17_2018_news
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p o l i t i s c h e s p a r k e t t<br />
·········································································································· ver.di <strong>news</strong> <strong>17</strong> · 1. Dezember <strong>2018</strong> 3<br />
Zu wenig Geld<br />
gute-kita-gesetz – Für ver.di hat Beseitigung des Fachkräemangels Priorität<br />
(pm) Ladungssicherungsarbeiten in<br />
Häfen müssen ausschließlich von<br />
speziell dafür ausgebildeten Hafenarbeiter*innen<br />
ausgeführt werden,<br />
um die Sicherheit von Seeleuten zu<br />
gewährleisten. Das fordert ver.di<br />
seitvielenJahren.Aktuellgeworden<br />
ist diese Forderung jetzt wieder<br />
durch den Tod eines philippinischen<br />
Seefahrers Mitte November bei der<br />
Ladungssicherung von Containern<br />
im Hafen von Dublin.<br />
IneinemSchreibenandieSenatoren<br />
und Minister sowie die Fraktionen<br />
der Küstenländer in Deutschland<br />
dringt ver.di darauf, dass die Politiker*innen<br />
die Verantwortung für<br />
die Seeleute übernehmen. Hinzu<br />
komme, dass Seeleute die LadungssicherungsarbeitennebenihrenseemännischenAufgabenauszuführen<br />
haben, was zu Erschöpfung und<br />
Übermüdung führt, und damit zur<br />
Gefahr für Mensch und Schiff wird.<br />
(hla) Im „Sozial- und Erziehungsdienst“werdenmehrFachkräftegebraucht.DieHerausforderungendes<br />
Arbeitsfeldes, um sozialpädagogische<br />
Fachkräfte zu halten und mehr<br />
Menschen für die Berufe in diesem<br />
Bereich zu begeistern, diskutierten<br />
die Delegierten der ver.di-FachbereicheGemeindensowieGesundheit,<br />
soziale Dienste, Wohlfahrt und KirchenAnfangNovembergemeinsam<br />
auf der jährlich stattfindenden Kasseler<br />
Konferenz. Die rund 140 Teilnehmenden<br />
waren sich einig, dass<br />
die Berufe aufgewertet und die<br />
Ausbildungs-undArbeitsbedingungen<br />
verbessert werden müssten.<br />
Einen Beitrag dazu könnte das<br />
„Gesetz zur Weiterentwicklung der<br />
QualitätundderTeilhabeinderKindertagesbetreuung“<br />
(KiQuTG) leisten.<br />
Es wird Ende November, nach<br />
Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />
der„ver.di<strong>news</strong>“,in2.und3.Lesung<br />
im Bundestag beraten. Hinter dem<br />
sperrigen Namen verbirgt sich das<br />
„Gute-KiTa-Gesetz”,indessenFokus<br />
der Transfer von Mitteln insbesondere<br />
für die frühkindliche Bildung<br />
vom Bund zu den Ländern steht.<br />
Ziel sind bundesweit gleichwertige<br />
Qualitätsstandards in der frühkindlichen<br />
Bildung,wobei die unterschiedlichen<br />
Entwicklungsbedarfe<br />
der Länder berücksichtigt werden<br />
müssen.MitdemGesetzsolldieÜbergangsphase<br />
gestaltet werden, bis<br />
dieBedingungen„gleichwertig“sind.<br />
ver.di begrüßt das Anliegen des<br />
Gesetzesgrundsätzlich,aberesgibt<br />
auch viel Kritik. So sei nicht klar definiert,welcheStandardsgeltensollen<br />
und was gleichwertig bedeutet.<br />
„Es gibt keine verbindlichen Zielstellungen<br />
für die Handlungs- und<br />
FinanzierungskonzeptederLänder“,<br />
sagt Elke Alsago von der ver.di-<br />
Fachstelle Bildung, Erziehung und<br />
Betreuung in der Kindheit. Auf der<br />
Konferenz wurde auch die Summe<br />
von5,5MilliardenEuroinvierJahren<br />
kritisiert. Familienministerin Franziska<br />
Giffey, SPD, sagte bei der<br />
Konferenz, dass es Ziel sein müsse,<br />
dass auch über 2022 hinaus Gelder<br />
fließen. Ursprünglich waren 5 Milliarden<br />
Euro jährlich geplant gewesen.<br />
ver.di kritisiert außerdem in Stellungnahmen<br />
und persönlichen Gesprächen<br />
mit den Ministerium und<br />
den Politiker*innen, dass keine verbindlichen<br />
Regelungen oder Sanktionsmöglichkeiten<br />
vorgesehen<br />
seien, falls die Länder das Geld<br />
