braunbären negativ bee<strong>in</strong>flussen, vorsichtig kontrolliert oder<br />

verboten werden.<br />

Konfliktreduzierung<br />

Konflikte führen oft zur Tötung von Problembären, negativer Presse <strong>für</strong> den<br />

Braunbären <strong>und</strong> manchmal sogar zur Verletzung oder dem Tod von Menschen. Die<br />

Reduzierung von Konflikten sollte daher e<strong>in</strong> wichtiger Punkt des Bärenmanagements se<strong>in</strong>.<br />

Um Schäden an Viehbeständen zu verh<strong>in</strong>dern oder zu reduzieren s<strong>in</strong>d entsprechende<br />

Schutzmaßnahmen am effektivsten. Beispielsweise durch das E<strong>in</strong>zäunen von Weideland oder<br />

156


Die Rückkehr des Braunbären – Lösungen <strong>für</strong> den Bärenschutz<br />

das Errichten von Scheunen als Nachtunterkünfte <strong>für</strong> das Vieh. In der Schafzucht wäre der<br />

E<strong>in</strong>satz von Herdenschutzh<strong>und</strong>en sicher e<strong>in</strong>e mögliche Lösung. Wo derartige Maßnahmen<br />

nicht möglich s<strong>in</strong>d, könnten statt Schafen größere Weidetiere wie z.B. Kühe gehalten werden.<br />

Exkurs: Vorbeugung <strong>und</strong> Schutzmaßnahmen<br />

In diesem Exkurs erfahren Sie mehr über mögliche Schutzmaßnahmen gegen Räuber, genauso<br />

wie über die praktizierten Schutzmethoden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ländern <strong>Europa</strong>s.<br />

Wichtig zur Konfliktreduzierung ist auch das Entschädigungssystem. In den meisten<br />

Ländern gibt es Entschädigungszahlungen, doch nicht überall s<strong>in</strong>d diese Zahlungen<br />

unproblematisch <strong>und</strong> ausreichend hoch Außerdem werden <strong>in</strong> manchen Ländern die<br />

vorbeugenden Schutzmaßnahmen nicht genügend gefördert.<br />

Das Entschädigungssystem sollte ausreichend se<strong>in</strong> <strong>und</strong> im Schadensfall schnell<br />

greifen. Das System sollte aber auch die Prävention durch den Landbesitzer fördern. Es sollte<br />

e<strong>in</strong>e gleiche Entschädigung <strong>für</strong> alle Räuber gezahlt werden, denn so werden „Favoriten“ bei<br />

der Identifizierung beseitigt.<br />

Exkurs: Entschädigungssysteme<br />

In diesem Exkurs werden Ihnen e<strong>in</strong>ige nationale Entschädigungssysteme vorgestellt, gefolgt<br />

von den Schwierigkeiten, die beim Aufbau von Ausgleichssystemen berücksichtigt werden<br />

sollten.<br />

Zonenmanagement<br />

In Slowenien, Norwegen <strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland gibt es unterschiedliche Zonen des Bärenmanagements.<br />

Beim Zonenmanagement existiert e<strong>in</strong> Kerngebiet, <strong>in</strong> dem die Jagd auf Bären strikt<br />

reguliert ist. In allen anderen Gebieten dürfen Bären z.T. ohne E<strong>in</strong>schränkungen gejagt<br />

werden.<br />

In Slowenien s<strong>in</strong>d die Bären seit 1991 auch außerhalb der Kerngebiete auf freiwilliger<br />

Basis von den Jägern geschützt, um e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>wanderung nach Österreich zu ermöglichen. In<br />

den österreichischen B<strong>und</strong>esländern Kärnten <strong>und</strong> Steiermark wächst die Population<br />

hauptsächlich durch die Zuwanderer aus Slowenien langsam an (KNAUER 2000).<br />

Das Zonenmanagement hat den Vorteil, <strong>in</strong> Konfliktregionen flexibler gestaltet zu se<strong>in</strong>.<br />

Lösungen <strong>für</strong> Problembären<br />

Bereits der Entstehung von Problembären sollte entgegengewirkt werden. So sollte<br />

e<strong>in</strong>e Zufütterung nur weitab von menschlichen Siedlungen erfolgen. Nahrung, die <strong>für</strong> den<br />

Bären geeignet ist, sowie Müll sollten so aufbewahrt werden, dass sie <strong>für</strong> ihn unzugänglich<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Vergrämung ist e<strong>in</strong>e geeignete Methode, Bären wieder vorsichtiger zu machen, die im<br />

Begriff s<strong>in</strong>d, ihre Menschenscheu zu verlieren (RAUER et al. 2001, BRAUNBÄR LIFE<br />

1997). Sie nützt aber kaum, wenn das Verhalten schon gefestigt ist <strong>und</strong> die auslösende<br />

Situation nicht beseitigt wird. Solche Bären können <strong>in</strong> lebensfähigen Populationen geschossen<br />

werden, doch sollte man vorher sehr genau Kosten <strong>und</strong> Nutzen vergleichen. In kle<strong>in</strong>en<br />

Populationen ist vielleicht die Umsiedlung der Problembären s<strong>in</strong>nvoller.<br />

157


Die Rückkehr des Braunbären – Lösungen <strong>für</strong> den Bärenschutz<br />

Die Öffentlichkeit<br />

Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist e<strong>in</strong> wesentlicher Aspekt während aller Stufen<br />

des Bärenmanagements. Die me<strong>in</strong>ungsbildenden Personen <strong>und</strong> Institutionen sollten vorab<br />

identifiziert <strong>und</strong> an der Planung der Schutzmaßnahmen beteiligt werden. Auch Vertreter aller<br />

anderen beteiligten Interessengruppen (Jäger, Viehzüchter, Tourismus<strong>in</strong>dustrie, Landbesitzer,<br />

Naturschützer <strong>und</strong> Interessierte) sollten an e<strong>in</strong>en r<strong>und</strong>en Tisch geholt <strong>und</strong> von Beg<strong>in</strong>n an<br />

beteiligt werden. Es kann e<strong>in</strong> Forum e<strong>in</strong>gerichtet werden, das die Möglichkeit bietet,<br />

Vorschläge oder Bedenken e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, oder sich e<strong>in</strong>fach nur mit Informationen zu<br />

versorgen. Das schafft von Anfang an Vertrauen, Toleranz <strong>und</strong> reduziert Spannungen<br />

zwischen den beteiligten Parteien.<br />

Bildungskampagnen <strong>für</strong> Entscheidungsträger, f<strong>in</strong>anziell Betroffene <strong>und</strong> die breite<br />

Öffentlichkeit s<strong>in</strong>d ebenfalls e<strong>in</strong> elementarer Bestandteil e<strong>in</strong>es jeden Schutzprogramms. Und<br />

je präziser die Informationen s<strong>in</strong>d, desto größer wird ihr Nutzen se<strong>in</strong>. Mögliche Themen s<strong>in</strong>d<br />

menschliche Sicherheit, Bärenökologie, Schäden an Vieh <strong>und</strong> deren Prävention oder der<br />

Umgang mit Müll <strong>in</strong> <strong>und</strong> um Bärengebiete. Die gelieferten Informationen sollten auf die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Interessengruppen zugeschnitten se<strong>in</strong>, um so die <strong>in</strong>teressierten Menschen direkt<br />

anzusprechen.<br />

Forschung<br />

Auch die wissenschaftliche Forschung<br />

sollte europaweit koord<strong>in</strong>iert werden.<br />

Bärenforscher <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> sollten enge<br />

Kontakte pflegen, <strong>und</strong> es sollten regelmäßig<br />

alle Daten zentral gesammelt werden, die <strong>für</strong><br />

den Schutz des Braubären <strong>in</strong> allen<br />

europäischen Ländern von Nutzen s<strong>in</strong>d.<br />

Durch lang andauerndes Monitor<strong>in</strong>g<br />

sollte laufend der Zustand der Populationen<br />

ermittelt werden, um auf Trends <strong>und</strong><br />

unvorhergesehene Entwicklungen schnell<br />

reagieren zu können. Genetische Analysen<br />

von Haarproben <strong>und</strong> Losung erlauben laut<br />

Rauer et al. (2001) e<strong>in</strong>e ziemlich genaue<br />

Bestimmung von Bestandesgröße,<br />

Geschlechterverhältnis <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

der Tiere.<br />

158<br />

Abbildung 44: Das Gebiss e<strong>in</strong>es betäubten Bären wird<br />

untersucht (© B&C Prommberger)


Die Rückkehr des Braunbären – Lösungen <strong>für</strong> den Bärenschutz<br />

Der Bär im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Trotz der Schutzbemühungen erwarten Experten, dass mehrere der kle<strong>in</strong>en <strong>und</strong><br />

isolierten Bärenpopulationen im kommenden Jahrh<strong>und</strong>ert aussterben werden.<br />

Die Braunbären <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> s<strong>in</strong>d jedoch viel produktiver als ihre Artgenossen <strong>in</strong> Asien<br />

oder Nordamerika. Somit werden die europäischen Bären dem menschlichen Druck<br />

standhalten können, falls er nicht noch gravierend zunimmt.<br />

Die Zukunftsaussichten unserer Braunbären s<strong>in</strong>d noch nicht gut, aber es gibt Gr<strong>und</strong><br />

zur Hoffnung.<br />

Abbildung 45: Der Braunbär blickt immer noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e unsichere Zukunft (© Petra Kaczensky)<br />

159


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück - Zusammenfassung<br />

Lerne<strong>in</strong>heit<br />

Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück<br />

Der Luchs kehrt zurück (Zusammenfassung)<br />

E<strong>in</strong>e der am weitesten verbreiteten Katzenarten, der eurasische Luchs, war e<strong>in</strong>st über<br />

zwei Kont<strong>in</strong>ente verbreitet. Nach dem Verlust se<strong>in</strong>es Habitats, großer Beuteknappheit <strong>und</strong> der<br />

Verfolgung als lohnende Beute <strong>und</strong> als Jagdkonkurrent, erreichte die Population des Luchses<br />

<strong>in</strong> West- <strong>und</strong> Zentraleuropa ihren Tiefpunkt <strong>in</strong> den 50er Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Westlich der russischen Grenze leben heute noch etwa 7000 Exemplare <strong>in</strong> mehreren<br />

verstreuten <strong>und</strong> isolierten Populationen. Die größte zusammenhängende Population umfasst<br />

die nordischen Länder <strong>und</strong> Russland. Die nächst größten s<strong>in</strong>d auf dem Baltikum <strong>und</strong> <strong>in</strong> den<br />

Karpaten zu f<strong>in</strong>den. Sonst gibt es nur noch vere<strong>in</strong>zelte Populationen <strong>in</strong> West- <strong>und</strong><br />

Zentraleuropa.<br />

Der Lynx lynx ist die größte der vier Luchsarten <strong>und</strong> der drittgrößte Räuber <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>.<br />

Obwohl der Wald sicher se<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gshabitat ist, kann er auch im Ödland oder sogar der<br />

nordischen T<strong>und</strong>ra überleben. Dort ernährt sich diese Katze hauptsächlich von Rehen, aber<br />

auch Rotwildkälber, Rentiere, Schafe, Ziegen oder Gämsen werden gelegentlich gejagt.<br />

Notfalls begnügt sich der Luchs aber auch mit Vögeln oder Hasen. Doch generell frisst er nur<br />

Beutetiere, die er selbst erlegt hat. In den besiedelten Gebieten <strong>Europa</strong>s ist der Luchs schon<br />

lange verschw<strong>und</strong>en. Die Landwirtschaft, die Entwaldung <strong>und</strong> der Verlust se<strong>in</strong>er Beute waren<br />

die Hauptgründe se<strong>in</strong>es Verschw<strong>in</strong>dens. Aber dort setzte ihm auch der Mensch am stärksten<br />

zu. Und diese Gefahren drohen ihm immer noch überall auf unserem Kont<strong>in</strong>ent, denn dieser<br />

e<strong>in</strong>same Jäger meidet die Menschen <strong>und</strong> schränkt sich damit immer weiter e<strong>in</strong>.<br />

Menschliches Vordr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> natürliche Habitate setzt den Luchs schwer unter Druck,<br />

besonders <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en oder wiederangesiedelten Populationen <strong>in</strong> Mittel- <strong>und</strong> Westeuropa.<br />

Andere Bedrohungen s<strong>in</strong>d Verkehrsunfälle, Wilderei oder nicht nachhaltige Jagdkonzepte.<br />

Besonders wo Jagd <strong>und</strong> Wilderei zusammenkommen, ist die Zukunft des Luchses stark<br />

bedroht. Besonders dort sollte Forschung <strong>und</strong> Monitor<strong>in</strong>g negativen Trends zuvorkommen<br />

<strong>und</strong> Aufklärungsarbeit leisten. Durch die Prävention <strong>und</strong> die Entschädigung von Schäden<br />

sollte versucht werden, die Konflikte zwischen Luchs <strong>und</strong> Mensch zu l<strong>in</strong>dern, <strong>und</strong> so weiteren<br />

Luchsen den Tod zu ersparen. Lokale Interessengruppen sollten durch Informationskampagnen<br />

<strong>in</strong>formiert, sensibilisiert <strong>und</strong> am Schutzprozess beteiligt werden.<br />

Dem Habitatverlust <strong>und</strong> dem Verlust se<strong>in</strong>er Beutebasis sollte wo immer möglich durch<br />

das richtige Management entgegengewirkt werden, denn Beute <strong>und</strong> ungestörtes Habitat s<strong>in</strong>d<br />

wesentlich <strong>für</strong> das Wohlergehen des Luchses.<br />

Die Aussichten <strong>für</strong> den Luchs geben trotzdem Gr<strong>und</strong> zur Hoffnung, wenn alte<br />

Vorurteile aussterben <strong>und</strong> neue Konflikte gezielt angegangen werden.<br />

160


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Die Geschichte des „P<strong>in</strong>selohrs“<br />

Die Geschichte des „P<strong>in</strong>selohrs“<br />

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des europäischen Luchses war so groß, dass es<br />

unter den Katzen e<strong>in</strong>zigartig ist. Er lebte e<strong>in</strong>st <strong>in</strong> den Wäldern des Balkans bis zum Nordkap,<br />

von der französischen Atlantikküste bis nach Sibirien <strong>und</strong> von der Türkei bis Tibet. Damit ist<br />

der Lynx lynx immer noch die am weitesten verbreitete Katze der Welt.<br />

Doch 1950 war der eurasische Luchs aus West- <strong>und</strong> Zentraleuropa fast vollständig<br />

verschw<strong>und</strong>en.<br />

Der Luchs ist anspruchsvoll. Er ist an ausgedehnte Waldgebiete geb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> wo <strong>in</strong><br />

<strong>Europa</strong> die Wälder zunehmend verschwanden, war auch der Luchs nicht mehr zu f<strong>in</strong>den.<br />

Viele Waldgebiete wurden damals noch im Kahlschlag bewirtschaftet, um Platz <strong>für</strong><br />

Siedlungen, Ackerland <strong>und</strong> Weiden zu schaffen. Jährlich wurde der Luchs weiterer<br />

Habitatflächen beraubt.<br />

Die Erweiterung der Infrastruktur erlebte ab Anfang des 20ten Jahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong>en<br />

großen Aufschwung, was die Fragmentierung der Habitate zur Folge hatte. Der Luchs<br />

verschwand zuerst im Süden <strong>Europa</strong>s, <strong>und</strong> dann auch zunehmend <strong>in</strong> den nördlichen Ländern.<br />

Leider ist der Luchs aber noch mehr an Waldhabitat geb<strong>und</strong>en als Wolf oder Bär, <strong>und</strong><br />

verschwand vielerorts auch dort, wo diese beiden noch überleben konnten.<br />

Mit dem Wald g<strong>in</strong>g nicht nur der Lebensraum, sondern auch die Beute des Luchses<br />

zurück. Jäger konnten bald dank Straßen <strong>und</strong> Eisenbahnen <strong>in</strong> jeder Ecke des Kont<strong>in</strong>ents auf<br />

die Pirsch gehen. Zwischen 1800 <strong>und</strong> 1950 waren <strong>in</strong> vielen europäischen Ländern die<br />

Schalenwildbestände durch die starke Bejagung sehr kle<strong>in</strong> oder gar ausgerottet. So wurden<br />

dem Luchs se<strong>in</strong>e Beutetiere entzogen. Viele Tiere verhungerten, <strong>und</strong> immer weniger Jungtiere<br />

(Kätzchen) überlebten.<br />

Abbildung 46: Der eurasische Luchs (Lynx lynx) ommberger)<br />

161


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Die Geschichte des „P<strong>in</strong>selohrs“<br />

Der Niedergang durch Habitat- <strong>und</strong> Beuteverlust wurde durch die unerbittliche<br />

Verfolgung des Luchses durch den Menschen beschleunigt. Der Jäger stellte <strong>in</strong> der<br />

Vergangenheit dem Luchs mit aller Härte nach.<br />

Er betrachtete ihn als Konkurrenz bei der hoheitlichen Jagd auf Hirsch (Cervus<br />

elaphus) <strong>und</strong> Wildschwe<strong>in</strong> (Sus scrofa). Gleichzeitig stellten die großen Raubtiere wie Luchs,<br />

Wolf <strong>und</strong> Bär auch e<strong>in</strong>e Bedrohung <strong>für</strong> Schafe (Ovis spec.) <strong>und</strong> Ziegen (Capra spec.) dar, die<br />

bis <strong>in</strong>s 19. Jahrh<strong>und</strong>ert die Existenzgr<strong>und</strong>lage vieler bäuerlicher Kle<strong>in</strong>betriebe bildeten. Die<br />

Überbejagung des Schalenwilds <strong>in</strong> den meisten Regionen Mitteleuropas im 17. bis 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> die Urbarmachung von Waldgebieten zwangen vor allem junge, unerfahrene<br />

Luchse Schafe <strong>und</strong> Ziegen zu reißen, was die Bevölkerung zusätzlich motivierte, diese Art<br />

auszurotten. An Luchswechseln <strong>und</strong> Ranzplätzen war die Jagd mit Fallen, Giftködern <strong>und</strong><br />

Feuerwaffen e<strong>in</strong>fach. Abschussprämien motivierten die Jäger zur schonungslosen Ausrottung<br />

des „Raubwildes". Sicher trug auch die leise <strong>und</strong> sche<strong>in</strong>bar teilnahmslose Art der Katzen dazu<br />

bei, den Luchs als mystischen, erbarmungslosen Killer zu betrachten.<br />

Die Jagt auf den Luchs war zudem e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>trägliches Geschäft. Se<strong>in</strong> wertvoller Pelz<br />

erzielte Spitzenpreise, denn er war als Futter <strong>für</strong> Kleidung oder als wärmendes Fell beim<br />

Liegen heiß begehrt.<br />

Auch die Sympathielehre <strong>in</strong> der Volksmediz<strong>in</strong> glaubte lange, dass sich wesentliche<br />

Heilungskomponente <strong>in</strong> den Körperteilen e<strong>in</strong>es Tieres bef<strong>in</strong>den, <strong>und</strong> sich mit solchen Teilen<br />

analoge Krankheiten heilen lassen. Besonders Luchsklauen waren als Amulette <strong>und</strong> Schmuck<br />

heiß begehrt, aber auch der Verzehr von Luchsfleisch sollte von Schw<strong>in</strong>delanfällen oder<br />

Krämpfen heilen (HABEL 2001). Damit konnte e<strong>in</strong> geschossener Luchs e<strong>in</strong> gutes<br />

E<strong>in</strong>kommen <strong>für</strong> den Jäger se<strong>in</strong>.<br />

Viele Vorstellungen den Luchs betreffend s<strong>in</strong>d aus Traditionen erwachsen <strong>und</strong> heute<br />

lange überholt. Doch bewirkten sie damals, dass die Luchszahlen Mitte des letzten<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts e<strong>in</strong>en Tiefstand erreichten (BREITENMOSER et al. 2000; SCHÖNE 2001)<br />

Vertiefung: Der „verbrecherische“ Luchs (um 1800)<br />

Habel gibt hier e<strong>in</strong>e aus dem Jahr 1800 stammende Beschreibung des Luchses wieder<br />

(HABEL 2001): „E<strong>in</strong> Mörder <strong>und</strong> Buschschlepper ohne Gleichen, dessen Räubereyen aber<br />

nach Standesgebühr <strong>in</strong>s Große gehen! Rotwild nicht nur Rehe, auch Hasen <strong>und</strong> wildes<br />

Geflügel werden oft se<strong>in</strong>e Beute – selbst Schafe, Ziegen <strong>und</strong> Kälber s<strong>in</strong>d vor se<strong>in</strong>em<br />

Mordgezähne nicht sicher. Ihm nachzustellen, diesem gefährlichsten aller Wilddiebe, welcher<br />

ächte Nimrodssohn (Jäger) sollte dazu nicht Beruf fühlen?“<br />

162


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Der Luchs Heute<br />

Der Luchs Heute<br />

Der WWF g<strong>in</strong>g 1999 von r<strong>und</strong> 7000 Luchsen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> aus, von denen aber über 6500 <strong>in</strong> nur<br />

drei Populationen leben (WWF-UK 1999). Zwei dieser Populationen, die nordische <strong>und</strong> die<br />

baltische, stehen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit der großen durchgehenden asiatischen Population <strong>in</strong><br />

Russland. H<strong>in</strong>zu kommt die große Population <strong>in</strong> den Karpaten. Die anderen europäischen<br />

Populationen s<strong>in</strong>d dagegen kle<strong>in</strong>, isoliert <strong>und</strong> nicht selten gefährdet.<br />

Abbildung 47: Die Verbreitung des eurasischen Luchses (Lynx lynx) <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> 1999 (Quelle: LCIE 2005)<br />

Heutige Verbreitung<br />

Die Informationen über die heutigen Luchspopulationen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> stammen von<br />

BREITENMOSER et al. (2000).<br />

Nordische Population<br />

Heute lebt der Luchs wieder flächendeckend im Norden <strong>Europa</strong>s. In Norwegen, Schweden<br />

<strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland leben etwa 2500 Tiere auf mehr als 873.000 km². Auch wenn der Luchs hier<br />

überall bejagt wird soll die Population stabil <strong>und</strong> sogar leicht zunehmend se<strong>in</strong><br />

Baltische Population<br />

Hier gibt es geschätzte 2000 Luchse auf etwa 60.000 km², die Zahlen werden aber als<br />

abnehmend angenommen. Hier wird der Luchs <strong>in</strong> Estland <strong>und</strong> Lettland ebenfalls gejagt.<br />

Karpaten<br />

In Rumänien, der Ukra<strong>in</strong>e <strong>und</strong> der Slowakei leben r<strong>und</strong> 2200 Luchse auf über 100.000 km²<br />

entlang des Karpaten-Bogens. Sie ist die größte Population <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>, die ganz von der<br />

russischen Population isoliert ist, mit e<strong>in</strong>er eigenen Subspezies, dem Karpatenluchs. In<br />

Rumänien wird der Luchs bejagt.<br />

163


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Der Luchs Heute<br />

D<strong>in</strong>arische Population<br />

Nach der erfolgreichen Wiederbegründung 1973 hatte diese Population e<strong>in</strong>e schnelle<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Bejagung .Die Population soll ab Anfang der 90er konstant se<strong>in</strong>. Geschätzt<br />

200 Luchse leben hier entlang des D<strong>in</strong>arischen Gebirges <strong>in</strong> Slowenien, Kroatien <strong>und</strong> Bosnien.<br />

Böhmisch-bayerische Population<br />

Etwa 100 Luchse leben nach Wiederansiedlung verstreut <strong>in</strong> der Tschechei, Bayern <strong>und</strong><br />

Österreich. Der deutsche Bestand umfasst 15-20 Tiere (WÖLFL 2001).<br />

Alpen<br />

Bestehend aus isolierten Wiedere<strong>in</strong>bürgerungen, umfasst die Population etwa 150 Luchse,<br />

aber die Zahl ist schwer zu schätzen. Alle Vorkommen, verteilt über die Schweiz, Frankreich,<br />

Italien, Liechtenste<strong>in</strong>, Deutschland <strong>und</strong> Österreich, werden aber als bedroht angesehen. In<br />

Italien stehen die Luchse unter Schutz, <strong>und</strong> die kle<strong>in</strong>e Population steigt leicht an.<br />

Jura<br />

In der Schweiz <strong>und</strong> Frankreich leben etwa 100 Tiere <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em guten, aber leider isolierten<br />

Habitat, wo sie 1970 wieder ausgesetzt wurden.<br />

Balkan<br />

Noch etwa 50 e<strong>in</strong>heimische Luchse werden hier angenommen. Diese sehr stark bedrohte<br />

Population ist über Restjugoslawien, Albanien, Mazedonien <strong>und</strong> Griechenland verteilt.<br />

Vogesen<br />

In den französischen Vogesen fand 1970 e<strong>in</strong>e Wiedere<strong>in</strong>bürgerung statt, doch die derzeitige<br />

Populationsgröße ist unbekannt.<br />

Pyrenäen<br />

Die weitere Existenz dieser französischen Population war bereits vor Jahren umstritten.<br />

Inzwischen ist sie wohl ausgestorben.<br />

164


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Der Luchs Heute<br />

Vertiefung: Tabelle 4. Number and distribution of the Lynx lynx <strong>in</strong> Europe by countries<br />

<strong>in</strong> 1995 ( Quelle: BREITENMOSER et al. 2000)<br />

165


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Der Luchs Heute<br />

Die Gründe <strong>für</strong> die Rückkehr<br />

Der Luchs konnte sich nach 1950 wieder leicht erholen. Der zweite Weltkrieg <strong>und</strong> die<br />

darauf folgenden politischen Wirren halfen ihm dabei, da es zu der Zeit kaum e<strong>in</strong>e<br />

koord<strong>in</strong>ierte Raubtierkontrolle gab.<br />

Auch die Habitatbed<strong>in</strong>gungen haben sich <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> stabilisiert. In den meisten Staaten<br />

werden die Wälder heute nachhaltig bewirtschaftet, so dass der Habitatverlust sich vorerst<br />

stark verlangsamt hat. Zusätzlich s<strong>in</strong>d viele entlegene Gebiete aufgeforstet worden, besonders<br />

<strong>in</strong> Mittelgebirgslagen, wo Landwirtschaft unrentabel geworden ist. Nun f<strong>in</strong>det der Luchs<br />

wieder unberührte Waldgebiete, <strong>in</strong> denen er relativ ungestört vom E<strong>in</strong>fluss des Menschen<br />

leben kann.<br />

Doch auch die Politik hat dem Luchs geholfen. In den nordischen Ländern wurde er<br />

schon früh unter Schutz gestellt <strong>und</strong> andere Staaten folgten. Es gab mehrere<br />

Wiedere<strong>in</strong>bürgerungsprogramme <strong>in</strong> Zentral- <strong>und</strong> Westeuropa (Schweiz <strong>und</strong> Frankreich,<br />

Polen, Deutschland, Slowenien, Kroatien <strong>und</strong> Bosnien). Doch der Luchs ist immer noch der<br />

breiten Öffentlichkeit eher unbekannt, was sicher damit zusammenhängt, dass er stets weniger<br />

sichtbar war als die anderen Raubtiere. Er hat ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> Märchen oder Folklore<br />

gef<strong>und</strong>en. Deswegen, <strong>und</strong> weil die Berührungspunkte zwischen Mensch <strong>und</strong> Luchs meist nur<br />

aus Konflikten mit gerissenen Haustieren bestehen, ist die E<strong>in</strong>stellung der Öffentlichkeit zum<br />

Luchs immer noch negativ. Die Bevölkerung hat weniger Interesse an se<strong>in</strong>em Schutz als an<br />

dem von Bär oder Wolf. Am meisten profitiert so die heimliche Raubkatze von der allgeme<strong>in</strong><br />

gesteigerten Bereitschaft der Gesellschaft, sich mit dem Schutz aller großen Räuber<br />

ause<strong>in</strong>ander zu setzen.<br />

Abbildung 48: Der eurasische Luchs (© B & C Prommberger)<br />

166


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Ökologie des Luchses<br />

Ökologie des Luchses<br />

Vertiefung: Der Körperbau <strong>und</strong> Phänotyp des Luchses<br />

Luchse s<strong>in</strong>d hochbe<strong>in</strong>ig, mit e<strong>in</strong>er Schulterhöhe von 50 bis 75cm bei e<strong>in</strong>er Körperlänge von<br />

80-bis 110cm. Erwachsene Katzen wiegen im Mittel 15 bis 20 kg, die erwachsenen Kuder<br />

s<strong>in</strong>d wesentlich größer <strong>und</strong> wiegen 20 bis 25kg (SCHÖNE 2001). Da die Rückenlänge recht<br />

genau der Schulterhöhe entspricht, hat der Luchskörper etwa quadratische Proportionen, ganz<br />

anders als andere Feliden. Se<strong>in</strong>e Pfoten s<strong>in</strong>d groß, <strong>in</strong> Anpassung an die schneereichen<br />

Lebensräume des Luchses. Fellzeichnung <strong>und</strong> Färbung s<strong>in</strong>d sehr abwechslungsreich, von grau<br />

zu gelb bis rötlich. Doch wegen se<strong>in</strong>er weiten Verbreitung hat der Luchs viele Phänotypen<br />

(Ersche<strong>in</strong>ungsbilder).<br />

Es werden nicht weniger als 11 Unterarten unterschieden. Bekannt s<strong>in</strong>d z. B. folgende<br />

Unterarten (PINSELOHREN 2005):<br />

• Amur-Luchs (Lynx lynx neglectus) Er ist mittelgroß <strong>und</strong> im asiatischen Bereich<br />

beheimatet, z. B. Amurgebiet, Mandschurei, Korea.<br />

• Kaukasischer Luchs (Lynx lynx orientalis) Er ist recht kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> hat e<strong>in</strong> rötliches<br />

geflecktes Fell. Man f<strong>in</strong>det ihn im Kaukasus, Iran <strong>und</strong> Afghanistan.<br />

• Normaler Luchs (Lynx lynx lynx)<br />

• Sibirischer Luchs (Lynx lynx wrangeli) Das ist e<strong>in</strong> großer Luchs mit hellem Fell ohne<br />

Flecken.<br />

Es gibt weitweit vier verschiedene Luchsarten, von denen der eurasische Luchs die<br />

größte Art ist. Während se<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>eren Vettern <strong>in</strong> Nordamerika (Lynx rufus <strong>und</strong> Lynx<br />

canadensis) <strong>und</strong> der iberischen Halb<strong>in</strong>sel (Lynx pard<strong>in</strong>us) hauptsächlich Niederwild erbeuten,<br />

ist nur der Lynx lynx als größter Luchs <strong>in</strong> der Lage, auch kle<strong>in</strong>ere Paarhufer zu erbeuten.<br />

Exkurs: Die amerikanischen Luchse<br />

Die zwei europäischen Luchsarten, der eurasische Luchs (Lynx lynx) <strong>und</strong> se<strong>in</strong> iberischer<br />

Cous<strong>in</strong> (Lynx pard<strong>in</strong>us) werden <strong>in</strong> diesem Kurs dargestellt. Dieser Exkurs soll Ihnen kurz die<br />

zwei amerikanischen Luchsarten vorstellen.<br />

Luchshabitat<br />

Die e<strong>in</strong>zelgängerischen Luchse brauchen Deckung <strong>und</strong> Ruhe, sie weichen so gut es<br />

geht menschlichen Aktivitäten aus. Deswegen leben sie meist <strong>in</strong> geschlossenen Waldgebieten<br />

des kalten <strong>und</strong> gemäßigten Klimas. Im Süden ihres Areals ,wie z.B. <strong>in</strong> Italien, leben sie auch<br />

oberhalb der Waldgrenze im Hochgebirge (SCHÖNE 2001).<br />

Obwohl Luchse territorial s<strong>in</strong>d, bleiben sie nah beie<strong>in</strong>ander. Die Reviere der Kuder<br />

s<strong>in</strong>d mit 200 bis 400 km² größer als die der Katzen (50-150 km²), <strong>und</strong> überlagern die Gebiete<br />

gleich mehrerer Weibchen (WÖLFL 2001, SCHÖNE 2001). E<strong>in</strong> Luchsrevier sollte<br />

m<strong>in</strong>destens 30km² ungestörten Wald enthalten, <strong>und</strong> zu m<strong>in</strong>destens 60% aus Waldfläche<br />

bestehen (SCHADT et al. 2002 2.).<br />

In Norden leben die Luchse auch <strong>in</strong> der offenen T<strong>und</strong>ra, während sie <strong>in</strong> Asien auch<br />

Wüsten <strong>und</strong> Bergplateaus besiedeln (BREITENMOSER et al. 2000).<br />

167


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Ökologie des Luchses<br />

So brauchen Luchspopulationen große, zusammenhängende Gebiete ohne anthropogenen<br />

E<strong>in</strong>fluss.<br />

Vertiefung: Habitatbed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> den Luchs<br />

Angemessenes Luchhabitat sollte folgende Bed<strong>in</strong>gungen erfüllen (BREITENMOSER et al. 2000):<br />

1. Fragmentierung: Fragmentierte Waldgebiete dürfen nicht weiter als 1km vone<strong>in</strong>ander<br />

entfernt se<strong>in</strong>. Die Wald-Feld Verzahnung muss also eng se<strong>in</strong>.<br />

2. Hauptflüsse, Siedlungsgebiet <strong>und</strong> Autobahnen s<strong>in</strong>d Grenzen des Ausbreitungsgebietes.<br />

3. Die m<strong>in</strong>imale Reviergröße sollte 200km² se<strong>in</strong>, die Durchschnittsgröße des Reviers<br />

e<strong>in</strong>es Kuders.<br />

4. M<strong>in</strong>destens 30% des Gebiets sollten ungestörter Wald se<strong>in</strong><br />

5. M<strong>in</strong>destens 60% des Gebietes sollten bewaldet se<strong>in</strong>.<br />

Nahrungswahl<br />

Luchse s<strong>in</strong>d dämmerungs- oder nachtaktive Pirsch- <strong>und</strong> Ansitzjäger. Damit sie ihre<br />

Beute aber überraschen können, s<strong>in</strong>d sie auf ahnungsloses Wild angewiesen. Bei e<strong>in</strong>em<br />

gescheiterten Jagdversuch verlegt der Luchs se<strong>in</strong>e Jagd großräumig, um wieder auf<br />

ahnungslose Beute zu stoßen. Das ist auch der Gr<strong>und</strong>, warum er so große Reviere <strong>für</strong> sich<br />

beansprucht.<br />

Die eurasischen Luchse s<strong>in</strong>d re<strong>in</strong>e Fleischfresser. Sie fressen jedoch nur Beute, die sie<br />

selbst gejagt <strong>und</strong> getötet haben. Hauptsächlich besteht ihre Beute aus Rehen, aber sie erbeuten<br />

auch Gämse, Rotwild, Füchse, Hasen, Marder, Haus- <strong>und</strong> Wildkatzen, Waldsäuger <strong>und</strong><br />

Waldhühner (BREITENMOSER & HALLER 1993; WÖLFL 2001; SCHÖNE 2001;<br />

SCHADT et al. 2002 1.). Trotzdem ist der quantitative E<strong>in</strong>fluss der Luchse auf die<br />

Schalenwildbestände mit 3-9% vernachlässigbar (BREITENMOSER et al. 2000), besonders bei<br />

den derzeit hohen Schalenwildbeständen <strong>in</strong> ganz <strong>Europa</strong>. Für die Jägerschaft ist die<br />

Raubkatze stellenweise trotzdem e<strong>in</strong> Konkurrent, vor allem <strong>in</strong> schneereichen Gebieten, wo<br />

mehrere Luchsreviere zusammentreffen (SCHRÖDER 2005).<br />

Vertiefung: Die Luchse <strong>und</strong> ihre Beute<br />

Der E<strong>in</strong>fluss der Luchse auf ihre Beutepopulation hängt unter anderem von Alter <strong>und</strong><br />

Geschlecht des Schalenwildes, abiotischen Faktoren <strong>und</strong> der Größe <strong>und</strong> Altersstruktur der<br />

Luchspopulation ab (BREITENMOSER et al. 2000). Das heißt jüngeres Wild wird leichter<br />

erbeutet, jedoch adulte erfahrene Luchse haben mehr Jagderfolg <strong>und</strong> damit auch e<strong>in</strong>e größere<br />

Wirkung auf die Population ihrer Beute. Natürlich können die Umweltbed<strong>in</strong>gungen die Jagd<br />

erschweren oder vere<strong>in</strong>fachen.<br />

Se<strong>in</strong>e Beute verscharrt der Luchs sorgfältig <strong>und</strong> bleibt <strong>in</strong> der Nähe, wenn er nicht<br />

gestört wird. Er frisst <strong>in</strong> 3-7 Tagen alles bis auf große Knochen, Verdauungstrakt, Kopf <strong>und</strong><br />

Decke auf (KACZENSKY et al. 1997).<br />

Reproduktionskraft<br />

auf.<br />

168<br />

Die Luchse geben nur während der Ranzzeit <strong>in</strong> Februar bis März ihr E<strong>in</strong>zelgängertum


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Ökologie des Luchses<br />

Die Katze br<strong>in</strong>gt Mitte Mai bis Mitte Juni im Schnitt 2 Kätzchen zur Welt, doch die<br />

Hälfte des Nachwuchses stirbt an Krankheiten, Hunger oder Unfällen noch bevor es <strong>für</strong> die<br />

Subadulten Zeit wird abzuwandern. Zu diesem Zeitpunkt s<strong>in</strong>d Luchse etwa 10 Monate alt <strong>und</strong><br />

haben ke<strong>in</strong>e natürlichen Fe<strong>in</strong>de mehr.<br />

Damit hat der Luchs e<strong>in</strong> recht hohes Reproduktionspotenzial. E<strong>in</strong> Luchsweibchen<br />

zieht pro Jahr im Schnitt e<strong>in</strong> Junges auf, das ist im Schnitt mehr als bei Wölfen ( e<strong>in</strong>e Wölf<strong>in</strong><br />

zum Beispiel bekommt pro Jahr bis zu vier Welpen, jedoch nur das Alphaweibchen e<strong>in</strong>es<br />

Rudels), oder bei Bären, wo die Bär<strong>in</strong> nur alle 2-3 Jahren 1-2 Junge hat.<br />

Experten schätzen, dass m<strong>in</strong>destens 50-100 Luchse <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e MVP nötig s<strong>in</strong>d<br />

(SEIDENSTICKER 1986; SHAFFER 1987; ALLEN et al. 2001, SCHADT et al. 2002 1.). In<br />

Deutschland könnten nur vier Gebiete die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e so große Population erfüllen:<br />

der Schwarzwald, der deutsch-tschechische Gebirgsbogen, der Pfälzer Wald mit den Vogesen<br />

<strong>und</strong> die Wälder <strong>in</strong> Brandenburg <strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern (SCHADT 1999).<br />

Abbildung 49: Luchskätzchen <strong>in</strong> ihrem Bau (© B&C Prommberger)<br />

Dispersalverhalten<br />

Luchse s<strong>in</strong>d wenig ausbreitungsfreudig, was <strong>in</strong> der Schweiz beobachtet wurde (KORA<br />

1999), auch wenn sie manchmal bis über 100km weit ziehen können (SCHADT et al. 2002 2.;<br />

PACHLATKO 2004). Barrieren wie hohe Bergkämme, Flüsse, Siedlungs- <strong>und</strong><br />

Verkehrsbänder, schränken die Ausbreitung e<strong>in</strong>er Luchspopulation stark e<strong>in</strong>. Im schlimmsten<br />

Fall kommen diese Barrieren auch noch komb<strong>in</strong>iert vor, wie <strong>in</strong> Deutschland entlang des<br />

Rhe<strong>in</strong>s.<br />

Luchse s<strong>in</strong>d waldgeb<strong>und</strong>en (EBENSCHWEIGER 2003). Ihre Auswanderungsrichtung<br />

wird meist vom Wald bee<strong>in</strong>flusst, dem die Luchse im allgeme<strong>in</strong>en folgen. E<strong>in</strong> optimaler<br />

Wanderkorridor <strong>für</strong> den Luchs sollte also kurz se<strong>in</strong>, hauptsächlich durch Wald führen <strong>und</strong><br />

169


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Ökologie des Luchses<br />

Barrieren vermeiden (SCHADT et al. 2002 2.). Das ist natürlich eher theoretisch, da der<br />

Luchs kaum die optimale Verb<strong>in</strong>dung f<strong>in</strong>den kann.<br />

Luchse wandern nur ab, wenn <strong>in</strong> ihrem Geburtsgebiet Überbevölkerung herrscht, <strong>und</strong><br />

auch dann selten weit. Da sie beim Wandern immer noch selbst ihre Beute erlegen müssen,<br />

s<strong>in</strong>d sie auch unterwegs noch von der Wilddichte abhängig. Wo es ke<strong>in</strong>e Rehe gibt, bietet sich<br />

<strong>für</strong> den Luchs auch ke<strong>in</strong> entsprechender Lebensraum.<br />

So meiden diese Raubkatzen unterwegs Menschen <strong>und</strong> Kulturlandschaft<br />

gleichermaßen, so dass man sagen kann, dass alles Anthropogene <strong>für</strong> den eurasischen Luchs<br />

e<strong>in</strong>e Barriere darstellt (EBENSCHWEIGER 2003). Ihr hohes Reproduktionspotenzial trägt<br />

unter diesen Umständen leider wenig zur Ausbreitung der Art bei.<br />

Schadenspotenzial<br />

Luchse s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Gefahr <strong>für</strong> Menschen. Es gibt nicht e<strong>in</strong>mal Erzählungen von<br />

spontanen Angriffen.<br />

Auch die Haustierschäden durch den Luchs s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>er als die durch Bär oder Wolf.<br />

In den meisten Ländern fallen den Luchsen pro Jahr vielleicht 10-100 Tiere zum Opfer. Nur<br />

<strong>in</strong> Norwegen, wo Schafe ungeschützt <strong>in</strong> Raubtiergebieten gehalten werden, wurden alle<strong>in</strong><br />

1995 8000 Schafe getötet (KACZENSKY 1996). Kühe oder Pferde werden von Luchsen nicht<br />

erbeutet; sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach zu groß.<br />

