MK-1118
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ZKZ 4937<br />
11 I 2018<br />
MAGAZIN FÜR DAS MÖBEL-BUSINESS<br />
Klare Worte<br />
Bereit zur Übernahme – Wie Möbel<br />
Boss den Handel analysiert<br />
Foto: Hermes<br />
KÜCHENHANDEL<br />
3,6 MRD. EURO<br />
FÜR DIE TOP 30<br />
Garant: Der zentrale Kümmerer<br />
Tom Tailor: Mode plus Möbel<br />
Multipolster: Geballte Power<br />
Kampf gegen<br />
Engpässe<br />
Der Hermes Einrichtungs Service<br />
will voll vernetzt für schnellere<br />
Prozesse sorgen<br />
Marktforschung: Das Zuhause-Gefühl<br />
Geräte & Zubehör: Alle Herbst-News<br />
Dienstleister-Extra: Logistik im Fokus
11 2018<br />
KÜCHEN 2018<br />
Exklusiv: Die Top 30 im Vergleich<br />
Gebremste<br />
Dynamik<br />
> Gelistet: 3,62 Mrd. Euro – Die umsatzstärksten<br />
Küchenvermarkter<br />
> Benchmarks: Kennzahlen, Standorte<br />
und Neubaupläne<br />
> Analyse: Alno-Effekte und noch mehr<br />
Konzentration<br />
++ FACTS & FIGURES ++ ANALYSEN ++ UMFRAGEN ++
03<br />
ANALYSE<br />
Durch immer mehr Übernahmen<br />
vergrößert sich die Marktmacht für<br />
XXXLutz in Deutschland. Bei 360 Mio.<br />
Euro Küchenumsatz und entsprechendem<br />
EK-Volumen lohnen sich auch<br />
Exklusivkonzepte – wie seit Neuestem<br />
mit Nolte, Schüller und Lechner für die<br />
Handelsmarke „More“.<br />
Stagnation auf hohem Niveau<br />
3,62<br />
Mrd. Euro<br />
für die 30 größten<br />
Küchenhändler in<br />
Deutschland<br />
2017 war kein einfaches Jahr. Die Alno-Insolvenz hat die gesamte Branche<br />
erschüttert, anschließende Lieferprobleme und auch der Mangel an qualifiziertem<br />
Personal haben sicher dazu beigetragen, dass gerade die Großfläche Umsatzverluste zu verzeichnen hatte.<br />
Gleichwohl: Der deutsche Handel mit Küchen bewegt sich im europaweiten Vergleich auf Rekordniveau.<br />
Problematischer sind jedoch die Perspektiven angesichts der rasant steigenden Konzentration der großen<br />
Filialisten, die voraussichtlich direkt auf die Preisspirale drückt.<br />
Ein Minus von zwei Prozent, bei über<br />
6,5 Mrd. Euro, hatte die A<strong>MK</strong> zur Jahrespressekonferenz<br />
als Gesamtumsatz<br />
für die deutsche Küchenindustrie im Inland<br />
für 2017 angegeben, alle Teilbranchen inklusive.<br />
Nach dem Rekord aus 2016 entspricht<br />
dies trotz allem dem zweiterfolgreichsten<br />
Jahr der Geschichte. Für die in<br />
diesem „möbel kultur“-Special nun zum<br />
achten Mal ermittelten Umsätze der Top<br />
30 im Küchenhandel ergibt sich zwar noch<br />
ein Plus von rund 100 Mio. Euro auf jetzt<br />
3,62 Mrd. Euro (also rund 3 Prozent), dies<br />
bestätigt jedoch vor allem den zunehmenden<br />
Verdrängungsprozess auf Kosten kleinerer<br />
Häuser.<br />
Überdies zeigt sich bei den Erfolgreichen<br />
der Branche, dass eher Übernahmen und<br />
Neubauten ihren Umsatz gepusht haben.<br />
Flächenbereinigt stagniert der deutsche<br />
Möbelhandel, darin sind sich viele Experten<br />
einig. Denn immer schwieriger wird<br />
es, die benötigte Frequenz in die Häuser<br />
zu bekommen. Im Küchensektor gibt es<br />
zudem eigene Gründe für die zumindest<br />
vorübergehende Negativentwicklung. Die<br />
Turbulenzen im Alno-Konzern, einem der<br />
Hauptlieferanten für die Großfläche, haben<br />
durch das Umschwenken auf andere Hersteller<br />
und entsprechende Lieferprobleme<br />
auch Löcher in die Kassen der Handelspartner<br />
gerissen.<br />
Inzwischen gehen viele in der Branche<br />
von einer Marktsättigung aus. Damit stellt<br />
sich wiederum die Frage: Wie viel (Groß-)<br />
Fläche kann der deutsche Handel überhaupt<br />
noch vertragen? Prominentes Beispiel für<br />
eine entsprechende Reaktion ist Ikea mit<br />
der Ankündigung, nun allenfalls im kleinen<br />
Maßstab noch seine Fähnchen auf<br />
der Deutschlandkarte zu setzen. Zum Beispiel<br />
auch mit Küchenspezialhäusern. Auf
DIRK WELLMANN /<br />
PERSÖNLICHMORITZ VON WILMOWSKY<br />
Geballte Polster-Power<br />
Mit der Übernahme von Von Wilmowsky sichert sich EMV-Mitglied Multipolster, mit 50 Filialen<br />
Deutschlands größte Fachmarktkette für Polstermöbel, nicht nur eine weitere Marke, sondern<br />
vor allem auch Onlinevermarktungs-Know-how. Über Synergien und Zukunftspläne sprach<br />
die „möbel kultur“ mit Multipolster-Chef Dirk Wellmann und Moritz von Wilmowsky.<br />
20 möbel kultur 11/2018
Herr Wellmann, Herr von Wilmowsky,<br />
1 warum passen zwei Spezialisten wie<br />
Multipolster und Von Wilmowsky so gut<br />
zusammen?<br />
Dirk Wellmann: Multipolster haben<br />
wir in den vergangenen Jahren<br />
zum klaren Marktführer von Polstermöbel-Fachmarkt-Geschäften<br />
in Deutschland entwickelt. Unsere<br />
bisherige Stärke ist der stationäre<br />
Verkauf. Das sind zuallererst unsere<br />
270 geschulten Top-Verkaufsmitarbeiter.<br />
In Kombination mit<br />
unserem effektiven und effizienten<br />
Marketing sowie optimierten<br />
Sofa-Filialgeschäften ist das eine<br />
sehr erfolgreiche Aufstellung im<br />
Markt. Jetzt sind wir an dem Punkt,<br />
uns auch optimal auf die sich stark<br />
verändernden Konsumgewohnheiten<br />
und Ansprüche der Kunden<br />
auszurichten. Der Schlüssel dafür<br />
liegt nnline, sowohl im Marketing<br />
als auch im Verkaufsprozess.<br />
Moritz von Wilmowsky: Wir kommen<br />
aus der anderen Richtung. Mit Von<br />
Wilmowsky zählen wir zu den absoluten<br />
Pionieren in Deutschland,<br />
die Möbel und Wohnaccessoires<br />
online verkaufen. Als wir damit<br />
2009 starteten, wurden wir<br />
für die Idee, dass Kunden<br />
Möbel online<br />
kaufen wollen, belächelt.<br />
Und wir<br />
mussten bei den<br />
Herstellern Klinke<br />
putzen gehen, um<br />
Fertiger zu finden,<br />
die für uns produzieren<br />
wollten. Aber das<br />
Vereinte Polstermöbel-Vermarktungskompetenz:<br />
Multipolster-Geschäftsführer<br />
Dirk Wellmann<br />
(r.) und Moritz von<br />
Wilmowsky (l.).<br />
Gleiche hat man auch einmal über<br />
den Onlinekauf von Schuhen und<br />
Kleidung gesagt. Und der Rest ist<br />
bekanntlich Geschichte.<br />
Als wir starteten, waren von Tag<br />
1 an Sofas die Produktkategorie, die<br />
online am besten funktionierte bzw.<br />
wirtschaftlich am attraktivsten war,<br />
und wir haben uns dann sehr schnell<br />
strategisch auf Polstermöbel fokussiert.<br />
Später haben wir additiv zu<br />
Pure-Online auch Sofa-Showrooms<br />
gelauncht, da die Kategorie Polstermöbel<br />
sich optimal über einen<br />
Online-Offline-Ansatz vermarkten<br />
lässt. Daher passen wir als Online-<br />
Sofa-Spezialist perfekt zu dem stationären<br />
Marktführer Multipolster.<br />
2<br />
Von Wilmowsky soll Teil der Marke<br />
Multipolster werden. Was heißt das<br />
konkret?<br />
Dirk Wellmann: Wir haben schon seit<br />
einiger Zeit die Abrundung unseres<br />
Portfolios nach oben geplant. Von<br />
Wilmowsky hat eine ausgesprochen<br />
attraktive Marke für Polstermöbel<br />
aufgebaut. Wir werden diese<br />
als eigenständiges Label im Rahmen<br />
des Multipolster-Sortiments vermarkten,<br />
genauso wie Von Wilmowsky<br />
weiterhin als Profitcenter einen<br />
eigenständigen Onlineshop, ergänzt<br />
um Showrooms, betreiben wird.<br />
3<br />
Planen Sie das E-Commerce-Knowhow<br />
von Von Wilmowsky so zu nutzen,<br />
dass mittelfristig auch bei Multipolster<br />
online geordert werden kann?<br />
Moritz von Wilmowsky: Ein attraktiver<br />
Onlineshop ist heute ein „Musthave“<br />
für das erfolgreiche Marketing<br />
und Verkaufen. Daher arbeiten wir<br />
mit Prio 1 am Launch des Multipolster-Onlineshops,<br />
der optimal<br />
mit den Filialen verzahnt wird.<br />
Dirk Wellmann: Ja, dies ist der klare<br />
Auftrag an Herrn von Wilmowsky<br />
und sein exzellentes Onlineteam.<br />
4<br />
Wann werden Von-Wilmowsky-<br />
Möbel in den Multipolster-Filialen<br />
stehen?<br />
Dirk Wellmann: Wir arbeiten hier<br />
gerade an verschiedenen Konzeptideen.<br />
Ähnlich wie man sie in der<br />
Mode kennt. Wir können uns gut<br />
Shop-in-Shop-Konzepte in geeigneten<br />
Filialen Standorten vorstellen.<br />
Moritz von Wilmowsky: Dies ist für uns<br />
eine großartige Option. Viele Kunden<br />
möchten für die finale Kaufentscheidung<br />
doch noch einmal<br />
Probe sitzen. Die große Anzahl an<br />
Multipolster-Filialen an attraktiven<br />
Standorten bietet daher ein hohes<br />
Potenzial, was für mein Team und<br />
mich sehr reizvoll ist.<br />
5<br />
Eigenmarken haben einen hohen Stellenwert.<br />
Wird Von Wilmowsky bei<br />
Multipolster neben „Schöne Sofas“ eine<br />
weitere unter bisherigem Namen?<br />
Dirk Wellmann: Ja. Wir werden neben<br />
den Marken unserer langjährigen<br />
guten Partner auch Von Wilmowsky<br />
als eigenständige Brand bei Multipolster<br />
einreihen.<br />
6<br />
Wie werden sich die Websites verändern?<br />
Werden sie unabhängig voneinander<br />
so weiterbetrieben?<br />
Moritz von Wilmowsky: Wir werden<br />
die Webshops optimal auf die<br />
jeweiligen Kern-Zielgruppen ausrichten.<br />
Sowohl beim Look&Feel,<br />
der Usability und dem Angebot.<br />
Die Kunden erhalten einen auf ihre<br />
Ansprüche und Bedürfnisse zugeschnittenen<br />
