o7_Pruem_September18
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Besetzung neuer Ämter geht.<br />
Ob sie das verhindern können,<br />
bleibt abzuwarten. Hinter den<br />
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zwischen allen politisch und<br />
an Posten Interessierten seit<br />
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dem was daraus folgt, wird<br />
Herausgeber:<br />
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54568 Gerolstein<br />
Tel. 0 65 91 / 95 60 0<br />
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Redaktion:<br />
Stefan Lieser<br />
Tel. 0 65 93 / 20 82 86<br />
stefan.lieser@web.de<br />
Anzeigen:<br />
Hartmut Adolphy<br />
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Bildnachweise:<br />
Fotolia, Stefan Lieser<br />
Layout:<br />
Romy Zavelberg,<br />
Anna-Lena Gravemaker,<br />
Florian Jungels<br />
Druck:<br />
Das konzept92-Werkstattteam<br />
Achim Rausch, Patrick Schmitz,<br />
Renate Dahmen, Mirko Walter<br />
Damit hätte man auf Anhieb<br />
nicht gerechnet: Selbst in der<br />
traditionell stark katholisch<br />
geprägten Region nimmt die<br />
Zahl derjenigen zu, deren<br />
letzter Wille eine Bestattung<br />
ohne Priester ist. Auch wenn sie<br />
nicht aus der Kirche ausgetreten<br />
sind. Die Gründe dafür<br />
sind vielschichtig und haben<br />
viel damit zu tun, wie diese<br />
Verstorbenen zu Lebzeiten „die<br />
Kirche“ empfunden haben, oder<br />
die Glaubensgemeinschaft, die<br />
sie vielleicht sogar verlassen<br />
hatten. Wir haben einmal einige<br />
Bestatter in der Region gefragt,<br />
die immer öfter Trauerfeiern<br />
ausrichten, bei denen kein<br />
Geistlicher anwesend ist.<br />
Und wir haben einen Pfarrer<br />
getroffen, der erzählt, wie er mit<br />
dieser Situation im Seelsorgealltag<br />
umgeht.<br />
Fünf Kandidaten wollen neuer<br />
Bürgermeister der künftigen<br />
aus den bisherigen Verbandsgemeinden<br />
Hillesheim, Obere<br />
Kyll und Gerolstein fusionierten<br />
neuen Groß-Verbandsgemeinde<br />
Gerolstein werden. Wir haben<br />
sie um einen kleinen Wahlcheck<br />
gebeten, bei dem es um<br />
einige Punkte geht, die der<br />
neue Verwaltungschef ab Januar<br />
des kommenden Jahres zusammen<br />
mit dem ebenfalls neu<br />
gewählten Verbandsgemeinderat<br />
angehen muss. Das Quintett<br />
war sich in einer Sache zumindest<br />
einig: Sie sind gegen Pos-<br />
Matthias Pauly, derzeit noch mit<br />
den Geschäften des Bürgermeisters<br />
beauftragt, nichts mehr zu<br />
tun haben. Im Interview zieht<br />
Pauly, letzter Bürgermeister der<br />
alten Verbandgemeinde Gerolstein,<br />
Bilanz. Tipps für seinen<br />
Nachfolger darf er nicht geben.<br />
Als Wahlleiter am 21. Oktober<br />
ist er zu Neutralität verpflichtet.<br />
Aber er kann sagen, was ihm in<br />
den vergangenen Jahren an der<br />
Verwaltungsspitze wichtig war.<br />
Falsch war das mit Sicherheit<br />
alles nicht.<br />
Unternehmen in der Region<br />
müssen sich kümmern: Schon<br />
Auszubildende, erst recht Fachkräfte<br />
zu finden ist mittlerweile<br />
ein großes Problem geworden.<br />
Also müssen sie den Bewerbern<br />
klar machen, dass sie nicht nur<br />
einen guten und sicheren Job<br />
anbieten. Die großen Mittelständler<br />
wie der Gerolsteiner<br />
Brunnen oder die ARLA-Molkerei<br />
haben das schon lange<br />
verstanden. Wir haben zwei andere<br />
Mittelständler gefragt, was<br />
sie tun, um für neue Mitarbeiter<br />
attraktiv zu sein. Denn Eins<br />
steht fest: Aus dem Bewerbermarkt<br />
ist mittlerweile auch ein<br />
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DER LETZTE WEG<br />
MIT ODER OHNE KIRCHE<br />
Sogar in der traditionell stark katholisch geprägten Eifel nimmt die Zahl der Bestattungen ohne<br />
Geistlichen zu. Wer hätte das gedacht? Wer sich zu Lebzeiten dafür entscheidet, hat ernste Gründe.<br />
Das hat auch mit der Kirche selbst zu tun.<br />
An diesen Tag werden sich Janina und Niklas Leuschen<br />
noch lange erinnern: 50 Motorradfahrer in Kluft und<br />
mit Helm vorne weg, dahinter der Leichenwagen mit einem<br />
schwarzen Sarg, auf dem<br />
eine weiße Kalla lag. So ging<br />
die Konduktfahrt von der<br />
Leichenhalle, das Ehrengeleit<br />
des verstorbenen Kumpels<br />
und Bikers, zum Friedhof.<br />
Und ein Pastor übernahm die<br />
Beerdigungszeremonie.<br />
Das Schauspiel im Landkreis<br />
Bitburg-Prüm, das im Dorf für<br />
Tage langen Gesprächsstoff<br />
sorgte, war eine der ungewöhnlichsten<br />
Bestattungen,<br />
die die beiden von der Prümer<br />
Filiale des Bestattungshauses<br />
Leuschen bisher organisiert haben. Früher wäre so<br />
ein Aufwand fast undenkbar gewesen. Heute sind individuell<br />
gestaltete Beisetzungen häufiger. Und fast ein Ausnahmefall<br />
könnte irgendwann die Tatsache sein, dass ein Geistlicher<br />
4 | 5<br />
bei der Beerdigung dabei ist. Wenn sich aktuelle Trends im<br />
Wandel der Bestattungskultur weiter verstärken, wird es nicht<br />
mehr lange dauern.<br />
Auch Janina und Niklas Leuschen vom Bestattungshaus Leuschen in Prüm haben<br />
festgestellt, dass die Zahl der Bestattungen ohne Priester zunimmt. Je nachdem,<br />
wie stark die traditionelle Bindung an die katholische Kirche ist, liegen die Werte<br />
deutlich über zehn Prozent.<br />
„15 bis 20 Prozent der Bestattungen,<br />
die wir im Landkreis<br />
und der Verbandsgemeinde<br />
Obere Kyll durchführen, sind<br />
mittlerweile ohne Priester“,<br />
so Bestattermeister Niklas<br />
Leuschen. Er meint: „Die<br />
Priester haben einfach auch<br />
zu viel zu tun.“<br />
Eine Bestattung ohne Priester<br />
– dass war und ist für die<br />
meisten Gläubigen in der<br />
traditionell stark katholisch<br />
geprägten Region immer<br />
noch undenkbar. Doch<br />
immer mehr sehen das ganz anders. Und die Bestatter in der<br />
Region wissen mit am besten, warum das so ist.<br />
Philipp Sonnen, Bestattermeister und Inhaber des Bestattungshauses<br />
Sonnen und Regnery in Gerolstein, bestätigt, was Kolle-
Ihr starker Partner<br />
in schweren Stunden<br />
Die passenden Worte –<br />
nicht immer einfach.<br />
Bestattermeister Philipp Sonnen aus Gerolstein hat sich auf die wachsende<br />
Nachfrage eingestellt: Er bietet Gefäße aus der „Eifeler Urnenmanufaktur“<br />
an.<br />
ge Niklas Leuschen sagt:<br />
„Auf jeden Fall über zehn<br />
Prozent aller Beisetzungen<br />
finden schon ohne<br />
geistlichen Beistand statt.<br />
Und das, obwohl die<br />
allermeisten der Verstorbenen<br />
noch der Kirche<br />
angehörten. Und die<br />
Tendenz ist steigend!“<br />
Da hat sich offenkundig<br />
in den letzten Jahren<br />
einiges verändert: Was<br />
Tradition war, fast schon<br />
Brauchtum, was zum<br />
Selbstverständnis einer<br />
Glaubensgemeinschaft<br />
dazu gehörte, ist nicht<br />
mehr Verstorbene wollen<br />
den Hinterbliebenen<br />
nicht die Aufgaben der<br />
Grabpflege zumuten.<br />
Urnenbestattungen, da<br />
ist die Grabstelle schon<br />
mal kleiner, nehmen<br />
auch deshalb deutlich<br />
zu. Immer häufiger findet<br />
eine Bestattung mit der<br />
Urne aber nicht mehr auf<br />
dem Friedhof, sondern im<br />
„Friedwald“, „Ruhewald“<br />
oder auf dem „Waldfriedhof“<br />
wie oberhalb<br />
von Gerolstein statt. Alles<br />
Entwicklungen, bei denen<br />
die Kirche nicht der erste<br />
Eine Trauer- oder Gedenkrede zu verfassen und<br />
vorzutragen ist eine sehr verantwortungsvolle<br />
Aufgabe, welche gelernt sein sollte.<br />
In der Weiterbildung als Bestattermeister wird<br />
konzentriert auf die Thematik bei einer solchen<br />
Rede eingegangen.<br />
Zum individuellen Trauerfall die tröstenden<br />
Worte zusammenzufügen unter Berücksichtigung<br />
von Rhetorik und im Hinblick der psychischen<br />
Belastbarkeit der Angehörigen, sind feste Bestandteile<br />
der Weiterbildung zum Bestattermeister.<br />
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Bestatter Matthias Michels aus Wallersheim übernimmt, was früher nur<br />
der Priester bei der Beisetzung machte: Er hält Trauerreden.<br />
mehr selbstverständlich.<br />
Das fängt schon bei<br />
den Bestattungsformen<br />
an: Sargbestattungen<br />
nehmen teilweise ganz<br />
banal schon aus Kostengründen<br />
ab. Immer<br />
Ansprechpartner ist, oder<br />
sein muss. Aber immer<br />
der Bestatter.<br />
Gleichzeitig ändern sich<br />
die Vorstellungen der<br />
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Bestatter Nikolaus Simon vom Bestattungshaus Elsen<br />
in Prüm bittet auf Wunsch der Hinterbliebenen auch<br />
schon mal einen dafür ausgebildeten Laien im Kirchendienst,<br />
den Wortgottesdienst zu halten. Ein Priester<br />
ist dafür nicht nötig.<br />
Pfarrer Gebhard Lück in Niederehe weiß, dass es für ihn<br />
und die Kollegen in den Pfarreiengemeinschaften der<br />
Region nicht einfacher wird: In Einzelgesprächen mit den<br />
Hinterbliebenen versucht er zu verstehen, warum ein Verstorbener<br />
keinen Geistlichen bei der Beerdigung dabei<br />
haben möchte.<br />
oder die Hinterbliebenen des Verstorbenen<br />
wollen einfach individuelle Akzente<br />
setzen. Ohne Priester ist da vieles<br />
möglich – denn die geistliche Begleitung<br />
samt dem uralten, kaum modifizierten<br />
Ritus ist nur eine Option, aber keine<br />
Pflicht! „Vorgeschrieben sind Totenschein<br />
mit Todesursache durch den Arzt, sowie<br />
Sterbeurkunde und Bestattungsgenehmigung<br />
durch das Standesamt“, so Matthias<br />
Michels, Bestatter aus Wallersheim.<br />
Die Kirche ist, wenn es ums Beisetzen<br />
geht, salopp gesprochen, erst einmal aus<br />
dem Spiel. So war es eigentlich schon<br />
immer. Heute wird diese Freiheit in glaubensferneren<br />
Zeiten nur immer häufiger<br />
auch genutzt. Früher waren stattdessen<br />
Amtspersonen bei der Beisetzung verpflichtend,<br />
etwa der Bürgermeister oder<br />
der Polizist. Auch wenn geistliche Begleitung<br />
auf dem Weg zum Grab also ganz<br />
nüchtern betrachtet nur eine Glaubensfrage<br />
ist, stimmungsvoll kann eine Beisetzung<br />
ohne Priester deshalb trotzdem sein.<br />
An der Phantasie der Bestattungsunternehmen<br />
wird es nicht scheitern.<br />
Matthias Michels in Wallersheim hat<br />
