Leseprobe CONNEXI Neurologie Ausgabe 3-2019
Science, Medicine, Magazine, doctors, neurology, neurointensive care
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AKUTER SCHLAGANFALL<br />
Myokardschädigung nach Schlaganfall:<br />
Autonome Dysbalance?<br />
(Sympathikusüberaktivität)<br />
Zeitgleich akutes Koronarsyndrom?<br />
Induziertes Koronarsyndrom?<br />
Neurogen vermittelte Schädigung?<br />
Abbildung 1: Bei Patienten<br />
mit Hirninfarkten in der<br />
rechten vorderen Inselregion<br />
treten akute Myokardschädigungen<br />
(gemessen am<br />
Troponin) häufiger auf.<br />
Abbildung 2: Mögliche Ursachen einer anhand des Troponinwertes erkennbaren Schädigung des<br />
Myokards nach Schlaganfall.<br />
apical balooning“ oder auch „Takotsubo-Syndrom“<br />
Eingang in die Literatur gefunden haben und die<br />
mit Troponinerhöhungen einhergehen [8]. Diese<br />
neurogen vermittelte Herzschädigung wird durch<br />
eine Sympathikusüberaktivität vermittelt. Im Tiermodell<br />
können Pumpfunktionsstörungen nach<br />
ischämischem Schlaganfall nachgewiesen werden.<br />
Die Koronararterien sind hier unauffällig [9].<br />
Interessanterweise gibt es einen Zusammenhang<br />
zwischen der Lokalisation des Schlaganfalls und<br />
der Wahrscheinlichkeit einer dynamischen Troponinerhöhung.<br />
So konnten Daten aus Berlin zeigen,<br />
dass Patienten, deren Schlaganfall den rechten<br />
anterioren Insellappen betrifft, signifikant häufiger<br />
eine dynamische Troponinerhöhung nach Schlaganfall<br />
aufweisen [10]. Die Insellappen registrieren<br />
und beeinflussen autonome Körperfunktionen wie<br />
Atmung und Herzschlag. Im rechten anterioren<br />
Insellappen ist die efferente Kontrolle der Herzfunktion<br />
lokalisiert [11].<br />
Zusammenfassend kann also eine koronarischämische<br />
und eine nichtkoronare, zumindest<br />
zum Teil neurogene Genese für eine Troponinerhöhung<br />
nach akutem Schlaganfall angenommen<br />
werden. Primär erscheint es sinnvoll zu versuchen,<br />
solche Patienten besser zu identifizieren, die eine<br />
höchstgradige Koronarstenose aufweisen, da hier<br />
etablierte Therapien zur Verfügung stehen [12].<br />
Dieses Ziel hat sich die PRAISE-Studie (Prediction<br />
of acute coronary syndrome in acute ischemic<br />
stroke) gesetzt [NCT03609385].<br />
Ist ein ACS bei Schlaganfallpatienten<br />
vorhersagbar?<br />
Die durch öffentliche Gelder finanzierte, multizentrische,<br />
prospektive PRAISE-Studie erfasst<br />
Pa tienten mit ischämischer Durchblutungsstörung<br />
des Gehirns und zusätzlich erhöhtem Troponinwert.<br />
Die Patienten erhalten mehrere standardisierte<br />
Untersuchungen des Herzens inklusive wiederholte<br />
Troponinmessungen, EKG, transthorakale<br />
Echokardiographie und diagnostische Koronarangiographie.<br />
Die Untersuchungsergebnisse werden<br />
jeweils ohne Kenntnis der klinischen Symptome<br />
oder der komplementären Untersuchungsergeb-<br />
CONFERENCES<br />
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