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aMun Magazin Nr. 56

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Ausgabe 1 / 2018 | 3,50 €<br />

20. Jahrgang / Heft <strong>Nr</strong>. <strong>56</strong><br />

<strong>Magazin</strong> für die Freunde<br />

Ägyptischer Museen und Sammlungen<br />

ISSN 2196-8942<br />

<strong>56</strong>


E D I T O R I A L<br />

Horst<br />

Creutz<br />

Dr. Hartmut<br />

Häger<br />

Hartwig<br />

Löger<br />

Dr. Jürgern<br />

Kroneberg<br />

Rainer<br />

Fineske<br />

Dr. Angela<br />

Onasch<br />

Margot<br />

Rathenow<br />

Verehrte Freunde und Förderer der Ägyptischen Museen und Sammlungen,<br />

Klaus<br />

Suckow<br />

heute halten Sie das neue Heft unseres <strong>Magazin</strong>s in den Händen. Ihre Reaktionen<br />

und Anregungen zu den beiden letzten Ausgaben haben dazu beigetragen, die Gestaltung<br />

seit dem Redaktionswechsel von Leipzig nach Berlin ein wenig zu verbessern. Vielen Dank<br />

für Ihre aktive Teilnahme!<br />

In diesem Heft haben wir für Sie elf abwechslungsreiche Berichte und wieder zahlreiche<br />

Veranstaltungshinweise zusammengestellt. Ein großer Dank geht erneut an unsere Autorinnen<br />

und Autoren, die wieder sehr fleißig waren!<br />

Zwei Berichte widmen sich einer Rückschau auf vergangene Sonderausstellungen in<br />

Bonn und Leipzig, ein dritter der kürzlich verlängerten Ausstellung „O Isis und Osiris“<br />

in Hannover. Viele unserer Vereine unternehmen Gruppenreisen – nutzen Sie diese Gelegenheiten,<br />

um sich die Sonderausstellungen direkt vor Ort anzuschauen, es lohnt sich! So<br />

wartet beispielsweise im Kunsthistorischen Museum Wien ab dem 8. Mai die spannende<br />

Sonderausstellung „Der vergessene Papyrus“ auf Sie.<br />

Auch in dieser Ausgabe wagen wir hinsichtlich anderer Ägyptischer Museen und Sammlungen<br />

wieder einen „Blick über den Tellerrand“, dieses Mal jedoch nicht ins Ausland.<br />

Susanne Beck stellt Ihnen ab Seite 18 die Ägyptische Sammlung der Eberhard-Karls-<br />

Universität in Tübingen vor. Weitere Beiträge widmen sich Archivbeständen im Berliner<br />

Ägyptischen Museum sowie Fragen der Konservierung und Restaurierung von Kunst- und<br />

Kulturgütern sowie neuster Untersuchungs- und Präsentationsmethoden in Zusammenhang<br />

mit Mumien.<br />

Ihnen wünsche ich nun viel Vergnügen mit der neuen<br />

Ausgabe!<br />

Ihr Horst Creutz<br />

Unsere Museen im Internet:<br />

http://www.smb.museum<br />

http://www.aegyptisches-museum.uni-bonn.de<br />

http://www.museum-august-kestner.de<br />

http://www.rpmuseum.de<br />

http://www.gko.uni-leipzig.de/aegyptisches-museum<br />

http://www.khm.at<br />

2


Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .02<br />

Inhaltsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 03<br />

Nadja Braun . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 05<br />

Onkel Georg führt durchs alte Ägypten<br />

Schülerführer für das Ägyptische Museum – Georg Steindorff – der Universität Leipzig<br />

Jana Helmbold-Doyé / Thomas L. Gertzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

Entdeckungen im Fotoarchiv des Ägyptischen Museums Berlin<br />

Bildband zu Heinrich Schäfers Nubienreise um 1900 in Kooperation mit dem DAI Kairo<br />

Susanne Beck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18<br />

Ägyptische Sammlung<br />

Eberhard-Karls-Universität Tübingen<br />

Isabelle Lange . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26<br />

Von Angesicht zu Angesicht<br />

Konservatorische Arbeiten an hölzernen Gesichtern im Ägyptischen Museum Bonn<br />

Frank Förster . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31<br />

Ringer im Museum<br />

Ein sportlicher Rückblick auf eine Sonderausstellung im Ägyptischen Museum Bonn<br />

Oliver Gauert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .40<br />

Holographische Rekonstruktion des Inneren einer ägyptischen Mumie<br />

Veranstaltungskalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Caroline Böhme / Franziska Naether . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

Bekriegt. Besetzt. Bereichert.<br />

Ägypten zwischen Spätzeit und Spätantike<br />

Christian E. Loeben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

O Isis und Osiris<br />

die Mysterien in Hannover gehen in die nächste Runde … und „online“<br />

Regine Schulz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .67<br />

Nachruf auf Prof. Dr. Nicole Riedl-Siedow<br />

Peter Uhrbach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .69<br />

Ist Gustav Seyffarth wirklich gescheitert?<br />

Christina Hanus / Anne Schorneck / Klaus Finneiser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .71<br />

Die Archivbestände des Berliner Ägyptischen Museums<br />

Thomas Staemmler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .79<br />

Restaurierungstheorie und Restaurierungspraxis<br />

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .87<br />

I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />

3


Schülerführer<br />

durch das<br />

Ägyptische Museum<br />

– Georg Steindorff –<br />

der Universität Leipzig<br />

Ein Projekt des Hochfranken-Gymnasiums Naila


Onkel Georg führt durchs<br />

alte Ägypten<br />

Schülerführer für das Ägyptische Museum<br />

– Georg Steindorff – der Universität Leipzig<br />

Seit einiger Zeit empfängt an der Museumskasse<br />

eine Figur namens Onkel Georg<br />

insbesondere die jungen Besucherinnen und<br />

Besucher und weist auf die Möglichkeit hin,<br />

sich von ihm und seinen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern durch die Sammlung führen<br />

zu lassen (Abb. 1).<br />

Onkel Georg ist Teil eines Kooperationsprojekts<br />

zwischen dem Leipziger Museum,<br />

dem Ägyptologischen Institut der Universität<br />

Leipzig, dem Freundeskreis des Ägyptischen<br />

Museums e. V. und dem Hochfranken-Gymnasium<br />

Naila. Unter meiner Leitung haben<br />

Nadja Braun<br />

Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit<br />

den Partnern in Leipzig einen einzigartigen<br />

Schülerführer für die Sammlung erstellt.<br />

Informativ, kreativ und abwechslungsreich<br />

eröffnet er gerade jungen Museumsgästen<br />

in altersgerechter Sprache einen Zugang<br />

zum alten Ägypten und zu ausgewählten<br />

Objekten. Interesse weckt er dabei durch<br />

Katalogaufnahmen ganz besonderer Art.<br />

Dank des großen Einsatzes der Sammlungsfotografin<br />

Marion Wenzel sind nämlich alle<br />

31 enthaltenen Stücke jeweils zusammen<br />

mit einer Schülerin bzw. einem Schüler oder<br />

einer Mitarbeiterin bzw. einem Mitarbeiter<br />

Abb. 1: Onkel Georg empfängt gemeinsam mit der Museumsaufsicht Barbara Merkel die Besucher an der<br />

Museumskasse<br />

© Foto: Nadja Braun<br />

5


des Museums oder des Ägyptologischen<br />

Instituts abgelichtet. In beeindruckender<br />

Weise ist es der Fotografin gelungen, vor<br />

Ort im Museum oder in ihrem Fotostudio<br />

die Personen mit ihren selbst ausgewählten<br />

Stücken in Szene zu setzen (Abb. 2). Im<br />

dazugehörigen Text werden dann Informationen<br />

über das jeweilige Objekt und darüber<br />

hinaus vermittelt. Beispielsweise erzählt die<br />

14-jährige Dalia über die Kalksteinstatue des<br />

Senenu und seiner Frau aus dem Alten Reich<br />

(Inv.-<strong>Nr</strong>. 2559; Abb. 3), dass die Familie der<br />

Grundstein der ägyptischen Gesellschaft war,<br />

wir aber nicht wissen, wie eine Ehe damals<br />

geschlossen wurde. Sie hat auch herausgefunden,<br />

dass solche Statuen nach Vorstellung<br />

der alten Ägypter als „Ersatzkörper“ dienten<br />

und Opfergaben der Verwandten am Grab<br />

entgegennehmen sollten. Von der 17-jährigen<br />

Eva-Maria erfährt man, was ein 4 000<br />

Jahre altes hölzernes Boot aus der Grabausstattung<br />

des Herischef-hotep (Inv.-<strong>Nr</strong>. 38;<br />

Abb. 4) über die ägyptischen Jenseitsvorstellungen<br />

verrät. Sie erklärt, dass die Menschen<br />

an ein Weiterleben im Jenseits glaubten,<br />

welches sie den „schönen Westen“ nannten,<br />

und überzeugt waren, sich dort genauso<br />

fortzubewegen wie im irdischen Leben – auf<br />

dem Wasser eben.<br />

Auch die beteiligten Expertinnen und<br />

Experten bringen ihre Stücke zum Reden.<br />

Dr. Marc Brose legt dar, was Scherben alles<br />

erzählen können (Inv.-<strong>Nr</strong>. 1891; Abb. 5):<br />

Vorarbeiter aus Deir el-Medina haben<br />

auf Ostraka beispielsweise Fehltage ihrer<br />

Arbeiter zusammen mit dem Grund des<br />

Fernbleibens notiert. Daher wissen wir, dass<br />

Bierbrauen für ein Fest ein triftiger Grund<br />

war, der Arbeit fernzubleiben.<br />

Gerade der individuelle Zugang zu den<br />

Objekten über die jeweilige Person macht<br />

die Originalität dieses Museumsführers aus.<br />

So ist das Lieblingsstück der Institutssekretärin<br />

Annette Kunze ein fast 2 500 Jahre altes<br />

Abb. 2: Sammlungsfotografin Marion Wenzel bei Aufnahmen in ihrem Fotostudio<br />

© Foto: Nadja Braun<br />

6


Abb. 3: Dalia vor der Kalksteinstatue des Senenu und seiner Frau im Ägyptischen Museum<br />

© Foto: Marion Wenzel<br />

Abb. 4: Eva-Maria mit einem Bootsmodell aus der Grabausstattung des Herischefhotep<br />

© Foto: Marion Wenzel<br />

7


Abb. 5: Dr. Marc Brose präsentiert ein<br />

Ostrakon der Leipziger Sammlung<br />

© Foto: Marion Wenzel<br />

Abb. 6: Annette Kunze mit ihrem Lieblingsstück, dem Igel-Gefäß<br />

© Foto: Marion Wenzel<br />

8


Igel-Gefäß aus hellgrün glasierter Kieselkeramik<br />

(Inv.-<strong>Nr</strong>. 8302; Abb. 6); das Stück zählt<br />

übrigens auch zu den Favoriten der jungen<br />

Museumsbesucherinnen und -besucher. Der<br />

kleine Ohrenigel erinnert Annette Kunze<br />

an Besuche von Igeln an Sommerabenden<br />

im eigenen Garten und sie hat in Erfahrung<br />

gebracht, dass diese Igel beim Zusammenrollen<br />

ihre auffallend großen Ohren zusammenfalten<br />

und dank dieser nicht nur sehr<br />

gut hören, sondern außerdem scharfe Augen<br />

haben, mit denen sie sogar in der Nacht<br />

sehen können. Das Gefäß diente zur Aufbewahrung<br />

von schwarzer Augenschminke,<br />

berichtet sie weiter, und der Igel war für die<br />

Ägypter ein Schutzsymbol vor dem Bösen.<br />

Aus seinen Stacheln wurde sogar ein Heilmittel<br />

gegen Haarausfall hergestellt.<br />

Doch was hat es eigentlich mit Onkel<br />

Georg auf sich? Die Teilnehmerinnen des<br />

Kurses „Die Erforschung Ägyptens am Beispiel<br />

von Georg Steindorff“ im Rahmen der<br />

Regionalen Begabtenförderung für Gymnasien<br />

in Oberfranken haben sich ein Jahr<br />

lang mit dem Leben und Wirken von Georg<br />

Steindorff, dem Namensgeber des Ägyptischen<br />

Museums, beschäftigt und dabei zahlreiche<br />

Archivfotos studiert. Anschließend<br />

wurden gemeinsam mit der Leipziger Grafikerin<br />

Susann Hesselbarth während eines<br />

Workshops im Museum Entwürfe für Figuren<br />

des berühmten Ägyptologen gezeichnet.<br />

Dabei entstand Onkel Georg (Abb. 7). Der<br />

Name kommt nicht von ungefähr; Kerstin<br />

Seidel M. A. hatte den Schülerinnen zuvor<br />

verraten, dass sich Professor Steindorff Onkel<br />

Abb. 7: Lena entwirft Onkel Georg beim Workshop mit Suann Hesselbarth<br />

© Foto: Nadja Braun<br />

9


Georg nennen ließ. Eine dieser Onkel-Georg-Figuren<br />

steht in Form eines kleinen<br />

Aufstellers inzwischen auf der Theke der<br />

Museumskasse (vgl. Abb. 1) und ist auf der<br />

Begrüßungsseite des Schülerführers abgedruckt.<br />

Im Heft informiert er zunächst über<br />

die Geschichte der Sammlung und seinen<br />

persönlichen Beitrag zu ihrer Vergrößerung.<br />

Wer den Text nicht selbst lesen möchte oder<br />

dazu noch zu jung ist, kann den auf dieser<br />

Seite abgebildeten QR-Code mit seinem<br />

Smartphone einscannen und wird auf eine<br />

Internetseite geleitet, wo der bekannte Radiojournalist<br />

Claus Fischer Onkel Georg seine<br />

Stimme leiht und die Besucherinnen und<br />

Besucher begrüßt.<br />

Kleinere Aufsteller der Onkel-Georg-Figur<br />

wurden entweder in den Vitrinen neben den<br />

Stücken platziert (Abb. 8), die im Schülerführer<br />

zu finden sind, oder an den jeweiligen<br />

Sockeln angebracht. Da alle Figuren jeweils<br />

mit einer eigenen Nummer versehen sind,<br />

kann im Heft leicht die entsprechende<br />

Objektseite gefunden werden, sodass Onkel<br />

Georg die jungen Museumsgäste auch auf<br />

diese Weise durch seine Sammlung begleitet.<br />

Auf der von einem Schüler entworfenen<br />

Ägyptenkarte kann man überdies in Erfahrung<br />

bringen, wo überall Georg Steindorff<br />

selbst gegraben hat und woher viele der<br />

Objekte aus dem Museum stammen. Außer-<br />

Abb. 8: Karl Heinrich von Stülpnagel platziert gemeinsam mit Klara Dietze, Anna Grünberg, Alexa Thüsing<br />

M. A. und Museumspraktikantin Karoline Böttcher die Onkel-Georg-Aufsteller in den Vitrinen<br />

© Foto: Nadja Braun<br />

10


dem haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

des Projekt-Seminars „Schülerführer<br />

durch das alte Ägypten“ Informationsseiten<br />

zu zentralen Themen wie Geografie, Pharaonen,<br />

Gesellschaft, Religion, Schrift und<br />

Architektur verfasst. Ein weiteres Highlight<br />

ist ein von ihnen entwickelter Bastelbogen<br />

für ein Segelboot, der aus der Heftmitte<br />

entnommen werden kann, und für Rätselfreunde<br />

gibt es eine Seite zum Knobeln sowie<br />

eine Hieroglyphentabelle, mit deren Hilfe<br />

man den eigenen Namen in den Schriftzeichen<br />

der alten Ägypter schreiben kann.<br />

Bevor der Schülerführer seinen letzten<br />

Schliff bekam, wurde natürlich noch ein<br />

Praxistest im Museum durchgeführt. Dazu<br />

reiste extra eine 6. Klasse des Hochfranken-Gymnasiums<br />

aus dem Frankenwald<br />

an, um den Museumsführer auf Herz und<br />

Nieren zu prüfen. Nachdem dieser Testlauf<br />

erfolgreich absolviert war, ging es an die<br />

letzten Überarbeitungsschritte. Einen entscheidenden<br />

Beitrag leistete dabei Studienrat<br />

Jochen Schubert, der mit seinem Einsatz für<br />

das professionelle Layout sorgte. Dank des<br />

Freundeskreises des Ägyptischen Museums<br />

e. V., der in finanzielle Vorleistung getreten<br />

ist, konnte das Heft letztlich in Druck gehen.<br />

Möglich war die Realisierung dieses<br />

aufwendigen Projekts nur durch die Unterstützung<br />

zahlreicher Museums- und Institutsmitglieder<br />

– namentlich Prof. Hans-W.<br />

Fischer-Elfert und Kustos PD Dietrich Raue.<br />

Einen großen Anteil am Erfolg des Projekts<br />

haben aber vor allem Alexa Thüsing M. A.<br />

und Restaurator Karl Heinrich von Stülpnagel.<br />

Ein großer Dank gebührt außerdem<br />

Dr. Angela Onasch, die als Vorsitzende des<br />

Abb. 9: Verleihung des P-Seminarpreises der Unternehmerinitiative Hochfranken an der Hochschule Hof, von<br />

links Dr. Nadja Braun, Carmen Stöcker, Ina Jungkunz und Schulleiter Oberstudiendirektor Lothar Braun<br />

© Foto: Jochen Schubert<br />

11


Freundeskreises mehrfach zusammen mit<br />

den Schülerinnen und Schülern an den Texten<br />

gearbeitet hat. Sie alle haben die vielfältigen<br />

Einzelaktionen von Anfang an tatkräftig<br />

sowie mit zahlreichen Ideen unterstützt und<br />

dabei immer wieder erleben dürfen, wie viel<br />

Freude die Zusammenarbeit mit Schülerinnen<br />

und Schülern machen kann.<br />

Das Projekt hat nach Fertigstellung auch<br />

über Leipzig hinaus Beachtung gefunden.<br />

Im Rahmen der Auftaktveranstaltung zur<br />

Contacta 2017 wurde der Schülerführer<br />

an der Hochschule Hof von Dr. Dorothee<br />

Strunz mit dem Preis der Unternehmerinitiative<br />

Hochfranken ausgezeichnet (Abb. 9)<br />

– ein Erfolg, den die Lokalpresse mit der<br />

Artikelüberschrift „Mit Ägypten die Nase<br />

vorn“ würdigte.<br />

Zusätzlich zum Schülerführer können<br />

junge Besucherinnen und Besucher an der<br />

Kasse ein Aufgabenblatt für eine Museumsrallye<br />

bekommen, um damit eigenständig<br />

die Sammlung zu erkunden und dabei Fragen<br />

zu einzelnen Stücken zu beantworten.<br />

Die Museumspädagoginnen Klara Dietze<br />

und Anna Grünberg haben überdies einzelne<br />

Textseiten aus dem Schülerführer laminiert<br />

und in den Holzkästen für die Taschentexte<br />

für alle Museumsgäste bereitgestellt. Denn in<br />

der Praxis hat sich schnell gezeigt, dass der<br />

neue Leipziger Museumsführer nicht nur die<br />

jungen Besucherinnen und Besucher begeistert.<br />

Ab Herbst 2018 Jahres wird sich dann<br />

ein weitere Gruppe des Hochfranken-Gymnasiums<br />

an die Erarbeitung eines auf dem<br />

Schülerführer aufbauenden Audioguides für<br />

Schülerinnen und Schüler machen.<br />

Abb. 10: Die am Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler des Hochfranken-Gymnasiums Naila mit<br />