im vergangenen Jahr neun Bestattungen<br />
ohne Priester ausgerichtet. Die Angehörigen<br />
buchten ihn auch als Trauerredner.<br />
Dass die Beisetzungen dann trotzdem<br />
auf den Friedhöfen, in der Regel bei den<br />
Pfarrkirchen, stattfinden konnten, hat einen<br />
einfachen Grund: Entweder gehören<br />
die Friedhöfe ohnehin den Gemeinden,<br />
oder die haben das Gelände von der<br />
Kirche gepachtet.<br />
Nikolaus Simon, Inhaber des Bestattungshauses<br />
Elsen in Prüm, lenkt den Blick auf<br />
etwas anderes, das zum zunehmenden<br />
„Nicht-dabei-sein” eines Priesters führt:<br />
Liegt eine Genehmigung des Bistums vor,<br />
kann auch ein Diakon statt einer Trauermesse<br />
einen Wortgottesdienst abhalten.<br />
Laien im Kirchendienst müssen zuvor einen<br />
Pastoralkurs absolviert haben. Dann<br />
können sie den Geistlichen ersetzen.<br />
Auch ein Angebot aus der Not: Stich-<br />
6 | 7<br />
wort Priestermangel. Wer zu Lebzeiten<br />
testamentarisch klar gemacht hat, dass<br />
er keinen Priester möchte, ist deshalb<br />
natürlich nicht zwingend ein „Ungläubiger“.<br />
„Gott gläubig sind die Meisten<br />
dennoch gewesen“, so Matthias Michels.<br />
Aber ob sie immer mit der katholischen<br />
Kirche einverstanden waren? Das ist<br />
schon mit Blick auf die Austrittszahlen<br />
längst nicht mehr überall so und führt<br />
zum Grundsätzlichen. Michels kennt<br />
aus seiner Arbeit die unterschiedlichsten<br />
Motive: Mal ist es ein Konflikt mit dem<br />
Ortspfarrer gewesen, der zu Lebzeiten<br />
des Verstorben unversöhnlich blieb. Mal<br />
ist es eine allgemeine Ablehnung der<br />
Amtskirche, mal die so ganz weltliche<br />
Verschwendungssucht des ehemaligen<br />
Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartzvan<br />
Elst.<br />
In Summe wird eine Institution abgelehnt,<br />
die sich für diese Verstorbenen zu sehr<br />
von ihren Gläubigen entfernt hat. Wenn<br />
statt dieser immer noch stattfindenden<br />
Auseinandersetzung von Menschen, ob<br />
sie noch in ihrer Kirche sind, oder nicht,<br />
aber Gleichgültigkeit das Motiv ist, dann<br />
wird es für die Amtskirche wirklich ernst.<br />
Die anstehende Neustrukturierung der<br />
Pfarreien im Bistum Trier sorgt bei vielen<br />
Gläubigen in der Region für weitere Verunsicherung.<br />
Sie fragen sich schon jetzt,<br />
wo denn wann und wie „ihr Pfarrer“<br />
erreichbar ist. „Der Zweifel ist da“, so<br />
Nikolaus Simon. Kommt dann noch der<br />
anhaltende Priestermangel dazu, der von<br />
den Geistlichen vor Ort die Flexibilität<br />
und die Arbeitstagtaktung eines Außendienstlers<br />
verlangt, wird in Summe die<br />
Bindung der Gläubigen an ihre Kirche<br />
immer dünner: Warum soll der Priester<br />
ausgerechnet zur Beerdigung kommen,<br />
wenn er sonst gefehlt hat?<br />
All dies ist der Amtskirche natürlich bestens<br />
bekannt und führte auf Anfrage zu<br />
einer sorgfältigen Stellungnahme seitens<br />
der Pressestelle des Bistums Trier. Doch<br />
davor ein Besuch im idyllischen barocken<br />
Pfarrhaus von Pfarrer Gebhard Lück<br />
in Niederehe. Also an der „Front“.<br />
Der 52-Jährige ist im kommenden<br />
November fünf Jahre der geistliche Chef<br />
für 2800 Gläubige in 17 Wohnorten<br />
mit 16 Kirchen und Kapellen. 30 bis 40<br />
Bestattungen führt Lück jährlich durch, es<br />
können bis zu zwei pro Tag sein, wenn<br />
es besonders dicke kommt. Natürlich<br />
kennt er in seinem Sprengel das Thema<br />
„Bestattungen ohne Priester“. Dann sucht<br />
er trotzdem zuvor das Gespräch mit den<br />
Hinterbliebenen.<br />
Unterschiede, ob der oder die Verstorbene<br />
in der Kirche war, oder ausgetreten ist,<br />
macht er dabei nicht. „Wir gehen doch<br />
auf die Menschen zu!“ Das ist seine<br />
Überzeugung schon als normaler Christenmensch.<br />
Und „ein Verstorbener, der<br />
aus der Kirche ausgetreten war, kann
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ja trotzdem geistlich bestattet werden“,<br />
stellt er fest. Doch wenn sich herausstellt,<br />
dass seine Abwesenheit am Grab<br />
ausdrücklicher Wunsch des Toten war,<br />
„dann respektiere ich das. Ich kann den<br />
Verstorbenen doch nicht entmündigen!“<br />
Muss Pfarrer Gebhard Lück am Ende<br />
also erkennen, dass seine Anwesenheit<br />
bei einer Beerdigung unerwünscht ist,<br />
„dann ziehe ich mich zurück.“ Einfach<br />
hat er sich dann diesen Entschluss nicht<br />
gemacht.<br />
Und wenn die Hinterbliebenen es trotz<br />
des Kirchaustritts des Verstorbenen<br />
wünschen, dass er dabei ist? Lück wirkt<br />
entschieden, aber auch ein bisschen<br />
resigniert: „Wir müssen immer den Menschen<br />
sehen! Aber wir können nicht alles<br />
gleich halten!“<br />
Da greift dann das, was Bistumssprecherin<br />
Simone Bastreri schreibt: Entsprechend<br />
den Vorgaben seines Bistums,<br />
im Einklang mit den Empfehlungen der<br />
Deutschen Bischofskonferenz, konform<br />
mit dem Gesetzbuch der Weltkirche,<br />
„handelt es sich in diesem Fall um eine<br />
aktive Teilnahme des Seelsorgers am<br />
nicht-kirchlichen Begräbnis. Der Seelsorger<br />
trägt keine liturgische Kleidung. Alles,<br />
was nach örtlicher Tradition Kennzeichen<br />
einer kirchlichen Bestattung ist, wird<br />
aus Respekt vor der Entscheidung des<br />
Verstorbenen vermieden. Dennoch kann<br />
gemeinsam gebetet und das Wort der<br />
Heiligen Schrift gelesen werden“.<br />
Selbst Pfarrer Lück, der offenkundig eher<br />
nie ans Aufgeben denkt, hat ja auch seine<br />
Prinzipien: Im Ruheforst oberhalb von<br />
Jünkerath würde er eher nicht bestatten.<br />
Ein Ruhewald sei kein eingefriedetes<br />
Gelände, wie das Wort Friedhof nahelegt,<br />
und ob es sich um geweihten Boden handelt?<br />
Urnenplätze unter Bäumen, die nur<br />
mit einer Ziffer aber ohne Namensschild<br />
des Beigesetzten versehen wären – in<br />
Jünkerath ist beides vorhanden - er lehnt<br />
das mit Verweis auf die Bibel (Buch Jesaja)<br />
ab. Solche Einschränkungen müssen die<br />
bestärken, die ohnehin keinen Geistli-<br />
8 | 9<br />
chen bei der Beisetzung wünschen.<br />
Als Peter Schmitz mit Anfang 40 Ende des<br />
vergangenen Jahres nach Jahre langem<br />
Kampf mit seiner unheilbaren Krebserkrankung<br />
starb, haben sich seine Eltern<br />
Maria und Richard auch einige dieser<br />
Gedanken machen müssen. Im natürlich<br />
katholischen Dorf in der Verbandsgemeinde<br />
Prüm mussten sich die Eltern für<br />
immer von ihrem Kind verabschieden.<br />
Das Schlimmste, was Eltern passieren<br />
Eine Nummer, ein kleines Namensschild: Mehr weist<br />
auf die unter Bäumen Bestatteten im Gedächtniswald<br />
von Jünkerath nicht hin.<br />
Der Sohn von Maria und Richard Schmitz aus der<br />
Verbandsgemeinde Prüm wollte keinen Geistlichen<br />
bei seiner Beerdigung. Ein Grund, der nicht selten ist:<br />
scharfe Kritik an der Amtskirche.<br />
kann. Ihr Sohn war für seine letzten Tage<br />
aus dem Hospiz zu ihnen zurückgekehrt.<br />
Er starb Zuhause. Als es zur Beisetzung<br />
kam, hatte der Bestatter Peters Lieblingslieder<br />
– etwa von Nina Hagen – auf<br />
eine CD gebrannt und spielte sie über<br />
eine Musikanlage ab. Der Bestatter hielt<br />
eine einfühlsame Trauerrede, die vielen<br />
Trauergästen, vor allem aber Peters Eltern<br />
so gut gefallen hat. Viele aus dem Dorf<br />
nahmen Abschied von Peter, den sie doch<br />
alle kannten.<br />
Doch ein Priester fehlte. „Unser Sohn hat<br />
mehrfach sogar schriftlich mitgeteilt, dass<br />
er keinen Priester bei seiner Beerdigung<br />
dabei haben möchte“, so Maria Schmitz.<br />
Der Sohn hatte die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle<br />
in der katholischen Kirche<br />
scharf kritisiert. Das war das eine.<br />
„Das jüngste von Peters Kindern hatte<br />
dann diese Auseinandersetzung im<br />
Firmunterricht“, so Richard Schmitz. Weil<br />
das Kind einmal im Unterricht fehlte – es<br />
war erkrankt – sollte es nicht zur Firmung<br />
dürfen. Für den Vater ein Unding.<br />
Kurz vor seinem Tod hatte Peter, dessen<br />
Name wie der seiner Eltern geändert ist,<br />
deshalb noch einmal festgestellt: Ohne<br />
Kirche, ohne Blumen und ohne Priester!<br />
Könne ihm das nicht zugesagt werden, sei<br />
er bereit selbst in diesen letzten Monaten<br />
„noch aus der Kirche auszutreten“, so<br />
seine Mutter.<br />
So weit ist es nicht gekommen. „Unser<br />
Sohn hatte seinen Glauben, und keine<br />
Probleme mit dem da Oben. Aber<br />
mit dem Bodenpersonal“, meint Maria<br />
Schmitz. Daraus zog er seine Konsequenzen.<br />
Alleine ist er damit schon lange nicht<br />
mehr.<br />
Bleibt am Ende eine Frage offen: Kommen<br />
nicht gläubige Menschen, die ohne<br />
geistliche Begleitung beigesetzt wurden,<br />
in den Himmel?<br />
Das meinen wir jetzt einmal ganz ohne<br />
Ansehen der Person und fragen noch<br />
einmal Simone Bastreri beim Bistum:<br />
„Gott wendet sich allen Menschen zu und<br />
will, dass sie Heil und Erlösung finden.<br />
Die Kirche hat nicht das Recht, dass für<br />
Jemanden auszuschließen. Das liegt in<br />
Gottes Hand.“<br />
Es liegt aber auch im Ermessen der gläubigen<br />
Gemeinschaft am Grab, für den<br />
Verstorbenen, selbst wenn er nicht ihrer<br />
Meinung war, zu beten. Die Bistumssprecherin<br />
sieht das genauso: „Und das tun<br />
Christen ja auch. Damit bringen sie IHRE<br />
Hoffnung auf christliche Erlösung für den<br />
Verstorbenen zum Ausdruck, auch wenn<br />
das nicht SEINE war.“
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Gerne kommen wir auch unverbindlich<br />
zur Beratung zu Ihnen nach Hause.<br />
Wir beraten Sie gerne über diese Möglichkeiten<br />
Bahnhofstr. 8<br />
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Die Erfahrung, die wir durch das gewonnene Vertrauen seit vier<br />
Generationen erleben dürfen und die ständige Bereitschaft, unser<br />
Wissen in Seminaren und beim Erfahrungsaustausch mit einem gut<br />
vernetzten Berufskollegenstamm zu erweitern, haben uns sensibel<br />
gemacht, die Wünsche und Bedürfnisse trauernder Menschen zu<br />
erkennen.<br />
Unser Ziel ist es, die Wünsche des Verstorbenen, wenn sie zu Lebzeiten<br />
geäußert wurden, oder aber die Vorstellungen der Hinterbliebenen<br />
