Enya-Windsbraut-Birte-Laemmle-Leseprobe

schauen. Sie hatten den Unterkörper eines goldenen Fisches und
den Oberkörper einer Frau mit schneeweißer Haut.
Ihr Haar bestand aus tausenden von golden schimmernden
Tentakeln und ihre Augen waren so tief blau, wie der Ozean
selbst. Sie waren nicht nur wunderschön, sondern führten auch
allerhand atemberaubender Kunststücke vor. Wenn Tore die beiden
mit den Nymphen entdeckt hatte, war er immer sehr wütend
geworden. Sie waren neben ihrer Schönheit auch sehr gefährlich
und gefräßig. Sie lockten die Seeleute zu sich ins Wasser und
durch ihre betörende Ausstrahlung konnte ihnen niemand lange
widerstehen. Einmal im Wasser, wurden die bedauernswerten
Opfer dann in Stücke gerissen und vom ganzen Schwarm
gemeinsam aufgefressen.
Nur Kinder waren gegen ihre Anziehungskraft immun –
warum, wusste niemand so genau. Für Erwachsene aber war
es lebensgefährlich, Nymphen in die Augen zu schauen. Wer
gerade erst erwachsen wird, rechnet nicht mit dieser plötzlichen
starken Anziehungskraft und ist den Nymphen hilflos ausgeliefert
– es sei denn, jemand anderes zerrt einen mit Gewalt aus
dem Blickfeld dieser Wesen.
Als Enya und Pépin am Bug angekommen waren, sahen sie,
wie Doc und Albert aufgehört hatten, an Nino zu ziehen und
sich nun ebenfalls über die Reling beugten. Sie mussten, beim
Versuch Nino zu retten, ebenfalls einer der Nymphen in die
Augen geschaut haben. Nicht mehr lange, und alle drei würden
freiwillig ins Wasser springen, um sich verspeisen zu lassen.
„Pépin“, befahl Enya „schau ihnen um Himmelswillen nicht
in die Augen!“
Auch Josse hatte den Aufruhr auf dem Vordeck mitbekommen
und kam zu ihnen nach vorne gerannt. Er schaute Enya
fragend an. Sie rief ihm entgegen: „Achtung, Nino hat gerade
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