world of mtb Magazin AllMountain & Tour 2019
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KTM-BIKES.AT
EDITORIAL<br />
nEuGIerig bleiBEN<br />
Oft sind es die unerwarteten Erlebnisse, die uns am stärksten<br />
bereichern. Eine überraschende Begegnung, aus der<br />
Freundschaft wird. Ein unbekannter Trail, der sich als<br />
echtes Highlight entpuppt. Eine Tür, die sich dort öffnet,<br />
wo man gar keine vermutet hätte. Sie alle setzen Offenheit<br />
voraus. Neugier. Die Bereitschaft, sich von fi xen Bildern im<br />
Kopf zu lösen, zuzuhören, etwas auszuprobieren.<br />
Wer oder was hat euch zuletzt beim Biken überrascht?<br />
Denke ich an meinen eigenen zurückliegenden<br />
Sommer, fallen mir s<strong>of</strong>ort viele Begegnungen auf den<br />
Trails ein: Gleich mehrfach stellten sich zuvor unbekannte<br />
Biker als Freunde von Freunden heraus. Mittlerweile sind<br />
wir selbst Freunde. Ich denke an unerwartet freundliche<br />
Wortwechsel mit anderen Wegnutzern, wie Wanderern,<br />
Landwirten und Jägern. An die Familie, die uns am Morgen<br />
nach der Biwaknacht am Berg spontan zum Kaffee<br />
in ihre Hütte einlud. Ich denke an den Almwirt, der uns<br />
den besten Trail zurück ins Tal verriet – nachdem er einen<br />
Blick auf unsere Bikes geworfen und sich versichert hatte,<br />
dass der weniger bikerfreundliche Gast am Nachbartisch<br />
nichts davon mitbekam. Und ja, die Abfahrt war großartig!<br />
Ich denke daran, wie eine Frau, nachdem wir auf mehr als<br />
3.000 Metern unsere Bikes von den Schultern nahmen,<br />
meinen Begleiter vorwurfsvoll anblickte und fragte, was<br />
er mir denn versprochen habe, dass ich das mitmache.<br />
„Entschuldigung“, warf ich ein, „aber das war meine Idee.“<br />
Fassungslosigkeit. Dann ein befreiendes Lachen. Überraschen<br />
funktioniert natürlich auch in die andere Richtung.<br />
Im Februar habe ich „neu-gierig“ die Chefredaktion<br />
der <strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> übernommen. Vielleicht überrascht es<br />
euch, dass ich vor meiner journalistischen Laufbahn Forstwissenschaft<br />
in Freiburg studiert habe. Dass gerade dort<br />
meine Leidenschaft fürs Mountainbiken entfacht wurde,<br />
sicher nicht. Vielleicht fi ndet ihr auch in dieser Ausgabe<br />
etwas Unerwartetes, Überraschendes. Ich wünsche euch<br />
viel Spaß beim Lesen und einen tollen Start in die Bikesaison.<br />
Bleibt neugierig!<br />
Eure Mirjam<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
3
№2.|9<br />
AUGENBLICKE<br />
006 Pictorial<br />
Die schönsten Bergmomente<br />
024 Kommentar<br />
Egoistisch? – Mit Kindern on <strong>Tour</strong><br />
MATERIAL<br />
026 Rampenlicht<br />
Essenzielle Teile für die <strong>Tour</strong><br />
034 Biketest<br />
Acht <strong>Tour</strong>enbikes im Vergleich<br />
056 Getestet<br />
Was bewährt sich in der Praxis?<br />
064 Mini-Werkzeug-Test<br />
Mini-Tools und Mini-Pumpen<br />
118 Schaufenster<br />
Bikes, Zubehör und Termine<br />
KURVENREICH<br />
084 Monatsfrau<br />
Dani Hornsteiner<br />
087 Erste Hilfe<br />
Sieben wichtige Notfallhelfer<br />
088 Welcher <strong>Tour</strong>enfahrer bin ich?<br />
Oder wie viele?<br />
091 Lieblingsteile<br />
Alles, was das Herz begehrt<br />
092 Ergon<br />
Die Entwicklung eines Damensattels<br />
096 Strava<br />
Dein Logbuch des Lebens<br />
099 Kommentar<br />
Where my heart rolls<br />
GESCHICHTEN<br />
014 Schwarzwald<br />
Unterwegs auf Schwarzwald-Trails<br />
078 ION<br />
Bike-Schuhe und mehr<br />
104 Pfälzerwald<br />
Felsen, Burgen, Trails<br />
112 Corratec<br />
Von Bayern in die Welt<br />
124 Aragonien<br />
Auf historischen Pfaden in Spanien<br />
IM FOKUS<br />
100 Biken und Naturschutz<br />
Auf ein Wort mit einem Ranger<br />
132 Großwetterlagen<br />
Wie sich unser Wetter wandelt<br />
136 <strong>Tour</strong>enplanung & Navigation<br />
Was können Karte, App und GPS?<br />
142 VS.<br />
Karte vs. Navigations-App<br />
BIKES IN DIESER AUSGABE<br />
036 KONA Hei Hei Trail DL<br />
038 FUJI Auric 27,5 1.1<br />
040 WHYTE T-130C R<br />
042 GIANT Trance 29 1<br />
044 GHOST SL AMR 9.9 LC<br />
046 SPECIALIZED<br />
Men’s Stumpjumper ST Comp Carbon 29<br />
048 PYGA Hyrax<br />
050 SIMPLON Rapcon 140 GX1 Eagle<br />
TITELFOTO<br />
Fotograf Andreas Meyer<br />
Ort Speikboden, Südtirol
INHALT<br />
014 SCHWARZWALD<br />
Trail-Spaß trotz Zwei Meter-Regel? Holger hat den Südwesten<br />
unter die Räder genommen – von Freiburg bis<br />
in den Hochschwarzwald.<br />
034 BIKETEST<br />
Ob Alpenüberquerung, Tagestour oder Feierabendrunde:<br />
Matthias hat acht <strong>AllMountain</strong>- und <strong>Tour</strong>en-Bikes<br />
zwischen 3.500 und 4.439 Euro für dich getestet.<br />
092 ENTWICKLUNG<br />
Was macht einen guten Damensattel aus? Ein Bericht<br />
über ein Tabuthema und die Mission von Janina Haas,<br />
Sportwissenschaftlerin und Produktentwicklerin bei Ergon.<br />
112 FIRMENBESUCH<br />
Zu Besuch bei Corratec. Der Radhersteller ist nicht nur<br />
einer der wichtigsten Deutschlands, sondern auch eine<br />
feste Größe auf dem internationalen Markt.<br />
124 ARAGONIEN<br />
Am Fuße der spanischen Pyrenäen haben engagierte<br />
Biker überwucherte Pfade zurückerobert. Eine Entdeckungsreise<br />
in der „Zona Zero“.<br />
136 PLANUNG UND NAVIGATION<br />
App, GPS oder doch die gute alte Papierkarte? Womit wir<br />
wann am besten fahren und was es bei der Planung und<br />
Navigation auf <strong>Tour</strong> zu beachten gilt.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
5
AUGENBLICKE<br />
Bild Stefan Schopf Fahrer Franzi Stolz, Holger Schaarschmidt Location Stoneman Taurista, St. Johann im Pongau, Salzburg<br />
6<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
PICTORIAL<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
7
AUGENBLICKE<br />
Bild Andreas Meyer Fahrer Diana Schmid, Benjamin Bente Location Von der Grialetschhütte zum Scalettapass, Davos<br />
8<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
PICTORIAL<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
9
AUGENBLICKE<br />
Bild Andreas Meyer Fahrer Anki Luh, Holger Schaarschmidt Location Büchelstein, auf der Südroute der Trans Bayerwald<br />
10<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
PICTORIAL<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
11
AUGENBLICKE<br />
Bild Andreas Meyer Fahrer Benjamin Bente, Nick Rabe Location Adler-Trail, Gornerwald Trail in Kals am Großglockner, Osttirol<br />
12<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
REVOLUTION ILINK<br />
LIGHT AS A<br />
FEATHER<br />
Das Revolution iLink ist nicht nur das leichteste VPP CX-FULLY<br />
auf dem Markt, sondern transportiert mit seiner Inside Link<br />
Technologie auch wirklich jedes einzelne Watt auf das Hinterrad.<br />
Das Bike vereint agiles und verspieltes Handling mit dem<br />
nötigen Gewicht und Steifigkeit. Wer mehr Komfort in der<br />
Abfahrt sucht, der findet in der 120mm Trailversion den idealen<br />
Begleiter für das nächste Trailabenteuer.<br />
ab 9,3kg/ SRAM XX1 EAGLE/ TUNE Anbauteile<br />
Preis: 8499,00 €
GESCHICHTEN<br />
14<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
SCHWARZWALD<br />
Schwarzer Wald,<br />
bunTe SeEle<br />
DIE LÄsSIGSTEN TRAILS IN DEUTSCHLANDS SÜDweSTEN<br />
VIELFÄLTIGE LANDSCHAFTEN PRÄGEN DEN SCHWARZWALD: SCHATTIGE WÄLDER, IDYLLISCHE TÄLER,<br />
KARGE MOORE, SCHROFFE FELSEN UND FREIE BERGRÜCKEN MIT ÜBERWÄLTIGENDER FERNSICHT.<br />
DOCH MACHT DAS GRÖSSTE DEUTSCHE MITTELGEBIRGE NOCH VIEL MEHR AUS: ES SIND DIE MENSCHEN,<br />
DIE SEINEM SPRICHWÖRTLICHEN DUNKLEN KLEID EINE BUNTE SEELE GEBEN.<br />
Der Leidenschaft Mountainbiken verbunden, machen die<br />
Locals den Schwarzwald mit viel Enthusiasmus, Engagement<br />
und ehrenamtlichem Einsatz für sich und andere<br />
Radsportbegeisterte zu einem lohnenswerten Ziel. Trotz<br />
der viel beschworenen Zwei Meter-Regel gibt es mittlerweile<br />
zahlreiche attraktive und legale Trails. In Zusammenarbeit<br />
von Bikern, Schwarzwald <strong>Tour</strong>ismus, Forstbehörden,<br />
Gemeinden und der Landesverwaltung wurde ein<br />
Konzept erarbeitet, um Trails unter zwei Metern Breite zu<br />
legalisieren. Der Kompromiss, der zehn Prozent des Wegeanteils<br />
ausgewiesener Routen auf Trails verlaufen lässt,<br />
ist durchaus bemerkenswert. Der Teufel steckt jedoch im<br />
Detail: Verhandlungen mit jedem Grundstückseigner sind<br />
notwendig. Leichter fällt es in Gegenden mit hohem Anteil<br />
von Gemeindewald, wie Baiersbronn. Wo der Wald überwiegend<br />
in privater Hand ist, wie im Hochschwarzwald, gestaltet<br />
sich die Freigabe dagegen schwieriger.<br />
Wir hatten die Gelegenheit, die Schwarzwald-Trails<br />
eine Woche lang bei bestem Mai-Wetter zu erkunden und<br />
ihre Macher und begeisterten Nutzer kennenzulernen. Zu<br />
diesen zählt auch Sönke, unser <strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong>-Teamfahrer,<br />
der, wie viele Locals, von den tollen Trainingsmöglichkeiten<br />
pr<strong>of</strong>itiert und trotz Verbundenheit zu seiner Heimat noch so<br />
einiges Neues kennenlernte.<br />
Hochschwarzwald – Lebensart und Panorama<br />
Wir beginnen unseren Trail-Check am Feldberg. Bei guter<br />
Sicht blickt man von dort bis in die Alpen, berichtet uns<br />
Svenja von der <strong>Tour</strong>ismusinformation Hochschwarzwald.<br />
Bereits zum Sonnenaufgang begeben wir uns auf den mit<br />
1.277 Meter höchsten Gipfel des Schwarzwaldes. Auch<br />
wenn wir heute trotz frostig-klaren Frühlingswetters nicht<br />
die Alpen sehen, lohnt sich der frühe Start: Die orangerote,<br />
langsam aufsteigende Sonne verwandelt die wellige<br />
Mittelgebirgslandschaft in ein malerisches Stillleben. Das<br />
anschließende Frühstück im einfachen, aber fast kitschig-schönen<br />
Raimartih<strong>of</strong> nahe des Feldsees tut sein Übriges.<br />
Das historische Gasthaus gilt als ältester Schwarzwaldh<strong>of</strong><br />
Baden-Württembergs und wird bereits in der sechsten<br />
Generation von der Familie Andris geführt. Nachdem wir<br />
uns ausgiebig gestärkt haben, setzen wir unsere Entdeckungstour<br />
fort.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
15
GESCHICHTEN<br />
OBEN So typisch für die Region, wie die hochgewachsenen Tannen: die Schwarzwälder Kirschtorte.<br />
RECHTS Der Blick vom Hochfirst auf Titisee ist vor allem am Abend super und der Trail ins Tal absolut lohnenswert!<br />
Mit 140 Kilometern Länge und fast 4.000 Höhenmetern<br />
verbindet der „Gipfeltrail Hochschwarzwald“ panoramaverwöhnt<br />
die schönsten Plätze des Hochschwarzwalds,<br />
lange Anstiege und tolle Abfahrten. Zwar sind die Uphills<br />
nicht sehr steil, dennoch macht ihre Summe das Vorhaben<br />
zu einer sportlichen Herausforderung, die man sich<br />
auf mehrere Tage aufteilen sollte. Auch wenn der Großteil<br />
der Wege auf Schotter- und Forststraßen verläuft, belohnen<br />
schöne Trail-Abschnitte wie am Raimartih<strong>of</strong>, dem Todtnauer<br />
Trail oder zwischen Hochfirstschanze und Titisee für die<br />
schweißtreibenden Anstiege. Weitere Highlights der <strong>Tour</strong><br />
sind die längste Bank der Welt am Stübenwasen und die<br />
geniale Aussicht hinüber nach Todtnau, wo man sich im<br />
Bikepark oder auf dem kleinen, aber feinen Trail- und Geschicklichkeitsparcours<br />
„Longhorn-Ride“ des lokalen Bikesportvereins<br />
vergnügen kann. Wer mag, besichtigt die<br />
direkt am Trail gelegene Hochfirstschanze, Deutschlands<br />
höchste Naturskisprungschanze, oder lässt sich durch die<br />
Brauerei Rothaus führen – natürlich mit Verkostung. Wie<br />
ihr seht, ist die <strong>Tour</strong> vielleicht kein Trainingsgelände für Pr<strong>of</strong>is<br />
– von denen es hier in mit Sabine Spitz, Markus Bauer<br />
oder Moritz Milatz doch einige gibt – sondern eher eine flexibel<br />
planbare Mehrtagesroute, die Fahrspaß für jedermann<br />
bietet. Auch für E-Biker ist die <strong>Tour</strong> durchaus attraktiv.<br />
Markus Bauer, Deutscher Meister im<br />
MTB Marathon 2017, zog nach dem Abi<br />
aus Unterfranken nach Kirchzarten, wo<br />
er beim Team Lexware top Trainingsbedingungen<br />
vorfand.<br />
Markus, in der Wahrnehmung vieler Biker ist die Zwei<br />
Meter-Regel in Baden-Württemberg nach wie vor ein<br />
Grund, lieber in die Alpen zu fahren. Was gibst du den<br />
„verunsicherten“ Bikern mit?<br />
Grundsätzlich gilt: Wer Rücksicht walten lässt, hat kaum<br />
Probleme auf den Trails im Schwarzwald. Wer die legalen<br />
Bike-Hotspots wie unsere Strecken des Trail Hero an der<br />
Hochfirstschanze oder in Sasbachwalden, Baiersbronn<br />
und Freiburg nutzt, kommt trotz der Zwei Meter-Regel auf<br />
seine Kosten.<br />
Du organisierst mit einem Team um Simon Stiebjahn den<br />
Singer Wäldercup am Hochfirst. Warum sollte man dieses<br />
Event nicht verpassen?<br />
Egal ob Kids, Pr<strong>of</strong>is, Hobby-Biker oder Zuschauer: Der Singer<br />
Wäldercup hat für jeden was dabei. Die Premiere des<br />
Trail Hero 2018 war der Hammer. Die 60 Prozent Trail-Anteil<br />
auf der 30-Kilometer-Runde hat kein anderes Rennen<br />
im Schwarzwald. Die Trails sind immer flowig, nie steil oder<br />
unangenehm verblockt. Das hat wirklich allen getaugt. Wir<br />
freuen uns schon auf die zweite Auflage <strong>2019</strong>.<br />
Ich glaube, nirgendwo sonst in Deutschland gibt es derart<br />
viele Mountainbike-Rennen wie im Schwarzwald. Welches<br />
Event würdest du unbedingt empfehlen?<br />
Wir haben gerade den Schwarzwälder MTB Cup für den<br />
Nachwuchs gegründet. Zehn tolle Rennen verteilt im<br />
Schwarzwald. Ansonsten sind die Klassiker Ultra Bike Marathon<br />
und Schwarzwald Bike Marathon natürlich Rennen,<br />
die man mal gefahren sein sollte. Vor allem der Rothaus<br />
Bike Giro als viertägiges Etappenrennen am Feldberg und<br />
in Rothaus sollte man sich nicht entgehen lassen. Simon<br />
plant die Strecke und die geizt nicht mit grandioser Landschaft<br />
und Singletrails.<br />
Was sollte ein Mountainbiker, außer der Schwarzwälder<br />
Kirschtorte, auf keinen Fall verpassen?<br />
Der Feldberggipfel an einem klaren Tag mit Alpensicht ist<br />
einmalig. Plant man eine <strong>Tour</strong> im Hochschwarzwald, sind<br />
Titisee und Schluchsee superschön. Etwas idyllischer und<br />
weniger touristisch, weil im Wald gelegen, lädt der Windgfällweiher<br />
zu einer Abkühlung ein. Und natürlich sucht<br />
die Kombination aus Badish Moon Rising und Canadian<br />
Trail vom Kybfelsen runter nach Freiburg ihresgleichen.<br />
16<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
SCHWARZWALD<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
17
GESCHICHTEN<br />
18<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
SCHWARZWALD<br />
» KURZ UND KNAPP FASST SÖNKE ZUSAMMEN,<br />
WAS FREIBURG ZU BIETEN HAT: „GEILE TRAILS!“ «<br />
Freiburg – pulsierende Mountainbike-Metropole<br />
Sönke treffen wir in seiner vor Sportequipment überquellenden<br />
Wohnung in der Innenstadt Freiburgs.<br />
Offensichtlich ist auch sein Vermieter, ein Bäckermeister,<br />
begeisterter Biker, denn anders kann man<br />
sich die tolerante Duldung von Fahrrädern im ohnehin<br />
schon engen Gang zur Backstube im Erdgeschoss<br />
nicht erklären. Obendrein versorgt er die<br />
Hausgemeinschaft wohlwollend mit überschüssigen<br />
Leckereien aus der Bäckerei. Auch wir probieren begeistert.<br />
Gleich in der Nachbarschaft befinden sich<br />
Szene-Kneipen, Bars und Venues für Konzerte wie<br />
das Café Atlantic oder die Gaststätte und Event-Location<br />
Waldsee.<br />
Kurz und knapp fasst Sönke zusammen, was<br />
Freiburg zu bieten hat: „Geile Trails!“ Auf der Südseite<br />
liegen die Strecken für die Landschaftsgenießer<br />
und Trainingsstrecken für zahlreiche hier ansässige<br />
Pr<strong>of</strong>is und ambitionierte Hobby-Racer. Auf der Nordseite<br />
beginnt unter anderem die „Borderline“ – der<br />
erste <strong>of</strong>fizielle Trail hat Freiburgs Bike-Szene geprägt.<br />
Er zieht sich mal technisch, mal flowig vom Rosskopf<br />
hinab zur Jugendherberge. In unmittelbarer Nachbarschaft<br />
findet sich neuerdings der „Baden to the<br />
Bone“ – für die springende Fraktion. Allein ist man<br />
auf den Freiburger Trails jedenfalls nie. Am Rosskopf<br />
trifft man nicht allzu selten auch Local Heros wie<br />
Markus Bauer, der gern die umliegenden Trails zu<br />
einer Trainingsrunde verbindet oder Jakob Breitwieser,<br />
dessen lässiger Fahrstil schon fast legendär ist.<br />
Schaut euch mal seine Videos auf YouTube an!<br />
Jakob Breitwieser – in natura und<br />
bei YouTube durch besonders<br />
lässige Fahrweise auffallend und<br />
Jugendtrainer des Mountainbike<br />
Freiburg e.V.: „Der Schwarzwald<br />
bietet keine hochalpinen Gipfel, dafür aber umso<br />
schönere Mittelgebirgstrails. Zudem haben wir um<br />
Freiburg und mit dem lokalen Mountainbike-Verein<br />
eine so lebendige Bikeszene wie vermutlich nirgendwo<br />
sonst in Deutschland. Das legale Streckennetz<br />
wächst ständig und bietet genug Spaß, um mehrere<br />
Tage biken zu gehen.“<br />
Vereint für die Trails<br />
Über so viel begeisterten Zulauf in so kurzer Zeit<br />
würde sich wohl so manche politische Partei freuen:<br />
Seit der Gründung des Mountainbike Freiburg e.V.<br />
2011 ist der Verein auf mehr als 1.400 Mitglieder<br />
angewachsen. Eine Gruppe Locals gründete ihn ursprünglich,<br />
um den „Borderline“-Trail langfristig zu<br />
bewahren. Seitdem sind weitere geniale Singletrails<br />
entstanden, die einen Vergleich mit alpinen Trails<br />
nicht scheuen müssen. Ganz im Gegenteil! Obwohl<br />
gebaut, wirken sie naturbelassen, mit einzelnen Felspassagen,<br />
feinem Waldboden, hier und da mit einem<br />
Sprung oder auch mal einem Gegenanstieg, schlängeln<br />
sich die Pfade durch die lichten Buchen-Mischwälder.<br />
Dem Engagement des Vereins ist es zu verdanken,<br />
dass hier im Westen des Schwarzwalds<br />
eines der attraktivsten Bike-Reviere Deutschlands<br />
vorzufinden ist. Mein persönliches Highlight: der<br />
„Badish Moon Rising“ vom Schauinsland (der Berg<br />
heißt tatsächlich so – und nicht zu Unrecht) über<br />
den Kybfelsen bis zur Sternwaldwiese. Wer mag, futtert<br />
noch richtig lecker am idyllischen Waldsee. Das<br />
Käffchen gibt´s schließlich am Biosk, (Bike-)Szenetreff<br />
und Drehscheibe für weitere <strong>Tour</strong>en auf den<br />
nördlich ausgerichteten Gegenhang.<br />
Baiersbronn – trotzig und aufgeschlossen<br />
Mit leuchtenden Augen und vor Begeisterung für seine<br />
heimatlichen Trails übersprudelnd, empfängt uns<br />
Jörg Möhrle. Er ist vermutlich der einzige Hotelier,<br />
der sich seinen Kindheitstraum eines Baumhauses<br />
in Form einer Baumhaussauna erfüllt hat. Baiersbronn,<br />
die nach Stuttgart flächengrößte Gemeinde<br />
des Bundeslandes, hat übrigens nur 14.000 Einwohner,<br />
ist der Landeshauptstadt aber in der Zahl an<br />
Sterneköchen überlegen.<br />
Wir sind zurückhaltend-ungläubig, als er uns<br />
von den zahlreichen Trails erzählt. Voreingenommen<br />
durch die vielen Gerüchte über die Zwei Meter-Regelung<br />
in Baden-Württemberg befürchten wir schon<br />
Wahrnehmungsstörungen.<br />
Jörg Möhrle – engagierter Hotelbetreiber<br />
und leidenschaftliche<br />
Biker, kennt jeden Stein auf den<br />
hiesigen Trails und beeindruckt<br />
mit geballtem Insiderwissen zur<br />
Region: „Ich habe einfach Lust, meine Heimat anderen<br />
Menschen zu zeigen. Baiersbronn ist cool! Es<br />
macht Spaß, hier zu leben und das an Gäste weiterzugeben.<br />
Hier ist kein langweiliger, verstaubter<br />
Schwarzwald! Hier geht was!“<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
19
GESCHICHTEN<br />
Forstweg hoch – Trail runter<br />
Wenig später werden wir eines Besseren belehrt. Patrick Schreib, <strong>Tour</strong>ismusdirektor<br />
und ebenfalls Überzeugungstäter in Sachen Mountainbiken,<br />
und Jörg begleiten uns zur „Steile Hänge <strong>Tour</strong>“ (T8), bei der uns<br />
die sprichwörtlichen Tomaten – oder Tannenzapfen – von den Augen<br />
fallen. Singletrails ohne Ende! Wie eine Achterbahn winden sich die<br />
Forstwege die Hänge hinauf, geben hier und da den Blick ins Murgtal<br />
frei, um sogleich in astreine Trails überzugehen, in herrlichen Kurven<br />
und anspruchsvollen Steilstücken den Adrenalinspiegel ansteigen zu<br />
lassen und kurz darauf wie auf edelstem Flokati im feinsten Nadelteppich<br />
dem Talgrund entgegenzustreben. Patrick berichtet uns, dass<br />
vor 2015 die meisten Wege illegal waren. Doch gemeinsam mit Andi<br />
Reichel, einem weiteren rast- und ruhelosen Kämpfer für die Interessen<br />
der Mountainbiker, brachten sie eines Abends am drehbaren Stammtisch<br />
im Hotel Tanne eine Arbeitsgruppe aus <strong>Tour</strong>ismus, Forst und Wirtschaft<br />
zusammen. Gemeinsam machte man etwas möglich, über das<br />
anderswo noch viel diskutiert wird: Über Jahre hinweg wurden zahlreiche<br />
Ausnahmeregelungen zur Zwei Meter-Regelung erzielt, was den<br />
lokalen Bikern, dem Verein mit seinen über 50 aktiven Mitgliedern und<br />
nun vor allem auch den <strong>Tour</strong>isten zugutekommt.<br />
Die beliebteste <strong>Tour</strong> der Locals ist der „Hirschkopf Trail“ (T6). 33 Prozent<br />
Trailanteil sprechen für sich. Verwunschener Wald mit verwitterten<br />
Sandsteinen und hochgewachsenen Fichten charakterisieren das Gelände.<br />
Im Nadel Sandboden-Gemisch fühlen sich die Reifen selbst bei<br />
Nässe wohl und haben super Grip, ohne im Schlamm zu versinken<br />
oder auf glatten Steinen wegzurutschen. Doch nicht nur Sportskanonen<br />
kommen bei über 400 <strong>Tour</strong>en-Kilometern und elf Routen auf ihre<br />
Kosten, sondern auch Kinder auf speziell konzipierten <strong>Tour</strong>en. Wer eine<br />
Woche bleibt, kann so viele Strecken erkunden, dass er keinen Weg<br />
doppelt fährt, verspricht uns Jörg. Was alle <strong>Tour</strong>en hier und im gesamten<br />
Schwarzwald gemeinsam habe, ist die einheitliche und vor allem<br />
lückenlose Beschilderung inklusive der Einteilung in drei Schwierigkeitsgrade,<br />
analog zur blau-rot-schwarzen Markierung in Skigebieten.<br />
Sasbachwalden – Wein und Trails<br />
Unser Schwarzwald Trail-Check führt uns am letzten Tag in den Nordwesten.<br />
Bei der letzten Ausgabe der Vaude Trans Schwarzwald 2016<br />
hatte ich das idyllische Sasbachwalden bereits kennenlernen dürfen.<br />
Urige Fachwerkhäuser säumen die Straßen der Gemeinde, viele Blumen<br />
und erfrischendes Grün dazwischen. Der Geruch nach frisch gekeltertem<br />
Wein und die mediterrane Wärme an einem sonnigen Tag<br />
im August sind mir gut in Erinnerung geblieben. Hinter den Häusern<br />
erhebt sich unaufhaltsam der Schwarzwald, anfangs mit Weinbergen,<br />
in denen sich Rebstöcke in Reih und Glied um den besten Platz an<br />
der Sonne drängen, bevor sich dichter Laubmischwald breit macht,<br />
um weiter oben wiederum den tiefgrünen Tannen das Feld zu räumen.<br />
Auf der höchsten Erhebung, der Hornisgrinde mit 1.163 Metern, gipfelt<br />
er schließlich in einer fast baumfreien Feuchtheide, wie sie für einige<br />
abgeflachte Buntsandstein-Höhenrücken im Nordschwarzwald typisch<br />
ist. Der außergewöhnliche Aussichtsberg bietet einen sensationellen<br />
Blick in die Oberrheinische Tiefebene bis Straßburg und die Badener<br />
20<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
SCHWARZWALD<br />
Weinberge im Westen, über den Nationalpark Schwarzwald bis hin zum<br />
Feldberg im Süden.<br />
Trails, die verbinden<br />
Nahe der Hornisgrinde treffen wir an einem einsamen Waldparkplatz<br />
Alex Trautwein. Als Vertreter der <strong>Tour</strong>ismusregion möchte er uns gern<br />
ein Highlight vorstellen, das jedem Mountainbiker ein wohliges Herzklopfen<br />
bereiten soll. Umringt von einem stilisierten Kettenblatt und mit<br />
gekreuzter Schaufel und Hacke hinterlegt, prangt der Slogan „No Dig,<br />
No Ride“ auf einem Pappschild am Head der hiesigen Trails, darunter<br />
das Emblem des Bikesport Sasbachwalden e.V. Unverkennbar ist der<br />
Start zum Trail „Pfad Zwo“ gekennzeichnet. In ehrenamtlicher Tätigkeit<br />
haben hier die Mitglieder des Vereins mit Leidenschaft und Schweiß ein<br />
Trail-Juwel geschliffen, das weit über die Hügel und Wälder des Nordschwarzwaldes<br />
hinaus glänzt. In mehr als 3.000 Stunden ehrenamtlicher<br />
Arbeit haben sie ihn aus dem Waldboden gezaubert und 2018 eröffnet.<br />
Der Trail ist als knapp drei Kilometer lange Jumpline konzipiert,<br />
aber auch von weniger sprungfreudigen Bikern fahrbar. Jeder Sprung<br />
kann abgerollt werden, womit er auch für Familien und Kinder geeignet<br />
ist. Der „Pfad Zwo“ schließt an den bereits 2015 eröffneten Alpirsbacher<br />
Klosterbräu Schwarzwaldtrail an. Kombiniert man sie, erwartet<br />
einen fast sieben Kilometer und etwa 600 Tiefenmeter feinster Trailgenuss.<br />
Mit zahlreichen Wellen, Anliegern, Sprüngen und einzelnen<br />
Northshore-Elementen zirkelt der flowige Singletrail durch die Wälder.<br />
Vergleichbar lange Trails kennt man sonst nur aus den Alpen. Fahrtechnisch<br />
schwierige Passagen können aber überall umfahren werden.<br />
„Am Wochenende geht hier der Punk ab“, meint Alex. Drei Shuttlebusse<br />
bringen Biker nonstop zum Trail Head. Auf dem markierten Uphill<br />
sind zudem die Biker unterwegs, die sich das Trail-Erlebnis selbst erarbeiten<br />
möchten oder schlichtweg keinen Platz mehr im Shuttle bekommen<br />
haben. Nach der <strong>Tour</strong> kann man sich im Spinnerh<strong>of</strong> bei einer<br />
deftigen Mahlzeit stärken, bevor es erneut auf den Trail geht.<br />
Weitere Ergänzungen sind Zukunftsmusik in den Köpfen des<br />
überaus engagierten Vereines mit etwa 260 Mitgliedern. Im Gespräch<br />
ist der Start am Gipfelplateau der Hornisgrinde mit einer Enduro-Sektion<br />
auf dem alten Briefträgerweg und die Verlängerung vom Spinnerh<strong>of</strong> bis<br />
nach Sasbachwalden auf insgesamt zehn Kilometern Traillänge. Doch<br />
dazu wird es erneut vieler Gespräche und eines langen Atems bedürfen.<br />
Rudolf Spinner (70 Jahre), kein Spinner, sondern<br />
lokale Ikone, Visionär und Macher: „Niemand hat<br />
sie durchglasse‘ [die Biker].“ Bereitwillig hat Rudolf<br />
seine Waldflächen den Bikern zur Verfügung gestellt.<br />
Ein Besuch bei Rudolf ist allein wegen der filmreifen<br />
Anekdoten aus dem aufregenden Leben eines aufgeschlossenen Tausendsassa<br />
Pflicht. Wer bei Rudolf in die „Teufelsküch“ kommt, kann<br />
was erleben. Als Feuer spuckender Brennmeister präsentiert er im Gewölbe<br />
seine leckeren Obstbrände und überzeugt uns davon, dass trotz<br />
72 Prozent Alkoholgehalt das Kirschwasser auch ohne Kirschtorte noch<br />
erstaunlich fruchtig schmecken kann.<br />
Text Holger Schaarschmidt Bild Andreas Meyer<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
21
GESCHICHTEN<br />
» ES MACHT SPASS HIER ZU LEBEN UND DAS AN<br />
GÄSTE WEITERZUGEBEN. HIER IST KEIN LANGWEILIGER,<br />
VERSTAUBTER SCHWARZWALD! HIER GEHT WAS! «<br />
Frankreich<br />
Baden-Baden<br />
Sasbachwalden<br />
Offenburg<br />
Freiburg<br />
Feldberg<br />
Basel<br />
Schweiz<br />
Baiersbronn<br />
Hornberg<br />
Villingen-<br />
Schwenningen<br />
Must Do<br />
Geheimtipp: Hornberg-Felsentrail mit<br />
40 Prozent Singletrailanteil. Aussichtsreich<br />
schlängeln sich die Pfade durch die felsige<br />
Landschaft und hinterlassen einen angenehm<br />
hohen Adrenalinpegel.<br />
Must Have<br />
Trail Glöckle – handgebaut von Behindertenwerkstätten.<br />
Sympathisch klimperndes<br />
Statement für mehr Toleranz zwischen Bikern<br />
und Wanderern.<br />
INFORMATIONEN<br />
Nachfragen<br />
Schwarzwald <strong>Tour</strong>ismus GmbH<br />
www.schwarzwald-tourismus.info<br />
Übernachten<br />
Hotel Imbery, Hinterzarten,<br />
www.hotel-imbery.de<br />
Hotel Tanne, Baiersbronn OT Tonbach,<br />
www.hotel-tanne.de<br />
Hotel Restaurant Spinnerh<strong>of</strong>,<br />
Sasbachwalden www.spinnerh<strong>of</strong>.de<br />
„Gemeinsam Natur Erleben“<br />
Aktion für Akzeptanz und friedliches Miteinander<br />
von Wanderern und Bikern auf den<br />
schmalen Wegen des Schwarzwaldes trotz<br />
der Zwei Meter-Regel. Machen unter anderem<br />
durch gelbe Schildchen und Sticker auf sich<br />
aufmerksam.<br />
Zwei-Meter-Regel<br />
1995: Das Waldgesetz des Bundes gestattet<br />
grundsätzlich das Befahren von Wegen mit dem<br />
Fahrrad. In Baden-Württemberg wird es jedoch<br />
durch eine „Zwei Meter-Regel“ verschärft und<br />
untersagt somit das Befahren von Wegen unter<br />
zwei Metern Breite mit dem Fahrrad.<br />
22<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
W W W . R A D O N - B I K E S . C O M<br />
„Holy shit! Kaum zu glauben, dass es so viel Bike<br />
für so einen schmalen Taler gibt! Fox Factory<br />
Fahrwerk, Carbon-Hauptrahmen, Sram X01 Eagle<br />
und Guide RSC, moderne Geometrie mit Enduro-<br />
Genen! Da kann Santa Claus einpacken, wenn ich<br />
mit dem Setup ankomme! AMEN!“<br />
RADON SLIDE TRAIL 10.0<br />
3.799 €<br />
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KOMMENTAR<br />
EGOISTISCH?<br />
MIT KINDERN ON TOUR<br />
Ist es nicht so, dass man als Mama oder Papa mit seinen<br />
Kindern Dinge unternehmen will, die man selbst<br />
gerne macht? Ich bin der Meinung, das ist auch gut so.<br />
Die Frage ist nur: Fahren wir mit unseren Kindern oder<br />
unsere Kinder mit uns? Ich persönlich bin begeistert vom<br />
Biken, bin hungrig nach Trails, hohen Gipfeln und körperlicher<br />
Anstrengung. Das sollte doch meinen Kindern auch<br />
gefallen, oder? Mittlerweile ist mir klar geworden, dass das<br />
eine egoistische Einstellung ist. Wer so an eine <strong>Tour</strong> mit Kindern<br />
rangeht, der scheitert in den meisten Fällen. Die Ausfahrt<br />
endet in Frustration, mit Tränen und im schlimmsten<br />
Falle verlieren die Kids die Freude am Erlernen, Entdecken<br />
und Erfahrungen sammeln. Natürlich gibt es mittlerweile<br />
die Möglichkeit, die Leistung der Kleinen durch E-Bikes<br />
zu steigern. Warum aber wollen wir sie an uns anpassen?<br />
Warum können wir uns nicht ihnen anpassen? Wer Kinder<br />
hat, muss weg von „höher, schneller, weiter“. Es ist an der<br />
Zeit, Zeit mit ihnen zu verbringen. Das heißt, leistungsgerechte<br />
<strong>Tour</strong>en zu unternehmen und nicht nur das Biken<br />
im Fokus zu haben. Eine <strong>Tour</strong> mit Kindern muss abwechslungsreich<br />
sein, es muss Zeit zum Spielen, Ausprobieren<br />
und Erlernen bleiben. Können und Leistung kommen dann<br />
von alleine und schneller als man denkt. Die Jahre vergehen<br />
ohnehin wie im Flug – und vielleicht fahren die Kids<br />
dann auch noch in 20 Jahren mit uns und lassen uns nicht<br />
links liegen.<br />
Text Johannes Haidn Bild Andreas Meyer<br />
24<br />
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MATERIAL<br />
ESSENZIELLES FÜR<br />
DIE TOUR<br />
Text Nick Rabe, Mirjam Milad Bild Andreas Meyer<br />
EGAL OB AUF TAGES- ODER MEHRTAGESTOUR – DIE RICHTIGE<br />
AUSRÜSTUNG BEEINFLUSST NICHT NUR DIE LAUNE, SONDERN AUCH DEN GESAM-<br />
TEN TOURENVERLAUF. IM NOTFALL KANN SIE SOGAR LEBEN RETTEN.<br />
DIE WORLD OF MTB REDAKTION HAT EINE FEINE AUSWAHL AN PRODUKTEN<br />
ZUSAMMENGESTELLT, DIE EUCH DAS LEBEN AUF TOUR ODER DEM WEG<br />
DAHIN LEICHTER MACHEN.<br />
26<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
RAMPENLICHT<br />
EVOC FIRST AID KIT<br />
IONK-TRAZE AMP<br />
ERGON BH300 HYDRAPAK TRINKBLASE<br />
Auch wenn es im besten Fall nicht zum Einsatz<br />
kommt: Ein Erste-Hilfe-Set gehört auf<br />
jeder Biketour in den Rucksack. Sets gibt es<br />
viele, entscheidend ist der Inhalt. In dem von<br />
Evoc finden sich neben Kompressen, Verbandspäckchen<br />
und Wundschnellverband<br />
unter anderem auch Rettungsdecke, Dreieckstuch<br />
und Pinzette. Alles ist übersichtlich<br />
verstaut und schnell zur Hand. Die Tasche<br />
selbst besteht aus wasser-, stich- und<br />
reißfestem Material, das auch stärkeren Beanspruchungen<br />
standhält und obendrein<br />
frei von PFC ist. Ein Notfallplan ist auf der<br />
Außenseite aufgedruckt, eine Signalpfeife im<br />
Verschluss integriert.<br />
Ein echter Minimalist: Der neue Knieprotektor<br />
für den Trail- und <strong>Tour</strong>eneinsatz punktet mit<br />
einem sehr guten Verhältnis von Schutz zu Gewicht.<br />
Obwohl der einzelne Schoner nur rund<br />
170 Gramm auf die Waage bringt, erreicht er<br />
passable Dämpfungswerte. Dank der Kombination<br />
aus Neopren und Mesh passt er sich<br />
gut an und bietet viel Bewegungsfreiheit. Das<br />
sehr flexibles SAS-TEC Pad wird durch eine<br />
Hartplastik-Kappe in Form gehalten. Klettverschlussstraps<br />
verhindern ein nerviges Verrutschen;<br />
seitliche Reißverschlüsse ermöglichen<br />
das schnelle An- und Ausziehen der<br />
Protektoren, ohne dafür die Schuhe ausziehen<br />
zu müssen.<br />
Das 3 Liter-Trinksystem von Ergon wurde speziell<br />
für Bike-Rucksäcke konzipiert. Es besteht<br />
aus Polyurethan, welches sich bis auf das<br />
Achtfache seiner Länge dehnen lässt, ohne zu<br />
reißen. Der große Schiebeverschluss ermöglicht<br />
ein leichtes Befüllen und Reinigen. Der<br />
mehrlagige Schlauch aus geschmacksneutralem<br />
Kunstst<strong>of</strong>f knickt nicht und ist mit einer<br />
Länge von 127 Zentimetern großzügig bemessen.<br />
Über einen „Plug n Play-Anschluss“ wird<br />
er einfach per Knopfdruck an die Blase gekoppelt.<br />
Das Beißventil ist um 135 Grad drehbar.<br />
