Automationspraxis 06.2019
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automationspraxis.de<br />
06_Juni 2019<br />
Additive Serienfertigung<br />
Ist der 3D-Druck schon reif<br />
für die Serie? Seite 24<br />
Gießerei-Automation<br />
Elektromobilität und Leichtbau<br />
bieten Chancen Seite 40<br />
Smarte Sensorfabrik<br />
Bei Sick ist die Industrie 4.0<br />
bereits Realität Seite 48<br />
Intelligent sehen:<br />
Integrierte Robotik-Vision<br />
Juni 2019 1
Industrie<br />
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2 Juni 2019<br />
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_Editorial<br />
Armin Barnitzke<br />
Stellv. Chefredakteur<br />
<strong>Automationspraxis</strong><br />
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nur in der Größe<br />
Automation<br />
macht mobil<br />
Die additive Fertigung ist (neben der Digitalisierung) einer der Mega-<br />
Trends in der Produktionstechnik und schickt sich an, viele traditionelle<br />
Fertigungsverfahren zu ergänzen oder gar abzulösen. Das hat natürlich<br />
auch Auswirkungen auf die Automatisierungstechnik. Recht weit ist bereits<br />
die „additive Fertigung für die Automation“, denn die Herstellung von<br />
teilespezifischen Robotergreifern im 3D-Druck oder aber das schnelle Produzieren<br />
von Maschinen- und Ersatzteilen ist vielerorts schon etabliert.<br />
Dagegen steht das Thema „Automation für die additive Fertigung“ noch<br />
recht am Anfang. Standardlösungen und Patentrezepte für additive Prozesseketten<br />
gibt es (noch) nicht, wie unser großer Trendbericht ab Seite 24 zeigt.<br />
Viele Arbeitsschritte müssen sogar noch händisch erledigt werden. Allerdings<br />
zeigen Pilotanlagen wie das Projekt Nextgenam der Partner EOS, Daimler<br />
und Premium Aerotec, wie eine automatisierte additive Serienfertigung künftig<br />
aussehen könnte (Seite 30): In dem Nextgenam-Projekt sorgt insbesondere<br />
ein fahrerloses Transportsystem für einen reibungslosen und flexiblen Durchlauf<br />
der Teile durch die gesamte Produktionslinie.<br />
Ohnehin kristallisiert sich immer mehr heraus, dass fahrerlose Transportsysteme<br />
(oder autonome mobile Roboter) der Dreh- und Angelpunkt vieler innovativer<br />
Produktionskonzepte sind. Bestes Beispiel ist die Vorzeigefabrik des Sensorherstellers<br />
Sick in Freiburg. Auch hier verketten Automated Guided Carts<br />
(AGC, wie Sick sie nennt) die modularen Fertigungsinseln (Seite 48).<br />
Der Boom bei mobilen Automationslösungen hat auch den Roboterhersteller<br />
Stäubli dazu bewogen, über den Kauf von WFT in den FTS-Markt einzusteigen.<br />
Im Interview auf Seite 36 sprechen die Macher über die Hintergründe.<br />
Und wer das Ganze live erleben möchte, ist herzlich eingeladen zu unserem<br />
Expertenforum „Mobile Robotik“ am 27. Juni in Bayreuth. Hier gibt es mobile<br />
Automation zum Anfassen: https://automationspraxis.industrie.de/<br />
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Juni 2019 3
_Inhalt<br />
Inhalt<br />
16<br />
Deutschland:<br />
Warum der<br />
deutsche Markt<br />
für Kuka weiter<br />
enorm wichtig<br />
ist und und wieso<br />
Kuka nun<br />
auch Roboterzellen<br />
anbietet,<br />
erläutert Micha-<br />
Bild: Kuka:<br />
el Otto, Chief<br />
Regional Officer<br />
(CRO) Germany.<br />
28<br />
3D-Drucker: Wo<br />
die additive<br />
Fertigung in<br />
Sachen Serienfertigung<br />
steht,<br />
weiß Christoph<br />
Hauck, Geschäftsführer<br />
bei MBFZ Toolcraft.<br />
Bild: MBFZ Toolcraft<br />
Bild: Stäubli<br />
36<br />
Partner: Warum<br />
Stäubli den FTS-<br />
Hersteller WFT<br />
übernommen<br />
hat und wohin<br />
die Reise geht,<br />
erläutern Gerald<br />
Vogt (Stäubli)<br />
und Franz Wittich<br />
(WFT).<br />
60<br />
Querdenker:<br />
Robert Eby,<br />
Gründer des<br />
Robotikspezialisten<br />
EGS, schwimmt<br />
nicht gerne mit<br />
dem Strom.<br />
Das macht ihn<br />
erfolgreich.<br />
Bild: EGS<br />
Gifa, Additive und Sensorik<br />
In dieser Atomationspraxis-Ausgabe<br />
finden Sie Schwerpunkte zu den<br />
Themen additive Fertigung (ab Seite<br />
24) sowie Vision & Sensorik (ab<br />
Seite 48). Und unser Gifa-Messe-<br />
Special beleuchtet die Gießerei-<br />
Automation (ab Seite 40).<br />
4 Juni 2019
_Inhalt<br />
_Titelthema<br />
08 Fanuc: Intelligent sehen<br />
Vision als integraler Bestandteil der Robotik<br />
_ Interview des Monats<br />
16 „Deutscher Mittelstand ist unsere Kernklientel“<br />
Interview mit Michael Otto, CRO Germany bei Kuka<br />
_Industrie 4.0<br />
20 5G für KMU im Test<br />
Transferzentrum erforscht 5G-Einsatz bei KMU<br />
_Trend des Monats<br />
24 Mit Automation zur additiven Serienfertigung<br />
Wie der 3D-Druck serientauglich wird<br />
_Robotik<br />
30 Mehr Flexibilität beim Roboterschleifen<br />
RSP-Drehdurchführung für flexiblen Robotereinsatz<br />
KOMPAKTROBOTER MZ07<br />
TRAGFÄHIGKEIT BIS 7 KG<br />
WORLD'S<br />
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Weltweit Schnellster der Kompaktklasse<br />
Prozesssicher in rauer Umgebung<br />
(Schutzklasse IP67)<br />
Innenliegende Kabelführung<br />
vermeidet Störkonturen<br />
Kompakteste Bauweise<br />
für minimalen Platzbedarf<br />
_Special Gifa<br />
40 Gießerei: Fit für den Wandel mit Automation<br />
Elektromobilität und Leichtbau bieten Potenziale<br />
_Handhabung & Montage<br />
44 Afag-Handlingsystem macht den Deckel drauf<br />
Reinraumtaugliches Vor- und Nachverschrauben<br />
_Projekt des Monats<br />
48 Flexible Fertigung von Sensoren nach Rezept<br />
Bei Sick ist die Smart Factory bereits Realität<br />
_Vision & Sensorik<br />
53 Kamera kontrolliert Platinenbestückung<br />
Qualitätssicherung bei der Bestückung<br />
_Macher der Automation<br />
60 Ein Profi mit eigenem Kopf<br />
Im Porträt: Robert Eby, Gründer von EGS<br />
_10 Fragen an<br />
66 „Die Küche ist mein Reich“<br />
10 Fragen an Peter Klement, CEO, Variobotic<br />
_Rubriken<br />
14 Personalien<br />
15 News<br />
64 Impressum / Inserenten<br />
MADE IN JAPAN<br />
www.nachi.de<br />
ROBOTICS | TOOLS | H Y D R A U L I C S Juni | BEARINGS<br />
2019 5
_Inhalt<br />
Praxis-Highlights im Juni<br />
30<br />
Additive Serienfertigung: Eine Pilotanlage<br />
für die automatisierte additive<br />
Serienfertigung ist im Projekt Nextgenam<br />
entstanden.<br />
34<br />
Vollautomatische Montage: Bei<br />
Zimber Verpackungen übernehmen<br />
drei MH5-Roboter von Yaskawa anspruchsvolle<br />
Montage- und Verpackungsaufgaben.<br />
Bild: Turck<br />
Bild: EOS<br />
46<br />
RFID-Tracking: Für Britax Römer entwickelte Kirschenhofer<br />
mit Turcks BL ident ein RFID-Tracking-System zur<br />
Produktionssteuerung und Qualitätssicherung – ohne<br />
SPS oder zentrale Datenbank.<br />
Bild: Yaskawa<br />
Bild: ABB<br />
54<br />
3D-Vermessung: Mit<br />
ABB-Roboter-basierter<br />
3D-Messtechnik<br />
hat der Automobilzulieferer<br />
Benteler in<br />
seiner Produktionsstätte<br />
im spanischen<br />
Vigo die Zykluszeiten<br />
verkürzt und die Qualität<br />
erhöht.<br />
Additive Serienfertigung<br />
Ist der 3D-Druck schon reif<br />
für die Serie? Seite 24<br />
06_Juni 2019<br />
Gießerei-Automation<br />
Elektromobilität und Leichtbau<br />
bieten Chancen Seite 40<br />
automationspraxis.de<br />
Smarte Sensorfabrik<br />
Bei Sick ist die Industrie 4.0<br />
bereits Realität Seite 48<br />
Intelligent sehen:<br />
Integrierte Robotik-Vision<br />
Juni 2019 1<br />
Zum Titel<br />
Bei Fanuc kommt das<br />
Paket aus Roboter und<br />
Visionsystem aus einer<br />
Hand – und das schon<br />
seit fast 40 Jahren. Nun<br />
weden die sehenden<br />
Roboter noch mit<br />
künstlicher Intelligenz<br />
eweitert. Seite 08<br />
6 Juni 2019
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
Expertenforum<br />
Mobile Robotik<br />
Einladung<br />
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Lösungen für Montage,<br />
Maschinenverkettung und<br />
Intralogistik vor.<br />
27. Juni 2019<br />
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Bild: Bild: Stäubli Stäubli Tec-Systems GmbH<br />
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Juni 2019 7
_Titelgeschichte<br />
Bildverarbeitung ist bei Fanuc Robotern schon immer integraler Bestandteil<br />
Intelligent sehen<br />
Reizvolle Möglichkeiten eröffnet die Kombina tion aus Bildverarbeitung<br />
und künstlicher Intelligenz. Gut, wenn dazu das Paket Roboter/Visionsystem<br />
aus einer Hand kommt – wie bei Fanuc seit fast<br />
40 Jahren. Zur EMO sind eine Reihe von Neuerungen im Segment<br />
Vision technik angekündigt.<br />
Autor: Bernhard Foitzik<br />
Bild: Fanuc<br />
8 Juni 2019
_Titelgeschichte<br />
Bei Fanuc Robotern ist<br />
das Visionsystem schon<br />
seit vielen Jahren in die<br />
Robotersteuerung integriert.<br />
Das vereinfacht<br />
die Programmierung und<br />
beschleunigt die Synchronisation.<br />
Nächster<br />
logischer Schritt ist die<br />
Kombination der Roboter-Vision-Technik<br />
mit<br />
künstlicher Intelligenz.<br />
Juni 2019 9
_Titelgeschichte<br />
Roboter lernen sehen“ titelte kürzlich eine<br />
durchaus angesehene technische Fachzeitung<br />
zu einem Artikel der Uni Bayreuth<br />
über die Möglichkeiten, die man mit einer Kombination<br />
von Roboter und Visiontechnik hat – mit<br />
ansprechenden Ergebnissen. In der Praxis, jedenfalls<br />
bei Fanuc, ist die Zusammenarbeit von Roboter<br />
und Visionsystem längst gang und gäbe.<br />
„Aber“, sagt Nico Hermann, Technical Manager<br />
Robotics im Tec Center von Fanuc Deutschland,<br />
„es ist ja nicht nur die Kamera.“<br />
Warum also nicht auf Errungenschaften neuer<br />
Technologien zurückgreifen? Warum nicht künstliche<br />
Intelligenz nutzen? Schon die erste Deep-<br />
Learning-Präsentation von Fanuc auf der CeBit<br />
vor zwei Jahren zeigte, in welche Richtung die<br />
Entwicklung gehen wird. In dieser Zelle stehen<br />
zwei Roboter mit Area Vision Sensor an einer Kiste<br />
mit Teilen, die die Roboter, ohne eigens geteacht<br />
zu werden, aus der Kiste holen sollen.<br />
Roboter teilen Erfahrungen<br />
Die dabei gemachten Erfahrungen speichert jeder<br />
Roboter in der internen, Fog genannten Cloud.<br />
Dort stehen diese Informationen auch dem anderen<br />
Roboter zur Verfügung. Arbeiten beispielsweise<br />
vier Roboter an dieser Kiste, profitieren sie von<br />
den Erfahrungen der anderen Roboter und räumen<br />
die Kiste entsprechend schneller. Die Lernkurve<br />
beeindruckt: Nach 1000 Versuchen hat der<br />
Roboter eine Erfolgsquote von 60%, nach 5.000<br />
Versuchen kann er schon 90% aller Teile greifen –<br />
ohne dass eine einzige Zeile Programm-Code geschrieben<br />
werden muss.<br />
Bereits in dieser Zelle demonstrierte Fanuc integrierte<br />
Bildverarbeitung kombiniert mit künstlicher<br />
Intelligenz – bei Fanuc als Artificial Intelligence<br />
mit AI abgekürzt. Nico Hermann: „Der<br />
nächste Schritt wird sein, dass wir dem System die<br />
CAD-Daten der zu greifenden Teile mitgeben.“<br />
Damit ist der Robotersteuerung die Geometrie der<br />
Teile bekannt, das von der Kamera gemachte Bild<br />
wird mit diesen Daten verglichen und so die optimale<br />
Greifposition ermittelt.<br />
Erstes Visionsystem schon 1984<br />
Ein bisschen Technikgeschichte gefällig? Roboterhersteller<br />
hatten schon Anfang der 80er-Jahre<br />
Hoffnungen auf die Visiontechnik gesetzt. Doch<br />
die Bildverarbeitung war zu diesem Zeitpunkt<br />
noch keine Plug&Play-Technik. Und so gaben viele<br />
die Entwicklung wieder auf. Fanuc bewies jedoch<br />
einen langen Atem und präsentierte 1984 ein<br />
erstes Visionsystem.<br />
Anfang der 90er-Jahre gab es einen Prospekt, in<br />
dem das Visionsystem Insight vorgestellt wurde.<br />
Eine der wichtigsten Botschaften: „Das Visionsystem<br />
ist integriert in die Robotersteuerung. Und<br />
durch seine Bildverarbeitungssoftware wird die<br />
Programmierung so einfach wie noch nie.“ Daran<br />
hat sich im Prinzip bis heute nichts verändert.<br />
Ausdruck der tiefen Integration ist auch, dass die<br />
Visiontechnik bei Fanuc gar keine eigene Sparte<br />
ist. Sie zählt mit Kraft-Momenten-Sensoren zu<br />
den „Intelligent Features“ der Roboter.<br />
Warum ein Roboterhersteller wie Fanuc auf die<br />
Visiontechnik setzt, erläutert Nico Hermann: „Bei<br />
manchen Aufgaben ist der Einsatz eines Visionsystems<br />
nicht nur Teil der Automatisierung; das Visionsystem<br />
ist sogar der Teil, ohne den sich eine Automation<br />
überhaupt nicht wirtschaftlich darstel-<br />
Bild: Fanuc<br />
Roboter mit Fanuc 3D Vision<br />
- hier mit 3D Laser<br />
Sensor – erkennen und<br />
handhaben beliebig platzierte<br />
Objekte.
_Titelgeschichte<br />
„Bei manchen Aufgaben ist der Einsatz eines Visionsystems<br />
nicht nur Teil der Automatisierung; das Visionsystem ist sogar<br />
der Teil, ohne den sich eine Automation überhaupt nicht wirtschaftlich<br />
darstellen lässt.“<br />
Nico Hermann, Fanuc<br />
len lässt.“ Das hat Fanuc schon frühzeitig erkannt<br />
– nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen in der eigenen<br />
Fertigung. „Wir müssen bei einer Aufgabenstellung,<br />
bei der Bildverarbeitung eine technische<br />
Lösung verspricht, nicht lange probieren, ob<br />
das tatsächlich machbar ist“, so Nico Hermann.<br />
Bildverarbeitung in Bewegung<br />
Mit dem neuen 3D Vision Sensor hat Fanuc ein<br />
neues Kapitel in der Entwicklung aufgeschlagen.<br />
Das integrierte Leistungspaket umfasst außer dem<br />
Sensor selbst auch Software und Kabel. Vorteil al-<br />
Objekt, hat man eine sehr gute Auflösung. Bei<br />
größeren Abständen zum Objekt ist noch Luft<br />
nach oben. Wer Fanuc kennt, kann davon ausgehen,<br />
dass der Arbeitsbereich des Sensors auf absehbare<br />
Zeit nach oben erweitert wird.<br />
Aber was kann der 3DV-Sensor wirklich? Nico<br />
Hermann: „Die neue Robotersteuerung R-30iB<br />
Plus bringt sowohl von der Performance als auch<br />
von den Speichermöglichkeiten her beste Voraussetzungen<br />
für den Betrieb des 3D Vision Sensors<br />
mit.“ Eine Lösung zur roboterbasierten 3D-Bildverarbeitung<br />
gibt es mit dem Sensor 3DL bereits;<br />
diese Lösung erfordert zur 2D-Kamera jedoch ei-<br />
Griff in die Kiste mit<br />
höchster Effizienz: Der<br />
integrierte Teilemanager<br />
des 3D Area Vision Sensors<br />
wählt die Objekte<br />
aus, die am einfachsten<br />
aufzunehmen sind.<br />
Bild: Fanuc<br />
ler Visionsensoren von Fanuc: Alle Schnittstellen<br />
zur Automation sind bereits vorhanden, erforderliche<br />
Hardware zur Bildverarbeitung bereits in der<br />
Robotersteuerung integriert. Seine Stärken spielt<br />
der 3D Vision Sensor vor allem dort aus, wo<br />
Werkstücke mit glänzenden und spiegelnden<br />
Oberflächen zu detektieren sind.<br />
Der neue 3D Vision Sensor 3DV/400 arbeitet in einem<br />
Sichtfeld bis etwa 450 x 530 mm mit einer<br />
Auflösung von 950 x 1204 Pixel und damit noch<br />
einmal deutlich genauer als der leistungsfähige 3D<br />
Area Sensor. Kann man mit dem Sensor nahe ans<br />
nen zusätzlichen Lasersensor und liefert lediglich<br />
einen einzigen Punkt zur Erkennung.<br />
3D-Sensor erzeugt Punktewolke<br />
Der neue 3D Vision Sensor erzeugt dagegen eine<br />
Punktewolke. Die Bildinformationen der beiden<br />
zueinander geneigten Kameras im Gehäuse des<br />
Sensors 3DV/400 werden direkt an die CPU des<br />
Robotercontrollers geschickt und dort ausgewertet.<br />
Unter idealen Bedingungen dauert dies nur ca.<br />
100 ms, unter widrigen Bedingungen, wenn Auf-<br />
Juni 2019 11
_Titelgeschichte<br />
nahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten<br />
erforderlich sind, auch nur 300 ms.<br />
Der 3D-Sensor ist – wie schon der 2D Vision Sensor<br />
– in der Lage, während der Roboterbewegung<br />
Bilder aufzunehmen (Snap-in-motion). Der Zeitpunkt<br />
der Aufnahme wird getriggert, das Bild erstellt<br />
und in der Steuerung die Positionsdaten errechnet.<br />
Nico Hermann: „So bekommen wir auch<br />
während der Bewegung des Roboters eine exakte<br />
Positionsbestimmung.“<br />
Der Vorteil liegt im Zeitgewinn. Der Roboter<br />
muss während der Aufnahme nicht mehr stoppen.<br />
Da Sensor und Roboter mit einer Steuerung arbeiten,<br />
läuft die Synchronisierung sehr schnell, was<br />
nicht zuletzt eine Folge der hohen Integration der<br />
einzelnen Komponenten ist. Im Prinzip kehrt Fanuc<br />
damit eine Technik um, die bereits von der<br />
Softwareoption iRPickTool bekannt ist und sich<br />
in zahlreichen Pick-Applikationen bewährt hat.<br />
Beim 3D Vision Sensor bewegt sich der Roboter<br />
und das zu erfassende Werkstück liegt still. Beim<br />
Einsatz von iRPickTool bewegt sich ein Förderband<br />
mit den zu greifenden Werkstücken und die<br />
Roboter-Kamera-Einheit ist fest montiert.<br />
Ein-Kabel-Lösung<br />
Über das Coax-Kabel wird beim 3D Vision Sensor<br />
gleichzeitig zur Bildübertragung die Spannungsversorgung<br />
sichergestellt. Diese Ein-Kabel-Lösung<br />
hat für den Anwender den Vorteil, nicht mit unterschiedlichen<br />
Kabeln oder Steckern arbeiten zu<br />
müssen. Selbst bei der Variante mit zusätzlicher<br />
LED-Beleuchtung ist kein zusätzliches Kabel erforderlich.<br />
Zudem ist die Lagerhaltung einfacher.<br />
Hermann: „Jetzt gibt es nur noch ein Standardkabel<br />
und eine einheitliche Belegung der Stecker.“<br />
Montiert wird der 3D Vision Sensor nach der<br />
sechsten Achse, also zwischen Handgelenk und<br />
Greifer. Bei einer Applikation mit erhöhter Kollisionsgefahr<br />
kann der Sensor auch in einen Greifer<br />
integriert werden. Die Masse von 1,1 kg (0,9 kg<br />
ohne LED) bewältigt selbst ein LR Mate 200iD<br />
zusätzlich zum Werkstück und zum Greifer. Gegen<br />
äußere Einflüsse ist der 3D Vision Sensor in<br />
Schutzart IP67 geschützt.<br />
Fanucs kompakte 3DV-Sensoren können direkt am<br />
Roboter angebracht werden. Mit dem 3DV/400 lassen<br />
sich sogar Aufnahmen während der Bewegung eines<br />
Roboters erstellen. Diese Snap-in-motion-Funktion<br />
spart bei schnellen Greifvorgängen Zeit.<br />
Bild: Fanuc<br />
Sensor ist ab Werk kalibriert<br />
Der 3D Vision Sensor ist ab Werk kalibriert. Nico<br />
Hermann: „Das ist bei der Inbetriebnahme und<br />
beim Einlernen neuer Aufgaben ein wirklicher<br />
Zeitgewinn.“ Damit der Roboter exakte Positionsangaben<br />
liefert, muss lediglich über ein Punktemuster<br />
eine Orientierung des Roboter-Sensor-<br />
Systems erfolgen. Daraus errechnet die Steuerung<br />
das aktuelle Koordinatensystem.<br />
Mit dem neuen 3D Vision Sensor 3DV/400 erweitert<br />
Fanuc das Angebot im Segment Bildverarbeitungssysteme<br />
also um ein sehr praktikables und<br />
einsteigerfreundliches System. Einsetzbar ist der<br />
3D Vision Sensor in einer Vielzahl von Applikationen,<br />
beispielsweise in der Montage, wenn es darum<br />
geht, ein Montageband zu beschicken, oder<br />
in der Logistik beim Abstapeln einer Palette. Außerdem<br />
ist der Sensor für Bin-Picking-Aufgaben<br />
ebenso geeignet wie für die Erkennung oder Detektion<br />
von ansonsten schwer erkennbaren, weil<br />
wenig kontrastreichen Objekten oder überhaupt<br />
für die Anwesenheitskontrolle von Teilen oder<br />
Werkstücken.<br />
↓<br />
Fanuc Deutschland GmbH<br />
www.fanuc.de<br />
12 Juni 2019
_Branche<br />
Peter Mohnen bleibt Kuka-Chef<br />
HandlingTech<br />
Automations-Systeme<br />
Peter Mohnens Effizienz -<br />
programm für Kuka zeigt erste<br />
Erfolge.<br />
Bild: Kuka<br />
Peter Mohnen und Andreas Pabst werden<br />
weiter als CEO und CFO für die Kuka<br />
AG verantwortlich sein. Die beiden führten<br />
ihre Ämter seit Dezember 2018 interimistisch<br />
und wurden nun in ihren Ämtern<br />
bestätigt.<br />
„Peter Mohnen hat als CEO die richtigen<br />
Weichen gestellt“, lobt der Kuka-Aufsichtsratsvorsitzende<br />
Dr. Andy Gu. „Deshalb<br />
freuen wir uns, die vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit mit ihm als CEO fortzusetzen.“<br />
Auch der stellvertretende Vorsitzende<br />
des Aufsichtsrats Michael Leppek<br />
(IG Metall) begrüßt die Entscheidung:<br />
„Peter Mohnen ist genau der Richtige für<br />
den Job, die Mitarbeiter stehen hinter<br />
ihm.“ Peter Mohnen hatte die CEO-Rolle<br />
im Dezember 2018 übernommen, als der<br />
langjährige CEO Till Reuter auf Drängen<br />
des chinesischen Eigentümers Midea Kuka<br />
verlassen musste. Im Januar verabschiedete<br />
das Team ein Sofortmaßnahmenpaket,<br />
um Kukas Zukunftsfähigkeit<br />
zu sichern. Dieses zeigt bereits erste positive<br />
Effekte: Nach schwachen Geschäftszahlen<br />
in 2018 kletterte Kukas Gewinn<br />
nach Steuern im ersten Quartal 2019 um<br />
mehr als die Hälfte auf 15 Millionen<br />
Euro. Umsatz und Auftragseingang blieben<br />
allerdings knapp unter dem Wert des<br />
ersten Quartals 2018. Die Umsätze wurden<br />
überwiegend in Europa erzielt.<br />
Zudem hat Kuka im ersten Quartal stark<br />
an der Verbesserung der eigenen Effizienz<br />
gearbeitet. Unter anderem wurde die angekündigte<br />
Veränderung in der Organisationsstruktur<br />
umgesetzt. Kuka berichtet<br />
ab 2019 nach den Business Segmenten<br />
Systems, Robotics, Logistics Automation,<br />
Healthcare und China (siehe auch Kuka-<br />
Interview auf Seite 16.)<br />
Kuka AG<br />
www.kuka.com<br />
ROBAX-SRZ<br />
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Call for Papers für Roboter 2020<br />
