world of mtb Magazin AllMountain & Tour 2019
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MONATSFRAU<br />
MonaTsfRAU O2<br />
Dani HorNsTEiner<br />
Dani Hornsteiner beeindruckt und hinterlässt Spuren im<br />
Leben derer, die sie an- und begleitet: als <strong>Tour</strong>guide, als<br />
Bergretter, als Ausbilderin oder Yoga-Lehrerin. Seit vielen<br />
Jahren engagiert sie sich rund um das Thema Outdoor-<br />
Erste-Hilfe – seit gut einem Jahr nun hauptberuflich mit der<br />
eigenen Firma, deren unglaublicher Erfolg sie selbst noch<br />
etwas sprachlos macht. Sie ist ein Mensch mit Tiefgang …<br />
und einer Mission.<br />
www.danihornsteiner.de/home<br />
Du bist nicht nur begeisterte Mountainbikerin, sondern<br />
auch ein Outdoor- und Bergmensch durch und durch.<br />
War das schon immer so?<br />
Da muss ich lachen. Nein, das war nicht schon immer so.<br />
Ich bin in Istanbul geboren und habe dort zehn Jahre gelebt,<br />
bevor es dann nach Libyen ging. Beides keine Orte<br />
mit viel Outdoorcharakter. Ich war bis 24 ein echtes Indoormädchen,<br />
habe viel gelesen, gestrickt, gebastelt. Ich habe<br />
aber immer schon viel Sport gemacht, auch auf Leistungssportniveau,<br />
zum Beispiel als Teil der deutschen Ultimate<br />
Frisbee Nationalmannschaft.<br />
Mit 24 habe ich erst die Natur, das Bergwandern und<br />
das Mountainbiken für mich entdeckt. Ich wurde damals<br />
von Freunden zu einer viertägigen Backpackingtour im<br />
Grand Canyon mit Zelt und Selbstversorgung eingeladen.<br />
Die Idee fand ich spannend, ich war aber nicht ansatzweise<br />
auf das Erlebnis vorbereitet, das mir bevorstand.<br />
Der erste Blick auf den Canyon war so unfassbar<br />
schön, so gewaltig, dass er mir den Atem geraubt hat. Ein<br />
Freund, ein Indianer, setzte sich auf einen Felsvorsprung<br />
und begann seine Bambusflöte zu spielen. Das war pure<br />
Magie – das Panorama, die Klänge der Flöte und sonst<br />
nichts als Stille. 45 Minuten bis zum letzten Flötenton<br />
stand ich dort am Canyonrand und mir liefen vor Glück<br />
die Tränen. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich<br />
daran denke, 22 Jahre später. Es war, als hätte sich ein Tor<br />
in eine neue Welt geöffnet und ich wusste: „Alles wird sich<br />
verändern, jetzt beginnt mein echtes Leben.“ Seitdem verbringe<br />
ich so viel Zeit wie möglich in der Natur.<br />
» Das Wichtigste in<br />
den Kursen ist für<br />
mich, den Teilnehmern<br />
zu zeigen,<br />
dass es vor allem<br />
um Menschlichkeit,<br />
Herzenswärme und<br />
Empathie geht. «<br />
Durch was wurde schließlich dein Interesse am Thema<br />
„Erste Hilfe“ geweckt?<br />
Ich war viel draußen unterwegs, inzwischen nicht nur<br />
wandernd, auch kletternd und bergsteigend, <strong>of</strong>t auch viele<br />
Tage allein auf Durchquerungen mit Zelt, Essen, Kompass,<br />
Karte. Irgendwann kam der Gedanke: „Was mache<br />
ich eigentlich, wenn da draußen etwas passiert, weit weg<br />
von Hilfe? Ich habe überhaupt keine Ahnung.“ So habe ich<br />
bei der Bergwacht München einen Erste Hilfe Extrem-Kurs<br />
gebucht. Und ich war so begeistert von der Medizin, den<br />
technischen Tricks und von der Aufgabe der Bergwacht,<br />
dass ich gleich Anwärterin geworden bin, und diese Begeisterung<br />
hält bis heute an.<br />
Wann und wie wurde dir klar, dass du aus diesem Engagement<br />
einen Beruf machen möchtest?<br />
Ehrlich gesagt gab es da keinen Moment der Klarheit. Ich<br />
denke nicht darüber nach: „Was kommt als nächstes?“<br />
Irgendwie habe ich das unerschütterliche Vertrauen, dass<br />
alles gut wird, ich immer etwas zu essen haben und ein<br />
Dach über dem Kopf finden werde, wenn ich meinem Herzen<br />
folge.<br />
Zur Frage selbst: Ich gebe schon seit mehr als zehn<br />
Jahren alpine Erste-Hilfe-Kurse, habe einen Förderverein<br />
für die Bergwacht mitgegründet und war dort lange ehrenamtlich<br />
Geschäftsführerin. Da die meisten Kunden über<br />
mich dorthin gekommen waren, habe ich sie darüber informiert,<br />
dass ich aufhören werde – und war berührt, aber<br />
auch überrascht, dass einige gesagt haben, es ist ihnen<br />
egal, was außen draufsteht, solange Dani Hornsteiner drinsteckt.<br />
Da habe ich das erste Mal darüber nachgedacht,<br />
selbst eine Outdoor-Erste-Hilfe-Firma zu gründen.<br />
Dein Weg dorthin verlief alles anderes als geradlinig. Bist<br />
du je einem Plan gefolgt?<br />
Ich hatte nie einen Plan. Manche Kinder wissen, was sie<br />
werden wollen, wenn sie groß sind. Ich hatte keine Ahnung,<br />
auch nach dem Abi nicht. So ging ich durch die<br />
Türen, die sich auftaten und mich interessierten. Eins<br />
führte zum nächsten. Manchmal fragte ich mich, wie so<br />
unterschiedliche Dinge, wie eine Banklehre, ein Anglistikstudium<br />
mit wirtschaftswissenschaftlicher Qualifikation, ein<br />
Master <strong>of</strong> African Studies, ein Trainer B Hochtouren und<br />
Trainer C Skitouren, ein Rafting Guide oder Bergwanderführer<br />
zusammenpassen. Aber ich wusste, ich werde es<br />
irgendwann verstehen und bis dahin würde ich mich freuen,<br />
so tolle Dinge tun zu können und das Leben genießen.<br />
Jetzt mit meiner Firma fallen alle Puzzlestücke perfekt zusammen<br />
und ich brauche dort all diese Erfahrungen und<br />
all das Wissen, um sie gut zu führen.<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19<br />
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