Das Sicherheitsventil im Blaseninneren<br />
sorgt dafür, dass auch bei abgenommenem<br />
Schlauch nichts tropft.<br />
Preis [Euro] 45<br />
Gewicht [Gramm] 304<br />
www.evocsports.com<br />
Preis [Euro] 99,95<br />
Gewicht [Gramm] 340 (Größe L)<br />
www.ion-products.com<br />
Preis [Euro] 32,95<br />
Gewicht [Gramm] 160<br />
www.ergonbike.com<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
27
MATERIAL<br />
H.A.D. WORLD OF MTB<br />
ABUS BORDO LITE 6055<br />
GARMIN EDGE EXPLORE<br />
Bei funktionellen Kopfbedeckungen ist das<br />
deutsche Unternehmen H.A.D. fest etabliert,<br />
nicht zuletzt wegen seiner legendären<br />
Schlauchtücher. Egal ob als Stirnband unterm<br />
Helm getragen, als Halstuch oder Mütze in der<br />
Pause: Das Tuch lässt sich mit wenigen Handgriffen<br />
in unterschiedliche Tragevarianten verwandeln.<br />
So bietet es besten Schutz vor Wind,<br />
Kälte und Sonneneinstrahlung. Wird es mal<br />
nicht gebraucht, findet es immer einen Platz<br />
im Rucksack. Übrigens: Das Schlauchtuch<br />
wird in Deutschland produziert und ist frei von<br />
Schadst<strong>of</strong>fen. Das <strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Design gibt<br />
es im <strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong>-Shop und beim Abschluss<br />
eines Abos.<br />
Preis [Euro] 15 / Aboprämie<br />
Gewicht [Gramm] 35<br />
www.had-originals.com<br />
shop.<strong>world</strong><strong>of</strong><strong>mtb</strong>.de<br />
Wer sein Bike bei der Einkehr vor der Hütte<br />
anschließen möchte, ist mit dem Bordo Lite<br />
6055 gut beraten. Das Schloss wiegt gerade<br />
mal 417 Gramm. Trotz 60 Zentimeter Anschlusslänge<br />
ist es nach dem „Zollstockprinzip“<br />
kompakt zusammenfaltbar und passt so<br />
auch noch in den kleinsten Rucksack. Die<br />
Kunstst<strong>of</strong>f-Ummantelung schützt das Fahrrad<br />
vor Lackschäden. Die mitgelieferte Halterung<br />
lässt sich unkompliziert am Flaschenhalter<br />
oder am Hauptrahmen anbringen.<br />
Preis [Euro] 49,95<br />
Gewicht [Gramm] 417<br />
www.abus.com<br />
Mit dem Edge Explore bietet Garmin einen benutzerfreundlichen<br />
GPS Radcomputer speziell<br />
für <strong>Tour</strong>enfahrer. Der Edge Explore verzichtet<br />
auf spezielle Sportfunktionen, stattdessen<br />
steht die Navigation im Fokus. Der hochauflösende<br />
3 Zoll-Touchscreen ist bei jedem Wetter<br />
und unterschiedlichen Lichtverhältnissen gut<br />
lesbar und lässt sich auch mit Handschuhen<br />
bedienen. Dank vorinstallierter Europa-Fahrradkarte<br />
können beliebte Radrouten s<strong>of</strong>ort<br />
nachgefahren werden, während das integrierte<br />
GPS Distanz, Geschwindigkeit und Höhendaten<br />
aufzeichnet. Zudem können Mitfahrer<br />
angezeigt und Fahrer zu Fahrer-Nachrichten<br />
versendet werden. Eine automatische Unfallerkennung<br />
informiert im Notfall einen hinterlegten<br />
Kontakt.<br />
Preis [Euro] 249,99<br />
Gewicht [Gramm] 121 (inkl. Halterung)<br />
www.garmin.com<br />
28<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
RAMPENLICHT<br />
IXS TRIGGER AM<br />
SEALSKINZ MTB MID MID<br />
VAUDE AM TSALI MID STX<br />
Der Trigger AM ist dank Doppel In Mold-Konstruktion<br />
leicht und dennoch sehr stabil. Das<br />
Visier ist dreifach verstellbar. Dank 19 außen<br />
und innen liegenden Belüftungskanälen bewahrt<br />
man auch an heißen Tagen einen kühlen<br />
Kopf. Über ein horizontal und vertikal verstellbares<br />
System lässt sich der Helm präzise<br />
an unterschiedliche Kopfformen anpassen.<br />
Der Kinnriemen wird über einen Magnetverschluss<br />
schnell und sicher geschlossen. Der<br />
Trigger AM ist in den Größen S/M und M/L und<br />
in fünf Farben erhältlich.<br />
Preis [Euro] 129<br />
Gewicht [Gramm] 405 (Größe M/L)<br />
www.bike.ixs.com<br />
Die mittellangen Mountainbike-Socken von<br />
Sealskinz halten die Füße selbst bei strömendem<br />
Regen trocken. Die patentierte Stretchdry-Technologie<br />
macht das Material elastisch,<br />
wasserdicht und wasserdampfdurchlässig<br />
zugleich. Ein silikonfreies, elastisches Band<br />
am Saum hält die Socken in Position und<br />
am Bein herablaufendes Wasser weitgehend<br />
zurück. Ein Liner aus Merinowolle erhöht<br />
nicht nur den Tragekomfort, sondern reguliert<br />
durch die natürlichen Wolleigenschaften auch<br />
das Fußklima.<br />
Preis [Euro] 55<br />
Gewicht [Gramm] 129 (Größe M)<br />
www.sealskinz.com<br />
Mit dem AM Tsali Mid STX bietet Vaude einen<br />
<strong>AllMountain</strong>- und Alpencross-Schuh für jedes<br />
Wetter. Als Obermaterial dient zertifiziertes,<br />
umweltfreundlich hergestelltes Leder. Dank<br />
einer wasserdichten, aber wasserdampfdurchlässigen<br />
Sympatex-Membran bleiben die Füße<br />
trocken und das Fußklima angenehm. Eine<br />
abnehmbare Abdeckung an der griffigen Pr<strong>of</strong>ilsohle<br />
ermöglicht den schnellen Wechsel zwischen<br />
Klick- und Flat-Pedal. Die Einlegesohle<br />
wurde im Pedalbereich mit einem PU-Schaum<br />
versehen, um eine bestmögliche Kraftübertragung<br />
zu erreichen. Das hauseigene Green<br />
Shape-Label garantiert eine ökologisch und<br />
sozial nachhaltige Produktion über die gesamte<br />
Lieferkette.<br />
Preis [Euro] 200<br />
Gewicht [Gramm] 969 (Größe 38)<br />
www.vaude.com<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
29
MATERIAL<br />
LEATT DBX 5.0<br />
KENDA REGOLITH PRO<br />
CAMELBAK K.U.D.U. PROTECTOR 20<br />
Bei längeren Biketouren gehört eine solide<br />
Regenjacke ins Gepäck. Die DBX 5.0 ist eine<br />
dreilagige Jacke mit getapten Nähten und<br />
wasserdichten Reißverschlüssen. Die Wassersäule<br />
wird vom Hersteller mit 30.000 Millimeter<br />
angegeben. Gleichzeitig lässt die Jacke<br />
Wasserdampf nach außen entweichen und<br />
verfügt über zusätzliche Belüftungsöffnungen.<br />
Besonders clever: Rutschfestes Außenmaterial<br />
hält den Rucksack auch auf ruppigen Trails in<br />
Position. Bund, Ärmel und Kapuze sind verstellbar.<br />
In drei Reißverschlusstaschen finden<br />
Smartphone oder Liftkarten Platz. Erhältlich in<br />
den Größen XS bis XXL.<br />
Preis [Euro] 199<br />
Gewicht [Gramm] 629<br />
www.leatt.com<br />
Der Regolith Pro ist ein neu entwickelter Reifen<br />
für den Trail- und <strong>AllMountain</strong>-Einsatz.<br />
Die Doppelpr<strong>of</strong>ilmischung mit einem härteren<br />
Mittelpr<strong>of</strong>il und einer weicheren Schultermischung<br />
ermöglicht einen niedrigen Rollwiderstand<br />
bei hoher Kurven- und Bremstraktion.<br />
Damit möchte Kenda einen sehr berechenbaren,<br />
zuverlässigen Reifen für unterschiedliche<br />
Geländeverhältnisse bieten. Der Regolith ist<br />
tubeless-ready und in drei Varianten erhältlich:<br />
als leichte Version mit Seitenwandschutz<br />
und als spezielle, zertifizierte E-Bike-Version<br />
mit verstärkter Karkasse und zusätzlichem<br />
Pannenschutz. In 29 oder 27,5 Zoll verfügbar.<br />
Preis [Euro] 57,90<br />
Gewicht [Gramm] 691<br />
www.kendatire.com<br />
Mit einem Volumen von 20 Litern bietet der<br />
Protektor-Rucksack K.U.D.U. genügend Platz<br />
für ausgedehnte <strong>Tour</strong>en. Das Volumen verteilt<br />
sich auf ein großes Hauptfach, ein spezielles<br />
Werkzeugfach mit herausnehmbarem<br />
Rollmäppchen und ein separates Fach für<br />
eine gängige 3 Liter-Trinkblase. Im Front-Flap<br />
kommt ein Halbschalenhelm unter, Gurte sichern<br />
bei Bedarf die Protektoren. Eine Regenhülle<br />
in auffälligem Gelb ist integriert. Der Rückenprotektor<br />
kann über einen Reißverschluss<br />
vom Gepäckfach getrennt und so auch separat<br />
verwendet werden. Der Rucksack ist in zwei<br />
Größen (S/M und M/L) und zwei Farbvarianten<br />
erhältlich. <br />
Preis [Euro] 219,95<br />
Gewicht [Gramm] 1.517<br />
www.camelbak.com<br />
30<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
RAMPENLICHT<br />
LEZYNE HECTO STVZO 40<br />
REMA TIP TOP TT 01<br />
HAFERVOLL FLAPJACKS<br />
Wenn’s mal später wird, ist die Hecto von Lezyne<br />
ein taugliches Notlicht – auch auf der Straße,<br />
denn die kompakte LED-Lampe ist für den<br />
Straßenverkehr nach StVZO zugelassen. Das<br />
Gehäuse besteht aus hochwertigem CNC-gefrästem<br />
Aluminium. Biker haben die Wahl<br />
zwischen zwei Leuchtmodi: dem „Blast Mode“<br />
mit 140 Lumen und 1,5 Stunden Laufzeit oder<br />
dem „Economy Mode“ mit 80 Lumen und<br />
2,5 Stunden Laufzeit. Der Lithium Poly-Akku<br />
zeigt den Ladezustand an und kann per Micro<br />
USB-Kabel wieder aufgeladen werden. Die<br />
Hecto STVZO 40 lässt sich über die Gummihalterung<br />
an alle gängige Lenker montieren.<br />
Preis [Euro] 39,95<br />
Gewicht [Gramm] 100<br />
www.lezyne.com<br />
Das in der Nähe von München sitzende Unternehmen<br />
Rema Tip Top hat sich schon lange<br />
im Bereich der Reifenreparatur etabliert. So<br />
hat auch das TT 01, eines der legendärsten<br />
Flicksets, schon dem ein oder anderen aus der<br />
Patsche geholfen. Mit Sandpapier, Vulkanisierflüssigkeit<br />
und Flicken in verschiedenen Größen<br />
sind Schläuche unterwegs schnell repariert<br />
und es kann weitergehen. Klein verpackt<br />
passt das Set in jede Tasche.<br />
Preis [Euro] 2,50<br />
Gewicht [Gramm] 22<br />
www.rema-tiptop.de<br />
Ein Müsliriegel ist ein Müsliriegel ist ein Müsliriegel?<br />
Nicht ganz. Im Gegensatz zu vielen<br />
anderen Riegeln werden die Flapjacks von<br />
Hafervoll nicht maschinell gepresst, sondern<br />
im Ofen gebacken. Dadurch schmecken sie<br />
fast wie kleine Kuchen. Obendrein bestehen<br />
die Flapjacks zu 100 Prozent aus natürlichen<br />
Zutaten. Die Basis bilden Vollkornhaferflocken,<br />
Honig, Nüsse und Samen; auf raffinierten<br />
Zucker wird ganz verzichtet. Durch ihren<br />
hohen Ballastst<strong>of</strong>fgehalt machen sie satt und<br />
liefern viel Energie für Biker auf <strong>Tour</strong>. In vielen<br />
Sorten erhältlich.<br />
Preis [Euro] 1,69 bis 1,99<br />
Gewicht [Gramm] 72<br />
www.hafervoll.de<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
31
MATERIAL<br />
JULBO STREAM<br />
ORTLIEB SAFE-IT<br />
Vom sonnigen Gipfel in den schattigen Wald: Die Stream von Julbo<br />
erlaubt eine präzise Sicht bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen.<br />
Möglich machen das selbsttönende Gläser, die sich automatisch an<br />
die Umgebungshelligkeit anpassen. Die Gläser schließen sehr gut ab<br />
und schützen so vor Sonneneinstrahlung, Staub und Insekten; das Glas<br />
ist leicht, aber stoßfest. Dank gummierter, verstellbarer Bügel sitzt die<br />
Stream rutschfrei und lässt sich individuell anpassen. So passt sie bequem<br />
unter den Helm. Die gute Belüftung verhindert das schnelle Beschlagen<br />
der Gläser.<br />
Preis [Euro] ab 164,95<br />
Gewicht [Gramm] 36<br />
www.julbo.com<br />
Die Safe-IT-Serie schützt auf der <strong>Tour</strong> das Smartphone oder GPS vor<br />
Staub und Spritzwasser. Die Hüllen ermöglichen die uneingeschränkte<br />
Bedienung; dank transparentem Fenster auf der Rückseite muss auch<br />
auf Fotos nicht verzichtet werden. Die Hüllen sind in fünf verschiedenen<br />
Größen erhältlich. Alle Modelle verfügen über eine Kordel zum Umhängen.<br />
Die Hüllen in Größe S und M sind außerdem mit Schlaufen für<br />
die Befestigung am Gürtel ausgestattet. Die Safe-IT bestehen aus einer<br />
reißfesten, UV-beständigen PU-Folie.<br />
Preis [Euro] ab 24,99<br />
Gewicht [Gramm] 24,4 (Größe S)<br />
www.ortlieb.com<br />
32<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
RAMPENLICHT<br />
THULE EASY FOLD XT3<br />
Mit mehreren Bikes zum Startpunkt der <strong>Tour</strong>? Kein Problem. Auf dem Easy Fold XT3 lassen sich bis zu<br />
drei Bikes transportieren. Die Abstände zwischen den Felgenhaltern sollen Reibungspunkte minimieren.<br />
Extra lange Felgenhaltebänder ermöglichen den Transport von Rädern mit einer Reifenbreite von bis zu<br />
4,7 Zoll. Zudem verkraftet der Heckträger auch schwere Mountainbikes und E-Bikes mit einem Gesamtgewicht<br />
von bis zu 60 Kilogramm. Fahrradhaltearme mit integrierten Drehmomentknöpfen signalisieren<br />
durch ein Klicken, wenn der passende Anzugsmoment erreicht ist. Wie der Name verrät, lässt sich der<br />
Heckträger komplett zusammenfalten und so bequem lagern.<br />
Preis [Euro] 819,95<br />
Gewicht [Kilogramm] 22,9<br />
www.thule.com<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
33
BIKETEST<br />
34<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ALLMOUNTAIN UND TOUR<br />
TOURENBIKES 2.0 –<br />
DIE NÄCHSTE GENERATION<br />
WAS KÖNNEN DIE NEUEN <strong>2019</strong>ER-MODELLE?<br />
Im Februar war es wieder soweit, das jährliche Test-Ritual am Lago di<br />
Garda in Italien stand an. Kurzum: Frühjahrswetter und eine Woche lang<br />
Pizza und Pasta und das ein oder andere Gläschen Wein… Mit im Gepäck<br />
waren acht <strong>Tour</strong>enbikes, die mehrere Testfahrer im italienischen<br />
Bike-Mekka über die unterschiedlichsten Trails bergauf wie bergab<br />
scheuchten – durchaus am passenden Ort, denn <strong>of</strong>tmals ist Torbole bzw.<br />
Riva das ersehnte Ziel eines mehrtägigen Alpencrosses. Die Preisspanne<br />
der Bikes lag zwischen 3.499 und 4.439 Euro. Was die Reifengröße betrifft,<br />
waren 27,5 Zoll ebenso vertreten wie 29 Zoll, wohingegen Zweifachoder<br />
gar Dreifach-Antriebe aufgrund der preisgünstigeren 1x12-Antriebe<br />
völlig verschwunden sind. Diese bieten nun ebenfalls eine ausreichend<br />
großzügige Übersetzungsbandbreite und haben das Schalten einfacher<br />
gemacht. Neue Rahmen lassen eine Umwerfermontage teilweise<br />
gar nicht mehr zu. Die Räder der Testfl otte reichten vom klassischen<br />
<strong>Tour</strong>enbike mit altbewährter Geometrie, schmalen Pneus und langem<br />
Vorbau bis hin zu sehr modernen Geometrien, wuchtigen Reifen und<br />
wahren Abfahrtskönnern mit hohem Spaßfaktor, die dennoch bergauf<br />
nicht schwächelten.<br />
Text Matthias Baumgartner Bild Andreas Meyer, Stefan Schopf<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
35
BIKETEST<br />
KONA HEI HEI TRAIL DL<br />
Klassisches <strong>Tour</strong>enbike<br />
"Fuse Independent Suspension" nennt Kona sein Hinterbausystem, das<br />
der Prämisse folgt, bei hoher Steifigkeit so leicht und effizient wie möglich<br />
zu sein. Realisiert wird das durch das Weglassen des Lagerpunktes<br />
an den Sitz- und Kettenstreben am Ausfallende, was durch einen gewissen<br />
Material-Flex im Hinterbau-Dreieck kompensiert wird. Das Hei<br />
Hei Trail DL rollt auf 27,5er-Pneus und kommt mit je 140 Millimetern<br />
Federweg. Eine lebenslange Rahmengarantie spricht für hohe Qualitätsstandards.<br />
Neben der hier gezeigten Aluminium Variante ist das Hei<br />
Hei Trail auch mit Carbon Rahmen verfügbar.<br />
AUF DEM TRAIL<br />
Typisch für ein <strong>Tour</strong>enbike nimmt der Fahrer im Sattel des Hei Hei<br />
Trail DL bequem Platz. So lassen sich sicher einige Tage entspannt<br />
auf dem Bike verbringen. Durch die sehr kurz geschnittenen Kettenstreben<br />
von 425 Millimetern neigt die Front im Uphill zum Steigen; hier<br />
heißt es frühzeitig mit dem Körperschwerpunkt nach vorne wandern.<br />
Dafür kommt dem Kona das kurze Heck in engen Abschnitten zugute,<br />
durch die es sich spritzig hindurchsteuern lässt. Der Hinterbau zeigt<br />
sich im Gelände komfortabel und nutzt gerne die gesamte Federwegsbandbreite<br />
von 140 Millimetern, was dem <strong>Tour</strong>enbiker absolut gefallen<br />
wird. Zudem punktet das Heck mit hoher Effizienz und lässt sich so<br />
schnell nicht zum Aufschaukeln bringen – s<strong>of</strong>ern man sich nicht zum<br />
sportlichen Wiegetritt hinreißen lässt. Passend dazu spricht auch die<br />
RockShox Revelation an der Front geschmeidig an. Im technischen Gelände<br />
bei höherem Tempo fehlen dem 27,5er Kona Bike die Reserven.<br />
Aufgrund der kurzen Kettenstreben und dem recht steilen Lenkwinkel<br />
wird das Hei Hei Trail DL zunehmend unruhiger. Der lang gewählte 60<br />
Millimeter-Vorbau drückt auf die Lenkpräzision.<br />
FAZIT<br />
bequeme Sitzposition<br />
effizienter Hinterbau<br />
lebenslange Rahmengarantie<br />
Preis<br />
komfortables Fahrwerk<br />
Preis [Euro] 3.499<br />
Gewicht [kg] 13,75<br />
Laufradgröße ["] 27,5<br />
Federweg v/h [mm] 140/140<br />
www.kona<strong>world</strong>.com<br />
klassisches <strong>Tour</strong>enbike<br />
außenverlegte Züge<br />
Uphill<br />
unruhig bei hohem Tempo<br />
langer Vorbau<br />
36<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ALLMOUNTAIN UND TOUR<br />
1 2<br />
3 4 5<br />
[1] 140 Millimeter Federweg leistet die RockShox Revelation RC im Hei Hei Trail DL. Das Set-up geht schnell und einfach von der Hand<br />
[2] 12 Gänge und eine 500-prozentige Bandbreite generiert die Sram GX Eagle Gruppe. Der Gangwechsel geht schnell und exakt vonstatten<br />
[3] Das RockShox Deluxe RL Federbein kommt im modernen Trunnion Mount Befestigungsstandard und dämpft die 140 Millimeter im Heck<br />
[4] Die außen liegenden Leitungen lassen einen schnellen und einfachen Service zu – der Design-Fetischist wird nicht vollends überzeugt<br />
[5] Maxxis Pneus in 27,5x2,3 Zoll sorgen für guten Grip und Traktion selbst im schr<strong>of</strong>fen Gelände<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
37
BIKETEST<br />
FUJI AURIC 27.5 1.1<br />
Modernes <strong>AllMountain</strong>-Geschoss<br />
1 2 3<br />
[1] Unauffällig auffällig: MLink nennt Fuji sein eigenes Hinterbaukonzept, dabei befindet sich ein Lagerpunkt mittig in der Kettenstrebe [2] Verzögert wird mittels der<br />
Vierkolben-Bremsanlage Guide R von Sram, die vorne wie hinten auf 180er-Bremsscheiben zupackt [3] Vernünftiges Paar Schuhe: Maxxis Minion DHF und Aggressor Pneus<br />
sorgen für reichlich Grip und Traktion und punkten durch eine hohe Pannensicherheit [4] An der Front kommt eine einfach zu bedienende RockShox Revelation RC mit 140<br />
Millimetern zum Einsatz [5] Ein RockShox Deluxe RT3 Federbein mit drei Fahrmodi bändigt die 130 Millimeter Federweg, die der MLink Hinterbau generiert<br />
Ein detaillierter Blick auf das Auric Bike verrät es: Fuji fasst seit ein paar<br />
Jahren das Hinterbau-Konzept etwas anders auf. Das System nennt<br />
sich Mid-Stay Link, kurz MLink. Das MLink-System platziert den Lagerpunkt,<br />
der bei einem klassischen Viergelenker unmittelbar vor dem<br />
Ausfallende sitzt, in der Mitte der Kettenstrebe. Die Vorteile des Systems<br />
sollen eine hohe Seitensteifigkeit und eine geringe Belastung auf<br />
Lager und Drehpunkten sein. Zudem soll das System durch eine hohe<br />
Vortriebseffizienz bergauf und starker Federungsperformance bergab<br />
punkten. Das Auric kommt mit einem Aluminium Rahmen daher, bietet<br />
im Heck 130 und an der Front 140 Millimeter Federweg und rollt auf<br />
27,5 Zoll-Rädern.<br />
38<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ALLMOUNTAIN UND TOUR<br />
4 5<br />
AUF DEM TRAIL<br />
Mit 14,73 Kilogramm bringt das Fuji im Vergleich etwas Mehrgewicht<br />
mit sich, was sich im Uphill bemerkbar macht. Die kurzen 425,2 Millimeter-Kettenstreben<br />
bringen bergab Agilität; die moderne Geometrie<br />
ergibt eine gestreckte Sitzposition, der steile Sitzwinkel von 75,5 Grad<br />
spielt dem Auric in steilen Anstiegen in die Karten. Dem Hinterbau ist<br />
ein minimales Wippen zu entlocken. Bei langen Anstiegen lässt sich<br />
kurzerhand zum Lock Out-Hebel am Federbein greifen. Das RockShox<br />
Fahrwerk spricht geschmeidig an, speziell der Hinterbau performt gut<br />
und bietet zum Ende des Federwegs eine progressivere Kennlinie, um<br />
auch harte, kräftige Schläge mühelos wegzustecken. Der flache Lenkwinkel<br />
von 66 Grad sorgt für Laufruhe im schwierigen Terrain.<br />
FAZIT<br />
gute Ausstattung<br />
günstiger Preis<br />
gestreckte Sitzposition<br />
Preis [Euro] 3.499<br />
Gewicht [kg] 14,73<br />
Laufradgröße ["] 27,5<br />
Federweg v/h [mm] 140/130<br />
www.fujibikes.eu<br />
moderne Geometrie<br />
Gewicht<br />
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39
BIKETEST<br />
1 2<br />
3 4 5<br />
[1] Ein RockShox Deluxe RT Federbein dämpft die 130 Millimeter Federweg, die der Quad-Link 4 Suspension Hinterbau generiert [2] Wuchtige<br />
Maxxis High Roller II und Rekon Pneus in 27,5x2,6 Zoll sorgen für ordentlich Traktion und Grip, vor allem aber für Sicherheit im technischen Gelände<br />
[3] Chic gelöst: Die Sattelstützen-Klemmung am T-130C R rundet den cleanen Look des Bikes stilvoll ab [4] Aus der Kassettenspreizung<br />
von 11-50 Zähnen bei 12 Gängen schöpft die Sram NX Eagle Gruppe eine 455-prozentige Übersetzungsbandbreite<br />
[5] Selbstverständlich kommt der in UK designte Rahmen mit innen liegenden Leitungsführungen<br />
40<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ALLMOUNTAIN UND TOUR<br />
WHYTE T-130C R<br />
Der Exot auf dem europäischen Festland<br />
Nicht jedermann wird Whyte Bikes ein geläufiger Begriff sein. Die britische<br />
Marke ist jedoch kein Neuzugang in der Bike-Branche, sondern<br />
schon ein alter Hase. Jon Whyte, Ex Formel 1-Ingenieur, startete 1994<br />
mit der Entwicklung eines Mountainbikes. Das daraus resultierende<br />
Eingelenker-Hinterbausystem lizensierte Whyte an einen anderen Hersteller.<br />
Erst sechs Jahre später, im Jahr 2000, legte er selbst mit den<br />
Whyte Bikes nach, die mittlerweile einen festen Platz in der Trail- und<br />
Enduro-Szene einnehmen. Das T-130C R kommt mit Carbon Hauptrahmen<br />
und Aluminium Hinterbau daher, bietet 140 Millimeter Federweg<br />
vorne und 130 hinten. Der Rahmen ist ausschließlich für Einfach-Antriebe<br />
konzipiert.<br />
AUF DEM TRAIL<br />
Satt und sicher liegt das Whyte auf der Strecke bergab, was sicherlich<br />
auch auf das Konto des flachen Lenkwinkels von 65,6 Grad geht.<br />
Das Fahrwerk, speziell der Hinterbau, saugt jegliche Schläge auf und<br />
sorgt für ein laufruhiges Fahrverhalten. Die wuchtigen, 2,6 Zoll breiten<br />
Maxxis Pneus in 27,5 Zoll schenken uns ordentlich Grip und vermitteln<br />
speziell im technischen Gelände viel Sicherheit. Mit 14,39 Kilogramm<br />
reiht sich das T-130C R gewichtstechnisch weiter hinten ein,<br />
was sich auf das agile Handling in engen Kursen auswirkt. Mit einem<br />
Preis von 3.599 Euro zählt das Bike zu den preisgünstigeren im Testfeld.<br />
Sportlich-modern, in gestreckter Position, nimmt der Fahrer Platz<br />
im Sattel des Whyte. Der Reach beträgt 456 Millimeter in Rahmengröße<br />
Medium. Bergan lässt sich dem Hinterbau ein leichtes Aufschaukeln<br />
entlocken, bei längeren Anstiegen empfiehlt sich der Griff zum Lock<br />
Out-Hebel am Federbein.<br />
FAZIT<br />
potenter Hinterbau<br />
Sattelklemme<br />
cleane Optik<br />
moderne Geometrie<br />
Preis [Euro] 3.599<br />
Gewicht [kg] 14,39<br />
Laufradgröße ["] 27,5<br />
Federweg v/h [mm] 140/130<br />
www.whytebikes.de<br />
Exot<br />
Gewicht<br />
Übersetzungsbandbreite<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
41
BIKETEST<br />
GIANT TRANCE 29 1<br />
Spaßiges <strong>Tour</strong>enbike mit Potenzial<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong><br />
TESTSIEGER TOUR<br />
Nº 2.19<br />
Das Trance mit großer 29 Zoll-Bereifung ist zurück! Es war bereits früher,<br />
bis 2015, im Portfolio von Giant zu finden und ist nun für <strong>2019</strong><br />
völlig überarbeitet wieder erhältlich. In der Zwischenzeit wurde das<br />
Bike nur als 27,5er angeboten. Unser hier gezeigtes Testbike kommt<br />
im Aluminium Gewand; wer mehr Geld locker machen kann, bekommt<br />
es auch als Carbon Version. Das Bike ist ausschließlich für 1x-Antriebe<br />
konzipiert, der Maestro Hinterbau kommt mit einem Trunnion Mount<br />
Federbein und bietet 115 Millimeter Federweg. 130 Millimeter Federweg<br />
stellt die Fox Gabel an der Front bereit. Der Hinterbau bietet eine<br />
Reifenfreiheit von bis zu 2,5 Zoll bei 29er-Pneus.<br />
AUF DEM TRAIL<br />
In entspannt-ausgewogener Position nimmt man im Sattel des Trance<br />
Platz, problemlos ließe sich ein mehrtägiger Alpencross abspulen.<br />
Beim Pedalieren ist dem effizienten Maestro Hinterbau kaum ein<br />
Wippen zu entlocken. In steilen Anstiegen bleibt die Front dank der<br />
längeren 435 Millimeter-Kettenstreben zuverlässig am Boden. Mit seinem<br />
geringen Gewicht von 13 Kilogramm im Zusammenspiel mit dem<br />
steileren Lenkwinkel von 68 Grad zeigt sich das Giant verspielt und wendig<br />
im Handling, das vor allem bergab, durch enge Kehren, Spaß bereitet.<br />
Die Twentyniner-Bereifung lässt uns gut durch technisch schwieriges Gelände<br />
rollen und schenkt dem Bike Sicherheit und Laufruhe. Der Hinterbau<br />
spricht absolut geschmeidig an und erweist sich als schluckfreudig.<br />
Wir nutzen den Federweg von 115 Millimetern gut aus; Durchschläge<br />
sind sehr selten, zudem ließe sich mittels Volumenspacer die Progression<br />
verändern. Die Fox Float 34 Performance Elite harmoniert erste Sahne<br />
mit dem Heck.<br />
FAZIT<br />
geringes Gewicht<br />
klasse Fahrwerk<br />
verspielt<br />
kurzes, breites Cockpit<br />
Preis [Euro] 3.899,90<br />
Gewicht [kg] 13<br />
Laufradgröße ["] 29<br />
Federweg v/h [mm] 130/115<br />
www.giant-bicycles.com<br />
29 Zoll<br />
Carbon-Laufräder<br />
nur 125 Millimeter Variostützen-Hub<br />
42<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ALLMOUNTAIN UND TOUR<br />
1 2 3<br />
4 5<br />
[1] Der Fox Float DPS Performance Elite kommt im Trunnion Mount-Einbaustandard und hält die 115 Millimeter Federweg im Zaum [2] Die<br />
Maxxis Minion DHF und DHR II Pneus sorgen selbst im roughen Gelände für ordentlich Sicherheit. Montiert sind sie auf einem Giant TRX 1 Carbon-Laufradsatz<br />
[3] Die einfach zu bedienende Fox Float 34 Performance Elite kommt mit 130 Millimetern Federweg daher und performt auf<br />
der Strecke tadellos [4] Ausschließlich 1x-Antrieb-kompatibel: Beim Trance 29 1 übernimmt die Kraftübertragung eine Sram GX Eagle Gruppe<br />
[5] Der Hinterbau bietet eine Reifenfreiheit von bis zu 29x2,5 Zoll<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
43
BIKETEST<br />
1 2<br />
3 4 5<br />
[1] Der Antriebsstrang bietet eine 500-prozentige Bandbreite und ist ein Mix aus einer Truvativ Descendant Carbon Kurbel sowie Sram GX<br />
Eagle und X01 Eagle Komponenten [2] Für ordentlich Bremspower packt die Vierkolbenbremse TRP G-Spec Trail SL Black vorne auf eine große<br />
203 Millimeter-Scheibe zu [3] Potent und geschmeidig zeigt sich der Hinterbau in der Abfahrt in Kombination mit dem RockShox Super Deluxe<br />
Coil RCT [4] Kurz und breit ist das von Syntace stammende Cockpit, das dem SL AMR ein tolles Handling im Gelände verleiht [5] Auch der<br />
Laufradsatz in Form eines W28i stammt aus der Produktschmiede von Syntace. Vorne wie hinten lässt sich das Axiallagerspiel im montierten<br />
Zustand exakt justieren<br />
44<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ALLMOUNTAIN UND TOUR<br />
GHOST SL AMR 9.9 LC<br />
Kantiges Auftreten, gutmütiger Charakter<br />
Anfang der neunziger Jahre verbindet Uwe Kalliwoda und Klaus Möhwald<br />
die Leidenschaft zum Mountainbiken; schnell war die Idee geboren,<br />
eigene Räder zu konstruieren. Mittlerweile ist die Oberpfälzer Firma<br />
zum internationalen Fahrradhersteller ausgewachsen. Das SL AMR<br />
9.9 LC ist Ghosts Antwort für den <strong>AllMountain</strong>-Einsatz: große Twentyniner-Laufräder,<br />
je 130 Millimeter Federweg und eine moderne Geometrie.<br />
Für das Modelljahr <strong>2019</strong> legt Ghost einen Fahrwerkswechsel auf.<br />
So werden serienmäßig sämtliche Fully-Modelle mit Stahlfederbeinen<br />
ausgestattet. Damit soll das volle Potenzial des Viergelenks-Hinterbaus<br />
genutzt werden und dieser durch ein geschmeidiges und feinfühliges<br />
Ansprechverhalten punkten. Das SL AMR ist in verschiedenen Ausstattungsvarianten<br />
wie auch als Komplett-Aluminiummodell verfügbar.<br />
AUF DEM TRAIL<br />
Satt und ruhig liegt das Ghost auf der Piste. Absolut potent und geschmeidig<br />
bügelt das SL AMR die Schläge des teils sehr schr<strong>of</strong>fen Trails<br />
weg. Gut nutzen wir hinten die 130 Millimeter Federweg. Der Hinterbau<br />
erweist sich als über die Federwegsbandbreite linear, wohingegen die<br />
RockShox Pike RCT3 zum Ende hin progressiv wird. Trotz Stahlfederbein<br />
lässt sich beim Pedalieren kaum ein Wippen verzeichnen, zudem<br />
ließe sich das Federbein locken. Ein Abstimmen des Federbeins auf<br />
unterschiedliche Fahrergewichte ist nur mittels verschiedener Federn<br />
möglich; in einem kleinen Bereich lässt sich das durch die Federvorspannung<br />
ausgleichen. Der steile 75,5 Grad-Sitzwinkel positioniert<br />
uns zentral auf dem Bike; zudem sorgen die 438 Millimeter langen<br />
Kettenstreben dafür, dass das Vorderrad auch im steilen Uphill sicher<br />
am Boden bleibt. Dank der 29 Zoll-Räder rollt das SL AMR gut über<br />
schwieriges Terrain und vermittelt dem Fahrer ein hohes Sicherheitsgefühl.<br />
Flinke Manöver erfordern Nachdruck des Fahrers.<br />
FAZIT<br />
hochwertige Ausstattung<br />
potenter Hinterbau<br />
große Bremsscheibe vorne<br />
tourentaugliche Geometrie /<br />
Sitzposition<br />
Preis [Euro] 4.199<br />
Gewicht [kg] 13,78<br />
Laufradgröße ["] 29<br />
Federweg v/h [mm] 130/130<br />
www.ghost-bikes.com<br />
Stahlfederbein<br />
laufruhig<br />
weniger agil<br />
nur 100 Millimeter Variostützen-Hub<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
45
BIKETEST<br />
SPECIALIZED MEN’S STUMPJUMPER ST COMP CARBON 29<br />
Der Klassiker unter den Mountainbikes<br />
1 2<br />
[1] Auf große 203 bzw. 180 Millimeter-Bremsscheiben packt die ergonomisch zu bedienende Shimano SLX Bremse zu [2] Ein Fox Float DPS Performance Federbein fi ndet<br />
seinen Platz im asymmetrischen Rahmendesign und bändigt die 120 Millimeter Federweg im Heck [3] Unter dem Flaschenhalter mit integriertem Multitool befi ndet sich die<br />
SWAT Box. Darin lassen sich kleinere Utensilien wie Riegel oder ein Schlauch verstauen [4] Mit 130 Millimeter Federweg und einfach zu bedienender Grip-Kartusche kommt<br />
die Fox Float 34 Rhythm daher [5] Die 1x12 Sram NX Eagle Gruppe mit einer Kassettenspreizung von 11-50 Zähnen liefert eine Übersetzungsbandbreite von 455 Prozent<br />
130 Millimeter an der Front und 120 Millimeter im Heck bringt das<br />
neue Stumpjumper ST (Short Travel) mit sich, das in die Fußstapfen des<br />
Camber von Specialized tritt. Es ist damit das Bindeglied zwischen dem<br />
Epic XC-Fully und dem Stumpjumper mit 150/140 Millimetern Federweg.<br />
Durch die Federwegsreduktion und andere Anlenkung des Short<br />
Travel Bikes, dessen Rahmen eins zu eins dem normalen Stumpjumper<br />
entspricht, erreicht Specialized beim ST einen ein Grad steileren<br />
Lenk- und Sitzwinkel. Der aus einer FACT 11m Kohlefaserkonstruktion<br />
gefertigte Rahmen verfügt über die Specialized-typisch cleveren Details<br />
wie eine SWAT Box im Unterrohr, einen Flaschenhalter mit integriertem<br />
Mini-Tool, chic innenverlegte Leitungen und eine asymmetrische<br />
Hauptrahmen-Konstruktion.<br />
46<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ALLMOUNTAIN UND TOUR<br />
3 4 5<br />
AUF DEM TRAIL<br />
Straff zeigt sich im Specialized das Fox Fahrwerk und sorgt so in der<br />
Abfahrt auf rumpligen Trails für ordentlich Feedback an den Fahrer.<br />
Dem komfortorientieren <strong>Tour</strong>enbiker könnte das eine Spur zu sportlich<br />
sein. Die wuchtigen 2,6er Specialized Pneus sorgen im technischen<br />
Gelände für Sicherheit; dabei punkten die großen 29 Zoll-Laufräder<br />
durch ein gutes Überrollverhalten, Laufruhe und Grip. Mit der<br />
455-prozentigen Bandbreite der Sram NX Eagle Gruppe schrauben wir<br />
uns Kehre für Kehre gen Gipfel, das Hinterbausystem gibt sich dabei<br />
vortriebsorientiert. Selbst bei steilen Anstiegen hält das Vorderrad gut<br />
Bodenkontakt. Die Sitzposition ist sehr angenehm, weder zu kompakt<br />
noch zu gestreckt, und so lassen sich viele Stunden im Sattel pedalieren.<br />
Durch die geringere Bandbreite kann bei schneller Fahrt schon mal der<br />
Gang ausgehen. Die X-Fusion Manic Variostütze funktionierte tadellos.<br />
Hervorgehoben sei auch die 203 Millimeter-Bremsscheibe, auf die<br />
die ergonomisch zu bedienende und kraftvolle Shimano SLX Bremse<br />
zupackt. So bleiben bei längeren Alpin-Abfahrten Reserven. Das kurze,<br />
breite Cockpit sorgt für ein direktes Lenkverhalten.<br />
FAZIT<br />
ausgewogene Sitzposition<br />
große Bremsscheibe vorne<br />
Swat Box (Staufach im Rahmen)<br />
straffes Fahrwerk<br />
Preis [Euro] 4.299<br />
Gewicht [kg] 13,47<br />
Laufradgröße ["] 29<br />
Federweg v/h [mm] 130/120<br />
www.specialized.com<br />
Rahmen-Optik<br />
Customized Federbein<br />
Übersetzungsbandbreite<br />
Vibram MEGAGRIP –<br />
Optimaler Grip in jedem Gelände<br />
Bei Freeridern sind Flatpedal-Sneaker seit jeher das Schuhwerk<br />
der Wahl. Der optimale Grip auf dem Pedal entscheidet häufig<br />
über die Qualität eines Runs und sorgt für Sicherheit und<br />
Selbstvertrauen beim Biken.<br />
Die innovative Vibram Megagrip Sohle bietet hervorragenden<br />
Halt auf nassem und matschigem Untergrund und garantiert<br />
optimale Stabilität und Flexibilität in jedem Gelände. Zudem<br />
ist die Megagrip-Mischung so strukturiert, dass sie die selbstreinigende<br />
Funktion der Sohle begünstigt und dauerhaft festen<br />
Grip auf dem Pedal ermöglicht.<br />
Die besonders haltbare Vibram Megagrip Sohle steigert die<br />
Fahrsicherheit für mehr Spaß auf technischen Trails und schult<br />
die Fahrtechnik für langfristigen Spaß auf dem Bike!