Für das Programm seiner Fachtagung Roboter<br />
2020 sucht der Schweißverband DVS Vorschläge<br />
für Vorträge und Präsentationen. Gefragt sind<br />
insbesondere Beiträge zu den Themen „Digitalisierung“,<br />
„Prozesssicherheit“, „Fertigungsprozess“,<br />
„Bedienkonzepte“ und „Fachpersonalmangel“.<br />
Der Call for Papers für die Fachtagung Roboter<br />
2020 geht bis zum 2. Juli 2019. Die Vorschläge<br />
für die Fachvorträge können online eingereicht<br />
werden unter: www.dvs-ev.de/roboter2020.<br />
Die Fachtagung Roboter 2020 samt begleitender<br />
Ausstellung findet am 12. und 13. Februar 2020 in Fellbach bei Stuttgart statt. Die<br />
Tagung richtet sich nicht nur an Experten, sondern auch an junge Leute mit Interesse an<br />
Automation und Digitalisierung.<br />
↓<br />
Mehr Informationen zur Fachtagung Roboter 2020 am 12. und 13. Februar 2020 gibt es unter:<br />
www.dvs-ev.de/roboter2020<br />
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16.-21.09.2019<br />
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Juni 2019 13
_Personalien<br />
Bild: IFR<br />
02<br />
Bild: Onrobot<br />
Bild: Fastems<br />
05<br />
Bild: Weidmüller<br />
01 03 04<br />
06<br />
Bild: Lapp Bild: Fraede<br />
Bild: Teamtechnik<br />
07<br />
01 Björn Milsch ist neuer General Manager für DACH<br />
& Benelux beim dänischen Cobot-Greifer-Spezialisten<br />
Onrobot. Milsch verantwortete zuvor den EMEA-<br />
Vertrieb für den dänischen Kamerahersteller JAI.<br />
02 Dr. Susanne Bieller ist neue Generalsekretärin des<br />
Weltroboterverbands IFR. Sie übernimmt das Amt<br />
von Gudrun Litzenberger, die in den Ruhestand geht.<br />
Die Leitung des IFR Statistical Departments übernimmt<br />
Dr. Christopher Müller.<br />
03 Michael Fraede ist nun CEO Managing Director bei<br />
Weiss Cube Robotics und Vice President Business Development<br />
beim Mutterhaus Weiss in Buchen. Das<br />
Branchen-Urgestein Fraede war zuvor unter anderem<br />
bei Zimmer, Kuka, Yaskawa und Festo.<br />
04 Ralf Escher hat bei Teamtechnik als Chief Financial<br />
Officer die kaufmännische Geschäftsführung übernommen.<br />
Er gehört nun neben Stefan Roßkopf und<br />
Axel Riethmüller zur Teamtechnik-Führungsspitze.<br />
05 Mikko Nyman ist neuer CEO beim Fabrikautomatisierer<br />
Fastems. Sein Vorgänger als CEO Tomas Hedenborg<br />
steht ihm als Berater zur Seite.<br />
06 Oliver Schleicher ist als Regional Manager DACH in<br />
die Geschäftsführung der deutschen Vertriebsgesellschaft<br />
der Weidmüller-Gruppe eingetreten.<br />
07 Karl Heckl hat bei Lapp als Executive Vice President<br />
Germany die Verantwortung für den Vertrieb in<br />
Deutschland übernommen. Heckl war zuvor in mehren<br />
verantwortlichen Positionen bei Festo tätig.<br />
14 Juni 2019
Termine<br />
Branchenticker + Branchenticker<br />
05. – 06.<strong>06.2019</strong> Fastems<br />
Open-House in St. Ingbert<br />
Bei Kempf CNC-Technik<br />
https://www.fastems.de/event<br />
/ fastems-open-house-2019/<br />
05. – 06.<strong>06.2019</strong> All About<br />
Automation in Essen<br />
Automationsmesse für NRW<br />
www.automation-essen.com<br />
25. – 29.<strong>06.2019</strong> Gifa<br />
Internationale Giesserei-Fachmesse<br />
in Düsseldorf<br />
www.gifa.de<br />
25. – 27.<strong>06.2019</strong> Sensor+Test<br />
in Nürnberg<br />
Sensor- & Messtechnik-Messe<br />
www.sensor-test.de<br />
25. – 27.<strong>06.2019</strong> Rapid.Tech +<br />
FabCon 3.D in Erfurt<br />
Additive Manufacturing Hub<br />
www.rapidtech-fabcon.de<br />
27.<strong>06.2019</strong> Expertenforum<br />
Mobile Robotik in Bayreuth<br />
Flexible und mobile Automatisierung<br />
im Fokus<br />
automationspraxis.industrie.<br />
de/events/mobile-robotik/<br />
Cloos feiert 100 Jahre<br />
Mit einem prominent besuchten Empfang<br />
hat Cloos Schweißtechnik Anfang<br />
Mai sein 100-jähriges Jubiläum gefeiert.<br />
Zu den Gratulanten gehörte auch<br />
der hessische Ministerpräsident Volker<br />
Bouffier. „Die Beherrschung des Lichtbogens<br />
mit all seinen Geheimnissen ist<br />
der Kern unseres Geschäftes“, betonte<br />
Carl-Eberhard Cloos, Enkel von Carl<br />
Cloos und Geschäftsführender Gesellschafter<br />
der Cloos Holding. „Deshalb<br />
brennen wir in Haiger und an den weltweiten<br />
Standorten fürs Schweißen.“<br />
https://100.cloos.de/<br />
Franka Emika gründet Plattform<br />
Der Münchner Cobot-Spezialist Franka<br />
Emika hat die digitale Robotikplattform<br />
Franka World ins Leben gerufen.<br />
Die Online-Plattform ermöglicht die Interaktion<br />
zwischen Forschern, Partnern,<br />
Kunden, Entwicklern, Lieferanten<br />
und Robotern. Am Tag der Markteinführung<br />
verfügt der Franka-Shop bereits<br />
über mehr als hundert Roboter-<br />
Apps, deren Zahl innerhalb des ersten<br />
Jahres noch deutlich steigen wird.<br />
www.franka.de<br />
Sensopart fördert Hochschulen<br />
Der Sensorhersteller Sensopart aus<br />
Gottenheim bei Freiburg baut die Kooperationen<br />
mit Hochschulen in seiner<br />
Nähe aus: So stattet Sensopart kollaborative<br />
Robotik-Projekte an der Hochschule<br />
Offenburg mit industrieller Bildverarbeitung<br />
aus. Zudem unterstützt<br />
Sensopart die Arbeitsgruppe Rechnerarchitektur<br />
der Universität Freiburg mit<br />
Vision-Kameras und Sensoren. Sensopart<br />
hofft natürlich auch, Studenten für<br />
eine spätere Tätigkeit zu interessieren.<br />
www.sensopart.de<br />
Helukabel baut aus<br />
Mit einem Spatenstich hat der Kabelspezialist<br />
Helukabel den Baubeginn der<br />
neuen Unternehmenszentrale eingeläutet.<br />
Das Bürogebäude mit einer Bruttogeschossfläche<br />
von rund 12.000 m 2 entsteht<br />
am südöstlichen Ortseingang von<br />
Hemmingen. Die bisher auf vier Standorte<br />
innerhalb von Hemmingen verteilten<br />
kaufmännischen und technischen<br />
Mitarbeiter von Helukabel sollen zukünftig<br />
unter einem Dach zusammenarbeiten.<br />
www.helukabel.com<br />
www.rsp.eu.com<br />
Der “seitliche Winkel” schenkt neue Energie.<br />
Wir schenken<br />
neue Ideen.<br />
Yogaübung “seitlicher Winkel”<br />
Tel. +49 (0) 74 52 84 66-0<br />
www.MartinMechanic.com<br />
Bearbeitung I Handling I Montage I Prüfung I Robotik<br />
Juni 2019 15
_Interview des Monats<br />
Interview mit Michael Otto, Chief Regional Officer (CRO) Germany bei Kuka<br />
„Deutscher Mittelstand ist<br />
unsere Kernklientel“<br />
Warum der deutsche Markt für Kuka nach wie vor enorm wichtig ist, wie man<br />
die Marktführerschaft in Deutschland ausbauen will und warum Kuka nun auch<br />
Roboterzellen anbietet, erläutert Michael Otto, Chief Regional Officer (CRO)<br />
Germany bei Kuka.<br />
Autor: Armin Barnitzke<br />
Michael Otto arbeitet seit 1999 für<br />
Kuka. Nach Positionen als Leiter<br />
Marketing und Produktmanagement<br />
sowie als Leiter Branchenvertrieb<br />
General Industry war er bis August<br />
2018 Präsident der Division Health -<br />
care & Advanced Robotic. Nun leitet<br />
er als Chief Regional Officer Germany<br />
das Deutschland-Geschäft bei Kuka.<br />
Bild: Kuka<br />
16 Juni 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Interview des Monats<br />
exklusiv<br />
„Wir freuen uns alle drauf, wenn die Delta- und<br />
Scara-Roboter aus China auch nach Europa kommen,<br />
weil wir damit unser Portfolio vervollständigen<br />
können.“<br />
Michael Otto, Kuka<br />
AP: Welche Bedeutung hat der deutsche Markt<br />
noch für Kuka, gerade im Vergleich mit China?<br />
Otto: China hat ein großes Marktpotenzial.<br />
Deutschland aber ist nach wie vor der größte Einzelmarkt<br />
für Kuka. Insofern spielt der deutsche<br />
Markt weiter eine gravierende Rolle für uns – und<br />
zwar nicht nur in Bezug auf die großen Automobil-OEMs,<br />
sondern auch mit Blick auf Kunden im<br />
Maschinenbau. Gerade der klassische Mittelstand<br />
ist ja unsere Kernklientel. Unser klarer Fokus ist es<br />
daher, unsere Marktführerschaft in Deutschland<br />
zu erhalten und auszubauen. Dabei können wir<br />
hierzulande auch aus dem Vollen schöpfen mit unseren<br />
Standorten in Augsburg, Wolfsburg, Siegen,<br />
Hude-Wüsting, Würselen sowie Obernburg und<br />
dem dort gebündelten Knowhow.<br />
AP: Und was sind auf dem deutschen Markt Ihre<br />
wichtigsten strategischen Themen 2019?<br />
Otto: 2019 ist mit Gifa, EMO und K ein großes<br />
Fachmessen-Jahr. Und diese Fachmessen passen<br />
auch zu unseren Branchenschwerpunkten: Gießerei,<br />
Werkzeugmaschine und Kunststoffindustrie.<br />
AP: Ihr CEO kündigte ja einen Fokus auf „gezielte<br />
Produkte für lokale Märkte“ an. Was bedeutet<br />
das für Branchen wie Gießerei, Metallbearbeitung<br />
und Kunststoffindustrie?<br />
Otto: Beispielsweise schnüren wir für die jeweiligen<br />
Anwendungen Pakete mit Roboter, Peripherie<br />
und Software. Dabei können wir mit unserem<br />
Tochterunternehmen wie Visual Components die<br />
ganze digitale Prozesskette abbilden, etwa auch<br />
die vorgelagerte Visualisierung und Simulation.<br />
Neben dem Roboter steht daher die durchgängige<br />
Simulation im Fokus der Messeauftritte auf unse-<br />
Exklusive Themenseite<br />
Welche Themen und Innovationen Kuka derzeit<br />
umtreiben und was die Augsburger dieses<br />
Jahr auf den Fachmessen Gifa, EMO und<br />
K präsentieren werden, zeigt eine Spezial-<br />
Webseite der <strong>Automationspraxis</strong>. ↓<br />
www.automationspraxis.industrie.de/<br />
partner/kuka/smarte-automatisierung<br />
Zur einfachen Integration seiner<br />
Roboter schnürt Kuka seine<br />
ready2_use-Pakete. Ein gutes<br />
Beispiel für kundenspezifische<br />
ready2_use-Lösungen ist das<br />
Lackier-Paket ready2_spray,<br />
das in enger Zusammenarbeit<br />
mit Dürr entstanden ist.<br />
ren drei Branchen-Leitmessen 2019. Zudem<br />
schnüren wir zur einfachen Integration unsere ready2_use-Pakete,<br />
die unseren Integratoren das Leben<br />
vereinfachen und einen Mehrwert bieten.<br />
AP: Spielen diese ready2_use-Pakete also eine<br />
zentrale Rolle bei der Branchenansprache?<br />
Otto: Die Pakete sind durchaus wichtige Elemente.<br />
Wir haben diese Pakete bereits erfolgreich im<br />
Markt platziert. Und wir entwickeln neben den<br />
Standardpaketen wie ready2_educate im Bereich<br />
Ausbildung oder ready2_pilot zur Roboter-Handführung<br />
mehr und mehr kundenspezifische ready2_use-Pakete,<br />
die wir gemeinsam mit Partnern<br />
definieren. Ab einer gewissen Stückzahl entwickeln<br />
wir gerne solche customized Lösungen. Ein<br />
gutes Beispiel ist das Lackier-Paket ready2_spray,<br />
das wir in enger Zusammenarbeit mit Dürr realisiert<br />
haben.<br />
AP: Ganz grundsätzlich: Wie adressieren Sie<br />
den deutschen Markt? Früher gab es Kuka Roboter<br />
und sowie Kuka Systems samt Kuka Industries.<br />
Dann wurde 2018 eine One-Kuka-<br />
Strategie ausgerufen. Wie sieht das heute aus?<br />
Otto: Kuka ist in den letzten Jahren stark zentralisiert<br />
worden, was auf die globale Ausrichtung zurückzuführen<br />
ist. Nun hat man diese Struktur ein<br />
Stück weit gelockert und es gibt wieder einen Robotics-Geschäftsbereich,<br />
der sich wieder klar auf<br />
den Roboter als Produkt konzentriert, während<br />
Systems Anlagen vor allem für die Automobilindustrie<br />
baut. Die entsprechende Rechtsform ist<br />
dabei zweitrangig. Ein neues Produkt im Bereich<br />
Robotics sind übrigens modulare Standardzellen,<br />
die wir am ehemaligen Reis-Standort in Obernburg<br />
und in Augsburg entwickeln. Unser Ziel sind<br />
modulare Standardzellen, die wir in größerer<br />
Stückzahl an etwa Tier-1-Kunden liefern können.<br />
Bild: Kuka<br />
Juni 2019 17
_Interview des Monats<br />
AP: Aber machen Sie auch mit solchen Zellen<br />
nicht ihren Integratoren Konkurrenz?<br />
Otto: Nein, gar nicht. Es geht hier schließlich<br />
nicht um kundenindividuelle Roboterlösungen in<br />
Losgröße 1, sondern um standardisierte und modulare<br />
Zellenkonzepte in Bereichen wie Casting,<br />
Foundry, Arc Welding oder Laser Welding. Ein<br />
Mittelständler, der ein bis zwei Roboterzellen benötigt,<br />
ist aber nach wie vor nicht unser Thema.<br />
Wir kommen dann ins Spiel, wenn ein Tier-1-Automobilzulieferer<br />
eine größere Anzahl identischer<br />
Zellen benötigt. Global agierende Tier-1-Firmen<br />
wollen schließlich auch einen One-Stop-Shop bei<br />
Kuka haben.<br />
Michael Otto: „Deutschland ist nach wie vor<br />
der größte Einzelmarkt für Kuka. Insofern<br />
spielt der deutsche Markt weiter eine wichtige<br />
Rolle für uns. Gerade der klassische Mittelstand<br />
ist ja unsere Kernklientel.“<br />
AP: Und wie gehen Sie das Trendthema Digitalisierung<br />
an?<br />
Otto: Bei Digital Services haben wir uns verstärkt<br />
mit Firmenübernahmen wie Visual Components<br />
oder Device Insight. Nun wollen wir diese Digital<br />
Services in einen Mehrwert verwandeln. Hier denken<br />
wir einerseits an digitale Services, die uns<br />
selbst betreffen. Dazu gehört unser digitales Kundenportal<br />
my.kuka, das unseren Kunden den<br />
schnellen Zugriff auf wichtige Informationen ermöglicht.<br />
Essenzieller Bestandteil davon ist der<br />
Marketplace. Er ermöglicht unseren Kunden,<br />
schnell Aufträge bei uns zu platzieren. Andererseits<br />
definieren wir Use Cases für Kunden, um etwa<br />
Maschinenzustände zu überwachen, oder Produktionsprozesse<br />
zu optimieren.<br />
AP: Wie sehen solche digitalen Services für<br />
Kunden ganz konkret aus?<br />
Otto: Wichtige Stichworte in dem Zusammenhang<br />
sind Visual Components, Kuka Connect und<br />
Device Insight. Mit Visual Components können<br />
wir über Simulationen die Anlageninbetriebnahme<br />
vereinfachen. Beim Angebot Kuka Connect<br />
geht es um Cloud-Konnektivität, etwa in Richtung<br />
Predictive Maintenance. Device Insight verfügt<br />
über wertvolle Erfahrungen im IoT-Bereich,<br />
die jetzt auf die IIoT-Welt übertragen werden.<br />
Bild: Kuka<br />
Der KMR iiwa ist die mobile Weiterentwicklung<br />
des Cobots LBR iiwa und verbindet die<br />
sensi tiven Eigenschaften des Cobots mit der<br />
Vor zügen der autonomen Navigation. In Kürze<br />
folgen KMRs mit Agilus als Handling-Roboter.<br />
Kukas Vorteil: Roboter und AGV lassen<br />
sich aus einer Steuerung heraus betreiben.<br />
18 Juni 2019
_Interview des Monats<br />
Sprich: IIoT- und Shopfloor-Kompetenz werden<br />
zusammengelegt.<br />
AP: Sie beteiligen sich auch an der Open Industry<br />
4.0 Alliance. Was steckt dahinter?<br />
Otto: Unsere Roboter sind in so vielen Branchen<br />
im Einsatz, dass wir uns nicht nur auf eine Plattform<br />
beschränken können. Vor allem im Interesse<br />
unserer Kunden wollen wir uns offen halten. Und<br />
genau darum geht es bei der Open Industry 4.0<br />
Alliance. Als Gründer der Alliance stehen wir für<br />
ein offenes Ökosystem. Wir verpflichten uns, das<br />
Framework der Allianz anzuwenden, um Interoperabilität<br />
zu erzielen.<br />
AP: Zurück zur Robotik: In und für China bauen<br />
Sie künftig auch Delta- und Scara-Roboter.<br />
Wird es diese Roboter auch auf dem deutschen<br />
Markt geben?<br />
Otto: Selbstverständlich warten sowohl unsere<br />
Kunden als auch unser Vertrieb auf die Scaras und<br />
Deltas, weil wir damit eben unser Portfolio vervollständigen.<br />
Nun können Kunden durchgängige<br />
Lösungen aus einer Hand realisieren. Wir freuen<br />
uns alle drauf, wenn die Deltas und Scaras auch in<br />
Europa kommen.<br />
AP: Werden andere neue Technologien wie Cobots<br />
ebenso sehnsüchtig erwartet von den Kunden?<br />
Der Cobot Markt bleibt ja hinter Erwartungen<br />
zurück<br />
Otto: Die Erwartungshaltung war aber auch sehr<br />
groß. Trotzdem wird sich der Markt entwickeln.<br />
Die Automobilindustrie marschiert bei der kollaborativen<br />
Robotik voran, da sind auch Arbeitsplatzergonomie<br />
und Fachkräftemangel die großen<br />
Themen. Im klassischen Mittelstand sieht das anders<br />
aus, ein Mittelständler kann nicht nur mit Arbeitsplatzergonomie<br />
argumentieren. Wir bekommen<br />
viele Anfragen und führen viele Diskussionen,<br />
aber manchmal stellt sich eben heraus, dass<br />
konventionelle Technik doch genügt und es nicht<br />
immer eine komplett schutzzaunlose Lösung sein<br />
muss. Aber viele Kunden beschäftigen sich mit<br />
dem Thema kollaborative Robotik. Ein großes<br />
Thema gerade im Werkzeugmaschinen-Umfeld ist<br />
derzeit übrigens auch der mobile Roboter auf einem<br />
autonomen Transportsystem. Gerade zur<br />
Maschinenverkettung ist ein mobiler Roboter interessant,<br />
der über das Wochenende die Bestückung<br />
und Verkettung der Maschinen übernimmt.<br />
AP: Und wie adressieren Sie den Markt für mobile<br />
Roboter und mobile Transportsysteme?<br />
Otto: Unsere Schwerlast-Transportplattform<br />
Omnimove haben wir schon über zehn Jahre.<br />
Schon damals haben wir die Bedeutung des Themas<br />
erkannt und eine Firma mit omnidirektionaler<br />
Antriebstechnik übernommen. Das waren<br />
Schwerlastfahrzeuge bis zu 100 Tonnen. Diese<br />
Technologie haben wir weiterentwickelt in Richtung<br />
kleinerer Plattformen. Wir sind mit<br />
1000-Tonnen-AGVs für Bahn oder Aerospace gestartet<br />
und handhaben heute Milligramm-Lasten<br />
in der Halbleiterfertigung: Mit der gleichen Technologie!<br />
Zudem kombinieren wir die fahrbare<br />
KMP Plattform mit unseren Robotern. Bereits im<br />
Einsatz ist die KMR-iiwa-Reihe mit einem LBR iiwa-Cobot.<br />
In Kürze folgen KMRs mit Agilus als<br />
Handlingroboter. Unser Vorteil liegt darin, dass<br />
wir den Roboter und das AGV aus einer Steuerung<br />
heraus betreiben können.<br />
↓<br />
Kuka AG<br />
www.kuka.com<br />
TRANSPORTIERT<br />
AUTONOM<br />
AGV<br />
info@tuenkers.de<br />
www.tuenkers-modular-automation.de<br />
iimotion_days am 10. und 11. Juli<br />
Am 10. und 11. Juli 2019 organisiert Kuka ein großes Kundenevent in<br />
Augsburg, die iimotion_days. „Es geht um ein Format, bei dem wir<br />
exklusiv für unsere Kunden und Partner Einblicke in unseren Standort<br />
Augsburg gewähren wollen“, erklärt Michael Otto. So zeige man etwa<br />
die hochflexible Matrix-Produktion und biete verschiedene Touren,<br />
unter anderem durch die Techcenter an.<br />
↓<br />
Juni 2019 19
Forschung & Praxis<br />
IPA exklusiv<br />
Serie Industrie 4.0<br />
_Industrie 4.0<br />
Transferzentrum erforscht 5G-Einsatz mit kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />
5G für KMU im Test<br />
Um zu schauen, welche Möglichkeiten der neue 5G-Mobilfunk -<br />
standard kleinen und mittelständischen Unternehmen eröffnet,<br />
richten Forscher in Baden-Württemberg vier Testumgebungen ein.<br />
Mit 5G, der fünften Generation<br />
des Mobilfunks nach<br />
3G (UMTS) und 4G<br />
(LTE), werden erstmals die Bedürfnisse<br />
der Industrie und die erhöhten<br />
Anforderungen industrieller<br />
Anwendungen in einem Mobilfunkstandard<br />
berücksichtigt. 5G<br />
ermöglicht die bedarfsgerechte<br />
drahtlose Vernetzung mit hoher<br />
Bandbreite, niedriger Latenz und<br />
hoher Verbindungsanzahl. Damit<br />
schafft 5G eine wichtige Grundlage<br />
für IoT-Anwendungen.<br />
Forscher der Stuttgarter Fraunhofer-Institute<br />
IPA und IAO, der<br />
Hochschule Reutlingen und des<br />
Campus Schwarzwald in Freudenstadt<br />
erproben 5G nun gemeinsam<br />
mit kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen (KMU). Konzerne<br />
können sich eigene 5G-Netze einrichten,<br />
KMU hingegen nicht.<br />
Land fördert Projekt<br />
Das baden-württembergische<br />
Wirtschaftsministerium fördert<br />
das Forschungsprojekt Transferzentrum<br />
5G4KMU über drei Jahre<br />
mit fünf Millionen Euro, um vier<br />
Testumgebungen für 5G in Baden-<br />
Württemberg aufzubauen. Der Fokus<br />
der Testumgebungen des<br />
Transferzentrums 5G4KMU liegt<br />
auf den Bereichen Produktion, Logistik,<br />
Labor und Klinik. Dabei<br />
wird keine Forschung an der<br />
5G-Technologie selbst betrieben,<br />
sondern die bestehende 5G-Technologie<br />
wird für konkrete Anwendungsfälle<br />
eingesetzt. Unterneh-<br />
Mit 5G, der fünften Generation des<br />
Mobilfunks nach 3G (UMTS) und 4G<br />
(LTE), werden erstmals die erhöhten<br />
Anforderungen industrieller Anwendungen<br />
in einem Mobilfunkstandard<br />
berücksichtigt.<br />
Bild: Universität Stuttgart IFF/Fraunhofer IPA, Foto: Rainer Bez<br />
20 Juni 2019
_Industrie 4.0<br />
men bekommen damit die Möglichkeit,<br />
ihre Produkte, Anwendungen<br />
und Geschäftsmodelle mit<br />
5G weiterzuentwickeln. Den Unternehmen<br />
wird hierfür zum einen<br />
die notwendige 5G-Infrastruktur<br />
und zum anderen Expertenwissen<br />
zu 5G zur Verfügung gestellt.<br />
Vier Schwerpunkte<br />
Im Transferzentrum 5G4KMU<br />
entstehen vier regionale Testumgebungen<br />
in Stuttgart, Reutlingen,<br />
Mannheim und Freudenstadt, die<br />
mit Demonstratoren verschiedene<br />
industrielle Anwendungsfälle von<br />
·<br />
In Mannheim untersuchen die<br />
Forscher, welche Möglichkeiten<br />
5G für Kliniken und medizinische<br />
Labore eröffnet.<br />
Unternehmen können sich auf<br />
Quick Checks und Exploring Projects<br />
mit einer Testumgebung bewerben.<br />
Im Exploring Project wird<br />
zunächst eine Transferanalyse mit<br />
dem Unternehmen durchgeführt<br />
und ein Konzept entworfen. Anschließend<br />
wird das Konzept prototypisch<br />
