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grenzgänger<br />
46° 55’′ 6” N 13° 52’ 25” O<br />
Es war eine<br />
sehr schöne Zeit...<br />
Der Engländerlift feierte bereits seinen 70. Geburtstag und Gabi<br />
Langmaier bald ihren 90. – beide sind Zeitzeugen, die aus der<br />
Geschichte des Ortes nicht mehr wegzudenken sind.<br />
TEXT Katharina Maria Zimmermann — FOTOS Katharina Maria Zimmermann, Vera Bachernegg, Archiv Jägerwirt<br />
Gabi Langmaier ist mit Bruno<br />
Kreisky skigefahren, hat<br />
den Beginn des Skisports<br />
miterlebt und steht auch<br />
heute noch gerne auf den<br />
Brettern. Die einstige Skilehrerin kennt auf<br />
der Turracher Höhe jedes Kind, denn sie<br />
hat ihren Job dort 50 Jahre lang gemacht.<br />
Dabei haben die Kinder der „Tante Gabi“ oft<br />
gezeigt, wie besonders die Turracher Höhe<br />
ist: „Einmal sind wir durch die Waldpiste<br />
gefahren und auf einmal hieß es, ich soll<br />
stehenbleiben und schauen. Für mich war<br />
nichts Besonderes erkennbar, aber die<br />
Buben aus Wien haben mir gesagt, dass die<br />
Sonnenstrahlen so durch die Bäume durchkommen,<br />
als würden 1000 Sterne glitzern.<br />
Auf einmal habe ich die Landschaft auch<br />
wieder mit anderen Augen gesehen, obwohl<br />
ich hier ja praktisch aufgewachsen bin.<br />
Man sollte also immer drauf horchen, was<br />
die Kinder sagen“, ist nur eine der vielen<br />
Anekdoten, die aus ihrem Nähkästchen<br />
geplaudert werden.<br />
AUS STEMMPFLUG WIRD PIZZASTÜCK<br />
Beim Skifahren hat sich natürlich<br />
auch einiges geändert. Damals, als es nur<br />
ein paar Häuser heroben gab und in den<br />
Wintern bis zu dreieinhalb Meter Schnee<br />
lagen, waren die Lifte noch rar gesät. Dem<br />
Engländerlift als Pionier leisteten nur der<br />
Hirschkogllift (den es heute gar nicht mehr<br />
gibt), der Paulilift und der Obermannlift<br />
Gesellschaft. Der Startpunkt zum Abfahren<br />
ZUR PERSON Gabi Langmaier hat 50 Jahre lang als Skilehrerin<br />
ganze Generationen von Kindern auf der Turracher Höhe<br />
unterrichtet und verbringt ihre Winter nach wie vor dort.<br />
Sie kam ein Jahr nach dem Engländerlift, also im Jahr 1946,<br />
in die Region. Auch heute geht sie noch Skifahren, aber nur<br />
bei Schönwetter. Ihr Motto: „Skifahren verlernt man nicht.“<br />
und Runterdüsen musste also oft selbst erarbeitet<br />
werden. So wurde es einem auch in den zwar dicken,<br />
aber weniger wind- und wasserabweisenden Skipullis<br />
und den Steghosen nicht kalt. Denn „die Pistengeräte,<br />
das waren damals wir. Aber wenn man jung ist, dann<br />
ist das selbstverständlich. Außerdem kannten wir ja<br />
nichts anderes“, erzählt Gabi, die in St. Veit an der<br />
Glan geboren wurde und ihre Winter immer noch gerne<br />
auf der Turrach verbringt. Und der „Stemmpflug“,<br />
den sie den Kindern damals noch gelernt hat, den gibt<br />
es zwar noch immer, allerdings wird er heute nach<br />
der Lieblingsspeise vieler Zwerge benannt, er heißt<br />
nämlich „Pizzastück“.<br />
WILDE NÄCHTE<br />
Doch sobald die Sonne unterging und die Kinder<br />
im Kreise der Familie ihre Oberschenkel ausruhten,<br />
ging die Skilehrer-Action erst richtig los. Gabi Langmaier<br />
erinnert sich nur zu gerne an den Hochschobertanz,<br />
der bereits um 17 Uhr losging und bei dem alle<br />
ihre Skischuhe auszogen und nur in Socken tanzten.<br />
Dabei gingen immer ein „poa Achterlan“, denn als Skilehrer<br />
wurde man gern eingeladen. Da kam es dann<br />
durchaus vor, dass die junge Gabi beim Heimgehen<br />
mit ihren Skiern auf ihrer Achsel im Morgengrauen<br />
schon auf die Milchauslieferung traf. „Es war eine sehr<br />
schöne Zeit“ – fasst sie mit einem Lächeln auf den<br />
Lippen zusammen.<br />
18 grenz °genial