12.09.2018 Aufrufe

Reichswaldblatt März 2017

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

B90/Die Grünen<br />

Fluchtursachen statt Flüchtlinge bekämpfen<br />

Einige Mitglieder der Feuchter Grünen besuchten eine Veranstaltung<br />

in Schwaig mit Uwe Kekeritz, MdB für Bündnis 90/Die Grünen, Sprecher<br />

für Entwicklungspolitik, als Referenten zum Thema „Fluchtursachen<br />

statt Flüchtlinge bekämpfen.“<br />

Fluchtursachenbekämpfung ist derzeit in aller Munde, allerdings ist damit<br />

meistens die Bekämpfung der Flüchtlingsbewegungen nach Europa<br />

gemeint und nicht die Bekämpfung der tatsächlichen Fluchtursachen in den<br />

Herkunftsländern.<br />

„Wirksame Fluchtursachenbekämpfung fängt bei uns in der EU an. Wir<br />

müssen hier bei uns Mitverantwortung übernehmen und die unfairen Außen-<br />

Wirtschaftsstrukturen korrigieren, um den Entwicklungsländern eine faire<br />

Chance auf Entwicklung zu geben“ so Uwe Kekeritz.<br />

Um dies zu erreichen müssen wir endlich darauf verzichten, durch<br />

EU-Subventionen künstlich verbilligte Produkte in die Entwicklungsländer<br />

zu exportieren. So wird zum Beispiel Milchpulver so billig nach Burkina<br />

Faso in Afrika geliefert, dass die Milch der dortigen Bauern kaum mehr zu<br />

verkaufen ist und die Einkommensgrundlage der Milchbauern wegbricht. Das<br />

eigentliche Ausmaß der Katastrophe<br />

für dieses Land kann man erahnen,<br />

wenn man weiß, dass 60 % der<br />

Bevölkerung den Lebensunterhalt für<br />

ihre Familien als Milchbauern erwirtschaftet<br />

hatten. Ähnliche Probleme<br />

mit europäischem Milchpulver gibt<br />

es in Peru und Kolumbien.<br />

Die meisten Menschen fliehen derzeit vor Krieg und Gewalt. Aber auch<br />

Armut, Korruption und Unterdrückung sind Fluchtursachen. Rund 85 %<br />

der Geflüchteten werden von Entwicklungsländern aufgenommen, nur ein<br />

geringer Prozentsatz kommt in Europa an. Und trotzdem erweitern wir<br />

unsere europäischen Grenzen nach außen, um von der gesamten Flüchtlingsbewegung<br />

möglichst verschont zu bleiben. Wir stellen Forderungen an<br />

die betroffenen Länder und handeln Pakte mit Diktatoren aus – welch ein<br />

Wahnsinn! Gleichzeitig ist Deutschland einer der größten Waffenexporteure<br />

in alle Welt. Auch diese Waffen ermöglichen erst die unzähligen Auseinandersetzungen<br />

und Kriege und das ganze unermessliche Leid.<br />

In Zeiten nie dagewesenen Reichtums gibt es andererseits immer mehr<br />

Menschen, die in Armut leben. Dieses Ungleichgewicht spiegelt sich auch in der<br />

Fluchtbewegung wieder. Es ist klar, dass die Flüchtlingszahlen in den nächsten<br />

Jahren zwangsläufig steigen werden, wenn wir daran nichts ändern.<br />

Rita Bogner<br />

Die EU hat sich zwar verpflichtet,<br />

keine frischen Grundnahrungsmittel<br />

auf die afrikanischen Märkte zu<br />

werfen, um diese zu schützen, aber<br />

man untergräbt das durch massenhafte<br />

Importe verarbeiteter Ware.<br />

So exportiert man dank einseitiger<br />

„Freihandelsverträge“ zwischen EU<br />

und Afrika z.B. gefrorene Geflügelteile,<br />

Dosentomaten, Zwiebeln und<br />

Getreide und zerstört „nebenbei“<br />

die heimischen Märkte und die<br />

Lebensgrundlagen der Menschen.<br />

Ähnliches geschieht mit Second-<br />

Hand-Textilien aus Europa, die dort<br />

so billig verkauft werden, dass sie<br />

die einheimische Textilerzeugung<br />

bedrohen.<br />

Schon länger bekannt ist, dass die<br />

industriell betriebene Schleppnetzfischerei<br />

der Industriestaaten nicht<br />

nur den Fischbestand im Meer<br />

bedroht sondern schlichtweg die<br />

Lebensgrundlagen der über Generationen<br />

vom Fischfang lebenden<br />

Menschen in Afrika und anderswo<br />

vernichten.<br />

Um den weitestgehend bäuerlich<br />

strukturierten Wirtschaften in den<br />

Entwicklungsländern wieder eine<br />

Chance zu geben, zu existieren und<br />

ihre Menschen unabhängig von<br />

uns und von Entwicklungshilfe zu<br />

ernähren, muss man dringend damit<br />

beginnen, diese schädlichen und<br />

unfairen Agrarsubventionen abzubauen<br />

bzw. zu deckeln, bäuerliche<br />

Strukturen zu stärken und die Fischereipolitik<br />

zu korrigieren.<br />

MÄRZ <strong>2017</strong> • FEUCHT | MOOSBACH | SCHWARZENBRUCK | GSTEINACH | OCHENBRUCK | WINKELHAID | PENZENHOFEN | ALTDORF | BURGTHANN | RÖTHENBACH ST. WOLFG.<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!