in einer Testumgebung<br />
umgesetzt. Exploring Projects werden<br />
aus den Mitteln des Transferzentrums<br />
5G4KMU finanziert, somit<br />
entstehen teilnehmenden Un-<br />
Bild: Universität Stuttgart IFF/Fraunhofer IPA, Foto: Rainer Bez<br />
5G veranschaulichen. Abhängig<br />
von ihren Kernkompetenzen fokussiert<br />
sich jede Testumgebung<br />
auf einen bestimmten Themenbereich:<br />
· In Stuttgart konzentrieren sich<br />
die Wissenschaftler des Fraunhofer<br />
IPA auf Potenziale von 5G für Fabriken<br />
und Produktionssysteme,<br />
während sich das Fraunhofer IAO<br />
mit Smart Services und Smart Products<br />
beschäftigt.<br />
· In Freudenstadt legen die Forscher<br />
des Centrums für Digitalisierung,<br />
Führung und Nachhaltigkeit<br />
Schwarzwald den Schwerpunkt<br />
auf Fragestellungen rund um die<br />
Produktion, wobei der Maschinenbau<br />
im Mittelpunkt steht.<br />
· In Reutlingen liegt der Fokus<br />
auf der Logistik sowie der Informationsbereitstellung<br />
im Unternehmen.<br />
Forscher der Stuttgarter Fraunhofer-<br />
Institute IPA und IAO, der Hochschule<br />
Reutlingen und des Campus<br />
Schwarzwald in Freudenstadt erproben<br />
5G gemeinsam mit kleinen und<br />
mittelständischen Unternehmen<br />
(KMU).<br />
ternehmen keine Fremdkosten.<br />
Die Eigenleistung des Unternehmens<br />
bezieht sich auf die Ausformulierung<br />
der Projektidee für die<br />
Bewerbung und deren detaillierte<br />
Vermittlung sowie die Mitarbeit<br />
bei der gemeinsamen Umsetzung<br />
des Exploring Projects in einer<br />
Testumgebung.<br />
↓<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />
und Automatisierung<br />
IPA<br />
www.ipa.fraunhofer.de<br />
Juni 2019 21
_Industrie 4.0<br />
Optisches Prüfsystem zeigt Zusammenspiel von Software und Hardware<br />
Hardware-Baukasten<br />
für lernende Maschine<br />
Für eine intelligente optische Prüfanlage des Fraunhofer IWU lieferte<br />
Maschinenbau Kitz die passende Hardware und Fördertechnik. Denn<br />
auch selbst lernende Software braucht einen festen Rahmen.<br />
Die Anlage des Fraunhofer Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Umformtechnik IWU in Chemnitz<br />
überprüft schwarz lackierte Kleinteile für<br />
die Automobilbranche vollautomatisch auf optische<br />
Fehler. Und die Software kann nicht nur bekannte<br />
Fehlermuster identifizieren, sondern lernt auch, selbstständig<br />
Fehler zu erkennen, zu unterscheiden und zu<br />
bewerten. „Die Software kann zum Beispiel die Daten<br />
unterschiedlicher Sensorsysteme kombinieren“, sagt<br />
Alexander Pierer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im<br />
Bereich Automatisierung und Monitoring. Mithilfe<br />
von strukturentdeckenden Verfahren kann die Software<br />
komplexe Zusammenhänge in Datenbeständen<br />
finden und Muster identifizieren.<br />
19 Kameras prüfen dabei bis zu 250 Kleinteile im<br />
Durchlauf auf Fehler. Mit 18 m/min wird der Werkstückträger<br />
mit den zu prüfenden Kleinteilen durch<br />
das System transportiert. Die Kameras machen innerhalb<br />
von drei bis vier Sekunden 360 Bilder, die dann<br />
innerhalb der Taktzeit von 30 Sek. ausgewertet werden.<br />
LED-Lampen beleuchten die Produkte von drei<br />
Seiten. Um Bewegungsunschärfe und Fremdlichteinflüsse<br />
auf den Bildern zu vermeiden, müssen die Produkte<br />
sehr kurz und mit hoher Intensität belichtet<br />
werden: Lichtblitze im Bereich von 10 μs unterstützen<br />
die Kameras, super-präzise Bilder zu schießen.<br />
Software und Hardware müssen dabei einwandfrei<br />
zusammenspielen. „Wir brauchten für die Anlage Fördertechnik<br />
und die komplette Umhausung, Kamerahalterungen,<br />
Computer-Einhausungen und einen Arbeitsplatz“,<br />
sagt Pierer. Aus früheren Projekten hatte<br />
Pierer gute Erfahrungen mit dem Profil- und Fördertechnik-Spezialisten<br />
Maschinenbau Kitz aus Troisdorf<br />
Bild: mk<br />
19 Kameras prüfen bis zu 250 lackierte<br />
Kleinteile im Durchlauf. Halterungen und<br />
Profile von mk sorgen dabei für maximale<br />
Flexibilität der Kameras<br />
22 Juni 2019
_Industrie 4.0<br />
gemacht, der auch dieses Mal die Anforderungen wieder<br />
bestens erfüllte.<br />
Kameras flexibel einstellen<br />
Bei diesem Projekt kam es vor allem auf sehr flexible<br />
Einstellmöglichkeiten für die Kameras an. Um eine lückenlose<br />
Prüfung der Teile zu gewährleisten, mussten<br />
die Kameras 1/10mm-genau, frei in drei Achsen eingestellt<br />
werden können. Hier haben die mk-Konstrukteure<br />
mit den IWU-Mitarbeitern eine effiziente und<br />
flexible Lösung gefunden und die Konzeptzeichnung<br />
mit Leben gefüllt.<br />
Auch besondere Anforderungen waren kein Problem.<br />
So mussten die verwendeten Materialien zum Beispiel<br />
frei von lackbenetzungsstörenden Substanzen (LABS)<br />
und dazu noch antistatisch ausgeführt sein. Zentraler<br />
Bestandteil der Anlage ist ein Zahnriemenförderer<br />
ZRF-P 2010, auf dem der Werkstückträger durch die<br />
gesamte Anlage gefördert wird. Ein Drehgeber am<br />
Motor des Förderers sagt der Software im Hundertstel-mm-Bereich<br />
genau, wo der Werkstückträger sich<br />
auf dem Förderer befindet. Der gesamte Kamerabereich<br />
musste mit einer blickdichten Einhausung versehen<br />
sein, um den Blendschutz für die Bediener zu gewährleisten<br />
und die Optik zu schützen.<br />
All das konnte die Anlage erfüllen, vor allem aufgrund<br />
des Systembaukastens aus Profiltechnik und Fördertechnik.<br />
Vieles konnte man bereits aus dem Standard-<br />
Repertoire verwenden. „Das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
hat uns überzeugt“, sagt Pierer, der sich auch für<br />
zukünftige Projekte gerne wieder an mk wenden will,<br />
„um für unsere Software das ebenso wichtige Drumherum<br />
zu schaffen.“<br />
↓<br />
Maschinenbau Kitz GmbH<br />
www.mk-group.com<br />
Bild: Leoni<br />
Kabel überwachen<br />
Verschleiß selbst<br />
Um Verschleiß an Energiezuführungssystemen und Schleppketten<br />
frühzeitig zu erkennen und ungeplante Stillstände einer Anlage<br />
zu vermeiden, entwickelt Leoni intelligente Kabelsysteme,<br />
die ihren Zustand aktiv überwachen, analysieren und übermitteln.<br />
Schlüsseltechnologie dafür ist Leoniq: Dabei wird ein Leiter<br />
im Kabel in bestimmten Intervallen mit einem Signal überprüft.<br />
Anhand der Veränderungen dieses Signals können Parameter<br />
wie Temperatur, Medieneindrang und mechanische Belastung<br />
entlang des gesamten Kabels überwacht und kritische Stellen<br />
punktgenau lokalisiert werden. Diese werden mittels Cloud-Services<br />
analysiert und an Dashboards übermittelt. So können Betreiber<br />
von Produktionsanlagen nicht nur frühzeitig erkennen,<br />
welche Energiezuführung an die Verschleißgrenze kommt, sondern<br />
auch das betroffene Kabel und die jeweilige Stelle detektieren.<br />
↓<br />
Leoni AG<br />
www.leoni.com<br />
Hochleistungsfähige Automationslösungen für die Präzisionsfertigung<br />
Nur eine hochpräzisen Fertigung schafft Vertrauen, Wohlergehen und Lebensqualität. Bei DESTACO bauen wir auf mehr als 100<br />
Jahre Erfahrung in der Entwicklung von präzisen Bewegungs-, Platzierungs- und Positionierlösungen. Dadurch verfügen wir über<br />
<br />
Wir verbessern Fertigungsprozesse durch Innovation und Automation<br />
Juni 2019 23<br />
automatingtomorrow.com
_Trend des Monats<br />
Wo die Integration der industriellen additiven Fertigung noch stockt<br />
Mit Automation zur<br />
additiven Serienfertigung<br />
Von Prototypen und Ersatzteilen bis zur Serienfertigung – der 3D-Druck erobert<br />
das Terrain. Für die Einbindung der additiven Fertigung in die industriellen Produktionslinien<br />
wird mit Hochdruck an durchgängigen Automatisierungs lösungen<br />
gearbeitet.<br />
Autor: Rochus Rademacher<br />
Bild: Fotolia<br />
24 Juni 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Trend des Monats<br />
exklusiv<br />
„2030 wird es flächendeckend ein Nebeneinander<br />
additiver und konventioneller Verfahren geben“<br />
Karsten Heuser, Siemens<br />
Die additive Fertigung ist reif für die Serie,<br />
bislang jedoch eher für kleine bis mittlere<br />
Serien. Zwar integrieren Maschinenhersteller<br />
mehr und mehr Prozessschritte in<br />
einer Maschine – allerdings gibt es noch<br />
kein System, das alle notwendigen Prozesse<br />
integriert. Zudem müssen viele Arbeitsschritte<br />
noch händisch erledigt werden.<br />
IDC sagt dem globalen Markt für 3D-Druck für<br />
2019 eine Wachstumsrate von 21 % auf 13,8<br />
Milliarden Dollar vorher. Über die Hälfte geht<br />
auf Kosten der diskreten Fertigung und die<br />
Wachstumskurve soll die nächsten fünf Jahre unverändert<br />
steigen. Wohin? „2030 wird es flächendeckend<br />
ein Nebeneinander additiver und konventioneller<br />
Verfahren geben“, so das Credo von<br />
Karsten Heuser. Aktuell sei, so der Vice President<br />
Additive Manufacturing bei Siemens Digital Industries,<br />
die industrielle additive Serienfertigung<br />
die Herausforderung, wobei Siemens bereits die<br />
gesamte digitale Prozesskette in einer Softwareumgebung<br />
abbilde: „Somit ist keine Datenkonvertierung<br />
nötig, die ja bei Fehlerhaftigkeit mit einem<br />
Verlust an Informationsgehalt einhergehen kann.“<br />
Das Digital Enterprise Portfolio von Siemens<br />
spannt sich von Software für Design, Simulation<br />
und Optimierung der Bauteile über die Steuerungen<br />
für Anlagen und Fabriken für die additive Fertigung<br />
bis hin zu Automatisierungs- und Antriebslösungen.<br />
Parallel zum digitalen Workflow – hier<br />
greifen Lösungen wie Solid Edge, die PLM-Software<br />
NX, Simatic und Sinumerik für die Automatisierung,<br />
die Prozesssimulationslösung Simcenter,<br />
die Industrial-Edge-Maschinenvernetzung oder<br />
das IoT-Betriebssystem Mindsphere – komplettiert<br />
Siemens die Hardware für die Automatisierung<br />
der additiven Fertigung und verbindet die<br />
Community mit einer Online-Plattform: Seit einem<br />
Jahr gibt es das Additive Manufacturing Network,<br />
das der Fertigungsindustrie Wissen, digitale<br />
Werkzeuge und Produktionskapazitäten für den<br />
industriellen 3D-Druck vorhält. Mit dem Schulterschluss<br />
will Siemens das Risiko eines Einstiegs<br />
in die additive Fertigung senken.<br />
Automatisierung gewinnt Kontur<br />
Auch in Projekten gewinnt die Automatisierung<br />
der additiven Fertigung Kontur. Da ist einmal das<br />
NextGenAM-Projektteam von EOS, Daimler und<br />
Premium Aerotec, das Brücken zwischen den Arbeitsschritten<br />
schlägt – schließlich machen die<br />
Prozessschritte, die dem 3D-Druck vor- und nachgelagert<br />
sind, rund 70 % der Herstellkosten aus.<br />
Und da sind die CAX-Anbieter. „Die meisten stellen<br />
eine einheitliche Umgebung bereit, in der konstruiert,<br />
simuliert und die Fertigungsvorbereitung<br />
durchgeführt werden kann. Hinzu kommt, dass<br />
Juni 2019 25
_Trend des Monats<br />
Karsten Heuser,<br />
Vice President Additive<br />
Manufacturing bei<br />
Siemens Digital<br />
Industries:<br />
Tobias Baur, General<br />
Manager Trumpf Additive<br />
Manufacturing:<br />
„Siemens<br />
bildet die gesamte<br />
digitale<br />
Prozesskette<br />
des additiven<br />
Serienverfahrens in einer<br />
Softwareumgebung ab.“<br />
Bild: Siemens<br />
„Für die Automatisierung<br />
bei der additiven<br />
Fertigung<br />
gibt es kein Patentrezept.<br />
Denn jede Anwendung<br />
hat andere Anforderungen.“<br />
Bild: Trumpf<br />
sie über Schnittstellen verfügen, um ihre AM-Applikation<br />
zu erweitern“, erklärt Mirco Schöpf,<br />
Product Manager bei EOS, der als Beispiel die Integration<br />
der EOS-Software Eosprint 2 in die Siemens-PLM-Software<br />
NX anführt. „Anwender arbeiten<br />
dadurch nur noch in einer Software-Umgebung<br />
– von der digitalen Bauteilkonstruktion bis<br />
zum AM-Bauprozess.“<br />
Doch die Welt ist nicht so einfach. „Für die Automatisierung<br />
bei der additiven Fertigung gibt es<br />
kein Patentrezept“, bremst Tobias Baur, General<br />
Manager Trumpf Additive Manufacturing, überzogene<br />
Erwartungen. „Jede Anwendung hat andere<br />
Anforderungen, auf die auch die Automatisierungslösungen<br />
abgestimmt sein müssen.“ Diese<br />
Komplexität hat die Arbeitsgemeinschaft AM<br />
(Additive Manufacturing) des VDMA in Automatisierungs-Roadmaps<br />
aufgedröselt, die auch die<br />
Lösungsverfügbarkeit bewerten: Leider klebt an<br />
vielen Pre-, In- und Post-Prozessen sowie am<br />
Druckvorgang selbst noch das Label „Zukunftsmusik“.<br />
Tool prüft, ob sich Teil additiv fertigen lässt<br />
In der Automation senken additiv gefertigte Betriebsmittel und Vorrichtungen<br />
Kosten und beschleunigen Abläufe. In der Praxis werden<br />
schon Betriebsmittel und Vorrichtungen wie Greifer, Halter, Führungen<br />
und Equipment zur Materialbereitstellung sowie Schablonen, Abdeckungen<br />
oder Prüfvorrichtungen in 3D gedruckt.<br />
Ein hilfreiches Werkzeug, um Bauteile auf eine mögliche additive Herstellung<br />
abzutasten, ist der Additive Manufacturing Part Identifier<br />
(AMPI) von 3yourmind aus Berlin. Bei dem Use Case Screening werden<br />
Bauteil-Datenbanken automatisiert nach technischen und wirtschaftlichen<br />
Kriterien auf 3D-Druck-Kandidaten geprüft. Die Deutsche<br />
Bahn, die schon rund 15.000 Ersatz- und andere Teile gedruckt<br />
hat, verwendet das Software-Tool als Schnittstelle für das Einsammeln<br />
von Ideen für weitere 3D-Druck-Anwendungen.<br />
↓<br />
Es geht schrittweise voran. Trumpf-Manager Tobias<br />
Baur verweist auf Anlagen der Serie TruPrint,<br />
wo der Bauprozess, also das Ausrichten der Laser<br />
und das Beschichten, automatisch abläuft. „Unsere<br />
neuste Anlage, die TruPrint 5000, übernimmt<br />
schon beim Rüsten viele Arbeitsschritte alleine.“<br />
Das Ausrichten der Laserstrahlen zueinander laufe<br />
hier ebenfalls selbstständig ab, ebenso wie das<br />
Einrichten des ersten Pulverschichtauftrags. Weitere<br />
Prozessschritte seien bei Trumpf-Anlagen teilautomatisiert.<br />
„Bei der Konstruktion des Bauteils<br />
auf dem Rechner lassen sich zum Beispiel die<br />
Stützstrukturen per Mausklick erstellen, der Mitarbeiter<br />
prüft den Entwurf noch einmal und<br />
nimmt gegebenenfalls Anpassungen vor.“<br />
Kein System integriert alle Prozesse<br />
Ähnlich beurteilt Christoph Hauck, Geschäftsführer<br />
bei Toolcraft, die Situation. „Der Prozess ist<br />
reif für die Serie, allerdings für kleine bis mittlere<br />
Serien.“ Für die Großserie seien möglicherweise<br />
ganze Fertigungsschritte neu zu denken. Es gebe<br />
Ansätze von Maschinenherstellern zur Abdeckung<br />
vieler Prozessschritte in einer Maschine. „Jedoch<br />
haben wir noch kein System gesehen, das alle notwendigen<br />
Prozesse integriert.“ Als teilautomatisierte<br />
Einzelschritte nennt der Toolcraft-Technologieverantwortliche<br />
das Entpulvern und Reinigen,<br />
jedoch müsse das Bauteil den folgenden Prozessschritten<br />
manuell zugeführt werden. Hauck: „Es<br />
gibt auch Arbeitsschritte, die händisch erledigt<br />
werden müssen, wie etwa die Stützstrukturentfernung.“<br />
Wie die automatisierte additive Serienfertigung<br />
aussehen könnte, zeigt die im NextGen-Projekt installierte<br />
Pilotanlage bei Premium Aerotec. „Kern<br />
der Pilotproduktionskette ist das Vier-Laser-System<br />
EOS M 400-4 zum metallbasierten industriellen<br />
3D-Druck, das mit einer Pulverstation ausgestattet<br />
und mit einer Rüst- sowie Auspackstation<br />
26 Juni 2019
_Trend des Monats<br />
Nikolai Zaepernick,<br />
EOS GmbH Electro<br />
Optical:<br />
Christoph Hauck,<br />
Geschäftsführer MBFZ<br />
Toolcraft:<br />
„Da die Kontrolle<br />
im Bau -<br />
prozess erfolgt,<br />
kann ein<br />
großer Teil der<br />
nachgeschal -<br />
teten Qualitätsprüfung vermieden<br />
werden.“<br />
Bild: EOS<br />
„Wir haben<br />
noch kein System<br />
gesehen, das alle notwendigen<br />
Prozesse integriert.“<br />
Bild: Toolcraft<br />
verbunden ist“, skizziert Dominik Hertle, EOS<br />
Project Manager, die Konfiguration. Transportiert<br />
werden die additiv gefertigten Bauteile zwischen<br />
den Stationen voll automatisiert in einem Container<br />
auf einem fahrerlosen Transportfahrzeug. Zur<br />
Nachbearbeitung schnappt sich ein Roboter die<br />
Bauplattform mit den Bauteilen und legt sie zur<br />
Wärmenachbehandlung in einen Ofen. „Derselbe<br />
Roboterarm entnimmt die Bauplattform anschließend<br />
und liefert sie für die Qualitätssicherung an<br />
eine 3D-Vermessungsstation. Abschließend trennt<br />
eine Säge die Teile von der Plattform.“<br />
Qualitätssicherung ist entscheidend<br />
Entscheidend für den Erfolg einer automatisierten<br />
additiven Serienfertigung ist die Qualitätsabsicherung.<br />
„Schon kleinste Unebenheiten im Pulverbett<br />
können das Bauteil unbrauchbar machen. Die Anlage<br />
ist umsonst gelaufen und hat teures Material<br />
verschwendet.“ Um das zu vermeiden, setzt<br />
Trumpf-Manager Baur auf automatisiertes Monitoring<br />
während des Drucks: Bei Trumpf-Anlagen<br />
macht eine hochauflösende Kamera im Drucker<br />
nach jeder Schicht Fotos des Pulverbetts – eine<br />
Bildauswertung identifiziert Prozessfehler und<br />
schlägt sofort Alarm. Schmelzbad-Monitoring<br />
und ein Datenabgleich mit einem Referenzwerkstück<br />
erhöhen die Prozesssicherheit weiter.<br />
Auch EOS erfasst produktions- und qualitätsrelevante<br />
Daten in Echtzeit über die modulare Eostate<br />
Monitoring Suite. Mirco Schöpf: „Da die Kontrolle<br />
bereits im AM-Bauprozess erfolgt, kann ein<br />
großer Teil der nachgeschalteten Qualitätsprüfung<br />
zunehmend vermieden werden. Dies hat auch positive<br />
Auswirkungen auf die Stückkosten.“<br />
Für einen Einstieg in eine automatisierte<br />
3D-Druck-Fertigung muss ein Unternehmen den<br />
Druckprozess beherrschen, die Automatisierung<br />
planen, Einzelschritte umsetzen und sich dann um<br />
eine tiefere Integration in den Produktionsprozess<br />
kümmern. Hersteller wie Trumpf leisten Schützenhilfe<br />
beim Anlagenaufbau, durch Schulungen für<br />
3D-gerechtes Konstruieren und beim Handling<br />
des Druckers. „Grundsätzlich aber muss ein Anwenderunternehmen<br />
ein Verständnis für den<br />
3D-Druck entwickeln, zudem sind viele Konstrukteure<br />
mit dem Konstruieren in 3D noch nicht vertraut“,<br />
berichtet Trumpf-Experte Baur.<br />
Einstieg über klare Zieldefinition<br />
Den Einstieg über eine klare Zieldefinition empfiehlt<br />
Rainer Salzberger, Digital Manufacturing<br />
Consultant bei EOS, der Beispiele in Form von<br />
Fragen liefert: „Will man einen mannlosen<br />
24/7-Betrieb der eigenen Fertigung erreichen, Mitarbeiter<br />
von einfachen, wiederkehrenden Tätigkeiten<br />
entlasten oder Taktzeiten optimieren sowie<br />
komplizierte, fehleranfällige Abläufe in den Griff<br />
bekommen?“<br />
Dann geht es zur Sache: Software-Tools simulieren<br />
den Fertigungsablauf, der Lösungsvorschlag<br />
bestimmt auf Basis der Fertigungskapazität das<br />
nötige Equipment, den Material- und Teilefluss<br />
sowie Platz- und Ressourcenbedarf. Priorisiert<br />
werden die für die Wertschöpfungskette wichtigen<br />
automatisierbaren Schritte umgesetzt. Die Automationslücken<br />
bleiben Sache der Forschung und<br />
Entwicklung. Toolcraft-Chef Christoph Hauck,<br />
auch Vorstandsvorsitzender der VDMA-AG Additive<br />
Manufacturing, rät zu staatlich geförderten<br />
Verbundprojekten: „Schließlich geht es um eine<br />
Zukunftstechnologie mit großem technologischem<br />
und wirtschaftlichem Potenzial.“ ↓<br />
https://am.vdma.org<br />
https://www.eos.info<br />
https://siemens.com/additive-manufacturing<br />
https://www.trumpf.com<br />
https://www.toolcraft.de<br />
https://additive-manufacturing-network.sws.siemens.com<br />
Juni 2019 27
_Additive Fertigung<br />
Interview Christoph Hauck, Geschäftsführer bei MBFZ Toolcraft GmbH<br />
„Reif für kleine bis<br />
mittlere Serien“<br />
Wo die additive Fertigung in Sachen Automation sowie Serienfertigung<br />
steht und wo noch Potenziale erschlossen werden<br />
müssen, erläutert Christoph Hauck, Geschäftsführer bei Toolcraft.<br />
Autor: Rochus Rademacher<br />
AP: Hat das Additive Manufacturing seine Tauglichkeit<br />
für die industrielle Serienfertigung<br />
schon unter Beweis gestellt?<br />
Hauck: Ja, das hat es. Der Prozess ist reif für die<br />
Serie, allerdings für kleine bis mittlere Serien.<br />
Hierzu trägt auch die steigende Zahl an Normen<br />
und Zertifizierungen bei. Jedoch sind noch einige<br />
Prozessschritte sehr umständlich und nur manuell<br />
zu erledigen. Bis zur Großserie sind noch viele Potenziale<br />
zu erschließen und möglicherweise ganze<br />
Fertigungsschritte neu zu denken.<br />
AP: Wie sieht ein Konzept aus, nach dem sich<br />
3D-gedruckte Bauteile möglichst ohne manuelle<br />
Zwischenschritte in Fertigungsketten integrieren<br />
lassen?<br />
Hauck: Ohne manuelle Zwischenschritte ist die<br />
Fertigung zurzeit nicht möglich. Es gibt bereits einige<br />
Ansätze von Maschinenherstellern zur Integration<br />
möglichst vieler Prozessschritte in einer<br />
Maschine. Jedoch haben wir noch kein System gesehen,<br />
das alle notwendigen Prozesse integriert.<br />
Auch Forschungsprojekte beschäftigen sich intensiv<br />
