tvv tvv - Thüringer Volkshochschulverband e.V.

Vom mexikanischen Sommer zum deutschen Herbst
Auf der internationalen Bühne
im Beruf und Privaten
Von Mexiko habe ich eine Ausbildung als Außenhandelskauffrau
im Bereich International Business mitgebracht. Ich mag
den Kontakt und die Dynamik, die man im internationalen
Austausch erlebt. Zusätzlich habe ich auch die Qualifikation
erworben, meine Muttersprache Spanisch als Fremdsprache
unterrichten zu können. Nach dem Studium bin ich für ein
Jahr nach Frankreich gegangen, um meine Französischkenntnisse
zu vertiefen und als Assistentin in einem Gymnasium
Unterrichtserfahrungen zu sammeln. Der Aufenthalt in Frankreich
war auch mein erster Besuch in Europa. Nach dem Jahr
in Frankreich bin ich nach Mexiko zurückgegangen und habe
in meiner Stadt Cuautla eine Stelle als Außenhandelskauffrau
bei der deutschen Firma Continental begonnen. Hier hatte
ich u. a. geschäftlichen Kontakt mit einem sympathischen
deutschen Mann, der bei einer Firma in den USA arbeitete.
Ja, und aus diesem geschäftlichen Kontakt ist Liebe geworden!
Ich bin zu meinem jetzigen Mann in die USA gezogen.
Insgesamt haben wir dort fast vier Jahre verbracht. Das war
eine tolle Zeit – es hat mir sehr viel gebracht im Ausland zu
leben; Länder, Kulturen und Sprachen kennenzulernen. Mein
Englisch habe ich natürlich auch sehr verbessern können,
was für meine beruflichen Aktivitäten von großem Vorteil ist.
Von den Vereinigten Staaten nach
Deutschland – erst mal gedanklich
Ich bin durch meine Berufswahl und meine Auslandserfahrung
zwar schon sehr international orientiert, trotzdem muss
ich ehrlich sagen, dass ich nicht davon ausgegangen bin, dass
ich in Deutschland wohnen würde. Mein Mann ist aber aus
Ilmenau und wollte in seiner Heimat gerne promovieren. Aus
diesem guten Grund sind wir nach Ilmenau gekommen. Ich
lebe hier seit Weihnachten 2009 und mein Mann ist auf gutem
Wege mit der Doktorarbeit. Ich habe schon vor dem Umzug
Deutschland beschnuppern können, denn während meines
Aufenthaltes in Frankreich konnte ich München besuchen und
durch meine Stelle bei Continental in Mexiko bin ich zweimal
geschäftlich in Frankfurt gewesen. Ich erinnere mich noch an
die ersten Eindrücke von Deutschland, als ich in München
aus dem Zug gestiegen bin: das Deutsch klang im Vergleich
Das Aktivitätsniveau von Iliana Rodriguez (31) ist seit ihrer Ankunft in
Deutschland im Winter 2009 von beeindruckender Intensität gewesen –
die junge Frau hat nicht nur in Deutschland den Führerschein gemacht,
ihre Deutschkenntnisse verbessert und Deutschen ihre spanische Muttersprache
beigebracht – mittlerweile hat sie auch einen Arbeitsvertrag bei
einem Ilmenauer Unternehmen bekommen. Wie sie von ihrer Heimat in
der mexikanischen Stadt Cuautla, 120 km südwestlich von Mexiko Stadt
gelegen, über den Atlantik nach Ilmenau gekommen ist, berichtet uns die
weltgewandte Iliana hier.
mit dem melodischen und vokalreichen Französisch, das ich
ja im Ohr hatte, etwas stachelig und hart. Aber München hat
mir sehr gefallen, vor allem die kulturellen Angebote und die
traditionelle Innenstadt. Aber damals hatte ich noch lange
nicht an Deutschland als meine neue Heimat gedacht.
Und dann was? … Die Ankunft in Ilmenau
Zu Weihnachten 2009 bin ich dann in Ilmenau angekommen.
Nicht lange konnte ich mich aber über Weihnachten
hinaus entspannen, denn kurz nach meiner Ankunft habe
ich durch die Ausländerbehörde vom Integrationskurs an der
Volkshochschule in Ilmenau erfahren. Ich habe mich gleich
für den ersten Kurs angemeldet. Aus Mexiko brachte ich als
Forderung für das Visum Deutschkenntnisse auf dem Niveau
A1 mit, die ich im Integrationskurs sehr erweitern konnte.
Jeder Migrant sollte meiner Meinung nach diesen Kurs besuchen,
denn man lernt nicht nur Deutsch, man findet auch
die ersten sozialen Kontakte – beides ist sehr wichtig, wenn
man in einem Land Neuankömmling ist. Der Integrationskurs
hat wirklich Spaß gemacht und außer der Sprache haben wir
auch Kulturelles und Gesellschaftliches über Deutschland
erfahren. Der Integrationskurs ging im Juli 2010 zu Ende und
jetzt spreche ich Deutsch auf dem Niveau B2.
Es gab noch einen großen Bonus in meiner Begegnung mit
der Volkshochschule: Es stellte sich heraus, dass die Volkshochschule
eine Lehrkraft für Spanisch suchte – das hat
hervorragend gepasst, denn meine Muttersprache ist ja
Spanisch, und ich habe die Qualifikation als Lehrkraft! Ich
wollte gerne unterrichten und mich auch durch eine Arbeit
stärker integrieren. So wurde ich Spanischlehrerin. Anfangs
hatte ich zwei Kurse. Das wurde immer mehr. In diesem Semester
leite ich z. B. fünf Kurse. Zwischendurch habe ich sogar
sonntags unterrichten müssen. Mir macht es großen Spaß zu
unterrichten und selbst lerne ich auch viel über meine eigene
Muttersprache. Auch konnte ich an mehreren Fortbildungen
für Lehrer teilnehmen. Das ist wirklich super! Allerdings bin
ich momentan sehr beschäftigt, weil ich neulich eine Vollzeitstelle
als Außenhandelskauffrau angenommen habe –
und natürlich weiterhin die Spanischkurse durchführe. Dass
ich mich in Deutschland gelangweilt habe, ist noch nicht
vorgekommen.
29