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BLATTWERK AUSGABE No.9 – Jänner bis März 2019

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Wolfgang R. Kubizek<br />

Christoph Cech<br />

Nach welchen Kriterien haben Sie die Stücke für das<br />

Programm ausgewählt?<br />

Was ich auf jeden Fall vermeiden wollte war, dass da eine<br />

bekümmerte Gesellschaft mit tieftraurigen Augen in ein<br />

PARAPHRASE #2<br />

Gedenkkonzert geht. Man muss das Leben in größeren<br />

Dimensionen sehen und den Wolfgang so feiern, als wär<br />

er unter uns, und das ist er ja in dem Fall auch mit seiner<br />

Musik. Also das Fest soll ein Akt des Lebens sein. Und ich<br />

hab mir gedacht, was sind für mich seine stärksten Akzente<br />

und danach hab ich ausgewählt.<br />

Welche Facetten wird man also zu hören kriegen?<br />

Da gibt’s einerseits den Geiger und frühen Elektroniker<br />

Wolfgang R. Kubizek, der sozusagen ein Soloprogramm unter<br />

Einbezug von Loops und allem Möglichen fabriziert hat.<br />

Dann diese experimentelle Jazz-Seite, mit der Band Ostpol,<br />

schon auch Kritik gegeben, weil er das teilweise recht rigid<br />

verfolgt hat und nicht alle einverstanden waren mit manchen<br />

Auslegungen <strong>–</strong> etwa mit dem Bezug zur Sowjetunion.<br />

wo wir gemeinsam gespielt haben in den Frühzeiten <strong>–</strong> da<br />

fand ich, das sollte man auf jeden Fall quasi „reloaded“ auf<br />

die Bühne bringen. Und im Bereich der „klassischen“ Musikszenerie<br />

gibt´s Werke für Streicher, also Streichquartett<br />

oder noch kleiner besetzte Streicherduos <strong>–</strong> und da gehört<br />

unbedingt „Südlich / ein Haus / offen“ dazu, das er dem<br />

OHO gewidmet hat.<br />

Vom Komponisten Wolfgang R. Kubizek heißt es, er<br />

wäre „kantig“ gewesen. Wie haben Sie ihn als Menschen<br />

kennengelernt?<br />

Der Wolfgang war ein unglaublich herzlicher Gastgeber,<br />

hat gern gekocht und konnte aber auch ordentlich grantig<br />

werden und manchmal hat man gar nicht gewusst, warum<br />

er grantig ist. Er hat Stimmungsausschläge nach allen<br />

Sa, 29.3.<br />

19:30 Uhr (Einlass 19:00 Uhr)<br />

WOLFGANG R. KUBIZEK <strong>–</strong><br />

KOMPONIST UND POLITISCHER KOPF<br />

1959 <strong>–</strong> 2008<br />

Ein musikalisches Fest<br />

Eintritt: VVK € 16,<strong>–</strong> / AK € 19,<strong>–</strong> (ermäßigt VVK € 14,<strong>–</strong> / AK € 17,<strong>–</strong>)<br />

Wolfgang R. Kubizek gehört zu den Mitstreitern in der Riege der<br />

Aktivisten des Offenen Hauses Oberwart von Anfang an. Schon im<br />

Jugendhaus war er musikalisch mit verschiedenen Formationen<br />

aktiv, u.a. mit „Ostpol" und „Paganinis Kinder". Um seinem<br />

musikalischen Schaffen gerecht zu werden, haben unter der<br />

künstlerischen Leitung von Christoph Cech verschiedene Organisationen<br />

und Personen einen Abend zusammengestellt, mit dem<br />

anhand der großen Bandbreite des kompositorischen Schaffens<br />

von Wolfgang R. Kubizek sowohl zu einer Wiederbegegnung<br />

als auch zu einer Neuentdeckung dieses einzigartigen<br />

Künstlers und „politischen Kopfes“ eingeladen wird.<br />

Neben Foto- und Videodokumenten, die in den Pausen präsentiert<br />

werden, soll sich vor allem die Musik Kubizeks, chargierend<br />

zwischen Elektronik, klassischem Streichquartett und zünftigem<br />

Rock-Jazz, zu einer tatsächlichen Feierstunde entwickeln!<br />

Interpreten: Simon Frick <strong>–</strong> electric violin solo;<br />

Koehne-Quartett; QuartArt;<br />

„Ostpol reloaded“: Christoph Cech <strong>–</strong> Gesamtleitung und keyb.,<br />

Simon Frick <strong>–</strong> electric violin, Thomas Monetti <strong>–</strong> guit.,<br />