mit dem Thema Verkettung und Automation.<br />
Hier können wir mit unserem Knowhow in der<br />
Anwendung der Technologie einiges beitragen.<br />
AP: Ein automatisiertes Produktionssystem zur<br />
additiven Serienfertigung ist komplex. Welche<br />
Foto: Toolcraft<br />
Toolcraft-Geschäfts -<br />
führer Christoph Hauck:<br />
„Wir setzen Siemens NX<br />
für eine durchgängige digitale<br />
Prozesskette ein.“<br />
28 Juni 2019
_Additive Fertigung<br />
Arbeitsschritte lassen sich mit heutigen Technologien<br />
und Systemen schon automatisieren?<br />
Hauck: Einzelschritte wie das Entpulvern und<br />
Reinigen sind in entsprechenden Maschinen bereits<br />
teilweise automatisiert. Jedoch muss das Bauteil<br />
den darauffolgenden Prozessschritten manuell<br />
zugeführt werden. Es gibt auch Arbeitsschritte, die<br />
fast ausschließlich händisch erledigt werden müssen<br />
– etwa die Stützstrukturentfernung.<br />
AP: Bei der Fertigungsvorbereitung müssen<br />
Konstruktionsdaten für den Materialaufbau<br />
präpariert werden. Ist die digitale Prozesskette<br />
über Schnittstellen geschlossen?<br />
Hauck: Ja, in Sachen Software sind wir mit unserem<br />
Partner Siemens ein sehr großes Stück vorangekommen.<br />
Wir setzen Siemens NX für eine<br />
durchgängige digitale Prozesskette – von der Konstruktion<br />
über die Schichtbaudaten und die Anlagensteuerung<br />
bis zur Bauteilinformation – ein.<br />
AP: Und die Entnahme der Werkstücke aus der<br />
Bauteilplattform übernimmt ein Roboterarm?<br />
Hauck: Nein, die Entnahme erfolgt – noch – manuell.<br />
AP: Bei der Nachbearbeitung sind Werkstücke<br />
zu säubern und bei Bedarf dann einem Fini -<br />
shing zuzuführen. Ist das die Aufgabe von Spezialmaschinen<br />
und Intralogistik?<br />
Hauck: Ja und nein. Die Säuberung erfolgt in einer<br />
eigens dafür konstruierten Maschine. Darin<br />
wird das Bauteil gedreht und gerüttelt, bis das<br />
Bauteil pulverfrei ist. Danach wird es den ver-<br />
schiedensten Nacharbeiten zugeführt. Wir haben<br />
mit unserem neuen Metall-Laserschmelzzentrum<br />
den Teilefluss optimiert und können im Anschluss<br />
an den AM-Prozess die weitere Prozesskette im<br />
Haus abbilden – Vakuumofen, Drahterosion/Säge,<br />
CNC Fräsen/Drehen, optisches, taktiles und zerstörungsfreies<br />
Prüfen.<br />
AP: Wesentlich ist die Qualitätskontrolle. An<br />
welchen Stellen der vernetzten Prozesskette<br />
greift sie?<br />
Hauck: Die Qualitätskontrolle setzt vor, während<br />
und nach dem Baujob an. Bereits vor der Produktion<br />
wird die Qualität durch geschultes Personal<br />
und standardisierte Prozesse gesichert. Im Labor<br />
werden nicht nur das Material, sondern auch gefertigte<br />
Proben geprüft. Die Tests erfolgen manuell.<br />
In der Maschine wird der gesamte Baujob<br />
durch ein Monitoring-System überwacht, das automatisiert<br />
Daten erfasst und ins System zurückspielt.<br />
Das gefinishte Bauteil wird optisch, taktil<br />
und zerstörungsfrei geprüft. Mit Siemens NX<br />
können wir in allen Bereichen auf eine durchgängige<br />
Softwareumgebung zugreifen.<br />
↓<br />
MBFZ Toolcraft GmbH<br />
www.toolcraft.de<br />
„Ohne manuelle Zwischenschritte ist<br />
die Fertigung zurzeit nicht möglich.“<br />
Christoph Hauck, Toolcraft<br />
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Juni 2019 29
_Additive Fertigung<br />
Fahrerloses Transportsystem und Roboter sorgen für einen reibungslosen Durchlauf der Teile<br />
Pilotanlage zeigt Zukunft der<br />
additiven Serienfertigung<br />
Eine Pilotanlage für eine automatisierte und digitalisierte additive<br />
Serienfertigung haben die Partner Premium Aerotec, EOS und<br />
Daimler im Rahmen des Projektes Nextgenam entwickelt.<br />
Bild: EOS<br />
Ziel des Pilotprojekts Nextgenam war es, eine automatisierte<br />
Linie für die additive Serienfertigung<br />
zu entwickeln, die Aluminiumteile für die Autound<br />
Luftfahrtbranche deutlich wirtschaftlicher fertigen<br />
kann. Die Bilanz: Bezogen auf den gesamten Produktionsprozess<br />
bei Premium Aerotec konnten die<br />
Herstellungskosten im Vergleich zu bisherigen Anlagen<br />
für 3D-Druck um bis zu 50 %reduziert werden.<br />
„Im Flugzeugbau ist Premium Aerotec internationaler<br />
Vorreiter im Bereich des metallischen 3D-Drucks. Diese<br />
Expertise gilt es nun weiter auszubauen und auch in<br />
anderen Branchen erfolgreich zum Einsatz zu bringen,“<br />
sagt Dr. Thomas Ehm, der Vorsitzende der Geschäftsführung<br />
von Premium Aerotec.<br />
Die Anlage für die automatische additive Serienfertigung<br />
basiert auf einer skalierbaren additiven Produktionskette,<br />
welche voll automatisiert bis zum mechanischen<br />
Absägen der gedruckten Teile von der Trägerplatte<br />
abläuft. Das bedeutet, dass von der Datenvorbe-<br />
Die Pilotanlage des Nextgenam-Projekts zur automatisierten<br />
additiven Fertigung im Detail, v.l.: Bandsäge (Kasto),<br />
Roboter (Kuka), dahinter 3D-Vermessungsstation (GOM),<br />
Rüststation, Auspackstation, davor Transportfahrzeug<br />
(AGV) sowie EOS M 400-4.<br />
reitung und zentralen Pulverbereitstellung über den<br />
eigentlichen additiven Bauprozess bis hin zur Wärmebehandlung,<br />
Qualitätssicherung und Separierung der<br />
Bauteile von der Trägerplatte keine manuellen Arbeiten<br />
mehr anfallen. Technischer Kern der Anlage ist das<br />
Vier-Laser-System EOS M 400-4 zum metallbasierten<br />
industriellen 3D-Druck. Ein fahrerloses Transportsystem<br />
und Roboter sorgen für einen reibungslosen<br />
Durchlauf der Teile durch die gesamte Produktions -<br />
linie.<br />
30 Juni 2019
_Additive Fertigung<br />
Durchgängige 3D-Datenkette<br />
Der gesamte Produktionsprozess steuert sich über einen<br />
zentralen, autonomen Leitstand selbst. Hierfür<br />
wurden alle eingesetzten Maschinen vernetzt. Die<br />
Auftragsdaten werden an den Leitstand übertragen,<br />
dieser priorisiert die einzelnen Bauaufträge und ordnet<br />
sie einem System für die additive Fertigung zu.<br />
Während des Bauvorgangs ist der Fertigungsstatus<br />
mobil abrufbar.<br />
Dr. Adrian Keppler, CEO bei EOS: „Das Nextgenam-<br />
Projekt zeigt ganz konkret, wie der industrielle<br />
3D-Druck als Teil einer automatisierten Prozesskette<br />
auch in der Serienfertigung wirtschaftlich Einsatz finden<br />
kann. In Kombination mit den genutzten Möglichkeiten<br />
der Digitalisierung ist die Pilotanlage nicht<br />
weniger als ein Meilenstein auf dem Weg zur digitalen<br />
Fertigung.“<br />
Die automatische additive Fertigung besticht durch eine<br />
durchgängige 3D-Datenkette mit integriertem<br />
Qualitätsmanagement und ist komplett skalierbar:<br />
Durch Duplizierung der Produktionsstraßen kann die<br />
Kapazität der Fabrik erweitert werden. Das verspricht<br />
künftig weitere erhebliche Einsparungen, wenn die<br />
Stückzahlen steigen. Die heutige Pilotanlage ist bereits<br />
in der Lage, Bauteile automatisiert in Serienqualität<br />
herzustellen.<br />
Daimler fertigt Ersatzteile additiv<br />
Die Aufgaben im<br />
Projekt Nextgenam<br />
·<br />
·<br />
Premium Aerotec verantwortet den kompletten<br />
Produktionsprozess am Standort.<br />
EOS stellt die 3D-Drucktechnologie sowie<br />
Software-Lösungen und den Leitstand zur Verbindung<br />
und Steuerung der Produktionskette<br />
zur Verfügung.<br />
·<br />
Daimler bringt Erfahrungen aus der Groß -<br />
serienproduktion in das Projekt ein. Die Erprobung<br />
der Musterbauteile war ebenso Aufgabe<br />
des Autoherstellers wie die Erstellung eines<br />
standardisierten Fertigungslastenheftes für<br />
den 3D-Druck. Daneben war Daimler begleitend<br />
für die Validierung und die Zertifizierung<br />
nach VDA 6.3-Standard verantwortlich.<br />
Schon jetzt werden Teile für Daimler in der neuen<br />
Technologiestraße bei Premium Aerotec gefertigt, beispielsweise<br />
Ersatzteile für den Lkw-Bereich. Gerade<br />
im Ersatzteilbereich eignet sich das 3D-Druckverfahren,<br />
da selten benötigte Teile oft günstiger gefertigt<br />
werden können als im herkömmlichen Sand- oder<br />
Druckguss. Zudem können Lagerkosten eingespart<br />
werden, wenn Ersatzteile im 3D-Druck on demand<br />
hergestellt werden. Die ersten Anfragen für 3D-gedruckte<br />
Omnibus-Ersatzteile aus Aluminium werden<br />
aktuell im Center of Competence 3D-Printing bei<br />
Daimler Buses geprüft. Darüber hinaus wird auch im<br />
Bereich Pkw in der Analyse über geeignete Einsatzmöglichkeiten<br />
nachgedacht.<br />
„Für Kleinstserien von Neufahrzeugen wie Limited<br />
Editions eignet sich Additive Manufacturing ebenfalls.<br />
Durch gezielte Entwicklung der Teile speziell für<br />
den 3D-Druck können die Produktionskosten weiter<br />
gesenkt und die Qualität optimiert werden“, so Jasmin<br />
Eichler, Leiterin Future Technologies bei Daimler.<br />
„Besonders sinnvoll ist der 3D-Druck auch bei der<br />
Vorentwicklung von Fahrzeugen.“ Das gilt für Fahrzeuge<br />
mit Verbrennungsmotor ebenso wie für Elektroautos.<br />
3D-Druck eignet sich sehr gut für die Herstellung<br />
integrierter Grundplatten, in denen die Kühlleitungen<br />
für die Batterien von E-Fahrzeugen verlaufen.<br />
Validierung in Vorbereitung<br />
Nachdem die bisherigen Qualitäts-Checks bestanden<br />
wurden, ist eine Auditierung nach den Vorgaben des<br />
Industriestandards VDA 6.3 in Vorbereitung. Sie ist<br />
bei Daimler Voraussetzung für die Anlieferung von Serienbauteilen<br />
für einen Lohndrucklieferanten. Mit der<br />
Automatisierung der kompletten additiven Produktionskette<br />
sind künftig größere Stückzahlen im Serienbau<br />
möglich – mit gleicher Zuverlässigkeit, Funktionalität,<br />
Langlebigkeit und Wirtschaftlichkeit wie bei<br />
Bauteilen aus konventioneller Fertigung. Der<br />
3D-Druck ist damit auf bestem Weg, sich im Automobil-<br />
und Luftfahrtbereich als zusätzliche variantenreiche<br />
Produktionsmethode zu etablieren. Premium Aerotec<br />
liefert zum Beispiel schon 3D-gedruckte Bauteile<br />
aus Titanlegierungen für Airbus-Flugzeuge in Serie. ↓<br />
Daimler AG<br />
www.daimler.com<br />
EOS GmbH Electro Optical Systems<br />
www.eos.info<br />
Premium Aerotec<br />
www.premium-aerotec.com<br />
Bild: EOS<br />
Die Pulver -<br />
station IPM M<br />
Powder Station<br />
L versorgt die<br />
M 400-4 mit<br />
Pulver vor und<br />
während der<br />
Bauzyklen und<br />
sichert aus -<br />
reichende<br />
Materialverfügbarkeit.<br />
Juni 2019 31
_Robotik<br />
Drehdurchführung mit integriertem Werkzeugwechsler optimiert Robotereinsatz<br />
Mehr Flexibilität beim<br />
Roboterschleifen<br />
In einer Schleifzelle beim Armaturenhersteller Ideal Standard kommt<br />
an einem ABB-Roboter IRB 4600 eine Drehdurchführung mit Werkzeugwechsler<br />
von RSP zum Einsatz. Diese ermöglicht ein sauberes<br />
Abfahren der Konturen beim Schleifvorgang.<br />
Die Drehdurchführung ermöglicht es,<br />
beim Schleifvorgang alle Konturen<br />
abzufahren.<br />
In Wittlich an der Mosel betreibt Ideal Standard eines<br />
der modernsten Armaturenwerke Europas. Die<br />
rund 400 Beschäftigten produzieren mehr als 3000<br />
verschiedene Armaturen. Die Wertschöpfung ist dabei<br />
besonders tief: vom Werkzeugbau, Sandkernschießen,<br />
Kokillenguss über das Schleifen und Polieren bis hin<br />
zum Verchromen und zur Endmontage finden alle<br />
Schritte im Werk statt.<br />
Deswegen ist es für Instandhaltungsleiter Markus<br />
Klein besonders wichtig, Prozesse präzise und mit<br />
möglichst geringen Stillstandzeiten zu automatisieren.<br />
Daher wurde im Bereich Schleifen eine standardisierte<br />
Schleifzelle entwickelt, die mit einem ABB IBR 4600<br />
Industrieroboter und einer Schleifstation ausgestattet<br />
Bild: RSP<br />
ist. Die portable Zelle soll nach dem Aufbau in Wittlich<br />
in jedem Ideal-Standard-Werk der Welt zum Einsatz<br />
kommen können.<br />
Um den Industrieroboter auf dem beengten Raum<br />
möglichst effektiv einsetzen zu können, wurde er mit<br />
einer Drehdurchführung mit integriertem Werkzeugwechlser<br />
STC 100 von RSP Robot System Products<br />
ausgestattet. Dank der Drehdurchführung kann die<br />
sechste Achse des Roboters frei bewegt und endlos gedreht<br />
werden. Dies ermöglicht ein sauberes Abfahren<br />
der Armaturkonturen, ohne dabei das Schlauchpaket<br />
des Roboters mitzubewegen. Dies liegt eng am Roboterarm<br />
an und überträgt Luft und elektrische Signale<br />
mittels der Drehdurchführung an den Greifer.<br />
Die Drehdurchführung von RSP ist eine patentierte<br />
Entwicklung und basiert auf einem bürstenlosen<br />
Übertragungssystem mit geeigneten Materialien und<br />
intelligenter Schirmung. So können nicht nur analoge<br />
Signale übertragen werden, sondern auf Wunsch auch<br />
IP-Protokolle im CAT6e-Standard.<br />
Hohe Wiederholgenauigkeit beim<br />
Werkzeugwechsel<br />
Um in den Zellen möglichst viele der über 3000 verschiedenen<br />
Armaturmodelle bearbeiten zu können,<br />
kommt außerdem der integrierte Werkzeugwechsler<br />
zum Einsatz. So können die auf der Werkzeugseite fest<br />
montierten Greifer je nach Anwendung ausgetauscht<br />
werden. Hierfür fährt der Roboter kopfüber auf eine<br />
programmierte Werkzeugwechslerstellung.<br />
32 Juni 2019
_Robotik<br />
Bei RSPs patentiertem Verschlussverfahren Trueconnect<br />
wird der Werkzeugwechsler über ein Kugelsystem<br />
angedockt. Mit den Kugeln wird die zugehörige<br />
Werkzeugplatte automatisch in speziell eingearbeitete<br />
Kavitäten zentriert. So wird eine sehr hohe Wiederholgenauigkeit<br />
und Zuverlässigkeit bei minimalen Verschleißerscheinungen<br />
realisiert.<br />
Instandhaltungsleiter Klein und sein Team sind zufrieden<br />
mit der Drehdurchführung samt Werkzeugwechsler<br />
von RSP und wollen diese Lösung auch künftig<br />
verbauen. Durch das Endlosdrehen der sechsten Achse<br />
kann der Roboter flexibler programmiert werden und<br />
der integrierte Werkzeugwechsler spart geschätzt 8 bis<br />
10 min Rüstzeit. Vor allem, so Klein, sei das System<br />
aber auch in anderen Anlagen seit mehreren Jahren im<br />
Einsatz und funktioniere komplett wartungsfrei.<br />
Im Vergleich zur vorher eingesetzten Kabelführung<br />
mit Rückzugsystem konnte Klein mit dem RSP-Werkzeugwechsler<br />
die Kabelbewegungen reduzieren. Diese<br />
vereinfacht nicht nur das Programmieren, sondern<br />
schont auch das Schlauchpaket, das jetzt näher am<br />
Roboterarm geführt wird und sich nicht mehr aufwickeln<br />
kann. Zudem bleibt dank der kompakten Bauweise<br />
der Drehdurchführung der Masseschwerpunkt<br />
nahe am Roboterflansch.<br />
↓<br />
Bild: RSP<br />
Der Trueconnect-Wechselvorgang: Über ein spezielles Kugelsystem<br />
wird angedockt.<br />
RSP Robot System Products Deutschland GmbH<br />
rsp.eu.com<br />
IHRE INVESTITION<br />
IN DIE ZUKUNFT<br />
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auf der GIFA 2019<br />
Halle 16, Stand A10<br />
Kawasaki Robotics verfolgt bei der B Serie konsequent das Ziel, platzsparende<br />
und zugleich flexible Roboter zu bauen. Die stark reduzierten Dimensionen des<br />
Sockels ermöglichen maximale Tragkraft bei minimalem Platzbedarf.<br />
vertrieb@kawasakirobot.de<br />
www.kawasakirobot.de<br />
Juni 2019 33
_Robotik<br />
Vollautomatische Baugruppenmontage bei der Lohnverpackung<br />
Fleißiges Roboter-Trio<br />
montiert und verpackt<br />
Flexible Roboteranlage für die Baugruppenmontage: Bei Zimber<br />
Verpackungen übernehmen drei Motoman MH5 Roboter von Yaskawa<br />
anspruchsvolle Automatisierungsaufgaben.<br />
Zimber Verpackungen aus<br />
Gutach im Breisgau hat neben<br />
der Herstellung hochwertiger<br />
Verpackungen sein Geschäftsmodell<br />
erweitert: Im Geschäftsbereich<br />
Lohnverpackung<br />
verpacken moderne Maschinen im<br />
Kundenauftrag vollautomatisiert<br />
ganze Sets sowie Klein- und Großserien<br />
und übernehmen zudem zusätzliche<br />
Dienstleistungen wie eine<br />
Baugruppenmontage.<br />
Umgesetzt hat Geschäftsführer<br />
Ralf Zimber die Anlage für die<br />
Baugruppenmontage in 15 Monaten<br />
Entwicklungs- und Bauzeit mit<br />
einer betreuten Eigenentwicklung:<br />
„Wichtigstes Ziel bei der Entwicklung<br />
der Anlage war ein Maximum<br />
an Flexibilität bei gleichzeitigem<br />
Minimum an Zeitverlust sowohl<br />
bei den Umrüstvorgängen als<br />
auch bei der Montage.“<br />
Installiert wurde daher eine Anlage<br />
mit drei Motoman-MH5-Roboter.<br />
Verschiedene Teile für die Elektronikindustrie,<br />
beispielsweise<br />
Steckverbinder und Kabelverschraubungen,<br />
aber auch Bauteile<br />
für die Heizungsindustrie können<br />
nun in kürzester Zeit präzise montiert<br />
werden.<br />
Da Geschwindigkeit bei der Baugruppenmontage<br />
zählt, lässt sich<br />
Zimber die Vorteile des<br />
3D-Drucks nicht entgehen. So<br />
wurden die Teileaufnahmen, die<br />
Greifer für die Roboter und sogar<br />
die O-Ring-Montagevorrichtungen<br />
fast vollständig im 3D-Druckverfahren<br />
hergestellt. Ralf Zimber:<br />
„Wegen der extrem kurzen Wiederbeschaffungszeit<br />
von etwa einer<br />
Woche und den geringen Herstellungskosten<br />
wurde der<br />
3D-Druck bei der Herstellung der<br />
Komponenten zu einem unverzichtbaren<br />
Verfahren.“<br />
Quelle: Zimber Verpackungen<br />
Drei Handlingroboter<br />
Motoman<br />
MH5 erledigen<br />
Kundenaufträge<br />
flexibel.<br />
34 Juni 2019
_Robotik<br />
Roboter übernehmen<br />
auch Teiletransport<br />
Für den Teiletransport können je<br />
nach Anforderung entweder die<br />
MH5-Roboter oder ein Rundtisch<br />
verwendet werden. Sofern die Bauteile<br />
noch verschraubt werden sollen,<br />
wird der Rundtisch mit integrierter<br />
Schraubstation eingesetzt.<br />
Ist kein Verschrauben der Bauteile<br />
erforderlich, übernehmen die<br />
schnellen MH5-Roboter den kompletten<br />
Teiletransport.<br />
Die Zuführung der Einzelteile zur<br />
Baugruppenmontage erfolgt über<br />
universelle Förderbänder. Dabei<br />
kommen spezielle, im 3D-Druck<br />
hergestellte Aufnahmen zum Einsatz,<br />
die auf das Bauteil abgestimmt<br />
sind.<br />
Die Robotersteuerung steuert auch<br />
sämtliche Montagevorrichtungen.<br />
Das ermöglicht nicht nur die Montage<br />
von komplexen Bauteilen, die<br />
aus bis zu acht Einzelkomponenten<br />
bestehen, sondern zusätzlich<br />
die Montage von zwei einfachen,<br />
jedoch völlig verschiedenen Bauteilen<br />
gleichzeitig. Um den Flexibilitätsanforderungen<br />
in der Baugruppenmontage<br />
gerecht zu werden,<br />
ist jeder der drei Motoman-<br />
MH5-Roboter bei Zimber mit<br />
mehreren elektrischen Greifern bestückt,<br />
die sich flexibel auf die jeweiligen<br />
Bauteile einstellen. Da die<br />
Behandlung der Bauteile schonend<br />
erfolgt, können – mit nur einem<br />
System – sowohl robuste Metallteile<br />
unterschiedlicher Abmessungen<br />
als auch empfindliche O-Ringe<br />
und dünnwandige Kunststoffteile<br />
sicher gegriffen und transportiert<br />
werden.<br />
Qualitätssicherung via<br />
integrierter Kamera<br />
Die korrekte Positionierung wird<br />
bei Bedarf durch eine in die Robotersteuerung<br />
integrierte hochauflösende<br />
Kamera geprüft. Sofern erforderlich,<br />
kann diese sogar bestimmte<br />
Merkmale der Bauteile,<br />
wie Durchmesser oder Winkel von<br />
Nuten, genau ausmessen.<br />
Die Roboteranlage für die Baugruppenmontage<br />
hat sich inzwischen<br />
in der industriellen Praxis<br />
bewährt: So übernehmen die drei<br />
Motoman MH5 bei Zimber aktuell<br />
für die Hummel AG die Konfektion<br />
von 12-poligen Kupplungssteckverbindern.<br />
Diese bestehen<br />
aus insgesamt sechs Einzelkomponenten,<br />
die trotz hoher<br />
Taktzahlen extrem passgenau zusammengefügt<br />
werden müssen. ↓<br />
Yaskawa Europe GmbH<br />
www.yaskawa.eu.com<br />
Cobot etikettiert Paletten<br />
Ein robotergestütztes Druck- und Etikettiersystem<br />
von Herma kennzeichnet Paletten in einer<br />
Verpackungsstraße. Ein UR3 von Universal<br />
Robots bringt dabei automatisch auf gepackten<br />
Paletten an verschiedenen Positionen<br />
Etiketten auf – schnell, positionsgenau und flexibel.<br />
Ein fahrerloses Transportsystem von<br />
SEW Eurodrive transportiert die mit Stretchfolie<br />
umwickelten Paletten zur jeweiligen Station<br />
innerhalb der Verpackungslinie, wo sie zunächst<br />
umreift, mit Ultraschall verschweißt<br />
und dann vom UR3 etikettiert werden. „Wir<br />
stehen sicher erst am Anfang einer Entwicklung,<br />
bei der relativ einfach einzusetzende kollaborierende<br />
Roboter die Effizienz einer Verpackungs-<br />
oder Kennzeichnungslinie beträchtlich<br />
steigern können“, so Martin Kühl, Leiter<br />
des Herma-Geschäftsbereichs Etikettiermaschinen.<br />
↓<br />
Herma GmbH<br />
www.herma.com<br />
Bild: Herma<br />
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Juni 2019 35
_Robotik<br />
Interview: Franz Wittich (Stäubli WFT) und Gerald Vogt (Stäubli Robotics)<br />
„Der FTS-Markt erlebt<br />
einen unglaublichen Boom“<br />
Warum Stäubli den FTS-Hersteller WFT übernommen hat und wohin die Reise<br />
bei fahrerlosen Transportsystemen geht, erläutern Gerald Vogt, Group Division<br />
Manager Stäubli Robotics, und der langjährige WFT-Gesellschafter Franz Wittich.<br />
Franz Wittich, Geschäftsführer<br />
Stäubli WFT<br />
(links), sowie Gerald<br />
Vogt, Geschäftsführer<br />
Stäubli WFT und Group<br />