Meistens s<strong>in</strong>d es entweder die jungen noch unerfahrenen, oder die alten <strong>und</strong><br />

schwächeren Luchse, die sich auf Haustiere als e<strong>in</strong>fachere Beute spezialisieren.<br />

Mortalitätsfaktoren<br />

Der Luchs hat ke<strong>in</strong>e natürlichen Fe<strong>in</strong>de <strong>und</strong> kann <strong>in</strong> der Wildnis bis zu 17 Jahre alt<br />

werden (WWF-UK 1999; BREITENMOSER et al. 2000; SCHÖNE 2001). Nur gelegentlich<br />

wird von Fällen berichtet, <strong>in</strong> denen Luchse von Wölfen, Vielfraßen oder Tigern getötet<br />

werden.<br />

Derzeit s<strong>in</strong>d die Haupttodesursachen des Luchses anthropogen; Verkehrsunfälle,<br />

Wilderei oder Überjagung (BREITENMOSER et al. 2000).<br />

170


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Gefahren <strong>für</strong> den Luchs<br />

Gefahren <strong>für</strong> den Luchs<br />

Der Luchs ist nicht nur e<strong>in</strong> Spezialist mit e<strong>in</strong>geschränktem Beutespektrum (er ist also<br />

e<strong>in</strong> oligophager Räuber) sondern stellt auch hohe Ansprüche an se<strong>in</strong>em Lebensraum. Damit<br />

ist er am meisten gegen Habitat- <strong>und</strong> Beuteverlust anfällig. Noch heute ist die Nahrungsbasis<br />

des Luchses stark anthropogen bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Vertiefung: Tabelle 5. Die Bedrohungen <strong>für</strong> den Luchs <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen europäischen Ländern<br />

(Quelle: BREITENMOSER et al. 2000)<br />

Tabelle 4: Identifizierte Bedrohungen <strong>für</strong> den Lynx lynx <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> <strong>und</strong> bedeutende Konflikte mit der Viehzucht.<br />

X: Gefahr, (X) erwartete zukünftige Gefahr, (-) kritisch <strong>für</strong> dieses Land, aber nicht <strong>für</strong> die gesamte Population, ?<br />

mögliche Gefahr, aber Informationen fehlen.<br />

Habitat- <strong>und</strong> Beuteverlust<br />

Der eurasische Luchs besetzt hauptsächlich ausgedehntes Waldhabitat mit e<strong>in</strong>em guten<br />

Zugang zu se<strong>in</strong>er Beute, kle<strong>in</strong>e Paarhufer. Er ist davon noch mehr abhängig als die anderen<br />

großen Räuber, Wolf <strong>und</strong> Bär. Zusätzlich ernährt er sich nur von Beute, die er selbst getötet<br />

hat, <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Beutespektrum ist eher eng. Damit ist er anfällig gegen alle Veränderungen, die<br />

se<strong>in</strong> Habitat oder se<strong>in</strong>e Beute negativ bee<strong>in</strong>flussen. Wenn die Beute <strong>in</strong> der Wildnis knapp<br />

wird, weicht er manchmal auf Schafe oder Ziegen aus, was ihn dann zum Ziel von Jägern <strong>und</strong><br />

171


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Gefahren <strong>für</strong> den Luchs<br />

Wilderern macht. Zusätzlich muss er dann im W<strong>in</strong>ter hungern, wenn Vieh kaum zu erbeuten<br />

ist.<br />

In <strong>Europa</strong> ist aber die Beute selten e<strong>in</strong> Problem, denn Schalenwildpopulationen haben<br />

sich <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten rasant vermehrt, <strong>und</strong> Förster von Spanien bis Schweden klagen<br />

über überhöhte Rehwildbestände.<br />

Doch die Siedlungsgebiete <strong>in</strong> den Tiefländern <strong>Europa</strong>s bleiben e<strong>in</strong>e Wüstenlandschaft<br />

<strong>für</strong> den Luchs, der noch dazu viel weniger weit wandert als der Bär oder gar der Wolf. Damit<br />

werden viele mögliche Luchsgebiete zu isolierten Inseln, die sich kaum zu e<strong>in</strong>er<br />

Metapopulation werden verb<strong>in</strong>den können. Die natürliche Rekolonisation dieser Gebiete ist<br />

somit fast ausgeschlossen, <strong>und</strong> Wiederansiedlungsprojekte <strong>in</strong> diesen Gegenden werden ohne<br />

die ständige Hilfe durch den Menschen kaum überleben können.<br />

Anthropogene Mortalität<br />

Beim Niedergang des Luchses <strong>in</strong> der Vergangenheit wurde wohl der E<strong>in</strong>fluss der Jagd<br />

überbewertet (BREITENMOSER et al. 2000). Er ist im Unterschied zum Habitat- <strong>und</strong><br />

Beuteverlust weitaus besser dokumentiert worden. Es ist zudem zutreffend, dass die Jagd e<strong>in</strong>e<br />

Population schnell auslöschen kann, die bereits unter starkem Umweltdruck steht. Die Luchse<br />

haben zwar e<strong>in</strong> gutes reproduktives Potenzial, doch leben sie auch weiter verstreut als andere<br />

Räuber, so dass sie gegen Verluste mehrerer Individuen anfälliger s<strong>in</strong>d. Zum Beispiel wurden<br />

1998 <strong>in</strong> Norwegen 117 Luchse legal geschossen, doch leider ist die dortige Population nicht<br />

größer als 500-600 Tiere (WWW-UK 1999). Hohe Jagdquoten werden auch <strong>für</strong> die negativen<br />

Trends <strong>in</strong> mehreren anderen Populationen verantwortlich gemacht, so <strong>in</strong> den Vogesen, Jura<br />

oder <strong>in</strong> Bialowieza.<br />

Doch auch die Wilderei ist <strong>in</strong> der Schweiz, Frankreich, Italien <strong>und</strong> der Tschechischen<br />

Republik noch e<strong>in</strong> Problem. Auch <strong>in</strong> Slowenien ist die Populationsdichte niedrig durch<br />

Abschuss <strong>und</strong> Wilderei, denn der Luchs hat bei den örtlichen Jägern e<strong>in</strong> negatives Image. In<br />

Bialowieza (Polen), sterben sogar 70% der Luchse durch Wilderei (JEDRZEJEWSKI et al.<br />

1996) CERVENÝ et al. (2002) geben an, dass der Verlust an Jagdbeute oder ihre<br />

Beschädigung als Hauptgr<strong>und</strong> <strong>für</strong> Wilderei <strong>in</strong> der Tschechischen Republik angegeben wird.<br />

Konflikte <strong>und</strong> negatives Image<br />

Der Luchs hat besonders <strong>in</strong> den Ländern e<strong>in</strong> negatives Image, <strong>in</strong> denen er wieder<br />

e<strong>in</strong>gebürgert wurde. Dort ist er oft e<strong>in</strong> Zankapfel zwischen den Jägern, die ihn als<br />

Konkurrenten ablehnen, <strong>und</strong> den Naturschützern, die oft übertriebene, sentimentale<br />

Forderungen erheben. Auch ist noch zu wenig über den E<strong>in</strong>fluss des Luchses auf se<strong>in</strong>e<br />

Beutepopulationen bekannt. Auf jeden Fall zeigt es sich aber, dass Hoffnungen, der Luchs<br />

werde zum Regulator der Schalenwildbestände, weit übertrieben s<strong>in</strong>d.<br />

Auch se<strong>in</strong>e gelegentlichen Schäden <strong>in</strong> der Tierhaltung tragen kaum dazu bei, den<br />

Luchs <strong>in</strong> der Bevölkerung beliebter zu machen. Heute, wo viele Bauern sich durch die<br />

wirtschaftliche Entwicklung <strong>in</strong> ihrer Existenz bedroht fühlen, s<strong>in</strong>d sie auch kaum mehr bereit,<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>en weiteren Störenfried Verständnis aufzubr<strong>in</strong>gen, besonders wenn sie nicht<br />

angemessen <strong>für</strong> ihre Verluste entschädigt werden.<br />

Andere Gefahren<br />

Krankheiten s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e besondere Bedrohung <strong>für</strong> den Luchs, auch wenn gelegentlich<br />

von Ihnen berichtet wird.<br />

Über die Bedrohung durch Inzucht oder Verlust der genetischen Variabilität gibt es<br />

kaum Erkenntnisse, auch wenn angenommen wird, dass die Inzucht bei Rekolonisationen e<strong>in</strong>e<br />

Rolle spielen kann, wenn zu wenig Gründer<strong>in</strong>dividuen verwendet werden.<br />

172


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Der Luchs <strong>und</strong> der Mensch<br />

Der Luchs <strong>und</strong> der Mensch<br />

Gegenüber der öffentlichen Me<strong>in</strong>ung f<strong>in</strong>det der Schutz des Luchses europaweit im<br />

„Kielwasser“ der anderen Großräuber statt, <strong>und</strong> die Raubkatze verdankt ihre Rückkehr<br />

weitgehend der allgeme<strong>in</strong>en positiven Stimmung der Menschen zum allgeme<strong>in</strong>en Schutz der<br />

großen Carnivoren.<br />

Öffentliche Me<strong>in</strong>ung<br />

Die breite Öffentlichkeit hat ke<strong>in</strong>e klare Me<strong>in</strong>ung zum Luchs. Durch se<strong>in</strong>e zurückgezogene,<br />

fast unsichtbare Lebensweise ist er der breiten Öffentlichkeit weitgehend entgangen.<br />

Es ist weitaus schwerer, e<strong>in</strong>en Luchs zu sehen, als ihm aus dem Weg zu gehen. Und<br />

auch die Folklore hat den Luchs kaum mit Symbolen belegt. Er ist e<strong>in</strong> geheimnisvoller, kaltherziger<br />

Räuber, e<strong>in</strong>e Katze eben.<br />

Gefahren durch den Luchs<br />

Bis auf den Verlust von Haustieren, stellt der Luchs ke<strong>in</strong>e Gefahr <strong>für</strong> den Menschen<br />

dar. Er meidet menschliche Nähe noch mehr als andere Raubtiere, <strong>und</strong> es gibt ke<strong>in</strong>e<br />

überlieferten Angaben von spontanen Luchsangriffen auf Menschen. Selten kamen bisher<br />

Angriffe von verw<strong>und</strong>eten, gefangenen oder tollwütigen Luchsen vor. Luchsweibchen<br />

verteidigen nicht e<strong>in</strong>mal ihre Kätzchen gegen Menschen.<br />

H<strong>und</strong>e können gelegentlich angegriffen werden, wenn sie den Luchs überraschen,<br />

doch die H<strong>und</strong>e werden selten getötet. Der Luchs legt es meistens nur darauf an, den<br />

E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gl<strong>in</strong>g zu verjagen.<br />

Der Luchs ist ke<strong>in</strong> Überträger von Tollwut, auch wenn gelegentlich e<strong>in</strong>e Erkrankung<br />

festgestellt wurde (BREITENMOSER et al. 2000).<br />

Die Akteure<br />

Am Luchsmanagement ist e<strong>in</strong>e überraschend große Anzahl von Akteuren beteiligt, die<br />

man nach Interessen <strong>und</strong> Organisationen unterscheiden kann. Etwas verallgeme<strong>in</strong>ert kann<br />

man sie als Betroffene <strong>und</strong> Be<strong>für</strong>worter e<strong>in</strong>stufen (SCHRÖDER 2005). Neutrale Beteiligte<br />

f<strong>in</strong>det man eher selten, da unterschiedliche Interessen <strong>und</strong> Ansichtspunkte die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

spalten.<br />

Die staatlichen Organe<br />

Der Luchs hat e<strong>in</strong>en hohen Flächenanspruch, <strong>und</strong> das verlangt nicht nur die<br />

Zusammenarbeit von Regierungen, M<strong>in</strong>isterien, Ämtern <strong>und</strong> Behörden auf regionaler Basis<br />

(WÖLFL 2001), sondern auch die grenzübergreifende Kooperation im Luchsmanagement<br />

(SCHADT 1999, BREITENMOSER et al. 2000, WÖLFL 2001). Leider fehlt diese<br />

Zusammenarbeit noch zu oft. Nur <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien gibt es bislang nationale Luchs –<br />

Aktionspläne. Die meisten Regierungen fühlen sich ihrem Auftrag verpflichtet, die Umwelt<br />

<strong>für</strong> spätere Generationen möglichst <strong>in</strong>takt zu erhalten. Nur räumen manche Regierungen dem<br />

e<strong>in</strong>e höhere Priorität e<strong>in</strong> als andere, was viel von der ökonomischen <strong>und</strong> politischen Situation<br />

des Landes abhängt. Hier existieren große Unterschiede zwischen West- <strong>und</strong> Osteuropa.<br />

Regierungen s<strong>in</strong>d meist Auftraggeber des Luchsmanagements, von wissenschaftlichen<br />

Projekten, Wiedere<strong>in</strong>bürgerungsprogrammen oder f<strong>in</strong>anzieren die Entschädigungssysteme, so<br />

z.B. <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien, F<strong>in</strong>nland, Slowenien oder der Schweiz.<br />

173


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Der Luchs <strong>und</strong> der Mensch<br />

Abbildung 50: Akteure um den Luchs im Bayerischen Wald. Die Größe der Kreise versucht, die Stärke<br />

des Interesses/des E<strong>in</strong>flusses zu symbolisieren. Die Entfernung zum Zentrum zeigt im ungefähr die Nähe<br />

zum Geschehen. (aus SCHRÖDER 2005)<br />

Die Jägerschaft<br />

Den europäischen Luchs gibt es <strong>in</strong> 23 Staaten <strong>Europa</strong>s, <strong>und</strong> <strong>in</strong> 6 von ihnen wird er<br />

bejagt. Meist gibt es festgelegte Quoten, auch wenn sie nicht immer auf wissenschaftlichen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen basieren.<br />

Der Luchs gehört zwar zur e<strong>in</strong>heimischen Fauna, doch de facto haben sich die Jäger <strong>in</strong><br />

vielen Ländern an e<strong>in</strong>e Umwelt ohne den Räuber gewöhnt. Sie sehen durch ihn ihre<br />

Jagdchancen gem<strong>in</strong>dert <strong>und</strong> den Jagdwert ihrer Reviere reduziert. Unabhängig davon, ob<br />

diese Be<strong>für</strong>chtungen stimmen oder nicht, die negative Stimmung ist real.<br />

Doch die Jäger s<strong>in</strong>d nicht überall gegen den Luchs. 81% der befragten tschechischen<br />

Jäger gaben an, dass der Luchs e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> der Tschechischen Republik haben sollte. 37,8%<br />

sogar ohne E<strong>in</strong>schränkungen (CERVENÝ et al. 2002). Trotzdem ist <strong>in</strong> Osteuropa die<br />

Ablehnung größer, <strong>und</strong> CERVENÝ et al. (2002) sehen e<strong>in</strong>e neue Generation von Jägern <strong>und</strong><br />

Managern als den e<strong>in</strong>zigen Weg, den Luchs zu schützen oder angemessen zu managen.<br />

Die deutsche Jägerschaft ist nicht gegen den Luchs, steht jedoch e<strong>in</strong>er künstlichen<br />

Ausbreitung der Raubkatze durch Wiederansiedlungsprojekte entgegen. Sie verlangen<br />

außerdem die Anrechnung der von Luchs gerissenen Rehe auf die Abschussquoten, um die<br />

Jägerschaft zu entlasten (DJV 2003).<br />

Die Viehzucht<br />

Unter der Devise „Wald vor Wild“ beklagen viele Bauern den Niedergang ihrer Zunft<br />

<strong>und</strong> viele Jäger bemängeln zu hohe Abschussquoten. Sich hier noch um den Schutz des<br />

174


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Der Luchs <strong>und</strong> der Mensch<br />

Luchses oder der anderen großen Räuber zu kümmern wird häufig als e<strong>in</strong>e Zumutung<br />

empf<strong>und</strong>en.. Es dürfte noch viel Öffentlichkeitsarbeit nötig se<strong>in</strong> um bei diesem Thema e<strong>in</strong><br />

Umdenken zu bewirken. Zumal Raubtiere wie der Luchs immer wieder Schäden anrichten.<br />

Die meisten europäischen Länder haben e<strong>in</strong> System der Entschädigung <strong>für</strong> gerissene<br />

Haustiere, aber nicht <strong>in</strong> allen Ländern werden auch Entschädigungen bezahlt. Manche Länder<br />

leisten auch gar ke<strong>in</strong>e Entschädigung, wie Polen, oder e<strong>in</strong>en sehr ger<strong>in</strong>gen Betrag (0,70 US$<br />

<strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Kuh), wie Rumänien.<br />

Abbildung 51: Gerissenen Schaffe s<strong>in</strong>d der Zündstoff <strong>für</strong> Konflikte zwischen Viehzüchter <strong>und</strong> den<br />

Luchsbe<strong>für</strong>wortern (© B & C Prommberger)<br />

Das größte Problem dürfte jedoch die E<strong>in</strong>stellung vieler Landwirte <strong>und</strong> Viehzüchter<br />

se<strong>in</strong>. Die Landwirte s<strong>in</strong>d die Koexistenz mit dem Luchs nicht mehr gewöhnt, <strong>und</strong> so s<strong>in</strong>d sie<br />

meist nicht bereit, ihn wieder als Teil des natürlichen Systems zu begreifen. Dort wo<br />

Luchspopulationen zusammen mit größeren Wolfs- oder Bärenpopulationen vorkommen, wie<br />

<strong>in</strong> Polen, Rumänien oder der Slowakei, betrachtet man die Schäden des Luchses als m<strong>in</strong>imal.<br />

Das hat sicher mehrere Gründe. Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d Verluste durch Bären <strong>und</strong> Wölfe wesentlich<br />

höher, <strong>und</strong> zweitens helfen die Schutzmaßnahmen gegen die größeren Räuber auch gegen den<br />

Luchs (KACZENSKY 1996).<br />

NGOs<br />

Während bei anderen Räubern auch die Öffentlichkeit zum Teil h<strong>in</strong>ter deren Schutz<br />

steht, wird der Schutz des wenig bekannten Luchses größtenteils von Naturschutz -<br />

organisationen getragen.<br />

Diese Naturschutzorganisationen f<strong>in</strong>anzieren sich hauptsächlich mit Spenden aus den<br />

großen Ballungszentren, <strong>und</strong> viele ihrer Mitarbeiter stammen aus dem städtischen Milieu. So<br />

ist ihre Ansicht zum Naturschutz nicht selten zu emotional <strong>und</strong> unpraktisch. So hat<br />

ungeschicktes Vorgehen der NGOs <strong>in</strong> der Vergangenheit zu e<strong>in</strong>em massiven<br />

Vertrauensverlust bei den Akteuren aus dem ländlichen Raum geführt. Die überzogenen<br />

Wunschvorstellungen des Naturschutzes im H<strong>in</strong>blick auf den Schutz der großen Carnivoren<br />

haben zusammen mit dem zu emotionalen Umgang mit diesem Thema zu e<strong>in</strong>er<br />

175


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Der Luchs <strong>und</strong> der Mensch<br />

Frontenverhärtung geführt, die bis heute noch nicht überw<strong>und</strong>en werden konnte. Die Non<br />

Gouvernmental Organisations (NGOs), betreiben heute Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärung, <strong>und</strong><br />

s<strong>in</strong>d an der F<strong>in</strong>anzierung vieler wissenschaftlicher Projekte beteiligt. In Frankreich werden<br />

auch die Entschädigungszahlungen von e<strong>in</strong>er NGO geleistet.<br />

Die Bevölkerung<br />

Die Öffentlichkeit hat <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> ke<strong>in</strong> klares Bild vom Luchs. Die Bedrohung <strong>für</strong> die<br />

Tierzucht <strong>und</strong> die Konkurrenz mit den Jägern um Schalenwild prägen das öffentliche Bild<br />

sicherlich eher negativ.<br />

Zusätzlich gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Stadt <strong>und</strong> Land. Die Menschen<br />

auf dem Land denken eher praktisch <strong>und</strong> sehen die Nachteile, die ihnen der Luchs vor ihrer<br />

Tür br<strong>in</strong>gen kann. Die große Zahl von Menschen jedoch, die weitab von der Natur <strong>in</strong> der<br />

künstlichen Landschaft der großen Ballungszentren lebt, hat von der Natur e<strong>in</strong> eigenes<br />

idealisiertes Bild, <strong>und</strong> hat oft ke<strong>in</strong> Verständnis <strong>für</strong> die Sorgen der direkt Betroffenen.<br />

Exkurs: Von Menschen <strong>und</strong> Luchsen – Der Luchs im Bayerischen Wald<br />

Diese Präsentation von Kathr<strong>in</strong> Hebel ist e<strong>in</strong> w<strong>und</strong>erbares Fallbeispiel <strong>für</strong> die heutige<br />

Situation e<strong>in</strong>er Luchspopulation im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet. (Diese Bachelorarbeit<br />

ist bei der Lehre<strong>in</strong>heit <strong>für</strong> Wildbiologie <strong>und</strong> Wildtiermanagement der <strong>Studienfakultät</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Forstwissenschaft</strong>en e<strong>in</strong>sehbar)<br />

176


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

Der Luchs ist weder <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen noch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em europäischen Bestand<br />

bedroht. Doch e<strong>in</strong>ige europäische Populationen s<strong>in</strong>d sehr wohl <strong>in</strong> Gefahr, <strong>und</strong> sie sollten als<br />

e<strong>in</strong> wesentlicher, schützenswerter Teil der örtlichen Ökosysteme betrachtet <strong>und</strong> als solcher<br />

geschützt werden. Außerdem sollte es e<strong>in</strong> Ziel se<strong>in</strong>, dem Luchs die Rückkehr <strong>in</strong> die Gebiete<br />

zu ermöglichen, die <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e lebensfähige Luchspopulation geeignet s<strong>in</strong>d.<br />

Schutzstatus<br />

Weltweit steht der Luchs auf der Roten Liste der IUCN <strong>in</strong> der Kategorie „Least<br />

Concern“. Doch das spiegelt kaum se<strong>in</strong>en Status <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> wieder. Hier s<strong>in</strong>d nämlich alle<br />

Populationen anfällig bis bedroht <strong>und</strong> brauchen passendes Management. Doch die Rote Liste<br />

betrachtet Spezies im globalen Maßstab, nicht auf der Ebene e<strong>in</strong>zelner Populationen.<br />

Im CITES wird der Luchs unter Anhang II geführt. Es gibt e<strong>in</strong>e hohe Nachfrage nach<br />

Luchspelzen am <strong>in</strong>ternationalen Markt, <strong>und</strong> Italien <strong>und</strong> Deutschland gehören zu den<br />

Hauptimporteuren. Ausfuhrländer s<strong>in</strong>d Kanada (Lynx canadensis), die USA (Lynx rufus) <strong>und</strong><br />

Russland (Lynx lynx). Doch besonders auf dem asiatischen Markt s<strong>in</strong>d die Quellenländer auch<br />

meist die wichtigsten Märkte, so dass das WA <strong>in</strong> solchen Fällen machtlos ist. Die E<strong>in</strong>fuhr von<br />

Luchstrophäen nach Deutschland ohne Genehmigung ist strafbar.<br />

Nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtl<strong>in</strong>ie gilt der Luchs als streng zu schützende<br />

Tierart nach Anhang IV. Die Berner Konvention schützt den Luchs nach Anhang III,<br />

genauso wie die meisten anderen Jagdwildarten. Die Jagd ist mit genauen Auflagen erlaubt,<br />

aber mit def<strong>in</strong>ierten Schonzeiten <strong>und</strong> nur wenn der Zustand der Population es erlaubt.<br />

Bestimmte Fanggeräte s<strong>in</strong>d dabei verboten. So dürfen Luchse nicht mit Gift, bestimmten<br />

Fallentypen oder Fahrzeugen bejagt werden.<br />

Legaler Schutz <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Kooperation<br />

Der Luchs steht <strong>in</strong> allen Ländern <strong>Europa</strong>s unter Schutz, doch nationale Aktionspläne<br />

gibt es nur wenige, <strong>und</strong> die lokale <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternationale Zusammenarbeit ist noch unzureichend.<br />

Dies sollte bald korrigiert werden, denn die meisten Luchspopulationen leben <strong>in</strong><br />

Grenzgebieten, <strong>und</strong> die Managemententscheidungen (oder die Fehler) e<strong>in</strong>es Landes können<br />

weitreichende Auswirkungen auf die Population <strong>in</strong> den Nachbarländern haben. Vorhandene<br />

Schutzgesetze sollten die Jagd <strong>in</strong> ökologischen Maßen halten <strong>und</strong> die Wilderei sollte<br />

entschlossen bekämpft werden.<br />

Def<strong>in</strong>ierte, langfristige <strong>und</strong> grenzübergreifende Ziele <strong>für</strong> das Management e<strong>in</strong>er<br />

Population können viel Zeit, Arbeit <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzmittel ersparen.<br />

Doch die Schwierigkeiten, die bei e<strong>in</strong>er so großflächigen Kooperation auftreten<br />

können, s<strong>in</strong>d vielfältig. Sprachbarrieren, fehlende Kontaktkanäle, unterschiedliche Gesetzlage<br />

<strong>und</strong> manchmal auch nur das Denken <strong>in</strong> anderen Maßstäben wirken sich negativ aus. Die<br />

meisten beteiligten Parte<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d lokal aktiv <strong>und</strong> haben Schwierigkeiten, e<strong>in</strong>e so komplexe<br />

Problemlage auch <strong>in</strong> großen, länderübergreifenden Dimensionen zu sehen. Deswegen<br />

beschränkt sich die Zusammenarbeit zu oft auf <strong>in</strong>formelle Treffen von e<strong>in</strong>zelnen Gruppen.<br />

Gerüchte <strong>und</strong> gegenseitige Schuldzuweisungen s<strong>in</strong>d hier an der Tagesordnung (SCHRÖDER<br />

2005).<br />

177


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

Populationen sichern <strong>und</strong> managen<br />

Bedrohte e<strong>in</strong>heimische Populationen, wie die auf dem Balkan lebende Luchspopulation<br />

sollten als allererste durch angemessenes Management gesichert werden.<br />

Als zweite Priorität sollten die wiedere<strong>in</strong>gebürgerten Populationen betrachtet werden,<br />

z.B.: die <strong>in</strong> den Alpen, dem Jura oder den Vogesen. Sie müssen solange unterstützt werden,<br />

bis sie e<strong>in</strong> lebensfähiges Niveau erreicht haben.<br />

Wichtige Maßnahmen zum Populationsschutz s<strong>in</strong>d unter anderem:<br />

• die strenge Durchsetzung der Schutzgesetze<br />

• die Entfernung limitierender Faktoren<br />

• die Aufklärung <strong>und</strong> Reduzierung von Konflikten<br />

• Monitor<strong>in</strong>g<br />

• die Vernetzung von Metapopulationen durch Korridore <strong>und</strong> deren Pflege<br />

• luchsorientierte Waldbewirtschaftung<br />

• Sicherung e<strong>in</strong>er ausreichenden Beutebasis<br />

Der Luchs sollte <strong>in</strong> allen Gebieten etabliert werden, die e<strong>in</strong>e überlebensfähige<br />

Population beherbergen können. Doch gibt es dabei viel zu beachten: die Probleme früherer<br />

Wiederansiedlungen, die Untersuchung historischer Gründe <strong>für</strong> das Aussterben, die<br />

Vernetzung mit anderen überlebensfähigen Populationen oder die Analyse möglicher<br />

zukünftiger Konflikte. Leider s<strong>in</strong>d Beispiele gut gelungener Wiederansiedlungen bisher<br />

immer noch selten. In den meisten Fällen überleben die neuen Populationen nicht ohne die<br />

wiederholte Hilfe des Menschen.<br />

Vertiefung: Wiederansiedlungen<br />

Bei der Wiedere<strong>in</strong>bürgerung sollte die Verb<strong>und</strong>enheit <strong>in</strong> Frage kommender Habitate<br />

bewertet werden (KRAMER-SCHADT et al. 2004). Modelle ergaben, dass m<strong>in</strong>destens 10<br />

Katzen <strong>und</strong> 5 Kuder als Basis <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e neue Population ausgesetzt werden müssten (SCHADT<br />

1999), aber e<strong>in</strong>e höhere Zahl von Tieren wäre natürlich von Vorteil.<br />

Doch gibt es auch andere Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Wiederansiedlung berücksichtigt<br />

werden müssen:<br />

• Habitatevaluierung <strong>und</strong> Untersuchung der öffentlichen Me<strong>in</strong>ung bereits im Vorfeld<br />

• Untersuchung historischer Gründe <strong>für</strong> das Aussterben<br />

• Aufbau e<strong>in</strong>er zentralen Koord<strong>in</strong>ationsstelle <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Meldenetzes.<br />

• Ausbildung der Beobachter<br />

• Sensibilisierung der Öffentlichkeit<br />

• Zusammenarbeit mit allen Beteiligten (Jäger, Regierung Landwirte), am besten an<br />

e<strong>in</strong>em permanenten „r<strong>und</strong>en Tisch“<br />

• Subventionen <strong>für</strong> Prävention <strong>und</strong> Entschädigungsleistungen<br />

• Strengste Sanktionierung der Wilderei<br />

• Wissenschaftliches Projektmanagement.<br />

E<strong>in</strong>e Wiederansiedlung ist mit viel Zeit <strong>und</strong> Kosten verb<strong>und</strong>en. Zusätzlich<br />

verschlechtert jeder gescheiterte Versuch die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> spätere Projekte.<br />

Deswegen kann e<strong>in</strong>e Rekolonisation nicht vorsichtig genug geplant werden.<br />

Das Luchshabitat schützen<br />

Ausreichende Walddeckung (m<strong>in</strong>d. 60%) <strong>und</strong> dar<strong>in</strong> genügend ruhige unzugängliche<br />

Bereiche (m<strong>in</strong>d. 15%) s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> den Habitatspezialisten Luchs lebenswichtig. In Luchsgebieten<br />

178


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

sollte die Forstwirtschaft darauf Rücksicht nehmen. Kahlschlag sollte als allererstes gestoppt<br />

werden, aber auch an die Erhaltung ges<strong>und</strong>er Schalenwildpopulationen sollte gedacht werden.<br />

Waldkorridore s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> den Luchs noch wichtiger als <strong>für</strong> die anderen Großräuber, <strong>und</strong><br />

sie sollten, wo immer möglich, erhalten oder erneuert werden. Man sollte dabei beachten, dass<br />

der Luchs selten mehr als 1km über offene Flächen zurücklegt.<br />

Die Mortalität reduzieren<br />

In Österreich führte die Wilderei zum Aussterben der Luchse, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Wiedere<strong>in</strong>bürgerung<br />

wird immer noch vom negativen Image verh<strong>in</strong>dert (EBENSCHWEIGER 2003).<br />

In den Quellgebieten ist die Reduktion der Mortalität residierender Luchse, also<br />

derjenigen, die zur Reproduktion beitragen, enorm wichtig. Im Vergleich dazu wirkt sich die<br />

Zunahme der Waldflächen kaum aus.<br />

Sterberaten der wandernden Luchse s<strong>in</strong>d wegen der Unfälle im Straßenverkehr<br />

alarmierend hoch. Passendes Luchshabitat ist also nicht so sehr durch se<strong>in</strong>e Verteilung<br />

isoliert. Vielmehr trägt die hohe Straßenmortalität wesentlich dazu bei, das Disperser ihr Ziel<br />

nicht erreichen (SCHADT 1999, KRAMER-SCHADT et al. 2004).<br />

Managementbemühungen sollten also nicht nur die Verbesserung der Habitatverhältnisse<br />

verfolgen. Sie sollten sich auch wesentlich auf die Reduzierung der Mortalität im<br />

Straßenverkehr konzentrieren (SCHADT 1999, KRAMER-SCHADT et al. 2004). Mittel<br />

wären im Zweifelsfall hier besser <strong>in</strong>vestiert. Denn ohne Zuwanderer ist lokales Aussterben<br />

kle<strong>in</strong>er Populationen wahrsche<strong>in</strong>lich.<br />

Was kann man da tun? Möglichkeiten der Straßenüberquerung wie Grünbrücken oder<br />

Tunnels könnten helfen, auch wenn ihre tatsächlichen Auswirkungen noch nicht genau<br />

erforscht s<strong>in</strong>d. H<strong>in</strong>zu kommen auch Wildzäune an Straßen. Aussetzungsorte könnten so<br />

gewählt werden, dass die Tiere möglichst wenige Barrieren zu überqueren haben. Natürlich<br />

ist es auch von großem Vorteil, wenn im Luchshabitat ke<strong>in</strong>e weiteren Straßen mehr gebaut<br />

werden.<br />

Vertiefung : Ausbreitungsmodelle<br />

Die Frage ob Austausch stattf<strong>in</strong>den kann, ist wesentlich <strong>für</strong> Managemententscheidungen,<br />

da es wenig s<strong>in</strong>nvoll ist, Zeit <strong>und</strong> Geld <strong>in</strong> die Wiederbesiedelung kle<strong>in</strong>er<br />

isolierter Populationen zu <strong>in</strong>vestieren, die, wie wir wissen, sehr anfällig <strong>für</strong> das Aussterben<br />

s<strong>in</strong>d (SCHADT 1999).<br />

Computermodelle können benützt werden, um die Auswanderung <strong>und</strong> die<br />

Verb<strong>und</strong>enheit von Habitatpatches zu simulieren. Man kann abwandernde Tiere mit Sendern<br />

versehen <strong>und</strong> so deren Wanderung über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum dokumentieren. Diese Daten<br />

geben Aufschluss darüber, welches Habitat sie vorziehen oder meiden. Des weiteren lässt sich<br />

auf diese Weise feststellen, wie schnell sie wandern <strong>und</strong> ob bestimmte Barrieren sie dabei<br />

besonders beh<strong>in</strong>dern. Man kann mit dieser Methode ebenfalls feststellen, ob wandernde<br />

Luchse bestimmten Landschaftsformen folgen. Nun nimmt man diese gewonnen Daten, <strong>und</strong><br />

überträgt diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Landschaft, um zu simulieren, wie die Abwanderung <strong>in</strong> diesem<br />

Gebiet aussehen könnte. Die Vorhersage ist natürlich umso genauer, je mehr Datensätze von<br />

unterschiedlichen Tieren <strong>und</strong> Regionen <strong>für</strong> die Berechnungen herangezogen werden können.<br />

Den Jägern entgegenkommen<br />

Um sich das Wohlwollen der Jäger <strong>für</strong> den Luchsschutz zu sichern, sollte die Wirkung<br />

des Luchses auf die Beutepopulationen bei der Festlegung der Abschussplanung berücksichtigt<br />

werden. Genauso sollte die Bejagung lebensfähiger Populationen zugelassen werden,<br />

denn die Jäger s<strong>in</strong>d viel mehr gewillt, den Luchs als Jagdwild zu tolerieren, wenn sie auch die<br />

Chance sehen, e<strong>in</strong>es Tages das Erlebnis e<strong>in</strong>er Luchsjagd genießen zu können.<br />

179


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

Andererseits sollte klar gemacht werden, dass Wilderei nicht toleriert wird, <strong>und</strong><br />

Wilderer sollten mit der ganzen Härte der nationalen Gesetze verfolgt <strong>und</strong> bestraft werden.<br />

Konflikte <strong>und</strong> Schäden verh<strong>in</strong>dern<br />

Bei Schäden sollte der Schwerpunkt auf die Prävention gelegt werden, um Konflikten<br />

zuvorzukommen. Obwohl der Luchs nicht zahlreiche Schäden unter Haustieren anrichtet wie<br />

vergleichsweise der Wolf oder der Bär, so sollten Schafe auch <strong>in</strong> Luchsgebieten nicht ohne<br />

ausreichenden Schutz gehalten werden. Schäfer, Herdenschutzh<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Schutzgeräte wie<br />

Elektrozäune mit metallenen Zaunpfosten oder Halsbänder s<strong>in</strong>d auch gegen den Luchs<br />

angebracht. E<strong>in</strong> Kompensationssystem sollte vorhandene Schutzmaßnahmen fördern.<br />

Auch sollten Besitzer <strong>für</strong> ihren Verlust angemessen <strong>und</strong> so schnell wie möglich<br />

entschädigt werden. Man darf beim Umgang mit diesen Menschen nicht vergessen, dass e<strong>in</strong><br />

Haustier nicht nur e<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle Angelegenheit ist, sondern auch e<strong>in</strong>e psychologische<br />

Bedeutung <strong>für</strong> se<strong>in</strong>en Besitzer hat.<br />

Und <strong>für</strong> den Fall dass all diese Mittel versagen, sollten Regeln zum Bejagen<br />

eventueller Problemluchse aufgestellt werden.<br />

Die Bevölkerung sensibilisieren<br />

Städter <strong>und</strong> Landbevölkerung haben unterschiedliche Naturanschauungen, <strong>und</strong> damit<br />

auch e<strong>in</strong> anderes Bild von Luchs, Wolf oder Bär. Nicht selten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Vergangenheit<br />

daraus schon emotionell geladene Kontroversen entstanden.<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> Toleranz <strong>für</strong> den Luchs <strong>in</strong> der Bevölkerung sollte durch sachliches,<br />

fachliches <strong>und</strong> ehrliches Wildtiermanagement erreicht werden (WÖLFL 2001). Populationsschutz<br />

bedeutet nicht Individuenschutz, wo der Mensch nicht immer vorgeht. Solange alle<br />

Beteiligten das so empf<strong>in</strong>den, ist e<strong>in</strong>e Akzeptanz <strong>in</strong> greifbare Nähe gerückt. Alle Parteien<br />

sollten deshalb am Management, am r<strong>und</strong>en Tisch, beteiligt werden, <strong>und</strong> das am besten<br />

permanent.<br />

Das Zusammenleben zwischen Mensch <strong>und</strong> Luchs sollte der breiten Öffentlichkeit<br />

durch Informations- <strong>und</strong> Aufklärungskampagnen erleichtert werden. Die beste Resonanz<br />

erreicht man, <strong>in</strong>dem man die Informationen nicht allgeme<strong>in</strong> hält <strong>und</strong> breit streut, sondern auf<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Interessengruppen konzentriert. Das bedeutet, Bildungsangebote sollten auf die<br />

jeweiligen Personen – <strong>und</strong> Interessensgruppen zugeschnitten werden.<br />

Forschung<br />

Für den Schutz des Luchses fehlt uns immer noch viel Wissen. Hier folgen nur e<strong>in</strong><br />

paar der vielen Wissenslücken.<br />

Da wären zum Beispiel:<br />

• Gründe <strong>für</strong> Konflikte zwischen Mensch <strong>und</strong> Luchs<br />

• Neue Schutzmaßnahmen <strong>für</strong> Haustiere<br />

• E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er Luchspopulation auf die Schalenwildbestände.<br />

• Langzeitprojekte <strong>für</strong> die Erforschung von Luchs-Beute-Beziehungen.<br />

• Nutzung von Wildtierpassagen<br />

• Populationsdynamik (besonders <strong>in</strong> Populationen, die auch bejagt werden)<br />

• Studium der Faktoren, die den Kolonisationserfolg bee<strong>in</strong>flussen<br />

Die Luchsforschung sollte europaweit koord<strong>in</strong>iert werden, <strong>und</strong> auf den Ergebnisaustausch<br />

sollte besonderer Wert gelegt werden.<br />

180


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

Am besten sollten alle Luchspopulationen über längere Zeit von Monitor<strong>in</strong>gprogrammen<br />

überwacht werden.<br />

Vertiefung: Tabelle 6. Luchsmanagement <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ländern <strong>Europa</strong>s (Quelle: SCHRÖDER<br />

2005)<br />

In der folgenden Tabelle s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Kerndaten über das Luchsmanagement <strong>in</strong> verschiedenen Ländern<br />

zusammengestellt.<br />

181


Der Luchs (Lynx lynx) kehrt zurück – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

Der Luchs im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

E<strong>in</strong>e etwas sentimentale aber schöne Aussage br<strong>in</strong>gt Gegenwart <strong>und</strong> Zukunft des<br />

Luchses auf dem Punkt:<br />

„150 Jahre lang war der Luchs aus unseren Wäldern verschw<strong>und</strong>en. Seit sechs<br />

Menschengenerationen haben wir verlernt, mit der attraktiven Tierart umzugehen. Jetzt<br />

pirscht sich das „P<strong>in</strong>selohr“ auf leisen Pfoten wieder <strong>in</strong> unserer Nähe. Und obwohl ihn nur<br />

wenige je zu Gesicht bekommen werden, beschwört die Rückkehr des Luchses uralte Ängste<br />

<strong>und</strong> Vorurteile herauf. Doch seit se<strong>in</strong>er Ausrottung dürften die Chancen, dass unsere<br />

leergewordene Umwelt mit ihm wieder um e<strong>in</strong> Geheimnis reicher wird, selten so gut gewesen<br />

se<strong>in</strong> wie heute. Noch ist der Weg lang, bis der e<strong>in</strong>same Wanderer sicher bei uns angekommen<br />

ist. Denn leben muss der Luchs <strong>in</strong> unseren Wäldern, aber heimisch werden muss er <strong>in</strong> unseren<br />

Köpfen <strong>und</strong> Herzen.“ (WÖLFL 2001)<br />

Abbildung 52: Der Luchs ist auf dem Rückweg <strong>in</strong> unsere Wälder (© B & C Prommberger)<br />

182


Der Niedergang des iberischen Luchses - Zusammenfassung<br />

Lerne<strong>in</strong>heit<br />

Der Niedergang des Iberischen Luchses (Lynx pard<strong>in</strong>us)<br />

Der aussterbende Pardelluchs (Zusammenfassung)<br />

Der e<strong>in</strong>zige endemische Großräuber <strong>Europa</strong>s, der iberische Luchs (Lynx pard<strong>in</strong>us)<br />

steht am Rande des Aussterbens.<br />

Früher noch auf der gesamten iberischen Halb<strong>in</strong>sel zuhause, lebt er heute nur noch auf<br />

20% se<strong>in</strong>es früheren Verbreitungsgebietes <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en, isolierten Populationen im Süden<br />

Spaniens <strong>und</strong> Portugals. Er verschwand zuerst im Norden der Halb<strong>in</strong>sel, dann wurde er auch<br />

im Süden immer seltener.<br />

Der iberische Luchs ist e<strong>in</strong> sehr schwieriger Fall. Er ist leider nicht nur e<strong>in</strong><br />

