17_2018_news
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u n t e w i e s e<br />
8 ver.di <strong>news</strong> <strong>17</strong> · 1. Dezember <strong>2018</strong><br />
norbert walterborjans:<br />
steuern.<br />
der große bluff,<br />
verlag kiepenheuer &<br />
witsch, köln,<br />
287 seiten, 15 euro,<br />
isbn 978-346205<strong>17</strong>66<br />
ver.di <strong>news</strong><br />
erscheint 14-täglich<br />
herausgeber:<br />
vereinte dienstleistungsgewerkschaft<br />
ver.di,<br />
frank bsirske, vorsitzender<br />
chefredaktion:<br />
dr. maria kniesburges<br />
redaktion: heike langenberg<br />
(verantwortlich), marion<br />
lühring, jenny mansch<br />
layout: helmut mahler<br />
infografik: klaus niesen<br />
cartoon: thomas plassmann<br />
druck: alpha print medien ag,<br />
darmstadt<br />
adresse: redaktion ver.di <strong>news</strong>,<br />
paula-thiede-ufer 10,<br />
10<strong>17</strong>9 berlin,<br />
tel.: 030 / 69 56 1069,<br />
fax: 030 / 69 56 3012<br />
verdi-<strong>news</strong>@verdi.de<br />
www.verdi-<strong>news</strong>.de<br />
Zu Lasten der Allgemeinheit<br />
b u c h t i p p – Plädoyer von Norbert Walter-Borjans für eine gerechtere Steuerpolitik<br />
Für viele Menschen sind Steuern ein<br />
Buch mit sieben Siegeln. Damit fehlt<br />
vielen auch der Durchblick in steuerpolitischenDiskussionen.Derehemalige<br />
Finanzminister Nordrhein-<br />
Westfalens, Norbert Walter-Borjans,<br />
SPD,siehtindiesemweitverbreiteten<br />
Unwissen„dieGrundlagefürenorme<br />
Profite der Wenigen“. Das gehe zu<br />
Lasten der Allgemeinheit und damit<br />
letztendlich zu Lasten des gesellschaftlichen<br />
Zusammenhalts.<br />
MitseinemBuchleistetderPolitiker<br />
einen Beitrag zur Aufklärung. VerständlicherklärterZusammenhänge,<br />
zeigt, dass ein Einkommenssteuersatz<br />
von 42 Prozent, der heute als<br />
Spitzensteuersatz gilt und von einschlägigen<br />
Lobbygruppen für vermeintlich<br />
viel zu hoch verschrien<br />
wird, früher bereits für niedrigere<br />
Einkommensgruppen als heute gegolten<br />
hat. Doch damals lag der<br />
Spitzensteuersatz bei 53 Prozent,<br />
galt erst für höhere Einkommen –<br />
und so sind viele sehr gut Verdienende<br />
mit den heutigen 42 Prozent<br />
im Vergleich deutlich geringer belastet.<br />
An diesem Beispiel wird deutlich,<br />
dassWalter-BorjansmitseinerKritik<br />
auchdieeigeneParteinichtverschont,<br />
denn die war es in der Koalition mit<br />
den Grünen, die den Spitzensteuersatz<br />
deutlich gesenkt hat. Kritik übt<br />
eraberauchanSteuervermeidungs-<br />
LobbyverbändenwiedemDeutschen<br />
Steuerzahlerbund und der arbeitgeberfinanzierten<br />
Initiative Neue Soziale<br />
Marktwirtschaft. Dabei dienen<br />
die staatlichen Einnahmen im Wesentlichen<br />
dazu, staatliche Dienstleistungen<br />
und damit auch die Daseinsvorsorge<br />
zu finanzieren. Doch<br />
der erweckte Eindruck, der Staat<br />
greifevorallemGeringverdienenden<br />
ungehemmt in die Taschen und verschwende<br />
das Geld, trägt dazu bei,<br />
dass Steuern in Verruf geraten sind.<br />
Komme es dann mal wieder zu Steuersenkungen,<br />
profitierten vor allem<br />
ohnehinGutverdienendedavonoder<br />
zumindest stärker als Geringverdienende.<br />
Der Name Walter-Borjans ist auch<br />
mit dem Aufkauf von Steuer-CDs<br />
verbunden – und damit mit dem<br />
strikteren Kampf gegen Steuersünder*innenundBanken,diesiedabei<br />
unterstützen, durch die Finanzverwaltungen.<br />
In seinem Buch beschreibt<br />
der 66jährige, wie wichtig<br />
