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naturgucker Nr. 40

DAS MAGAZIN ZUR VOGEL- UND NATURBEOBACHTUNG Wir zeigen Ihnen die Natur von ihrer schönsten Seite! Blättern Sie durch unser aktuelles Heft, und werfen Sie einen Blick auf die Vielfalt, die Sie umgibt. Alle zwei Monate finden Sie bei uns packende Fotos, Reportagen und Berichte über Vögel, seltene Pflanzen, Amphibien, Reptilien, Säugetiere oder Insekten wie Libellen und Schmetterlinge.

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NATUR-REISE<br />

Eine Schafherde stutzte die Vegetation<br />

– und zwei Jahre später war<br />

die Wiese wieder voller Orchideen.<br />

38<br />

HINTER STACHELDRAHT<br />

Sorgen bereiten viele Arten, die<br />

sumpfige Standorte bevorzugen. So<br />

ist das Torf-Glanzkraut fast ausgerottet,<br />

die früher landesweit verbreitete<br />

Sumpf-Stendelwurz ist so selten,<br />

weil Feuchtgebiete verbuschen und<br />

zuwachsen. Und die Orchideenfreunde<br />

können nicht jeden Standort<br />

aufwändig pflegen. Der Mensch<br />

hilft der Orchidee, aber er kann ihr<br />

genauso gut gehörig schaden. Denn<br />

einige vermeintliche Orchideenfreunde<br />

übertreiben es mit ihrer Liebe<br />

zum Objekt doch etwas zu arg.<br />

Sie trampeln in Naturschutzgebieten<br />

abseits der Wege, immer auf der<br />

Suche nach der begehrten, seltenen<br />

Pflanze, deren Bild ja unbedingt noch<br />

ins Fotoalbum oder aufs Tablet soll.<br />

Mancher rückt den Orchideen gar<br />

mit dem Spaten zu Leibe. In einem<br />

Waldstück kamen jedes Jahr Uneinsichtige<br />

mit der Schaufel und buddelten<br />

Deutschlands wohl prächtigste<br />

Orchidee aus. Jetzt ist der Wald ein<br />

Hochsicherheitstrakt. Zweieinhalb<br />

Meter hoch ist der Zaun, und dahinter<br />

liegt Nato-Stacheldraht in Zweierreihen.<br />

Der Gelbe Frauenschuh ist<br />

in den Eifel-Bundesländern Nordrhein-Westfalen<br />

und Rheinland-Pfalz<br />

so selten geworden, dass er rigoros<br />

geschützt werden muss. Immer ab<br />

Mai öffnen die Pflanzen ihre großen<br />

gelb-braunen Blüten, deren Blütenlippe<br />

eher einem Pantoffel ähnelt als<br />

einem Frauenschuh. Den letzten verbliebenen<br />

Frauenschuh-Wuchsort<br />

in der Eifel bei Gerolstein halten die<br />

Orchideenschützer geheim. Früher<br />

war der Frauenschuh in der Eifel so<br />

häufig, dass die Fronleichnams-Altäre<br />

mit Büscheln von Frauenschuh-Orchideen<br />

geschmückt wurden.<br />

06 Der Volksmund nennt den<br />

Gelben Frauenschuh auch »Krimhilds<br />

Helm«. / Robert Lücke<br />

07 Wohlriechende Seltenheit: das<br />

Affen-Knabenkraut / Peter Weiser<br />

DUFT NACH VANILLE<br />

Am Südrand der Eifel wachsen zwei<br />

besonders wärmeliebende Arten. Der<br />

Violette Dingel und das Affen-Knabenkraut.<br />

Beide sind extrem selten<br />

und kommen im Sauertal und bei<br />

Trier vor. Der Dingel besitzt kein oder<br />

kaum Chlorophyll. Stängel und Blüten<br />

sind violett-blau, die Nährstoffe<br />

zieht sich diese Moder-Orchidee,<br />

die gerne auf lockeren Böden mit<br />

verrottenden Blättern in Wald und<br />

Gebüschen in warmen Gegenden<br />

wächst, von ihrem unterirdischen<br />

Partner, dem Pilz. Das Affen-Knabenkraut<br />

mit seinen schönen rosa<br />

Blüten, die sehr an ein kleines Äffchen<br />

erinnern, duftet nach Vanille.<br />

Eigentlich ist es erst in Südbelgien<br />

und am Kaiserstuhl wieder häufiger.<br />

Jede einzelne Pflanze in der Südeifel<br />

ist eine schützenswerte Rarität.<br />

Der Mensch muss eben nur<br />

ein bisschen mehr aufpassen – die<br />

Orchidee kommt ihm sogar entgegen.<br />

Denn verschlechtern sich die Umweltbedingungen,<br />

greifen die Orchideen<br />

auf einen Überlebenstrick zurück.<br />

Ihre Wurzeltriebe und Knollen können<br />

unterirdisch mehrere Jahre überdauern,<br />

ehe wieder oberirdische<br />

Triebe gebildet werden. Das machen<br />

sich die Orchideenschützer zu Nutze.<br />

Ein Bauer in der Eifel hatte eine<br />

Weihnachtsbaum-Schonung auf einer<br />

vormals üppig mit Orchideen bewachsenen<br />

Wiese gepflanzt. Mit Geld<br />

der NRW-Stiftung kauften Orchideenfreunde<br />

die Fläche, schlugen die<br />

Fichten ab, und nach einigen Jahren<br />

blühten dort Hunderte von Orchideen,<br />

darunter die Fliegen-Ragwurz, die<br />

äußerlich Insekten ähnelt und solche<br />

zur Bestäubung anlockt. Viele Ragwurzarten<br />

verströmen Duftlockstoffe<br />

von Insektenweibchen und ködern<br />

damit liebestolle Wildbienen-Männchen.<br />

Trotzdem ist der Fruchtansatz<br />

bescheiden, zwischen fünf und 20<br />

Prozent. Aber in einer befruchteten<br />

Samenkapsel werden bis zu 20.000<br />

Samen reif. Sie werden durch den<br />

Wind verfrachtet, landen irgendwo<br />

und müssen einen Pilz zur Symbiose<br />

finden. Damit ist der Kreislauf wieder<br />

geschlossen!<br />

Weitere Infos bei den AHO's:<br />

www.aho-rps.de<br />

www.mlanganke.de<br />

Im nächsten <strong>naturgucker</strong>, der am 28.<br />

Februar erscheint, steht mehr über die<br />

ersten Orchideenarten im Frühling.

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