Habitatspezialist, der fast ausschließlich <strong>in</strong> der mediterranen Buschlandschaft lebt, sondern<br />

auch e<strong>in</strong> Futterspezialist, dessen Beute zu über 95% aus Wildkan<strong>in</strong>chen besteht. Mit se<strong>in</strong>er<br />

niedrigen Individuenzahl, stark fragmentierten Populationen, schw<strong>in</strong>dendem Habitat <strong>und</strong><br />

aussterbender Hauptbeute qualifiziert sich der Lynx pard<strong>in</strong>us als gefährdetste Katzenart auf<br />

der Welt.<br />

Und der Trend zeigt nach unten. Weiter andauernder Habitatverlust, Verkehrsunfälle<br />

<strong>und</strong> die nicht-selektive Fallenjagd auf alle Räuber dezimieren die kle<strong>in</strong>en Luchspopulationen<br />

weiter. Und die iberischen Luchse haben nicht mehr genug Rekolonisationspotenzial, um<br />

Habitatpatches neu zu besiedeln, die <strong>in</strong>zwischen weit isoliert s<strong>in</strong>d. Nach zwei aufe<strong>in</strong>ander<br />

folgenden Epidemien hat sich der Kan<strong>in</strong>chenbestand um 95% reduziert, wird aber auch<br />

weiterh<strong>in</strong> von den Menschen überjagt. Die Wildkan<strong>in</strong>chen <strong>und</strong> die Luchse teilen sich die<br />

mediterrane Buschlandschaft als ihr Habitat. Doch diese Landschaft geht immer weiter<br />

zurück. Sie macht Plantagen, Weideland oder Siedlungen platz.<br />

Obwohl die Tiere nun seit den 1970er unter Schutz stehen, hat ihre Verfolgung nur<br />

langsam abgenommen. E<strong>in</strong>e bedeutende Zahl wird immer noch von Jägern <strong>in</strong> Fallen<br />

gefangen, die zur Kontrolle anderer Räuber gesetzt wurden. Auch die Landschaft verändert<br />

sich ungünstig. Hecken verschw<strong>in</strong>den, die Straßendichte nimmt zu, <strong>und</strong> wandernde Luchse<br />

f<strong>in</strong>den kaum noch Deckung. Ihr Dispersal wird so effizient verh<strong>in</strong>dert. Doch ohne den<br />

Individuenaustausch drohen dem iberischen Luchs bald die Probleme zu kle<strong>in</strong>er Populationen.<br />

Aber weder die Regierungen noch andere Interessengruppen wie Jäger <strong>und</strong><br />

Forstwirtschaft zeigten bislang genug Kooperationsbereitschaft. Die Priorität des<br />

Naturschutzes steht bei der spanischen Regierung weit h<strong>in</strong>ter mächtigeren Projekten, die<br />

sogar von der EU subventioniert werden. Zuwenig Luchshabitat ist <strong>in</strong>s NATURA 2000-<br />

Netzwerk geschützter FFH-Gebiete e<strong>in</strong>gegangen, um die Spezies sicher zu schützen. Die<br />

Öffentlichkeit zeigt auch wenig Interesse am Schutz des Pardelluchses, so dass NGOs im<br />

Drama des Luchsschutzes die Rolle von Cervantes Don Quijote zukommt.<br />

Es sollte oberste Priorität se<strong>in</strong>, das langfristige Überleben dieser erst sehr spät<br />

erkannten Art zu erhalten. Dazu müssen Experten auf vielen Gebieten gleichzeitig <strong>und</strong><br />

kooperativ tätig werden.<br />

Landschaftsplaner müssen sich bemühen, das angestammte Habitat dieses kle<strong>in</strong>en<br />

Luchses zu erhalten; die mediterrane Buschlandschaft, früher so typisch <strong>für</strong> die iberische<br />

183


Der Niedergang des iberischen Luchses - Zusammenfassung<br />

Halb<strong>in</strong>sel, die aber heute immer mehr modernen Landnutzungsformen weichen muss.<br />

Zum<strong>in</strong>dest müssten l<strong>in</strong>eare Korridore die verstreuten Populationen verb<strong>in</strong>den, um e<strong>in</strong>en<br />

Individuenaustausch zu ermöglichen.<br />

Jagdexperten sollten anstreben, die Zahl der Wildkan<strong>in</strong>chen zu erhöhen, von denen<br />

sich der iberische Luchs fast ausschließlich ernährt, <strong>und</strong> die unkontrollierte <strong>und</strong> nicht<br />

selektive Fallenjagd <strong>in</strong> den ländlichen Gebieten Südspaniens zu reduzieren, der viele Luchse<br />

zum Opfer fallen.<br />

Biologen sollten die vielen Wissenslücken um den Lynx pard<strong>in</strong>us schließen, e<strong>in</strong>e<br />

zuverlässige Methode des Monitor<strong>in</strong>g <strong>für</strong> die scheuen Tiere entwickeln, <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong><br />

erfolgreiches Aufzuchtsprogramm <strong>in</strong> Gefangenschaft etablieren.<br />

E<strong>in</strong> Schwerpunkt fällt den Me<strong>in</strong>ungsforschern <strong>und</strong> Medien zu, die <strong>in</strong> diesem Fall die<br />

beteiligten Akteure <strong>und</strong> deren Interessen identifizieren, ihre Bedenken analysieren <strong>und</strong> diese<br />

Gruppierung <strong>für</strong> den Schutz der iberischen Luchse gew<strong>in</strong>nen sollten.<br />

Politiker müssen wohl am weitesten umdenken. Sie müssen die Priorität des<br />

Luchschutzes <strong>in</strong> der Politik erhöhen, <strong>und</strong> gesetzliche Schwerpunkte zugunsten des Luchses <strong>in</strong><br />

Landschaftsplanung, Jagdgesetzen oder Baumaßnahmen, mit besonderen spezifischen<br />

Bauvorschriften verankern. Doch Gesetze reichen nicht aus. So muss die Politik diese Gesetze<br />

auch rigoros durchsetzen, denn <strong>in</strong> der Praxis entstehen durch all die o.g. Aktionen zahlreiche<br />

Konflikte, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige davon s<strong>in</strong>d so gravierend, dass ohne politische Unterstützung nicht<br />

zugunsten des Luchses <strong>in</strong>terveniert werden kann. Hier muss auch die EU handeln, die mit<br />

ihren paradoxerweise oft gegensätzlichen Subventionen e<strong>in</strong>en hohen E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Prioritätensetzung im ländlichen Raum hat.<br />

Auch die Kooperation von der <strong>in</strong>ternationalen bis h<strong>in</strong>unter zur regionalen <strong>und</strong><br />

persönlichen Ebene muss <strong>in</strong> Spanien <strong>und</strong> Portugal bedeutend verbessert werden, denn im<br />

Zentrum des Wildtiermanagements stehen nicht die Tiere, sondern die Menschen.<br />

Nur wenn dieses Umdenken sehr bald stattf<strong>in</strong>det, hat der Pardelluchs noch e<strong>in</strong>e<br />

Zukunft.<br />

184<br />

Abbildung 53: Pardelluchs (Lynx pard<strong>in</strong>us) (© Jesus Cobo, WWF-Spa<strong>in</strong>)


Der Niedergang des iberischen Luchses - Die Geschichte des Pardelluchses<br />

Die Geschichte des Pardelluchses<br />

Die Aufzeichnung der Geschichte des iberischen Luchses beg<strong>in</strong>nt erst sehr spät, weil<br />

er erst <strong>in</strong> der zweiten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts von den Wissenschaftlern als eigenständige<br />

Luchsspezies anerkannt wurde. Die Jahre zuvor wurde er zum Teil als südeuropäische<br />

Subspezies des Lynx lynx angesehen, <strong>und</strong> kontroverse Debatten wurden zu diesem Thema<br />

geführt. So wurde se<strong>in</strong>e Biologie als ähnlich dem Lynx lynx angenommen. Noch 1981 wurde<br />

e<strong>in</strong>e Verbreitung <strong>in</strong> Italien <strong>und</strong> auf Sizilien angenommen (SMIT 1981). Die Probleme dieser<br />

versteckt lebenden Art blieben somit lange <strong>in</strong> dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> oder wurden e<strong>in</strong>fach nicht<br />

erkannt.<br />

Selbst nach se<strong>in</strong>er Anerkennung als eigenständige Spezies waren Zahlen, Verteilung<br />

<strong>und</strong> Populationstrends bis <strong>in</strong> die 90er nur grob geschätzt oder schlichtweg unbekannt. Der<br />

Pardelluchs ist e<strong>in</strong> scheues Tier, das schwer zu beobachten ist. So wurden zu der Zeit auch<br />

kaum frei lebende Tiere untersucht, sondern nur ausgestopfte Museumsexemplare. Vor 1980<br />

gab es somit ke<strong>in</strong>e homogenen Studien über den iberischen Luchs, die mite<strong>in</strong>ander zu e<strong>in</strong>em<br />

Gesamtbild hätten zusammengesetzt werden können.<br />

Erst 1988 fand e<strong>in</strong>e große Untersuchung mit e<strong>in</strong>heitlichen Methoden <strong>in</strong> ganz Spanien<br />

statt. Sie bestand aus Fragebögen <strong>und</strong> zahlreichen Interviews. Sie ergab u.a. 800 bis 1150<br />

Individuen, verteilt auf 48 unterschiedlich große Populationen. Daraus entstanden<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich neun sehr stark fragmentierte <strong>und</strong> vone<strong>in</strong>ander isolierte Metapopulationen, mit<br />

dem Schwerpunkt im SW der iberischen Halb<strong>in</strong>sel (DELIBES et al. 2000).<br />

Die nächsten Untersuchungen erfolgten 1995, <strong>und</strong> auch wenn sie nicht mehr so<br />

umfangreich <strong>und</strong> flächendeckend waren, so zeigten sie doch e<strong>in</strong>e bedrohlich starke Abnahme<br />

<strong>in</strong> den Verbreitungsgebieten von 1988.<br />

In Portugal wurde 1994 ebenfalls e<strong>in</strong>e moderne Untersuchung zum Status des<br />

iberischen Luchses unternommen. Sie ergab e<strong>in</strong>e Gesamtpopulation von 40-53 Tiere <strong>in</strong> 5<br />

vere<strong>in</strong>zelten Gebieten, von denen 3 Gebiete Erweiterungen spanischer Populationen s<strong>in</strong>d. Alle<br />

g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> letzter Zeit zurück.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Problem waren die Schwierigkeiten, den Pardelluchs <strong>in</strong> der freien<br />

Wildbahn zu beobachten. Es ist schwierig zu sagen, wo es Luchse gibt <strong>und</strong> wo nicht, denn sie<br />

leben sehr verborgen. So kommt es, dass auch die Mehrzahl der modernen Studien sich<br />

immer noch nur auf zwei mittelgroße Populationen im Doñana Nationalpark beziehen, die<br />

von e<strong>in</strong>igen Experten als untypisch betrachtet werden.<br />

Klar ist aber heute, dass der iberische Luchs <strong>in</strong> den letzten Dekaden e<strong>in</strong>en starken<br />

Rückgang erlitten hat.<br />

Der kle<strong>in</strong>e Luchs wurde <strong>in</strong> der Vergangenheit von den Jägern als e<strong>in</strong>e wertvolle<br />

Trophäe betrachtet, <strong>und</strong> von den Landbesitzern als Ungeziefer beseitigt, zusammen mit allen<br />

anderen Konkurrenten um Niederwild. Seit langem wird <strong>in</strong> den Niederwildrevieren Spaniens<br />

die Jagd mit Giftködern <strong>und</strong> Fallen auf alle kle<strong>in</strong>en Räuber ohne Ausnahme praktiziert; so<br />

s<strong>in</strong>d Luchse nicht nur dort dezimiert worden, wo sie heute noch leben, sondern aus weiten<br />

Buschlandschaften komplett ausgerottet worden, ohne Chance auf Wiederkehr.<br />

Seit 1973 <strong>in</strong> Spanien <strong>und</strong> 1974 <strong>in</strong> Portugal steht der iberische Luchs unter Schutz, aber<br />

die Verfolgung g<strong>in</strong>g nur langsam zurück, weil die Gesetze kaum durchgesetzt wurden <strong>und</strong> die<br />

Strafen nur unwesentlich waren. Gleichzeitig standen über die Jahre Habitat <strong>und</strong> Beute des<br />

Pardelluchses unter starkem anthropogenen Druck.<br />

185


Der Niedergang des iberischen Luchses - Der iberische Luchs heute<br />

Der iberische Luchs heute<br />

Der iberische Luchs erlebt immer noch e<strong>in</strong>en rapiden Niedergang. So rapide, dass er<br />

nun e<strong>in</strong>e der am meisten gefährdeten Katzenarten der Erde ist.<br />

Heutige Verbreitung<br />

2002 wurde die letzte komplette Evaluation des iberischen Luchses beendet. In<br />

Spanien konnte <strong>in</strong> nur noch zwei Populationen e<strong>in</strong>e Fortpflanzung nachgewiesen werden: In<br />

Doñana <strong>und</strong> <strong>in</strong> Adunjar, beide <strong>in</strong> Andalusien. Sie be<strong>in</strong>halten gerade noch etwa 150 Individuen<br />

(120-155) über ungefähr 350km², mit etwa 30 Weibchen im fortpflanzungsfähigen Alter<br />

(WARD 2004). In Portugal konnte ke<strong>in</strong>e fortpflanzungsfähige Population des iberischen<br />

Luchses mehr gef<strong>und</strong>en werden. Diese beiden Population s<strong>in</strong>d räumlich vone<strong>in</strong>ander isoliert<br />

<strong>und</strong> immer noch unter starkem Druck durch Jagd, <strong>in</strong>tensive Landwirtschaft, neue Straßen <strong>und</strong><br />

Dämme. Selbst wenn diese zwei Populationen überleben sollten, die Ausbreitung des Luchses<br />

<strong>in</strong> andere Gebieten ist fast unmöglich.<br />

Abbildung 54: Die Verbreitung des Pardelluchses (lynx pard<strong>in</strong>us) auf der iberischen Halb<strong>in</strong>sel LCIE<br />

(2005)<br />

Die bekannteste Population lebt heute im andalusischen Doñana Nationalpark im<br />

Südspanien. Etwa 35 Tiere konnten dort im Nationalpark, e<strong>in</strong>igen Natura2000-Gebieten <strong>und</strong><br />

ungeschützten Arealen überleben. Im größten spanischen Nationalpark wird derzeit auch<br />

versucht, den Lynx pard<strong>in</strong>us zu züchten (WARD 2004, LCIE 2005).<br />

Die Population im Andujar ist größer <strong>und</strong> umfasst etwa 100 Luchse, etwa 20 davon<br />

fortpflanzungsfähige Weibchen. Die Population überlebt hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen großen<br />

Hochwildrevieren, wohl weil hier kaum e<strong>in</strong>e Räuberkontrolle stattf<strong>in</strong>det, die den Luchs<br />

vielerorts dezimiert hat. Diese Population ist sicherlich durch die höhere Individuenzahl die<br />

wertvollste, aber auch weil potentielles Habitat angrenzt, woh<strong>in</strong> der Luchs expandieren<br />

könnte, wenn der Jagddruck nachlassen sollte <strong>und</strong> die Kan<strong>in</strong>chen dort sich erholen könnten.<br />

186


Der Niedergang des iberischen Luchses - Der iberische Luchs heute<br />

Vere<strong>in</strong>zelte Luchse leben auch noch außerhalb dieser zwei Populationen, doch ihr<br />

Nachweis ist schwierig <strong>und</strong> viele dieser Gebiete werden derzeit akut durch neue<br />

Infrastrukturprojekte bedroht.<br />

Die letzte Zählung fand <strong>in</strong> Portugal 2002 statt, aber die Fallen konnten ke<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen<br />

Luchs mehr nachweisen. E<strong>in</strong>e Studie von 1994-96 ergab noch e<strong>in</strong>e Zahl von 40-53 Tiere <strong>in</strong> 5<br />

vere<strong>in</strong>zelten Populationen, wenn auch Feldstudien das zu der Zeit nicht bestätigen konnten.<br />

Geruchs-, Haar-, Kamera-, Kisten- <strong>und</strong> Schl<strong>in</strong>genfallen, Schneespurensuche <strong>und</strong> DNA-<br />

Analyse potentiellen Kots zeigten ke<strong>in</strong>e Spuren von Luchsen mehr <strong>in</strong> den zwei 1994 größten<br />

Populationen Portugals. Erst vor kurzen geben DNS-bestätigte Spuren wieder Anlass zu<br />

Hoffnung (WILDLIFE 2005).<br />

Vertiefung: Tabelle 7. Status of Lynx pard<strong>in</strong>us populations <strong>in</strong> Europe by countries (Quelle :<br />

DELIBES et al. 2000)<br />

187


Der Niedergang des iberischen Luchses – Ökologie des iberischen Luchses<br />

Ökologie des iberischen Luchses<br />

Erst spät als eigenständige Spezies erkannt, ist der iberische Luchs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ökologie<br />

<strong>und</strong> Physiologie auch heute noch wenig erforscht. Die meisten Luchsstudien fanden <strong>in</strong> zwei<br />

e<strong>in</strong>zelnen Populationen im Doñana Nationalpark statt, so dass ihre Übertragbarkeit <strong>in</strong> Frage<br />

gestellt werden kann.<br />

Erschwerend kommt h<strong>in</strong>zu, dass der kle<strong>in</strong>e Lynx pard<strong>in</strong>us wegen se<strong>in</strong>er<br />

e<strong>in</strong>zelgängerischen Lebensweise, dem nachtaktiven Verhalten, der niedrigen Dichte <strong>und</strong><br />

hervorragenden Tarnfähigkeit schwer zu beobachten ist. Deswegen gibt es auch heute noch<br />

ke<strong>in</strong>e bewährte Methode <strong>für</strong> se<strong>in</strong>e Beobachtung.<br />

Vertiefung: Der Körperbau des Lynx pard<strong>in</strong>us<br />

Der iberische Luchs ist nur halb so groß wie se<strong>in</strong> europäischer Vetter, der Lynx lynx,<br />

aber <strong>in</strong> etwa genauso groß wie die beiden amerikanischen Vertreter der Luchsgattung. Er ist<br />

stark gefleckt, mit langen Be<strong>in</strong>en <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em kurzen Schwanz mit schwarzer Spitze. Se<strong>in</strong> Fell<br />

ist dunkelbraun, mit dunklen Flecken, Haarp<strong>in</strong>seln <strong>in</strong> den Ohren, <strong>und</strong> unter se<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>n hat<br />

er e<strong>in</strong>en charakteristischen Bart. Männchen wiegen um die 14kg, Weibchen um die 10kg.<br />

Die nacht- <strong>und</strong> dämmerungsaktive Katze ist e<strong>in</strong> guter Kletterer.<br />

Der älteste beobachtete Luchs <strong>in</strong> der Wildnis wurde 13 Jahre alt<br />

Habitat<br />

Diese kle<strong>in</strong>e Luchsart lebt nicht im Wald, sondern bis zu 90 % <strong>in</strong> der mediterranen<br />

Buschlandschaft. Sie entfernen sich selten mehr als 300m vom Buschland, noch weniger<br />

wenn sie sich <strong>in</strong> offenes Gelände (Weiden oder Sümpfe) wagen.<br />

Die Luchse jagen auch hauptsächlich <strong>in</strong> der Buschlandschaft <strong>und</strong> meiden Äcker oder<br />

exotische Forstplantagen (meist Kiefer <strong>und</strong> Eukalyptus). Selten gehen sie aber auch <strong>in</strong><br />

Sümpfen, Weideland oder Mastixplantagen auf die Pirsch.<br />

In dieser mediterranen Buschlandschaft gibt es auch die meisten Kan<strong>in</strong>chen (74%),<br />

aber nur wenn sie von kle<strong>in</strong>en offenen Flächen durchsetzt ist. Im Eschengehölzen gibt es<br />

immerh<strong>in</strong> noch 32,3% der Kan<strong>in</strong>chen. Andere Faktoren <strong>für</strong> die Wahl der Buschlandschaft als<br />

Habitat s<strong>in</strong>d zahlreiche permanente Wasserquellen, die relativ niedrige Präsenz des<br />

Menschen, Deckung <strong>für</strong> die Jagd <strong>und</strong> die Aufzucht der Jungen. Zu dichtes Buschwerk ist<br />

jedoch ebenfalls ungeeignet, denn die Kan<strong>in</strong>chendichte ist dort wiederum ger<strong>in</strong>g (schlechtes<br />

Futterangebot) <strong>und</strong> Wildschwe<strong>in</strong>e setzen den Kan<strong>in</strong>chenbruten stark zu.<br />

So kann man, nach neuesten Erkenntnissen, das optimale Habitat des iberischen<br />

Luchses als e<strong>in</strong>e bunte Mischung aus Buschlandschaft <strong>und</strong> offenen Flächen (Weiden,<br />

Kornfelder, etc.) bezeichnen. Er ist also def<strong>in</strong>itiv auch e<strong>in</strong> Habitatspezialist mit hohen<br />

Ansprüchen.<br />

Die Reviere iberischer Luchse s<strong>in</strong>d sehr kle<strong>in</strong> im Vergleich zu denen unserer<br />

e<strong>in</strong>heimischen Luchse. Richtwerte s<strong>in</strong>d 7,3 km² <strong>für</strong> Jungtiere, 9,5 km² <strong>für</strong> erwachsene<br />

Weibchen <strong>und</strong> nur 18,2 km² <strong>für</strong> adulte Männchen. Der Lynx lynx braucht dagegen über 200<br />

km² .<br />

Nahrungswahl<br />

Der Lynx pard<strong>in</strong>us ist e<strong>in</strong> monophager Räuber. Se<strong>in</strong>e Beute besteht fast ausschließlich<br />

aus Wildkan<strong>in</strong>chen (Oryctolagus cuniculus), nämlich zwischen 99 <strong>und</strong> 100%. Die<br />

Kan<strong>in</strong>chenpopulation ist auf der iberischen Halb<strong>in</strong>sel seit 1950 allerd<strong>in</strong>gs um 95%<br />

zurückgegangen, nachdem zwei Kan<strong>in</strong>chenkrankheiten sukzessiv aus der Neuen Welt<br />

188


Der Niedergang des iberischen Luchses – Ökologie des iberischen Luchses<br />

e<strong>in</strong>geschleppt wurden. E<strong>in</strong>e Anpassung <strong>und</strong> die Erholung der Population f<strong>in</strong>det, wenn<br />

überhaupt, nur langsam statt.<br />

Die Luchse brauchen zur Deckung ihres Energiebedarfs etwa e<strong>in</strong> Kan<strong>in</strong>chen am Tag,<br />

e<strong>in</strong>e Katze mit Kätzchen also 2 bis 3. In Gegenden mit sehr niedriger Kan<strong>in</strong>chendichte reißen<br />

Luchse auch gelegentlich andere Beute, wenn auch dann sehr selten. Im W<strong>in</strong>ter jagen sie<br />

manchmal auch Nager, Hasen, Rebhühner, Rehkitze, Mufflons oder Enten <strong>und</strong> Gänse. Luchse<br />

töten häufig andere kle<strong>in</strong>e Räuber <strong>in</strong> ihrem Territorium, fressen sie aber nicht.<br />

Reproduktion<br />

Die Reproduktionskraft der Luchse ist niedrig, was auf die Futterengpässe durch die<br />

niedrige Kan<strong>in</strong>chendichte zurückgeführt wird (LCIE 2005)<br />

Im Januar bis März ist bei den Luchsen <strong>in</strong> Spanien Paarungszeit. Von April bis Juni<br />

widmen dann die Weibchen ihre Zeit der Aufzucht der Kätzchen, die sie dann bis September<br />

auf Streifzügen begleiten, bevor sie selbstständig werden. Ab etwa 2 Monaten unternehmen<br />

die jungen Luchse die ersten Ausflüge mit ihrer Mutter.<br />

Die meist drei Kätzchen kommen <strong>in</strong> Hohlbäumen zur Welt <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> 20 Tage<br />

Nesthocker, bevor es <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>derstube eng wird <strong>und</strong> sie beg<strong>in</strong>nen, mit der Mutter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von Behelfsbauen umzuziehen. Diese Baue s<strong>in</strong>d meist <strong>in</strong> Büschen, <strong>und</strong> sie werden<br />

verlassen, wenn e<strong>in</strong>e Störung e<strong>in</strong>tritt. Gründe <strong>für</strong> das viele Umziehen s<strong>in</strong>d neben der<br />

Sicherheit der Jungen vor Räubern, Re<strong>in</strong>lichkeit <strong>und</strong> leichtem Beutezugang auch zunehmende<br />

Störungen durch den Menschen. (FERNÁNDEZ et al. 2002) Deswegen sollten menschliche<br />

Aktivitäten <strong>in</strong> „Luchsgebieten“ nach Möglichkeit zwischen März <strong>und</strong> Juli beschränkt werden.<br />

Sozialverhalten<br />

Diese e<strong>in</strong>zelgängerischen Katzen s<strong>in</strong>d dämmerungsaktiv, besonders bei<br />

Sonnenuntergang s<strong>in</strong>d sie viel unterwegs, sicher auch weil die Kan<strong>in</strong>chen dieselbe Zeit<br />

bevorzugen. Sollten sie auf andere Kle<strong>in</strong>räuber <strong>in</strong> ihrem Revier treffen, wie Katzen, H<strong>und</strong>e,<br />

Füchse, Otter oder Mungos, so werden diese oft vom Luchs getötet, wohl um<br />

Nahrungskonkurrenz zu verh<strong>in</strong>dern. So kommt es, dass die Dichte an anderen Beutegreifern<br />

<strong>in</strong> Luchsgebieten niedrig ist.<br />

Iberische Luchse sche<strong>in</strong>en nicht sehr territorial zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> Artgenossen <strong>in</strong> ihrem<br />

Revier zu dulden, obwohl sie viel kle<strong>in</strong>ere Reviere beanspruchen als die europäischen Vertreter<br />

ihrer Gattung, meist weniger als 20 km².<br />

Der Lynx pard<strong>in</strong>us sche<strong>in</strong>t den Menschen nicht zu <strong>für</strong>chten, lebt aber nicht <strong>in</strong><br />

permanentem Siedlungsgebiet, <strong>und</strong> meidet Menschen so gut er kann. Störungen können sich<br />

also sehr stark auswirken, besonders während der Aufzucht der Jungen von April bis Juli.<br />

Leider gibt es noch sehr viele unbeantwortete Fragen zum Sozialverhalten dieser<br />

Spezies, <strong>und</strong> die weitere Forschung könnte helfen, ungünstige Managemententscheidungen zu<br />

vermeiden.<br />

189


Der Niedergang des iberischen Luchses – Ökologie des iberischen Luchses<br />

Dispersalverhalten<br />

Vertiefung: Was ist noch mal Dispersal?<br />

Auswanderung (Dispersal) ist das B<strong>in</strong>demittel, der Teilpopulationen verb<strong>in</strong>det <strong>und</strong> die<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen sonst getrennten Populationen ermöglicht. HOWARD (1960)<br />

beschreibt die Auswanderung als die Bewegung e<strong>in</strong>es Tieres aus se<strong>in</strong>em Ursprungsgebiet <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> neues Gebiet, wo es sich vielleicht vermehren kann.<br />

Auswanderer s<strong>in</strong>d meist junge Tiere, beim Säuger liegt der Schwerpunkt auf den<br />

Männchen, bei Vögeln auf den Weibchen. Diese Subadulten wandern ab, um Nahrungs- <strong>und</strong><br />

Partnerkonkurrenz zu vermeiden, das Inzuchtrisiko zu reduzieren <strong>und</strong> höhere<br />

Überlebenschancen <strong>für</strong> die eigenen Nachkommen zu gewährleisten. Adulte Tiere s<strong>in</strong>d<br />

nämlich <strong>in</strong> den Herausforderungen um Ressourcen, besonders Territorien <strong>und</strong><br />

Paarungspartner, ganz klar im Vorteil.<br />

Letztlich s<strong>in</strong>d die Gründe <strong>für</strong> die Auswanderung jedoch komplex <strong>und</strong> variieren von<br />

Spezies zu Spezies <strong>und</strong> von Habitat zu Habitat.<br />

Auswandernde Tiere, auch Disperser genannt, haben meist e<strong>in</strong>e höhere Sterblichkeit<br />

als Residente, was meist anthropogen bed<strong>in</strong>gt ist. Infrastruktur ist dabei nicht immer e<strong>in</strong>e<br />

Barriere, stellt aber e<strong>in</strong>e Mortalitätsquelle dar, genauso wie die illegale Bejagung (schießen<br />

oder mit Fallen), unbekanntes Terra<strong>in</strong>, Stress oder Unterernährung.<br />

Die Häufigkeit abwandernder Individuen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spezies, <strong>in</strong> der Fachsprache<br />

Dispersalrate genannt, ist sehr bedeutsam <strong>für</strong> das erfolgreiche Management der Art, da es<br />

Aufschluss über Größe <strong>und</strong> Überlebensfähigkeit der Population gibt. Die Häufigkeit der<br />

Zuwanderung von neuen Individuen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Population entscheidet u.a. über die<br />

Notwendigkeit <strong>und</strong> Dr<strong>in</strong>glichkeit von Aufstockungen.<br />

Junge Luchse bleiben etwa 20 Monate bei ihrer Mutter, bevor sie dann maximal 30 km<br />

weit abwandern.<br />

Männchen <strong>und</strong> Weibchen wandern nicht nur genauso häufig ab, es konnten auch ke<strong>in</strong>e<br />

Unterschiede <strong>in</strong> den Dispersalentfernungen nachgewiesen werden (FERRERAS et al. 2000).<br />

Der Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong> könnte aber auch <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>zigen untersuchten Population im Nationalpark<br />

von Doñana zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong>.<br />

Vertiefung: Untersuchungsgebiet Doñana Nationalpark<br />

Trotzdem ist der Park von Doñana e<strong>in</strong> hervorragendes Studiengebiet <strong>für</strong> den<br />

iberischen Luchs, denn es enthält mit der Reserva Biologica <strong>und</strong> Coto del Rey zwei kle<strong>in</strong>e<br />

stabile Metapopulationen <strong>und</strong> bietet e<strong>in</strong>e positive Mischung der Landnutzungsformen.<br />

Vertiefung: Die Abwanderung steigt mit der Beutedichte<br />

Auch e<strong>in</strong>e bestimmte Jahreszeit <strong>für</strong> die Auswanderung konnte nicht bestimmt werden,<br />

aber <strong>in</strong> Jahren mit e<strong>in</strong>er hohen Kan<strong>in</strong>chenpopulation konnten auch mehr Auswanderer<br />

festgestellt werden (FERRERAS et al. 2000). Diese Strategie soll wohl die Chancen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e<br />

erfolgreiche Auswanderung verbessern, denn dieselbe Beziehung konnte auch zwischen den<br />

Lynx canadensis <strong>und</strong> dem Schneeschuhhasen <strong>in</strong> Nordamerika nachgewiesen werden.<br />

Trotzdem sche<strong>in</strong>t Beutemangel im Nationalpark ke<strong>in</strong> Auswanderungsmotiv zu se<strong>in</strong>, denn es<br />

gab <strong>in</strong> den Jahren niedriger Beutedichte nicht mehr Auswanderer.<br />

190


Der Niedergang des iberischen Luchses – Ökologie des iberischen Luchses<br />

Abbildung 55: Pardelluchs (Lynx pard<strong>in</strong>us) (© Callum Rac<strong>in</strong>e)<br />

Der wichtigste Gr<strong>und</strong> der Auswanderung sche<strong>in</strong>t beim Lynx pard<strong>in</strong>us im Wettbewerb<br />

um Territorien <strong>und</strong> Paarungspartner zu liegen.<br />

In den letzten Jahren ist die Qualität der Matrix, also des Areals zwischen geeigneten<br />

Luchshabitaten, immer schlechter geworden. Straßenbau, Dämme, das Verschw<strong>in</strong>den von<br />

Feldhecken <strong>und</strong> Auwäldern oder andere Bauprojekte stellen Barrieren <strong>und</strong> Gefahren dar.<br />

Auswandernde Luchse nutzen auch schlechteres Habitat wie Feldgehölze, Hecken<br />

<strong>und</strong> die <strong>in</strong> Spanien <strong>und</strong> Portugal häufigen Eukalyptusplantagen, meiden jedoch immer noch<br />

offene Flächen <strong>und</strong> Sümpfe. Das hängt sicher auch mit der niedrigen Kan<strong>in</strong>chendichte <strong>in</strong><br />

diesen Gebieten zusammen. Die Auswanderung (<strong>und</strong> so die Verbreitung) wird meist vom<br />

limitierten Buschlandhabitat begrenzt. Die iberischen Luchse müssen schließlich passende<br />

Buschlandschaft f<strong>in</strong>den, um sich niederlassen zu können. Das Voranschreiten der<br />

Siedlungstätigkeit setzt der Luchsauswanderung immer mehr Grenzen, da die Tiere die Nähe<br />

des Menschen stark meiden.<br />

Letztlich enden nur etwa 48% der Auswanderungen erfolgreich, was auf die erhöhte<br />

Mortalität der Disperser zurückgeht. Damit kann man sagen, dass die Pardelluchse auch nur<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Expansionspotenzial haben, was ihr Management vor große Herausforderungen<br />

stellt.<br />

Schadenspotenzial<br />

Die spanischen Jäger betrachten den Luchs entweder neutral, oder als e<strong>in</strong>en<br />

Konkurrenten um Kan<strong>in</strong>chen <strong>und</strong> anderes Niederwild. Verluste an Ziegen oder Lämmern<br />

s<strong>in</strong>d sehr selten gewesen. Von e<strong>in</strong>em Angriff auf den Menschen selbst wurde noch nie<br />

berichtet.<br />

191


Der Niedergang des iberischen Luchses – Ökologie des iberischen Luchses<br />

Mortalitätsfaktoren<br />

Fallen s<strong>in</strong>d immer noch die häufigste Todesursache <strong>für</strong> den Luchs <strong>in</strong> Spanien. Etwa<br />

44% der toten Luchse sollen während der 80er <strong>in</strong> Fallen umgekommen se<strong>in</strong>. Fallen werden<br />

heute immer noch <strong>in</strong> vielen Niederwildrevieren aufgestellt, um Räuber kle<strong>in</strong> zu halten.<br />

Nichtselektive Methoden s<strong>in</strong>d verboten, werden aber überall verwendet (DELIBES et al.<br />

2000).<br />

Die Auswirkungen der Wilderei s<strong>in</strong>d schwer zu schätzen. Aber r<strong>und</strong> 26% der <strong>in</strong> den<br />

80-ern getöteten Luchse dürften wohl auf das Konto von Wilderen gehen. In Portugal ist<br />

Wilderei sogar die Haupttodesursache <strong>für</strong> den Pardelluchs. Dort werden sie gelegentlich<br />

illegal während legaler Jagden erlegt.<br />

Etwa 7% der Luchse sollen bei Verkehrsunfällen umgekommen se<strong>in</strong>. Und mit der<br />

Zunahme der Verkehrsdichte <strong>und</strong> der Geschw<strong>in</strong>digkeit der Fahrzeuge wird diese Zahl wohl<br />

weiter steigen. Auch s<strong>in</strong>d die meisten Straßen nicht mit Tunnels oder Grünbrücken versehen,<br />

die sie etwas durchlässiger <strong>für</strong> Tiere machen könnten.<br />

Erkrankungen s<strong>in</strong>d sehr selten, manchmal ertr<strong>in</strong>ken aber Luchse <strong>in</strong> Brunnen oder<br />

werden von H<strong>und</strong>en getötet. Andere Todesursachen s<strong>in</strong>d Giftköder oder Buschbrände.<br />

192


Der Niedergang des iberischen Luchses – Gefahren <strong>für</strong> den iberischen Luchs<br />

Gefahren <strong>für</strong> den iberischen Luchs<br />

Es gibt viele Faktoren, die die Luchspopulationen <strong>in</strong> Spanien <strong>und</strong> Portugal bedrohen.<br />

E<strong>in</strong>ige dieser Faktoren tragen direkt zum Niedergang der Populationen bei, andere s<strong>in</strong>d<br />

Gefahren, <strong>in</strong> die alle kle<strong>in</strong>en Populationen geraten können.<br />

Zusätzlich zu diesen Faktoren gibt es noch H<strong>in</strong>dernisse, die erst beseitigt werden<br />

müssen, um e<strong>in</strong>en effektiven Schutz des iberischen Luchses auf der ganzen iberischen<br />

Halb<strong>in</strong>sel zu gewährleisten.<br />

Vertiefung: Tabelle 8. Identified threats for the Iberian Lynx <strong>in</strong> Portugal and Spa<strong>in</strong> (Quelle :<br />

DELIBES et al. 2000).<br />

Habitatverlust <strong>und</strong> -veränderung<br />

Der iberische Luchs hat nicht weniger als 90% se<strong>in</strong>es Habitats verloren, sei es durch<br />

Habitatveränderung oder direkten Habitatverlust. Mediterrane Buschlandschaft verschw<strong>in</strong>det<br />

immer noch mit e<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeit von 1% pro Jahr (WARD 2005).<br />

Auch <strong>in</strong> Spanien stirbt die traditionelle Landnutzung aus, <strong>und</strong> die kle<strong>in</strong>flächige<br />

Bewirtschaftung wird von der großflächigen, <strong>in</strong>tensiven Bewirtschaftung abgelöst. Die<br />

Großgr<strong>und</strong>besitzer haben die <strong>in</strong>tensive Jagd auf Hochwild, <strong>in</strong>sbesondere Rotwild, als<br />

zusätzliche E<strong>in</strong>kommensquelle entdeckt. Buschlandschaft musste so vielerorts den Wäldern<br />

weichen, <strong>und</strong> als Unterstand <strong>für</strong> das Hochwild ließ man die Wälder zuwachsen. Die<br />

Vegetationsschäden durch den Verbiss des Schalenwilds wurden durch die <strong>in</strong>tensivierte<br />

Haltung von Weidetieren verstärkt. Zugewachsenes Unterholz <strong>und</strong> Buschland fördert u.a. die<br />

Vermehrung der Wildschwe<strong>in</strong>e (Sus scrofa), die den Kan<strong>in</strong>chenbruten effizient nachsetzen.<br />

In den Bergen wurden e<strong>in</strong>ige Täler, die dem iberischen Luchs e<strong>in</strong> sehr gutes Habitat<br />

geboten haben, <strong>für</strong> Wasserkraftwerke geflutet.<br />

Der Verlust der Buschlandschaft hat wegen der Landflucht aus den armen Regionen<br />

Spaniens etwas abgenommen, doch verschw<strong>in</strong>det es weiter aus neuen Gründen.<br />

Forstwirtschaft bedeutet auf der iberischen Halb<strong>in</strong>sel Kiefer <strong>und</strong> Eukalyptusplantagen,<br />

die von störendem Unterholz freigehalten werden <strong>und</strong> so als Kan<strong>in</strong>chen- <strong>und</strong> Luchshabitat<br />

ungeeignet s<strong>in</strong>d. Nicht selten muss die Buschlandschaft diesen Plantagen weichen.<br />

Feuer, nicht selten absichtlich gelegt, zerstören Buschland <strong>für</strong> ökonomische Zwecke.<br />

Oft f<strong>in</strong>det danach e<strong>in</strong>e Aufforstung als Plantagen statt.<br />

Habitatfragmentierung<br />

Die Qualität der Wanderlandschaft zwischen den Populationen ist <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

auch immer schlechter geworden. Auwälder wurden abgeholzt, Hecken entfernt <strong>und</strong> kle<strong>in</strong>e<br />

193


Der Niedergang des iberischen Luchses – Gefahren <strong>für</strong> den iberischen Luchs<br />

Buschareale umgewandelt. Für den scheuen Luchs wird es immer schwieriger, unterwegs<br />

Deckung zu f<strong>in</strong>den.<br />

Menschen <strong>und</strong> die Urbanisierung br<strong>in</strong>gen Müll, störende Spaziergänger,<br />

Outdoorsportler, Lärm, Wilderer, verwilderte Haustiere u.v.m. <strong>in</strong>s Luchshabitat. Straßen, die<br />

„Luchsgebiete“ zerschneiden, führen zu e<strong>in</strong>er erhöhten Mortalität. Ferienhäuser entstehen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong>samen Arealen. Der Luchs meidet diese Störungen <strong>und</strong> gibt e<strong>in</strong>st gutes Habitat auf.<br />

Solch veränderte, störungsreiche Habitate können später noch der Wanderung dienen,<br />

doch ihr Verlust fördert die Isolation der Populationen.<br />

Vertiefung: Über die mediterrane Buschlandschaft<br />

Der Rückgang der mediterranen Buschlandschaft war der wichtigste Faktor <strong>für</strong> den<br />

Rückgang der Lynx pard<strong>in</strong>us seit 1960. Diese Landschaft ist entstanden <strong>in</strong> Jahrtausenden<br />

menschlicher E<strong>in</strong>flussnahme. Viele dieser Nutzungsformen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen überholt <strong>und</strong><br />

wurden e<strong>in</strong>gestellt; so die Köhlerei, Torfgew<strong>in</strong>nung oder die kle<strong>in</strong>flächige Landwirtschaft.<br />

Andere wurden modernisiert, wie die Bienenzucht, oder <strong>in</strong>tensiviert, wie die Viehzucht.<br />

Wiederum andere Tätigkeiten wurden durch neue ersetzt, wie z.B. die Umstellung der Jagd<br />

von Niederwild auf Hochwild, oder das Anlegen von Forstplantagen.<br />

Nach dem zweiten Weltkrieg fand e<strong>in</strong>e verstärkte Landflucht statt, <strong>und</strong> die<br />

traditionelle Landwirtschaft veränderte sich <strong>und</strong> wurde <strong>in</strong>tensiviert. Heute kehren die<br />

Menschen aufs Land zurück, doch sie br<strong>in</strong>gen neue Freizeitaktivitäten mit sich, die noch mehr<br />