Projektleiterin StRin Dr. Nadja Braun und Schulleiter OStD Lothar Braun<br />

© Foto: Jochen Schubert<br />

12


Entdeckungen im Fotoarchiv des<br />

Ägyptischen Museums Berlin<br />

Bildband zu Heinrich Schäfers Nubienreise um<br />

1900 in Kooperation mit dem DAI Kairo<br />

Als vor nunmehr drei Jahren das Tagebuch<br />

einer Nubienreise des späteren<br />

Direktors des Ägyptischen Museums Berlin,<br />

Heinrich Schäfer (1868–1957), in der wissenschaftsgeschichtlichen<br />

Publikationsreihe<br />

des DAI Kairo (Menschen - Reisen - Forschungen<br />

Bd. 2) veröffentlicht wurde, galt<br />

die fotografische Dokumentation dieser<br />

Reise als verschollen. Zwar konnten einzelne<br />

im Familienbesitz oder in den Archiven des<br />

Schweizerischen Institutes für Ägyptische<br />

Bauforschung und Altertumskunde in Kairo<br />

sowie dem Ägyptischen Museum – Georg<br />

Steindorff – in Leipzig erhalten gebliebene<br />

Fotoaufnahmen zur Illustration herangezogen<br />

und durch die Bleistiftskizzen Schäfers<br />

und des mitreisenden klassischen Archäologen<br />

Hermann Thiersch (1874–1939)<br />

ergänzt werden. Die zahlreichen Aufnahmen<br />

der Tempel, Festungsbauten und des Alltagslebens<br />

des inzwischen in den Fluten des<br />

Nasser-Stausees versunkenen Nubiens, die<br />

der Ägyptologe erwähnt, schienen für immer<br />

verloren.<br />

Jana Helmbold-Doyé / Thomas L. Gertzen<br />

konnten diese nicht nur als Aufnahmen aus<br />

der Region (neben weiteren, vornehmlich<br />

aus Saqqara, Memphis und Amarna) identifiziert,<br />

sondern auch der besagten Expedition<br />

eindeutig zugeordnet werden.<br />

Im Zuge der Sichtung und Aufbereitung<br />

der Fotobestände des Ägyptischen Museums<br />

Berlin, stieß die Leiterin des Fotoarchivs<br />

Caris-Beatrice Arnst im Jahr 2015 auf ein<br />

Konvolut von ca. 340 Fotos in sechs unbeschrifteten<br />

Aufbewahrungsboxen. Nach<br />

Rücksprache mit der Kuratorin der Abteilung<br />

nubischer Altertümer Jana Helmbold-Doyé<br />

Abb. 1: Heinrich Schäfer vor den Ruinen der Festung<br />

von Mirgissa.<br />

© SMB Ägyptisches Museum und Papyrussammlung,<br />

Fotoarchiv, Ph. 5973<br />

13


Im März und April 1900 unternahm<br />

Heinrich Schäfer in Begleitung des schon<br />

erwähnten Hermann Thiersch sowie der<br />

beiden Ägyptologen Ludwig Borchardt<br />

(1863–1938) und Georg Steindorff (1861–<br />

1951) zusammen mit dem Diplomaten Curt<br />

von Grünau (1871–1939) eine Reise in das<br />

Gebiet zwischen dem Ersten und Zweiten<br />

Nilkatarakt. Ziel waren die pharaonischen<br />

Grenzfestungen des Mittleren und Neuen<br />

Reiches (etwa 2040 bis 1070 v. Chr.). Nach<br />

der umfassenden Dokumentation dieser<br />

Baudenkmäler, welche Borchardt noch Jahrzehnte<br />

später zur Abfassung wissenschaftlicher<br />

Abhandlungen diente, kehrte die<br />

Reisegruppe nach Assuan zurück.<br />

Abb. 2: Karte des Gebietes zwischen dem 1. und 2. Nilkatarakt<br />

aus: F. Hintze (Hrsg.), Africa in antiquity. The arts of ancient Nubia and the Sudan, proceedings of the symposium<br />

held in conjunction with the exhibition, Brooklyn, September 29 – October 1, 1978, Berlin 1979.<br />

14


Finanziert wurde die Unternehmung aus<br />

Mitteln der Ernst von Sieglin-Expedition,<br />

benannt nach dem Stuttgarter Unternehmer<br />

Ernst von Sieglin (1848–1927), welcher der<br />

Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften<br />

1899 Gelder für eine Erkundung<br />

der Oase Siwa im Nordwesten Ägyptens<br />

zur Verfügung gestellt hatte. Hinzu kamen<br />

Mittel der Carl-Ritter Stiftung des Leipziger<br />

Vereins für Erdkunde und zwei Zuschüsse<br />

der Kommission zur Herausgabe des Ägyptischen<br />

Wörterbuches. Ursprünglich sollten<br />

nach der Oase Siwa auch die Oasen der<br />

ägyptischen Westwüste Farafra, Dachla und<br />

Charga besucht werden. Stattdessen begab<br />

sich die Expedition nur in die westlich des<br />

Niltales gelegene Flussoase Fajjum. Dadurch<br />

wurden die benötigten Mittel gewonnen,<br />

eine Reise nach Nubien zu unternehmen.<br />

Nachdem die Gruppe sich mit dem Zug<br />

von Kairo aus anreisend – mit einem kurzen<br />

Zwischenstopp in Luxor – in Assuan versammelt<br />

hatte, gingen die Teilnehmer an Bord<br />

der für die Expedition gecharterten Dahabije<br />

mit Namen „Kebêki“, welche auch sogleich<br />

unter deutsche Flagge gesetzt wurde. Die<br />

Raumaufteilung und auch die Dunkelkammer,<br />

in der die auf der Reise gemachten<br />

Fotoaufnahmen belichtet wurden, sind von<br />

Schäfer in einer Skizze dokumentiert worden.<br />

Auf einigen der jetzt wiederentdeckten Bilder<br />

sind auch die Fotografen bei der Arbeit<br />

abgelichtet worden, was darauf hindeutet,<br />

dass der Reisegruppe zumindest zeitweilig<br />

zwei Kameras zur Verfügung standen. Den<br />

Ausführungen Schäfers zu Folge war v. a. von<br />

Grünau für die Fotoaufnahmen zuständig,<br />

was durch Steindorff, welcher gleichfalls ein<br />

Tagebuch der Reise hinterlassen hat, auch so<br />

dokumentiert worden ist.<br />

Die Auswahl der Motive bzw. der zu dokumentierenden<br />

Befunde geschah wohl durch<br />

Abb. 3: Schäfers Skizze mit der Raumaufteilung der Dahabije „Kebêki“.<br />

© DAI, Kairo.<br />

15


die Ägyptologen, die von Grünau entsprechende<br />

Anweisungen erhielten. Dabei gehen<br />

die Aufnahmen der zeitgenössischen Kulturlandschaft<br />

Nubiens wohl auf Schäfers Initiative<br />

zurück, der darüber hinaus einige Szenen<br />

des Alltagslebens mit Darstellungen aus der<br />

altägyptischen Kunst vergleichen wollte.<br />

Borchardt wird v. a. auf die fotografische<br />

Dokumentation der Festungsbauten und<br />

freigelegter Grundrisse oder von Mauerwerk<br />

geachtet haben. Steindorff nutzte die Fotografien<br />

zur Aufnahme größerer Inschriften.<br />

Dabei erschwerten die Lichtverhältnisse mitunter<br />

den Einsatz der modernen Technik.<br />

Andererseits erlaubte es die fotografische<br />

Dokumentation bei kürzerer Verweildauer<br />

an bestimmten Monumenten größere<br />

Textmengen aufzunehmen, wenn die Zeit<br />

nicht für eine Abschrift reichte. Nicht alle<br />

Aufnahmen jedoch dienten streng wissenschaftlichen<br />

Interessen. Mitunter wurden<br />

auch Nubier fotografiert, die die Reisenden<br />

bei ihrer Arbeit beobachtet hatten und mit<br />

denen man ins Gespräch gekommen war.<br />

Die Reiseteilnehmer selbst sind eher selten<br />

auf den Fotos zu sehen, allerdings wurden<br />

sie gelegentlich zum Maßstab vor einigen<br />

Gebäuderesten aufgenommen, wobei hierzu<br />

auch Einheimische herangezogen wurden.<br />

Verknüpft mit Auszügen aus dem bereits<br />

edierten Tagebuch, sollen diese Fotoaufnahmen<br />

nun in einem eigenen Bildband<br />

veröffentlicht und durch kurze Essaybeiträge<br />

in ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung<br />

erläutert werden. Nach Erscheinen der Publikation<br />

ist eine Fotoausstellung in der nubischen<br />

Abteilung des Ägyptischen Museums<br />

Berlin geplant.<br />

Abb. 4: Nach Heinrich Schäfer: „Kornreibende Frau zum Vergleich mit den alten Figuren photographiert“.<br />

© SMB Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Fotoarchiv, Ph. 5869.<br />

16


Abb. 5: Blick über den Zweiten Katarakt.<br />

© SMB Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Fotoarchiv, Ph. 6148.<br />

Abb. 6: Kinder vor den Ruinen des Tempels von Dendur.<br />

© SMB Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Fotoarchiv, Ph. 5880.<br />

17


Ägyptische Sammlung<br />

Eberhard-Karls-Universität Tübingen<br />

Die Ägyptische Sammlung der Universität<br />

Tübingen umfasst rund 2 100<br />

Objekte. Etwa die Hälfte der Stücke werden<br />

in der Schausammlung in Museum Schloss<br />

Hohentübingen gezeigt. Der andere Teil<br />

wird in der sogenannten Lehrsammlung<br />

verwahrt und dient der Ausbildung der<br />

Studenten. Die meisten Aegyptiaca sind<br />

kleinformatig. Allerdings befinden sich in<br />

der Tübinger Sammlung auch größerer<br />

Objekte wie Stelen, Statuen, Särge und eine<br />

Opferkammer.<br />

Susanne Beck<br />

In den 1950ern ist der Lehrstuhl für<br />

Ägyptologie an der Eberhard-Karls-Universität<br />

Tübingen begründet worden. Zeitgleich<br />

wurde begonnen, eine Sammlung aufzubauen,<br />

die der Lehre und somit der Ausbildung<br />

der Studenten dienen sollte. Etwa<br />

ein Viertel der Objekte ist von dem Institut<br />

für Klassische Archäologie der Universität<br />

Tübingen übernommen worden. Diese<br />

bildeten die Grundlage der Sammlung, die<br />

1961 an das ägyptologische Institut durch<br />

seinen Begründer, Helmut Brunner, ange-<br />

Abb. 1: „Südwestecke der Opferkammer des Seschemnefer III.”<br />

© Ägyptische Sammlung der Universität Tübingen, Museum Schloss Hohentübingen<br />

Foto: V. Marquardt<br />

18


gliedert wurde. Darunter befanden sich u. a.<br />

Stiftungen des Stuttgarter Fabrikbesitzers<br />

Ernst von Sieglin, wie die Opferkammer<br />

Seschemnefers III., der Sarg des Idy, kleinere<br />

Objekte wie Statuetten, Uschebtis, Amulette<br />

und Gefäße verschiedenster Materialien,<br />

sowie der Doppelsarg mit Mumie der Taditiajna,<br />

der ein Geschenk des Konsuls Daniel<br />

Dumreichers war. In den 1960ern wurde<br />

die Kollektion durch rund 550 Stücke des<br />

Landesmuseum Württemberg erweitert, die<br />

dem Haus als Dauerleihgaben zur Verfügung<br />

gestellt worden sind. 1964 konnten die<br />

Aegyptiaca des Linden-Museums Stuttgart<br />

akquiriert werden, welches als damaliges<br />

Privatmuseum die Objekte veräußern durfte.<br />

Die Gelder wurden vom Kultusministerium<br />

in Stuttgart bereitgestellt. Auf der Grundlage<br />

der Stücke dieser drei Sammlungen, d. h. der<br />

des Instituts für Klassische Archäologie, des<br />

Linden-Museums Stuttgarts und des Landesmuseums<br />

Württembergs, konnte zumindest<br />

ein Fundament für die Ägyptische Sammlung<br />

der Universität Tübingen geschaffen<br />

werden, wobei die Lücken in den Beständen<br />

durch gezielte Ankäufe im Kunsthandel<br />

Abb. 2: „Nordwand der Opferkammer<br />

des Seschemnefer III.“,<br />

© Ägyptische Sammlung der<br />

Universität Tübingen, Museum<br />

Schloss Hohentübingen<br />

Foto: V. Marquardt<br />

19


geschlossen werden konnten. Dabei wurde<br />

darauf geachtet, dass sich diese Aegyptiaca<br />

schon mindestens seit 30 Jahren außerhalb<br />

von Ägypten befanden. Die Gelder sind<br />

großzügig von verschiedenen Sponsoren<br />

zur Verfügung gestellt worden. Zusätzlich<br />

konnte die Sammlung in den 1990ern durch<br />

die Dauerleihgaben aus dem Nachlass Dr.<br />

Hans Alexander Winklers, einem Orientalisten,<br />

Religionswissenschaftler und Ethnologen<br />

der Universität Tübingen, sowie durch<br />

Schenkungen über die Jahre hinweg aus der<br />

Sammlung Helmut Brunners und seiner<br />

Gemahlin Emma Brunner-Trauts, ebenfalls<br />

einer Ägyptologin, systematisch erweitert<br />

werden. Die ägyptische Sammlung stellt<br />

einen geschlossenen Sammlungsfundus dar.<br />

Lediglich Altbestände, die noch nicht näher<br />

bearbeitet worden sind, werden noch in die<br />

Sammlung eingegliedert.<br />

Die Provenienz der einzelnen Stücke der<br />

ägyptischen Sammlung ist kompliziert, da<br />

die Objekte aus anderen Kollektionen –<br />

Institut für Klassische Archäologie Universität<br />

Tübingen, Landesmuseum Württemberg<br />

Abb. 3: „Scheintür des Seschemnefer II.“<br />

© Ägyptische Sammlung der Universität<br />

Tübingen, Museum Schloss Hohentübingen<br />

Foto: S. Beck<br />

20


(Dauerleihgaben), Linden-Museum Stuttgart<br />

– übernommen oder im Kunsthandel<br />

angekauft worden sind. Ein Teil der Stücke<br />

stammen beispielsweise aus Abusir wie die<br />

Naqada-Gefäße oder aus Abu Gurôb wie die<br />

Relieffragmente aus dem altreichszeitlichen<br />

Sonnenheiligtum des Niuserre. Bei anderen<br />

Musealien kann die Herkunft mit Hilfe von<br />

Inschriften verifiziert werden wie bei dem<br />

Stelophor des Chaui (s. u.).<br />

Zu den Glanzpunkten der Ägyptischen<br />

Sammlung gehört die Opferkammer des<br />

Sechemnefer III. (Inv. <strong>Nr</strong>. 3, Abb. 1–2),<br />

die im Frühjahr 1910 von Ernst von Sieglin<br />

in Giza käuflich erworben worden ist und<br />

sich seit 1911 in Tübingen befindet. Die<br />

Kalksteinblöcke mit Reliefen, deren farbige<br />

Fassung sich ausgezeichnet erhalten hat,<br />

sind im Museum aufgebaut und können<br />

zur Besichtigung begangen werden. Die<br />

Wände zeigen den verstorbenen Grabherrn<br />

mit seiner Familie sowie die Dinge, die er als<br />

Totenopfer erhielt bzw. sich erhoffte. Durch<br />

Schlachtszenen und Gabenbringer sollte die<br />

Versorgung Seschemnefers III. im Jenseits<br />

sichergestellt werden. Die Opferkammer<br />

datiert in die fünfte Dynastie des Alten<br />

Reichs (ca. 2700–2160 v. Chr.) und stammt<br />

aus der Mastaba G 5170 Giza.<br />

Neben der Opferkammer des Seschemnefer<br />

III. befindet sich ferner eine der<br />

Scheintüren seines Vaters, Seschemnefer II.,<br />

aus der Mastaba G 5080 in Giza (Inv. <strong>Nr</strong>. 4,<br />

Abb. 3) in der Tübinger Sammlung, von<br />

der ein Parallelstück (Inv. <strong>Nr</strong>. 2555) im<br />

Ägyptischen Museum – Georg Steindorff –<br />

der Universität Leipzig gezeigt wird.<br />

Der Kastensarg des Idy (Inv. <strong>Nr</strong>. 6, Abb. 4)<br />

ist einer der siebzehn weltweit bekannten<br />

Särge, die eine Sternenuhr aufweisen. Mit<br />

Hilfe dieser diagonalen Sternenuhr, die sich<br />

im Deckel befindet, konnte man den zeitlichen<br />

Verlauf der Nacht bestimmen. Die<br />

Inschriften auf der Außen- und Innenwand<br />

des Sargs geben das typische Opferformu-<br />

Abb. 4: „Sargdeckel des Idy mit der Sternenuhr“<br />

© Ägyptische Sammlung der Universität Tübingen, Museum Schloss Hohentübingen<br />

Foto: H. Jensen<br />

21


lar mit dem Wunsch nach Versorgtsein im<br />

Totenreich wieder. Der Sarg des Idy, der in<br />

das Mittlere Reich (ca. 2040–1797 v. Chr.)<br />

datiert, stammt aus Assiut.<br />

Die Kniestatue des Chaui (Inv. <strong>Nr</strong>. 303,<br />

Abb. 5) befindet sich seit den 1960er in der<br />

Ägyptischen Sammlung. Sie stammt wohl<br />

aus Theben-West von der Ziegelpyramide<br />

des Grabs TT 214, dessen Besitzer Chaui (ii)<br />

war. Aus zahlreichen Inschriften ist bekannt,<br />

dass er ein Wächter am Platz der Wahrheit,<br />

d. h. im Tal der Könige, gewesen ist und<br />

in Deir el-Medineh zu Zeiten Ramses II.<br />

im Neuen Reich (ca. 1550–1070 v. Chr.)<br />

lebte. Der Stelophor (griech. „Stelenträger“)<br />

zeichnet sich durch eine feine Reliefierung<br />

aus und weist Reste von Farbspuren auf.<br />

Auf dem Denkstein wird ein Hymnus an Re<br />

wiedergegeben, in dem verschiedene Erscheinungsformen<br />

des Sonnengotts angesprochen<br />

werden und Chaui um die Aufnahme in sein<br />

Gefolge bittet.<br />

Das Sargensemble der Tadjtiana (Inv.<br />

<strong>Nr</strong>. 150a–b, Abb. 6–7), bestehend aus<br />

einem inneren und einem äußeren Sarg,<br />

datiert in die beginnende 26. Dynastie der<br />

Spätzeit (ca. 664–332 v. Chr.) und stammt<br />

wahrscheinlich aus der thebanischen<br />

Nekropole. Es wurde zwischen 1823 bis<br />

1835 in Alexandria, Ägypten, durch Daniel<br />

Abb. 5: „Stelophor des Chaui (ii)“<br />

© Ägyptische Sammlung der Universität<br />

Tübingen, Museum Schloss Hohentübingen<br />

Foto: F. Albrecht, nachgearbeitet von<br />

S. Beck<br />

22


Abb. 6: „Innensarg der Taditiajna“<br />

© Ägyptische Sammlung der Universität<br />

Tübingen, Museum Schloss Hohentübingen<br />

Foto: C. Teotino<br />

Abb. 7: „Außensarg der Taditiajna“<br />

© Ägyptische Sammlung der Universität<br />

Tübingen, Museum Schloss Hohentübingen<br />

Foto: C. Teotino<br />

23


Dumreicher erworben. Beide anthropomorphen<br />

Särge sind farbig gefasst und prächtig<br />

ausgestaltet. Die Inschriften sollen die<br />

Verstorbene im Jenseits schützen und ihre<br />

Versorgung sicherstellen.<br />

Die Stele des Ramose (Inv. <strong>Nr</strong>. 1716,<br />

Abb. 8) besteht aus Kalkstein und ist im<br />

versenkten Relief gearbeitet. Spuren der<br />

ursprünglichen Bemalung haben sich noch<br />

erhalten. Als eine Besonderheit weist die<br />

kleine Stele eine Einlegearbeit aus blauer<br />

Fayence in der Form einer Kuh in einem<br />

Schrein auf, die die ursprünglich reliefierte<br />

Hathordarstellung ersetzte. Der Denkstein<br />

ist der Göttin Hathor, der Herrin des<br />

Westens und aller Götter, geweiht und nennt<br />

den bekannten Schreiber Ramose (i) aus Deir<br />

el-Medineh zusammen mit seinem Diener<br />

Ptahsanch (i), die beide unter Ramses II.<br />

lebten und Zeitgenossen von Chaui (ii)<br />

gewesen sind.<br />

Neben den erwähnten Stücken sei noch<br />

auf den Torso von Echnaton (Inv. <strong>Nr</strong>. 1685,<br />

Abb. 9), einem Bruchstück einer überlebensgroßen<br />

Statue, die wahrscheinlich im<br />

Atontempel stand, sowie auf den Würfelhocker<br />

des Mentuhotep (Inv. <strong>Nr</strong>. 1734 +<br />

ML 14607, MMA New York, Abb. 10),<br />

dem Obersten der königlichen Schreiber,<br />

verwiesen.<br />

Abb. 8: „Stele des Ramose“<br />

© Ägyptische Sammlung der<br />

Universität Tübingen, Museum<br />

Schloss Hohentübingen<br />

Foto: F. Albrecht<br />

24


Abb. 9: „Torso Echnatons“<br />

© Ägyptische Sammlung<br />

der Universität Tübingen,<br />

Museum Schloss Hohentübingen<br />

Foto: H. Jensen<br />

Abb. 10: „Würfelhocker Mentuhoteps“<br />

© Ägyptische Sammlung der Universität<br />

Tübingen, Museum Schloss Hohentübingen-<br />

Foto: T. Zachmann<br />

25


Von Angesicht zu Angesicht<br />

Konservatorische Arbeiten an hölzernen<br />

Gesichtern im Ägyptischen Museum Bonn<br />

Im Sommer 2016 kamen die Universität<br />

Bonn und die Technische Hochschule<br />

Köln für ein gemeinsames Projekt zusammen.<br />

Als Master-Studierende des Cologne Institute<br />

of Conservation Sciences (CICS) fand ich für<br />

mein projektbezogenes Studium im Fachbereich<br />

„Konservierung und Restaurierung<br />

von Kunst- und Kulturgut” einen Kooperationspartner<br />

im Ägyptischen Museum<br />

der Universität Bonn, wo Museumswesen,<br />

Ägyptologie und Restaurierungswissenschaften<br />

zusammenfinden sollten. Die Exponate<br />

des 2001 eröffneten Museums reichen<br />

von Schriftgut auf verschiedenen Trägern<br />

über Keramik, Stein- und Bronzeplastiken,<br />

Schmuck und Werkzeug bis hin zu Särgen,<br />

Sargfragmenten, Mumienteilen, Amuletten<br />

und vielen anderen Objekten.<br />

Isabelle Lange<br />

Der Fokus des Masterprojektes liegt auf der<br />

Untersuchung und Erfassung der Objektgruppe<br />

der gesichtsförmigen Sargdeckelelemente.<br />

Hierbei handelt es sich um<br />

Bestandteile hölzerner, anthropomorpher<br />

Särge, die als Gesichtspartie separat hergestellt<br />

und in die Konstruktion des Sargdeckels<br />

verbaut worden waren. Allen Objekten<br />

gemein ist die Ausgestaltung menschlicher,<br />

stilisierter Züge. Obwohl sie in älteren<br />

Dokumentationen des Museums gelegentlich<br />

als ‚Masken‘ bezeichnet werden, erfüllen<br />

sie nur im übertragenen Sinn diese<br />

Funktion: Die Sargdeckelelemente imitieren<br />

eine Maske, ein idealisiertes Gesicht<br />

für die Ewigkeit. Doch wie gelangten die<br />

Gesichter der Toten nach Bonn? Vermutlich<br />

kamen viele von ihnen nach vorangegangener<br />

Grabräuberei über den Tourismus und<br />

Antikenhandel nach Deutschland. Gerade<br />

Gesichter und Augen ziehen die Aufmerksamkeit<br />

des Betrachters auf sich – und sind<br />

wesentlich handlicher und leichter zu trans-<br />

Abb. 1: Masterstudentin Isabelle Lange und Dipl. Rest.<br />

Andreas Krupa bei der Arbeit an hölzernen Gesichtern<br />

im Ägyptischen Museum Bonn.<br />

Foto: Frank Förster<br />

26


Abb. 2: Zusammenstellung der 16 ausgewählten, im Ägyptischen Museum der Bonner Universität aufbewahrten<br />

