27.11.2018 Aufrufe

TOP Coaches als Beilage im Manager Magazin

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Top Companies<br />

since 2018<br />

T C<br />

| HORST RÜCKLE<br />

7 MIN.<br />

LESEDAUER<br />

Was zeichnet einen guten<br />

Management-Coach aus?<br />

Anforderungen und Herausforderungen <strong>im</strong><br />

Coaching von Top-<strong>Manager</strong>n – von Horst Rückle<br />

Welche Anforderungen müssen<br />

<strong>Coaches</strong> erfüllen, um wirksam und<br />

effektiv (Top-)<strong>Manager</strong> zu coachen?<br />

Welche Erfahrungen und Kenntnisse<br />

sollten sie mitbringen? Horst Rückle<br />

beschreibt die besonderen Herausforderungen<br />

<strong>im</strong> Management-Coaching<br />

und definiert wichtige Schritte<br />

eines Veränderungsprozesses.<br />

Was versteht man unter Management?<br />

Zunächst ist es hilfreich zu wissen,<br />

was <strong>im</strong> Sinne des Themas unter dem<br />

angloamerikanischen Begriff „Management“<br />

verstanden werden soll.<br />

Schließlich beeinflusst das Begriffsverständnis<br />

auch die Aktivitäten des<br />

Coachs. Reicht „Leitung einer Organisation“,<br />

dann ist der <strong>Manager</strong> deren<br />

Leiter, auch bei kleinen Organisationen,<br />

z.B. einer Familie. Generell<br />

aber wird die Bezeichnung „<strong>Manager</strong>“<br />

eher für die in der obersten und<br />

oberen Hierarchie von Unternehmen<br />

tätigen Geschäftsführer und Vorstände,<br />

oft auch für Mitglieder der Geschäftsleitung<br />

und selbstständige<br />

Unternehmer, benutzt. Sowohl der<br />

<strong>Manager</strong> <strong>als</strong> Einzelperson <strong>als</strong> auch<br />

