Wir Gempner_238
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
WIR GEMPNER März 2019 <br />
HEIMATKUNDE GEMPEN 25<br />
Heimatkunde Gempen<br />
Beim Überarbeiten des Heimatkunde-<br />
Buches von Gempen “Au weni Härd macht<br />
langi Wurzle” habe ich untenstehenden<br />
Bericht eines ehemaligen Pfarrers gefunden,<br />
der von einem Dorfbrand berichtet.<br />
Wasserknappheit war wohl das grösste<br />
Problem in unserer Gemeinde. Es ist gar<br />
nicht selbstverständlich, dass wir heute<br />
in Gempen trotz allgemeiner zunehmender<br />
Trockenheit Wasser in Fülle beziehen<br />
können. Diese Tatsache kann uns mit<br />
Dankbarkeit erfüllen.<br />
Wassersorgen<br />
In Gempen hatte man immer zu wenig<br />
Wasser. Die drei Dorfbrunnen flossen<br />
nur nach Regenperioden und dann versiegten<br />
sie wieder. An diesen Dorfbrunnen<br />
wuschen die Hausfrauen ihre Wäsche.<br />
Wenn aber während des Sommers<br />
kein Wasser mehr kam, konnte man<br />
nicht waschen, oft kaum das Geschirr<br />
abspülen. In manchen Haushaltungen<br />
stand ein gefülltes Waschbecken im<br />
Schüttstein, worin sich die Hausbewohner<br />
tagsüber die Hände wuschen. Mit<br />
dem Fuhrwerk holte man in Fässern<br />
Trinkwasser für Mensch und Tier vom<br />
Ramstel herauf.<br />
Auch die Feuerweiher, die sich damals<br />
noch im Dorf befanden, enthielten im<br />
Sommer nur ganz wenig Wasser. Darum<br />
wirkte sich die Feuersbrunst von 1906 so<br />
schwerwiegend aus, weil das Löschwasser<br />
fehlte. In der römisch-katholischen<br />
Kirchgemeinde von Liestal finden wir im<br />
Protokoll vom 1.10.1906 folgenden Eintrag:<br />
„Hochw. Pfarrer Lötscher von Gempen<br />
ersucht um eine Opferaufnahme für die<br />
dortigen Brandgeschädigten am nächsten<br />
Sonntag. Beschluss: das Opfer vom<br />
nächsten Sonntag sei zu diesem Zweck<br />
zu verwenden.”<br />
Eine schreckliche Geschichte hat ein<br />
ehemaliger Pfarrer festgehalten:<br />
„Am 18. Januar 1793 brach in Gempen<br />
ein Brand aus und beim Einsturz einer<br />
Mauer starben auf der Stelle ohne Sakramente<br />
verschüttet, verbrannt u. elend<br />
zerdrückt Josef Vögtli, Wachtmeister,<br />
Josef Schäffer, Johann Nebel, der Sohn<br />
eines Gemeindegeschworenen, Johann<br />
Brosi, Johann Vögtli, der zuletzt nach abgelegter<br />
Beichte u. mit allen Sakramenten<br />
versehen nach einer halben Stunde<br />
starb u. diese alle wurden miteinander<br />
am 20. bestattet. Peter Nebel aber, welcher<br />
beim gleichen Unglück zerdrückt<br />
wurde und die Besinnung verlor, wurde<br />
bedingt absolviert und mit heiligem<br />
Öl gesalbt und starb nach ungefähr<br />
17 Stunden und wurde am 21. beerdigt.<br />
Josef Keisser, Hufschmied, der beim gleichen<br />
Unglück elend verdrückt wurde u.<br />
am ganzen Körper Brandwunden hatte,<br />
starb am 7. Tage mit allen Sakramenten<br />
richtig versehen zwischen 2 und 3 Uhr<br />
am Morgen des 25. Januar und wurde am<br />
27. Januar begraben, wie man im Totenregister<br />
sehen kann. Johann Vögtli, dessen<br />
Leben man aufgab und Jakob Vögtli,<br />
zwei Brüder und Jakob Brosi, der Bruder<br />
des gestorbenen Johann Brosi, ebenfalls<br />
elend verwundet und verbrannt, leben<br />
bis heute.”<br />
<br />
ELISABETH KUTZLI