Holzgesichter.<br />

Fotos: Isabelle Lange<br />

27


portieren als größere Sargbestandteile. Viele<br />

der Sammlungsstücke entstammen privaten<br />

Schenkungen Ägyptenreisender oder<br />

sind Funde familiärer Dachböden-Schätze.<br />

Andere wiederum erreichten das Museum<br />

nach einer kuriosen Reise im Postpaket. Dies<br />

alles führte dazu, dass oftmals die Provenienz<br />

intransparent wird und es zu einem eklatanten<br />

Informationsverlust kommt. Neben der<br />

oftmals nebulösen Objektgeschichte zeigen<br />

die hölzernen Gesichter weder Schriftzeichen<br />

noch anderer Kennzeichnungen, so dass die<br />

Ägyptologen in ihren Nachforschungen auf<br />

die Ikonografie zurückgreifen.<br />

Der Blickwinkel der Restauratoren wendet<br />

sich einem ganz anderen Sprachrohr der<br />

archäologischen Funde zu: ihrer Materialität.<br />

Unter der Betreuung von Diplom-Restaurator<br />

Andreas Krupa, Dozent am CICS<br />

in der Fachrichtung „Holz und Werkstoffe<br />

der Moderne“, und Dr. Frank Förster, dem<br />

Kurator des Museums, begebe ich mich mit<br />

sechzehn ausgewählten Holzgesichtern aus<br />

verschiedenen Dynastien auf die Reise.<br />

Die kunsttechnologische Untersuchung soll<br />

die Gesichter als „Gruppe“ erfassen und<br />

sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten<br />

herausarbeiten. Ausgerüstet mit einem<br />

Stereomikroskop und einer UV-Lampe<br />

erforsche ich vor Ort die Werkprozesse.<br />

Wurde die einheimische Sykomore oder ein<br />

importiertes Holz verwendet? Besteht die<br />

Grundierung aus Kreide oder Nilschlamm?<br />

Mit welchen Pigmenten der ägyptischen<br />

Abb. 3: Die Rückseite dieses Sargdeckelgesichts<br />

(vgl. Abb. 2, oben links) wurde<br />

in einer bereits älteren Maßnahme durch<br />

den Vorbesitzer mit Heißkleber gefestigt<br />

und dadurch die Oberfläche geschädigt.<br />

Foto: Isabelle Lange<br />

28


Farbpalette wurde das Gesicht gefasst?<br />

Wurde das Holz zuvor mit Messern und<br />

Beiteln bearbeitet? Wie breit war der Pinsel,<br />

der die Augen zeichnete? Wurde das hölzerne<br />

Gesicht auf den Sargdeckel genagelt,<br />

geleimt oder gesteckt? Die einzelnen Gesichter<br />

berichten von ihrem Ursprung, von den<br />

Menschen, die sie herstellten. Doch erzählen<br />

sie ihre Geschichte noch bis heute weiter und<br />

zeigen einen spezifischen, durch Geschichte<br />

und Zeit gezeichneten Erhaltungszustand.<br />

Alterungsspuren und Schäden in Form<br />

von Rissen und Ausbrüchen im Holz, Termitenbefall,<br />

Verlusten in der Farbfassung<br />

und Verschmutzungen prägen die meisten<br />

Exponate. Eine genaue Beobachtung solcher<br />

Phänomene verrät Genaueres über die<br />

Reise der Sargdeckelelemente: So können<br />

beispielsweise Rückschlüsse über die klimatischen<br />

Bedingungen gezogen werden, d. h.<br />

ob sie unter Sand lagen oder in Kontakt mit<br />

Wasser kamen. Sogar die Spuren von Grabräubern<br />

sind nachweisbar – zweifelsohne<br />

auch die Gebrauchsspuren privater Sammler,<br />

mit Aufhängungen und Beschriftungen, aber<br />

auch Reparaturen und Festigungen.<br />

All diese Informationen sollen im Rahmen<br />

der Masterarbeit gesammelt und durch<br />

eine restauratorische Erfassung strukturiert<br />

werden, um ein Konservierungskonzept<br />

zu erstellen und abschließende Konservierungsmaßnahmen<br />

an den hölzernen Gesichtern<br />

durchzuführen. Auf dieser Grundlage<br />

werden die hölzernen Gesichter in Zukunft<br />

von Besuchern aus aller Welt in ihrer ganzen<br />

vielfältigen Faszination weiterhin erlebbar<br />

sein.<br />

Abb. 4: Der mit Stuck in Form gebrachte Kopfschmuck dieser ‚Maske’ (vgl. Abb. 2, zweites Bild in dritter Reihe<br />

von oben) wurde mit fünf Farben bemalt, wobei vom leuchtenden Blau nur noch schwach anhaftende Reste<br />

erkennbar sind.<br />

Foto: Isabelle Lange<br />

29


Sonderausstellung<br />

11.10.2017 bis 1.2.2018<br />

Ägyptisches Museum Bonn<br />

Regina-Pacis-Weg 7<br />

53113 Bonn<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di-Fr 13-17 Uhr<br />

Sa, So 13-18 Uhr<br />

re:animation<br />

Aegyptiaca im Dialog<br />

mit Arbeiten von Ruth Tauchert<br />

Foto: © Thilo Beu


Ringer im Museum<br />

Ein sportlicher Rückblick auf eine<br />

Sonderausstellung im Ägyptischen Museum Bonn<br />

Sportliche Darbietungen sind in Museen<br />

eher ungewöhnlich, jedenfalls in solchen,<br />

wo sehr alte, sehr wertvolle und oft sehr fragile<br />

Objekte ausgestellt sind. Im Ägyptischen<br />

Museum der Universität Bonn kam es – ganz<br />

im Sinne seiner Konzeptionierung als ein<br />

„Laboratorium der Aneignung” (M. Fitzenreiter)<br />

– im Rahmen der Sonderausstellung<br />

„re:animation”, die vom 11. Oktober 2017<br />

bis zum 01. Februar 2018 gezeigt wurde,<br />

in dieser Hinsicht zu einer interessanten<br />

Versuchsanordnung. Die Ausstellung im<br />

ehemaligen Fechtsaal (!) der Universität<br />

kreiste um Zeichnungen und Skulpturen<br />

der Bonner Künstlerin Ruth Tauchert, deren<br />

Frank Förster<br />

Inszenierung mit altägyptischen Exponaten<br />

eine Art Dialog zwischen pharaonischer und<br />

moderner Kunst in Gang setzen und so den<br />

Besuchern neue Sichtweisen und Denkanregungen<br />

eröffnen sollte, spielte dabei aber<br />

auch viel mit Ästhetik, Irritation und Humor.<br />

Als besonderes Stil- und Kontrastmittel<br />

gegenüber den bekanntermaßen meist recht<br />

starr, aspektivisch und streng achsensymmetrisch<br />

aufgebauten ägyptischen Bildwerken<br />

kam eine künstlerische Fokussierung zum<br />

Tragen, die sich wie ein roter Faden durch<br />

das bisherige Werk Taucherts zieht: die Erfassung<br />

von Bewegung in Momentaufnahmen,<br />

wie sie in früheren Arbeiten beispielsweise<br />

Abb. 1: Ringer im Ägyptischen Museum der Universität Bonn. — Foto: Ole Lentfer<br />

31


anhand „live” gezeichneter Tänzer, Reiter<br />

oder Fechter umgesetzt worden war. So lag<br />

es nicht nur nahe, ausgewählte Exponate<br />

wie etwa Uschebtis und andere Dienerfiguren<br />

von Verstorbenen, Darstellungen des<br />

Horus in seinen verschiedenen Entwicklungsstufen<br />

vom Kind zum König (erst der<br />

Lebenden, dann als Osiris auch der Toten)<br />

sowie mumifizierte Körper oder Körperteile<br />

durch die Zusammenstellung mit modernen,<br />

bewegten Variationen aus der Sicht der<br />

Künstlerin gleichsam wiederzubeleben und<br />

so dem ewigen Thema von Leben, Tod und<br />

Wiedergeburt neuen Ausdruck zu verleihen.<br />

In der Schnittmenge zwischen persönlichen<br />

Interessen, Erfahrungen und kreativen Ideen<br />

von Künstlerin und Kurator fand sich rasch<br />

auch das Thema Sport – genauer gesagt: der<br />

altägyptische bzw. moderne Ringkampf. Dieser,<br />

freilich nicht immer ganz spannungsfreie<br />

Prozess, gemeinsam nach und in solchen<br />

Schnittmengen zu suchen anstatt dem oder<br />

der Kunstschaffenden einfach freie Hand<br />

zu lassen beim – böse formuliert – Herrichten<br />

einer „altägyptischen Bühne” für die<br />

eigenen Werke, erwies sich im Übrigen für<br />

beide Seiten als über die Ausstellung hinaus<br />

bereichernd.<br />

Abb. 2: Bewegte Gips-Uschebtis<br />

der Künstlerin neben eher steifen<br />

altägyptischen Arbeitskollegen<br />

aus Fayence.<br />

Foto: Thilo Beu<br />

Abb. 3: Dreimal Isis mit dem<br />

Horuskind: links zwei altägyptische<br />

Vor-Bilder, rechts eine<br />

moderne Bronze von R. Tauchert.<br />

Foto: Thilo Beu<br />

32


Der sportliche Ringkampf hatte im pharaonischen<br />

Ägypten eine lange Tradition, ist<br />

über alle Epochen hinweg gut belegt und<br />

kann sogar bis zu den Anfängen der dynastischen<br />

Zeit zurückverfolgt werden. Von der<br />

hohen Wertschätzung dieser Kampfsportart<br />

zeugen zahlreiche flachbildliche Darstellungen<br />

in Gräbern und Tempeln, aber auch<br />

eine Handvoll kleiner Ringerplastiken,<br />

von denen zumindest einige ebenfalls aus<br />

Gräbern stammen. Berühmt sind die Ringkampfmotive<br />

auf den Grabwänden mehrerer<br />

Gaufürsten in Beni Hasan in Mittelägypten<br />

(um 2000 v. Chr.), wo bis zu 220 Ringerpaare<br />

detailliert in verschiedenen Griffen<br />

dargestellt sind. Angesichts dieser Materialfülle<br />

ist es aus ägyptologischer wie sporthistorischer<br />

Sicht reizvoll, in Zusammenarbeit<br />

mit modernen Ringern die verschiedenen<br />

Griffansätze, Techniken und Bewegungsab-<br />

Abb. 4: Mumienportrait<br />

mit Selbstportrait der<br />

Künstlerin. Mischtechnik<br />

auf Papier<br />

Abb. 5: Moderne<br />

Bronzeskulptur<br />

einer Schwangeren<br />

zwischen bandagierten<br />

Tiermumien.<br />

Foto: Thilo Beu<br />

33


Abb. 6: Ausschnitt aus dem sog. „Großen Ringplatz” mit insg. 220 Ringerpaaren, aufgemalt auf einer Wand im<br />

Grab des Gaufürsten Bakti III. in Beni Hasan, um 2000 v. Chr. Umzeichnung: P.E. Newberry, Beni Hasan II,<br />

London 1894, Taf. V<br />

läufe zu rekonstruieren, die sich aus diesen –<br />

teilweise offenbar auch kinematographische<br />

Reihungen umfassenden – altägyptischen<br />

„Standbildern” ableiten lassen, und damit<br />

die pharaonische Ringkampfkunst wiederauferstehen<br />

zu lassen.<br />

Die Chance hierzu bot sich durch das<br />

große Interesse, das Ruth Tauchert diesen<br />

faszinierenden alten Darstellungen sofort<br />

entgegenbrachte und insbesondere der<br />

Frage, wie die Ägypter die Herausforderung<br />

der Wiedergabe solcher eng umschlungenen<br />

Körper und komplizierten Griffe und Haltungen<br />

meisterten (u. a. durch Verwendung<br />

verschiedener Farbtöne für die Hautfarbe<br />

der Kontrahenten) – vor allem aber, wie<br />

sie als moderne Künstlerin einer solchen<br />

Herausforderung selbst begegnen würde. So<br />

führte sie ihr Weg im Vorfeld der Ausstellung<br />

zu den erfahrenen Ringern vom Turn- und<br />

Kraftsportverein (TKSV) 1906 e.V. Duisdorf<br />

in die Bonner Hardtberg-Halle, wo sie mit<br />

Stiften und Papier mehrmals dem Training<br />

beiwohnen durfte und ihre Ringkampf-Impressionen<br />

festhalten konnte. Diese Begegnungen<br />

führten nicht nur zu persönlichen<br />

Erfahrungen bezüglich der Möglichkeiten<br />

und Grenzen, wie sich prägnante Positionen<br />

und Bewegungsabläufe während eines Ringkampfes<br />

verständlich darstellen lassen, und<br />

damit zu einer entsprechenden Wertschätzung<br />

der altägyptischen Künstler (O-Ton<br />

Tauchert: „Anfangs war ich leicht verzweifelt,<br />

denn Ringer sind nicht zuschauerorientiert,<br />

wie beispielsweise Tänzer auf der Bühne. Die<br />

Athleten bewegen sich nicht nur erstaunlich<br />

schnell, sondern auch um ihre eigene Achse,<br />

was für mich als Zeichnerin eine besondere<br />

Herausforderung bedeutet”; Ausstellungskatalog,<br />

S. 21). Die Begegnungen führten auch<br />

auf Seiten der Ringer zu Neugier und einer<br />

34


Abb. 7: Farbige Wiedergabe eines der Ringerpaare aus<br />

Abb. 6. Umzeichnung: H. Wilsdorf, Ringkampf im<br />

alten Ägypten, Würzburg-Aumühle 1939, Abb. 1<br />

Abb. 8: Momentaufnahme eines Ringkampfes beim<br />

TKSV Duisdorf von R. Tauchert. Mischtechnik auf<br />

Papier<br />

Abb. 9: Der „Ringkampf-Bereich” der Ausstellung mit Zeichnungen der Künstlerin sowie der Brüsseler Ringerplastik<br />

(vgl. Abb. 10) im Zentrum. — Foto: Frank Förster<br />

35


ersten Auseinandersetzung mit den überlieferten<br />

uralten Griffansätzen und Techniken,<br />

von denen viele rasch als heute noch praktiziert,<br />

einige als nach heutigen Maßstäben<br />

nicht regelkonform und gefährlich und<br />

einige als eher rätselhaft oder unmöglich eingestuft<br />

wurden (wobei letzteres teilweise der<br />

ungewohnten altägyptischen Darstellungsweise<br />

ohne perspektivische Verkürzungen<br />

etc. geschuldet sein mag).<br />

Abb. 10: Zwei Ansichten einer von den Musées Royaux d’Art et d’Histoire in Brüssel ausgeliehenen, nur knapp<br />

10 cm großen Ringerplastik aus bemaltem Kalkstein, um 2000 v. Chr. (MRAH Inv.-<strong>Nr</strong>. E.6846).<br />

Fotos: Frank Förster<br />

Abb. 11: Zusätzliche Ringer-Vitrine<br />

mit Monitor, auf<br />

dem – vor dem Hintergrund<br />

der 220 Ringerpaare aus Beni<br />

Hasan (vgl. Abb. 6) – das<br />

Resultat einer photogrammetrischen<br />

3D-Aufnahme der<br />

Brüsseler Ringerplastik als<br />

Video gezeigt wurde.<br />

Foto: Frank Förster<br />

36


Damit war klar, dass das Thema „Ringkampf”<br />

ein fester Bestandteil der Ausstellung<br />

werden sollte, wofür auch ein eigener<br />

Bereich reserviert wurde. Dank des freundlichen<br />

Entgegenkommens von Dr. Luc Delvaux,<br />

dem Kurator der Abteilung Ägyptische<br />

Altertümer in den Musées Royaux d’Art et<br />

d’Histoire in Brüssel, konnte von dort kurzfristig<br />

und unbürokratisch eine der seltenen<br />

kleinen Ringerplastiken ausgeliehen werden,<br />

Abb. 12: Iba Mavua-<br />

Kazai und Goran<br />

Izadi vom Turn- und<br />

Kraftsportverein 1906<br />

e. V. Duisdorf stellen<br />

am 15. Oktober 2017<br />

bei einer gut besuchten<br />

Sonderveranstaltung im<br />

Museum anhand ausgewählter<br />

flachbildlicher<br />

Darstellungen altägyptische<br />

Ringergriffe und<br />

Wurftechniken nach.<br />

Fotos / Standbilder aus<br />

Filmaufnahmen: Ole<br />

Lentfer<br />

37


die sich aus dem Alten Ägypten erhalten<br />

haben – eine sehr wertvolle Bereicherung,<br />

da die Sammlung des Ägyptischen Museums<br />

über keine eigenen Objekte zum Thema verfügt<br />

und die altägyptische Ringkampfkunst<br />

nicht nur durch Fotos, Umzeichnungen oder<br />

andere Reproduktionen repräsentiert werden<br />

sollte. So ergab sich in diesem Bereich<br />

eine reizvolle Zusammenstellung von alter<br />

und moderner Flachbildkunst und ihren<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschieden in<br />

