Juli - Oktober 2008 - Evangelische Kirchengemeinde Meerbeck
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400 Jahre Kirchenkreis Moers<br />
Die Reformation in der Grafschaft Moers und<br />
die Entstehung der Moerser Synode<br />
von Albert Kluß<br />
Aufbruch! Grenzen<br />
werden überschritten. In<br />
allen Bereichen wird es<br />
den Menschen zu eng.<br />
Das alte Bild von der<br />
Welt hat Risse bekommen.<br />
Wissenschaftler<br />
wie Keppler, Kopernikus und Galilei<br />
suchen nach Wegen, durch Beobachtung<br />
genaue Daten über die Sterne<br />
am Himmel zu finden. Seefahrer aus<br />
vielen Ländern machen sich auf, neue<br />
Länder und Küsten zu erkunden und<br />
zu erobern. Zunächst tasten sie sich<br />
noch auf Sichtweite an der Küstenlinie<br />
entlang. Dann aber vertrauen sie dem<br />
neuen Weltbild der Astronomen, dass<br />
die Welt eine Kugel ist und suchen<br />
Wege über das offene Meer. Auch in der<br />
Kirche brodelt es unter der Decke.<br />
Nicht wenige Theologen suchen eine<br />
Glaubenswelt außerhalb der Grenzen,<br />
die ihnen die römisch-katholische<br />
Kirche vorgibt. Mancherlei Missstände,<br />
die sich in Jahrhunderten durch die<br />
enge Verbindung von weltlicher und<br />
geistlicher Macht bei vielen Würdenträgern<br />
der Kirche eingeschlichen haben,<br />
bieten den Menschen ein abträgliches<br />
Ärgernis. So wird denn in einer Zeit<br />
geistigen Umbruchs der Ablasshandel<br />
schließlich zur Lunte, die das Fass zur<br />
Explosion bringt. Humanistische Strömungen,<br />
eine fortschrittliche Kommunikation<br />
durch den Buchdruck, sowie<br />
Luthers Thesenanschlag von 1517 und<br />
seine Standhaftigkeit vor dem Wormser<br />
Reichstag 1521 lassen das reformatorische<br />
Geschehen im ganzen Land bald<br />
bekannt werden.<br />
Auch in der verhältnismäßig kleinen<br />
Grafschaft Moers mitten im Herrschaftsbereich<br />
des Kurfürsten von Köln wird<br />
die befreiende Botschaft vernommen,<br />
dass der Mensch allein durch den Glauben<br />
und aus Gnade und nicht durch<br />
seine Taten selig und gerecht werden<br />
kann. Bereits Graf Wilhelm von Neuenahr<br />
und Moers neigt der Reformation<br />
zu. Er gewährt Glaubensflüchtlingen<br />
Schutz und billigt es, dass sich die evangelisch<br />
gesinnten Pfarrer der Grafschaft<br />
schon seit 1543 vierteljährlich zu einem<br />
Konvent zusammenfinden. Erst sein<br />
Sohn, Graf Hermann von Neuenahr<br />
und Moers, setzt in allen Gemeinden<br />
der Grafschaft die Reformation durch,<br />
indem er sich 1560 in der Moerser Bonifatiuskirche<br />
offen zur reformatorischen<br />
Lehre bekennt und das Abendmahl<br />
gemäß dem evangelischen Verständnis<br />
in beiderlei Gestalt empfängt.<br />
Ursprünglich sind die Gemeinden<br />
der Grafschaft lutherisch geprägt und<br />
haben sich für die notwendigen neuen<br />
Organi-sationsformen ihrer Gemeinden<br />
der „Weseler Klasse“ angeschlossen. Unter<br />
dem Grafen Adolph von Neuenahr<br />
und Moers und dem Prinzen Moritz von<br />
Oranien kommen calvinistische Glaubensflüchtlinge<br />
aus Frankreich und<br />
den Niederlanden an den Niederrhein.<br />
Auf der Grundlage des zu Wesel 1568<br />
gehaltenen Konventes und der Emde-<br />
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