mit den gesetzlichen, konventionellen und religiösen<br />
Vorgaben als auch der ethischen Grundsätze in Einklang zu bringen.<br />
Dabei sehen wir uns in der Aufgabe des Beraters – uns ist es am<br />
Herzen gelegen, dass die Art der Beerdigung und unsere Hilfestellung<br />
auch langfristig ein gutes Gefühl erzeugen.<br />
Bahnhofstraße 39 · 54595 Prüm · Tel. 06551 95110<br />
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Statt Akten ein Notebook, und nicht am Schreibtisch sondern am Stehpult: Matthias Pauly, langjähriger Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein, ist bis zur Konstituierung<br />
des neuen Gemeinderates im kommenden Januar nur noch mit Bürgermeisteraufgaben Beauftragter.<br />
„ES BRAUCHT DREI ZUM SKAT!“<br />
16 Jahre lang war Matthias Pauly Bürgermeister der Verbandsgemeinde Gerolstein. Zum Jahreswechsel<br />
2017/18 wurde er fusionsbedingt pensioniert – und führt jetzt als mit den Bürgermeisteraufgaben<br />
Beauftragter die Amtsgeschäfte bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Verbandsgemeinderates<br />
im Januar 2019 weiter. Aus Pflichtbewusstsein. Offenbar ein Charakterzug des 60-Jährigen gebürtigen<br />
Bitburgers. Pauly ist verheiratet, hat ein erwachsenes Kind. Das Ehepaar lebt in Gerolstein. Pauly<br />
schwimmt in seiner Freizeit gerne und fährt Mountainbike.<br />
Herr Pauly, Tipps wollen<br />
Sie den Kandidaten fürs<br />
neue Bürgermeisteramt nicht<br />
dem nächsten Januar?<br />
Endlich mehr Zeit für meine<br />
Hobbys! Arbeit in unserem<br />
damaligen Stadtbürgermeister<br />
Schwartz das alte Krankenhausgelände<br />
kaufen und einer<br />
lung des Flächennutzungsplans<br />
für Windenergiestandorte. Die<br />
Obere Kyll hat das in Teilen<br />
geben. Warum nicht?<br />
Garten ist vor fünf Jahren dazu<br />
neuen Nutzung zuführen. Hier<br />
ausgewiesen, Hillesheim und<br />
Ich bin Wahlleiter und zur<br />
gekommen. Ich hätte nicht<br />
sind heute die Polizei, eine<br />
Gerolstein noch nicht. Das<br />
Neutralität verpflichtet!<br />
gedacht, dass mir das mal so<br />
Steuerkanzlei, nebenan der<br />
wird eines der wichtigsten<br />
viel Freude macht.<br />
Kindergarten, ein Public Private<br />
Projekte werden.<br />
Also bleibt die Vorbereitung<br />
Partnership-Modell. Und wir<br />
eines möglichst reibungslosen<br />
Im Rückblick: Worauf sind Sie<br />
haben das Bahnhofsgebäude<br />
War die Fusion der drei Ver-<br />
Starts der neuen Verbandsge-<br />
in Ihrer 16-jährigen Bürger-<br />
erwerben können, ebenfalls<br />
bandsgemeinden eigentlich<br />
meinde Gerolstein durch die<br />
meisterzeit in der Verbandsge-<br />
mit neuer Nutzung. Zwei wich-<br />
richtig?<br />
Verwaltung?<br />
meinde Gerolstein besonders<br />
tige Immobilien im Stadtgebiet!<br />
Ich möchte jetzt nicht die<br />
Ja. Seit Anfang dieses Jahres.<br />
stolz?<br />
ganze Vorgeschichte aufrollen,<br />
Da ist genug zu tun!<br />
Stolz, ich würde es eher<br />
Und was kommt jetzt auf die<br />
bis es so weit gekommen ist.<br />
Freude nennen: Wir konnten in<br />
neue Verbandsgemeinde zu?<br />
Quadratkilometer- oder Ein-<br />
Und was machen Sie dann ab<br />
Gerolstein zusammen mit dem<br />
Zum Beispiel die Neuaufstel-<br />
wohnerzahlen sind jedenfalls<br />
10 | 11
meiner Meinung nach<br />
nicht so relevant.<br />
Sondern?<br />
Welche Strukturen haben<br />
sich teilweise über Jahrhunderte<br />
entwickelt? Also<br />
wie sind die Verkehrsflüsse?<br />
Wohin bewegen<br />
sich die Menschen und<br />
warum? Da ist – die<br />
Gemeinden an der Oberen<br />
Kyll, die nach Prüm<br />
tendieren, will ich hierbei<br />
unberücksichtigt lassen<br />
– klar: Gerolstein ist das<br />
Mittelzentrum mit zum<br />
Beispiel der Berufsbildenden<br />
Schule, dem Krankenhaus<br />
und anderem mehr.<br />
Um dieses Zentrum herum<br />
ist es wichtig, die „Fläche“,<br />
den Einzugsbereich<br />
anzupassen. Wir nennen<br />
es die Arrondierung des<br />
mittelzentralen Bereichs.<br />
Sie waren dafür?<br />
Ja. Wenn die Fusion<br />
gescheitert wäre, sie stand<br />
bis Mitte November 2017<br />
auf Messers Schneide,<br />
dann hätte ich meine<br />
Amtszeit zum Jahreswechsel<br />
2017/18 auslaufen<br />
lassen. Das stand für mich<br />
fest.<br />
Hört sich gar nicht nach<br />
gelerntem Diplom-Verwaltungswirt<br />
an?<br />
Ich bin in meiner Arbeit<br />
als Bürgermeister schon<br />
der Meinung, dass das<br />
Rationale im Vordergrund<br />
stehen muss. Aber mir ist<br />
ein Dreiklang wichtig:<br />
Sachliche Argumente<br />
hören, abwägen, was wirtschaftlich<br />
vertretbar ist,<br />
entscheiden, was menschlich<br />
für die Beteiligten<br />
akzeptabel ist.<br />
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Das könnten Sie doch<br />
Ihrem Nachfolger auch<br />
empfehlen?<br />
Wie schon gesagt: Ich<br />
bin beim Stichwort Tipps<br />
neutral! Aber eins steht<br />
fest: Sie müssen als Bürgermeister<br />
die Mannschaft<br />
im Rathaus mitnehmen!<br />
Genauso wie die Gruppierungen<br />
und Parteien im<br />
Rat. Die menschliche Zuwendung<br />
ist immer ganz<br />
wichtig. Als Einzelkämpfer<br />
schaffen Sie dieses Amt<br />
jedenfalls nicht.<br />
Und jetzt muss auch noch<br />
zusammengehören, was<br />
noch nie verwaltungsseitig<br />
eine Einheit war:<br />
Hillesheim, Obere Kyll<br />
und Gerolstein?<br />
Das wird eine schwierige,<br />
sehr langwierige Aufgabe.<br />
Da muss langfristig<br />
Vertrauen wachsen.<br />
Wie lange kann das<br />
dauern?<br />
Bis der Hallschlager wie<br />
der Densborner ein Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
entwickelt haben? Eine<br />
Wahlperiode – mindestens.<br />
Und eins steht dabei<br />
fest: Eine Verbandsgemeinde<br />
lebt in ihren ehrenamtlichen<br />
Ortsbürgermeistern<br />
und Räten, ihren Menschen.<br />
Die Verwaltung<br />
dient. Lassen Sie es mich<br />
so sagen: Es braucht Drei<br />
zum Skat! Wenn das die<br />
drei ehemaligen Verbandsgemeinden<br />
so sehen, wird<br />
die Fusion gelingen!<br />
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WIE LAUFEN DIE GESCHÄFTE<br />
HERR WELLING UND HERR STOLZ?<br />
Vor 30 Jahren begann alles in einer alten Halle eines vormaligen Sägewerkes.<br />
Heute produziert die SP manufacturing GmbH bei Birgel auf 4500 Quadratmetern in<br />
der Spritzgussfertigung und im Werkzeugbau.<br />
Die beiden Chefs grinsen. „Als ein Vertreter von<br />
Toyota das erste Mal hier war, war er überrascht.<br />
Der dachte, das sei ein Bauernhof“, erinnert<br />
sich Lothar Welling. Wer kurz vor Birgel, an Maisfeldern<br />
entlang, plötzlich vor den modernen Betriebshallen<br />
des deutschen Standortes der 1988 gegründeten<br />
SP manufacturing GmbH steht, dem ergeht es<br />
ähnlich. Man rechnet nicht damit, hier, kurz vor dem<br />
Waldrand. Lothar Welling, Technischer Leiter und Michael<br />
Stolz, Fertigungsleiter Kunststofftechnik im aktuell<br />
50 Mitarbeiter großen Unternehmen klären auf:<br />
Jährlich fertigt SP manufacturing hier zum Beispiel<br />
vier Millionen Elemente für Türgriffe der Autos von<br />
VW, oder 60.000 Scharniere für die Windleitelemente<br />
des Mercedes-LKWs Actros.<br />
Das Unternehmen von Firmengründer Thomas Krenn<br />
mit Werken in Österreich und seit zehn Jahren im<br />
chinesischen Shenzen ist ein weiteres Beispiel für einen<br />
„Hidden Champion“ aus der Region: Hinter den<br />
Maisfeldern vor Birgel wird für den Weltmarkt entwickelt<br />
und produziert. Im siebenstelligen Euro-Bereich<br />
hat SP manufacturing in den vergangenen 18 Monaten<br />
in neue Hallen und Maschinen investiert. Aktuell,<br />
so Michael Stolz, ist die weitere Automatisierung der<br />
Produktionsabläufe das große Thema. Wenn nötig,<br />
kann man am Standort erweitern. 4500 Quadratmeter<br />
groß sind Betriebsgebäude und Lagerhallen jetzt<br />
schon. Alleine 150 verschiedene Kunststoffe warten<br />
auf die Verarbeitung. 800 Tonnen sind es pro Jahr. Mit<br />
selbst entwickelten Snowboard-Bindungen hatte SP<br />
manufacturing 1988 begonnen, Produkte für die Automobilindustrie<br />
kamen dazu. Neu sind Elektrogeräte,<br />
wie etwa Alarmierungs-Pager für Rettungsdienste. Wo<br />
ist ein neuer Markt? Welche Werkzeuge brauchen wir<br />
für die Produktion von welchen Elementen, zunehmend<br />
in ganzen Baugruppen? Mit diesen Fragestellungen<br />
versucht das Unternehmen flexibel zu bleiben<br />
und möglichst viele Standbeine zu haben.<br />
Eine neue Laserschweißanlage etwa dient so dazu in<br />
Bruchteilen von Sekunden kleine Kontakte bündig in<br />
eine Kunststoffummantelung zu schweißen. Oder die<br />
SP-Entwicklung „Multi Activity Bundle“ für Smartphones:<br />
Clevere Halterungen für viele Freizeitzwecke<br />
einsetzbar: am Fahrradlenker, beim Joggen mit dem<br />
mitgelieferten Klettverschlussarmband, wasserfest<br />
auch fürs Surfen oder am Golfcaddie. Zielgruppe<br />
sind Aktive, die beim Sport nicht aufs Smartphone<br />
verzichten wollen. Langweilig wird dem SP-Team so<br />
eher selten. Das könnte auch junge Leute überzeugen:<br />
Für 2019 werden jetzt schon je ein Azubi in den<br />
Berufen Verfahrensmechaniker Kunststofftechnik und<br />
Werkzeugmechaniker Formtechnik gesucht, die hier<br />
bei SP manufacturing die Möglichkeit haben, mit neuester<br />
Technologie in Zukunft Einfluss auf die weitere<br />
Entwicklung des Unternehmens zu nehmen.<br />
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Andere Städte können von solchen Freiflächen im Zentrum nur träumen: das Gelände des Gerolsteiner Brunnens an der Brunnenstraße. Es ist rückgebaut<br />
bis auf die Bodenplatte des einstigen Betriebsgebäudes.<br />
WAS SOLL DENN DA MAL HIN?<br />
Seit sieben Jahren wird geplant, was denn nun aus dem ehemaligen Standort des<br />
Gerolsteiner Brunnens an der Kyll werden soll. Da haben wir einfach mal die<br />
Gerolsteiner selbst gefragt, was sie sich wünschen.<br />
Still ruht die riesige Bodenplatte des einstigen Betriebsgebäudes<br />
des Gerolsteiner Brunnens – und drum herum am<br />
Kyllufer Brachland. Ein solches Areal mitten in der Stadt würden<br />
sich viele Kommunen<br />
wünschen. In<br />
Gerolstein aber weiß<br />
man auch nach sieben<br />
Jahren nicht, was hier<br />
einmal gebaut werden<br />
