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HOBBY Diesen Tatrac TD 60 haben Andreas Filser (am Steuer) und sein Vater Paul aus 85416 Langenbach restauriert. Er wurde 1962 bei Frisch in Augsburg gebaut. BTG und Tatrac: Der Trac aus München Ein ganz besonderes Kapitel deutscher Traktorengeschichte schrieb die Firma BTG aus München. Es gibt nur noch wenige Zeitzeugen, doch auch die noch existierenden Traktoren sind der Beleg für ein revolutionäres Konzept. DIE TECHNIK-HIGHLIGHTS • Rohrrahmen mit zentralem Drehgelenk und innenliegender Antriebswelle • Permanenter Allrad plus zwei schaltbare Differenzialsperren • Lastschaltbare Wendeschaltung mit 8/8 Gängen • Vierradbremse • Gewichtsverteilung 60 : 40 • 540/1 000er Zapfwelle, allerdings schaltbar über die Fahrkupplung • Starkes Hubwerk Bereits 1940 hatten die Konstrukteure Barthel Voss und Charles Arens einen Allradschlepper mit vier gleich großen Rädern entwickelt. Nach 1945 ging Voss zu Schlüter, erkannte aber bald, dass er seine Ideen bei der Maschinenbaufirma BTC (Bavarian Truck Company) in München besser umsetzen konnte. Diese reparierte Militärfahrzeuge und baute Jeeps zu Kleintraktoren um. Gemeinsam mit drei Monteuren bildete Voss die Schlepperentwicklung und -fertigung. Bei Bedarf bekamen sie Unterstützung von Schlossern aus der Reparatur. Im Jahr 1954 stellte BTC auf der Basis der Voss-Patente die ersten vollständig selbst gebauten Allradschlepper mit 24-PS-Güldner- oder 32-PS-Perkinsmotor vor. Ein Jahr später benannten sie ihr Unternehmen in BTG (Bayerische Traktoren Gesellschaft) um. Der teleskopierbare Rahmen und die Riemenscheibe entfielen, sonst entsprachen die BTG-Traktoren weitgehend den ursprünglichen Plänen. Der Motor befand sich vor der Vorderachse, und die Vorder- Die Portalachse ist ans Differenzial geflanscht, darüber ist die lastschaltbare Wendeschaltung. 122 profi 4 - 2019
erschien 1960 als BTG 52, und gleichzeitig wurde die Leistung des Dreizylinders auf 38 PS angehoben. Die Zusammenarbeit mit Deutz eröffnete die Chance, das Händlernetz des Kölner Herstellers mit zu nutzen. Denn ein eigener Allradtraktor war bei Deutz zu der Zeit noch in weiter Ferne. Und lange bevor Deutz einen Sechszylindertraktor baute, hatte Barthel Voss 1960 den „BTG 78“ fertig konstruiert, wenn auch nur auf dem Papier. ... lesen Sie diesen und viele weitere Artikel komplett in der aktuellen profi Ausgabe. Bestellen Sie jetzt Ihr kostenloses Probeheft oder ein Abo von profi Die Hebel von links: Wendeschaltung, Sperre vorne, Handgas, Vierganggetriebe, Ausstellzug, Hubwerk und Zapfwelle. Fotos: Holtmann kostenloses Probeheft bestellen Abonnement bestellen BTG und Tatrac waren keine Knicklenker. Die vorderen Kotflügel sind weit nach hinten gezogen. Zum Wendekreis gibt es keine Angaben. räder waren lenkbar. Das Lenkrad und die Pedale befanden sich wie beim Pkw links. Eine breite Bank bot auch einem Beifahrer einen bequemen Platz. Doch zwei Umstände machten BTG damals zu schaffen. Wegen der besonderen Konstruktion waren sie gezwungen, das Getriebe und die Achsen selbst zu fertigen. Das trieb die Kosten in die Höhe. Zudem hatte der kleine Hersteller kein Händlernetz. Ab 1958 gab es die Traktoren aus München mit dem 35-PS-Deutz-Motor F3L 712. Eine Version mit vier Zylindern und 52 PS Die BTG und Tatrac hatten Portalachsen und ein kräftiges Hubwerk. Hier sind 24-zöllige Räder montiert, es gab auch 28-zöllige. Doch waren die BTG fast doppelt so teuer wie gleich starke Hinterradschlepper. Die Traktorfertigung schaffte es nicht in die schwarzen Zahlen, und Deutz lehnte eine Übernahme ab. Deshalb verfügte die Geschäftsführung 1961 das Ende der Traktorproduktion und konzentrierte sich wieder auf Militärreparaturen. Eine kleine Mannschaft gründete daraufhin die Tatrac-Traktoren GmbH mit Sitz in München. Ab 1962 produzierte der Baumaschinenhersteller Frisch in Augsburg die Vierzylinder-BTG-Traktoren weiter. Diese hießen Tatrac TD 60 und hatten weiterhin 52 PS. Im Jahr 1965 verließen die letzten von etwa 300 gebauten BTG- und Tatrac- Traktoren das Werk in Augsburg. Das bleibt festzuhalten: Der Trac aus München basierte auf einem Patent von 1941 und hatte viele Merkmale moderner Traktoren. Doch die Herstellung war zu teuer. Die Besitzer der wenigen BTGs und Tatracs können heute von sich behaupten, den wahren Urahn aller Tracs zu besitzen. Wilfried Holtmann Blick von rechts auf das Hubwerk. Neben dem Zylinder liegt der Zapfwellenantrieb, der Radantrieb befindet sich im Rahmenrohr. EIN ZEITZEUGE BERICHTET Georg Bauer: „Die Schlepper von BTG hatten großes Potenzial, das die Geschäftsführung von Deutz aber nicht erkannte. Sie hatten bereits alle Merkmale eines klassischen Trac-Schleppers, lange bevor der Intrac und der MB trac erschienen. Das lastschaltbare Wendegetriebe war 1958 wegweisend und tauchte in Traktoren erst 1991 wieder beim Case Maxxum auf. Hätte BTG eine angemessene Unterstützung von Deutz bekommen, wäre der Intrac überflüssig gewesen. Daimler-Benz wäre nie auf die Idee gekommen, den MB trac zu bauen. Und wozu brauchte es wie beim Intrac eine Frontsicht? Die Kreiselmähwerke waren anders als Balkenmäher verstopfungsfrei, und die Chemie hat die Hacke obsolet gemacht.“ Georg Bauer (Jahrgang 1929) koordinierte von 1958 bis 1963 die Traktorenfertigung von BTG, Tatrac und Deutz.
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