Leseprobe CONNEXI Neurologie Ausgabe 3-2019
Science, Medicine, Magazine, doctors, neurology, neurointensive care
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MECHANISCHE HERZKLAPPEN UND INTRAKRANIELLE BLUTUNG<br />
betroffen waren. Die Antikoagulation mit Heparin<br />
oder VKA innerhalb von 14 Tagen nach Auftreten<br />
der Blutung war mit einem signifikant erhöhten<br />
Blutungsrisiko assoziiert. Unter Berücksichtigung<br />
von erneuten Blutungen und Thromboembolien<br />
war eine Antikoagulation innerhalb von sieben<br />
Tagen als nachteilig zu betrachten.<br />
Empfehlungen zur Akuttherapie<br />
Aus Sicht der Autoren sollte die Basis aller<br />
Therapieentscheidungen ein patientenzentriertes<br />
Vorgehen sein, das neben der Lokalisation, Ausdehnung<br />
und Dynamik der intrakraniellen Blutung<br />
auch die Bauart und Position der mechanischen<br />
Herzklappe(n) berücksichtigt. Zudem erscheint<br />
eine interdisziplinäre Abstimmung zwischen den<br />
behandelnden Ärzten der Fachbereiche <strong>Neurologie</strong>,<br />
Die Normalisierung der Gerinnungssituation sollte mit einer<br />
intensivierten systolischen Blutdrucksenkung einhergehen.<br />
CONFERENCES<br />
Kardiologie und ggf. Neurochirurgie und Hämostaseologie<br />
unabdingbar, zumal die Sichtweisen<br />
einzelner Fachdisziplinen durchaus differieren<br />
können, wie eine selbst initiierte, nicht repräsentative<br />
Umfrage unter Oberärzten aus neurologischen<br />
bzw. kardiologischen Kliniken belegt. Anhand von<br />
Fallvignetten mit wechselnden Herzklappen, Klappenpositionen<br />
und zerebralen CT-Bildern wurde<br />
deutlich, wie heterogen Entscheidungen zu Beginn<br />
und bei der Durchführung einer Antagonisierung<br />
einer therapeutisch wirksamen Antikoagulation,<br />
zur Dauer einer Antikoagulationsunterbrechung<br />
und zum Einsatz einer intermittierenden Heparinisierung<br />
sind.<br />
Aus Sicht der Autoren ist eine Indikation zur<br />
Antagonisierung einer therapeutisch wirksamen<br />
Antikoagulation prinzipiell gegeben. Der Verwendung<br />
von Prothrombinkomplex-Präparaten (Dosierungsvorschlag:<br />
25 I.E. pro kg/Körpergewicht (KG)<br />
bei INR 2−4; 35 I.E. pro kg/KG bei INR 4−6; 50 I.E.<br />
pro kg/KG bei INR>6) sollte nach Meinung der<br />
Autoren der Vorzug gegeben werden, zumal der<br />
Einsatz von gefrorenem Frischplasma mit hohen<br />
Flüssigkeitsmengen assoziiert und daher nur<br />
bedingt praktikabel ist [12, 13].<br />
Zudem zeigte eine randomisierte Studie unter<br />
Einschluss von 54 Patienten (ohne mechanische<br />
Herzklappe) mit intrazerebraler Blutung unter<br />
VKA einen Vorteil zugunsten von Prothrombinkomplex-Präparaten<br />
(Dosierung 30 I.E. pro kg/KG)<br />
im Vergleich zu gefrorenen Frischplasmen (20 ml<br />
pro kg/KG) bezüglich einer suffizienten Antagonisierung<br />
(INR≤1,2 innerhalb von drei Stunden) als<br />
auch bezüglich eines geringeren Risikos für eine<br />
Nachblutung [14]. Additiv sollten 10 mg Vi tamin K<br />
(aufgrund des Anaphylaxie-Risikos langsam) intravenös<br />
appliziert werden. Eine erneute Gabe von<br />
Vitamin K sollte nach Meinung anderer Autoren<br />
nach zwölf Stunden erwogen werden [4]. Die<br />
Verwendung von rekombinantem Faktor VIIa ist<br />
effektiv zur Antagonisierung von Vitamin-K-Antagonisten<br />
assoziierten Blutungen, weist jedoch ein<br />
vergleichsweise hohes Thromboembolie-Risiko auf<br />
und kann somit nicht empfohlen werden [15].<br />
Die Maßnahmen zur Normalisierung der Gerinnungssituation<br />
sollten gleichzeitig mit einer inten-<br />
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