soll – eher schon, was<br />
nicht. Pläne wurden<br />
gemacht, Gutachten<br />
erstellt – jetzt ist bis<br />
auf weiteres erst<br />
einmal der Stillstand<br />
beschlossen worden.<br />
Die Stadt möchte<br />
nun eine Bürgerbefragung<br />
abwarten. Bei<br />
einer kleinen nicht<br />
repräsentativen Umfrage<br />
von <strong>o7</strong> zeigt sich<br />
zumindest, dass man<br />
hier keine weiteren<br />
Supermärkte haben<br />
möchte.<br />
Julia Schneider, Gerolstein, vom Bistrot im<br />
Flecken: „Warum nicht etwas zum Thema<br />
Wasser bauen? Ein Informationszentrum,<br />
dafür gäbe es vielleicht sogar Fördergelder.<br />
Dazu ein kleiner Brunnen für Mineralwasser<br />
zum Mitnehmen. Und ein Show-Room<br />
von Gerolsteiner.“<br />
Stephan Maier aus Freiburg, auf dem Weg<br />
zum Klettern an den Gerolsteiner Dolomiten:<br />
„Ich glaube, es gibt auch hier einen<br />
Wohnungsmangel. Die würde ich hier<br />
bauen. Und ein Ärztehaus gegen den Ärztemangel<br />
auf dem Land. Eine Gastronomie<br />
am Kyllufer kann dazu kommen.“<br />
Auffällig ist dabei, wie häufig sich die Befragten eine Weiterführung<br />
des Parks am Rathaus auf dem alten Brunnengelände<br />
vorstellen können. Auch Maike Laub, die gegen die Ansiedlung<br />
von großen Super- oder Verbrauchermärkten ist: „Das wird sich<br />
dort nicht rechnen!“ Stattdessen eine „Gastronomie im Grünen<br />
mit Biergarten – warum denn nicht?“<br />
Eine geschlossene Bebauung lehnen alle Befragten ebenso<br />
Stella Mortillo, Gerolstein, vom Telekom<br />
Shop: „Ich finde, der kleine Park am Kyllufer<br />
unterhalb des Rathauses ist wirklich<br />
gut gelungen. Warum ihn dort nicht weiterführen?<br />
Dazu eine Gastronomie mit<br />
Außenbewirtung. Und Platz etwa für einen<br />
Mitfahrerparkplatz wäre auch noch da.“<br />
Reinhard Laub, Gerolstein: „Die Idee mit<br />
dem Ärztehaus finde ich auch gut. Der Bedarf<br />
ist da! Und die Grünanlage würde ich<br />
genauso befürworten. Auf keinen Fall die Verlagerung<br />
eines Marktes von der Sarresdorfer<br />
Straße. Das führt nur zu noch mehr Verkehr<br />
und schwächt die Sarresdorfer Straße.“<br />
ab: Das würde die<br />
gesamte Stadtansicht<br />
im Kylltal dominieren.<br />
Wenn schon eine Bebauung,<br />
dann locker<br />
und offen.<br />
Für den Gerolsteiner<br />
Brunnen als Grundstücksbesitzer,<br />
die<br />
Stadt und Planungsbüros<br />
heißt es so mit<br />
Sicherheit nach einer<br />
Bürgerbefragung: neu<br />
denken! Zunächst<br />
bleibt aber abzuwarten,<br />
was sich die<br />
Aufsichtsbehörden<br />
ADD und SGD Nord<br />
auf dem prominentesten<br />
Baugrundstück<br />
in der gesamten<br />
künftigen Verbandsgemeinde<br />
Gerolstein<br />
vorstellen können, und was schon mit Blick auf den Schutz der<br />
Kyll ausgeschlossen ist. Bis dahin braucht es weiter Geduld.<br />
Noch einmal sieben Jahre muss es ja nicht dauern, bis eine<br />
Entscheidung gefallen ist.<br />
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Helfern voraus. Noch wichtiger ist<br />
Grundlegenderes bei den Berufsanfängern:<br />
Gute Noten in Mathematik, ein ausgeprägtes<br />
räumliches Vorstellungsvermögen,<br />
handwerkliches Geschick – das sind einige<br />
Kernkompetenzen, die ein Jugendlicher, der<br />
Schreiner werden will, mitbringen sollte.<br />
Doch es sollte noch mehr dazu kommen,<br />
ist sich Koch aus Erfahrung sicher: „Wer<br />
zum Beispiel eine gewisse Bewegungsunfähigkeit<br />
hat und nicht körperlich belastbar<br />
ist, tut sich schwer. Unsere Mitarbeiter<br />
stehen in der Regel bei der Arbeit“. Wichtig<br />
ist ihm auch, dass seine Azubis kommunikative<br />
Fähigkeiten, Verantwortungsgefühl,<br />
Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit,<br />
zudem ein Gefühl für Etikette mitbringen.<br />
Sein Beispiel ist der Termin beim Kunden:<br />
„Die bauen dort etwa eine Küche auf. Wir<br />
erwarten, dass das äußere Erscheinungsbild<br />
unserer Mitarbeiter passt.“<br />
Wer das so sieht wie er, hat einen spanenden<br />
Job gewählt. Nach den Grundtechniken<br />
wie Schleifen oder Verputzen im 1.<br />
Lehrjahr können die Azubis der Schönecker<br />
Schreinerei schon unter Anleitung erste<br />
eigene Projekte wie ein Schränkchen oder<br />
eine kleine Kommode herstellen. Im 3.<br />
Lehrjahr wird es dann anspruchsvoll: Ladenbau,<br />
Büromöbelbau, zum Beispiel ein<br />
Empfangstresen, Schränke werden gebaut.<br />
Hat Azubi Felix Dinter das alles erfolgreich<br />
absolviert wird er vielleicht nach einer<br />
Festanstellung ganze Küchen bauen oder<br />
komplette Büroeinrichtungen. „Am Ende<br />
eines Arbeitstages sehe ich immer, was<br />
ich geschafft habe“, meint der 24-Jährige.<br />
Dieses Erfolgserlebnis hat er schon jetzt in<br />
seiner Lehrzeit. Es wird bleiben.<br />
Im Ausbildungsbetrieb lernen die<br />
Auszubildenden beispielsweise:<br />
· Was beim Anfertigen von Skizzen,<br />
Plänen und Zeichnungen zu beachten<br />
ist und wie man technische Unterlagen<br />
liest und den Materialbedarf<br />
ermittelt.<br />
· Wie man Arbeitsplätze, z.B. bei<br />
der Montage vor Ort, einrichtet und<br />
sichert.<br />
· Welche verschiedenen Holzarten<br />
und Holzwerkstoffe es gibt und wie<br />
man sie manuell oder maschinell<br />
bearbeitet.<br />
· Wie man Hand- und Maschinenwerkzeuge<br />
handhabt bzw. einstellt<br />
und sie instand hält.<br />
· Wie man Rahmen, Korpusse oder<br />
Gestelle herstellt.<br />
· Worauf es bei Zwischen- und Endkontrollen<br />
ankommt.<br />
· Wie man Rahmen und Gestelle<br />
herstellt, die einzelnen Bestandteile<br />
zusammenbaut und wie die Erzeugnisse<br />
(z.B. Türen, Fenster, Treppen,<br />
Möbel) durch Teile aus Glas, Metall<br />
oder Kunststoff komplettiert werden.<br />
· Wie pneumatisch, hydraulisch,<br />
elektrisch und elektronisch gesteuerte<br />
sowie programmierbare Maschinen<br />
und Anlagen eingestellt und<br />
bedient werden.<br />
· Welche Möglichkeiten der Oberflächenbehandlung<br />
es gibt, z.B. Beizen<br />
oder Färben, und wie man Holzschutzmaßnahmen<br />
durchführt.<br />
· Wie man die Erzeugnisse für den<br />
Transport vorbereitet, was bei der<br />
Montage (und Demontage) vor Ort<br />
wichtig ist, wie man Dämmstoffe,<br />
elektrische Geräte und Armaturen<br />
einbaut und die Arbeit schließlich<br />
an die Kunden übergibt.<br />
Weitere Infos zu diesem Beruf:<br />
Schreinerwerkstätten Breuer-Koch<br />
Vor der Spang 3<br />
Schönecken<br />
Tel.: 06553-1310<br />
info@breuer-koch.de<br />
17
Das Zentrum von Kalenborn ist der Dorfplatz. Die Grünanlagen werden ehrenamtlich von Kalenborner Familien gepflegt.<br />
ZWISCHEN ZWEI KAPELLEN<br />
In Kalenborn-Scheuern gibt es vieles doppelt, angefangen beim Ortsnamen, ein Ergebnis der ersten<br />
Kommunalreform 1969. Also führt diese <strong>o7</strong>-Ortsbegehung auch vom einen Ortsteil zum anderen.<br />
Am „tiefsten Punkt“ von Scheuern, vor dem Spritzenhaus, startet<br />
eine muntere Runde mit Lothar Streicher, Ortsbürgermeister und<br />
gebürtiger Scheuerner, dem Kalenborner Matthias Kuhl und dem „Neu-<br />
Kalenborner“ Winfried Meiers, der allerdings auch schon über 30 Jahre<br />
hier lebt. Ausgewogener kann es also nicht sein, genauso wie die Route:<br />
Einfach die beide Orte verbindende Hauptstraße entlang. „Hier gibt es<br />
vieles doppelt“, meint Lothar Streicher, und zählt schon mal auf: Zwei<br />
Kirmeswochenenden (in Kalenborn vom 14. bis 16. September), zwei<br />
Friedhöfe, zwei Bolzplätze für die Dorfjugend, zwei Bushaltestellen, zwei<br />
Briefkästen – und zwei Kapellen.<br />
Oder auch zwei Feuerwehren, deren<br />
Zusammenführung 1969 bei der<br />
Kommunalreform unterblieb, weil beide<br />
Aktivengruppen noch stark genug waren.<br />
Heute ist das ungleicher verteilt: Neun<br />
Aktive sind es in Scheuern – aber 38 in<br />
Kalenborn, eine der größten Feuerwehren<br />
im gesamten Landkreis. Zwölf<br />
Mitglieder hat schon die Jugendfeuerwehr<br />
beider Ortsteile. Nach knappen<br />
300 Metern die Hauptstraße entlang ist schon das Scheuerner Ortsende<br />
erreicht und auf einem kleinen Hang die 1629 erbaute Laurentiuskapelle<br />
zwischen den Bäumen zu sehen. Der Standort sollte eigentlich mehr<br />
Richtung Ortsmitte sein. Einer Sage nach schleppten Unbekannte des<br />
Nachts aber mehrfach das Baumaterial zum erhöhten Platz am Dorfrand.<br />
Das nahm man dann als Gotteszeichen und Bauauftrag. Unterhalb des<br />
Gotteshauses, vermutlich so alt wie die Laurentiuskapelle, befinden sich<br />
das „Gelbe Kreuz“ und eine ehrwürdige hohle Linde, Scheuerns Naturdenkmal.<br />
Von hier kann man über einen Pfad einen kurzen Abstecher<br />
18 | 19<br />
Der Kindergarten „Rappelkiste“ des Doppelortdorfes feiert in diesem Jahr<br />
das 20-jährige Bestehen. Auch Matthias Kuhl (von links), Winfried Meiers<br />
und Lothar Streicher feiern mit.<br />
durch die Felder gegenüber zurück zur Hillesheimer Straße gehen, wo das<br />
1795 erbaute „Klouster“ stand, einst zur Abtei Prüm gehörend. Heute ist<br />
von dem Ende des 19. Jahrhunderts aufgegebenen Kloster nichts mehr zu<br />
sehen. Der einstige Anbau, die Zehntscheune für die Abgabe der Bauern,<br />
ist allerdings in den Grundmauern noch vorhanden. Auf die Scheune<br />
bezieht sich auch der Ortsname. Scheuern mit seinen fünf Dorfstraßen hat<br />
heute 70 Einwohner und ist die kleine bäuerliche Siedlung geblieben, die<br />
es immer war mit noch zwei Haupt-und zwei Nebenerwerbslandwirten.<br />
Zurück zur Hauptstraße, unweit der Laurentiuskapelle Richtung Kalenborn,<br />
spitzen schon die ersten Dächer<br />
des Neubaugebietes „Unter der Held I“<br />
hervor.<br />
Drei der 14 Bauplätze sind noch frei, ein<br />
zweites Baugebiet wird von der Gemeinde<br />
gerade erschlossen. Beide zusammen<br />
sollen die Ortsteile verbinden, doch der<br />
Denkmalschutz wird eine Lücke erzwingen:<br />
Sonst wäre der freie Blick auf die<br />
Laurentiuskapelle gestört. Kurz vor einer<br />
Linkskurve steht auf der rechten Straßenseite<br />
eine Hinweistafel, die die Gemarkung „Op de Rousenheck“ erläutert.<br />
„In meiner Kindheit stand hier im Herbst immer die Dreschmachine<br />
eines Lohnunternehmers für das Getreide der Bauern aus Kalenborn und<br />
