leben mit sterben, tod und trauer - Die Hamburger Gesundheitshilfe
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ZWISCHEN VERANTWORTUNG<br />
UND ÜBERFORDERUNG<br />
ANGEHÖRIGE<br />
A N G E H Ö R I G E –<br />
Z W I S C H E N V E R A N T W O R T U N G U N D Ü B E R F O R D E R U N G<br />
Angehörige schwer kranker <strong>und</strong> <strong>sterben</strong>der Menschen er<strong>leben</strong> ihre Situation oft auf<br />
Gr<strong>und</strong> einer Vielzahl von Faktoren als sehr belastend. Sie sind sich häufig unsicher, wie<br />
sie sich verhalten sollen <strong>und</strong> was sie noch machen können. <strong>Die</strong>se Verunsicherung <strong>und</strong><br />
die Ängste im Umgang <strong>mit</strong> der Situation <strong>und</strong> dem <strong>sterben</strong>den Menschen führen oft zu<br />
schwerwiegenden Problemen im täglichen Miteinander. Gerade jetzt können ungelöste<br />
Themen in der Partnerschaft neu aufbrechen <strong>und</strong> alte Konfliktlinien in der Beziehung<br />
verstärkt hervortreten.<br />
<strong>Die</strong> gewohnten Regeln, die Selbstverständlichkeit des Alltags in der Beziehung funktionieren<br />
nicht mehr. Eine neue Rollenverteilung wird notwendig. Angehörige empfinden<br />
die unausgesprochene Anforderung, jetzt der/die Starke sein zu müssen. Dabei verursacht<br />
ein bevorstehender Tod bei den Angehörigen selbst massive Zukunftsängste.<br />
Handlungsleitend für Angehörige werden die geäußerten, vermuteten <strong>und</strong> fantasierten<br />
Bedürfnisse des schwer kranken <strong>und</strong> <strong>sterben</strong>den Menschen. Gerade bei längeren Krankheitsverläufen<br />
kann diese chronische Beanspruchung zu Erschöpfungszuständen, Gereiztheit<br />
<strong>und</strong> auch zu Aggressionen führen. Gleichzeitig wollen die Angehörigen keine<br />
„Fehler“ machen. Sie fühlen sich ohnmächtig <strong>und</strong> haben ein schlechtes Gewissen, wenn<br />
sie den <strong>sterben</strong>den Menschen ihren eigenen Druck spüren lassen.<br />
Der <strong>sterben</strong>de Mensch <strong>und</strong> die Angehörigen sind nur sehr selten <strong>mit</strong> ihren Gefühlen<br />
zur gleichen Zeit auf dem gleichen Stand. Ist einer von beiden gerade in einer positiven,<br />
hoffnungsvollen Stimmung, befindet sich der andere nicht selten in der gegensätzlichen<br />
Gefühlslage. Auch unausgesprochen führt dies zu Belastung <strong>und</strong> Irritation.<br />
Als zusätzliche schwerwiegende Belastung wird immer eine eingeschränkte oder nicht<br />
mehr mögliche Kommunikation <strong>mit</strong> dem <strong>sterben</strong>den Menschen erlebt. Besonders wenn<br />
man bestimmte Dinge unbedingt noch klären oder besprechen möchte, dies aber nicht<br />
mehr möglich ist. Ratlosigkeit macht sich breit. Der Druck, richtig zu handeln <strong>und</strong> zu<br />
entscheiden, nimmt weiter zu.