der Wiedergabe von Ringkampfmotiven,<br />

verbunden durch eine originale Kleinplastik,<br />

von der David Sabel und Beryl Büma zudem<br />

eine photogrammetrische 3D-Aufnahme<br />

machten, so dass sie, in Gestalt eines Videos<br />

animiert, in überdimensionaler Größe in<br />

einer zusätzlichen Vitrine von allen Seiten<br />

erlebbar werden und so gebührend zur<br />

Geltung kommen konnte.<br />

Vorläufiger Höhepunkt dieser ungewöhnlichen<br />

Zusammenarbeit war aber eine<br />

Sonderveranstaltung, die schon bald nach<br />

der Ausstellungseröffnung stattfand: Zwei<br />

der Vereinsringer des TKSV Duisdorf, Ibrahim<br />

„Iba” Mavua-Kazai und Goran Izadi,<br />

hatten sich bereiterklärt, einige von ihnen<br />

ausgewählte Ringkampfszenen unter den<br />

220 Darstellungen im Grab des Gaufürsten<br />

Bakti III. in Beni Hasan vor Publikum im<br />

Museum nachzustellen, die sie zuvor mit<br />

ihrem Trainer Hans Willi Hieronymi einstudiert<br />

hatten. Die von einem Filmteam<br />

von uni-bonn.tv begleitete Veranstaltung<br />

(siehe http://bit.ly/2IlAdO7) traf auf großes<br />

Interesse, das sich am Ende noch steigerte,<br />

als die Zuschauer Gelegenheit bekamen, die<br />

beiden Ringer mit der Nachstellung nicht<br />

einstudierter anderer Motive aus diesem<br />

„Ringkampf-Almanach” herauszufordern<br />

– was diese mit Bravour lösten. Unter den<br />

Zuschauern befand sich mit Prof. Wolfgang<br />

Decker, der bis zu seiner Pensionierung rund<br />

30 Jahre am Institut für Sportgeschichte der<br />

Deutschen Sporthochschule Köln gelehrt<br />

und geforscht hat, auch der weltweit wohl<br />

beste Kenner des altägyptischen Sports, der<br />

sich nach der Veranstaltung noch angeregt<br />

mit den beiden Protagonisten unterhielt.<br />

re:animation<br />

Aegyptiaca im Dialog mit<br />

Zeichnungen und Skulpturen<br />

von Ruth Tauchert<br />

Ägyptisches Museum Bonn<br />

Abb. 13: Cover des<br />

Ausstellungskatalogs.<br />

Foto: Thilo Beu<br />

38


Was nun nach Ende der Ausstellung<br />

bleibt, ist nicht nur ein reich bebilderter<br />

Begleitkatalog, dessen Druck dankenswerterweise<br />

von der Bonner Universitätsstiftung<br />

und dem Förderverein des Museums finanziert<br />

wurde, und von dem noch Restexemplare<br />

erhältlich sind (zu bestellen per Mail<br />

an aegyptisches-museum@uni-bonn.de).<br />

Geplant sind weitere Begegnungen in der<br />

Schnittmenge von Atelier, Sporthalle und<br />

Museum, um durch das Zusammenspiel<br />

von künstlerischer, sportlich-technischer<br />

und ägyptologischer Perspektive vielleicht<br />

Antworten auf einige noch offene Fragen zu<br />

erhalten: Lässt sich eine Systematik hinter<br />

der Anordnung der 220 Ringerpaare von<br />

Beni Hasan erkennen und was waren die<br />

Kriterien? Gibt es Reihungen, die Kampfabläufe<br />

wiedergeben und möglicherweise auf<br />

spezielle Techniken, ja vielleicht sogar auf<br />

Wettkampfregeln schließen lassen? Inwieweit<br />

verunklären altägyptische Darstellungskonventionen<br />

unseren Blick auf gezeigte Griffansätze,<br />

Körperhaltungen und Bewegungen?<br />

Gab es Musterbücher? Was war überhaupt<br />

der Grund für eine derart ausführliche und<br />

detaillierte Darstellung von Ringenden in<br />

den Gräbern der lokalen Elite vor rund 4000<br />

Jahren? Und welche Funktion besaßen die<br />

zeitgenössischen kleinen Ringerplastiken, bei<br />

denen es sich zumindest teilweise ebenfalls<br />

um Grabbeigaben handelt?<br />

Dass unser kleines Ägyptisches Museum<br />

auch weiterhin (dezenten) sportlichen Veranstaltungen<br />

offensteht, erwies sich übrigens<br />

noch während der Laufzeit der Ausstellung:<br />

Für eine großangelegte, an Studierende wie<br />

Mitarbeiter gerichtete Gesundheitskampagne<br />

der Bonner Universität mit Schwerpunkt<br />

auf Sport und gesunder Ernährung<br />

wurde auch ihr ehemaliger Fechtsaal als<br />

Bühne für ein Fotoshooting ausgewählt.<br />

Naheliegenderweise war es diesmal eine<br />

andere Disziplin, die hier praktiziert wurde,<br />

und wer weiß, was noch alles folgen wird …<br />

Abb. 14: Fechten im ehemaligen Fechtsaal.<br />

Foto: Frank Förster<br />

39


Holographische Rekonstruktion<br />

des Inneren einer ägyptischen Mumie<br />

Mumien sind wertvolle historische<br />

Quellen, in denen vielfältige Informationen<br />

über das Leben der Verstorbenen und<br />

ihre Herkunftsepoche verborgen sind. Eine<br />

zentrale Rolle bei ihrer Erforschung spielt<br />

die Computertomographie, die es erlaubt,<br />

die inneren Körperstrukturen schichtweise<br />

sichtbar zu machen, ohne die Mumien zu<br />

beschädigen. Die reinen CT-Daten sind<br />

nicht leicht zu interpretieren. Aus diesen<br />

Daten ermittelte digitale Rekonstruktionen<br />

bieten hingegen einen plastischen, lebensnahen<br />

und zugleich optisch ansprechenden<br />

Eindruck von den anatomischen Strukturen<br />

und werden daher in Ausstellungen verwendet,<br />

um Besuchern einen Einblick in das<br />

Innere des menschlichen Körpers zu geben.<br />

Oliver Gauert<br />

Im Rahmen des Hildesheimer Mumienforschungsprojektes<br />

hat das Roemer- und<br />

Pelizaeus-Museum Hildesheim am 2. Februar<br />

2018 gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern<br />

– den Universitäten Aberdeen<br />

und Göttingen sowie dem St. Bernward<br />

Krankenhaus Hildesheim, dem Heidelberger<br />

Radiologen PD Dr. Roman Sokiranski und<br />

dem Ulmer Prof. Dr. Wolfgang Pirsig – eine<br />

Untersuchung der Mumie der Ta-cheru aus<br />

dem 4. Jhdt. v. Chr. mit einem besonders<br />

hoch auflösenden Computertomographen<br />

vorgenommen. Bei Ta-cheru handelte es sich<br />

um eine vornehme Ägypterin, die im vierten<br />

vorchristlichen Jahrhundert in der Region<br />

von Theben (heute Luxor) in Oberägypten<br />

verstarb. Sie war älter als 60 Jahre und führte<br />

Abb. 1: Mumie der Ta-cheru (University Museums, Aberdeen). Gesamtansicht in bandagiertem Zustand<br />

