Land Rover ONELIFE 37 - DE
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„Mein Onkel hatte einen <strong>Land</strong> <strong>Rover</strong> Discovery der<br />
ersten Generation“, erinnert sich Tim Hannig, Direktor<br />
von <strong>Land</strong> <strong>Rover</strong> Classic. „Wir besuchten ihn öfter in<br />
Dänemark. Sein Fahrzeug war das typische schmuddelige<br />
Jägerauto. Ich erinnere mich aber daran, dass er<br />
einmal die hintere Seitentür öffnete, ich hineinkletterte<br />
und seitlich auf der Bank hinten saß. Ich war damals acht<br />
Jahre alt und fand das supercool. “<br />
Jeder weiß über Erlebnisse mit der Marke <strong>Land</strong><br />
<strong>Rover</strong> zu berichten. Sie gehören zu einer 70-jährigen<br />
Geschichte, die alle Kontinente umfasst – und inzwischen<br />
sogar die Ozeane: Man denke nur an die erste Überquerung<br />
der Beringstraße durch ein <strong>Land</strong>fahrzeug 2008.<br />
Nun wurde die <strong>Land</strong> <strong>Rover</strong> Geschichte um ein neues<br />
Kapitel erweitert: ein 14 000 m² großes, eigens für 8<br />
Millionen Euro errichtetes Fertigungsgelände in den<br />
britischen Midlands. Hier verkauft, repariert und restauriert<br />
Classic Works, die größte Anlage ihrer Art auf der<br />
Welt, alte Klassiker. Besucher werden in einem<br />
Showroom empfanden, von dem aus sie einen Blick auf<br />
54 Einzelwerkstätten mit Zonen, in denen Fahrzeuge<br />
zerlegt, restauriert und neu zusammengefügt werden,<br />
werfen können. Dahinter befindet sich die Classic<br />
Collection, ein Lager mit mehr als 500 Fahrzeugen.<br />
„Classic Works ist inzwischen fast zu einem Museum<br />
geworden, ohne eines zu sein“, erklärt Hannig. „Auf<br />
einem Rundgang erfährt man viel über die Ursprünge<br />
des Unternehmens. Trotzdem befindet man sich in einem<br />
normalen Arbeitsumfeld. Gelebte Geschichte also!“<br />
AUF <strong>DE</strong>R SUCHE NACH PERFEKTION<br />
Warum so viel in eine Fertigungsanlage investieren, die<br />
sich mit nicht mehr produzierten Modellen befasst?<br />
Hannig nennt zwei Gründe. „Zum einen, um die Geschichte<br />
der Marke zu würdigen und Menschen einen Einblick in<br />
sie zu gewähren.“ Bei einer so bewegten Firmenhistorie<br />
ist kein Mangel an besonderen Ereignissen, die gewürdigt<br />
werden können. Gegründet wurde Classic Works<br />
aber aus einem anderen Grund. „Es muss ein nachhaltiges<br />
Projekt sein“, so Hannig. Die Restaurierung alter<br />
<strong>Land</strong> <strong>Rover</strong> Modelle hat für viel Furore gesorgt.<br />
„Als wir 2015 die Fertigungsstraße der Serie I von<br />
1948 wieder aufbauten, war das Echo gewaltig“, erinnert<br />
sich Greg King, Ingenieur bei Classic Works. „Zunächst<br />
ging es nur darum zu sehen, was möglich war. Ich glaube,<br />
keiner hat geahnt, wie erfolgreich das Ganze werden<br />
würde.“ King ist, wie er zugibt, „durch und durch <strong>Land</strong><br />
<strong>Rover</strong> Fan“. Er begann sich schon als Kind auf einem<br />
Bauernhof in Devon für die Marke zu begeistern und trat<br />
16-jährig als Lehrling in das Unternehmen ein. Die Gelegenheit,<br />
Teil des Projekts zu sein, war die Herausforderung<br />
seines Leben.<br />
„Wir bekamen die ganzen Originalpläne aus den<br />
Vierzigern“, erinnert er sich. Dank dieses Know-hows<br />
kann die Mannschaft Restaurierungen von ganz neuer<br />