es ist, als Minister auch die Beschäftigten<br />
in den Verwaltungen zu stärken,<br />
ihnen kreative Freiräume zu<br />
lassen und dafür den Rücken freizuhalten.<br />
Nur so könne effektiv gegenSteuerhinterziehungvorgegangen<br />
werden – was wiederrum zu<br />
Mehreinnahmen führt.<br />
Blauäugig ist er dabei aber nicht.<br />
Denn dort, wo ein Schlupfloch geschlossen<br />
werde, tue sich auch bald<br />
wiedereinneuesauf,warnter.Daher<br />
dürfe man nicht nachlassen. Auch<br />
nicht bei der angemessenen Besteuerung<br />
international tätiger Unternehmen.160MilliardenEuroentgehen<br />
Deutschland hierbei zur Zeit<br />
jährlich – nach vorsichtigen Schätzungen.<br />
Eine Summe, mit der sich<br />
der Investitionsstau in der öffentlichen<br />
Daseinsvorsorge auf einen<br />
Schlag erledigen ließe. Und davon<br />
würden alle profitieren, nicht nur<br />
die multinationalen Unternehmen.<br />
Heike Langenberg<br />
hinweis: die ausgabe 18<br />
erscheint am 15. dezember <strong>2018</strong><br />
t e r m i n e ················································································································<br />
www.verdi.de<br />
Hartz IV<br />
„Unser Ziel ist das<br />
Recht auf Arbeit und<br />
nicht das Recht auf<br />
bezahltes Nichtstun.“<br />
Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel, CDU,<br />
bei einer Rede vor dem<br />
Deutschen Arbeitgebertag<br />
Die Tariftagung <strong>2018</strong> des Wirtschafts-<br />
und SozialwissenschaftlichenInstitutsderHans-Böckler-Stiftung<br />
findet am 10. und 11. Dezember<br />
in Düsseldorf statt. Schwerpunkte<br />
sind in diesem Jahr die Regelungen<br />
zur Arbeitszeit, der Tarifvertrag in<br />
der Altenpflege und 100 Jahre Tarifvertragsordnung.<br />
Mehr Infos:<br />
https://www.boeckler.de/veran<br />
staltung_115808.htm<br />
Betriebs- und Personalräte aus<br />
derEnergiewirtschaftlädtver.diam<br />
11. und 12. Februar 2019 zur Energie-undTarifpolitischenArbeitstagung<br />
nach Berlin ein. Unter anderemisteinehochkarätigbesetzte<br />
Podiumsdiskussion zur Energiepolitik<br />
der Bundesregierung geplant.<br />
Außerdem geht es bei einem U-28-<br />
Workshop um Möglichkeiten der<br />
Jugend-Tarifarbeit. Mehr Infos:<br />
https://ver-und-entsorgung.ver<br />
di.de/service/termine/<br />
Arbeitskämpfe in den Krankenhäusern,<br />
Nadelstichaktionen im<br />
WeihnachtsgeschäftgegenAmazon,<br />
Tagesstreiks der IG Metall – in gewerkschaftlichen<br />
Kämpfen entstehen<br />
neue Formen der Gegenwehr.<br />
Auf der Konferenz Aus unseren<br />
Kämpfen lernen, zu der die Rosa-<br />
Luxemburg-Stiftung vom 15. bis <strong>17</strong>.<br />
Februar 2019 nach Braunschweig<br />
einlädt, werden sie mit Aktiven aus<br />
verschiedenenGewerkschaftenund<br />
Wissenschaftler*innen in den Blick<br />
genommen, ausgewertet und diskutiert.ZudenInitiator*innenzählen<br />
auch der ver.di-Bezirk Süd-Ost Niedersachsenunddasver.di-Bildungswerk.<br />
Mehr Infos: https://www.ro<br />
salux.de/streikkonferenz<br />
Frauen, die in der Abfall-, Energie-<br />
und Wasserwirtschaft arbeiten,<br />
lädt ver.di am 19. und 20. Februar<br />
2019zum2.Netzwerktreffennach<br />
Lübeck-Travemündeein.Dabeigeht<br />
es um den Umbruch, vor dem auch<br />
die drei Branchen in der Ver- und<br />
Entsorgung stehen, in Folge von<br />
Privatisierung, Digitalisierung, Zersplitterung<br />
und Fachkräftemangel.<br />
Die Auswirkungen werden speziell<br />
ausFrauensichtdiskutiert.MehrInfos:<br />
https://ver-und-entsorgung.<br />
verdi.de/service/termine/