ein gesamtes Management kann die<br />

Hilfe eines Coachs <strong>als</strong> Einzel- oder<br />

Teamcoaching in Anspruch nehmen.<br />

Anforderungen an den Coach<br />

Da das Angebot an Coaching-Leistungen<br />

mindestens so vielfältig ist<br />

wie die Probleme und Anforderungen,<br />

bei denen Coaching helfen<br />

kann, sind eine genaue Definition der<br />

Situation, der gewollten Ergebnisse<br />

und der Mut des Coachs, Aufträge,<br />

die außerhalb seiner Kompetenz liegen,<br />

abzulehnen, ausschlaggebend<br />

für den Erfolg.<br />

Kommt es zu einer Zusammenarbeit,<br />

ist der Coach <strong>als</strong> helfend-fördernder<br />

Partner Begleiter auf Zeit, bis zum<br />

erreichten Ergebnis. Normalerweise!<br />

Ein guter Coach (wie er z.B. in der<br />

Rauen Coach-Datenbank zu finden<br />

ist) versteht die Situation des Klienten<br />

und kann sich in dessen Welt hineindenken.<br />

Dies wird ihm leichter<br />

möglich, wenn er selbst <strong>Manager</strong><br />

war, aber seine eigenen Erfahrungen<br />

nicht zu Vorurteilen werden ließ, sondern<br />

daraus lernend eine Bandbreite<br />

von Möglichkeiten zulassen kann. In<br />

diesem Sinne definieren wir Lernen<br />

<strong>als</strong> „Verzicht auf Bisherigkeit“. Dann<br />

hat ein Management-Coach neben<br />

Wissen und Können auch die nötige<br />

Reife, um seinem Klienten zu helfen<br />

und dessen Situation durchschauen<br />

und bearbeiten zu können.<br />

<strong>Manager</strong> vom „alten Schlag“<br />

Der Coach sollte wissen, dass in der<br />

Vergangenheit Personen ins Top-Management<br />

aufstiegen, die statt mit<br />

Sozialkompetenz mit Fachkenntnissen,<br />

Durchsetzungsvermögen, Überzeugungskraft<br />

und Härte gesegnet<br />

waren. Folgerichtig haben sich diese<br />

<strong>Manager</strong> <strong>im</strong> wörtlichen Sinne<br />

Untergebene „herangezüchtet“.<br />

Die Betrugsskandale u.a. in der Autoindustrie<br />

waren auch Folgen dessen,<br />

was früher mit Führungsstärke<br />

bezeichnet wurde.<br />

Solche <strong>Manager</strong> sind nicht einfach zu<br />

coachen. Viele haben in kompensatorischen<br />

Leistungen eigene Schwächen<br />

versteckt oder überwunden<br />

und fühlen sich unangreifbar. Herr<br />

Middelhoff mag dafür <strong>als</strong> ein Beispiel<br />

stehen. Selbst nach einem Sturz suchen<br />

sie die Gründe weiterhin außerhalb<br />

ihres Ichs. Das Ich soll hier<br />

verstanden werden <strong>als</strong> Summe der<br />

Identifikationen und Überzeugungen<br />

bzw. <strong>als</strong> Summe der Vorurteile,<br />

die man sich selbst erarbeitet hat,<br />

oder lt. Wikipedia <strong>als</strong> „eine feste,<br />

unerschütterliche, durch Nachprüfen<br />

eines Sachverhalts oder durch Erfahrung<br />

gewonnene Meinung – oder ein<br />

fester Glaube“. Die hier erwähnte<br />

„Nachprüfung“ erfolgte meist ebenfalls<br />

subjektiv, meist ausgerichtet auf<br />

die Bestätigung des bereits vorhandenen<br />

Vorurteils.<br />

Herausforderungen für Coach und<br />

Klient<br />

Dieser <strong>Manager</strong>-Typ weicht dem<br />

Coaching und dem Coach in der<br />

Regel aus. Wenn er trotzdem, weil<br />

Aufsichtsräte, Beiräte oder Unternehmensinhaber<br />

Veränderungen<br />

einfordern, Coaching bucht, braucht<br />

der Coach vor allem die Fähigkeit,<br />

dem Betroffenen bewusst zu machen,<br />

dass er be<strong>im</strong> Entstehen seiner<br />

Situation mindestens selbst beteiligt<br />

war oder diese verursacht hat.<br />

Der Coach muss begreiflich machen,<br />

dass die Umwelt und die Resultate des<br />

eigenen Tuns nur Spiegel sind, die auf<br />

sonst nicht erkennbare Kriterien und<br />