Scheuern“, erinnert sich Matthias Kuhl. Wo wilde Rosen um den alten<br />
Dreschplatz wachsen ist die geografische Mitte des Doppelortes. Schnell<br />
ist jetzt Kalenborn erreicht, wo Kuhl mit seinem Unternehmen Premosys<br />
20 Arbeitsplätze vorhält. Er sieht das ähnlich wie einst der Kalenborner<br />
Schreinermeister Josef Leuschen, der die in den 1930er Jahren von seinem<br />
Vater Nikolaus gegründete Schreinerei zum Fensterbauer Joleka mit der-
Zwei Kalenborner „Urgesteine“ (von links): „Birk“ Christel (Weber) und<br />
„Hoff“ Marlies (Diederichs).<br />
zeit rund 50 Arbeitsplätzen<br />
ausgebaut hat. Man bleibt aus<br />
Verbundenheit im Heimatort,<br />
die Mitarbeiter kommen<br />
überwiegend aus der Region.<br />
Auch wenn beide Unternehmen<br />
sich theoretisch überall<br />
ansiedeln könnten. Rund 380<br />
Einwohner hat der größere<br />
Teil des Doppeldorfes, in<br />
dem es seit 20 Jahren auch<br />
den gemeindeeigenen Kindergarten<br />
„Rappelkiste“ am<br />
Gemeindehaus gibt. Vorbei<br />
am „Haus Dringsen“, einer<br />
Idylle am Ortsausgang: Die Laurentiuskapelle<br />
von Scheuern, davor<br />
das „Gelbe Kreuz“.<br />
alten Stellmacherei, die von<br />
den neuen Besitzern liebevoll<br />
restauriert wurde, erreicht<br />
man weiter die Hauptstraße<br />
entlang den Dorfplatz. Kalenborner<br />
Familien kümmern<br />
sich ehrenamtlich um die<br />
Bepflanzung. Rechts abbiegend<br />
geht es den Sonnenweg<br />
hinunter am Spritzenhaus<br />
und der Alten Dorfschule in<br />
der Maarstraße vorbei zur<br />
Dorfgaststätte „Zur Post“.<br />
„Hoff“ Marlies (Diederichs)<br />
und „Birk“ Christel (Weber)<br />
sitzen hier gerade in der Sonne<br />
und können auf die von<br />
Wilfried Meiers zugerufenen<br />
Bezeichnung „Das sind zwei<br />
Kalenborner Urgesteine!“,<br />
jetzt erst einmal nicht viel<br />
anfangen. Aber Meiers hat<br />
ja Recht: Christel, „mein<br />
Hausname ist Birk Christel,<br />
weil vor unserem Haus immer<br />
Birken standen“. Christel<br />
war 30 Jahre die Obermöhn<br />
im Karneval. Marlies ist<br />
seit 20 Jahren Küsterin in<br />
der Kalenborner Kapelle St.<br />
Wendalinus.<br />
Weiter geht der Sonnenweg<br />
zum Gotteshaus an der Einmündung<br />
in die Hauptstraße.<br />
Vor der 1552 erbauten Kapelle<br />
endet die <strong>o7</strong>-Begehung.<br />
Ein Mühlrad aus Basalt dient<br />
als Türstein, gebrochen im<br />
Kalenborner Gemeindewald.<br />
„Es gab damals einen Lorenstrang<br />
bis nach Oberbettingen<br />
zum Bahnanschluss“, so<br />
Winfried Meiers. Die Zeiten<br />
haben sich geändert: Im Rossbüsch<br />
oberhalb des Ortes soll<br />
eines der größten Basaltsteinvorkommen<br />
im Landkreis<br />
laut Gemeinderatsbeschluss<br />
tabu bleiben. Da sind viele in<br />
Kalenborn und Scheuern, die<br />
seit 1969 eine Einheit bilden,<br />
einfach wertkonservativ.<br />
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Fahrlehrer Harry Blum auf einer „Querungshilfe-Insel“ am Kreisverkehr oberhalb des Bahnhofs in Gerolstein: Autofahrer müssen Fußgängern hier bei<br />
der Einfahrt keine Vorfahrt gewähren, bei der Ausfahrt aber schon.<br />
UND NUR BEIM RAUSFAHREN BLINKEN!<br />
Wenn ein Kreisverkehr in Sichtweite des Autofahrers kommt, wird es für Manche unklar:<br />
Muss man jetzt den Fußgänger, der über die Einmündung will, wechseln lassen?<br />
Da haben wir gleich mal die Polizei und den Fahrlehrer gefragt.<br />
Der Eine fährt flott ohne abzubremsen mit Schwung<br />
schnurstracks drüber, er liebt offenbar das Risiko.<br />
Der Nächste blinkt links, der Dritte schleicht im<br />
Schritttempo ins runde Verkehrsgeschehen, stoppt ab und<br />
wartet, obwohl der Kreisverkehr vor ihm gerade gänzlich<br />
frei ist. Harry Blum, seit 1999 Fahrlehrer und Inhaber<br />
der gleichnamigen Fahrschule in<br />
Hillesheim und Gerolstein, wundert<br />
das alles nicht. Was sich gerade vor<br />
und im Kreisverkehr oberhalb des<br />
Gerolsteiner Bahnhofs abspielt, ist<br />
in allen drei Varianten falsch oder<br />
nicht zu empfehlen. Was aber,<br />
wenn nun auch noch ein Fußgänger<br />
an einer der vier Einmündungen die<br />
Straße überqueren will?<br />
Dann kann es zu Auffahrunfällen<br />
kommen, weil der einfahrwillige<br />
Autofahrer tut, was er in dieser Situation<br />
vor der Einfahrt in den Kreisverkehr<br />
tun muss mit Blick auf den Verkehr im Kreisel<br />
selbst, der laut Beschilderung die Vorfahrt hat: Er wartet<br />
höflich gegenüber dem Passanten. Hoffentlich haben das<br />
die Autofahrer hinter ihm auch mitbekommen. Mittelinseln<br />
mit Querungshilfe, wie am Kreisel am Gerolsteiner<br />
Bahnhof sind „keine Fußgängerüberwege (Zebrastreifen)<br />
und sind ja auch nicht so markiert“, betont Fahrlehrer<br />
Blum. Am Fußgängerüberweg muss der Autofahrer dem<br />
Fußgänger Vorrang gewähren. „Im Kreisel gilt das nur,<br />
wenn der Autofahrer den Kreisel verlässt“, so der Fahrlehrer.<br />
Es handelt sich hierbei um einen Abbiegevorgang.<br />
Und dann gilt auch: rechts Blinken. Aber nicht beim<br />
Einfahren in den Kreisverkehr.<br />
Eigentlich alles klar geregelt: Polizeihauptkommissar<br />
Richard Zeimetz am Kreisverkehr auf dem<br />
Hahnplatz in Prüm.<br />
Die scheinbar unlogische Blinker-Regelung ist zugleich<br />
ein Schlüssel für das Wer-hat-Vorfahrt-Problem: Im<br />
Kreisel hat es der Verkehr dort selbst<br />
– wie die Vorfahrt-achten-Beschilderung<br />
an den Einmündungen klar<br />
stellt. Blinken ist dann laut Straßenverkehrsordnung<br />
nicht vorgesehen.<br />
Aber: „Wenn Sie den Kreisverkehr<br />
verlassen, biegen Sie nach rechts<br />
immer in eine neue Straße ein.<br />
Dann müssen sie blinken. Querende<br />
Fußgänger haben dann Vorrang“,<br />
betont Richard Zeimetz. Er muss es<br />
wissen. Zeimetz, Polizeihauptkommissar,<br />
ist gerade im 41. Dienstjahr<br />
und seit 18 Jahren Verkehrssicherheitsberater<br />
bei der Polizeiinspektion Prüm.<br />
Sieht man den Kreisverkehr als Straße, aus der nach<br />
rechts abgebogen wird, dürfte es also keine Missverständnisse<br />
geben. Doch der Alltag zeigt, dass das nicht<br />
selbstverständlich ist. Dabei sind Unfälle in oder vor<br />
Kreisverkehren im Vergleich zu Unfällen vor Kreuzungen<br />
eher leichtere Auffahrunfälle. Dazu kommt: Im Kreisverkehr<br />
läuft der Verkehr flüssiger und Umwelt schonender<br />
ist das auch.<br />
21
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Abb. zeigt ASX Edition+ 1.6 Benziner<br />
Abb. zeigt ASX Edition+ 1.6 Benziner 86 kW (117 PS) 5-Gang.<br />
Abb. zeigt ASX Edition+ Abb. zeigt 1.686 ASX Benziner kW Edition+ (117PS) 86 kW 1.6 (117 5-Gang. Benziner PS) 5-Gang. 86 kW (117 PS) 5-Gang.<br />
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Abb. zeigt ASX Edition+ 1.6 Benziner 86 kW (117 PS) 5-Gang.<br />
Der Abb. zeigt ASX Edition+ 1.6 Benziner 86 kW (117 PS) 5-Gang.<br />
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Abb. zeigt ASX Edition+ Navigationssystem 1.6 Der Benziner zuverlässige Navigationssystem 86 mit<br />
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5-Gang Kraftstoffverbrauch 5-Gang Kraftstoffverbrauch Sitzheizung (l/100 (l/100 km) km) innerorts vorne innerorts (l/100 6,9; km) 6,9; außerorts innerorts außerorts 6,9; 4,9; außerorts 4,9; kombiniert kombiniert 4,9; 5,7. kombiniert 5,7. 5,7.<br />
Messverfahren<br />
5-Gang Kraftstoffverbrauch<br />
VO (EG) 715/2007<br />
(l/100<br />
ASX<br />
km)<br />
Edition<br />
innerorts<br />
1.6<br />
6,9;<br />
Benziner<br />
außerorts<br />
86<br />
4,9;<br />
kW<br />
kombiniert<br />
(117 PS)<br />
5,7.<br />
CO 2-Emission CO kombiniert 2-Emission 131 131 kombiniert g/km. g/km. Effizienzklasse Effizienzklasse 131 g/km. Effizienzklasse C. ASX C. ASX Edition+ Edition+ C. ASX 1.6 Benziner Edition+ 1.6 Benziner 1.6 Benziner<br />
Leichtmetallfelgen<br />
CO2-Emission kombiniert 131 g/km. Effizienzklasse C. ASX Edition+ 1.6 Benziner<br />
86 5-Gang 86 kW (117<br />
kW (117 Kraftstoffverbrauch PS) (l/100 km) innerorts 6,9; außerorts 4,9; kombiniert 5,7.<br />
86 kW PS)<br />
865-Gang kW<br />
(117 5-Gang<br />
(117 Kraftstoffverbrauch Rückfahrkamera PS)<br />
PS) 5-Gang Kraftstoffverbrauch<br />
5-Gang Kraftstoffverbrauch (l/100 u. v. km) m. innerorts<br />
Kraftstoffverbrauch (l/100 (l/100 km)<br />
(l/1007,0; km) innerorts<br />
km) außerorts 7,0; 7,0;<br />
innerorts<br />
außerorts außerorts<br />
7,0; 5,0; außerorts<br />
5,0; 5,0;<br />
5,0;<br />
kombiniert CO kombiniert 2-Emission 5,7. kombiniert CO 131 g/km. Effizienzklasse C. ASX Edition+ 1.6 Benziner<br />
kombiniert 5,7. CO 2-Emission 5,7. CO kombiniert 132 g/km. Effizienzklasse C. ASX Kraftstoffverbrauch<br />
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5,7. CO2-Emission kombiniert 2-Emission kombiniert 132 g/km. Effizienzklasse C. ASX Kraft-<br />
132 132 g/km. Effizienzklasse C. C. ASX ASX Kraft-<br />
Kraftstoffverbrauch<br />
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5,8–5,7.<br />
CO2-Emission km) innerorts CO kombiniert 2-Emission 7,0; außerorts 152–131 kombiniert 5,0; g/ 152–131 g/<br />
kombiniert 152–131 g/ g/<br />
km.<br />
kombiniert km. Effizienzklasse<br />
Effizienzklasse km. 5,7. km.<br />
Effizienzklasse COEffizienzklasse 2-Emission C.<br />
C. C. kombiniert C. 132 g/km. Effizienzklasse C. ASX Kraftstoffverbrauch<br />
VO (EG) 715/2007 (l/100 km) kombiniert ASX Edition 5,8–5,7. CO1.6 2-Emission Benziner kombiniert 86 152–131 kW (117 g/ PS)<br />
Messverfahren<br />
5-Gang Kraftstoffverbrauch km. Effizienzklasse Auto (l/100 C. Kloep km)<br />
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Lada Vesta SW Kombi<br />
Ausstattung Testfahrzeug: Standard<br />
Auch der neue Vesta SW Kombi hat das „X-Design“ von Lada, erkennbar in den markanten Sicken in den<br />
Seiten. Der russische Hersteller überarbeitet seit einigen Jahren seine gesamte Fahrzeugflotte.<br />
LADA ZÜNDET DIE NÄCHSTE STUFE<br />
Mit dem Vesta SW Kombi führen die Russen unter Führung von<br />
Renault-Nissan die Europäisierung ihrer Fahrzeugflotte fort.<br />
Lackierung Testfahrzeug: Silber<br />
Motor: 1.6 , Benziner<br />
Leistung: 78 kW/106 PS<br />
Zylinder: 4<br />
Hubraum: 1596 ccm<br />
Seit 2012 hält der Konzern Renault-<br />
Nissan die Aktienmehrheit bei Lada.<br />
Und seitdem haben sich die aus Russland<br />