Störungen im Luchshabitat bewirken als die alten Tätigkeiten<br />

Beuteverlust<br />

Der Rückgang se<strong>in</strong>er Hauptbeute ist wohl die zweite wichtige Bedrohung <strong>und</strong> immer<br />

noch e<strong>in</strong> Hauptgr<strong>und</strong> <strong>für</strong> den Niedergang des iberischen Luchses.<br />

Seit Mitte des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts s<strong>in</strong>d über 95% der Wildkan<strong>in</strong>chen bei zwei<br />

e<strong>in</strong>geschleppten Epidemien umgekommen, <strong>und</strong> ihre Zahl hat sich immer noch nicht erholt.<br />

Exkurs: Die Situation der Kan<strong>in</strong>chen <strong>in</strong> Spanien<br />

Dieser Exkurs beschreibt, wieso Kan<strong>in</strong>chen aus vielen suboptimalen Gebieten<br />

verschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> <strong>in</strong> vielen anderen Arealen im Aussterben begriffen s<strong>in</strong>d. Sie werden immer<br />

noch häufig überjagt, <strong>und</strong> verwilderte Haustiere, Wildschwe<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Füchse verh<strong>in</strong>dern die<br />

Erholung der Populationen.<br />

Anthropogene Mortalität<br />

Anthropogene Mortalität ist immer noch e<strong>in</strong>e große Gefahr, <strong>und</strong> ihre Bedrohung wird<br />

durch die niedrige Reproduktionskraft der iberischen Luchse <strong>und</strong> ihre recht lange<br />

Lebensspanne verstärkt.<br />

Illegales Schießen während e<strong>in</strong>er legalen Jagd ist immer noch häufig <strong>und</strong> wird auf<br />

etwa 5% der Todesursachen beim iberischen Luchs geschätzt. In Portugal s<strong>in</strong>d Schussw<strong>und</strong>en<br />

die bedeutendste Todesursache <strong>für</strong> den Lynx pard<strong>in</strong>us.<br />

Kan<strong>in</strong>chenfallen f<strong>in</strong>gen früher 44% der toten Luchse, <strong>und</strong> das passiert auch heute noch<br />

trotz Verbot <strong>in</strong> Niederwildrevieren, wo auch der Pardelluchs häufig ist. Obgleich nichtselektive<br />

Fallen verboten s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d sie noch überall zu f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> im täglichen Gebrauch. E<strong>in</strong><br />

Gr<strong>und</strong> da<strong>für</strong> s<strong>in</strong>d sicherlich die sehr ger<strong>in</strong>gen Strafen, <strong>und</strong> oft droht dem Sünder nur die<br />

Konfiszierung se<strong>in</strong>er Fallen.<br />

194


Der Niedergang des iberischen Luchses – Gefahren <strong>für</strong> den iberischen Luchs<br />

Auch Straßen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> hoher Sterblichkeitsfaktor, besonders stark im Doñana<br />

Nationalpark. Fehlende Überquerungsmöglichkeiten <strong>für</strong> Tiere, die steigende<br />

Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> das steigende Verkehrsaufkommen werden wohl die Bedeutung<br />

der Straßenmortalität weiter erhöhen.<br />

Die Probleme kle<strong>in</strong>er Populationen<br />

Mehr noch als bei den anderen europäischen Großräubern sieht sich der Lynx pard<strong>in</strong>us<br />

mit den Problemen konfrontiert, deren Auswirkungen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Populationen zum<br />

Aussterben führen können. Der iberische Luchs lebt praktisch ausschließlich <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Populationen.<br />

Zufallssterblichkeit<br />

Viele Populationen des iberischen Luchses haben weniger als 10 Individuen. Sie s<strong>in</strong>d<br />

somit sehr anfällig beim zufälligen Tod e<strong>in</strong>iger wenigen Individuen, besonders wenn<br />

Weibchen betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

Genetische Variabilität<br />

Durch die kle<strong>in</strong>e Bevölkerung entsteht das Risiko der weiteren genetischen<br />

Verarmung. Die Gefahr e<strong>in</strong>er Inzuchtdepression steigt dann, auch wenn Anzeichen da<strong>für</strong> noch<br />

ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d. Jedoch steigt mit e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen genetischen Variabilität auch die Anfälligkeit<br />

e<strong>in</strong>er Population gegen Krankheiten.<br />

Katastrophen<br />

Wald <strong>und</strong> Buschfeuer, Überflutungen, starke Umweltverschmutzung oder der<br />

Ausbruch neuer Krankheiten <strong>in</strong> Kan<strong>in</strong>chenpopulationen könnten kle<strong>in</strong>e Luchspopulationen<br />

schnell ausrotten.<br />

Schutzh<strong>in</strong>dernisse<br />

Die meisten Luchspopulationen erstrecken sich über Regionsgrenzen h<strong>in</strong>weg, <strong>und</strong><br />

fallen damit <strong>in</strong> den Zuständigkeitsbereich von zwei oder mehreren Landesregierungen.<br />

Manche überschreiten sogar die spanisch-portugiesische Grenze. Trotz dessen beklagen<br />

Wissenschaftler die Kooperation zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Regierungen von <strong>in</strong>ternationaler bis<br />

landes<strong>in</strong>terner Ebene <strong>und</strong> beschreiben sie als mangelhaft (DELIBES et al. 2000).<br />

Die EU, die e<strong>in</strong>erseits den Schutz des iberischen Luchses gesetzlich festgeschrieben<br />

hat, fördert paradoxerweise gleichzeitig Projekte wie Dammbau, Straßennetze <strong>und</strong> Plantagen<br />

<strong>in</strong> Luchsgebieten. Auf der anderen Seite gibt es ke<strong>in</strong>e ökonomischen oder sozialen Anreize,<br />

Luchshabitat zu erhalten.<br />

Trotzdem gibt es noch große Areale an passendem Luchshabitat, die heute zur<br />

Niederwildjagd genützt werden. Dort wurde der Luchs schon vor langer Zeit als Konkurrent<br />

ausgerottet, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Rückkehr, die auf natürlichem Wege ohneh<strong>in</strong> schwierig wäre, werden<br />

die nicht-selektiven Maßnahmen zur Räuberbeseitigung <strong>in</strong> diesen Gegenden nicht zulassen.<br />

Dieses Problem ist wohl e<strong>in</strong>es der wesentlichsten beim Schutz des iberischen Luchses.<br />

Neue laufende Forschungsprojekte br<strong>in</strong>gen zwar stets neue Erkenntnisse über Lynx<br />

pard<strong>in</strong>us, doch beziehen die Regierungen diese neuen Erkenntnisse noch sehr selten <strong>in</strong> ihre<br />

Wildtiermanagementpläne mit e<strong>in</strong>.<br />

Und mehr als bei Bär, Wolf oder se<strong>in</strong>em eurasischen Verwandten, besteht beim<br />

Pardelluchs das Problem des unzureichenden Monitor<strong>in</strong>gs. Ohne Monitor<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d Trends<br />

kaum zu erfassen, <strong>und</strong> somit auch schwer zu stoppen, bevor es zu spät ist.<br />

195


Der Niedergang des iberischen Luchses – Der iberische Luchs <strong>und</strong> der Mensch<br />

Der iberische Luchs <strong>und</strong> der Mensch<br />

Die Schönheit des Pardelluchses <strong>und</strong> dessen dramatische Situation müssten unter den<br />

Menschen mehr Interesse erwecken, um nachweisbare Schutzmaßnahmen zu Gunsten dieser<br />

Raubkatzen erzw<strong>in</strong>gen zu können. Leider ist offensichtlich das Gegenteil der Fall. Viele<br />

Akteure mit ihren unterschiedlichen Interessen zeigen <strong>in</strong> der Luchsfrage wenig Entgegenkommen.<br />

Öffentliche Me<strong>in</strong>ung<br />

Der iberische Luchs <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e dramatische Situation s<strong>in</strong>d oft e<strong>in</strong> Thema <strong>in</strong> den<br />

Medien Spaniens <strong>und</strong> Portugals (DELIBES et al. 2000). Leider s<strong>in</strong>d die Informationen oft zu<br />

allgeme<strong>in</strong>, so dass die Facetten, wie der Schutz der Buschlandschaft oder der Wildkan<strong>in</strong>chen,<br />

nicht genügend vermittelt werden.<br />

Die Luchsgefahr<br />

Der iberische Luchs ist, bis auf se<strong>in</strong>e Konkurrenz mit den Jägern um Wildkan<strong>in</strong>chen,<br />

ke<strong>in</strong>erlei Gefahr <strong>für</strong> Menschen.<br />

Es gab nur vere<strong>in</strong>zelte Angriffe der Luchse auf kle<strong>in</strong>ere Nutztiere, wie Lämmer oder<br />

Ziegen. Von Angriffen auf Menschen ist nichts bekannt.<br />

Die Akteure<br />

Die spanische <strong>und</strong> die portugiesische Regierung<br />

Obwohl beide Regierungen sich zum Schutz des kle<strong>in</strong>en Luchses verpflichtet haben,<br />

ist bis heute nicht viel passiert. Und ohne e<strong>in</strong> radikales Umdenken wird wohl auch bald nichts<br />

passieren. Für die Politiker <strong>in</strong> beiden Ländern sche<strong>in</strong>t der Schutz des Pardelluchses wohl<br />

ziemlich unwichtig.<br />

Heute wird der iberische Luchs <strong>in</strong> Spanien <strong>und</strong> Portugal von mehreren Gesetzen<br />

geschützt, doch die Schutzbemühungen kollidieren oft mit mächtigeren Gesetzesplanungen<br />

oder „wichtigeren“ Projekte wie z.B. Landwirtschaft, Verkehr, Forstwirtschaft u.s.w.<br />

Besonders die spanische Regierung, auf deren Staatsgebiet 95% der iberischen Luchse<br />

leben, trifft ke<strong>in</strong>e angemessenen Entscheidungen. Es wurden kaum genügend Mittel <strong>für</strong><br />

Forschungsprojekte oder Schutzmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Außerdem ist die<br />

Priorität, die dem Luchsschutz e<strong>in</strong>geräumt wurde so niedrig, dass es bestenfalls dazu dient,<br />

die bedrohliche Situation, <strong>in</strong> der sich der Luchs bef<strong>in</strong>det zu unterstreichen. Projekte, die das<br />

Luchshabitat weiter beschädigen, werden immer noch aus B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> EU-Mitteln<br />

subventioniert. Beispiele s<strong>in</strong>d Forstplantagen, <strong>in</strong>tensive Tierhaltung <strong>und</strong> Forststraßen. Die<br />

Zuständigkeit <strong>für</strong> das Luchsmanagement ist weiterh<strong>in</strong> zwischen den Regionen fragmentiert<br />

<strong>und</strong> die Kooperation auf regionaler <strong>und</strong> grenzübergreifenden Ebene verbessert sich nur<br />

langsam.<br />

Die Jägerschaft.<br />

Das Hauptanliegen der betroffenen Jägerschaft <strong>in</strong> Spanien <strong>und</strong> Portugal ist die weitere<br />

Jagd auf Niederwild. Nach Myxomathosis <strong>und</strong> RHD s<strong>in</strong>d die Kan<strong>in</strong>chenpopulationen so<br />

niedrig, dass die Niederwildreviere sich <strong>in</strong> ihrer Existenz bedroht fühlen. Manche Großreviere<br />

wurden bereits auf Hochwild umgestellt. In den übrigen Revieren wird soviel gejagt wie<br />

möglich, um die Verluste auszugleichen.<br />

196


Der Niedergang des iberischen Luchses – Der iberische Luchs <strong>und</strong> der Mensch<br />

Jäger sehen ihre Niederwildbestände durch allerlei Räuber bedroht, <strong>und</strong> so stellen sie<br />

die Fallenjagd <strong>in</strong> manchen Gebieten außer Frage. Die Fallenjagd reduziert die unliebsame<br />

Konkurrenz durch Kle<strong>in</strong>räuber, <strong>und</strong> sorgt durch den Fellverkauf <strong>für</strong> e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Nebene<strong>in</strong>kommen. Doch die Methoden lassen viel zu wünschen übrig. Es werden noch sehr<br />

viele überalterte Fanggeräte verwendet, wie Tellerfallen oder Schl<strong>in</strong>gen. Nicht selten kommen<br />

auch Giftköder zum E<strong>in</strong>satz. All diese Fallen s<strong>in</strong>d durch die Berner Konvention <strong>und</strong> die FFH-<br />

Richtl<strong>in</strong>ie verboten. Dieses Verbot wird jedoch kaum durchgesetzt.<br />

Dass nicht nur der Luchs, sondern viele der kle<strong>in</strong>en Räuber unter Schutz stehen, wird<br />

meist wissentlich ignoriert.<br />

Der Schutz des Pardelluchses könnte <strong>für</strong> die Jäger durchaus beträchtliche kurzfristige<br />

ökonomische E<strong>in</strong>bußen bedeuteten.<br />

Die Kan<strong>in</strong>chenjagd müsste stark zurückgefahren werden, um den Populationen Zeit zu<br />

geben, sich zu erholen <strong>und</strong> Resistenzen gegen Myxomathosis <strong>und</strong> RHD zu entwickeln. Doch<br />

wie lange das dauert, <strong>und</strong> wie erfolgreich das se<strong>in</strong> würde, kann derzeit niemand sagen.<br />

Die Kontrolle der Tierschutz- <strong>und</strong> Fallenjagdbestimmungen ist noch meist sehr ger<strong>in</strong>g.<br />

Würde sich die Kontrolle verschärfen, so würde das <strong>für</strong> die Jäger nicht nur Strafgelder,<br />

sondern auch beträchtliche Investitionen <strong>in</strong> Kasten- <strong>und</strong> Käfigfallen, Fangbunker <strong>und</strong> andere<br />

selektive Fangsysteme bedeuten. Zusätzlich würden dann nicht mehr alle gefangenen Räuber<br />

getötet werden können, <strong>und</strong> die Effektivität der Räuberkontrolle würde s<strong>in</strong>ken <strong>und</strong> damit die<br />

Konkurrenz um die Kan<strong>in</strong>chen weiter steigen. Somit ist die Mühe aus Sicht der Jäger weniger<br />

s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Bei alldem muss man im Auge behalten, dass die ökonomische Situation <strong>in</strong> den<br />

ländlichen Regionen der iberischen Halb<strong>in</strong>sel weit schwächer ist als hierzulande. Die Jagd ist<br />

dort meist e<strong>in</strong>e Lebensgr<strong>und</strong>lage, nicht nur e<strong>in</strong>e geliebte Beschäftigung. So <strong>für</strong>chten viele<br />

Niederwildreviere das ökonomische Aus, wenn sich die Forderungen des Tierschutzes<br />

durchsetzen.<br />

So muss man die Jäger als e<strong>in</strong>e sehr bedeutende Interessengruppe im Luchsmanagement<br />

akzeptieren. Sie haben viel E<strong>in</strong>fluss darauf, wo <strong>und</strong> wie lange der Pardelluchs<br />

leben darf, denn das meiste Luchshabitat bleibt <strong>in</strong> privater Hand.<br />

Die Landbesitzer<br />

Bei der Landbevölkerung ist der Luchs als geschütztes Tier unbeliebt.<br />

Die Eigentumsrechte werden e<strong>in</strong>geschränkt, <strong>und</strong> durch die Ausweisung von<br />

Schutzgebieten zugunsten des Luchses sehen sich die Landbesitzer um E<strong>in</strong>nahmen gebracht,<br />

auch weil viele von ihnen nebenbei auch auf ihrem Land jagen. Ihre ökonomische Situation<br />

ist meist zu prekär, als dass sich die Bauern sehr <strong>für</strong> den Tierschutz begeistern könnten.<br />

Jeden Sommer brennen mediterrane Wälder <strong>und</strong> Buschland, <strong>und</strong> <strong>für</strong> gewöhnlich steckt<br />

Vorsatz dah<strong>in</strong>ter. Es dreht sich meist um Konflikte oder Interessen <strong>in</strong> Urbanisierung,<br />

Forstwirtschaft, Landwirtschaft oder Viehzucht. Und nicht selten entstehen letztlich daraus<br />

neue Eukalyptusplantagen, die von der EU auch noch subventioniert werden.<br />

Ohne angemessene monetäre Anreize werden sich die Landbesitzer auch weiterh<strong>in</strong><br />

kaum <strong>für</strong> den Luchs <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Habitat <strong>in</strong>teressieren. Diese Anreize sollten die Regierungen<br />

<strong>und</strong> die EU bald liefern.<br />

Die Forstwirtschaft<br />

Auch die Interessen der Forstwirtschaft kollidieren mit denen des Naturschutzes, denn<br />

die meisten neuen Forstplantagen entstehen im „unproduktiven“ Buschwerk, dem Habitat des<br />

iberischen Luchses.<br />

Die EU-Politik, die Wiederaufforstung brachliegender Flächen (<strong>und</strong> mediterrane<br />

Buschlandschaft wird meist als brachliegend e<strong>in</strong>gestuft) subventioniert, hat <strong>in</strong> vielen Teilen<br />

der iberischen Halb<strong>in</strong>sel zum Beseitigen der mediterranen Wälder <strong>und</strong> Buschlandschaften<br />

197


Der Niedergang des iberischen Luchses – Der iberische Luchs <strong>und</strong> der Mensch<br />

geführt. Danach f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Wiederaufforstung mit Kiefer oder Eukalyptus statt, wodurch die<br />

natürliche Vegetation noch weiter zurückgedrängt wird. Die Chancen der Landschaft, sich<br />

von e<strong>in</strong>em solchen Schock zu erholen s<strong>in</strong>d leider m<strong>in</strong>imal.<br />

Die Wirtschaft<br />

Auch die Industrie oder Bauwirtschaft ist manchmal durch den Tierschutz betroffen,<br />

wenn es um den Bau von Staudämmen, neuen Fabriken oder um Straßenbauprojekte geht.<br />

Die NGOs<br />

Wiederum eignet sich der schöne <strong>und</strong> bedrohte Luchs bei der urbanen Bevölkerung als<br />

e<strong>in</strong> Symbol <strong>für</strong> <strong>in</strong>takte mediterrane Ökosysteme. Es wären gute Eigenschaften um Stolz <strong>und</strong><br />

Verantwortung <strong>für</strong> den Schutz des Luchses <strong>und</strong> se<strong>in</strong>es Habitats zu fördern.<br />

Viele Naturschutzorganisationen haben sich <strong>für</strong> die Rettung des Pardelluchses<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, mit Kampagnen gegen schädigende Projekte im Luchshabitat, Informationskampagnen<br />

unter den <strong>in</strong>volvierten Akteuren, Forschungsarbeit <strong>und</strong> dem Versuch, durch<br />

Lobbyarbeit die zwei Regierungen zu bee<strong>in</strong>flussen. Leider fehlt ihnen meist die politische<br />

Macht, sich alle<strong>in</strong>e gegen mächtigere Projekte zu stellen. Solange nicht die breite öffentliche<br />

Me<strong>in</strong>ung h<strong>in</strong>ter ihnen steht, wird sich das auch kaum ändern.<br />

Die Bevölkerung<br />

Jedermann kennt die Situation der asiatischen Tiger, doch e<strong>in</strong>er von <strong>Europa</strong>s<br />

Großräubern droht unbemerkt auszusterben. Die breite Masse hat wenig Kenntnis von der<br />

Situation des Pardelluchses, <strong>und</strong> ohne ihren Druck wird der Schutz des Luchses stets h<strong>in</strong>ter<br />

anderen Anliegen zurückstehen.<br />

Die Wissenschaft<br />

Mehrere wissenschaftliche Projekte wurden seit 1988 unternommen, doch blieben sie<br />

unkoord<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> wurden von den Staatsregierungen <strong>und</strong> der EU mit viel zu wenig Mitteln<br />

ausgestattet. Führende Wissenschaftler warnen vor der Abwärtsspirale, <strong>in</strong> der sich der<br />

iberische Luchs bef<strong>in</strong>det, doch bislang schenkt man ihnen bei Managemententscheidungen<br />

noch zu wenig Gehör.<br />

198


Der Niedergang des iberischen Luchses – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

Es ist <strong>für</strong> <strong>Europa</strong> auch e<strong>in</strong>e Frage der Glaubwürdigkeit, diese endemische Raubkatze<br />

zu bewahren. Nur die Rettung des iberischen Luchses wird <strong>Europa</strong> die Macht verleihen, den<br />

Artenschutz auf <strong>in</strong>ternationaler Ebene zu verlangen. Das Ziel der Schutzbemühungen sollte<br />

das langfristige Überleben des iberischen Luchses se<strong>in</strong>. In diesem Kapitel stütze ich mich<br />

weitgehend auf den Aussagen von DELIBES et al. (2000).<br />

Schutzstatus<br />

Der iberische Luchs ist derzeit die am meisten vom Aussterben bedrohte carnivore<br />

Spezies <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e der am meisten gefährdeten auf der ganzen Welt. 2002 wurde der<br />

Lynx pard<strong>in</strong>us von der Weltnaturschutzorganisation IUCN auf ihrer Roten Liste der<br />

bedrohten Tierarten als "Vom Aussterben bedroht" hochgestuft.<br />

Das CITES-Abkommen hat den iberischen Luchs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Anhang I aufgenommen,<br />

womit e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationaler gewerblicher Handel praktisch ausgeschlossen ist.<br />

Die Berner Konvention stufte ihn als streng geschützt e<strong>in</strong> <strong>und</strong> die FFH-Richtl<strong>in</strong>ie im<br />

Anhang IV.<br />

Ziele des Luchsschutzes<br />

Viel PR-Arbeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong> generelles Verbot der Fallenjagd <strong>in</strong> „Luchsgebieten“ wären<br />

nötig. Doch müssten solche Verbote wesentlich schärfer als bisher geahndet werden. Prämien<br />

<strong>für</strong> Luchse <strong>und</strong> Subventionen <strong>für</strong> die Erhaltung ihres Habitats könnten die Mitarbeit der<br />

Landbesitzer sichern.<br />

Kurzfristig ist e<strong>in</strong> Individuenaustausch zwischen den isolierten Populationen<br />

notwendig, um e<strong>in</strong>e drohende Inzuchtdepression zu vermeiden. Langfristig sollte aber e<strong>in</strong>e<br />

Vernetzung der verbliebenen Habitate angestrebt werden. Ziel sollte es se<strong>in</strong>, die<br />

Individuenzahl auf e<strong>in</strong>e langfristig lebensfähige Population zu erhöhen. Luchse aus kle<strong>in</strong>en<br />

Populationen sollten gefangen werden, bevor sie umkommen.<br />

Auch die Zuchtprogramme <strong>in</strong> der Gefangenschaft sollten trotz der bislang<br />

ausbleibenden Erfolge weiter vorangetrieben werden (JOHNSON 2004, WARD 2004).<br />

Beteiligte Individuen sollten auf ihre genetische Variabilität h<strong>in</strong> untersucht werden.<br />

Auch weitere Metapopulationen außerhalb des Doñana Nationalparks müssen<br />

unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> die Forschung e<strong>in</strong>bezogen werden, um allgeme<strong>in</strong>gültigere Aussagen treffen zu<br />

können.<br />

Die Variabilität der Landschaft muss gefördert werden, <strong>und</strong> mediterranes Buschland<br />

sollte erhalten <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Erhaltung auch f<strong>in</strong>anziell gefördert werden. Jeder Luchs braucht<br />

vorzugsweise 5 km² (m<strong>in</strong>destens 3,5 km²) davon, bei e<strong>in</strong>er Reviergröße von 7-10 km². Damit<br />

sollten <strong>in</strong> Luchsgebieten m<strong>in</strong>destens 60% des Areals der mediterranen Buschlandschaft<br />

zugeordnet werden können. Luchse verwenden auch schlechteres Habitat (meist Wälder <strong>und</strong><br />

Plantagen) mit menschlichem E<strong>in</strong>fluss <strong>für</strong> die Wanderung, aber geeignete Buschlandschaften<br />

müssen <strong>in</strong> erreichbaren Entfernungen verteilt se<strong>in</strong>. Anderes Habitat mit dichtem Unterholz<br />

<strong>und</strong> kle<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gestreuten Wiesen, die Futter <strong>für</strong> Kan<strong>in</strong>chen bieten, könnten stellenweise die<br />

Buschlandschaft ersetzen. Waldhabitate erlauben die Wanderung der Luchse, also können sie<br />

als Korridore zwischen Gebieten mit residenter Luchspopulation dienen. Der Schutz der<br />

Buschlandschaft sollte den Landbesitzern schmackhaft gemacht werden. Es müssen neue oder<br />

alternative Möglichkeiten entwickelt werden, den Erhalt dieser Vegetationsform zu fördern.<br />

199


Der Niedergang des iberischen Luchses – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

Die Planung <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ation<br />

Die spanische <strong>und</strong> die portugiesische Regierung sollten als erstes e<strong>in</strong>vernehmlich<br />

Luchsgebiete gesetzlich def<strong>in</strong>ieren, zusammen mit Korridoren <strong>und</strong> zukünftigen Gebieten.<br />

Zusätzlich müssten noch Prioritäten, Zeitpläne, F<strong>in</strong>anzen <strong>und</strong> Monitor<strong>in</strong>g festgelegt werden.<br />

Natürlich muss die Priorität des Luchsschutzes wesentlich erhöht werden, damit e<strong>in</strong>e Chance<br />

gegen andere Projekte gewährleistet wird.<br />

Alle Interessensgruppen, die am Schutz des iberischen Luchses beteiligt s<strong>in</strong>d, sollten <strong>in</strong><br />

alle Entscheidungsprozesse e<strong>in</strong>bezogen werden:<br />

• B<strong>und</strong>es-, Landesregierungen <strong>und</strong> M<strong>in</strong>isterien<br />

• Jägerschaft <strong>und</strong> Landbesitzer<br />

• Naturschutzorganisationen<br />

• die Wirtschaft, Forschung u.v.m.<br />

Auch muss die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern verstärkt <strong>und</strong> möglichst<br />

klare, hierarchische Strukturen müssen geschaffen werden, die den Schutz des Pardelluchses<br />

auf allen Ebenen ermöglichen sollten.<br />

Habitatschutz<br />

Die mediterrane Buschlandschaft wurde <strong>in</strong> der Vergangenheit <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Serie von<br />

Tätigkeiten genützt, die heute anders betrieben werden (z.B. Imkerei oder Hochwildjagd statt<br />

Niederwildjagd), oder heute ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n mehr machen, wie die Torfgew<strong>in</strong>nung. Zusätzlich<br />

fördern neue Landnutzungsformen weiter ihr Verschw<strong>in</strong>den, wie z.B. die<br />

Plantagenforstwirtschaft.<br />

Der Erhalt dieser Landschaftsform müsste mit e<strong>in</strong>em breiten Maßnahmenpaket<br />

gefördert werden: Subventionen, Steuererleichterungen, Belohnungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Luchslabel<br />

könnten die öffentliche Anerkennung erleichtern.<br />

E<strong>in</strong>e besondere Chance ergibt sich mit der FFH-Richtl<strong>in</strong>ie. Sie verpflichtet auf<br />

europäischer Ebene die Mitgliedstaaten zur Errichtung e<strong>in</strong>es kohärenten europäischen<br />

ökologischen Netzes von Schutzgebieten mit der Bezeichnung NATURA 2000, zur Erhaltung<br />

der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere, u.a. auch des iberischen Luchses.<br />

Die Richtl<strong>in</strong>ie def<strong>in</strong>iert auch weitgehend, wie der angestrebte Zustand e<strong>in</strong>er Art auszusehen<br />

hat.<br />

Doch von diesem Idealzustand ist der iberische Luchs sehr weit entfernt. Theoretisch<br />

ist das E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen se<strong>in</strong>es Habitats <strong>in</strong> das NATURA 2000-Netzwerk e<strong>in</strong> mächtiger Schutz <strong>für</strong><br />

diese Spezies. Doch die Ausweisung der FFH-Gebiete g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Spanien bis 1999 nur sehr<br />

schleppend voran, obwohl seit ihrer Verabschiedung mehr als 10 Jahre verstrichen s<strong>in</strong>d.<br />

Wanderkorridore sollten aufgebaut <strong>und</strong> von H<strong>in</strong>dernissen freigehalten werden,<br />

genauso wie Brutgebiete gänzlich störungsfrei bleiben sollten.<br />

Schwere, <strong>in</strong>tensive Landschaftsnutzungen, wie Kraftwerke <strong>und</strong> Industrie sollten <strong>in</strong><br />

diesen Gebieten vermieden werden. Auch sollten Umweltverträglichkeitsprüfungen bei<br />

solchen Projekten zum E<strong>in</strong>satz kommen.<br />

Wiederaufbau der Kan<strong>in</strong>chenpopulationen<br />

Der Niedergang der Kan<strong>in</strong>chen ist e<strong>in</strong> langsames globales Phänomen, das viel<br />

komplexer ist als Myxomatosis <strong>und</strong> RHD, <strong>und</strong> so auch weltweiter Lösungen bedarf. Der<br />

Wiederaufbau der Wildkan<strong>in</strong>chenpopulationen ist aber untrennbar mit dem Wiederaufbau des<br />

iberischen Luchses verb<strong>und</strong>en.<br />

Die kle<strong>in</strong>flächige Räumung <strong>und</strong> Getreidepflanzung, künstliche Bauten, viele kle<strong>in</strong>e<br />

Wasserstellen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvolle Bejagung (am besten im Herbst, um krankheitsresistenten<br />

200


Der Niedergang des iberischen Luchses – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

Individuen e<strong>in</strong>e Chance zur Reproduktion zu geben) könnten alle dazu beitragen, dass die<br />

Kan<strong>in</strong>chenbestände sich erholen.<br />

Reduzierung der Mortalität<br />

Die Wilderei sollte drastisch bekämpft werden, besonders <strong>in</strong> Portugal. Kampagnen zur<br />

Imageverbesserung des Luchses, verschärfte Kontrolle <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e scharfe Bestrafung der<br />

Schützen sollten hier Hand <strong>in</strong> Hand gehen. Dasselbe gilt <strong>für</strong> die Fallenjagd <strong>in</strong> Spanien.<br />

Es sollten Grünbrücken über existierende Straßen errichtet werden, <strong>und</strong> neue Infrastrukturprojekte<br />

<strong>in</strong> Luchsgebieten sollten am besten ganz unterlassen werden. Geschw<strong>in</strong>digkeitsbeschränkungen<br />

<strong>und</strong> Warnschilder könnten helfen, Tierunfälle <strong>in</strong> diesen Gegenden zu<br />

reduzieren. Der Unfalltod wurde zuletzt zu e<strong>in</strong>er sehr wichtigen Todesursache <strong>für</strong> den<br />

iberischen Luchs. Auch offene Brunnen, sollten abgedeckt werden, da sie sich im Doñana<br />

Nationalpark als überraschend häufige Todesursache erwiesen haben.<br />

Me<strong>in</strong>ungsbildung der Öffentlichkeit<br />

Obwohl die Medien <strong>in</strong> Spanien <strong>und</strong> Portugal häufig über den Luchs <strong>in</strong>formieren,<br />

würden Berichte e<strong>in</strong>en viel höheren Effekt erzielen, wenn sie sich gezielt an die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Interessensgruppen im Pardelluchsmanagement richten würden z.B.: Politiker, Landbesitzer,<br />

Jäger, Viehzüchter <strong>und</strong> Outdoorsportler. Die Me<strong>in</strong>ungen dieser <strong>und</strong> anderer Gruppen sollten<br />

<strong>in</strong> Studien erhoben, <strong>und</strong> danach gezielten Informationskampagnen zugr<strong>und</strong>egelegt werden.<br />

Diese Kampagnen sollten professionell durchgeführt <strong>und</strong> ihr Erfolg auch evaluiert werden.<br />

Man müsste die problematische Situation des iberischen Luchses auch der restlichen<br />

europäischen Bevölkerung näher br<strong>in</strong>gen. Die meisten Leute außerhalb der iberischen<br />

Halb<strong>in</strong>sel dürften noch nie etwas von diesem Tier gehört haben. Gel<strong>in</strong>gt es jedoch, das<br />

Interesse <strong>für</strong> dieses seltene Tier zu wecken, wären die Leute nicht nur bereit, die vermutlich<br />

teueren Öko-Produkte zu kaufen, dies würde vermutlich auch den Druck auf die beteiligten<br />

Interessengruppen erhöhen. Der beispielsweise <strong>in</strong> Deutschland herrschende Ökotrend könnte<br />

sich hier als sehr nützlich erweisen.<br />

Die Me<strong>in</strong>ungsbildung wird aber dort kaum Erfolg zeigen, wo sich die Menschen vom<br />

Schutz des Luchses <strong>in</strong> ihrer Existenzgr<strong>und</strong>lage bedroht fühlen. Dort muss sie mit<br />

Subventionen, Steuererleichterungen, Belohnungen <strong>und</strong> öffentlicher Anerkennung<br />

e<strong>in</strong>hergehen.<br />

Schutz <strong>und</strong> Vernetzung der Populationen<br />

Die derzeitigen Populationstrends des iberischen Luchses s<strong>in</strong>d sehr negativ, so dass<br />

diese Populationen dr<strong>in</strong>gend stabilisiert werden müssen, damit die bisherigen Methoden der<br />

Förderung Zeit haben zu greifen. Alle derzeitigen Luchsgebiete sollten deswegen im Natura<br />

2000-Netzwerk als FFH-Gebiete aufgenommen werden, am allerbesten alle Verbreitungsgebiete<br />

des Luchses aus der Untersuchung von 1988. Dies sollte e<strong>in</strong>e Basis schaffen, <strong>in</strong> der<br />

die Luchspopulationen e<strong>in</strong>e Chance haben zu wachsen. Da die meisten Populationen stark<br />

fragmentiert s<strong>in</strong>d, sollten auch Gebiete geschützt werden, die sich als Korridore <strong>für</strong> Disperser<br />

eignen.<br />

Zum Schutz vor genetischer Verarmung könnten auch Individuen zwischen<br />

Populationen ausgetauscht werden, jedoch nicht ohne vorhergehenden genetischen Studien.<br />

201


Der Niedergang des iberischen Luchses – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

Aufzucht <strong>in</strong> Gefangenschaft<br />

In den letzten Jahren hat man viele Nachteile bei der Aufzucht von Tieren <strong>in</strong> Gefangenschaft<br />

festgestellt, weswegen sie nun stets als letzter Ausweg betrachtet wird:<br />

• Verlust der Anpassung an e<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> der Wildnis<br />

• genetische, physiologische <strong>und</strong> psychologische Veränderungen<br />

• hohe Ausgaben mit unsicherem Ausgang<br />

• Genügende Erfahrung mit der Spezies ist Voraussetzung; Erfahrung, die bei Lynx<br />

pard<strong>in</strong>us fehlt <strong>und</strong> dr<strong>in</strong>gend gesammelt werden müsste.<br />

Der iberische Luchs wäre wegen se<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Zahl <strong>in</strong> der Wildnis e<strong>in</strong> hervorragender<br />

Kandidat <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Aufzuchtsprogramm, zu dem bereits mehrere Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong>e gelegt s<strong>in</strong>d.<br />

Trotzdem wurde noch ke<strong>in</strong> Pardelluchs <strong>in</strong> Gefangenschaft geboren.<br />

Da<strong>für</strong> gab es e<strong>in</strong>ige Gründe, unter anderem Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten zwischen den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Institutionen <strong>und</strong> das Pech, dass alle gefangenen Tiere Weibchen waren. Doch die<br />

organisatorischen Differenzen sche<strong>in</strong>en beseitigt, <strong>und</strong> mit der Gefangennahme von Cromo<br />

<strong>und</strong> Garfio gibt es nun auch Männchen im Aufzuchtszentrum. Es besteht gute Hoffnung, dass<br />

es 2006 die ersten Kätzchen geben wird.<br />

Doch es s<strong>in</strong>d derzeit nur 3 Tiere (die Männchen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Weibchen) im<br />

fortpflanzungsfähigen Alter, zwei Weibchen s<strong>in</strong>d noch zu jung. Da aber e<strong>in</strong>e<br />

Gründerpopulation von 12 Tieren (5 Männchen, 7 Weibchen) als das M<strong>in</strong>imum angesehen<br />

wird, fehlen immer noch e<strong>in</strong>ige Luchse. Doch hier mangelt es immer noch an Kooperation<br />

zwischen Portugal, Spanien <strong>und</strong> den spanischen Prov<strong>in</strong>zen.<br />

202<br />

Abbildung 56: Pardelluchs (Lynx pard<strong>in</strong>us) (© Callum Rac<strong>in</strong>e)<br />

Monitor<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Forschung<br />

Als erstes sollte bald e<strong>in</strong>e zuverlässige Methode zum Monitor<strong>in</strong>g des schwer<br />

auff<strong>in</strong>dbaren Pardelluchses entwickelt werden. Laufende Informationen s<strong>in</strong>d die wichtigste<br />

Basis <strong>für</strong> das Wildtiermanagement.


