Veränderung durch Selbstführung
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Veränderung <strong>durch</strong> Selbstführung – nur die Auseinandersetzung<br />
mit sich selbst führt einen Schritt weiter<br />
Der Hammer mit den Hunden: Wahr-Nehmung vs. Wirklichkeit<br />
Der Morgen ist genial. Himmel blau. Sonne scheint. Ideale Bedingungen, um die Nordic-Walking-Stöcke<br />
auszuprobieren, die mir meine Frau zum Geburtstag geschenkt hat.<br />
Gleich hinter unserem Haus beginnt ein großes Naturareal mit weit verzweigten Feldwegen.<br />
Die Schlaufen der Stöcke also um die Hand gewickelt und los geht’s. Schnell habe ich<br />
die richtige Technik raus und voller Schwung geht es ab über Feld und Flur.<br />
In der Ferne sehe ich eine Spaziergängerin mit zwei Hunden auf mich zukommen. Die<br />
beiden Hunde halten direkt auf mich zu. Der Feldweg ist eng. Mein Lauftempo möchte ich<br />
aber auch nicht drosseln. Und so muss ich schon erheblich ausweichen, als wir uns alle vier<br />
– die Spaziergängerin, ihre beiden Hunde und ich – aneinander vorbeiquetschen.<br />
Nun muss man zwei Dinge über mich wissen:<br />
1. Ich liebe Hunde.<br />
2. Von meinen Eltern habe ich eine gute Erziehung erhalten und ich weiß daher höfliche<br />
Umgangsformen zu schätzen.<br />
Der Umstand dieser beiden Dinge erklärt, weshalb ich in dieser Situation souverän und gelassen<br />
bleibe und der Spaziergängerin ein freundliches „Guten Morgen“ zurufe.<br />
Ihre Reaktion kommt prompt. Doch entspricht diese weder dem, was ich hören will, noch<br />
dem, was mir meine Eltern mit auf den Lebensweg geben wollten. Stattdessen schüttelt<br />
die Hundebesitzerin mit verkrampftem Gesicht energisch den Kopf und schmettert mir ein<br />
forsches: „Unmöglich. Das ist ja wohl unmöglich!“ entgegen.<br />
Irritation – das ist die vorsichtige Umschreibung meiner Gefühlswelt. Eigentlich bin ich sogar<br />
wütend – empört – aggressiv. Die Spaziergängerin hat ja wohl allen Ernstes von mir verlangt,<br />
stehen zu bleiben, um ihr und ihren Hunden Platz zu machen. Ich spüre, wie ich innerlich<br />
koche. Da ich jedoch gerade im Rhythmus bin, ist mir das Weiterlaufen wichtiger. Einer Konfrontation<br />
mit dieser Dame möchte ich deshalb „aus dem Weg gehen“. Und trotzdem: Der Tag<br />
ist jetzt komplett versaut. Den Rest des Weges verbringe ich damit, mir zu überlegen, wie ich<br />
wohl das nächste Mal reagieren werde, wenn ich der Hundebesitzerin begegne …<br />
Ein halbes Jahr später ist es dann so weit: dieselben Walkingstöcke, dieselbe Dame, dieselben<br />
Hunde, derselbe enge Feldweg. Die Hunde kommen auf mich zu und stoppen nicht. Be-<br />
Veränderung <strong>durch</strong> Selbstführung – nur die Auseinandersetzung mit sich selbst führt einen Schritt weiter