aMun Magazin Nr. 56
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portieren als größere Sargbestandteile. Viele<br />
der Sammlungsstücke entstammen privaten<br />
Schenkungen Ägyptenreisender oder<br />
sind Funde familiärer Dachböden-Schätze.<br />
Andere wiederum erreichten das Museum<br />
nach einer kuriosen Reise im Postpaket. Dies<br />
alles führte dazu, dass oftmals die Provenienz<br />
intransparent wird und es zu einem eklatanten<br />
Informationsverlust kommt. Neben der<br />
oftmals nebulösen Objektgeschichte zeigen<br />
die hölzernen Gesichter weder Schriftzeichen<br />
noch anderer Kennzeichnungen, so dass die<br />
Ägyptologen in ihren Nachforschungen auf<br />
die Ikonografie zurückgreifen.<br />
Der Blickwinkel der Restauratoren wendet<br />
sich einem ganz anderen Sprachrohr der<br />
archäologischen Funde zu: ihrer Materialität.<br />
Unter der Betreuung von Diplom-Restaurator<br />
Andreas Krupa, Dozent am CICS<br />
in der Fachrichtung „Holz und Werkstoffe<br />
der Moderne“, und Dr. Frank Förster, dem<br />
Kurator des Museums, begebe ich mich mit<br />
sechzehn ausgewählten Holzgesichtern aus<br />
verschiedenen Dynastien auf die Reise.<br />
Die kunsttechnologische Untersuchung soll<br />
die Gesichter als „Gruppe“ erfassen und<br />
sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten<br />
herausarbeiten. Ausgerüstet mit einem<br />
Stereomikroskop und einer UV-Lampe<br />
erforsche ich vor Ort die Werkprozesse.<br />
Wurde die einheimische Sykomore oder ein<br />
importiertes Holz verwendet? Besteht die<br />
Grundierung aus Kreide oder Nilschlamm?<br />
Mit welchen Pigmenten der ägyptischen<br />
Abb. 3: Die Rückseite dieses Sargdeckelgesichts<br />
(vgl. Abb. 2, oben links) wurde<br />
in einer bereits älteren Maßnahme durch<br />
den Vorbesitzer mit Heißkleber gefestigt<br />
und dadurch die Oberfläche geschädigt.<br />
Foto: Isabelle Lange<br />
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