Onlineshop. Im Hintergrund<br />
werden wir natürlich maximale<br />
Synergien nutzen und somit<br />
eine attraktive Wirtschaftlichkeit<br />
sicherstellen.<br />
Dirk Wellmann: Bei Multipolster sind<br />
uns schlanke und einfache Strukturen<br />
extrem wichtig, damit wir uns<br />
maximal auf den Kunden fokussieren<br />
können. Gleichzeitig stellen wir<br />
so sicher, wirtschaftlich erfolgreich<br />
zu sein. Daher ist das Heben von<br />
Synergien sehr wichtig, ohne dabei<br />
Kompromisse in der individuellen<br />
Kundenansprache zu machen.<br />
7<br />
Wo sehen Sie die Zukunft des E-<br />
Commerce beim Polstermöbelkauf?<br />
Auf wie viel Prozent wird dieser Ver triebsweg<br />
in fünf Jahren angewachsen sein?<br />
Moritz von Wilmowsky: Möbel und<br />
Polstermöbel gehören zu den Konsumgüter-Kategorien,<br />
die noch eine<br />
verhältnismäßig niedrige Onlinepenetration<br />
von circa 5 Prozent<br />
aufweisen. Dieser Anteil wird, die<br />
USA und England machen es vor,<br />
in den kommenden fünf Jahren auf<br />
mindestens 20 bis 25 Prozent steigen.<br />
Das wären bei einem ca. 8 Mrd.<br />
Euro großen Polstermöbelmarkt<br />
in der DACH 1,6 bis 2 Mrd. Euro.<br />
Voraussetzung ist, dass wir für die<br />
Kunden optimale, digital getriebene<br />
Einkaufserlebnisse insbesondere<br />
über Mobile Devices entwickeln.<br />
Und, ganz entscheidend, die richtige<br />
Einkaufs-Convenience insbesondere<br />
in den Bereichen kurze Lieferzeiten,<br />
individuelle, flexible Anlieferungen<br />
und Abholungen sowie<br />
Beratung. Hier gibt es noch viel<br />
Potenzial zu heben. Und natürlich<br />
durch „Digital-First“-Showrooms<br />
und -Filialen.<br />
8<br />
Polstermöbel haben es momentan<br />
schwer. Gleichwohl ist die Warengruppe<br />
nach Küchen die zweitwichtigste<br />
im Handel. Wie wird sich der Bereich<br />
künftig entwickeln?<br />
Dirk Wellmann: Das Attraktive an<br />
Polstermöbeln ist, dass es sich nach<br />
unserer aktuellen Analyse und Einschätzung<br />
um ein Produkt handelt,<br />
das nicht so schnell durch eine<br />
neue technische Erfindung oder sich<br />
radikal veränderte Konsumentengewohnheiten<br />
substituiert werden<br />
wird, wie andere Konsumgüter-<br />
Kategorien. Der 8-Mrd.-Euro-Polstermöbelmarkt<br />
wird somit stabil<br />
bleiben und weiter leicht wachsen.<br />
Gleichwohl verändern sich Kundenansprüche<br />
und -verhalten heute<br />
viel schneller als früher. Und d arauf<br />
muss man sich als Unternehmen<br />
optimal einstellen. Auch im Bereich<br />
Innovationen müssen wir wieder<br />
deutlich angriffslustiger und kreativer<br />
werden.<br />
Moritz von Wilmowsky: Ergänzen<br />
möchte ich, dass neben dem strategischen<br />
Thema Online bzw. Digital<br />
wieder vielmehr an dem USP der<br />
Produkte bzw. Marken gearbeitet<br />
werden muss, um sich zum Kunden<br />
hin durch echten, wahrnehmbaren<br />
Mehrwert zu differenzieren<br />
und sich ein klares Profil zu geben.<br />
Ein vermeintlich bewährtes und<br />
als leicht langweilig betrachtetes<br />
Produkt Polstermöbel bietet hier<br />
viel Potenzial. Ebenso beim Thema<br />
Design. Ich denke, hier können<br />
wir uns einiges aus der Mode- und<br />
Sportschuhindustrie als Inspiration<br />
abschauen.<br />
9<br />
Herr Wellmann, wie viel Multipolster-Filiale<br />
„verträgt“ Deutschland?<br />
Ist Wachstum mittelfristig auch durch<br />
eine Expansion ins benachbarte Ausland<br />
denkbar?<br />
Dirk Wellmann: Potenzial gibt es für<br />
erfolgreiche Geschäftsmodelle noch<br />
ausreichend. Wichtig ist für uns,<br />
wirtschaftlich gesund und nachhaltig<br />
zu wachsen. Unsere Priorität liegt<br />
im ersten Schritt im strategischen<br />
Hebel „Online“. Alles Weitere ergibt<br />
sich dann aus unserer langfristigen<br />
Strategie und Roadmap.<br />
SUSANNE KRAFT<br />
www.multipolster.de<br />
11/2018 möbel kultur 21
TOP-THEMA/MARKTFORSCHUNG<br />
Das Zuhause ist<br />
dort, wo das Herz<br />
ist. So fühlen sich<br />
viele Menschen<br />
auch außerhalb<br />
ihrer eigenen vier<br />
Wände zu Hause.<br />
Gesellschaft<br />
im Wandel<br />
Wie verändert sich das Wohnen und wann fühlen wir uns „zu Hause“? Diesen Fragen<br />
sind eine Studie im Auftrag des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM) sowie der<br />
„Life at Home Report“ von Ikea auf den Grund gegangen. Das übereinstimmende Ergebnis:<br />
Die Gesellschaft befindet sich im Wandel. Die Bedürfnisse der Menschen ändern sich und<br />
damit auch ihr Wohn- und Kaufverhalten. In welche Richtung, zeigt die „möbel kultur“ auf.<br />
Der Möbelmarkt in Deutschland<br />
ist mit einer Gesellschaft<br />
im Wandel konfrontiert“<br />
– zu diesem Ergebnis kommt<br />
die Studie „Wohnen in Deutschland“,<br />
die der Verband der Deutschen<br />
Möbelindustrie (VDM)<br />
beim Institut für Demoskopie<br />
Allensbach jüngst in Auftrag ge g-<br />
eben hat. Eine wachsende Anzahl<br />
an Singlehaushalten sowie älteren<br />
Menschen zieht Veränderungen<br />
bei den Bedürfnissen und dem<br />
Geschmack der Kunden nach sich.<br />
Ebenso verschiebt sich ihr Informations-<br />
und Kaufverhalten. Darauf<br />
muss die Branche reagieren.<br />
Laut der VDM-Studie fühlt sich<br />
die Mehrheit der Bevölkerung in<br />
ihrer Wohnung wohl. Sie ist ein<br />
Rückzugs- und Freiheitsraum,<br />
sodass 79 Prozent auch großen<br />
Wert darauf legen, ihn individuell<br />
einzurichten.<br />
Aktuell würde gern mehr als ein<br />
Viertel der Deutschen (27 Prozent)<br />
die Wohnung umgestalten.<br />
Das entspricht 18,8 Mio. Menschen.<br />
Gute Chancen für Industrie<br />
und Handel, Umsätze zu generieren.<br />
Allerdings müssen sie dafür<br />
die Wünsche der Verbraucher<br />
bedienen können.<br />
Nach Veränderung streben<br />
besonders Frauen. Sie sind kreativ,<br />
dekorieren gern neu oder stellen<br />
die Möbel um. 61 Prozent mögen<br />
es, sich mit schönen Dingen zu<br />
umgeben, während nur 29 Prozent<br />
der Männer Wert darauf legen.<br />
Diese belassen gern alles beim<br />
Alten und bevorzugen es in Sachen<br />
Wohnen eher funktional.<br />
Ganz oben auf der Wunschliste<br />
der Befragten steht mit 26 Prozent<br />
eine neue Couch, gefolgt von Gartenmöbeln<br />
(24 Prozent), einer<br />
neuen Küche oder Bad (jeweils 23<br />
Prozent) sowie einem neuen Bett<br />
(22 Prozent).<br />
Der Preis spielt bei der Anschaffung<br />
eine untergeordnete Rolle.<br />
Ebenso messen die hiesigen<br />
Möbelkäufer der Marke oder Her-<br />
22 möbel kultur 11/2018
kunft der Produkte keine große<br />
Bedeutung bei. Zwar sind 77 Prozent<br />
überzeugt, dass es große Qualitätsunterschiede<br />
gibt, allerdings<br />
werden – ganz im Gegensatz zu<br />
vielen ausländischen Märkten –<br />
weder „Made in Germany“ noch<br />
Marken als Qualitätsindikator ge s-<br />
ehen. Zwei Drittel achten bei der<br />
Anschaffung von Einrichtungsgegenständen<br />
kaum auf Marken. Als<br />
Kaufkriterien werden dagegen insbesondere<br />
das Design, die Verarbeitung,<br />
Bequemlichkeit und<br />
Funktionalität herangezogen.<br />
Beim Geschmack werden in<br />
Deutschland vier Wohnstile favorisiert.<br />
Mobiles Wohnen mit leichten<br />
und flexiblen Möbeln sprechen<br />
29 Prozent der Bevölkerung an.<br />
Schlichte Produkte aus dem<br />
Bereich der modernen Klassik<br />
21 Prozent. 20 Prozent, insbesondere<br />
ältere Menschen, mögen es<br />
eher konservativ-gediegen und traditionell,<br />
während 14 Prozent –<br />
Kaufkriterien<br />
Worauf achten Sie besonders, wenn Sie Möbel kaufen?<br />
64 %<br />
18 %<br />
Design/Form<br />
moderne Möbel<br />
73 %<br />
26 %<br />
73 %<br />
27 %<br />
gute Verarbeitung<br />
schnelle Lieferung<br />
67 %<br />
24 %<br />
59 %<br />
29 %<br />
Komfort<br />
gesundheitlicher Aspekt<br />
67 %<br />
22 %<br />
56 %<br />
21 %<br />
praktikabel<br />
Besonderes Möbel<br />
56 %<br />
22 %<br />
53 %<br />
26 %<br />
pflegeleicht<br />
Umweltfreundlichkeit<br />
53 %<br />
18 %<br />
51 %<br />
18 %<br />
unempfindlich<br />
2018<br />
2001<br />
Serien<br />
48 %<br />
17 %<br />
58 %<br />
13 %<br />
preiswert<br />
Umzug<br />
45 %<br />
13 %<br />
43 %<br />
10 %<br />
Foto: Ikea<br />
insbesondere jüngere Menschen –<br />
sich am liebsten funktional und<br />
modern einrichten. Lediglich neun<br />
Prozent bevorzugen den avantgardistischen<br />
Wohnstil.<br />
Wer auf der Suche nach neuen<br />
Einrichtungsgegenständen ist, hat<br />
es hierzulande – eigenen Angaben<br />
zufolge – nicht immer leicht. Denn<br />
während nur knapp die Hälfte<br />
angibt, ohne Schwierigkeiten das<br />
Passende zu finden, beklagen<br />
35 Prozent, dass ihnen Suche und<br />
Auswahl schwerfällt – trotz zunehmender<br />
Möglichkeiten, Näheres<br />
über die Produkte zu erfahren.<br />
Wichtigste Informations- und<br />
Inspirationsquelle bleibt dabei der<br />
stationäre Möbelhandel. Das bestätigten<br />
77 Prozent der Befragten.<br />
Das gilt auch für die junge Generation.<br />
Für sie ist allerdings auch das<br />
Internet sowie der Austausch mit<br />
Freunden und Bekannten enorm<br />
wichtig. Das Internet empfinden<br />