BIKETEST<br />
PYGA HYRAX<br />
Potenter Abfahrer mit Uphill-Genen<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong><br />
TESTSIEGER ALLM OUNTAIN<br />
Nº 2.19<br />
1 2 3<br />
[1] Im metrischen Einbaumaß mit Trunnion Mount-Aufnahme kommt das RockShox Deluxe Luftfederbein daher. Der Flip Chip lässt eine gewisse Geometrieverstellung zu<br />
[2] Wer auf elektronisch gesteuerte Schaltvorgänge abfährt – unter dieser Abdeckung lässt sich die Di2-Technik verstauen [3] 160 Millimeter Hub liefert uns die geschmeidig<br />
funktionierende BikeYoke Revive Variostütze. Das Hyrax kommt mit mächtigem 34,9 Millimeter-Sitzrohr [4] Unser Testbike kommt mit einer Mrp Ribbon Gabel, die<br />
Performance auf der Strecke gefiel gut [5] Einzig die Kettenstreben kommen bei diesem Carbon Bike aus Alu, innen liegend verlaufen Brems-und Schaltleitung<br />
2010 wurde Pyga Industries mit Sitz in Südafrika durch Patrick Morewood<br />
gegründet, der auch schon die Bikemarke Morewood aufgezogen<br />
hat. Das Hyrax ist eines der vier Modelle des Portfolios und reiht sich<br />
mit 140 Millimetern Federweg in der <strong>AllMountain</strong>-Kategorie ein. Unser<br />
Testbike kommt mit einer 27,5 Zoll-Bereifung; das Hyrax lässt sich aber<br />
mit einer anderen Gabel und durch die Flip Chip-Verstellung am Federbein<br />
auch als 27,5Plus- oder Twentyniner-Bike aufbauen. Der Flip Chip<br />
lässt auch innerhalb einer Laufradgröße eine Geometrieverstellung zu.<br />
Laut Hersteller kommt die Hinterbaukinematik mit einer Progressionskurve<br />
und eignet sich daher auch für einen Stahlfederdämpfer, der sich<br />
durch eine lineare Freigabe des Hubs auszeichnet. Neben einem metrischen<br />
Dämpfer mit Trunnion Mount-Aufnahme ist der Hyrax Rahmen<br />
Di2-kompatibel.<br />
48<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ALLMOUNTAIN UND TOUR<br />
4 5<br />
AUF DEM TRAIL<br />
In puncto Gewicht reiht sich das potente Pyga Bike mit 13,36 Kilogramm<br />
auf dem dritten Platz ein. Selbst in der Low-Einstellung klettert<br />
das Hyrax auch steile Anstiege nach oben; freilich ist eine Oberkörper-Verlagerung<br />
nach vorne nötig. Der Hinterbau erweist sich bergan<br />
als sehr effizient, kaum ein Wippen ist zu verzeichnen – ausgenommen<br />
im Wiegetritt, wo aber der Lockout für Beruhigung sorgt. Die Sitzposition<br />
ist sportlich-modern. Im Downhill zeigt der Hinterbau, was in ihm<br />
steckt: Souverän schluckt er jegliche kleine und harte Schläge; das<br />
Bike bleibt dabei laufruhig und gut kontrollierbar. Der Hinterbau kommt<br />
mit einer gewissen Endprogression und hält sich eine Reserve bereit.<br />
Die nicht zu lange gewählten Kettenstreben von, je nach Einstellung,<br />
432 bzw. 434 Millimetern schenken dem Hyrax eine gewisse Agilität.<br />
Die Mrp Ribbon Gabel gefällt ebenfalls im Ansprechverhalten und fügt<br />
sich stimmig in das Gesamtkonzept.<br />
FAZIT<br />
Potenter/effizienter Hinterbau<br />
Flip Chip-Verstellung<br />
Gewicht<br />
160 Millimeter-Variostütze<br />
geschmeidiges Fahrwerk<br />
Preis [Euro] 4.400<br />
Gewicht [kg] 13,36<br />
Laufradgröße ["] 27,5<br />
Federweg v/h [mm] 140/140<br />
www.pygaindustries.com<br />
moderne Geometrie<br />
kurzes, breites Cockpit<br />
nur M- und L-Rahmengröße<br />
Preis<br />
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20 Jahre und kein bisschen leiser. Seit 1998<br />
sind die BikeHotels Südtirol DIE Instanz, wenn es<br />
um Bikeurlaub in Südtirol geht. Und wir machen<br />
weiter so.<br />
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„Vorhang auf für den Trail-Sommer der Extraklasse!<br />
Wir erwarten dich mit sonnigen Temperaturen, herr-<br />
lichen Trails und ausgezeichneter Südtiroler Küche!”<br />
Peter Eisenkeil<br />
Vitalpina Hotel Waldh<strong>of</strong> **** | www.hotelwaldh<strong>of</strong>.it<br />
© Nathan Hughes<br />
www.bikehotels.it<br />
„Für uns ist Mountainbiken Herzenssache und unsere<br />
Heimat, der „wilden Osten” Südtirols, das lohnendste<br />
Bikerevier überhaupt. Wir freuen uns auf euch!”<br />
Agnes und Edith Innerh<strong>of</strong>er<br />
Hotel Innerh<strong>of</strong>er *** | www.hotel-innerh<strong>of</strong>er.com
BIKETEST<br />
SIMPLON RAPCON 140 GX1 EAGLE<br />
Individualisierbares <strong>Tour</strong>enbike<br />
1 2<br />
3<br />
[1] Die Fox Float 34 mit 140 Millimeter Federweg liefert auf dem Trail eine tolle Performance ab [2] "Center Cable Guide" nennt sich die patentierte und clever gelöste<br />
drehbare Kabelführung am unteren Lagerpunkt [3] Das RockShox Deluxe RT3 Federbein kommt im metrischen Einbaumaß. Der Umlenkhebel ist, wie der restliche Rahmen,<br />
aus Carbon gefertigt [4] Zwar kommt unser Testbike mit einem 1x12 Sram GX Eagle Antrieb, doch ist das Rapcon 140 auch mit Zweifach-Antrieb kompatibel/erhältlich [5]<br />
27,5x2,25“- oder B-Plus-Pneus: Dank Flip Chip in den Ausfallenden lässt sich die Kettenstrebenlänge, je nach Reifenkombination, von 430 auf 440 Millimeter verstellen<br />
Das Rapcon 140 der österreichischen Traditionsfirma Simplon liefert<br />
die perfekte Basis für jegliche Bike-Abenteuer. Dank dem Konfigurator<br />
auf der Homepage lässt sich das Modell individuell auf den Einsatzzweck<br />
bzw. das Budget abstimmen. Durchdachte Details wie die Adjustable<br />
Wheel Base-Technologie gefallen, denn das Rapcon nimmt es<br />
außer mit der hier gezeigten 27,5x2,25 Zoll-Bereifung auch mit voluminösen<br />
2,8 Zoll B-Plus-Pneus auf. Mittels Flip Chip in den Ausfallenden<br />
kann die Kettenstrebenlänge bzw. der Radstand um zehn Millimeter variiert<br />
werden, um das Bike perfekt an die gewählte Reifenkombination<br />
anzupassen. Der Carbon Rahmen ist mit einem metrischen Federbein<br />
ausgestattet.<br />
AUF DEM TRAIL<br />
Mit nur 12,42 Kilogramm setzt sich das Simplon gewichtstechnisch mit<br />
50<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
4<br />
Abstand an die Spitze ab, was dem Bike ein agiles Handling verleiht. Auch beim leichten<br />
Bergan-Pedalieren macht sich das geringe Gewicht bemerkbar. Das Rapcon ist ein<br />
klassisches <strong>Tour</strong>enbike und ebenso bereit für lange Ausfahrten und Alpencrosse wie<br />
für eine gemütliche Sonntagsfahrt. Die Sitzposition ist kompakt und sehr bequem; im<br />
Uphill bleibt die Front gut auf dem Boden. Freilich – je steiler es wird, desto mehr heißt<br />
es den Oberkörper nach vorne beugen. Der Hinterbau zeigt sich dabei stets effizient<br />
und sorgt für einen klasse Vortrieb. Insgesamt ist das Fahrwerk im komfortablen Bereich<br />
einzuordnen, was dem <strong>Tour</strong>enbiker absolut gefallen wird. Wir nutzen gerne den<br />
Federweg von 140 Millimetern an Front und Heck aus. Bei flotter Fahrweise, speziell<br />
auch in technisch schwierigem Gelände, wird das Bike zunehmend unruhiger. Wenig<br />
Kontrolle vermittelt der 80 Millimeter lange Vorbau. Die gruppenlose Shimano Bremse<br />
zeigt eine tolle Ergonomie, hohe Bremskraft und nimmt es spielend mit höherwertigen<br />
Konkurrenten auf.<br />
FAZIT<br />
Gewicht<br />
effizienter Hinterbau<br />
Klettereigenschaften<br />
Konfigurationsmöglichkeit<br />
Flip Chip<br />
komfortables Fahrwerk<br />
Zweifachantrieb-kompatibel<br />
Unruhig bei flotter Fahrweise<br />
langer Vorbau<br />
Preis<br />
5<br />
Mein Multitool:<br />
Das<br />
X-TEP<br />
Lynx<br />
Das X-TEP LYNX 5.5 mit 140mm<br />
Federweg, Shimano E8000 Motor und<br />
reichweitenstarkem 720Wh Akku:<br />
DRAUFSETZEN<br />
LOSFAHREN<br />
GAS GEBEN<br />
Preis [Euro] 4.439<br />
Gewicht [kg] 12,42<br />
Laufradgröße ["] 27,5<br />
Federweg v/h [mm] 140/140<br />
www.simplon.com
BIKETEST<br />
27,5 27,5 27,5 29<br />
KONA FUJI WHYTE GIANT<br />
HEI HEI TRAIL DL AURIC 27.5 1.1 T-130C R TRANCE 29 1<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong><br />
TESTSIEGER TOUR<br />
Nº 2.19<br />
Modelljahr <strong>2019</strong> <strong>2019</strong> <strong>2019</strong> <strong>2019</strong><br />
Preis [Euro] 3.499 3.499 3.599 3.899,90<br />
Website www.kona<strong>world</strong>.com www.fujibikes.eu www.whytebikes.de www.giant-bicycles.com<br />
Vertriebsweg Fachhandel Fachhandel Fachhandel Fachhandel<br />
Gewicht [kg] 13,75 14,73 14,39 13<br />
Gewicht Vorderrad [kg] 2,17 2,22 2,31 1,99<br />
Gewicht Hinterrad [kg] 2,76 2,73 2,99 2,49<br />
Rahmenmaterial Aluminium Aluminium Carbon Hauptrahmen / Aluminium Aluminium<br />
Hinterbau<br />
Garantie Rahmen [Jahre] lebenslang 5 4 lebenslang<br />
Federbein RockShox Deluxe RL RockShox Deluxe RT3 RockShox Deluxe RT Fox Float DPS Performance Elite<br />
Gabel RockShox Revelation RC RockShox Revelation RC RockShox Revelation RC Fox Float 34 Performance Elite<br />
Steuersatz FSA FSA FSA FSA<br />
Vorbau Kona XC/BC Race Face Aeffect Whyte Gravity Stem Giant Contact SL<br />
Lenker Kona XC/BC Race Face Aeffect Riser Whyte Alloy Giant Contact SL TR RiserBar<br />
Sattelstütze RockShox Reverb KindShock LEV SI KindShock LEV Integra Giant Contact Switch S Remote<br />
Sattel WTB Volt Comp WTB Volt Comp Whyte Custom Giant Contact SL Neutral<br />
Kurbel Truvativ Descendant Eagle Truvativ Descendant Eagle Truvativ Descendant Eagle Truvativ Descendant Eagle<br />
Schalthebel Sram GX Eagle Sram GX Eagle Sram NX Eagle Sram GX Eagle<br />
Schaltwerk Sram GX Eagle Sram GX Eagle Sram NX Eagle Sram GX Eagle<br />
Kassette Sram XG-1275 Eagle Sram GX Eagle SramPG-1230 Eagle Sram XG-1275 Eagle<br />
Kette Sram GX Eagle Sram XG-1275 Eagle Sram NX Eagle Sram GX Eagle<br />
Bremsen, Scheibengröße [mm] Sram Guide R, 180/160 Sram Guide R, 180/180 Sram Guide T, 180/180 Sram Guide R, 180/180<br />
Laufradsatz<br />
Naben: Formula, Felgen: WTB STP DT Swiss M1900 Spline<br />
Naben: Whyte Alloy, Felgen: WTB Giant TRX 1 Carbon<br />
i29<br />
ST i29<br />
Reifen ["]<br />
Maxxis Minion DHF / Tomahawk,<br />
27,5x2,3<br />
Maxxis Minion DHF / Aggressor,<br />
27,5x2,30<br />
Maxxis High Roller II / Rekon,<br />
27,5x2,6<br />
Maxxis Minion DHF / Minion DHR II,<br />
29x2,30<br />
Gänge, Übersetzung 1x12, 34, 10-50 1x12, 32, 10-50 1x12, 32, 11-50 1x12, 30, 10-50<br />
Übersetzungsbandbreite [%] 500 500 455 500<br />
Entfaltung leichtester Gang [m]** 1,51 1,42 1,45 1,40<br />
Entfaltung schwerster Gang [m]** 7,53 7,09 6,57 7,01<br />
Geschwindigkeit leichtester Gang 3,6 3,4 3,5 3,4<br />
[km/h]**<br />
Geschwindigkeit schwerster Gang 36,1 34,0 31,6 33,7<br />
[km/h]**<br />
Verfügbare Rahmengrößen XS / S / M / L / XL S / M / L / XL S / M / L / XL S / M / L / XL<br />
Geometrie bei Rahmengröße M M M M<br />
Reach [mm] 430 470 456 442<br />
Stack [mm] 610 588,1 616 613<br />
Sitzrohrlänge [mm] 420 420 431,8 431<br />
Oberrohrlänge [mm] 594 622,1 612 612<br />
Steuerrohrlänge [mm] 115 110 125 110<br />
Lenkwinkel [°] 68 66 65,6 66,5<br />
Sitzwinkel [°] 75 75,5 75 74,5<br />
Radstand [mm] 1140 1191,6 1193 1176<br />
Hinterbaulänge [mm] 425 425,2 430 435<br />
Tretlagerniveau zur Radachse [mm] -17 -13 -35 -35<br />
Vorbaulänge [mm] 60 50 35 40<br />
Lenkerbreite [mm] 760 760 780 780<br />
Sattelstützendurchmesser [mm} 31,6 31,6 30,9 30,9<br />
Federweg v/h [mm] 140/140 140/130 140/130 130/115<br />
* Herstellerangabe<br />
** Die Berechnung der Entfaltung erfolgt mit einem Standardreifen. Die Berechnung der Geschwindigkeit im leichtesten Gang erfolgt mit einer angenommenen Trittfrequenz<br />
von 40 U/min. Die Berechnung der Geschwindigkeit im schwersten Gang erfolgt mit einer angenommenen Trittfrequenz von 80 U/min.<br />
52<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ALLMOUNTAIN UND TOUR<br />
29 29 27,5 27,5<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong><br />
GHOST SPECIALIZED PYGA SIMPLON<br />
Nº 2.19<br />
SL AMR 9.9 LC<br />
MEN'S STUMPJUMPER ST COMP HYRAX<br />
RAPCON 140 GX1 EAGLE<br />
CARBON 29<br />
TESTSIEGER ALLM OUNTAIN<br />
Modelljahr <strong>2019</strong> <strong>2019</strong> <strong>2019</strong> <strong>2019</strong><br />
Preis [Euro] 4.199 4.299 4.400 4.439<br />
Website www.ghost-bikes.com www.specialized.com www.pygaindustries.com www.simplon.com<br />
Vertriebsweg Fachhandel Fachhandel Fachhandel / Direktvertrieb Fachhandel<br />
Gewicht [kg] 13,78 13,47 13,36 12,42<br />
Gewicht Vorderrad [kg] 2,17 2,25 1,99 1,95<br />
Gewicht Hinterrad [kg] 2,56 2,68 2,42 2,51<br />
Rahmenmaterial<br />
Carbon Hauptrahmen / Aluminium Carbon Carbon / Aluminium (Kettenstreben) Carbon<br />
Hinterbau<br />
Garantie Rahmen [Jahre] 5 lebenslang 5 6<br />
Federbein Rockshox Super Deluxe Coil RCT Fox Float DPS Performance RockShox Deluxe RockShox Deluxe RT3<br />
Gabel RockShox Pike RCT3 Fox Float 34 Rhythm MRP Ribbon Fox Float 34 Performance Elite<br />
Steuersatz Acros FSA Cane Creek 40 Acros<br />
Vorbau Syntace Megaforce2 Specialized Trail Race Face Aeffect Simplon Zero II<br />
Lenker Syntace Vector Specialized Alloy Race Face Atlas Simplon Riser Carbon<br />
Sattelstütze TranzX JD Dropper Post X-Fusion Manic BikeYoke Revive KindShock LEV Integra<br />
Sattel SDG Fly Mountain Specialized Body Geometry Phenom SDG Duster<br />
Selle Italia X-LR Flow<br />
Comp<br />
Kurbel Truvativ Descendant Carbon Eagle Sram NX Eagle Truvativ Descendant Eagle Sram GX Eagle<br />
Schalthebel Sram GX Eagle Sram NX Eagle Sram GX Eagle Sram GX Eagle<br />
Schaltwerk Sram X01 Eagle Sram NX Eagle Sram GX Eagle Sram GX Eagle<br />
Kassette Sram XG-1275 Eagle Sram PG-1230 Eagle Sram XG-1275 Eagle Sram XG-1275 Eagle<br />
Kette Sram GX Eagle Sram NX Eagle Sram GX Eagle Sram GX Eagle<br />
Bremsen, Scheibengröße [mm] TRP G-Spec Trail SL Black, 203/180 Shimano SLX, 203/180 Sram Guide RS, 180/180 Shimano Deore M6000, 180/180<br />
Laufradsatz Syntace W28i Specialized Roval Traverse 29 Spank Oozy 345 Trail Simplon AXM24<br />
Reifen ["]<br />
Maxxis Minion DHR II / Minion SS, Specialized Butcher / Purgatory, Maxxis Minion DHF / Minion DHR II, Schwalbe Nobby Nic, 27,5x2,25<br />
29x2,30<br />
29x2,6<br />
27,5x2,30<br />
Gänge, Übersetzung 1x12, 32, 10-50 1x12, 32, 11-50 1x12, 32, 10-50 1x12, 32, 10-50<br />
Übersetzungsbandbreite [%] 500 455 500 500<br />
Entfaltung leichtester Gang [m]** 1,50 1,50 1,42 1,42<br />
Entfaltung schwerster Gang [m]** 7,48 6,80 7,09 7,09<br />
Geschwindigkeit leichtester Gang 3,6 3,6 3,4 3,4<br />
[km/h]**<br />
Geschwindigkeit schwerster Gang 35,9 32,6 34,0 34,0<br />
[km/h]**<br />
Verfügbare Rahmengrößen S / M / L / XL S / M / L / XL M / L S / M / L / XL<br />
Geometrie bei Rahmengröße M M M M<br />
Reach [mm] 431 435 447 439<br />
Stack [mm] 614 607 604 596<br />
Sitzrohrlänge [mm] 460 410 430 435<br />
Oberrohrlänge [mm] 590 592 600 592<br />
Steuerrohrlänge [mm] 105 95 110 100<br />
Lenkwinkel [°] 68 67,5 66,1 (High), 65,6 (Low) 67<br />
Sitzwinkel [°] 75,5 75,5 75,7 75,5<br />
Radstand [mm] 1157 1161 1204 1170 / 1180<br />
Hinterbaulänge [mm] 438 437 432 (High), 434 (Low) 430 / 440<br />
Tretlagerniveau zur Radachse [mm] -38 -39 -20 -17<br />
Vorbaulänge [mm] 50 45 45 80<br />
Lenkerbreite [mm] 780 780 800 760<br />
Sattelstützendurchmesser [mm} 31,6 34,9 34,9 31,6<br />
Federweg v/h [mm] 130/130 130/120 140/140 140/140<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
53
BIKETEST<br />
SCHLUSSFAZIT<br />
Frühjahrsgefühle im Februar ...<br />
Schön war es am Lago di Garda, der es dieses Jahr wirklich sehr gut mit uns gemeint hat und uns eine Woche lang Traumwetter im Februar bescherte<br />
Testsieg <strong>Tour</strong>enbikes<br />
Das Simplon ist sehr leicht und das Kona preisgünstig, beide treten im<br />
klassischen <strong>Tour</strong>enbike-Style auf. Das heißt: mit einer eher konservativ<br />
geschnittenen Geometrie, einem längeren Vorbau und einem Fahrgefühl,<br />
das bergab weniger Sicherheit und Fahrspaß vermittelt. Dennoch<br />
lassen sich bergauf keine deutlichen Vorteile rausfahren. Das Specialized<br />
kommt mit einem straffen Fahrwerk, einer geringeren Übersetzungsbandbreite<br />
zum nicht ganz günstigen Kurs daher. Letztendlich<br />
konnte uns das neue Giant durch das erstklassige Fahrgefühl, der, gemessen<br />
am Preis, tollen Ausstattung und dem akzeptablen Gewicht<br />
überzeugen und so den Testsieg <strong>Tour</strong>enbikes einfahren.<br />
Testsieg <strong>AllMountain</strong><br />
In der <strong>AllMountain</strong>-Kategorie fahren das Whyte, das Fuji, das Ghost<br />
und das Pyga um die Medaille, die allesamt eine gelungene Performance<br />
auf den Trails ablegten. Das Fuji und Whyte schlagen beide<br />
mit einem recht hohen Gewicht zu Buche, zudem ist das Whyte mit<br />
der geringsten Übersetzungsbandbreite ausgestattet. Das Ghost ist ein<br />
klasse Bike, doch schlussendlich lässt es aufgrund des geringes Hubs<br />
der Variostütze ein paar Meter auf der Strecke. Das Pyga konnte uns<br />
in der Fahrpraxis absolut überzeugen. Der Hinterbau zeigt sich so potent<br />
wie effizient, das Gewicht ist in Ordnung, die Flip Chip-Verstellung<br />
ein smartes Detail.<br />
54<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ALLMOUNTAIN UND TOUR<br />
NO POGO<br />
CARBON<br />
Das No Pogo hat sich seinen Legendenstatus unter den<br />
vollgefederten Mountainbikes redlich verdient. Mit fein<br />
ausbalancierter Geometrie und komfortabler Sitzposition<br />
vereint das All-Mountain Agilität und Laufruhe auf perfekte<br />
Weise. Antriebsneutral, dabei sensibel und mit Reserven<br />
ausgestattet, begeistert es besonders auf längeren <strong>Tour</strong>en.<br />
Ganze 700 g leichter als die Alu-Variante, strebt das No Pogo<br />
Carbon auch in längeren Anstiegen willig nach vorne.<br />
Mit diesem All Mountain wird jedes Gelände zum reinsten<br />
Spielplatz.<br />
CENTURION – FORGE AHEAD.<br />
WWW.CENTURION.DE<br />
BIKES SEIT 1976<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
55
MATERIAL<br />
GETESTET<br />
SRAM NX EAGLE SCHALTGRUPPE<br />
Mein Nicolai Ion 16 Enduro Bike bekam die Sram NX Eagle<br />
Gruppe spendiert. Wer mich kennt, weiß, dass ich bei<br />
etwas Übergewicht am Rad relativ ignorant bin. So stört<br />
mich das Mehrgewicht gegenüber den Top-Gruppen von<br />
Sram überhaupt nicht. Dieser Vergleich hinkt ohnehin,<br />
denn bei einer Umrüstung von 2x10 auf 1x12 purzeln die<br />
Pfunde sogar. Das Highlight der NX Eagle Gruppe ist die<br />
Kassette. Diese benötigt im Gegensatz zu den höherwertigen<br />
Eagle-Gruppen keinen XD-Freilauf und kann auf klassische<br />
HG Standard-Freilaufkörper montiert werden. Damit<br />
verliert man zwar etwas an Übersetzungsbandbreite, denn<br />
die NX Eagle kommt mit einer Bandbreite von 455 Prozent<br />
– statt der 500 Prozent, die GX-, XX1- und X01 Eagle<br />
Gruppen generieren, da das kleinste Ritzel 11 statt nur 10<br />
Zähne besitzt. Doch lässt sich das verschmerzen, ich habe<br />
einen schnelleren Gang nicht vermisst. Die NX Schalthebel,<br />
das Schaltwerk und die Kette pr<strong>of</strong>itieren von den gleichen<br />
Features wie die höherwertigen Gruppen – mit dem<br />
Unterschied, dass Werkst<strong>of</strong>fe zum Einsatz kommen, die<br />
zwar schwerer, dafür aber günstiger sind. Alle Komponenten<br />
sind kompatibel mit anderen Eagle-Antrieben; somit ist<br />
ein Upgrade oder der Tausch von Verschleißteilen preiswert<br />
möglich. Bei der Montage des Schaltwerks unbedingt<br />
das Chaingap Tool (Einstelllehre) zur Hilfe nehmen, um<br />
das Eagle-Schaltwerk im richtigen Abstand zur Kassette<br />
zu positionieren. Nach dem Testzeitraum habe ich nach<br />
wie vor nix zu meckern. Kein Rasseln, kein Springen. Die<br />
Schaltvorgänge sind geschmeidig und der Trigger schaltet<br />
die Gänge exakt wie die der großen Geschwister. An<br />
den robusten, geschmiedeten Stahlritzeln der Kassette ist<br />
kaum Verschleiß zu erkennen, das Schaltwerk läuft ohne<br />
Probleme. Die Kette habe ich nach etwa 2.500 Kilometern<br />
gewechselt.<br />
FAZIT<br />
Die günstigste unter den Sram Eagle Gruppen<br />
konnte überzeugen. Wer das Budget für die<br />
leichteren, aber teuren Pendants nicht aufbringen kann<br />
oder möchte, ist mit der Sram NX Eagle ohne wirkliche<br />
Einbußen bei der Performance bestens beraten. Lediglich<br />
mehr Gewicht und eine geringere Übersetzungsbandbreite<br />
müssen in Kauf genommen werden. Tester Holger<br />
Preis [Euro] 29 (Kette), 38 (Trigger Shifter) ,38–52 (Innenlager),<br />
110 (Kassette), 119 (Schaltwerk), 116–135 (Kurbel, Kettenblatt)<br />
Gewicht [g] 73 (Innenlager), 111 (Trigger Shifter), 256 (Kette), 339<br />
(Schaltwerk), 610 (Kassette), 690 (Kurbel 175mm, Kettenblatt 30Z)<br />
www.sram.com/de<br />
Verarbeitung<br />
Haltbarkeit<br />
Funktion<br />
Einstellbarkeit / Montage<br />
Preis- Leistung<br />
56<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
GETESTET<br />
VAUDE TRAIL SPACER 8<br />
Der Vaude Trail Spacer 8 ist in seiner Passform an einer Weste angelehnt.<br />
Der Clou ist das an einem Stück gestrickte Rückensystem, das<br />
ohne drückende Nähte auskommt. Bei heißem Sommerwetter habe ich<br />
den Rucksack ohne Shirt getragen: Das Textilgewebe fühlt sich an wie<br />
ein normales Baumwoll-Shirt, hat den Schweiß aufgesaugt und überhaupt<br />
nicht am Rücken geklebt. Mit 380 Gramm ist er kaum zu spüren<br />
und kann nach schweißtreibenden oder schlammigen Ausfahrten<br />
rasch einmal im Sportprogramm der Waschmaschine gewaschen werden.<br />
Sicher taugt der Trail Spacer mit seinen acht Litern Fassungsvermögen<br />
nicht für längere Unternehmungen. Für kurze Tagestouren oder<br />
den Weg zur Arbeit, wo man nur Schlauch, Wasser, Tool und die Dose<br />
mit dem Mittagessen benötigt, nutze ich ihn jedoch gern – oder zum<br />
Trail-Running und Langlaufen. Der Sitz ist bequem und mit den vielen<br />
Kompressionsriemen und Anpassungsmöglichkeiten optimal fixierbar.<br />
Für die Enduro-<strong>Tour</strong> würde ich einen Rucksack mit Protektor und Hüftgurt<br />
jedoch bevorzugen – wenn es stärker poltert, springt der Rucksack<br />
doch schnell in den Nacken. Nach fast neun Monaten Nutzung kann<br />
ich noch keinen Verschleiß feststellen. Perfekt war der Rucksack für<br />
lange Rennen.<br />
FAZIT<br />
Der Vaude Trail Spacer 8 ist ein Leichtgewicht und ein<br />
super Begleiter für Multisportler, die nicht permanent den<br />
Rucksack wechseln möchten. Situativ wäre ein Hüftgurt vorteilhaft; der<br />
Preis ist nicht zu verachten. Nachhaltigkeit zertifiziert – Green Shape-Label<br />
Vaude – Mitglied der Fair Wear Foundation. Tester Holger<br />
CONTINENTAL MTB SCHLAUCHTASCHE<br />
Continental liefert die kleine Schlauchtasche inklusive einem Schlauch<br />
in 26, 27,5" oder 29" und zwei Reifenhebern. Mit einem Preis von<br />
10,90 Euro ist sie dabei nur unwesentlich teurer als ein Schlauch selbst.<br />
Die kleine Satteltasche lässt sich mit dem breiten Klettriemen einfach<br />
und sicher am Sattelgestell unter jeden Sattel fixieren. Da sie<br />
ohne jeden Halter auskommt, baut sie deutlich flacher als andere<br />
Satteltaschen, trotzdem sollten alle Nutzer von Teleskopsattelstützen<br />
eine Kollisionskontrolle durchführen: Sattelstütze ganz einfedern,<br />
Luft aus dem Federbein ablassen, Hinterbau ganz einfedern und<br />
kontrollieren, ob der Reifen an der Tasche schleift. Ich fahre kurze<br />
<strong>Tour</strong>en gerne ohne Rucksack. Werkzeug und Pumpe habe ich ohnehin<br />
immer direkt am Rad (OneUp Pumpe + OneUp Tool), bei Bedarf<br />
schnalle ich mir einfach noch die Continental Schlauchtasche unter<br />
den Sattel. Neben dem oben genannten und mitgelieferten Inhalt<br />
(bei mir ein 29"-Schlauch) hat auch noch mein Telefon und ein Energieriegel<br />
platz. Brauche ich die Tasche nicht, ist sie in Sekunden entfernt<br />
und es bleiben keine hässlichen Halter am Sattelgestell. Wasserdicht<br />
ist die Tasche nicht, daher ist es ratsam, das Telefon immer separat in<br />
einen wasserdichten Beutel zu stecken.<br />
FAZIT<br />
Ich nutze die Continental MTB Schlauchtasche nun<br />
seit einem Jahr. Die Tasche ist leicht und robust,<br />
der Klettriemen hält die Tasche immer sicher am Rad, kein Scheuern<br />
an der Sattelstütze. Für mich die derzeit beste Satteltasche. Tester Dieter<br />
Preis [Euro] 120<br />
Gewicht [g] 380<br />
www.vaude.com<br />
Passform<br />
Verarbeitung<br />
Haltbarkeit<br />
Preis [Euro] 10,90 Euro (inkl. Schlauch in<br />
26, 27,5 oder 29" sowie 2 Reifenhebern)<br />
Gewicht [g] 43 (Tasche ohne Schlauch<br />
und Reifenheber)<br />
Abmessungen [mm] ca. 135x80x55<br />
www.continental-reifen.de<br />
Verarbeitung<br />
Haltbarkeit<br />
Funktion<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
57
MATERIAL<br />
MIZU 360 M9 MIT ADVENTURE FILTER<br />
Sauberes Trinkwasser – ein sehr wichtiges Thema, vor allem im<br />
Ausland, will man schwere Infektion nach dem Genuss verunreinigten<br />
Wassers vermeiden. Ich habe das Modell M9 mit dem<br />
Adventure Filter, mit dem man angeblich so gut wie jede Brühe<br />
trinken kann. Alternativ dazu gibt es auch noch einen Filter<br />
"Everyday", der für den Gebrauch in Städten mit weniger verschmutztem<br />
Wasser gedacht ist. Gleich zu Beginn die erste positive<br />
Erfahrung am Flughafen in Madrid. Das Trinkwasser aus dem<br />
Wasserspender schmeckt stark nach Chlor. Mit dem Mizu Filter ist<br />
der Geschmack nicht mehr vorhanden. Später in Brasilien habe<br />
ich permanent und problemlos Leitungswasser in Großstädten<br />
mit dem Filter genossen, das man sonst unter keinen Umständen<br />
trinken sollte. Unterwegs auf Wanderung in den Bergen habe ich<br />
Wasser aus Bächen damit getrunken – astrein! Das verwendete<br />
Filtermedium "Ahlstrom Disruptor" arbeitet mit Elektroadhäsion<br />
und Ionenaustausch, sowie auf mechanische Weise. Es sollen<br />
damit die meisten (99%) Viren, Bakterien, Parasiten/Zysten und<br />
noch etliche weitere Schadst<strong>of</strong>fe aus dem Wasser gefiltert werden.<br />
Die Filterkapazität liegt lt. Hersteller bei ca. 150 Liter.<br />
FAZIT<br />
Astrein und glasklar! Ich liebe diese Flasche. Nie wieder<br />
Durststrecken auf <strong>Tour</strong> mit dem Mizu 360 Adventure<br />
Filter. Das spart Gewicht im Rucksack und gibt ein Stück Unabhängigkeit.<br />
Plus: Vermeidung von Plastikmüll! Tester Stefan<br />
SDG COMPONENTS TELLIS<br />
150 Millimeter Hub, 3D-geschmiedeter Stützenkopf, interne Zugführung<br />
– mit der Tellis hat SDG seine erste Dropper Post auf den<br />
Markt gebracht und sich auf die wesentlichen Punkte konzentriert:<br />
gute Funktion, eine solide und hochwertige Ausführung sowie einen<br />
für kleinere Geldbeutel attraktiven Preis. Bei der wirklich sehr<br />
einfachen Montage der Stütze wird der Bowdenzug unten an der<br />
Stütze eingehängt und dann durch die mitgelieferte Jagwire Kabelhülle<br />
zum Remotehebel verlegt, um dort per Inbusschraube geklemmt<br />
zu werden. Der Hebel selbst ist mit 36 Gramm angenehm<br />
leicht und gewährleistet durch seine Noppen auch mit Handschuhen<br />
gute Griffigkeit. Die 150 Millimeter-Variante der Tellis habe ich<br />
in meinem Trailbike montiert und u. a. am Reschensee getestet.<br />
Auf den sich schnell abwechselnden Downhill- und Tretpassagen<br />
konnte die Stütze wirklich überzeugen. Mit wenig Druck an Remotehebel<br />
und Sattel senkt sie sich zügig nach unten, nur auf das<br />
nächste Flach- oder Bergauf-Stück wartend, um ebenso schnell<br />
wieder herauszufahren. Klasse: Auch nach dem Test läuft die Stütze<br />
komplett frei von Spiel.<br />
FAZIT<br />
Die Tellis von SDG Components bietet eine top Funktion<br />
für kleines Geld und weiß bei der Montage und<br />
auf dem Trail zu überzeugen. Kleinere Abzüge gibt es lediglich für<br />
die nicht ganz optimal positionierte vordere Schraube der Sattelklemmung.<br />
Tester Dominik<br />
Preis [Euro] 13,95 (Every Day Filter),<br />
27,95 (Adventure Filter), 34,95 (Flasche mit<br />
Deckel, ohne Filter)<br />
Gewicht [g] 250 Flasche mit Deckel, 40 Filter<br />
Fassungsvermögen [ml] 900<br />
Abmessung [mm] 230 Höhe, 75 Durchmesser<br />
www.mizulife.eu<br />
Verarbeitung<br />
Funktion<br />
Gewicht<br />
Haltbarkeit<br />
Preis [Euro] 269,99<br />
Gewicht [g] 554 Stütze / 36 Hebel<br />
Erhältlicher Hub [mm] 100 / 125 /<br />
150 / 170<br />
Erhältlicher Ø [mm] 30,9 / 31,6<br />
www.sdgcomponents.com<br />
www.cosmicsports.de<br />
Funktion<br />
Verarbeitung<br />
Montage<br />
Preis/Leistung<br />
58<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
GETESTET<br />
CYCLUS TOOLS KETTENSCHLOSSZANGE<br />
»ÖFFNER« / »SCHLIESSER«<br />
Die Verbindung der beiden Kettenenden erfolgt bei vielen Herstellern<br />
mittlerweile per Kettenschloss. Während das Verschließen in der Regel<br />
durch einen schnellen, kräftigen Schlag und somit Zug auf die Kette<br />
noch recht einfach gelingt, sieht es beim Öffnen ganz anders aus.<br />
Die Versuche, mit einer Spitz- und/oder Wasserpumpenzange sind<br />
nervenaufreibend und bleiben <strong>of</strong>t erfolglos. Cyclus Tools hat genau für<br />
diese Arbeiten zwei Kettenschlosszangen im Sortiment. Die rote ist zum<br />
Verschließen des Kettenschlosses, die blaue zum Öffnen. Das Handling<br />
ist einfach und problemlos. Die Verarbeitung der Zangen wirkt hochwertig,<br />
der Preis von je 13,20 Euro fair.<br />
FAZIT<br />
Vorbei ist die Zeit, in der man Kettenschlösser per Multizange<br />
zu öffnen versuchte. Mit den Kettenschlosszangen<br />
von Cyclus Tools gelingt das Öffnen und Schließen einfach, schnell und<br />
sicher. Tester Johannes<br />
Preis [Euro] je 13,20<br />
www.ra-co.de<br />
www.cyclus-tools.eu<br />
Verarbeitung<br />
Preis/Leistung<br />
Funktionalität
ADVERTORIAL<br />
AKTIVHOTEL SANTALUCIA<br />
Das Bike-Hotel in Torbole<br />
Seit vielen Jahren testet das <strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> <strong>Magazin</strong> am<br />
nördlichen Gardasee. Durch sein mediterranes Klima und<br />
das spannende Gelände ist die Region ein Traumziel für<br />
Mountainbiker – der ideale Ort für das Frühjahrstraining<br />
oder spätherbstliche <strong>Tour</strong>en. Und genau richtig für uns,<br />
denn wenn zuhause noch die Eiszapfen von den Dachrinnen<br />
wachsen, braucht unsere Test-Crew einen schneefreien<br />
Ort mit milden Temperaturen. Ebenso wichtig: Die<br />
abwechslungsreiche Landschaft stellt ein hervorragendes<br />
Testgelände dar.<br />
Regelmäßig wohnen wir dabei im AktivHotel SantaLucia<br />
in Torbole am Gardasee – wo wir die besten Voraussetzungen<br />
für einen ebenso unkomplizierten Testablauf wie<br />
angenehmen Aufenthalt finden. Das auf Biker spezialisierte<br />
Hotel liegt zwar nur wenige Gehminuten vom Zentrum<br />
Torboles entfernt, aber dennoch völlig ruhig in einem kleinen<br />
Seitental inmitten von Olivenhainen.<br />
Als Mitglied von Mountainbike Holidays bietet das<br />
Hotel einen überdurchschnittlichen Service für Bike-Begeisterte.<br />
Neben modernen Zimmern und einem großen<br />
Garten mit Pool findet ihr hier gesicherte und überwachte<br />
Bike-Räume, eine hervorragend ausgestattete Werkstatt<br />
und einen Bike-Waschplatz. Außerdem steht jeden Tag ein<br />
qualifizierter Guide zur Verfügung. Nach dem Biken entspannt<br />
ihr am Pool oder im kleinen Wellnessbereich, am<br />
Abend solltet ihr einen Besuch der urigen Weinstube mit<br />
Kaminfeuer einplanen.<br />
Die freundlichen Mitarbeiter rund um Hotelier Silvio<br />
Rigatti geben alles, um ihre Gäste zu begeistern. Als passionierter<br />
Biker und Bikeguide hat Silvio immer einen Tipp<br />
für euch parat – oder begleitet euch gleich selbst auf die<br />
schönsten Trails der Gegend.<br />
Für das <strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> <strong>Magazin</strong> gibt es keinen besseren Ort,<br />
um inmitten eines perfekten Bike-Reviers unterzukommen.<br />
Übernachtung pro Person und inklusive Frühstück<br />
bereits ab 39 Euro (je nach Aufenthaltsdauer, Saison und<br />
Buchungszeitraum).<br />
AktivHotel SantaLucia<br />
38069 Torbole am Gardasee<br />
Via Santa Lucia, 6<br />
Tel. + 39 0464 505140<br />
Fax. +39 0464505509<br />
www.aktivhotel.it<br />
info@aktivhotel.it<br />
60<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
AKTIVHOTEL SANTALUCIA<br />
HOTELIER AUS LEIDENSCHAFT<br />
IM GESPRÄCH MIT SILVIO RIGATTI<br />
Silvio Rigatti, 49, führt das Hotel SantaLucia in Torbole am<br />
Gardasee. Im Interview erzählt er über die Geschichte des<br />
Hotels und worauf es ihm bei seinem Beruf ankommt.<br />
Seit wann bist du Hotelier?<br />
Ich bin seit 29 Jahren Hotelier. An meinem 20. Geburtstag<br />
habe ich mein erstes Hotel eröffnet, das war in Nago, da<br />
waren wir auf Motorradfahrer spezialisiert. Ich hatte wenig<br />
Erfahrung, aber schlussendlich Erfolg. Auch weil ich in den<br />
<strong>Tour</strong>ismusverband gegangen bin, auf Messen in Deutschland<br />
war und mich sehr mit der Spezialisierung auf Sportler<br />
beschäftigt habe.<br />
War das schon immer ein Traum von dir?<br />
Ja. Mein Papa wollte schon 1960 ein Hotel haben und<br />
wir hatten ein Grundstück, auf dem man ein Hotel bauen<br />
konnte. Ich war der jüngste von drei Geschwistern und ich<br />
habe gesagt: Ich mach das. Als ich etwas älter war, habe<br />
ich dann in der Hotellerie gelernt und gearbeitet. Und als<br />
ich 20 war, habe ich dann unser Hotel aufgemacht. Mit<br />
vielen Schulden, aber ich habe trotzdem weitergemacht<br />
und alles ist gut gegangen. Immer mehr <strong>Tour</strong>isten kamen<br />
an den Gardasee, es gab immer mehr gute Produkte und<br />
eine immer bessere Qualität. Gott sei Dank haben wir weitergemacht.<br />
Wann ging es mit dem SantaLucia los?<br />
Das Hotel SantaLucia habe ich 2007 gekauft, die erste<br />
Saison war 2008. Das Hotel wurde schon 1957 erbaut,<br />
es war eins der ersten Hotels in Torbole. Die Eigentümer<br />
haben mich gefragt, ob ich das Hotel kaufen möchte und<br />
das habe ich gerne gemacht, weil das Hotel erst 2006 total<br />
renoviert und vergrößert wurde. Trotzdem habe ich schon<br />
2009 s<strong>of</strong>ort weitere Renovierungen durchgeführt und alles<br />
auf Fahrradfahrer spezialisiert.<br />
Was ist wichtig, um ein Bikehotel zu führen?<br />
Man muss selbst Biker sein. Wir müssen verstehen, was<br />
ein Biker braucht. Wir stellen jeden Tag einen kompetenten<br />
Bikeguide zur Verfügung. Wir haben zwei Bike-Keller,<br />
eine große, gut ausgestattete Werkstatt, einen Bike-Waschplatz,<br />
einen Wäscheservice und ein gutes Frühstück. Nach<br />
dem Biken kann man eine gute Pasta oder Lasagne bei uns<br />
essen und wir haben einen kleinen, aber feinen Wellnessbereich.<br />
Ich gehe gerne mit den Gästen auf <strong>Tour</strong>, egal, ob mit<br />
dem Rennrad oder Mountainbike. Denn wenn wir mit dem<br />
Rad unterwegs sind, sind wir alle gleich. Dadurch kenne<br />
ich auch unsere Gäste sehr gut. Bei uns sind die Gäste<br />
nicht nur Gäste, sie sind Freunde.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
61
ADVERTORIAL<br />
»WENN WIR MIT DEM RAD UNTERWEGS SIND, SIND WIR ALLE GLEICH. DADURCH KENNE ICH<br />
AUCH UNSERE GÄSTE SEHR GUT. BEI UNS SIND DIE GÄSTE NICHT NUR GÄSTE, SIE SIND FREUNDE.«<br />
Was ist dein Credo?<br />
Es ist besser zu überraschen als zu enttäuschen. Wir verraten<br />
nicht alles im Vorfeld, was wir zu bieten haben. Wir<br />
wollen die Leute immer auch noch überraschen können<br />
– und begeistern.<br />
Du hast viele Radreisen in der ganzen Welt unternommen<br />
– was hast du dabei für dich und deine Arbeit mitgenommen?<br />
Ich mache gerne hin und wieder solche Reisen und nehme<br />
dann auch Freunde und Gäste mit. Zum Beispiel nach<br />
Kuba oder Thailand. Aber ich bin auch für mich unterwegs:<br />
Letztes Jahr im September bin ich den Jakobsweg mit dem<br />
Rennrad gefahren. Ich lerne unterwegs. Ich versuche immer<br />
Verbesserungen für mein Hotel und meine Gäste mitzunehmen.<br />
Ob im Hinblick auf das <strong>Tour</strong>enangebot, das<br />
Frühstück oder den Service.<br />
Was ist deine Vision für die nächsten Jahre?<br />
E-Biker werden immer wichtiger. Viele machen ihre ersten<br />
Erfahrungen auf dem Fahrrad mit dem E-Bike oder haben<br />
wenig Erfahrung in den Bergen. Hier müssen wir noch mehr<br />
Service bieten, mehr Trails, mehr Tracks, mehr Guiding.<br />
Ich glaube, immer mehr Leute wollen im Urlaub aktiv sein.<br />
Egal wie. Immer mehr Menschen verstehen, wie wichtig es<br />
ist, fi t und gesund zu sein.<br />
Bei dir sind immer wieder Persönlichkeiten aus der Branche<br />
und Szene zu Gast – an wen erinnerst du dich ganz<br />
besonders gern zurück?<br />
Ich arbeite mit vielen besonderen und berühmten Personen<br />
zusammen, wie Uli Stanciu, Hans Rey oder Alessandro<br />
Bertollini. Und ich versuche immer dazuzulernen. Ich<br />
gebe alles für die Biker. Zum Beispiel kommt die italienische<br />
Rad-Nationalmannschaft immer wieder zu uns zum Trainieren<br />
für die Weltmeisterschaft. Diese Leute sind für mich<br />
sehr wichtig, weil sie mich inspirieren, Dinge besser zu<br />
machen. Ich versuche immer, etwas zu verbessern, mich<br />
noch weiter zu spezialisieren.<br />
Du bist auch Vorsitzender vom Verband Bike Garda Trentino.<br />
W<strong>of</strong>ür setzt ihr euch ein?<br />
In den letzten Jahren stand das Thema Wandern und Biken<br />
im Vordergrund. Vertreter der Wanderer wollten alle<br />
Strecken für Biker sperren, aber wir Hoteliers, Bikeguides,<br />
Bikeschulen und Bikehändler wollten dies nicht zulassen<br />
und haben den Interessensverband mit 25 Personen gegründet.<br />
Gemeinsam haben wir Lösungen erarbeitet. Nur<br />
wenige Trails wurden gesperrt und nur dort, wo parallel ein<br />
anderer fahrbarer Weg war. Dadurch haben wir die Qualität<br />
sowohl für Biker als auch für Fußgänger verbessert.<br />
Wir reden mit dem regionalen Alpenverein und mit der Gemeinde,<br />