Division Manager Stäubli<br />
Robotics.<br />
AP: Wie ist das mittelständische Oberpfälzer<br />
Unternehmen WFT in den Fokus der Schweizer<br />
Technologiegruppe Stäubli geraten?<br />
Vogt: Wir stießen auf der Suche nach einer autonom<br />
fahrenden Plattform für unsere mobilen Robotersysteme<br />
auf WFT. Für diese FTS hatten wir<br />
Vorgaben hinsichtlich Präzision und Manövrierbarkeit<br />
definiert, die kein Hersteller weltweit erfüllen<br />
konnte. Einzig der WFT-Gründer Franz<br />
Wittich versicherte, dass unsere Anforderungen<br />
mit der patentierten Antriebstechnologie von<br />
WFT garantiert umzusetzen seien. Er sollte Recht<br />
behalten, wie unsere Mobilroboter Helmo heute<br />
in der Praxis unter Beweis stellen.<br />
Bild: Stäubli<br />
AP: Was hat Stäubli anschließend zur Übernahme<br />
der Mehrheitsanteile an WFT bewogen?<br />
Vogt: Als Folge der gemeinsamen Entwicklungsarbeit<br />
an der Helmo-Plattform lernten wir den Sondermaschinenbauer<br />
WFT in all seinen Facetten<br />
kennen. Wir erkannten WFT als Rohdiamanten,<br />
dem man mit dem richtigen Schliff zu noch mehr<br />
Glanz verhelfen konnte. Und wir sahen das unglaubliche<br />
Potenzial, das in WFT aufgrund der gewaltigen<br />
Nachfrage nach FTS steckt und das es<br />
aus eigener Kraft nicht würde nutzen können.<br />
AP: Stimmen Sie zu, Herr Wittich?<br />
Wittich: Ja. Der FTS-Markt erlebt gerade einen<br />
unglaublichen Boom. Die Nachfrage nach unseren<br />
fahrerlosen Transportsystemen ist so hoch wie nie<br />
zuvor. Um aber Projekte in bestimmten Größenordnungen<br />
auch auf internationaler Ebene abwickeln<br />
zu können, fehlt es uns schlicht an Kapazitäten.<br />
Als mittelständisches Unternehmen mit rund<br />
100 Beschäftigten brauchen wir einen schlagkräftigen<br />
Partner mit der nötigen Finanzkraft und einem<br />
globalen Netzwerk, um die einmaligen Chancen<br />
in unserem Markt nutzen zu können.<br />
AP: FTS-Anbieter gibt es einige. Warum sind<br />
gerade Ihre Lösungen so gefragt?<br />
Wittich: Unsere FTS und mobilen Plattformen verfügen<br />
tatsächlich über ein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal.<br />
Dank unserer patentierten An-<br />
36 Juni 2019
_Robotik<br />
triebstechnik sind unsere Fahrzeuge die präzisesten<br />
am Markt. Selbst unsere größten FTS mit einer<br />
Traglast von bis zu 450 Tonnen lassen sich mit einer<br />
Genauigkeit von wenigen Millimetern bewegen.<br />
Hinzu kommt die omnidirektionale Flächenbeweglichkeit<br />
unserer Antriebssysteme, die unseren<br />
FTS eine beispiellose Manövrierbarkeit ermöglicht.<br />
Das schätzen Anwender in aller Welt.<br />
AP: Aus welchen Märkten und Branchen kommt<br />
derzeit die Nachfrage?<br />
Wittich: Die enorme Nachfrage kommt aus unterschiedlichsten<br />
Marktbereichen ausgehend von Logistikanwendungen<br />
aller Art. Fertigungsprozesse<br />
sind bereits auf Zehntel- oder Hundertstelsekunden<br />
ausgereizt. Die Logistik dagegen ist noch immer<br />
sehr personalintensiv. Daher steht WFT in<br />
konkreten Verhandlungen über zukunftsweisende<br />
Mit Helmo begann<br />
die FTS-Zusammenarbeit<br />
zwischen<br />
Stäubli und WFT.<br />
„Fertigungsprozesse sind bereits weitgehend<br />
ausgereizt. In Logistik, Zuführung und<br />
Bestückung liegt dagegen noch sehr viel<br />
Einsparungspotenzial.“<br />
AP: Eine Fokussierung auf bestimmte Branchen<br />
und Applikationen ist für Sie also kein Thema?<br />
Vogt: Doch. Natürlich können wir Stäubli WFT<br />
nicht zu der Größe im Markt verhelfen, die wir<br />
uns vorstellen, indem wir Sonderlösungen mit<br />
Losgröße eins für alle möglichen Branchen favorisieren.<br />
Wir sind gerade gemeinsam dabei, Märkte<br />
und Applikationen unter dem Aspekt künftiger<br />
Entwicklungspotenziale zu bewerten. Gleichzeitig<br />
beschäftigen wir uns intensiv mit den Themen<br />
Modularisierung und Standardisierung und werden<br />
danach die Weichen stellen.<br />
AP: Wie wollen Sie das bewerkstelligen?<br />
Vogt: Damit haben wir bei Stäubli hinreichend Erfahrung.<br />
Im Roboterbereich können wir unsere<br />
Standardroboter durch bestimmte Modifikationen<br />
zu Spezialrobotern für unterschiedlichste Einsatzfälle<br />
umfunktionieren. Auch bei den FTS werden<br />
wir noch stärker auf Standardisierung und<br />
Modularisierung setzen, sodass wir aus einem<br />
Modulbaukasten sehr schnell unterschiedliche<br />
FTS-Serienfahrzeuge konfigurieren können. ↓<br />
Franz Wittich, Stäubli WFT<br />
Stäubli Robotics (Deutschland)<br />
www.staubli.com/de-de/robotics/<br />
FTS-basierte Intralogistikkonzepte mit namhaften<br />
Automobilherstellern, die in naher Zukunft ein<br />
komplett neues Geschäftsfeld begründen sollen.<br />
AP: Und wie will Stäubli das Potenzial nutzen?<br />
Vogt: Unsere Strategie ist es, Stäubli Robotics in<br />
den kommenden Jahren als weltweit führenden<br />
Roboterhersteller im Bereich mobiler Anwendungen<br />
zu positionieren. Dazu werden wir ausgehend<br />
von Helmo ein innovatives Programm an Mobilrobotern<br />
und autonom fahrenden Manipulatoren<br />
auflegen. Derzeit arbeiten wir bereits mit Hochdruck<br />
an einer größeren Helmo-Variante sowie an<br />
autonom fahrenden Manipulatoren für Einsätze<br />
in der Intralogistik.<br />
Expertenforum Mobile Robotik<br />
Die Potenziale fahrerloser Transportsysteme und mobiler Roboter in<br />
Montage, Maschinenverkettung sowie beim innerbetrieblichen Transport<br />
beleuchtet das <strong>Automationspraxis</strong>-Expertenforum „Mobile Robotik“<br />
bei Stäubli in Bayreuth. Am 27. Juni 2019 berichten Anwender<br />
wie BMW und ifm electronic über ihre Praxiserfahrungen mit autonomen<br />
Transportsystemen.<br />
In der Keynote schlagen Forscher des Fraunhofer IPA den Bogen von<br />
mobiler Robotik zur künstlichen Intelligenz. Weitere Vorträge kommen<br />
von Stäubli (mobiler Roboter Helmo), Stäubli WFT (FTS), Leuze<br />
(Navigation, Safety), Schunk (sicheres Greifen), Baumann (schlüsselfertige<br />
Gesamtlösungen), Engrotec (smarte 6D-Sensorführung). ↓<br />
https://automationspraxis.industrie.de/events/mobile-robotik/<br />
Juni 2019 37
_Robotik<br />
Roboteranlage für Dämpfungssysteme verarbeitet breites Produktportfolio<br />
Roboterzahl verdoppelt<br />
Bei einer Roboteranlage, die Dämpfungssysteme für die Automobil -<br />
industrie baut, hat Martin Mechanic die Zahl der Roboter auf 22 verdoppelt.<br />
So meistert die Roboteranlage ein breiteres Portfolio.<br />
Die Vorgängerin der Roboteranlage konnte nur<br />
eine Variante eines Dämpfungssystems für Türen<br />
und Klappen produzieren, während sich<br />
auf der neuen Roboteranlage 12 unterschiedliche Modellvarianten<br />
in verschiedenen Größen herstellen lassen.<br />
So können zum Beispiel der Rückstellhub und die<br />
Rückstellkraft vollautomatisch so eingestellt werden,<br />
dass die Tür kontrolliert ins Schloss fällt.<br />
Insgesamt 19 Scara-Roboter von Yamaha und drei<br />
6-Achs-Roboter von Fanuc arbeiten dafür auf über<br />
153 m 2 Stellfläche. Im Prinzip besteht diese Roboteranlage,<br />
die im Drei-Schicht-Betrieb jährlich 1,1 Millionen<br />
Teile produziert, aus vier Arbeitszellen: Teilebereitstellung,<br />
Baugruppenmontage, Prüfzelle und<br />
Fertigmontage. Der Werker schiebt den Hubwagen<br />
mit den beiden Europaletten, auf denen 60 Gehäuse<br />
jeweils mehrlagig in einer Box gestapelt liegen, in die<br />
erste Arbeitsstation ein. Nachdem er die Zugangstür<br />
wieder sicher verschlossen hat, beginnt der Fanuc-Roboter<br />
M20iA mit seinem Flächensäuger, jeweils zehn<br />
Gehäuse aufzunehmen und sie auf dem Zutrageband<br />
abzulegen. Dazu bedient sich der M20iA im Wechsel<br />
aus beiden Boxen.<br />
Zwölf unterschiedliche Varianten<br />
Bei der nachgeschalteten Übergabestation legt ein Scara-Roboter<br />
die Gehäuse in die Separierstation ein. Dabei<br />
wird ihre Unterseite mit einem Spannzylinder fixiert.<br />
Ein zweiter Scara-Roboter entklippt mit seinem<br />
Vakuumgreifer die Gehäuseoberseite. Anschließend<br />
entnimmt der Scara-Roboter mit seinem zweiten Grei-<br />
19 Scara-Roboter von Yamaha und<br />
drei 6-Achs-Roboter von Fanuc arbeiten<br />
in der Roboteranlage auf über 153<br />
Quadratmeter Stellfläche.<br />
Bild: Martin Mechanic
_Robotik<br />
fer die Unterseite aus der Übergabestation. Ober- und<br />
Unterseite können nun nacheinander auf dem doppelspurigen<br />
Werkstückträgersystem abgelegt und in den<br />
Produktionsumlauf gebracht werden.<br />
Zur Erreichung der enorm schnellen Zykluszeit von 6<br />
Sekunden werden wiederum immer zwei Produktionsspuren<br />
im Wechsel belegt. Über elf Zuführtöpfe kommen<br />
die Bauteile, die in die Unterseite eingelegt werden,<br />
an den Montageplätzen vereinzelt an.<br />
An den nachfolgenden Stationen werden mithilfe von<br />
Yamaha-Scara-Robotern die Brücke, die Rastnase und<br />
der Öldämpfer zugeführt. Sie werden anschließend in<br />
einem Zwischenschritt im Einlegerahmen montiert. Es<br />
folgen im Zuge der Baugruppenmontage das Einlegen<br />
der Zugfeder, die Positioniereinheit, Positionierstifte<br />
und das Auflegen der Abdeckkappe. Die Positionierstifte<br />
dienen der Herstellung unterschiedlicher Varianten;<br />
sie werden über Zylinder auf dem Werkstück-<br />
Träger in die richtige Ausgangslage gebracht. Mithilfe<br />
einer Bildverarbeitung wird nach der Montage überprüft,<br />
ob alle Teile richtig verbaut worden sind.<br />
Gereinigt vor Ultraschallschweißen<br />
In der Fertigmontage wandern dann die Gehäuse zunächst<br />
in die Reinigungsstation. Eine Plasmadüse<br />
fährt alle Konturen des Bauteils ab und säubert die<br />
Oberfläche. Denn für das Ultraschallschweißen sollten<br />
die Teile frei von Verschmutzungen sein. Ein weiterer<br />
Scara-Roboter setzt den Deckel auf die Unterseite.<br />
Im Werkstückträger läuft nun das fertig montierte Gehäuse<br />
zur nächsten Station, wo es angehoben wird,<br />
damit Ober- und Unterseite aufeinandergepresst werden<br />
können. Mittels Hochfrequenz werden die Teile<br />
miteinander verschweißt.<br />
Nun muss noch die Kinematik der Rastnase, die für<br />
das langsame Schließen des Dämpfungssystems eingebaut<br />
wurde, geschmiert werden. Zur Prüfung der<br />
Schließkraft wird das Bauteil gegen einen Kraftsensor<br />
gedrückt. Entspricht das Testergebnis nicht dem im<br />
Steuerungsprogramm hinterlegten Sollwert, wandert<br />
das Bauteil in die Schlechtteile-Box.<br />
Alle Stationen schnell erreichbar<br />
Alle IO-Bauteile werden dann mit einem QR-Code beschriftet.<br />
Dazu legt sie der Scara-Roboter in die Laserstation<br />
ein. Zum Schluss kommt ein LR Mate 200<br />
iD/7L Roboter von Fanuc, zum Einsatz. Das fertige<br />
Bauteil ist inzwischen über 18 Stationen fast zum Ausgangspunkt<br />
zurückgewandert. Er legt das beschriftete<br />
Bauteil auf einem Austrageband ab, über das es direkt<br />
zum nächsten Montageplatz wandert.<br />
Wichtig war, eine derart komplexe Roboteranlage<br />
wartungsfreundlich zu konzipieren. So wurde zum<br />
Beispiel am Kopf der Roboteranlage eine Podestleiter<br />
installiert, damit der Werker alle Arbeitszellen schnell<br />
und problemlos erreichen kann. Außerdem wurden alle<br />
Schaltschränke auf dem Zellendach angebracht, sodass<br />
die Roboteranlage von allen vier Seiten gut zugänglich<br />
ist.<br />
↓<br />
Martin Mechanic Friedrich Martin GmbH & Co KG<br />
www.martinmechanic.com<br />
Plasmaschneiden von Gussteilen mit<br />
Roboter samt Simulation<br />
Im Zentrum des Gifa-Messeauftritts von Kawasaki<br />
Robotics steht eine gemeinsam mit der Firma Hövekenmeier<br />
entwickelte Plasmaschneidapplikation für<br />
die Nachbearbeitung von Werkstücken in der Gießerei.<br />
Der Kawasaki Roboter BX200L, ausgestattet mit<br />
einem Plasmaschneider von Kjellberg, demonstriert<br />
die Bearbeitung eines Gussteils aus der LKW-Produktion,<br />
angebracht auf dem Positioner PST 180. Parallel<br />
zur Live-Applikation zeigt der Partner Cenit eine<br />
3D-Simulation des Schneidvorgangs in Echtzeit. Das<br />
verdeutlicht, dass es beim Einsatz von Robotern in der<br />
Gießereitechnik nicht nur auf die richtige Hardware,<br />
sondern auch auf eine intelligente Automatisierung<br />
der Programmierung ankommt.<br />
↓<br />
Kawasaki Robotics GmbH<br />
www.kawasakirobot.de; Gifa Halle 16 Stand A10<br />
Bild: Gifa<br />
Juni 2019 39
In den automatisierten Druckguss-Zellen<br />
arbeiten Roboter, die<br />
dank ihrer hitze-, korrosions-,<br />
laugen- und säurebeständigen<br />
Lackierung bestens für das harte<br />
Gießerei-Umfeld geeignet sind.<br />
Bild: Kuka<br />
Elektromobilität und Leichtbau bieten große Potenziale für Gießereien<br />
Gießerei: Fit für den<br />
Wandel mit Automation<br />
Der Wandel in der Automobilindustrie bietet große Potenziale für<br />
Gießereien. Robotik und Automatisierung sind Schlüsseltechno -<br />
logien, um diese zu nutzen.<br />
Die Gießerei-Industrie steht vor vielfältigen Herausforderungen:<br />
Digitalisierung, Fachkräftemangel<br />
und steigende Produktionskosten, um<br />
nur einige der Trends zu nennen“, sagt Steffen Günther,<br />
Head of Business Development CAS/Foundry bei<br />
Kuka. Eine entscheidende Rolle spiele auch der Wandel<br />
in der Automobilindustrie. „Von den dort dominierenden<br />
Trends, Elektromobilität und Leichtbauweise,<br />
gehen entscheidende Impulse für Gießereien<br />
aus.“<br />
Beispiel Elektromobilität: Der Trend weg vom Verbrennungsmotor<br />
wirke sich auf das Bauteilspektrum<br />
und die Nachfrage nach Druckgussteilen aus. „Natürlich<br />
sind für jedes E-Fahrzeug auch Komponenten erforderlich,<br />
die sich mithilfe von Gussverfahren effizient<br />
und kostengünstig fertigen lassen, dünnwandige<br />
Batteriegehäuse zum Beispiel oder Gehäuse für die<br />
sensible Elektronik“, so Günther. Laut einer Studie<br />
des Bundesverbands der Deutschen Gießerei-Industrie<br />
wird die Menge des zu erwartenden Gusses bis ins<br />
Jahr 2030 dadurch voraussichtlich zunehmen.<br />
Wichtig sei es, dass sich Gießereien frühzeitig darauf<br />
einstellen: „Gerade in sicherheitsrelevanten Bereichen<br />
wie der Elektromobilität gelten strenge Vorschriften,<br />
die Ansprüche an die Qualität der Prozesse und Produkte<br />
sind hoch. So hoch, dass sie in manueller Fertigung<br />
oft nicht umgesetzt werden können.“ In enger<br />
Zusammenarbeit mit Kunden realisiere Kuka daher<br />
Automatisierungslösungen für Gießereien, die dort,<br />
wo es notwendig ist, für die erforderliche Präzision<br />
und Qualität sorgen.<br />
Dank des breiten Produktspektrums von Kuka könne<br />
auch die Fertigung von großen Bauteilen wie Batteriewannen<br />
schrittweise automatisiert werden. Günther:<br />
„Die Einzelteile werden aus der Druckgussmaschine<br />
entnommen und am Ende mit dem FSW-Verfahren<br />
40 Juni 2019
_Special Gifa<br />
Gifa-Highlights<br />
Der Kuka KR Foundry fügt sich perfekt in die Gießereiumgebung<br />
ein und eignet sich auch fürs schnelle und hochpräzise<br />
Entgraten.<br />
zusammengefügt.“ Auch im Leichtbau können Automatisierungslösungen<br />
helfen, betont Kukas Gießerei-<br />
Experte: „Mithilfe des Druckgießverfahrens kann<br />
man den Anforderungen des Leichtbaus gerecht werden.<br />
Damit lassen sich besonders leichte, weil dünnwandige<br />
Komponenten fertigen. Die sind zum Beispiel<br />
für die Batteriegehäuse erforderlich oder bei komplexen<br />
Kühlsystemen zur Temperierung der Batterien.“<br />
Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten<br />
Weiterer Vorteil der Automatisierungslösungen: „Sie<br />
entlasten die Mitarbeiter in dem schwierigen Umfeld<br />
der Gießereien bei monotonen Tätigkeiten – ein Faktor,<br />
der im Hinblick auf den Fachkräftemangel von<br />
großer Bedeutung ist.“ In den automatisierten Druckguss-Zellen<br />
arbeiten Roboter, die die Bauteile gießen.<br />
Weil die Roboter eine hitze-, korrosions-, laugen- und<br />
säurebeständige Lackierung haben, sind sie optimal<br />
für das harte Gießerei-Umfeld geeignet.<br />
Außerdem sind Pressen, Tauchkühlbecken, Prüfstationen<br />
sowie Markierstationen in den Anlagen integriert.<br />
Mithilfe der intuitiven Kuka-Software werden die Roboter<br />
und Maschinen gesteuert. Günther: „Darüber<br />
hinaus können damit Daten erfasst, strukturiert und<br />
nachverfolgt werden. Dieses Monitoring sichert eine<br />
stabile Prozessqualität sowie eine gleichbleibend hohe<br />
Präzision und Qualität der Bauteile.“<br />
Und es müsse auch nicht immer gleich eine komplett<br />
neue Anlage sein, betont Günther. „Kuka schneidert<br />
individuelle Fertigungskonzepte für Gießereien. Es<br />
gibt Anwendungen und Lösungen, die für Neuanlagen<br />
konzipiert sind, aber auch in bereits bestehende Produktionen<br />
integrierbar sind und damit in kleinen<br />
Schritten den Weg hin zur Industrie 4.0 ebnen.“ ↓<br />
Bild: Kuka<br />
Unter dem Motto „industrial intelligence in automation: products<br />
and expertise for the foundry industry“ präsentiert Kuka in Halle<br />
16 auf mehr als 500 m 2 neue Produkte für Gießereiumgebungen:<br />
Von innovativen Robotertypen über Pressen für die Gießereiautomation<br />
bis zu passenden Software-Lösungen:<br />
KR 120 R2100 nano F exclusive: Der Roboter, der die KR-Quantec-Foundry-Familie<br />
im Kompaktbereich ergänzt, ist auf die extremen<br />
Arbeitsbedingungen in Reinigungsanlagen und mittleren<br />
und größeren Waschzellen optimiert. Der KR 120 R2100 nano F<br />
exclusive (Reichweite 2100 mm, 120 kg Traglast, Schutzklasse<br />
IP69) ist dank kompletter Kapselung der Mechanik, Druckluftbeaufschlagung<br />
des Innenraums und mit laugen-, säure-, hitze- und<br />
korrosionsbeständiger Schutzoberfläche besonders robust.<br />
Schiebe-Kipptisch-Presse: Die neue Generation der Schiebe-Kipptisch-Pressen<br />
(Foto) zeichnet sich durch noch mehr Effizienz bei<br />
der Gussteilentgratung und eine nutzerfreundliche Bedienung aus.<br />
Möglich machen dies das Antriebskonzept mit einem Servomotor<br />
sowie die gemeinsam mit Kunden entwickelte Dialog-IV-Steuerung.<br />
Neue Presse für Automationszellen: Die effiziente und kostengünstige<br />
Entgratpresse kann direkt in die Druckgießzelle integriert<br />
werden. Trimmpressen und Trimmwerkzeuge entfernen dabei<br />
Grate, Übergänge und Überläufe an Aluminiumbauteilen.<br />
Auch diese Pressen sind mit der neuen Dialog-IV-Steuerung ausgestattet.<br />
Kuka.Sim: Mit der Simulations- und Offline-Programmiersoftware<br />
lassen sich Anlagen-Layouts einfach und schnell erstellen. Kuka.Sim<br />
kann eine Druckgusshalle komplett in 3D simulieren.<br />
Vectormove: Die Softwarefunktion Vectormove in der Steuerung<br />
KRC4 ermöglicht es, bestimmte Achsen des Roboters nachgiebig<br />
zu schalten, damit sie auf externe Kräfte passiv „weich“ reagieren<br />
können – diese Funktion ist bei der automatisierten Teileentnahme<br />
an Druckgussmaschinen sinnvoll.<br />
Kuka AG<br />
www.kuka.com; Gifa Halle 16 Stand E10<br />
Kuka AG<br />
www.kuka.com; Gifa Halle 16, Stand E10<br />
Juni 2019 41
_Special Gifa<br />
Automobilzulieferer setzt auf Computertomographie<br />
Druckgießer: Aufstieg in<br />
die oberste Liga<br />
Um auch in Zukunft im Hochlohnland Österreich wettbewerbsfähig<br />
fertigen zu können, investierte der Druckgießer TCG Unitech in den<br />
Computertomographen Metrotom 1500 von Zeiss.<br />
tierten Porositäten um Lufteinschlüsse<br />
oder Schwund handelt“.<br />
Wissen, dass die Gießereimitarbeiter<br />
laut Klaffenböck befähigt, sofort<br />
die „richtigen Stellschrauben<br />
an ihren Maschinen zu drehen“.<br />
Messungen gespart<br />
TCG fertigt Aluminium-<br />
und<br />
Magnesiumdruckgussteile<br />
wie Lenkge -<br />
häuse, Nockenwellenträger,<br />
Abschlussdeckel<br />
oder dünn -<br />
wandige Interieurteile.<br />
Noch ist die Prüfung von<br />
Gussrohlingen mit einem<br />
Computertomographen in<br />
unserer Branche eher die Ausnahme<br />
als die Regel“, erklärt der Leiter<br />
Qualitätsmanagement bei<br />
TCG, David Demmelmair. Dass<br />
der österreichische Automobilzulieferer<br />
bereits 2016 in diese Technologie<br />
investierte, ist dem Weitblick<br />
der beiden Geschäftsführer<br />
zu verdanken: Sie sehen in der<br />
Computertomographie eine große<br />
Chance, „die Prozesse weiter zu<br />
optimieren und so in die Champions<br />
League der Gießereien aufzu-<br />
Bild: Zeiss<br />
steigen“, so der technische Geschäftsführer<br />
Walter Mayer.<br />
Denn die Anforderungen der deutschen<br />
Automobilbauer und ihrer<br />
Tier-1-Zulieferer „wachsen stetig,<br />
was Qualität, Preis und Nachhaltigkeit<br />
betrifft“, so Peter Wienerroither,<br />
kaufmännischer Geschäftsführer<br />
der TCG. Seit 2016<br />
steht daher bei TCG in unmittelbarer<br />
Nähe zur Fertigung ein Zeiss<br />
Metrotom 1500. Der große Pluspunkt<br />
des Computertomographen<br />
ist für Demmelmair, dass „wir jetzt<br />
sehr schnell und vor allem sicher<br />
erkennen, ob es sich bei den detek-<br />
So kann TCG dank Zeiss Metrotom<br />
1500 jetzt mögliche Veränderungen<br />
im Bauteil direkt mit gießtechnischen<br />
Prozessparametern<br />
kombinieren und bei Abweichungen<br />
gezielt gegensteuern. Doch die<br />
Prozessoptimierung ist nicht der<br />
einzige Vorteil des Computertomographen:<br />
Die Qualitätsmanager<br />