40 Prozent als besonders hilfreich,<br />
um sich vor Möbelkäufen zu informieren.<br />
Unter den jungen Menschen<br />
sind es sogar 63 Prozent. Bei<br />
ihnen spielen außerdem soziale<br />
Netzwerke eine große Rolle. Knapp<br />
30 Prozent ihrer Nutzer tauschen<br />
sich in Plattformen und Blogs auch<br />
über Einrichtungsfragen und<br />
Möbel aus.<br />
Der Wandel, der sich durch die<br />
Gesellschaft zieht, ist aber nicht<br />
nur beim Kaufverhalten erkennbar.<br />
Das gesamte Leben zu Hause taucht<br />
in eine neue Ära ein, wie der „Life<br />
at Home“-Report 2018 von Ikea<br />
belegt, für den mehr als 22.000<br />
Menschen in 22 Ländern befragt<br />
wurden. Bei ihren Forschungen zu<br />
der Frage, was das Leben zu Hause<br />
besser macht und was das Gefühl<br />
von „zu Hause sein“ prägt, haben<br />
die Macher der Studie erfahren,<br />
dass sich das Gefühl von „zu Hause<br />
sein“ bei immer mehr Menschen<br />
außerhalb ihrer eigenen vier<br />
Wände einstellt. Hatten 2016 noch<br />
2018<br />
2001<br />
Wenn die Deutschen Möbel kaufen, achten sie heutzutage besonders auf das Design und den Komfort.<br />
Die Preisempfindlichkeit geht dagegen zurück. Quelle: VDM, Grafiken: möbel kultur<br />
gute Beratung<br />
Mitnahme<br />
37 %<br />
12 %<br />
33 %<br />
Rabatte<br />
Marke/Firma<br />
4 %<br />
33 %<br />
30 %<br />
exklusiv/Designmöbel<br />
3 %<br />
30 %<br />
individuelle<br />
Zusammenstelllung<br />
Erwartungen an den stationären Handel<br />
Was erwarten Sie von einem Möbelgeschäft, das auf Ihre<br />
Bedürfnisse zugeschnitten ist?<br />
Große Ausstellung, dass man sich alle Möbel genau ansehen kann<br />
Dass es dort Möbel in allen Preisklassen gibt<br />
Eine kompetente Beratung<br />
Abteilungen für die einzelnen Möbel, z. B. eine Abteilung nur mit<br />
Schlafzimmern, eine nur mit Wohnzimmermöbeln usw.<br />
Dass man auch zuvorkommend behandelt wird,<br />
wenn man nur ein kleines Teil kaufen möchte<br />
Dass ganze Zimmer zusammengestellt sind, so dass<br />
man sich den Gesamteindruck vorstellen kann<br />
Kurze Lieferfristen<br />
42 %<br />
45 %<br />
50 %<br />
50 %<br />
49 %<br />
54 %<br />
54 %<br />
52 %<br />
63 %<br />
64 %<br />
63 %<br />
64 %<br />
72 %<br />
79 %<br />
Personen mit großem<br />
Interesse an Wohnen<br />
und Einrichten<br />
Bevölkerung gesamt<br />
Vom stationären Handel wird eine große Auswahl an Möbeln sowie kompetente<br />
Beratung erwartet, um bei den Verbrauchern zu punkten.<br />
11/2018 möbel kultur 23
TOP-THEMA/SB-MÖBEL BOSS<br />
Im<br />
Übernahme-<br />
Modus<br />
Boss-Geschäftsführer Dr. Alexander Hirschbold ist ein Freund klarer Worte. Dementsprechend<br />
deutlich fällt sein Urteil über die Zukunft des Möbel-Mittelstandes aus.<br />
Dies geht einher mit einer nie gekannten Expansionslaune der Porta-Gruppe.<br />
Hirschbold bringt SB-Möbel Boss deshalb offensiv als Übernahmeinteressent ins Spiel.<br />
Die „möbel kultur“ wollte von ihm wissen, was dahintersteckt.<br />
möbel kultur: Herr Dr. Hirschbold, Möbel<br />
Boss positioniert sich mit einer aktuellen<br />
Anzeigenkampagne als Übernahmeinteressent.<br />
Können Sie die Beweggründe<br />
genauer erklären?<br />
Alexander Hirschbold: Über die letzten<br />
18 Monate hinweg haben wir<br />
uns innerhalb der Porta-Gruppe<br />
sehr viele Gedanken über die<br />
Zukunft der Möbelbranche in<br />
Deutschland gemacht. Dabei haben<br />
wir uns viele strategische Fragen<br />
gestellt, beispielsweise: Wie wird<br />
sich langfristig das Kundenverhalten<br />
verändern? Oder was sind die<br />
nächsten Schritte der bedeutenden<br />
Onlineplayer?<br />
Wir haben uns überlegt, welche<br />
Konsequenzen dies sowohl für die<br />
Handels- als auch für die Herstellerseite<br />
haben wird. Daraus haben<br />
wir unsere Unternehmensstrategie<br />
für Möbel Boss abgeleitet und uns<br />
operativ neu ausgerichtet.<br />
Sehen Sie also die Anzeigenkampagne<br />
als ein Ergebnis des von<br />
uns eingeschlagenen Weges. Es war<br />
keine kreative Idee, mit der wir<br />
einfach nur mal lustig sein wollten.<br />
Sie hat einen sehr ernsten Hintergrund,<br />
den ich gern erläutere.<br />
Wir glauben, dass es für viele<br />
kleinere und mittelgroße Möbelhandelsunternehmen<br />
mittelfristig<br />
nahezu unmöglich sein wird, im<br />
zunehmend harten, zuweilen fast<br />
mörderischen Wettbewerb zu<br />
bestehen.<br />
möbel kultur: Aber es gibt doch nach wie<br />
vor Hunderte, wenn nicht Tausende sehr<br />
agile Mittelständler, die in ihrer Region<br />
fest verankert sind und sich den Herausforderungen<br />
der Zukunft stellen.<br />
Alexander Hirschbold: Ich will diesen<br />
Firmen nicht zurufen „Rette sich,<br />
wer kann!“ Das wäre zu polemisch.<br />
Aber sicherlich müssen sich alle<br />
Marktteilnehmer ernsthaft damit<br />
auseinandersetzen, wie es für sie<br />
sinnvollerweise weitergehen kann.<br />
Dieses Jahr werden viele Unternehmen<br />
einen Umsatzrückgang<br />
von zehn Prozent haben. Viele<br />
Großflächenanbieter werden sogar<br />
noch deutlich höhere Verluste verzeichnen.<br />
Und viele werden dieses<br />
Jahr sicher kein Geld verdienen.<br />
Jeder hofft, dass sich ein solcher<br />
Sommer nicht wiederholen wird.<br />
Diese Hoffnung kann man hegen.<br />
Man muss allerdings kein Prophet<br />
sein, um vorauszusagen, dass die<br />
nächsten zehn Prozent Umsatz<br />
dem stationären Handel verloren<br />
gehen, wenn Amazon das Zwei-<br />
Mann-Handling in Deutschland<br />
aufgestellt und Ikea seine neue<br />
Omnichannel-Strategie umgesetzt<br />
haben wird. Zusammen befürchte<br />
ich, dass so weitere 3 Mrd. Euro<br />
dem klassischen stationären Handel<br />
abhandenkommen. Spätestens<br />
dann wird es Firmenpleiten hageln.<br />
möbel kultur: Welche Unternehmensgrößen<br />
sind für Möbel Boss relevant?<br />
Alexander Hirschbold: Häuser ab<br />
einer Verkaufsfläche von 3.500 qm<br />
plus 2.500 qm Lager sind für uns<br />
interessant. Ideal sind Betriebsgrößen<br />
von 10.000 qm. Die Aufteilung<br />
von Verkaufsfläche und Lager<br />
ist meist individuell gestaltbar.<br />
Allerdings ist es uns durch die<br />
Zugehörigkeit zur Porta-Unternehmensgruppe<br />
auch möglich,<br />
größere Einheiten zu übernehmen<br />
26 möbel kultur 11/2018
ehrliche Kommunikation gegenüber<br />
der Belegschaft zahlt sich aus.<br />
Dranbleiben und eng begleiten.<br />
Von den Verhandlungen über den<br />
Vertragsabschluss und den Räumungsverkauf<br />
bis hin zum Umbau<br />
und zur Neueröffnung ist es ein<br />
weiter Weg. Mit einem Lächeln auf<br />
den Lippen lässt sich dieser Weg<br />
leichter gehen.<br />
Wenn man das große Ganze im<br />
Auge behält, wird man sich bei<br />
Kleinigkeiten schnell einig.<br />
und zu bewirtschaften. Unsere<br />
Immobilienabteilung ist sehr professionell<br />
aufgestellt und dadurch<br />
in der Lage, eine sinnvolle Flächennutzung<br />
zu organisieren.<br />
möbel kultur: Kommen nur Komplettübernahmen<br />
infrage oder sind Sie auch<br />
für andere Modelle offen?<br />
Alexander Hirschbold: Wir sind für<br />
alle Formen der Zusammenarbeit<br />
offen. Ob Miete oder Kauf der<br />
Immobilie, Betriebsübergabe als<br />
Asset- oder Share-Deal sowie die<br />
Anmietung einer Teilfläche – wir<br />
richten uns nach den Bedürfnissen<br />
des jeweiligen Möbelhändlers. Wir<br />
wollen ihm helfen, den für ihn<br />
richtigen Weg zu gehen.<br />
Nehmen Sie das Beispiel Wohn<br />
Plus, bei dem wir ein Rundum-sorglos-Paket<br />
geschnürt haben:<br />
Shahab Banki hat uns vertrauensvoll<br />
die Schlüssel seiner Firma in<br />
die Hand gegeben, weil er davon<br />
überzeugt war, dass nicht nur seine<br />
Firma, sondern auch jede Mitarbeiterin<br />
und jeder Mitarbeiter bei<br />
uns gut aufgehoben ist. Damit war<br />
er auf einen Schlag alle seine<br />
„Möbelhandelssorgen“ los.<br />
möbel kultur: Sind bundesweit alle Regionen<br />
gleichermaßen interessant?<br />
Alexander Hirschbold: Möbel Boss ist<br />
in der Vergangenheit besonders<br />
stark im Radius von 200 bis<br />
300 km um die A 2 gewachsen.<br />
Somit sind vor allem Möbelhäuser<br />
im Norden der Republik etwa in<br />
Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Hamburg und<br />
im westlichen Niedersachsen interessant.<br />
Ebenfalls werden wir im<br />
Seit zwei Jahren zieht Dr. Alexander<br />
Hirschbold als Geschäftsführer die<br />
Fäden bei Möbel Boss. Ende 2017<br />
machte der Discounter mit einer<br />
Übernahme der acht Wohn-Plus-<br />
Märkte von Shahab Banki und einem<br />
neuen Store-Konzept von sich reden.<br />
Süden der Republik unsere Präsenz<br />
ausbauen: Hessen, Baden-Württemberg<br />
und Bayern sind hier<br />
hervorzuheben.<br />
möbel kultur: Sie haben mit der im<br />
November 2017 übernommenen Wohn-<br />
Plus-Gruppe bereits Erfahrungen mit<br />
derartigen Verhandlungen und Integrationen<br />
gesammelt. Welche Lehren ziehen<br />
Sie daraus?<br />
Alexander Hirschbold: Wenn die Einstellung<br />
positiv ist und beide Seiten<br />
partnerschaftlich miteinander<br />
umgehen, kann eine Übernahme<br />
völlig geräuschlos und sehr zügig<br />
