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BLATTWERK AUSGABE No.9 – Jänner bis März 2019

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1 Mitglieder des Renovierungskurses und Horst Horvath vor dem noch<br />

als solches erkennbaren, jedoch bereits verblichenen Jugendhaus Oberwart.<br />

Das Jungendhaus: steter Stein des<br />

Anstoßes in Oberwart. Dem OHO erging<br />

es zunächst nicht besser. Es erwies<br />

sich letztlich aber als hartnäckiger,<br />

resistenter <strong>–</strong> und wohl auch als<br />

sattelfester in der Orthographie.<br />

2 Regiebesprechung bei Peter Wagner in Deutsch Kaltenbrunn. Nur<br />

Minuten vor Aufnahme dieses Fotos wurde bekannt, dass vier junge<br />

Roma-Männer in Oberwart Opfer eines Bombenattentats geworden waren.<br />

2<br />

1<br />

DEN MUT ZU TRÄUMEN UND<br />

DIE KRAFT ZU KÄMPFEN<br />

Er ist, wie man so sagt, ein Mochatschek, einer,<br />

der die Ärmel hochkrempelt, nicht viel fragt und<br />

einfach tut. So geschehen vor 30 Jahren, als er mit<br />

einer Gruppe Langzeitarbeitsloser das ehemalige<br />

Jugendhaus renovierte, um wenig später den Verein<br />

OHO zu gründen. Bis 1999 hat er als Obmann bzw.<br />

Geschäftsführer die Geschicke des Hauses gelenkt.<br />

Zahlreiche Initiativen und Projekte sind durch sein<br />

Engagement entstanden <strong>–</strong> Horst Horvath.<br />

Für das Blattwerk hat ihn Christian Keglovits<br />

zum Interview gebeten.<br />

Horst Horvath<br />

Wie kam es dazu, dass aus dem ehemaligen Jugendhaus<br />

das Offene Haus Oberwart entstanden ist?<br />

Ich stamme ursprünglich aus Neudörfl und bin im 1986er<br />

Jahr aus dem Nordburgenland ins Südburgenland gekommen,<br />

um als sogenannter Arbeitsmarktbetreuer unter<br />

Bundesminister Alfred Dallinger im Nonprofit-Bereich Jobs<br />

zu schaffen. Auf der Suche nach einem Büro führte mich<br />

der Zufall in die Lisztgasse. Die Steuerberatungskanzlei<br />

Sommer ist aus ihrem damaligen Büro, das vis-à-vis vom<br />

Jugendhaus lag, ausgezogen und ich bin dort eingezogen.<br />

Eines meiner ersten Arbeitslosen-Projekte war die Sanierung<br />

des Granariums der Burg Schlaining, wo es darum<br />

gegangen ist, langzeitarbeitslose Jugendliche und auch<br />

ältere Erwachsene gemeinsam arbeiten zu lassen, und<br />

die Jugendlichen von den Älteren lernen. Viele Roma aus<br />

dem Bezirk Oberwart waren mit dabei, und es war schon<br />

ein erster Schritt hin in Richtung Renovierung des Jugendhauses<br />

in Oberwart.<br />

Im November 1987 war eine Generalversammlung des Vereines<br />

Jugendhaus Oberwart angesetzt. Auf der Tagesordnung<br />

stand die Schließung des Hauses, weil man schlicht<br />

kein Geld mehr hatte, wobei man mir anfangs versicherte,<br />

dass der Schuldenstand eh nicht so hoch wäre. Wie sich<br />

später herausstellte waren die Außenstände aber doch<br />

beträchtlich. Jedenfalls hab ich <strong>–</strong> ich war damals auf dem<br />

Weg in die UdSSR <strong>–</strong> dem damaligen Vorstand einen Brief<br />

geschrieben <strong>–</strong> „Gewählt raus aus der Krise <strong>–</strong> packen wir´s<br />

