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GESUNDHEIT [ BANDSCHEIBENVORFALL ]<br />
Prof. Dr. Inga Zerr<br />
Foto:iStock, EKGW<br />
H<strong>ig</strong>htech für spezielle Rückenoperationen: Chefarzt Dr. Ralf Müller-Issberner (r.)<br />
am O-Arm des Evangelischen Krankenhaus Göttingen-Weende<br />
möglich ist, mit einer Physiotherapie<br />
oder einer ambulanten Rehabilitation<br />
beginnen.<br />
Über welchen Zeitraum sprechen wir?<br />
Wenn sich mit dieser Kombination aus<br />
Schmerzbehandlung und Physiotherapie<br />
nach sechs bis acht Wochen keine deutliche<br />
Besserung erzielen lässt, sollte man<br />
über weitere Maßnahmen oder eine Operation<br />
nachdenken. Dies betrifft jedoch<br />
wen<strong>ig</strong>er als 10 Prozent aller Patienten.<br />
Dass Patienten in dieser Zeit Schmerzen<br />
ausgesetzt sind, ist also unvermeidlich?<br />
Bei Bandscheibenvorfällen, die am Ende<br />
eine Operation notwend<strong>ig</strong> machen, ist dies<br />
leider so. Denn hier besteht ja das Problem<br />
darin, dass die Maßnahmen, die gegen die<br />
Schmerzen ergriffen wurden, leider nicht<br />
den gewünschten Erfolg hatten.<br />
Wann muss schnell gehandelt werden?<br />
Wenn zu den Schmerzen neurologische<br />
Beschwerden hinzukommen, vor allem<br />
Lähmungserscheinungen, muss man<br />
sehr wachsam sein. Insbesondere dann,<br />
wenn diese plötzlich einsetzen und der<br />
Patient etwa einen Fuß kaum mehr bewegen<br />
kann, ist das eine dringende Operations-Indikation.<br />
Wenn die Bandscheibe<br />
in diesem Fällen nämlich weiterhin<br />
auf den Nervenstrang drückt, besteht die<br />
Gefahr, dass Nerven dauerhaft geschäd<strong>ig</strong>t<br />
werden. Leider erleben wir immer<br />
wieder, dass Patienten, bei denen die<br />
Schmerzen noch halbwegs erträglich<br />
sind, trotz massiver Lähmungserscheinungen<br />
erst nach ein<strong>ig</strong>en Tagen oder<br />
Wochen zu uns kommen.<br />
Welche Operationstechniken kommen<br />
im Evangelischen Krankenhaus Göttingen-Weende<br />
zum Einsatz?<br />
Bandscheibenoperationen werden bei uns<br />
minimalinvasiv vorgenommen. Für besonders<br />
anspruchsvolle Operationen steht<br />
außerdem der sogenannte O-Arm zur Verfügung.<br />
Es handelt sich hierbei um ein im<br />
Umkreis von 200 Kilometern einmal<strong>ig</strong>es<br />
Gerät, das es dem Operateur ermöglicht,<br />
mittels einer dreidimensionalen Computerdarstellung<br />
die Bewegung seiner Instrumente<br />
bis in den Millimeterbereich hinein<br />
genauestens zu überwachen.<br />
Die Technik schreitet also immer weiter<br />
voran ...<br />
… und wir versuchen, Schritt zu halten,<br />
auch was die Investition in neue Geräte angeht.<br />
Deshalb freuen wir uns sehr über den<br />
O-Arm. Allerdings hat eine immer ausgefeiltere<br />
Technik auch ihre Schattenseiten,<br />
vor allem die bildgebenden Verfahren.<br />
Inwiefern?<br />
Rund 80 Prozent der Patienten, die unsere<br />
Rückensprechstunden aufsuchen, stellen<br />
sich mit sogenannten unspezifischen<br />
Rückenschmerzen vor. Dabei handelt es<br />
sich um Schmerzen, die nicht auf einen<br />
Bandscheibenvorfall zurückzuführen<br />
sind. Häuf<strong>ig</strong> haben die Patienten Kopien<br />
einer weiterführenden Schnittbildgebung,<br />
wie einer Kernspintomographie oder einer<br />
Computertomographie, die im Vorfeld<br />
ihres Besuchs erstellt wurden, und<br />
auf denen Veränderungen an einer oder<br />
mehreren Bandscheiben zu sehen sind.<br />
Für uns Mediziner ist es dann manchmal<br />
nicht einfach, diese Patienten davon<br />
zu überzeugen, dass die Veränderungen<br />
die das bildgebende Verfahren sichtbar<br />
gemacht hat, led<strong>ig</strong>lich auf normale Alterungsprozesse<br />
zurückzuführen sind und<br />
in keinem Zusammenhang mit den aktuell<br />
erlebten Schmerzen stehen.<br />
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