über die Bühne gehen. Wenn man<br />
das große Ganze im Auge behält,<br />
wird man sich bei Kleinigkeiten<br />
schnell einig. Kompromissbereitschaft,<br />
Kreativität und Empathie<br />
sind gute Begleiter. Eine offene und<br />
möbel kultur: Was sind aus Ihrer Sicht<br />
die größten Knackpunkte? Und wie gehen<br />
Sie mit den Mitarbeitern um? Müssen<br />
diese fürchten, Verträge zu schlechteren<br />
Bedingungen vorgelegt zu bekommen?<br />
Alexander Hirschbold: Die bisherigen<br />
Übernahmen verliefen für alle<br />
Beteiligten völlig problemlos. Dies<br />
liegt im Wesentlichen daran, dass<br />
die Porta-Unternehmensgruppe,<br />
vor allem verkörpert durch unsere<br />
Inhaberfamilien Gärtner und Fahrenkamp,<br />
einen sehr menschlichen<br />
und partnerschaftlichen Umgang<br />
pflegen. Diese Kultur leben die<br />
Führungskräfte ebenfalls.<br />
Daher stehen wir auf dem<br />
Standpunkt, dass sich alle Herausforderungen<br />
lösen lassen, wenn<br />
man im Gespräch offen, ehrlich,<br />
fair und vertrauensvoll miteinander<br />
umgeht.<br />
Für viele Unternehmen, die<br />
andere Möbelunternehmen übernehmen,<br />
stellt der „Betriebsübergang“<br />
wegen des § 613a BGB einen<br />
Knackpunkt dar.<br />
Wir sehen darin jedoch kein<br />
Problem, da wir die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter gern übernehmen<br />
– mit ihren alten Arbeitsverträgen.<br />
Das ist ihr gutes Recht.<br />
möbel kultur: Sehen Sie für den Mittelstand<br />
wirklich so schwarz, dass langfristig<br />
nur ein Verkauf infrage kommt?<br />
Alexander Hirschbold: Ja, denn unsere<br />
Analysen haben sieben Punkte ergeben,<br />
die sich nicht wegdiskutieren<br />
lassen.<br />
11/2018 möbel kultur 27
HANDEL<br />
3. „Living & Home“: Jede Menge Input<br />
Es gibt noch<br />
viel zu tun<br />
2<br />
Der Austausch innerhalb der Branche wird immer wichtiger.<br />
Darin waren sich alle Teilnehmer, Speaker und Veranstalter<br />
der 3. „Living & Home“-Konferenz in Frankfurt einig.<br />
Bemängelt wurde jedoch auch von allen, dass sich leider<br />
immer nur wenige Vertreter des Handels in so einem Kreis<br />
finden. Gleichwohl gab es viel Gesprächsstoff – diesen<br />
lieferte unter anderem das Bundeskartellamt.<br />
1<br />
Nur die Flexiblen überleben.<br />
Und – wir müssen von<br />
den jungen Leuten lernen.“<br />
Generationenexpertin Karina Albers<br />
gehörte zu den ersten, die die Zu <br />
hörer im Rahmen der 3. „Living &<br />
Home“ , die am 24. und 25. Oktober<br />
in Frankfurt über die Bühne ging,<br />
aufrüttelte. Denn ihr Vortrag über die<br />
Ansprüche der Generation Z – die<br />
von 1995 bis 2010 Geborenen –<br />
machte deutlich, dass die heutigen<br />
Konzepte von Handel und Industrie<br />
nicht mehr passen, um die Zielgruppe<br />
von morgen anzusprechen.<br />
Dazu kommt, dass das Marktvolumen<br />
im Möbelhandel nicht wachsen,<br />
sondern bis 2022 um 1,4 Prozent<br />
abnehmen wird, wie Sebastian<br />
Deppe von der BBE Handelsberatung<br />
prognostizierte. Auch er plädiert für<br />
eine andere Ansprache der Kunden,<br />
das heißt, künftig müsse statt in<br />
Pros pekte viel mehr in digitale Werbeformen<br />
investiert werden.<br />
Manuel Müller von der Bettzeit-Gruppe<br />
machte deutlich, dass<br />
das Internet der erste Touchpoint<br />
beim Kauf einer neuen Matratze ist,<br />
auch wenn noch zu 80 Prozent stationär<br />
gekauft wird. Das müsse der<br />
Händler aktiv für sich nutzen. Kein<br />
Wunder ist es da, dass Otto, einst als<br />
Versender groß geworden, sich mitten<br />
in der Transformation zur Plattform<br />
befindet – und derzeit 100 Mio.<br />
Euro im Bereich Technik einplant,<br />
wie Jan Filler, Bereichsleiter Category<br />
Möbel, erläuterte. Weiterer Knackpunkt<br />
im Zuge der Digitalisierung:<br />
der Content. Ein Hauptthema bei<br />
Westwing. Der Shoppingclub verkauft<br />
vor allem über Emotionen und<br />
Inspirationen, und das funktioniert<br />
nur mit den richtigen Inhalten. „Das<br />
ist enorm aufwendig“, weiß Founder<br />
Dr. Benno Zerlin. Kirk Mangels, Vorstand<br />
Marketing der MHK Group,<br />
verwies in seinem Vortrag wiederum<br />
darauf, dass die neuen Kanäle<br />
enorme Möglichkeiten bieten, um<br />
die eigene Zielgruppe viel individueller<br />
anzusprechen.<br />
Am zweiten Tag der Veranstaltung,<br />
die vom Management Circle organisiert<br />
und exklusiv von der „möbel<br />
kultur“ begleitet wurde, richtete<br />
sich der Fokus auf die Vorgänge,<br />
die derzeit beim Bundeskartellamt<br />
vorliegen. Nur einen Tag zuvor war<br />
bekannt geworden, dass die Behörde<br />
ein Verwaltungsverfahren gegen die<br />
Möbeleinkaufskooperation VME<br />
Union GmbH eingeleitet hat. Seit<br />
einiger Zeit beobachtet das Amt eine<br />
zu nehmende Konzentration bei den<br />
Einkaufskooperationen. Nun solle<br />
geprüft werden, ob die Konstellation,<br />
zumal mit dem geplanten Beitritt der<br />
KHG (Höffner), wettbewerblichen<br />
Bedenken gegenübersteht. Da passte<br />
es perfekt, dass sich Dr. Markus Wagemann,<br />
Vorsitzender 1. Beschlussabteilung,<br />
in Frankfurt zu den aktuellen<br />
Entwicklungen äußerte. Er er <br />
läuterte, dass bei einem solchen Verfahren<br />
unterschiedliche Sachverhalte<br />
geprüft werden. Dazu zählt unter<br />
anderem das Verhältnis bzw. die<br />
Abhängigkeit zwischen Handel und<br />
Hersteller, also der Beschaffungsmarkt.<br />
Hier überlegt das Bundeskartellamt<br />
sogar, den Küchenbereich<br />
künftig eventuell gesondert unter die<br />
Lupe zu nehmen. Zudem werde in<br />
räumlicher Hinsicht geprüft, wie<br />
sich die Wettbewerbssituation innerhalb<br />
eines Radius von 50 bis 60 km<br />
4<br />
1 Führte gewohnt souverän durch die Veranstaltung:<br />
Sebastian Deppe von der BBE Handelsberatung. 2 Dr.<br />
Markus Wagemann vom Bundeskartellamt erläuterte<br />
das Verfahren zu VME/Union/KHG. 3 Jan Filler hat bei<br />
Otto im Bereich Living noch viel vor. 4 Westwing, hier in<br />
Person von Dr. Benno Zerlin, hat gerade den Börsengang<br />
hinter sich. 5 Dieter Müller, Schulleiter der Möfa, ging<br />
auf das Thema Fachkräftemangel ein.<br />
9 10<br />
5<br />
7<br />
32 möbel kultur 11/2018
3<br />
6<br />
6 Kaffeepause: Hülsta-Geschäftsführer<br />
Andreas Bremmer und<br />
Generationenexpertin Karina Albers<br />
(Algeny). 7 Philipp Bayer (QVC) im<br />
Gespräch mit Aydan Keskin von Bymm<br />
Kindermöbel, der die Vor- und Nachteile<br />
des Themas Dropshipping<br />
erörterte.8 Reger Austausch mit<br />
Schlafzimmerspezialist Markus<br />
Wiemann, Jonas Struckmann, Möbel<br />
Heinrich, Dr. Georg Emprechtinger,<br />
Team 7 und Musterring-Chef Oliver<br />
Höner (v. l.) 9 Bei Kika/Leiner tut sich<br />
5derzeit viel, betonte Thomas Lörsch,<br />
Geschäftsleiter bei der österreichischen<br />
Handelskette. 10 Kirk Mangels,<br />
Vorstand Marketing bei der MHK Group,<br />
weiß um die Strahlkraft der Marke.<br />
11 „Toward Utopia“: Shirley Tale,<br />
Koordinatorin bei der Heimtextil, stellte<br />
zum Abschluss der Veranstaltung noch<br />
die Trends für 2019/2020 vor. 12 Wo<br />
und wie erreiche ich meine Kunden am<br />
besten? Als Erstes im Internet, so<br />
Manuel Müller von der Bettzeit-Gruppe,<br />
zu der heute die Marke Dunlopillo<br />
gehört. 13 Zwei Handelsexperten: Eva<br />
Brotz, die sich im Familienunternehmen<br />
Brotz ums E-Commerce kümmert, und<br />
Unternehmensberater Thomas Witt.<br />
13<br />
11 12<br />
8<br />
bzw. in einer Fahrzeit von 45 Minuten<br />
darstellt – oder auch in welchem<br />
Bereich ein Händler wirbt. Ab einem<br />
Anteil von rund 40 Prozent wird<br />
eine Marktbeherrschung vermutet.<br />
Bei einem Marktanteil von 50 bis 70<br />
Prozent kann eine Fusion mit ziemlicher<br />
Sicherheit untersagt werden.<br />
Der geplante Zusammenschluss von<br />
VME und Union befindet sich bereits<br />
seit einem Jahr in der Vorprüfung.<br />
Der jetzt zusätzlich geplante Zugang<br />
von Höffner inklusive Finke war für<br />
das Bundeskartellamt endgültig der<br />
Anlass, sich das Konstrukt genau<br />
anzusehen. Das sei immer so, wenn<br />
ein Marktanteil von 15 Prozent überschritten<br />
werde. Dabei hat das Bundeskartellamt<br />
auch die Kooperation<br />
mit der MHK im Blick. Insgesamt<br />
sei das Verfahren allerdings noch er <br />
gebnisoffen, betonte Dr. Wagemann.<br />
Gleichwohl hat das Bundeskartellamt<br />
die Beteiligten ausdrücklich darauf<br />
hingewiesen, dass es 2018 noch<br />
keinen Konditionenabgleich geben<br />
dürfe.<br />
Interessant ist auch, dass sich das<br />
Bundeskartellamt, um den Markt<br />
besser durchleuchten zu können,<br />
nicht nur auf eigene Recherchen verlässt.<br />
Demnächst werden Fragebögen<br />
an Verbände und Industrie verschickt.<br />
„Wir sind auf informelle Schilderungen<br />
angewiesen“, fordert Dr. Wagemann<br />
Handel und Industrie auf, sich<br />
zu äußern. „Die VME-Union-Prüfung<br />
soll auch ein Signal in den<br />
Markt sein. Dabei wird das Verfahren<br />
noch einige Monate in Anspruch<br />
nehmen.“ 2018 wird nicht mehr<br />
mit einem Ergebnis gerechnet.<br />
Deutlich wurde in dem Vortrag<br />