welche Möglichkeiten es gibt und entscheiden gemeinsam<br />
an einem Tisch.<br />
Wann bist du zufrieden?<br />
Wenn die Gäste zufrieden sind. Wenn die Leute von unseren<br />
<strong>Tour</strong>en begeistert sind. Die Gäste investieren Geld, aber sie<br />
investieren auch Zeit. Also machen wir alles, was wir können,<br />
damit niemand enttäuscht ist.<br />
Interview Mirjam Milad Bild Andreas Meyer<br />
62<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
NO<br />
MORE<br />
EXCUSES.<br />
www.noxcycles.com
MATERIAL<br />
64<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
MINI-PUMPEN UND MULTI-TOOLS<br />
GESCHRAUBT UND GEPUMPT<br />
WAS DAS ZEUG HÄLT!<br />
19 Mini-Tools und 13 Mini-Pumpen im Test<br />
Wie es immer so ist: Gerade im höchsten<br />
Rausch des Flow-Gefühls angekommen,<br />
nimmt ein platter Reifen oder ein anderer Defekt<br />
den Wind aus den Segeln und wandelt<br />
die Gesichtsmimik von strahlendem Sonnenschein<br />
zu herannahendem Unwetter. Genau<br />
dann erklärt sich der Sinn des schweren<br />
Rucksacks, der immer mit allem Möglichen<br />
vollgestopft ist. Idealerweise befindet sich darin<br />
unter anderem ein Multitool sowie eine Mini-Pumpe,<br />
um verschiedenen Reparaturen auf<br />
dem Trail schnell nachzukommen. Wir haben<br />
uns 19 Mini-Tools und 13 Mini-Pumpen genauer<br />
angesehen und ausprobiert.<br />
So haben wir getestet:<br />
Mini-Pumpen<br />
Bei den Mini-Pumpen haben wir in der Praxis<br />
getestet, wie viele Pumphübe nötig sind, um<br />
einen 29x2,25 Zoll-Reifen von 0,5 Bar auf 2,0<br />
Bar aufzupumpen. Des Weiteren wurden dabei<br />
das Handling, die Wertigkeit und Funktion,<br />
wie beispielsweise die Handhabung mit dem<br />
Ventilkopf oder die Ergonomie beim Pumpen,<br />
bewertet. Zudem wurde auch ein Augenmerk<br />
darauf gelegt, wie hoch die Ventilbelastung<br />
während des Pumpvorgangs ist, abhängig vom<br />
Pumpentyp, um einer verbogenen Ventilnadel<br />
bzw. verbogenen Alu-Ventilen oder undicht gerüttelten<br />
Tubeless-Ventilen vorzubeugen.<br />
Multi-Tools<br />
Bei den Tools haben wir einfach verschiedene<br />
Reparaturszenen nachgestellt und ausprobiert.<br />
Speziell achteten wir dabei auf das<br />
Handling bzw. Ergonomie/Kraftaufwand in der<br />
Hand; angefangen vom Nachziehen einer Inbus/Torx-Schraube<br />
bis hin zum Versuch, ob<br />
sich mit dem 6 bzw. 8 Millimeter-Inbus ein<br />
stramm montiertes Pedal bzw. eine Kurbel lösen<br />
lässt. Ebenfalls ein bekanntes Szenario ist<br />
die absolut festsitzende und geloctitete Bremsscheibe,<br />
die sich nur unter größtem Kraftaufwand<br />
lösen lässt. Daher haben wir den T25<br />
einem Belastungstest ausgesetzt. Das Öffnen<br />
und Schließen einer Kette mittels des Kettennieters<br />
sowie die Handhabung der Reifenheber<br />
standen ebenfalls auf dem Programm.<br />
Text Matthias Baumgartner Bild Andreas Meyer<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
65
MATERIAL<br />
FUNKTIONSÜBERSICHT DER MULTITOOLS<br />
MAXALAMI<br />
KEY-13<br />
XLC MULTI-<br />
TOOL<br />
TO-M07<br />
SIGMA<br />
POCKET TOOL<br />
MEDIUM<br />
TOPEAK<br />
HEXUS X<br />
BIRZMANN<br />
FEEXMAN<br />
E-VERSION 15<br />
SKS<br />
TOM 18<br />
BIRZMANN<br />
M-TOURQUE<br />
RANGER<br />
BBB<br />
PRIMEFOLD XL<br />
BLACKBURN<br />
BIG SWITCH<br />
MULTI-TOOL<br />
SIGMA<br />
POCKET TOOL<br />
LARGE<br />
Inbus 2 [mm] • • • • •<br />
Inbus 2.5 [mm] • • • • • • • • •<br />
Inbus 3 – 8 [mm] • • • • • • nur 3 / 4 / 5 / 10 • • •<br />
T10<br />
T15<br />
•<br />
T20<br />
•<br />
T25 • • • • • • • • • •<br />
T30 • • •<br />
Reifenheber • (1x) • (2x) • (2x) • (1x) • (2x) • (2x)<br />
Nieter • • • • • • • •<br />
Kreuz • • • • • • •<br />
Schlitz • • • • • • • •<br />
Speichenspanner 3.30 / 3.45<br />
3.23 / 3.30 /<br />
3.45 / 3.96<br />
3.23 / 3.32 /<br />
3.47 / 3.96 /<br />
Mavic<br />
14G / 15G<br />
3.20 / 4.30 /<br />
4.40 / Mavic<br />
14G / 15G<br />
13G / 14G/ 15G /<br />
16G / Mavic<br />
3.23 / 3.45<br />
3.32 / 3.47 /<br />
4.40 / 5.20<br />
Maul/Ring [mm] 8<br />
Belagsöffner • • •<br />
Gewicht [g] 104 198 125 171 127 186 112 214 138 185<br />
Abmessungen<br />
(LxBxH) [mm]<br />
83x43x16 85x49x22 96x50x12 97x41x26 69x50x16 73x50x20 112x36x25 87x45x21 107x64x22 88x48x27<br />
Extras<br />
siehe Produktspezifikation der einzelnen Tools auf den nächsten Seiten<br />
PRO<br />
MINITOOL<br />
22<br />
CRANKBROTHERS<br />
F-15 SYNDICATE<br />
EDITION<br />
UNIOR TOOLS<br />
MULTITOOL<br />
EURO17<br />
LEZYNE<br />
SV-16"<br />
PEDROS<br />
RX MICRO-20<br />
MULTITOOL<br />
MAXALAMI<br />
KEY-22<br />
SYNCROS<br />
GUIDE<br />
KOMBIWERK<br />
ZEUG-KIT<br />
TOPEAK<br />
ALIEN S LIMI-<br />
TED EDITION<br />
ONEUP<br />
COMPONENTS<br />
EDC TOOL SYSTEM<br />
Inbus 2 [mm] • • • • • • •<br />
Inbus 2.5 [mm] • • • • • • • •<br />
Inbus 3 – 8 [mm] • • • • • • • • + 10 •<br />
T10 • •<br />
T15<br />
•<br />
T20<br />
T25 • • • • • • • • •<br />
T30 • • • •<br />
Reifenheber • (1x) • (1x) • (2x) • (1x) • (2x) • (1x) • (1x)<br />
Nieter • • • • • • • • •<br />
Kreuz • • • • • •<br />
Schlitz • • • • • • •<br />
Speichenspanner<br />
3.60 / 3.75 /<br />
4.00 / 4.40<br />
3.23 / 3.30 /<br />
3.45 / 3.96<br />
3.30 / 3.45 /<br />
DT Torx<br />
3.45 / 3.22 /<br />
Mavic<br />
3.23 / 3.30 /<br />
3.45<br />
3.45 / 3.23 /<br />
Mavic M7 /<br />
Mavic M9<br />
3.22 / 3.45 /<br />
Mavic M7<br />
14G / 15G /<br />
Shimano / Mavic<br />
M7<br />
Maul/Ring [mm] 7 / 8 / 9 / 10 7 / 8 8 / 9 / 10 8 / 9 / 10<br />
Belagsöffner<br />
•<br />
Gewicht [g] 182 162 174 132 160 171 207 291 152<br />
Abmessungen<br />
(LxBxH) [mm]<br />
Extras<br />
87x40x17<br />
85x41x22<br />
78x57x21 63x50x15 86x49x20 83x55x16 115x50x40 78x43x40<br />
(62x36x13 Tool)<br />
siehe Produktspezifikation der einzelnen Tools auf den nächsten Seiten<br />
3.23 / 3.30 /<br />
3.45 / 3.96<br />
190x22x22<br />
(60x22x10 Tool)<br />
66<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
MINI-PUMPEN UND MULTI-TOOLS<br />
MAXALAMI KEY-13 XLC MULTITOOL TO-M07 SIGMA POCKET TOOL MEDIUM<br />
Mit den nötigsten Werkzeugen ist das Key-13<br />
ausgestattet und bringt gerade einmal knapp<br />
105 Gramm auf die Waage. Der integrierte Reifenheber<br />
ermöglicht im Notfall das Abziehen<br />
eines Reifens. Materialbedingt kann es an der<br />
Felge scheuern. Bei kraftvollem Einsatz punktet<br />
das Tool nicht mit bester Ergonomie, die<br />
Verbindungsschrauben drücken doch sehr in<br />
die Handinnenfläche. Die Werkzeuge sind ausreichend<br />
lang; ein cleveres Detail ist das Tubeless-Werkzeug,<br />
um Reifenlöcher zu flicken.<br />
In der Neoprentasche ist alles sicher verpackt.<br />
Neopren-Hülle<br />
Gewicht<br />
Tubeless-Werkzeug + Flicken<br />
Kettennieter fehlt<br />
nur 1 Reifenheber<br />
Ergonomie<br />
Designtechnisch liegt das XLC gut und auf<br />
bequeme Art in der Hand. Durch den kurzen<br />
Hebelweg des Nieters muss ordentlich Fingerkraft<br />
bzw. Gegenhalt aufgebracht werden. Der<br />
8 Millimeter-Inbus ist zu kurz geraten; ein Pedal<br />
komplett zu de-/montieren ist nicht möglich.<br />
Der T25 ist schnell ausgenudelt. Die weiteren<br />
Werkzeuge sind passend lang gestaltet<br />
und ermöglichen ein einfaches und schnelles<br />
Schrauben am Bike. Reifenheber besitzt das<br />
Tool nicht.<br />
lange Werkzeuge<br />
Ergonomie<br />
Preis<br />
Reifenheber fehlt<br />
Torx schnell abgenudelt<br />
zu kurzer 8mm-Inbus<br />
Kettennieter erfordert viel Fingerkraft<br />
Mit den seitlich montierten Reifenhebern liegt<br />
das Werkzeug deutlich ergonomischer in der<br />
Handfläche als ohne. Doch dadurch werden<br />
die kurzen Werkzeuge im 180 Grad ausgeklappten<br />
Zustand noch kürzer, als sie ohnehin<br />
schon sind. Der Torx T25 ist bei unserem<br />
Belastungstest gebrochen. Die Reifenheber<br />
mit Speichenhalterung funktionieren tadellos.<br />
Das Vernieten der Kette gelingt aufgrund des<br />
längeren Hebels des Tools gut.<br />
Reifenheber<br />
Gewicht<br />
Material Qualität<br />
kurze Werkzeuge<br />
kein 2mm-Inbus<br />
Preis [Euro] 19,90<br />
Gewicht [g] 104<br />
Anzahl, Funktionen 13<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 83x43x16<br />
Inbus [mm] 2 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25<br />
Speichenspanner 3.30 / 3.45<br />
Reifenheber 1x<br />
Extras Flaschenöffner, Einführhilfe Tubeless-Flicken,<br />
2x Tubeless-Flicken, Neoprentasche<br />
www.maxalami.de<br />
Preis [Euro] 19,95<br />
Gewicht [g] 198<br />
Anzahl, Funktionen 15<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 85x49x22<br />
Inbus [mm] 2 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25<br />
Schraubendreher Kreuz / Schlitz<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 3.23 / 3.30 / 3.45 / 3.96<br />
www.xlc-parts.com<br />
Preis [Euro] 22,95<br />
Gewicht [g] 125<br />
Anzahl, Funktionen 17<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 96x50x12<br />
Inbus [mm] 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25<br />
Schraubendreher Kreuz / Schlitz<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 3.23 / 3.32 / 3.47 / 3.96 / Mavic M7<br />
Reifenheber 2x<br />
Extras Flaschenöffner<br />
www.sigmasport.com<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
67
MATERIAL<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong><br />
TOPEAK HEXUS X BIRZMANN FEEXMAN E-VERSION 15<br />
Nº 2.19<br />
TESTSIEGER<br />
Das Hexus X von Topeak überzeugt in allerlei Hinsicht. Sehr angenehm liegt das<br />
Tool in der Hand, selbst unter hoher Handkraftaufwendung. Der Kettennieter stellt<br />
zwei lange Bedienhebel zur Verfügung, wodurch sich der Nietstift ganz einfach herausdrücken<br />
lässt. Die Inbus-Werkzeuge sind lang gewählt, was eine tadellose Benutzung<br />
ermöglicht. Die zwei vollwertigen Reifenheber holen den Pneu schnell und<br />
einfach von der Felge bzw. wieder drauf. Die Verarbeitung wirkt hochwertig.<br />
2 Reifenheber<br />
Anzahl Funktionen<br />
Gewicht<br />
Ergonomie<br />
Kettennieter<br />
Preis<br />
In kompakt kleiner Abmessung und mit geringem Gewicht<br />
kommt das minimalistische Feexman-Werkzeug daher.<br />
Beim Kettenieten drückt der Nieter mit kurzem Hebel arg<br />
auf die Finger. Das kantige Design sorgt bei höherem Kraftaufwand<br />
für Druck in der Handfläche. Die mittellangen<br />
Werkzeuge gewähren eine gute Erreichbarkeit verschiedenster<br />
Schrauben am Bike. Trotz 15 Funktionen bringt<br />
das Feexman nur 127 Gramm auf die Waage.<br />
Gewicht<br />
Materialqualität<br />
Reifenheber fehlt<br />
Ergonomie<br />
Preis [Euro] 22,95<br />
Gewicht [g] 171<br />
Anzahl, Funktionen 21<br />
Anzahl Funktionen 13<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 97x41x26<br />
Inbus [mm] 2 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T15 / T25 / T30<br />
Schraubendreher Kreuz<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 14G / 15G<br />
Reifenheber 2x<br />
Extras Kettenhalter, Kettennietabbrecher, Presta-Ventil<br />
Schlüssel, Schrader-Ventil Luftablasser<br />
www.topeak.com<br />
Preis [Euro] 24,90<br />
Gewicht [g] 127<br />
Anzahl, Funktionen 15<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 69x50x16<br />
Inbus [mm] 2 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25<br />
Schraubendreher Kreuz / Schlitz<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 3.20 / 4.30 / 4.40 / Mavic<br />
www.birzman.com<br />
68<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
MINI-PUMPEN UND MULTI-TOOLS<br />
SKS TOM 18 BIRZMANN M-TORQUE RANGER BBB PRIMEFOLD XL<br />
Das Tom 18 von SKS liegt gut in der Hand; auch<br />
bei erhöhtem Kraftaufwand ist die Nutzung<br />
noch angenehm. Der T25 ist uns beim Belastungstest<br />
abgebrochen, der Reifenheber hilft in<br />
der Not bei einem Plattfuß aus. Der Kettennieter<br />
erfordert hohe Fingerkraft. Die Werkzeuge<br />
sind ideal lang gewählt, für eine einwandfreie<br />
Bedienung in der Praxis. Sicher verstaut wird<br />
das Werkzeug in einer Neopren-Hülle. Das Gewicht<br />
ist mit 185,5 Gramm akzeptabel.<br />
In Zeiten von Carbon-Komponenten wie Lenker,<br />
Sattelstütze etc. wird das Anziehen von<br />
Schrauben mittels des richtigen Drehmoments<br />
immer wichtiger. So stattet Birzmann sein<br />
M-Torque Ranger mit einem 5 Nm-Patent aus;<br />
die Genauigkeit gefällt. Nur wenige Werkzeuge<br />
stehen bei dem Tool parat. Die Bedienung ist<br />
intuitiv, die Ergonomie gut. Die zwei Reifenheber<br />
fallen etwas breit aus, Standard Inbus-Größen<br />
sowie ein Kettennieter fehlen gänzlich.<br />
Das BBB zählt zu den schwereren Kandidaten<br />
im Test. Die Abrundungen des Primefold XL<br />
sorgen für eine tolle Ergonomie. Dank der zwei<br />
langen Hebel ist das Kettennieten leicht gemacht.<br />
In einer Notsituation lässt sich der Verlängerungshebel<br />
des Nieters als Reifenheber<br />
verwenden. Die langen Werkzeuge sorgen für<br />
gute Erreichbarkeit und punkten bei der Bedienung.<br />
Nützliche Extras: Mini-Messer/Säge.<br />
Neopren-Hülle<br />
Ergonomie<br />
Preis<br />
nur 1 Reifenheber<br />
Kettenieter erfordert viel Fingerkraft<br />
Materialqualität<br />
2 mm-Inbus fehlt<br />
Reifenheber<br />
5 Nm Drehmoment<br />
Anzahl Funktionen<br />
Kettennieter fehlt<br />
Preis<br />
lange Werkzeuge<br />
Ergonomie<br />
Kettennieter<br />
Mini-Messer/Säge<br />
Gewicht<br />
Reifenheber<br />
Preis [Euro] 24,99<br />
Gewicht [g] 186<br />
Anzahl, Funktionen 18<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 73x50x20<br />
Inbus [mm] 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25<br />
Schraubendreher Kreuz / Schlitz<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 14G / 15G<br />
Reifenheber 1x<br />
Bremsbelagsöffner ja<br />
Extras Flaschenöffner, Neoprentasche, Kettennietfach,<br />
Kettennietabbrecher<br />
www.sks-germany.com<br />
Preis [Euro] 29,90<br />
Gewicht [g] 112<br />
Anzahl, Funktionen 6<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 112x36x25<br />
Inbus [mm] 3 / 4 / 5 / 10<br />
Torx [Größe] T25<br />
Schraubendreher Schlitz<br />
Reifenheber 2x<br />
Extras 5Nm Drehmoment Schlüssel<br />
www.birzman.com<br />
Preis [Euro] 29,95<br />
Gewicht [g] 214<br />
Anzahl, Funktionen 18<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 87x45x21<br />
Inbus [mm] 2 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25 / T30<br />
Schraubendreher Kreuz / Schlitz<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 13G / 14G / 15G / 16G / Mavic<br />
Extras Mini-Messer/Säge<br />
www.bbbcycling.com<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
69
MATERIAL<br />
BLACKBURN<br />
BIG SWITCH MULTI-TOOL<br />
SIGMA<br />
POCKET TOOL LARGE<br />
PRO<br />
MINITOOL 22<br />
Das etwas andere Multi-Tool: Das Blackburn<br />
verfügt nahezu über alle klassischen Funktionen<br />
und das alles sicher verstaut in einer Tragetasche.<br />
Beliebig lassen sich die Werkzeuge<br />
auf den Griffschlüssel stecken; wahlweise 90<br />
Grad zum Griff oder in der Griffverlängerung,<br />
was für eine Hebelverlängerung sorgt. Der<br />
Kettennieter mit kurzem Hebel erfordert einiges<br />
an Fingerkraft, der T25 hat unserem Belastungstest<br />
nicht standgehalten. Die langen<br />
Werkzeuge sorgen für eine gute Erreichbarkeit,<br />
insgesamt ist die Bedienung angenehm.<br />
70<br />
Tragetasche<br />
Handhabung/Funktion<br />
Gewicht<br />
Reifenheber fehlt<br />
Kettennieter erfordert viel Fingerkraft<br />
Materialqualität<br />
Preis [Euro] 29,99<br />
Gewicht [g] 138<br />
Anzahl, Funktionen 15<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 107x64x22<br />
Inbus [mm] 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25 / T30<br />
Schraubendreher Schlitz<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 3.23 / 3.45<br />
Bremsbelagsöffner ja<br />
Extras Presta Ventil-Werkzeug, Tragetasche,<br />
Verstaufach für Ausweis und Bargeld<br />
www.blackburndesign.com<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
Durch die kurzen Inbus- und Torx-Werkzeuge<br />
ist die Handhabung <strong>of</strong>t fummelig. Der Torx T25<br />
hat unserem Belastungstest nicht standgehalten.<br />
Das zweiteilige Sigma liegt angenehm in<br />
der Handfläche und bietet zwei Reifenheber.<br />
Einer davon ist aus Stahl und hinterlässt Spuren<br />
an der Felge, der zweite bietet mittels der<br />
Kettennietschraube eine Speichenhalterung.<br />
Tip Top ist der Kettennieter, zwei lange Hebel<br />
sorgen für geringen Kraftaufwand.<br />
Kettennieter<br />
Ergonomie<br />
viele Funktionen<br />
nützliche Extras vorhanden<br />
Materialqualität<br />
kurze Werkzeuge<br />
kein 2mm-Inbus<br />
Preis [Euro] 34,95<br />
Gewicht [g] 185<br />
Anzahl, Funktionen 22<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 88x48x27<br />
Inbus [mm] 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T20 / T25<br />
Schraubendreher Kreuz / Schlitz<br />
Maul-/Ringschlüssel [mm] 8<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 3.32 / 3.47 / 4.40 / 5.20<br />
Reifenheber 2x<br />
Bremsbelagsöffner ja<br />
Extras Flaschenöffner, Messer, Ventilschlüssel,<br />
Kettenhalter<br />
www.sigmasport.com<br />
Das zweiteilige Tool punktet speziell durch die<br />
zwei langen Hebel, die den Kraftaufwand beim<br />
Vernieten der Kette erheblich reduzieren. Bei<br />
hohem Krafteinsatz, etwa beim Lösen eines<br />
Pedals, drückt das Werkzeug mit seinen kleinen<br />
Ecken unangenehm in die Handfläche.<br />
Der T25 ist bei unserem Belastungstest gebrochen.<br />
Der Reifenheber funktioniert einwandfrei.<br />
Die mittellangen Werkzeuge erweisen sich<br />
als gut in der Praxis.<br />
Anzahl Funktionen<br />
Tasche<br />
Kettennieter<br />
Materialqualität<br />
nur 1 Reifenheber<br />
Ergonomie<br />
Preis [Euro] 37,95<br />
Gewicht [g] 182<br />
Anzahl, Funktionen 22<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 85x41x22<br />
Inbus [mm] 2 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T10 / T25<br />
Schraubendreher Kreuz<br />
Maul-/Ringschlüssel [mm] 7 / 8 / 9 / 10<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 3.60 / 3.75 / 4.00 / 4.40<br />
Reifenheber 1x<br />
Bremsbelagsöffner ja<br />
Extras Kettenhalter, Tasche<br />
www.pro-bikegear.com
MINI-PUMPEN UND MULTI-TOOLS<br />
CRANKBROTHERS<br />
F-15 SYNDICATE EDITION<br />
UNIOR TOOLS<br />
MULTITOOL EURO17<br />
LEZYNE<br />
SV-16<br />
Durch die geringen Abmessungen des Tools<br />
selbst kann nur wenig Hebelkraft aufgebracht<br />
werden. Abhilfe schafft hier als Verlängerung<br />
das Gehäuse: Einfach über das Werkzeug<br />
schieben, das verbessert auch deutlich die<br />
Ergonomie. Der Kettennieter lässt sich sehr<br />
angenehm halten, ohne viel Kraftaufwand. Der<br />
8mm-Inbus ist knapp bemessen, die Pedalmontage<br />
etc. gelingt.<br />
Alu-Gehäuse zugleich Hebelverlängerung<br />
Kettennieter<br />
Ergonomie mit Gehäuse<br />
Reifenheber fehlt<br />
Preis<br />
Der Hebelweg des Kettennieters lässt sich mittels<br />
des Ventil-Werkzeugs verlängern, sodass<br />
insgesamt ein einfacher und kraftschonender<br />
Nietvorgang gewährleistet ist. Das abgerundete<br />
Plastikgehäuse liegt gut in der Hand; bei<br />
hohem Kraftaufkommen, beispielsweise bei<br />
der Verwendung des 8 Millimeter-Inbus, merkt<br />
man eine Verwindung innerhalb des Tool-Körpers,<br />
was die Funktion aber nicht weiter beeinträchtigt.<br />
Die Werkzeuge sind passend lang<br />
ausgeführt.<br />
lange Werkzeuge<br />
Kettennieter<br />
Ergonomie<br />
Werkzeugqualität<br />
Preis<br />
Reifenheber fehlt<br />
Das SV-16 von Lezyne ist ein kleines und<br />
leichtes Tool, das sich allen gängigen Reparaturen<br />
stellt. Das kantigere Bodydesign liegt<br />
bei höherem Kraftaufwand nicht so angenehm<br />
in der Hand. Der fest integrierte Reifenheber<br />
hilft in der Not aus; der Kettennieter benötigt<br />
aufgrund des kurzen Hebels deutlichen Krafteinsatz.<br />
Die Werkzeuglängen sind ausreichend<br />
bemessen, um verschiedenste Schrauben gut<br />
zu erreichen. Eine Schutzhülle ist inklusive.<br />
klein und leicht<br />
passable Werkzeuglängen<br />
Schutzhülle<br />
Ergonomie<br />
Kraftaufwand<br />
Preis<br />
nur 1 Reifenheber<br />
Preis [Euro] 42,99<br />
Gewicht [g] 162<br />
Anzahl, Funktionen 15<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 87x40x17 (62x36x13 Tool)<br />
Inbus [mm] 2 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25<br />
Speichenspanner 3.23 / 3.30 / 3.45 / 3.96<br />
Schraubendreher Kreuz / Schlitz<br />
Nieter ja<br />
Extras Flaschenöffner<br />
www.crankbrothers.com<br />
Preis [Euro] 42,99<br />
Gewicht [g] 174<br />
Anzahl, Funktionen 17<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 78x57x21<br />
Inbus [mm] 2 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T10 / T25<br />
Schraubendreher Kreuz / Schlitz<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 3.30 / 3.45 / DT Torx<br />
Extras Schrader & Presta Ventil-Werkzeug<br />
www.uniortools.com<br />
Preis [Euro] 49,95<br />
Gewicht [g] 132<br />
Anzahl, Funktionen 16<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 63x50x15<br />
Inbus [mm] 2 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25 / T30<br />
Schraubendreher Schlitz<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 3.45 / 3.22 / Mavic<br />
Reifenheber 1x<br />
Extras Kettenschlosshalterung, Schutzhülle<br />
www.lezyne.com<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
71
MATERIAL<br />
PEDROS<br />
RX MICRO-20 MULTITOOL<br />
Die zwei links und rechts am Tool-Body angebrachten<br />
Reifenheber steigern die Ergonomie<br />
des Tools in der Bedienung enorm. Die Reifenheber<br />
selbst weisen eine einwandfreie Funktion<br />
auf; bei einem wäre eine Speichenhalterung<br />
wünschenswert. Durch den kurzen Hebel<br />
am Kettennieter, heißt es Fingerkraft aufbringen.<br />
Der Kopf des T25 ist nach einer schwergängigen<br />
Schraube verzogen. Die Werkzeuge<br />
selbst könnten ein wenig länger ausfallen.<br />
Anzahl Funktionen<br />
Reifenheber<br />
Ergonomie<br />
2mm-Inbus fehlt<br />
Preis<br />
Kettennieter viel Fingerkraft nötig<br />
Torx schnell abgenudelt<br />
Preis [Euro] 49,99<br />
Gewicht [g] 160<br />
Anzahl, Funktionen 20<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 86x49x20<br />
Inbus [mm] 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25 / T30<br />
Schraubendreher Schlitz<br />
Maul-/Ringschlüssel [mm] 7 / 8<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 3.23 / 3.30 / 3.45<br />
Reifenheber 2x<br />
Extras Shimano Kurbel Werkzeug, Presta Ventil<br />
Werkzeug, Kettenschlosshalterung<br />
www.pedros.com<br />
MAXALAMI<br />
KEY-22<br />
Das Key-22 bietet dank seiner 22 Funktionen<br />
in vielen Situationen Hilfestellung, trotzdem<br />
ist es mit 171 Gramm noch kein Schwergewicht.<br />
Bei hohem Krafteinsatz spürt der Bediener<br />
die Montageschrauben doch deutlich<br />
in der Handfläche. Der Kettennieter erfordert<br />
viel Fingerkraft, das Tubeless-Werkzeug inkl.<br />
Flicken ist eine feine Sache. Der 2,25 und 8<br />
Millimeter-Inbus sind etwas kurz geraten. Der<br />
Reifenheber hilft im Notfall aus der Patsche.<br />
Anzahl Funktionen<br />
Neoprenhülle<br />
Tubeless-Werkzeug + Flicken<br />
Gewicht<br />
nur 1 Reifenheber<br />
Ergonomie<br />
kurze 2,25, 8mm-Inbus<br />
Kettennieter erfordert viel Fingerkraft<br />
Preis [Euro] 54,90<br />
Gewicht [g] 171<br />
Anzahl, Funktionen 22<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 83x55x16<br />
Inbus [mm] 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25 / T30<br />
Schraubendreher Kreuz / Schlitz<br />
Maul-/Ringschlüssel [mm] 8 / 9 / 10<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 3.45 / 3.23 / Mavic M7 / Mavic M9<br />
Reifenheber 1x<br />
Extras Flaschenöffner, Einführhilfe Tubeless-Flicken,<br />
2x Tubeless-Flicken, Neoprentasche<br />
www.maxalami.de<br />
SYNCROS GUIDE<br />
KOMBIWERKZEUG-KIT<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong><br />
TESTSEIGER PROFESSIONAL<br />
Nº 2.19<br />
Der Guide von Syncros ist mit zwei vollwertigen<br />
Reifenheber ausgestattet. Des Weiteren kommt<br />
das Set mit einer Mini-Ratsche, die sich mit<br />
verschiedenen Werkzeugen bestücken lässt,<br />
die Bedienung gefällt uns gut. Dazwischen lässt<br />
sich im Bedarfsfall auch ein top funktionierender<br />
5 Nm Drehmoment-Begrenzer stecken.<br />
Der Kettennieter funktioniert gut, etwas Fingerkraft<br />
ist aber gefordert. Ein 2 bzw. 2,5 Millimeter-Inbus<br />
fehlen; durch die Standard-Bits lässt<br />
ich das Set jedoch beliebig erweitern.<br />
Aufbewahrungstasche<br />
Mini-Ratsche<br />
5 Nm Drehmoment-Aufsatz<br />
2 Reifenheber<br />
Ergonomie<br />
Preis<br />
Kettennieter erfordert erhöhte Fingerkraft<br />
2 und 2,5 mm-Inbus fehlen (nachrüstbar)<br />
Preis [Euro] 69,95<br />
Gewicht [g] 207<br />
Anzahl, Funktionen 17<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 115x50x40<br />
Inbus [mm] 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T15 / T25 / T30<br />
Schraubendreher Kreuz<br />
Nieter ja<br />
Speichenspanner 3.22 / 3.45 / Mavic M7<br />
Reifenheber 2x<br />
Extras Mini-Ratsche mit 5 Nm-Aufsatz, 6x klebst<strong>of</strong>ffreie<br />
Gummiflicken, Kettengliedhalterung, Tasche<br />
www.syncros.com<br />
72<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
MINI-PUMPEN UND MULTI-TOOLS<br />
TOPEAK<br />
ALIEN S LIMITED EDITION<br />
31 Funktionen bietet das 291 Gramm schwere<br />
zweiteilige Werkzeug von Topeak. Der Kettennieter<br />
ist astrein in der Funktion, die Werkzeuge<br />
sind alle lang geschnitten, für eine gute<br />
Erreichbarkeit jeglicher Schrauben am Bike.<br />
Der Reifenheber leistet seinen Dienst. Grundsätzlich<br />
liegt das Tool gut in der Hand; leicht<br />
einschneidend wirkt die Kante, an der das Tool<br />
geteilt wird. Ausgestattet mit vielerlei Extras, inklusive<br />
einer Aufbewahrungstasche.<br />
Anzahl Funktionen<br />
Kettennieter<br />
lange Werkzeuge<br />
Aufbewahrungstasche<br />
nur 1 Reifenheber<br />
Gewicht /Abmessung<br />
Preis<br />
ONEUP COMPONENTS EDC TOOL<br />
SYSTEM / TOP CAP / EDC PLUG &<br />
PLIERS KIT<br />
Vor einiger Zeit stürmte OneUp das Zubehör-Segment<br />
mit ein paar raffinierten Ideen, wie<br />
dem EDC Tool-System, das sich im Gabelschaft<br />
verstauen lässt. Unser System ist mit einigen<br />
Werkzeugen und Raffinessen ausgestattet. Der<br />
Kettennieter sowie Reifenheber funktionieren<br />
gut. Das Tool ist sehr klein geschnitten und<br />
lässt nur wenig Hebelkraft zu. Neben dem Kettenschlossöffner<br />
ist auch das Einführwerkzeug<br />
für Reifenwürste mit an Bord. Alternativ ließe<br />
sich eine CO2-Kartusche verstauen.<br />
Aufbewahrungsposition<br />
Anzahl Funktionen<br />
Gewicht<br />
Kleines Tool<br />
Preis<br />
nur 1 Reifenheber<br />
XLC<br />
MTB MINIPUMPE PU-A10<br />
Das Handling der Pumpe gefällt uns gut, der<br />
separate ausziehbare Schlauch ermöglicht ein<br />
ergonomisches Pumpen, ohne das Ventil zu<br />
belasten. Insgesamt liegt die XLC sehr angenehm<br />
in der Hand. Einzig beim Auf- und Abschrauben<br />
des Ventilkopfes entweicht wieder<br />
etwas Luft. Selbst bei zwei Bar Luftdruck ist<br />
der Krafteinsatz völlig ok.<br />
Gewicht<br />
Handling / Ergonomie<br />
Krafteinsatz<br />
Anzahl Pumphübe<br />
fummelige Ventilkopfmontage<br />
Preis [Euro] 69,95<br />
Gewicht [g] 291<br />
Anzahl, Funktionen 31<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 78x43x40<br />
Inbus [mm] 2 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8 / 10<br />
Torx [Größe] T25<br />
Schraubendreher Kreuz / Schlitz<br />
Maul-/Ringschlüssel [mm] 8 / 9 / 10<br />
Speichenspanner 14G / 15G / Shimano / Mavic M7<br />
Reifenheber 1x<br />
Nieter ja<br />
Extras Kettenhalter, Messer/Säge, Kettennietabbrecher,<br />
Flaschenöffner, Bremsbelagtransport-Adpater,<br />
Kettennietfach<br />
www.topeak.com<br />
Preis [USD] 59 / 25 / 35<br />
Gewicht [g] 111 / 24 / 17<br />
Anzahl, Funktionen 20<br />
Abmessungen (LxBxH) [mm] 190x22x22 (60x22x10 Tool)<br />
Inbus [mm] 2 / 2.5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8<br />
Torx [Größe] T25<br />
Schraubendreher Schlitz<br />
Speichenspanner 3.23 / 3.30 / 3.45 / 3.96<br />
Reifenheber 1x<br />
Nieter ja<br />
Extras Kettenschlossöffner, Kettenschlosshalterung,<br />
Reifenwürste, Einstechwerkzeug, Presta Ventil Werkzeug<br />
www.oneupcomponents.com<br />
Preis [Euro] 22,95<br />
Gewicht [g] 110<br />
Befestigung [g] 21<br />
(Flaschenhalterbefestigung inkl. Schrauben)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 197<br />
Maximal Druck [bar] 6<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto) / Dunlop<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 215<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.xlc-parts.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
73
MATERIAL<br />
LEZYNE<br />
HV DRIVE<br />
BBB<br />
WINDGUN L<br />
ZEFAL<br />
Z CROSS XL<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong><br />
TESTSIEGER PREIS<br />
Nº 2.19<br />
LEISTUNG<br />
/<br />
Über einen separaten, aufzuschraubenden<br />
Schlauch, der in der Pumpe versteckt ist, lässt<br />
sich die Pumpe mit dem Ventil verbinden. Der<br />
Ventilkopf muss aufgeschraubt werden und ist<br />
etwas fummelig. Durch den Schlauch bleibt<br />
aber mehr Bewegungsfreiraum beim Pumpen,<br />
was das Ventil entlastet. Die Pumpe selbst liegt<br />
angenehm in den Händen und lässt ein gutes<br />
Pumpen zu. Bei zunehmendem Druck muss<br />
verhältnismäßig viel Kraft aufgebracht werden.<br />
Die Druckanzeige beginnt mit dem ersten<br />
Skalastrich bei zwei Bar, vorher kann man<br />
den Luftdruck nur abschätzen. Hier wäre eine<br />
detailliertere Anzeige wünschenswert. Die<br />
Pumpe liegt recht angenehm in der Hand,<br />
was auch dem T-Griff zu verdanken ist. Der<br />
Pumpenkopf macht einen guten Eindruck,<br />
lässt sich schnell und einfach auf das Ventil<br />
drücken und per Hebel fixieren. Auch hier ist<br />
die Ventilbelastung natürlich etwas höher, da<br />
ein Verbindungsschlauch fehlt.<br />
Die Belastung auf das Ventil ist beim Pumpen<br />
höher, da die Pumpe direkt mit dem Ventil<br />
fixiert wird. Der Ventilkopf selbst wirkt hochwertig<br />
und lässt sich leichter Hand per Klapphebel<br />
am Ventil fixieren. Die Pumpe liegt sehr<br />
gut in der Hand, hat jeweils einen angenehm<br />
weichen Schaumst<strong>of</strong>f-Überzug und kann mit<br />
beiden Händen super gegriffen werden. Durch<br />
die Teleskoptechnik lässt sich relativ schnell<br />
Druck im Reifen aufbauen.<br />
Gewicht<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Abmessung Länge<br />
fummelige Ventilkopf-Montage<br />
Krafteinsatz bei steigendem Druck<br />
Ventilkopf-Montage<br />
Ergonomie<br />
Abmessung Länge<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Ergonomie<br />
Krafteinsatz<br />
Ventilkopf-Montage<br />
Belastung auf Ventil<br />
Preis [Euro] 26,95<br />
Gewicht [g] 110<br />
Befestigung [g] 16<br />
(Flaschenhalterbefestigung inkl. Schrauben)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 230<br />
Maximal Druck [bar] 6,2<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto)<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 132<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.lezyne.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
Preis [Euro] 29,95<br />
Gewicht [g] 160<br />
Befestigung [g] 19<br />
(Flaschenhalterbefestigung inkl. Schrauben)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 295<br />
Maximal Druck [bar] 8<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto) / Dunlop<br />
Sonstiges Druckanzeige<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 159<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.bbbcycling.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
Preis [Euro] 29,95<br />
Gewicht [g] 185<br />
Befestigung [g] 35 (Klettbandrahmenbefestigung)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 230<br />
Maximal Druck [bar] 8<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto) / Dunlop<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 121<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.zefal.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
74<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
MINI-PUMPEN UND MULTI-TOOLS<br />
BLACKBURN MAMMOTH<br />
2STAGE ANYVALVE MINI-PUMP<br />
SKS<br />
INJEX CONTROL<br />
TOPEAK<br />
RACEROCKET MT<br />
Der Ventilkopf lässt sich in einfacher Weise<br />
via Hebel fest und sicher am Ventil fixieren.<br />
Der Ventilkopf muss während des Pumpvorgangs<br />
zwischen den Speichen gehalten werden;<br />
immer wieder zwickt man sich die Finger<br />
am Hubkolben ein. Selbst bei der Einstellung<br />
„hoher Druck“ brauchte es mit zunehmendem<br />
Reifendruck verhältnismäßig viel Handkraft,<br />
um den Reifen zu befüllen.<br />
Die Pumpe liegt sehr angenehm in den Händen.<br />
Der T-Griff des Teleskop Hub-Kolbens<br />
lässt sich sehr gut greifen und ist ergonomisch<br />
gestaltet. Per Umlenkhebel lässt sich der Ventilkopf<br />
fest und sicher am Ventil montieren.<br />
Doch auch hier ist durch die direkte Verbindung<br />
die Belastung auf das Ventil beim Pumpen<br />
höher. Die Druckanzeige vermittelt einen<br />
Richtwert, für exakte Drücke ist sie zu wenig<br />
detailliert.<br />
Der Schraubkopf erweist sich beim Anbringen<br />
an das Ventil als etwas fummelig. Ansonsten<br />
liegt die Pumpe recht gut in der Hand. Abhängig<br />
von Position oder Handgröße stößt man<br />
beim Pumpen manchmal an, bzw. zwickt sich.<br />
Der Verbindungsschlauch ermöglicht eine flexiblere<br />
Verbindung. Der gummierte Griff bietet<br />
viel Grip beim Pumpvorgang, mit steigendem<br />
Druck muss beim Pumpen relativ viel Kraft<br />
aufgebracht werden.<br />
Ventilkopf-Montage<br />
Verarbeitung<br />
Handling / Ergonomie<br />
Gewicht<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Belastung auf Ventil<br />
Ergonomie<br />
Ventilkopf-Montage<br />
Gewicht<br />
Abmessung Länge<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Belastung auf Ventil<br />
Gewicht<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Verarbeitung<br />
Abmessung Länge<br />
fummelige Ventilkopf-Montage<br />
Krafteinsatz bei steigendem Druck<br />
Preis [Euro] 29,99<br />
Gewicht [g] 212<br />
Befestigung [g] 31<br />
(Flaschenhalterbefestigung inkl. Schrauben)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 240<br />
Maximal Druck [bar] 8<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto) / Dunlop<br />
Sonstiges Hohes Volumen / Hoher Druck einstellbar<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 189<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.blackburndesign.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
Preis [Euro] 29,99<br />
Gewicht [g] 216<br />
Befestigung [g] 23<br />
(Flaschenhalterbefestigung inkl. Schrauben)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 283<br />
Maximal Druck [bar] 10<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto) / Dunlop<br />
Sonstiges Druckanzeige<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 152<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.sks-germany.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
Preis [Euro] 34,95<br />
Gewicht [g] 126<br />
Befestigung [g] 21<br />
(Flaschenhalterbefestigung inkl. Schrauben)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 200<br />
Maximal Druck [bar] 6<br />
Sonstiges Ventileinsatz-Werkzeug<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto)<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 139<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.topeak.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
75
MATERIAL<br />
TOPEAK<br />
MOUNTAIN TT_G TWIN TURBO<br />
BLACKBURN<br />
MAMMOTH FLIP PUMP<br />
LEZYNE MICRO<br />
FLOOR DRIVE HV<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong><br />
Nº 2.19<br />
TESTSIEGER<br />
Die Pumpe liegt gut in der Hand. Einfach lässt<br />
sie sich auf das Ventil stecken und per Umlenkhebel<br />
fixieren. Die Ventilbelastung hier ist<br />
wieder etwas höher als bei Pumpen mit Verbindungsschlauch.<br />
Die Druckanzeige liefert<br />
detaillierte Angaben und ermöglicht, den gewünschten<br />
Luftdruck unkompliziert einzustellen.<br />
Die erforderliche Pumpkraft ist vergleichsweise<br />
gering, auch bei steigendem Druck.<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
Druckanzeige<br />
Verarbeitung<br />
Gewicht<br />
Belastung auf Ventil<br />
Abmessung Durchmesser<br />
Ob als Handpumpe oder mit ausgeklapptem<br />
Fußständer, in beiden Varianten ist die Bedienung<br />
sehr angenehm. Noch bessere Ergonomie<br />
bzw. Kraftübertragung bringt der<br />
ausklappbare T-Griff am Hubkolben. Der<br />
Pumpenkopf lässt sich schnell und einfach<br />
anbringen, ein etwas längerer Verbindungsschlauch<br />
würde der Pumpe gut zu Gesicht<br />
stehen. Über einen Knopf lässt sich bei angeschlossener<br />
Pumpe Luft ablassen.<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Handling / Ergonomie<br />
Krafteinsatz<br />
Ventilkopf-Montage<br />
Abmessung Länge<br />
Schlauchlänge<br />
Der T-Griff ist zwar nicht allzu groß gewählt,<br />
schmiegt sich der Hand aber gut an. Durch<br />
den Fußtritt lässt sich die Pumpe je nach Untergrund<br />
sicher fixieren. Der lange Hub sorgt<br />
für eine schnelle Befüllung des Pneus. Der<br />
Ventilkopf lässt sich entweder in verlängerter<br />
Linie zum Ventil aufschrauben oder mittels 90<br />
Grad-Adapter seitlich verbinden. Der Schlauch<br />
ist schön lang und lässt eine unkomplizierte<br />
Bedienung zu.<br />