Ob kosmetische Korrekturen<br />
oder Arbeiten am<br />
Getriebe, Classic Works<br />
restauriert <strong>Land</strong> <strong>Rover</strong><br />
Modelle jeden Alters und<br />
macht sie wieder fast<br />
neu. Unten rechts: General<br />
Manager Felix Welch.<br />
Qualität durchführen. Aber<br />
Pläne sind nichts ohne<br />
Experten, die sie umsetzen.<br />
In einem so spezialisierten<br />
Bereich wie den Classic<br />
Cars ist Hannig zufolge der<br />
Faktor Mensch entscheidend.<br />
Noch vor zwei Jahren<br />
arbeiteten 35 Beschäftigte<br />
in einer Ecke der Fabrik in<br />
Solihull daran. Heute sind 140 Spezialisten in der eigens<br />
errichteten Classic-Works-Anlage tätig.<br />
„Die Kunden vertrauen uns ihr Fahrzeug an. An so<br />
einem alten Auto hängen viele Emotionen“, findet er.<br />
„Wir müssen ihm ebenso viel Respekt entgegenbringen<br />
wie die Besitzer.“ Wegen der vielen Handarbeit ist die<br />
Qualitätskontrolle anders als am Fließband. „Wir können<br />
nicht von Robotern prüfen lassen, ob die Radmuttern fest<br />
genug sitzen“, räumt Hannig ein. „Jedes Fahrzeug ist<br />
anders. Deshalb brauchen wir Menschen, die nicht nur<br />
hoch qualifiziert, sondern auch ungewöhnlich motiviert<br />
sind, diese Art von Arbeit Tag für Tag zu erledigen.“<br />
„ AN SO EINEM AUTO<br />
HÄNGEN EMO TIONEN.<br />
DAS MÜSSEN WIR<br />
RESPEKTIEREN.“<br />
AUF ZU NEUEN HORIZONTEN<br />
Die bestehende Restaurierungsbranche ist von Kleinunternehmen<br />
geprägt. Classic Works bleibt dieser Linie treu,<br />
hat jedoch den Vorteil einer Top-End-Anlage.<br />
„Classic Works hatte positive Auswirkungen“, so Hannig.<br />
„In unserem Ersatzteilkatalog gibt es Lücken, die wir<br />
schließen wollen. Im letzten Jahr fügten wir 150 neue Teile<br />
dazu. Und dafür brauchen wir auch die Fangemeinde.“<br />
Durch Konzentration von Know-how kann die Branche<br />
herausfinden, welche Teile am stärksten nachgefragt sind.<br />
Hannig: „Durch die Arbeit am Fahrzeug selbst erweitern<br />
wir unser Wissen, sodass wir neue Ersatzteile in Auftrag<br />
geben können, die dann allen zur Verfügung stehen. Wer<br />
zu Hause in seiner Garage restauriert, verdient ebenso<br />
gute Ersatzteile wie jeder andere auch.“<br />
Classic Works ist das erste <strong>Land</strong> <strong>Rover</strong> Einzelhandels-Outlet<br />
für Klassiker und Neumodelle überhaupt. Bis<br />
jetzt war das Unternehmen Hersteller und Großhändler.<br />
Indem man die Öffentlichkeit jetzt nicht mehr nur vor die<br />
Ladenfenster bringt, sondern direkt in die Werkstätten,<br />
wagt man sich auf ganz neues Terrain.<br />
„Die Führungen durch die Anlage sind seit der Eröffnung<br />
ausgebucht“, so Felix Welch, General Manager von<br />
Classic Works. „Die Autos sind fast Kunstwerke und locken<br />
nicht nur langjährige Fans, sondern auch Leute an,<br />
die in der Welt der Classic Cars neu sind. Letzten Sonntag<br />
hatten wir ein Treffen mit 52 Defender 50th Anniversary.“<br />
Classic Works ist weiter im Aufwind. In Essen gibt es<br />
bereits eine zweite Anlage, eine weitere wird entsteht<br />
gerade in Nordamerika. „Wir sind da, wo eine Nachfrage<br />
besteht“, lächelt Hannig. „Auch der Hersteller <strong>Land</strong> <strong>Rover</strong><br />
hat schließlich Grenzen überschritten.“<br />
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