und der folgenden Podiumsdiskussion<br />
mit Dr. Markus Wagemann und<br />
Verbandskenner Andreas Varnholt,<br />
zuletzt Geschäftsführer von Alliance,<br />
dass das Bundeskartellamt die Möbelbranche,<br />
den Handel bzw. die Verbände<br />
derzeit stark im Visier hat –<br />
und auch gut informiert ist.<br />
Selbstverständlich werden beispielsweise<br />
auch sämtliche Zukäufe von<br />
XXXLutz geprüft. Gleichwohl<br />
äußerte Andreas Varnholt auch seine<br />
Bedenken mit Blick auf den Onlinehandel.<br />
Denn dieser sei nicht räumlich<br />
begrenzt, aber selbstverständlich<br />
zusätzlich gerade für die kleineren<br />
mittelständischen Betriebe künftig<br />
ein großer, wachsender Konkurrent.<br />
Alles in allem bot die 3. „Living &<br />
Home“ zwei spannende Tage, die<br />
auch der Handel beim nächsten Mal<br />
nicht verpassen sollte.<br />
EVELYNE BECKMANN<br />
11/2018 möbel kultur 33
VERBÄNDE/GARANT<br />
Neue Rolle als<br />
zentraler Kümmerer<br />
Jens Hölper, Geschäftsführer<br />
der Garant Gruppe, will die<br />
Handelsmarken in Bezug auf<br />
individuelle Zielgruppen<br />
weiter profilieren.<br />
Zufriedenstellende Bilanz.<br />
Garant konnte bis einschließlich<br />
September ein<br />
Plus von vier Prozent im<br />
ZR-Umsatz erwirtschaften<br />
und damit trotz schwieriger<br />
Branchenkonjunktur erneut<br />
stärker wachsen als der<br />
Markt. Um die Partner für<br />
die Zukunft zu stärken,<br />
sollen diese lokal und<br />
regional mithilfe des<br />
digitalen Marketings nach<br />
vorne gebracht werden.<br />
Im Gespräch mit der<br />
„möbel kultur“ erläutert<br />
die Geschäftsleitung die<br />
neue Strategie.<br />
möbel kultur: Meine Herren, die Branche<br />
diskutiert aktuell viel über das Thema<br />
des optimalen Standorts. Wie denken Sie<br />
darüber?<br />
Unsere Handelspartner<br />
müssen neue Kunden ansprechen<br />
und die Abschöpfung<br />
in ihren Hausgebieten<br />
maximieren.<br />
Jens Hölper<br />
Torsten Goldbecker: Standort ist ganz<br />
klar die Basis für den Erfolg. Wenn<br />
dieser nicht mehr passt, wird es<br />
unglaublich aufwendig, Kunden<br />
38 möbel kultur 11/2018
Wir haben uns in diesem<br />
Jahr darauf konzentriert,<br />
unsere Partner regional und<br />
lokal zu stärken. <br />
Hendrik Schütte<br />
einen Marketingansatz entwickelt,<br />
den wir komplett zentral für unsere<br />
Partner spielen können. Aus diesem<br />
Testzeitraum haben wir die wesentliche<br />
Quintessenz gezogen, dass die<br />
Handelspartner uns in der Rolle<br />
eines Generalunternehmers sehen<br />
wollen. In dem Sinne: Sagt uns<br />
nicht, was wir machen sollen und<br />
bietet uns nicht einzelne Leistungsbausteine<br />
an, sondern nehmt uns<br />
das Thema von den Schultern. Das<br />
war die ganz zentrale Botschaft.<br />
möbel kultur: Sind Sie bereits so weit,<br />
das Thema für alle anbieten zu können?<br />
Hendrik Schütte: Das Modell geht<br />
nun in die Phase, in der uns mehr<br />
und mehr Partner quasi ein Mandat<br />
erteilen, das lokale Onlinemarketing<br />
für sie auf Basis eines individuell<br />
abgestimmten Jahres-Mediabudgets<br />
zu übernehmen. Dieses<br />
investieren wir zielgerichtet in ausgewählte<br />
Kanäle und Kampagnen.<br />
Wir haben im Marketing neben<br />
den Fachkompetenzen – wir sind<br />
Hendrik Schütte,<br />
Geschäftsleitung<br />
Marketing und<br />
Pressesprecher, will den<br />
Garant-Partnern das<br />
digitale Marketing von<br />
den Schultern nehmen.<br />
Torsten Goldbecker,<br />
Geschäftsführer der Garant<br />
Gruppe, setzt auf mehr<br />
Gemeinsamkeit bei der<br />
Optimierung von Prozessen in<br />
Richtung Lieferanten. Die<br />
Branche sollte hier stärker<br />
zusammenarbeiten.<br />
dorthin zu bekommen. Ein brisantes<br />
Thema, mit dem sich offensichtlich<br />
alle beschäftigen. Wenn Ikea sagt,<br />
dass die Frequenz auf der „grünen<br />
Wiese“ abebbt, dann ist das für<br />
viele – wie auch für unsere Handelspartner<br />
– ein Warnsignal. Standorte,<br />
die noch vor 10 bis 15 Jahren attraktiv<br />
waren, werden plötzlich problematisch,<br />
weil sich inzwischen<br />
die Kundenfrequenzen verschoben<br />
haben. Wie beim Kauf eines privaten<br />
Wohnhauses gilt: Lage, Lage, Lage.<br />
Jens Hölper: Mit fällt dazu ein sehr<br />
gutes Beispiel aus unserem Verband<br />
ein. Im Zuge des Generationswechsels<br />
hat ein Junior den Standort verändert<br />
und sich zusätzlich noch im<br />
Sortiment spezialisiert. Mit dem<br />
Ergebnis, dass er heute mehr Umsatz<br />
generiert als am ehemaligen Standort<br />
mit Komplettsortiment, weil er<br />
nun als Küchenstudio eine ganz<br />
andere Wahrnehmung und Kompetenzdarstellung<br />
hat. Allerdings kann<br />
auch nicht jeder einfach seinen<br />
Standort wechseln. Die Immobilien<br />
sind oft historisch gewachsen und in<br />
eigenem Besitz. Es sind höhere Hürden<br />
zu überwinden, als einen Standort<br />
strategisch von null zu entwickeln<br />
und dabei nur auf die höchste<br />
Kaufkraft und die größte Frequenz<br />
zu schauen.<br />
möbel kultur: Was können Sie vor diesem<br />
Hintergrund tun, um die Handelspartner<br />
vor Ort zu stärken?<br />
Hendrik Schütte: Wir haben uns in<br />
diesem Jahr sehr stark darauf konzentriert,<br />
unsere Partner in deren<br />
Wahrnehmung vonseiten des Kunden<br />
regional und lokal weiter nach<br />
vorne zu bringen und zwar mit<br />
einem ganzheitlichen digitalen<br />
Marketingkonzept. Quasi vom weißen<br />
Blatt aus wurden gemeinsam<br />
mit unseren Partnern Ansätze er <br />
arbeitet, die dann an ca. 25 Standorten<br />
in unterschiedlichen Segmenten<br />
mit Schwerpunkt Küche,<br />
aber auch Schlafen und hochwertigem<br />
Wohnen, in einer Pilotphase<br />
mündeten. Und daraus haben wir<br />
11/2018 möbel kultur 39
KÜCHENMESSE OWL<br />
Volles Programm im<br />
House4Kitchen: Franke<br />
zeigte u. a. Edelstahlarbeitsplatten<br />
mit<br />
unterschiedlichen<br />
Oberflächenveredelungen<br />
sowie die futuristische<br />
Dunstabzugshaube<br />
„Cloud“. Im Ausland<br />
bereits am Markt,<br />
wurde dazu nun das<br />
Feedback im deutschen<br />
Handel eingeholt.<br />
Messereport Ostwestfalen (Teil II)<br />
Konzepte aus<br />
einem Guss<br />
Die Herbstmesse in Ostwestfalen ist die große Bühne der<br />
Küchenmöbelindustrie. Dennoch wird die Neuheitenshow<br />
für 2019 erst richtig rund durch die Vielzahl der Geräte- und<br />
Spülenmarken sowie weitere Unternehmen, die für den<br />
Mehrwert in der Ausstattung sorgen. Die Highlights aus<br />
diesem Bereich lesen Sie hier, ergänzend zum Messereport<br />
aus der Oktober-Ausgabe der „möbel kultur“.<br />
48 möbel kultur 11/2018
TRENDS 2018<br />
GERÄTE<br />
Convenience ist das Topthema und spiegelt sich<br />
in einfacher Bedienung und im verstärkten Einsatz<br />
von Sensoren und Koch-Assistenten wider, die<br />
selbst bei Anfängern für Gelinggarantie sorgen.<br />
Beim Design löst Glas in den Farben Schwarz, Grau<br />
oder Weiß das klassische Edelstahl ab.<br />
Der von Schranktüren und Auszügen gewohnte<br />
Öffnungskomfort sowie die Schließdämpfung<br />
ziehen jetzt auch in die Geräte ein.<br />
TFT-Displays sind Premiumstandard und<br />
stoßen in mittlere Preisklassen vor.<br />
Das Thema Weinkühlung nimmt Fahrt auf.<br />
Muldenlüfter gehören in jedes Sortiment.<br />
Im Kühlen-Bereich ist der „Frenchdoor“ angesagt.<br />
Smarte Technik erweitert seinen Mehrnutzen in<br />
Form von Foodmanagement, Sprachsteuerung etc.<br />
(mehr dazu lesen Sie im IFA-Messereport in der<br />
„möbel kultur“ 10).<br />
Wieder in Ostwestfalen<br />
dabei: Wie gut sich mit<br />
Samsung kochen lässt,<br />
zeigte die koreanische<br />
Marke am XL-Stand in der<br />
Area30. Unten: Mit dem<br />
Taucher als Maskottchen<br />
für die neuen Spülenfarben<br />
und einer Naschbar<br />
gelang Schock ein<br />
Auftritt mit Fun-Faktor.<br />
ZUBEHÖR<br />
Bei den Spülen gewinnt wie in der Küche insgesamt<br />
Keramik Marktanteile, jetzt im elegant-schlichten<br />
Styling. Einzelbecken, z. T. ohne Hahnbank, kleine<br />
Radien und schmale Ränder prägen das reduzierte<br />
Design. Große Becken und eine zweite Arbeitsebene<br />
erhöhen den Komfort.<br />
Spülen im Metalliclook und farbige Akzente an<br />
Armaturen setzen Farbtupfer.<br />
Dekorgläser für die Nische werden durch natürliche,<br />
grafische und ganz eigene Motive zum individuellen<br />
Gestaltungsmittel, gern auch hinterleuchtet.<br />
Zubehör-Großhändler ergänzen ihre Sortimente<br />
durch Spülen, Hauben und wohnliche Accessoires<br />
(Stühle, Beleuchtung etc.).<br />
Bei Arbeitsplatten geht der Trend zu Porzellankeramik,<br />
meist mit Stein- und Marmorstrukturen,<br />
auch Holz kommt wieder – alles möglichst in<br />
variablen Stärken.<br />
11/2018 möbel kultur 49
KÜCHE<br />
Den komplexen Küchenkauf dem Kunden so<br />
einfach wie möglich zu machen, hat sich die<br />
Kiveda Group vorgenommen. Julian Strosek (l.)<br />
startete 2014, Alexander Möller (r.) kam<br />
2016 dazu. Aus der ursprünglich reinen<br />
E-Commerce-Idee wurde das Multi channel-<br />
Konzept, das alle Kanäle – Beratung online,<br />