Mecky Pilecky <strong>–</strong> dr u.a., featuring Peter Wagner<br />

mit Rainer Paul <strong>–</strong> guit. für Paganinis Kinder<br />

Eine Veranstaltung in Kooperation von OHO, RE.F.U.G.I.U.S.,<br />

KIBu, VHS, K.B.K. und Friedrich & Paul Gulda-Musikfonds<br />

HERZLICHER GASTGEBER,<br />

AUFRÜTTELNDER KOMPONIST<br />

Am 29. <strong>März</strong> feiert man im OHO mit einem<br />

musikalischen Fest den 2008 verstorbenen<br />

Komponisten Wolfgang R. Kubizek. Gestaltet hat<br />

das Programm dafür Christoph Cech <strong>–</strong> Pianist,<br />

Komponist, Hochschullehrer <strong>–</strong> und in diesem Fall:<br />

Freund wie musikalischer Begleiter von Wolfgang<br />

R. Kubizek. Um das Programm zusammenzustellen,<br />

hat er in seinen Erinnerungen gegraben.<br />

Ursula Neubauer im Gespräch mit Christoph Cech<br />

Es gibt also ein breites Spektrum. Von wem ist er in<br />

seinem Schaffen denn am meisten beeinflusst worden?<br />

Naja, der Wolfgang war auf jeden Fall interessiert an neuer<br />

Musik. Sozialisiert Mitte des 20. Jahrhunderts mit Lutoslawski<br />

und Bartók, also nicht unbedingt mit der neuen<br />

Musik, wie man sie heute kennt. Ligeti darf man auch nicht<br />

vergessen, also eigentlich die Titanen, die klassische Moderne,<br />

haben ihn sehr beeinflusst. Auf der anderen Seite<br />

hatte er eine große Liebe zu Pop, Pop-Produktionen, zu<br />

einer gewissen Raubeinigkeit, und er hatte den Wunsch,<br />

zu provozieren und die Leute ein <strong>bis</strong>sl aus ihren Stühlen<br />

rauszudrücken. Das war ihm ein Anliegen.<br />

In einem Interview hat Wolfgang R. Kubizek ja auch<br />

einmal gesagt, er wolle mit seiner Musik „aufrütteln“<br />

und „erschüttern“ <strong>–</strong> was würde er heute komponieren?<br />

Ich denk mir, er würde nach wie vor alle elektronischen Mittel<br />

mit Begeisterung einbeziehen in sein Schaffen, vielleicht<br />

sogar einer der ersten sein, der irgendwelche Neuigkeiten<br />

besitzt und ausprobiert. Das war er auch immer, das hat<br />

auch dazu geführt, dass er viele viele Stunden damit beschäftigt<br />

war, sich zu ärgern, dass was nicht funktioniert hat<br />

(lacht). Ich glaub, von der musikalischen Sprache her war es<br />

immer ein abrupter Wechsel zwischen tonalen Strukturen<br />

und dem freien Improvisieren, dem Zerreißen der Tonalität<br />

und auch durchaus dem „Geräuschhaftwerden“. Er und wir<br />

waren immer schwer schubladisierbar, das wäre er heute<br />

nach wie vor.<br />

Und wäre er heute auch noch so ein „politischer Kopf“,<br />

wie er es gewesen sein muss?<br />

Bestimmt. Er war jemand, mit dem man viel reden und<br />

durchaus griffig diskutieren konnte. Also er hatte eine klare<br />

politische Haltung, die hat er auch innerhalb unseres<br />

Freundschaftskreises, Musikerkreises vertreten. Da hat es<br />

möglichen Richtungen gehabt. In unserer frühen Wiener<br />

Zeit, da war sein Zimmer im Studentenheim ein richtiger<br />

Meetingpoint. Da sind die leeren Bierflaschen unterm Bett<br />

dahingerollt und es gab eine riesige Rauchwolke in dem<br />

kleinen Raum <strong>–</strong> das kann man sich heute gar nicht mehr<br />

vorstellen. Später, wenn wir im OHO gespielt haben, haben<br />

wir auch oft nächtelang diskutiert <strong>–</strong> und den Rest kann man<br />

sich dazudenken (lacht). Als Komponist hat es mal eine längere<br />

Zeit gegeben, wo er wieder sehr klassisch geschrieben<br />

hat, auch für klassische Ensembles, mit dieser Phase war<br />

ich nicht so glücklich, weil der aufrüttelnde Effekt meiner<br />

Ansicht nach eine Zeit lang verlustig war und eigentlich hat<br />

ihn der Tod grade in einer Zeit aus dem Leben gerissen, wo<br />

er wieder so richtig kantig geworden ist. Und agil, so wie<br />

ich ihn kennengelernt hatte.<br />

CHRISTOPH CECH<br />

1960 in Wien geboren<br />

1967-83 Studien in Klavier, Rhythmik, Schlagwerk,<br />

Tonsatz und Jazztheorie am Konservatorium der Stadt Wien<br />

seit 1977 (Mit)gründer, Pianist, Dirigent und Komponist zahlreicher Ensembles:<br />

Jazz experimentell: Nouvelle Cuisine Bigband, Paganinis Kinder, Ostpol,<br />

Jubilo Elf, Striped Roses, Trio Mondautos, Mütter-Cech, Camerata Obscura,<br />

Giuffre Zone, Heginger-Herbert-Cech, ZaVoCC, Schausberger-Bless-Cech,<br />

Trio MIT, CC JOP Christoph Cech Jazz Orchestra Project<br />

Neue Musik: Janus Ensemble, Max Brand Ensemble<br />

Auftritte bei zahlreichen Festivals, rege Tourneetätigkeit<br />

Zahlreiche Auszeichnungen, darunter:<br />

2016 Kunstpreis der Republik Österreich in der Sparte Musik<br />

Auskünfte über sein umfangreiches kompositorisches Werk:<br />

www.christoph-cech.com<br />

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