40


Abb. 2: 3D-Rekonstruktion. Ansicht von oben.<br />

Erkennbar sind das Perlennetz und Balsamierungsharze,<br />

die in die Sargwanne gelaufen sind.<br />

den Titel einer ‚Herrin des Hauses’. Ihr Körper<br />

war auffällig sorgfältig mumifiziert worden.<br />

Die inneren Organe und das Gehirn<br />

hatten die Balsamierer entfernt, doch waren<br />

sie bei der Gehirnentnahme so sorgfältig<br />

vorgegangen, dass der Zugangsweg zur Schädelhöhle<br />

bei einer ersten CT-Untersuchung<br />

in Hildesheim im Januar 2017 nicht mehr<br />

auffindbar war. Schon damals war festgestellt<br />

worden, dass die Augen durch künstliche<br />

Augäpfel ersetzt worden waren. Aus diesen<br />

Manipulationen an den Augenhöhlen<br />

hatte man auf eine Entnahme des Gehirns<br />

über natürliche, sehr enge Durchtrittsstellen<br />

zwischen Augen- und Schädelhöhle<br />

geschlossen. Die neuerliche Untersuchung in<br />

Heidelberg konnte eindrucksvoll den Beleg<br />

erbringen, dass im Bereich der Nase – dem<br />

im Alten Ägypten üblichen Zugangsweg<br />

zur Entfernung des Gehirns – tatsächlich<br />

keinerlei Zerstörungen vorliegen. Es wurde<br />

hingegen eindeutig nachgewiesen, dass das<br />

Abb. 3: 3D-Rekonstruktion der Wirbelsäule mit<br />

anliegender Luftröhre<br />

Gehirn über einen Nackenschnitt durch<br />

das Foramen occipitale magnum (großes<br />

Hinterhauptsloch), durch das das Rückenmark<br />

in die Schädelhöhle eintritt, entfernt<br />

wurde. Diskutiert wird ein möglicher weiterer<br />

Zugangsweg über die Fissura orbitalis<br />

superior im Bereich der Augen.<br />

Der enorme Aufwand, der bei der Balsamierung<br />

der Ta-cheru betrieben wurde,<br />

beschränkt sich nicht auf die Organentnahme.<br />

Der Körper wurde stellenweise mit<br />

bis zu fünfzig Lagen Bandagen umwickelt<br />

und ist mit einem aufwendig gestalteten<br />

Perlennetz bedeckt. Aus dem Zustand der<br />

Schädelnähte und dem Zahnstatus lässt<br />

sich das Sterbealter der Ta-cheru ableiten,<br />

die erst jenseits des sechzigsten Lebensjahres<br />

verstorben ist. Der insgesamt gute Zustand<br />

des Skeletts, das vergleichsweise geringe<br />

Abnutzungserscheinungen erkennen lässt,<br />

belegt die Herkunft der Verstorbenen aus der<br />

41


gehobenen Gesellschaftsschicht. Ta-cheru<br />

musste sicher keine schweren Arbeiten verrichten<br />

Die in Heidelberg gewonnenen extrem<br />

hochauflösenden CT-Daten erlaubten es,<br />

einen Schritt weiterzugehen und verschiedene<br />

Perspektiven von Rekonstruktionen,<br />

die aus den tomographischen Rohdaten<br />

ermittelt wurden, in einem Prisma zu einem<br />

dreidimensionalen Bild zusammenzusetzen.<br />

Dieses Hologramm schwebt im Raum und<br />

kann von allen Seiten betrachtet werden.<br />

Dabei ist es sogar möglich, mittels Animationen<br />

das Gewebe Schicht für Schicht<br />

abzutragen. So lassen sich alle Strukturen<br />

des Körperinneren – von der Haut über die<br />

Weichteile bis zum Skelett – in lebensechten<br />

3D-Strukturen visualisieren.<br />

Das Roemer- und Pelizaeus-Museum<br />

Hildesheim wird anlässlich dieser spektakulären<br />

Untersuchungsergebnisse vom 30.<br />

Juni bis zum 30. September 2018 in einer<br />

Sonderausstellung die Mumie der Ta-cheru<br />

und das Hologramm zeigen. Dabei handelt<br />

es sich um eine Weltpremiere, da noch<br />

niemals zuvor im musealen Kontext ein<br />

frei schwebendes Hologramm einer Mumie<br />

gezeigt worden ist. Die Sonderausstellung<br />

„Ta-cheru – Eine Reise ins Innere der<br />

Mumie” wird anhand weiterer menschlicher<br />

und tierischer Mumien modernste Methoden<br />

der Mumienforschung und das enorme<br />

Erkenntnispotential dieser Untersuchungen<br />

aufzeigen. Zugleich wird die Ausstellung<br />

den Besucher mit den faszinierenden Techniken<br />

der Computertomographie und der<br />

Holographie vertraut machen.<br />

Abb. 4: Hologramm in einem kleinen Prisma. Testlauf vom 02.02.2018<br />

42


Abb. 5: Semitransparente Ansicht der Mumie<br />

Abb. 6: Übersichtsaufnahmen der Mumie aus verschiedenen Perspektiven<br />

43


V E R A N S T A L T U N G E N<br />

BERLIN<br />

Sonderausstellungen<br />

Alten Museum<br />

01. Juni 2018 – 31. August 2018<br />

Di, Mi, Fr, Sa, So: 10:00 Uhr – 18:00 Uhr<br />

Do: 10:00 Uhr – 20:00 Uhr<br />

Mo: geschlossen<br />

Fleisch<br />

Fleisch: Gerade noch bewegliche Grundlage<br />

des Lebens, plötzlich verwesende Substanz<br />

– für die einen abstoßend, für die anderen<br />

Nahrung oder Opfergabe an die Götter. Fleisch<br />

offenbart den allgegenwärtigen Konflikt<br />

zwischen Leben und Tod in der menschlichen<br />

Kultur. Die Position des Fleisches im<br />

Spannungsfeld zwischen Entstehen und<br />

Vergehen ist dabei paradox. Die Ausstellung<br />

fragt, wie dieses Paradoxon die Bereiche<br />

Ernährung, Kult und Körper beeinflusst und<br />

damit auch unser heutiges Verhältnis zum<br />

Fleisch prägt.<br />

Im Zuge der thematisch übergreifenden<br />

Ausstellung, in der insgesamt zwölf<br />

Sammlungen der Staatlichen Museen zu<br />

Berlin pointiert Objekte aus ihren universellen<br />

Beständen einander gegenüberstellen,<br />

entleiht auch das Ägyptische Museum und<br />

Papyrussammlung 11 Objekte, darunter<br />

Amulette und Rundbilder.<br />

Kunstwerk des Monats 2018<br />

Neues Museum<br />

Pädagogikraum im 3. OG<br />

Anschließend Führung am Objekt im Raum<br />

1.09 („Dreißig Jahrhunderte“)<br />

In unserer neuen Veranstaltungsreihe<br />

„Kunstwerk des Monats“ werden in diesem<br />

Jahr ganz besondere Objekte des Ägyptischen<br />

Museums und Papyrussammlung vorgestellt,<br />

die ansonsten nicht in der Dauerausstellung zu<br />

sehen sind.<br />

06. Mai 2018 – 11:00 Uhr<br />

„Machtsymbol“<br />

Fragment einer Königsstatue<br />

aus dem Alten Reich<br />

Dr. Olivia Zorn<br />

03. Juni 2018 – 11:00 Uhr<br />

„Rätselhaftes Wesen“<br />

Gott oder Göttin?<br />

Jalina Tschernig M.A.<br />

02. September 2018 – 11:00 Uhr<br />

„Lichte Gestalten“<br />

Stele mit den Erscheinungsformen<br />

des Sonnengottes<br />

Prof. Dr. Friederike Seyfried<br />

Die Veranstaltung ist frei.<br />

Der Eintritt in das Museum muss von<br />

Nichtmitgliedern entrichtet werden.<br />

Vorträge<br />

Brugsch-Pascha-Saal<br />

17. April 2018 – 19:00 Uhr<br />

Bericht über die Winterkampagne<br />

2017/18 auf der Qubbet<br />

el-Hawa (Nord)<br />

Prof. Dr. Friederike Seyfried<br />

15. Mai 2018 – 19:00 Uhr<br />

Meroitische Neuigkeiten<br />

Josefine Kuckertz M.A.<br />

19. Juni 2018 – 19:00 Uhr<br />

1000+1 Nacht – Ergebnisse einer<br />

deutsch-arabischen Kooperation<br />

Prof. Dr. Verena Lepper<br />

17. Juli 2018 – 19:00 Uhr<br />

KV 11 – Das Grab Ramses‘ III.<br />

im Tal der Könige. Zum Zustand<br />

und Stand der Aufarbeitung<br />

Anke Weber, M.A.<br />

18. September 2018 – 19:00 Uhr<br />

„Harre nur aus, und du wirst [bessere]<br />

Zeiten sehen‘‘: Ein Fragment eines<br />

koptischen Orakelbüchleins und<br />

andere „Entdeckungen‘‘ in der<br />

Berliner Papyrussammlung<br />

Joost Hagen, M.A.<br />

44


BONN<br />

Sonderausstellungen<br />

Verlängert bis zum 01. Juli 2018<br />

Di – Fr: 13:00 Uhr – 17:00 Uhr<br />

Sa + So: 13:00 Uhr – 18:00 Uhr<br />

Wadi Ameyra<br />

Ein proto- und frühdynastisches<br />

Inschriftentableau im Südwest-Sinai<br />

– Eine interaktive Sonderausstellung –<br />

(Siehe Beitrag im Heft <strong>Nr</strong>. 55)<br />

21. März – 01. Juli 2018<br />

Di – Fr: 13:00 Uhr – 17:00 Uhr<br />

Sa + So: 13:00 Uhr – 18:00 Uhr<br />

„Der Weg zum ewigen Leben“<br />

Eine Ausstellung zum Jenseitsglauben<br />

der Alten Ägypter<br />

Die neue Sonderausstellung widmet sich dem<br />

Jenseitsglauben und den Bestattungssitten<br />

im Alten Ägypten und entstand in<br />

Zusammenarbeit mit Studierenden der<br />

Abteilung für Ägyptologie der Universität<br />

Bonn. Tod und Jenseits sind Themen, mit<br />

denen sich bereits die Alten Ägypter intensiv<br />

auseinandergesetzt haben. Die zahlreichen<br />

Grabbeigaben, die aufwändige Grabarchitektur<br />

und die vielfältige, sich über die Jahrhunderte<br />

immer weiter entwickelnde Jenseitsliteratur<br />

bis hin zum Totenbuch unterstreichen die<br />

Wichtigkeit dieser Themen. Die Studierenden<br />

der Arbeitsgemeinschaft beschäftigten sich<br />

daher im Laufe des vergangenen Semesters<br />

unter anderem mit Themen wie Grabbeigaben,<br />

Mumifizierung, Jenseitsliteratur,<br />

Glaubensvorstellungen und Grabarchitektur.<br />

Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden nun in<br />

den Vitrinen im Mittelgang des Museums<br />

präsentiert.<br />

Ausstellungseröffnung:<br />

Mittwoch, 21. März 2018 um 18:30 Uhr<br />

Vorträge<br />

18. April 2018 – 18:30 Uhr<br />

Die Bonner Forschungskampagne auf<br />

der Qubbet el-Hawa im Dezember 2017<br />

Prof. Dr. Ludwig D. Morenz et al.<br />

16. Mai 2018 – 18:30 Uhr<br />

Writing Truth in the Mansion of<br />

Gold: an enigmatic ‚new‘ nomarchal<br />

text from Hatnub quarry P<br />

Dr. Roland Enmarch<br />

20. Juni 2018 – 18:30 Uhr<br />

4. Hans-Bonnet-Gedenkvortrag:<br />

Reading the Unwritten: how<br />

ancient Egyptian texts invite<br />

inferences beyond what is written<br />

Prof. Dr. Mark Collier<br />

Dauerausstellung<br />

Drei Wege nach Ägypten<br />

Die Dauerausstellung ist in drei Bereiche<br />

gegliedert, die drei Wege beschreiben, das<br />

Alte Ägypten zu erkunden: Reichtum und<br />

Vielfalt der pharaonischen Kultur werden in<br />

Vitrinen zu den Themen Keramik, Werkzeuge,<br />

Leben und Luxus, Schrift, Pharao, Götter,<br />

Mythen und Tod sowie Kunst gezeigt, die<br />

gemeinsam ein Kulturhistorisches Panorama<br />

des Alten Ägypten entwerfen. In der<br />

Studiensammlung werden Amulette, Gefäße,<br />

Uschebtis und zahlreiche weitere Objekte<br />

nach Material, Form und Funktion geordnet<br />

präsentiert. Dadurch lassen sich Formen und<br />

Gattungen unterschiedlicher Herkunft aus<br />

verschiedenen Epochen vergleichen. In der<br />

Studiensammlung befinden sich auch die<br />

Grabausstattungsobjekte aus den Bonner<br />

Ausgrabungen auf der Qubbet el-Hawa<br />

bei Assuan. Das Kabinett des Sammelns<br />

schließlich stellt einzelne Kollektionen und<br />

ihre Sammler vor. Sie stehen beispielhaft<br />

für die Auseinandersetzung mit und<br />

Aneignung der pharaonischen Kultur im<br />

Heute. In der Dauerausstellung finden sich<br />

zudem in der neuen „Forschungsvitrine“<br />

Informationen zu Objekten, die Gegenstand<br />

von Abschlussarbeiten, von Aufsatzund<br />

Buchprojekten oder von laufenden<br />

Forschungsarbeiten sind.<br />

V E R A N S T A L T U N G E N<br />

45


V E R A N S T A L T U N G E N<br />

HANNOVER<br />

Sonderausstellungen<br />

Noch bis zum 24. Juni 2018<br />

O Isis und Osiris - Ägyptens<br />

Mysterien und die Freimaurerei<br />

(Siehe Beitrag im Heft <strong>Nr</strong>. 55)<br />

Noch bis zum 19. August 2018<br />

Beziehungskiste. Über Kommunikation.<br />

Vorträge<br />

11. April 2018 – 18:30 Uhr<br />

Visionen vom Alten Ägypten im 19.<br />

Jahrhundert<br />

Bilder vom Leben zur<br />

Zeit der Pharaonen<br />

Dr. Ernst Czerny<br />

20. Juni 2018 – 18:30 Uhr<br />

Freimaurerei „original“ aus<br />

Ägypten: Ein Isis-Kult im Paris<br />

des frühen 19. Jahrhunderts<br />

Prof. Dr. Darius A. Spieth<br />

Themenführungen<br />

Noch bis zum 24. Juni 2018<br />

jeden Freitag um 16:00 Uhr<br />

Führung durch ein Mitglied der<br />

hannoverschen Freimaurerlogen<br />

Noch bis zum 24. Juni 2018<br />

jeden Sonnabend um 15:00 Uhr<br />

(außer am 02. und 23. Juni 2018)<br />

ägyptologisch-freimaurerische<br />

Tandem-Führungen<br />

18. April 2018 – 17:30 Uhr<br />

23. Mai 2018 – 17:30 Uhr<br />

13. Juni 2018 – 17:30 Uhr<br />

Kuratoren-Tandemführung<br />

Dr. Siegfried Schildmacher (Freimaurer)<br />

und Dr. Christian E. Loeben (Ägyptologe)<br />

Im Dialog<br />

03. Mai 2018 – 18:00 Uhr–20:00 Uhr<br />

Von der Erfindung und dem<br />

Nutzen der Alphabetschrift – sind<br />

einzelne Buchstaben heutzutage<br />

eigentlich noch „in“?<br />

Erst neueste Forschung zeigte: Die<br />

Alphabetschrift ist ein Resultat von Multi-<br />

Kulti – 2000 v. Chr. auf dem Sinai! Mit<br />

Gefühle ausdrückenden Emojis, modernen<br />

Hieroglyphen, kehren wir heutzutage zur<br />

Bilderschrift zurück. Man darf sich also<br />

fragen: Sind Bilder nicht doch den Buchstaben<br />

überlegen? Es diskutieren: der Ägyptologe<br />

und Autor des Buches „Ägypten und die<br />

Geburt der Alphabetschrift“ Prof. Dr. Ludwig<br />

D. Morenz (Universität Bonn), der Grafik-<br />

Designer und Schrifttypen-Fan Sebastian<br />

Moock (IQ Studio Hannover) und Dr.<br />

Christian E. Loeben.<br />

Eintritt: 5,00 €, erm. 4,00 €<br />

(ohne Anmeldung)<br />

24. Mai 2018 – 18:00 Uhr–20:00 Uhr<br />

Variationen von<br />

Zauberflöteninszenierungen<br />

– ein Blick in die Zukunft<br />

Der erst 17-jährige Ruben Michael ist sicher<br />

der jüngste Opernregisseur Deutschlands.<br />

Seine erste Zauberflöteninszenierung hat er mit<br />

15 Jahren in Playmobil realisiert. Seine Ideen<br />

zukünftiger Inszenierungen diskutiert er mit<br />

dem Musikjournalisten Dr. Stefan Mauß und<br />

dem Ägyptologen Dr. Christian E. Loeben.<br />

Zauberflöten-Musik „live“ bietet der Pianist<br />

Daniel Rudolph.<br />

Eintritt: 5,00 €, erm. 4,00 €<br />

(ohne Anmeldung)<br />

Konzert<br />

17. Juni 2018 – 19:30 Uhr–20:25 Uhr<br />

Der Liederabend — Treue<br />

Gesang: Jean-Christophe Fillol<br />

Flügel: Daniel Rudolph<br />

Karten an der Abendkasse im Museum ab<br />

18:15 Uhr (nur Barzahlung möglich)<br />

Eintritt: 20,00 €, erm. 15,00 €<br />

46


Literatur-Führung<br />

22. April 2018 – 15:00 Uhr–16:30 Uhr<br />

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!<br />

Der Großteil der Werte der Freimaurer<br />

entstammt dem Zeitalter der Aufklärung – so<br />

auch die fünf Grundpfeiler der Freimaurerei:<br />

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz<br />

und Humanität. Viele berühmte Schriftsteller<br />

aus der Zeit des 18. bis in die Mitte des letzten<br />

Jahrhunderts waren selbst Freimaurer, ihre<br />

Werke hatten diese Tugenden zum Inhalt. In<br />

welchen literarischen Zeugnissen können wir<br />

ihrem ethischen Selbstverständnis begegnen<br />

und welche Botschaft vermitteln sie uns heute?<br />

Eintritt: 5,00 €, erm. 4,00 €<br />

(ohne Anmeldung)<br />

Marie Dettmer<br />

Sonstige Veranstaltungen<br />

24. Juni 2018 – 18:00 Uhr<br />

Große Finissage-Soirée der Ausstellung<br />

„O Isis und Osiris – Ägyptens<br />

Mysterien und die Freimaurerei“<br />

Ein literarisch-musikalischer Vortrag mit<br />

Buch-Vorstellung:<br />

„Zauberflöte - die unbekannte Bekannte.<br />

Freimaurerische Symbole, Strukturen und<br />

Musik in Mozarts letzter Oper“<br />

mit viel Mozart-Musik „live“<br />

Prof. Ekhart Wycik<br />

Logenhaus, Lemförder Str. 7, 30169 Hannover<br />

14. Juni 2018 – 19.30 Uhr<br />

Kestner im „Außendienst“:<br />

Freimaurerei in Hannover heute<br />

Dass die heutige Freimaurerei überhaupt<br />

nichts mehr mit einer „Mysterienreligion“ zu<br />

tun hat, sondern – ganz im Gegenteil – sich<br />

den Idealen der Aufklärung verpflichtend den<br />

Zielen Toleranz, Humanität, Brüderlichkeit<br />

und Wohltätigkeit verschreibt, wird bei<br />

einem Besuch des Logenhauses in Hannover<br />

erläutert werden. Dabei wird deutlich, dass<br />

die Freimaurerei über 270 Jahre lang einen<br />

lebendigen Beweis der zeitlosen Attraktivität<br />

des Gedankenguts der Freimaurer in Hannover<br />

darstellt.<br />

(ohne Anmeldung)<br />

Historischer Kochkurs<br />

Lehrküche der Ada- und-Theodor-Lessing-<br />

Volkshochschule, Burgstraße 14, Hannover<br />

11. Juni 2018 – 17:30 Uhr<br />

Pasteten und Ragouts selbst gekocht<br />

und genossen:<br />

Authentische Gerichte aus der Zeit der<br />

Freimaurereigründung vor 300 Jahren<br />

Bezeichnenderweise war es in einem<br />

Wirtshaus, dem Pub „Goose and Gridiron<br />

Ale-House“ neben der St. Paul’s Kathedrale in<br />

London, wo die moderne Freimaurerei am 24.<br />

Juni 1717 durch die Zusammenlegung von vier<br />

Logen zur ersten Großloge begründet wurde.<br />

Gemeinsam Essen und Trinken bestimmt<br />

seitdem nicht unwesentlich das Logenleben<br />

der Freimaurer in aller Welt. Machen Sie<br />

mit uns eine kulinarische Zeitreise in das 18.<br />

Jahrhundert, die Epoche der Aufklärung.<br />

Probieren Sie unter historisch korrekter<br />

Anleitung selbst doch einmal originale Rezepte<br />

aus dieser Zeit aus! Nach dem gemeinsamen<br />

Kochen muss dann natürlich auch gleich<br />

probiert werden, welche Köstlichkeiten den<br />

Bürgern denn damals so schmeckten …<br />

Dipl. Ing. Sven Kappel<br />

Kosten: 18,00 € p/P (inkl.<br />

Informationsmaterial und Rezepte; ohne<br />

Getränke, die individuell mitzubringen sind);<br />

bar und möglichst passend zu zahlen am<br />

Veranstaltungsabend (bei Rücktritt nach dem<br />

28. Mai 2018 oder Nicht-Erscheinen wird<br />

dieser Betrag in Rechnung gestellt!)<br />

Wichtig: Eigene Getränke (nach Wunsch) und<br />

eine Schürze bitte mitbringen<br />

Achtung: Teilnehmerbegrenzt!!! Verbindliche<br />

Anmeldung bis zum<br />

28. Mai 2018 (falls bestehend, unbedingt<br />

unter Nennung von Lebensmittelallergien und<br />

Nichtverträglichkeiten)<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Besucherservice Museum August Kestner<br />

(Frau Petra Distler) museumspaedagogik.<br />

kestner@hannover-stadt.de<br />

V E R A N S T A L T U N G E N<br />

47


V E R A N S T A L T U N G E N<br />

HILDESHEIM<br />

Sonderausstellungen<br />

Noch bis zum 22. April 2018<br />

STÄDTE - BURGEN - PYRAMIDEN<br />

Kulturwelten im LEGO® Format<br />

Nehmen Sie Ihre ganze Familie mit auf eine<br />

Zeitreise der besonderen Art! Neun aufwändig<br />

und detailliert gestaltete Kulturwelten laden<br />

große und kleine Besucher zum Staunen und<br />

Entdecken ein. Auf rund 600 Quadratmetern<br />

heißt es dann: Aufgepasst und hingeschaut!<br />

Gebaut aus Tausenden von LEGO® Steinen,<br />

werden Hunderte kleine Geschichten erzählt.<br />

Noch bis zum 20. Mai 2018<br />

Werner Koch 100 + 1 = 80<br />

Retrospektive und dada ist dada ist dada<br />

30. Juni 2018 – 30. September 2018<br />

Ta-Cheru –<br />

Eine Reise ins Innere der Mumie<br />

Sonderausstellung zu modernen Methoden<br />

der Mumienforschung, die erstmals das<br />

Hologramm einer Mumie zeigt<br />

Themenführungen<br />

Noch bis zum 22. April 2018<br />

jeden Sonntag um 15:30 Uhr<br />

STÄDTE - BURGEN - PYRAMIDEN<br />

Jeden Sonntag um 14:00 Uhr<br />

Dauerausstellung „ÄGYPTEN“<br />

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich,<br />

wir weisen jedoch darauf hin, dass die<br />

Teilnehmerzahl bei großer Nachfrage ggf.<br />

begrenzt werden muss.<br />

Führungsgebühr:<br />

pro Person 2,00 € zzgl. Museumseintritt<br />

IPHOFEN<br />

Sonderausstellungen<br />

Noch bis zum 27. Mai 2018<br />

Highlights aus dem<br />

Schwarzenberg Archiv<br />

Sonderausstellung in Zusammenarbeit<br />

mit dem Staatsarchiv Nürnberg anlässlich<br />

der Rückkehr des Herrschaftsarchives<br />

Schwarzenberg<br />

Kabinettausstellung<br />

Noch bis zum 04. November 2018<br />

Frauen Alt Amerikas<br />

In Kult und Alltag<br />

Ergänzung zur Dauerausstellung<br />

„Reliefsammlung der großen Kulturepochen“<br />

Knauf-Museum Ausstellungsbau und evtl.<br />

Marktplatz Iphofen<br />

15. Juni 2018 – 04. November 2018<br />

Heinrich Schliemann<br />

Troja<br />

Große Sonderausstellung anlässlich 35 Jahre<br />

Knauf-Museum Iphofen<br />

In Zusammenarbeit mit den Staatlichen<br />

Museum Berlin – Museum für Vor- und<br />

Frühgeschichte<br />

Dauerausstellungen<br />

Die Reliefsammlung –<br />

Kultur lebendig erleben<br />

Weitere Infos unter: www.knauf-museum.de<br />

Jeden 1. Sonntag im Monat um 15:30 Uhr<br />

„Museum der Sinne“<br />

Aktiver Gang durch die Ausstellung für<br />

Menschen mit und ohne Behinderung!<br />

Führungsgebühr:<br />

pro Person 2,00 € zzgl. Museumseintritt<br />

48


LEIPZIG<br />

Sonderausstellungen<br />

Noch bis zum 27. Mai 2018<br />

In Stein gemeißelt – In Gips<br />

gegossen. Historische Gipsabgüsse<br />

des Altorientalischen Instituts<br />

der Universität Leipzig<br />

14. Juni bis 18. Oktober 2018<br />

Hohe Zeit – Gemäldeausstellung der<br />

Leipziger Künstlerin Britta Schulze<br />

Vorträge<br />

Campus Augustusplatz<br />

05. April 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal 8<br />

Das Gohlis von Amarna<br />

Kerstin Seidel M.A., Leipzig<br />

19. April 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal 12<br />

Life and death on the Egyptian-<br />

Nubian frontier.<br />

Recent excavations at Hisn al-Bab, Aswan<br />

Dr. Pamela Rose, Wien<br />

26. April 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal 8<br />

Heliopolis und das Ende des<br />

Sonnentempels. Ägyptischdeutsche<br />

Ausgrabungen in<br />

Heliopolis im Frühjahr 2018.<br />

C. Breninek B.A. / K. Dietze M.A. / PD<br />

Dr. Dietrich Raue<br />

03. Mai 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal 8<br />

Prunk am Bau. Die Priester<br />

und ihre Tempel.<br />

Dr. Peter Dils, Leipzig<br />

17. Mai 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal 16<br />

The Founding of New Hermopolis. A<br />

quest to retrieve the lost soul of Egypt.<br />

Dr. Mervat Abdel Nasser<br />

24. Mai 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal 10<br />

Von roten, weisen und gelben<br />

Gewändern. Chemische Rezepturen<br />

in koptischen Texten.<br />

29. Siegfried-Morenz-<br />

Gedächtnisvorlesung<br />

Prof. Dr. Tonio Sebastian Richter, Berlin<br />

Nach dem Vortrag findet ein Empfang im<br />

Ägyptischen Museum statt<br />

07. Juni 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal 8<br />

Prestige-Ikonographie zwischen großen<br />

Königen während der 18. Dynastie?<br />

Dr. Andrea Sinclair, Leipzig<br />

05. Juli 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal 8<br />

Als die Steine sprechen lernten.<br />

Von Menschen und Materialien.<br />

PD Dr. Dietrich Raue, Leipzig<br />

11. Juli 2017, 18:15 Uhr, Hörsaal 12<br />

Das Gold der Nubier. Goldgewinnung<br />

im antiken Sudan.<br />

Rosemarie Klemm M.A., München<br />

02. August 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal 8<br />

„Hergestellt aus kostbarem Gestein und<br />

geboren aus Kupfer“<br />

Prunkvolle Gottheiten.<br />

Jana Raffel M.A., Leipzig<br />

06. September 2018, 18:15 Uhr, Hörsaal 8<br />

„Thronende Herrscher –<br />

hockende Völker“<br />

Karl Heinrich von Stülpnagel, Leipzig<br />

Führungen<br />

08. April 2018, 11:00 Uhr<br />

Führung durch die Sonderausstellung<br />

„In Stein gemeißelt – In Gips gegossen“<br />

Melanie Mohr<br />

14. April 2018, 14:00 Uhr<br />

Führung durch die Dauerausstellung<br />

Kerstin Seidel M.A.<br />

V E R A N S T A L T U N G E N<br />

49


V E R A N S T A L T U N G E N<br />

LEIPZIG<br />

(Fortsetzung)<br />

29. April 2018, 11:00 Uhr<br />

Führung durch die Sonderausstellung<br />

„In Stein gemeißelt – In Gips gegossen“<br />

Tommaso Scarpelli<br />

29. April 2018, 14:00 Uhr<br />

Fest und Alltag im Alten Ägypten<br />

PD Dr. Dietrich Raue<br />

12. Mai 2018, 14:00 Uhr<br />

4000 Jahre später: Was bleibt<br />

von einer alten Kultur?<br />

PD Dr. Dietrich Raue<br />

19. Mai 2018, 14:00 Uhr<br />

Leben im Dies- und Jenseits<br />

im Alten Ägypten<br />

PD Dr. Dietrich Raue / Erik Reske M.A.<br />

19. Mai 2018, 15:30 Uhr<br />

Life and Death in Ancient Egypt.<br />

Prof. Dr. Hans-W. Fischer-Elfert<br />

20. Mai 2018, 11:00 Uhr<br />

Führung durch die Sonderausstellung<br />

„In Stein gemeißelt – In Gips gegossen“<br />

Sophia Ziannis<br />

20. Mai 2018, 14:00 Uhr<br />

Leben im Dies- und Jenseits<br />

im Alten Ägypten<br />

PD Dr. Dietrich Raue / Lara Galow B.A.<br />

27. Mai 2018, 14:00 Uhr<br />

Leih dir Geld auf Zinsen und<br />

feiere Deinen Geburtstag!<br />

Feste im Alten Ägypten.<br />

Dr. Franziska Naether<br />

09. Juni 2018, 14:00 Uhr<br />

Führung durch die Dauerausstellung<br />

Dr. Franziska Naether<br />

24. Juni 2018, 14:00 Uhr<br />

Zeitreise ins Alte Ägypten<br />

Führung speziell für Kinder von 7-13 Jahren.<br />

Lara Galow B.A.<br />

14. Juli 2018, 14:00 Uhr<br />

Best of the Rest – Objekte, die sonst<br />

nicht im Rampenlicht stehen<br />

Dr. Marc Brose<br />

29. Juli 2018, 14:00 Uhr<br />

Fashion im Land am Nil – Ägyptische<br />

Mode vor 4000 Jahren<br />

Dr. Franziska Naether<br />

11. August 2018, 14:00 Uhr<br />

Führung durch die Dauerausstellung<br />

PD Dr. Dietrich Raue<br />

26. August 2018, 14:00 Uhr<br />

Meine Glieder bestehen ewig.<br />

nicht geeignet für Kinder unter 14 Jahren<br />

Kerstin Seidel M.A.<br />

08. September 2018, 14:00 Uhr<br />

Nichts, außer Topfscherben & Mörteltöpfen.<br />

Ausgrabungsalltag vor 100 Jahren<br />

Anna Grünberg B.A.<br />

23. September 2018, 14:00 Uhr<br />

Führung durch die Dauerausstellung<br />

Erik Reske M.A.<br />

Sonstige Veranstaltungen<br />

Goethestr. 2<br />

05. Mai 2018, ab 18:00 Uhr<br />

Museumsnacht Halle + Leipzig<br />

Thema: Kult<br />

22. Juni 2018<br />

Lange Nacht der Wissenschaften<br />

Thema: Digital total? – Die Universität<br />

Leipzig und die Vorbereitung auf die<br />

digitale Arbeitswelt von morgen<br />

50


WIEN<br />

Sonderausstellungen<br />

Kunsthistorisches Museum Wien<br />

08. Mai 2018 – 16. September 2018<br />

„Der vergessene Papyrus“<br />

Thematisiert wird in dieser kleinen<br />

Sonderausstellung der Fund eines Papyrus<br />

im Kellerdepot der Ägyptisch-Orientalischen<br />

Sammlung<br />

(Siehe Beitrag „Der Ibis und sein Papyrus“<br />

im Heft <strong>Nr</strong>. 52)<br />

Noch bis zum 08. April 2018<br />

Fokus Denkmal: Das Haus der Medusa<br />

Römische Wandmalerei aus Enns<br />

Eine Ausstellung in Kooperation mit dem<br />

Bundesdenkmalamt<br />

Stiegenaufgang – 1. Stock<br />

Noch bis zum 02. September 2018<br />

Stairway to Klimt<br />

Mit Klimt auf Augenhöhe<br />

Gemäldegalerie – 1. Stock<br />

Noch bis zum 08. Juli 2018<br />

The Shape of Time<br />

Bassano Saal – 2. Stock<br />

Noch bis zum 31. Dezember 2018<br />

The Last Day<br />

Fotoausstellung von Helmut Wimmer<br />

Kunstkammer Wien<br />

Hochparterre – Raum XXXIV<br />

Münzkabinett<br />

2. Stock, Raum III<br />

Noch bis zum 28. April 2019<br />

Zuhanden Ihrer Majestät<br />

Medaillen Maria Theresias<br />

Theseustempel<br />

Noch bis zum 07. Oktober 2018<br />

Felix Gonzalez-Torres<br />

Kuratorenführungen<br />

09. Mai 2018 – 16:00 Uhr<br />

23. Mai 2018 – 16:00 Uhr<br />

12. September 2018 – 16:00 Uhr<br />

„Der vergessene Papyrus“<br />

Dr. Regina Hölzl und<br />

Mag. Michael Neumann<br />

Symposium<br />

KHM Vortragsraum<br />

13. Juni 2018 – 14:00 Uhr–18:00 Uhr<br />

„Der vergessene Papyrus“<br />

Keynote lecture: Prof. Dr. Robert Demarée<br />

(Universität Leiden) über den neu entdeckten<br />

Papyrus ÄS 10321<br />

Dr. Regina Hölzl und Mag. Michael Neumann<br />

(beide Wien) über den Fund und seine<br />

Provenienz<br />

Mag. Vanessa Novak (Restauratorin der ÄOS)<br />

über das Ausrollen und die Restaurierung des<br />

Papyrus<br />

Anmeldung zum Symposium erforderlich<br />

unter info.aeos@khm.at<br />

V E R A N S T A L T U N G E N<br />

Noch bis zum 30. Juni 2018<br />

Flandern zu Gast - Madonna mit Kind<br />

Dieric Bouts (um 1415–1475), Nachfolge<br />

aus dem M – Museum Leuven,<br />

Inv.-<strong>Nr</strong>. S/47/B<br />

51


BEKRIEGT.<br />

BESETZT.<br />

BEREICHERT.<br />

ÄGYPTEN ZWISCHEN SPÄTZEIT<br />

UND SPÄTANTIKE<br />

08.09. -<br />

10.12.2017<br />

ÄGYPTISCHES MUSEUM<br />

Goethestraße 2 · 04109 Leipzig<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Di - Fr: 13 - 17 Uhr · Sa/So: 10 - 17 Uhr<br />