im Küchenstudio oder beim Kunden<br />
zu Hause – zusammenführt.<br />
Kiveda: Start in die Küchenplanung mit Augmented Reality<br />
Küchenträume in<br />
Echtzeit planen<br />
Vor fast vier Jahren beschlossen Kiveda und Küchenquelle den Merger für die<br />
gemeinsame Zukunft – mit dem Ziel, das Beste aus zwei Welten zu einem ganz<br />
neuen Multichannel-Konzept zu verbinden. Heute ist die Nahtstelle zwischen<br />
dem ehemaligen E-Commerce-Unternehmen und der Traditionsmarke, die im<br />
Versandhandel und Homeservice ihre Wurzeln hat, nicht mehr sichtbar. Und die<br />
Entwicklung geht weiter: 40 Jahre Küchenquelle sind der Anlass, mit Mixed<br />
Reality und „KI“ einen neuen Meilenstein für kundenorientierte Küchenplanung<br />
zu setzen. Entwickelt wurde das Konzept im eigenen „Innovation Lab“ in Berlin.<br />
Die „möbel kultur“-Redaktion durfte als erste hinter die Kulissen blicken.<br />
Ein Hochhaus-Loft über zwei<br />
Etagen auf der Insel Eiswerder<br />
im Spandauer See, mit Dachterrasse<br />
und Ausblick: Seit Mitte<br />
2017 ist in Berlin das „Innovation<br />
Lab“ ansässig, fern vom Firmensitz<br />
in Nürnberg. „Weil wir hier<br />
die Talente finden, die wir brauchen.<br />
Außerdem profitieren wir von<br />
der Distanz, um losgelöst von den<br />
üblichen Standards im Küchenverkauf<br />
eigene Ideen zu entwickeln“,<br />
erklärt Alexander Möller, zusammen<br />
mit Julian Strosek Geschäftsführer<br />
der Kiveda Group. So steckt schon<br />
in der Location das neue Denken,<br />
mit dem das 12-köpfige Entwicklerteam<br />
den Küchenkauf revolutionieren<br />
will. Immerhin verbindet<br />
Eiswerder Geschichte und Zukunft,<br />
genau wie die Hauptmarke Küchenquelle:<br />
Einst Munitionsfabrik im<br />
Deutschen Reich, siedelten sich in<br />
den 1950ern Filmstudios auf dem<br />
Gelände an, in denen Produzent<br />
Arthur Brauner u. a. die Edgar-Wallace-Serie<br />
drehen ließ, und auch<br />
heute noch sind hier Medienschaffende<br />
und Kreative aktiv, genauso<br />
wie Techniker für die Raumfahrt.<br />
Was ein adäquates Umfeld für<br />
Kivedas „Innovations labor“ darstellt.<br />
Aber noch viel wichtiger sei<br />
das coole Loftambiente, das vom<br />
riesigen Multimediaboard bis zur<br />
Lounge mit Kicker betont lässig und<br />
offen gestaltet wurde, um Mitarbeiter<br />
zu gewinnen. Denn das Unternehmen<br />
ist stark auf Wachstum programmiert<br />
und braucht innovative<br />
Köpfe, die über IT-Know-how und<br />
den Spirit für die Customer-Journey<br />
im Küchenverkauf verfügen.<br />
Im Februar 2013 mit finanzieller<br />
Unterstützung der European Media<br />
Holding gegründet, hat sich das<br />
damalige Start-up Kiveda schnell<br />
von der ursprünglichen E-Commerce-Idee<br />
wegbewegt – weil<br />
Küchen eben nicht so einfach wie<br />
Schuhe über das Internet zu verkau-<br />
60 möbel kultur 11/2018
fen sind. Der Merger mit Küchenquelle<br />
war eine Win-win-Situation,<br />
seit Jahren zählt die Gruppe mit<br />
350 Beschäftigten zu den Top 20 im<br />
Küchenhandel (Bruttoumsatz 2017:<br />
rund 90 Mio. Euro). Bis Ende 2018<br />
steuert die Gruppe mit ihren Vertriebsmarken<br />
wie Kiveda, Küchenquelle<br />
oder „Premio“ die 100 Million<br />
im Auftragseingang an.<br />
Da lohnt sich auch ein eigenes<br />
Team, das nichts anderes tut als an<br />
die Zukunft zu denken. Zu den zwölf<br />
Mitarbeitern – durchweg männlich<br />
– zählen Programmierer, Datascientisten,<br />
Mixed-Reality-Experten<br />
und Webdesigner mit Erfahrungen<br />
aus der Spieleentwicklung bis zur<br />
Didaktik. Ihre Aufgabe: komplexe<br />
Prozesse, von der Kontaktaufnahme<br />
des Kunden bis zur Rechnung, so<br />
einfach wie möglich umzusetzen.<br />
„Wir wollen aber keine Technik als<br />
Selbstzweck, indem wir nur dem<br />
Digitalboom folgen, sondern das<br />
beste Kundenerlebnis der Branche<br />
bieten“, erläutert Strosek die Zielsetzung.<br />
Dabei steht das Insel-Team<br />
im ständigen Austausch mit der<br />
Nürnberger Zentrale und durchläuft<br />
regelmäßige Testphasen mit Anwendern.<br />
„Wir denken ganz strikt aus<br />
Kundensicht“, ergänzt Möller.<br />
„Denn viel zu häufig werden zuerst<br />
die technischen Möglichkeiten ausgereizt,<br />
ohne dass der Anwender<br />
den Mehrnutzen erkennt.“<br />
Zum Kommunikationskonzept<br />
von Küchenquelle gehören inzwischen<br />
eine ganze Reihe von Maßnahmen:<br />
Neben TV-Werbung im<br />
Shoppingkanal HSE24, Videos auf<br />
Youtube und Social-Media-Aktivitäten<br />
kamen der 3D-Planer bzw.<br />
Konfigurator mit Livechat und SEO<br />
im Internet dazu, ebenso wie das<br />
neue Online- und Printmagazin<br />
„Cookook“. Aus Anlass des 40-jährigen<br />
Jubiläums folgt nun der nächste<br />
Schritt: „kiveda.rooms“. Aktuell in<br />
der Betaphase, wird das neue Beratungstool<br />
offiziell auf der Jahrestagung<br />
am 30. November präsentiert<br />
und soll dann 2019 aktiv zum Einsatz<br />
kommen. Alle Küchenberater<br />
werden dann nicht nur mit Laptop,<br />
sondern sukzessive auch mit mindestens<br />
zwei „HoloLens“- Brillen<br />
ausgestattet. Denn jetzt heißt die<br />
Marschrichtung „Mixed Reality“<br />
– die virtuelle Küchenplanung mit<br />
neuesten Mitteln und faszinierenden<br />
Einsatzmöglichkeiten. Wird<br />
sonst zuerst 2-dimensional geplant<br />
und dann in eine 3D-Visualisierung<br />
RÜCKBLICK<br />
Von der Zeichenschablone zur Augmented Reality<br />
Ab 2019 ist „kiveda.rooms“ der nächste Step in der digitalen<br />
Küchenplanung. Zum Einsatz kommt dabei die „HoloLens“-Brille,<br />
mit der sich der Kunde gemeinsam mit dem Berater im virtuellen<br />
Raum bewegen, dort intuitiv Schränke verschieben und<br />
austauschen kann. Während bisher die Planung erst visualisiert<br />
wird, wenn sie fertig ist.<br />
Schon im Gründungsjahr 1978 war bei Küchen Quelle eine möglichst plastische<br />
Darstellung das Ziel. Ein Meilenstein war damals die 2D-Skizze mit Schablone und<br />
Lineal. Im nächsten Jahrzehnt setzten die Berater von Küchenquelle den Magnetbaukasten<br />
ein, woraufhin ein Polaroid-Bild an die Kunden übergeben wurde. Bereits 1992<br />
wurde der erste Küchenberater mit einem Laptop ausgerüstet, um am Bildschirm zu<br />
planen und dann mit dem mobilen Nadeldrucker die Wunschküche auszudrucken.<br />
Küchenkataloge wurden in den 90ern zu 250.000 Stück ausgedruckt. Zum Ausmessen<br />
der Räume kamen Lasergeräte dazu. Der erste 3D-Planer, mit dem Kunden auf der<br />
Website selbst ihre Vorstellungen gestalten konnten, wurde 2001 eingeführt. Der<br />
virtuelle Star war damals Anton, die Küchenquelle-Maus, die auch als Video auf der<br />
DVD den Weg von der Beratung bis zur fertigen Küche erklärte.<br />
Zum 40-jährigen Jubiläum soll nach dem Markenrelaunch, der die Neugestaltung<br />
des Logos als Sechseck und das Marketing umfasst, auch die nächste technische<br />
Revolution in der Planung folgen: Zur Jahrestagung Ende November wird den<br />
Mitarbeitern die Premiere von „kiveda.rooms“ präsentiert – der Schritt in die virtuelle<br />
Planung in Echtzeit.<br />
KIVEDA<br />
ROOMS<br />
11/2018 möbel kultur 61
IDEEN ZUR<br />
LOOKINSPIRATION<br />
Profim Bild muß angefordert<br />
64 möbel kultur 11/2018
Emotionen, Sinnlichkeit, zwischenmenschliche Beziehungen. Darum ging es<br />
auf dem farbenfrohen Stand des polnischen Büromöbelherstellers Profim.<br />
WOHNEN &<br />
ARBEITEN<br />
/// Moderne Arbeitswelten müssen flexibel und viel<br />
wohnlicher sein als bisher. Es geht nicht mehr nur<br />
darum, sich hinter seinem Bildschirm zu verschanzen.<br />
Das Office von heute ist gleichzeitig Meetingpoint,<br />
Kommunikationszentrum und Kreativzone, egal ob im<br />
Sitzen, Stehen oder gemütlich im Lounge-Bereich. Das<br />
hat die Orgatec eindrucksvoll gezeigt (siehe auch S. 140).<br />
11/2018 möbel kultur 65
Lifestyle<br />
Christmasworld: So wird die Messe 2019<br />
Neue Türen<br />
öffnen sich<br />
Udipsunt explaut liquae velescipsunt fugia<br />
nam et unt. Omnis ne omniae volore<br />
aut porpos as cus, volecae sollest incienihicim<br />
et as eost doluptio. Et re el<br />
modisitet hitatiis as cus magnatus, a idebisi nveliquis<br />
et porempostis simosae volorem sunt latemodit<br />
volorep tiuscid ellignatus volorum quis<br />
quatquam, id milibus dantisque nim arioratempor<br />
maximus nobis volent quos deliquiscium<br />
aperfer umendis nusam vel illessi assit oditime<br />
voloristo es aliquam diti cullore, id quunt adipsuntius<br />
explisit et moluptat verore nullab ipsunte<br />
ctotae pero quo eos et atur?Acernatque volup.<br />
Et re el modisitet hitatiis as cus magnatus, a idebisi<br />
nveliquis et porempostis simosae volorem<br />
sunt latemodit volorep tiuscid ellignatus volorum<br />
quis quatquam, id milibus<br />
dantisque nim arioratempor maximus nobis<br />
volent quos deliquiscium aperfer umendis nusam<br />
vel illessi assit oditiame voloristo es aliquam<br />
diti cullore, id quunt adipsuntius explisit<br />
et moluptat verore nullab ipsunte ctotae pero<br />
Vorspanntext Hier kommt ein<br />
Vorspanntext uam, id milibus<br />
dantisque nim arioratempor<br />