Der Niedergang des iberischen Luchses – Lösungen <strong>für</strong> den Luchsschutz<br />

E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Methode könnte die Anwesenheit <strong>und</strong> Zahl der iberischen Luchse <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Gebiet prüfen, z.B. mit Haar-, Foto-, Kasten oder Spurfallen <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

Ködern.<br />

Aber auch weitere Fragen zu Populationsstruktur der Luchse warten auf Antworten:<br />

• Quellen <strong>und</strong> Senken<br />

• Reproduktion<br />

• Dispersal<br />

• Mortalitätsraten <strong>und</strong> -gründe<br />

Auch sollten Populationsanalysen zur E<strong>in</strong>schätzung der Viabilität von Populationen<br />

verwendet werden.<br />

Die kle<strong>in</strong>räumigen Habitatbedürfnisse des iberischen Luchses <strong>in</strong>nerhalb der mediterranen<br />

Buschlandschaft sollten identifiziert <strong>und</strong> quantifiziert werden. Dann ist es möglich, die<br />

Verb<strong>in</strong>dung zwischen der Luchsdichte <strong>und</strong> ihrem Habitat zu modellieren <strong>und</strong> Vorhersagen zu<br />

treffen.<br />

Untersuchungen der genetischen Variabilität sollten <strong>in</strong> möglichst vielen verschiedenen<br />

Populationen durchgeführt werden, um die Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> Individuenaustausch,<br />

Wiedere<strong>in</strong>bürgerung <strong>und</strong> Aufzuchtprogramme zu stellen.<br />

Günstiges Habitat <strong>für</strong> die Wanderung <strong>in</strong>nerhalb der Metapopulationen, <strong>und</strong> E<strong>in</strong>fluss der<br />

Matrix (Breite, Qualität) auf die Wanderbewegungen der iberischen Luchse sollten ebenfalls<br />

näher ermittelt werden.<br />

Genauso ist der Effekt von Krankheiten <strong>und</strong> Parasiten auf den iberischen Luchs be<strong>in</strong>ahe<br />

unbekannt.<br />

Und nicht zuletzt ist noch viel Me<strong>in</strong>ungsforschung zum Schutz des Lynx pard<strong>in</strong>us <strong>und</strong> der<br />

mediterranen Buschlandschaft zu betreiben.<br />

203<br />

Kommentar [D.A.10]: Leben<br />

sfähigkeit<br />

Kommentar [D.A.11]: nicht<br />

geeignetes Areal zwischen den<br />

Inseln geeigneten Habitats


Der Niedergang des iberischen Luchses – Der Pardelluchs im 21.ten Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Der Pardelluchs im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Der Pardelluchs wird wohl <strong>in</strong> den nächsten 30 Jahren aussterben, wenn die derzeitige<br />

Abwärtsspirale nicht schnell durchbrochen werden kann. Doch dazu wären erst e<strong>in</strong> Umdenken,<br />

genauso wie rasche <strong>und</strong> entschlossene Schritte vonnöten.<br />

Das Aussterben des Lynx pard<strong>in</strong>us wäre nicht nur <strong>für</strong> <strong>Europa</strong> beschämend, sondern<br />

auch e<strong>in</strong> schlechtes Beispiel <strong>für</strong> andere, meist ärmere Nationen. Diese werden sicher weniger<br />

bereit se<strong>in</strong>, Mittel <strong>für</strong> den Arten- <strong>und</strong> Umweltschutz auszugeben, wenn nicht e<strong>in</strong>mal die<br />

„reichen“ Europäer dies tun.<br />

Doch die Zeichen sche<strong>in</strong>en bislang wenig ermutigend, auch wenn immer mehr<br />

Menschen <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Veränderung arbeiten.<br />

204<br />

Abbildung 57: Pardelluchs (Lynx pard<strong>in</strong>us) (© Jesus Cobo, WWF-Spa<strong>in</strong>)


Anhang B – Tests<br />

Anhang B: Tests<br />

Details über e<strong>in</strong>en Fragentyp erhalten Sie im Kapitel 4.4, Tests <strong>in</strong> CLIX ® . E<strong>in</strong>e<br />

richtige Antwort ist meist mit e<strong>in</strong>em ® markiert, strittige Antworten wurden aufgenommen,<br />

um die Lernenden zum eigenen Urteil zu motivieren <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d bei der Erstellung der Frage<br />

gezielt kommentiert worden. Für solche Antworten wurden auch weniger Punkte vergeben.<br />

Die meisten Fragen s<strong>in</strong>d während der Erstellung mit Kommentaren <strong>und</strong> manche auch mit<br />

Bildern oder Verbreitungskarten versehen worden.<br />

Der Test zur Lerne<strong>in</strong>heit „Die Rückkehr des Wolfes“<br />

1 Fragentyp: MC (Multiple Choice) 1VON N<br />

Wo war der Wolf ursprünglich verbreitet?<br />

• In <strong>Europa</strong> <strong>und</strong> Asien<br />

• In <strong>Europa</strong> <strong>und</strong> Nordamerika<br />

• Auf der gesamten Nordhalbkugel ®<br />

2 Fragentyp: MC X VON N<br />

Über die letzten Jahrh<strong>und</strong>erte wurde der Wolf aus weiten Teilen <strong>Europa</strong>s vertrieben. Was s<strong>in</strong>d die<br />

Ursachen se<strong>in</strong>es Niedergangs?<br />

• Der Wolf kommt nicht <strong>in</strong> der Kulturlandschaft zurecht<br />

• Die <strong>in</strong>tensive Bejagung durch den Menschen ®<br />

• Er wurde als Geist der Natur ge<strong>für</strong>chtet<br />

• Der Wolf reißt Vieh des Menschen ®<br />

• Er konnte nicht mehr ausreichend Nahrung f<strong>in</strong>den<br />

• Der Wolf machte den Jägern Konkurrenz ®<br />

• Neu e<strong>in</strong>geschleppte Krankheiten<br />

3 Fragentyp: ZUORDNUNG<br />

Der Wolf hat die Verfolgung durch den Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen unzugänglichen Bergregionen überlebt.<br />

In anderen Ländern ist er aus eigener Kraft e<strong>in</strong>gewandert. Wählen Sie aus, ob die Wolfspopulationen<br />

<strong>in</strong> den folgenden Ländern autochthon (e<strong>in</strong>heimisch) oder e<strong>in</strong>gewandert s<strong>in</strong>d. Wählen Sie auch das<br />

Land mit der höchsten Wolfspopulation aus.<br />

Land Autochthon E<strong>in</strong>gewandert größte<br />

Schweiz X<br />

Italien X<br />

Frankreich X<br />

Polen X<br />

Rumänien X X<br />

Griechenland X<br />

Schweden X<br />

Dänemark<br />

Deutschland X<br />

Portugal X<br />

4 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

In welcher der folgenden Regionen leben derzeit freilaufende Wölfe <strong>in</strong> Deutschland?<br />

• Im Bayerischen Wald<br />

205


Anhang B – Tests<br />

206<br />

• In der Oberlausitz <strong>in</strong> Sachsen ®<br />

• Im Erzgebirge <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

5 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

Wo kann der Wolf leben?<br />

• In Wäldern<br />

• In bewalteten Gebirgszügen<br />

• Überall außerhalb von Wüsten <strong>und</strong> Dschungeln ®<br />

6 Fragentyp: ZUORDNUNG<br />

Es gibt monophage, polyphage <strong>und</strong> oligophage Räuber. Was bedeuten diese Begriffe, <strong>und</strong> was davon<br />

trifft auf den Wolf zu?<br />

Polyphag Oligophag Monophag<br />

Spezialisiert auf e<strong>in</strong>e<br />

Beuteart<br />

X<br />

Mit<br />

Beutearten<br />

mehreren<br />

X<br />

Mit vielen Beutearten X<br />

Der Wolf ist X<br />

7 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Wölfe leben <strong>in</strong> Rudeln. All die folgenden Faktoren haben e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Größe der<br />

Jagdgeme<strong>in</strong>schaft. Versuchen Sie, sie <strong>in</strong> die Reihenfolge ihrer Bedeutung zu br<strong>in</strong>gen.<br />

• Vom Populationsdichte der Wölfe 3<br />

• Von der vorherrschenden Beuteart 2<br />

• Vom Art <strong>und</strong> Dichte der Beutetiere 1<br />

• Von der Jahreszeit 4<br />

8 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Der Wolf ist als Räuber unter den Viehzüchtern ge<strong>für</strong>chtet, doch [Schafe] <strong>und</strong> [Ziegen] s<strong>in</strong>d besonders<br />

vom Wolf bedroht.<br />

9 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

Welches andere Tier reißt Beute auf ähnliche Art wie der Wolf, <strong>und</strong> macht ihm damit unliebsame<br />

Konkurrenz?<br />

• Der Vielfrass<br />

• Der H<strong>und</strong> ®<br />

• Der Fuchs<br />

10 Fragentyp: MC X VON N<br />

In e<strong>in</strong>em Wolfsrudel paaren sich nur die zwei Führungstiere. Wieso?<br />

• Um Überpopulation zu vermeiden. ®<br />

• Weil sie die ältesten Tiere im Rudel s<strong>in</strong>d<br />

• Um den genetisch fittesten Nachwuchs zu bekommen. ®<br />

• Um ihre Dom<strong>in</strong>anz zu bestätigen<br />

• Aus Schutz vor Räubern wie Eule oder Fuchs


Anhang B – Tests<br />

11 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Dispersal ist sehr wichtig <strong>für</strong> Wolfe, <strong>und</strong> ebenfalls e<strong>in</strong> Geheimnis ihres Erfolges. Fügen Sie die<br />

richtigen Begriffe aus der unteren Liste <strong>in</strong> den folgenden Text e<strong>in</strong>. Achten Sie auf die deutsche<br />

Rechtschreibung.<br />

Dispersal, E<strong>in</strong>samer Wolf, Fe<strong>in</strong>dschaft, Genaustausch, Jagd, Konkurrenz, Großwild,<br />

Nahrungsknappheit, Risiko, Rudeln, Status, territorial, Variabilität, Verletzungen, Unterstützung,<br />

Übernutzung der Beuteressourcen, weit<br />

Die natürliche [Konkurrenz] im Rudel, [Nahrungsknappheit] oder Unzufriedenheit mit dem<br />

eigenen [Status] im Rudel können alle e<strong>in</strong>en Wolf dazu bewegen, se<strong>in</strong> Rudel zu verlassen. Er wandert<br />

[weit] <strong>und</strong> nimmt dabei großes [Risiko] auf sich. Nun muss er ohne die [Unterstützung] se<strong>in</strong>es Rudels<br />

jagen, <strong>und</strong> das bedeutet, dass [Großwild] <strong>für</strong> ihn unangreifbar wird. Der [E<strong>in</strong>same Wolf] muss nicht<br />

nur [Verletzungen] während der [Jagd] vermeiden, sondern auch den Angriffen der anderen Rudel<br />

ausweichen, denn Wölfe s<strong>in</strong>d sehr [territorial].<br />

Doch [Dispersal] <strong>und</strong> Territorialverhalten reduzieren die Anzahl an [Rudeln] <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebiet,<br />

verh<strong>in</strong>dern die [Übernutzung der Beuteressourcen] <strong>und</strong> erhöhen die genetische [Variabilität] im Rudel.<br />

Die Dom<strong>in</strong>anz im Rudel gewährleistet, dass sich nur die fittesten Individuen paaren <strong>und</strong> sorgt da<strong>für</strong>,<br />

dass ihr Nachwuchs die besten Chancen hat. Das Abwandern selbst sorgt <strong>für</strong> den [Genaustausch] <strong>und</strong><br />

da<strong>für</strong>, dass sich die Population schnell verbreitet.<br />

12 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

Welche ist die Haupttodesursache <strong>für</strong> den Wolf <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>?<br />

• Verkehrsunfälle<br />

• Wilderei ®<br />

• Übermäßige Bejagung<br />

13 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Versuchen Sie, die folgenden Mortalitätsursachen <strong>in</strong> der Reihenfolge ihrer Gewichtung <strong>für</strong> den<br />

Grauwolf zu br<strong>in</strong>gen<br />

Legaler Abschuss 3<br />

Krankheiten 4<br />

Ertr<strong>in</strong>ken 5<br />

Verkehrsunfälle 2<br />

Wilderei 1<br />

14 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Es s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> allen Ländern dieselben Faktoren, die e<strong>in</strong>e Beziehung zwischen Wolf <strong>und</strong> Mensch prägen,<br />

nur ihre Gewichtung wechselt von Land zu Land. Ordnen Sie die folgenden Faktoren nach ihrer<br />

Bedeutung.<br />

Ob es sich um e<strong>in</strong> west- oder osteuropäisches Land handelt 4<br />

Die öffentliche Me<strong>in</strong>ung 1<br />

Die zunehmende Landflucht 3<br />

Die Regierungsform des Landes 5<br />

Die ökonomische Situation des Landes 2<br />

15 Fragentyp: MC X VON N<br />

Welche drei der folgenden Akteure spielen e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle im Wolfsmanagement?<br />

• Die Kommunalregierungen<br />

• Die örtlichen Viehzüchter ®<br />

• Die Jägerschaft ®<br />

• Die Forstwirtschaft<br />

• Die Anwohner ®<br />

207


Anhang B – Tests<br />

16 Fragentyp: ZUORDNUNG<br />

Im Prozess des Wolfsmanagements wird jede beteiligte Gruppe versuchen, ihre Interessen<br />

durchzusetzen. Ordnen Sie die folgenden Interessen den richtigen Akteuren zu.<br />

Jägerschaft Wissenschaft Viehzüchter<br />

Die verstärkte Rückkehr<br />

des Wolfes<br />

X<br />

E<strong>in</strong>en Konkurrenten<br />

beseitigen<br />

X<br />

E<strong>in</strong> effizientes<br />

Monitor<strong>in</strong>g der<br />

wildlebenden Wölfe<br />

X<br />

Geld verdienen<br />

Entschlossene<br />

Gesetzesdurchsetzung<br />

X X<br />

Offizielle Jagdzeiten <strong>für</strong><br />

den Wolf<br />

X<br />

Vermeidung von<br />

Schäden an Vieh<br />

X<br />

17 Fragentyp: MC X VON N<br />

Welche fünf der folgenden Maßnahmen s<strong>in</strong>d zum Schutz des Grauwolfes von vorrangiger Bedeutung?<br />

• Das Verh<strong>in</strong>dern von Großprojekten <strong>in</strong> Wolfshabitat<br />

• Die grenzübergreifende Koord<strong>in</strong>ierung der Schutzbemühungen ®<br />

• Das E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den aller Akteure bei Entscheidungen des Wolfsmanagements. ®<br />

• Kontrolle des weltweiten Handels mit Wolfsfellen <strong>und</strong> anderen Produkten<br />

• Die Verfolgung der Wilderei ®<br />

• Schwächen der Schutzabkommen aufdecken<br />

• Das Konstanthalten der Schalenwildbestände<br />

• Die E<strong>in</strong>führung von Präventionsmaßnahmen ®<br />

• E<strong>in</strong> funktionierendes Entschädigungssystem ®<br />

• Die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Wolfslabels<br />

18 Fragentyp: MC X VON N<br />

Der Wolfsschutz kann ohne die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der örtlichen Bevölkerung kaum funktionieren. Welche<br />

drei der folgenden Maßnahmen empfehlen sich dazu am besten?<br />

• Fernsehdokumentationen.<br />

• Workshops ®<br />

• Informationsveranstaltungen ®<br />

• Flugblätter an alle Haushalte<br />

• Persönliche Gespräche<br />

• Das E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den von „Me<strong>in</strong>ungsmachern“ ®<br />

208


Anhang B – Tests<br />

Der Test zur Lehre<strong>in</strong>heit „Die Rückkehr des Braunbären“<br />

1 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Wie weit war der Braunbär ursprünglich <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> verbreitet?<br />

Der Braunbär war ursprünglich [auf dem ganzen Festland/auf dem ganzen Festland®/auf dem Großteil<br />

des Festlandes] [<strong>und</strong> den großen Inseln/ ohne die großen Inseln ®/ auf Korsika <strong>und</strong> Sard<strong>in</strong>ien]<br />

verbreitet.<br />

2 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Mit der Zunahme der Zahl der Menschen, verstärkte sich se<strong>in</strong> Druck auf den Bären direkt <strong>und</strong> <strong>in</strong>direkt.<br />

Ordnen Sie die folgenden Gründe <strong>in</strong> Reihenfolge ihrer Gewichtung (wichtigste zuerst) <strong>für</strong> den<br />

Niedergang der Bärenpopulationen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>.<br />

• Angst vor Bärenangriffen 2<br />

• Habitatverlust durch Waldrodung 4<br />

• Der Bär als wertvollste Jagdtrophäe 3<br />

• Starke Bejagung <strong>und</strong> schwache Reproduktionsfähigkeit 1<br />

3 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

Wie viele Bären leben derzeit noch <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> e<strong>in</strong>schl. des europäischen Teils Russlands?<br />

• 16000<br />

• 36000<br />

• 50000 ®<br />

4 Fragentyp: ASSOZIATION<br />

Der Bär lebt heute noch <strong>in</strong> vielen verstreuten Populationen westlich der russischen Grenze. Fühlen Sie<br />

die fehlenden Daten <strong>in</strong> der unteren Tabelle e<strong>in</strong>.<br />

Populationsname (nach ihrer Region), Populationsgröße (groß, mittel, kle<strong>in</strong>, sehr kle<strong>in</strong>), Status<br />

(stabil/gefährdet/stark gefährdet) Ursprung (autochthon/e<strong>in</strong>gebürgert).<br />

Kommentar: Hier wurde die Verbreitungskarte des Braunbären <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> e<strong>in</strong>gefügt. Die fehlenden<br />

Antworten s<strong>in</strong>d kursiv geschrieben.<br />

Population Größe Status Ursprung<br />

Karpaten Groß Stabil Autochthon<br />

Italienische Alpen Sehr kle<strong>in</strong> Stark gefährdet E<strong>in</strong>gebürgert<br />

Rila <strong>und</strong> Rodopi Mittel Stabil Autochthon<br />

Gebirge (Bulgarien)<br />

Skand<strong>in</strong>avien Mittel Stabil Autochthon<br />

Nordspanien 2 Kle<strong>in</strong>e Gefährdet Autochthon<br />

Österreich Kle<strong>in</strong> Gefährdet e<strong>in</strong>gebürgert<br />

Pyrenäen Sehr kle<strong>in</strong> Stark gefährdet autochthon<br />

5 Fragentyp: MC 1VON N<br />

36.000 Bären leben alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> Russland. Welches der folgenden Regionen beherbergt mit etwa 8000<br />

Tiere die größte Bärenpopulation außerhalb Russlands?<br />

• Skand<strong>in</strong>avien<br />

• Die Karpaten ®<br />

• Das D<strong>in</strong>arische Gebirge<br />

6 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Wählen Sie aus der folgenden Liste die passenden Ausdrücke aus, um die Lücken im folgenden Text<br />

zu füllen. Achten Sie darauf, die Antworten zu wählen, die am meisten S<strong>in</strong>n ergeben.<br />

209


Anhang B – Tests<br />

Landnutzung, Umdenken, Frankreich, anspruchslose, Wechsel, erfolgreiche Rekolonisationsprojekte,<br />

Ungarn, gesetzlichen Schutz, anpassungsfähig, Italien, Sympathieträger, Kulturlandschaft, Österreich,<br />

Symbol unberührter Natur, grünes Licht, unfragmentiertes Habitat, Nahrung, Slowenien<br />

Die Gründe <strong>für</strong> die Rückkehr des Braunbären s<strong>in</strong>d mannigfaltig.<br />

In den letzten Jahrzehnten hat <strong>in</strong> der Bevölkerung e<strong>in</strong> [Umdenken] stattgef<strong>und</strong>en. Der Bär wurde<br />

immer mehr zum [Symbol unberührter Natur] <strong>und</strong> erhielt <strong>in</strong> allen europäischen Ländern [gesetzlichen<br />

Schutz]. Er kann <strong>in</strong> der menschlichen [Kulturlandschaft] leben, solange ihm genügend<br />

[unfragmentiertes Habitat] bleibt. So konnten <strong>in</strong> den letzten Jahren mehrere [erfolgreiche<br />

Rekolonisationsprojekte] durchgeführt werden, so z.B. <strong>in</strong> [Österreich] <strong>und</strong> [Italien].<br />

7 Fragentyp: MC X VON N<br />

Welche drei der folgenden Aussagen treffen auf den Braunbären zu?<br />

Der Bär ist...<br />

• E<strong>in</strong> Generalist ®<br />

• Omnivor ®<br />

• E<strong>in</strong> geschickter Jäger<br />

• E<strong>in</strong> ungefährliches Tier<br />

• Oligophag ®<br />

• Monogam<br />

• E<strong>in</strong> territoriales Tier<br />

8 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Wählen Sie aus der folgenden Liste die passenden Ausdrücke aus, um die Lücken im folgenden Text<br />

zu füllen. Achten Sie darauf, die Antworten zu wählen, die am meisten S<strong>in</strong>n ergeben.<br />

Nahrungsmangel, 2, Reproduktionspotenzial, 1, dem Selbstständig werden, 3, ger<strong>in</strong>ges, Männchen, 4,<br />

der Geschlechtsreife, Subadulten, Partnersuche, hohes, 2, Mortalitätsrate, Weibchen<br />

Braunbären haben e<strong>in</strong> [ger<strong>in</strong>ges] [Reproduktionspotenzial]. Bär<strong>in</strong>nen bekommen alle [2] bis [3]<br />

Jungen, die [2] Jahre bei der Mutter bleiben. E<strong>in</strong>ige Jungbären geben mit [der Geschlechtsreife] ihre<br />

Sesshaftigkeit auf <strong>und</strong> wandern ab. Dabei wandern die [Männchen] viel weiter als die [Weibchen].<br />

Der häufigste Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> das Abwandern der [Subadulten] ist [Nahrungsmangel].<br />

9 Fragentyp: MC X VON N<br />

Braunbären rauben auch dort unbewachtes Vieh, wo es genügend natürliche Nahrungsquellen gibt.<br />

Welche zwei Haustiere s<strong>in</strong>d am meisten gefährdet?<br />

• Fohlen<br />

• Kälber<br />

• Schafe ®<br />

• H<strong>und</strong>e<br />

• Ziegen ®<br />

• R<strong>in</strong>der<br />

210


Anhang B – Tests<br />

10 Fragentyp: ASSOZIATION<br />

Auch der Bär ist <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> vielen Bedrohungen ausgesetzt.<br />

Teilen Sie den folgenden Bedrohungen e<strong>in</strong>e Stufe zu:<br />

XX sehr gefährlich, X gefährlich, L – Bedrohung nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ländern.<br />

Straßenmortalität X<br />

Wilderei XX<br />

Bärenjagd L<br />

Habitatfragmentierung XX<br />

Habitatstörungen durch den Menschen XX<br />

Mangelnde Kooperation XX<br />

Konflikte mit der Viehzucht X<br />

Negative E<strong>in</strong>stellung L<br />

Forstwirtschaft X<br />

Das Töten von Problembären L<br />

11 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Die größte Gefahr <strong>für</strong> den Bären ist [Habitatfragmentierung].<br />

12 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

Unter welchem der folgenden Umstände ist e<strong>in</strong> Bär noch ke<strong>in</strong> Problembär?<br />

• Wiederholte Bedrohung der menschlichen Sicherheit<br />

• Konditionierung auf menschliche Futterquellen<br />

• Verlust der Scheu vor dem Menschen<br />

• E<strong>in</strong> Angriff auf e<strong>in</strong>en Menschen bei e<strong>in</strong>em Beutekadaver ®<br />

• Wiederholte Übergriffe auf Vieh oder Menschenbesitz<br />

13 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

Es kommt immer wieder vor, dass Menschen von Bären angegriffen werden. Welche e<strong>in</strong>zige der<br />

folgenden Situationen sollte man als potenziell weniger gefährlich betrachten?<br />

• Die Anwesenheit von Jungen (die Bär<strong>in</strong> verteidigt ihren Nachwuchs)<br />

• Die Anwesenheit e<strong>in</strong>es Beutekadavers (der Bär möchte Nahrungskonkurrenten verjagen)<br />

• E<strong>in</strong> überraschter Bär<br />

• E<strong>in</strong> nicht überraschter Bär ®<br />

• Bär an se<strong>in</strong>em Bau<br />

• Die Anwesenheit e<strong>in</strong>es H<strong>und</strong>es.<br />

14 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Alle folgenden Akteure spielen e<strong>in</strong>e Rolle im Bärenmanagement. Ordnen Sie diese nach ihrem<br />

Gewicht, <strong>in</strong>dem Sie mit dem mächtigsten beg<strong>in</strong>nen.<br />

• Die Staatsregierungen 1<br />

• Die örtlichen Viehzüchter 4<br />

• Internationale Naturschutzorganisationen 3<br />

• Die Forstwirtschaft 6<br />

• Die öffentliche Me<strong>in</strong>ung 2<br />

• Die Jägerschaft 5<br />

15 Fragentyp: MC X VON N<br />

Im Prozess des Bärenmanagements wird jede beteiligte Gruppe versuchen, ihre Interessen<br />

durchzusetzen. Welche zwei der folgenden Interessen könnten am ehesten die Regierungen bewegen?<br />

• Die verstärkte Rückkehr des Bären<br />

• E<strong>in</strong> effizientes Monitor<strong>in</strong>g der wildlebenden Bären<br />

• Lebensqualität <strong>für</strong> die Bevölkerung sichern®<br />

• Entschlossene Gesetzesdurchsetzung<br />

211


Anhang B – Tests<br />

212<br />

• Internationale Anerkennung ®<br />

• Die Vermeidung von ökonomischen Verlusten<br />

16 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Es gibt vieles, was zum Schutz des Bären getan werden sollte. Ordnen Sie die folgenden<br />

Schutzmaßnahmen nach ihrer globalen Dr<strong>in</strong>glichkeit. Beg<strong>in</strong>ne mit der dr<strong>in</strong>gendsten.<br />

• Die Durchsetzung der Gesetze gegen Wilderei <strong>und</strong> illegalen Handel 3<br />

• Die Verh<strong>in</strong>derung weiterer Habitatfragmentierung 2<br />

• Die Implementierung von Entschädigungszahlungen <strong>für</strong> Viehzüchter 4<br />

• Die E<strong>in</strong>richtung von Bärenmanagementzonen 5<br />

• Die Aussetzung neuer Individuen <strong>in</strong> aussterbenden Populationen 1<br />

17 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

WA bedeutet [Wash<strong>in</strong>gtoner Artenschutzabkommen]. Es ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales [Abkommen/Vertrag]<br />

zur Kontrolle des [Handels] mit bedrohten [Pflanzen/Tiere] <strong>und</strong> [Pflanzen/Tiere]. Es ist auch unter der<br />

Abkürzung [CITES] bekannt. Der Braunbär ist dort normalerweise im Anhang [2/II] geführt, außer <strong>in</strong><br />

Asien, wo Bärenteile stark nachgefragt werden. Dort wird er im Anhang [1/I] geführt.<br />

18 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Nicht alles was zum Artenschutz getan werden sollte, hat auch viel Aussicht auf Erfolg. Ordnen Sie<br />

die folgenden Maßnahmen nach ihrer Erfolgsaussicht. Beg<strong>in</strong>ne mit der aussichtsreichsten.<br />

• Aufstellen e<strong>in</strong>es nationalen Managementplans 1<br />

• Die positive Bee<strong>in</strong>flussung der öffentlichen Me<strong>in</strong>ung 4<br />

• Die E<strong>in</strong>richtung von Entschädigungssystemen 3<br />

• Das Stoppen weiterer Habitatfragmentierung 5<br />

• Subvention von Präventionsmaßnahmen zum Schutz des Viehs vor Räubern 2<br />

19 Fragentyp: MC X VON N<br />

Auch die Forschung muss ihren Beitrag zum Schutz des Bären leisten. Welche zwei der folgenden<br />

Aussagen treffen nicht auf die Wissenschaft zu?<br />

• Sie sollte europaweit koord<strong>in</strong>iert werden<br />

• Sie sollte Informationskampagnen zur Bildung der Öffentlichkeit durchführen ®<br />

• Sie sollte bedeutende Korridore zur Verb<strong>in</strong>dung isolierter Populationen f<strong>in</strong>den<br />

• Sie sollte mehr im Bereich der Genetik <strong>und</strong> der Populationsdynamik des Bären aufdecken<br />

• Sie sollte Lücken <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationalen Abkommen aufzeigen ®<br />

20 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

Woh<strong>in</strong> zeigt der Trend <strong>für</strong> die Zukunft des Bären <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>?<br />

• Leicht nach unten<br />

• Ist noch ungewiss<br />

• Leicht nach oben ®


Anhang B – Tests<br />

Der Test zur Lehre<strong>in</strong>heit „Die Rückkehr des Luchses“<br />

1 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Mit se<strong>in</strong>er Verbreitung über zwei Kont<strong>in</strong>ente war der Lynx lynx die am meisten verbreitete Katze der<br />

Welt. Sie kam ursprünglich großflächig hier <strong>in</strong> [<strong>Europa</strong>] <strong>und</strong> <strong>in</strong> [Asien] vor. Se<strong>in</strong>en Tiefpunkt<br />

erreichte er bei uns um das Jahr [1950].<br />

2 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Der anspruchsvolle Luchs wurde fast komplett aus <strong>Europa</strong> verdrängt. Ordnen Sie die folgenden vier<br />

Gründe <strong>in</strong> der Reihenfolge ihrer Bedeutung <strong>für</strong> den Niedergang des eurasischen Luchses.<br />

• Habitatverlust 1<br />

• Menschliche Verfolgung 3<br />

• Beuteknappheit 2<br />

• Angst vor dem Luchs 4<br />

3 Fragentyp: ZUORDNUNG (1 AUS N)<br />

Heute leben 7000 Luchse <strong>in</strong> vere<strong>in</strong>zelten Populationen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>. Ordnen Sie die folgenden Aussagen<br />

den richtigen Populationen zu.<br />

Kommentar: Hier wurde die Verbreitungskarte des Luchses <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> e<strong>in</strong>gefügt<br />

Aussagen:<br />

• Hier leben etwa 2500 Tiere auf mehr als 873.000 km² 6<br />

• Diese autochthone Population besteht nur noch aus 50 Tieren <strong>und</strong> ist wohl die am stärksten<br />

bedrohte <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>. 3<br />

• Diese Population wurde 1973 erfolgreich wiederbegründet 5<br />

• Etwa 100 Luchse leben nach e<strong>in</strong>er Wiederansiedlung hier im Grenzgebirge 4<br />

• Diese Population, bestehend aus mehreren Wiedere<strong>in</strong>bürgerungen, ist über sechs Staaten<br />

verstreut <strong>und</strong> heute bedroht 1<br />

• Sie ist die größte Population <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>, die ganz von der russischen Population isoliert ist, mit<br />

e<strong>in</strong>er eigenen Subspezies des Luchses 2<br />

Antworten:<br />

1. Alpenpopulation<br />

2. Karpaten<br />

3. Balkan<br />

4. Bayerisch-böhmische Population<br />

5. D<strong>in</strong>arisches Gebirge<br />

6. Nordische Population<br />

4 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Der Luchs kehrt nach <strong>Europa</strong> zurück. Ordnen Sie die folgenden fünf Faktoren <strong>in</strong> der Reihenfolge ihrer<br />

Bedeutung <strong>für</strong> die Rückkehr des eurasischen Luchses.<br />

• Verbesserung der Habitatbed<strong>in</strong>gungen 3<br />

• Gesetzlicher Schutz 2<br />

• Ausreichendes Beuteangebot 4<br />

• Positive E<strong>in</strong>stellung der Gesellschaft zum Schutz der großen Carnivoren 1<br />

• Landflucht 5<br />

213


Anhang B – Tests<br />

5 Fragentyp: ZUORDNUNG (x AUS N)<br />

Der Lynx lynx ist e<strong>in</strong> anspruchsvolles Tier. Ordnen Sie die folgenden Aussagen den Themenbereichen<br />

zu. Mehrfachzuordnungen s<strong>in</strong>d vorhanden!<br />

Aussagen:<br />

• Luchse s<strong>in</strong>d wenig ausbreitungsfreudig 5<br />

• Die Katze br<strong>in</strong>gt alle zwei Jahre 3-4 Kätzchen zur Welt 3<br />

• Luchspopulationen brauchen große, zusammenhängende Gebiete ohne anthropogenen<br />

E<strong>in</strong>fluss. 4<br />

• Die Reviere der Katzen s<strong>in</strong>d mit 200 bis 400 km² größer als die der Kuder. 3<br />

• Luchse s<strong>in</strong>d omnivor 3<br />

• Luchse s<strong>in</strong>d dämmerungs- – oder nachtaktive Pirsch- <strong>und</strong> Ansitzjäger 1<br />

• Sie fressen nicht nur Beute, die sie selbst gejagt <strong>und</strong> getötet haben 1<br />

• Diese Raubkatzen meiden unterwegs Menschen <strong>und</strong> Kulturlandschaft 4<br />

• Luchse s<strong>in</strong>d waldgeb<strong>und</strong>en (2) 4 + 5<br />

• Der Luchs ist e<strong>in</strong> oligophager Räuber 1<br />

• Luchse s<strong>in</strong>d wenig territorial <strong>und</strong> tolerieren Artgenossen <strong>in</strong> ihrem Territorium 3<br />

• E<strong>in</strong> Luchsrevier sollte m<strong>in</strong>destens 30km² ungestörten Wald enthalten 4<br />

• Für e<strong>in</strong>e MVP s<strong>in</strong>d 50 bis 100 Luchse notwendig 2<br />

• Die Luchs<strong>in</strong> hat jedes Jahr im Schnitt 2 Kätzchen 2<br />

Antworten:<br />

1. Nahrungswahl<br />

2. Reproduktionskraft<br />

3. Das stimmt nicht<br />

4. Luchshabitat<br />

5. Dispersalverhalten<br />

6 Fragentyp: ZUORDNUNG (x AUS N)<br />

Der Luchs ist aber auch e<strong>in</strong> bedrohter Räuber. Ordnen Sie die folgenden Aussagen den Themenbereichen<br />

zu. Mehrfachzuordnungen s<strong>in</strong>d vorhanden!<br />

Aussagen:<br />

• Der Luchs hat ke<strong>in</strong>e natürlichen Fe<strong>in</strong>de 1<br />

• Das negative Image des Luchses führt gelegentlich zu Wilderei. 1<br />

• Sie rauben auch dort unbewachtes Vieh, wo es ihnen sonst an Nahrung nicht mangelt. 2<br />

• Wilderei ist die Haupttodesursache <strong>für</strong> den Luchs 2<br />

• Verkehrsunfälle 1<br />

• Luchse erbeuten Schafe oder Ziegen. 3<br />

• E<strong>in</strong> häufiger Mortalitätsfaktor ist das Töten von Problemluchsen 2<br />

• Überjagung 1<br />

• Luchse s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Gefahr <strong>für</strong> Menschen 3<br />

Antworten:<br />

1. Mortalitätsfaktor<br />

2. Das stimmt nicht<br />

3. Schadenspotenzial<br />

7 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Wählen Sie aus der folgenden Liste die passenden Ausdrücke aus, um die Lücken im folgenden Text<br />

zu füllen. Achten Sie darauf, die Antworten zu wählen, die am meisten S<strong>in</strong>n ergeben.<br />

Fragmentierung, Beutebasis, Jagd, Wilderei (2), größeren, Verkehrsunfälle, Populationsgröße,<br />

Luchshabitat, Image, Schäden, kle<strong>in</strong>eren, Umweltschwankungen<br />

214


Anhang B – Tests<br />

Doch besonders die [kle<strong>in</strong>eren] Luchspopulationen s<strong>in</strong>d auch heute immer noch bedroht. Durch die<br />

[Populationsgröße] droht vielen von ihnen das Aussterben durch zufällige [Umweltschwankungen],<br />

übermäßige [Jagd/Wilderei] <strong>und</strong> [Jagd/Wilderei].<br />

Straßen <strong>und</strong> Autobahnen erhöhen die Zahl der [Verkehrsunfälle] <strong>und</strong> tragen zur [Fragmentierung] im<br />

[Luchshabitat] bei. In manchen Ländern, wie Norwegen, bescheren [Schäden] dem Luchs e<strong>in</strong><br />

negatives [Image], was letztlich ebenfalls zu [Wilderei] führt.<br />

8 Fragentyp: MC X VON N<br />

Welche der folgenden Aussagen s<strong>in</strong>d korrekt? Urteile vorsichtig.<br />

• Die breite Öffentlichkeit hat e<strong>in</strong>e negative Me<strong>in</strong>ung zum Luchs<br />

• Es ist weitaus schwerer, e<strong>in</strong>en Luchs zu sehen, als ihm aus dem Weg zu gehen ®<br />

• Bis auf den Verlust von Haustieren, stellt der Luchs ke<strong>in</strong>e Gefahr <strong>für</strong> den Menschen dar. ®<br />

• Der Luchs ist e<strong>in</strong> Überträger von Tollwut<br />

• Der kle<strong>in</strong>e Flächenbedarf des Luchses verlangt nur manchmal nach <strong>in</strong>ternationaler<br />

Kooperation<br />

• Manche Regierungen räumen dem Luchsschutz e<strong>in</strong>e höhere Priorität e<strong>in</strong> als andere ®<br />

• Die Jäger s<strong>in</strong>d nicht überall gegen den Luchs ®<br />

• Die Jäger sehen den Luchs nicht mehr als Jagdkonkurrenten.<br />

• Die Schäden s<strong>in</strong>d nur psychologisch, denn die Viehzüchter werden überall <strong>für</strong> ihr Vieh<br />

angemessen entschädigt.<br />

• Die Landwirte s<strong>in</strong>d die Koexistenz mit dem Luchs nicht mehr gewöhnt ®<br />

• H<strong>in</strong>ter den NGOs steht hauptsächlich die Stadtbevölkerung ®<br />

• Die Öffentlichkeit hat <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> ke<strong>in</strong> klares Bild vom Luchs ®<br />

• Die Menschen auf dem Land denken eher praktisch <strong>und</strong> sehen die ökonomischen Vorteile, die<br />

ihnen der Luchs vor ihrer Tür br<strong>in</strong>gen kann.<br />

9 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Die Rote Liste der IUCN ist <strong>in</strong> mehrere Kategorien unterteilt. Br<strong>in</strong>gen Sie sie <strong>in</strong> die richtige<br />

Reihenfolge:<br />

• Ext<strong>in</strong>ct<br />

• Ext<strong>in</strong>ct <strong>in</strong> Wild<br />

• Critically Endangered<br />

• Endangered<br />

• Vulnerable<br />

• Near Threatened<br />

• Least Concern<br />

• Data Deficient<br />

10 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Der eurasische Luchs steht auf der Roten Liste <strong>in</strong> der Kategorie [Least Concern].<br />

11 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Nicht alles was zum Artenschutz getan werden sollte, hat auch viel Aussicht auf Erfolg . Ordnen Sie<br />

die folgenden Maßnahmen nach ihrer Aussicht auf Erfolg. Beg<strong>in</strong>ne mit der aussichtsreichsten.<br />

• Wiederaufforstungen 6<br />

• Aufstellen e<strong>in</strong>es nationalen Managementplans 1<br />

• Der Bau von Tunneln <strong>und</strong> Grünbrücken 2<br />

• Öffentlichkeitsarbeit 5<br />

• Strenge Bestrafung der Wilderei 3<br />

• Entschädigungszahlungen 4<br />

12 Fragentyp: JA/NEIN<br />

S<strong>in</strong>d die Jäger eher bereit, den Luchs zu tolerieren, wenn die Population legal bejagt werden kann?<br />

Ja ® Ne<strong>in</strong><br />

215


Anhang B – Tests<br />

13 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Wählen Sie aus der folgenden Liste die passenden Ausdrücke aus, um die Lücken im folgenden Text<br />

zu füllen. Achten Sie darauf, die Antworten zu wählen, die am meisten S<strong>in</strong>n ergeben.<br />

Angemessen, Entstehung, Haustier, Bär, Zaunpfosten, Besitzer, Prävention, Hüttenh<strong>und</strong>e, schnell wie<br />

möglich, Luchs, psychologische Bedeutung, Konflikte, Wolf, Haustieren, Schafe, Elektrozäune,<br />

Kompensationssystem, Entschädigung.<br />

Bei Schäden sollte der Schwerpunkt auf die[Prävention] gelegt werden, um [Konflikte] am<br />

besten noch vor ihrer [Entstehung] zuvorzukommen.<br />

Obwohl der Luchs nicht soviel Schäden unter [Haustieren] anrichtet wie [Wolf] <strong>und</strong> [Bär], so<br />

sollten [Schafe] auch <strong>in</strong> Luchsgebieten nicht ohne ausreichenden Schutz gehalten werden. Schäfer,<br />

[Hüttenh<strong>und</strong>e] <strong>und</strong> Schutzgeräte wie [Elektrozäune] mit metallenen [Zaunpfosten] oder Halsbänder<br />

s<strong>in</strong>d gegen den [Luchs] angebracht. E<strong>in</strong> [Kompensationssystem] sollte vorhandene Schutzmaßnahmen<br />

fördern.<br />

Auch sollten [Besitzer] <strong>für</strong> ihren Verlust [angemessen] <strong>und</strong> so [schnell wie möglich ] entschädigt<br />

werden. Man darf beim Umgang mit diesen Menschen nicht vergessen, das e<strong>in</strong> [Haustier] nicht nur<br />

e<strong>in</strong>e monetäre , sondern auch e<strong>in</strong>e [psychologische Bedeutung] <strong>für</strong> se<strong>in</strong>en Besitzer hat.<br />

14 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

Wie würdest du die Zukunftsaussichten <strong>für</strong> die Rückkehr des Luchses <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> e<strong>in</strong>stufen?<br />

• Positiv<br />

• Mäßig ®<br />

• Negativ<br />

15 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

Von was ist e<strong>in</strong>e positive Zukunftsentwicklung am meisten abhängig ?<br />

• Reduzierung der Mortalität<br />

• Bessere Habitatverhältnisse<br />

• Die Akzeptanz der Bevölkerung ®<br />

216


Anhang B – Tests<br />

Der Test zur Lehre<strong>in</strong>heit „Der Niedergang des iberischen<br />

Luchses“<br />

1 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Der Pardelluchs kommt nur <strong>in</strong> [Spanien] <strong>und</strong> [Portugal] vor. Er wurde aber erst <strong>in</strong> den [80]er Jahren<br />

als eigenständige [Art/Spezies] anerkannt. Erst nach se<strong>in</strong>er Entdeckung konnte festgestellt werden,<br />

dass die Population des Pardelluchses <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em rasanten [Niedergang/Abwärtstrend] begriffen ist. Er<br />

hat bereits [80]% se<strong>in</strong>es Habitats verloren, <strong>und</strong> nur noch etwa [100] Individuen sollen derzeit noch <strong>in</strong><br />

2 isolierten [Populationen] <strong>in</strong> [Spanien] leben. 1988 wurden noch 1000 Individuen geschätzt. Die<br />

Anzahl der Individuen <strong>in</strong> [Portugal] ist derzeit unbekannt.<br />

2 Fragentyp: MC X VON N<br />

Welche der folgenden Aussagen treffen <strong>für</strong> den iberischen Luchs zu ?<br />

• Die e<strong>in</strong>zelgängerischen Luchse brauchen Deckung <strong>und</strong> Ruhe, weichen so gut es geht<br />

menschlichen Aktivitäten aus ®<br />

• Diese große Luchsart lebt nicht im Wald<br />

• E<strong>in</strong> Luchsrevier sollte m<strong>in</strong>destens 30km² ungestörten Wald enthalten, <strong>und</strong> zu<br />

m<strong>in</strong>destens 60% aus Waldfläche bestehen<br />

• Der Luchs ist noch nicht ausreichend erforscht ®<br />

• Diese Luchse leben <strong>und</strong> jagen hauptsächlich <strong>in</strong> der mediterranen Buschlandschaft ®<br />

• De iberische Luchs ist e<strong>in</strong> monophager Räuber. ®<br />

• Die Luchse s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>en Fleischfresser<br />

• Se<strong>in</strong>e Beute besteht fast ausschließlich aus Wildkan<strong>in</strong>chen ®<br />

• Der Luchs hat e<strong>in</strong> recht hohes Reproduktionspotenzial<br />

• Luchse s<strong>in</strong>d dämmerungsaktive Pirschjäger ®<br />

• Luchse sche<strong>in</strong>en nicht sehr territorial zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> Artgenossen <strong>in</strong> ihrem Revier zu<br />

dulden ®<br />

• Diese Luchse s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> ihre Wanderung auf Wald angewiesen<br />

• Diese Luchse wandern nicht so weit wie andere Luchsarten ®<br />

• Luchse müssen schließlich passende Buschlandschaft f<strong>in</strong>den, um sich niederzulassen<br />

®<br />

• In den meisten Ländern fallen den Luchsen pro Jahr vielleicht 10-100 Tiere zum<br />

Opfer<br />

• Luchse s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> Menschen ke<strong>in</strong>e Gefahr ®<br />

3 Fragentyp: ZUORDNUNG (x AUS N)<br />

Der Lynx pard<strong>in</strong>us ist e<strong>in</strong> anspruchsvoller Habitatspezialist. Ordnen Sie die folgenden Aussagen den<br />

beiden Themenbereiche Habitatverlust oder Habitatfragmentierung zu.<br />

Aussagen:<br />

• Großgr<strong>und</strong>besitzer stellen die Jagd auf Hochwild um (Waldhabitat, das die Buschlandschaft<br />

verdrängt) 1<br />

• Auwälder s<strong>in</strong>d abgeholzt worden (der Pardelluchs braucht die Auwälder <strong>für</strong> se<strong>in</strong><br />

Dispersal) 2<br />

• In den Bergen wurden mehrere Täler <strong>für</strong> Dammprojekte geflutet 1<br />

• Für den scheuen Luchs wird es immer schwieriger, unterwegs Deckung zu f<strong>in</strong>den. 2<br />

• Straßen zerschneiden Luchsgebiete 2<br />

• Forstplantagen ersetzen die Buschlandschaft. 1<br />

• Menschen br<strong>in</strong>gen Störungen <strong>in</strong> ruhigen Gebieten (<strong>und</strong> der Luchs engt sich immer<br />

wieder selber e<strong>in</strong>, um den Menschen auszuweichen) 1<br />

Antworten<br />

217


Anhang B – Tests<br />

218<br />

1. Habitatverlust<br />

2. Habitatfragmentierung<br />

3 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Die Zahl der Kan<strong>in</strong>chen ist <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Ordnen Sie die<br />

folgenden Gründe nach ihrer chronologischen Abfolge.<br />

Kommentare:<br />

• RHD 2 brach <strong>in</strong> den 80er Jahren <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> aus<br />

• Myxomatosis 1 brach 1952 <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> aus<br />

• Überjagung 3 Die beiden Epidemien haben die Gefahr der Überjagung<br />

erst verschärft<br />

4 Fragentyp: MC X VON N<br />

Welche der folgenden Aussagen treffen <strong>für</strong> die Jägerschaft zu?<br />

• Die Jäger s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e sehr bedeutende Interessengruppe im Luchsmanagement<br />

• In Portugal werden immer noch viele Luchse gewildert. ®<br />

• Das Hauptanliegen der betroffenen Jägerschaft <strong>in</strong> Spanien <strong>und</strong> Portugal ist die weitere Jagd<br />

auf Niederwild ®<br />

• Die Fallenjagd reduziert die unliebsame Konkurrenz durch Kle<strong>in</strong>räuber ®<br />