sparen sich jetzt auch weitere Messungen<br />
mit anderen Geräten.<br />
„Statt vier Qualitätsprüfungen<br />
braucht es jetzt nur noch die Messung<br />
im Zeiss Metrotom“, so Rene<br />
Klaffenböck, Teamleiter Labor.<br />
Zudem fällt dank des Computertomographen<br />
auch die Messung<br />
der Rohgussteile mit einem KMG<br />
weg. Der Werker muss nun nicht<br />
mehr über das Werksgelände zum<br />
Messraum laufen, um die zu messenden<br />
Teile dort abzugeben.<br />
Zudem erübrigt sich jetzt die bisher<br />
notwendige Prüfung der Gussteile<br />
mit Streifenlichtprojektion.<br />
„Ohne den Computertomographen<br />
hätten wir in weitere Messgeräte<br />
und Bediener investieren<br />
müssen und wären trotzdem nicht<br />
innerhalb einer Stunde sicher gewesen,<br />
welche Defekte wir sehen<br />
42 Juni 2019
_Special Gifa<br />
Bild: Zeiss<br />
und wie wir am besten agieren“,<br />
fasst Klaffenböck zusammen.<br />
Bei TCG ist man zufrieden mit der<br />
Computertomopgraphie. „Durch<br />
den frühzeitigen Einstieg in die<br />
neue Technologie haben wir uns<br />
einen Vorsprung von gut zwei bis<br />
drei Jahren in der Branche erarbeitet“,<br />
sagt Klaffenböck. Jetzt, da<br />
Rene Klaffenböck,<br />
Teamleiter Labor, und<br />
David Demmelmair,<br />
Leiter Qualitätsmanagement,<br />
sind sich<br />
einig: Der große Pluspunkt<br />
des Zeiss Metrotom<br />
1500 ist, dass<br />
„wir jetzt sehr schnell<br />
und vor allem sicher<br />
erkennen, ob es sich<br />
bei den detektierten<br />
Porositäten um Lufteinschlüsse<br />
oder<br />
Schwund handelt“.<br />
TCG gelernt hat, valide mit dem<br />
Computertomographen zu messen,<br />
wird die Technologie als serienbegleitende<br />
Überprüfung der<br />
Druckgussqualität für immer mehr<br />
Teile eingeführt. Die statistische<br />
Auswertung der rund 250 Messungen<br />
in der Woche erfolgt mit<br />
Zeiss Piweb.<br />
Der Einsatz des Computertomographen<br />
bedeutet jedoch nicht, dass<br />
die Koordinatenmessgeräte überflüssig<br />
werden. Sie bleiben „unverzichtbar<br />
für die Qualitätssicherung<br />
der einbaufertig bearbeiteten Teile“,<br />
so Demmelmair. Auch dabei<br />
setzt TCG auf Zeiss-Kompetenz.<br />
Alle 16 eingesetzten Koordinatenmessgeräte<br />
und auch die beiden<br />
Mikroskope kommen von Zeiss,<br />
wie auch die Taster und das Temperaturüberwachungssystem<br />
Tempar.<br />
Diese geballte Kompetenz ermöglicht<br />
„große Synergien“, wie Klaffenböck<br />
betont. So kann er beispielsweise<br />
mit relativ geringem<br />
Adaptionsaufwand die in Calypso<br />
geschriebenen Messprogramme für<br />
die virtuelle Prüfung der Merkmale<br />
der mit Metrotom erzeugten Volumenmodelle<br />
nutzen.<br />
↓<br />
Carl Zeiss Industrielle Messtechnik<br />
GmbH<br />
www.zeiss.de/industrial-metrology<br />
Gifa Halle 10, Stand F74<br />
Röntgen überprüft den Guss, bevor Mängel in Serie gehen<br />
Mit Heidetect Live View von Heitec PTS, das als 2D-Version (DR)<br />
oder als 3D-Version (CT) erhältlich ist, lassen sich Bauteile stichprobenweise<br />
prüfen, sobald sie die Gießmaschine verlassen haben. Fehler<br />
werden damit erkannt, bevor sie in Serie gegossen werden. Heidetect<br />
Live View wird außerhalb der Kabine manuell beladen. Zudem lässt<br />
sich die Maschine für die Stichprobenprüfungen im Wareneingang<br />
einsetzen. Die Röntgenkabine benötigt nicht einmal 3 qm Stellfläche<br />
und ihr Gesamtgewicht bleibt unter 6 Tonnen. So kann sie in bestehende<br />
Produktionsumgebungen integriert und sogar direkt auf der<br />
Gießbühne aufgestellt werden.<br />
Zudem bietet Heitec PTS mit Heidetect FX InlineCT (Bild) eine vollautomatische<br />
Computertomographie-Prüfanlage für die schnelle Inline-Prüfung<br />
der Werkstücke innerhalb der laufenden Produktion – je<br />
nach Anforderung unter 60 sek. Auch damit können Gussfehler und<br />
Maßabweichungen bereits in einem frühen Stadium entdeckt und gegebenenfalls<br />
Parameter schon beim Gießen verändert werden. Die<br />
Heidetect FX InlineCT prüft Zylinderköpfe, Kurbel- und Getriebegehäuse,<br />
Gussteile für die Elektromobilität und allgemeine Strukturbauteile.<br />
Be- und Entladen wird die Anlage automatisch – durch Industrieroboter<br />
oder andere Handlingsysteme.<br />
Auch die 2D-Röntgenanlage Heidetect Flex Robot arbeitet vollautomatisch<br />
durch die Be- und Entladung mit Industrierobotern oder anderen<br />
Handling-Systemen. Mit 2D-Röntgenanlage lassen sich großvolumige<br />
Bauteile in kürzester Zeit mit hoher Zuverlässigkeit prüfen.<br />
Durch den modifizierbaren Greifer ist ein sicheres Handling von Bauteilen<br />
mit variabler Form, Größe und Gewicht garantiert – selbst bei<br />
Bild: Heitec PTS<br />
komplexen Geometrien. So können insbesondere Strukturteile<br />
aus Aluminium schnell und zuverlässig geprüft<br />
werden. Durch den Einsatz eines Roboters können damit<br />
Aluminiumgussteile so schnell positioniert werden, dass<br />
damit auch die Prüfung im Inline-Betrieb in der Massenfertigung<br />
gewährleistet ist.<br />
↓<br />
Heitec PTS GmbH<br />
www.heitec-pts.de; Gifa Halle 11, Stand G39<br />
Juni 2019 43
_Handhabung & Montage<br />
Reinraumtaugliches Vor- und Nachverschrauben von Behältern<br />
Handlingsystem macht<br />
den Deckel drauf<br />
In einer Rundtaktmaschine, die Behälter füllt und verschließt, setzt<br />
Zellwag Pharmtech zum Vor- und Nachverschrauben elektrische<br />
Afag-Handlingsysteme ein. Diese schaffen 2000 Behälter pro Stunde.<br />
Die Multiformatmasmas<br />
aschi<br />
ne<br />
Z-110 P füllt und<br />
verschließt bis zu 20<br />
00 Beh<br />
ehält<br />
er<br />
pro St<br />
unde.<br />
Zum Vor- und Nachverschrauben<br />
en kom<br />
men<br />
di<br />
e<br />
elektrischen Handlingsysteme EPS min<br />
ini i ZC<br />
und EPS maxi ZC von Afag zum Einsatz.<br />
Ein Endkunde suchte für seine<br />
Produktionslinie eine Komplettlösung,<br />
die Behälter befüllt<br />
und gleich verschließt. Fündig<br />
wurde er bei Zellwag Pharmatech<br />
in Frauenfeld/Schweiz und deren<br />
Multiformatmaschine Z-110 P.<br />
„Erforderlich war zudem eine<br />
reinraumtaugliche Verschraublösung<br />
für ein schnelles Pick-andplace-Handling“,<br />
erläutert Thomas<br />
Nüesch, Teamleiter Engineering<br />
bei Zellwag Pharmtech.<br />
Dafür verlässt sich der Maschinenbauer<br />
auf elektrische Handlingsysteme<br />
von Afag, denn die Frauenfelder<br />
konnten bereits sehr gute Erfahrungen<br />
mit den Systemen aus<br />
Hardt sammeln. „Da wir schon<br />
mehr als ein Jahrzehnt mit den bewährten<br />
Produkten arbeiten, ent-<br />
schieden wir uns für eine EPS maxi<br />
ZC an der Vorverschraub- bzw.<br />
Prellstation und eine EPS mini ZC<br />
zum Nachverschrauben der Deckel“,<br />
so Nüesch.<br />
Kraftvolle Spezialisten<br />
Die Rundtaktmaschine Z-110 P<br />
befüllt und verschließt zwischen<br />
1500 und 2000 Behälter pro Stunde.<br />
Dafür hat Zellwag Pharmtech<br />
den Verschraubprozess in zwei<br />
Teilschritte unterteilt. Erreichen<br />
die befüllten Behälter die Vorverschraub-<br />
bzw. Prellstation, klemmt<br />
die Anlage sie fest und das EPS<br />
maxi ZC beginnt seinen Zyklus.<br />
Die Z-Achse des Handlingsystems<br />
besteht aus einer elektrischen Por-<br />
talachse ac PDL40 mit Linearmotor.<br />
Um den Deckel aufzusetzen,<br />
kommt auf der C-Achse die elektrische<br />
Rotationsachse SE30 mit<br />
einem Greifer zum Einsatz. Das<br />
System greift einen Deckel, setzt<br />
ihn auf den wartenden Behälter<br />
Bild: Zellwag Pharmtech<br />
und schraubt ihn fest. Anschlie-<br />
ßend fährt das Handlingsystem zurück<br />
in die Ausgangsposition, um<br />
einen neuen Deckel zu greifen,<br />
während bereits der nächste Behälter<br />
bereitgestellt wird.<br />
Das vorverschraubte Gebinde<br />
fährt derweil weiter zur Nachver-<br />
schraubstation, wo das Handlingsystem<br />
EPS mini ZC den Deckel<br />
auf Drehmoment festschraubt. Da-<br />
zu wird der Behälter erneut festgeklemmt.<br />
Die Verschraubachse<br />
fährt mithilfe des dynamischen<br />
elektrischen Schlittens ES20 aus<br />
ihrer Ausgangsposition. Als<br />
C-Achse dieses etwas kleineren<br />
Handlingsystems dient eine Rotationsachse<br />
SE30, welche den zuvor<br />
aufgesetzten Deckel mittels Greifer<br />
festdreht. Dazu steht der Rotationsachse<br />
eine maximale Drehzahl<br />
von 280 Umdrehungen pro Minu-<br />
te zur Verfügung. Der fest ver-<br />
schlossene Behälter wandert an-<br />
schließend dem nächsten Produktionsschritt<br />
entgegen.<br />
Beide Handlingsysteme basieren<br />
auf bewährten Komponenten des<br />
Afag-Baukastens und sind genau<br />
nach Kundenwunsch ausgelegt.<br />
Einzig ein im System verbauter<br />
Adapter ist eine Sonderanfertigung.<br />
Nur acht Wochen vergingen<br />
zwischen Zellwag Pharmtechs erster<br />
Anfrage und der Lieferung der<br />
beiden Handlingsysteme. ↓<br />
Afag Automation AG<br />
www.afag.com aagco<br />
44 Juni 2019
_Handhabung & Montage<br />
Bild: Schunk<br />
Smarter Greifer für<br />
sensible Kleinteile<br />
Schunks intelligenter Parallelgreifer EGI wurde gezielt für anspruchsvolle und<br />
variantenreiche Handlingaufgaben in Elektronik-, Pharma- und Laboranwendungen<br />
konzipiert. Mit seinem individuell programmierbaren Hub von bis zu<br />
57,5 mm pro Backe und ebenso flexibel dosierbaren Greifkräften bis 100 N<br />
deckt der Mechatronikgreifer ein großes Werkstückspektrum ab. Dank der integrierten<br />
Intelligenz können auch nachgiebige oder bruchempfindliche Komponenten<br />
zuverlässig und schonend gehandhabt werden. Mit der zertifizierten,<br />
IRT-fähigen Profinet-Schnittstelle (Kategorie C) lassen sich die Position der<br />
Greiferfinger, die Greifkräfte und die Schließgeschwindigkeit annähernd verzögerungsfrei<br />
erfassen und regeln. Auch Zwischenpositionen oder eine spezielle<br />
Referenzierung des Greifers sind möglich. Eine speziell entwickelte, aktive<br />
Greifkrafterhaltung stellt beim EGI sicher, dass die aufgebaute Greifkraft auch<br />
im Falle eines Stromausfalls oder Notstopps nahezu vollständig erhalten bleibt.<br />
Einfach ist die Inbetriebnahme: Über einen Webserver können alle grundlegenden<br />
Funktionen ohne zusätzliche Software konfiguriert werden.<br />
↓<br />
Schunk GmbH & Co. KG<br />
www.schunk.com<br />
Handhaben: kompakt und<br />
hochdynamisch<br />
Ob Uhrenindustrie, Medizinbranche,<br />
Mikrosystem- oder Feinwerktechnik:<br />
Wo kleine und leichte<br />
Bauteile schnell und präzise bewegt<br />
werden müssen, eignet sich<br />
IEF-Werners kompakte und hochdynamische<br />
Minispin-Baureihe.<br />
Diese erreicht für Komponenten<br />
von bis zu 20 g eine Gesamtzykluszeit<br />
von unter 240 ms. In der<br />
Basisversion ist die Pinole am Hebelarm<br />
während der Drehbewegung<br />
immer in der gleichen Orientierung<br />
ausgerichtet. Beim Mini -<br />
spin-Plus wiederum lässt sich die<br />
Pinole mit einem zweiten Servomotor<br />
frei positionieren. So kann<br />
das Mini spin-Plus ein Bauteil während<br />
der Bewegung für eine Kamera-Inspektion<br />
in die passende Lage<br />
drehen. Anwender können die<br />
Handhabungseinheit als Einzellösung<br />
separat sowie kombiniert mit<br />
Lineareinheiten einsetzen. In Verbindung<br />
mit direkt angetriebenen<br />
Linearachsen wie der Euroline-Serie<br />
lassen sich dynamische Handlingsysteme<br />
mit großer Reichweite<br />
umsetzen.<br />
↓<br />
IEF-Werner GmbH<br />
www.ief-werner.de<br />
Bild: IEF Werner<br />
Weicher Greifer für<br />
empfindliche Objekte<br />
Mit dem Pisoftgrip hat Piab ein vakuumbasiertes, weiches<br />
Greifwerkzeug entwickelt, das empfindliche und<br />
leichte Objekte mit unregelmäßigen Formen und/oder<br />
ungewöhnlichen Oberflächen fassen kann – beispielweise<br />
in der Lebensmittelindustrie oder beim Bin Picking<br />
kleiner Gegenstände. Der Pisoftgrip hat drei<br />
Greiffinger und einen Vakuumsaugnapf. Angefertigt<br />
werden diese in einem Stück, so entsteht ein einfacher<br />
und doch robuster Greifer. Mithilfe des Vakuumpegels<br />
kann die Haltekraft leicht gesteuert werden. In Kombination<br />
mit Piabs cleverem End-of-Arm-Vakuumwerkzeug<br />
Picobot bietet der Pisoftgrip eine flexible<br />
Plug&play-Greiflösung für kollaborative Roboter.<br />
Dank der integrierten Druckluft-/Energiesparfunktion<br />
ES wird für das Greifen und Loslassen kaum Energie<br />
benötigt.<br />
↓<br />
Piab AB<br />
www.piab.com<br />
Bild: Piab<br />
Juni 2019 45
_Handhabung & Montage<br />
RFID-Datenträger am Produkt dokumentiert alle Produktionsschritte<br />
RFID-Tracking – ganz<br />
ohne zentrale SPS<br />
Für den Kindersitzhersteller Britax Römer entwickelte Kirschenhofer<br />
mit Turcks BL ident ein RFID-Tracking-System zur Qualitätssicherung<br />
und Produktionssteuerung – ohne zentrale Datenbank.<br />
Auf der Sicherheit von Produkten, die Kinder<br />
schützen, liegt besonderes Augenmerk. Produktionsfehler<br />
sind nicht akzeptabel. Vor dem Aufbau<br />
seiner Produktionsstrecke für die neue Kindersitzfamilie<br />
Advansafix IV hat Britax Römer daher Rat<br />
beim benachbarten Spezialmaschinenbauer Kirschenhofer<br />
gesucht. Die Verantwortlichen hatten schnell eine<br />
Idee, wie die großteils manuelle Produktion automatisiert<br />
gesichert werden könne. Das RFID-Tracking-System<br />
sollte auf Basis von National Instruments<br />
Entwicklungssoftware Labview gesteuert werden<br />
und RFID-Datenträger als Datenbasis nutzen.<br />
Der Produktionsprozess des Advansafix IV besteht<br />
aus 16 Einzelschritten. Für jeden dieser Schritte existiert<br />
ein Merkmal, das überprüft werden kann. Das<br />
beginnt mit dem Aufbau der Sitzbasis und endet mit<br />
der Verpackung des Sitzes in einem Karton. Jeder erfolgreiche<br />
Produktionsschritt soll einzeln als in Ordnung<br />
(IO) dokumentiert werden. Wird eine Station<br />
ausgelassen oder kann nicht erfolgreich abgeschlossen<br />
werden, bleibt dieses Merkmal als NIO markiert.<br />
Nico Dreher, Prozessingenieur bei Britax Römer,<br />
wünschte sich ein Tracking-System, das auch mobil<br />
eingesetzt werden kann, um die Identifikation der Sitze<br />
bei Händlern zu erleichtern. Kirschenhofer entwickelte<br />
daher einen neuen Systemansatz, der alle Daten<br />
auf dem Datenträger am Produkt speichert. Das hört<br />
sich im ersten Moment unspektakulär an, ist aber für<br />
ein Produktions-Tracking-System in dieser Form noch<br />
nicht realisiert worden. Üblicherweise nutzen RFID-<br />
Tracking-Systeme nur die ID des Datenträgers und sichern<br />
die zugehörigen Produktionsdaten in einer Datenbank.<br />
Aber genau diese zentrale Server-Infrastruktur<br />
wollte Kirschenhofer seinem Kunden ersparen.<br />
Bild: Turck<br />
Der daumennagelgroße RFID-Tag in<br />
der Sitzbasis steuert und dokumentiert<br />
den Produktionsprozess<br />
46 Juni 2019
_Handhabung & Montage<br />
„Wir haben durch die Lösung<br />
ohne SPS mehrere Tausend Euro<br />
gespart.“<br />
Craig Craill, Kirschenhofer<br />
Bild: Turck<br />
Zufrieden mit<br />
dem Projekt zeigen<br />
sich Craig<br />
Craill, Kirschenhofer<br />
Maschinen,<br />
und Nico<br />
Dreher, Britax<br />
Römer (rechts).<br />
RFID-Klebe-Tag speichert 320 Byte<br />
Nachdem die grobe Skizze stand, wurden zunächst in<br />
einem Pilotsystem fünf Schlüsselpositionen der<br />
16-stufigen Produktion umgesetzt. Auf dem RFID-<br />
Datenträger ist dabei der gesamte Prozess abgebildet.<br />
Das System sichert die korrekte Abfolge, indem nach<br />
einem erfolgreichen Montageabschnitt das Merkmal<br />
auf IO gesetzt wird.<br />
Den passenden Datenträger dafür fand Kirschenhofer<br />
mit Turcks Smart Label TW-L36–18-F-B320. Da der<br />
Tag direkt im Sitz eingeklebt wird, darf er nicht zu<br />
groß sein. Zudem muss er relativ günstig sein, da er<br />
am Produkt verbleibt. Turcks Datenträger erfüllt diese<br />
Anforderungen und hält mit 320 Byte sogar mehr als<br />
die Minimalgröße an Datenspeicher bereit.<br />
Craig Craill, geschäftsführender Gesellschafter und<br />
SPS-Programmierer bei Kirschenhofer, suchte nach einer<br />
Lösung, die den Betrieb des RFID-Tracking-Systems<br />
ohne SPS ermöglicht. Dreh- und Angelpunkt war<br />
die Rework-Station, ein Windows-basierter Tablet-<br />
PC, der alle nötigen Informationen anzeigt. Kirschenhofer<br />
setzt an der Nacharbeitsstation Labview ein. Da<br />
die Software allerdings keine Verbindung zum RFID-<br />
System hatte, musste eine Lösung her.<br />
Tausende Euro gespart<br />
Kirschenhofer wählte kompakte TBEN-S-RFID-Interfaces<br />
und je nach Station unterschiedliche Schreib-Lese-Köpfe<br />
von Turck. Das TBEN-S-Modul kann die<br />
RFID-Daten der Schreib-Lese-Köpfe vorgefiltert über<br />
Profinet, Ethernet/IP oder Modbus TCP an übergeordnete<br />
Systeme ausgeben. Craill entschied sich dazu,<br />
eine direkte Schnittstelle zwischen Labview und<br />
Ethernet/IP zu programmieren.<br />
Craill: „Wir haben durch die Lösung ohne SPS mehrere<br />
Tausend Euro an der Rework-Station sparen können.<br />
Ein einfaches Windows Surface Tablet ersetzt<br />
hier eine SPS, den Bildschirm und einen zusätzlichen<br />
IPC für die Datenbankverwaltung.“ Aber nicht nur<br />
auf der Kostenseite überzeugt das Projekt. Die Abläufe,<br />
insbesondere in der Nacharbeit, sind heute effizienter<br />
und sicherer. Dreher: „Früher musste man nach<br />
der Prüfung manuell aufschreiben, was der Fehler am<br />
Produkt ist oder sogar jedes Merkmal an der Nacharbeitstation<br />
selbst prüfen. Heute stellen wir den Sitz in<br />
die Station und sehen auf dem Display, welches Merkmal<br />
nicht stimmt. Das ist schneller und sicherer.“<br />
Von den Turck-Komponenten ist Craill nicht erst seit<br />
diesem Projekt überzeugt. „Kirschenhofer setzt die<br />
TBEN-S schon lange ein. Das Multiprotokoll-Konzept<br />
überzeugt uns, weil wir damit nur noch ein Modul<br />
auf Lager legen müssen. Außerdem überzeugt uns<br />
die Vielfalt an Schreib-Lese-Köpfen und Datenträgern.<br />
Ein solches Paket finden wir nur bei Turck.“ ↓<br />
Hans Turck GmbH & Co. KG<br />
www.turck.com<br />
Bild: Turck<br />
Bevor der Sitz<br />
den orangefarbenen<br />
Aufkleber<br />
mit der Seriennummer<br />
erhält,<br />
prüft das System,<br />
ob auf dem<br />
RFID-Tag alle<br />
Prozessstationen<br />
als IO markiert<br />
sind.<br />
Juni 2019 47
_Projekt des Monats<br />
Selbst kleine Stückzahlen lassen sich on demand fertigen – und das sogar bezahlbar<br />
4.0 Now: Flexible Fertigung<br />
von Sensoren nach Rezept<br />
Modulare Fertigungsinseln statt starrer Linien und alles voll vernetzt: Am Sick-<br />
Standort Freiburg-Hochdorf ist die Fabrik der Zukunft mit autonomen digitalen<br />
Produktions- und Steuerungsprozessen bereits heute Realität.<br />
Zwölf voll automatisierte Produktions-Technologie-Module,<br />
neun manuelle Arbeitsplätze<br />
und ein hybrider Arbeitsplatz stehen in<br />
Hochdorf wie Inseln in der Halle. Die Reihenfolge<br />
der Modulnutzung kann im Produktionsprozess je<br />
nach Anforderung variieren. Um einen Fertigungsauftrag<br />
zu starten, wird die gewünschte Produktausprägung<br />
in einem eigens entwickelten Produktionssteuerungssystem<br />
online konfiguriert – entsprechend<br />
dem Kundenwunsch. Dazu werden aus<br />
dem ERP-System alle notwendigen Daten der<br />
Kundenbestellung gezogen, die für die Konfiguration<br />
der Sensoren notwendig sind. Neben Produkteigenschaften<br />
oder Stückzahlen sind das auch<br />
Angaben dazu, welche Fertigungsschritte an welchem<br />
Modul notwendig werden.<br />
Steckbrief<br />
·<br />
Für die Sensorfertigung hat Sick am Standort in Hochdorf (Freiburg<br />
im Breisgau) ein hoch vernetzte und flexible Fabrik realisiert. Selbst<br />
kleine Stückzahlen lassen sich on demand fertigen. Aktuell werden in<br />
Hochdorf fünf Produktfamilien hergestellt, geplant sind zukünftig<br />
zwölf, denkbar sind über 500.000 Produktvarianten.<br />
· Statt starrer Linien stehen zwölf voll automatisierte Produktions-<br />
Technologie-Module, neun manuelle Arbeitsplätze und ein hybrider<br />
Arbeitsplatz wie Inseln in der Halle. Die Reihenfolge der Modulnutzung<br />
kann im Produktionsprozess je nach Anforderung variieren. Den<br />
Materialtransport zwischen den Modulen übernehmen fahrerlose<br />
Transportsysteme (Automated Guided Carts – AGCs).<br />
· Jedes Modul hat seine eigene automatisierte Qualitätskontrolle mit<br />
einer integrierten automatischen optischen Inspektion (AOI). Alle Informationen,<br />
die während der Produktion von Sick erzeugt werden,<br />
werden in einer Big Data Cloud gespeichert, vollständig dokumentiert<br />
und mit der Seriennummer des Produkts verknüpft.<br />
↓<br />
Bild: Sick<br />
48 Juni 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Projekt des Monats<br />
exklusiv<br />
„In den Anlagen sind ausschließlich unsere<br />
Sensoren verbaut. Sie müssen hier unter Realbedingungen<br />
zeigen, was sie können.“<br />
Alle Akteure vernetzt<br />
Diese Kombination aus Merkmalseigenschaften<br />
und Merkmalsausprägungen, das sogenannte Rezept,<br />
wird über das Sick-eigene System bereitgestellt<br />
und die Produktionsabläufe werden entsprechend<br />
gesteuert. Das System sendet die Informationen<br />
an die Maschinen und erhält umgekehrt<br />
ständig Rückmeldungen. Alle Akteure – Sensoren,<br />
Maschinen und Menschen – sind vernetzt und<br />