maximus nobis volent quos<br />
deliquiscium aperfer umendis<br />
nusam vel illessi assit oditiame<br />
voloristo es aliquam diti cullore,<br />
id quunt adipsuntius explisit et<br />
moluptat verore nullab ips<br />
lorum quis quatquam, id milibus<br />
dantisque nim arioratemquo<br />
eos et atur?Acernatque voluptam et alique<br />
seque porit alibus sit harumet lam explabunt<br />
adipsuntius explisit et moluptat verore nullab<br />
ipsunte ctotae pero quo eos et atur?Acernatque<br />
volup. Et re el modisitet hitatiis as cus magnatus,<br />
a idebisi nveliquis et porempostis simosae volorem<br />
sunt latemodit volorep tiuscid ellignatus<br />
volorum quis quatquam, id milibus dantisque<br />
nim arioratempor maximus nobis volent quos<br />
deliquiscium aperfer umendis nus re el modisitet<br />
hitatiis as cus magnatus, a idebisi nveliquis et<br />
porempostis simosae volorem sunt latemodit<br />
volorep tiuscid ellignatus volorum quis quatquam,<br />
id milibus dantisque nim arioratempor<br />
maximus nobis volent quos deliquiscium aperfer<br />
umendis nusam vel illessi assit oditiame voloristo<br />
es aliquam d re el modisitet hitatiis as<br />
cus magnatus, a idebisi nveliquis et porempostis<br />
simosae volorem sunt latemodit volorep tiuscid<br />
ellignatus volorum quis quatquam, id milibus<br />
dantisque nim arioratempor maximus nobis volent<br />
quos deliquiscium aperfer umendis nusam<br />
Die neue Hallenstruktur der Christmasworld 2019<br />
BU Text Helvetika 3<br />
mm Abstand zum Bild<br />
BU Text Helvetika 3<br />
mm Abstand zum Bild<br />
andit et adios vid<br />
magnis pa quatiis<br />
veroreius am eari<br />
occulparumAnietus<br />
dolenti tem. Lescidenem<br />
dolupta turior<br />
abo. Nam harum<br />
excessequo omnit qui<br />
diciis cc tem eiur,<br />
conseque voluptur<br />
aut evendis consequi<br />
optur aut que<br />
70 möbel kultur 12/2018
8.0 9.0<br />
Erschließen Sie sich<br />
die neue<br />
Hallenstruktur<br />
der Christmasworld!<br />
11.0<br />
12.0<br />
12.1<br />
Gall.<br />
0 + 1<br />
The<br />
Loft
HAUSMESSE SÜD<br />
Leicht und schwebend: „Air“<br />
von Spectral. Das reduzierte<br />
Design passt sich dem<br />
Wallpaper-Display von LG<br />
perfekt an.<br />
Hausmesse Süd: Konzepte fürs anziehende Herbstgeschäft<br />
Viele Veränderungen<br />
„Zeit für Qualität. Zeit für Konzept. Zeit für Partnerschaft. Zeit für Innovation.“<br />
Unter diesem Motto hatte die Hausmesse Süd Handel und Verbände in die<br />
Ausstellungen geladen. Der Weg in den Süden hat sich einmal mehr gelohnt,<br />
denn es gab viele Neuheiten und interessante Gespräche.<br />
Bei Spectral wird das Thema<br />
Individualisierung immer<br />
wichtiger. Die beiden Geschäftsführer<br />
René Glasmacher und<br />
Markus Krämer (Foto) haben die<br />
Fertigung am Standort Pleidelsheim<br />
längst dafür gerüstet,<br />
ihre Kunden nicht nur im<br />
Möbelhandel, sondern auch<br />
im Bereich Unterhaltungselektronik<br />
bestmöglich<br />
zu bedienen. Highlight zur<br />
Messe: das neue Programm<br />
„Air“ (siehe auch oben).<br />
Dass der maue Möbelsommer<br />
nicht gerade für Hochstimmung<br />
auf der Hausmesse<br />
Süd sorgen würde, war allen<br />
Beteiligten wohl von vornherein<br />
klar. Doch die Firmen ließen sich<br />
davon nicht beeindrucken, sondern<br />
haben sich für die Saison 2018/19<br />
konzeptionell neu aufgestellt. Fazit<br />
der Teilnehmer: Viele – auch ausländische<br />
– Händler sind dem Ruf<br />
gefolgt und haben sich Zeit genommen<br />
für gute Gespräche und die<br />
umfangreichen Präsentationen,<br />
sagt Geschäftsführer Lars Bornschein.<br />
Die Besucherzahlen lagen<br />
insgesamt ungefähr auf Vorjahresniveau.<br />
„Trotz getrübter Stimmung<br />
durch die Schönwetter-Umsatz<br />
einbußen war keine Zurückhaltung<br />
zu spüren, sodass die Haus messe-<br />
Süd-Aussteller sich über eine<br />
erfolgreiche Messe freuen durften“,<br />
so Bornschein weiter. Qualität<br />
„made in Germany“ gepaart<br />
mit ansprechendem Design und<br />
passenden Funktionen seien die<br />
Erfolgsgaranten, auf die der Handel<br />
aufbauen kann. „Auch beim Thema<br />
Individualisierung von Möbeln<br />
sind die innovativen Hersteller<br />
aus dem Süden ganz vorne dabei<br />
mit Systemprogrammen, mit der<br />
jede Lebenslage und jede Raumsituation<br />
perfekt nach dem eigenen<br />
Geschmack eingerichtet werden<br />
kann. Da die Wettbewerbssituation<br />
gerade im Hinblick auf die gestiegene<br />
Konzentration im Möbelhandel<br />
nicht einfacher wird, fokussieren<br />
sich die meisten Hersteller im<br />
Süden da rauf, mehr Sortimentsfelder<br />
aus einer Hand zu bieten, so<br />
beispielsweise Gwinner mit Wohnen<br />
und Speisen oder Himolla und<br />
Erpo mit Polstermöbeln von klassisch<br />
bis modern. Spectral besinnt<br />
sich auch wieder stärker auf seine<br />
Kernkompetenz in Sachen Unterhaltungselektronik.<br />
Bei den Kastenmöbelherstellern<br />
im Süden gibt es zudem einiges<br />
neu zu strukturieren. So arbeitet<br />
Nolte mit Akribie daran, die Produktion<br />
zu optimieren. Und Rauch<br />
hat eine große Aufgabe vor sich,<br />
weil das Stammwerk in Freudenberg<br />
geschlossen werden soll.<br />
RITA BREER, EVELYNE BECKMANN<br />
www.hausmesse-sued.de<br />
84 möbel kultur 11/2018
Ruf Betten<br />
Zielgruppengerecht<br />
Seit Mitte August zieht der Verkauf wieder an“, freut sich<br />
Ruf-Geschäftsführer Heiner Goossens (l.), hier mit<br />
Monia Schneider, Marketing, und Vertriebsleiter Christoph<br />
Stawinoga. Entsprechend frohen Mutes sind die Rastatter<br />
in die Messe gegangen. Dabei zeigte der Bettenspezialist<br />
einige Ergänzungen und Neuheiten, wie beispielsweise<br />
das Systemprogramm „Sino“ (Foto), mit dem das Single-<br />
Schlafen neu interpretiert werden soll – und das sich an<br />
Pendler genauso richtet wie an<br />
Studenten oder Senioren.<br />
Besonderheit sind hier die<br />
links, rechts oder beidseitig<br />
umschließenden Regale, die<br />
selbst im kleinsten Raum Ablagemöglichkeiten<br />
bieten. Zu<br />
haben als Boxspring- oder<br />
Polsterbett. www.ruf-betten.de<br />
Erpo setzt seinen Weg konsequent fort, neue Zielgruppen für die Marke<br />
anzusprechen. Dazu gehören zunehmend auch immer mehr Funktionen in den<br />
Polstermöbeln, wie z. B. bei „Erpo Motion“, wahlweise mechanisch und<br />
elektrisch verstellbar. Darüber hinaus geht es in Donzdorf auch darum, im<br />
modernen Bereich stärkere Akzente zu setzen, wie etwa bei „Avantgarde“ (r).<br />
Doch auch bei „Classics“ sorgen die neuen Freischwinger (u.) für frischen<br />
Schwung. Denn die Solitäre lassen sich gut mit bestehenden Programmen<br />
kombinieren. Neben den Produktneuheiten stellte Erpo-Geschäftsführer<br />
Stefan Bornemann auch das neue Studiokonzept vor, das unter dem Motto<br />
„Zuhause ist es am Schönsten“ steht.<br />
Gwinner<br />
Holzanteil nimmt zu<br />
Neben Ergänzungen und Optimierungen der<br />
bestehenden Produkte zeigte Gwinner auch neue<br />
Programme, darunter „Misano“ (l.), typisch Gwinner<br />
Lack – in den Farben Weiß, Fango oder Anthrazit – in<br />
Kombination mit Holz, hier mit einer massiven<br />
gebürsteten und geölten Eiche. Weiterer Newcomer: das Systemprogramm „Atena“,<br />
das ganz frei geplant werden kann und viele Stauraummöglichkeiten bietet. Auch<br />
der Bereich Speisezimmer wächst weiter. Zusätzlich zu den im letzten Jahr präsentierten<br />
Modellen gab es zur Hausmesse in Pfalzgrafenweiler zwei neue Bänke,<br />
sieben zusätzliche Stühle und sechs weitere Esstische.<br />
www.gwinner.de<br />
11/2018 möbel kultur 85
WESTFALEN/PEOPLE<br />
Immer einen Besuch wert:<br />
Die Ausstellung der 3C-<br />
Gruppe in Rheda-Wiedenbrück.<br />
Das dachte sich auch<br />
Union-Geschäftsführer<br />
Hermann Jäger (r.), der sich<br />
ein Bild über die Neuheiten<br />
der beiden Schienen<br />
„Carina“ und „Candy“<br />
machte. Mit fachlicher<br />
Unterstützung der Vertriebsverantwortlichen<br />
Frank<br />
Scheddien und Tanja Roß.<br />
Meetingpoint Ostwestfalen<br />
Wir<br />
müssen<br />
reden...<br />
Wolfgang und Marion<br />
Döll von Benformato<br />
lenkten mit einer<br />
mediterranen Inszenierung<br />
die Blicke<br />
auf ihre Entwicklungen.<br />
Außerdem hatten sie<br />
praktische Ideen für<br />
den POS entwickelt.<br />
Die Branche bleibt im<br />
Umbruch. Und in solchen<br />
bewegten Zeiten ist es be sonders<br />
wichtig, sich auszutauschen,<br />
das Gespräch zu<br />
suchen. Das zeigten die<br />
Herbstmessen in Ostwestfalen<br />
deutlich. Auch die „möbel<br />
kultur“ nutzte den Messemarathon,<br />
um sich upzudaten,<br />
die neuesten Entwicklungen zu<br />
diskutieren und selbstverständlich<br />
auch, um sich die News der<br />
Hersteller erläutern zu lassen.<br />
88 möbel kultur 11/2018<br />
Spontanes Treffen im<br />
Informa-Zentrum: Volker<br />
Peeck, Alliance-AR-Vorsitzender,<br />
mit GF Joachim Bringewald<br />
und Evelyne Beckmann („möbel<br />
kultur“). Hier fehlt jetzt noch<br />
der künftige zweite<br />
Geschäftsführer Thomas Eck,<br />
der spätestens zum 1. Januar in<br />
Rheinbach startet.