kommenden Fahrzeuge sichtlich verändert.<br />
Auch der Vesta SW Kombi, seit Mitte<br />
des Jahres auf dem deutschen Markt, sieht<br />
anders aus, als man es einst von einem<br />
Lada erwarten durfte. Allen neu entwickelten<br />
Ladas wurde ein markantes „X-Design“<br />
verpasst, das sich auch im Vesta SW Kombi<br />
im Kühlergrill und in den markanten<br />
Sicken an der Fahrzeugseite wiederfindet:<br />
Der Wagen wirkt so dynamisch, sportlich<br />
– an mitteleuropäisches Autodesign<br />
gewöhnten Augen tut das gut. „Mit diesem<br />
schnittigen Aussehen soll der Vesta Kombi<br />
junge Familien oder Geschäftsleute, die<br />
Platz für den Transport brauchen, erreichen“,<br />
so Tim Franke, Verkaufsleiter bei<br />
Lada-Fachhändler Auto Marien in Dohm.<br />
Die Zielgruppen könnte da vor allem der<br />
Preis überzeugen: Das <strong>o7</strong>-Testfahrzeug<br />
in der „Standard“-Ausführung, die zweite<br />
von fünf Varianten, kostet 14.990 Euro.<br />
Das ist durchaus eine Kampfansage an den<br />
Wettbewerb. Für das Geld bekommt man<br />
im Testwagen einiges serienmäßig. Neben<br />
ABS, ASP, ESP, Berganfahrhilfe auch etwa<br />
in die Außenspiegel integrierte LED-Blinker<br />
oder eine zusätzliche Bremsleuchtenzeile<br />
unter dem Heck. Serienmäßig sind<br />
im Vesta SW Kombi „Standard“ aber auch<br />
16 Zoll Leichtmetallfelgen oder der exakt<br />
auf den Fahrer anpassbare Sitz: „Er ist in<br />
der Höhe verstellbar, auch die Rückenlehne,<br />
dazu noch getrennt im Lendenwirbelbereich.<br />
Und er ist wie der Beifahrersitz<br />
in allen Ausstattungsklassen beheizbar“,<br />
betont Tim Franke. Das Cockpit davor<br />
wirkt aufgeräumt. Unnötiger Schnick-<br />
Schnack fehlt. Robust und solide wirken<br />
die Rundinstrumente, analogen Skalen<br />
und die Schalter.<br />
Was wichtig ist, ist vom Lenkrad bedienbar,<br />
zum Beispiel der Tempomat. Das<br />
Audiosystem an Bord des Vesta wiederum<br />
hat Bluetooth, USB-Stecker und SD-Slot.<br />
Dafür entfällt der CD-Player. Ein Zugeständnis<br />
an geänderte Medienträgerwahl<br />
der Kunden. Erstaunlich: Licht- und Regensensor<br />
sowie Klimaanlage sind beim Vesta<br />
SW Kombi serienmäßig immer dabei.<br />
Wer einen Kombi kauft, will genügend<br />
Platz für die Beladung. 480 bis 825 Liter<br />
(bei Beladung bis zur Fensterkante und<br />
umgeklappten Rücksitzen) fasst der Vesta<br />
SW Kombi-Gepäckraum. Zwei Ladeböden,<br />
Verzurrösen, kleine Klappen als<br />
Stauraum sind ein cleveres Angebot. Die<br />
Dachreeling bietet weitere Ansatzpunkte<br />
für Beladung. Mit 106 PS ist der Vesta<br />
SW Kombi ausreichend ausgestattet. Die<br />
Durchzugswerte sind zufriedenstellend,<br />
der Wendekreis für ein 4,41 Meter langes<br />
Auto wirkt erfreulich klein. Allen Varianten<br />
gleich ist eine 5-Jahresgarantie, zusammengesetzt<br />
aus drei Jahren Neuwagenplus<br />
zwei Jahren Anschlussgarantie. Fazit:<br />
Für Kombi-Einsteiger muss mehr Kombi<br />
nicht unbedingt sein.<br />
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h<br />
Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe<br />
Verbrauch kombiniert: 5,5 l/100 km/h<br />
CO ²<br />
-Emission kombiniert: 157 g/km<br />
Effizienzklasse: E<br />
Schadstoffnorm: EURO 6b<br />
Preis Testfahrzeug: 14.990 Euro<br />
Für Verkaufsleiter Tim Franke ist der neue<br />
Vesta Kombi auch für junge Familien ein<br />
gutes Angebot.<br />
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23<br />
G<br />
M<br />
B<br />
H
Schön ist es hier sowieso: Wanderschäfer Edgar Marquardt oberhalb von Pelm. Seine Schafe hat er immer im Blick. Hütehund Benny ist immer mit dabei.<br />
KEINE FALSCHE ROMANTIK<br />
Edgar Marquardt ist Wanderschäfer. Einer von noch wenigen. Immer an der frischen Luft, 800 Vierbeinern<br />
bei der Weidearbeit zusehen - ein Traumberuf? Wenn es so einfach wäre.<br />
Die Unruhe hat gerade nur Einer. Benny, Altdeutscher<br />
Hütehund, langweilt sich entschieden und umkreist<br />
seinen Chef, bis der ihn mit scharfem Kommando zu sich ruft.<br />
Von seinem Standort aus hat Edgar Marquardt aus Hinterhausen<br />
mal wieder einen traumhaften Blick. Er geht über die Wildwiese<br />
hinüber hoch zur Kasselburg. Wenn er will. Ruhe herrscht an<br />
diesem strahlenden Sommertag. Um ihn herum fast Stille. Nur<br />
ein leises Schmatzen und Zupfen ist zu hören: 800 Lämmer und<br />
Schafe, vorwiegend Merinos, sind bei der Arbeit. Ein Hektar an<br />
einem Tag. „Kann auch mehr sein“, meint Edgar Marquardt, der<br />
Wanderschäfer.<br />
Was er gerade sieht, gefällt ihm jedenfalls. Nicht wegen des<br />
Fernblicks. Sein Kapital, die 800, auch die drei schwarzen<br />
Schafe irgendwo mittendrin und vier seiner zehn Böcke, sind bei<br />
der Arbeit. Immer wieder lösen sich langsam kleine Herden aus<br />
dem Verbund, ziehen gemütlich zu noch hoch stehendem Grün<br />
weiter. „Wenn es so ist, ist alles gut“, urteilt der 55-Jährige und<br />
lehnt entspannt auf seinem Schäferstab. Seit dem frühen Morgen<br />
ist er unterwegs, mit seiner Frau hatte er zuvor das Benötigte an<br />
Netzen aus dem kleinen Kombi geholt und den neuen Standort<br />
eingezäunt. Und dann war er wie immer mit seinen 800<br />
losgezogen. Benny, von Marquardt ausgebildet, auf der einen,<br />
er selbst auf der anderen Seite der Herde; oder mal er davor und<br />
24 | 25<br />
Benny dahinter. Je nachdem. Das macht der gelernte Schlosser<br />
seit 20 Jahren so. Nach der Lamm-Zeit der Muttertiere und der<br />
Schafschur im Winter ist er ab April bis Ende Januar unterwegs.<br />
Je nach Witterung. Ein ungewohnter Anblick für Autofahrer und<br />
Wanderer. In diesen Monaten ist das theoretisch sieben Tage die<br />
Woche möglich, bei fast jedem Wind und Wetter. „Wenn wir<br />
durch Birgel müssen, geht es sogar über die Hauptstraße“, so<br />
Marquardt, dem wie in der Regel Wald- und Feldwege entschieden<br />
lieber ist.<br />
Ziel sind eigene Flächen, die von Anderen, die ihn buchen, oder<br />
die Pflege von nicht befahrbaren Naturschutzflächen im Auftrag<br />
der Landesregierung. Der Wanderschäfer hat mit dem Land<br />
Pflegeverträge geschlossen und bekommt für seine Arbeit dann<br />
einen Zuschuss. In Extremsommern wie dem gerade zu Ende<br />
gegangenen, hat Marquardts Herde den Zusatzauftrag, durch<br />
Beweidung die Brandgefahr auf den Wiesen und Weiden zu<br />
verringern. Und immer sind 800 Merinos das beste Mittel, die<br />
Verbuschung der Kulturlandschaft zu verhindern.<br />
Den Blick hat der Wanderschäfer unterdessen ununterbrochen<br />
auf seine Herde gerichtet. Natürlich habe er den lieben Tag lang<br />
so auch Zeit nachzudenken, doch er muss gleichzeitig aufmerksam<br />
bleiben. Steht ein Schaf nur still, den Kopf gesenkt, hinkt<br />
es vielleicht? Alles kann Symptom für eine Erkrankung oder
Verletzung sein. Während<br />
seiner Lehrzeit zum<br />
Schäfer hat Marquardt<br />
gelernt, sie zu erkennen.<br />
Klauenerkrankungen,<br />
Entzündungen der Euter,<br />
Eiterfüße zum Beispiel.<br />
Zwei- bis dreimal jährlich<br />
müssen seine Schafe<br />
entwurmt werden, Lämmer<br />
alle sechs bis acht<br />
Wochen. Und ständig<br />
muss kontrolliert werden,<br />
ob jedes Schaf auch noch<br />
seine vorgeschriebenen<br />
beiden Ohrmarken hat.<br />
Auch darauf haben die<br />
Kontrolleure des Landes<br />
ein Auge.<br />
Lohnt sich der ganze<br />
Aufwand? Nun ja, meint<br />
Wanderschäfer Marquardt,<br />
besonders viel<br />
verdienen könne man<br />
in seinem Beruf nicht.<br />
Man müsse es einfach<br />
Wie viele Kilometer er zu Fuß pro<br />
Jahr mit seiner Herde zwischen Gerolstein<br />
und Hillesheim unterwegs<br />
ist, hat Wanderschäfer Edgar Marquardt<br />
nie gezählt.<br />
gerne tun. Er habe ein<br />
Hobby seit seiner Jugend<br />
vor 20 Jahren zum Beruf<br />
gemacht, das „Schäfer-<br />
Gen“ habe ihm wohl der<br />
Großvater, der ebenfalls<br />
Schäfer war, vererbt.<br />
Edgar Marquardt befürchtet<br />
aber, dass er und<br />
seine Kollegen in der<br />
Region aus Oos, Berlingen,<br />
Waldkönigen oder<br />
Neroth doch zu einer<br />
aussterbenden Spezies<br />
gehören.<br />
Erlöse aus dem Lammverkauf<br />
an die Schlachthöfe,<br />
der Landeszuschuss, das<br />
alleine reicht kaum. Aber<br />
die wertvolle Merinowolle?<br />
„Ach hören Sie auf!<br />
60 bis 80 Cent für das<br />
Kilo!“ Um Wacholderhecken<br />
auf einer Weide<br />
machen die vierbeinigen<br />
Grünpfleger unterdessen<br />
einen Bogen. Erfahrung<br />
macht selbst Schafe<br />
klug. Dass sie auch als<br />
„Samen-Taxi“ unterwegs<br />
sein können, weiß nur ihr<br />
Wanderschäfer: „Wenn<br />
wir nach der Blüte auf<br />
Wiesen mit Wildorchideen<br />
oder anderen seltenen<br />
Wildpflanzen sind, dann<br />
bleiben Samen im Fell<br />
hängen, und wir bringen<br />
sie weiter.“<br />
Das ist aber nun wirklich<br />
Schäfer-Romantik! Und<br />
Edgar Marquardt, der gar<br />
nicht genau weiß, wie<br />
viele Kilometer er pro<br />
Jahr zu Fuß mit seiner<br />
Herde unterwegs ist,<br />
wehrt sich auch nicht gegen<br />
die, die das genau so<br />
sehen: Kommen Touristen<br />
des Weges und bitten ihn<br />
begeistert um ein Selfie<br />
mit etwas so Unverhofftem<br />
wie einem Wanderschäfer,<br />
dann macht<br />
Edgar Marquardt eben<br />
gute Miene zum Spiel. Er<br />
selbst nutzt sein Smartphone<br />
vor allem für den<br />
Blick auf die Wetter-App.<br />
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NUR EINER WIRD GEWINNEN<br />
Am 21. Oktober werden der Verbandsgemeinderat und auch der neue Bürgermeister für die aus den<br />
fusionierten VGs Hillesheim, Obere Kyll und Gerolstein zum 1. Januar 2019 die Rechtsnachfolge antretende<br />
neue Verbandsgemeinde Gerolstein gewählt. Ein historisches Datum in der Region! Die neue VG<br />
wird mit rund 31.000 Einwohnern zwischen Densborn, Hallschlag und Üxheim die größte im Landkreis<br />
Vulkaneifel sein. Bewerberschluss für den neuen Chefposten war der 3. September. Bei Redaktionsschluss<br />
dieser <strong>o7</strong> hatten sich fünf Kandidaten registrieren lassen, die Matthias Pauly beerben wollen.<br />
Wir haben dem Quintett einen Fragenkatalog zugeschickt: Das können die Wählerrinnen und Wähler<br />