Missstände aufmerksam machen.<br />

Physikalische Spiegel brauchen wir<br />

nur, um etwas zu sehen, was sonst<br />

verborgen bleibt. In diesem Sinne<br />

spiegeln auch die Reaktionen der<br />

Umwelt das, was ohne diese Reaktionen<br />

nicht erkannt werden könnte.<br />

Die Frage, „Was wollte/will Ihnen<br />

das sagen?“, kann oft Ein-Sichten<br />

auslösen. Kann der <strong>Manager</strong> dieses<br />

Prinzip auf seine Situation übertragen,<br />

beginnt er, sich <strong>als</strong> be<strong>im</strong> Entstehen<br />

der Situation Beteiligter oder<br />

sogar <strong>als</strong> Verursacher derselben zu<br />

begreifen. Damit wird er bereit für<br />

Anregungen und Veränderungen,<br />

für Ent-wicklungen, die sein enges,<br />

verkapseltes Ich sprengen. Je stärker<br />

das Ich geschützt werden soll, desto<br />

länger dauert der Prozess. Oft helfen<br />

erst neue Ereignisse, die Entwicklungsnotwendigkeit<br />

einzusehen.<br />

Der Coach wirkt dabei selbst oder<br />

nutzt die vom Klienten beschriebenen<br />

Ereignisse <strong>als</strong> Spiegel. Dafür<br />

braucht der Coach Kenntnis der besonderen<br />

Situation solcher <strong>Manager</strong><br />

und vor allem Fingerspitzengefühl<br />

und Mut.<br />

Veränderungsprozess<br />

Dass <strong>Manager</strong>, deren Erfolge ihre<br />

Verhaltensweisen scheinbar bestätigen,<br />

sich nicht kurzfristig verändern<br />

können, ist verständlich. Denn: Wer<br />

sieht schon gerne ein, dass er seine<br />

Erfolge trotz oder wegen seiner<br />

Schwächen erreicht hat? Dass der<br />

Weg Kraft, Zeit, Sorgen und Ärger<br />

gekostet hat, wird <strong>als</strong> normal abgetan.<br />

Bewundert wird ja (noch) nicht<br />

derjenige, der seine Ergebnisse mit<br />

Leichtigkeit erreicht, sondern jener,<br />

der trotz Dornen und Disteln <strong>im</strong><br />

Schweiße seines Angesichts Ergebnisse<br />

erreicht hat. Anders ist das<br />

bei Spitzensportlern. Hier wird die<br />

scheinbare Leichtigkeit bewundert<br />

und viel zu wenig daran gedacht,<br />

wie viel Training und Coaching solche<br />

Spitzenleistungen ermöglicht<br />

hat. Diese Tatsachen kann ein Coach<br />

nutzen und bewusst machen, dass<br />

Spitzensportler wissen, dass sie für<br />

Ergebnisse hart trainieren müssen<br />

und sich einem Coach anvertrauen,<br />

wenn sie Leistungstiefs erleben.<br />

Einsicht erzeugen, statt zu über-zeugen,<br />

mit dem Klienten reden, statt<br />

ihn zu überreden, alternative Verhaltensweisen<br />

ausprobieren und neue<br />

Erfahrungen ermöglichen – das sind<br />

notwendige Aktivitäten eines Coachs,<br />

auch <strong>im</strong> Management-Coaching.<br />

Coaching-Prozess<br />

In der Regel werden <strong>im</strong> Management-Coaching<br />

folgende Schritte absolviert:<br />

Informieren: Wechselseitiges Kennenlernen,<br />

Schildern der Gründe<br />

wegen derer Coaching in Anspruch<br />

genommen werden soll (u.a.).<br />

Analysieren: Der Coach erfragt Lebensgeschichte,<br />

Erlebnisse, Prägungen,<br />

<strong>im</strong>mer wieder auftretende Situationen,<br />

berufliche Anforderungen,<br />

privates Umfeld etc.<br />

Definieren: Sind die Informationen<br />

ausreichend vollständig, fasst der<br />

Coach die Daten und seine Eindrücke<br />

zusammen und schildert sie <strong>im</strong> Sinne<br />

einer Diagnose. Dabei lässt er den<br />

Klienten Informationen nachliefern,<br />

Fragen stellen und ggf. die Richtigkeit<br />

der Definition bestätigen.<br />

Ziel klären: Jetzt müssen beide, der<br />

Coach und der Klient, entscheiden,<br />

ob sie miteinander können. Bei Bejahung<br />

dieser Frage ist zu klären, ob<br />

