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GESCHICHTEN Günter Kast BIER TRINKEN - UND DAMIT ETWAS GUTES TUN? VON JEDEM GLAS TRONZADORA, DAS DIE LOKALE BRAUEREI CERVEZA RONDADORA VERKAUFT, SPENDIERT SIE ZEHN PROZENT AN ZONA ZERO FÜR DIE PFLEGE DER TRAILS. DESHALB HEISST DAS BIER AUCH TRONDAZORA - MOTORSÄGE. hart. Jesus tut sich da leichter, aber fairerweise muss man sagen, dass die Uphills auch mit E-Antrieb technisch nicht ohne sind. Nur Angel scheint das alles nichts auszumachen. Mit seinen 54 Jahren ist er eine echte Maschine. Jesus erzählt uns, dass Angel früher eine Kajakschule besaß und selbst ein echter Wildwasser-Crack war, der sogar an Profi-Rennen teilnahm. Als ein Kind bei einer Tour mit einem seiner Guides ertrank und er das Opfer selbst aus dem Wasser bergen musste, hörte er von heute auf morgen auf und verkaufte den Betrieb. Dass Angel ein klasse Typ und ein sensibler Kerl ist, hätten wir auch so gemerkt. Er führt uns in verlassene Dörfer, in deren Ruinen noch alte Weinpressen stehen. In einer kleinen Kapelle zeigt er uns die Ahnengalerie eines dieser Weiler. Die Alten sind längst tot, die Jungen in die Städte gezogen, nach Saragossa, nach Huesca. Alles wirkt aus der Zeit gefallen. Wir begegnen keiner Menschenseele, keinen anderen Bikern, keinen Wanderern, keinen Jägern. Wir merken: Je weiter wir uns von Aínsa, vom Epizentrum wegbewegen, desto einsamer wird es. So allmählich begreifen wir, was mit Zona Zero wirklich gemeint ist. Die folgenden Tage beweisen, wie abwechslungsreich diese „Zona“ ist: Mal fahren wir Rollercoaster über mit Schiefer-Splittern bedeckte Hügel, die an die Terres Noires der Provence erinnern. Dann cruisen wir mit Martín am Steilufer des Lago Mediano entlang, einem der größten Stauseen im Norden Spaniens, der unter anderem vom Rio Cinca gespeist wird, der durch Aínsa fließt. Angel führt uns vom idyllischen Dorf Linés auf eine Tour, bei der man nicht nur tolle Blicke in die schneebedeckten Pyrenäen bis zum gut 3.300 Meter hohen Monte Perdido genießt, sondern tatsächlich auf echten Fossilien fährt. Diese „Nummuliten“ stammen von Einzellern und sind Zeugen eines gigantischen Ur-Ozeans. Das Driften auf den münzgroßen Steinlinsen ist ein Riesenspaß und ein völlig neues Fahrerlebnis. Angel meint mit einem Grinsen: „Zum Glück waren es nur Einzeller. Wären hier Dinosaurier einbetoniert, müssten wir jetzt ziemlich hohe Bunny-Hops üben.“ Auf der Fossilien-Tour mit Angel erleben wir eine trockene Mittelgebirgslandschaft mit tief eingeschnittenen Canyons, die in Spanien Barrancos heißen. Die Szenerie erinnert an die Mesas in Utah oder Arizona. In den Schluchten durchfahren wir glasklare Bäche, die zum Baden einladen. Angel zeigt uns Höhlen, in denen sich im Bürgerkrieg die Widerständler versteckten und später die Bauern illegal Schnaps brannten. Es ist eine neue, unbekannte Welt, die sich uns erschließt. Anderntags geht es zwei Etagen höher – in die alpinen Gefilde der Pyrenäen nahe dem Dorf Plan. Wer will, kann hier 1.500 Höhenmeter am Stück hinaufkurbeln. Oder sich shutteln lassen, so wie wir. Zum einsamen Bergsee Ibón de Plan ist es dann nur noch eine halbe Stunde auf einem Wurzelpfad. Wir fahren über Schneereste, genießen den Blick auf die schroffen Gipfel. Freuen uns auf den schier endlosen Downhill mit 100 Prozent Singeltrail-Anteil. Atmen den harzigen, würzigen Duft der Kiefern ein. Am Ende unserer Woche in der „Null-Zone“ sitzen wir etwas erschöpft auf der Terrasse von Rafas Hotel in Aínsa. Der Hausherr entdeckt uns – und stutzt. Warum wir noch immer dieses Estrella-Bier trinken, fragt er uns. Dann bringt er uns zwei frische Gläser, gefüllt mit einem ziemlich dunklen Gerstensaft. Auf den Gläsern steht: „Tronzadora, Amber Lager, Zona Zero Official Beer“. Es sieht verführerisch aus, aber wir verstehen den Zusammenhang nicht. Rafa klärt uns auf: „Es stammt von unserer lokalen Brauerei Cerveza Rondadora. Von jedem Glas Tronzadora, das sie verkauft, spendiert die Brauerei zehn Prozent an Zona Zero für die Pflege unserer Trails. Deshalb heißt es Tronzadora – Motorsäge.“ Tja, und jetzt erst kapieren wir auch, warum die Zapfsäule an der Bar die Form einer Motorsäge hat! Saufen für die Trails – kein Wunder, dass die hier ein so riesiges Wegenetz haben! Text Günter Kast Bild Harookz/Specialized 128 world of mtb Nº2.19
ARAGONIEN OBEN Die Trails der Zona Zero bieten viel Abwechslung - technische Passagen wechseln sich mit schnellen Abschnitten ab. UNTEN Milde Temperaturen im Frühling und Herbst garantieren eine lange Mountainbike-Saison - selbst wenn in den Hochlagen Schnee liegt. world of mtb Nº2.19 129
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