world of mtb Magazin AllMountain & Tour 2019
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GESCHICHTEN<br />
Forstweg hoch – Trail runter<br />
Wenig später werden wir eines Besseren belehrt. Patrick Schreib, <strong>Tour</strong>ismusdirektor<br />
und ebenfalls Überzeugungstäter in Sachen Mountainbiken,<br />
und Jörg begleiten uns zur „Steile Hänge <strong>Tour</strong>“ (T8), bei der uns<br />
die sprichwörtlichen Tomaten – oder Tannenzapfen – von den Augen<br />
fallen. Singletrails ohne Ende! Wie eine Achterbahn winden sich die<br />
Forstwege die Hänge hinauf, geben hier und da den Blick ins Murgtal<br />
frei, um sogleich in astreine Trails überzugehen, in herrlichen Kurven<br />
und anspruchsvollen Steilstücken den Adrenalinspiegel ansteigen zu<br />
lassen und kurz darauf wie auf edelstem Flokati im feinsten Nadelteppich<br />
dem Talgrund entgegenzustreben. Patrick berichtet uns, dass<br />
vor 2015 die meisten Wege illegal waren. Doch gemeinsam mit Andi<br />
Reichel, einem weiteren rast- und ruhelosen Kämpfer für die Interessen<br />
der Mountainbiker, brachten sie eines Abends am drehbaren Stammtisch<br />
im Hotel Tanne eine Arbeitsgruppe aus <strong>Tour</strong>ismus, Forst und Wirtschaft<br />
zusammen. Gemeinsam machte man etwas möglich, über das<br />
anderswo noch viel diskutiert wird: Über Jahre hinweg wurden zahlreiche<br />
Ausnahmeregelungen zur Zwei Meter-Regelung erzielt, was den<br />
lokalen Bikern, dem Verein mit seinen über 50 aktiven Mitgliedern und<br />
nun vor allem auch den <strong>Tour</strong>isten zugutekommt.<br />
Die beliebteste <strong>Tour</strong> der Locals ist der „Hirschkopf Trail“ (T6). 33 Prozent<br />
Trailanteil sprechen für sich. Verwunschener Wald mit verwitterten<br />
Sandsteinen und hochgewachsenen Fichten charakterisieren das Gelände.<br />
Im Nadel Sandboden-Gemisch fühlen sich die Reifen selbst bei<br />
Nässe wohl und haben super Grip, ohne im Schlamm zu versinken<br />
oder auf glatten Steinen wegzurutschen. Doch nicht nur Sportskanonen<br />
kommen bei über 400 <strong>Tour</strong>en-Kilometern und elf Routen auf ihre<br />
Kosten, sondern auch Kinder auf speziell konzipierten <strong>Tour</strong>en. Wer eine<br />
Woche bleibt, kann so viele Strecken erkunden, dass er keinen Weg<br />
doppelt fährt, verspricht uns Jörg. Was alle <strong>Tour</strong>en hier und im gesamten<br />
Schwarzwald gemeinsam habe, ist die einheitliche und vor allem<br />
lückenlose Beschilderung inklusive der Einteilung in drei Schwierigkeitsgrade,<br />
analog zur blau-rot-schwarzen Markierung in Skigebieten.<br />
Sasbachwalden – Wein und Trails<br />
Unser Schwarzwald Trail-Check führt uns am letzten Tag in den Nordwesten.<br />
Bei der letzten Ausgabe der Vaude Trans Schwarzwald 2016<br />
hatte ich das idyllische Sasbachwalden bereits kennenlernen dürfen.<br />
Urige Fachwerkhäuser säumen die Straßen der Gemeinde, viele Blumen<br />
und erfrischendes Grün dazwischen. Der Geruch nach frisch gekeltertem<br />
Wein und die mediterrane Wärme an einem sonnigen Tag<br />
im August sind mir gut in Erinnerung geblieben. Hinter den Häusern<br />
erhebt sich unaufhaltsam der Schwarzwald, anfangs mit Weinbergen,<br />
in denen sich Rebstöcke in Reih und Glied um den besten Platz an<br />
der Sonne drängen, bevor sich dichter Laubmischwald breit macht,<br />
um weiter oben wiederum den tiefgrünen Tannen das Feld zu räumen.<br />
Auf der höchsten Erhebung, der Hornisgrinde mit 1.163 Metern, gipfelt<br />
er schließlich in einer fast baumfreien Feuchtheide, wie sie für einige<br />
abgeflachte Buntsandstein-Höhenrücken im Nordschwarzwald typisch<br />
ist. Der außergewöhnliche Aussichtsberg bietet einen sensationellen<br />
Blick in die Oberrheinische Tiefebene bis Straßburg und die Badener<br />
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<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19