6 LIVEPROGRAMM BRÜCKENDECKUNG KOLUMNE Wie war dein Tag, Schatz? DIE KOLUMNE VON UND MIT MARCUS ERTLE SONNTAG 3. März 20:00 UHR EINTRITT FREI DIENSTAG 5. März 20:30 UHR EINTRITT FREI DIENSTAG 12. März 20:30 UHR EINTRITT FREI WONDERBOYS Telling tales by music CATFISCH Rock / Reggae / Oldies / Soul THE MOONBAND Folk mit Mandoline & Banjo Ach, gut, gut, wobei ich gezweifelt habe. An mir? Nein, nein, nicht direkt, eher so ein bisschen an <strong>Augsburg</strong> und damit indirekt also doch an mir. Die Frage: Wer bin ich? ist ja für einzelne Menschen immer wieder schwierig zu beantworten und nagt deswegen an uns allen. Das gleiche gilt, glaube ich, auch für ganze Städte. Nehmen wir <strong>Augsburg</strong>, weil es wirklich naheliegend ist. Wäre <strong>Augsburg</strong> ein Mensch, dachte ich mir, was für ein Typ wäre es dann wohl? Die Frage hätte ich mir lieber nicht gestellt, denn wenn man sich sowas fragt, fallen einem gleich negative Dinge ein, die andere über einen gesagt haben und die wiegen emotional viel schwerer als die positiven Dinge, zumindest eine Zeitlang. <strong>Augsburg</strong> hatte neulich wieder so eine Situation, in der es vor dem Spiegel stand und laut schrie: „Oh, Scheeeeiße! Bin ich echt sooooo schlimm?“ Warum? Weil jemand einen Leserbrief über die Stadt verfasst und an die Süddeutsche Zeitung geschickt hat. Darin schilderte ein Mann, was er an <strong>Augsburg</strong> zum Kotzen findet. Unhöfliche Bedienung im Lokal, im Supermarkt, üble schwäbische Griesgrämigkeit. Anscheinend war er noch nie in Ostdeutschland, dann hätte er andere Maßstäbe, aber egal. Der Brief machte jedenfalls schnell die Runde, kann man sagen. In der AZ fragten sich die Kommentatoren aufgeregt, aber auch irgendwie staatstragend, ob <strong>Augsburg</strong> denn echt so beschissen sei, wie es jene Autoritätsperson in ihrem Leserbrief diagnostiziert hatte. Es wurden auch gleich die Leser aufgerufen, ihren Senf dazuzugeben, ob wir, also wir die <strong>Augsburg</strong>er, jetzt im Ernst dermaßen schlechte und unerträgliche Menschen seien, aber das brachte noch keinen klaren Befund. Deswegen wurden dann die größten Denker der Stadt ausführlich dazu befragt, was sie denn darüber denken, dass jemand schlecht über <strong>Augsburg</strong> denkt und ob das am Ende stimmt, was in dem Leserbrief steht. die totale Hysterie ausbricht, weil das ja so unglaublich geil ist, dass eine Trash-Sendung irgendwelche spießigen Mamas durchs örtliche Modekaufhaus schleift, naja, vielleicht ist man dann wirklich ein armseliges Nest. Aber das wäre zu einfach gedacht, denn zu diesem Nest gehören ja auch ich und du und unsere Freunde und so viele gute, kluge Menschen, die wegen solcher Sachen das kalte Kotzen kriegen. „Oh, Scheeeeiße! Bin ich echt sooooo schlimm?“ <strong>Augsburg</strong> ist also in seiner Gesamtheit nicht wirklich verloren. Aber vielleicht sollte man mal damit anfangen, die Stadt so zu mögen, wie sie eben ist. Liebenswert, eigen, kein Star aber auch kein Abschaum. Das ist doch so wie bei jedem einzelnen Menschen. Wer sich selbst ein bisschen mehr gern hat, der ist vielleicht weniger abhängig davon, was andere über ihn denken. Er muss deswegen ja nicht größenwahnsinnig werden. aber diese Gefahr ist in <strong>Augsburg</strong> ohnehin recht überschaubar. Einfach mal normal sein, sich weder künstlich ärgern noch sich künstlich aufgeilen, das wär doch schon mal was, hab ich nicht recht? Ist gut Schatz. DIENSTAG 19. März 20:30 UHR EINTRITT FREI DIENSTAG 26. März 20:30 UHR EINTRITT FREI SELTSAME VÖGEL Chansons mit Sinn & Swing YONDERBOYS American Stringband / Bluegrass www.reesegarden.de Stressfrei parken vor der Tür Es war ein bisschen wie bei einem pickligen Teenager, der verzweifelt aus dem Kinderzimmer zu seiner Mutti rennt und von ihr hören will, dass er überhaupt nicht hässlich sei, auch wenn das die Zicke aus der 7a aufs Klo gekritzelt hat. Ich habe mir eher eine andere Frage gestellt, nämlich: Sind wir ein so gottverlassen armseliges Nest mit einem so katastrophalen Selbstwertgefühl, dass uns ein böser Leserbrief dermaßen kalt erwischt, dass wir uns tagelang gegenseitig bestätigen müssen, dass der Kritiker überhaupt gar nicht recht hat und wir in echt ganz supertoll sind? Hm, ja vielleicht sind wir das wirklich. Nicht falsch verstehen, aber wenn jedes Mal, wenn ein kitschrosafarbener Shopping Queen-Bus durch die Straßen fährt, eesegarden · Sommestr. 30 · 86156 <strong>Augsburg</strong>
INTRO 13