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naturgucker Nr. 40

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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NATUR-REISE<br />

Die Luft flimmert, das Hemd<br />

klebt am Körper, die Wiese ist<br />

steil. Wie zur Entschädigung<br />

zirpen Grillen und piepen Vögel aus jedem<br />

Busch. Die Mai-Wiese in der Südeifel<br />

sieht so aus, wie eine Wiese aussieht,<br />

die vermeintlich für gar nichts taugt:<br />

kunterbunt. Blaue, gelbe, rote und violette<br />

Blumen stehen hier, Bienen summen,<br />

und Schmetterlinge flattern. Das Gras<br />

ist eher olivgrün als satt, Löwenzahn<br />

und Hahnenfuß sucht man hier vergeblich.<br />

Eine typische Magerwiese eben, uninteressant<br />

für die Landwirtschaft.<br />

AUF KARGEM BODEN<br />

Würde sie gedüngt, wäre sie zwar satt<br />

dunkelgrün, voller Löwenzahn und<br />

lecker für Kühe. Die Exoten unserer<br />

Heimat aber würden auf Nimmerwiedersehen<br />

verschwinden. Denn zwischen<br />

dem mageren Gras stehen spektakuläre<br />

Schönheiten – Orchideen. Sie sind viel<br />

kleiner als die prachtvollen Orchideen<br />

im Blumenladen. Sie müssen auf karge<br />

Böden ausweichen, damit sie nicht im<br />

mastigen Gras der gedüngten Böden<br />

ersticken. Orchideen sind Überlebenskünstler.<br />

Oft dauert es viele Jahre, bis sie<br />

erste Blätter austreiben und irgendwann<br />

ihre Blüten in die Sonne recken. Möglich<br />

wird dies, weil die winzigen Samen<br />

eine Symbiose, Mykorrhiza genannt,<br />

mit einem Wurzelpilz im Erdboden eingehen.<br />

Daher ist Dünger ihr Tod, weil<br />

die Pilze durch Nitrat-Düngung abgetötet<br />

werden. Zusätzlich werden magere<br />

Wiesen immer seltener, weil es immer<br />

weniger Schäfer gibt.<br />

Mehr als <strong>40</strong> wilde Orchideenarten<br />

gibt es in Deutschlands westlichstem<br />

Mittelgebirge zwischen Aachen<br />

und Trier, und ihre Namen sind nicht<br />

weniger abenteuerlich als ihr Aussehen:<br />

Da gibt es den »Hängenden Menschen«,<br />

dessen Blüten aussehen wie<br />

kleine, gelbe Männchen, das schöne,<br />

bedrohte »Rote Waldvögelein«, dessen<br />

Silhouette an einen Vogel erinnert, dazu<br />

die »Bocks-Riemenzunge«, die bis<br />

zu einem Meter hoch wird, mit weit abstehenden<br />

Blüten, die wie ein alter Ziegenbock<br />

stinken. Viele Arten sind im<br />

Laufe der letzten Jahrhunderte durch<br />

die Luft oder an den Flusstälern entlang<br />

vom Mittelmeer aus eingewandert<br />

und nicht wenige besiedeln nur<br />

die wärmsten Areale. Die auf Wiesen<br />

wachsenden Orchideen brauchen den<br />

Menschen. Ihm sind sie gefolgt, als er<br />

Wälder rodete, um Weideflächen für<br />

sein Vieh zu gewinnen. Auf den extensiv<br />

bewirtschafteten Wiesen konnten sich<br />

viele Arten ansiedeln. Bleiben solche<br />

Wiesen sich selbst überlassen, wachsen<br />

sie schnell mit Büschen und schließlich<br />

mit Wald zu, der mitteleuropäischen<br />

Klimax-Gesellschaft. Deshalb sorgen<br />

Orchideen-Freunde, die sich zu Arbeitskreisen<br />

Heimische Orchideen (AHO)<br />

zusammengeschlossen haben, dafür,<br />

dass solche Wiesen erhalten bleiben.<br />

Die Mitglieder sind regelmäßig in<br />

der Eifel in Sachen Orchideenschutz<br />

unterwegs. Dazu gehört nicht nur die<br />

genaue Kartierung der Orchideen-Bestände,<br />

die oft einer Schatzsuche gleicht,<br />

sondern auch die Pflege der Biotope:<br />

Auf einer Magerwiese bei Euskirchen<br />

etwa wuchs der »Hängende Mensch«. In<br />

manchen Jahren stand da nur noch ein<br />

Pflänzchen, weil die Fläche mit<br />

Sträuchern zuzuwachsen<br />

drohte.<br />

37<br />

01 Schöne Eifel: Hier gibt es naturnahe Wälder,<br />

Wiesen, Gewässer, Felsen, Moore und Heiden. / C. Püschel<br />

02 Das Rote Waldvögelein ist sehr auffällig, blüht aber<br />

nur unregelmäßig. / Sebastian Hennigs<br />

03 Ohne die Symbiose mit Pilzen nicht überlebensfähig:<br />

Der Violette Dingel / Robert Lücke<br />

04 Das Ohnhorn wird wegen seiner Blütengestalt auch<br />

»Hängender Mensch« genannt. / Hans Schwarting<br />

05 Wie viele andere Orchideen hat die Sumpf-Stendelwurz<br />

mit dem Schwund geeigneter Lebensräume zu kämpfen. /<br />

Wolfgang Kühn

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