tauschen sich kontinuierlich aus.<br />
Vor allem: All das ist kein Versuchsaufbau, sondern<br />
eine Sensoren-Fabrik, die Sick schon jetzt<br />
entscheidende Vorteile in einem immer dynamischer<br />
werdenden Markt bietet. „Wir stellen hier<br />
aktuell fünf Produktfamilien her, geplant sind zukünftig<br />
zwölf, denkbar sind über 500.000 Produktvarianten“,<br />
sagt Joachim Schultis, Head of<br />
Operations Photoelectric Sensors & Fibers bei<br />
Sick. „Bei dieser Art der Fertigung sind den Vari-<br />
Joachim Schultis, Sick<br />
Sic<br />
ks 4.0 No<br />
wF<br />
Fact<br />
actory<br />
in<br />
Freiburg: r Statt starr<br />
er<br />
Linien stehen zwöl<br />
f vollautomatisierte<br />
Produktionsmodule,<br />
neun manuelle<br />
Arbeitsplätze und<br />
ein hybrider<br />
Ar<br />
beitsplatz<br />
wie Inseln n in der Hal<br />
le.<br />
Juni 2019 49
_Projekt des Monats<br />
anten nahezu keine Grenzen gesetzt. So können<br />
wir extrem gut auf Kundenwünsche eingehen, die<br />
immer vielfältiger und individueller werden. Selbst<br />
kleine Stückzahlen fertigen wir ,on demand‘ – und<br />
das bezahlbar für unsere Auftraggeber.“<br />
Qualitätskontrolle automatisiert<br />
Auch im Hinblick auf neue Produkte hat das System<br />
einen klaren Vorteil: „Neuentwicklungen<br />
können wir deutlich schneller implementieren und<br />
auf den Markt bringen. Die Basis ist gelegt und<br />
wir arbeiten nun am weiteren Ausbau des Systems.“<br />
Zur hohen Flexibilität kommt die enorme<br />
Ressourceneffizienz: Mithilfe der Software werden<br />
Aufträge priorisiert und die Module sowie die<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter optimal eingesetzt.<br />
Damit ist auch eine Produktion „just in<br />
time“ möglich.<br />
Jedes Modul hat seine eigene automatisierte Qualitätskontrolle<br />
auf Basis der Prozessdaten und der<br />
festgelegten Grenzen. Die integrierte automatische<br />
optische Inspektion (AOI) prüft den Arbeitsschritt<br />
mit einem Kamerasystem und schleust fehlerhafte<br />
Module – also solche, die nicht innerhalb der festgelegten<br />
Grenzen sind – aus. Sobald der gesamte<br />
Prozess erledigt ist, gibt das Modul die Information<br />
an das Produktionssteuerungssystem weiter<br />
und steuert das Teil zur nächsten Station durch die<br />
4.0 Now Factory.<br />
Den Materialtransport übernehmen fahrerlose<br />
Transportsysteme (Automated Guided Carts –<br />
AGCs). Sie erhalten ihre Transportaufträge über<br />
das Netzwerk und unterstützen so die flexible<br />
Produktion, indem sie die Fertigungsschritte des<br />
Produkts optimal verbinden. Ähnlich wie bei<br />
Taxirufen reagiert stets das AGC, das leer ist und<br />
in der Nähe.<br />
Dashboard gibt Überblick<br />
Der aktuelle Zustand der Technologie-Module,<br />
der Produktion oder verschiedener Kennzahlen<br />
kann in Echtzeit über ein Dashboard eingesehen<br />
werden. Prozess- und Sensordaten werden in die<br />
Cloud hochgeladen, ermöglichen so eine vorausschauende<br />
Wartung und gewährleisten eine hohe<br />
Verfügbarkeit der Maschinen.<br />
Alle Informationen, die während der Produktion<br />
von Sick erzeugt werden, werden in einer Big Data<br />
Cloud gespeichert, vollständig dokumentiert und<br />
mit der Seriennummer des Produkts verknüpft. So<br />
ist die Position eines bestimmten Produkts oder<br />
die Informationen zu seiner Materialzusammensetzung<br />
nur noch einen Knopfdruck entfernt. Ist<br />
ein Produkt fehlerhaft, hilft die mit der Seriennummer<br />
verknüpfte Fertigungshistorie herauszufinden,<br />
ob es Unstimmigkeiten in der Produktion<br />
gab. Die Daten dafür erzeugen Sick-Sensoren, die<br />
in der Fabrik verbaut sind.<br />
Bild: Sick<br />
Kollaboratives Arbeiten:<br />
Mitarbeiter teilen sich<br />
mit fahrerlosen Transportsystemen<br />
(AGCs) die<br />
Transportaufträge.<br />
50 Juni 2019
_Projekt des Monats<br />
Mensch & Maschine: Hand in Hand<br />
Eine wichtige Rolle spielen nach wie vor die Menschen.<br />
„Die Fabrik der Zukunft ist für mich ein<br />
Ort, an dem Mensch und Maschine in einem gemeinsamen<br />
Arbeitsraum agieren und sich gegenseitig<br />
befruchten – die lernende Organisation wird<br />
ganzheitlicher und schließt Maschinen stärker mit<br />
ein“, sagt Schultis.<br />
Die Automatisierung von Prozessen sei zwar ein<br />
erstrebenswertes Ziel, so Schultis, sehr komplexe<br />
Arbeitsschritte erfordern aber weiter menschliche<br />
Intelligenz und Fähigkeiten. „In unserer Produktion<br />
in Freiburg werden Prozesse von Mitarbeitern<br />
ausgeführt, wenn es um komplexe Fügeprozesse<br />
von empfindlichen Teilen geht. Beispielsweise<br />
braucht es Fingerspitzengefühl, um die empfindlichen<br />
Glaslinsen im Sensorgehäuse zu platzieren“,<br />
erklärt Schultis. Dennoch lassen sich heute schon<br />
Veränderungen einzelner Jobprofile erkennen,<br />
zum Beispiel haben sich die Aufgaben des Plant<br />
Managers verändert. Er plant nicht mehr den Maschineneinsatz.<br />
Seine Aufgabe in der Fabrik der<br />
Zukunft ist es, die Fabrik effizienter zu machen.<br />
Die enormen Chancen von Industrie 4.0 will Sick<br />
mit der Fertigung in Freiburg voll ausschöpfen.<br />
Zwei Jahre Planung und Umsetzung und eine hohe<br />
Investitionssumme stecken in dem Großprojekt.<br />
Und auch für die Weiterentwicklung des<br />
Standorts sind die Weichen bereits gestellt: „Wir<br />
haben sehr weit vorausgedacht. Unser Produktionssystem<br />
ist in der Lage, Produkte zu fertigen,<br />
die wir heute noch gar nicht entwickelt haben“, so<br />
Schultis.<br />
Eigene Sensoren erproben<br />
So hat Sick die idealen Voraussetzungen geschaffen,<br />
um mit und an Industrie 4.0 zu wachsen:<br />
„Wir sammeln hier jeden Tag wertvolles Knowhow,<br />
um diese Art der Produktion weiter ausbauen<br />
und verbessern zu können“, erklärt Schultis.<br />
Dabei geht es nicht nur um die Abläufe und Prozesse<br />
in der digital vernetzten Fabrik, sondern<br />
auch um die laufende Optimierung der eigenen<br />
Produkte, Lösungen und Dienstleistungen –<br />
schließlich sind Sensoren als Datenlieferanten für<br />
die Steuerungssysteme das Fundament eines jeden<br />
Industrie-4.0-Szenarios. „In den Anlagen sind ausschließlich<br />
unsere Sensoren und Sensorsysteme<br />
verbaut. Sie müssen hier unter Realbedingungen<br />
zeigen, was sie können. Das liefert uns wichtige<br />
Erkenntnisse zu ihrer Funktionsweise, zeigt uns,<br />
wo wir noch optimieren können, und gibt uns Impulse<br />
für neue Entwicklungen.“<br />
↓<br />
Sick AG<br />
www.sick.de<br />
Bild: Sick<br />
Bild: Sick<br />
Komplexe Arbeitsschritte<br />
erfordern auch in der<br />
smarten Fabrik der Zukunft<br />
weiterhin menschliche<br />
Intelligenz und<br />
Fähigkeiten.<br />
Jedes automatisierte<br />
Fertigungsmodul hat<br />
seine eigene automa -<br />
tisierte Qualitätskon -<br />
trolle auf Basis der<br />
Prozessdaten. Die integrierte<br />
automatische<br />
optische Inspektion (AOI)<br />
prüft den Arbeitsschritt<br />
und schleust fehlerhafte<br />
Module aus.<br />
Juni 2019 51
_Vision & Sensorik<br />
Roboter und Vision-Systeme automatisieren Messtechnik<br />
Inline-Messtechnik in<br />
der Automobilindustrie<br />
Mit intelligenten Messsystemen erfasst Heitec unmittelbar Qualitätsfehler<br />
und Prozessschwankungen. Vorreiter für die automatisierte<br />
Inline-Prüfung ist die Automobilindustrie.<br />
Vollautoma -<br />
tische Inspek -<br />
tionslinie für<br />
optisch trans -<br />
parente synthetische<br />
Bauteile<br />
beim öster -<br />
reichischen<br />
Hersteller von<br />
Beleuchtungssystemen<br />
ZKW.<br />
Bild: Heitec<br />
Für den Automobilzulieferer<br />
SMP aus Neustadt an der<br />
Donau entwickelte Heitec<br />
Mess- und Prüfsysteme für Stoßfänger,<br />
Cockpits und Tür-Seitenverkleidungen.<br />
Je nach Aufgabenstellung<br />
und Erfordernis überprüft<br />
dabei eine Sensorik mit bis zu 25<br />
Kameras oder Laserscannern die<br />
korrekte Verbauung von Sicherheits-<br />
und Assistenzsystemen, von<br />
Beleuchtung und Parkhilfe-Sensorik,<br />
von Radar- und Spurwechselerkennungssystemen<br />
oder das Vorhandensein<br />
von Emblemen,<br />
Schrauben und Clipsen.<br />
Heitecs Kamera- und Laser-Anlagen<br />
ermöglichen das berührungslose<br />
und zerstörungsfreie Prüfen<br />
bei einer Taktzeit von 90 Sekun-<br />
den pro Prüfling. Die Verifizierung<br />
erfolgt anhand des eingescannten<br />
Montageauftrages mittels Barcode<br />
oder Data-Matrix-Code. Ein zweiter<br />
Prüfling kann während des<br />
Prüfvorgangs aufgelegt und vorbereitet<br />
werden. Bei Nicht-in-Ordnung-Auswertungen<br />
(NIO) wird<br />
dem Prüfer ein Bild mit den fehlenden<br />
Merkmalen angezeigt.<br />
Kunststofflinsen prüfen<br />
Die ZKW-Group mit Stammsitz<br />
im niederösterreichischen Wieselburg<br />
fertigt Licht- und Scheinwerfersysteme<br />
für die Automobilindustrie.<br />
Für die Kunststofflinsen<br />
gelten aufgrund äußerst geringer<br />
Toleranzen hohe Anforderungen<br />
an Material und Fertigung. Heitec<br />
entwickelte für ZKW Einheiten<br />
zum Trennen und Verpacken der<br />
Scheinwerferlinsen, für die Bildverarbeitung<br />
zur vollautomatischen<br />
optischen Prüfung sowie zur<br />
Oberflächen- und Volumeninspektion.<br />
Kurze Belichtungszeit<br />
Die Linsen werden sowohl im<br />
Durchlicht- als auch im Dunkelfeldverfahren<br />
geprüft. Durchlichtaufnahmen<br />
mit einer Flächenbeleuchtung<br />
ermöglichen die Erfassung<br />
qualitätsmindernder Fehler<br />
wie etwa Einschlüsse. Die Dunkelfeldaufnahmen<br />
werden mit gerichteten<br />
Ring- und Spotbeleuchtungen<br />
umgesetzt, dessen Licht an den<br />
Fehlstellen streut.<br />
Problematisch dabei ist, dass die<br />
Spritzgussmaschinen und die Roboter<br />
den Boden in der Fertigungshalle<br />
zum Schwingen bringen und<br />
dies die Messgenauigkeiten erschwert.<br />
Daher muss die Kamera<br />
mit einer sehr kurzen Belichtungszeit<br />
von wenigen Millisekunden<br />
auskommen und braucht eine große<br />
Schärfentiefe. Für die Prüfung<br />
werden unterschiedliche Beleuchtungsstationen<br />
mit einem Drehtisch<br />
bedient, der die robotergestützten<br />
Aufnahmen der Linse ermöglicht.<br />
↓<br />
Heitec AG<br />
www.heitec.de<br />
52 Juni 2019
_Vision & Sensorik<br />
Hohe Qualität bei der Bestückung von Platinen für Car-Audiosysteme<br />
Kamera kontrolliert<br />
Platinenbestückung<br />
Mit einem Kamerasystem von Stemmer Imaging garantiert ein Hersteller<br />
von Platinen für Car-Audiosysteme die fehlerfreie manuelle<br />
Leiterplattenbestückung mit fast 50 Komponenten.<br />
Statt manuelle Montageprozesse nachträglich<br />
mit einem Bildverarbeitungssystem zu überprüfen,<br />
bietet das Kamerainspektionssystem von<br />
Ricoh, das in Europa exklusiv bei Stemmer Imaging<br />
erhältlich ist, einen anderen Ansatz: Schon während<br />
des Montageprozesses stellt die Kamera sicher, dass<br />
jeder einzelne Arbeitsschritt korrekt ausgeführt wird.<br />
Der gesamte Arbeitsablauf wird automatisch mit unterschiedlichen<br />
Bildverarbeitungstechniken überprüft.<br />
Die Ricoh-SC10, eine Human-Assistance-Kamera,<br />
kombiniert dazu eine Kamera mit einem 1/3”-Farb-<br />
CMOS-Sensor, Bilderkennungssoftware und Steuerung<br />
in einem kompakten System. Eine Reihe von Arbeitsanweisungen<br />
kann in die Kamera geladen und<br />
auf einem Monitor angezeigt werden.<br />
Mitarbeiter befolgt Montageanweisung<br />
auf dem Bildschirm<br />
Der Mitarbeiter befolgt die Montageanweisungen auf<br />
dem Bildschirm, während das System die Arbeitsschritte<br />
mit der Vorlage vergleicht und den nächsten<br />
Arbeitsschritt erst freigibt, wenn der vorige korrekt<br />
ausgeführt wurde. Alle Daten (Teile- oder Seriennummern<br />
sowie Benutzer-IDs) werden gespeichert und<br />
können so zur Rückverfolgung genutzt werden.<br />
Das Kamerasystem, das mit zwei verschiedenen Vergrößerungen<br />
erhältlich ist, beinhaltet eine Bildverarbeitungssoftware<br />
zur Erkennung und Prüfung von<br />
Mustern, Farben und Texturen. Im konkreten Fall enthalten<br />
die zu prüfenden Leiterplatten viele verschiedene<br />
Komponenten (Relais, Kondensatoren und Spulen),<br />
die mehr als 50 Sichtkontrollen erfordern (Sind<br />
alle Teile vorhanden und korrekt positioniert?). Diese<br />
große Anzahl an Kontrollen stellt hohe Anforderungen<br />
an die Mitarbeiter, sodass sehr häufig Fehler gemacht<br />
wurden und unvollständige Leiterplatten in die<br />
nächste Fertigungsstufe gelangten.<br />
Die Ricoh-SC10 hat hier einen deutlichen Qualitätssprung<br />
möglich gemacht. Für diese Anwendung ist für<br />
die Inspektion der kleinen Komponenten auf den Platinen<br />
die Version mit höherer Vergrößerung im Einsatz.<br />
Neben der Überprüfung der korrekten Montage<br />
ist es sogar möglich, den Status von Jumpern und<br />
DIP-Schaltern zu überprüfen. Das System führt fast<br />
50 Prüfungen in rund 5 sek durch. ↓<br />
Stemmer Imaging AG<br />
www.stemmer-imaging.com<br />
Bild: Stemmer<br />
Zuverlässige<br />
Bestückung mit<br />
dem Kamera -<br />
inspektionssystem<br />
Ricoh SC-10<br />
Juni 2019 53
_Vision & Sensorik<br />
Roboter mit 3D-Kamera überprüft Automotive-Teile<br />
3D-Inline-Vermessung<br />
mit dem Roboter<br />
Mit roboterbasierter 3D-Messtechnik von ABB hat der Automobilzulieferer<br />
Benteler in seiner Produktionsstätte im spanischen Vigo die<br />
Zykluszeiten verkürzt und die Qualität erhöht.<br />
Die bei Benteler<br />
eingesetzte roboterbasierte<br />
3D-Vermessung<br />
ist wie eine Produktionszelle<br />
konzipiert.<br />
Benteler eingesetzte System ist wie<br />
eine Produktionszelle konzipiert.<br />
Der Schwerpunkt liegt darauf, eine<br />
maximale Anzahl an Messungen<br />
in kürzester Zeit durchzuführen.<br />
Dafür sind in die Zelle zwei Messtische<br />
integriert. Ein Schwerlastroboter<br />
des Typs IRB 8700 be- und<br />
entlädt die beiden Messtische mit<br />
den Teilen, die überprüft werden<br />
sollen. Ein IRB 4600 mit 3D-Kamera<br />
ist zwischen den beiden<br />
Messtischen platziert und führt die<br />
Bauteilprüfung durch. So ist eine<br />
kontinuierliche Messung möglich.<br />
In Vigo wurde die Qualität der<br />
fertigen Teile bisher mit Koordinatenmessgeräten<br />
überprüft.<br />
Dies kostete wertvolle Zeit und<br />
wichtige Informationen zur Bauteilqualität<br />
konnten nur eingeschränkt<br />
erfasst werden. Daher beschloss<br />
Benteler, die Qualitätssicherung<br />
vom Labor in die Produktion<br />
zu verlagern und investierte<br />
dafür in robotergestützte 3D-Vermessung.<br />
Da der ABB-Roboter die 3D-Kamera<br />
führt, sind Messungen an<br />
großen, komplexen Bauteilen mit<br />
Bild: ABB<br />
sehr hoher Geschwindigkeit möglich.<br />
Die Kamera projiziert dazu<br />
ein Lichtgitter auf die Oberfläche<br />
des fertigen Teils und zeichnet so<br />
rasch sehr detaillierte Daten zu<br />
Geometrie und Oberfläche auf.<br />
Das digitale Modell des Bauteils<br />
wird von der Software direkt mit<br />
der ursprünglichen CAD-Zeichnung<br />
verglichen.<br />
Die automatisierte 3D-Vermessung<br />
unterstützt die Qualitätskontrolle<br />
der fertigen Teile. Zudem<br />
hilft sie, die Zykluszeiten in den<br />
Werken gering zu halten. Das bei<br />
Drei weitere Systeme<br />
folgen in Kürze<br />
Benteler entschied sich zudem, die<br />
robotergestützte 3D-Messtechnik<br />
auch als Inline-System zur Prüfung<br />
von Struktur-Sicherheitsteilen wie<br />
Hinterachsen und der Motorhalterung<br />
einzusetzen. Dabei erfolgt die<br />
Qualitätskontrolle bereits direkt in<br />
der Produktionslinie durch einen<br />
IRB 2600ID. Die Systeme messen<br />
3D-Geometrien per optischer, berührungsloser<br />
Abtastung. Alle Teile<br />
können im kontinuierlichen<br />
Modus einer 3D-Dimensionskontrolle<br />
unterzogen werden, sodass<br />
Abweichungen schnell erkannt<br />
werden. Ein Inline-System ist bereits<br />
installiert, drei weitere folgen<br />
in Kürze.<br />
↓<br />
ABB Automation GmbH<br />
www.abb.de/robotics<br />
54 Juni 2019
_Vision & Sensorik<br />
Roboterautomation für Einstell- und Messgeräte<br />
Cobot vermisst<br />
Werkzeuge im Toolroom<br />
Für das automatisierte Vermessen der CNC-Werkzeuge hat der Einstell-<br />
und Messgerätehersteller Zoller verschiedene roboterbasierte<br />
Lösungen entwickelt.<br />
Insbesondere für Werkzeughersteller sind automatisierte<br />
Komplettsysteme wie die Prüf- und Messmaschinen<br />
Genius oder Titan von besonderem Interesse.<br />
Die gefertigten Werkzeuge werden auf Paletten zugeführt<br />
und dann vollautomatisch vermessen. Roboter<br />
greifen die Werkzeuge und setzen sie in das Prüfund<br />
Messgerät ein, woraufhin vollautomatisch der gesamte<br />
Messablauf startet. Danach entnimmt der Roboter<br />
das Werkzeug und ordnet es als Gut- oder<br />
Schlechtteil zu. Sollen die Schlechtteile nachbearbeitet<br />
werden, sind diese Werkzeuge bereits vorsortiert und<br />
gesammelt. Eine integrierte Beschriftungsstation kann<br />
die vermessenen Werkzeuge auch gleich beschriften,<br />
auf Wunsch sogar individuell.<br />
Zudem hat Zoller das kollaborative Roboter-Assistenz-System<br />
Cora entwickelt, das im Toolroom neben<br />
dem Facharbeiter arbeiten und die Werkzeuge vermessen<br />
kann. Der Cobot entnimmt das vormontierte<br />
Komplettwerkzeug aus einem Vorrat, setzt es in das<br />
Einstell- und Messgerät ein und startet den Messablauf.<br />
Die Identifikation des Werkzeugs erfolgt via<br />
RFID-Chip oder Code. Anschließend werden die<br />
Messwerte in der Werkzeugdatenbank abgelegt. Cora<br />
entnimmt das Werkzeug und lagert es in ein Lagersystem<br />
oder einen bereitstehenden Werkzeugwagen ein.<br />
Neben einem rein statischen Einsatz ist auch eine mobile<br />
Tätigkeit denkbar: In den Zoller-Lagersystemen<br />
Smart Cabinets ist jedem Werkzeug ein fest definierter<br />
Platz zugewiesen und hinterlegt. Cora kann diese<br />
Schränke anfahren, öffnen und die entsprechenden<br />
Komponenten oder das Komplettwerkzeug entnehmen<br />
und per Werkzeugwagen transportieren – zum<br />
Einstell- und Messgerät oder direkt zur Maschine. ↓<br />
E. Zoller GmbH & Co. KG<br />
www.zoller.info<br />
Bild: Zoller<br />
Bild: Zoller<br />
Automatisierte Werkzeugeinstellung mit Zollers Roboset.<br />
Das Cobot-Assistenzsystem Cora<br />
unterstützt den Menschen in der automatisierten<br />
Werkzeugbereitstellung.<br />
Juni 2019 55
_Vision & Sensorik<br />
Smarte Kameras mit GenICam<br />
Die programmierbaren, industrietauglichen Kameramodelle<br />
NXT rio und rome von Imaging Development<br />
Systems (IDS) ermöglichen durch Smart GenI-<br />
Cam und KI-unterstützte Bildverarbeitung Funktionen,<br />
die klassische GigE-Vision-Kameras nicht bieten<br />
können. Mit Smart GenICam lassen sich vom Anwender<br />
programmierte Kamerafunktionen GenICamkonform<br />
abfragen und ausführen. Bei den KI-Modellen<br />
sind dank FPGA-basierter KI-Beschleunigung Inferenzzeiten<br />
von wenigen Millisekunden möglich. ↓<br />
Bild: IDS<br />
IDS Imaging Development Systems GmbH<br />
www.ids-imaging.de<br />
Zwei Messbereiche für mehr<br />
Durchsatz in der Zelle<br />
Mit der Atos Scanbox 6235 und der Atos Scanbox<br />
BPS bringt GOM zwei neue automatisierte optische<br />
3D-Messzellen für die produktionsnahe<br />
Maßanalyse. Durch eine Multi-Part-Fixture kann<br />
die Atos Scanbox 6235 gleich alle drei Arten der<br />
im Karosseriebau typischen Anbauteile (Türen,<br />
Front- und Heckklappen) aufnehmen – und das in<br />
zwei voneinander unabhängigen Arbeitsbereichen.<br />
Der zweite Arbeitsbereich ermöglicht ein paralleles<br />
Vermessen und Umrüsten. So erzielt die<br />
Atos Scanbox 6235 einen höheren Durchsatz. Die<br />
Atos Scanbox 6235 (wie auch das Modell mit nur<br />
einem Arbeitsbereich 6135) ist perfekt auf den<br />
Highspeed-Sensor Atos 5X zugeschnitten. Atos<br />
5X besitzt mit dem Laser Light Compressor eine<br />
extrem helle Lichtquelle.<br />
Um noch schnellere Taktzeiten, etwa in der Herstellung<br />
von Turbinenschaufeln oder in der Elektrodenfertigung<br />
zu erreichen, hat GOM die Atos<br />
Scanbox BPS entwickelt. Für automatisiertes Beund<br />
Entladen der optischen 3D-Messmaschine<br />
sorgt ein Handling-System von Erowa. Das Messsystem<br />
erkennt selbstständig (z. B. via RFID-Chip<br />
an den Teilen), welches Messprogramm und welche<br />
Inspektionen durchgeführt werden sollen. ↓<br />
GOM GmbH<br />
www.gom.com<br />
Bild: GOM<br />
56 Juni 2019
_Vision & Sensorik<br />
3D-Messzelle mit<br />
Streifenlichtprojektion<br />
Bild: Hexagon MI<br />
Mit Partinspect L bringt Hexagon Manufacturing<br />
Intelligence das erste automatische Messsystem<br />
auf Basis der Aicon-Scantechnologie, die Hexagon<br />
2016 übernommen hat. Für ultraschnelle und zugleich<br />
hochqualitative Bauteilmessung kombiniert<br />
die 3D-Messzelle eine Auswahl verschiedener<br />
Streifenlicht-Projektionstechnologien mit einem<br />
flexiblen Roboterarm in einer modularen Zelle.<br />
Die Lösung verfügt über eine interaktive automatische<br />
Scanplanungsfunktion sowie Systeme zur<br />
Roboterbahngenerierung und Kollisionsvermeidung<br />
auf der Basis von CAD-Daten.<br />
Vormontiert und konfiguriert bietet Partinspect L<br />
Plug&Play-Funktionalität. Die Zelle ist in weniger<br />
als zwei Arbeitstagen installiert. Dabei kann<br />
