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BStuF SoSe 2018

Hier können Sie den Beck'schen Studienführer Jura (SoSe 2018) lesen - mit vielen hilfreichen Tipps zum Jurastudium.

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Berufsbild | IT-Jurist<br />

IT-Jurist | Berufsbild<br />

72 73<br />

Das IT-Recht als Chance<br />

und Herausforderung<br />

Das Zukunftsthema Nummer 1 für die Anwaltschaft<br />

ist das häufig noch immer als Nischenthema<br />

verschmähte IT-Recht. Dabei ist schon<br />

heute vollkommen klar, dass kein Lebenssachverhalt,<br />

kein Geschäftsmodell und keine Rechtsmaterie mehr<br />

ohne Bezug zur Informationstechnologie und den damit<br />

verbundenen spezialgesetzlichen Normen existieren<br />

wird. Im Zuge der Vernetzung und Automatisierung der<br />

Gesellschaft wird das besondere Wissen auf der Schnittstelle<br />

zwischen Informationstechnik und Recht maßgeblich<br />

für viele Rechtsfragen des digitalisierten Alltags. In<br />

den kommenden Jahren werden alle Regelungsbereiche<br />

grundlegenden Reformen im Lichte dieser Entwicklung<br />

unterzogen. Insbesondere die rasante technologische<br />

Entwicklung im Bereich der künstlichen Intelligenz wird<br />

selbst jahrhundertealte Normen unserer Rechtsordnungen<br />

ins Wanken bringen. Die mit der Digitalisierung verschärfte<br />

Herausforderung, zunehmend einheitliche trans-<br />

und internationale Standards zu schaffen, wird vor allem<br />

im Bereich der Informationstechnik eine große Rolle<br />

spielen und damit immer neue Reformen bestehender<br />

Regeln in diesem Bereich hervorrufen. Wer sich also<br />

in den kommenden Jahren auf den Rechtsbereich des<br />

IT-Rechts spezialisiert, wird auf eine hohe Nachfrage<br />

nach Rechtsberatung und Fachanwälten stoßen. Ein äußerst<br />

dynamisches Rechtsgebiet sorgt zudem nie für<br />

Langeweile.<br />

Neben der am 25. Mai <strong>2018</strong> zur Anwendung kommenden<br />

Datenschutz-Grundverordnung der EU und den<br />

derzeit verhandelten Regeln zum Telekommunikationsdatenschutz<br />

befinden sich vor allem im Bereich der IT-<br />

Sicherheit, den Haftungsbestimmungen bei IT-Produkten<br />

und -Dienstleistungen sowie im Bereich des Urheberrechts<br />

und des Vertrags- und Verbraucherrechts im<br />

digitalen Markt neue gesetzliche Bestimmungen auf dem<br />

Weg zur Verabschiedung und Umsetzung. Schon bald<br />

wird es auch bei der besonderen Regulierung von Internet-<br />

Plattformen sowie der Robotik und künstlichen Intelligenz<br />

erste besondere Rechtsnormen geben. Angesichts der Verlagerung<br />

eines Großteils der Wertschöpfung von Unternehmen<br />

in den digitalen Markt sowie der Abhängigkeit<br />

von entsprechenden Infrastruktur- und Plattformanbietern<br />

werden die aufgeworfenen Rechtsfragen zahlreich<br />

und vielfältig. Völlig neue Interessenslagen und<br />

Problemstellungen werden entstehen und nach juristischen<br />

Fachkräften mit entsprechenden Kenntnissen der<br />

zu Grunde liegenden Informationstechnik verlangen.<br />

Die Umstellung etwa des Finanzmarkts auf automatisierte<br />

Datenverarbeitungsprozesse, der Einsatz autonomer<br />

Fahrzeuge oder Roboter im Straßenverkehr sowie der Seeund<br />

Luftfahrt oder die individuell veranlasste Industrieproduktion<br />

über den 3D-Drucker im Wohnzimmer sind<br />

nur ein paar Beispiele, die das Ausmaß der anstehenden<br />

informationstechnischen Revolution beschreiben können.<br />

Das noch immer nicht zum Grundkanon der juristischen<br />

Ausbildung gehörige Fach der Rechtsinformation bzw. des<br />

Informationsrechts müsste angesichts dieses Ausblicks<br />

eigentlich längst zur Grundausbildung der Juristinnen und<br />

Juristen gehören.<br />

Der Autor Jan Philipp Albrecht, LL.M. (Hannover & Oslo) ist seit 2009 Abgeordneter im Europäischen Parlament für die Grünen und ist dort Berichterstatter für<br />

die Datenschutz-Grundverordnung der EU.<br />

Bild: © Hannibal Hanschke<br />

Bild: © jani001 – thinkstockphotos.de<br />

Umso größer sind die Chancen, sich in diesem<br />

Rechtsbereich ein Arbeitsfeld zu eröffnen, das auf absehbare<br />

Zeit mehr Möglichkeiten und Bedarf aufweisen<br />

wird, als die meisten anderen Spezialisierungsfelder.<br />

Zumal auch im Bereich von Forschung, Lehre und politischer<br />

Bildung ein umfassender Bedarf an Fachkräften<br />

bestehen wird und die erste große Generation dieses<br />

Fachbereichs, die in den 70er- und 80er Jahren zur<br />

Avantgarde des IT-Rechts gehörte, nun in den Ruhestand<br />

geht bzw. gehen wird. Auch wenn dieser Rechtsbereich<br />

ohne Zweifel – auch wegen der Attraktivität der<br />

großen Internetkonzerne und der Wachstumspotenziale<br />

des digitalen Marktes – in Mode gekommen ist,<br />

braucht es auf absehbare Zeit noch viele Juristinnen<br />

und Juristen, die sich in dieses Fach stürzen und die<br />

immer vielfältiger werdenden Betätigungsfelder des<br />

IT-Rechts für sich entdecken. Angesichts des enormen<br />

Wandels im Zuge der Digitalisierung ist dies nicht nur<br />

für den Berufsstand, sondern auch für die Gesellschaft<br />

von besonderer Bedeutung.<br />

n<br />

Schon bald wird es auch bei der besonderen Regulierung von Internet-<br />

Plattformen sowie der Robotik und künstlichen Intelligenz erste besondere<br />

Rechtsnormen geben.<br />

www.beck.de<br />

Beck‘scher Studienführer Jura<br />

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