www.aegyptisches-museum.uni-leipzig.de


Bekriegt. Besetzt. Bereichert.<br />

Ägypten zwischen Spätzeit und Spätantike<br />

Im September 2017 kamen die Demotisten<br />

nach Leipzig – die Erforscher der demotischen<br />

Sprache und Schrift – laut spitzzüngigen<br />

Journalisten (Bild) auch die „schlechteste<br />

Schrift der Welt“. Es stimmt, die Entzifferung<br />

des Demotischen ist nicht nur Freud’, sondern<br />

auch ein hartes Brot: man hat es nicht<br />

immer mit Schönschrift, sondern manchmal<br />

mit einer „Sauklaue“ zu tun. Dieser Arbeitsschritt<br />

ist oft Teamwork. Über Ländergrenzen<br />

hinweg tüfteln Novizen und erfahrene<br />

Wissenschaftler an den Übersetzungen und<br />

Caroline Böhme / Franziska Naether<br />

Interpretationen der Papyri, Inschriften und<br />

Graffiti. Aus Anlass der 13. Internationalen<br />

Konferenz für demotische Studien (ICDS)<br />

kuratierten Caroline Böhme von der Leipziger<br />

Sammlungsinitiative (LSI) und Franziska<br />

Naether vom Ägyptischen Museum Leipzig<br />

die Sonderausstellung „Bekriegt, Besetzt,<br />

Bereichert. Ägypten zwischen Spätzeit und<br />

Spätantike”. Die Schau thematisierte die<br />

Epochen der altägyptischen Geschichte, in<br />

denen Demotisch verwendet wurde, also<br />

vom 7. Jh. v. Chr. bis zum 5. Jh. n. Chr. Es<br />

Abb. 1: Blick in die Sonderausstellung im Vestibül des Ägyptischen Museums<br />

Foto: M. Wenzel<br />

53


ist die Zeit der Fremdherrscher in Ägypten,<br />

die Zeit der Perser, der griechisch-stämmigen<br />

Ptolemäer und der Römer. Sie alle führten<br />

Krieg um Ägypten, besetzten das Land und<br />

bereicherten Ägypten bzw. bereicherten sich<br />

an ihm (Abb. 1).<br />

Aus diesem zeitlichen Rahmen wurden<br />

die Objekte für die Ausstellung ausgesucht.<br />

Es handelte sich um eine „Ausstellung in<br />

der Ausstellung“, bei der ein Großteil der<br />

Objekte in ihren angestammten Vitrinen<br />

blieb und durch ein spezielles Logo hervorgehoben<br />

wurde. Die Besucher konnten so<br />

in einem eigens konstruierten Rundgang<br />

durch die Dauerausstellung und mit Hilfe<br />

eines Begleitheftes Altbekanntes neu entdecken<br />

und teilweise Neues bestaunen. An der<br />

Vorbereitung und Realisierung waren neben<br />

erfahrenen Fachwissenschaftlern aus nah und<br />

fern vor allem Studierende der Ägyptologie<br />

und anderer Fachbereiche maßgeblich beteiligt.<br />

Sie lernten in einem Seminar Theorien<br />

und Praxis des Museumsmanagements und<br />

Kulturmarketing kennen und gestalteten<br />

das Ausstellungsprojekt von der Idee bis<br />

zur Vernissage mit. Exponatauswahl, Titel,<br />

Logo, Objekttexte im Begleitheft und Werbemittel<br />

wurden teilweise eigenständig oder<br />

in studentischer Gruppenarbeit bzw. mit<br />

den Dozierenden erarbeitet. Einige der Studierenden<br />

haben nach den Prüfungen selbst<br />

Museumsbesucher durch „Bekriegt. Besetzt.<br />

Bereichert.“ geführt oder mit unseren kleinen<br />

Gästen Terrakotten geformt und Papyri<br />

auf Demotisch beschriftet – in Schönschrift!<br />

Abb. 2: Bildnis Alexanders des Großen<br />

Foto: M. Wenzel<br />

54


Neben Objekten des Ägyptischen Museums<br />

wurden in der Ausstellung auch Leihgaben<br />

aus dem Antikenmuseum der Universität<br />

Leipzig und dessen Gipsabgusssammlung<br />

gezeigt. So konnten beispielsweise großformatige<br />

Gipsabgüsse antiker Herrscher- und<br />

Götterbildnisse präsentiert werden. Eine<br />

von diesen Persönlichkeiten war Alexander<br />

der Große (332-323 v. Chr. Herrscher über<br />

Ägypten) (Abb. 2). Ungewöhnlich viele seiner<br />

Bildnisse wurden in Ägypten gefunden.<br />

Eine dieser Darstellungen – als maßstabsgetreue<br />

Kopie in Gips (Original im British<br />

Museum London) zeigt den jugendlichen<br />

Herrscher bartlos mit wallender Löwenmähne<br />

und verwegener Anastole-Locke, den<br />

Kopf energisch nach links gewandt und die<br />

weit geöffneten Augen nach oben gerichtet.<br />

Viele Herrscher nach ihm orientierten sich<br />

in ihren offiziellen Bildnissen an diesen<br />

Darstellungskonventionen. Wir wissen, dass<br />

Alexander schon zu Lebzeiten durch seine<br />

Krönung als ägyptischer Pharao göttliche<br />

Ehren zuteil wurden. Kurz nach seinem Tod<br />

mit gerade einmal 32 Jahren fand er Eingang<br />

in Legenden und Erzählungen.<br />

Einen weiteren Publikumsmagnet der<br />

Ausstellung stellten sicherlich die ptolemäerbzw.<br />

römerzeitlichen Mumien und Mumienmasken<br />

aus dem Bestand des Ägyptischen<br />

Museum dar. Eine von ihnen zierte als<br />

Abb. 3: Stelenfragment<br />

Foto: M. Wenzel<br />

55


„Covergirl“ das Plakat der Ausstellung. Die<br />

kastenartige Maske einer jungen Frau veranschaulicht<br />

eindrucksvoll die Vermischung<br />

von Kunststilen und Darstellungskonventionen.<br />

Sie kombiniert hellenistisch-römische<br />

Motive (Ohrringe, Tunika) mit pharaonisch-ägyptischen<br />

Elementen (Korkenzieherlocken,<br />

Perlenkette). Mumienmasken wie<br />

diese, die für die Ewigkeit auf den Gesichtern<br />

der Mumien verbleiben sollten, dienten<br />

durch ihre magische Kraft dem Schutz der<br />

Verstorbenen.<br />

Neben diesen auffälligeren Exponaten<br />

wurden jedoch auch bewusst solche Artefakte<br />

thematisiert, die für den Besucher<br />

meist eher unscheinbar sind. So fanden<br />

z.B. römisch-kaiserzeitliche Münzen und<br />

griechisch-ptolemäische Gebrauchskeramik<br />

ihren Platz in der Sonderausstellung und<br />

konnten dem Besucher einen Eindruck von<br />

der Bandbreite der materiellen Kultur dieser<br />

Zeit vermitteln. Einige Objekte wurden im<br />

Rahmen der vorbereitenden studentischen<br />

Recherchen für das Ausstellungsbegleitheft<br />

Abb. 4: Kindgott mit Gans<br />

Foto: M. Wenzel<br />

<strong>56</strong>


zum ersten Mal intensiver wissenschaftlich<br />

untersucht, so z. B. das Fragment einer<br />

bemalten Stele (Abb. 3). Es zeigt einen Verstorbenen,<br />

der Opfergaben vor einem falkenköpfigen<br />

Gott (Harachte oder Sokar?) und<br />

der Göttin Isis mit ihren beeindruckenden<br />

Flügeln darbringt. Der mit dem Fragment<br />

betraute Student konnte durch den Vergleich<br />

des heutigen Erhaltungszustandes mit alten<br />

Inventareinträgen Vorschläge zur Ergänzung<br />

der Darstellung und des Textes auf der Stele<br />

machen.<br />

Ein deutlicher inhaltlicher Schwerpunkt<br />

lag auf den aus Ton gefertigten Öllämpchen<br />

und figürlichen Darstellungen der Kleinkunst,<br />

die für den thematisierten Zeitraum<br />

eine wichtige Objektgattung darstellen.<br />

Obwohl die Ägypter natürlich auch schon<br />

vorher ähnliche tönerne Objekte meist als<br />

Unikate per Hand herstellten, kam es erst in<br />

ptolemäischer Zeit mit dem zunehmenden<br />

Einsatz von Abdruckformen (Matrizen) bei<br />

der Terrakottenherstellung zu einem regelrechten<br />

‚Boom‘ dieser Gattung. Der Bestand<br />

Abb. 5: Blick in den Schriftenraum<br />

Foto: M. Wenzel<br />

57


der griechisch-römischen Terrakotten im<br />

Ägyptischen Museum Leipzig wird derzeit<br />

wissenschaftlich aufgearbeitet und für eine<br />

Publikation vorbereitet. Erste Ergebnisse<br />

dieser Arbeit konnten in die Ausstellung und<br />

das Begleitheft mit einbezogen werden.<br />

Das Leipziger Repertoire an figürlichen<br />

Terrakotten reicht von Götter- und Tierdarstellungen,<br />

Kult- und Festteilnehmern hin<br />

zu teilweise grotesken Darstellungen von<br />

Dienern, Schauspielern und Menschen mit<br />

körperlichen Missbildungen. Sie wurden<br />

mit ins Grab gegeben, aber auch in Tempeln<br />

den Göttern geweiht oder zu Hause in kleinen<br />

Altären aufgestellt, um die Liebsten vor<br />

Gefahren zu schützen. Weit verbreitet war<br />

der Typus der Kindgötter, deren Verehrung<br />

im griechisch-römischen Ägypten einen<br />

Höhepunkt fand. Sie galten als Heilsbringer,<br />

die Nahrung, Fruchtbarkeit und Schutz<br />

für Familie und Land sichern sollten. Diese<br />

Funktion wird bei der hier gezeigten Terrakotte<br />

(Abb. 4) durch den ägyptischen Speisetopf<br />

und das überlange Glied des Kindgottes<br />

symbolisiert. Auch das eher aus hellenistischen<br />

Kinderdarstellungen bekannte Motiv<br />

der Gans kann in diesem Zusammenhang<br />

gedeutet werden.<br />

Natürlich wurden auch Textträger mit<br />

demotischer Schrift in der Ausstellung<br />

thematisiert. Das Ägyptischen Museum<br />

der Universität Leipzig besitzt davon nicht<br />

allzu viele (im Gegensatz zur Universitätsbibliothek<br />

Leipzig), da einiges im Zweiten<br />

Weltkrieg verloren ging. Von manchen der<br />

insgesamt 20 Objekte existieren zum Teil<br />

nur noch Inventareinträge, die belegen,<br />

dass es sie einmal gegeben hat. So beschränken<br />

sich die Studien auf das, was physisch<br />

noch vorhanden ist. (Abb. 5) Die Mehrzahl<br />

dieser Artefakte sind Ostraka, beschriftete<br />

Scherben aus Ton und Kalkstein. Darunter<br />

befinden sich Quittungen, eine Personenliste<br />

mit griechischen Namen in ägyptischer<br />

Schreibung, eine Liste von Schuldnern, aber<br />

auch religiöse Texte wie ein Fluch auf einer<br />

Holztafel und ein Tempeleid. Diese Textsorte<br />

ist gut bekannt, da davon mittlerweile<br />

über 800 Belege existieren: dabei schworen<br />

Personen im Tempel vor den Göttern,<br />

bestimmte Taten nicht begangen oder sich<br />

an bestimmte Richtlinien gehalten zu haben.<br />

In unserem Fall handelt es sich dabei um<br />

eine Frau namens Apollonia. Was ihr genau<br />

vor Gericht zur Last gelegt worden ist, wissen<br />

wir leider nicht, denn – wie immer im<br />

spannendsten Moment – ist die Scherbe an<br />

dieser Stelle abgebrochen.<br />

Sie möchten gerne mehr über die Objekte,<br />

die historischen Hintergründe und das<br />

Zustandekommen von „Bekriegt. Besetzt.<br />

Bereichert.“ erfahren? Nichts leichter als<br />

das! Zum Vertiefen der Ausstellung und<br />

für alle, die es nicht bis Mitte Dezember<br />

nach Leipzig geschafft haben, gibt es das<br />

Begleitheft hier kostenlos zum Download:<br />

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:15-qucosa2-161898.<br />

Dort sind alle<br />

Objekte kurz erklärt und abgebildet und<br />

zu einigen ausgewählten Exponaten finden<br />

Sie Links zu einfachen 3D-Modellen und<br />

Audioguides zum Nachlesen, Nachhören<br />

und Ausprobieren.<br />

58


Hohe Zeit<br />

Ausstellung<br />

Malerei<br />

von<br />

Britta Schulze<br />

vom 13. 06. - 18. 10. 18<br />

Vernissage 13. 06.,<br />

18 Uhr<br />

Ägyptisches Museum "Georg Steindorff"<br />

der Universität Leipzig<br />

Goethestraße 2, 04109 Leipzig<br />

+49(0)341-9737008<br />

www.aegyptisches-museum.uni-leipzig.de<br />

KUNST<br />

KONZIL


verlängert bis 24. Juni 2018<br />

Di, Do bis So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr<br />

geschlossen: montags sowie 30. März; 01. und 10. Mai 2018<br />

www.freimaurerei-und-aegypten.de<br />

Museum August Kestner<br />

Trammplatz 3, 30159 Hannover<br />

Telefon 0511 – 168 42730<br />

museum-august-kestner.de<br />

getragen von:<br />

Kunst- und Kulturstiftung Hannover<br />

In Kooperation mit den<br />

12 hannoverschen<br />

Freimaurerlogen


O Isis und Osiris<br />

die Mysterien in Hannover<br />

gehen in die nächste Runde … und „online“<br />

Mit diesem Erfolg hatte niemand gerechnet:<br />

Die aktuelle Ägypten-Ausstellung<br />

in Hannover ist ein solcher Besuchermagnet,<br />

dass man sich zu einer langen Verlängerung<br />

und damit zu einem weiteren attraktiven<br />

Begleitprogramm entschlossen hat. Verlängert<br />

wird jetzt bis zum Johannistag, also dem<br />

24. Juni 2018, an dem die institutionalisierte<br />

Freimaurerei ihren 301. Geburtstag feiern<br />

wird! Obwohl mit zweimal in der Woche<br />

ungewöhnlich viele öffentliche Führungen<br />

Christian E. Loeben<br />

angeboten werden – freitags durch Mitglieder<br />

der hannoverschen Freimaurerlogen<br />

und samstags als „Tandem“ zusammen mit<br />

Ägyptologie-Studierenden – sind diese stets<br />

sehr gut besucht. Mit diesen sowie aus allen<br />

Teilen Deutschlands und sogar aus dem<br />

europäischen Ausland gebuchten individuellen<br />

Führungen bekommt diese Sonderausstellung<br />

überregionale Beachtung, wie sie das<br />

Museum August Kestner bisher selten erleben<br />

konnte. An diesem Erfolg haben ganz<br />

Abb. 1: Blick in die Ausstellung<br />

Foto: Christian Rose (MusAK)<br />

61


Abb. 2: Thronende Isis, Bronze, frühe Spätzeit, um 600<br />

v. Chr., Museum August Kestner, Inv.-<strong>Nr</strong>. 1935.200.724<br />

Foto: Christian Tepper (MusAK)<br />

besonders die hannoverschen Freimaurer<br />

Anteil, denn durch Artikel in bundesweiten<br />

und internationalen Freimaurerzeitschriften<br />

wurde in außergewöhnlicher Form und Verbreitung<br />

auf die Ausstellung in Hannover<br />

aufmerksam gemacht.<br />

Mit der Verlängerung ist das erste Mal<br />

auch eine Ausstellung im Museum August<br />

Kestner mit einem attraktiven Internet-Auftritt<br />

„online“ gegangen. Unter www.freimaurerei-und-aegypten.de<br />

bietet er das aktuelle<br />

Begleitprogramm und Impressionen aus der<br />

Ausstellung in Bild, Film sowie Wort und<br />

Ton, letzteres durch Beiträge des beliebten<br />

Abb. 3: Osiris, Bronze, Spätzeit, um 500 v. Chr.,<br />

Museum August Kestner, Inv.-<strong>Nr</strong>. 2493<br />

Foto: Christian Tepper (MusAK)<br />

Regionalsenders „radio leinehertz 106.5“.<br />

Viele Informationen, so auch der aktuelle<br />

Ausstellungsflyer und das Plakat zur Verlängerung<br />

sowie ein Presse-Kit sind direkt<br />

herunterladbar. In diversen Organen erschienene<br />

Rezensionen der Ausstellung und des<br />

Begleitbandes sind ebenso nachlesbar wie die<br />

in der Ausstellung zu findenden Texte. Mit<br />

diesem Service soll der Besucher die Möglichkeit<br />

bekommen, bequem und in Ruhe<br />

nochmals zuhause nachlesen zu können. Aus<br />

diesem Grund findet sich auch der Film über<br />

die hannoverschen Freimaurer auf der neuen<br />

Webseite, der in der Ausstellung zu sehen ist.<br />

62


Abb. 4: Blick in die Ausstellung<br />

Foto: Christian Rose (MusAK)<br />

Abb. 5: Blick in die Ausstellung<br />

Foto: Christian Rose (MusAK)<br />

63


Abb. 6: Blick in die Ausstellung<br />

Foto: Christian Rose (MusAK)<br />

Abb. 7: Blick in die Ausstellung<br />

Foto: Christian Rose (MusAK)<br />

64


Abb. 8: Blick in die Ausstellung<br />

Foto: Christian Rose (MusAK)<br />

Aus dem neuen Begleitprogramm sind<br />

besonders die „Im Dialog“-Veranstaltung am<br />

24. Mai und der historische Kochkurs am<br />

11. Juni hervorzuheben. Am erstgenannten<br />

Abend stellen wir den wohl jüngsten Opernregisseur,<br />

den erst 17jährigen Ruben Michael<br />

vor, der seine erste „Zauberflöten“-Inszenierung<br />

in Playmobil dargeboten, inzwischen<br />

aber auch „richtige“ Inszenierungen realisiert<br />

hat. Was mögen die Freimaurer als sie sich<br />

am 24. Juni 1717 im Londoner Pub „Goose<br />

and Gridiron Ale-House“ zur ersten Großloge<br />

zusammengeschlossen haben wohl dabei<br />

gegessen haben? Dieser Frage wird Sven<br />

Kappel in der Lehrküche der hannoverschen<br />

Volkshochschule mit seinem historischen<br />

Koch- und natürlich auch Genießer-Kurs<br />

nachgehen.<br />

Und zu guter Letzt: Trotz seines stolzen<br />

Preises von € 34,80 ist der 517-seitige<br />

Begleitband sowohl im Museum als auch<br />

beim Verlag Marie Leidorf fast vergriffen. Bei<br />

Interesse nicht zu lange warten …<br />

65


Abb. 9: Blick in die Ausstellung<br />

Foto: Christian Rose (MusAK)<br />

Abb. 10: Blick in die Ausstellung<br />

Foto: Christian Rose (MusAK)<br />

Abb. 11: Blick in die Ausstellung<br />

Foto: Christian Rose (MusAK)<br />

66


Nachruf auf<br />

Prof. Dr. Nicole Riedl-Siedow<br />

* 11.03.1971 † 31.08.2017<br />

Die Mitglieder des Vereins Echnaton<br />

Museum Minia e. V. und die Kolleginnen<br />

und Kollegen des Roemer- und<br />

Pelizaeus-Museums Hildesheim (RPM) sind<br />

über den viel zu frühen Tod von Prof. Dr.<br />

Nicole Riedl-Siedow mit nur 46 Jahren tieftraurig.<br />

Nicole Riedl war nicht nur Vorsitzende<br />

des Hildesheimer Echnaton Vereins, sondern<br />

eine immer verlässliche, innovative Partnerin<br />

bei vielen gemeinsamen Projekten, wie<br />

z. B. der Ausbildung von ägyptischen und<br />

deutschen Restauratoren der Universität<br />

Regine Schulz<br />

Minia (Ägypten) und der Hochschule für<br />

angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen<br />

(HAWK) in<br />

Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum<br />

Hannover und dem RPM. Dazu gehörten<br />

z. B. die Field School in der Petosiris-<br />

Nekropole von Tuna el-Gebel sowie die Summer<br />

Schools in Hildesheim und Hannover.<br />

Nicole Riedl studierte an der Fachhochschule<br />

Köln, wo sie 1998 ihr Diplom in der<br />

Studienrichtung Restaurierung und Konservierung<br />

von Wandmalerei und Objekten<br />

aus Stein erhielt. Ein Aufbaustudium für<br />

67


Denkmalpflege an der Otto-Friedrich-Universität<br />

Bamberg schloss sie 2001 ab und<br />

erstellte dann noch eine Dissertation, für die<br />

sie die Bestnote summa cum laude erhielt.<br />

Seit 2009 war sie Professorin für Konservierung<br />

