2008 - Lunge Lauf
2008 - Lunge Lauf
2008 - Lunge Lauf
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„Hannes, wenn wir doch sowieso<br />
wieder sterben müssen,<br />
warum leben wir dann<br />
überhaupt?“ – ??? Sie können<br />
mir glauben, dass es mir zunächst<br />
die Sprache verschlug. Anne-Sophie<br />
ist zwölf Jahre alt!<br />
Wozu sind wir da?<br />
Wozu lebe ich?<br />
Was für eine „fette“ Frage! Ohne<br />
unser Zutun werden wir in das<br />
Leben hineingeboren und erhalten<br />
einen Körper dazu. Irgendwann,<br />
teilweise viel zu früh, verlassen wir<br />
diesen. Und in der Zwischenzeit?<br />
Eine mögliche Einstellung ist der<br />
Blickwinkel „Das Leben ist schön!“<br />
oder besser: „Das Leben, welches<br />
ich bekommen habe, ist schön“.<br />
Unser Leben ist vielleicht ein einzigartiges<br />
Geschenk, auch wenn<br />
wir es manchmal nicht so empfinden.<br />
Trotzdem werden wir jeden<br />
Morgen wieder wach. Das ist für<br />
mich nicht selbstverständlich. Doch<br />
was machen wir aus dem neuen<br />
Tag?<br />
Sind wir aktiv oder passiv?<br />
Das Leben ist für uns, doch<br />
manchmal sind wir trotzdem nicht<br />
in der Lage dies zu erkennen. Erkennen<br />
tut manchmal weh, weil wir<br />
durch das Erkennen von Chancen<br />
auch etwas verändern müssten.<br />
schön!<br />
Verändern bedeutet für mich, dass<br />
ich Gewohntes aufgebe und meinen<br />
Komfortbereich verlassen<br />
muss.<br />
Ein gedankliches Experiment: Stellen<br />
Sie sich vor, Sie halten in jeder<br />
Hand eine große Honigmelone.<br />
Das wäre im Moment Ihre Situation.<br />
Wenn Sie damit zufrieden<br />
sind? Okay, verändern Sie nichts<br />
und konservieren Sie das, was Sie<br />
momentan haben.<br />
Sie sind unzufrieden und wollen<br />
etwas verändern? Sind Sie lieber<br />
aktiv oder passiv? Vorsicht, im<br />
Passiven lässt es sich leicht nörgeln<br />
und jammern.<br />
Überprüfen Sie Ihre Einstellung:<br />
Glauben Sie an Schicksal oder an<br />
Zufall, also dass Ihnen etwas „zufällt“?<br />
Oder sind Sie bereit, etwas<br />
für die Veränderung loszulassen?<br />
Zum Beispiel eine Melone aus<br />
Ihrer Hand.<br />
Das Leben ist für uns und<br />
zeigt uns immer wieder<br />
Chancen, neue Wege zu<br />
gehen. Manchmal passiert uns<br />
die gleiche unangenehme Situation<br />
so oft, bis wir sie lösen.<br />
Der Erfolgreiche erkennt die<br />
Situation und nutzt seine<br />
Chance – der Passive lässt<br />
sie großzügig vorbei! Und hadert<br />
mit seiner Situation.<br />
Hadern verhindert<br />
Erkennen!<br />
In der Zeit des Haderns sind wir<br />
blockiert und können nicht lösen.<br />
Unsere Energie geht in die Unveränderbarkeit<br />
unseres Lebens, „Es<br />
ist halt so …”, resignieren wir.<br />
Wir sprechen von „höherer Gewalt“,<br />
wie zum Beispiel bei einem<br />
Unfall oder bei plötzlicher Krankheit.<br />
Doch wenn mein „Leben<br />
schön ist“, kann ich schon vom ersten<br />
Moment an meine Konzentration<br />
darauf richten, wofür „höhere<br />
Gewalt“ gut ist, denn sonst wäre<br />
das Ereignis ja nicht in meinem<br />
Leben, oder? Vielleicht ist der<br />
Weg, den ich bisher gegangen bin,<br />
nicht mehr mein Weg? Neue Chancen<br />
tun sich auf. Mein Leben<br />
schenkt mir plötzlich eine Auszeit<br />
und hilft mir, auf meine Situation zu<br />
schauen. Ich darf darüberstehen<br />
und bekomme eine Außensicht.<br />
Vor drei Jahren hatte ich so eine<br />
Auszeit als Sportler, nachdem mir<br />
aus heiterem Himmel und ohne<br />
Fremdeinwirkung die Achillessehne<br />
gerissen war. Da fragte mich<br />
Sabine, meine Physiotherapeutin,<br />
wofür diese Verletzung trotz allem<br />
Schmerz gut sei. Im ersten Moment<br />
war ich, ehrlich gesagt,<br />
sprachlos. Dann hat es bei mir<br />
„Klick“ gemacht, und ich war ihr<br />
dankbar.<br />
Manchmal sehen wir, wenn wir<br />
krank sind, Dinge, die wir bisher<br />
nicht erkennen wollten und die uns<br />
unangenehm sind. Wir sehen uns<br />
vielleicht, wie wir sind und was wir<br />
wirklich wollen. Wir erkennen eine<br />
neue Lebensaufgabe und einen<br />
neuen Sinn, warum wir leben. Und<br />
wir dürfen diese Erkenntnisse für<br />
uns und für die anderen nutzen.<br />
Es kann sein, dass sich in so<br />
einem Moment Angst einstellt.<br />
Angst vor dem Ungewissen, was<br />
uns erwartet. Doch wie kann ich<br />
Angst haben vor etwas, das ich<br />
noch gar nicht kenne? Ich kann<br />
mich auch darauf freuen. Freuen<br />
im Hier und Jetzt! Denn wir wissen<br />
doch gar nicht, ob wir morgen wieder<br />
erwachen.<br />
Deshalb „Ärmel hochkrempeln,<br />
A....backen zusammenkneifen<br />
und aktiv sein. Wir<br />
haben immer die Wahl. Doch dazu<br />
müssen wir uns bewusst entscheiden:<br />
passiv sein oder den Zustand<br />
aktiv verändern. Blickwinkel öffnen,<br />
Gas geben und mit Freude in eine<br />
neue Saison – es gibt keine Garantie!<br />
Mittlerweile habe ich meine <strong>Lauf</strong>runde<br />
fast beendet, genieße meinen<br />
Schweiß nach getaner Arbeit<br />
und werde langsamer. Dass ich<br />
mich wieder bewegen darf, macht<br />
mich glücklich, und ich bin dankbar<br />
über mein Lernen.<br />
Ach ja: Anne-Sophie findet gerade<br />
heraus, was sie Gutes und Nützliches<br />
in ihrem Leben machen<br />
könnte. Für andere Menschen und<br />
für sich.<br />
Bis dahin gute Bewegung.<br />
Hannes Kern<br />
Magister Sportwissenschaften/Pädagogik<br />
www.hannes-kern.de<br />
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