von Hans Peter Böffgen, Hans-Jürgen Breuer, Martin Gräf, Dietmar Johnen und Gerald Schmitz erwarten.<br />
Einer von ihnen wird am 21. Oktober, spätestens in einer Stichwahl, gewinnen.<br />
Das muss in der neuen VG Gerolstein<br />
dringend verbessert werden (drei<br />
Nennungen): Attraktive Angebote für Familien,<br />
Kinder und Jugendliche; das Ehrenamt<br />
in Feuerwehren, Vereinen und Gemeinden<br />
stärken; beste Rahmenbedingungen für unsere<br />
Unternehmen.<br />
So will ich für schnelles Internet und ein engeres<br />
Mobilfunknetz in der gesamten VG sorgen:<br />
Ich unterstütze das Kooperationsprojekt von<br />
Kreis und Kommunen in den Breitbandausbau<br />
im Landkreis. Das Free Wifi Projekt der Stadt<br />
Gerolstein sollte auf die neue VG ausgedehnt<br />
werden.<br />
Das werde ich gegen den Hausärzte- und<br />
Hans Peter Böffgen, 53, verheiratet, 6 Kinder, Kommunalbeamter<br />
/ Dipl. Verwaltungswirt. Wohnort in Pelm. Unterstützt<br />
von der SPD<br />
Fachärztemangel in der VG tun: Ich unterstütze<br />
das Kreiskonzept zur Gesundheits- und<br />
Pflegeversorgung und setze mich für eine gute<br />
Versorgung durch Haus-/Facharztpraxen und<br />
für die Sicherung der ärztlichen Notfallversorgung<br />
ein.<br />
Wenn es um die Fachbereichsleiter, die Leiter<br />
der künftigen VG-Werke, der Feuerwehr o.a.<br />
Ämter geht, will ich Postenklüngelei so vermeiden:<br />
Postenklüngelei darf und wird es nicht<br />
geben. Leitungsstellen werden ausschließlich<br />
nach Kompetenz und Erfahrung im Einvernehmen<br />
mit der Personalvertretung und Gleichstellungsbeauftragen<br />
besetzt.<br />
Hillesheim, Obere Kyll und Gerolstein werde<br />
ich in der fusionierten VG zum Beispiel so<br />
berücksichtigen: Verwaltungsstandort ist<br />
Gerolstein. In Hillesheim und Jünkerath wird es<br />
Bürgerbüros geben. Die KFZ Zulassungsstelle<br />
bleibt in Jünkerath, die VG-Werke werden im<br />
Gerolsteiner Bahnhof untergebracht. Die drei<br />
TI’s in Stadtkyll, Hillesheim und Gerolstein<br />
bleiben erhalten. Für die Tourismusverwaltung<br />
unterstütze ich einen Standort in Hillesheim.<br />
Das muss in der neuen VG Gerolstein<br />
dringend verbessert werden (drei Nennungen):<br />
Wichtig für die Bürger und die Räte ist,<br />
dass wir sofort eine gute Arbeitsebene haben,<br />
damit die gute Verwaltungsarbeit, die in den bis<br />
dato drei Rathäusern gemacht wurde, nahtlos<br />
weitergeht.<br />
Und so will ich das erreichen: Durch Gespräche<br />
mit Büroleitern und Abteilungsleitern aus<br />
allen Rathäusern.<br />
So will ich für schnelles Internet und ein engeres<br />
Mobilfunknetz in der gesamten VG sorgen:<br />
Da ist auf jeden Fall großer Bedarf, speziell was<br />
das Mobilfunknetz angeht. Wenn die eigentlich<br />
außen vor stehende Verbandsgemeinde dies mit<br />
bearbeiten soll, dann brauchen wir dafür Geld<br />
in einem dafür vorgesehenen Haushaltsposten.<br />
Hans-Jürgen Breuer, 58 Jahre, verheiratet, 2 Kinder, Elektroniker<br />
bei Feluwa Pumpen GmbH. Wohnort in Hallschlag.<br />
Unterstützt von der Bürgerliste Bürgerwille.<br />
Kostenermittlung und mögliche Eigenleistungen<br />
müssen zuvor erfragt werden.<br />
Das werde ich gegen den Hausärzte- und Fachärztemangel<br />
in der VG tun: Es könnten z. B.<br />
auch hausärztliche Versorgungszentren in den<br />
in Zukunft leer stehenden Etagen der Rathäuser<br />
in Jünkerath und Hillesheim installiert werden.<br />
Dort gibt es behindertengerechte Zuwegungen.<br />
Unten im Haus helfen die Bürgerbüros den<br />
Patienten bei der Ausarbeitung des Papierkrams,<br />
insbesondere den älteren Menschen.<br />
Wenn es um die Fachbereichsleiter, die Leiter<br />
der künftigen VG-Werke, der Feuerwehr o.a.<br />
Ämter geht, will ich Postenklüngelei so vermeiden:<br />
Wenn ich Bürgermeister bin, werden alle<br />
berücksichtigt. Klüngel kenne ich nur von Kölle.<br />
Es werden viele Gespräche dazu geführt werden<br />
müssen.<br />
Hillesheim, Obere Kyll und Gerolstein werde<br />
ich in der fusionierten VG zum Beispiel<br />
so berücksichtigen: Bürgerbüros wird es in<br />
Hillesheim und Jünkerath geben, und die KFZ<br />
Zulassungsstelle wird zudem in Jünkerath<br />
bleiben. Der Rest wird in der neuen großen<br />
Gemeinschaft geklärt werden.<br />
27
Das muss in der neuen VG Gerolstein<br />
dringend verbessert werden (drei Nennungen):<br />
Die solide finanzielle Ausstattung aller<br />
Kommunen! Ich bin für eine Gynäkologie und<br />
Onkologie am Krankenhaus in Gerolstein! Bessere<br />
Verknüpfung der Akteure aus Wirtschaft,<br />
Handel und Industrie; Vereine, Verbände für<br />
mehr wirtschaftliche Wertschöpfung.<br />
Und so will ich das erreichen: Höhere Gewerbeeinnahmen;<br />
politischer Druck auf die entsprechenden<br />
Entscheidungsträger; Einladung aller<br />
Akteure zu den Besprechungen der Verwaltung.<br />
So will ich für schnelles Internet und ein engeres<br />
Mobilfunknetz in der gesamten VG sorgen:<br />
Durch unseren Kreisvorsitzenden Marco Weber<br />
Martin Gräf, 31 Jahre, verheiratet, Assessor des Forstdienstes.<br />
Wohnort in Daun. Unterstützt von: FDP Vulkaneifel.<br />
haben wir einen direkten Draht ins Wirtschaftsministerium.<br />
Die FDP ist die Digitalpartei und<br />
hat die Netzabdeckung und Breitbandausbau<br />
immer in der Prioritätenliste.<br />
Das werde ich gegen den Hausärzte- und Fachärztemangel<br />
in der VG tun: Start-Up! Materielle<br />
und finanzielle Unterstützung von Ärzten bei<br />
der Gründung von Gemeinschaftspraxen.<br />
Wenn es um die Fachbereichsleiter, die Leiter<br />
der künftigen VG-Werke, der Feuerwehr o.a.<br />
Ämter geht, will ich Postenklüngelei so vermeiden:<br />
Postenklüngel ist ein enormer Schaden für<br />
alle Strukturen. Es verringert die Motivation der<br />
Mitarbeiter, wenn ein Kollege nur aufgrund des<br />
richtigen Parteibuches oder anderer Kontakte<br />
befördert wird.<br />
Hillesheim, Obere Kyll und Gerolstein werde<br />
ich in der fusionierten VG zum Beispiel so<br />
berücksichtigen: Die Fachbehörden werden an<br />
sich in Gerolstein gebunden werden. Allerdings<br />
müssen die Touristinformationen und Bürgerbüros<br />
vor Ort bleiben. Die neue kommunale<br />
Holzvermarktungs-GmbH geht nach Hillesheim.<br />
Die KFZ Zulassung bleibt in Jünkerath!<br />
Das muss in der neuen VG Gerolstein<br />
dringend verbessert werden (drei Nennungen):<br />
Integration der Menschen und deren<br />
Potentiale vom Ehrenamt bis zu den Wirtschaftspotentialen<br />
in den Betrieben und starken<br />
Unternehmen. Tatkräftige Zukunftsimpulse<br />
zur Belebung der Dörfer und der Städte durch<br />
ein Citymanagement. Die Entwicklung von<br />
klimaneutralen Mobilitätskonzepten.<br />
Und so will ich das erreichen: Durch breite<br />
durchlässige Bildungspotentiale, Arbeitsplätze,<br />
Karrierechancen.<br />
So will ich für schnelles Internet und ein engeres<br />
Mobilfunknetz in der gesamten VG sorgen:<br />
Ich begrüße das Breitbandprojekt vom Kreis, um<br />
die entstandenen weißen Flecken zu schließen.<br />
Dietmar Johnen, 52 Jahre, verheiratet, drei Kinder, Mitarbeiter<br />
Ministerbüro Umweltministerium. Wohnort in Kalenborn-Scheuern.<br />
Unterstützt von Bündnis90/Die Grünen.<br />
Danach müssen die VGs sich zusammen schließen<br />
und den Giga-Ausbau vorbereiten. Mobilfunk:<br />
durch ein Echtzeitdatenmobilfunknetz als<br />
Pilotprojekt in der neuen Verbandsgemeinde.<br />
Das werde ich gegen den Hausärzte- und Fachärztemangel<br />
in der VG tun: Weiter eine stärkere<br />
Partizipation am Kreisprojekt „Pflegerische und<br />
Medizinische Versorgung“, bis hin zu Medizinischen-Versorgungs-Zentren<br />
als Optionen.<br />
Wenn es um die Fachbereichsleiter, die Leiter<br />
der künftigen VG-Werke, der Feuerwehr o.a.<br />
Ämter geht, will ich Postenklüngelei so vermeiden:<br />
Die Besten Auswahl läuft. Die Lenkungsgruppe<br />
bündelt Fachkompetenz und stellt eine<br />
einsatzfähige Grund-Verwaltung zusammen.<br />
Bestellung der Führungsspitzen behalte ich mir<br />
im Falle meiner Wahl vor und werde dies mit<br />
dem neuen Personalrat und dem VG-Rat eng<br />
abstimmen und erst in der Folge besetzen.<br />
Hillesheim, Obere Kyll und Gerolstein werde<br />
ich in der fusionierten VG zum Beispiel so<br />
berücksichtigen: Das werde ich mit dem neuen<br />
VG-Rat gemeinsam entscheiden.<br />
Das muss in der neuen VG Gerolstein<br />
dringend verbessert werden (drei<br />
Nennungen): Angebote für Dorfgemeinschaften<br />
und Familien ausweiten. Daneben können mehr<br />
europäische Fördermittel beantragt werden.<br />
Und so will ich das erreichen: Ich möchte ein<br />
Entwicklungskonzept mit allen Bürgern erarbeiten.<br />
Durch einen kommunalen Vollzugsbeamten<br />
will ich das Thema Sicherheit stärker in den<br />
Fokus rücken.<br />
So will ich für schnelles Internet und ein engeres<br />
Mobilfunknetz in der gesamten VG sorgen:<br />
Als Bürgermeister will ich erster Ansprechpartner<br />
für die Ortsgemeinden sein. Der Ausbau<br />
soll vorangetrieben werden. Bürgerinitiativen<br />
28<br />
Gerald Schmitz, 34 Jahre, verheiratet, 3 Kinder, Polizeibeamter,<br />
Dipl.-Verwaltungswirt (FH), Volljurist. Wohnort in der<br />
VG: Hillesheim. Unterstützt von der CDU<br />
können sich vielleicht für einen Glasfaserausbau<br />
zusammenschließen.<br />
Das werde ich gegen den Hausärzte- und<br />
Fachärztemangel in der VG tun: Gezielte Struktur-<br />
und Fördermaßnahmen erhöhen! Ich will<br />
Gespräche mit Ärztinnen und Ärzten führen,<br />
die hier in der Region aufgewachsen sind, aber<br />
nicht hier arbeiten. Dazu kommt die Ansprache<br />
von Medizinstudierenden aus der Region.<br />
Wenn es um die Fachbereichsleiter, die Leiter<br />
der künftigen VG-Werke, der Feuerwehr o.a.<br />
Ämter geht, will ich Postenklüngelei so vermeiden:<br />
Wichtig ist für mich die fachliche und<br />
menschliche Kompetenz. „Klüngeleien“ mag<br />
ich generell nicht, Offenheit, Gerechtigkeit und<br />
Orientierung sind mir wichtig.<br />
Hillesheim, Obere Kyll und Gerolstein werde<br />
ich in der fusionierten VG so berücksichtigen:<br />
An allen Standorten werden Bürgerbüros eingerichtet.<br />
Wichtige Teile der Verwaltung wird es<br />
auch außerhalb vom Standort Gerolstein geben.