Präsentierten in Diepenau eine komplett<br />
umgestaltete Ausstellung mit viel<br />
Emotionen, Trendaussagen und POS-Konzepten:<br />
Polipol-Marketingleiterin Jessica<br />
Schlechte und Geschäftsführer Marc Greve.<br />
Für Gesprächsstoff sorgte der Cotta-Steinpol-Deal.<br />
Cotta-Geschäftsführer Patrick<br />
Poltera versprach, nichts an den Strukturen<br />
bei Steinpol ändern zu wollen.<br />
Reibungslose<br />
Messeorganisation<br />
von M.O.W.-Chef<br />
Bernd Schäfermeier<br />
und Projektassistent<br />
Maximilian Richter.<br />
Der Aussteller-Mix<br />
aus Etablierten und<br />
Newcomern stimmte.<br />
Gut aufgestellt, um auch<br />
größere Nachfragemengen<br />
just in time liefern zu<br />
können: Violino-Sales-<br />
Manager Bernhard Wolf.<br />
PS-reiches Networking: Die M.O.W.-Party stand im Zeichen der<br />
Formel Eins. Aber auch auf dem Messeparkett war die Drehzahl<br />
der Aufträge erfreulich hoch.<br />
Bei Natuzzi gibt es neue<br />
Personal-News: Seit Juni dieses<br />
Jahres zeichnet Ömer Ergit (l.)<br />
als Key Account Manager Softaly<br />
für Deutschland und Österreich<br />
verantwortlich. Er unterstützt<br />
damit Gianni Tucci (r.), Chief<br />
Softaly Officer.<br />
11/2018 möbel kultur 89
11 I 2018<br />
DIENSTLEISTER<br />
Wie in Zukunft bezahlt wird<br />
Computop-Geschäftsführer Ralf Gladis<br />
erklärt den Payment-Markt<br />
Faszination Logistik<br />
Netzwerke, Innovationszentren<br />
und Spatenstiche<br />
/// Hermes: Netzwerken für schnellere Prozesse /// AMÖ: Pilotprojekt „Entladehelfer“ /// Ikea:<br />
Ein Hub für Norddeutschland /// DHL: Die Zukunft entdecken /// Ebay: Ventilatoren für die Welt<br />
/// Akzentum: Cloudbasierte Belegerkennung /// Paris Retail Week: „Voll phygital!“///
DIENSTLEISTER<br />
Illustration: Nikolai Zaburdaev / Macrovector / Shutterstock.com<br />
Boom und<br />
kein Ende?<br />
Bauunternehmer von Logistikgebäuden profitierten in den vergangenen<br />
Jahren von einem echten Wirtschaftswunder. Das Fertigstellungsvolumen<br />
für Logistikgebäude gipfelte 2017 in einem Wert von 4,6 Mio.<br />
qm – vor allem angetrieben durch die Automobillogistik und den<br />
E-Commerce. Was die Nachfrage betrifft, würde dieser Wert auch<br />
zukünftig immer neue Rekordwerte erreichen. Allerdings macht sich<br />
nun ein Engpass bemerkbar, wie die sehr aufschlussreiche Studie<br />
„Logistik und Immobilien 2018“ der Bulwiengesa AG belegt.<br />
Nach dem Rekordjahr 2017 zeige sich in diesem Jahr demnach ein<br />
Mangel an verfügbaren Objekten, bei der Bautätigkeit fehlen Grundstücke,<br />
und langwierige Genehmigungsverfahren bremsen zusätzlich.<br />
Der Markt sei weiter von Nachfrageüberhängen und starkem Wettbewerb<br />
um Logistikimmobilien geprägt. Vor allem in den A-Städten<br />
und in deren Umland werden Flächenpotenziale für Neubauentwicklungen<br />
knapp. So werde das Fertigstellungsvolumen im laufenden<br />
Jahr 4,2 Mio. qm nicht übertreffen können. Das ist zwar immer noch<br />
ein sehr hohes Niveau, allerdings wird das Weihnachtsgeschäft<br />
zeigen, ob die logistische Infrastruktur noch mit dem Wachstum im<br />
Onlinehandel mithalten kann.<br />
Die Möbelbranche hat sich in logistischer Hinsicht zuletzt allerdings<br />
mächtig ins Zeug gelegt. Die „möbel kultur“ war bei der Eröffnung von<br />
Ikeas neuem Hub in Elsdorf dabei und auch beim Spatenstich für das<br />
neue Mega-Verteilzentrum der Hermes Gruppe im mittelfränkischen<br />
Ansbach. Zudem kämpft der Hermes Einrichtungs Service dafür,<br />
gemeinschaftlich die Prozesse entlang der Wertschöpfungskette zu<br />
verbessern. Die Branche stemmt sich gegen den Engpass Logistik.<br />
Beim derzeitigen Immobilien-Boom erliegt die „möbel kultur“ damit<br />
in ihrem 24-seitigen Dienstleister-Special zwangsläufig der „Faszination<br />
Logistik“. Aber überzeugen Sie sich selbst, dass das Sonderheft<br />
noch viele weitere Service-Highlights bereithält, um Ihr Business in<br />
die Zukunft zu führen.<br />
Top-Themen<br />
in diesem<br />
Dienstleister-Special:<br />
Hermes Einrichtungs<br />
Service: Branchen in<br />
Bewegung<br />
Ikea: Online-Turbo für den<br />
Norden<br />
AMÖ: Pilotprojekt läuft bis<br />
Jahresende<br />
DHL Innovation Center:<br />
Logistik von morgen<br />
erkunden<br />
Ebay: Von Altenburg in die<br />
ganze Welt<br />
ZUM TITEL<br />
Ikea eröffnet ein neues Logistik-Hub in Elsdorf.<br />
11/2018 möbel kultur 117
DIENSTLEISTER<br />
Hermes Einrichtungs Service: Voll vernetzt für schnellere Prozesse<br />
Branchen in Bewegung<br />
Möbel- und Logistikbranche sind eng verzahnt und zudem mit den gleichen Herausforderungen<br />
konfrontiert: Der digitale Wandel erfordert ein radikales Umdenken in Prozessen<br />
und Schnittstellen. Gleichzeitig entstehen durch Kostendruck und Fachkräftemangel<br />
zunehmend Engpässe, die nur durch neue und optimierte Warenflüsse gelöst werden<br />
können. Als führender B2C-Logistiker engagiert sich der Hermes Einrichtungs Service<br />
(HES) gemeinsam mit Interessenverbänden und anderen Dienstleistern für eine<br />
erfolgreiche Zukunft der Branche.<br />
118 möbel kultur 11/2018
In Zeiten fehlender Lkw-Fahrer,<br />
überfüllter Rampen und steigender<br />
Diesel- und Mautkosten<br />
sind kurze Wege und ausgelastete<br />
Transporte in der Möbellogistik ein<br />
Muss. Dazu kommt die Erwartungshaltung<br />
anspruchsvoller End kunden<br />
an kurze Lieferzeiten.<br />
Insbesondere bei kleineren<br />
Bestellumfängen aus dem stationären<br />
Fachhandel und bei Einzelordern<br />
aus dem Onlinehandel<br />
führen Mindestbestellmengen des<br />
Herstellers und die Planung von<br />
Mehrtagestouren für die Handelsbelieferung<br />
jedoch zu Lieferzeiten<br />
von sechs bis zehn oder mehr<br />
Wochen. Hier sorgt das Dropshipping-Prinzip<br />
– also der Direktversand<br />
vom Produzenten zum<br />
Endkunden – für Temposteigerung<br />
und Kostenreduzierung.<br />
Dass dieses Logistikthema für<br />
Hersteller ebenso wie für Stationärund<br />
Onlinehändler zunehmend von<br />
Interesse ist, konnte das HES-Team<br />
im Rahmen der diesjährigen M.O.W.<br />
bestätigen, bei der sich HES gemeinsam<br />
mit der IWOfurn GmbH präsentierte.<br />
Vertriebsleiter Jens-Uwe<br />
Sander dazu: „Wir argumentieren<br />
seit vielen Jahren dafür, Dropshipping<br />
als im Versandhandel etabliertes<br />
Logistikprinzip auch für den klassischen<br />
stationären Möbelhandel<br />
anzuwenden. Jetzt hat der Funken<br />
gezündet und wir konnten 2018<br />
zahlreiche vielversprechende Projekte<br />
mit namhaften Herstellern<br />
starten.“<br />
Die Digitalisierung der Branche<br />
und die Lösung gemeinsamer Engpassthemen<br />
sind die Hauptanliegen<br />
des DCC (Daten Competence Center<br />
e. V.) und der Zimlog-Initiative.<br />
Sowohl HES als auch der IT-Plattform-Betreiber<br />
IWOfurn engagieren<br />
sich hierbei stark und gestalten<br />
gemeinsam die Zukunft der Branche<br />
mit. Unter der Zielsetzung,<br />
die Dropshipping-Prozesse über<br />
Schnittstellenstandards abzubilden,<br />
ergänzen sich die beiden Unternehmen<br />
ideal für den optimierten<br />
Waren- und Datenfluss vom Zulieferer<br />
über die Produktion und den<br />
Handel bis hin zum Endkunden.<br />
Dietmar Weber, Geschäftsführer<br />
IWOfurn Service GmbH, erläutert<br />
hierzu: „Als Branchenplattform<br />
bekommen wir die Veränderungen<br />
in der Branche ungefiltert und<br />
sehr schnell durch unsere Kunden<br />
gespiegelt. Seit gut zwei Jahren<br />
boomt das Thema Dropshipping<br />
in der Einrichtungsbranche und<br />
beschäftigt unsere Kunden und<br />
damit auch die IWOfurn intensiv.“<br />
In Zusammenarbeit der beiden<br />
Spezialisten HES – für die Warenbewegung<br />
und den dazugehörigen<br />
Informationsfluss – und IWOfurn –<br />
für Daten, Schnittstellen und Prozessintegration<br />
in Warenwirtschaft<br />
und ERP – wurde ein Modell zur<br />
einfachen Umsetzung für Dropshipping<br />
im Zweiw-Mann-Handling<br />
entwickelt, das von den Unternehmen<br />
einfach und schnell in die<br />
eigene Prozesslandschaft integriert<br />
werden kann.<br />
www.hermesworld.com<br />
Dropshipping war das<br />
Top-Logistikthema auf der<br />
M.O.W. Das gut gelaunte<br />
HES-Team führte mit<br />
zahlreichen Herstellern<br />
und Händlern fruchtbare<br />
Gespräche. Im Bild (v. l.):<br />
Martin Wieland, Heiko<br />
Hufenbach, Beate<br />
Mevenkamp und Jens-Uwe<br />
Sander.<br />
11/2018 möbel kultur 119
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