und Restaurierung von Wandmalerei<br />

und Architekturoberfläche an der Fakultät<br />

Erhaltung von Kulturgut der HAWK in<br />

Hildesheim. Nicole Riedl war außerdem in<br />

zahlreiche nationale sowie internationale<br />

Forschungs- und Konservierungs-/Restaurierungsprojekte<br />

eingebunden, z. B. in Mexiko-City,<br />

Pompeij und Rom. Darüber hinaus<br />

engagierte sie sich in zahlreichen Gremien<br />

vom International Council on Monuments<br />

and Sites (ICOMOS) und im Internationalen<br />

Museumsrat (ICOM).<br />

Für das Roemer- und Pelizaeus-Museum<br />

in Hildesheim, war sie stets eine kompetente<br />

Partnerin, die eng mit uns zusammengearbeitet<br />

hat. Als Vorsitzende des Vereins Echnaton<br />

Museum Minia e.V. sowie Vorstandsmitglied<br />

im Kuratorium der Schafhausen Stiftung<br />

Hildesheim ging es ihr stets um die Unterstützung<br />

der kulturellen Zusammenarbeit<br />

zwischen Deutschland und Ägypten.<br />

Wir werden sie sehr vermissen.<br />

Im Namen des Vereins Echnaton Museum<br />

Minia e. V. und des Roemer- und Pelizaeus-<br />

Museums Hildesheim<br />

Prof. Dr. Regine Schulz<br />

(Direktorin des RPM)<br />

Foto: Heike Pfund<br />

68


Ist Gustav Seyffarth wirklich<br />

gescheitert?<br />

Auf einer Italienreise gelang es dem Ägyptologen<br />

Gustav Seyffarth, den Königspapyrus<br />

Turin zu rekonstruieren. Ist aber<br />

sein Versuch, in Leipzig die Ergebnisse seiner<br />

Studienreise zu veröffentlichen, wirklich<br />

gescheitert? Als Versuch einer eigenständigen<br />

Veröffentlichung vielleicht – aber keinesfalls<br />

im populärwissenschaftlichen Sinne!<br />

Dazu drei Literaturstellen. Die erste<br />

berichtet davon, wie Seyffarth das von<br />

Friedrich August Wilhelm Spohn zuerst<br />

aufgefundene und von ihm selbst weiter ausgeführte<br />

System der Hieroglyphik gegen die<br />

Einwürfe, welche von einem anderen seines<br />

Faches, Jean-François Champollion kamen,<br />

verteidigen musste. Darüber wird berichtet<br />

in einer Besprechung der Schrift: Brevis<br />

defensio Hieroglyphices inventae a Fr. Aug.<br />

Abb. 1: Bildnis Gustav Seyffarths, 1837<br />

© Gustav Adolph Hennig - Renate Krauspe (Ed.)<br />

Ägyptische Museum der Universität Leipzig.<br />

Peter Uhrbach<br />

Guil. Spohn et G. Seyffarth. Scripsit G. Seyffarth.<br />

Leipzig, bey Barth. 1827. 21 S. Quart,<br />

die am 04.09.1827 in der „Leipziger Literaturzeitung“<br />

(<strong>Nr</strong>. 225, Spalten 1795–1798)<br />

erschienen ist.<br />

Das zweite Fundstück findet man im<br />

„Intelligenz-Blatt“ der „Leipziger Literaturzeitung“<br />

vom 05.01.1928 (<strong>Nr</strong>. 5, Spalten<br />

33–39) als „Correspondenz-Nachricht aus<br />

Turin“. Dort steht ein von Seyffarth sehr<br />

ausführlich geschriebener Bericht, dessen<br />

kürzere Fassung, hier als drittes Fundstück<br />

bezeichnet, für das allgemein interessierte<br />

Publikum im Leipziger Tageblatt vom<br />

05.02.1828 (<strong>Nr</strong>. 36, S. 185/186) veröffentlicht<br />

worden ist mit folgendem Wortlaut:<br />

„Egyptische Carikaturen. Unser Hr.<br />

Prof. Seyffarth aus Leipzig, Spohns<br />

vertrauter Schüler in der Hieroglyphenschrift,<br />

hat aus Turin einen weitläufigen<br />

Bericht in <strong>Nr</strong>. 5 der diesjähr. Leipz.<br />

Litzt. mitgetheilt, der seine neuen Entdeckungen<br />

in den Papyrusrollen enthält,<br />

welche im dortigen Museum von ihm<br />

untersucht worden sind. Unter andern<br />

macht er uns darin mit einer Menge<br />

Bilder bekannt, die sich durch Umrisse.<br />

Färbung, Bewegung der Figuren,<br />

Inschriften, und ächt komische Darstellung<br />

auszeichnen, und wahrscheinlich<br />

aus dem Zeitalter der Ptolomäer sind,<br />

69


(wo dies Volk nun freilich einen großen<br />

Theil seines ursprünglichen Charakters<br />

mag verloren gehabt haben.) Es finden<br />

sich diese Bilder auf einem Papyrus<br />

von 16–20 Fuß Länge, (warum er ihn<br />

nicht gemessen hat, finden wir nicht<br />

bemerkt) und einen Fuß Höhe (Ist hier<br />

kein Druckfehler: Höhe statt Breite,<br />

so muß man sich das Ganze wie eine<br />

in der Quere hinlaufende Tapete denken).<br />

Rechter Hand ist zunächst die<br />

Abbildung der Wirthschaft eines Affen.<br />

Der Hausherr trägt Wein und andere<br />

Gefäße in den Keller. Oben im Speicher<br />

lauern zwei Katzen den Mäusen<br />

auf, welche nach der Kornkammer mit<br />

possirlichen Sprüngen laufen. Vor der<br />

Thüre stehen vier reisende Musiker, von<br />

denen der Esel die Harfe, der Löwe die<br />

Lyra singend, spielen, während das Krokodill<br />

andächtig auf seinem Schwanze<br />

sitzend, mit der Janitscharenmusik,<br />

und die Meerkatze mit der Sackpfeife<br />

beschäftigt sind. Weiter links bringt<br />

jemand als Esel mit Rock und Schürze<br />

ein kleines Opfer dar, als: ein paar<br />

Schinkenbeine, eine gebratene Ente,<br />

einen Stierkopf, Brode, Zwiebeln u. d.<br />

m. Der gegenüberstehende Götze oder<br />

Priester, als Katze in heiliger Tracht,<br />

mit Rock und Schürze, läßt sich dies<br />

gefallen, und langt von der – Oblation<br />

mit Vergnügen zu. Man sieht, daß der<br />

Papyrus von einem egyptischen Atheisten<br />

herrührt. Dann wird die Weinbereitung<br />

dargestellt, wobei Gazellen,<br />

Katzen und ein Hase beschäftigt sind.<br />

Das folgende ist wahrscheinlich eine<br />

egyptische Apotheke, oder ein chemisches<br />

Laboratorium. Da wird im<br />

Mörser gestoßen, filtrirt, gekocht, wobei<br />

eine Menge Personen, welche Retorten,<br />

Filtrirsäcke, Tuten, Probirgläschen herbeitragen,<br />

beschäftigt sind, als Katzen,<br />

Schweine, der Adler, der geschwänzte<br />

Affe. In der unteren Abtheilung von<br />

diesem Papyrus rechts, ist vorzüglich<br />

komisch zu sehen, wie sich ein junges<br />

Nilpferd mit dickem Bauche auf einen<br />

Opferaltar geschlichen hat und daselbst<br />

die Feigen wegfrißt. Die diebische Elster,<br />

welche von der Gelegenheit profitiren<br />

will, aber nicht gut fliegen kann,<br />

holt sich eine Leiter, und steigt ebenfalls<br />

auf den Altar, welchen das gemästete<br />

Nilpferd jedoch mit grimmigem Blicke<br />

bewacht. Daneben ist der Krieg<br />

zwischen den Affen und Katzen. Die<br />

Affen liefern den Katzen eine Schlacht.<br />

Alle sind bewaffnet. Den linken Flügel<br />

bilden die Bogenschützen, den rechten<br />

das schwere Fußvolk mit Schilden und<br />

Lanzen.<br />

Hinten fährt der Feldherr der Affen<br />

auf einem Streitwagen, mit zwei<br />

keuchenden Hunden bespannt, auf<br />

das Schlachtfeld, welches natürlich die<br />

Katzen mit Hinterlassung vieler Todten<br />

und Verwundeten räumen müssen.<br />

Indessen retriren die Katzen in die Festung,<br />

auf deren Mauern sie sich tapfer<br />

mit den Krallen verteidigen, bis die<br />

Affen Leitern nehmen und Sturm laufen.<br />

Diese Kühnheit versetzt die Katzen<br />

in große Schrecken. – Viele von diesen<br />

Bildern hat Seyffarth nicht mittheilen<br />

oder nur kurz berühren können, weil<br />

sie gegen unsere Sitten zu sehr verstoßen.<br />

Auch schon aus dem Mitgetheilten<br />

aber geht hervor, daß wenigstens zu der<br />

Zeit, wo dieser Papyrus gemalt wurde,<br />

die Egypter zum Theil doch ein lustiges<br />

und witziges Völkchen waren.”<br />

70


Die Archivbestände des Berliner<br />

Ägyptischen Museums<br />

Christina Hanus / Anne Schorneck / Klaus Finneiser<br />

Das Ägyptische Museum und Papyrussammlung<br />

sammelt, bewahrt und<br />

betreut Kulturgut von unschätzbarem Wert.<br />

Neben den archäologischen Objekten und<br />

Schriftträgern gehört dazu auch eine große<br />

Anzahl z.T. bedeutender dokumentarischer<br />

und fotografischer Archivalien. Historisch<br />

bedingt erfuhren die Archivbestände während<br />

ihrer wechselvollen Geschichte wenig<br />

Aufmerksamkeit. Vor dem Zweiten Weltkrieg<br />

wurde der größte Teil der Dokumente<br />

hauptsächlich als Verwaltungsdokumentation<br />

eingestuft. Lediglich die alten Grabungsunterlagen<br />

fanden für Forschungszwecke<br />

Beachtung. Das stetig erweiterte Fotoarchiv<br />

hingegen nutzte man u.a. für Lehrzwecke<br />

oder Publikationsvorhaben.<br />

Nach der Teilung Deutschlands – in diesem<br />

Zuge auch des Ägyptischen Museums<br />

– lag der Arbeitsschwerpunkt an den Standorten<br />

Museumsinsel und Charlottenburg<br />

zwangsläufig auf der Bergung, Neuordnung,<br />

Revision, Restaurierung (vornehmlich von<br />

Abb. 1: Originalzeichnung (um 1827) von Joseph Passalacqua: Funde aus dem Grab des Mentuhotep: Die drei<br />

Särge des Mentuhotep (Inv.<strong>Nr</strong>. 9,10, 11).<br />

© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Dokumentenarchiv<br />

71


kriegsbeschädigten Objekten) sowie der<br />

öffentlichen Neupräsentation der archäologischen<br />

Objekte und Schriftzeugnisse<br />

Altägyptens.<br />

Trotz der administrativen Wiedervereinigung<br />

des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung<br />

1991 konnten die Depots,<br />

Restaurierungs- und Fotowerkstätten, Fachbibliotheken,<br />

Archive und Mitarbeiterbüros<br />

erst 17 Jahre später auf der Museumsinsel<br />

zusammengeführt werden. So war auch die<br />

Konzipierung eines separaten Dokumenten-<br />

und Fotoarchivs für das an beiden<br />

Standorten lagernde Archivmaterial erst mit<br />

Planungsbeginn für einen gemeinsamen Verwaltungsstandort<br />

möglich.<br />

Was bewahren die Archive?<br />

Die Archivalien zur Geschichte des Museums<br />

sind derzeit auf zwei Hauptstandorte verteilt.<br />

Etwa 50 laufende Meter Archivgut lagern im<br />

sammlungseigenen Dokumentenarchiv.<br />

Darunter finden sich Grabungstagebücher<br />

der Kampagnen der Berliner Königlichen<br />

Museen der Jahre 1898 bis 1914, historische<br />

Inventarverzeichnisse der Jahre 1828<br />

bis 1900 sowie Expeditionstagebücher der<br />

Preußischen Expedition (1842–1845) unter<br />

Carl Richard Lepsius (diese befinden sich als<br />

Dauerleihgabe und zur wissenschaftlichen<br />

Bearbeitung in der Berlin-Brandenburgischen<br />

Akademie der Wissenschaften). Zu<br />

dem Bestand gehören ferner Korrespondenzen,<br />

Pläne, Landkarten und Nachlässe<br />

Abb. 2: Grabungs-Tagebuch der D.O.G.-Kampagne in Tell el-Amarna 1913/14, S. 28: Grundriss und Erläuterung<br />

des Hauses P 47.<br />

© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Dokumentenarchiv<br />

72


zw. Teilnachlässe ehemaliger Ägyptologen<br />

am Berliner Museum wie z. B. Heinrich<br />

Brugsch oder Rudolf Anthes. Einen weiteren<br />

wichtigen Bereich bilden die Inventarbücher<br />

aufgrund ihrer Bedeutung für die tägliche<br />

Museumsarbeit.<br />

Das Zentralarchiv als zweiter Hauptstandort<br />

bewahrt insgesamt 733 Akteneinheiten<br />

über das Ägyptische Museum und Papyrussammlung,<br />

verteilt auf den sogenannten<br />

„historischen Bestand, Altakten“ mit einer<br />

Laufzeit von 1826 bis 1945 und den Bestand<br />

„Verwaltungsarchiv“ mit einer Laufzeit ab<br />

1945.<br />

Die Archivalien beider Archivstandorte<br />

bilden ein einzigartiges Zeugnis zur<br />

Geschichte des Museums, seiner Sammlung<br />

sowie der deutschen Ägyptologie.<br />

In einem vollklimatisierten Fotoarchiv<br />

sind die Bildträger überwiegend adäquat<br />

untergebracht. In dem sogenannten Papierarchiv<br />

lagern Positive (Papierabzüge) bei 15<br />

bis 18° Celsius, während in der sogenannten<br />

Kühlzelle Negative, Farbfilmmaterial (Farbnegative<br />

und Ektachrome) sowie CT- und<br />

Röntgenaufnahmen bei 5 bis 8° Celsius im<br />

Hinblick auf fotochemische Aspekte (z. B.<br />

Schwarz-Weiß/Farbe) aufbewahrt werden.<br />

Insgesamt umfasst der Bestand circa 117 000<br />

Bildträger.<br />

Abb. 3: „Topfkatalog Krönig-Bothmer<br />

1932–34“ mit Zeichnung des Gefäßes ÄM<br />

17819 (im Zweiten Weltkrieg nach Schloss<br />

Sophienhof ausgelagert, gilt als vermisst).<br />

© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches<br />

Museum und Papyrussammlung,<br />

Dokumentenarchiv<br />

73


Die ersten großformatigen Fotografien<br />

wurden 1886 in Kairo erworben und als<br />

Anschauungsmaterial für Forschung und<br />

Lehre genutzt. Es handelt sich bei den<br />

zwischen 1852 und 1900 aufgenommenen<br />

künstlerischen Fotografien (sog. Reise- und<br />

Studiofotografie) überwiegend um Albuminpapiere,<br />

die meist auf Karton aufgezogen<br />

sind. Sie zeigen altägyptische Monumente,<br />

einige wenige islamische Bauwerke, Landschaftsansichten<br />

und arrangierte Alltagsszenen.<br />

Ein zweiter Bereich umfasst frühe<br />

wissenschaftliche Fotografien, die Grabungen<br />

und Expeditionen zwischen 1886 und<br />

1914 dokumentieren. Sie gelten heute historisch<br />

und künstlerisch als überaus wertvoll.<br />

Ein großer, für den Museumsalltag wichtiger<br />

Teil des Positivbestandes bildet die<br />

Objektfotografie, die Aufnahmen der Berliner<br />

Sammlung, des Vereins zur Förderung<br />

des Ägyptischen Museums Berlin e.V., aber<br />

auch von anderen Museen und Privatsammlungen<br />

beinhaltet. Letztere wurden für<br />

vergleichende Studien zusammengetragen.<br />

Fotografien zur Geschichte des Berliner<br />

Museums, die hauptsächlich Raumansichten<br />

früherer Ausstellungen zeigen, sind gleichermaßen<br />

vorhanden.<br />

Der Negativbestand umfasst ebenfalls<br />

Aufnahmen von Objekten des Museums,<br />

von Stücken, die durch den Förderverein<br />

Abb. 4: Auszug aus dem Inventarverzeichnis mit Objekten aus der Berliner Grabung in Theben/West von 1911<br />

(ÄM 20196 bis ÄM 20202).<br />

© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Dokumentenarchiv<br />

74


erworben wurden, CT- und Röntgenaufnahmen,<br />

einige wenige Dokumentarfilme, aber<br />

auch Aufnahmen von wissenschaftlichen<br />

Foto-Expeditionen, durchgeführt zwischen<br />

1900 und 1926.<br />

Bedeutend sind außerdem sechs Inventarbücher<br />

(1886‒1914), in denen die frühen<br />

künstlerischen und wissenschaftlichen Fotografien,<br />

aber auch Reprofotografien und die<br />

ersten Objektfotografien verzeichnet sind.<br />

Das Ägyptische Museum besitzt ferner<br />

eine Großbild- und Kleinbilddiathek, die<br />

für die Lehre sowie öffentliche Vorträge<br />

genutzt wurden. Die Großbilddiathek aus<br />

dem frühen 20. Jahrhundert umfasst schätzungsweise<br />

7 200 Glasplattendias und die<br />

moderne Kleinbilddiathek circa 10 000<br />

Diapositive.<br />

Wie ist der Erschließungsstand?<br />

Der Bestand des Dokumentenarchivs<br />

besitzt derzeit eine grobe Gliederung und<br />

ist nur oberflächlich erschlossen. Inhaltlich<br />

wurden bislang lediglich einzelne Bereiche<br />

des Archivs wissenschaftlich bearbeitet.<br />

Im Zuge vergangener Projekte konnten<br />

ausgewählte Konvolute der Archive gesichtet<br />

und aufgearbeitet werden. Hier zu nennen<br />

wären: die Gemeinschaftspublikation des<br />

Zentralarchivs, welche die Themenbereiche<br />

Objekt-Auslagerungen während des Zweiten<br />

Weltkrieges sowie das Ägyptische Museum<br />

Abb. 5: Mustertafel für Amulette, ÄM 20600; Holz, Blattgold, verschiedene Halbedelsteine (im Zweiten<br />

Weltkrieg nach Schloss Sophienhof ausgelagert, gilt als vermisst).<br />

© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Fotoarchiv<br />

75


zur Zeit des Dritten Reiches berühren; die<br />

Kooperation mit dem Giza Archive Project<br />

in Boston/USA zur Erfassung aller Informationen<br />

über den Grabungsort Giza in<br />

Ägypten; das Projekt „Wissenschaftliche<br />

Aufarbeitung der Amarna-Grabungen Ludwig<br />

Borchardts (1911–1914)”, das Projekt<br />

„Otto Rubensohn in Ägypten. Vergessene<br />

Grabungen: Funde und Archivalien aus den<br />

Grabungen der Königlichen Museen zu Berlin<br />

(1901–1907/8)“, eine Publikation über<br />

den jüdischen Mäzen Rudolf Mosse sowie<br />

ein aktuelles Museumsprojekt, welches die<br />

wissenschaftliche Erschließung der Berliner<br />

Grabung auf der Westseite von Theben zum<br />

Inhalt hat.<br />

Hinsichtlich der strukturellen Erschließung<br />

wird der Bestand des Fotoarchivs<br />

fachgerecht nach Positiven und Negativen<br />

getrennt aufbewahrt. Während die<br />

Objektfotografie nutzungsgerecht nach<br />

Inventarnummern geordnet ist, folgt der<br />

historische Bestand bislang nur einer groben<br />

Systematisierung. Für die Großbilddiathek<br />

existiert ein „Dia-Positiv-Katalog“ genanntes<br />

Verzeichnis, das auf eine ursprüngliche<br />

Gliederung der Bestände der Vorkriegszeit<br />

schließen lässt. Bislang sind etwa ein Drittel<br />

der Fotografien in der museumseigenen<br />

Datenbank erfasst. Durch Ausstellungen,<br />

wissenschaftliche Publikationen, studentische<br />

Arbeiten konnten bisher Teilbereiche<br />

bearbeitet werden.<br />

Wie sieht die Zukunft der Archive aus?<br />

Nach der Zusammenführung und räumlichen<br />

Unterbringung eines Dokumentenund<br />

Fotoarchivs erfolgten bereits 2013<br />

erste Überlegungen und Vorarbeiten für ein<br />

künftiges Projektvorhaben, um diese außer-<br />

Abb. 6: Historische Fotografie von Pascal Sébah (um 1875): Portikus des Hathor-Tempels in Dendera. Albuminpapier,<br />

aufgezogen auf Karton (nicht abgebildet), Inv.-<strong>Nr</strong>. Ph.P.77.<br />

© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Fotoarchiv<br />

76


gewöhnlich umfangreichen Wissens- und<br />

Bildressourcen durchgängig nach aktuellen<br />

Archivstandards fachgerecht zu archivieren,<br />

zu digitalisieren, wissenschaftlich zu bearbeiten,<br />

öffentlich zugänglich zu machen und<br />

verstärkt nach außen zu präsentieren.<br />

Da das Zentralarchiv der Staatlichen<br />

Museen zu Berlin nicht nur wertvolle Hinweise<br />

zur archivgerechten Lagerung sondern<br />

auch zur wissenschaftlichen Erschließung<br />

von Archivbeständen geben kann, soll das<br />

Projekt in Kooperation mit dem Zentralarchiv<br />

verwirklicht werden. In Ergänzung dazu<br />

ist für das Fotoarchiv, insbesondere für die<br />

Bestände der künstlerischen Fotografie des<br />

Abb. 7: Historische Fotografie von Edition Schroeder<br />

& Cie Zürich (um 1890): Esna, Säulensaal des<br />

Chnum-Tempels. Albuminpapier, aufgezogen auf<br />

Karton, Inv.-<strong>Nr</strong>. Ph.P.3167.<br />

© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum<br />

und Papyrussammlung, Fotoarchiv<br />

19. Jahrhunderts, eine fachliche Unterstützung<br />

seitens der Sammlung Fotografie<br />

der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen<br />

zu Berlin gewünscht.<br />

Im Zuge der Projektvorarbeiten gilt unser<br />

besonderer Dank den Kolleginnen Claudia<br />

Saczecki, Jana Helmbold-Doyé und<br />

Caris-Beatrice Arnst für ihre fachkundige<br />

und umfangreiche Unterstützung.<br />

Wie sollen die Ergebnisse veröffentlicht<br />

werden?<br />

Es ist geplant alle relevanten Daten in eine<br />

bereits vorliegende Datenbankstruktur –<br />

dem Museumsdokumentationssystem MuseumPlus<br />

– einzupflegen. Aus dieser können<br />

bei Bedarf die Daten in der Online-Datenbank<br />

der Staatlichen Museen zu Berlin<br />

SMB-digital freigeschaltet werden.<br />

Die umfangreiche Sammlungs- und Museumsgeschichte<br />

vom 17. bis ins späte 20.<br />

Jahrhundert soll in einer Publikationsreihe<br />

veröffentlicht werden. Vor dem Hintergrund<br />

der gesellschaftspolitischen Entwicklungen<br />

betrachtet, lassen sich zeitliche Zäsuren<br />

entlang dieser Entwicklungen setzen: Beginnend<br />

im 17. Jahrhundert (als die ersten<br />

Aegyptiaca nach Berlin gelangten), über das<br />

18. und 19. Jahrhundert, die Zeit des Kaiserreichs,<br />

die Weimarer Republik bis zum<br />

Nationalsozialismus sowie zu der Teilung des<br />

Museums in Berlin-Ost und Berlin-West.<br />

Das Ägyptische Museum versucht auf diese<br />

Weise sowohl den Anforderungen eines<br />

stetig wachsenden öffentlichen Interesses an<br />

den Dokumenten zur Sammlungsgeschichte<br />

und Provenienzforschung Rechnung zu<br />

tragen, als auch den Anschluss zu finden an<br />

die wissenschaftshistorische Auseinanderset-<br />

77


zung mit der eigenen Vergangenheit, wie sie<br />

von anderen wissenschaftlichen Institutionen<br />

im Bereich der Ägyptologie längst geleistet<br />

wurde.<br />

Im Hinblick auf die Vermittlungs- und<br />

Öffentlichkeitsarbeit kann im Zuge des<br />

Projektes eine Sonderausstellung zur Sammlungs-<br />

und Museumsgeschichte im Neuen<br />

Museum konzipiert werden, die auch als<br />

Ergänzung zu der bisherigen Gestaltung in<br />

die Dauerausstellung integriert werden kann.<br />

Abschließend kann festgehalten werden,<br />

dass die Einmaligkeit der Bestände des<br />

Dokumenten- und Fotoarchivs das Projektvorhaben<br />

zwingend notwendig macht, um<br />

die Fülle der Archivalien als Zeitzeugnisse<br />

der Museums- und Sammlungsgeschichte<br />

einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu<br />

machen sowie weiterführende Forschungen<br />

anzustoßen und zu ermöglichen.<br />

Abb. 8: Historische Fotografie von C. u. G. Zangaki (um 1880): Die Pyramiden als Dreiergruppe von Süden.<br />

Albuminpapier, aufgezogen auf Karton (nicht abgebildet), Inv.-<strong>Nr</strong>. Ph.P.8002.<br />

© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Fotoarchiv<br />

78


Restaurierungstheorie und<br />

Restaurierungspraxis<br />

Thomas Staemmler<br />

„Ich habe das Gestern gesehen, ich<br />

kenne das Morgen.”<br />

Inschrift auf dem inneren Schrein des<br />

Tutanchamun<br />

Menschen stellen als Individuen oder<br />

als Gruppen die Frage nach einem<br />

Halt in Raum und Zeit. Sie suchen Antwort<br />

auf diese Frage in den Religionen,<br />

in den verschiedenen Ideologien oder in<br />

den Naturwissenschaften. Die Antworten<br />

sind unterschiedlich, die Frage stellt sich<br />

jedoch immer neu und muss immer wieder<br />

neu beantwortet werden. Individuum und<br />

Gesellschaft der Neuzeit haben die Antwort<br />

auf diese Frage in ihrer Geschichte gefunden<br />

und die Zeugnisse der Geschichte als<br />

identitätsstiftend erkannt. Darin liegt die<br />

Bedeutung des historischen Kunst- und<br />

Kulturgutes. Daher werden die Gegenstände,<br />

in denen Geschichte materialisiert<br />

ist, betrachtet, bewahrt und erforscht.<br />

Abb. 1: Scheintür des Senschemnofer II.;<br />

Bestand vor der Zerstörung infolge des<br />

2. Weltkrieges<br />

© Ägyptisches Museum Leipzig<br />

79


Archäologisches Kunst- und Kulturgut<br />

Das archäologische Kunst- und Kulturgut<br />

kann als Teilmenge des historischen Kunstund<br />

Kulturgutes verstanden werden. Es wird<br />

von der Wissenschaft der Archäologie als<br />

materieller Beleg für historische Ereignisse,<br />

Prozesse und Entwicklungen gesehen und<br />

evtl. auch als Bestätigung der schriftlichen<br />

Quellen betrachtet. Dazu wird es nach geistes-<br />

und naturwissenschaftlichen Methoden<br />

interpretiert. Die interessierenden Informationen<br />

werden aus der Gestalt und aus den<br />

Materialien des einzelnen Gegenstandes<br />

gewonnen. Die Gestalt ist hier gleichzusetzen<br />

mit Erscheinung und Ästhetik des Gegenstandes.<br />

Die Archäologie beschäftigt sich also<br />

mit allem, was am historischen Kunst- und<br />

Kulturgut kognitiv erkannt werden kann.<br />

Beim Bewahren und Erforschen des<br />

archäologischen Kunst- und Kulturgutes<br />

bedient sich die Archäologie der Restaurierung.<br />

Diese ist dafür zuständig, die materielle<br />

Substanz der historischen Gegenstände<br />

zu erhalten und evtl. die eine oder andere<br />

Erkenntnis zu werktechnischen Details zu<br />

liefern. Doch ist die Restaurierung heute<br />

mehr als eine Hilfsdisziplin der Archäologie.<br />

Sie ist inzwischen eine eigenständige Wissen-<br />

Abb. 2: Scheintür des Senschemnofer<br />

II.; Analyse des fragmentarischen<br />

Bestandes hinsichtlich des<br />

erhaltenen Volumens<br />

© FH Erfurt<br />

Foto: Pierre Zwetkow<br />

80


schaft, die man als praktische Geisteswissenschaft<br />

bezeichnen kann, deren Aufgabe darin<br />

besteht, die identitätsstiftenden Bedeutungen<br />

der historischen Kunst- und Kulturgüter<br />

in die Zukunft zu überliefern.<br />

Authentizität<br />

Beide, Archäologie und Restaurierung<br />

fordern die Authentizität des historischen<br />

Kunst- und Kulturgutes. Dessen Authentizität<br />

ist allerdings eine zweifache, nämlich<br />

eine historische und eine ästhetische. In der<br />

Archäologie liegt der Schwerpunkt auf der<br />

historischen Authentizität: Das archäologische<br />

Kunst- und Kulturgut wird als Zeugnis<br />

der Vergangenheit betrachtet. Es bleibt damit<br />

Teil der Vergangenheit von der es Zeugnis<br />

ablegt. Es ist Gegenstand des Wissens um<br />

Geschichte im Allgemeinen und um Archäologie<br />

im Besonderen.<br />

Im Zusammenhang mit seiner identitätsstiftenden<br />

Bedeutung kommt beim historischen<br />

Kunst- und Kulturgut insgesamt<br />

noch ein weiterer Aspekt hinzu: Durch seine<br />

unmittelbare Gegenwart wird Geschichte<br />

über alles kognitive Erfassen hinaus sinnlich-sensuell<br />

erlebbar. Das historische Kunstund<br />

Kulturgut zeigt diesen Aspekt seiner<br />

Abb. 3: Scheintür des Senschemnofer<br />

II.; Analyse des fragmentarischen<br />

Bestandes hinsichtlich der erhaltenen<br />

steinmetztechnisch bearbeiteten<br />

Oberfläche<br />

© FH Erfurt<br />

Foto: Pierre Zwetkow<br />

81


historischen Authentizität in einer Ästhetik<br />

des Vergehens und der Vergänglichkeit – in<br />

einer gewordenen Ästhetik. Der gewordenen<br />

Ästhetik steht die Ästhetik des ursprünglichen<br />

Gegenstandes gegenüber – die gewollte<br />

Ästhetik. Der historische Prozess, in dessen<br />

Ergebnis die gewordene Ästhetik entsteht,<br />

lässt diese regelmäßig in einen Widerspruch<br />

zur gewollten Ästhetik geraten. Die<br />

Bedeutungen des historischen Kunst- und<br />

Kulturgutes werden im Spannungsfeld<br />

von gewollter und gewordener Ästhetik<br />

sinnlich-sensuell wahrnehmbar und zwar<br />

unabhängig von den kognitiv zu erfassenden<br />

Aspekten.<br />

Das schon erwähnte sinnlich-sensuelle<br />

Erleben von Vergangenheit setzt allerdings<br />

voraus, dass der Betrachter den Gegenstand<br />

als einen historischen Gegenstand erkennt.<br />

Dies gelingt nur, wenn der historische<br />

Gegenstand im Spannungsfeld von gewollter<br />

und gewordener Ästhetik präsentiert wird.<br />

Die Präsentation des archäologischen Kunstund<br />

Kulturgutes findet üblicherweise im<br />

Museum statt. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

Der Gegenstand kann als Dokument<br />

präsentiert werden, das Geschichte belegt,<br />

womit der kognitive Aspekt hervorgehoben<br />

würde, oder der Gegenstand wird wegen der<br />

ihm eigenen Ästhetik präsentiert. Letzteres<br />

Abb. 4: Scheintür des Senschemnofer<br />

II.; Integration der<br />

Fehlstellen durch Einbindung<br />

der Fragmente in die der<br />

ursprünglichen Form der<br />

Werksteine angenäherten Kuben<br />

bei gleichzeitiger Reduktion<br />

der Binnenformen und vom<br />

erhaltenen Bestand unterscheidbarer<br />

Farbigkeit. Durch die<br />

Integration der Fehlstellen bleibt<br />

die Spannung zwischen gewollter<br />

und gewordener Ästhetik<br />

erhalten und der Betrachter kann<br />

die Scheintür als historischen<br />

Gegenstand wahrnehmen.<br />

© Ägyptisches Museum Leipzig<br />

Foto: Karl-Heinrich von<br />

Stülpnagel<br />

82


wird wohl am ehesten bei Kunstwerken<br />

erfolgen, darf jedoch auch dem einfachen<br />

handwerklichen Gebrauchsgegenstand<br />

zugestanden werden. Damit würde der sinnlich-sensuelle<br />

Aspekt betont. Man wird sich<br />

wohl über diese beiden Aspekte nicht immer<br />

Rechenschaft ablegen, doch sind sie im<br />

Zusammenhang mit der Präsentation durchaus<br />

von Bedeutung, nämlich wenn die Frage<br />

nach der Restaurierung des Gegenstandes<br />

gestellt wird.<br />

Restaurierungstheorie<br />

Nach Cesare Brandi stellt die Restaurierung<br />

„… den methodischen Moment des<br />

Erkennens eines Kunstwerkes […], in<br />

seiner materiellen Beschaffenheit und in<br />

seiner ästhetischen und historischen Bipolarität,<br />

in Hinsicht auf seine Vermittlung<br />

an die Zukunft dar”. Entscheidend ist hier<br />

zunächst die Vermittlung des historischen<br />

Kunstwerkes bzw. des einzelnen historischen<br />

Gegenstandes an die Zukunft: Die Restaurierungstheorie<br />

geht davon aus, dass das<br />

historische Kunst- und Kulturgut nicht nur<br />

einfach aufbewahrt wird, sondern quasi in<br />

die Zeit gestellt bleibt. Der Gegenstand ist<br />

damit nicht nur Dokument sondern Teil<br />

eines lebendigen kulturellen Erbes. Restaurierung<br />

befasst sich daher mit der dialektischen<br />

Aufhebung des Widerspruchs von gewollter<br />

und gewordener Ästhetik, um den Betrachter<br />

in genau dieses Spannungsfeld zu stellen.<br />

Abb. 5: Keramikschale, Scherben des fragmentarischen Bestandes<br />

© FH Erfurt<br />

Foto: Lisa Thomet<br />

83


Indem die sinnlich-sensuelle Wahrnehmung<br />

des Betrachters angesprochen wird, kann die<br />

gewünschte intellektuelle Neugierde für die<br />

historische Dimension des Gegenstandes<br />

geweckt werden.<br />

Restaurierung im engeren Sinne ist die<br />

dialektische Aufhebung der störenden<br />

Wirkungen der Schäden auf die Wahrnehmbarkeit<br />

der potentiellen Einheit des<br />

fragmentarischen Bestandes. Restaurierung<br />

ist daher eine Interpretation des historischen<br />

Gegenstandes durch Behandlung seiner<br />

gewordenen Ästhetik. Diese Behandlung<br />

erfolgt durch die Reinigung und durch die<br />

Integration von Fehlstellen. Insbesondere<br />

bei der Integration von Fehlstellen wird die<br />

Dialektik der Restaurierung deutlich: Die<br />

störenden Wirkungen der Fehlstellen auf<br />

die Wahrnehmbarkeit der potentiellen Einheit<br />

des fragmentarischen Bestandes wird<br />

aufgehoben, die Fehlstelle bleibt jedoch<br />

gleichzeitig, wenn auch sekundär erkennbar.<br />

Dies wird durch die gestalterische Verfremdung<br />

von Form, Oberfläche oder Farbigkeit<br />

der Ergänzung erreicht. Durch diese Art<br />

und Weise der dialektischen Aufhebung des<br />

Widerspruches von gewollter und gewordener<br />

Ästhetik kann der Betrachter den<br />

historischen Prozess in der verbliebenen<br />

ästhetischen Spannung zwischen integrierter<br />

Fehlstelle und fragmentarischem Bestand<br />

sinnlich-sensuell wahrnehmen und den historischen<br />

Gegenstand als solchen erleben.<br />

Abb. 6: Keramikschale, Bestand nach der Festigung und Klebung der Fragmente sowie Integration der Fehlstellen<br />

mit einem Ergänzungsmaterial, das sich vom Bestandsmaterial durch eine homogene Struktur unterscheidet, die<br />

allerdings die Rauigkeit der Oberfläche des Bestandsmaterials aufnimmt<br />

© FH Erfurt<br />

Foto: Lisa Thomet<br />

84


Darüber hinaus werden Oberfläche und<br />

Form der integrierten Fehlstelle zu einer Fläche,<br />

auf die der Betrachter das sich bei ihm<br />

unter seinen individuellen Voraussetzungen<br />

einstellende Bild der potentiellen Einheit<br />

und evtl. sogar der ursprünglichen Ganzheit<br />

des Kunstwerkes projizieren kann.<br />

Restaurierungspraxis<br />

Die Ausführungen zur Restaurierungstheorie<br />

sollen im Folgenden anhand zweier Beispiele<br />

konkretisiert werden:<br />

Scheintür aus der Mastaba des Senschemnofer<br />

II.<br />

Die hier behandelte Scheintür stammt aus<br />

der Mastaba des Senschemnofer II. auf dem<br />

Westfriedhof neben der Cheops-Pyramide in<br />

Giza. Sie wurde im Ergebnis der 1910 von<br />

Georg Steindorf durchgeführten Grabung<br />

nach Leipzig gebracht und wurde Bestandteil<br />

der Sammlung des Ägyptischen Museums<br />

(Abb. 1). Infolge der Zerstörung des<br />

Leipziger Museums im Zweiten Weltkrieg<br />

wurde auch die Scheintür stark beschädigt.<br />

Von den ursprünglich vier Werksteinen<br />

Abb. 7: Keramikschale, Bestand nach der Farbretusche der Ergänzungen. Durch die angewendete Punktretusche<br />

wird die Farbigkeit der Ergänzungen an die des Bestandsmaterials angenähert, die Ergänzungen bleiben für den<br />

Betrachter als Ergänzungen wahrnehmbar. Durch die Integration der Fehlstellen bleibt die Spannung zwischen<br />

gewollter und gewordener Ästhetik erhalten und der Betrachter kann die Schale als historischen Gegenstand<br />

wahrnehmen.<br />

© FH Erfurt<br />

Foto: Lisa Thomet<br />

85


lieben nur drei fragmentarisch erhalten.<br />

Nach einer Analyse des Schädigungsgrades<br />

(Abb. 2 und Abb. 3) wurden die erhaltenen<br />

Fragmente in einen gegenüber seiner<br />

ursprünglichen Form leicht reduzierten<br />

Kubus eingefügt, dessen Binnenformen<br />

lediglich angedeutet wurden (Abb. 4). Die<br />

Farbigkeit der ergänzten Flächen wurde<br />

gegenüber dem Bestandsmaterial etwas<br />

heller gewählt. Durch die Integration der<br />

Fehlstellen bleibt die Spannung zwischen<br />

gewollter und gewordener Ästhetik erhalten.<br />

Der Betrachter kann auf diese Weise die<br />

ursprüngliche Form der Scheintür wahrnehmen<br />

und gleichzeitig die Zerstörung sehen.<br />

Dies könnte ihn dazu veranlassen, sich nicht<br />

nur an der Ästhetik eines ägyptischen Architekturelements<br />

zu erfreuen, sondern auch<br />

die Frage nach dem Grund der Zerstörung<br />

zu stellen.<br />

Keramikschale aus dem Fundkomplex des<br />

Friedhof N von Aniba<br />

Die Keramikschale zeigt neben den Herstellungspuren<br />

auch Spuren, die sie als<br />

Gebrauchsgegenstand kennzeichnen. Insbesondere<br />

die Verschwärzungen auf der Innenwand<br />

und die Störungen an der Gefäßlippe<br />

legen diese Interpretation nahe. Die Schale<br />

wurde möglicherweise schon im Ergebnis<br />

des Gebrauchs beschädigt oder auch erst<br />

in Folge der Bodenlagerung zerstört. Von<br />

dem Gefäß sind vier größere und mehrere<br />

kleinere Fragmente erhalten (Abb. 5). Nach<br />

einer Festigung des Scherbens und der Klebung<br />

der Fragmente wurden die verbliebenden<br />

Fehlstellen in Form und Farbe in den<br />

erhaltenen Bestand integriert (Abb. 6 und<br />

7). Im Ergebnis der Restaurierung bleiben<br />

die Fehlstellen für den Betrachter erkennbar,<br />

wenn auch ihre störende Wirkung aufgehoben<br />

wurde. Im Moment der Betrachtung<br />

wird die Schale als historischer Gegenstand<br />

in seinem Widerspruch von gewollter und<br />

gewordener Ästhetik sinnlich-sensuell wahrnehmbar.<br />

Von dieser Wahrnehmung ausgehend<br />

kann sich auch die Frage nach den<br />

sachlichen Informationen einstellen.<br />

Die Restaurierung wird inzwischen auch von<br />

den anderen an der Bewahrung und Überlieferung<br />

des historischen Kunst- und Kulturgutes<br />

beteiligten Wissenschaften als eigenständige<br />

Disziplin wahrgenommen, so dass der interdisziplinäre<br />

Dialog gelingen kann.<br />

Literaturverzeichnis<br />

Brandi, Cesare: Theorie der Restaurierung.<br />

In: ICOMOS Hefte des Deutschen Nationalkomitees<br />

XLI, München 2006<br />

Choay, Francoise: Das architektonische<br />

Erbe, eine Allegorie; Braunschweig, Wiesbaden,<br />

1997<br />

Lipp, W. (Hrsg.): Denkmal – Werte – Gesellschaft:<br />

Zur Pluralität des Denkmalbegriffs,<br />

Frankfurt, M., New York 1993<br />

Paul Philippot, Paolo und Laura Mora: Die<br />

Behandlung von Fehlstellen in der Wandmalerei,<br />

in: Beiträge zur Kunstgeschichte<br />

und Denkmalpflege, Walter Frodl zum 65.<br />

Geburtstag gewidmet, Wien 1975, S. 204-<br />

217<br />

Philippot, Paul: Die Restaurierung im Lichte<br />

der Geschichtlichkeit des Kunstwerkes; in:<br />

Beiträge zur Erhaltung von Kunstwerken,<br />

Heft 7; Berlin 1997, S. 7–9<br />

86


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