• Die Strafen sorgen <strong>für</strong> Zurückhaltung<br />

• Es werden noch sehr viele überalterte Fanggeräte verwendet ®<br />

• Geschützte Tiere werden meist wieder freigelassen<br />

• E<strong>in</strong> starker Schutz des Pardelluchses könnte <strong>für</strong> die Jäger durchaus beträchtliche kurzfristige<br />

ökonomische E<strong>in</strong>bußen bedeuteten ®<br />

5 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

Was ist e<strong>in</strong>e Metapopulation?<br />

• E<strong>in</strong> Netzwerk aus mehreren Populationen, zwischen denen Disperser wandern können.<br />

• E<strong>in</strong>e Population, die wegen ihres großen Areals als stabil angenommen werden kann<br />

• E<strong>in</strong>e Population, <strong>in</strong> der die Reproduktion hoch <strong>und</strong> die Mortalität niedrig ist.<br />

6 Fragentyp: MC X VON N<br />

Mehr noch als bei den anderen europäischen Großräubern sieht sich der Lynx pard<strong>in</strong>us mit den<br />

Problemen konfrontiert, deren Auswirkungen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Populationen zum Aussterben führen können.<br />

Welche der folgenden Gefahren gelten als „Probleme kle<strong>in</strong>er Populationen“?<br />

• Wilderei<br />

• Katastrophen ®<br />

• Habitatfragmentierung<br />

• Habitatverlust<br />

• Demographische Schwankungen ®<br />

• Falsches Management<br />

• Verlust der genetischen Variabilität ®<br />

• Überjagung


Anhang B – Tests<br />

7 Fragentyp: ASSOZIATION<br />

Der Pardelluchs ist vielen Bedrohungen ausgesetzt.<br />

Teilen Sie den folgenden Bedrohungen e<strong>in</strong>e Stufe zu:<br />

XX sehr gefährlich, X gefährlich, L Bedrohung nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Gegenden.<br />

Straßenmortalität X<br />

Wilderei X<br />

Illegale Fallenjagd X<br />

Habitatfragmentierung XX<br />

Habitatfragmentierung XX<br />

Mangelnde Subventionen XX<br />

Probleme kle<strong>in</strong>er Populationen XX<br />

Negative E<strong>in</strong>stellung L<br />

8 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Wählen Sie aus der folgenden Liste die passenden Ausdrücke aus, um die Lücken im folgenden Text<br />

zu füllen. Achten Sie darauf, die Antworten zu wählen, die am meisten S<strong>in</strong>n ergeben.<br />

Tierhaltung, Ke<strong>in</strong>e, Priorität, EU, genügend Mittel, Luchsschutz, Regionen, Regierung,<br />

Forstplantagen, grenzübergreifender Ebene, Schutzmaßnahmen, Staatsgebiet, niedrig, Projekte,<br />

subventioniert, Kooperation<br />

Besonders die spanische [Regierung], auf deren [Staatsgebiet] 95% der iberischen Luchse leben, trifft<br />

[ke<strong>in</strong>e] angemessenen Entscheidungen. Es wurden kaum [genügend Mittel] <strong>für</strong> Forschungsprojekte<br />

oder [Schutzmaßnahmen] zur Verfügung gestellt. Außerdem ist die [Priorität], die dem [Luchsschutz]<br />

e<strong>in</strong>geräumt wurde, so [niedrig], dass sie am besten dazu dient, die Bedrohlichkeit der Situation zu<br />

unterstreichen. [Projekte], die das Luchshabitat weiter beschädigen, werden immer noch aus B<strong>und</strong>es-<br />

<strong>und</strong> [EU]-Mitteln [subventioniert]. Beispiele s<strong>in</strong>d [Forstplantagen], <strong>in</strong>tensive [Tierhaltung] <strong>und</strong><br />

Forststraßen. Die Zuständigkeit <strong>für</strong> das Luchsmanagement ist weiterh<strong>in</strong> zwischen den [Regionen]<br />

fragmentiert, <strong>und</strong> die [Kooperation] auf regionaler <strong>und</strong> [grenzübergreifender Ebene] verbessert sich<br />

nur langsam.<br />

9 Fragentyp: MC X VON N<br />

Welche der folgenden Aussagen s<strong>in</strong>d richtig?<br />

• Die Wirtschaft ist vom Luchsschutz nicht betroffen<br />

• Bei der Landbevölkerung ist der Luchs als geschütztes Tier unbeliebt. ®<br />

• NGOs f<strong>in</strong>den meist Gehör bei der spanischen Regierung.<br />

• Seit den 80er Jahren wurden sehr viele wissenschaftliche Projekte um den Pardelluchs<br />

durchgeführt<br />

• Die breite Öffentlichkeit hat wenig Kenntnis von der Situation des Pardelluchses ®<br />

• Durch die Ausweisung von Schutzgebieten zugunsten des Luchses sehen sich die Landbesitzer<br />

um E<strong>in</strong>nahmen gebracht ®<br />

10 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Wählen Sie aus der folgenden Liste die passenden Ausdrücke aus, um die Lücken im folgenden Text<br />

zu füllen. Achten Sie darauf, die Antworten zu wählen, die am meisten S<strong>in</strong>n ergeben.<br />

Flächen, iberischen Halb<strong>in</strong>sel, Schock, mediterrane Buschlandschaft, EU-Politik, brachliegend,<br />

Eukalyptus, mediterranen Wälder, Wiederaufforstung, Vegetation<br />

Die [EU-Politik], die die Wiederaufforstung brachliegender [Flächen] (<strong>und</strong> [mediterrane<br />

Buschlandschaft] wird meist als [brachliegend] e<strong>in</strong>gestuft) subventioniert, hat <strong>in</strong> vielen Teilen der<br />

[iberischen Halb<strong>in</strong>sel] zum Beseitigen der [mediterranen Wälder] <strong>und</strong> Buschlandschaften geführt.<br />

Danach f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e [Wiederaufforstung] mit Kiefer oder [Eukalyptus] statt, wodurch die [Vegetation]<br />

219


Anhang B – Tests<br />

noch weiter vom Natürlichen entfernt wird. Die Chancen der Landschaft, sich von e<strong>in</strong>em solchen<br />

[Schock] zu erholen s<strong>in</strong>d leider m<strong>in</strong>imal.<br />

11 Fragentyp: JA/NEIN<br />

Viel PR-Arbeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong> generelles Verbot der Fallenjagd <strong>in</strong> „Luchsgebieten“ wäre nötig, das auch<br />

streng verfolgt werden müsste. Halten Sie das <strong>für</strong> realistisch?<br />

Ja Ne<strong>in</strong> ®<br />

Kommentar: Prämien <strong>für</strong> Luchse <strong>und</strong> Subventionen <strong>für</strong> die Erhaltung ihres Habitats könnten dabei die<br />

Mitarbeit der Landbesitzer sichern.<br />

12 Fragentyp: MC 1 VON N<br />

Wo<strong>für</strong> steht NATURA 2000?<br />

• Für e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales Kooperationsprojekt zum Schutz des iberischen Luchses<br />

• Für e<strong>in</strong> Netzwerk von Schutzgebieten, festgelegt <strong>in</strong> der Berner Konvention<br />

• Für e<strong>in</strong> Netzwerk von Schutzgebieten, festgelegt <strong>in</strong> der FFH-Richtl<strong>in</strong>ie.<br />

Kommentar: Theoretisch ist das E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen se<strong>in</strong>es Habitats <strong>in</strong> das NATURA 2000<br />

Netzwerk e<strong>in</strong> mächtiger Schutz <strong>für</strong> den Pardelluchs, wenn es schnell <strong>und</strong> konsequent durchgeführt<br />

wird.<br />

13 Fragentyp: UMORDNUNG<br />

Br<strong>in</strong>gen Sie die folgenden Maßnahmen <strong>in</strong> die Reihenfolge ihrer Bedeutung <strong>für</strong> den Luchsschutz.<br />

Beg<strong>in</strong>nen Sie mit der wichtigsten Maßnahme.<br />

Stolz auf den Luchs <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Schutz fördern 3<br />

Die Wilderei <strong>in</strong> Portugal stoppen 4<br />

Die Mortalität durch Wilderei <strong>und</strong> Verkehr reduzieren 2<br />

Den Habitatverlust stoppen 1<br />

Kommentar: In Portugal leben nur noch maximal 40 Luchse.<br />

14 Fragentyp: LÜCKENTEXT<br />

Der [Pardelluchs|iberische Luchs] wird wohl <strong>in</strong> den nächsten [50] Jahren aussterben, wenn die<br />

derzeitige Abwärtsspirale nicht schnell durchbrochen werden kann. Doch dazu wären erst e<strong>in</strong><br />

[Umdenken], genauso wie rasche <strong>und</strong> entschlossene Schritte nötig.<br />

220


Anhang C – Exkurse<br />

Anhang C: Exkurse<br />

Wer war es?<br />

Unterschiede der Jagdtechnik zwischen H<strong>und</strong> <strong>und</strong> Wolf<br />

(KACZENSKY et al. 1997)<br />

Das Jagdverhalten des H<strong>und</strong>es<br />

H<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d gleich den Wölfen Hetzjäger, doch haben sie wenig Erfahrung im Töten<br />

von Tieren. Sie töten oft nur aus Jagdtrieb, <strong>und</strong> diejenigen, die gefüttert werden, fressen ihre<br />

Beute auch nicht an. Wenn doch, dann öffnen H<strong>und</strong>e erst die Bauchhöhle, um an die<br />

Innereien zu kommen.<br />

H<strong>und</strong>e hetzten ihre Beute, spr<strong>in</strong>gen sie an <strong>und</strong> beißen wahllos auf ihr Opfer e<strong>in</strong>. Meist<br />

erwischen sie dabei Läufe, Keulen, Flanken oder den Bauch, <strong>und</strong> Verletzungen am ganzen<br />

Körper s<strong>in</strong>d die Folge. Auch können H<strong>und</strong>e ihre Kraft schlecht dosieren, <strong>und</strong> W<strong>und</strong>en<br />

unterschiedlicher Tiefe entstehen.<br />

Abbildung 58:<br />

Vom H<strong>und</strong> gerissenes Schaf: Nach dem<br />

Abhäuten f<strong>in</strong>den sich große Unterhautblutungen.<br />

(aus KACZENSKY et al., 1997)<br />

Die H<strong>und</strong>ekrallen s<strong>in</strong>d stumpf, <strong>und</strong> so verursachen sie meist nur oberflächige Kratzer<br />

auf der Haut.<br />

Erst wenn ihr Opfer zu Boden geht, packt e<strong>in</strong> H<strong>und</strong> es am Hals <strong>und</strong> schüttelt es tot, e<strong>in</strong><br />

Verhalten, das manche von uns vielleicht schon beim Füttern von H<strong>und</strong>en mit größeren<br />

221


Anhang C – Exkurse<br />

Fleischstücken beobachtet haben. Durch die stumpfen Zähne <strong>und</strong> das Todschütteln entstehen<br />

ausgefranste, große Löcher im Hals der Beute.<br />

Auch gibt es viele verschiedene H<strong>und</strong>erassen mit unterschiedlich großem Maul, was<br />

man an der Distanz zwischen den Eckzähnen erkennen kann.<br />

Das Jagdverhalten des Wolfes<br />

Für die Wölfe ist die Jagd Teamarbeit. Sie umkreisen <strong>und</strong> hetzen ihr Opfer<br />

abwechselnd, bis es sich verausgabt <strong>und</strong> sie es durch gezielte Bisse <strong>in</strong> Nacken oder Kehle<br />

töten. Bei Großwild beißen sie während der Jagd wiederholt mit aller Kraft <strong>in</strong> Flanken oder<br />

Keulen. Sollten die Tiere überleben, so s<strong>in</strong>d sie auf jeden Fall schwer verletzt.<br />

Auch die Krallen der Wölfe s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>ziehbar, <strong>und</strong> damit auch stumpf, <strong>und</strong><br />

durchdr<strong>in</strong>gen die Haut der Beute nicht. Wie bei H<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d nur Hautkratzer die Folge.<br />

Die Wölfe öffnen die Beute auch von der Bauchdecke auf, fressen zuerst die<br />

Innereien, dann das Muskelfleisch. In den nächsten St<strong>und</strong>en ruhen sie neben ihrer Beute <strong>und</strong><br />

fressen sie bis auf Pansen <strong>und</strong> Därme ganz auf, bei kle<strong>in</strong>erer Beute auch die Knochen. Wenn<br />

sie gestört werden, trennen sie e<strong>in</strong>zelne Körperteile ab <strong>und</strong> br<strong>in</strong>gen sie an e<strong>in</strong>en ungestörten<br />

Ort.<br />

Die Körpermaße der Wölfe e<strong>in</strong>er Region variieren nur<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Rahmens. H<strong>und</strong>e variieren aber stark <strong>in</strong><br />

Größe, <strong>und</strong> so auch ihre Bissspuren.<br />

Abbildung 59: Wölfe beißen immer mit aller Kraft zu <strong>und</strong> verletzen ihre Beutetiere schwer. Bei<br />

abgeschärfter Decke wird die Vehemenz des Bisses noch deutlicher. (aus KACZENSKY et al., 1997)<br />

Wolf <strong>und</strong> H<strong>und</strong> im Vergleich<br />

Die beiden Tiere s<strong>in</strong>d sich natürlich im Verhalten ähnlich, ist doch der Wolf der<br />

Stammvater des H<strong>und</strong>es.<br />

Die meisten H<strong>und</strong>e töten aus Jagdtrieb. Doch die meisten haben selten die Chance,<br />

Schalenwild zu erbeuten, <strong>und</strong> H<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d deshalb recht <strong>in</strong>effiziente Beutegreifer. Deshalb<br />

beißen sie meist wahllos zu, wann auch immer sie ihre Beute zu fassen kriegen. Das Beutetier<br />

222


Anhang C – Exkurse<br />

stirbt meist an e<strong>in</strong>er Vielzahl unterschiedlich schwerer Verletzungen oder an Erschöpfung,<br />

selten an e<strong>in</strong>em gezielten schweren oder gar tödlichen Biss.<br />

Die Wölfe dagegen s<strong>in</strong>d Profis, denn sie erlernen ihr Jagdverhalten von kle<strong>in</strong> auf. Sie<br />

jagen um zu fressen. Wolfe beißen gezielt im Hals, Kopf <strong>und</strong> Nackenbereich zu, <strong>und</strong> das mit<br />

aller Kraft. Die Beute hat wenige schwere Verletzungen.<br />

Verursacher Rissbild<br />

H<strong>und</strong> • es gibt zahlreiche Verletzungen am ganzen Körper: Ohren, Schnauze,<br />

Kehle, Schultern, Brust, Flanken, Euter, Vorder- <strong>und</strong> H<strong>in</strong>terläufen<br />

• die Bisse s<strong>in</strong>d von unterschiedlicher Tiefe <strong>und</strong> Schwere<br />

• durch die unterschiedliche Größe bei H<strong>und</strong>en variiert die Distanz<br />

zwischen oberen <strong>und</strong> unteren Eckzähnen zwischen 3 <strong>und</strong> 5,7 cm<br />

Wolf • die Verletzungen beschränken sich meist auf den vorderen Teil des<br />

Körpers: Kopf, Kehle, Schnauze<br />

• die Verletzungen s<strong>in</strong>d immer schwer, auch wenn das Opfer noch am<br />

Leben bleibt<br />

• der Abstand zwischen den Eckzähnen ist recht konstant <strong>und</strong> beträgt<br />

um die 4 cm <strong>für</strong> die oberen <strong>und</strong> um die 3 cm <strong>für</strong> die unteren<br />

Tabelle: Unterscheidung der Rissbilder von Wolf <strong>und</strong> H<strong>und</strong><br />

KACZENSKY et al. 1997<br />

223


Anhang C – Exkurse<br />

Die Begleiter des Hirten – Die Hüteh<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Herdenschutzh<strong>und</strong>e<br />

Herdenschutzh<strong>und</strong>e<br />

In diesem Exkurs orientiere ich mich weitgehend an HUNDEKOSMOS 2005.<br />

Als ihre Herden zur leichten Beute <strong>für</strong> Raubtiere wurden, stellten e<strong>in</strong>ige Hirten die<br />

Veranlagung e<strong>in</strong>iger H<strong>und</strong>e zum Schutz der Herden fest, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e planmäßige Zucht begann.<br />

Den damaligen <strong>und</strong> auch den heutigen Hirten war es nicht wichtig zu welcher Rasse (nach<br />

heutigen Gesichtspunkten) e<strong>in</strong> bestimmter H<strong>und</strong> gehörte. Wichtig war, dass er die an ihn<br />

gestellten Aufgaben des Hirten optimal ausführte. So fand die Selektion <strong>in</strong> der Zucht<br />

vorrangig nach Gebrauchs- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>setzbarkeit statt. Standards spielten kaum e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Es wurden die größten <strong>und</strong> besten Exemplare ausgesucht, um hungrigen Bären oder bis zu 60<br />

kg wiegenden Wölfen entgegenzutreten.<br />

Aber Größe alle<strong>in</strong> war nicht alles, denn diese Aufgabe erforderte Kraft <strong>und</strong><br />

Beweglichkeit.<br />

Der Herdenschutzh<strong>und</strong> musste das ganze Jahr über bei der Herde bleiben <strong>und</strong> war<br />

extremen Klimaverhältnissen ausgesetzt. Er musste stetige Abwehrbereitschaft zeigen,<br />

obwohl es nicht immer viel zu fressen gab.<br />

Nach <strong>und</strong> nach wurden "billige Hüter" gezüchtet, die mit m<strong>in</strong>imalen Futtermengen<br />

ihre großen Körper ernährten <strong>und</strong> unter schwierigsten Verhältnissen überlebten.<br />

Dadurch, dass sich <strong>in</strong> den fruchtbaren Tiefebenen der Getreideausbau schnell ausbreitete,<br />

wurden die e<strong>in</strong>heimischen Herden oft auf die Weiden hoch im Gebirge zurückgedrängt.<br />

In den Bergregionen war auch der Schutz der H<strong>und</strong>e besonders wichtig, da sich auch die<br />

großen Beutegreifer <strong>in</strong> diese Regionen zurückgezogen hatten. Außerdem wurde das<br />

Zusammenhalten e<strong>in</strong>er Herde durch weite Entfernungen zwischen den Weiden <strong>und</strong> dem Dorf<br />

<strong>und</strong> durch Felsen <strong>und</strong> tiefe Spalten <strong>für</strong> den Hirten besonders schwierig.<br />

Von den Hochebenen der Türkei <strong>und</strong> des Kaukasus <strong>in</strong> Südrussland bis zu den felsigen<br />

Karpaten <strong>in</strong> Osteuropa, durch den Balkan, die Alpenländer, die Pyrenäen <strong>in</strong> Spanien, bis h<strong>in</strong><br />

zu Portugals Estrelagebirge s<strong>in</strong>d H<strong>und</strong>e als Herdenschutzh<strong>und</strong>e zu f<strong>in</strong>den.<br />

Trotz Tausender Jahre <strong>und</strong> Meilen der Trennung, s<strong>in</strong>d alle diese H<strong>und</strong>erassen heute<br />

erstaunlich gleichförmig im Typ. Es handelt sich immer um große, helle H<strong>und</strong>e. Je höher das<br />

Gebirge, umso größer die H<strong>und</strong>e. Herdenschutzh<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d imposante Vertreter ihrer Art,<br />

groß, muskulös <strong>und</strong> knochenstark. Üppiges Haarkleid schützt die H<strong>und</strong>e gegen die Elemente.<br />

224


Anhang C – Exkurse<br />

Abbildung 60: Maremmen-Abruzzen-Schäferh<strong>und</strong> (© Schröder)<br />

Weiße Fellfarbe wird aus e<strong>in</strong>er Reihe von Gründen bevorzugt. Weiß unterscheidet den<br />

H<strong>und</strong> klar vom Wolf, passt besser zur Farbe der Herde. Man kann die H<strong>und</strong>e auch noch<br />

erkennen, wenn sie sich weit von der Herde entfernt haben. Mitten <strong>in</strong> der Herde kann man die<br />

Herdenschutzh<strong>und</strong>e kaum von der Herde unterscheiden.<br />

Herdenschutzh<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d Fremden gegenüber sehr misstrauisch. Sie s<strong>in</strong>d selbständig<br />

<strong>und</strong> wenig sensibel. Außerdem haben sie e<strong>in</strong> ausgeprägtes Territorial- <strong>und</strong> Besitzverhalten.<br />

Selbst wenn Zäune aufgestellt werden, die den H<strong>und</strong>en die Grenzen aufzeigen, bestehen<br />

e<strong>in</strong>ige H<strong>und</strong>e darauf, anstoßende Gebiete mit zu bewachen. Sie beschützen somit gleichzeitig<br />

auch die Schafe des Nachbarn.<br />

Besonders bekannt wurde der ungarische Hirtenh<strong>und</strong>, der Kuvasz. Der größte<br />

Hirtenh<strong>und</strong> ist der zottelige ungarische Komondor, mit se<strong>in</strong>em verfilzten, zottigen, hellen<br />

Fell zum Schutz gegen Bissverletzungen <strong>und</strong> Unbilden der Witterung. Aber auch die<br />

Anatolischen Hirtenh<strong>und</strong>e, die italienischen Maremmen <strong>und</strong> andere Rassen erleben heute<br />

wieder e<strong>in</strong>e Rückkehr an ihren alten Arbeitsplatz: neben dem Hirten.<br />

225


Anhang C – Exkurse<br />

Aber es war e<strong>in</strong>e knappe Rückkehr, denn viele dieser Rassen waren <strong>in</strong> Vergessenheit<br />

geraten. Im frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert war die Verwendung der Herdenschutzh<strong>und</strong>e sehr weit<br />

zurückgegangen, <strong>und</strong> manche dieser Rassen standen selbst am Rande des Aussterbens.<br />

Genauso g<strong>in</strong>g das Wissen der Schäfer um ihren richtigen E<strong>in</strong>satz rapide verloren. Heute<br />

f<strong>in</strong>den sie nicht nur <strong>in</strong> ihren Heimatländern wieder verstärkten E<strong>in</strong>satz. Sie werden auch <strong>in</strong><br />

Ländern verbreitet, die nie ihre eigenen Rassen entwickelt haben, wie Skand<strong>in</strong>avien, Afrika<br />

oder Nordamerika.<br />

Die Maremmen: Die Hirtenh<strong>und</strong>e Italiens<br />

Der Maremmen-Abruzzen-Schäferh<strong>und</strong> ist seit Jahrh<strong>und</strong>erten <strong>in</strong> Italien heimisch. Am<br />

Anfang gab es ihn <strong>in</strong> zwei Variationen: Den Abruzzen-Schäferh<strong>und</strong>, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

siedlungsarmen, rauen Gebirgsregion im Apenn<strong>in</strong> lebte, <strong>und</strong> den Maremmen-Schäferh<strong>und</strong>,<br />

der allerd<strong>in</strong>gs im Mittelitalien auf dem Küstenstreifen entlang des Tyrrhenischen Meeres<br />

lebte. Offiziell wurden beide Schläge des Hirtenh<strong>und</strong>es im Jahr 1958 zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Rasse<br />

zusammengefasst, dem Maremmen-Abruzzen-Schäferh<strong>und</strong>. Als die Modernisierung der<br />

Schafzucht begann, verlor der Maremmen-Schäferh<strong>und</strong> nach <strong>und</strong> nach se<strong>in</strong>en Arbeitsplatz.<br />

Dennoch starb die Rasse nicht aus, da die Schafzüchter erkannten, dass sich der<br />

Maremmen-Schäferh<strong>und</strong> genauso gut als Wachh<strong>und</strong> <strong>und</strong> Begleiter zeigte. Im Jahr 1977<br />

brauchte man <strong>in</strong> den USA e<strong>in</strong>en H<strong>und</strong>, der die Viehherden vor den Kojoten beschützen sollte.<br />

Der Maremmen-Abruzzen-Schäferh<strong>und</strong> zeigte sich als die Idealbesetzung <strong>und</strong> erfüllte<br />

sämtliche Erwartungen der Schafzüchter. Auch <strong>in</strong> England erfreut sich diese Rasse großer<br />

Beliebtheit. Leider ist der Bestand <strong>in</strong> Deutschland nur unbedeutend.<br />

226


Anhang C – Exkurse<br />

Abbildung 61: Maremmen-Schäferh<strong>und</strong> (© Schröder)<br />

Hüteh<strong>und</strong>e<br />

Mit dem Verschw<strong>in</strong>den der großen Raubtiere, wie Wolf <strong>und</strong> Bär, benötigte der Hirte<br />

<strong>und</strong> Schäfer e<strong>in</strong>en den veränderten Umweltbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> der Kulturlandschaft<br />

angepassten Herdengebrauchsh<strong>und</strong>. Das Vertreiben <strong>und</strong> Verbeißen von Raubsäugern war<br />

nicht mehr <strong>in</strong> dem Maße erforderlich. Gebraucht wurde jetzt e<strong>in</strong> wendiger, mittelgroßer H<strong>und</strong>,<br />

der das Vieh treiben <strong>und</strong> zusammenhalten konnte.<br />

Dieser Herdengebrauchsh<strong>und</strong> sollte auf F<strong>in</strong>gerzeig oder Zuruf se<strong>in</strong>es Herrn reagieren<br />

aber <strong>in</strong> gewissen Situationen auch ohne deutliche Anweisung eigene Entscheidungen treffen<br />

können. Je nach Nutztierrasse (Schaf, Ziege, R<strong>in</strong>d, Schwe<strong>in</strong>) entwickelten sich viele<br />

H<strong>und</strong>etypen die dem jeweiligen Nutztier die angemessene "Härte" entgegenbr<strong>in</strong>gen konnten.<br />

Das E<strong>in</strong>satzgebiet der e<strong>in</strong>zelnen H<strong>und</strong>etypen ist daher nicht willkürlich austauschbar. R<strong>in</strong>der<br />

müssen ggf. "härter" angefasst werden als Schafe. Als Beispiel sei angemerkt, dass auch der<br />

Rottweiler ursprünglich zu den "treibenden" H<strong>und</strong>en zählte, se<strong>in</strong>e körperliche Durchsetzungskraft<br />

eignet sich hervorragend zum Antreiben von störrischen R<strong>in</strong>dern, ist aber <strong>für</strong> das Hüten<br />

von Schafen nur bed<strong>in</strong>gt geeignet <strong>und</strong> würde eher schaden als nützen.<br />

227


Anhang C – Exkurse<br />

Deutscher Schäferh<strong>und</strong><br />

228<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bezeichnete man als "Deutschen Schäferh<strong>und</strong>" ke<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong>heitlichen Typ, sondern vielmehr unterschiedliche H<strong>und</strong>etypen die im damaligen<br />

Deutschland <strong>für</strong> das Hüten der Schafe verwendet wurde. War es im Norden Deutschlands der<br />

niedrige <strong>und</strong> robuste Typ, so überwog im Süden des Landes der schlanke, höhere Typ. Die<br />

gezielte Kreuzung dieser beiden "Typen" legte den Gr<strong>und</strong>stock <strong>für</strong> den modernen Deutschen<br />

Schäferh<strong>und</strong> <strong>in</strong> der heutigen Form.<br />

Border Collie<br />

Se<strong>in</strong>en Namen verdankt der "Border" der gleichnamigen Region (Border L<strong>in</strong>e)<br />

zwischen England <strong>und</strong> Schottland.<br />

Schriftlich erwähnt wurde der Border, das heißt se<strong>in</strong>e außergewöhnliche Arbeitshaltung,<br />

bereits 1570 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Buch des Leibarztes von König<strong>in</strong> Elisabeth I. Der Rüde "Old<br />

Hemp" e<strong>in</strong>es Farmers <strong>in</strong> Schottland bestach um 1893 mit se<strong>in</strong>er außergewöhnlich starken<br />

Hüteleistung <strong>und</strong> wurde schnell zum gefragtesten Zuchtrüden. Er gilt als Stammvater des<br />

modernen Border Collies.


Anhang C – Exkurse<br />

Verhaltenstips <strong>in</strong> Bärengebieten<br />

Diese Tipps s<strong>in</strong>d übernommen aus dem Managementplan <strong>für</strong> Braunbären <strong>in</strong> Österreich<br />

(BRAUNBÄR LIFE 1997):<br />

„Bären s<strong>in</strong>d äußerst scheue Tiere. Sie werden alles daran setzen, Ihnen so früh wie<br />

möglich aus dem Weg zu gehen. Doch so ausgezeichnet Bären auch riechen können, so<br />

schlecht sehen sie. Deshalb kann es bei ungünstigem W<strong>in</strong>d passieren, dass Sie e<strong>in</strong>en Bären<br />

sehen, noch bevor er Sie bemerkt hat. In diesem Fall besteht absolut ke<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> zur Panik.<br />

Der Bär hat Sie noch nicht bemerkt<br />

Bleiben Sie ruhig stehen <strong>und</strong> machen Sie durch Reden auf sich aufmerksam. Laufen<br />

Sie nicht weg, der Bär wird den Rückzug antreten.<br />

Sie sehen e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Bären<br />

Das kann gefährlich werden, denn meist ist die Bärenmutter nicht weit. Diese ist, wie<br />

alle Mütter, besorgt um ihr Junges <strong>und</strong> durchaus bereit, es vor Ihnen zu verteidigen. Gehen<br />

Sie langsam <strong>und</strong> vorsichtig zurück!<br />

E<strong>in</strong> Bär richtet sich vor Ihnen auf<br />

Dies ist ke<strong>in</strong>e Drohgebärde! So schlecht Bären sehen, so neugierig s<strong>in</strong>d sie auch. Der<br />

Bär richtet sich auf, um die Lage zu erk<strong>und</strong>en. Auch hier gilt: Bleiben Sie stehen <strong>und</strong> machen<br />

Sie auf sich aufmerksam.<br />

Der Bär greift Sie an<br />

Legen Sie sich flach mit dem Bauch auf den Boden, die Hände <strong>in</strong> den Nacken. Der<br />

Bär wird Sie erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> feststellen, dass Sie ke<strong>in</strong>e Gefahr <strong>für</strong> ihn darstellen. Warten Sie,<br />

bis der Bär wieder weit genug weg ist.<br />

Was man besser nicht tun sollte:<br />

Füttern Sie ke<strong>in</strong>e Bären!<br />

229


Anhang C – Exkurse<br />

Abbildung 62: Bären sollten sich nicht an menschliche Futterquellen gewöhnen (© B&C Prommberger)<br />

230<br />

Bären s<strong>in</strong>d äußerst <strong>in</strong>telligente Tiere. Sie lernen rasch <strong>und</strong> merken sich den Menschen<br />

als praktische Futterquelle. E<strong>in</strong> harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch <strong>und</strong> Bär<br />

basiert jedoch auf der Scheu, die der Bär uns gegenüber hat.<br />

Werfen Sie ke<strong>in</strong>e Essensreste weg!<br />

Auch wenn Sie damit ke<strong>in</strong>en Bären anlocken wollen, die Versuchung ist <strong>für</strong> ihn allzu<br />

groß. Auch H<strong>und</strong>efutter, Fischfutter <strong>und</strong> Abfälle s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> den Bären e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />

Nahrungsangebot.<br />

Locken Sie ke<strong>in</strong>e Bären an!<br />

Bären zu locken, um sie zu fotografieren oder e<strong>in</strong>fach nur zu beobachten, ist falsch<br />

verstandene Bärenliebe <strong>und</strong> kann äußerst gefährlich werden!“


Anhang C – Exkurse<br />

Vorbeugung <strong>und</strong> Schutzmaßnahmen<br />

In vergangenen Zeiten war Vieh die Lebensgr<strong>und</strong>lage vieler kle<strong>in</strong>bäuerlicher<br />

Familien, <strong>und</strong> die Angriffe der großen Räuber waren <strong>in</strong> der Lage, diese Existenzgr<strong>und</strong>lage <strong>in</strong><br />

nur e<strong>in</strong>er Nacht zu vernichten. So sahen sich die Menschen gezwungen, effiziente Schutzmaßnahmen<br />

zu entwickeln. Heute s<strong>in</strong>d die großen Räuber aus weiten Teilen <strong>Europa</strong>s seit<br />

mehr als h<strong>und</strong>ert Jahren ausgerottet, <strong>und</strong> die alten Traditionen s<strong>in</strong>d dort <strong>in</strong> Vergessenheit<br />

geraten.<br />

Nebenerwerbsviehzüchter haben <strong>in</strong> den letzten Jahren stark zugenommen, <strong>und</strong> sie<br />

haben weder die Zeit noch die Mittel, ihre Tiere angemessen zu schützen. Außerdem s<strong>in</strong>d<br />

diese Menschen meist sehr unerfahren.<br />

Und heute, da Wolf <strong>und</strong> Bär wieder <strong>in</strong> der Nähe s<strong>in</strong>d, ist es <strong>für</strong> die Tierzüchter nötig,<br />

dorth<strong>in</strong> zu schauen, wo diese Methoden noch überlebt haben, <strong>und</strong> sie neu zu entdecken.<br />

Schäfer, Herdenschutzh<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Schuppen haben ihren Nutzen wiedergef<strong>und</strong>en. Doch<br />

<strong>in</strong>zwischen bietet auch die Technik neue Methoden, <strong>und</strong> heute bieten elektrische Zäune oder<br />

starke Halskrausen den Tieren <strong>und</strong> Bienenstöcken Schutz.<br />

Der Schutz der Herden <strong>in</strong> den Ländern <strong>Europa</strong>s<br />

Die Schutzmaßnahmen variieren sehr stark, nicht nur zwischen den Ländern, sondern<br />

auch zwischen e<strong>in</strong>zelnen Regionen. Milchschafe werden auch viel <strong>in</strong>tensiver vom Menschen<br />

kontrolliert als Fleischschafe, die oft den ganzen Sommer frei grasen dürfen. Aber zunächst<br />

e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong>ige Länder <strong>Europa</strong>s. Diese Informationen s<strong>in</strong>d aber meist auf dem<br />

Stand von 1996 (KACZENSKY 1996). Es bleibt zu hoffen, dass <strong>in</strong>zwischen zusätzliche<br />

Maßnahmen getroffen wurden.<br />

Frankreich<br />

Heute s<strong>in</strong>d die alten Schutztechniken weitgehend <strong>in</strong> Vergessenheit geraten. Im<br />

Nationalpark von Mercantour grasen riesige Herden von 1000 bis 3000 Schafen frei den<br />

ganzen Sommer im Wolfsgebiet. Schutzh<strong>und</strong>e waren 1996 noch selten. Die Schafe wurden<br />

hauptsächlich wegen des Fleisches gehalten, <strong>und</strong> mit bis zu 70% subventioniert.<br />

231


Anhang C – Exkurse<br />

Italien<br />

232<br />

In den traditionellen Wolfsgebieten haben sich die alten Traditionen zum Teil bewahrt.<br />

Die Herden werden von e<strong>in</strong>em Schäfer <strong>und</strong> m<strong>in</strong>destens zwei H<strong>und</strong>en bewacht, <strong>und</strong> sie zählen<br />

selten mehr als 300 Schafe. Die Herden werden bei Nacht oder bei Nebel <strong>in</strong> Scheunen<br />

gehalten.<br />

Außerhalb der traditionellen Wolfsgebiete gibt es selten Schutz. Und selbst wenn, s<strong>in</strong>d<br />

die Methoden <strong>in</strong>effizient; unerfahrene Schäfer mit unerfahrenen H<strong>und</strong>en wachen über 1000<br />

bis 2000 Schafe.<br />

Rumänien<br />

Hier leben die größten europäischen Populationen an Bären, Wölfen <strong>und</strong> Luchsen<br />

außerhalb Russlands, <strong>und</strong> die alten Techniken s<strong>in</strong>d auch heute noch im Gebrauch.<br />

Professionelle Schäfer mit vielen (aber meist unausgebildeten) H<strong>und</strong>en wachen über 100 bis<br />

1000 Schafe, <strong>und</strong> heuern sich notfalls Helfer an.<br />

Nachts werden die Schafe auf e<strong>in</strong>er Weide gehalten, <strong>und</strong> der Schäfer schläft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Hütte daneben. Schäfer <strong>und</strong> Besitzer haben gelernt, e<strong>in</strong>ige Verluste durch Räuber zu<br />

tolerieren, doch wenn die Schäden überhand nehmen, wird nicht selten zu Wilderei gegriffen,<br />

besonders seit die Wolfspopulation unter ganzjährigem Schutz steht. Die Dorfgeme<strong>in</strong>schaften<br />

<strong>in</strong> den Karpaten s<strong>in</strong>d kle<strong>in</strong>, <strong>und</strong> Schäfer <strong>und</strong> Jäger kennen e<strong>in</strong>ander, wenn sie nicht sogar<br />

verwandt s<strong>in</strong>d.<br />

Slowakei<br />

Auch hier s<strong>in</strong>d die alten Methoden noch nicht verloren gegangen, <strong>und</strong> speziell<br />

tra<strong>in</strong>ierte Herdenschutzh<strong>und</strong>e helfen den Berufsschäfern, Wolf, Bär <strong>und</strong> Luchs fernzuhalten.<br />

Es zeigte sich, dass gut tra<strong>in</strong>ierte Schutzh<strong>und</strong>e, die permanent bei der Herde bleiben, e<strong>in</strong>en<br />

guten Schutz bieten. Sie beg<strong>in</strong>nen bereits zu bellen, wenn Wölfe näher als 300 m an die Herde<br />

herankommen. Leider werden sie immer noch häufig angekettet. Versuche zeigten hier, dass<br />

freilaufende H<strong>und</strong>e effektiver s<strong>in</strong>d als angekettete, die aber doch meist besseren Schutz boten<br />

als gar ke<strong>in</strong>e H<strong>und</strong>e.<br />

Norwegen <strong>und</strong> Schweden<br />

Hier ist die Besiedelung ländlicher Gebiete erwünscht <strong>und</strong> wird stark subventioniert.<br />

In den letzten 100 Jahren nahm die Schafhaltung zu, während die Räuber abnahmen. Sie ist<br />

erwünscht <strong>und</strong> gefördert, so dass 1996 2,2 Millionen Schafe ungeschützt <strong>in</strong> Norwegen<br />

grasten.


Anhang C – Exkurse<br />

Die Herden werden selten kontrolliert, <strong>und</strong> das meist nur bei Tag. Herdenh<strong>und</strong>e wie<br />

Collies werden manchmal verwendet, aber Schutzh<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d unbekannt, <strong>und</strong> wurden<br />

traditionell auch noch nie benützt.<br />

In Schweden wiederum gibt es weniger Anreize, ländliche Gegenden zu besiedeln,<br />

<strong>und</strong> viele Wiesen wurden wieder aufgeforstet. Die Dichte an Menschen <strong>und</strong> Schafen <strong>in</strong> den<br />

ländlichen Gegenden ist dementsprechend <strong>in</strong> Schweden viel kle<strong>in</strong>er. So kommt es, dass <strong>in</strong><br />

Norwegen 15 Bären pro Jahr über 2000 Schafe reißen können, während 700 Bären <strong>in</strong><br />

Schweden nur etwa 100 Schafe töteten (KACZENSKY 1996).<br />

Schutzmethoden<br />

Bewachung <strong>und</strong> Herdenschutzh<strong>und</strong>e<br />

Bei kle<strong>in</strong>eren Herden von 100 bis 200 Schafen s<strong>in</strong>d Herdenschutzh<strong>und</strong>e sehr effektiv.<br />

Doch dazu müssen auch e<strong>in</strong>ige Umstände beachtet werden. Die Herden müssen überschaubar<br />

bleiben, <strong>und</strong> am besten <strong>in</strong> offenen Flächen gehalten werden, wo die H<strong>und</strong>e sich nähernde<br />

Räuber bemerken können. So können die Herden bei Tag beschützt werden. Doch die meisten<br />

Raubtierangriffe f<strong>in</strong>den bei Nacht oder bei Dämmerung statt, wenn die meisten Räuber aktiv<br />

s<strong>in</strong>d. Freilaufende Wachh<strong>und</strong>e sollten deswegen jederzeit anwesend se<strong>in</strong>, um Räuber zu orten<br />

<strong>und</strong> abzuschrecken. Rumänische Schäfer erzählten, dass Herdenschutzh<strong>und</strong>e besonders<br />

effektiv s<strong>in</strong>d, wenn sich der Schäfer <strong>in</strong> der Nähe aufhält <strong>und</strong> sich durch Rufe <strong>und</strong> Licht<br />

bemerkbar macht, während die meist menschenscheuen Räuber dann besonders abgeschreckt<br />

werden (Bratu, pers. Mitteilung.).<br />

Doch ist der E<strong>in</strong>satz von H<strong>und</strong>en auch nicht unproblematisch, da es sich dabei um<br />

nicht sehr „soziale“ H<strong>und</strong>e handelt, die jeden angreifen werden, der sich ihrem Rudel, also der<br />

Herde, nähert. Besonders <strong>in</strong> dichtbesiedelten Gebieten könnte das bei Tag problematisch se<strong>in</strong>.<br />

Mehr dazu im Exkurs über die H<strong>und</strong>ehaltung.<br />

Doch entstehen Probleme auch aus der unterschiedlichen Bewachung unterschiedlicher<br />

Haustiere. Obwohl Schafe manchmal geschützt werden, lässt man R<strong>in</strong>der <strong>und</strong><br />

Pferde oft gänzlich unbeaufsichtigt. Das ist gefährlich, denn es könnte die Raubtiere<br />

motivieren, ihre Angriffe umzustellen, <strong>und</strong> die leichtere Beute zu jagen.<br />

233


Anhang C – Exkurse<br />

Zäunung<br />

234<br />

Bei Nacht könnten die Schafe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er soliden Scheune oder h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Zaun<br />

gehalten werden. Wenn die Schafe auf der Weide bleiben sollen, dann sollten entweder<br />

elektrische Zäune aufgestellt werden, oder die Schäfer sollten bei der Herde schlafen.<br />

Damit e<strong>in</strong> herkömmlicher Zaun die Wölfe draußen hält, sollte er hoch se<strong>in</strong> (etwa 2 m),<br />

engmaschig <strong>und</strong> (ganz wichtig) im Boden e<strong>in</strong>gegraben se<strong>in</strong>; sonst graben sich die Tiere unten<br />

durch. So e<strong>in</strong> Zaun ist aber nicht nur teuer <strong>und</strong> arbeitsaufwändig, sondern auch nicht mehr<br />

mobil.<br />

Dort wo Mobilität erwüscht ist, haben sich Elektrozäune als wirkungsvoll erwiesen,<br />

wie sie schon öfters <strong>in</strong> der Landwirtschaft Verwendung f<strong>in</strong>den. Sie s<strong>in</strong>d sehr effektiv gegen<br />

Beutegreifer <strong>und</strong> ihr Auf- <strong>und</strong> Abbau gehen schnell (PROMBERGER et al 1994). Dadurch<br />

bieten sie auch <strong>in</strong> der Wanderschäferei die sicherste Methode.<br />

Abschreckung<br />

Hier wurden bereits viele Methoden getestet, wie z.B. chemische Mittel, Sirenen,<br />

Warnlichter oder Schafglocken, aber alle waren nur z.T. erfolgreich <strong>und</strong> die Räuber<br />

gewöhnten sich schnell daran.<br />

Vergrämung <strong>und</strong> konditionierte Aversion<br />

Vergrämung ist e<strong>in</strong>e geeignete Methode, Bären wieder vorsichtiger zu machen, die im<br />

Begriff s<strong>in</strong>d, ihre Menschenscheu zu verlieren (RAUER et al., 2001, BRAUNBÄR LIFE<br />

1997). Aber die Kosten s<strong>in</strong>d beträchtlich, da meistens e<strong>in</strong>e tra<strong>in</strong>ierte, mehrköpfige<br />

E<strong>in</strong>greiftruppe zum E<strong>in</strong>satz kommt, die meist mehrere Tage unterwegs se<strong>in</strong> kann.<br />

Es wurde schon versucht, Wölfe mit milden Giften <strong>in</strong> Schafkadavern gegen Schafe zu<br />

konditionieren. Sie sollten den negativen Geschmack mit Schafsfleisch verb<strong>in</strong>den, so dass sie<br />

Schafe nicht mehr als Beute betrachten. Doch die Methode ist noch nicht ausgereift, auch<br />

wenn sie erfolgversprechend ansetzt (PROMBERGER et al 1994).<br />

Damit eignen sich beide Methoden nur wenn die Angriffe selten s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> von e<strong>in</strong>em<br />

wertvollen Tier gemacht werden, das es zu schützen gilt, z.B. e<strong>in</strong> Weibchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

gefährdeten Population. Doch ist es nicht e<strong>in</strong>fach, das richtige Tier zu erwischen, <strong>und</strong> das<br />

auch noch, bevor das Verhalten gefestigt ist.