Verarbeitung<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Handling / Ergonomie<br />
Krafteinsatz<br />
Abmessung Länge<br />
Preis<br />
Gewicht<br />
Preis [Euro] 39,95<br />
Gewicht [g] 229<br />
Befestigung [g] 25<br />
(Flaschenhalterbefestigung inkl. Schrauben)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 253<br />
Maximal Druck [bar] 4<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto) / Dunlop<br />
Sonstiges Druckanzeige<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 127<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.topeak.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
Preis [Euro] 39,99<br />
Gewicht [g] 196<br />
Befestigung [g] 35<br />
(Flaschenhalterbefestigung inkl. Schrauben)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 312<br />
Maximal Druck [bar] 6<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto) / Dunlop<br />
Sonstiges Luftablassventil<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 148<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.blackburndesign.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
Preis [Euro] 49,95<br />
Gewicht [g] 197<br />
Befestigung [g] 16<br />
(Flaschenhalterbefestigung inkl. Schrauben)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 310<br />
Maximal Druck [bar] 6,2<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto)<br />
Sonstiges Ventilaufsatz, Ballnadel, Lufttrichter<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 115<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.lezyne.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
76<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
MINI-PUMPEN UND MULTI-TOOLS<br />
SYNCROS<br />
HV MICRO-FLOOR PUMP<br />
CRANKBROTHERS KLIC HV<br />
GAUGE+CO2 MIDNIGHT EDITION<br />
ONEUP COMPONENTS<br />
EDC PUMP 70CC<br />
Durch das kleine Standpumpenformat ist die<br />
HV Micro-Floor sehr angenehm zu bedienen.<br />
Am niedrigsten Hubpunkt zwickt man sich, je<br />
nach Greifstellung der Hand, etwas die Finger.<br />
Der Schlauch schont das Ventil; beim Pumpvorgang<br />
entkoppelt es von jeglicher Belastung.<br />
Der Ventilkopf wirkt hochwertig und lässt sich<br />
sehr einfach anbringen. Der Krafteinsatz ist<br />
sehr gering, zudem kann beim Pumpen das<br />
Körpergewicht mit eingebracht werden.<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Handling<br />
Verarbeitung<br />
Krafteinsatz<br />
Ventilkopf-Montage<br />
Gewicht<br />
Abmessung Länge<br />
Preis<br />
Preis [Euro] 54,95<br />
Gewicht [g] 265<br />
Abmessung (Länge) [mm] 300<br />
Maximal Druck [bar] 8,3<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto)<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 91<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.syncros.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
Die Pumpe liegt recht angenehm in der Hand.<br />
Einzig der Abstand von T-Griff und Kolbengehäuse<br />
könnte für größere Hände bzw. je<br />
nach Greifstellung reichlicher ausfallen. Der<br />
separate Anschlussschlauch lässt sich dank<br />
Magnetverschluss blitzschnell an die Pumpe<br />
anbringen; als fummeliger stellt sich die Ventil-Montage<br />
heraus: Der Ventilkopf muss auf<br />
das Ventil gedreht werden. Die Druckanzeige<br />
funktioniert gut, sie hat jedoch nur eine Skala<br />
mit ganzen Zahlenwerten, exakte Drücke sind<br />
schwierig abzulesen.<br />
Gewicht<br />
Verarbeitung<br />
Druckanzeige<br />
fummelige Ventilkopf-Montage<br />
Preis<br />
Abmessung Länge<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Preis [Euro] 56,99<br />
Gewicht [g] 151<br />
Befestigung [g] 15<br />
(Flaschenhalterbefestigung inkl. Schrauben)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 260<br />
Maximal Druck [bar] 7,6<br />
Kompatible Ventilarten Presta / Schrader (Auto)<br />
Sonstiges CO2 Kartuschen Adapter, Druckanzeige<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 189<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.crankbrothers.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
Der Pumpenkopf lässt sich schnell und einfach<br />
aufstecken. Aufgrund eines fehlenden<br />
Verbindungsschlauches wirken beim Pumpen<br />
erhöhte Kräfte auf das Ventil. Die Pumpe liegt<br />
bequem in der Hand, die rauere Oberfläche<br />
sorgt für guten Grip. Mit steigendem Luftdruck<br />
muss vergleichsweise viel Kraft aufgebracht<br />
werden. Ein Hohlraum im Griff erlaubt<br />
es, entweder eine CO2-Kartusche oder das<br />
OneUp-Werkzeugset zu verstauen. Der Pumpenkopf<br />
ermöglicht eine Kartuschennutzung.<br />
Abmessung Länge<br />
Anzahl Pumphübe<br />
Verarbeitung<br />
Aufbewahrungsmöglichkeit<br />
Krafteinsatz<br />
Belastung auf Ventil<br />
nur für Presta Ventil geeignet<br />
Preis [USD] 59<br />
Gewicht [g] 132<br />
Befestigung [g] 28<br />
(Flaschenhalterbefestigung inkl. Schrauben)<br />
Abmessung (Länge) [mm] 195<br />
Maximal Druck [bar] 3,45<br />
Kompatible Ventilarten Presta<br />
Sonstiges CO2-Kartuschen Fach, EDC Tool-Fach<br />
Hübe [von 0,5 zu 2 bar]* 145<br />
Handling<br />
Krafteinsatz<br />
www.oneupcomponents.com<br />
* Reifengröße 29x2.25"<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
77
GESCHICHTEN<br />
78<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ION<br />
Eine Geschichte darüber, wie zwei eigentlich verschiedene<br />
Sportwelten miteinander verschmelzen können<br />
SURFEN UND BIKEN – GEHT DAS ZUSAMMEN? DARÜBER KÖNNTE MAN STUNDENLANG PHILOSOPHIEREN. MAN KANN<br />
ABER AUCH EINFACH NACH OBERHACHING BEI MÜNCHEN FAHREN. IM HEAD-OFFICE DES BEKLEIDUNGS- UND SCHUH–<br />
SPEZIALISTEN ION BEKOMMT MAN DIE ANTWORT NÄMLICH PERFEKT PRÄSENTIERT. EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN<br />
EINER MARKE, DIE BIKE- UND SURFKULTUR VEREINT WIE KEINER ANDERE.<br />
„Was du kannst, kann ich schon lange.“ Mit diesen oder<br />
ähnlichen Gedanken sitzt Freerider William Robert im neuesten<br />
ION-Clip „Surfing Trails“ am Strand und beobachtet<br />
seinen Markenkollegen Andy Criere beim Wellenreiten.<br />
Nur ein paar Sekunden dauert die Eröffnungssequenz des<br />
Videos, ehe ein Schnitt in die kanadischen Rocky Mountains<br />
erfolgt, wo William einen Downhill nach dem anderen<br />
unter die Räder nimmt. Magisches Panorama, endlose<br />
Trails, kurvig, technisch anspruchsvoll. Und dennoch jagt<br />
William mit so viel Flow durch die Gebirgslandschaft, dass<br />
schnell klar wird, was die Macher des Films damit sagen<br />
wollen: „Surfing Trails“ und „Surfing Waves“ liegen näher<br />
beisammen, als man im ersten Moment denken mag.<br />
Wie nahe sich beide Sportarten sind, zeigt sich bei<br />
einem Besuch im ION-Headquarter im südlich von München<br />
gelegenen Oberhaching schon kurz nach der Begrüßung:<br />
An den Wänden hängen Bike- und Surfmotive, in<br />
den Büros wechseln sich in den Ecken stehende Boards<br />
und Regale mit Bike-Equipment ab und auf den Tischen<br />
finden sich Stapel mit Rad- und Surfmagazinen. „Unsere<br />
Herkunft ist ganz klar der Wassersport. Aber seit mittlerweile<br />
sieben Jahren sind wir auch im MTB-Bereich zuhause“,<br />
erzählt uns Daniel, International Marketing Manager<br />
bei ION Bike, zu Beginn unserer <strong>Tour</strong> durch die Räumlichkeiten,<br />
die <strong>of</strong>fiziell unter dem Dach der Firma „Boards &<br />
More“ angesiedelt sind.<br />
Seit 1999 gibt es „Boards & More“ bereits, 2004<br />
entstand die Marke ION. Ursprünglich gegründet von fünf<br />
wasserverrückten Kollegen, bestehend unter anderem aus<br />
dem heutigen CEO Till Eberle und Business-Unit-Manager<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
79
GESCHICHTEN<br />
»ION BIKE IST IM JAHR 2012 ENTSTANDEN, ALS IM LAUFE DER ZEIT KLAR GEWORDEN WAR,<br />
DASS SICH UNTER UNSEREN MITARBEITERN NICHT NUR VIELE SURFER,<br />
SONDERN EBEN GENAUSO VIELE MOUNTAINBIKER BEFINDEN.«<br />
Tom Latein, hat man sich innerhalb weniger Jahre zur international<br />
renommierten Surfbrand entwickelt. Rund 130<br />
Mitarbeiter sind heute bei „Boards & More“ beschäftigt,<br />
wobei sich der Hauptsitz im oberösterreichischen Molln<br />
befindet. In der Deutschland-Niederlassung sind neben<br />
der Entwicklung der ION-Surf- und Bikeprodukte dabei<br />
auch Abteilungen der Marken Fanatic und Duotone (beide<br />
Wassersport) angesiedelt. „ION Bike ist im Jahr 2012 entstanden,<br />
als im Laufe der Zeit klar geworden war, dass sich<br />
unter unseren Mitarbeitern nicht nur viele Surfer, sondern<br />
eben genauso viele Mountainbiker befinden. Also haben<br />
wir die Leidenschaft und das Know-how, das unsere Wassersportprodukte<br />
groß gemacht hat, in die Entwicklung von<br />
hochwertigem und funktionellem Mountainbike-Equipment<br />
gelegt“, fährt Daniel bei unserem Rundgang fort.<br />
Wenn Biker Surf-Klamotten tragen<br />
In der Tat arbeiten die verschiedenen Abteilungen Schulter<br />
an Schulter. Im ersten Stock werden neue Wetsuits<br />
designt, im Erdgeschoss arbeitet man an Protektoren und<br />
Schuhen. Die Arbeitswege sind kurz es sei ganz normal,<br />
dass man sich ständig auch Büro-übergreifend untereinander<br />
austausche, erzählt Daniel. Es kommt daher nicht<br />
überraschend, dass man bei genauerem Hinsehen auch<br />
bei den Produkten viele Parallelen zwischen den beiden<br />
Sportwelten erkennt. Vor allem die Farben und die Schnitte<br />
der Bikeklamotten sind sehr <strong>of</strong>t im Surferstyle gehalten –<br />
etwa bei der Freeridelinie „Seek“, deren Shorts mit einer<br />
Schnürung am Bund ausgestattet sind und die mit ihrem<br />
Look eine auffällige Ähnlichkeit mit dem Design typischer<br />
Boardshorts aufweisen. „Bei unseren Protektoren kommt<br />
so etwa Neopren-Material zum Einsatz, das mit seiner Beweglichkeit<br />
und seinen zugleich dämpfenden Eigenschaften<br />
ideal für den Bereich Bike-Protection ist“, erklärt uns<br />
Robert, Produktdesigner im Bikebereich. Robert war, wie<br />
er später erzählt, selbst lange in IONs Surfabteilung tätig,<br />
wechselte aber vor Kurzem die Seiten.<br />
Er ist es auch, der uns gemeinsam mit seiner Kollegin<br />
Anna einen Einblick gibt, wie bei ION im Bereich Protection<br />
und Footwear entwickelt wird. „Von der ersten Idee bis zum<br />
fertigen Produkt kann es schon ein bis zwei Jahre dauern“,<br />
sagt er und zeigt unter anderem auf verschiedene Skizzen<br />
neuer Produktideen, die an einer Wand im Office aufgehängt<br />
sind. Setzt sich eine Idee durch, werden schließlich<br />
die ersten Prototypen gestaltet. „Dabei gibt es aber bei jedem<br />
Produkt meist fünf, sechs verschiedene Ausführungen,<br />
bis wir letztlich zu dem Design kommen, das perfekt<br />
passt. Das wird letztlich, je nach Modell, sowohl im Labor<br />
als auch draußen auf den Trails getestet“, so Robert. Er<br />
bezieht sich dabei mittlerweile auf ein weitgefächertes Sortiment:<br />
Von Bekleidung bis Accessoires gibt es nämlich so<br />
gut wie alles, was das Bikerherz begehrt. „Wir sprechen<br />
hier von einem Head to Toe-Ansatz“, ergänzt Daniel.<br />
Einer, der diesen Entwicklungsprozess zum Allroundanbieter<br />
von Beginn an begleitet hat, ist Rob Heran. Der<br />
ursprünglich aus Tschechien stammende und heute in<br />
München lebende Freeride-Pr<strong>of</strong>i arbeitet seit dem Start der<br />
Bike-Division eng mit ION zusammen. Er ist es meist auch,<br />
der die Prototypen als erstes zum Testen bekommt und<br />
seine Erfahrungen aus unzähligen Runs einfließen lässt.<br />
Gerade die ION-Schuhe sind Rob dabei eine Herzensangelegenheit:<br />
„Ich erinnere mich noch sehr gut, als ich<br />
vor vier Jahren in meinem Wohnzimmer in einem Haufen<br />
voller Schuhe saß und feststellte, dass es keinen perfekten<br />
80<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ION<br />
OBEN Egal ob Designtrends, funktionelle und sportliche Schnitte oder hippe Farben – bei ION tüftelt ein Team ausgewiesener Spezialisten an der Bikewear von morgen.<br />
LINKS UNTEN Auch klassische Designarbeiten mit Skizzen und Co. gehört zur täglichen Arbeit RECHTS UNTEN Bei den Produktdesignern immer im Einsatz: das Maßband.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
81
GESCHICHTEN<br />
82<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ION<br />
LINKS Danksagung von Rob Heran - der Freeride-Pr<strong>of</strong>i arbeitet seit Beginn von ION Bike bei der Produktentwicklung eng mit dem deutsch-österreichischen Hersteller zusammen<br />
und lässt seine Erfahrung einfließen. OBEN Im ION-Office werden uns die einzelnen Produkte präsentiert. Mit dabei: Der Raid Select, ein neuer Flatpedal-Schuh aus Leder.<br />
Bikeschuh gab, der Performance auf dem<br />
Pedal mit stylishem Look und Komfort abseits<br />
des Bikes verbunden hat. Also habe ich selber<br />
den idealen Schuh gezeichnet“, lacht er.<br />
Bei ION stößt er mit seiner Idee auf <strong>of</strong>fene Ohren:<br />
Gemeinsam mit Rob entwickelt man die<br />
Schuhe weiter und nimmt 2017 die ersten Modelle<br />
ins Produktportfolio auf. Das Ziel: „Den<br />
Schuhmarkt und seine Konsumenten mit der<br />
ION-DNA weiterhin glücklich zu machen“, wie<br />
Daniel ergänzt.<br />
MTB-Schuhe von und für Pr<strong>of</strong>is<br />
Dass das gelingen kann, zeigt das jüngste Ergebnis<br />
der Zusammenarbeit von Rob und ION:<br />
der neue Raid Select. Gefertigt aus Schweineund<br />
Rindsleder verfügt der Flatpedal-Schuh<br />
über ein komplett neues Sohlendesign, hochgezogene<br />
Innenseiten zum Schutz des Knöchels<br />
und eine Zehenbox, die den Fuß bei<br />
Steinkontakten schützt. Produktdesigner Robert<br />
denkt an die vielen Sessions am Gardasee im<br />
vergangenen Jahr, als sie die Prototypen testeten,<br />
die es in diesem Jahr in ihrer fertigen<br />
Version zu kaufen gibt: „Wir hatten ungefähr<br />
fünf, sechs ungelabelte Varianten dabei, die<br />
wir immer wieder und wieder gefahren sind.<br />
Am Ende hat jeder Tester einen Feedbackbogen<br />
ausgefüllt, sodass wir alle Ansätze miteinander<br />
vergleichen konnten. Die Entscheidung<br />
war dann aber recht eindeutig – und daraus ist<br />
letztlich der Raid Select entstanden, den wir<br />
jetzt vor uns sehen“, erzählt er.<br />
Rob Heran ist dabei bei Weitem nicht der<br />
einzige Pr<strong>of</strong>i, mit dem ION heute zusammenarbeitet,<br />
um die Produkte weiterzuentwickeln.<br />
So hat man mittlerweile neun internationale<br />
Rider sowie das französische Giromagny Enduro<br />
Team unter Vertrag. Und auch inhouse<br />
setzt man ausschließlich auf ausgewiesene<br />
Experten, „die auf ihrem jeweiligen Gebiet allesamt<br />
absolute Spezialisten sind, aber eben<br />
auch einen Bikehintergrund haben“, wie Daniel<br />
betont. Dass man sich dabei auch vor dem<br />
großen Platzhirsch aus Herzogenaurach nicht<br />
zu verstecken braucht, zeigte jüngst Downhill-Weltmeisterin<br />
Rachel Atherton, die eigens<br />
bei ION anfragte, um die deutsch-österreichischen<br />
Schuhe selber ausprobieren zu können.<br />
Diese Popularität kommt nicht von ungefähr:<br />
Es ist die Mischung aus Surf- und<br />
Bikeleidenschaft, gepaart mit Kreativität,<br />
Fleiß und Enthusiasmus, die ION erfolgreich<br />
macht – das zeigt unser Rundgang durch die<br />
Niederlassung in Oberhaching bei München<br />
deutlich. Es ist daher sicher, dass wir uns in<br />
Zukunft auf weitere Videoclips der „Surfing<br />
Trails“-Reihe freuen dürfen. Denn eines ist<br />
nach dem Besuch bei ION klar geworden: Es<br />
ist völlig egal, ob man Trails oder Wellen reitet.<br />
Surfen und Biken liegen viel näher beieinander,<br />
als man im ersten Moment denken mag.<br />
Text Werner Müller-Schell Bild Andreas Meyer<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
83
KURVENREICH<br />
84<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
MONATSFRAU<br />
MonaTsfRAU O2<br />
Dani HorNsTEiner<br />
Dani Hornsteiner beeindruckt und hinterlässt Spuren im<br />
Leben derer, die sie an- und begleitet: als <strong>Tour</strong>guide, als<br />
Bergretter, als Ausbilderin oder Yoga-Lehrerin. Seit vielen<br />
Jahren engagiert sie sich rund um das Thema Outdoor-<br />
Erste-Hilfe – seit gut einem Jahr nun hauptberuflich mit der<br />
eigenen Firma, deren unglaublicher Erfolg sie selbst noch<br />
etwas sprachlos macht. Sie ist ein Mensch mit Tiefgang …<br />
und einer Mission.<br />
www.danihornsteiner.de/home<br />
Du bist nicht nur begeisterte Mountainbikerin, sondern<br />
auch ein Outdoor- und Bergmensch durch und durch.<br />
War das schon immer so?<br />
Da muss ich lachen. Nein, das war nicht schon immer so.<br />
Ich bin in Istanbul geboren und habe dort zehn Jahre gelebt,<br />
bevor es dann nach Libyen ging. Beides keine Orte<br />
mit viel Outdoorcharakter. Ich war bis 24 ein echtes Indoormädchen,<br />
habe viel gelesen, gestrickt, gebastelt. Ich habe<br />
aber immer schon viel Sport gemacht, auch auf Leistungssportniveau,<br />
zum Beispiel als Teil der deutschen Ultimate<br />
Frisbee Nationalmannschaft.<br />
Mit 24 habe ich erst die Natur, das Bergwandern und<br />
das Mountainbiken für mich entdeckt. Ich wurde damals<br />
von Freunden zu einer viertägigen Backpackingtour im<br />
Grand Canyon mit Zelt und Selbstversorgung eingeladen.<br />
Die Idee fand ich spannend, ich war aber nicht ansatzweise<br />
auf das Erlebnis vorbereitet, das mir bevorstand.<br />
Der erste Blick auf den Canyon war so unfassbar<br />
schön, so gewaltig, dass er mir den Atem geraubt hat. Ein<br />
Freund, ein Indianer, setzte sich auf einen Felsvorsprung<br />
und begann seine Bambusflöte zu spielen. Das war pure<br />
Magie – das Panorama, die Klänge der Flöte und sonst<br />
nichts als Stille. 45 Minuten bis zum letzten Flötenton<br />
stand ich dort am Canyonrand und mir liefen vor Glück<br />
die Tränen. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich<br />
daran denke, 22 Jahre später. Es war, als hätte sich ein Tor<br />
in eine neue Welt geöffnet und ich wusste: „Alles wird sich<br />
verändern, jetzt beginnt mein echtes Leben.“ Seitdem verbringe<br />
ich so viel Zeit wie möglich in der Natur.<br />
» Das Wichtigste in<br />
den Kursen ist für<br />
mich, den Teilnehmern<br />
zu zeigen,<br />
dass es vor allem<br />
um Menschlichkeit,<br />
Herzenswärme und<br />
Empathie geht. «<br />
Durch was wurde schließlich dein Interesse am Thema<br />
„Erste Hilfe“ geweckt?<br />
Ich war viel draußen unterwegs, inzwischen nicht nur<br />
wandernd, auch kletternd und bergsteigend, <strong>of</strong>t auch viele<br />
Tage allein auf Durchquerungen mit Zelt, Essen, Kompass,<br />
Karte. Irgendwann kam der Gedanke: „Was mache<br />
ich eigentlich, wenn da draußen etwas passiert, weit weg<br />
von Hilfe? Ich habe überhaupt keine Ahnung.“ So habe ich<br />
bei der Bergwacht München einen Erste Hilfe Extrem-Kurs<br />
gebucht. Und ich war so begeistert von der Medizin, den<br />
technischen Tricks und von der Aufgabe der Bergwacht,<br />
dass ich gleich Anwärterin geworden bin, und diese Begeisterung<br />
hält bis heute an.<br />
Wann und wie wurde dir klar, dass du aus diesem Engagement<br />
einen Beruf machen möchtest?<br />
Ehrlich gesagt gab es da keinen Moment der Klarheit. Ich<br />
denke nicht darüber nach: „Was kommt als nächstes?“<br />
Irgendwie habe ich das unerschütterliche Vertrauen, dass<br />
alles gut wird, ich immer etwas zu essen haben und ein<br />
Dach über dem Kopf finden werde, wenn ich meinem Herzen<br />
folge.<br />
Zur Frage selbst: Ich gebe schon seit mehr als zehn<br />
Jahren alpine Erste-Hilfe-Kurse, habe einen Förderverein<br />
für die Bergwacht mitgegründet und war dort lange ehrenamtlich<br />
Geschäftsführerin. Da die meisten Kunden über<br />
mich dorthin gekommen waren, habe ich sie darüber informiert,<br />
dass ich aufhören werde – und war berührt, aber<br />
auch überrascht, dass einige gesagt haben, es ist ihnen<br />
egal, was außen draufsteht, solange Dani Hornsteiner drinsteckt.<br />
Da habe ich das erste Mal darüber nachgedacht,<br />
selbst eine Outdoor-Erste-Hilfe-Firma zu gründen.<br />
Dein Weg dorthin verlief alles anderes als geradlinig. Bist<br />
du je einem Plan gefolgt?<br />
Ich hatte nie einen Plan. Manche Kinder wissen, was sie<br />
werden wollen, wenn sie groß sind. Ich hatte keine Ahnung,<br />
auch nach dem Abi nicht. So ging ich durch die<br />
Türen, die sich auftaten und mich interessierten. Eins<br />
führte zum nächsten. Manchmal fragte ich mich, wie so<br />
unterschiedliche Dinge, wie eine Banklehre, ein Anglistikstudium<br />
mit wirtschaftswissenschaftlicher Qualifikation, ein<br />
Master <strong>of</strong> African Studies, ein Trainer B Hochtouren und<br />
Trainer C Skitouren, ein Rafting Guide oder Bergwanderführer<br />
zusammenpassen. Aber ich wusste, ich werde es<br />
irgendwann verstehen und bis dahin würde ich mich freuen,<br />
so tolle Dinge tun zu können und das Leben genießen.<br />
Jetzt mit meiner Firma fallen alle Puzzlestücke perfekt zusammen<br />
und ich brauche dort all diese Erfahrungen und<br />
all das Wissen, um sie gut zu führen.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
85
KURVENREICH<br />
» Ich glaube, es ist als Ersthelfer wichtig zu verstehen:<br />
Du kannst es nur besser machen! Jeder kann gute Erste Hilfe<br />
leisten, weil das „Helfen wollen“ in uns steckt. «<br />
Was ist dir wichtig bei deinen Kursen? Was möchtest du den Teilnehmern<br />
vor allem mitgeben?<br />
Das Wichtigste in den Kursen ist für mich, den Teilnehmern zu zeigen,<br />
dass es vor allem um Menschlichkeit, Herzenswärme und Empathie<br />
geht. Im <strong>of</strong>t stressigen Alltag mit zum Teil harten Jobs tritt diese Seite<br />
in uns in den Hintergrund, weil wir das Gefühl haben oder suggeriert<br />
bekommen, dass sie eine Schwäche ist. Ich möchte zeigen und in den<br />
praxisnahen simulierten Fallbeispielen erlebbar machen, dass diese<br />
Eigenschaften eine große Stärke und Kraft besitzen.<br />
Hier ist jemand verletzt, hat Schmerzen, Angst, Sorgen, fühlt sich<br />
einsam. Allein dadurch, dass ein Ersthelfer sich zu dieser Person hinkniet,<br />
ihr in die Augen schaut und mit aufrichtigem Interesse sagt: „Ich<br />
bin jetzt da. Was ist denn passiert?“, geht für die verletzte Person die<br />
Sonne auf. Sie weiß jetzt: „Ich bin nicht mehr allein, mir wird geholfen.“<br />
Wie fantastisch ist das: Du hast noch nichts getan, außer aktiv da zu<br />
sein, und der verunfallten Person geht es schon viel besser! Ich helfe<br />
schon so lange Menschen, die sich verletzt haben oder akut erkrankt<br />
sind, aber das in ihren Gesichtern zu sehen, erfüllt mich jedes Mal<br />
wieder mit großer Demut und Freude. Ich bin überzeugt davon, wenn<br />
wir nur einen Teil von dem, was wir zwischenmenschlich in diesen Outdoor<br />
Erste Hilfe-Kursen lernen mit ins echte Leben nehmen, dann wird<br />
unsere Welt heller leuchten.<br />
Erste Hilfe steht <strong>of</strong>t in direktem Zusammenhang mit „Angst“. Wie<br />
kannst du deinen Teilnehmern hier weiterhelfen?<br />
Ich glaube, es ist als Ersthelfer wichtig zu verstehen: Du kannst es nur<br />
besser machen! Jeder kann gute Erste Hilfe leisten, weil das „Helfen<br />
wollen“ in uns steckt. Wenn jemandem kalt ist, wirst du ihm eine Jacke<br />
geben. Wenn jemand Schmerzen hat, wirst du ihm gut zureden.<br />
Wenn jemand stark blutet, wirst du irgendwie versuchen, die Blutung zu<br />
stoppen. Es ist ganz einfach. Folgst du deinem Bauchgefühl, wirst du<br />
nichts tun, was die Situation des Verletzten verschlimmert. Handelst du<br />
nach bestem Wissen und Gewissen, dann tust du das Beste, was du tun<br />
kannst; mehr kann keiner und darfst auch du nicht von dir verlangen.<br />
Angst haben ist völlig ok und auch ganz natürlich. Es ist die Frage, wie<br />
gehst du mit der Angst um: Lähmt sie dich oder fokussiert sie dich? Das<br />
üben wir in den Kursen.<br />
Sind deine Yoga-Kurse und das <strong>Tour</strong>en- und Guiding-Angebot „einfach“<br />
weitere Standbeine – oder gehört alles irgendwie zusammen?<br />
Ich denke, es gehört irgendwie zusammen. In allen drei Bereichen geht<br />
es um die Menschen. Jeder Mensch ist für mich spannend, egal, was<br />
für ein Leben er oder sie führt.<br />
Ich hatte immer das Gefühl, ich bin hier, weil ich eine bestimmte<br />
Aufgabe habe und habe lange danach gesucht. Vielleicht habe ich<br />
auch darum unbewusst viel ausprobiert. Jetzt kenne ich sie und es mag<br />
sich für jede, die das liest, kitschig anhören, aber ich habe beschlossen,<br />
dazu zu stehen: Ich glaube meine Aufgabe ist, mehr Licht in die<br />
Welt zu bringen. Den Menschen zu zeigen, wie wunderbar jeder Einzelne<br />
und wie kostbar jedes Leben ist. Ich habe in den letzten Jahren in<br />
vielen Begegnungen erfahren, dass das Verschenken von Herzenswärme<br />
und der aufrichtige empathische Umgang mit anderen das Leben<br />
bunt und leuchtend machen.<br />
Hast du ein Lebensmotto?<br />
Ja, habe ich: „Meinem Herzen folgen“. In meinem Alltag versuche ich,<br />
nicht so stark meinen Verstand die Entscheidungen treffen zu lassen,<br />
dieser hat ja immer wieder mal Zweifel oder Ängste, sondern auf mein<br />
Herz zu hören. Und ich versuche, mir treu zu bleiben, nicht so abhängig<br />
von Meinungen anderer zu sein und meine Bedürfnisse nicht hinter die<br />
von anderen zu stellen.<br />
Du sagst: „Ich bin auf dem richtigen Weg, aber noch nicht ganz angekommen.“<br />
Hast du bereits einen konkreten Traum, eine Vision für<br />
das „Weiter“?<br />
Nein, habe ich nicht. Ich glaube, es geht nicht um ein "Ankommen" –<br />
gibt es das überhaupt? –, sondern darum, wie ich den Weg beschreite.<br />
Und für mich bedeutet das, meinen Weg im Licht zu gehen, wie auch<br />
immer die einzelnen Abschnitte aussehen mögen.<br />
Interview Judith Lell-Wagener Bild privat<br />
86<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
7 NOTFALLHELFER<br />
DIE 7 NOTfAlLHELFER<br />
I.<br />
2.<br />
3.<br />
Der Ersthelfer<br />
... ist natürlich kein Gegenstand, aber zu wichtig, um nicht erwähnt zu werden.<br />
• Nach Möglichkeit nicht alleine in die Berge oder auf <strong>Tour</strong> gehen, denn im Notfall<br />
ist man vielleicht nicht mehr in der Lage, sich selbst zu helfen.<br />
• Der Ersthelfer kann den Notruf absetzen, lebensbedrohliche Blutungen stillen,<br />
Bewusstlose in die stabile Seitenlage bringen oder reanimieren.<br />
• Fast genauso wichtig sind psychische Betreuung und Wärmeerhalt: Die verletzte<br />
Person hat das Gefühl, nicht alleine zu sein, Hilfe zu bekommen und ihr ist warm.<br />
Dies wirkt beruhigend und damit sind Schmerzen und Ängste besser zu ertragen.<br />
Also: Immer mit der verletzten Person sprechen, sie beruhigen, ihr gut zureden<br />
(aber nicht lügen!), bei ihr bleiben und sie gut und warm einpacken.<br />
Rucksackapotheke<br />
Sie enthält einige wenige, aber essentiell wichtige Gegenstände.<br />
Handy<br />
zur schnellen Alarmierung der Rettung – 112<br />
(europaweiter Notruf, auch im gesamten Alpenraum)<br />
• Der Akku sollte vor jeder <strong>Tour</strong> voll geladen sein<br />
• Auf <strong>Tour</strong> auf Flugmodus stellen, um Akku zu sparen<br />
• Gültige SIM-Karte notwendig<br />
• Notruf auch ohne aufgeladene Prepaid-Karte möglich<br />
• Handy für Rückrufe der Rettungsleitstelle angeschaltet lassen. Deshalb nach<br />
dem Notruf nicht telefonieren oder SMS verschicken!<br />
4.<br />
5.<br />
Stirnlampe<br />
Sie hat schon viele Leute vor einer unangenehmen Nacht im Freien bewahrt, gerade<br />
an kurzen Wintertagen. Schnell kann sich eine harmlose <strong>Tour</strong> verlängern, wenn man<br />
sich verfährt, das Wetter schlecht wird oder sich jemand verletzt. Bei einem nächtlichen<br />
Notfall hilft die Stirnlampe beim Versorgen und für das alpine Notsignal.<br />
Biwaksack<br />
Vielseitig und sehr hilfreich. Schützt Verletzte oder, bei einem Notbiwak , vor Wind,<br />
Wetter und Auskühlung, und kann auch als Trage zum Transport eingesetzt werden.<br />
6.<br />
7.<br />
Kompass und Karte (und GPS)<br />
In einem Notfall muss man möglichst genau sagen können, wo man ist. Egal ob man<br />
sich verfahren hat, einen anderen Weg sucht; ob sich das Wetter verschlechtert oder<br />
wegen eines Unfalls Hilfe gebraucht wird: Nur wer seine Position kennt, kann sich<br />
selbst helfen oder schnell gefunden werden.<br />
Taschenmesser / Multifunktionstool<br />
Dieses vielseitige Werkzeug sollte immer dabei sein. Damit können nicht nur im Notfall<br />
Tapestreifen und Pfl aster zurecht- oder Schultergurte durchgeschnitten, sondern auch<br />
viele technische Probleme gelöst werden.<br />
Text Dani Hornsteiner<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
87
KURVENREICH<br />
88<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
7 TOURENTYPEN<br />
WELCHER TOURENFAHRER BIN ICH?<br />
Und wenn ja, wie viele?<br />
WIR SETZEN UNS WOCHE FÜR WOCHE AUFS RAD, FAHREN KILOMETER UM<br />
KILOMETER UND BERICHTEN DANN OFT MIT STOLZ GESCHWELLTER BRUST<br />
VON UNSERER LETZTEN TOUR. ABER WIESO FAHREN WIR DENN EIGENTLICH<br />
MOUNTAINBIKE-TOUREN UND WELCHE TOURENTYPEN GIBT ES?<br />
Meine Beine sind schwer. Ich spüre jeden Tritt.<br />
Rechts. Links. Rechts. Links. Schweiß rinnt<br />
mir über die Stirn, meinen Nacken und mein<br />
Dekolleté. Die Reifen bewegen sich immer<br />
langsamer. Das Ziel scheint nicht näher zu<br />
kommen. Die Hitze drückt und die Sonne hat<br />
angefangen, mir die Umrisse meines Rucksacks<br />
auf den Rücken zu brennen. Morgen<br />
mache ich das nicht mehr. Dann bleibe ich im<br />
Tal, bummel durch die Gassen, esse ein Eis<br />
und genieße das italienische Nichtstun. Muss<br />
ja auch mal sein. Aufs Fahrrad setze ich mich<br />
nicht.<br />
Jetzt sind es nur noch ein paar Meter. Ich<br />
stemme mich auf, fahre im Stehen, die 1.200<br />
Höhenmeter vom Vortag stecken mir noch in<br />
den Oberschenkeln. Doch da ist er: ein Platz<br />
in der Sonne, die erlösende Käsesemmel wartet<br />
schon im Rucksack und auch der Ausblick<br />
muss sich nicht verstecken. Bis zum Horizont<br />
zeichnen sich Berge ab; feine Linien, die in<br />
der warmen Abendsonne zu verschwimmen<br />
scheinen. Ganz klein sieht man die Lichter<br />
im Tal. Bis hier hoch habe ich es geschafft.<br />
Nur mit der Kraft meiner Beine. Schon sind<br />
die Anstrengungen des Aufstiegs dem Stolz<br />
gewichen, der mich hier oben erfüllt. Ich habe<br />
mir den Gipfel selbst erarbeitet. Kein Shuttle,<br />
keine Gondel musste mich hier hochbringen.<br />
Ich war das – ganz allein.<br />
Das ist wohl für die meisten <strong>Tour</strong>enfahrer<br />
der Grund aufs Rad zu steigen: das Gefühl,<br />
wenn man den Ausblick von einem selbsterarbeiteten<br />
Gipfel genießt. Doch gibt es auch<br />
noch andere Gründe, warum Mountainbiker<br />
<strong>Tour</strong>en fahren, je nach Typ. Wir haben ein paar<br />
recherchiert. Hier die gängigsten Vertreter:<br />
1. Der Abfahrtsorientierte<br />
Sehr häufig vertreten ist der Abfahrtsorientierte,<br />
der sich selbst allerdings nicht gern als<br />
<strong>Tour</strong>enfahrer, bezeichnet, sondern eher als<br />
Trailtourer. Das <strong>Tour</strong>enziel wird immer nach<br />
dem Weg ins Tal ausgesucht. Der Trail steht<br />
im Vordergrund, alles andere ist Nebensache.<br />
Dabei ist es egal, ob es über Forstwege,<br />
Straßen oder Trails bergauf geht – die Abfahrt<br />
muss stimmen.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
89
KURVENREICH<br />
2. Der Hin und Wieder-<strong>Tour</strong>enfahrer<br />
Der Hin und Wieder-<strong>Tour</strong>enfahrer ist ein Verwandter<br />
des Abfahrtsorientierten. Dieser<br />
Mountainbiker hat nur ein Ziel: möglichst viel<br />
runter fahren oder kurz „so richtig ballern“.<br />
Meistens steigt er dazu in ein Shuttle oder einen<br />
Lift. Manchmal muss er zwar doch die eigene<br />
Muskelkraft einsetzen, um zum Traileinstieg<br />
zu gelangen, als <strong>Tour</strong>enfahrer würde er sich<br />
deshalb aber niemals bezeichnen.<br />
3. Der Bewusste<br />
Der Bewusste sieht im Mountainbiken eine<br />
gesunde Weise sich auszupowern. Für ihn<br />
schafft das Mountainbike einen Ausgleich zum<br />
Alltag, aber auch zu anderen Sportarten und<br />
hat dabei den Vorteil, die Gelenke nicht allzu<br />
sehr zu beanspruchen. Es gibt ihm die Möglichkeit,<br />
sich bewusst in der Natur zu bewegen<br />
und fit zu halten.<br />
4. Der Ausblickgenießer<br />
Beim Ausblickgenießer steht das Naturerlebnis<br />
im Vordergrund. Hoch wie runter muss er<br />
sich in möglichst unberührter und menschenarmer<br />
Umgebung bewegen. Die körperliche<br />
Ertüchtigung beim Mountainbiken ist dabei<br />
Nebensache. Wenn er unbedarft durch die<br />
Landschaft pedaliert, beobachtet er gerne<br />
Blumen, seltene Pflanzen oder Tiere und weiß<br />
schon vorher, welche Nachbarberge er vom<br />
Gipfel aus sehen kann.<br />
5. Der Achtsame<br />
Pedalieren, den Tritt finden, nur noch weiter<br />
nach oben – der Achtsame geht auf Mountainbiketour,<br />
um den Kopf frei zu bekommen;<br />
nicht nur auf dem Weg ins Tal, sondern vor<br />
allem auch auf dem Weg zum Gipfel: Im Fokus<br />
steht nur noch die körperliche Anstrengung;<br />
fast wie bei einer Meditation ziehen die<br />
Gedanken vorbei. Mal sind sie da, mal wieder<br />
weg. Der Achtsame konzentriert sich statt auf<br />
die Atmung auf jeden Tritt und pedaliert sich in<br />
eine Art Trance. Fast nebenbei schärft er seine<br />
Sinne, nimmt die Umgebung anders wahr und<br />
entschleunigt auf natürliche Weise.<br />
6. Der Figurbewusste<br />
Beim Figurbewussten zählt nur eines: Höhenmeter.<br />
Fitness und Kondition stehen für diesen<br />
<strong>Tour</strong>enfahrer im Vordergrund. Die <strong>Tour</strong>en<br />
werden nach konditionellen Ansprüchen und<br />
nach Trainingsaspekten geplant. „Höher,<br />
schneller, weiter" lautet hier das Motto. Der<br />
Fitnesstracker mit Herzfrequenzmesser ist<br />
essenzieller <strong>Tour</strong>enbegleiter und zugleich Trainingspartner.<br />
Der Figurbewusste geht an seine<br />
Grenzen und nutzt das Mountainbike als Trainingsgerät.<br />
7. Der Entdecker<br />
Für den Entdecker ist eine Mountainbiketour<br />
ein echtes Abenteuer. Mit Karten, GPS und<br />
Internet wird sie am Vorabend ausgetüftelt. Wo<br />
ist der beste Aufstieg und wo geht es am besten<br />
wieder runter? Auf ausgeschriebene <strong>Tour</strong>en<br />
legt der Entdecker keinen Wert. Schließlich ist<br />
es doch viel abenteuerlicher, selbst auf Erkundungstour<br />
zu gehen, die eigene Route anhand<br />
von Höhenlinien zu planen und dadurch womöglich<br />
auch den ein oder anderen Umweg in<br />
Kauf zu nehmen.<br />
Text Lisa Amenda Bild Andreas Meyer<br />
90<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
LIEBLINGSTEILE<br />
-TEIle<br />
1.<br />
2.<br />
3. 4. 5.<br />
1. GLORYFY - G9 XTR INFRARED<br />
Unzerbrechliche Brillen? Klingt im ersten Moment kurios, aber es gibt sie wirklich. Und zwar bei Gloryfy.<br />
Durch das rahmenlose Design bietet die G9 XTR infrared ein optimiertes Blickfeld und beste Ventilation.<br />
Preis 159 Euro www.gloryfy.com<br />
2. KAMA LEIBERL „BIKE LOVE“ SHIRT<br />
Ein Herz fürs Bike! Das T-Shirt von Kama Leiberl besteht zu 100 Prozent aus Bio-Baumwolle und ist ein Must-Have für Bikerinnen.<br />
Liebe Männer – der Valentinstag 2020 kommt.<br />
Preis 29 Euro www.agentur-kama.at<br />
3. NUUD – DAS VEGANE DEODORANT<br />
„Test bestanden!“, lautet das Ergebnis der Kurvenreich-Redaktion.<br />
Nuud enthält kein Aluminium und hält einem trotzdem den ungeliebten Schweißgeruch vom Leib.<br />
Preis 12,95 Euro www.nuudcare.de<br />
4. TRAILGLÜCK – FERIENFREIZEIT<br />
Alle Freiburger Familien und Urlauber hergehört: Sanne Moritz von Trailglück bietet MTB-Ferienfreizeiten an.<br />
Anfänger wie auch Fortgeschrittene sind bei ihr in besten Händen.<br />
Preis ab 40 Euro pro Tag www.trailglueck.de<br />
5. GORE C5 DAMEN ALL MOUNTAIN SHORTS<br />
Let’s ride! Leicht und trotzdem strapazierfähig – das macht die C5 All Mountain Shorts zu einem gern gesehenen Begleiter auf <strong>Tour</strong>.<br />
Preis 119,95 Euro www.gorewear.com<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
91
KURVENREICH<br />
92<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
DAMENSATTEL<br />
KeINE TABUS<br />
Die Entwicklung der Ergon SM SatTel Serie<br />
OB GENIALE TOUR ODER SCHMERZHAFTE TORTUR ENTSCHEIDET OFT EIN EINZIGES DETAIL: UNSER SATTEL.<br />
IHM VERTRAUEN WIR UNSER EMPFINDLICHSTES KÖRPERTEIL AN. DOCH DIE WEIBLICHEN GESCHLECHTSTEILE<br />
WAREN SELBST IN DER WISSENSCHAFT LANGE EIN TABU – WAS KANN MAN DA SCHON VON DER BIKE-INDUSTRIE<br />
ERWARTEN? JEDE MENGE INNOVATION, WIE EINE WISSENSDURSTIGE PRODUKTENTWICKLERIN BEWEIST.<br />
Was würdest du mitnehmen, wenn du das schnellste<br />
Frauen-Radteam der Welt im Trainingslager auf Mallorca<br />
besuchen dürftest? Dein Rennrad? Dein Mountainbike?<br />
Beide? „Ich hatte nicht mal mehr Platz für zwei T-Shirts“,<br />
erinnert sich Janina Haas, die genau diese Gelegenheit hatte.<br />
Im Dezember 2015 reiste sie zum Canyon Sram Team,<br />
zu dem auch Ausnahme Allround-Talent Pauline Ferrand-Prévot<br />
gehört. In ihrem Gepäck: Sättel – lange, kurze,<br />
schmale, breite, mit und ohne Aussparung in der Mitte,<br />
mit Gel gepolsterte und aus nacktem Carbon. Ihre Mission:<br />
einen Sattel zu entwickeln, der allen Fahrerinnen passt.<br />
Ihre Vorgehensweise: Forschen. Und zwar über Vulven.<br />
Das unsichtbare Geschlecht<br />
Vu- was?? Keine Sorge – die Wahrscheinlichkeit, dass dir<br />
der Begriff „Vulva“ seltsam vorkommt, ist ziemlich hoch.<br />
Bis heute können viele Frauen ihre Geschlechtsteile nicht<br />
