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10-2018 HEINZ-MAGAZIN Duisburg - Oberhausen - Mülheim

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BÜHNE | ÜBERSICHT<br />

Robert Targan<br />

Keine Angst!<br />

„Wer kämpft,kannverlieren.Wer nicht<br />

kämpft, hatschon verloren.“ Ob es sich<br />

bei diesem ZitatumeinenAusspruch<br />

Brechts, Guevaras oder einenSponti-<br />

Spruchder 1970er-Jahrehandelt, daran<br />

scheiden sich dieGeister.Unbestritten<br />

jedoch: Da ist wasdran,dennblickt<br />

manauf dieletzten Wochen und Monate<br />

zurück, vermag es beim Blickin<br />

dieZeitungen und (vermeintlich) sozialen<br />

Netzwerkeden Leser nurnoch zu<br />

schaudern. Eine mit Hass aufgeladene<br />

Stimmung wieeinst in den frühen<br />

1990er-Jahren brüllt einemdaentgegen;<br />

Erinnerungen an Rostock, Solingen,<br />

Mölln kommenauf.Das spontan<br />

organisierteMini-Rockfestival in<br />

Chemnitz warimvergangenenSeptember<br />

einwichtigesSignal –und hoffentlichnicht<br />

das einzige. Am selben Tag<br />

startete auch das BochumerSchauspielhausindie<br />

neueSaison; dessen neuer<br />

IntendantJohanSimons fand in seiner<br />

Eröffnungsrede passende,eingehende<br />

Worte: „UnsereTüren stehen weit offen.<br />

Dasist keine Romantik.Das ist<br />

meine tiefste politische Überzeugung!“<br />

Und weiter: „Wir sollenuns bewaffnen<br />

–mit Gedanken! MitGedanken, wie<br />

mandie Menschlichkeithochhält; zum<br />

Beispiel mit Mitgefühl. Keine Angst<br />

vorRechtspopulisten, aber auch keine<br />

Angst vorunserem eigenenlinken<br />

schlechten Gewissen.Ehrlichsein.<br />

Ängsteund Zweifelaussprechen.Fragenstellen“,soSimons.Klar:<br />

Manchmalist<br />

es garnicht so einfach, den<br />

Mund aufzumachen und sich gegenverachtende<br />

Meinungen zu positionieren.<br />

DasTheater kannhier alsMutmacher<br />

fungieren, schließlicherzähltesTag für<br />

TagGeschichten über uns Menschen –<br />

in Bochum, in Chemnitz –vor jeder<br />

Haustüre.<br />

Robert Targan<br />

Klaus Handner Rada Radojcic<br />

BOHEIINBRÜSSEL<br />

DieHauptstadt<br />

KAMPF FÜRFRIEDEN<br />

DieJüdin vonToledo<br />

HITS, HITS, HITS<br />

Mamma Mia!<br />

Wo ABBAsind, da ist derErfolg:Das<br />

hateinst auch dieMusical-Branche für<br />

sich entdeckt undmit „Mamma Mia!“<br />

einen absolutenWelterfolg auf die<br />

Bühne gebracht. Mittlerweile haben<br />

über 50 MillionenMenschen den<br />

Dauerbrennergesehen; in Hollywood<br />

drückten MerylStreep undPierce<br />

Brosnan derLeinwand-Version ihren<br />

Stempel auf. DieStory: Die20-jährge<br />

Sophieträumt voneiner pompösen<br />

GRUSELSTÜCK<br />

Coraline<br />

Daskommtdavon,wenn manneugierig<br />

ist: Nachdem die kleine Coraline<br />

mitihren Elterninein neues Haus gezogen<br />

ist,entdeckt sie eine geheime<br />

Türund dahinter: eine absolut spektakuläreParallelwelt!<br />

Allesscheintdort<br />

ein wenig bunterund lustigerzusein –<br />

eine schönereVersion des eigentlichen<br />

Lebens also. DerGruselbeginnt<br />

jedoch,als CoralinesParallelwelt-Mutterversucht,<br />

siefür immer in diesefer-<br />

„Bissig“,soein häufiges Urteil,wenn<br />

es um denmit demDeutschen Buchpreis2017ausgezeichnetenRoman<br />

„DieHauptstadt“von Robert Menasse<br />

geht. Und tatsächlich: Der Blick des<br />

österreichischen Autors aufEuropa<br />

darf als kritisches,aber auch leidenschaftliches<br />

Plädoyerfür Europa bezeichnetwerden.<br />

Am Essener Grillo-<br />

Theatereröffnet dieBühnenversion<br />

die Spielzeit underzählt dieGeschichtenvon<br />

Fenia Xenopoulou,die im<br />

BrüsselerParlamentdie Erfolgsleiter<br />

erklimmen möchte,vom letzten Überlebenden<br />

des Holocausts,der in ein Altersheim<br />

zieht, und voneinem herrenlosen<br />

Schwein, dasdurch dieStadtirrt.<br />

Politik, Schuld,Liebe, Sehnsuchtund<br />

Tod–Hermann Schmidt-Rahmer vereintdiese<br />