nichtfürqualitativeVerbesserungen<br />
einsetzen. Sollte das Gesetz – nach<br />
der Zustimmung des Bundesrats<br />
MitteDezember–Anfangkommenden<br />
Jahres in Kraft treten, werde<br />
ver.di sehr genau darauf achten,<br />
wie die Länder es umsetzen.<br />
„Für ver.di hat die Beseitigung<br />
des Fachkräftemangels Priorität“,<br />
sagtAlsago.„GuteQualitätbraucht<br />
gute Bedingungen. Nur durch ein<br />
gemeinsames, geschlossenes Vorgehen<br />
können wir unsere Arbeitsbedingungen<br />
verbessern“, heißt es<br />
inderKasselerErklärung.Grundlage<br />
fürVerbesserungenmüsseeineAusbildungs-<br />
und Qualifizierungsoffensivesein,indersichBund,Länder,<br />
Kommunen und Träger engagieren.<br />
Kein Sozialdumping<br />
öpnv – Betriebs- und Personalräte schreiben offenen Brief an Bundesverkehrsminister<br />
Mehr Schutz für Seeleute<br />
ladungssicherung – ver.di fordert Veränderung der Hafenverordnungen<br />
(pm) Sozialdumping muss im Personenbeförderungsgesetz<br />
(PBefG)<br />
ausgeschlossenwerden.Dazuhaben<br />
Betriebs-undPersonalrätevonrund<br />
130 privaten und kommunalen Unternehmen<br />
des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
aus dem gesamten<br />
Bundesgebiet Bundesverkehrsminister<br />
Andreas Scheuer, CSU, bei einer<br />
Konferenz Ende November aufgefordert.Sieunterzeichneteneinen<br />
offenen Brief an den Minister, in<br />
demsieaufdieVereinbarungimKoalitionsvertrag<br />
hinweisen, mit der<br />
Sozialstandards im PBefG gesichert<br />
werden können.<br />
ImGesetzsolleklargestelltwerden,<br />
dass auch eigenwirtschaftliche Antragsteller<br />
im ÖPNV von den Kommunen<br />
vorgegebene soziale Standards<br />
einhalten müssen. Die Betriebs-<br />
und Personalräte begrüßen<br />
diese Vereinbarung, kritisieren jedoch,dassdieUmsetzungverzögert<br />
wird. Werde das PBefG nicht umgehendgeändert,werdederunfaire<br />
Wettbewerb weitergeführt.<br />
„Das Leben und die Gesundheit der<br />
Seeleute wird durch das Self-Handling<br />
unverantwortlich aufs Spiel gesetzt“,<br />
kritisiert ver.di-Bundesvorstandsmitglied<br />
Christine Behle. Es<br />
würden dringend klare politische<br />
Lösungen in allen norddeutschen<br />
Küstenländern benötigt. Behle wies<br />
darauf hin, dass es keinen internationalen<br />
Tarifvertrag gebe, an dem<br />
ver.di und die ITF beteiligt seien, der<br />
von allen Reedern unterzeichnet sei.<br />
toren christians ist<br />
stellvertretender personalratsvorsitzender<br />
des städtischen eigenbetriebs<br />
kita bremen<br />
i n t e r v i e w<br />
Dauerhafte<br />
Qualität<br />
Was hat sich in der<br />
Kinderbetreuung<br />
verändert?<br />
Es hat einen wahnsinnigen<br />
Ausbau gegeben.<br />
Vor zehn Jahren war eine<br />
Vier-Stunden-Betreuung<br />
Standard, heute sind es<br />
häufig mindestens sechs<br />
Stunden. Zwar arbeiten<br />
auch mehr Erzieher*innen<br />
bei uns, aber beim<br />
Ausbau der Häuser haben<br />
wir ihre Arbeitsplätze<br />
vernachlässigt. Es<br />
fehlen Pausen- und Arbeitsräume.<br />
Wir müssen<br />
die Erwachsenen, die ihr<br />
Arbeitsleben lang in der<br />
Kita leben, stärker in den<br />
Blick nehmen. Sie müssen<br />
auch mehr Möglichkeiten<br />
bekommen, sich<br />
fachlich und finanziell<br />
weiter zu entwickeln.<br />
Kann das „Gute-KiTa-<br />
Gesetz dazu beitragen?<br />
Ich sehe da nicht viele<br />
Ansätze. Der Bund überlässt<br />
viel den Ländern.<br />
Die Finanzen werden<br />
nicht ausreichen. Aus<br />
5 Milliarden Euro pro<br />
Jahr sind 5,5 für vier Jahre<br />
geworden. Viele Länder<br />
werden mit dem<br />
Geld nur die Kita-Beiträge<br />
senken und Projekte<br />
einrichten, statt mehr in<br />
die dauerhafte Qualität<br />
der Betreuung und attraktivere<br />
Arbeitsbedingungen<br />
zu investieren.