korrekt beim Namen nennen. Kleine Mädchen lernen Verniedlichungen<br />
wie „Muschi“, „Mumu“ oder „Döschen“ –<br />
und haben bis ins Erwachsenenalter das Gefühl, dass das<br />
„da unten“ zu peinlich ist, um ausgesprochen zu werden.<br />
Später sagen fast alle „Vagina“ oder „Scheide“ und sitzen<br />
dabei einem der größten Irrtümer der Sprachgeschichte<br />
auf. Denn beide Begriffe bezeichnen nur das Loch – jenen<br />
relativ gefühllosen Muskelschlauch, der zur Gebärmutter<br />
führt. Alles, was außen sichtbar ist und beim Biken mit<br />
dem Sattel auf Tuchfühlung geht, ist die Vulva: Klitoris, äußere<br />
und innere Schamlippen, Harnröhrenausgang. Und<br />
all diese Wörter wiederum können nur wenige aussprechen,<br />
ohne rot zu werden – vor allem, wenn es darum geht, der<br />
Aushilfe im Bikeshop die Sitzprobleme zu beschreiben.<br />
Die Kulturwissenschaftlerin Mithu M. Sanyal nennt<br />
die Vulva aufgrund der schambedingten Sprachlosigkeit<br />
„das unsichtbare Geschlecht“. Für etwas, über das nicht<br />
gesprochen werden kann, lässt sich auch nur schwer ein<br />
passender Sattel finden. Für jemanden, der ihn sogar neu<br />
erfinden möchte, gehen die Schwierigkeiten hier erst los.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
93
KURVENREICH<br />
Reden, reden, reden – ohne Tabus. Janina im Gespräch mit Festival-Teilnehmerinnen. Was Janina am meisten überrascht hat: Zwei Drittel aller Radfahrerinnen<br />
beklagen sich über Sitzbeschwerden. Dabei ist es egal, ob es sich um Rennradlerinnen oder Mountainbikerinnen, Pr<strong>of</strong>is oder Anfängerinnen handelt.<br />
Der Mann ist die Norm – und zwar nicht nur in der Bike-Industrie<br />
Die Frau mit dem K<strong>of</strong>fer voll Sättel, Janina Haas, ist Sportwissenschaftlerin<br />
und leitet die Ergonomie-Abteilung bei Ergon. „Die Zusammenarbeit<br />
mit dem Canyon Sram Team war ein Glücksfall“, erinnert sie sich<br />
an die Anfänge ihres ehrgeizigen Projektes. Schon vor ihrer Zeit bei<br />
Ergon hatte sie sich in ihrer Masterthesis dem Sattelproblem beschäftigt<br />
– und der Frage, ob sogenannte „Frauensättel“, wie sie bewusst betont,<br />
die Beschwerden von Radfahrerinnen lindern können. Das Resultat<br />
war ziemlich ernüchternd. „Kurz, breit und vielleicht noch ein Loch<br />
rein – fertig ist der Frauensattel“, fasst sie das Rezept zusammen, nach<br />
welchem die von ihr untersuchten Sättel überwiegend gefertigt zu sein<br />
schienen. Es steckt zwar viel Forschung in zahlreichen Sätteln auf dem<br />
Markt, aber fast immer wird bei dabei vom Mann als Norm ausgegangen.<br />
Bereits in den 80er-Jahren wurden Studien über den Zusammenhang<br />
von Impotenz und Sattelform geführt – was aber die weibliche<br />
Anatomie betrifft, mangelt es <strong>of</strong>t schon an grundlegenden Daten.<br />
An diesen Wissenslücken ist keinesfalls die Bike-Industrie schuld.<br />
Die Vulva wurde über die gesamte Geschichte des Abendlandes tabuisiert,<br />
und zwar in jedem gesellschaftlichen Bereich – auch der Medizin.<br />
Noch 1948 wurde etwa die Klitoris bewusst nicht in den wichtigsten<br />
Anatomieatlas „Grey's Anatomy“ aufgenommen – zu frivol! Und bis<br />
heute hat die Forschung viele Fragen noch nicht geklärt: Gibt es einen<br />
G-Punkt? Was hat es mit der weiblichen Ejakulation auf sich? Zugegeben<br />
– solange Forscher nicht mal das wissen, wundert es auch nicht,<br />
dass viele Sättel für Frauen bisher nicht funktioniert haben.<br />
Was „Beschwerden untenrum“ wirklich bedeuten<br />
Für Radfahrerinnen ist das allerdings ein echtes Problem. Jede Bikerin<br />
mit Sitzbeschwerden weiß: Selbst ein teurer High Tech-Sportsattel kann<br />
sich als mittelalterliches Folterinstrument entpuppen. Frauen haben –<br />
im Gegensatz zu Männern – ein beweglicheres und weiter nach vorne<br />
gekipptes Becken. Außerdem liegt auch ihr Schambeinbogen deutlich<br />
tiefer. Resultat: Die empfindlichsten Stellen des gesamten Körpers, auch<br />
die Klitoris mit ihren über 8.000 sensorischen Nervenenden, entfalten<br />
ihre ganze Pracht ausgerechnet dort, wo beim Pedalieren ein Großteil<br />
des Körpergewichts auf das Fahrrad trifft. (Männer, die ihre Lustzentren<br />
dagegen mit ein paar Zentimeter Sicherheitsabstand oberhalb der Sattelnase<br />
tragen, können sich die Schmerzen etwas so ausmalen: Stellt<br />
euch vor, ihr sitzt beim Biken auf eurer Eichel). Die harmlos klingenden<br />
„Beschwerden untenrum“ sind, in aller Deutlichkeit: geschwollene und<br />
wundgeriebene Schamlippen, Schmerzen beim Wasserlassen, Druckgefühle<br />
an der Klitoris. Und sie sind kein Anfängerinnen-Problem: Unter<br />
Radpr<strong>of</strong>is ist die Schamlippen-Verkleinerung ein weit verbreiteter Eingriff,<br />
und auch unter Hobbyradlerinnen nimmt er zu.<br />
94<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
DAMENSATTEL<br />
LINKS Grundlegende Daten über die Anatomie des weiblichen Beckens müssen Janina und ihr Team erst sammeln, bevor es an das eigentliche Design<br />
des Sattels geht. RECHTS „...Loch rein, fertig ist der Frauensattel?“ Der Schein trügt. Dieser Schlitz hat es in sich. Bild Ergon / Sascha Bamberg<br />
Das Rad neu erfinden – zumindest den Teil, auf dem wir sitzen<br />
Für Janina war es die Erfahrung am eigenen Körper, die ihr das Thema<br />
ihrer Masterarbeit in Erinnerung rief: Für ihr Rennrad – bei dem<br />
aufgrund der gestreckteren Sitzposition generell häufiger Beschwerden<br />
auftreten – fand sie nichts, „was nicht die kompletten Weichteile zerquetscht“.<br />
Das war der Auslöser für den Entwicklungsprozess, an dessen<br />
Ende heute eine waschechte Frauensattel-Linie steht. Peinliche Gespräche,<br />
gesellschaftliche Tabus, dürre Studienlage – von keiner dieser<br />
Hürden ließen sich Janina und ihr Entwicklerinnen-Team abhalten. Die<br />
Lösungen für die Probleme schuf sie sich kurzerhand selbst. Ein ganzes<br />
Jahr lang reiste sie auf Camps und Events und interviewte Frauen<br />
zu ihren Sitz-Problemen. Sie sprach mit Anfängerinnen und Pr<strong>of</strong>is, mit<br />
Rennradlerinnen und Mountainbikerinnen. Sie vermaß Schambeinwinkel<br />
von Männern und Frauen und verglich sie miteinander. Sie setzte<br />
die dreizehn Fahrerinnen des Canyon Sram Teams auf Satteldruckfolie<br />
und wandelte ihren Vulva-Abdruck auf dem Sattel in elektrische Signale<br />
um – nur, um sie danach in aller Deutlichkeit zu befragen, ob sie auch<br />
wirklich das empfinden, was die Sensoren anzeigen. Zusammen mit<br />
zwei Designerinnen entwarf sie insgesamt über 14 Prototypen, erst am<br />
3D-Drucker, dann an der CNC-Fräse.<br />
„Die Entscheidung für die Lochform stand relativ früh fest“, erklärt<br />
sie das finale Design, „aber es war total tricky, dieses Loch zu<br />
gestalten“. Um Schamlippen und Klitoris zu entlasten, wird das Hauptgewicht<br />
auf die beiden Sitzhöcker und den äußeren Schambeinbereich<br />
verteilt. Aber der Übergang zwischen Be- und Entlastung entscheidet<br />
darüber, ob das Konzept funktioniert: „Man muss aufpassen, dass man<br />
nicht zu hohe Kantendrücke erzeugt. Wir haben den Übergang so gestaltet,<br />
dass der Druck langsam und harmonisch ansteigt. Dafür haben<br />
wir echt am längsten gebraucht.“ Ist das Resultat nun also ein Frauensattel,<br />
der wirklich allen passt? Janina verneint; trotz Pionierinnen-Arbeit<br />
ist sie auf den Boden der Tatsachen geblieben. „Es wird immer<br />
Frauen geben, denen ein Männersattel besser passt – und andersherum.<br />
Körper sind einfach zu verschieden“, erklärt sie. Umso wichtiger<br />
findet sie es, dass mehr Frauen über ihre Sitzprobleme <strong>of</strong>fen und deutlich<br />
reden, dass sie ausprobieren und sich beraten lassen. Aber eins<br />
kann sie mit Sicherheit sagen: Bei allen Fahrerinnen, die die typischen<br />
Sitz-Beschwerden hatten, ist ihr Sattel eingeschlagen wie eine Bombe.<br />
In ihren Umfragen waren das etwa drei Viertel aller Frauen. Und so groß<br />
ist auch der Anteil bei den Canyon Sram Teamfahrerinnen, die ihren<br />
bisherigen Sattel gegen einen aus Janinas Produktlinie getauscht haben.<br />
Mit dieser Quote ist Janina zufrieden. Sie ist der Beweis, dass sich<br />
die Arbeit gelohnt hat – und dass wir noch viel mehr Mutige brauchen,<br />
die sich trauen, Tabus zu brechen.<br />
Text Hannah Röther Bild Ergon / Tino Pohlmann<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
95
KURVENREICH<br />
Warum ich Strava liebe – obwohl ich langsam bin<br />
ICH FAHRE SCHON LANGE KEINE RENNEN MEHR, INTERVALLE HABEN FÜR MICH WAS<br />
MIT MATHE ZU TUN UND WENN MEIN MOUNTAINBIKE NICHT OFFIZIELL IN DIE KATEGORIE<br />
„ENDURO“ GEHÖRTE, WÜRDE MAN MICH WOHL ALS KLASSISCHE TOUREN-FAHRERIN<br />
BEZEICHNEN. WARUM IST JEMAND WIE ICH VERRÜCKT NACH STRAVA?<br />
96<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
STRAVA<br />
» Für meine Beerdigung wünsche ich mir einen Rückblick auf mein Leben mit Strava.<br />
Eine große Heatmap, auf der meine Hometrails in dunklem rot leuchten und überall in<br />
Europa bunte Linien auftauchen, mit ein paar Ausreißern in Übersee.«<br />
In meinem Umfeld herrschen gewisse Vorurteile gegenüber<br />
Strava. Geht es nach meinen Bike-Buddies, sind<br />
Strava-Nutzer die, die Kurven schneiden und Wanderer<br />
aus dem Weg brüllen, die auf dem Trail nicht grüßen, die<br />
geheime Spots ihrem Leistungswahn opfern und die nachts<br />
einsam im Höhenzelt schlafen, während unsereins am<br />
Lagerfeuer sitzt und Bier trinkt. Mein Verein verkauft ein<br />
T-Shirt mit „Tratschen statt Strava“-Aufdruck und selbst die<br />
schnellsten Bergab-Fahrer*innen in meinem Freundeskreis<br />
betonen laut und häufig, dass sie die Zugangsdaten für ihr<br />
Strava-Pr<strong>of</strong>il schon lange vergessen haben. Klare Sache:<br />
Wer beim Mountainbike Spaß hat, benutzt Strava nicht.<br />
Wenn während einer Biketour das Gespräch auf Strava<br />
kommt, lasse ich mich deshalb immer unauffällig zurückfallen<br />
und werde ganz leise. Der Grund: Die rote App<br />
auf meinem Handy zeichnet jeden Meter auf, und am Ende<br />
der Fahrt wird die <strong>Tour</strong> in meinem Pr<strong>of</strong>i l archiviert – so wie<br />
ich es seit Dezember 2013 tue und es immer tun werde.<br />
Denn ich nutze Strava. Mir ging es dabei allerdings noch<br />
nie um Leistungssteigerung oder das Sammeln von QOMs.<br />
Mir geht es um das Sammeln an sich. Mein Strava-Pr<strong>of</strong>i l<br />
ist das Logbuch meines Mountainbikerinnen-Lebens – jeder<br />
Tiefenmeter, jedes Rennen, jede noch so verkaterte<br />
Hometrail-Runde hat darin Platz. Ich muss gestehen: Ich<br />
liebe Strava und ich kann mich davon trotz aller Datenmissbrauch-Skandale<br />
einfach nicht trennen.<br />
Natürlich gibt es mittlerweile Apps, die für das Archivieren<br />
von <strong>Tour</strong>en besser geeignet wären – vor allem, weil<br />
sie einem die Platzierung in einer Rangliste ersparen. Wer<br />
mit Strava durch ein Segment fährt, bekommt seine Zeit<br />
gnadenlos aufs Brot geschmiert. Ich habe den Verdacht,<br />
dass viele Strava nur deshalb verteufeln, weil sie den Vergleich<br />
scheuen und Angst vor bösen Erkenntnissen haben.<br />
Dabei würde das manchen vielleicht ganz guttun. Denn es<br />
lehrt, Demut zu haben: Ich muss akzeptieren, dass – egal,<br />
was ich tue! – Hielke mit ihrem Hardtail und ihrer hohen<br />
Sattelstütze selbst auf den rumpeligsten Downhill-Passagen<br />
schneller ist als ich. Ich muss damit leben, dass mir<br />
Stück für Stück alle QOMs auf meiner Lieblingsstrecke abgejagt<br />
werden und ich selbst schon lange nicht mehr an<br />
meine Bestzeiten rankomme. Strava schult den Charakter.<br />
Aber auf die Zeiten achte ich ohnehin nicht wirklich. Es<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
97
KURVENREICH<br />
ist zwar amüsant zu sehen, wer alles schon dieselbe Strecke<br />
gefahren ist (und wenn Pr<strong>of</strong>i s darunter sind, kann man<br />
sprachlos staunen). Aber viel spannender sind die Statistiken.<br />
Strava weiß, wie viele Kilometer ich letztes Wochenende,<br />
letzten Monat, letztes Jahr gefahren bin; wie viele<br />
Tiefenmeter mein Enduro-Bike verspeist hat und wo ich auf<br />
der <strong>Tour</strong> vor zwei Jahren in Schottland in diesen geilen Trail<br />
abgebogen bin. Strava ist der Tacho fürs Fahrrad, den ich<br />
als Kind so gerne gehabt hätte – zum Vergleichen, Messen,<br />
Zählen, Spielen. Dabei entscheidend: der Name der Aktivität.<br />
Nur Banausen lassen das standardmäßig voreingestellte<br />
„Mittagsfahrt“ als Name gelten, die Genießerin nimmt<br />
sich Zeit, der <strong>Tour</strong> einen würdigen Namen zu verpassen.<br />
Das ist gar nicht mal so einfach; vor allem, wenn es die x-te<br />
Standard-Hausrunde ist. Dann muss man überlegen: Gab<br />
es irgendeinen Gedanken, der den ganzen Uphill über im<br />
Kopf gekreist ist? Einen Ohrwurm? Ein Gefühl? Eine Begegnung,<br />
und sei es auch nur mit einem Eichhörnchen? Und<br />
schon werden aus tausenden immer gleichen Wiederholungen<br />
lauter kleine, einzigartige Juwelen; fein säuberlich<br />
aufbewahrt im persönlichen Strava -Feed.<br />
Aber das Allerbeste an Strava ist die Ehrlichkeit. Für<br />
Strava muss ich nicht 87 Selfi es schießen und das beste<br />
dann noch nachbearbeiten. Strava hat keine Filter, die den<br />
grauen Regentag in strahlenden Farben erscheinen lassen.<br />
Auf Strava kann ich keine längst vergangenen <strong>Tour</strong>en<br />
posten, während ich faul auf dem S<strong>of</strong>a liege. „Ellenbogen<br />
raus“ lässt mich bei Strava nicht schneller aussehen, als<br />
ich bin. Strava kennt nur Meter, Sekunden und eine rote<br />
Linie auf einem Kartenausschnitt – und genau deshalb ist<br />
die App für mich nicht Ausdruck von Leistungsdenken,<br />
sondern ein Statement dagegen. Weil sie mich so zeigt,<br />
wie ich bin: manchmal schnell, aber überwiegend Pausen<br />
machend, gemütlich hochpedalierend, durch Jumplines<br />
bremsend, langsam.<br />
Für meine Beerdigung wünsche ich mir einen Rückblick<br />
auf mein Leben mit Strava. Eine große Heatmap, auf<br />
der meine Hometrails in dunklem Rot leuchten und überall<br />
in Europa bunte Linien auftauchen, mit ein paar Ausreißern<br />
in Übersee. Vergesst Fotos – lasst die Karte sprechen!<br />
Wenn ich da oben im Himmel den ganzen Tag Pumptrack<br />
fahre, will ich mich mit einem Blick auf die Karte daran<br />
erinnern können, wie viel irdische Lebenszeit ich auf dem<br />
Fahrrad verbracht habe – denn das ist am Ende die einzige<br />
Zeit, die wirklich zählt.<br />
Text Hannah Röther Bild David Schultheiß<br />
98<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
KOMMENTAR<br />
wHERe MY HEART ROlLS<br />
Ein KomMentar von Jule LeLl-Wagener<br />
Enduro ist in aller Munde – und aktuell die wohl trendigste<br />
aller Bike-Disziplinen. Und so ertappte ich mich letztens<br />
bei der schwierigen Frage, was ich denn für ein Biker-Typ<br />
sei, bei einem leichten Zögern. Denn wenn ich ganz ehrlich<br />
bin, falle ich wohl aus dem Szene-Trend etwas heraus:<br />
Ich bin wohl am ehesten „<strong>Tour</strong>enbikerin“. Autsch, wie uncool.<br />
Oder doch eher: Wie wundervoll? Denn vielseitiger als<br />
„<strong>Tour</strong>“ geht es wohl kaum. <strong>Tour</strong>enbiker sind in wahrstem<br />
Sinne „<strong>AllMountain</strong>-Biker“; uns geht das Herz auf allen<br />
Bergen auf – ob sanfter Mittelgebirgshügel oder alpines<br />
Gelände. Wir fahren rauf, um raufzufahren und runter, um<br />
runterzufahren. Trails: ja bitte, Federweg auch gerne, aber<br />
alles in Maßen. 160 Millimeter machen Spaß, brauchen<br />
wir aber nicht. Knieschoner manchmal schon. Baggy oder<br />
Tights? Jeder so, wie er mag. Überhaupt ist das das Motto<br />
unserer Stunde: Alles easy. Ob Einstunden-Spritztour oder<br />
Einwochen-Alpenmarathon; ob ambitioniert oder genussvoll;<br />
ob mit Rucksack und zünftiger Brotzeit oder in Minimal-Montur;<br />
ob mit oder ohne Hüttenstopp; ob allein oder<br />
in der Gruppe – erlaubt ist, was gefällt. Möglichst sorgenlos<br />
wollen wir die <strong>Tour</strong> genießen – und so erwarten wir von unserem<br />
Equipment pflegeleichtes Durchhaltevermögen und<br />
von uns selbst zumindest ein Grundmaß an Kondition. Wir<br />
lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen und halten<br />
das Gesicht in den Mairegen. Wir tränken unsere Lungen<br />
mit Sauerst<strong>of</strong>f und halten den Blick frei für die Schönheit<br />
und Wunder der Natur. Wir packen die Kinder in den Hänger,<br />
auf das Trailbike oder errollen gemeinsam die erste<br />
kleine Wurzeltour mit dem 20-Zoller und erweitern so mit<br />
jedem Tritt im wahrsten Wortsinne unseren Horizont.<br />
Ich finde, das hört sich megacool an – Trend hin oder<br />
her. Und wenn ich mich so umsehe, also abseits der bekannten<br />
Festivals und Hot Spots und Hot Shots, finde ich<br />
mich in bester Gesellschaft wieder. Denn <strong>Tour</strong>enfahrer sind<br />
nach wie vor und allen Trends zum Trotz das Gros Gros<br />
Gros der Mountainbiker und <strong>Tour</strong>enfahren für mich auch<br />
heute noch der Kern des Mountainbikens. Auch wenn ein<br />
wenig Enduro-Ballern ab und an schon Spaß macht.<br />
Bild privat<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
99
IM FOKUS<br />
100<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
NATURSCHUTZ KARWENDEL<br />
Im Gespräch mit einem Ranger des Naturpark Karwendel<br />
DAS KARWENDEL LIEGT ZUM GRÖSSTEN TEIL IN TIROL, ZU EINEM KLEINEN IN BAYERN. BEIDE TEILE STEHEN UNTER<br />
NATURSCHUTZ UND GEHEN AUF EINES DER ÄLTESTEN SCHUTZGEBIETE DER OSTALPEN ZURÜCK. NATURSCHUTZ UND<br />
MOUNTAINBIKEN – UND DAZU NOCH IN TIROL, WO MOUNTAINBIKEN ZUNÄCHST EINMAL ÜBERALL DORT VERBOTEN IST,<br />
WO ES NICHT AUSDRÜCKLICH ERLAUBT IST: WIE GEHT DAS ZUSAMMEN? WIR HABEN MIT DEM BIOLOGEN UND<br />
NATURPARK-RANGER SEBASTIAN PILLONI GESPROCHEN.<br />
Wer schon mal im Karwendel unterwegs war,<br />
wird es bestätigen: Die Wildheit und Schönheit<br />
der Berge überwältigen jedes Mal aufs Neue.<br />
Mächtige Wände aus Kalkgestein ragen in den<br />
Himmel, in tieferen Lagen dehnen sich naturnahe-<br />
Bergwälder aus. In der Talsohle bahnt<br />
sich der Rißbach seinen Weg und hinterlässt<br />
breite, mit Schwemmholz bedeckte Kiesbänke.<br />
Kein Wunder, dass viele Mountainbiker<br />
ihren Alpencross mit einer Etappe durch den<br />
Naturpark starten.<br />
Sebastian, was bedeutet die Schutzkategorie<br />
„Naturpark“?<br />
Der Naturpark besteht aus verschiedenen<br />
Schutzgebieten, genauer gesagt Naturschutzgebieten,<br />
Landschaftsschutzgebieten und Ruhegebieten.<br />
Diese Schutzgebiete wurden unter<br />
dem Namen Naturpark zusammengefasst.<br />
Das hat eine Vereinsgründung (Trägerverein<br />
Naturpark Karwendel, Anm. d. Red.) mit<br />
einem Geschäftsführer ermöglicht, der für die<br />
Belange des Naturparks zuständig ist. Wir sind<br />
ein kleines Team, das sich um das Management<br />
der vielen Naturschutzgebiete kümmert.<br />
Der gesamte Naturpark ist außerdem als Natura<br />
2000-Gebiet Teil des europäischen Netzes<br />
von Schutzgebieten und das ist sozusagen<br />
eine On Top-Klassifizierung.<br />
Und was macht ihn so besonders?<br />
Das komplette Gebiet umfasst knapp 900<br />
Quadratkilometer. Innerhalb dieser Fläche gibt<br />
es nur ein einziges Dorf, Hinterriß. Das sind<br />
rund 40 Leute, die dort das gesamte Jahr über<br />
wohnen. Und das ist in Europa sehr selten. Es<br />
gibt nicht viele Gebiete, in denen keine Besiedelung<br />
zustande gekommen ist. Wenn du mal<br />
im Karwendel warst und dich um 360 Grad im<br />
Kreis gedreht hast, kannst du dir schnell vorstellen,<br />
wo man wohnen kann und wo nicht.<br />
Da sind die steilen, kalkhaltigen Gebirgsstöcke,<br />
die sehr unwegsam sind, vor allem im<br />
Winter. Da sind einfach diese engen Taleingänge<br />
und viel unerreichbares Gelände.<br />
Diese West-Ost-Gebirgszüge, die wir im<br />
Karwendel haben, die haben eine natürliche<br />
Barriere geschaffen und dieses Gebiet auch<br />
sehr einsam gemacht. Wobei wir natürlich<br />
auch Almbetrieb haben, Schutzhütten, Wander-<br />
und Forstwege. Im Sommer sind da schon<br />
sehr viele Leute unterwegs. Aber wenn wir von<br />
einer Dauerbesiedelung sprechen, haben wir<br />
wirklich nur Hinterriß. Auch der Rißbach und<br />
die obere Isar auf Tiroler Seite sind so gut wie<br />
unberührt. Das ist auch eine Einzigartigkeit,<br />
die in den Alpen nur noch sehr selten so zu<br />
finden ist.<br />
Grundsätzlich ist das ja etwas Positives:<br />
Menschen gehen in die Natur und mit dem<br />
Bike lassen sich die Berge auf relativ sanfte<br />
Weise erleben. Oder? Vor welchen Herausforderungen<br />
steht ihr aus Naturschutzsicht?<br />
Generell ist das Karwendel in den Sommermonaten<br />
sehr, sehr gut besucht. Was auch<br />
wieder zeigt, wie beliebt dieses Gebiet ist. Und<br />
eben extrem nahe an den Ballungszentren,<br />
dem Inntal und der Stadt München. Für uns<br />
ist es schon gewissermaßen eine Herausforderung,<br />
aber eigentlich ist die Gesetzeslage in<br />
Tirol recht gut definiert. Was viele Leute, die<br />
von deutscher Seite herkommen, nicht wissen,<br />
ist, dass in Tirol das Fahrradfahren eigentlich<br />
auf Forst- und Wanderwegen verboten ist.<br />
Es gibt aber auf der Internetseite „Bergwelt<br />
miteinander“ von der Gruppe Forst der Tiroler<br />
Landesregierung eine Übersicht, wo man<br />
sieht, welche Fahrradwege auch im Karwendel<br />
zu nutzen sind. Es gibt ein sehr, sehr gut erschlossenes<br />
Fahrrad- und Wegenetz; in Tirol<br />
sind es 5.900 Kilometer, die man auf freigegebenen<br />
Wegen zurücklegen kann. Der Vorteil ist<br />
auch, dass diese Wege gut gewartet werden.<br />
Im Karwendel sind nur wenige Singletrails<br />
unter den freigegebenen Wegen. Aus welchem<br />
Grund?<br />
Nun, in Tirol hat das auch Versicherungsgründe.<br />
Der Grundbesitzer ist zuständig für die<br />
Wegeerhaltung und haftet, wenn sich jemand<br />
auf seinem Grund verletzt. Damit man auch im<br />
Gelände mountainbiken kann, hat das Land<br />
Tirol Versicherungen entwickelt, die das Land<br />
dann für die Grundbesitzer und Erhalter zahlt.<br />
Generell ist es sicherlich so, dass wir gerade<br />
im Karwendel weniger freigegebene Singletrails<br />
haben, aber trotzdem sind es etliche Kilometer,<br />
die man befahren kann.<br />
Ich verbinde selbst gerne Biketouren mit<br />
einem Gipfelerlebnis, trage das Rad gegebenenfalls<br />
bergauf, um anschließend auf dem<br />
Pfad, auf dem ich aufgestiegen bin, wieder<br />
runterzufahren. Wie siehst du das als Naturpark-Ranger<br />
und im Hinblick auf den Naturschutz?<br />
Wenn wir speziell vom Naturschutzgebiet sprechen,<br />
ist das wirklich sehr kritisch zu sehen.<br />
Weil, ob man will oder nicht: Ein Mountainbike<br />
ist einfach trotz allem immer noch ein selteneres<br />
Fortbewegungsmittel als es die Füße sind.<br />
Das bedeutet, dass sich so gut wie alle Tiere<br />
bei Radfahrern, die nicht auf freigegebenen<br />
Wegen unterwegs sind, gestört fühlen. Tiere<br />
gewöhnen sich sehr schnell. Aber es ist für die<br />
Tiere ein sehr großer Unterschied, mit welcher<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 101
IM FOKUS<br />
LINKS Im Naturpark Karwendel kommen viele, teils seltene Tier- und Pflanzenarten vor. Unter anderem leben hier Steinböcke.<br />
RECHTS Die ursprüngliche Berglandschaft mit dem Rißbach erinnert ein wenig an die Wildnis Kanadas.<br />
Geschwindigkeit man unterwegs ist, wie laut<br />
man unterwegs ist, ob man die Wege verlässt<br />
und so weiter.<br />
Für Pflanzen ergeben sich dagegen vor<br />
allem Probleme, wenn Wege abgekürzt werden.<br />
Also neue Wege geschaffen werden, die<br />
dann bei Niederschlag erodieren. Der Regen<br />
schwemmt die kleinen Verletzungen aus, die<br />
vielleicht mit dem Bike etwas stärker ausfallen,<br />
wenn man abseits der Wege unterwegs ist<br />
oder abkürzt. Das kann dann zu massiver Erosion<br />
führen. Einzelne Pflanzen werden durch<br />
Biker nicht gefährdet, aber die Vegetation an<br />
und für sich.<br />
Das heißt, aus deiner Sicht sind auch einzelne<br />
oder wenige Biker auf den nicht freigegebenen<br />
Wegen relevant?<br />
Ja, denn man ist mit dem Rad immer schneller<br />
unterwegs, man ist immer lauter; man ist<br />
einfach auf einem Gefährt unterwegs, mit<br />
dem sich die Tiere nicht wirklich auskennen.<br />
Es gibt Studien, die zeigen, dass die Tiere bei<br />
Störungen durch Mountainbikern längere und<br />
weitere Fluchtwege in Kauf nehmen als bei<br />
Fußgängern. Dazu kommt natürlich, dass es<br />
einfach schon extrem viele Leute gibt, die das<br />
Karwendel besuchen. Zusätzlich gibt es noch<br />
die Jagd, Forst- und Landwirtschaft. Alles, was<br />
wir da noch hinzugeben, ist einfach schon zu<br />
viel. Wir wissen nicht, ab wann es tatsächlich<br />
extrem kritisch wird. Aber da muss man sich<br />
auch einfach selber fragen: Inwiefern will ich<br />
jetzt dieses Naturschutzgebiet noch mehr ausreizen<br />
und aussaugen? Wir Menschen machen<br />
es uns einfach, aber den Tieren oder Pflanzen,<br />
denen machen wir es nicht leicht.<br />
Ist es dann das Mountainbiken im Speziellen<br />
oder sind es die allgemein hohen Besucherzahlen,<br />
die zu möglichen Konflikten führen?<br />
Ja, es sind schon sehr hohe Besucherzahlen,<br />
die wir nur während der Sommermonate haben,<br />
weil das Wandern im Winter nicht nur<br />
schwierig, sondern auch gefährlich ist. Deswegen<br />
drängt sich alles etwas auf den Sommer.<br />
Da haben wir einfach schon sehr, sehr viele<br />
Besucher. In den Tälern, wo schon seit Jahren<br />
das Mountainbiken erlaubt ist, bemerkt man,<br />
dass sich die Tiere daran gewöhnt haben.<br />
Schutzgebiet heißt ja nicht, dass da niemand<br />
unterwegs ist. Wir führen regelmäßig Besucherzählungen<br />
durch, und da haben wir Bereiche,<br />
in denen an einem Wochenende oder<br />
an einem Wochenendtag schon mal 600 Biker<br />
ins Karwendel hineinfahren. Das Karwendel<br />
ist ein Paradegebiet, weil man dort mehrere<br />
Rundtouren machen kann, die Karwendelrunde<br />
oder Überquerungen. Da staunt man wirklich,<br />
wie viele Leute da bei schönem Wetter<br />
unterwegs sind. Was auch auf jeden Fall zu<br />
erkennen ist, dass viele Leute eben nun auch<br />
mit dem E-Bike unterwegs sind – und da haben<br />
wir eigentlich eine nächste Gruppe. Die<br />
sind noch schwerer, noch schneller und noch<br />
lauter.<br />
Wie reagiert ihr auf E-Biker?<br />
Ein E-Bike ist ja per Gesetzt sehr gut definiert.<br />
Also wann es noch ein Bike oder Pedelec ist<br />
oder ab wann ein Motorrad. Und bei allem,<br />
was per Gesetz noch ein Bike ist, da haben wir<br />
102<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
NATURSCHUTZ KARWENDEL<br />
keine Handhabe, das darf da natürlich auch<br />
fahren. Der Naturpark ist überhaupt nicht zuständig<br />
für die Freigabe irgendwelcher Wege,<br />
das ist wirklich eine Sache der Behörden. Wir<br />
können nur beraten, haben eine beratende<br />
Funktion in der Hinsicht. Wir können sagen,<br />
hier oder dort wäre etwas sinnvoll oder überhaupt<br />
nicht.<br />
Noch mal zurück zu den Wildtieren – wie verhalte<br />
ich mich ganz generell, wenn ich zum<br />
Beispiel Gämsen oder Steinböcken begegne?<br />
Was man auf jeden Fall machen sollte, ist, sich<br />
ruhig zu verhalten, langsam fahren. Man sollte<br />
nicht versuchen, sich den Tieren weiter zu nähern.<br />
Man sollte auf den Wegen bleiben, weil<br />
die Tiere ganz genau wissen, wo der Weg ist,<br />
den der Mensch immer geht oder fährt.<br />
Das Wichtigste ist einfach, auf den markierten<br />
Wegen zu bleiben. Wenn ich das mache, dann<br />
störe ich so gut wie alle Tiere, die im Naturpark<br />
leben, sehr wenig.<br />
Und warum ist es besonders kritisch, wenn<br />
ich in der Dämmerung unterwegs bin?<br />
Weil viele Tiere in der Dämmerung ihre aktivste<br />
Zeit haben. Allerdings sind diese dämmerungsaktiven<br />
Tiere <strong>of</strong>t ursprünglich gar nicht<br />
dämmerungsaktiv, sondern wurden vom Menschen<br />
dazu gemacht. Weil wir die restlichen<br />
Stunden für uns beansprucht haben. Für Wiederkäuer<br />
wie Rehen oder Hirschen ist es sehr<br />
wichtig, mehrmals, mindestens sechs Mal am<br />
Tag, Nahrung aufzunehmen. Und zwischen<br />
den Aufnahmezeiten müssen sie auch noch<br />
wiederkäuen. Erst dann können sie die Energie<br />
aus der Nahrung wirklich aufnehmen. Das<br />
heißt, wenn sie das nicht machen können, erhalten<br />
sie sehr wenig Energie. Und diese Zeiten<br />
haben sich früher über den ganzen Tag<br />
verteilt. Aber heute ist es so, speziell an schönen<br />
Wochenendtagen, dass diese Tiere nur<br />
noch bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang<br />
etwas Ruhe haben, um diese Vorgänge abzuwickeln.<br />
Deswegen sollte man sich dessen<br />
bewusst sein und sich entsprechend verhalten.<br />
Langsamer und ruhiger unterwegs sein,<br />
genauer schauen und auf jeden Fall nicht den<br />
Weg verlassen.<br />
„Man liebt nur, was man kennt, und man<br />
schützt nur, was man liebt“, hat der Verhaltensforscher<br />
Konrad Lorenz einst gesagt.<br />
Kannst du diesen Zusammenhang auch bei<br />
Mountainbikern beobachten?<br />
Ja, wir wollen ja generell niemandem verbieten,<br />
ins Gebiet zu kommen. Deswegen sind<br />
wir auch viel in Schulen unterwegs, in Kindergärten,<br />
um schon den jungen Leuten die<br />
Schönheiten und Besonderheiten des Gebiets<br />
zu zeigen. Und wir machen auch Exkursionen<br />
mit Erwachsenen, auch Mountainbikern, und<br />
versuchen im Gespräch, die Leute aktiv einzubinden.<br />
Wir möchten nicht die Leute von vornherein<br />
anklagen, sondern versuchen immer<br />
ein Gespräch aufzubauen, ihnen diese Schönheiten,<br />
diese Besonderheiten, diese Vielfalt an<br />
Pflanzen und Tieren auch näher zu bringen.<br />
Ich kann ja niemandem vorwerfen, was er<br />
nicht weiß. Aber ich möchte den Menschen<br />
gerne auch … vielleicht auch ein wenig Demut<br />
nahebringen. Damit diese Besonderheiten an<br />
Tieren und Pflanzen, die hier in diesem Kalksteingebirge<br />
leben, vielleicht auch noch für zukünftige<br />
Menschen erhalten bleiben.<br />
Ist das auch die Motivation für deine Arbeit?<br />
Bist du deshalb Ranger geworden?<br />
Ich sage mal ja. Aber ganz ursprünglich wurde<br />
ich gefragt, ob ich das machen möchte und<br />
dachte mir, das klingt total gut. Jetzt bin ich<br />
schon fast zehn Jahre hier, sommers wie winters,<br />
30 Stunden die Woche. Und es ist mir<br />
keinen Moment langweilig, weil es immer wieder<br />
etwas Neues zu entdecken gibt. Aber dieses<br />
Neue zu entdecken ist auch nur möglich,<br />
wenn man sich ein bisschen zurücknimmt,<br />
quasi selbst am Riemen reißt.<br />
Fährst du selbst Mountainbike?<br />
Beruflich bin ich extrem viel auf dem Mountainbike<br />
unterwegs. Auf den Wegen im Naturpark,<br />
auf denen Aut<strong>of</strong>ahren eigentlich verboten<br />
ist, wollen wir Vorbild sein. Da müssen wir<br />
ja nicht mit dem Auto unterwegs sein, nur weil<br />
wir es als Ranger dürften. Da können wir auch<br />
mit dem Mountainbike unterwegs sein. Ich<br />
fahre dann nicht auf den Singletrails, das würde<br />
keinen Sinn machen, aber auf den Forstwegen<br />
bin ich viel unterwegs.<br />
Haben die Mountainbiker, mit denen du<br />
sprichst, Verständnis für deine Arbeit?<br />
Wenn Menschen gute Argumente bekommen,<br />
dann ist es auch so, dass sie dir zuhören, und<br />
dann können sie auch selbst entscheiden:<br />
Macht das Sinn, was der da sagt? Macht das<br />
Sinn für mich? Wir, insbesondere meine Kollegin<br />
Sina Hölscher, sind auch auf Mountainbike-Festivals<br />
oder halten bei der DAV Mountainbike<br />
Guide-Ausbildung Vorträge. Meistens<br />
werden wir natürlich von vornherein ein bisschen<br />
kritisch gesehen. So nach dem Motto:<br />
Da kommt jetzt ein Naturpark-Ranger und will<br />
uns, den Bikern, was erzählen. Da sieht man<br />
schon den ein oder anderen die Stirn runzeln.<br />
Was auch ganz natürlich ist. Wenn ich ein<br />
Biker wäre, würde ich genauso dreinschauen,<br />
auch wenn ich jetzt Biologe bin und im Naturpark<br />
arbeite. Aber wenn die Menschen zuhören,<br />
was wir zu sagen haben, dann ändert sich<br />
das eben teilweise massiv. Dann verstehen sie<br />
eigentlich erst mal, wieso wir uns für gewisse<br />
Sachen einsetzen und für andere Sachen vielleicht<br />
nicht. Und das macht mir H<strong>of</strong>fnung. Natürlich<br />
gibt es, wie überall, auch Leute, die auf<br />
stur schalten, aber um die geht es mir nicht<br />
… die kann man auch nicht erreichen. Leider<br />
gibt es genau wegen dieser „schwarzen Schafe“<br />
generell irgendwelche Gesetze.<br />
Was möchtest du Bikern mitgeben? Wie können<br />
sie naturverträglicher unterwegs sein?<br />
Es macht immer Sinn, wenn man in der Natur<br />
unterwegs ist, so langsam wie möglich unterwegs<br />
zu sein. Auch wenn man mit dem Rad<br />
unterwegs ist. Öfters Pausen zu machen. Sich<br />
das Gebiet genauer anzuschauen, sich auch<br />
im Vorfeld genauer über das Gebiet zu informieren.<br />
Es gibt sehr viele Anlaufstellen, wo<br />
man wirklich sehr viele Informationen über<br />
den Naturpark bekommt. Das ist vielleicht ein<br />
bisschen naturverträglicher. Es gibt in Tirol<br />
extrem viele freigegebene Kilometer, auch für<br />
Radfahrer, die wir voll und ganz nutzen können.<br />
Warum geben wir uns nicht zufrieden mit<br />
dem, was wir haben? Warum brauchen wir immer<br />
mehr? Wir haben nur diese eine Welt und<br />
die muss uns reichen und auch den nächsten<br />
Generationen reichen. Und im Prinzip muss<br />
einfach jeder von uns ein bisschen zurückschrauben.<br />
Das würde ich mir nicht nur von<br />
Bikern, sondern von der Menschheit insgesamt<br />
wünschen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch, Sebastian!<br />
Interview Mirjam Milad<br />
Bild Archiv Naturpark Karwendel<br />
INFORMATIONEN<br />
Naturpark Karwendel<br />
www.karwendel.org<br />
Mountainbiken in Tirol<br />
www.bergwelt-miteinander.at<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 103
GESCHICHTEN<br />
104<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
PFALZ<br />
DAS DAHNER FELSELAND<br />
FELSEN, WÄLDER, SAGEN<br />
Wald, wohin das Auge schaut! Der Pfälzerwald, das größte<br />
zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands. Unter seinem<br />
Blätterdach verbirgt sich aber weitaus mehr, als auf den ersten<br />
Blick erkennbar ist: bizarre Felsen, verwunschene Burgen – und<br />
unzählige Trails.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 105
GESCHICHTEN<br />
» IN DER MORGENDÄMMERUNG TRETEN WIR DEN KURZEN, STEILEN WEG HINAUF ZUR RUINE<br />
ALT-DAHN, EINER AUF FREISTEHENDEN FELSEN ERBAUTEN BURG MIT IN DEN STEIN GEHAUENEN<br />
KAMMERN, TREPPEN UND GÄNGEN. «<br />
Geheimnisvolle Burgruinen thronen auf Bergrücken, skurrile<br />
Felsformationen aus rotem und gelbem Sandstein ragen<br />
aus Wäldern, die sich wie Bänder in unterschiedlichen<br />
Grüntönen im Wind wiegen. Es ist ein durchwachsener<br />
Morgen im September, graue Wolken und weiße Nebelschwaden<br />
kleiden das Dahner Felsenland in ein mystisches<br />
Gewand.<br />
Zwei Tage lang wollen Andi und ich diese Gegend<br />
mitten im Herzen des Pfälzerwalds entdecken. Mit dabei:<br />
unsere Bikes, eine Kamera und ganz viel Neugier. Unser<br />
Quartier im kleinen Örtchen Dahn liegt ganz in der Nähe<br />
der Bikeschule Trailrock. Als wir eintreffen, steht Gründer<br />
Patrick Wiedemann schon in voller Bike-Montur auf der<br />
Terrasse. Er will uns heute seine Hometrails zeigen. Also:<br />
Nichts wie raus aus dem Auto und rein in Shorts und Shirts!<br />
Wenig später tauchen wir ein in die Buchenwälder, pedalieren<br />
auf einem Forstweg bergauf und unserem ersten<br />
Etappenziel, dem Großen Eyberg, entgegen. Die Luft ist<br />
frisch und der feuchte, laubbedeckte Waldboden duftet<br />
nach Herbst. Die Steigung hält sich in Grenzen und schneller<br />
als gedacht haben wir den gut 500 Meter hohen Berg<br />
erreicht, auf dem ein Aussichtsturm thront. Wir stellen die<br />
Bikes ab und erklimmen das Bauwerk zu Fuß. Von oben<br />
blicken wir über die Wälder und Sandsteintürme, bei denen<br />
die Natur der Baumeister war. „Das Gestein entstand vor<br />
etwas 250 Millionen Jahren“, erklärt Patrick. „Damals lag<br />
die Region noch am Äquator.“ Wind und Wasser haben<br />
das Gestein im Laufe der Zeit ausgewaschen und so isoliert<br />
stehende, bis zu 70 Meter hohe Felsen geschaffen. Diese<br />
regen seit Menschengedenken die Fantasie der Bewohner<br />
an – Namen wie Teufelstisch, Pfaffenfelsen oder Jungfernsprung<br />
bringen das zum Ausdruck. Zahlreiche Sagen und<br />
Mythen ranken sich um diese Naturdenkmäler, verrät uns<br />
unser Local. Es fällt etwas schwer, sich loszureißen, aber<br />
Aussichtspunkte gibt es noch genug und der erste Trail<br />
wartet. Ein schmaler Wanderpfad schlängelt sich zwischen<br />
den Bäumen sanft den Hang hinab. Sein angenehmes Gefälle<br />
ließe es auch zu, den Weg in umgekehrter Richtung<br />
zu fahren – Uphill-Flow ohne E-Mountainbike quasi. „Tendenziell<br />
bergab“ ist uns trotzdem lieber. Der Flow zaubert<br />
uns ein breites Grinsen ins Gesicht, nur ab und zu rütteln<br />
uns ruppige Wurzelpassagen wieder wach und verhindern,<br />
dass wir ins Träumen geraten. Sandige Passagen wechseln<br />
mit fester Erde und löchrig-kantigem Gestein, das wir<br />