der ursprüngliche Wunsch (das Ziel)<br />

des Klienten noch gültig ist oder was<br />

die noch zu realisierenden Aktivitäten<br />

erreichen sollen. Es bietet sich an,<br />

entweder aus einem Fernziel (bzw.<br />

einem Wunsch) Teilziele abzuleiten<br />

oder gleich ein aus jetziger Sicht erreichbares<br />

Ergebnis zu formulieren.<br />

Aktivitäten: Aus der Vielzahl der<br />

Möglichkeiten (Gespräch, Information,<br />

Übungen, weitere Exploration,<br />

gemeinsames Erleben der Praxis<br />

des Klienten etc.) werden jene ausgewählt,<br />

die mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

auf das gewünschte Ergebnis<br />

zuführen. Dies kann auch die Empfehlung<br />

geeigneter Literatur zur Fundierung<br />

des notwendigen, die Aufgabe<br />

bzw. das Problem betreffenden Wissens<br />

einschließen.<br />

Bewerten: Gemeinsam bewerten<br />

Coach und Klient was, wie, ggf. mit<br />

wem und bis wann getan werden soll.<br />

Entscheiden: Bei diesem Prozess<br />

werden definitionsgemäß Aktivitäten<br />

ausgeschlossen, die den Entwicklungsprozess<br />

behindern und solche<br />

vereinbart, die <strong>als</strong> hilfreich erachtet<br />

werden.<br />

Durchführen: In Gesprächen, Übungen<br />

und Informationen bekommt der<br />

Klient neues Wissen um sich, seine<br />

Situation und sein konkretes Problem.<br />

Er nutzt sein neues Wissen, um<br />

sein Problem möglichst selbst zu lösen.<br />

Der Coach ist sein methodischer<br />

und hilfreicher Begleiter. Er gibt keine<br />

Rat-Schläge sondern Rat, formuliert<br />

keine Vor-Schläge, sondern informiert.<br />

Der Klient nutzt die so gewonnenen<br />

Erkenntnisse, um sie in seiner<br />

Lebens- bzw. Berufssituation zu verwirklichen.<br />

Der begleitende Coach<br />

steht ihm während des ganzen Prozesses,<br />

auch in coaching-freien Zeiten,<br />

für Fragen zur Verfügung.<br />

Kontrollieren: Auch wenn das Wort<br />

„Kontrolle“ inzwischen leider negativ<br />

erlebt wird, ist das, was es meint,<br />

nämlich Vereinbartes mit Getanem zu<br />

vergleichen, äußerst wichtig. Ohne<br />

Kontrolle entsteht Verwahrlosung.<br />

Deshalb will und sucht jeder, der erfolgreich<br />

sein will, jemanden, der ihn<br />

kontrollieren kann. Der Sportler einen<br />

Trainer, der Wissenschaftler oder<br />

Künstler einen Kritiker, der Schüler einen<br />

Lehrer usw. Für den Klienten ist<br />

es der Coach.<br />

Rückmelden: Im Feedback erfährt<br />

der Klient, wie seine Erkenntnisse<br />

wirken. Seine Spiegel sind überall in<br />

seiner Umgebung: Freunde, Familie,<br />

Arbeitgeber, Kollegen und natürlich<br />

auch der Coach. Die Rückmeldung<br />

dient so der Diskussion und zeigt<br />

Möglichkeiten für die Gestaltung der<br />

weiteren Schritte auf. Gleichzeitig ist<br />

Feedback ein wichtiges Instrument,<br />

um den Weg <strong>als</strong> richtig zu bestätigen<br />

oder Änderungen vorzunehmen.<br />

Fazit<br />

Der Coach kann systematisch zum Erfolg<br />

beitragen, indem er die Situation<br />

seines Klienten verstanden hat, genügend<br />

Wissen und Können für die Begleitung<br />

aufbringt und Veränderungen<br />

wohlwollend-streng einfordert.<br />

Wer den Film „The King’s speech“<br />

gesehen hat, weiß, wie wichtig gerade<br />

<strong>im</strong> Management-Coaching Strenge<br />

ist, während die wirtschaftlichen<br />

Interessen des Coachs zweitrangig<br />

sein müssen.<br />

hr TEAM – Horst Rückle,70794 Filderstadt<br />

horst.rueckle@rueckle-online.de<br />

Telefon: +49 (711) 6745400<br />

10 | T C – BESTE COACHES DEUTSCHLAND T C – BESTE COACHES DEUTSCHLAND | 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!