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Brasilien startet durch

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Dass die Wirtschaft sich erholt, sieht man an der Zunahme des Vertrauensindexes von Verbrauchern<br />

und Industrie, an der Kreditausweitung für natürliche Personen, am Ansteigen des Autoabsatzes und<br />

an der Zunahme der industriellen Produktion. 2008/2209 sind diese Indizes stark eingebrochen,<br />

haben sich aber sehr schnell erholt, diesmal dauert es deutlich länger.<br />

Die Triebfedern des Wachstums sind heute das Verhältnis Import / Export, die flexibel Geldpolitik, die<br />

fallende Inflation, die bereits das Niveau von entwickelten Industrienationen erreicht hat, reale hohe<br />

Einkommensgewinne und der beginnende Rückgang der Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Abbau<br />

der informellen Beschäftigung.<br />

Das BIP wächst auch endlich wieder, für 2018 sieht Tendências den Zuwachs 3 bei 2,8%, in einzelnen<br />

Sektoren wie der Industrie mit 3,8% sogar deutlich mehr.<br />

Die rekordverdächtige niedrige Inflation, u.a. <strong>durch</strong> eine Superernte im laufenden Jahr, hat bereits<br />

einen starken Rückgang des Leitzinses ermöglicht. Der Dienstleistungssektor, der einen extrem hohen<br />

Anteil am BIP <strong>Brasilien</strong>s hat, hat seine Preise ebenfalls erheblich gesenkt. Die Zunahme des<br />

Kreditvolumens wird begleitet <strong>durch</strong> einen Rückgang der Zahlungsunfähigkeit bei juristischen und<br />

natürlichen Personen.<br />

Der Dollar wurde global billiger, das Länderrisiko <strong>Brasilien</strong> ist stark gesunken, die Währungsreserven<br />

<strong>Brasilien</strong>s sind hoch, alles spricht für ein Engagement in <strong>Brasilien</strong> und seine Währung. Das kann sich<br />

allerdings ändern, wenn die USA die Zinsen erhöhen und wenn die Reform der Sozialversicherung<br />

ausbleibt, was ein weiteres Wachstum des Haushaltsdefizits zur Folge hätte. Die Regierung, in diesem<br />

Augenblick <strong>durch</strong> stark gestiegene Steuereinnahmen wegen des Wiederanziehens der Wirtschaft<br />

begünstigt, muss trotzdem hart an der Verringerung des Primärdefizits arbeiten, d.h. Ausgaben<br />

kürzen und das vorhandene Geld besser ausgeben. Ohne die Reform der Sozialversicherung wird<br />

wahrscheinlich bereits 2019 das Haushaltsdefizit unkontrollierbar sein.<br />

Wenn alle nötigen Maßnahmen ergriffen werden, sollte das Primärergebnis 2020 aus den negativen<br />

Zahlen herauskommen, aber die Bruttoverschuldung, die 2011 bei 51,3% des BIP lag, wird dann bei<br />

85,6% liegen und erst 2016 unter 80% kommen.<br />

Die Schlussfolgerung ist, dass <strong>Brasilien</strong> sich auf dem richtigen Weg befindet, aber es Risiken gibt:<br />

Alles verbessert sich, nur nicht die Haushaltslage! 2018 werden <strong>durch</strong> die Wahl die Weichen<br />

gestellt. Mit 60% Wahrscheinlichkeit wird die Reform der Sozialversicherung <strong>durch</strong>gezogen und die<br />

Kontinuität der Regierung garantiert.“<br />

Die Weichen wurden inzwischen gestellt, aber die Reform der Sozialversicherung „ging in die Hose“,<br />

weil Temer seine Durchsetzungskraft <strong>durch</strong> die schon erwähnte Verfolgung <strong>durch</strong> Janot zu sehr<br />

schwächte. Und das führte u.a. dazu, dass die Liquidität der brasilianischen Regierung auf Bundes-,<br />

Landes- und Kommunalebene Ende 2018 äußerst gefährdet ist. Dazu werde ich mich im zweiten<br />

Kapitel äußern, aber vorher sollen die Vertreter Deutschlands und der deutschen Wirtschaft in<br />

<strong>Brasilien</strong> gehört werden.<br />

3<br />

Hier wurde die Rechnung ohne den Wirt gemacht, d.h. niemand hatte an einen völlig unnötigen Streik der LKW-Fahrer wegen<br />

des Dieselpreises gedacht und an die amateurhafte Reaktion einer erpressbaren Bundesregierung<br />

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