106<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
PFALZ<br />
OBEN LINKS Der 14 Meter hohe Teufelstisch bei Hinterweidenthal ist ein Wahrzeichen der Pfalz. Im gesamten Pfälzerwald finden sich mehr als 20 solcher Pilzfelsen.<br />
OBEN RECHTS Wenn der Weg mitten durch die Sandsteinfelsen führt, ist schon mal Schieben angesagt. Meistens überwiegt aber der (Fahr-)Flow. UNTEN Immer wieder stoppen<br />
wir an kleinen Aussichtsfelsen. Wie von einer Kanzel blickt man über die Baumwipfel, zwischen denen hier und da ein paar Sandsteinfelsen herausspitzen.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 107
GESCHICHTEN<br />
108<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
PFALZ<br />
so bisher noch nicht kannten. Wir verbuchen es als überaus<br />
interessante Erfahrung. Manchmal zirkulieren wir zwischen<br />
schr<strong>of</strong>fen Felsen hindurch und einzelne Spitzkehren<br />
fordern unsere Fahrtechnik. Dann wieder lassen wir die<br />
Bremsen auf und rauschen talwärts durch den Wald.<br />
Vorbildliche Region<br />
„Die Böden im Pfälzerwald sind besonders wasserdurchlässig<br />
und trocknen sehr schnell ab“, erzählt uns Patrick,<br />
während wir zum nächsten Punkt, dem Pfaffenfelsen, weiterstrampeln.<br />
„Dazu kommt das milde Klima, wodurch die<br />
Wege ganzjährig befahrbar sind.“<br />
Immer wieder legen wir einen kurzen Stopp ein, nutzen<br />
die Sandsteingipfel, die aus dem Wald spitzen, als Aussichtsfelsen<br />
oder bestaunen sie von unten. Egal aus welcher<br />
Perspektive – dieses Meer an Farben und Formen fasziniert<br />
uns. Kein Wunder, dass das Dahner Felsenland als<br />
eine der eindrucksvollsten Buntsandstein-Felslandschaften<br />
Deutschlands gilt. 1998 wurde die Region im Grenzgebiet<br />
von Deutschland und Frankreich von der UNESCO als<br />
erstes grenzüberschreitendes Biosphärenreservat Europas<br />
anerkannt, das heißt, als Modellregion für nachhaltige Entwicklung.<br />
Nachhaltige Entwicklung bezieht sich dabei auf<br />
wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Aspekte.<br />
Werden da die Mountainbiker gern gesehen? Oder sind<br />
Konflikte vorprogrammiert? Das Miteinander funktioniert<br />
hier sehr gut, berichtet Patrick. Rücksicht und Kommunikation<br />
lauten die Zauberwörter. „Mehr als 900 Trail-Kilometer<br />
wurden im Pfälzerwald ausgewiesen“, erklärt unser<br />
Guide. Das Streckennetz erschließt den Pfälzerwald von<br />
Kaiserslautern bis zur französischen Grenze und bis zur<br />
Deutschen Weinstraße im Bereich von Annweiler und Bad<br />
Bergzabern. Damit zählt der „Mountainbikepark Pfälzerwald“<br />
zu den größten seiner Art in Deutschland. Bei der<br />
Streckenauswahl wurden die Belange des Naturschutzes<br />
und anderer Waldnutzer in einem langwierigen Genehmigungsverfahren<br />
berücksichtigt. Den freundlichen Umgang<br />
zwischen den Nutzern können wir kurz darauf aus eigener<br />
Erfahrung bestätigen, als wir uns am Teufelstisch den<br />
Fotospot mit Wanderern teilen. Das Naturdenkmal gilt als<br />
eines der landschaftlichen Wahrzeichen der Pfalz – wie ein<br />
großer Tisch steht der Felsen zwischen den Bäumen.<br />
Ritter auf zwei Rädern<br />
Am Nachmittag streifen wir den kleinen, aber feinen Dirtpark<br />
in Dahn. Hier können sich Slopestyler und Adrenalin-Junkies<br />
über Drops, Tables, Doubles und Step-Downs<br />
werfen. Wir nehmen lieber ein paar weitere Höhenmeter<br />
auf uns. Mittlerweile haben sich die Wolken gelichtet. Auf<br />
einem großen Felsen oberhalb des Dirtparks warten wir<br />
auf den Sonnenuntergang und nutzen die Zeit zum Fachsimpeln,<br />
bis das rotgoldene Licht der Abendsonne unse-<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 109
GESCHICHTEN<br />
re ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht.<br />
Ein Gänsehautmoment, der mir ein dankbares<br />
Lächeln ins Gesicht zaubert. Und<br />
auch Andi ist zufrieden – er freut sich über<br />
tolle Fotos. Je tiefer die Sonne sinkt, desto<br />
stärker macht sich allerdings auch ein<br />
anderes Gefühl bemerkbar: Hunger! „Alla<br />
hopp“ (wie der Pfälzer sagt) – nur noch<br />
den kurzen Heimweg zurücklegen, unter<br />
die Dusche springen und dann den kulinarischen<br />
Köstlichkeiten der Region frönen!<br />
In der Ratsstube in Dahn werden unsere<br />
hungrigen Mägen besänftigt: Wir trauen<br />
uns an Spezialitäten wie die Pfälzer Leberwurst<br />
oder den durch Alt-Bundeskanzler<br />
Helmut Kohl berühmt gewordenen Saumagen.<br />
Leichte Sportlerkost ist etwas anderes,<br />
aber es schmeckt großartig! Und es gibt uns<br />
Kraft für den nächsten Tag, an dem der Wecker<br />
unbarmherzig früh klingelt. Sonnenaufgangsfotos<br />
stehen auf dem Plan. In der<br />
Morgendämmerung treten wir den kurzen,<br />
steilen Weg hinauf zur Ruine Alt-Dahn,<br />
einer auf freistehenden Felsen erbauten<br />
Burg mit in den Stein gehauenen Kammern,<br />
Treppen und Gängen. Wir durchstreifen die<br />
Anlage auf der Suche nach den besten Perspektiven<br />
und werden schnell fündig. Wie<br />
moderne Ritter „reiten“ wir auf unseren<br />
zweirädrigen Rössern durch die Tore und<br />
Gänge der Festung und erbeuten nebenbei<br />
viele schöne Fotos und Erinnerungen.<br />
Märchenhaft! Immer wieder regt die Pfalz<br />
unsere Fantasie an und weckt unsere Neugier.<br />
Zwei Tage reichen bei weitem nicht aus,<br />
um alles zu entdecken. Für uns ist klar: Wir<br />
kommen wieder!<br />
Text Maria Rank Bild Andreas Meyer<br />
» WIE MODERNE RITTER REITEN<br />
WIR AUF UNSEREN ZWEIRÄDRI-<br />
GEN RÖSSERN DURCH DIE TORE<br />
UND GÄNGE DER FESTUNG UND<br />
ERBEUTEN NEBENBEI VIELE<br />
FOTOS UND ERINNERUNGEN. «<br />
INFORMATIONEN<br />
Bike-<strong>Tour</strong>en<br />
Mit einem ausgewiesenen Mountainbike-Streckennetz<br />
von mehr als 900 Kilometern zählt der Pfälzerwald<br />
zu Deutschlands größten Mountainbikeparks.<br />
Im Dahner Felsenland liegen vier Routen mit<br />
insgesamt etwa 180 Kilometern. Neben Strecken<br />
für sportlich-ambitionierte Fahrer finden sich auch<br />
kürzere, familientaugliche <strong>Tour</strong>en. Alle haben einen<br />
hohen Singletrail-Anteil (bis zu 25%), die<br />
Schwierigkeit der Trails liegt im Bereich S1-S2.<br />
<strong>Tour</strong>enplanung<br />
www.mountainbikepark-pfaelzerwald.de<br />
Analoge <strong>Tour</strong>en-Karten sind bei der Geschäftsstelle<br />
des Mountainbikeparks Pfälzerwald in<br />
Kaiserslautern erhältlich.<br />
Guiding und Bike-Verleih<br />
www.trailrock.de<br />
www.felsenland-bike-aktiv.de<br />
<br />
Bike-Parks<br />
Bikepark Trippstadt, www.bikepark-trippstadt.de<br />
Dirtpark Dahn, www.facebook.com/HPTrails<br />
Singletrail Parcours Hochspeyer<br />
Anreise<br />
Das Dahner Felsenland ist am einfachsten mit dem<br />
Auto oder der Bahn zu erreichen. Von Karlsruhe<br />
mit der Regionalbahn bis Hinterweidenthal, an<br />
Wochenenden und Feiertagen fährt der Bundenthaler<br />
und Felsenland-Express von Karlsruhe und<br />
Mannheim bis Dahn.<br />
Kontakt<br />
<strong>Tour</strong>ist-Information Dahner Felsenland<br />
Schulstraße 29, 66994 Dahn<br />
www.dahner-felsenland.net<br />
110<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
Veranstalter: BikeDays.ch GmbH, Zürich<br />
DAS NATIONALE VELOFESTIVAL<br />
SOLOTHURN 10.-12. MAI <strong>2019</strong><br />
VELO EXPO | VELOTEST | BOSCH eMTB CHALLENGE | ÖUFI CUP<br />
PROFFIX SWISS BIKE CUP | MTB DIRTJUMP | BMX FLATLAND<br />
Tickets: bikedays.ch
GESCHICHTEN<br />
112<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
CORRATEC<br />
Seit 29 Jahren gibt es die Marke Corratec bereits – eine<br />
Zeit, in der man sich nicht nur zu einem der wichtigsten<br />
Radhersteller Deutschlands, sondern auch zu einer festen<br />
Größe auf dem internationalen Bikemarkt entwickelt<br />
hat. Grund genug, den Bayern einmal einen Besuch vor<br />
Ort abzustatten.<br />
Wenn die Trails direkt vor der Haustüre liegen, muss man<br />
das ausnutzen. Hochries, Kampenwand oder Wendelstein<br />
heißen die Alpengipfel, die allesamt über 1.500 Meter hinausragen<br />
und die Region hier zu einem der schönsten<br />
Bikereviere Bayerns machen. Die österreichische Grenze<br />
liegt nur einen Steinwurf entfernt, nach München fährt<br />
man gut eine halbe Stunde. Etwas mehr als 10.000 Menschen<br />
leben in Raubling und genießen die reizvolle Bergwelt,<br />
die einzig durch den breiten Lauf des Inns unterbrochen<br />
wird. Diese Gegend, so viel steht schon beim<br />
Durchfahren des Ortes fest, ist nicht nur für zahlreiche<br />
Postkartenmotive gut, sondern auch die perfekte Heimat<br />
zum Biken. Es ist daher wohl kein Zufall, dass sich gerade<br />
hier in den letzten drei Jahrzehnten einer der bedeutendsten<br />
Radhersteller Deutschlands entwickelt hat.<br />
Besucht man Corratec, führt der Weg sogar noch<br />
näher hin zu den Bergen: Der riesige Unternehmenssitz,<br />
an dem heute knapp 130 Mitarbeiter tätig sind, befindet<br />
sich nämlich am südlichen Ortsrand von Raubling. Riesig<br />
deshalb, weil in Raubling nicht nur ein einfaches Büro<br />
und die Verwaltung angesiedelt sind: Während andere<br />
Hersteller viele Produktionsschritte ins Ausland verlagern,<br />
ist man bei Corratec dem Standort Oberbayern von Anfang<br />
an treu geblieben. In Raubling, erklärt uns Pressesprecher<br />
Andreas Weigl zu Beginn unseres Besuches,<br />
passieren die meisten Schritte in der Entstehung eines<br />
Am Standort im Süden von Raubling passieren die meisten Schritte<br />
in der Entstehung eines Fahrrads. Auch nach 30 Jahren Markengeschichte<br />
steht hinter allem die Familie Irlbacher.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 113
GESCHICHTEN<br />
Manuel Herndler, Head <strong>of</strong> Development bei Corratec, stellt uns die neuesten Entwicklungen vor – unter anderem einen Prototyp, der im E-Mountainbike-Bereich im nächsten<br />
Jahr für Furore sorgen soll. Unverkennbar: die für Corratec typische Inside Link-Technologie.<br />
Fahrrads an einem Ort. Andreas, der uns zur Begrüßung<br />
einen Überblick über das Unternehmen<br />
und seine Geschichte gibt, spricht, wie fast alle hier,<br />
bayerisch. „Das ist auch unsere Unternehmenssprache“,<br />
sagt er lachend.<br />
Ihren Anfang nahm die weiß-blaue Erfolgsstory<br />
1990, als die Marke von Konrad Irlbacher gegründet<br />
wurde. Eigentlich ging es aber noch früher los – nämlich<br />
1962: Damals begann Irlbachers Vater, Konrad<br />
Irlbacher senior, im nahen Rosenheim einen Sportartikelfachhandel<br />
aufzubauen. Der Fokus lag hier<br />
vor allem auf selbst hergestellten Ski; erst als später<br />
der Sohn in den Betrieb einstieg, begann auch<br />
das Engagement im Fahrradbereich. „Zu Beginn<br />
wurden vor allem Teile aus Italien importiert. Ende<br />
der 1980er-Jahre wurde das allerdings immer mehr,<br />
sodass Konrad Irlbacher schließlich beschloss, eine<br />
eigenständige Marke daraus zu machen“, so Andreas.<br />
Deren Namensfindung war dabei eine Geschichte<br />
für sich: Weil der ursprüngliche Titel – „Corrado“,<br />
das italienische Wort für Konrad – wenige Wochen<br />
vor der Markenregistrierung durch VW gesichert worden<br />
war, entschied man sich für eine kleine Abwandlung:<br />
Corratec. Es ist eine von vielen Anekdoten, die<br />
die Geschichte des Radherstellers prägen.<br />
IM MTB-WELTCUP HOLTE MAN<br />
1993 UND 1995 MIT DEM<br />
DÄNEN JAN OSTERGAARD<br />
BRONZE. DAZU KOMMEN<br />
ZAHLREICHE AUSZEICHNUN-<br />
GEN FÜR DIE MARKE SELBST,<br />
ETWA DER GERMAN DESIGN<br />
AWARD 2017 ODER DER<br />
GERMAN BRAND AWARD EIN<br />
JAHR SPÄTER.<br />
Technologie-Vorreiter von Anfang an<br />
Ein zweistöckiges Treppenhaus direkt am Eingang<br />
erzählt diese in Kurzform: Hier sind Trikots und Fotos,<br />
dazwischen Medaillen und Pokale ausgestellt.<br />
Prominent platziert ist ein großes Corratec-Logo mit<br />
einer klaren Botschaft: „Born in Bavaria“. In 29 Jahren<br />
haben die Bayern in fast allen Fahrradbereichen<br />
ihre Fuß- bzw. Reifenabdrücke hinterlassen. Auf der<br />
Radrennbahn wurde man 1993 mit dem Schweizer<br />
Bruno Risi Weltcupsieger, beim Giro d'Italia<br />
der Straßenrennfahrer 2005 gewann man mit dem<br />
Venezolaner José Rujano die Bergwertung und im<br />
MTB-Weltcup holte man 1993 und 1995 mit Jan Ostergaard<br />
(Dänemark) Bronze. Dazu kommen zahlreiche<br />
Auszeichnungen für die Marke selbst, etwa der<br />
German Design Award 2017 oder der German Brand<br />
Award ein Jahr später. „Wir verstehen uns ganz klar<br />
als Allroundanbieter. Mit den Corratec-Rädern kann<br />
man sicherlich 95 Prozent aller Fahrradbedürfnisse<br />
abdecken“, sagt Andreas. Insgesamt 120 verschiedene<br />
Radmodelle gibt es derzeit im Sortiment, wobei<br />
ein Schwerpunkt auf dem Mountainbike- und<br />
E- Mountainbike-Segment liegt. Er führt uns in<br />
die Entwicklungsabteilung, wo wir unter anderem<br />
Manuel Herndler, Head <strong>of</strong> Development, treffen.<br />
114<br />
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CORRATEC<br />
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GESCHICHTEN<br />
116<br />
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CORRATEC<br />
Konrad und Cielo Irlbacher führen Corratec gemeinsam. Beide versicherten uns während unseres<br />
Besuches, dass Corratec auch weiterhin plant, die Mountainbikes und E-Mountainbikes in<br />
Deutschland zu fertigen.<br />
Es hängen verschiedenste Rahmenmodelle und Formen herum; im<br />
Hintergrund surrt ein 3D-Drucker, der seit 54 Stunden an einem besonders<br />
ausgefeilten Bauteil druckt, wie der Entwicklungschef erklärt.<br />
„Wir entwickeln hier alle Konzepte, Ideen, Rahmen und Konstruktionen<br />
für sämtliche Fahrräder, die wir produzieren“, sagt Herndler, der uns<br />
unter anderem einen Prototyp vorstellt, der im E-Mountainbike-Bereich<br />
im kommenden Jahr für Furore sorgen soll. Unverkennbar: die für Corratec<br />
typische Inside Link-Technologie. „Die sorgt durch die Kinematik<br />
des Hinterbaus mit der speziellen Dämpferanordnung dafür, dass der<br />
virtuelle Drehpunkt etwas oberhalb der Kettenstrebe sitzt und so bei<br />
Kettenspannung den Hinterbau auseinanderzieht bzw. streckt. Dieser<br />
Effekt drückt das Hinterrad dann in den Boden und bietet bessere Traktion<br />
sowie Vortrieb bei <strong>of</strong>fenem Dämpfer“, erklärt Herndler. Teilweise<br />
stecken über zwei Jahre Entwicklungsarbeit in einem neuen Modell.<br />
„Wobei wir natürlich auf unsere langjährige Erfahrung aufbauen können“,<br />
so der Ingenieur.<br />
Familienbetrieb mit sozialer Ader<br />
Diese zeigt sich auch in der Fertigung: So werden die rohen Rahmen<br />
zwar in Taiwan produziert, die komplette Montage der Räder erfolgt<br />
aber in Raubling. Rund 300 Bikes werden so pro Tag aufgebaut, über<br />
das Jahr kommt man auf bis zu 100.000 Stück. Die meisten davon<br />
landen im neben dem Firmengebäude angesiedelten Lager, bevor sie<br />
zu den verschiedenen Händlern auf der ganzen Welt geschickt werden.<br />
Auch das wird uns gezeigt: Über mehrere Stockwerke stapeln sich Tausende<br />
von Radkisten, auf einem Karton klebt ein Aufkleber mit einer<br />
Adresse aus Neuseeland. „Wir haben Partner auf jedem Kontinent.<br />
Corratec gibt es mittlerweile in über 40 Ländern“, sagt Andreas stolz.<br />
Neben Deutschland, Österreich und der Schweiz ist man unter anderem<br />
in Brasilien aber auch in den USA sehr stark vertreten.<br />
Auch nach 30 Jahren Markenhistorie steht hinter all dem die<br />
Familie Irlbacher. Zum Abschluss unseres Rundgangs erzählt uns der<br />
Firmengründer, der Corratec heute gemeinsam mit seiner Frau Cielo<br />
leitet, wie er die diese Zeit erlebt hat. Es gibt Kaffee und Kekse, die<br />
Atmosphäre ist familiär. „Es hat sich wahrscheinlich so gut wie alles verändert<br />
– wie man Räder macht, wie man sie gestaltet oder wie man sie<br />
entwickelt“, schmunzelt er. „Was mir aber sehr stark auffällt, ist, dass<br />
das Fahrrad-Machen früher noch mehr nach Gefühl ging. Ich meine<br />
damit das Gefühl für das Fahrrad selbst. Heute passiert ja doch fast<br />
alles am Computer“, so Irlbacher. Eine Sache ist für ihn aber immer<br />
noch gleichgeblieben: „Um am Markt zu bestehen, muss man immer<br />
fünf Jahre in die Zukunft denken – und eben erahnen, was die Kunden<br />
wollen.“ Vor allem das Thema E-Mountainbike werde man deshalb in<br />
den kommenden Jahren weiter forcieren, erklärt er uns. Schon jetzt seien<br />
über 30 Prozent der verkauften Fahrräder E-Bikes, so Irlbacher, der<br />
zugleich aber auch versichert, dass man die sportiven Mountainbiker<br />
niemals aus den Augen verlieren werde. Dazu passt, dass man kürzlich<br />
eine Partnerschaft mit dem UCI Pro-Team „Pro Mountainbike Racing<br />
Team“ abgeschlossen hat: „Der Sport gehört zu unserer Markenidentität“,<br />
sagt der Gründer, der selbst begeisterter Biker ist und mehrere<br />
Tausend Kilometer Rad im Jahr fährt. Die Trails rund um Raubling<br />
kennt Irlbacher dementsprechend in- und auswendig.<br />
Born in Bavaria – das im Eingangsbereich hängende Motto, bekräftigt<br />
Irlbacher zum Abschluss unseres Besuchs, soll in jedem Fall<br />
auch in den kommenden Jahren Bestand haben. Auch wenn er mittlerweile<br />
dabei ist, die Geschäfte an seine Kinder zu übergeben: Sohn<br />
Johannes kümmert sich um die kaufmännische Leitung, Sohn Konrad<br />
junior hat vor Kurzem die Einkaufsleitung übernommen und Tochter<br />
Tessa ist seit letztem Jahr Geschäftsführerin des angegliederten<br />
Iko-Sportfachhandels. Das Herz von Corratec – einer Firma, die sich<br />
in den letzten drei Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Radmarken<br />
Deutschlands entwickelt hat – wird also noch lange im oberbayerischen<br />
Raubling schlagen. Dort, wo die Trails direkt vor der Haustür sind.<br />
Mitten im perfekten Bikerevier.<br />
Text Werner Müller-Schell Bild Andreas Meyer<br />
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SCHAUFENSTER<br />
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ADVERTORIAL<br />
SCHAUFeNsTEr<br />
1. BIKEFESTIVAL FREIBURG<br />
Bereits zum siebten Mal findet am letzten Aprilwochenende das Bikefestival Freiburg im Herzen der in<strong>of</strong>fiziellen<br />
„Mountainbike-Hauptstadt“ Deutschlands statt. Wir freuen uns schon jetzt wieder auf das sympathische Festival,<br />
das Biker jeden Alters und aller Facetten zusammenbringt. Neben der Ausstellermesse mit vielen Testbikes werden<br />
kostenlose Fahrtechnikworkshops und Contests geboten. Am Abend feiern dann alle bei der legendären Riders Party.<br />
Datum 26. bis 28.04.<strong>2019</strong> www.bikefestival-freiburg.com<br />
2. TRAIL TROPHY<br />
Es gibt etwas zu feiern! Seit zehn Jahren lockt die Trail Trophy Latsch Biker auf die beliebten Vinschgauer Trails.<br />
Somit erwartet dich Ende Mai nicht nur ein spannendes Rennen, sondern auch eine fette Geburtstagsparty.<br />
Der Startschuss der Rennserie fällt jedoch im Harz, dicht gefolgt von Latsch, Breitenbrunn und St. Caterina.<br />
Mitte August treten dann die über 350 Teilnehmer zum Finale der Trail Trophy in Flims-Laax an.<br />
Datum Harz 11. bis 12.05.<strong>2019</strong>, Latsch 24. bis 26.05.<strong>2019</strong>, Breitenbrunn 15. bis 16.06.<strong>2019</strong>,<br />
St. Caterina 05. bis 07.07.<strong>2019</strong>, Flims-Laax 16. bis 18.08.<strong>2019</strong> www.trailtrophy.eu<br />
3. CYCLUS SNAP.IN<br />
Der Werkzeugspezialist aus Erfurt hat mit snap.in ein multifunktionales Set für die Fahrradwerkstatt entwickelt.<br />
Der „Halter“ lässt sich mit über 30 verschiedenen Einsätzen bestücken. Eine Vielzahl von Innenlagern oder Cassetten<br />
kann damit montiert bzw. demontiert werden. Die Liste an möglichen Werkzeugvarianten ist lang und wird ständig für<br />
aktuelle Bedürfnisse weiterentwickelt. Das snap.in System garantiert durch die Führungen ein sicheres Arbeiten<br />
und gewährleistet einen 100prozentigen Formschluss. Weiteres snap.in Zubehör wie z.B. Fräswerkzeuge sowie<br />
Einpresser können separat erworben werden.<br />
Preis 1.110 Euro www.cyclus-tools.eu www.ra-co.de<br />
4. BOLD UNPLUGGED VOLUME 2<br />
Pünktlich zur neuen Bikesaison betritt das Unplugged Volume 2 die Bühne – mit 150 Millimeter Federweg am Heck<br />
und wahlweise 150 oder 160 Millimeter an der Front. Der Lenkwinkel lässt sich dank Vario Tec im Bereich von 66,9 bis<br />
64,1 Grad einstellen. Der Hinterbau ist ebenfalls in vier verschiedenen Positionen einstellbar und erlaubt die Aufnahme<br />
von 27,5 und 29 Zoll-Laufrädern. Im Vergleich zum Vorgängermodell ist der Hinterbau kürzer und das Tretlager tiefer.<br />
Preis 4.200 bis 8.865 Euro www.boldcycles.com<br />
5. CANNONDALE HABIT CRB 1<br />
Das neue Cannondale Habit CRB 1 ist mit allem ausgestattet, was ein Trailbike von heute braucht: flache Geometrie,<br />
130 Millimeter Federweg und 29 Zoll-Reifen mit dem passenden „Flipchip“ zur Umstellung auf 27,5 Zoll Plus-Reifen.<br />
Das Herzstück der Trail-Performance ist jedoch das Fahrwerksdesign „Proportional Response“, bei dem nicht einfach<br />
Stack- und Reach-Maße an die unterschiedlichen Rahmengrößen angepasst werden, sondern auch fahrerspezifisch<br />
die Drehpunkte der Dämpfung für jede Rahmengröße.<br />
Preis 6.999 Euro www.cannondale.com<br />
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SCHAUFENSTER<br />
1. HOPE HB.160<br />
„Designed, tested and manufactured in Barnoldswick, UK“ – das zeichnet die Edelschmiede Hope aus. Davon pr<strong>of</strong>itiert<br />
auch das eigens entwickelte 27,5 Zöller-Endurobike HB.160, bei dem der Monocoque Hauptrahmen von Hand laminiert<br />
wird. Für <strong>2019</strong> gibt es eine ordentliche Erweiterung der Ausstattungsmöglichkeiten; angefangen bei einer Sram X01<br />
Eagle Schaltgruppe über Carbon Laufräder, Öhlins Fahrwerk und Fox Stahlfederbein bis hin zum Ton in Ton Decal-Set –<br />
passend zu den sieben Farboptionen. Möglich macht dies ein Konfigurator auf der Webseite.<br />
Preis 8.000 Euro www.hopetechhb.com<br />
2. SKS MONKEYBOTTLE<br />
Die MonkeyBottle passt auch an kleine Fahrradrahmen und lässt sich ganz einfach befestigen und wieder entfernen.<br />
Dank starker Magnete sitzt die Flasche auch auf ruppigen Passagen sicher in der minimalistischen Halterung.<br />
Die Flasche wird durch eine leichte Drehung zur Seite entnommen und rastet durch die Magnetanziehung selbständig<br />
wieder ein. Die Trinkflasche selbst fasst 600 Milliliter.<br />
Preis 34,99 Euro www.sks-germany.com<br />
3. MTB FESTIVAL ACHENSEE<br />
Die Räder rollen auch beim MTB Festival Achensee. Pr<strong>of</strong>is, Hobbysportler samt Familie, Schaulustige – hier kommt<br />
jeder auf seine Kosten. Der Marathon wartet mit steilen Auffahrten, belohnt aber mit großartiger Aussicht über den<br />
See. Wer es eher gemütlicher angehen will, schließt sich der E-Mountainbike-Genussrunde an. Premiere feiert das<br />
Gravel-Kini. Bei diesem Rennformat werden die ersten Punkte bereits durch die Anreise mit dem Fahrrad gesammelt,<br />
Samstag folgt dann der Gravel-Ride über 56 Kilometer. Spannung pur!<br />
Datum 25. bis 26.05.<strong>2019</strong> www.<strong>mtb</strong>-festival.de<br />
4. SALZKAMMERGUT TROPHY<br />
Österreichs größtes und härtestes Mountainbike-Event lockt auch in diesem Jahr wieder mehr als 5.000 Sportler aus<br />
über 40 Nationen nach Bad Goisern. Bereits um 5 Uhr morgens stehen am Samstag Pr<strong>of</strong>is und hartgesottene Amateure<br />
an der Startlinie. 210 Kilometer und 7.119 Höhenmeter liegen vor ihnen. Aber keine Sorge: Für Spätaufsteher und<br />
alle, die es etwas gemütlicher angehen wollen, stehen kürzere Distanzen und weitere Rennformate auf dem Programm.<br />
Datum 12. bis 14. Juli <strong>2019</strong> www.salzkammergut-trophy.at<br />
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1. SCOTT TRAIL FLOW DRI<br />
Das Kurzarmshirt besteht aus Drirelease, einem Gemisch aus Polyester und Baumwolle. Das Material zeichnet sich<br />
durch eine schnelle Ableitung von Schwitzfeuchtigkeit von innen an die Gewebeoberfläche aus, wo sie verdunsten<br />
kann. Mesh-Einsätze am Rücken verbessern zusätzlich die Belüftung und verlängern so laut Hersteller das Frische-<br />
Gefühl auf <strong>Tour</strong>. Der etwas verlängert geschnittene Rücken ist auf die Sitzposition beim Radeln angepasst.<br />
Preis 39,95 Euro Gewicht 160 g www.scott-sports.com www.sportscheck.com<br />
2. SCOTT TRAIL VERTIC<br />
Die Bikeshorts bestehen aus einem robusten, dauerhaft wasserabweisend behandelten Polyester-Gewebe, das zudem<br />
vor UV-Strahlung schützt (Lichtschutzfaktor 50+). Klettverschlüsse regulieren den Bund in der Weite. Die stretchige<br />
Innenhose mit Sitzpolster lässt sich entnehmen. Zwei Reißverschlusstaschen und eine Innentasche aus Mesh bieten<br />
Platz für Schlüssel, Smartphone oder Riegel.<br />
Preis 79,95 Euro www.scott-sports.com www.sportscheck.com<br />
3. SWEET PROTECTION BUSHWHACKER<br />
Die Besonderheit des Bushwhacker: Die stabile In Mold-Helmkonstruktion besteht aus fünf unterschiedlich geformten<br />
Schalenelementen. Dadurch lässt sich der Helm individuell an die Kopfform anpassen. Für die nötige Ventilation wurden<br />
13 Lufteinlässe angebracht. Ein Drehrad und ein verstellbarer Kinnriemen justieren die Weite.<br />
Preis 189,95 Euro Gewicht 320 g www.sweetprotection.com www.sportscheck.com<br />
4. SWEET PROTECTION BEARSUIT KNEE GUARD<br />
Der Bearsuit ist der leichteste und dünnste Knieprotektor im Sortiment der norwegischen Firma Sweet Protection.<br />
Die anatomische 3D-Form erhöht den Tragekomfort, das Silikon-Band am Innensaum sorgt für einen rutschfreien Sitz.<br />
Als stoßdämpfendes Material dient ein viskoelastischer SAS-TEC Schaumst<strong>of</strong>f.<br />
Preis 69,95 Euro Gewicht 105 g (Größe L) www.sweetprotection.com www.sportscheck.com<br />
5. EVOC FR TRAIL BLACKLINE<br />
Der FR Trail Blackline vereint Sicherheit mit guter Belüftung: Der Rucksack ist mit einem Liteshield-Rückenprotektor<br />
ausgestattet, der etwa 95 Prozent der Aufprallenergie absorbiert. Gleichzeitig kann Luft durch einen großen, mittigen<br />
Belüftungskanal und kleinere seitliche Belüftungskanäle zirkulieren. Der Rucksack hat ein Füllvolumen von 20 Litern.<br />
Im Inneren befindet sich eine Aufnahme für die Trinkblase, an der Front ein separates Werkzeugfach.<br />
Preis 199,95 Euro Gewicht 1.300 g www.evocsports.com www.sportscheck.com<br />
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ARAGONIEN<br />
auf hisTorIschen PfAdEn iN aRAgoNien / spaNiEn<br />
RUND UM AÍNSA AM FUSS DER SPANISCHEN PYRENÄEN HABEN DIE ENGAGIERTEN BIKER DER „ZONA ZERO“ DIE SEIT DER<br />
LANDFLUCHT ÜBERWUCHERTEN PFADE VON DER NATUR ZURÜCKEROBERT. TECHNISCH VERSIERTE FAHRER DÜRFEN SICH<br />
HIER AUF EIN 1.200 KILOMETER GROSSES WEGENETZ FREUEN – DAVON SATTE 46 PROZENT AUF SINGLETRAILS.<br />
DAS BIKE-REVIER IST VERMUTLICH DAS BESTE AUF DER GESAMTEN IBERISCHEN HALBINSEL!<br />
Etwas nervös rutscht Rafa Sanchez bei der Pause im Garten<br />
einer einfachen Bodega auf seinem Plastikstuhl herum<br />
und schaut verstohlen auf sein Smartphone. „Qué pasa?“ –<br />
„Was ist los?“, fragen wir ihn. Endlich rückt er mit der Sprache<br />
heraus: Er hat für den Nachmittag Freunde zu einer<br />
Paella-Party in sein Haus eingeladen. Und die soll in einer<br />
knappen Stunde beginnen. Und ja, eigentlich hatte er erwartet,<br />
dass er um diese Zeit schon längst frisch geduscht<br />
ist und Meeresfrüchte in den gelben Reis rührt. „Ich konnte<br />
ja nicht ahnen, dass ihr sooo viele Foto-Stopps machen<br />
wollt“, sagt er entschuldigend. Ja, und wir konnten nicht<br />
wissen, dass es hier sooo viele spannende Motive und<br />
Trails gibt. Wir lachen – halb so schlimm! Per Handy erklärt<br />
Rafa seinem Bruder und dessen Frau, welche Vorbereitungen<br />
für die Party noch zu treffen sind. Spanier sein,<br />
das heißt auch improvisieren können und nicht alles so<br />
todernst nehmen wie wir „alemanes“. Wir sind froh, dass<br />
Rafa keinen Stress macht. Denn die Trails an den Hängen<br />
der Peña Montañesa, dem fast 2.300 Meter hohen Bergmassiv,<br />
das über Aínsa thront, haben es in sich: Knackige<br />
Spitzkehren und schnelle Passagen, Wurzeln und Geröll im<br />
Wechsel fordern unsere volle Aufmerksamkeit und würden<br />
Fahrfehler nicht verzeihen. Nach dem heil überstandenen<br />
Rodeo schmeckt die erste Runde Paella doppelt gut. Als<br />
der größte Hunger gestillt ist, findet Rafa Zeit, uns ausführlicher<br />
zu erklären, was es mit der Zona Zero auf sich hat<br />
und wie sie entstanden ist. Die Wortschöpfung klingt nämlich<br />
schon sehr geheimnisvoll. Man denkt unwillkürlich an<br />
Nukleartests oder den „Ground Zero“ in Manhattan. „No,<br />
no“, sagt Rafa lachend. „Unser Punkt Null ist Aínsa. Und<br />
um diesen legt sich kreisförmig das Trail-Netz, das wir aufgebaut<br />
haben.“ Dass dafür gerade hier in Aragonien die<br />
Voraussetzungen perfekt sind, hat eigentlich einen nicht<br />
so schönen Hintergrund: „Im 18. Jahrhundert, als die Region<br />
wirtschaftlich aufblühte, entstanden überall Pfade zwischen<br />
den Dörfern, Höfen und Weidegründen, auf denen<br />
die Bauern ihre Feldfrüchte und Tiere zum Markt auf die<br />
Plaza Mayor in Aínsa brachten“, erklärt der Local. In den<br />
1950er Jahren, während der Diktatur Francos, zogen dann<br />
viele Menschen in die Städte, um in der Industrie Arbeit zu<br />
finden. Es setzte eine extreme Landflucht ein, die „Landeier“<br />
in der Sobrarbe genannten Region wurden immer<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 125
GESCHICHTEN<br />
Günter Kast<br />
Fast wie im Park: Tatsächlich sind die Trails an den Hängen der Peña Montañesa, dem fast 2.300 Meter hohen Bergmassiv, das über Aínsa thront, alle auf natürliche Art und<br />
Weise entstanden – "shaped by nature" sozusagen.<br />
weniger. Heute leben rund um Aínsa nur noch 7.000 Leute auf 2.200<br />
Quadratkilometern – das Land ist damit so dünn besiedelt wie einige<br />
Teile der Sahara. „Die Vegetation holte sich die alten Wege zurück, die<br />
kaum noch jemand nutzte, ganze Dörfer wurden aufgegeben“, erzählt<br />
Rafa. Wo früher Tiere und Menschen unterwegs waren, machten sich<br />
wieder Macchia und dornige Büsche breit. Es waren Einheimische wie<br />
er, die das nicht länger akzeptieren wollten. Vor etwa acht Jahren setzte<br />
sich Rafa mit fünf anderen leidenschaftlichen Bikern und Hoteliers<br />
aus Aínsa zusammen. Er selbst hatte das „Hotel Sanchez“ von seinem<br />
Vater übernommen. Und er wollte, dass es eine Zukunft hat, gut belegt<br />
ist. Nicht nur mit Wanderern, die auf dem Weg in den Nationalpark<br />
Ordesa y Monte Perdido hier für eine einzige Nacht Station machen.<br />
Sondern mit Gästen, die länger bleiben. Gemeinsam beschlossen sie<br />
die „Reconquista“, die Rückeroberung der alten Wege – so wie einst<br />
die christlichen Regenten die Iberischen Halbinsel aus der islamischen<br />
Herrschaft zurückgewannen. Mit von der Partie waren Rafas Kumpel<br />
Jorge und Angel, der in Aínsa ein Sportgeschäft betreibt. Hinzu stießen<br />
Bike-Cracks wie die beiden jungen Argentinier Martín und Matti,<br />
die in der Sobrarbe Wurzeln geschlagen und längst mit einheimischen<br />
Frauen Familien gegründet hatten. Gemeinsam zogen sie los, „bewaffnet“<br />
mit Motorsägen, Spaten und Harken. Die „Reconquista“ hinterließ<br />
Kratzer in ihren Gesichtern, sorgte für blaue Flecken und marode Wirbelsäulen.<br />
Aber sie war erfolgreich. Heute umfasst die Zona Zero ein<br />
Netzwerk von nahezu 1.200 Kilometern an Bikewegen – viele davon<br />
sind ausgeschildert, für die anderen gibt es GPS-Daten zum Download.<br />
Ob es wirklich so viele Kilometer sind, konnten wir nicht überprüfen.<br />
Einige der Loops überschneiden sich wahrscheinlich. Fakt aber<br />
ist: Es gibt mehr als 60 <strong>of</strong>fizielle Enduro-Routen – und allein die reichen<br />
aus, um acht Wochen Bike-Urlaub zu füllen, ohne einen Pfad<br />
zweimal zu fahren. Das Beste aber: 46 Prozent davon sind Singletrails!<br />
Passionierte Biker finden hier ein wahres Paradies. Weder gibt es eine<br />
Zwei Meter-Regel wie in Baden-Württemberg, noch eine Privatwegehaftung,<br />
die einem in Österreich sogar das Befahren von Forstwegen<br />
verleidet. Inzwischen hat sich das flächendeckend herumgesprochen<br />
– bei den Spaniern selbst, aber auch bei den Franzosen, die auf der<br />
anderen Seite der Pyrenäen leben, zum Beispiel in Toulouse. Als wir<br />
am darauffolgenden Nachmittag von unserer <strong>Tour</strong> nach Aínsa zurückkehren,<br />
können wir uns davon ein Bild machen. Vor den Kneipen und<br />
Tapas-Bars stehen unzählige Boliden mit mindestens 160 Millimeter<br />
Federweg. Ihre Besitzer haben Full Face-Helme und Protektoren lässig<br />
auf den Tischen abgelegt, spanische und französische Wortfetzen<br />
wehen uns um die Ohren. Ab und zu fährt ein Allrad-Bus durch die<br />
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<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ARAGONIEN<br />
Sandra Urbaniak<br />
"Ghost Town" – an den Ausläufern der Pyrenäen gibt es zahlreiche verlassene Dörfer. Die Jungen sind längst in die Städte abgewandert. Der Mountainbike-<strong>Tour</strong>ismus könnte<br />
die Gegend wiederbeleben und neue Jobs bringen.<br />
Straße, auf dessen Trailer Enduro-Räder in höhere „Etagen“ geshuttelt<br />
werden. „2016 hatten wir in und um Aínsa mehr als 50.000 Mountainbike-Übernachtungen.<br />
Rund fünf Millionen Euro Umsatz hängen<br />
inzwischen daran“, freut sich Rafa. „Viele lokale Geschäfte, Bars, Restaurants<br />
und Übernachtungsbetriebe pr<strong>of</strong>itieren davon.“ Die <strong>of</strong>fizielle<br />
Website des Projekts hatte im Vorjahr mehr als 115.000 Besucher. Die<br />
Zona Zero-Macher sind in den sozialen Netzwerken aktiv, ihre You-<br />
Tube-Filme werden von Fans regelmäßig geklickt.<br />
Einen richtig großen Sprung nach vorne gab es noch einmal, als<br />
2015 die Enduro World Series hier Station machte und die Zona Zero<br />
den Pinkbike Award für das beste Enduro-Rennen des Jahres kassierte.<br />
An den drei Renntagen kamen 4.000 Besucher. Das alles klingt fast<br />
zu schön, um wahr zu sein. Und deshalb schüttet Rafa jetzt wenigstens<br />
einen kleinen Wermutstropfen in den süßen Wein. Nein, mit den<br />
Wanderern gebe es überhaupt keine Konflikte. Die seien meist weiter<br />
oben in den Pyrenäen im Nationalpark unterwegs, der für Stollenreifen<br />
tabu ist. Aber den „cazadores“, den Jägern, seien die vielen Biker hier<br />
schon ein Dorn im Auge. Vor allem im Herbst, wenn zur Jagd auf die<br />
Wildschweine geblasen wird. Aber: Wenn beide Seite willig seien, finde<br />
man auch Lösungen. Als Zeichen und Geste hätten sie das für diesen<br />
Herbst angesetzte Rennen verschoben. Jetzt gehe es wieder friedlich<br />
zu. Sensibel umgehen müsse man auch mit den vielen Wegkreuzen<br />
auf den Pfaden. Viele wurden im Spanischen Bürgerkrieg zur Erinnerung<br />
an exekutierte Republikaner errichtet, die sich in den Tälern der<br />
Pyrenäen versteckt hielten. „Da kann man nicht einfach so einen Zona<br />
Zero-Wegweiser hin nageln“, erklärt Rafa.<br />
Anderntags sind wir mit Angel, dem Sportladen-Chef aus Aínsa,<br />
und dessen Kumpel Jesus unterwegs. Angel hat einen seiner drei Dalmatiner<br />
mitgebracht, der es kaum erwarten kann, bis es losgeht. Und<br />
Jesus kreuzt mit seinem klapprigen Renault 4 auf, in dessen kleinen<br />
K<strong>of</strong>ferraum er sein Rad gefaltet hat. Er sei etwas müde, entschuldigt er<br />
sich. Er habe morgens um zwei noch schnell ein Kalb zur Welt bringen<br />
müssen. Und deshalb fahre er heute lieber mit seinem neuen E-Mountainbike.<br />
Wir blicken skeptisch, denn für Pedelecs fühlen wir uns wahrlich<br />
noch zu jung. Keine Stunde später blicken wir voller Neid auf Jesus‘<br />
Elektro-Moped. Denn ein Zona Zero-Loop findet eben zum großen Teil<br />
auf Singletrails statt – und zwar auch bei den Uphills. Die Wege wurden<br />
früher so angelegt, dass man sie auch mit Pferden und Ochsen in beide<br />
Richtungen begehen und befahren konnte. Das ist zwar viel kurzweiliger<br />
als ein Forststraßen-Anstieg, aber auch verdammt anstrengend. Mit<br />
Maximalkraft pressen wir steile Stufen und Rampen hinauf. Im Prinzip<br />
ist kaum ein Meter der Route unfahrbar, aber es ist einfach extrem<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 127
GESCHICHTEN<br />
Günter Kast<br />
BIER TRINKEN - UND DAMIT ETWAS GUTES TUN? VON JEDEM GLAS TRONZADORA, DAS DIE LOKALE BRAUEREI<br />
CERVEZA RONDADORA VERKAUFT, SPENDIERT SIE ZEHN PROZENT AN ZONA ZERO FÜR DIE PFLEGE DER TRAILS.<br />
DESHALB HEISST DAS BIER AUCH TRONDAZORA - MOTORSÄGE.<br />
hart. Jesus tut sich da leichter, aber fairerweise muss man sagen,<br />
dass die Uphills auch mit E-Antrieb technisch nicht ohne sind. Nur<br />
Angel scheint das alles nichts auszumachen. Mit seinen 54 Jahren<br />
ist er eine echte Maschine. Jesus erzählt uns, dass Angel früher<br />
eine Kajakschule besaß und selbst ein echter Wildwasser-Crack<br />
war, der sogar an Pr<strong>of</strong>i-Rennen teilnahm. Als ein Kind bei einer<br />
<strong>Tour</strong> mit einem seiner Guides ertrank und er das Opfer selbst aus<br />
dem Wasser bergen musste, hörte er von heute auf morgen auf und<br />
verkaufte den Betrieb.<br />
Dass Angel ein klasse Typ und ein sensibler Kerl ist, hätten wir<br />
auch so gemerkt. Er führt uns in verlassene Dörfer, in deren Ruinen<br />
noch alte Weinpressen stehen. In einer kleinen Kapelle zeigt er<br />