an!“ -, mit der Bitte, man solle die Schließung überdenken,<br />

da man immerhin über ein Haus mit sehr günstiger Miete<br />

vom Bund verfügte.<br />

Ich hab damals schon so etwas wie ein Grundkonzept für<br />

ein offenes Haus mit 3 Schwerpunkten entworfen:<br />

Erstens ein offener Jugendhausbetrieb mit Café und Extraraum,<br />

zweitens eine Kultur- und Kunststätte im Saal und<br />

drittens ein Büro-, Informations- und Seminarzentrum im<br />

Obergeschoss als Drehscheibe. Das war überhaupt mein<br />

Grundansatz für die Idee zu einem neuen Haus, nämlich<br />

eine Drehscheibe nicht nur für junge Menschen, sondern<br />

auch für Erwachsene zu schaffen, nach dem Motto „Miteinander<br />

ist besser als Gegeneinander“. Anfangs hießen<br />

wir KuKuK (Kunst und Kultur und Kommunikation), bevor<br />

sich dann der Name „OHO <strong>–</strong> Offenes Haus Oberwart“ etabliert<br />

hat.<br />

Wie ist überhaupt der Name OHO entstanden?<br />

Ich hab in Wien beim Bundespräsidenten-Wahlkampf für<br />

Freda Meissner-Blau gearbeitet und hatte dort mit einem<br />

Werbetexter <strong>–</strong> Wilfried Uitz <strong>–</strong> zu tun, der auch für BMW<br />

tätig war. Und da sind wir eine ganze Nacht lang zusammengesessen<br />

und haben hunderte Namensvorschläge<br />

durchgekaut. Bis der mich schlussendlich fragte: „Was<br />

willst du denn eigentlich?“ Ich sagte: „Ich will ein Haus,<br />

das offen ist für Jung und Alt.“ Und er fragte, wo das Haus<br />

denn stehe. „In Oberwart.“ „Na dann heißt das Haus ´Offenes<br />

Haus Oberwart.´“ Fertig. Einen halben Tag später<br />

haben wir ein erstes Logo entwickelt und so ist das OHO<br />

entstanden.<br />

Wie ist es zu so etwas wie einem ersten Budget gekommen?<br />

Was waren die Grundlagen, ein Unternehmen<br />

wie dieses finanziell auf die Beine zu stellen <strong>–</strong> und<br />

letztlich auf den Beinen zu halten?<br />

Eine erste Ernüchterung war, dass die Schulden des Vereins<br />

Jugendhaus größer waren, als zuerst angegeben. Das<br />

ist mir nach und nach bewusst geworden. Der Ferry Sauerzopf<br />

hat uns tausend Schilling als Unterstützung gegeben,<br />

was damals viel Geld war. Die sind gleich mal beim<br />

Finanzamt gelandet. Wir haben dann bald mit dem Betrieb<br />

eines Cafés im Jugendhaus begonnen. Zum Arbeiten hab<br />

ich auch meine Freunde aus dem Nordburgenland, wie<br />

Helmut Paar, eingeladen. So ist z.B. eine neue Bar entstanden.<br />

Die Nemeth Isa, die auch heute noch im OHO<br />

tätig ist, hat damals ausgemalt und das Kaffeehaus eine<br />

Zeit lang betrieben. Dann lernte ich Wolfgang Horvath<br />

(heute Horwath) kennen, der einer der ersten Künstler<br />

war, der eine Ausstellung im Haus gemacht hat. Mit dem<br />

Kaffeehaus, Veranstaltungen und mit der Unterstützung<br />

von Sponsoren ist es nach und nach gelungen, die finanziellen<br />

Altlasten abzubauen, und so konnten wir letztlich<br />

durchstarten. 1988 konnten wir bereits den Verein OHO<br />

gründen, der damalige Vorstand bestand aus Sonja Kleinrath<br />

(Kassierin), Silvia Resch (Schriftführerin) und mir als<br />

Obmann. Im gleichen Jahr haben wir das Jugendhaus im<br />

Zuge eines Renovierungskurses mit arbeitslosen Jugendlichen<br />

von Grund auf saniert. 1989 haben wir das erneuerte<br />

Jugendhaus als Offenes Haus Oberwart neu eröffnet. In unserem<br />

ersten Jahr 1989 hatten wir 19 Konzerte, 2 Parties, 5<br />

Ausstellungen Bildender Kunst, 8 Kinderveranstaltungen,<br />

15 Treffen und Vorträge, 2 Kabaretts, 3 Kurse, Seminare,<br />

9 Lesungen usw.<br />

Mit von der Partie waren von Anfang 1989 neben den bereits<br />

erwähnten auch Georg Hoanzl, Christine Teuschler,<br />

Maria Kappel, Elisabeth Farkas, Thomas Unger, Christine<br />

Heindl und viele mehr.<br />

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