Anhang C – Exkurse<br />

Halsbänder<br />

Schutzhalsbänder aus dickem Leder, mit Dornen oder mit aversivem Duft, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

günstige Methode gegen Luchse, aber bei Bären <strong>und</strong> Wölfen wohl <strong>in</strong>effektiv (KACZENSKY<br />

1996).<br />

Halsbänder mit kle<strong>in</strong>en Giftladungen könnten gegen e<strong>in</strong>zelne Problemräuber<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden, die sich anderweitig nicht fangen lassen. Leider birgt diese Methode e<strong>in</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>es Risiko, das sich kaum e<strong>in</strong>schätzen lässt.<br />

R<strong>in</strong>der statt Schafe?<br />

Diese Frage ist nicht e<strong>in</strong>fach zu beantworten.<br />

In fast allen Regionen s<strong>in</strong>d Schafe die Hauptbeute von Luchs, Bär <strong>und</strong> Wolf, doch<br />

meist gibt es auch weitaus weniger R<strong>in</strong>der. Es ist unklar, was passieren würde, wenn die<br />

R<strong>in</strong>der weitaus <strong>in</strong> der Mehrzahl wären, besonders wenn R<strong>in</strong>der ihrerseits nicht ausreichend<br />

bewacht werden. Es ist gut möglich, dass die Räuber sich umstellen könnten.<br />

Außerdem sollte man bedenken, dass e<strong>in</strong>e Kuh auch weitaus wertvoller als e<strong>in</strong> Schaf<br />

ist. So könnte der Verlust weniger Kühe weitaus schlimmer als der Verlust vieler Schafe se<strong>in</strong>,<br />

<strong>in</strong> ökonomischer als auch <strong>in</strong> psychologischer <strong>und</strong> öffentlicher H<strong>in</strong>sicht.<br />

Wenige Kühe s<strong>in</strong>d aber leichter zu bewachen als viele Schafe, <strong>und</strong> der Luchs könnte<br />

höchstens noch kle<strong>in</strong>e Kälber reißen, wenn überhaupt. Außerdem würde das Risiko weiter<br />

s<strong>in</strong>ken, wenn die Tiere bei Nacht <strong>in</strong> sichere Schuppen oder h<strong>in</strong>ter Zäune gebracht würden.<br />

Doch letztlich ist die Frage „R<strong>in</strong>der oder Schafe?“ eher theoretisch, denn <strong>für</strong> viele<br />

Schafzüchter ist es e<strong>in</strong>e Frage der Tradition, <strong>und</strong> viele werden nicht bereit se<strong>in</strong>, sich wegen<br />

dem Bären oder dem Wolf umzustellen.<br />

Fütterung<br />

In mehreren Ländern mit hohen Bärenpopulationen werden die Bären gefüttert (<strong>in</strong> der<br />

slowenischen Bärenkernzone, Rumänien, Slowakei, Polen, <strong>in</strong> den italienischen Abruzzen),<br />

auch um sie von Vieh fernzuhalten. Doch wie stark sich das letztlich auswirkt ist noch kaum<br />

untersucht. Wenn diese Fütterung <strong>in</strong> entlegenen Gebieten stattf<strong>in</strong>det, kann sie zur<br />

Konzentration der Bären weitab von Herden führen, <strong>und</strong> gleichzeitig nicht die Tiere auf den<br />

Menschen konditionieren.<br />

Das wird aber sicher nicht mit dem Luchs funktionieren. Er frisst nur das, was er<br />

selbst getötet hat.<br />

235


Anhang C – Exkurse<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en hilft e<strong>in</strong>e hohe Beutedichte sicher wesentlich, die Schäden durch<br />

Raubtiere zu reduzieren, besonders wenn Herden gleichzeitig bewacht werden.<br />

Zonenmanagement<br />

In Slowenien, Norwegen <strong>und</strong> F<strong>in</strong>nland gibt es unterschiedliche Zonen des<br />

Bärenmanagements. Hier gibt es e<strong>in</strong> Kerngebiet, <strong>in</strong>dem die Jagd auf Bären strikt reguliert ist.<br />

In allen anderen Gebieten dürfen Bären z.T. ohne E<strong>in</strong>schränkungen gejagt werden.<br />

Dieses System funktioniert ganz gut, wenn der Schutz <strong>in</strong> Gegenden mit hohem<br />

Konfliktpotenzial, also mit <strong>in</strong>tensiver Viehhaltung, gelockert wird. So werden Konflikte<br />

vermieden, <strong>und</strong> die Menschen fühlen sich beim Tierschutz berücksichtigt.<br />

Es wird sowieso schwierig se<strong>in</strong>, Akzeptanz <strong>für</strong> irgende<strong>in</strong>e Veränderung zu f<strong>in</strong>den.<br />

Und das gilt <strong>für</strong> alle Seiten. Auch von Seiten des Tierschutzes muss akzeptiert werden, dass es<br />

Gebiete gibt, die so <strong>in</strong>tensiv genützt werden, dass sie mit dem Schutz der großen Carnivoren<br />

unvere<strong>in</strong>bar s<strong>in</strong>d. Das Konfliktpotenzial hier ist so hoch, das Räuber, die sich <strong>in</strong> dieses Gebiet<br />

bewegen, kontrolliert werden müssen. Die Konflikte könnten ansonsten leicht die<br />

Schutzbemühungen <strong>in</strong> viel besser geeigneten Arealen gefährden, <strong>in</strong>dem sich die öffentliche<br />

Me<strong>in</strong>ung gegen die Räuber dreht.<br />

236


Anhang C – Exkurse<br />

Entschädigungssysteme<br />

Alle Länder, <strong>in</strong> denen Populationen von Raubtieren leben oder e<strong>in</strong>gebürgert wurden,<br />

haben bis zu e<strong>in</strong>em gewissen Grad Erfahrungen mit Angriffen auf Haustieren gemacht. Man<br />

würde erwarten, dass mit der Zunahme des Lebensstandards auch die Toleranz gegenüber den<br />

großen Raubtieren zunehmen würde. Besonders die Schafzucht wird wesentlich durch<br />

Subventionen gefördert. Und trotzdem ist Toleranz selten, auch weil die Bauern <strong>in</strong> vielen<br />

Regionen verlernt haben, mit den Großräubern zusammen zu leben.<br />

Der Schutz der großen Raubtiere hängt wesentlich vom wahrgenommenen<br />

Gefahrenpotenzial der Tiere ab, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es der wesentlichen Faktoren dessen s<strong>in</strong>d die Angriffe<br />

auf Haustiere. In den meisten Ländern <strong>Europa</strong>s werden deshalb Viehzüchter <strong>für</strong> ihre Verluste<br />

entschädigt. Es gibt viele verschiedene Systeme zur Schadensregelung, denn jedes Land hat<br />

se<strong>in</strong> eigenes, <strong>und</strong> obwohl manche besser akzeptiert werden als andere, so ist die perfekte<br />

Lösung noch nicht gef<strong>und</strong>en worden.<br />

Entschädigungssysteme <strong>in</strong> den Ländern <strong>Europa</strong>s<br />

Als erst e<strong>in</strong>mal betrachten wir e<strong>in</strong>ige Beispiele, die allerd<strong>in</strong>gs meist auf dem Stand von<br />

1996 s<strong>in</strong>d (KACZENSKY 1996). Es bleibt zu hoffen, dass manche der Schwachstellen <strong>und</strong><br />

Probleme <strong>in</strong>zwischen beseitigt s<strong>in</strong>d.<br />

Österreich<br />

Hohe Schäden durch Bären <strong>in</strong> 3 B<strong>und</strong>esländern trafen 1994 die Behörden<br />

unvorbereitet, <strong>und</strong> die Bevölkerung war verunsichert. Die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Braunbär Life<br />

entstand, um e<strong>in</strong>en Managementplan <strong>für</strong> den Braunbären <strong>in</strong> Österreich zu entwickeln. Im<br />

Rahmen dieses Managementplans wurde auch das System der Entschädigungszahlungen neu<br />

geregelt.<br />

Die Begutachtung der Schäden <strong>und</strong> die Information der Interessengruppen wird durch<br />

hauptamtliche <strong>und</strong> geschulte Bärenanwälte übernommen, die auch den Geschädigten mit Rat<br />

zur Seite stehen. Die Schäden werden von unabhängigen Versicherungen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen<br />

B<strong>und</strong>esländern abgedeckt. Die Schadensabgeltung soll <strong>in</strong>nerhalb von drei Monaten<br />

abgewickelt se<strong>in</strong>, doch Folgeschäden, wie entgangene Verdienste, oder der Zeitaufwand <strong>für</strong><br />

237


Anhang C – Exkurse<br />

die Schadensabwicklung werden nicht ersetzt, genauso wenig wie Schäden an Gatterwild<br />

(BRAUNBÄR LIFE 1997).<br />

Frankreich<br />

In Frankreich gibt es kle<strong>in</strong>e Populationen aller drei Großräuber; Wölfe <strong>in</strong> den Alpen,<br />

Luchsen <strong>in</strong> den Alpen, den Vogesen <strong>und</strong> im Jura, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Bärenpopulation <strong>in</strong> den<br />

Pyrenäen, die aber wahrsche<strong>in</strong>lich bereits ausgestorben ist.<br />

Bei Luchsschäden bezahlte 1996 der Französische Fond <strong>für</strong> Natur <strong>und</strong> Umwelt, e<strong>in</strong>e<br />

NGO die vom französischen Staat subventioniert wird. Die Gutachter s<strong>in</strong>d gut tra<strong>in</strong>ierte<br />

Experten, <strong>und</strong> die Besitzer werden mit dem Marktpreis entschädigt. Es wird auch e<strong>in</strong><br />

Aufschlag <strong>für</strong> die zusätzlich entstandenen Kosten <strong>und</strong> Mühen gezahlt (maximal 285,- US$ <strong>in</strong><br />

1996), aber auf das Geld wartet der Geschädigte zwischen 1 <strong>und</strong> 12 Monaten.<br />

Wolfsschäden werden ebenfalls vom Französischen Fond <strong>für</strong> Natur <strong>und</strong> Umwelt<br />

bezahlt, <strong>und</strong> von Experten geprüft. Der Marktpreis wird erstattet, aber nur zu 75%, wenn es<br />

unklar ist, ob Wölfe oder H<strong>und</strong>e <strong>für</strong> den Riss verantwortlich waren. Vermisste Tiere werden<br />

nicht erstattet.<br />

Auch bei Bären werden ke<strong>in</strong>e verlorenen Tiere entschädigt, aber der Bauer erhält bis<br />

zum doppelten Wert des Fleischpreises direkt vom Staat. Wildhüter des Nationalparks<br />

Pyrenäen waren damals <strong>für</strong> die Überprüfung der Risse verantwortlich.<br />

Italien<br />

Hier waren 1996 die e<strong>in</strong>zelnen Länder <strong>für</strong> die Entschädigungszahlungen<br />

verantwortlich, <strong>und</strong> so variierten die Systeme entsprechend. Um den großen Problem<br />

verwilderter H<strong>und</strong>e Herr zu werden, wurden Schäden durch H<strong>und</strong> <strong>und</strong> Wolf seit 1995<br />

gleichermaßen entschädigt (KACZENSKY 1996). Wenn der Riss durch e<strong>in</strong>en Wolf oder Bär<br />

bestätigt wurde, erhielten Bauern den Marktpreis, aber dies dauerte manchmal sehr lange.<br />

Wenn der Entschädigungsfond aufgebraucht war, wurden die Zahlungen auf dem nächsten<br />

Abrechnungsjahr verschoben, <strong>und</strong> so konnte es mehrere Jahre dauern, bis e<strong>in</strong> Geschädigter<br />

se<strong>in</strong> Geld bekam.<br />

Rumänien<br />

In Rumänien zahlt die Forstverwaltung <strong>für</strong> die Schäden durch alle drei Räuber. Um<br />

e<strong>in</strong>e Entschädigung zu bekommen musste der Kadaver <strong>in</strong> die Stadt gebracht werden, wo er<br />

von e<strong>in</strong>em Wildtiermanager untersucht wurde. Dieser besaß e<strong>in</strong> Diplom <strong>in</strong> Biologie, doch<br />

ke<strong>in</strong>e weitere spezielle Ausbildung. Wenn der Riss bestätigt war, erhielt der Geschädigte e<strong>in</strong>e<br />

238


Anhang C – Exkurse<br />

vor vielen Jahren festgesetzte Entschädigungssumme. Durch die enorme Inflation war diese<br />

Summe bereits 1996 lächerlich ger<strong>in</strong>g: 0.70$ <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e gerissene Kuh. Zu dieser Zeit verlangte<br />

schon niemand mehr e<strong>in</strong>e Entschädigung.<br />

Spanien<br />

Die Entschädigung ist, genauso wie das Wildtiermanagement, hier regional geregelt,<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> landesweites System <strong>für</strong> die Entschädigung von Wolfs- oder Bärenrisse gibt es nicht.<br />

In manchen Landkreisen wird e<strong>in</strong>e Entschädigung gezahlt, doch <strong>in</strong> den meisten nicht, <strong>und</strong> nur<br />

etwa 25% der Schäden durch den Wolf werden <strong>in</strong> Spanien entschädigt; manchmal sogar viel<br />

weniger.<br />

Auch <strong>für</strong> den Bären zahlen die Kommunen, <strong>und</strong> Wildhüter untersuchen die<br />

Ansprüche, ohne vorher e<strong>in</strong>e spezielle Ausbildung erhalten zu haben. So entstanden auch<br />

bewusste Fehl<strong>in</strong>terpretationen (Wolf als Bär identifiziert), oder es blieb die Ungewissheit, ob<br />

e<strong>in</strong> Tier von e<strong>in</strong>em Bären gerissen oder nur später angefressen wurde. Ersetzt wurden 1996<br />

100% des Marktwertes, + 20% <strong>für</strong> zusätzliche Kosten <strong>und</strong> Mühen. Auch hier wurden<br />

vermisste Tiere damals nicht entschädigt.<br />

Probleme bei Entschädigungssystemen.<br />

Wie man sieht, müssen bei der Aufstellung von Entschädigungssystemen viele<br />

Schwierigkeiten bedacht <strong>und</strong> überw<strong>und</strong>en werden.<br />

Die Entschädigungssumme<br />

E<strong>in</strong>e angemessene Entschädigung ist e<strong>in</strong>e der Kernvoraussetzungen <strong>für</strong> das<br />

Funktionieren des Systems.<br />

Der Besitzer hat nicht nur e<strong>in</strong> totes Tier, sondern auch die Mühe, nun den<br />

bürokratischen Weg zu gehen, den Riss untersuchen zu lassen, <strong>und</strong> auf se<strong>in</strong> Geld zu warten.<br />

Und selbst wenn das gerissene Tier mit dem gängigen Marktpreis entschädigt wird, ist es<br />

nicht gesagt, dass se<strong>in</strong>em Besitzer dadurch ke<strong>in</strong>e Gew<strong>in</strong>ne wie z.B. <strong>in</strong> Milch, Wolle oder<br />

zukünftigem Zuwachs entgehen.<br />

Es sollten genügend Mittel zur Verfügung gestellt werden, damit sich der Geschädigte<br />

zum<strong>in</strong>dest angemessen entschädigt fühlt. E<strong>in</strong>e Situation wie <strong>in</strong> Rumänien 1996 ist sicherlich<br />

untragbar <strong>und</strong> <strong>in</strong> hohem Maße konfliktträchtig.<br />

239


Anhang C – Exkurse<br />

240<br />

Selbstverständlich sollte auch darauf geachtet werden, dass möglichst alle Ansprüche<br />

abgegolten werden, <strong>und</strong> sich die Menschen mit ihrem berechtigten Anspruch nicht alle<strong>in</strong><br />

gelassen fühlen.<br />

Die Dauer des Verfahrens<br />

Mehrere Jahre auf se<strong>in</strong> Geld warten zu müssen ist sehr ärgerlich, besonders wenn die<br />

Summe ebenfalls nicht als angemessen empf<strong>und</strong>en wird.<br />

Ausbildung der Gutachter<br />

Es gibt außer Wolf oder Luchs auch noch andere Räuber <strong>in</strong> unseren Wäldern, <strong>und</strong><br />

auch H<strong>und</strong>e, Füchse, Greifvögel <strong>und</strong> Raben s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> Schäden unter den Haustieren<br />

verantwortlich. Die Ausbildung der Gutachter, Raubtierrisse sicher zu erkennen <strong>und</strong> zu<br />

dokumentieren, spart hier bares Geld.<br />

Doch leider ist e<strong>in</strong>e umfassende Ausbildung der Gutachter, wie sie z.B. <strong>in</strong> der<br />

Schweiz praktiziert wird, e<strong>in</strong>e Ausnahme. Dort werden Kurse organisiert, <strong>und</strong> es gibt e<strong>in</strong>e<br />

Broschüre <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Video <strong>für</strong> die Gutachter von Raubtierrissen.<br />

Verwilderte H<strong>und</strong>e<br />

Die Risse von H<strong>und</strong> <strong>und</strong> Wolf s<strong>in</strong>d oft auch von Experten nicht mehr ause<strong>in</strong>ander zu<br />

halten. Dagegen gibt es eigentlich ke<strong>in</strong>e wirklich praktikable Lösung. E<strong>in</strong>e korrekte<br />

Identifizierung ist meist zu aufwändig (<strong>und</strong> damit zu kostspielig), besonders <strong>in</strong> Ländern wie<br />

Italien, wo verwilderte H<strong>und</strong>e weitaus häufiger s<strong>in</strong>d als Wölfe. Genauso wäre die<br />

Verweigerung e<strong>in</strong>er Entschädigung unklug, denn die Menschen akzeptieren meist das<br />

Argument der H<strong>und</strong>e nicht, <strong>und</strong> schieben die Schuld dem Wolf zu. Manche Länder, wie<br />

Frankreich, zahlen im Falle e<strong>in</strong>es Zweifels 75%, andere, wie Italien, entschädigen H<strong>und</strong>e- <strong>und</strong><br />

Wolfsrisse gleichermaßen. Beides ist nicht optimal, doch sicherlich nötig um die öffentliche<br />

Me<strong>in</strong>ung nicht weiter gegen die großen Raubtiere aufzubr<strong>in</strong>gen.<br />

Am meisten Erfolg verspricht e<strong>in</strong>e gleichzeitige entschlossene Bekämpfung<br />

verwilderter H<strong>und</strong>e: durch die Jagd, durch selektive Fangmethoden <strong>und</strong> durch den Entzug<br />

anthropogener Futterquellen, wie z.B. offene Müllhalden.<br />

Bevorzugte Räuber<br />

Das bedeutet, das Risse e<strong>in</strong>es Räubers viel „lieber“ identifiziert werden, denn <strong>für</strong><br />

andere Räuber gibt es weniger oder gar ke<strong>in</strong>e Entschädigung. Das passiert z.B. häufig <strong>in</strong><br />

Polen, wo Luchs- <strong>und</strong> Wolfsschäden gar nicht entschädigt werden, Bärenrisse aber schon.


Anhang C – Exkurse<br />

Diese Praxis hat gleich drei Nachteile. Erstens entstehen dem Entschädigungszahler<br />

unbegründete Mehrkosten. Zweitens werden so die Statistiken verfälscht <strong>und</strong> damit<br />

Managementmaßnahmen <strong>und</strong> Monitor<strong>in</strong>g erschwert. Und drittens sollte man bedenken, dass<br />

Entschädigungen meist nur <strong>für</strong> geschützte Arten gezahlt werden. So entsteht schnell e<strong>in</strong><br />

negatives Bild des Artenschutzes, genauso wie des geschützten Tieres, <strong>in</strong> der Presse <strong>und</strong><br />

somit auch <strong>in</strong> der breiten Öffentlichkeit, die von den Praktiken h<strong>in</strong>ter den Kulissen wenig<br />

mitbekommt.<br />

Fazit<br />

Heilen ist gut, Vorbeugen ist besser. Natürlich sollte e<strong>in</strong> Entschädigungssystem versuchen,<br />

so viele der oben genannten Schwierigkeiten wie möglich zu lösen, doch die Förderung<br />

von Schutzmaßnahmen ist längerfristig die bessere Lösung. Die Entschädigungszahlungen<br />

können dazu beitragen, <strong>in</strong>dem bei fehlenden Schutzmaßnahmen weniger Entschädigung<br />

bezahlt wird, oder es bei vorhandenen Schutzmaßnahmen Prämien gibt. Die<br />

Menschen müssen wieder lernen, mit den großen Räubern zusammen zu leben.<br />

Doch das Wildtiermanagement darf sich nichts vormachen. Entschädigungssysteme<br />

bleiben unverzichtbar, denn auch die beste Prävention wird nie alle Schäden oder Konflikte<br />

vermeiden können. Auch <strong>in</strong> Zukunft werden Haustiere gerissen werden, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige der<br />

Raubtiere werden deswegen geschossen werden.<br />

241


Anhang C – Exkurse<br />

Die amerikanischen Luchsarten<br />

Lynx Rufus – Der Rotluchs.<br />

242<br />

Er ist der älteste Vertreter der Gattung Luchs <strong>und</strong> <strong>in</strong> Nordamerika von Nordmexiko bis<br />

<strong>in</strong> den Süden Kanadas zu f<strong>in</strong>den. Die anderen drei Luchsspezies teilen sich e<strong>in</strong>en<br />

geme<strong>in</strong>samen Vorfahren vor etwa 1,6 Mio. Jahren.<br />

Der Rotluchs erreicht im Durchschnitt e<strong>in</strong>e Schulterhöhe von 50 bis 60 cm, e<strong>in</strong>e<br />

Kopfrumpflänge von 65 bis 95 cm <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Gewicht von 9 bis 14 kg (KAPPELER 1987). Er<br />

führt e<strong>in</strong> sehr verborgenes Dase<strong>in</strong>, ist e<strong>in</strong>zelgängerisch <strong>und</strong> vorwiegend <strong>in</strong> der Dämmerung<br />

<strong>und</strong> nachts unterwegs. Wie die meisten Katzen ist auch der Rotluchs e<strong>in</strong> typischer<br />

Schleichjäger¸ zu se<strong>in</strong>en Hauptbeutetieren zählen Hasen, Kan<strong>in</strong>chen, Hörnchen, Ratten,<br />

Mäuse <strong>und</strong> Vögel aller Art.<br />

Lynx canadensis – Der kanadische Luchs<br />

Der Kanadaluchs ist dem eurasischen Luchs ähnlich, aber kle<strong>in</strong>er <strong>und</strong> mit nicht so<br />

stark ausgeprägten Flecken. Da<strong>für</strong> hat er besonders große Pfoten. Mit ihm teilt er sich auch<br />

e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Vorfahren.<br />

Der Lynx canadensis bevölkert Kanada <strong>und</strong> Alaska. Er hat bis zu 200 qkm große<br />

Reviere.<br />

Se<strong>in</strong>e Kopf-Rumpf-Länge geht bis 100 cm, Schwanzlänge bis 15 cm, während er e<strong>in</strong>e<br />

Schulterhöhe bis 70 cm, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Gewicht bis 20 kg erreicht. (PINSELOHREN 2005).<br />

Der kanadische Luchs ist ebenso wie der Pardelluchs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Beute spezialisiert, auf<br />

Hasen <strong>und</strong> Schneehasen, <strong>und</strong> daher stark von deren Population abhängig. Er frisst aber auch<br />

Rehe, Rentiere, Hasentiere, Nagetiere <strong>und</strong> Vögel.


Anhang C – Exkurse<br />

Die Situation der Kan<strong>in</strong>chen <strong>in</strong> Spanien<br />

Geschichte<br />

Seit 1950 werden die Kan<strong>in</strong>chen <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> von e<strong>in</strong>geschleppten Krankheiten geplagt;<br />

zuerst Myxomatosis, bald danach die virusbed<strong>in</strong>gte RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease).<br />

Myxomatose wurde 1952 von e<strong>in</strong>em Gärtner aus Australien e<strong>in</strong>geführt, um den<br />

Kan<strong>in</strong>chen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gemüsegarten zuleibe zu rücken. Sie breitete sich rasant über ganz<br />

<strong>Europa</strong> aus.<br />

In den letzten 40 Jahren kam es so durch mehrjährige zyklische Seuchenzüge zu e<strong>in</strong>em<br />

starken Niedergang der Wildkan<strong>in</strong>chenpopulationen auf der iberischen Halb<strong>in</strong>sel; so sollen im<br />

Nationalpark von Doñana mehr als 90% der Kan<strong>in</strong>chen verschw<strong>und</strong>en se<strong>in</strong>. Nun s<strong>in</strong>d sie<br />

überall selten <strong>und</strong> <strong>in</strong> suboptimalen Gegenden ganz verschw<strong>und</strong>en. Auch heute bricht<br />

Myxomatose jeden Sommer von neuem aus.<br />

In den 80er Jahren kam RHD h<strong>in</strong>zu, <strong>und</strong> <strong>in</strong> wenigen Jahren fielen die<br />

Individuenzahlen erneut dramatisch um über weitere 80%. Obgleich leichte Erholungen zu<br />

sehen s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d Kan<strong>in</strong>chen aus weiten Teilen der iberischen Halb<strong>in</strong>sel verschw<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

vielen anderen stehen sie am Rande des Aussterbens.<br />

RHD ist e<strong>in</strong>e Virus<strong>in</strong>fektion. Das Virus trat 1984 erstmalig <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a auf. RHD wird<br />

direkt oder <strong>in</strong>direkt übertragen. Übertragung durch Insekten wird angenommen. Wild- <strong>und</strong><br />

Hauskan<strong>in</strong>chen werden gleichermaßen betroffen. Das Virus hat e<strong>in</strong>e Inkubationszeit von 1-3<br />

Tagen. Symptome von RHD s<strong>in</strong>d: Apathie, Atembeschwerden, Fieber <strong>und</strong> Blutungen aus den<br />

Atemwegen (KANINCHEN 2005). Meist verenden die Tiere unter Erstickungskrämpfen.<br />

Probleme<br />

Das Aussterben der traditionellen Landnutzung mit e<strong>in</strong>er abwechslungsreichen<br />

Mischung von Feldern, Heideland <strong>und</strong> Äckern entzieht den Kan<strong>in</strong>chen ihren bevorzugten<br />

Lebensraum, verstärkt dadurch, dass Jäger, nun wo Kan<strong>in</strong>chen selten s<strong>in</strong>d, auf Hochwild<br />

umsteigen. Doch Schalenwild braucht Wälder als Deckung <strong>und</strong> immer mehr Kan<strong>in</strong>chenhabitat<br />

verschw<strong>in</strong>det <strong>in</strong> diesem Teufelskreis, um Wäldern Platz zu machen, <strong>in</strong> denen<br />

Kan<strong>in</strong>chen nicht gedeihen können.<br />

243


Anhang C – Exkurse<br />

244<br />

Doch <strong>in</strong> den Gegenden, <strong>in</strong> denen es noch Kan<strong>in</strong>chen gibt, werden diese regelmäßig<br />

überjagt, <strong>und</strong> die Entwicklung e<strong>in</strong>er Immunantwort zu Myxomatose <strong>und</strong> RHD möglicherweise<br />

verzögert.<br />

Wiederaufstockungen <strong>und</strong> Neubegründungen werden immer wieder unternommen,<br />

doch sie können neue Probleme mit sich br<strong>in</strong>gen, wie neue Krankheit oder neue Mutationen<br />

der alten Seuchen.<br />

Und letztlich br<strong>in</strong>gt die Urbanisierung neue Gefahren mit sich. Verwilderte Haustiere<br />

oder das Erstarken der Füchse durch das reichhaltige Futterangebot <strong>in</strong> den Abfällen der<br />

Menschen setzen den Kan<strong>in</strong>chen weiter zu.<br />

Lösungsmöglichkeiten<br />

Die Wildkan<strong>in</strong>chen s<strong>in</strong>d derzeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Abwärtsspirale gefangen, die nur durch e<strong>in</strong>en<br />

ganzen Maßnahmenkatalog durchbrochen werden kann. Die Bekämpfung der Krankheiten ist<br />

wichtig, doch W<strong>und</strong>er kann die Mediz<strong>in</strong> hier nicht br<strong>in</strong>gen.<br />

Die Methoden des Niederwildmanagements s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weiterer Schlüsselpunkt. Die Jagd<br />

sollte im Sommer e<strong>in</strong>gestellt werden, damit krankheitsresistente Tiere die Chance haben, sich<br />

zu vermehren. Auch sollte die Regierung die Niederwildjagd fördern, besonders <strong>in</strong> Spanien.<br />

Richtl<strong>in</strong>ien zur Kan<strong>in</strong>chenerholung sollten beschlossen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e weitere Erforschung ihrer<br />

Ökologie gefördert werden.<br />

Die Räuberkontrolle, meist nicht selektiv <strong>und</strong> auch gesetzlich verboten (da viele<br />

Räuber selber unter Schutz stehen), br<strong>in</strong>gt nur kurzfristige Erfolge <strong>und</strong> sollte am besten<br />

aufgegeben werden, was nur durch scharfe Kontrollen der Fallenjagd durchgesetzt werden<br />

kann. Generalisten wie Füchse oder Wildschwe<strong>in</strong>e, aber auch verwilderte H<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Katzen<br />

sollten gezielt bekämpft werden, <strong>in</strong>dem ihnen künstliche Futterquellen entzogen werden, um<br />

ihre Populationen nicht über natürlich tragbare Maße ausufern zu lassen.


Anhang D – L<strong>in</strong>kliste<br />

Anhang D : L<strong>in</strong>kliste<br />

Allgeme<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>ks<br />

Large Carnivore Initiative for Europe<br />

Die LCIE ist e<strong>in</strong> Netzwerk europäischer Experten <strong>und</strong> Organisationen aus 25 Ländern. Sie<br />

arbeitet auf das Ziel h<strong>in</strong>, große, lebensfähige Populationen der großen Räuber <strong>in</strong> Koexistenz<br />

mit dem Menschen zu etablieren. Die LCIE ist e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe unter der SSC (Species<br />

Survivial Commission) der IUCN.<br />

Diese Seite be<strong>in</strong>haltet sehr viel Interessantes zu allen Arten, die <strong>in</strong> diesem Kurs behandelt<br />

werden: Bilder, L<strong>in</strong>ks, <strong>und</strong> auch aktuelle Informationen zum Artenschutz der großen<br />

Carnivoren.<br />

http://www.lcie.org/<br />

H<strong>und</strong>ekosmos.de<br />

E<strong>in</strong>e Seite mit prägnanten Beschreibungen von Hüte- <strong>und</strong> Herdenschutzh<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ihren<br />

unterschiedlichen Rassen.<br />

http://www.h<strong>und</strong>ekosmos.de/00000091fa0fae207/00000091fa100cb8c/<br />

Carnivore Damage Prevention News<br />

Die Carnivore Damage Prevention News s<strong>in</strong>d regelmäßig veröffentlichte Berichte über die<br />

Schäden, die große Raubtiere <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> anrichten, genauso wie über Schutz <strong>und</strong><br />

Entschädigungsmaßnahmen. Auf der Projekthomepage gibt es, neben den neusten Ausgaben<br />

der CDPNews, auch e<strong>in</strong> Archiv mit alten Ausgaben <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Liste mit Kontaktadressen von<br />

Carnivore Damage Prevention Spezialisten von Argent<strong>in</strong>ien bis Venezuela.<br />

http://www.kora.unibe.ch/en/proj/cdpnews/<strong>in</strong>dex.html<br />

DJV-Position zur Wiedere<strong>in</strong>bürgerung von Großraubwild<br />

Auf dieser Seite nimmt der Deutsche Jagdverband Stellung zum Thema Rückkehr der großen<br />

Raubtiere.<br />

http://www.jagdnetz.de/aktuelles/jagdpolitik/<strong>in</strong>dex.cfm?session_id=&show=DJV_Positionen<br />

%5C%5Cgro%C3%9Fwild.htm<br />

Wildtiermanagement<br />

Räuber-Beute-Beziehungen<br />

Diese englische Seite beschreibt sehr anschaulich,<br />

• wie Räuber ihre Beutepopulationen bee<strong>in</strong>flussen <strong>und</strong> umgekehrt<br />

• was diese Beziehungen stabilisiert <strong>und</strong> was ihr Zusammenbruch verh<strong>in</strong>dert.<br />

• wie aus diesen Beziehungen komplexe Beziehungen <strong>in</strong> den Ökosystemen entstehen<br />

http://www.globalchange.umich.edu/globalchange1/current/lectures/predation/predation.html<br />

245


Anhang D – L<strong>in</strong>kliste<br />

MVP<br />

E<strong>in</strong>e übersichtliche Beschreibung des Konzeptes der M<strong>in</strong>imum viable population<br />

http://www-personal.umich.edu/~dallan/nre220/outl<strong>in</strong>e13.htm<br />

Metapopulationen<br />

Diese Seite ist gut, geht nur ziemlich tief <strong>in</strong> die Materie e<strong>in</strong>.<br />

http://www.env.duke.edu/lel/env214/le_popn.html<br />

Die Rote Liste<br />

Die offizielle Seite der Roten Liste<br />

http://www.redlist.org/<br />

CITES<br />

Die offizielle Homepage des Wash<strong>in</strong>gtoner Artenschutzabkommens<br />

http://www.cites.org/<br />

Und Informationen über den Vollzug des CITES <strong>in</strong> Deutschland<br />

http://www.bfn.de/04/<br />

Natura 2000<br />

Hier ist e<strong>in</strong>e schöne Erklärung zum europaweiten Schutzgebietsnetz Natura 2000<br />

http://www.umweltb<strong>und</strong>esamt.at/umwelt/naturschutz/schutzgebiete/natura2000_gebiete/<br />

LIFE<br />

LIFE, gestartet 1992, ist e<strong>in</strong> Umweltprogramm der EU. Es f<strong>in</strong>anziert Umweltschutzmaßnahmen<br />

(wie das Management des Braunbären <strong>in</strong> Österreich) <strong>in</strong>nerhalb der EU, <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

den Ländern, die sich als Beitrittskandidaten beworben haben.<br />

http://europa.eu.<strong>in</strong>t/comm/environment/life/home.htm<br />

Wölfe<br />

Wolves Kill<strong>in</strong>g People<br />

Diese englische Homepage beschäftigt sich sehr prägnant mit Angriffen von Wölfen auf<br />

Menschen, ihre Zahl, Umstände <strong>und</strong> Ursachen.<br />

http://www.wolftrust.org.uk/a-wkp3-l<strong>in</strong>nell.html<br />

Wolf Trust<br />

E<strong>in</strong> Portal mit sehr vielen verschiedenen Informationen über Wölfe, besonders <strong>für</strong><br />

Interessierte.<br />

http://www.wolftrust.org.uk/<strong>in</strong>dex.html<br />

The Search<strong>in</strong>g Wolf<br />

Hier gibt es neben sehr vielen Wolfsbildern auch drei Onl<strong>in</strong>e-Fragebögen <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

Kreuzworträtsel um den Wolf.<br />

http://www.search<strong>in</strong>gwolf.com/<br />

246


Anhang D – L<strong>in</strong>kliste<br />

Bären<br />

Braunbären <strong>in</strong> den Pyrenäen<br />

Diese Seite beschreibt die Situation der Braunbärenpopulation <strong>in</strong> den Pyrenäen am Anfang<br />

November 2004.<br />

http://www.fapas.es/de/051104-de.htm<br />

Die Bären s<strong>in</strong>d los!<br />

Dieser Artikel, ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Schweizer WOZ am 24.März.2005, beschreibt die Konflikte<br />

zwischen Schafzüchtern <strong>und</strong> Bären<strong>für</strong>sprechern <strong>in</strong> den Pyrenäen <strong>und</strong> liefert e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressantes<br />

Me<strong>in</strong>ungsbild. Besonders die Ansichten der Viehzüchter s<strong>in</strong>d hier detailreich wiedergegeben.<br />

http://www.woz.ch/artikel/<strong>in</strong>halt/2004/nr30/Wissen/10274.html<br />

Letzte Bär<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Pyrenäen erschossen!<br />

Aus diesem Artikel der Initiative zur Abschaffung der Jagd kann man gut die aggressive<br />

E<strong>in</strong>stellung herauslesen, die stark zur Verhärtung der Fronten im Management der großen<br />

Carnivoren geführt hat.<br />

http://www.abschaffung-der-jagd.de/news/233.html<br />

Braunbären <strong>in</strong> Österreich<br />

Diese Seite ist e<strong>in</strong> Teil der Homepage des WWF-Österreich, <strong>und</strong> be<strong>in</strong>haltet viele aktuelle<br />

Informationen über diese kle<strong>in</strong>e Bärenpopulation, ihre Entwicklung <strong>und</strong> ihr Management.<br />

http://www.wwf.at/Projekte/artenschutz/bearlife/<strong>in</strong>dex.html/s=2<br />

Distribution and Status of Brown Bears of the World<br />

Diese Seite zeigt die Verbreitung des Braunbären (mit Karten <strong>und</strong> Individuenzahlen) auf der<br />

gesamten Welt, mit dem Schwerpunkt auf Nordamerika.<br />

http://www.grizzlybear.org/gbstatus/griznum.htm<br />

IBA<br />

Die International Association for Bear Research and Management (IBA) hat sich dem<br />

<strong>in</strong>ternationalen Schutz aller Bärenarten verschrieben. Hier f<strong>in</strong>det man Steckbriefe aller<br />

Bärenarten (1), genauso wie e<strong>in</strong> Überblick über den Managementstatus aller<br />

Braunbärenpopulationen, nach Ländern sortiert (2)<br />

http://www.bearbiology.com/<br />

(1) http://www.bearbiology.com/specdesc.html<br />

(2) http://www.bearbiology.com/bearstat.html#brownbear<br />

247


Anhang D – L<strong>in</strong>kliste<br />

Der Eurasische Luchs<br />

ELOIS<br />

Dieses Portal be<strong>in</strong>haltet hervorragende Beschreibungen des Eurasischen Luchses <strong>in</strong> <strong>Europa</strong>.<br />

Es wurde von Experten des Luchsmanagements aufgebaut. Es gibt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>teilung nach<br />

Populationen (mit Trends, Gefahren, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schätzung) <strong>und</strong> nach Ländern (mit<br />

Populationen, Individuenzahlen, Anzahl geraubter Tiere <strong>und</strong> vieles mehr). Sehr <strong>in</strong>teressant<br />

http://www.kora.unibe.ch/en/proj/elois/onl<strong>in</strong>e/<strong>in</strong>dex4.html<br />

Das Projekt LUNO<br />

Diese attraktive Homepage gibt viele <strong>in</strong>teressante Auskünfte über das schweizer Projekt:<br />

Organisation, Bilder, Filme, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Luchskonzept <strong>für</strong> die gesamte Schweiz.<br />

http://www.luno.ch/<br />

WorldLynx<br />

E<strong>in</strong>e sehr attraktive Seite aus Norwegen. Hier f<strong>in</strong>det man detailreiche Informationen über alle<br />

Luchse, Artikel <strong>und</strong> Luchsnews.<br />

http://lynx.uio.no/jon/lynx/lynxhome.htm<br />

Der iberische Luchs<br />

O L<strong>in</strong>ce Ibérico<br />

Diese Seite ist auf Portugiesisch <strong>und</strong> Englisch, <strong>und</strong> obwohl die meisten Informationen älter<br />

s<strong>in</strong>d, spielt das kaum e<strong>in</strong>e Rolle, denn leider ist seitdem auch nicht viel passiert. Die Seite hat<br />

sehr viele Bilder <strong>und</strong> bietet e<strong>in</strong>en tiefen E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> alle Bereiche des Managements des<br />

iberischen Luchses, von e<strong>in</strong>er sehr umfangreichen Beschreibung der mediterranen Buschlandschaft<br />