Motive undinszeniertRobertMenassesStoff<br />

fürdie Bühne. RT<br />

❚ DIE HAUPTSTADT: Grillo-Theater, Theaterpl. 11,<br />

Essen,Tel.(0201)8122200; Termine: 5., 13., 25.<strong>10</strong>., je<br />

19.30 Uhr+14.<strong>10</strong> (16Uhr); Preise: 14-29 €;<br />

www.theater-essen.de<br />

„Wenn ich bei Feuchtwanger lese,<br />

wie ein jüdischer Geschäftsmann, ein<br />

muslimischer Arzt und ein christlicher<br />

Priester einegemeinsame Verbindung<br />

suchen,danndenkeich: Es ist<br />

so unmodern–aber gerade deswegen<br />

so wichtigfür heute“,soJohan Simons<br />

(Foto),neuer Intendant desBochumer<br />

Schauspielhausesund Regisseur<br />

desStückes„DieJüdin vonToledo“.<br />

LionFeuchtwanger erzählt in seinem<br />

1954 erschienenen Roman von<br />

derfatalen Liebezwischendem christlichen<br />

König Alfons vonKastilien und<br />

derschönenJüdinRaquelim12. Jahrhundert.<br />

ChristlicheFürstenEuropas<br />

bereiteneinen Kreuzzug gegen den Islamvor;die<br />

Juden Spaniens kämpfen<br />

fürden Frieden.Simons: „Daserinnert<br />

michandie ersten GenerationenBergarbeiter,die<br />

über Differenzen hinweg<br />

eine starke Solidaritätentwickelten.“RT<br />

❚ DIE JÜDIN VON TOLEDO: Schauspielhaus,<br />

Königsallee 15,Bochum,Tel.(0234) 33330; Termin:<br />

1.11., 20 Uhr(Premiere); schauspielhausbochum.de<br />

Stage Entertainment/Morris Mac Matzen<br />

ne Welt zu ziehen. Neben jeder Menge<br />

Mut ist es auch eine sprechende<br />

Katze, diebei derRettung behilflich<br />

seinwird. In Anlehnung an denFilm<br />

vonHenry Selick erzähltdas junge Ensemble<br />

derKulturbrigaden dieGeschichte<br />

mitausgefallenen Kostümen,<br />

buntenMasken undeiner starken<br />

Bildsprache. Ab 8Jahren; Inszenierung:<br />

Rada Radojcic.<br />

RT<br />

❚ CORALINE TheaterimDepot,Immermannstr.29,<br />

Dortmund,Tel.(0231)982120;Termine: 2.11. (20<br />

Uhr) +4.11. (16Uhr); Preise: 5-14 €;<br />

www.depotdortmund.de<br />

TANZ GEGENANGST<br />

Phobos<br />

Mit„düster, emotional richtig<br />

schwereKost undsehr aufwühlend“<br />

fand Matthias Frense,Leiterdes <strong>Mülheim</strong>erRinglokschuppens,zur<br />

Spielzeiteröffnung<br />

die passenden Worte.<br />

Denn„Phobos“ isttatsächlichein getanzterBeitrag<br />

zuranhaltenden Me-<br />

Too-Debatte.Das Ausmaßvon Missbrauchsfällen<br />

vonFrauendurch MännerinFührungspositionen<br />

wuchs und<br />

wächst in derPresselandschaftkontinuierlich;Angst<br />

scheinteinegesellschaftliche<br />

Renaissancezuerleben.<br />

DieCooperativaMaura Morales<br />

nimmt in „Phobos“die femininePosition<br />

ein undbeschäftigtsichaus dieser<br />

Perspektivemit Angst,Ohnmacht,<br />

Schamund Stigmatisierung.Das Ziel<br />

der Tänzer undMusiker:einesinnlich<br />

emanzipatorische Aufhebungder Vereinzelungund<br />

derTraumatisierung.<br />

Tatsächlichschwere,aber auch wichtige<br />

Kost!<br />

RT<br />

❚ PHOBOS Ringlokschuppen, Am SchloßBroich 38,<br />

<strong>Mülheim</strong>, Tel. (0208) 993160; Termine: 12.+13.<strong>10</strong>.,<br />

je 20 Uhr; Preise: 6-15 €; www.ringlokschuppen.ruhr<br />

Hochzeit und lässt gleich drei Kandidatenvorstelligwerden<br />

–imTagebuch<br />

ihrer alleinerziehenden Mutter<br />

liestsie,dass fürsie auch drei möglicheVäter<br />

infrage kommen. DieHits:<br />

„DancingQueen“,„Take achanceon<br />

me“,„Super Trouper“und,klar, „Mamma<br />

Mia“.Allerlei Zutaten, diefür ein<br />

emotionales Bühnenerlebnis stehen.<br />

Nun darfauchinKölnmitgefiebert<br />

und-gesungen werden. RT<br />

❚ MAMMA MIA! Musical Dome,Goldgasse 1, Köln,<br />

Tel. (0211) 7344150; Termine: <strong>10</strong>.<strong>10</strong>.-18.11., versch.<br />

Uhrzeiten; Preise: ab 39,50 €; www.mehr.de<br />

Philip Lethen<br />

(c)_Brüggemann Holtgreve Kruse-Ostkreuz<br />

58| <strong>HEINZ</strong> |<strong>10</strong>.<strong>2018</strong>

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