world of mtb Magazin AllMountain & Tour 2019
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ARAGONIEN<br />
Sandra Urbaniak<br />
"Ghost Town" – an den Ausläufern der Pyrenäen gibt es zahlreiche verlassene Dörfer. Die Jungen sind längst in die Städte abgewandert. Der Mountainbike-<strong>Tour</strong>ismus könnte<br />
die Gegend wiederbeleben und neue Jobs bringen.<br />
Straße, auf dessen Trailer Enduro-Räder in höhere „Etagen“ geshuttelt<br />
werden. „2016 hatten wir in und um Aínsa mehr als 50.000 Mountainbike-Übernachtungen.<br />
Rund fünf Millionen Euro Umsatz hängen<br />
inzwischen daran“, freut sich Rafa. „Viele lokale Geschäfte, Bars, Restaurants<br />
und Übernachtungsbetriebe pr<strong>of</strong>itieren davon.“ Die <strong>of</strong>fizielle<br />
Website des Projekts hatte im Vorjahr mehr als 115.000 Besucher. Die<br />
Zona Zero-Macher sind in den sozialen Netzwerken aktiv, ihre You-<br />
Tube-Filme werden von Fans regelmäßig geklickt.<br />
Einen richtig großen Sprung nach vorne gab es noch einmal, als<br />
2015 die Enduro World Series hier Station machte und die Zona Zero<br />
den Pinkbike Award für das beste Enduro-Rennen des Jahres kassierte.<br />
An den drei Renntagen kamen 4.000 Besucher. Das alles klingt fast<br />
zu schön, um wahr zu sein. Und deshalb schüttet Rafa jetzt wenigstens<br />
einen kleinen Wermutstropfen in den süßen Wein. Nein, mit den<br />
Wanderern gebe es überhaupt keine Konflikte. Die seien meist weiter<br />
oben in den Pyrenäen im Nationalpark unterwegs, der für Stollenreifen<br />
tabu ist. Aber den „cazadores“, den Jägern, seien die vielen Biker hier<br />
schon ein Dorn im Auge. Vor allem im Herbst, wenn zur Jagd auf die<br />
Wildschweine geblasen wird. Aber: Wenn beide Seite willig seien, finde<br />
man auch Lösungen. Als Zeichen und Geste hätten sie das für diesen<br />
Herbst angesetzte Rennen verschoben. Jetzt gehe es wieder friedlich<br />
zu. Sensibel umgehen müsse man auch mit den vielen Wegkreuzen<br />
auf den Pfaden. Viele wurden im Spanischen Bürgerkrieg zur Erinnerung<br />
an exekutierte Republikaner errichtet, die sich in den Tälern der<br />
Pyrenäen versteckt hielten. „Da kann man nicht einfach so einen Zona<br />
Zero-Wegweiser hin nageln“, erklärt Rafa.<br />
Anderntags sind wir mit Angel, dem Sportladen-Chef aus Aínsa,<br />
und dessen Kumpel Jesus unterwegs. Angel hat einen seiner drei Dalmatiner<br />
mitgebracht, der es kaum erwarten kann, bis es losgeht. Und<br />
Jesus kreuzt mit seinem klapprigen Renault 4 auf, in dessen kleinen<br />
K<strong>of</strong>ferraum er sein Rad gefaltet hat. Er sei etwas müde, entschuldigt er<br />
sich. Er habe morgens um zwei noch schnell ein Kalb zur Welt bringen<br />
müssen. Und deshalb fahre er heute lieber mit seinem neuen E-Mountainbike.<br />
Wir blicken skeptisch, denn für Pedelecs fühlen wir uns wahrlich<br />
noch zu jung. Keine Stunde später blicken wir voller Neid auf Jesus‘<br />
Elektro-Moped. Denn ein Zona Zero-Loop findet eben zum großen Teil<br />
auf Singletrails statt – und zwar auch bei den Uphills. Die Wege wurden<br />
früher so angelegt, dass man sie auch mit Pferden und Ochsen in beide<br />
Richtungen begehen und befahren konnte. Das ist zwar viel kurzweiliger<br />
als ein Forststraßen-Anstieg, aber auch verdammt anstrengend. Mit<br />
Maximalkraft pressen wir steile Stufen und Rampen hinauf. Im Prinzip<br />
ist kaum ein Meter der Route unfahrbar, aber es ist einfach extrem<br />
<strong>world</strong> <strong>of</strong> <strong>mtb</strong> Nº2.19 127