(unter Habitat, dann potential Habitat) bis h<strong>in</strong> zu Mortalitätsgründen <strong>und</strong><br />

Luchsschutz <strong>in</strong> Portugal. Am besten schaut man sich die englische <strong>und</strong> portugiesische Version<br />

nebene<strong>in</strong>ander an, denn zum<strong>in</strong>dest bei mir haben die Bilder <strong>in</strong> der englischen Version nicht<br />

funktioniert.<br />

http://lynxpard<strong>in</strong>us.naturl<strong>in</strong>k.pt/<br />

SOSLynx<br />

Diese Seite ist zwar etwas kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> wirkt überladen, da<strong>für</strong> enthält sie aber auch die neuesten<br />

Informationen zum Thema iberischer Luchs, unter anderem den hoch<strong>in</strong>teressanten <strong>und</strong><br />

aktuellen Iberian Lynx Emergency Report.<br />

http://www.soslynx.org/<br />

WWF-Spanien<br />

Diese Seite ist leider nur auf Spanisch. Doch sie bietet neben e<strong>in</strong>en kurzen Überblick auch<br />

<strong>in</strong>teressante Informationen über Status, Schutzprojekte <strong>und</strong> mehr.<br />

http://www.wwf.es/especies_l<strong>in</strong>ce.php<br />

248


Anhang E - Fragebogen zur Evaluation<br />

Fragebogen zur Evaluation<br />

Zuallererst möchten wir uns bei Ihnen bedanken, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns<br />

bei der Verbesserung dieses Kurses zu unterstützen! Das Beantworten dieser Fragen wird<br />

etwa 30 M<strong>in</strong>uten Ihrer Zeit <strong>in</strong> Anspruch nehmen.<br />

Wir möchten Sie bitten, bei der Bewertung <strong>und</strong> Beantwortung der folgenden Fragen so ehrlich<br />

<strong>und</strong> objektiv wie möglich zu se<strong>in</strong>. Diese Antworten sollen nur dazu dienen, Lernenden nach Ihnen den<br />

Umgang mit unserem Kurs zu erleichtern.<br />

Angaben zur Person<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n möchten wir Sie noch um e<strong>in</strong>ige wenige Angaben zu Ihrer Person bitten.<br />

Ihr Geschlecht ist O weiblich O männlich<br />

Ihr Alter ist: ____ Jahre<br />

Sie s<strong>in</strong>d<br />

O Student der TU München Studiengang___________________________________<br />

O Student der ___________ Studiengang___________________________________<br />

O Masterstudent Abgeschl. Studiengang__________________________<br />

O von Beruf ___________________________________________________________<br />

Zugang Ja Ne<strong>in</strong><br />

Hatten Sie Schwierigkeiten, Zugang zum Kurs zu bekommen? O O<br />

Wenn ja, welche Schwierigkeiten:_______________________________________________<br />

_________________________________________________________________________<br />

Von wo aus haben Sie am häufigsten auf den Kurs zugegriffen?<br />

Ο An der Universität<br />

Ο Zuhause<br />

Ο Anderer Ort : ______________________________________________________<br />

Ο Nirgendwo<br />

Wie viele St<strong>und</strong>en haben Sie mit der Arbeit an dem Kurs verbracht? ___________ St<strong>und</strong>en<br />

Wie viel vom Kurses haben Sie durchgearbeitet (Mehrfachnennungen s<strong>in</strong>d möglich)?<br />

Alles Hauptteil Exkurse Vertiefungen Nichts<br />

O O O O O<br />

Inhalt<br />

Der Inhalt war verständlich formuliert<br />

Der Inhalt war langweilig dargestellt<br />

Die Inhalte der Exkurse waren <strong>in</strong>teressant<br />

Ich habe durch diesen Kurs Neues gelernt<br />

Die Tests waren leicht<br />

Zutreffendes bitte ankreuzen<br />

Trifft<br />

Völlig zu Nicht zu<br />

Ke<strong>in</strong>e<br />

Äußerung<br />

O O O O O O O<br />

O O O O O O O<br />

O O O O O O O<br />

O O O O O O O<br />

O O O O O O O<br />

249


Anhang E - Fragebogen zur Evaluation<br />

Motivation<br />

Ich empfand den Kurs auf Dauer<br />

als <strong>in</strong>teressant.<br />

Der Inhalt motiviert zum Nachdenken<br />

Kursstruktur <strong>und</strong> Layout<br />

Gliederung des Kurses war übersichtlich,<br />

roter Faden stets erkennbar<br />

Das Layout war attraktiv<br />

(Schriftarten, Farben, Bilder)<br />

Betreuung<br />

Fragen wurden bereitwillig beantwortet<br />

Medien<br />

Haben Sie Teile des Kurses onl<strong>in</strong>e durchgearbeitet?<br />

ne<strong>in</strong>, ke<strong>in</strong>e ja, wenige ja, die meisten ja, alles<br />

O O O O<br />

Haben Sie Teile des Kurses ausgedruckt?<br />

ne<strong>in</strong>, ke<strong>in</strong>e ja, wenige ja, die meisten ja, alles<br />

O O O O<br />

Haben Sie Teile des Kurses als Audiodatei gehört?<br />

ne<strong>in</strong>, ke<strong>in</strong>e ja, wenige ja, die meisten ja, alles<br />

O O O O<br />

Kommunikation<br />

Haben Sie während Ihrer Bearbeitung die E-Mail-Funktion zur Kommunikation mit den<br />

Tutoren benützt?<br />

ne<strong>in</strong>, gar nicht ja, 1-2 Mal ja, mehrmals<br />

O O O<br />

Haben Sie während Ihrer Bearbeitung das Forum zur Kommunikation mit Tutoren <strong>und</strong><br />

Kommilitonen benützt?<br />

ne<strong>in</strong>, gar nicht ja, 1-2 Mal ja, mehrmals<br />

O O O<br />

Besonders positiv fand ich:<br />

Folgendes könnte verbessert werden:<br />

250<br />

Zutreffendes bitte ankreuzen<br />

Trifft<br />

Völlig zu Nicht zu<br />

Ke<strong>in</strong>e<br />

Äußerung<br />

O O O O O O O<br />

O O O O O O O<br />

O O O O O O O<br />

O O O O O O O<br />

O O O O O O O


Anhang F – Fragebogen zur Vorlesungsankündigung<br />

<strong>Großraubtiere</strong> <strong>in</strong> <strong>Europa</strong><br />

Rückkehr, Probleme, Management<br />

ENTWURF<br />

E-Learn<strong>in</strong>g-Kurs zu Wildökologie <strong>und</strong> Wildtiermanagement<br />

Veranstaltung<br />

Dieser Onl<strong>in</strong>e-Kurs ist e<strong>in</strong> Bestandteil der<br />

Vorlesungen Wildökologie <strong>und</strong> Wildtiermanagement,<br />

beg<strong>in</strong>nend mit dem W<strong>in</strong>tersemester 2005/2006.<br />

Zeitrahmen<br />

Der Onl<strong>in</strong>e-Kurs soll parallel zur laufenden<br />

Vorlesung selbstständig erarbeitet werden, doch da<strong>für</strong><br />

wurde Ihnen e<strong>in</strong>e großzügige Bearbeitungszeit von<br />

e<strong>in</strong>em Monat e<strong>in</strong>geräumt. Danach endet der Kurs mit<br />

e<strong>in</strong>er Gruppenarbeit zu e<strong>in</strong>em aktuellen Thema r<strong>und</strong> um<br />

den Schutz der großen Raubtiere.<br />

Term<strong>in</strong> der Abschlussvorlesung <strong>und</strong> aktuelle<br />

Änderungen im Zeitplan werden Ihnen <strong>in</strong> der Vorlesung<br />

mitgeteilt oder können am Lehrstuhl <strong>für</strong> Wildbiologie<br />

erfragt werden.<br />

Inhalte <strong>und</strong> Ziele<br />

Dies ist ke<strong>in</strong> Kurs über Wolf, Bär<br />

oder Luchs. Der Kurs „<strong>Großraubtiere</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Europa</strong>“ soll den aktuellen Stand der<br />

Schutz- <strong>und</strong> Integrationsbemühungen <strong>für</strong><br />

vier große Raubtiere <strong>in</strong> der Kulturlandschaft<br />

<strong>Europa</strong>s beschreiben. Zusätzlich<br />

soll er Ihnen e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es Verständnis<br />

des tierbezogenen Managements vermitteln.<br />

Clix <strong>und</strong> Kennungen<br />

Der Kurs ist Teil des E-Learn<strong>in</strong>g-<br />

Angebots der TUM <strong>und</strong> kann <strong>in</strong> unserem<br />

Lernportal Clix (URL) gef<strong>und</strong>en<br />

werden. Jeder TU-Student hat mit se<strong>in</strong>er<br />

eigenen mytum-Kennung automatisch<br />

auch Zugang zu Clix. Wer nicht Student<br />

der TU ist, erhält se<strong>in</strong>e Kennung bei/am<br />

XYZ.<br />

Computerräume<br />

Innerhalb der <strong>Studienfakultät</strong> <strong>für</strong> <strong>Forstwissenschaft</strong>lichen stehen den Studenten kostenfrei<br />

zwei Computerräume zur Verfügung, der CIP-Raum <strong>und</strong> das PC-Labor im grünen F<strong>in</strong>ger. Beide<br />

verfügen über e<strong>in</strong>en schnellen Internetzugang. Drucker <strong>und</strong> CD-Brenner s<strong>in</strong>d vorhanden, Kopfhörer<br />

können beim Systemadm<strong>in</strong>istrator ausgeliehen werden.<br />

251


252


Anhang G – Diplomarbeit, Onl<strong>in</strong>ekurs <strong>und</strong> Lehre<strong>in</strong>heiten auf CD-ROM<br />

Anhang G : Diplomarbeit, Onl<strong>in</strong>ekurs <strong>und</strong><br />

Lehre<strong>in</strong>heiten auf CD-ROM<br />

253


Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

Technische Literatur<br />

ADL 2005 o.V., ADL Homepage,<br />

http://www.adlnet.org/<strong>in</strong>dex.cfm?fuseaction=scormabt,<br />

Letzter Abruf am 2005-03-29<br />

ANONYM 2005 o.V., IMS Question & Test Interoperability,<br />

http://diuf.unifr.ch/people/brugger/presentations/02-05_WBC-<br />

Standards/tsld016.htm, Letzter Abruf 2005-03-28<br />

AUINGER et al. 2004 Au<strong>in</strong>ger A, Pumberger A., Tobber M et al. (2004) Die didaktische<br />

Aufbereitung von Content als bestimmendes Gestaltungsmekmal von<br />

selbstgesteuertem Wissenstransfer, Band Deutsche e-Learn<strong>in</strong>g<br />

Fachtagung Informatik (DelFI) 2004, 355 ff.<br />

BAUMGARTNER et al. 2002 Baumgartner P., Häfele H., Maier-Häfele K., (2002)<br />

Evaluation von Lernplattformen: Verfahren, Ergebnisse <strong>und</strong><br />

Empfehlungen (Version 1.3)<br />

BÖR 2003 Bör A., (2003) Lernplattformen <strong>und</strong> Standards, TUM, Lehrstuhl <strong>für</strong><br />

Kommunikationsnetze, 25.03.2003<br />

BÖR et al. 2004 Boer A., Borgeest R., Rathmayer S., Strass M. (2004) elecTUM –<br />

Integriertes eLearn<strong>in</strong>g an der Technischen Universität München, Band<br />

Deutsche e-Learn<strong>in</strong>g Fachtagung Informatik (DelFI) 2004, 365 ff.<br />

BRINKER 2003 Br<strong>in</strong>ker T., (2003), Checkliste zum Konzipieren von<br />

Lehrveranstaltungen, http://lehridee.fhbielefeld.de/data/doc/id_76/Konzipierencheck.pdf,<br />

Letzter Abruf: 2005-04-10<br />

CLEMENT et al. 2002 Clement U., Kräft K. (2002) Lernen organisieren. Medien, Module,<br />

Konzepte, Spr<strong>in</strong>ger Verlag, 2002<br />

COOPER UND TATTERSALL 2005 Koper R., Tattersall C. (2005) Learn<strong>in</strong>g Design: A<br />

Handbook on Modell<strong>in</strong>g and Deliver<strong>in</strong>g Networked<br />

Education and Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g, Berl<strong>in</strong>: Spr<strong>in</strong>ger Verlag<br />

EBEL UND BLIFERT 2003 Ebel H. F., Bliefert C. (2003). Diplom- <strong>und</strong> Doktorarbeit, We<strong>in</strong>heim:<br />

WILEY-VCH; 101-103<br />

EDUCA.CH 2005 o.V., Educa.ch der Schweizerische Bildungsserver, Geschichte <strong>und</strong><br />

Def<strong>in</strong>ition des Begriffs E-Learn<strong>in</strong>g, http://www.educa.ch/,<br />

Letzter Abruf am 2005-03-24<br />

EDUPLONE.NET 2005 o.V., eduplone.net, Question & Test Interoperability,<br />

http://eduplone.net/concepts/standardization/ims-qti/de,<br />

Letzter Abruf am 2005-04-10<br />

254


Literaturverzeichnis<br />

ELIVE 2005 o.V., Elive Learn<strong>in</strong>g Design http://www.elive-ld.com/content/e86/<br />

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ENGEL UND SLAPNICAR 2000 Engel S., Slapnicar K.W. (2000) Die Diplomarbeit, Stuttgart:<br />

Schäeffer-Poeschel, 182-190<br />

E-TEACHING 2005 o.V., e-teach<strong>in</strong>g.org, Medientechnik, http://www.e-teach<strong>in</strong>g.org/,<br />

Letzter Abruf am 2005-04-01<br />

GALILEO 2005 Glossar, Galileo comput<strong>in</strong>g, http://www.galileocomput<strong>in</strong>g.de//<br />

glossar/, Letzter Abruf am 2005-03-30<br />

GRÜTZNER et al. 2004 Grützner I., Hebestreit C., Pfahl D., Vollmers C. (2004),<br />

Erfolgsfaktoren <strong>für</strong> effektives E-learn<strong>in</strong>g – Ergebnisse e<strong>in</strong>er<br />

empirischen Studie, Band Deutsche e-Learn<strong>in</strong>g Fachtagung Informatik<br />

(DelFI) 2004, 295 ff.<br />

HAMMBACH 2004 Hambach S. (2004), Vorgehensmodellen <strong>für</strong> die Entwicklung von E-<br />

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ADL<br />

Abkürzung <strong>für</strong> “Advanced Distributed Learn<strong>in</strong>g”. ADL wurde vom amerikanischen<br />

Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong>s Leben gerufen, um Standardisierungsmodelle <strong>für</strong> E-Learn<strong>in</strong>g zu<br />

entwickeln. ADL leistet Vorarbeit <strong>für</strong> IMS <strong>und</strong> IEEE, wie das Sharable Content Object<br />

Reference Model (SCORM), e<strong>in</strong> Standard zur Verpackung von Lernobjekten.<br />

AICC<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Aviation Industry Computer based Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Committee”. Dieser<br />

<strong>in</strong>ternationale Zusammenschluss wurde von der US- Luftfahrt<strong>in</strong>dustrie gegründet, um an der<br />

Standardisierung von Lernobjekten <strong>für</strong> die Luftfahrt zu arbeiten. AICC leitet se<strong>in</strong>e Standards<br />

an die IEEE weiter.<br />

ANSI<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „American National Standards Institute“. Diese Organisation erlässt Standards<br />

<strong>für</strong> die USA.<br />

ARIADNE<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Alliance of Remote Instructional Author<strong>in</strong>g and Distribution Networks for<br />

Europe”. Dieses Projekt der EU entwickelt <strong>und</strong> erweitert Metadaten <strong>für</strong> Lern<strong>in</strong>halte. Dabei<br />

arbeitet es sehr eng mit IMS zusammen.<br />

Audacity<br />

E<strong>in</strong>e Freeware zur Erstellung <strong>und</strong> Bearbeitung von Audiodateien<br />

CBT<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Computer based Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g”.<br />

CEN<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Comité Européen de Normalisation“. Die europäische Standardisierungsorganisation<br />

gibt EU-weit gültige Standards heraus.<br />

CLCP<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Carpahtian Large Carnivore Project“. Dieses Forschungsprojekt unter<br />

Leitung von Christoph Prommberger diente bis 2003 dem Wildtiermanagement <strong>und</strong> der<br />

Erforschung großer Raubtiere <strong>in</strong> den rumänischen Karpaten.<br />

CMS<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Content Management System“. Spezialisierte Software zur Erstellung <strong>und</strong><br />

Personalisierung von Inhalten. Besonders nützlich bei Onl<strong>in</strong>e-Zeitungen, Portale, oder andere<br />

komplexe Websites mit hohem Aktualitätsgrad.<br />

DTD<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Document Type Def<strong>in</strong>ition“. E<strong>in</strong>e DTD-Datei beschreibt die Struktur <strong>und</strong> die<br />

Elemente (Grammatik) e<strong>in</strong>er XML-Datei.<br />

EML<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Extensible Markup Language“. Diese XML-Anwendung erlaubt es, Lerne<strong>in</strong>heiten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegrierten Art <strong>und</strong> Weise darzustellen. Das besondere an EML ist es, dass<br />

263


Glossar <strong>und</strong> Abkürzungsverzeichnis<br />

dabei nicht bloß Lern<strong>in</strong>halte, sondern auch Rollen, Beziehungen, Interaktionen <strong>und</strong><br />

Aktivitäten von Lernenden <strong>und</strong> Lehrenden <strong>in</strong>tegriert werden.<br />

FAT<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „File Allocation System“. Dieses alte System der Dateiverwaltung ist noch bei<br />

den W<strong>in</strong>dowsbetriebssystemen DOS, W<strong>in</strong>dows 95, 98 <strong>und</strong> Me zu f<strong>in</strong>den. FAT unterscheidet<br />

u.a. nicht zwischen Groß- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>buchstaben <strong>in</strong> Datei <strong>und</strong> Ordnernamen <strong>und</strong> ändert beim<br />

Speichern gelegentlich <strong>und</strong> willkürlich die Groß- oder Kle<strong>in</strong>schreibung der Date<strong>in</strong>amen.<br />

Freeware<br />

Software, die Jedermann kostenlos zur Verfügung steht, also ohne Lizenzgebühren. Bespiele<br />

<strong>für</strong> freie <strong>und</strong> kostenlose Software s<strong>in</strong>d der Mozilla Webbrowser, die OpenOffice.org Office<br />

Suite <strong>und</strong> das gesamte Betriebssystem L<strong>in</strong>ux.<br />

GPL<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „General Public Licence“. Diese Lizenz gibt jedem die Erlaubnis, Open<br />

Source Software zu verändern, zu kopieren, zu vertreiben oder zu verkaufen, solange der<br />

Quellcode wieder unter der GPL verfügbar ist.<br />

HTML<br />

Abkürzung <strong>für</strong> “HyperText Markup Language“. Der am weitesten verbreitete Standard <strong>für</strong> die<br />

Darstellung von Multimedia-Inhalten im Internet. Das besondere Kennzeichen von HTML<br />

s<strong>in</strong>d die sogenannten (Hyper)L<strong>in</strong>ks: Bei Mausklick wird zu e<strong>in</strong>em anderen Dokument geführt<br />

IDLE<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „ Integrated Distributed Learn<strong>in</strong>g Environments”. Gleichbedeutend mit LMS.<br />

IEEE<br />

Abkürzung <strong>für</strong> “Institute of Electrical and Electronics Eng<strong>in</strong>eers”. Das ist e<strong>in</strong>e<br />

nichtkommerzielle Organisation, die “de facto”-Standards setzen kann. Das Learn<strong>in</strong>g<br />

Technology Standards Comitee (LTSC) ist das Gremium <strong>in</strong>nerhalb der IEEE, das Standards<br />

im Bereich E-Learn<strong>in</strong>g entwickelt.<br />

IMS<br />

Abkürzung <strong>für</strong> “Instructional Management System“. Dieses Gremium besteht aus führenden<br />

Software- <strong>und</strong> Hardwareherstellern, die technische Spezifikationen <strong>für</strong> die Interoperabilität<br />

von Anwendungen <strong>und</strong> Services im E-Learn<strong>in</strong>g Bereich entwickeln.<br />

IMS LD<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Instructional Management System Learn<strong>in</strong>g Design“ E<strong>in</strong>e XML-Anwendung<br />

zur didaktischen Strukturierung von Lehrobjekten.<br />

IMS MD<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Instructional Management System Metadata“. Diese IMS-Spezifikation zur<br />

Auszeichnung mit Metadaten diente als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> das IEEE LOM.<br />

Instanzen<br />

Dateien, die den Anweisungen e<strong>in</strong>er DTD oder Schema folgen.<br />

264


Glossar <strong>und</strong> Abkürzungsverzeichnis<br />

ISO<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „International Standards Organisation“. Die ISO ist die oberste Instanz <strong>in</strong><br />

Sachen <strong>in</strong>ternationale Standards.<br />

LAN<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Local Area Network“. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es, meist firmen- oder gebäude<strong>in</strong>ternes<br />

Netzwerk.<br />

LE<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Lerne<strong>in</strong>heit“. E<strong>in</strong>e Struktur (Thema), das mehrere LM umfasst.<br />

Lernplattform<br />

Gleichbedeutend mit LMS.<br />

LM<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Lernmodul“. In diesem Kurs ist e<strong>in</strong> LM e<strong>in</strong>e abgeschlossene LMML-Datei,<br />

mit allen von ihr benötigten oder referenzierten Ressourcen <strong>und</strong> die kle<strong>in</strong>ste austauschbare<br />

E<strong>in</strong>heit.<br />

LMML<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Learn<strong>in</strong>g Material Markup Language“. LMML ist e<strong>in</strong>e XML-Anwendung zur<br />

Beschreibung von Lern<strong>in</strong>halten. LMML wurde im Rahmen e<strong>in</strong>es Forschungsprojektes von<br />

der Universität Passau entwickelt.<br />

LMS<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Learn<strong>in</strong>g Management System“. Diese Software bietet typische Funktionen<br />

des E-Learn<strong>in</strong>g: Präsentation von Kursen, Tests <strong>und</strong> anderen Inhalten, Kommunikationswerkzeuge,<br />

Adm<strong>in</strong>istration etc.<br />

LO<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Learn<strong>in</strong>g Object“. Hier steht LO <strong>für</strong> kle<strong>in</strong>ste Inhaltsteile wie e<strong>in</strong>zelne Texte,<br />

Fragen, Bilder oder Grafiken.<br />

Log-File<br />

Datei, <strong>in</strong> der sämtliche bei e<strong>in</strong>er Onl<strong>in</strong>e-Sitzung durchgeführten Aktivitäten festgehalten <strong>und</strong><br />

gespeichert werden. Log-Files protokollieren die Anfragen, die an e<strong>in</strong>en Webserver gestellt<br />

werden.<br />

LTCS<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Learn<strong>in</strong>g Technology Standards Comitee”. Das LTCS ist das Gremium<br />

<strong>in</strong>nerhalb der IEEE, das Standards im Bereich E-Learn<strong>in</strong>g entwickelt.<br />

Markup<br />

Die Teile e<strong>in</strong>es XML-Dokuments, die zur Auszeichnung verwendet <strong>und</strong> damit von den<br />

Zeichendaten unterschieden werden, die den eigentlichen Inhalt des Dokuments ausmachen.<br />

Gleichbedeutend mit Tag.<br />

Metadaten<br />

S<strong>in</strong>d im Gr<strong>und</strong>e Daten über Daten. Im E-Learn<strong>in</strong>g handelt es sich dabei um beschreibende<br />

Informationen zu Lernobjekten. Metadaten stehen im Zentrum der Standardisierungsbemühungen<br />

verschiedener Institutionen, wie ARIADNE, IMS, IEEE LOM usw. E<strong>in</strong>heitliche<br />

265


Glossar <strong>und</strong> Abkürzungsverzeichnis<br />

bzw. kompatible Metadaten s<strong>in</strong>d entscheidend <strong>für</strong> die Auff<strong>in</strong>dbarkeit <strong>und</strong> Wiederverwendbarkeit<br />

von Lernobjekten sowie ihre Erfassung <strong>in</strong> Datenbanken.<br />

NTFS<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „New Technology File System“. Dieses neue System der Dateiverwaltung ist<br />

bei den W<strong>in</strong>dowsbetriebssystemen W<strong>in</strong>dows NT, 2000 <strong>und</strong> XP zu f<strong>in</strong>den. NTFS<br />

unterscheidet u.a. zwischen Groß- <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>buchstaben <strong>in</strong> Datei <strong>und</strong> Ordnernamen <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det<br />

Dateien nicht, wenn Sie z.B. statt kle<strong>in</strong> groß geschrieben s<strong>in</strong>d (im Unterschied zu FAT).<br />

Open Source Software<br />

Der Quelcode von Open Source Software steht Jedem zur Verfügung. Es darf nach belieben<br />

verändert werden<br />

proprietär<br />

E<strong>in</strong>zigartig. Proprietäre Technologien funktionieren nur auf bestimmten Plattformen, <strong>und</strong><br />

lassen sich nicht (oder nur sehr schwer) auf andere Systeme übertragen.<br />

QTI<br />

Abkürzung <strong>für</strong> “Question & Test Interoperability“. IMS QTI ist e<strong>in</strong> Datenformat zur<br />

webgestützten Beschreibung von Fragen, Antworten, Tests etc.<br />

RELOAD<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Reusable eLearn<strong>in</strong>g Object Author<strong>in</strong>g&Delivery ®” . RELOAD ist e<strong>in</strong><br />

Freeware-Editor zum Erstellen von Metadaten (mit IMS MD), Strukturierung (mit IMS LD)<br />

<strong>und</strong> Verpackung (mit ADL SCORM) von Lern<strong>in</strong>halten.<br />

RLO<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Reusable Learn<strong>in</strong>g Object“. Lernobjekte unterschiedlicher Art, die<br />

wiederverwendet werden können.<br />

SCORM<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Sharable Content Object Reference Model”. SCORM komb<strong>in</strong>iert verschieden<br />

Standards <strong>und</strong> Spezifikationen zu e<strong>in</strong>em Paket, mit dem Lern<strong>in</strong>halte zwischen Lernplattformen<br />

übertragen werden können.<br />

SGML<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Standard Generalised Markup Language“.<br />

Style-Sheet-Dateien<br />

Style-Sheet-Dateien s<strong>in</strong>d Dateien (<strong>in</strong> XSL geschrieben), die den Layout von XML-<br />

Dokumenten beschreiben.<br />

Tag<br />

E<strong>in</strong> Tag ist e<strong>in</strong>e Anweisung der Form . Z.B. die Tags Titel def<strong>in</strong>ieren<br />

<strong>in</strong> HTML dass der Titel dazwischen <strong>in</strong> Fettschrift geschrieben wird.<br />

VLE<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Virtual Learn<strong>in</strong>g Environments”. Gleichbedeutend mit LMS.<br />

266


Glossar <strong>und</strong> Abkürzungsverzeichnis<br />

WELPE<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Weihenstephaner E-Learn<strong>in</strong>g Plattform Entwicklung“. E<strong>in</strong><br />

Forschungsvorhaben mit dem Ziel, e<strong>in</strong>e E-Learn<strong>in</strong>g Umgebung am Wissenschaftszentrum<br />

Weihenstephan zu errichten.<br />

WML<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Wireless Markup Language“. WML ist e<strong>in</strong>e Seitenbeschreibungssprache <strong>für</strong><br />

Seiten, die auf Mobiltelefonen angezeigt werden (WAP-Seiten).<br />

XHTML<br />

E<strong>in</strong> Neuformulierung von HTML 4 <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er XML-Anwendung<br />

XML-Anwendungen/XML-Applikationen<br />

Das s<strong>in</strong>d unterschiedliche Normierungen von XML-Befehlen, die <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Reihe von XML-<br />

Dateien gelten. XML-Anwendungen oder XML-Applikationen s<strong>in</strong>d damit Varianten von<br />

XML <strong>für</strong> bestimmte Zwecke. Beispiele s<strong>in</strong>d LMML oder VOICE (das XML-Dateien<br />

masch<strong>in</strong>ell vorlesen kann)<br />

XML-Parser<br />

E<strong>in</strong>e Software, die <strong>in</strong> der Lage ist e<strong>in</strong> XML-Dokument zu lesen, entsprechend zu<br />

<strong>in</strong>terpretieren <strong>und</strong> zu verarbeiten. E<strong>in</strong> XML-Parser ist <strong>in</strong> vielen Browsern (Internet Explorer<br />

6.0) <strong>und</strong> Editoren (XMLSpy) bereits enthalten.<br />

XMLSpy<br />

E<strong>in</strong>e professionelle Software zum Bearbeiten von XML-Dateien, hergestellt <strong>und</strong> vertrieben<br />

von der Firma Altova. E<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>fachte Version, die Home Edition, ist im Internet kostenlos<br />

verfügbar.<br />

XSL<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Extensible Stylesheet Language“. XSL ist e<strong>in</strong>e XML-Anwendung, die die<br />

Darstellung des Layouts von XML-Dateien beschreibt.<br />

XSLT<br />

Abkürzung <strong>für</strong> „Extensible Stylesheet Language Transformation“. Das ist e<strong>in</strong>e Teilsprache<br />

von XSL, die e<strong>in</strong>e strukturelle Transformation vom XML Format <strong>in</strong> andere Formate<br />

beschreibt.<br />

267


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Schritte bei der Überprüfung der Gültigkeit e<strong>in</strong>er XML-Datei (nach COSTELLO 2002, verändert)<br />

.......................................................................................................................................... 33<br />

Abbildung 2: XML-Anwendungen (nach PAAR 2003 a, verändert) ........................................................ 35<br />

Abbildung 3: Modulare Struktur von Lernmodulen <strong>in</strong>nerhalb von Lerne<strong>in</strong>heiten ....................................... 37<br />

Abbildung 4: a) Struktur e<strong>in</strong>es l<strong>in</strong>earen E-Learn<strong>in</strong>g Kurses. Hier muss der Lernende den kompletten Kurs<br />

durcharbeiten b) Aufbau e<strong>in</strong>es E-Learn<strong>in</strong>g Kurses zum Testen des Vorwissenstandes. Wenn der Lernende<br />

alle Vortests besteht, kann er direkt zum Abschlusstest gelangen. ................................................... 38<br />

Abbildung 5: Kooperationsnetzwerk der Standardisierungsgremien, nach BÖR 2003 (verändert). Blau - „De<br />

jure“-Standardisierungsgremien, Hellblau - „De facto“-Standardisierungsgremien. ............................ 42<br />

Abbildung 6: Die Struktur von IEEE LOM (nach E-TEACHING 2005, verändert)..................................... 43<br />

Abbildung 7: Vertiefungen. Beim Anklicken des Kürzels de öffnet sich e<strong>in</strong> Pop-Up Fenster, das den Text der<br />

Vertiefung anzeigt. ................................................................................................................ 53<br />

Abbildung 8: Exkurse. Beim Anklicken des Kürzels de öffnet sich e<strong>in</strong> Pop-Up Fenster, das den Text des<br />

Exkurses anzeigt. .................................................................................................................. 54<br />

Abbildung 9: Quellenangabe. Beim Anklicken der farblich hervorgehobenen Quellenangabe wird dem Leser die<br />

entsprechende Quelle des Literaturverzeichnisses angezeigt........................................................... 55<br />

Abbildung 10: Mehrsprachigkeit. Beim Anklicken des Kürzels en öffnet sich e<strong>in</strong> Pop-Up Fenster, das die<br />

Übersetzung des darüber liegenden Paragraphen zeigt. ................................................................. 57<br />

Abbildung 11: Die Bedienungsoberfläche von XMLSpy ® ...................................................................... 65<br />

Abbildung 12: Die Bedienungsoberfläche von Audacity ....................................................................... 68<br />

Abbildung 13: Die Bedienungsoberfläche von RELOAD ® . Mögliche Anwendungen von RELOAD ® s<strong>in</strong>d aus der<br />

oberen Liste neuer Dateien ersichtlich. Zwei IMS Metadata-Dateien sich hier geöffnet, die L<strong>in</strong>ke <strong>in</strong> der<br />

Form View, die Rechte <strong>in</strong> der Tree View. ................................................................................... 72<br />

Abbildung 14: Baumstruktur von IMS Learn<strong>in</strong>g Design <strong>in</strong> RELOAD. Die angezeigte Manifest-Datei zeigt die<br />

e<strong>in</strong>zelnen Lernmodule unter Organisations. Unter Ressources s<strong>in</strong>d alle Dateien aufgeführt, die von der<br />

Lernstruktur referenziert werden. Jedes Lernmodul verfügt über se<strong>in</strong>en eigene Metadaten-Datei........... 73<br />

Abbildung 15: Der Lehrplan des Kurses nach der Veröffentlichung <strong>in</strong> CLIX ® ........................................... 75<br />

Abbildung 16: Wildtierstudien (© B&C Prommberger) ........................................................................ 84<br />

Abbildung 17: Lynx Lynx (© B&C Prommberger) ............................................................................... 85<br />

Abbildung 18: Offene Weiden im Bergwald (© B&C Prommberger) ...................................................... 89<br />

268<br />

Seite


Abbildungsverzeichnis<br />

Seite<br />

Abbildung 19: Wölfe s<strong>in</strong>d typische polyphage Räuber (© B&C Prommberger) ......................................... 92<br />

Abbildung 20: Telemetriearbeit <strong>in</strong> den Karpaten.................................................................................. 94<br />

Abbildung 21: Trittsiegel von Luchs, Fuchs, H<strong>und</strong>, Wolf Bär <strong>und</strong> Dachs (aus KACKZENSKY et al. 1997).. 100<br />

Abbildung 22: Das Logo der IUCN (© IUCN) .................................................................................. 102<br />

Abbildung 23: Logo der Berner Konvention (© Bern Convention)........................................................ 108<br />

Abbildung 24: Der Wolf wandert wieder <strong>in</strong> Westeuropa e<strong>in</strong> (© B&C Prommberger)................................ 110<br />

Abbildung 25: Ursprüngliche Verbreitung des Wolfes (Canis lupus) (Quelle: BOITANI 2000) .................. 111<br />

Abbildung 26: Vorkommen des Grauwolfes (Canis lupus) <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> 1999 (Quelle: LCIE 2005) ................ 113<br />

Abbildung 27: Grauwolf (Canis lupus) (© B&C Prommberger) ........................................................... 115<br />

Abbildung 28: Wandernder Wolf (© B & C Prommberger) ......................................................................... 119<br />

Abbildung 29: Wölfe werden gern als gefährliche Bestien gezeigt (© B&C Prommberger)........................ 121<br />

Abbildung 30: Ökotourismus (© B&C Prommberger) ........................................................................ 125<br />

Abbildung 31: Der Wolf ist als Haustierräuber ge<strong>für</strong>chtet (© B&C Prommberger)................................... 127<br />

Abbildung 32: Grauwölfe (© B & C Prommberger) ........................................................................... 129<br />

Abbildung 33: Der Wolf kehrt zurück, doch es liegt an uns, ob er auch bleiben darf. (© B&C Prommberger) 134<br />

Abbildung 34: Braunbär auf Nahrungssuche (© B&C Prommberger) .................................................... 136<br />

Abbildung 35: Die ursprüngliche Verbreitung des Braunbären (Ursus arctos) <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> (Quelle : SWENSON<br />

ET AL. 2000) ..................................................................................................................... 137<br />

Abbildung 36: Die Verbreitung des Braunbären (Ursus arctos) <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> 1999 (Quelle: LCIE 2005) .......... 139<br />

Abbildung 37: Bär auf Futtersuche (© B&C Prommberger)................................................................. 143<br />

Abbildung 38: Braunbär (© Petra Kaczensky)................................................................................... 145<br />

Abbildung 39: Traditionelle Schafhaltung (© B&C Prommberger) ....................................................... 147<br />

Abbildung 40: Bären, die sich an menschliche Futterquellen gewöhnt haben, werden schnell zu<br />

Problembären (© B&C Prommberger)..................................................................................... 149<br />

Abbildung 41: Bären sollte man sich nicht nähern, besonders wenn sie am Fressen s<strong>in</strong>d. (© B&C Prommberger)<br />

........................................................................................................................................ 151<br />

Abbildung 42: E<strong>in</strong> Bär wird betäubt, untersucht <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em Sender versehen. Damit das Tier ruhiger ist,<br />

werden ihm die Augen zugedeckt. (© B&C Prommberger).......................................................... 153<br />

269


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 43: Braunbär mit Ohrsender (© B&C Prommberger)........................................................... 156<br />

Abbildung 44: Das Gebiss e<strong>in</strong>es betäubten Bären wird ....................................................................... 158<br />

Abbildung 45: Der Braunbär blickt immer noch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e unsichere Zukunft (© Petra Kaczensky)................. 159<br />

Abbildung 46: Der eurasische Luchs (Lynx lynx) ommberger).............................................................. 161<br />

Abbildung 47: Die Verbreitung des eurasischen Luchses (Lynx lynx) <strong>in</strong> <strong>Europa</strong> 1999 (Quelle: LCIE 2005)... 163<br />

Abbildung 48: Der eurasische Luchs (© B & C Prommberger)............................................................. 166<br />

Abbildung 49: Luchskätzchen <strong>in</strong> ihrem Bau (© B&C Prommberger)..................................................... 169<br />

Abbildung 50: Akteure um den Luchs im Bayerischen Wald. Die Größe der Kreise versucht, die Stärke des<br />

Interesses/des E<strong>in</strong>flusses zu symbolisieren. Die Entfernung zum Zentrum zeigt im ungefähr die Nähe zum<br />

Geschehen. (aus SCHRÖDER 2005)....................................................................................... 174<br />

Abbildung 51: Gerissenen Schaffe s<strong>in</strong>d der Zündstoff <strong>für</strong> Konflikte zwischen Viehzüchter <strong>und</strong> den<br />

Luchsbe<strong>für</strong>wortern (© B & C Prommberger) ............................................................................ 175<br />

Abbildung 52: Der Luchs ist auf dem Rückweg <strong>in</strong> unsere Wälder (© B & C Prommberger)....................... 182<br />

Abbildung 53: Pardelluchs (Lynx pard<strong>in</strong>us) (© Jesus Cobo, WWF-Spa<strong>in</strong>).............................................. 184<br />

Abbildung 54: Die Verbreitung des Pardelluchses (lynx pard<strong>in</strong>us) auf der iberischen Halb<strong>in</strong>sel LCIE (2005) 186<br />

Abbildung 55: Pardelluchs (Lynx pard<strong>in</strong>us) (© Callum Rac<strong>in</strong>e)............................................................ 191<br />

Abbildung 56: Pardelluchs (Lynx pard<strong>in</strong>us) (© Callum Rac<strong>in</strong>e)............................................................ 202<br />

Abbildung 57: Pardelluchs (Lynx pard<strong>in</strong>us) (© Jesus Cobo, WWF-Spa<strong>in</strong>).............................................. 204<br />

Abbildung 58: Vom H<strong>und</strong> gerissenes Schaf: Nach dem Abhäuten f<strong>in</strong>den sich große Unterhaut-blutungen. (aus<br />

KACZENSKY et al., 1997)................................................................................................... 221<br />

Abbildung 59: Wölfe beißen immer mit aller Kraft zu <strong>und</strong> verletzen ihre Beutetiere schwer. Bei abgeschärfter<br />

Decke wird die Vehemenz des Bisses noch deutlicher. (aus KACZENSKY et al., 1997) ................... 222<br />

Abbildung 60: Maremmen-Abruzzen-Schäferh<strong>und</strong> (© Schröder).......................................................... 225<br />

Abbildung 61: Maremmen-Abruzzen-Schäferh<strong>und</strong> (©<br />

Schröder)...........................................................2254<br />

Abbildung 62: Bären sollten sich nicht an menschliche Futterquellen gewöhnen (© B&C Prommberger)<br />

.....................................................................................................................230<br />

270<br />

Seite


Tabellenverzeichnis<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1. Number and distribution of wolves <strong>in</strong> Europe (Quelle: BOITANI 2000) ............ 114<br />

Tabelle 2. Europäische Bärenpopulationen 1996 (Quelle: SWENSON et al. 2000) ............. 141<br />

Tabelle 3. Die Bedrohungen <strong>für</strong> den Bären <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen europäischen Ländern (Quelle :<br />

SWENSON et al. 2000) ................................................................................................. 146<br />

Tabelle 4. Number and distribution of the Lynx lynx <strong>in</strong> Europe by countries <strong>in</strong> 1995 ( Quelle:<br />

BREITENMOSER et al. 2000) ...................................................................................... 165<br />

Tabelle 5. Die Bedrohungen <strong>für</strong> den Luchs <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen europäischen Ländern (Quelle:<br />

BREITENMOSER et al. 2000) ...................................................................................... 171<br />

Tabelle 6. Luchsmanagement <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Ländern <strong>Europa</strong>s (Quelle: SCHRÖDER 2005) ............ 181<br />

Tabelle 7. Status of Lynx pard<strong>in</strong>us populations <strong>in</strong> Europe by countries (Quelle : DELIBES et al.<br />

2000)............................................................................................................................... 187<br />

Tabelle 8. Threats for the Iberian Lynx <strong>in</strong> Portugal and Spa<strong>in</strong> (Quelle : DELIBES et al. 2000).<br />

........................................................................................................................................ 193<br />

271


272


Selbstständigkeitserklärung<br />

Ich versichere, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbstständig angefertigt <strong>und</strong> nur die<br />

angegebenen Quellen <strong>und</strong> Hilfsmittel verwendet habe.<br />

Gleichzeitig erkläre ich mich e<strong>in</strong>verstanden, dass der Leiter me<strong>in</strong>er Arbeit, Herr Prof. Dr.<br />

Dieter Quednau, bzw. mit se<strong>in</strong>em Auftrag se<strong>in</strong>e Mitarbeiter, die Ergebnisse me<strong>in</strong>er<br />

Diplomarbeit wissenschaftlich verwenden dürfen.<br />

Diese Zustimmung schließt auch die Verwendung <strong>für</strong> Veröffentlichungen mit e<strong>in</strong>, sowie die<br />

Erlaubnis, die Diplomarbeit an Dritte weiterzugeben.<br />

München, den 29.04.2000<br />

..................................................<br />

Vlad A. Radulescu<br />

273

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