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V om Glanz des Weihnachtsfests erschlagen Weihnachten werden immer die schönsten Geschichten erzählt. Von Holger Fraas | Wenn man sich an die Kindheit erinnert, fallen einem natürlich gleich die Feiertage ein. „Wisst ihr noch…?“ Weihnachten ist in meiner Familie auch die Zeit, in der sich alle die Geschichten der vergangenen Heiligen Abende erzählen. Spätestens nach dem traditionellen Roastbeef-Gelage (solange ich denken kann, gibt es bei uns an Heiligabend Roastbeef und Kroketten, komme mir ja keiner mit Würstchen und Kartoffelsalat…) und dem gemütlichem Beisammensein kommt wie von selbst die Frage auf: „Wie war das noch mal, als Claudia sich völlig high von ihren Erkältungsmedis durch den Braten gefuttert hat? Als mitten im Weihnachtsessen die Katze im Baum saß? Als die CDs mit der Klassik und den Popsongs vertauscht wurden und die Rockmusik als Geschenk zu Tante Angela ins Kloster geschickt wurde? Mein Erlebnis, von dem ich immer wieder berichten muss, und das zugegebenermaßen vielleicht auch jedes Jahr ein bisschen ausgeschmückt wird, ist im Vergleich zu solchen Geschichten eigentlich banal. Trotzdem wollen es alle immer und immer wieder hören. Und zwar genau so: Es war einmal vor etwa 40 Jahren, ich war also Grundschulkind. Damals war es noch so, dass man nicht für jeden Weg gleich ins Auto stieg. Zum Gottesdienst am Heiligabend ging es für mich und meine Schwester zusammen mit Vater also zu Fuß zur Kirche. Obwohl meine Schwester mit ihren kurzen Beinen dafür sorgte, dass es ein 20-minütiger Marsch werden sollte. Wir wohnten zwar in der großen Stadt Dortmund, trotzdem gab es noch jede Menge Felder und Grünflächen, die heute längst bebaut und verschwunden sind. Dick eingemummelt, stapften wir also durch den verschneiten Park, der an unsere Wohnstraße grenzte, zur Kirche. Ja, damals gab es noch regelmäßig Schnee zu Weihnachten. Und es war zu einer Zeit, als es noch dunkel war, wenn man abends spät über Felder ging, und wirklich nur die Sterne leuchteten, und nicht die Wohngebiete um einen herum auf eine unangenehm penetrante Art. Die 20 Minuten Marsch kamen mir damals ewig vor. Nicht nur, weil die Kälte langsam durch Stiefel und Handschuhe kroch. Eher, weil ich so gespannt auf den Gottesdienst war. Aus den gleichen Gründen, weshalb auch heute viele Menschen, die das ganze Jahr keine Kirche betreten, am Heiligabend die An Heiligabend stapften wir in der Kindheit noch durch eine tiefverschneite Landschaft zur Kirche | Foto: Pixabay Gotteshäuser fast zum Platzen bringen. Natürlich freute ich mich wie jedes Jahr auf das Krippenspiel und auf laut geschmetterte Weihnachtslieder, wie sie nur in unserer alten neugotischen Kirche zum Klingen und Schwingen gebracht werden konnten. Während ich kleine Wölkchen in die kalte Luft atmete, war sie dann vom Feldweg aus schon von weitem zu sehen: die Kirche, ihre hell erleuchteten bunten Fenster konnten gar nicht schnell genug immer größer werden. Und endlich waren wir da, fanden nach dem anstrengenden Gestapfe durch den Schnee noch so gerade einen Platz zum Sitzen, in dem muckelig geheizten Raum kroch langsam das Gefühl zurück in meine Hände und Füße. Überall brannten Kerzen, der Duft der aufgestellten Tannenbäume erfüllte den Raum…und ich war eingeschlafen. ■ 16 | rasteder weihnachtsgeflüster
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