uns die Ahnengalerie eines dieser Weiler. Die Alten sind längst tot,<br />
die Jungen in die Städte gezogen, nach Saragossa, nach Huesca.<br />
Alles wirkt aus der Zeit gefallen. Wir begegnen keiner Menschenseele,<br />
keinen anderen Bikern, keinen Wanderern, keinen Jägern.<br />
Wir merken: Je weiter wir uns von Aínsa, vom Epizentrum wegbewegen,<br />
desto einsamer wird es. So allmählich begreifen wir, was<br />
mit Zona Zero wirklich gemeint ist. Die folgenden Tage beweisen,<br />
wie abwechslungsreich diese „Zona“ ist: Mal fahren wir Rollercoaster<br />
über mit Schiefer-Splittern bedeckte Hügel, die an die Terres<br />
Noires der Provence erinnern. Dann cruisen wir mit Martín am<br />
Steilufer des Lago Mediano entlang, einem der größten Stauseen<br />
im Norden Spaniens, der unter anderem vom Rio Cinca gespeist<br />
wird, der durch Aínsa fließt. Angel führt uns vom idyllischen Dorf<br />
Linés auf eine <strong>Tour</strong>, bei der man nicht nur tolle Blicke in die schneebedeckten<br />
Pyrenäen bis zum gut 3.300 Meter hohen Monte Perdido<br />
genießt, sondern tatsächlich auf echten Fossilien fährt. Diese<br />
„Nummuliten“ stammen von Einzellern und sind Zeugen eines<br />
gigantischen Ur-Ozeans. Das Driften auf den münzgroßen Steinlinsen<br />
ist ein Riesenspaß und ein völlig neues Fahrerlebnis. Angel<br />
meint mit einem Grinsen: „Zum Glück waren es nur Einzeller. Wären<br />
hier Dinosaurier einbetoniert, müssten wir jetzt ziemlich hohe<br />
Bunny-Hops üben.“ Auf der Fossilien-<strong>Tour</strong> mit Angel erleben wir<br />
eine trockene Mittelgebirgslandschaft mit tief eingeschnittenen<br />
Canyons, die in Spanien Barrancos heißen. Die Szenerie erinnert<br />
an die Mesas in Utah oder Arizona. In den Schluchten durchfahren<br />
wir glasklare Bäche, die zum Baden einladen. Angel zeigt uns Höhlen,<br />
in denen sich im Bürgerkrieg die Widerständler versteckten<br />
und später die Bauern illegal Schnaps brannten. Es ist eine neue,<br />
unbekannte Welt, die sich uns erschließt. Anderntags geht es zwei<br />
Etagen höher – in die alpinen Gefilde der Pyrenäen nahe dem Dorf<br />
Plan. Wer will, kann hier 1.500 Höhenmeter am Stück hinaufkurbeln.<br />
Oder sich shutteln lassen, so wie wir. Zum einsamen Bergsee<br />
Ibón de Plan ist es dann nur noch eine halbe Stunde auf einem<br />
Wurzelpfad. Wir fahren über Schneereste, genießen den Blick auf<br />
die schr<strong>of</strong>fen Gipfel. Freuen uns auf den schier endlosen Downhill<br />
mit 100 Prozent Singeltrail-Anteil. Atmen den harzigen, würzigen<br />
Duft der Kiefern ein. Am Ende unserer Woche in der „Null-Zone“<br />
sitzen wir etwas erschöpft auf der Terrasse von Rafas Hotel in Aínsa.<br />
Der Hausherr entdeckt uns – und stutzt. Warum wir noch immer<br />
dieses Estrella-Bier trinken, fragt er uns. Dann bringt er uns zwei<br />
frische Gläser, gefüllt mit einem ziemlich dunklen Gerstensaft. Auf<br />
den Gläsern steht: „Tronzadora, Amber Lager, Zona Zero Official<br />
Beer“. Es sieht verführerisch aus, aber wir verstehen den Zusammenhang<br />
nicht. Rafa klärt uns auf: „Es stammt von unserer lokalen<br />
Brauerei Cerveza Rondadora. Von jedem Glas Tronzadora, das sie<br />
verkauft, spendiert die Brauerei zehn Prozent an Zona Zero für die<br />
Pflege unserer Trails. Deshalb heißt es Tronzadora – Motorsäge.“<br />
Tja, und jetzt erst kapieren wir auch, warum die Zapfsäule an der<br />
Bar die Form einer Motorsäge hat! Saufen für die Trails – kein Wunder,<br />
dass die hier ein so riesiges Wegenetz haben!<br />
Text Günter Kast Bild Harookz/Specialized<br />
128<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ARAGONIEN<br />
OBEN Die Trails der Zona Zero bieten viel Abwechslung - technische Passagen wechseln sich mit schnellen Abschnitten ab. UNTEN Milde Temperaturen im Frühling und Herbst<br />
garantieren eine lange Mountainbike-Saison - selbst wenn in den Hochlagen Schnee liegt.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 129
GESCHICHTEN<br />
Günter Kast<br />
130<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
ARAGONIEN<br />
Aínsa<br />
SPANIEN<br />
Madrid<br />
ARAGONIEN<br />
SARAGOSSA<br />
INFORMATIONEN<br />
Die Region<br />
Aragonien oder Aragon ist eine autonome Gemeinschaft im<br />
Nordosten Spaniens. Sie grenzt im Norden am Hauptkamm<br />
der Pyrenäen an Frankreich, im Osten an Katalonien, im<br />
Südosten an Valencia und im Westen an Kastilien-La<br />
Mancha, Kastilien und León, La Rioja sowie Navarra.<br />
Hauptstadt ist Saragossa. Das Gebiet der heutigen autonomen<br />
Gemeinschaft entspricht dem früheren Königreich<br />
Aragonien, das seinen Namen dem Rio Aragón verdankte.<br />
<strong>Tour</strong>ismus-Infos<br />
www.ordesasobrarbe.com<br />
www.pirineoturismo.com<br />
www.villadeainsa.com<br />
www.spain.info/de<br />
Anreise<br />
Mit dem Flugzeug nach Barcelona. Von dort entweder<br />
weiter mit dem Mietwagen oder mit Zona Zero einen<br />
Abhol-Service vereinbaren. Für eine größere Gruppe aus<br />
Süddeutschland lohnt sich eventuell auch die Anreise mit<br />
einem Kleinbus. Vor Ort braucht man nicht zwingend ein<br />
Auto, in Aínsa lässt sich alles zu Fuß oder mit dem Bike<br />
erledigen.<br />
Zona Zero<br />
www.zonazeropirineos.com<br />
Unterkunft<br />
Aínsa bietet zahlreiche Unterkünfte für Biker in jeder Preisklasse,<br />
Kontakte auf der Website von Zona Zero. Wir haben<br />
in Rafas Hotel gewohnt (www.hotelsanchez.com):<br />
abschließbarer Bike-Keller mit Werkzeug, tolles Frühstücksbuffet,<br />
dreigängige Menüs am Abend, Tronzadora-Bier<br />
und immer viele Locals auf der Terrasse!<br />
Bike-Shop<br />
Angels Intersport-Geschäft liegt 50 Meter neben dem<br />
Hotel Sanchez.<br />
Orientierung<br />
Im <strong>Tour</strong>ismusbüro in Aínsa erhält man die Trail-Maps mit<br />
den Routenvorschlägen sowie eine topografische Karte.<br />
Alternativ lädt man die GPS-Daten von der Zona Zero-Website<br />
herunter. Dort kann man auch Guides buchen. Das<br />
ist zwar nicht unbedingt notwendig, man erfährt bei<br />
geführten <strong>Tour</strong>en aber mehr über Land und Leute.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 131
IM FOKUS<br />
WIE SICH UNSER<br />
WETTER WANDELT<br />
EIne KOmplexe, aber Drängende Angelegenheit<br />
MAL TROCKENHEIT, MAL DAUERREGEN – KOMMT ES UNS NUR SO VOR, ODER HALTEN WETTERLAGEN IMMER LÄNGER<br />
AN? KEINE EINBILDUNG, SAGT ANTJE BORNHAK. DIE GEOGRAFIN UND KOORDINATORIN IM BUNDESLEHRTEAM DES DAV<br />
BESCHÄFTIGT SICH BERUFLICH MIT DEN AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS. DIE BETREFFEN SELBSTVERSTÄNDLICH<br />
AUCH UNS BIKER, NICHT NUR BEI DER TOURENPLANUNG.<br />
Die <strong>Tour</strong>enplanung für das Wochenende beginnt<br />
bei vielen von uns mit der Wetter-App auf dem<br />
Smartphone: Doch während uns von Montag<br />
bis Freitag die Sonne angrinst, verzieht sie sich<br />
rechtzeitig zum Samstag hinter einer Regenwolke.<br />
Wie schon am vergangenen Wochenende<br />
und dem davor und dem davor. Woher<br />
kommt diese „Ungerechtigkeit“?<br />
In der Wettervorhersage wird von zonaler<br />
Wetterlage, Islandtief und Azorenhoch gesprochen.<br />
Das sei gut so, denn das sei unser ganz<br />
normales Wetter. Nicht für mich! Da lobe ich<br />
mir den letzten Sommer mit seinem lang anhaltenden<br />
Hoch über weiten Teilen Europas.<br />
Lediglich der Urlaub im Süden hat nicht ganz<br />
das gehalten, was er erwarten ließ … Mal im<br />
Ernst: Spielt das Wetter verrückt oder sind wir,<br />
bester Hightech-Bekleidung zum Trotz, sensibler<br />
geworden? Was ist dran am Klimawandel?<br />
Beeinflussen wir wirklich unser Wetter?<br />
Wo entsteht das Wetter?<br />
Um das Wetter zu verstehen, müssen wir den<br />
Blickwinkel weiten, ab und an die Perspektive<br />
ändern und vor allem unsere grauen Zellen<br />
reanimieren. Wo und wie entsteht eigentlich<br />
unser Wetter? Folgt man den Satellitenanimationen<br />
in der Wettervorhersage für Europa,<br />
wehen meist grau-weiße Wolkenschleier von<br />
links oben nach rechts unten oder von links<br />
unten nach rechts oben über die Karte – also<br />
grob von West nach Ost. Meteorologen erklären,<br />
das sei die Zone, in der polare Kaltluft auf<br />
subtropische Warmluft trifft. Die Luftmassen<br />
versuchen sich zu vermischen; aufgrund des<br />
unterschiedlichen Energie- und Feuchtegehaltes<br />
geht das jedoch nicht ganz harmonisch,<br />
sondern mit viel Dynamik vonstatten. Einer<br />
Dynamik, deren Zeuge – und manchmal eben<br />
auch Leidtragende – wir weiter unten auf der<br />
Erde sind.<br />
Aber warum ist es an den Polen kalt und<br />
in den Tropen warm? Unsere Energiequelle<br />
ist bekanntlich die Sonne. Deren kurzwellige<br />
Strahlung trifft je nach Jahreszeit in unterschiedlichem<br />
Winkel auf die Erdoberfläche. Je<br />
steiler der Winkel, also je höher der Sonnenstand,<br />
desto größer ist die Strahlungsenergie.<br />
Somit gelangt grundsätzlich mehr Energie pro<br />
Fläche zum Äquator und weniger bis temporär<br />
gar keine an die Pole. Wir wollen uns hier aber<br />
nicht um alle Details wie Reflexion, Absorption<br />
und Energieumwandlung von kurzwelliger<br />
in langwellige Strahlung kümmern, sondern<br />
nehmen einfach nur zur Kenntnis: Der Energie-<br />
Input ist ungleichmäßig verteilt. Und weil<br />
das Wesen der Natur der Gleichgewichtszustand<br />
ist, bemüht sich die Atmosphäre um<br />
Ausgleich. Wie geschildert, spielt sich dieser<br />
Luftmassenaustausch in der Atmosphäre genau<br />
über uns ab. Damit sind wir fast tagtäglich<br />
Zeugen der Hochzeit kalter und warmer,<br />
feuchter und trockener Luftmassen in unterschiedlichen<br />
Kombinationen – und das macht<br />
die Sache so spannend und jedes Mal einzigartig.<br />
Wie jede Beziehung folgt auch diese hier<br />
bestimmten Mustern. Ein großes Muster ist der<br />
Polarjetstream. Dieses polumlaufende Starkwindband<br />
in großer Höhe kennen wir von der<br />
Luftfahrt; in seinem Sog sparen Flugzeuge von<br />
West nach Ost Treibst<strong>of</strong>f. Langstreckenflüge<br />
gen Westen brauchen hingegen deutlich länger.<br />
132<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
WETTER/KLIMAWANDEL<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 133
IM FOKUS<br />
»HITZE, DÜRRE UND STARKREGEN GAB ES AUCH IN DER VERGANGENHEIT. ABER WENN ETWAS SELTENES IMMER ÖFTER<br />
PASSIERT UND DABEI AUCH STÄRKER ALS BISHER, DANN GIBT DIE STATISTIK ANTWORTEN UND SPRICHT VON TRENDS.«<br />
Der Jetstream bildet sich, grob gesagt, durch<br />
die Temperaturunterschiede zwischen Pol und<br />
Äquator und der dadurch unterschiedlichen<br />
hohen Atmosphäre. Mit der Polarfront kennzeichnet<br />
er eine Luftmassengrenze.<br />
Was passiert durch den Klimawandel?<br />
Die von uns emittierten Treibhausgase Methan<br />
und Kohlendioxid, kurz CO 2<br />
, wirken wie eine<br />
dicke Daunenjacke und halten langwellige<br />
Wärmestrahlung zurück in der Erdatmosphäre.<br />
Kurzwellige Sonnenstrahlung lassen sie<br />
aber weiterhin durch. Ein Teil dieser kurzwelligen<br />
Strahlung wird von hellen Flächen wie<br />
Schnee, Eis, Wüste oder dicken, weißen Wolken<br />
reflektiert und ungenutzt in den Weltraum<br />
zurückgesendet. Der andere Teil wird von der<br />
Erdoberfläche, der Meeresoberfläche und Teilchen<br />
in der Atmosphäre aufgenommen und in<br />
langwellige Wärmeenergie umgewandelt. Und<br />
da wir weiterhin freudig Treibhausgase emittieren,<br />
wird die uns isolierende Schicht immer<br />
dichter. Man muss also kein Prophet sein,<br />
um zu wissen, dass es damit immer wärmer<br />
wird. Aber es wird nicht überall gleichmäßig<br />
wärmer. Derzeit findet die Erwärmung an den<br />
Polen mindestens doppelt so schnell statt wie<br />
im globalen Durchschnitt. Dort war es bisher<br />
sehr kalt, das Meer gefroren, Eis reflektierte<br />
die Sonnenstrahlung. Durch die erwärmte<br />
Atmosphäre und das wärmere Meerwasser<br />
schmilzt nun immer mehr Eis. Das Meerwasser<br />
kann folglich immer mehr Sonnenenergie<br />
aufnehmen. Dieser Rückkopplungsprozess<br />
ist selbstverstärkend und kaum noch aufhaltbar.<br />
Wer glaubt, der Rückgang des arktischen<br />
Meereises betreffe nur die Eisbären, hat die<br />
Rechnung ohne den Polarjetstream gemacht.<br />
Denn dieser existiert ja nur durch die Temperaturdifferenz<br />
zwischen Pol und Äquator.<br />
Verringert sich dieser Gradient, verlangsamt<br />
sich der Polarjetstream – so wie sich ein Fluss<br />
verlangsamt, wenn er an Gefälle verliert. Und<br />
genau wie ein Fluss dann zu mäandrieren beginnt,<br />
beugt sich auch der Wind hin und her<br />
und lässt sich ablenken von regionalen Luftdruckgebilden<br />
oder großen Gebirgsketten.<br />
Träge Luftmassen, anhaltende Wetterlagen<br />
Die Folge: Unsere Hoch- und Tiefdruckgebiete,<br />
die vom Jetstream angetrieben werden,<br />
wandern zwar tapfer weiter von West nach Ost<br />
durch Europa. Aber aufgrund des schwächelnden<br />
Jetstreams verlangsamt sich dieser Prozess.<br />
Somit verharren Wetterlagen länger an<br />
einer Stelle. Außerdem – und das ist wirklich<br />
dramatisch – beobachten wir, dass immer öfter<br />
kräftige Hochs die Wanderung der Tiefs blockieren,<br />
wenn der Jetstream sehr stark mäandriert.<br />
Teilweise kommt er sogar fast völlig zum<br />
Erliegen. Tiefdruckgebiete machen dann einen<br />
großen Bogen um Mitteleuropa. Oder aber Gebirge,<br />
die als Strömungshindernisse fungieren,<br />
zwingen bei schwachen Luftdruckgegensätzen<br />
die trägen Luftmassen zum Verharren. Sie bleiben<br />
regelrecht kleben, steigen auf und regnen<br />
ab. Und regnen und regnen und regnen. Und<br />
weil sich die Druckverhältnisse so schnell nicht<br />
ändern, dauert das eben. Zugleich stellen immer<br />
wärmer werdende Wasseroberflächen wie<br />
die des Mittelmeers bereitwillig ihr Elixier zur<br />
Verfügung, das von der Atmosphäre als Wasserdampf<br />
aufgenommen und beharrlich weiter<br />
gegen die Berge geschaufelt wird.<br />
Dadurch, dass ehemals undramatische<br />
Wetterlagen lange an einer Stelle verharren,<br />
verfügen sie immer häufiger über Unwetterpotenzial.<br />
Ein Tief über Mitteleuropa hat 2017<br />
vielen den Sommer geraubt, 2018 war es ein<br />
Hoch über Skandinavien, das Teile Deutschland<br />
in eine Wüste verwandelte. Und wer sich<br />
im Februar über 20 Grad in Deutschland freut,<br />
darf bitte nicht weinen, wenn später golfballgroße<br />
Hagelkörner das Dach seines VW-Busses<br />
in einen Streuselkuchen verwandeln. Zwar<br />
ist es wissenschaftlich grundsätzlich unseriös,<br />
einzelne, unter Umständen ungeliebte Wetterereignisse<br />
ursächlich einer einzigen Tatsache<br />
zuzuschreiben, also beispielsweise die letztjährigen<br />
Wetterkapriolen dem Klimawandel.<br />
Hitze, Dürre, Stark- oder Dauerregen gab es<br />
auch in der Vergangenheit. Aber wenn etwas<br />
Seltenes immer öfter passiert und dabei auch<br />
stärker als bisher, dann gibt die Statistik Antworten<br />
und spricht von Trends. Wir kennen<br />
das: Trends kommen und gehen. Aber sie<br />
hinterlassen Spuren und verändern nachhaltig.<br />
Und nichts anderes passiert gerade<br />
mit unserem Klimasystem: Wir verändern es<br />
nachhaltig.<br />
134<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
WETTER/KLIMAWANDEL<br />
Mal Hoch, mal Tief – das ist normal. Doch durch die Abschwächung des Jetstreams verharren Wetterlagen immer länger an einer Stelle. Und während ein Tief über<br />
Mitteleuropa 2017 vielen den Sommer raubte, brachte 2018 kaum Regen. Viele Regionen in Deutschland trockneten regelrecht aus.<br />
Was bedeutet das nun für meine <strong>Tour</strong>enplanung?<br />
Für die kurzfristige <strong>Tour</strong>enplanung steht mehr<br />
das Wetter im Vordergrund. Aber wie man<br />
sieht, ist Wetter das Zusammenspiel vieler<br />
Prozesse. Die Wettermodelle werden ständig<br />
verbessert und liefern zwei Tage im Voraus<br />
wirklich hervorragende Ergebnisse. Diese Prognosen<br />
auf vier Symbole in einer App zu reduzieren,<br />
halte ich für gewagt. Wichtige Informationen<br />
und zeitliche und räumliche Details<br />
gehen hier verloren.<br />
Wie können wir uns anpassen? Geht das<br />
überhaupt?<br />
Für denkende Menschen kommt ein Leugnen<br />
des Klimawandels nicht mehr in Frage. Wir haben<br />
die Optionen, die Folgen zu mindern, uns<br />
anzupassen oder auszuwandern. Tatsächlich<br />
müssen wir uns zum einen mit Migrationsbewegungen<br />
auseinandersetzen. Und an Anpassung<br />
werden wir auch nicht vorbeikommen.<br />
Auch im Freizeitverhalten: Skifahren in Mittelgebirgen<br />
gehört schon jetzt zur Seltenheit und<br />
eine Verlängerung der Bikesaison beobachten<br />
wir ja bereits. Viel entscheidender ist es jedoch,<br />
dass wir uns sehr stark für eine Minderung<br />
des Klimakollapses einsetzen; unser bisheriges<br />
Bemühen reicht bei weitem nicht aus.<br />
Und das betrifft unsere Lebenseinstellung,<br />
unser Konsumverhalten und damit wiederum<br />
unser Freizeitverhalten. Denn wir „umweltbewussten<br />
Klimasünder“ sind Teil des Systems<br />
und damit hauptverantwortlich für die Krise.<br />
Was kann jeder Einzelne tun?<br />
Oft höre ich, dass man alleine nichts bewegen<br />
könne. Oder man sich die Lösungen von<br />
der Politik erwartet. Aber wir können wirklich<br />
mehr tun, als wir wahrhaben wollen und wir<br />
haben auch viel mehr Macht, als mancher<br />
meint. Wie wäre es, wenn aus uns Konsumenten<br />
und Verbrauchern Mitgestalter würden?<br />
Im Bioladen einkaufen, auf Fleisch verzichten<br />
… alles schön und gut, aber wir müssen größer<br />
denken. Unser Reise- und Mobilitätsverhalten<br />
ist eine Vollkatastrophe fürs Klima. Jeder sollte<br />
damit anfangen, seinen kompletten Verbrauch<br />
über Plattformen wie Atmosfair, MyClimate<br />
oder PrimaKlima zu kompensieren, quasi als<br />
eine Art Klimasteuer. Dort geht das Geld in<br />
Projekte, in denen sehr viel mehr CO2 eingespart<br />
werden kann, als es der Einzelne alleine<br />
könnte. Man kann sein Geld auf „grünen“<br />
Banken anlegen und damit nachhaltige Projekte<br />
vorantreiben, anstatt die Rüstungsindustrie zu<br />
finanzieren. Und nicht zuletzt sollte man sich<br />
gesellschaftlich engagieren. Entweder als stilles<br />
Mitglied einer Umweltorganisation – oder,<br />
indem man Menschen in seinem Umfeld zum<br />
Nachdenken anstiftet und einen Diskurs in<br />
Gang bringt. Es braucht gesellschaftliche Veränderungen<br />
– und die gilt es von jedem von<br />
uns zu gestalten!<br />
Text Antje Bornhak Bild Andreas Meyer<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 135
IM FOKUS<br />
136<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
TOURENPLANUNG<br />
<strong>Tour</strong>enplanung und NAvigation<br />
<strong>Tour</strong>enplanung und Navigation gehören zu einer <strong>Tour</strong> wie der Sprung in<br />
den See oder ins Meer am Ziel einer Alpenüberquerung. Genauso groß<br />
wie die Routenauswahl ist die Fülle an Möglichkeiten und Tools, die<br />
<strong>Tour</strong> zu planen. Wie also finde ich die für mich passende Strecke und<br />
behalte unterwegs den Überblick?<br />
Planung – Vor der <strong>Tour</strong><br />
Bei der Ausarbeitung neuer <strong>Tour</strong>en stehen vielfältige S<strong>of</strong>twarelösungen<br />
zur Verfügung. Ob kostenfreie Freeware, kostenpflichtige Pr<strong>of</strong>i-Tools<br />
oder der Online-<strong>Tour</strong>enplaner: für jeden Einsatzzweck findet sich im<br />
Internet eine Lösung. Die Planung eigener <strong>Tour</strong>en funktioniert vor allem<br />
bei Anwendung von Online-<strong>Tour</strong>enplanern sehr intuitiv. Per Klick<br />
werden Wegpunkte schnell und einfach eingefügt. Für ganz schnelle<br />
<strong>Tour</strong>en von A nach B bieten viele der Onlineportale Routinglösungen<br />
an, die eine fahrbare <strong>Tour</strong> liefern. Allerdings muss in diesen Fällen geprüft<br />
werden, ob auch wirklich alle Wege für den Radverkehr zugelassen<br />
sind – und die schönsten Hot Spots werden meist auch nicht<br />
getr<strong>of</strong>fen. Für den pr<strong>of</strong>essionellen Einsatz sind Desktop-Apps meist die<br />
bessere Lösung. Das Kartenmaterial basiert in den meisten Fällen auf<br />
kostenlosen Open Source Maps (OSM) und deckt die ganze Welt ab.<br />
Die erstellten Tracks haben GPX-Format und lassen sich per „Dragand-Drop“<br />
oder über die S<strong>of</strong>tware auf das Gerät laden. Bei solchen<br />
Lösungen ist zu beachten, dass die hinterlegten OSM-Karten nur so<br />
gut sind, wie sie von der Community gepflegt werden. Fahre ich in eine<br />
Region, die touristisch kaum erschlossen oder in der Biken weniger<br />
populär ist, sind die Wege-/Kartendaten <strong>of</strong>t lückenhaft. Kein Kartensatz<br />
ist perfekt. Deswegen lohnt es sich, die Planung via App auch immer<br />
mit klassischen Papier-Landkarten abzugleichen. Die „Supertrail Maps“<br />
und „Singletrail Maps“ sind eine gute Ergänzung, um eine neue Bikeregion<br />
möglichst schnell kennenzulernen und die Art der Wege oder<br />
die Schwierigkeit der Trails zumindest grob einschätzen zu können.<br />
Wer mehrtägige <strong>Tour</strong>en plant, kommt dagegen an detaillierten Wanderkarten<br />
im Maßstab 1:25.000 nicht vorbei. Hier haben sich Landkarten<br />
auf Basis der jeweiligen Landesvermessungsämter bewährt, da sie sehr<br />
genau sind. Oft lohnt sich der Blick auf die jeweiligen Webseiten der<br />
Karten-Anbieter, da viele topografische Karten kostenlos online abrufbar<br />
sind. Durch Veränderungen der örtlichen Gegebenheiten werden Landkarten<br />
immer wieder neu aufgesetzt. Wichtig: Eine topografische Karte<br />
frühzeitig vor Reiseantritt zu kaufen, schützt vor bösen Überraschungen.<br />
Man kann sich auf die Umgebung vorbereiten und die Karte ist auf dem<br />
neuesten Stand. Nichts ist auf <strong>Tour</strong> lästiger, als veraltete Karten zu nutzen,<br />
die man kurz vor <strong>Tour</strong>beginn an der Destination gekauft hat. Und:<br />
Die beste Karte nützt nichts, wenn man sie nicht lesen kann. Karten sind<br />
letztlich vereinfachte 2D-Darstellungen der Umgebung. Grundlegende<br />
Kenntnisse über Maßstab, Höhenlinien oder Symbole zu besitzen, ist<br />
unbezahlbar – auch wenn man das GPS-Gerät nutzt!<br />
<br />
TIPPS ZUR TOURENPLANUNG ZUHAUSE<br />
• Wie ist mein bzw. der Leistungsstand der Gruppe?<br />
Im Vorfeld Streckenlänge, gefahrene Höhenmeter und technische<br />
Schlüsselstellen mit konditioneller und technischer Leistungsfähigkeit<br />
in Einklang zu bringen, schützt vor Überraschungen.<br />
• Wo sind Checkpoints?<br />
Ausstiegsmöglichkeiten definieren, um bei Leistungseinbruch, Unwetter<br />
oder Sturzverletzung die <strong>Tour</strong> frühzeitig zu beenden, zeugt von<br />
guter <strong>Tour</strong>enplanung.<br />
• Wo sind Möglichkeiten zur Rast?<br />
Lange <strong>Tour</strong>en zehren mächtig an den Energiereserven. Massen an<br />
Nahrung zu transportieren bedeutet aber auch ein deutliches Mehrgewicht.<br />
Eine gute Pausenplanung kann die <strong>Tour</strong> retten. Unbedingt<br />
Öffnungszeiten am Tag der <strong>Tour</strong> checken!<br />
• Wie ist die Großwetterlage?<br />
Bleibt es bei strahlendem Sonnenschein, gibt es Unwetterwarnungen<br />
oder kündigt sich wechselhaftes Wetter an? Das Wetter beeinflusst<br />
immer die <strong>Tour</strong>enplanung sowie die Bekleidungs- und Materialwahl.<br />
Alternativpläne zu haben, schadet nie.<br />
• Wie ist die rechtliche Lage in der Destination?<br />
Nicht überall ist Mountainbiken erlaubt und im schlimmsten Fall<br />
drohen hohe Geldstrafen! Wer vor der <strong>Tour</strong> die nationale und lokale<br />
Gesetzeslage checkt, beugt Ärger vor.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 137
IM FOKUS<br />
»DIE BESTE KARTE NÜTZT NICHTS, WENN MAN SIE NICHT LESEN KANN. KARTEN SIND LETZTLICH VEREINFACHTE<br />
2D-DARSTELLUNGEN DER UMGEBUNG. GRUNDLEGENDE KENNTNISSE ÜBER MASSSTAB, HÖHENLINIEN ODER<br />
SYMBOLE ZU BESITZEN IST UNBEZAHLBAR – AUCH WENN MAN DAS GPS-GERÄT NUTZT!«<br />
Navigation – Während der <strong>Tour</strong><br />
Und unterwegs? Auf welche Navigation können Mountainbiker<br />
vertrauen – Smartphones, Apps, GPS-Geräte oder doch<br />
die gute alte analoge Landkarte? Die richtige Wahl hängt, wie<br />
so <strong>of</strong>t, von den eigenen Ansprüchen an die <strong>Tour</strong> und die Reise<br />
ab. Viele Guides verwenden netzwerkfähige GPS-Geräte, bei<br />
denen über WLAN die aktuellsten Kartensätze heruntergeladen<br />
werden können. Vektorkarten haben sich bei den führenden<br />
Navigationss<strong>of</strong>tware-Anbietern durchgesetzt und bieten Vorteile<br />
wie automatisches Routing und Point <strong>of</strong> Interest-Informationen<br />
(POI). Auch unterwegs besteht die Möglichkeit, direkt<br />
am Display eine Route zu planen oder zu ändern. Wetterfestigkeit,<br />
akustische Abbiegehinweise, Zoomfunktion an<br />
Kreuzungen oder die automatische Anpassung der Displayhelligkeit<br />
machen das GPS zudem sehr benutzerfreundlich.<br />
Für lange <strong>Tour</strong>en mit mehreren Etappen empfiehlt es sich,<br />
auf mehrere Medien zu setzen. Auch wenn Powerbanks oder<br />
Solarpanels die Betriebsdauer der elektronischen Geräte verlängern:<br />
Bei einer Landkarte ist der Akku nie leer. Dafür kann<br />
es schon mal an den Nerven zehren, bei Regen mit der klassischen<br />
Papierkarte zu hantieren. Abhilfe schaffen Kartenhüllen<br />
– oder laminierte, wasserfeste Karten. Trainingscomputer<br />
mit integriertem Akku machen, wie der Name schon sagt, im<br />
Training Sinn – oder wenn im nächsten Hotel die Steckdose<br />
wartet. Auf Radreisen in zivilisationsfernen Gebieten haben<br />
sich Geräte mit AA-Zellen bewährt.<br />
Beispiele für Online-<strong>Tour</strong>enplanungsportalen & Apps<br />
• www.komoot.de (Online-<strong>Tour</strong>enplaner & App)<br />
• www.kompass.de (Online-<strong>Tour</strong>enplaner & App)<br />
• www.alpenvereinaktiv.com (Online-<strong>Tour</strong>enplaner & App auf<br />
Basis von www.outdooractive.de)<br />
• www.strava.de (Beta-Status) (Online-<strong>Tour</strong>enplaner & App)<br />
• www.gpsies.com (Online-<strong>Tour</strong>enplaner & App)<br />
• Maps 3D (App)<br />
• Bikemap (App)<br />
• Bergfex (App)<br />
Beispiele für Desktop-Apps<br />
• Garmin BaseCamp (www.garmin.de)<br />
• Sigma DataCenter (www.sigmasport.com)<br />
TIPPS ZUR TOURENPLANUNG UND -DURCHFÜHRUNG VOR ORT<br />
• Ist meine <strong>Tour</strong> problemlos und legal befahrbar?<br />
<strong>Tour</strong>ismusbüros oder die lokalen Guides kennen die Region<br />
wie ihre Westentasche. Fragen schadet nie: Einfach im<br />
nächsten Bikeshop vorbeischauen und sich Tipps von den<br />
Einheimischen geben lassen.<br />
• Ist die Wetterlage wie angekündigt? Passen meine Bekleidung<br />
und mein Material nur zu warmem Wetter, aber auf<br />
den Gipfeln hat’s Minusgrade?<br />
Hier muss die sorgfältig geplante <strong>Tour</strong> kurzfristig umgestellt<br />
werden. Wer Alternativpläne entwickelt hat, ist im Vorteil.<br />
bieten Wetterwarnfunktion. Auch verschiedene Wetter-Apps<br />
(z. B. Deutscher Wetterdienst/„Warnwetter“) bieten standortabhängig<br />
Frühwarnfunktionen an.<br />
• Wie ist meine bzw. die Tagesform der Gruppenmitglieder?<br />
Fühlen sich die Beine zu <strong>Tour</strong>beginn bleischwer an<br />
oder kreisen die Pedale wie von selbst?<br />
Bei der geplanten <strong>Tour</strong> mit Vollgas in den ersten Anstieg zu<br />
fahren, macht sich fast immer in der zweiten <strong>Tour</strong>hälfte bemerkbar.<br />
Eine gute Einteilung der Leistung auf die gesamte<br />
<strong>Tour</strong> verhindert einen abrupten Leistungseinbruch.<br />
• Habe ich den Luftdruck im Auge?<br />
Ein beträchtlicher und schneller Abfall des Luftdrucks in<br />
Höhe von 1 bis 2 hPa in der Stunde kündigt einen drohenden<br />
Wettersturz an. Hier lohnt sich der Vergleich mit<br />
dem Normaldruck der Standorthöhe. Kommt es zum Wettersturz,<br />
dann entweder Schutz suchen oder, wenn die Zeit<br />
reicht, beim nächsten Checkpoint abfahren – setzt die Verwendung<br />
eines GPS-Gerätes voraus. Manche GPS-Uhren<br />
• Wie entwickelt sich die Leistungsfähigkeit und Stimmung<br />
auf <strong>Tour</strong>? Pedalieren alle locker den Berg hoch<br />
oder wird teilweise um den Anschluss gekämpft? Sind<br />
alle gut gelaunt oder gibt es schlechte Stimmung?<br />
Im alpinen Gelände können besonders an technischen<br />
Schlüsselstellen schnell Unfälle passieren, die lebensbedrohlich<br />
sein können. Lieber einmal mehr absteigen oder<br />
Pause machen als die Bergrettung rufen zu müssen!<br />
138<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
TOURENPLANUNG<br />
Nicht überall sind Wege so gut beschildert. Wetterfestigkeit, Abbiegehinweise und automatische Anpassung der Displayhelligkeit sprechen für das GPS. Die Smartphone-App<br />
punktet mit automatischen Updates und niedrigem Preis. Kartennutzer kämpfen dagegen nicht mit Empfangsschwierigkeiten und niedrigem Akkustand.<br />
Nach der <strong>Tour</strong> ist vor der <strong>Tour</strong><br />
Wie war das nochmal? Vor Ort war alles anders als geplant?<br />
Die Wege waren nicht richtig im Kartensatz hinterlegt? Karten<br />
sind nur so gut wie ihre Community! Das gilt für OSM-Karten<br />
ebenso wie für Trailportale. Tipp: Teilt eure Erfahrungen doch<br />
einfach auf den genutzten Plattformen und bietet anderen<br />
Bikern dadurch einen Mehrwert. Ob <strong>Tour</strong>en, Tracks, Höhenpr<strong>of</strong>ile<br />
oder Erfahrungen – mit eurem Input vereinfacht ihr die<br />
zukünftige Planung für andere.<br />
TIPPS NACH DER TOUR<br />
• Direkt nach und mit ein wenig Abstand die <strong>Tour</strong> Revue<br />
passieren lassen: Was war gut? Was war schlecht?<br />
Gab es Verbesserungspotenzial in der Vorbereitung? Waren<br />
Bekleidung und Material adäquat ausgewählt? Learning by<br />
doing sorgt für nachhaltigen Spaß bei der <strong>Tour</strong>enplanung<br />
und auf <strong>Tour</strong>!<br />
Text Andrea Köngeter/Jan Paffhausen Bild Andreas Meyer<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 139
IM FOKUS<br />
TRADITIONELLE LANDKARTE<br />
Pro<br />
• Detaillierte Darstellung bei hoher<br />
Gebietsübersicht<br />
(Maßstab 1:25.000)<br />
• Geringer Preis<br />
• Niedriges Gewicht<br />
Contra<br />
• Bei schlechten Witterungsbedingungen kann<br />
Orientierung eingeschränkt sein (Kompass erforderlich)<br />
• Je nach Kartenalter keine Aktualität der Wege<br />
• Ein- und Auspacken kann auf <strong>Tour</strong> stören<br />
• Separate Karten für unterschiedliche Regionen notwendig<br />
SMARTPHONE & APP<br />
Pro<br />
• Automatische Aktualisierung des Kartenmaterials bei<br />
Aktualisierung der App<br />
• Direkter <strong>Tour</strong>en-Download (je nach App)<br />
• Vielfältige Funktionen möglich (Community,<br />
Live-Tracking, Notfallfunktion, Unwetterwarnung etc.)<br />
• Reguläre Tach<strong>of</strong>unktion über GPS gewährleistet<br />
• Hohe Genauigkeit durch GPS, Verfahren fast<br />
ausgeschlossen<br />
• Messung von Herz- und Trittfrequenz über<br />
optionales Zubehör möglich (je nach App)<br />
• Gewichtsersparnis auf <strong>Tour</strong> (nur ein Gerät)<br />
• Geringer Kostenaufwand für App, da Smartphone<br />
meist vorhanden<br />
• Fortlaufende App-Entwicklung mit neuen Funktionen<br />
Contra<br />
• Niedrige Akkulaufzeit<br />
(je nach Nutzungsgrad und Einstellungen)<br />
• Manche Funktionen nur im Abo erhältlich,<br />
z.B. Offline-Verfügbarkeit bei Karten<br />
• Eingeschränkte Funktionalität bei Verlust des<br />
Empfangs (meist in Basisfunktionen)<br />
• Datenschutz je nach Anbieter kritisch<br />
• Separates Zubehör für Wetter- und Erschütterungsschutz<br />
sowie Befestigung des Smartphones notwendig<br />
• Je nach Smartphone Ablesbarkeit bei<br />
Sonneneinstrahlung eingeschränkt<br />
GPS-GERÄT<br />
Pro<br />
• Hohe Genauigkeit des GPS, Verfahren<br />
fast ausgeschlossen<br />
• Hohe Akkulaufzeit<br />
• Reguläre Tach<strong>of</strong>unktion über GPS gewährleistet<br />
• Integriertes Barometer zur Höhen- und<br />
Luftdruckbestimmung<br />
• Messung von Herz- und Trittfrequenz<br />
über optionales Zubehör möglich<br />
• Track Back-Funktion ermöglicht direkten<br />
Rückweg zum Ausgangspunkt<br />
• Große Auswahl an Kartenanbietern<br />
(kostenfrei, kommerziell)<br />
• Moderne Geräte können per W-LAN oder<br />
Smartphone-Kopplung <strong>Tour</strong>enupload, -download<br />
und Trainingsfunktion abdecken<br />
• Geräte für jegliche Witterung konzipiert<br />
• Konzentration auf den Weg sehr gut gewährleistet;<br />
akustisches Signal bei <strong>Tour</strong>enabweichung einstellbar<br />
Contra<br />
• Hoher Preis, muss zusätzlich angeschafft werden<br />
• Schlechter Empfang in Tunneln, in dichtem Wald<br />
oder tiefen Schluchten<br />
• Aktualität des Kartenmaterials meist von Gerätepflege<br />
des Nutzers abhängig<br />
• Funktionsumfang meist an spezifisches Gerät gebunden,<br />
veraltete S<strong>of</strong>tware nach wenigen Jahren<br />
• Akku meist fest verbaut, Auswechseln des Akkus<br />
meist nicht möglich<br />
140<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19
TOURENPLANUNG<br />
Zu den Autoren<br />
Als Mountainbike-Guidin und Inhaberin von beitune Bike-<br />
Reisen, Naturerlebnis und Fahrtechnik (www.beitune.de)<br />
kennt sich Andrea Köngeter aus: <strong>Tour</strong>enplanung gehört zu<br />
ihrem beruflichen Alltag.<br />
Jan Paffhausen ist Bildungsreferent beim Württembergischen<br />
Radsportverband e. V. <strong>Tour</strong>enplanung und Navigation<br />
sind feste Bestandteile des Aus- und Fortbildungsprogramms<br />
des WRSV für Trainer (www.wrsv.de).<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 141
IM FOKUS<br />
»OLD SCHOOL is best School« - ODEr Es<br />
LEBe der Fortschritt?<br />
Pro Karte<br />
Holger Schaarschmidt – <strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong>-Redakteur und Bike-Guide<br />
Die klaren, unbestreitbaren Vorteile einer Karte: frisst keinen Strom,<br />
lässt sich in laminierter Form auch bei Regen hervorragend verwenden<br />
und notfalls als Regenschutz missbrauchen; man bekommt einen super<br />
Überblick über die Region, in der man sich befi ndet und kann direkt<br />
auf einen Blick verschiedene Routen-Varianten und topografi sche Besonderheiten<br />
erfassen. Für die <strong>Tour</strong>enplanung am Vorabend oder den<br />
Alpencross im Sommer ist die analoge Landkarte einfach unersetzlich.<br />
Vor allem dann, wenn mehrerer Personen den Anspruch erheben, am<br />
Planungsgeschehen teilhaben zu wollen. Sobald man zu viert in einen<br />
5,2 Zoll großen Smartphone-Bildschirm stiert, der verloren in der Mitte<br />
des Hüttenstammtischs liegt, werden die Vorzüge einer übersichtlichen<br />
Landkarte deutlich. Auch wenn verschiedenste Navigationsapps wie<br />
Komoot und die Alpenvereinaktiv-App zugegebenermaßen auch mir<br />
sehr gute Dienste leisten, kann das Smartphone einmal in die Brüche<br />
gehen oder keine Akkulaufzeit mehr haben. Auch leidet in manchen<br />
engen Tälern hin und wieder der GPS-Empfang. Oder man hat sich vor<br />
der <strong>Tour</strong> keine Offl ine-Karten runtergeladen und der Internet-Empfang<br />
ist in den Bergen nicht vorhanden. Und dann, Andi? Dann zaubere ich<br />
meine Old-school-Wanderkarte aus dem Rucksack und hopp! – geht es<br />
total orientiert weiter.<br />
Pro App<br />
Andreas Meyer – <strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong>-Fotograf<br />
Ja, der Holger – man kann sich das alte Zeug aus Nostalgie ja auch<br />
immer schönreden! In Zeiten von Wireless-Schaltungen, E-Autos und Siri<br />
habe ich mich längst an die sympathische Frauenstimme aus der mobilen<br />
Kommandozentrale gewöhnt, die mir auch am Berg sagt, wohin die<br />
Reise geht. Die perfekte Karte als Grundlage ist da natürlich das A und<br />
O. Aber auch wenn ich Print schon geil finde, darf’s hier gerne digital zugehen.<br />
Das Stammtisch-Szenario kann ich dir noch einigermaßen durchgehen<br />
lassen, da ist dein analoges Relikt natürlich schon praktischer. Ich<br />
möchte aber bei der <strong>Tour</strong>enplanung nicht mehr auf genaue Routen-Längen,<br />
Zeit- und Höhenmeter-Angaben und ein sauberes Höhendiagramm<br />
verzichten, die mir vorher schon klarmachen, was mich erwartet. Unterwegs<br />
habe ich zwar keine Probleme, mich mit der Karte oder anhand<br />
von Schildern zu orientieren – vorausgesetzt, dass letztere überhaupt<br />
vorhanden sind und auch wirklich in die richtige Richtung zeigen. Und:<br />
Die Karte informiert einen auch eher selten, wenn man doch falsch abgebogen<br />
ist. Schon beim ersten Blick aufs GPS oder Smartphone seinen<br />
exakten Standort zu kennen, ist wahrlich nicht zu verachten. Natürlich<br />
nur, so lange auch die Technik und der GPS-Empfang mitspielen. Das<br />
Laden von Akkus und Offlinekarten gehört da natürlich genauso zur Vorbereitung<br />
wie das Einpacken von Multitool, Pumpe und Erste-Hilfe-Set.<br />
142<br />
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Gall, Günter Kast, Andrea Köngeter, Dani Hornsteiner, Jan Paffhausen, Maria Rank, Hannah Röther, Werner Müller-Schell • Layout WHYEX Freiburg: Tobias Guidone (Art Direction),<br />
Lena Wehrle, Laura Willibald, Anne Herr • Lektorat Karoline Walter • Fotoredaktion Andreas Meyer • Kooperationen Maximilian Seidl, m.seidl@wom-medien.de, 0049 (0) 991 - 991<br />
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