world of mtb Magazin AllMountain & Tour 2019
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IM FOKUS<br />
WIE SICH UNSER<br />
WETTER WANDELT<br />
EIne KOmplexe, aber Drängende Angelegenheit<br />
MAL TROCKENHEIT, MAL DAUERREGEN – KOMMT ES UNS NUR SO VOR, ODER HALTEN WETTERLAGEN IMMER LÄNGER<br />
AN? KEINE EINBILDUNG, SAGT ANTJE BORNHAK. DIE GEOGRAFIN UND KOORDINATORIN IM BUNDESLEHRTEAM DES DAV<br />
BESCHÄFTIGT SICH BERUFLICH MIT DEN AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS. DIE BETREFFEN SELBSTVERSTÄNDLICH<br />
AUCH UNS BIKER, NICHT NUR BEI DER TOURENPLANUNG.<br />
Die <strong>Tour</strong>enplanung für das Wochenende beginnt<br />
bei vielen von uns mit der Wetter-App auf dem<br />
Smartphone: Doch während uns von Montag<br />
bis Freitag die Sonne angrinst, verzieht sie sich<br />
rechtzeitig zum Samstag hinter einer Regenwolke.<br />
Wie schon am vergangenen Wochenende<br />
und dem davor und dem davor. Woher<br />
kommt diese „Ungerechtigkeit“?<br />
In der Wettervorhersage wird von zonaler<br />
Wetterlage, Islandtief und Azorenhoch gesprochen.<br />
Das sei gut so, denn das sei unser ganz<br />
normales Wetter. Nicht für mich! Da lobe ich<br />
mir den letzten Sommer mit seinem lang anhaltenden<br />
Hoch über weiten Teilen Europas.<br />
Lediglich der Urlaub im Süden hat nicht ganz<br />
das gehalten, was er erwarten ließ … Mal im<br />
Ernst: Spielt das Wetter verrückt oder sind wir,<br />
bester Hightech-Bekleidung zum Trotz, sensibler<br />
geworden? Was ist dran am Klimawandel?<br />
Beeinflussen wir wirklich unser Wetter?<br />
Wo entsteht das Wetter?<br />
Um das Wetter zu verstehen, müssen wir den<br />
Blickwinkel weiten, ab und an die Perspektive<br />
ändern und vor allem unsere grauen Zellen<br />
reanimieren. Wo und wie entsteht eigentlich<br />
unser Wetter? Folgt man den Satellitenanimationen<br />
in der Wettervorhersage für Europa,<br />
wehen meist grau-weiße Wolkenschleier von<br />
links oben nach rechts unten oder von links<br />
unten nach rechts oben über die Karte – also<br />
grob von West nach Ost. Meteorologen erklären,<br />
das sei die Zone, in der polare Kaltluft auf<br />
subtropische Warmluft trifft. Die Luftmassen<br />
versuchen sich zu vermischen; aufgrund des<br />
unterschiedlichen Energie- und Feuchtegehaltes<br />
geht das jedoch nicht ganz harmonisch,<br />
sondern mit viel Dynamik vonstatten. Einer<br />
Dynamik, deren Zeuge – und manchmal eben<br />
auch Leidtragende – wir weiter unten auf der<br />
Erde sind.<br />
Aber warum ist es an den Polen kalt und<br />
in den Tropen warm? Unsere Energiequelle<br />
ist bekanntlich die Sonne. Deren kurzwellige<br />
Strahlung trifft je nach Jahreszeit in unterschiedlichem<br />
Winkel auf die Erdoberfläche. Je<br />
steiler der Winkel, also je höher der Sonnenstand,<br />
desto größer ist die Strahlungsenergie.<br />
Somit gelangt grundsätzlich mehr Energie pro<br />
Fläche zum Äquator und weniger bis temporär<br />
gar keine an die Pole. Wir wollen uns hier aber<br />
nicht um alle Details wie Reflexion, Absorption<br />
und Energieumwandlung von kurzwelliger<br />
in langwellige Strahlung kümmern, sondern<br />
nehmen einfach nur zur Kenntnis: Der Energie-<br />
Input ist ungleichmäßig verteilt. Und weil<br />
das Wesen der Natur der Gleichgewichtszustand<br />
ist, bemüht sich die Atmosphäre um<br />
Ausgleich. Wie geschildert, spielt sich dieser<br />
Luftmassenaustausch in der Atmosphäre genau<br />
über uns ab. Damit sind wir fast tagtäglich<br />
Zeugen der Hochzeit kalter und warmer,<br />
feuchter und trockener Luftmassen in unterschiedlichen<br />
Kombinationen – und das macht<br />
die Sache so spannend und jedes Mal einzigartig.<br />
Wie jede Beziehung folgt auch diese hier<br />
bestimmten Mustern. Ein großes Muster ist der<br />
Polarjetstream. Dieses polumlaufende Starkwindband<br />
in großer Höhe kennen wir von der<br />
Luftfahrt; in seinem Sog sparen Flugzeuge von<br />
West nach Ost Treibst<strong>of</strong>f. Langstreckenflüge<br />
gen Westen brauchen hingegen deutlich länger.<br />
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<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19