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Vor eineinhalb Jahren eröffnete unweit der Kyllbrücke in<br />
Oberbettingen die „Auszeit“. Mittlerweile hat sich die Adresse<br />
bei Berufspendlern, Touristen und in Oberbettingen<br />
herum gesprochen.<br />
Viele Oberbettinger sind erleichtert.<br />
Der Ort hatte schon länger keine<br />
eigene Gastronomie mehr, und dass es<br />
da eine Nachfrage gibt, hat Udo Tombers,<br />
Inhaber von „Udo‘s Bike Shop“ am Kyllufer,<br />
einfach nicht ruhen lassen. Da müsste<br />
was machbar sein! Also eröffnete er gleich<br />
neben seiner Bike-Werkstatt die „Auszeit“,<br />
streng genommen noch auf Hillesheimer<br />
Grund, geführt von Nicole Quetsch aus<br />
Hillesheim. Mit Alexander Schiefers steht<br />
ein gelernter Koch in der Küche, der zuvor<br />
im „Müllisch‘s Hof“ in Dohm gearbeitet<br />
hat. Schiefers‘ Job ist vielseitig: Zur<br />
Mittagszeit sind Berufspendler, Schüler auf<br />
dem Weg zum Bahnhof oder Beschäftigte<br />
aus Oberbettingen und Hillesheim seine<br />
Kunden. Die haben dann in der Regel<br />
zwar Hunger, aber wenig Zeit. „Wir haben<br />
deshalb eine täglich wechselnde Mittagskarte<br />
aufgelegt“, so Schiefers. So ist etwa<br />
Mittwochs in der „Auszeit“ der beliebte<br />
„Schnitzel-Tag“.<br />
Die eigentliche Karte ist natürlich komplexer<br />
als die Küche für den schnellen<br />
Zweck, setzt aber ebenfalls meist auf<br />
regionale, gutbürgerliche Gerichte. Bei den<br />
Vorspeisen findet sich so etwa eine „Eifeler<br />
Kartoffelsuppe“. Unter den Hauptgerichten<br />
ist bezeichnenderweise das „Trucker-<br />
Schnitzel“ mit Zwiebeln, Bacon, Spiegelei<br />
und Salat der „Renner“, so der Koch. Seine<br />
Gäste schätzen auch das „Eifeler Brutzelfleisch“<br />
mit Zwiebeln, Kräuter-Schmand<br />
auf Bratkartoffeln und einem gemischten<br />
Salat der Saison, oder die Bratwurst.<br />
Udo Tombers, der die Idee zur kleinen<br />
Gastronomie am Kyllufer hatte, ist sich<br />
jedenfalls nach gut einem Jahr sicher:<br />
„Das Konzept ist aufgegangen!“ Wenn es<br />
richtig „brummt, gehen hier schon mal bis<br />
zu 50 Essen am Tag raus“, bestätigt sein<br />
Küchenchef. Wer in die „Auszeit“ kommt,<br />
hat zudem mehrere Möglichkeiten bei der<br />
Platzwahl. In der warmen Jahreszeit steht<br />
eine kleine Außengastronomie unweit der<br />
rauschenden Kyll zur Verfügung. Innen drin<br />
hat Tombers, der seine Kundschaft kennt,<br />
den eigentlichen Restaurantraum mit einer<br />
Tür vom Kneipenbetrieb nebenan, wo<br />
auch Raucher willkommen sind, getrennt.<br />
Im diesjährigen Karneval oder bei den<br />
Spielen der Fußballweltmeisterschaft hat<br />
sich das schon bewährt: Wo die einen feiern,<br />
konnten die anderen in Ruhe einfach<br />
speisen und trinken. Zum Beispiel Kölsch<br />
vom Fass, auch keine Selbstverständlichkeit<br />
mehr in der regionalen Gastronomie.<br />
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Alexander Schiefers, gelernter Koch, ist der<br />
Küchenchef in der „Auszeit“.<br />
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WIE TICKEN JUGENDLICHE?<br />
2015 wollte eine „Sinus“-Studie im Auftrag unter anderem der Bundeszentrale für politische<br />
Bildung wissen, wie Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren ticken. Ein Ergebnis<br />
für ganz Deutschland. Passt das zur Lebenswirklichkeit der Jugendlichen in der Region?<br />
Die Geschwister Moritz (17) und Lena (15) Heinen aus<br />
Oberbettingen sind als Vertreter von „Deutschlands braver<br />
Jugend“ gefragt. So fassten die Autoren der „Sinus-Studie“<br />
die Ergebnisse ihrer Befragungen zusammen. Das irritiert Moritz<br />
und Lena sofort: Ist man „brav“ wenn<br />
man Autoritäten akzeptiert, Verlässlichkeit<br />
schätzt und auf Andere offen zugeht? Ist<br />
das ein Nachteil? Die beiden glauben das<br />
nicht.<br />
Die erwähnte „Sinus“-Studie hat zum<br />
Beispiel ergeben, dass die meisten Jugendlichen<br />
heute ein emotionales Verhältnis zu<br />
ihrem Handy haben. So weit gehen Moritz<br />
und Lena auch mit Blick auf ihre Cliquen<br />
nicht. Aber klar: Verabredungen treffen,<br />
mal spontane Nachrichten schicken – das<br />
ist fester Bestandteil ihres Alltags.<br />
Liebe und Partnerschaft ist jungen Leuten<br />
heute wichtig. Moritz und Lena sind da<br />
keine Ausnahme. Alles „Ausprobieren“<br />
müssen sie vorher nicht und bestätigen so<br />
die Forschungsergebnisse. Und auch das<br />
Untersuchungsergebnis, dass Treue ein<br />
zentraler Wert ist: „Wenn eine Beziehung<br />
da ist, dann ist es auch ernst gemeint“,<br />
schätzt Moritz seine und die Einstellung<br />
der allermeisten seiner Freunde ein.<br />
Welche Religion befürworten die beiden, unabhängig von der<br />
Zugehörigkeit durch die Taufe? Deutschlands Jugend wolle<br />
sich erst einmal über Glaubensmöglichkeiten informieren,<br />
heißt es. Auch hier stimmen die zwei Oberbettinger zu: Sie<br />
erfahren im Ethik-Unterricht Grundsätzliches:<br />
Lena Heinen, 15, findet eine feste Beziehung<br />
wichtig. Darin hat Treue für sie<br />
einen hohen Stellenwert.<br />
Moritz Heinen interessiert weniger eine<br />
bestimmte Religion als die Beantwortung<br />
allgemeiner ethischer Fragen.<br />
„Gab es Jesus tatsächlich? Das interessiert mich schon“, so<br />
Lena. Wie die Gottes-Frage andere Religionen verstehen, das<br />
will Moritz erst einmal genauer wissen. Ein rationales Prinzip<br />
leitet ihn auch bei der Präferenz für politische Parteien. Wie<br />
viele im Ergebnis der bundesweiten<br />
Studie.<br />
Die jüngsten rassistischen Vorfälle in<br />
Chemnitz haben die beiden Jugendlichen<br />
irritiert. Wie gehen sie damit um? Die<br />
„Sinus“-Studie legt bei vielen Jugendlichen<br />
eine latente Fremdenfeindlichkeit<br />
und Vorurteile nahe. Moritz und Lena<br />
kennen Flüchtlinge persönlich – das beste<br />
Mittel gegen Vorurteile. Eine Gruppe<br />
Flüchtlinge kam schon Ende 2015 in<br />
Oberbettingen an und wurde im Ort integriert.<br />
Man habe „geschaut, was wird“,<br />
so Moritz. Halten sich die Dazugekommenen<br />
an die Regeln, die für alle gelten?<br />
Tun sie das nicht, wird etwa aus Lust und<br />
Laune die Schule geschwänzt, kennt Moritz<br />
die Erfahrung, dass Vorurteile schnell<br />
entstehen können: Typisch Ausländer!<br />
Am Ende decken sich viele Schlussfolgerungen<br />
der Studie mit der Realität von<br />
Moritz und Lena. Die Geschwister sind<br />
Vertreter einer pragmatischen, vorsichtigen,<br />
rational geleiteten Generation. Nicht einer „braven“. Sie<br />
legt sich nicht gerne vorschnell fest, gibt sich und Anderen<br />
lieber Chancen. Eins zeichnet viele Eifeler Jugendliche zusätzlich<br />
aus: Sie wirken geerdet und wissen, wie wichtig ihnen<br />
ihre Heimat ist.<br />
33
SAMTHANDSCHUHE STATT PEITSCHE<br />
Durch den Fachkräftemangel geraten auch Betriebe in der Region in die Enge. Sie müssen mehr als<br />
einen guten Job anbieten, um für Bewerber attraktiv zu sein.<br />
Thomas Noetzel ist die Problematik klar: „Wir sind nicht so sexy<br />
wie Tesla!“ Der Kabeltragsystemhersteller PUK in Schönecken<br />
hat 105 Mitarbeiter, darunter fünf Azubis. Für<br />
wen das eben nicht so sexy ist, für den muss man<br />
Ideen haben. Das Problem, attraktiv für Bewerber<br />
zu sein, haben angesichts des großen Fachkräftemangels<br />
alle Betriebe in der Region – vom<br />
kleinen Handwerksbetrieb bis zu den großen<br />
Mittelständlern wie Gerolsteiner oder ARLA.<br />
In Schönecken, so der Assistent der Werkleitung,<br />
wird daher zum Beispiel sukzessive auf die<br />
gesamte Belegschaft ausgeweitet, was sich schon<br />
in der Verwaltung bewährt hat: Eine Arbeitszeitkontoregelung.<br />
Überstunden können gezielt<br />
– etwa für ein längeres Wochenende – abgebaut<br />
werden. Das Angebot werde stark nachgefragt,<br />
so Noetzel. Wichtiger ist ihm, dass in einem<br />
Betrieb, bei dem die Arbeit an Maschinen zum<br />
Alltag gehört, die Gesundheit der Mitarbeiter gefördert<br />
wird. Alle Arbeitsplätze bei PUK wurden<br />
ergonomisch überprüft und optimiert, es gibt mit<br />
der AOK entwickeltes Faszien-Training während<br />
34<br />
Thomas Noetzel von PUK in Schönecken<br />
wirbt um neue Mitarbeiter zum Beispiel mit<br />
Arbeitszeitkonten: Überstunden können flexibel<br />
abgebaut werden.<br />
Kicken als Argument für den Job: Hartmut<br />
Fischer, Geschäftsführer von Stihl in<br />
Weinsheim, vor der Fußballpokalwand: Die<br />
Mitarbeiter-Elf nimmt unter anderem an Betriebsturnieren<br />
teil. „Aktuell sind wir Vierter.<br />
Wir wollen natürlich mehr!“<br />
der Arbeitszeit, Bewegungspausen und spezielle Hebe-Trage-Trainings.<br />
Einmal im Jahr lädt der Chef seine Mitarbeiter zum Sommerausflug<br />
oder zum Grillabend ein. Mit all dem wirbt das Schönecker<br />
Unternehmen auch bei Berufsbildungstagen in den Schulen oder<br />
auf Recruitment-Veranstaltungen. Noch wichtiger<br />
für Noetzel: „Wir bezahlen deutlich über Tarif<br />
und wir haben eine 35-Stunden-Woche“.<br />
Natürlich hat ein Unternehmen von der Größe<br />
der weltweit vertretenen Stihl-Gruppe mit alleine<br />
aktuell 717 Mitarbeitern, darunter mehr als 40<br />
Azubis, am Standort Weinsheim andere Möglichkeiten,<br />
sich für die Bewerber um einen Job<br />
interessant zu machen als ein kleinerer Mittelständler.<br />
Doch auch Geschäftsführer Hartmut<br />
Fischer will etwa mit dem Gesundheitsaspekt<br />
punkten: Es gibt Zuschüsse für Mitgliedschaften<br />
in Fitnessstudios, alle zwei bis drei Jahre veranstalten<br />
die Stihl-Belegschaften aber auch ein<br />
eigenes Fußballturnier. Weitere Vorteile für den,<br />
der in diesem Familienunternehmen arbeiten<br />
will, sind wichtiger: Etwa eine Mitarbeiter-<br />
Kapitalbeteiligung, eine freiwillige zusätzliche<br />
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Formel-1-Wagen, Raketen, Computer und Smartphones hergestellt werden.<br />
… stellen Dir bei erfolgreichem Abschluss eine Übernahme in Aussicht.<br />
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Präzisionswerkzeuge GmbH<br />
Gabriele Lamberty<br />
Prümtalstraße 40 · D-54595 Prüm<br />
Tel. (0 65 51) 95 23 - 27<br />
gabriele.lamberty@neuhaeuser-controx.de<br />
www.neuhaeuser-controx.de<br />
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