Reichswaldblatt März 2017
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B90/Die Grünen<br />
Fluchtursachen statt Flüchtlinge bekämpfen<br />
Einige Mitglieder der Feuchter Grünen besuchten eine Veranstaltung<br />
in Schwaig mit Uwe Kekeritz, MdB für Bündnis 90/Die Grünen, Sprecher<br />
für Entwicklungspolitik, als Referenten zum Thema „Fluchtursachen<br />
statt Flüchtlinge bekämpfen.“<br />
Fluchtursachenbekämpfung ist derzeit in aller Munde, allerdings ist damit<br />
meistens die Bekämpfung der Flüchtlingsbewegungen nach Europa<br />
gemeint und nicht die Bekämpfung der tatsächlichen Fluchtursachen in den<br />
Herkunftsländern.<br />
„Wirksame Fluchtursachenbekämpfung fängt bei uns in der EU an. Wir<br />
müssen hier bei uns Mitverantwortung übernehmen und die unfairen Außen-<br />
Wirtschaftsstrukturen korrigieren, um den Entwicklungsländern eine faire<br />
Chance auf Entwicklung zu geben“ so Uwe Kekeritz.<br />
Um dies zu erreichen müssen wir endlich darauf verzichten, durch<br />
EU-Subventionen künstlich verbilligte Produkte in die Entwicklungsländer<br />
zu exportieren. So wird zum Beispiel Milchpulver so billig nach Burkina<br />
Faso in Afrika geliefert, dass die Milch der dortigen Bauern kaum mehr zu<br />
verkaufen ist und die Einkommensgrundlage der Milchbauern wegbricht. Das<br />
eigentliche Ausmaß der Katastrophe<br />
für dieses Land kann man erahnen,<br />
wenn man weiß, dass 60 % der<br />
Bevölkerung den Lebensunterhalt für<br />
ihre Familien als Milchbauern erwirtschaftet<br />
hatten. Ähnliche Probleme<br />
mit europäischem Milchpulver gibt<br />
es in Peru und Kolumbien.<br />
Die meisten Menschen fliehen derzeit vor Krieg und Gewalt. Aber auch<br />
Armut, Korruption und Unterdrückung sind Fluchtursachen. Rund 85 %<br />
der Geflüchteten werden von Entwicklungsländern aufgenommen, nur ein<br />
geringer Prozentsatz kommt in Europa an. Und trotzdem erweitern wir<br />
unsere europäischen Grenzen nach außen, um von der gesamten Flüchtlingsbewegung<br />
möglichst verschont zu bleiben. Wir stellen Forderungen an<br />
die betroffenen Länder und handeln Pakte mit Diktatoren aus – welch ein<br />
Wahnsinn! Gleichzeitig ist Deutschland einer der größten Waffenexporteure<br />
in alle Welt. Auch diese Waffen ermöglichen erst die unzähligen Auseinandersetzungen<br />
und Kriege und das ganze unermessliche Leid.<br />
In Zeiten nie dagewesenen Reichtums gibt es andererseits immer mehr<br />
Menschen, die in Armut leben. Dieses Ungleichgewicht spiegelt sich auch in der<br />
Fluchtbewegung wieder. Es ist klar, dass die Flüchtlingszahlen in den nächsten<br />
Jahren zwangsläufig steigen werden, wenn wir daran nichts ändern.<br />
Rita Bogner<br />
Die EU hat sich zwar verpflichtet,<br />
keine frischen Grundnahrungsmittel<br />
auf die afrikanischen Märkte zu<br />
werfen, um diese zu schützen, aber<br />
man untergräbt das durch massenhafte<br />
Importe verarbeiteter Ware.<br />
So exportiert man dank einseitiger<br />
„Freihandelsverträge“ zwischen EU<br />
und Afrika z.B. gefrorene Geflügelteile,<br />
Dosentomaten, Zwiebeln und<br />
Getreide und zerstört „nebenbei“<br />
die heimischen Märkte und die<br />
Lebensgrundlagen der Menschen.<br />
Ähnliches geschieht mit Second-<br />
Hand-Textilien aus Europa, die dort<br />
so billig verkauft werden, dass sie<br />
die einheimische Textilerzeugung<br />
bedrohen.<br />
Schon länger bekannt ist, dass die<br />
industriell betriebene Schleppnetzfischerei<br />
der Industriestaaten nicht<br />
nur den Fischbestand im Meer<br />
bedroht sondern schlichtweg die<br />
Lebensgrundlagen der über Generationen<br />
vom Fischfang lebenden<br />
Menschen in Afrika und anderswo<br />
vernichten.<br />
Um den weitestgehend bäuerlich<br />
strukturierten Wirtschaften in den<br />
Entwicklungsländern wieder eine<br />
Chance zu geben, zu existieren und<br />
ihre Menschen unabhängig von<br />
uns und von Entwicklungshilfe zu<br />
ernähren, muss man dringend damit<br />
beginnen, diese schädlichen und<br />
unfairen Agrarsubventionen abzubauen<br />
bzw. zu deckeln, bäuerliche<br />
Strukturen zu stärken und die Fischereipolitik<br />
zu korrigieren.<br />
MÄRZ <strong>2017</strong> • FEUCHT | MOOSBACH | SCHWARZENBRUCK | GSTEINACH | OCHENBRUCK | WINKELHAID | PENZENHOFEN | ALTDORF | BURGTHANN | RÖTHENBACH ST. WOLFG.<br />
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