Partinspect L auch produktionsnah und sogar direkt<br />
an der Fertigungslinie eingesetzt werden. Das<br />
System ist in den beiden Konfigurationen Efficient<br />
und Hi-End erhältlich, die mit unterschiedlichen<br />
Aicon-Scannern ausgestattet sind. Efficient nutzt<br />
den Einstiegsscanner Aicon Primescan, während<br />
die Variante HiEnd mit dem Stereoscan Neo ausgerüstet<br />
ist.<br />
↓<br />
Hexagon Manufacturing Intelligence<br />
HexagonMI.com<br />
Bild: LMI<br />
3D-Sensor misst<br />
spiegelnde Flächen<br />
Den Gocator 2512<br />
Laserprofilsensor hat<br />
LMI speziell für das<br />
Scannen von spiegelnden<br />
Oberflächen<br />
wie Glas, polierten<br />
Metallen und Kunststoffen<br />
entwickelt. So<br />
kann der Sensor beispielsweise<br />
präzise<br />
3D-Scans von Glasdisplays<br />
von Mobiltelefonen<br />
und dem<br />
dazugehörigen<br />
Kunststoff- oder Metallrahmen erstellen und so<br />
Fertigungstoleranzen wie Bündigkeit, Spalt und<br />
Versatz prüfen. Der Sensor verwendet eine spezielle<br />
Laserprojektionstechnologie, die eine Vielzahl<br />
an Oberflächenwinkeln, Materialtypen und<br />
Oberflächenfarben meistert. Dabei verfügt der<br />
3D-Sensor über alle Gocator-Smart-Funktionen,<br />
einschließlich der integrierten Datenverarbeitung<br />
und Messwerkzeuge.<br />
↓<br />
LMI Technologies GmbH<br />
www.lmi3d.com<br />
Vision Sensor für<br />
lange Reichweiten<br />
Di-sorics kompakter Vision<br />
Sensor CS 50 ist jetzt auch<br />
als Long-range-Variante erhältlich.<br />
Auf bis zu 2 m Entfernung<br />
erfasst der schnelle<br />
Sensor sowohl Details bis zu 10 mm als auch größere<br />
Objekte komplett in einem Bild. Mit einer variablen<br />
Flüssiglinse fokussiert der Vision Sensor CS 50<br />
Gegenstände im Bereich zwischen 75 mm und 1200<br />
mm mit größtmöglicher Tiefenschärfe. Sein bevorzugtes<br />
Aufgabenfeld: Zählen, prüfen und messen<br />
vorwiegend im Kontext von Robotik-Anwendungen<br />
und Qualitätsprüfungen. Mit bis zu 2.500 Prüfvorgängen<br />
pro Minute kann der Vision Sensor eine quasi<br />
unbegrenzte Anzahl an Jobs speichern. Als zurzeit<br />
kleinster Vision Sensor (24,4 x 44,5 x 44,5 mm) ist<br />
er einfach in bestehende Systeme wie beispielsweise<br />
Pick&Place-Anwendungen integrierbar. Der Vision<br />
Sensor CS 50 ist mit gängigen Schnittstellen wie<br />
Ethernet/IP, TCP/IP, Profinet, RS232, sowie Digi/IO<br />
ausge stattet.<br />
↓<br />
Di-soric GmbH & Co. KG<br />
www.di-soric.com<br />
Bild: Di-soric<br />
Juni 2019 57
Die Jobbörse für Studentenjobs,<br />
Praktika, Abschlussarbeiten,<br />
Absolventenstellen & mehr<br />
Mit dem Fokus auf regionale Jobangebote an über<br />
30 Hochschulstandorten ist der UNIstellenmarkt<br />
eine der größten Jobbörsen Deutschlands für<br />
Studierende und Absolventen.<br />
Auf den Lokalseiten des UNIstellenmarkts, die in<br />
Kooperation mit Studentenwerken und Hochschulen<br />
betrieben werden, können sich Unternehmen den<br />
jungen Talenten der Region direkt am Hochschulstandort<br />
mit ihren Nebenjobs, Praktika, Abschlussarbeiten<br />
und Absolventenstellen präsentieren.<br />
www.unistellenmarkt.de<br />
58 Juni 2019
Juni 2019 59
_Macher der Automation<br />
Im Porträt: Robert Eby, meinungsstarker Gründer des Robotikspezialisten EGS<br />
Ein Profi mit eigenem Kopf<br />
Robert Eby, Gründer des Robotikspezialisten EGS, schwimmt nicht gerne mit dem<br />
Strom. Das verschafft ihm Ansehen bei Kunden und Lieferanten. Sein Credo:<br />
wirtschaftliche Automation und ausgeprägte Kundennähe.<br />
Autor: Armin Barnitzke<br />
Bild: EGS<br />
60 Juni 2019
<strong>Automationspraxis</strong><br />
MACHER DER AUTOMATION<br />
exklusiv<br />
„Wir bauen funktionsgerecht, nicht übertrieben<br />
aufwendig. Die wirtschaftliche Automation steht<br />
für uns im Vordergrund.“<br />
Robert Eby, EGS<br />
Viele Firmengründer berichten ja davon, dass<br />
sie schon immer der Wunsch nach einer eigenen<br />
Firma angetrieben hat. Bei Robert<br />
Eby war das nicht so: „Mein Ziel war nie, Unternehmer<br />
zu werden“, lacht er verschmitzt, „das hat<br />
sich so ergeben, weil ich eben schon immer meinen<br />
eigenen Kopf hatte.“<br />
Was war passiert? Für einen Schweizer Verpackungsanlagenhersteller<br />
war Robert Eby in den<br />
1990er-Jahren weltweit unterwegs, um Maschinen<br />
in Betrieb zu nehmen. „Ich war sehr erfolgreich<br />
und alle waren sehr zufrieden. Aber dann<br />
gab es bei meinem damaligen Arbeitgeber einen<br />
Führungswechsel. Und mit dem neuen Chef kam<br />
ich gar nicht klar. Also war ich 1996 von heute auf<br />
morgen selbstständig. Weil mein Chef nicht mein<br />
Freund war und ich der Meinung, dass ich ein talentierter<br />
Profi bin, der das selber ohnehin besser<br />
kann“, so Robert Eby augenzwinkernd.<br />
Immerhin: Als gelernter Maschinenschlosser samt<br />
Fortbildung zum Maschinenbaumeister hatte er<br />
eine gute Basis für die Firmengründung. Und er<br />
hatte etwas Geld auf der hohen Kante und so<br />
konnte er sich auch die nötigen Maschinen leisten,<br />
ohne sich verschulden zu müssen. Seine Mission:<br />
Automatisierung. Zunächst hat Robert Eby mit<br />
EGS pneumatische Handlingsysteme zur Werkzeugmaschinen-Beladung<br />
gebaut.<br />
One-Man-Show in der Garage<br />
Robert Eby: „Mein Ziel<br />
war nie Unternehmer zu<br />
werden, das hat sich so<br />
ergeben, weil ich eben<br />
schon immer meinen eigenen<br />
Kopf hatte.“<br />
„Alle Teile habe ich selbst gefertigt, quasi als One-<br />
Man-Show in der Garage“, blickt Robert Eby zurück.<br />
Das sei zwar enorm viel Arbeit mit 70 bis 80<br />
Stunden pro Woche gewesen, habe aber auch<br />
wahnsinnig Spaß gemacht: „Nachts habe ich konstruiert,<br />
tagsüber gebaut und dann beim Kunden<br />
in Betrieb genommen. Und bevor ich ins Bett gegangen<br />
bin, habe ich eine Rechnung geschrieben“,<br />
erinnert sich Robert Eby. „Ich hab es genossen, für<br />
alles selber verantwortlich zu sein.“<br />
Schon bald ist er auf die Idee gekommen, die<br />
Werkzeugmaschinen mit Robotern zu automatisieren.<br />
Aber Robert Eby wäre nicht Robert Eby,<br />
wenn er sich dabei nicht ein ganz besonderes Ziel<br />
gesetzt hätte. „Wir wollten ein Beladesystem bauen,<br />
das unter 100.000 DM kostet.“ Allerdings: Allein<br />
für den Roboter wurden damals Preise von<br />
rund 75.000 DM aufgerufen. Also ist Robert Eby<br />
1999 auf die Hannover Messe gefahren, um dort<br />
mit den Herstellern über Preise zu verhandeln.<br />
Sein Argument: „Wir nehmen euch große Stückzahlen<br />
ab, mindestens 100 Stück. Dafür geht ihr<br />
mit den Preisen runter.“ Die meisten Roboterhersteller<br />
haben den Robotik-Newcomer und seine<br />
eigenwilligen Pläne aber nicht ernst genommen.<br />
Auf offene Ohren ist EGS nur bei Heiko Röhrig<br />
gestoßen, damals frischgebackener Vertriebsingenieur<br />
bei Motoman Robotec, heute Yaskawa: „Ich<br />
hatte keinen Grund, Robert Eby als potenziellen<br />
Juni 2019 61
_Macher der Automation<br />
Kunden nicht ernst zu nehmen, auch wenn er ein<br />
Newcomer war.“ Heute arbeitet Heiko Röhrig<br />
übrigens als Vertriebsleiter für EGS, so klein ist die<br />
Robotik-Welt.<br />
Also hat Robert Eby 1999 mit Yaskawa-Robotern<br />
sein erstes roboterbasiertes Palettier- und Beladesystem<br />
konstruiert. „Bis nachts um zwei habe ich<br />
damals an der Konstruktion gesessen“, erinnert<br />
sich Robert Eby. Aber das Ergebnis, das im Jahr<br />
2000 auf der Metav Premiere feierte, kann sich sehen<br />
lassen. „Das Gerät verkaufen wir als SUMO<br />
Multiplex immer noch genau so. Denn meine<br />
Konstruktion ist einfach, robust, langlebig und zuverlässig.<br />
Wir bauen funktionsgerecht, nicht übertrieben<br />
aufwendig. Die wirtschaftliche Automation<br />
steht für uns immer noch im Vordergrund.“<br />
100 Roboteranlagen in zwei Jahren<br />
Mit diesem Ansatz hat es Robert Eby geschafft, eine<br />
Menge Robotersysteme in den Markt zu bringen.<br />
Die ersten 100 Roboteranlagen mit Motoman-Robotern<br />
wurden wie abgemacht in zwei<br />
Jahren verkauft. Und er ist über all die Jahre ein<br />
enger Yaskawa-Partner geblieben. Lange war EGS<br />
in Sachen Stückzahlen der größte Systemintegrator<br />
für Yaskawa in Deutschland, heute zählt man<br />
immer noch zu den größten.<br />
Genaue Stückzahlen will Robert Eby, der inzwischen<br />
auch Roboter von Kuka und Epson verbaut,<br />
aber nicht nennen. Nur so viel: „Über ein<br />
Prozent aller in Deutschland installierten Roboter<br />
gingen 2017 über unseren Tisch.“ Das wären über<br />
200 Roboter pro Jahr, denn laut Roboterstatistik<br />
der IFR wurden 2017 in Deutschland knapp<br />
22.000 Roboter installiert.<br />
Bei Yaskawa ist man daher voll des Lobes über<br />
den meinungsstarken Partner. „Robert Eby ist ein<br />
hervorragender Kenner der Automatisierungsbranche,<br />
der für seine Kunden alles gibt. Für ihn<br />
zählt nur die beste Lösung und dafür fordert er<br />
auch uns als Lieferanten erheblich“, so Otwin<br />
Kleinschmidt, Division Manager Robotics Germany.<br />
„Das freut uns allerdings, schließlich wollen<br />
auch wir das Beste für unsere Kunden – und das<br />
geht nur im guten Zusammenspiel.“<br />
Robert Eby ist daher für Yaskawa ein wichtiger<br />
Gesprächspartner. So kommen die Japaner auch<br />
mal mit einer Entwicklermannschaft zu ihm nach<br />
Donaueschingen, um zu hören, was sich die deutschen<br />
Kunden wünschen. „Und bei den jüngsten<br />
Neuprodukten war dann vieles umgesetzt, was<br />
wir angeregt hatten“, freut er sich.<br />
Bis alles passt<br />
Stolz ist er auch darauf, dass er bei all seinen Projekten<br />
bis heute keinen Rechtsanwalt gebraucht<br />
und stets sein Geld bekommen hat. Denn eins ist<br />
Robert Eby wichtig: „Der Kunde soll das bekommen,<br />
was er sich vorstellt. Ich bin ja selber auch<br />
empfindlich und möchte genau das bekommen,<br />
was ich mir vorstelle.“ Und so bessert Robert Eby<br />
in den Roboteranlagen im Zweifel so lange nach,<br />
bis der Kunde zufrieden ist.<br />
Denn inzwischen bietet EGS nicht nur kostengünstige<br />
Standardgeräte aus der Sumo-Reihe, sondern<br />
baut auch komplexe Anlagen mit mehreren<br />
Robotern, die durchaus auch mal eine Million<br />
Euro oder mehr kosten. „Für solche Anlagen<br />
braucht man aber auch den passenden Kunden, so<br />
was geht nur gemeinsam“, sagt Robert Eby.<br />
Rund 50:50 verteile sich der Umsatz zwischen<br />
Standardautomation wie Sumo und dem kunden -<br />
individuellen Sondermaschinenbau, schätzt Robert<br />
Eby. Ähnlich gleichmäßig verteilt sei der Umsatz<br />
aus Branchensicht, denn seit 2005 liefert EGS<br />
nicht nur in die Metall-, sondern auch in die<br />
Bild: EGS<br />
Neben kundenindividuellen<br />
Roboteranlagen baut EGS<br />
auch standardisierte Robotersysteme.<br />
Diese nennt EGS<br />
SUMO (Standardisiert, uni -<br />
versell, minimaler Platzbedarf<br />
sowie optimiert)
_Macher der Automation<br />
Bild: Epson/Ralf Högel<br />
Bild: EGS<br />
EGS ist seit 1999 ein enger Yaskawa-<br />
Partner. Lange war man in Sachen<br />
Stückzahlen sogar der größte Systemintegrator<br />
für Yaskawa in Deutschland.<br />
Neben Yaskawa-Robotern<br />
verbaut EGS gerne auch<br />
Epson-Scaras.<br />
Kunststoffindustrie. Und gerade die Projekte in<br />
der Kunststoffindustrie seien oft die spannenderen,<br />
mit mehreren Robotern und aufwendiger Peripherie<br />
wie Kameras, Lasern und komplexer<br />
Montage- und Prüftechnik.<br />
Vom Airbag zum Schnitzel<br />
Alles in allem hat EGS in all den Jahren ein breites<br />
Gebiet abgedeckt: vom Gehäuse für Feuermelder<br />
über Wasseruhren, Klaviertasten, Airbag-Bremssysteme,<br />
Bremszylinder-Kolben, Abstandsradar-<br />
Komponenten, Kfz-Seitenscheiben, Rasierapparat-Bauteile<br />
bis zum gefrorenen Schnitzel.<br />
Rund 60 Mitarbeiter beschäftigt EGS heute.<br />
„Zwar könnten wir rein von den Aufträgen her<br />
doppelt so viele Leute beschäftigen, aber wir wollen<br />
nicht extrem expandieren, sondern bevorzugen<br />
ein beherrschbares Wachstum. Wir wollen<br />
nicht der Größte sein, sondern dem Kunden das<br />
liefern, was wir ihm versprochen haben – perfekt<br />
und pünktlich.“<br />
Und weil für Robert Eby der Kundenwunsch und<br />
die verbindliche Umsetzung an erster Stelle stehen,<br />
ist er keiner, der bei Technologie-Hypes voranprescht:<br />
„Wir sind Realisten.“ Entsprechend betrachtet<br />
er die Diskussion um die Mensch-Roboter-Kollaboration<br />
eher zurückhaltend, weil die<br />
kollaborative Robotik in Sachen Taktzeiten und<br />
Traglasten mit konventioneller Robotik nicht mithalten<br />
könne. „Zum Glück hat unser Hauptroboterlieferant<br />
mit dem HC10 einen MRK-Roboter<br />
auf den Markt gebracht, der auch in der Lage ist,<br />
als richtiger Industrieroboter zu funktionieren:<br />
präzise, schnell und dynamisch, wenn er in abgesicherter<br />
Umgebung läuft.“<br />
Auch in Sachen Industrie 4.0 bevorzugt Robert<br />
Eby eine bodenständige Sichtweise: „Das ist für<br />
uns nichts Neues. Wir arbeiten schon seit 20 Jahren<br />
mit speziellen Sensoriken und kommunizieren<br />
mit übergeordneten ERP- und MDE-Systemen.“<br />
Trotz allem wachsen aber natürlich die Softwareanforderungen.<br />
Bei EGS reagiert man darauf mit<br />
Eigengewächsen: „Wir bieten unseren Mitarbeitern<br />
an, sich als Facharbeiter in Richtung Software<br />
fortzubilden. Denn es ist gut, wenn ein Softwareexperte<br />
auch weiß, was an der Front erwartet<br />
wird und wie die Kunden ticken.“<br />
Nachwuchs aus der Gegend<br />
Seine Nachwuchs-Fachkräfte gewinnt er durch<br />
Werbung in der Gegend und gezielte Sponsoring-<br />
Maßnahmen. „Wir haben beispielsweise für das<br />
technische Gymnasium in Donaueschingen einen<br />
Roboter gestiftet oder für das Kinder- und Jugendmuseum.<br />
Über solche Aktivitäten bekommen<br />
wir Praktikanten und werden als attraktiver Arbeitgeber<br />
wahrgenommen.“<br />
So ist EGS gut aufgestellt für die Zukunft, zumal<br />
Robert Eby auch eine Führungsmannschaft etabliert<br />
hat, die den Laden auch mal ohne ihn gut<br />
schmeißt: „Manches geht inzwischen komplett an<br />
mir vorbei“, sagt er gelassen. Ähnlich gelassen<br />
geht er den Generationswechsel an, seine beiden<br />
Kinder arbeiten inzwischen im Unternehmen: Die<br />
Tochter im Marketing, der Sohn bei Inbetriebnahme<br />
und Programmierung. Und sogar der Schwiegersohn<br />
ist inzwischen als Serviceleiter im Unternehmen<br />
aktiv.<br />
Dabei achtet Robert Eby darauf, dass seine Kinder<br />
sich wie andere Mitarbeiter bewähren: „Jedes<br />
meiner Kinder hat einen eigenen Vorgesetzten.“<br />
Robert Eby möchte eben sehen, ob seine Kinder<br />
die Firma weiterführen möchten und können. „Da<br />
ich mit 51 noch jung bin, haben wir genug Zeit,<br />
das herauszufinden.“ Halbe Sachen wird er dabei<br />
sicher nicht machen. Denn Robert Eby hat ja seinen<br />
eigenen Kopf.<br />
↓<br />
EGS Automatisierungstechnik GmbH<br />
www.egsautomatisierung.de<br />
Juni 2019 63
_Inserentenverzeichnis<br />
_Impressum<br />
21<br />
Automation AG, CH-Huttwil<br />
23<br />
58-59<br />
DE-STA-CO Metallerzeugnisse GmbH, Oberursel<br />
Deutsche Hochschulwerbung und -vertriebs GmbH, Düsseldorf<br />
13<br />
35<br />
29<br />
33<br />
15<br />
5<br />
15<br />
65<br />
19<br />
3<br />
HandlingTech Automations- Systeme GmbH, Steinenbronn<br />
IDS Imaging Development Systems GmbH, Obersulm<br />
igus GmbH, Köln<br />
Kawasaki Robotics GmbH, Neuss<br />
Martin-Mechanic Friedrich Martin GmbH & Co. KG, Nagold<br />
NACHI Europe GmbH, Krefeld<br />
Robot System Products GmbH, Günzburg<br />
Technische Akademie Esslingen e.V., Ostfildern<br />
Tünkers Maschinenbau GmbH, Ratingen<br />
YASKAWA Europe GmbH, Allershausen<br />
ISSN 1863–401X<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur: Holger Röhr (hr), Phone +49 711 7594–389<br />
Stellv. Chefredakteur: Armin Barnitzke (ab),<br />
Phone +49 711 7594–425<br />
Redaktion: Yannick Schwab (ys), Phone +49 711 7594–537<br />
Redaktionsassistenz: Carmelina Weber,<br />
Phone +49 711 7594–257, Fax +49 711 7594–1257,<br />
E-Mail: automationspraxis@konradin.de<br />
Layout: Vera Müller, Phone +49 711 7594–422<br />
Anzeigenleitung: Dipl.-Oec. Peter Hamberger,<br />
Phone +49 711 7594–360<br />
Auftragsmanagement: Matthias Rath,<br />
Phone +49 711 7594–323<br />
Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 13 vom 1.10.2018<br />
Ihr Kontakt in die<br />
Leserservice: Ute Krämer, Phone +49 711 7594–5850,<br />
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Bild: B&R<br />
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Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen zum Ende<br />
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Jahres gilt eine Kündigungsfrist von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nicht erscheinen aus technischen Gründen oder höherer<br />
Gewalt entsteht kein An spruch auf Ersatz. Ein Teil dieser<br />
Auflage enthält „imv intern„, das Verbandsorgan für alle Mitglieder<br />
der IMV. Mitglieder des IMV erhalten die <strong>Automationspraxis</strong> im<br />
Rahmen ihrer Mitgliedschaft.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partnership,<br />
The Court, Long Sutton, Hook, Hampshire RG29 1TA,<br />
Phone 1256 862589, Fax 1256 862182,<br />
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Switzerland IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstrasse 3,<br />
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e-mail: f.stoll@iff-media.ch<br />
Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>Automationspraxis</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte,<br />
auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen gleich<br />
welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2019 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
64 Juni 2019
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Juni 2019 65
_10 Fragen an<br />
10 Fragen an Peter Klement, CEO, Variobotic<br />
„Die Küche ist mein Reich“<br />
AP: Beschreiben Sie sich in drei<br />
Worten.<br />
Klement: Schnelle Auffassungsgabe,<br />
zielorientiert, multiflexibel.<br />
AP: Meine Lebensweisheit/Maxime.<br />
Klement: Man muss die Dinge anpacken<br />
statt immer nur zu überdenken!<br />
AP: Haben Sie einen Spleen?<br />
Klement: Zu viele Dinge zur selben Zeit<br />
machen und wollen. Ich bin für den ein<br />
oder anderen oft zu schnell und muss<br />
mich öfters zügeln, das Tempo und die<br />
Struktur dementsprechend anzupassen.<br />
Bei mir versteht sich.<br />
AP: Wie entspannen Sie nach einem<br />
langen Bürotag?<br />
Klement: Kochen! Die Küche ist mein<br />
Reich, hier schalte ich ab. Das anschließende<br />
Essen mit der Familie darf genauso<br />
wenig fehlen.<br />
AP: Auf was können Sie in Ihrem Arbeitsalltag<br />
auf gar keinen Fall verzichten?<br />
Klement: Mein Team. Ich darf mit großem<br />
Stolz sagen, dass wir über die Jahre<br />
ein Team zusammenstellen konnten, bei<br />
dem sich alle vertrauen, verstehen und ergänzen.<br />
Ohne diese großartigen Menschen<br />
wären die schnellen Fortschritte<br />
und Erfolge in unseren Firmen nicht<br />
möglich. Das Kundenfeedback bestätigt<br />
das. Egal ob in der Entwicklung, Vertrieb,<br />
Service oder Support – überall wollen<br />
alle für den Kunden das Beste rausholen<br />
und schnell reagieren. Danke an euch<br />
Mädels und Jungs! Ich bin so unfassbar<br />
stolz auf euch.<br />
AP: Und was darf in Ihrer Aktentasche<br />
nie fehlen?<br />
Klement: Das Notebook. Im digitalen<br />
Zeitalter läuft fast alles bei uns digital<br />
und papierlos. So sind wir alle immer mit<br />
den neuesten Informationen verknüpft<br />
und up to date.<br />
AP: Wie motivieren Sie sich?<br />
Klement: Unsere Vision ist mein Antrieb.<br />
Ich brenne für unsere Idee, der Automatisierung<br />
nach dem Baukastenprinzip. Ich<br />
bin überzeugt, dass unsere Baukastenmodule<br />
zur Automatisierung die Zukunft<br />
sind. Schnell an verschiedenste Bedingungen<br />
anpassbar, verfügbar und preiswert.<br />
Daraus schöpfe ich meine Kraft, um<br />
schnell voranzukommen und die Vision<br />
Wirklichkeit werden zu lassen.<br />
AP: Was war die schwerste Entscheidung<br />
in Ihrem aktuellen Job?<br />
Klement: Als CEO steht man jeden Tag<br />
vor wichtigen Entscheidungen, aber ich<br />
könnte nicht sagen, ob eine davon die<br />
schwerste war. Ein mir angebotener Job<br />
vor Gründung der Variobotic hat mich<br />
lange beschäftigt, ebenso manche Prozesse<br />
mit unserem Lieferanten zu Beginn.<br />
Aber im Grunde sind meine Entscheidungen<br />
oft Bauchgefühl, die durch Abwägen<br />
meist nur bestätigt werden.<br />
Multiflexibel: 2017<br />
hat Peter Klement<br />
neben seinem<br />
Kontruktions- und<br />
Sondermaschinebau-Unternehmen<br />
Klement Engineering<br />
den Robotik-<br />
Spezialisten Variobotic<br />
gegründet,<br />
der unter anderem<br />
die preigünstigen<br />
chinesischen Dobot-<br />
Roboter vertreibt.<br />
Und kochen kann<br />
Peter Klement auch<br />
noch: Die Küche ist<br />
sein Revier.<br />
AP: Von welchem Aspekt Ihrer Ausbildung<br />
profitieren Sie heute noch?<br />
Klement: Praxisbezug. Ich war von Anfang<br />
an ein Ingenieur, der einen klassischen<br />
Beruf gelernt hat (Industriemechaniker).<br />
Dadurch hatte ich bereits im Studium<br />
viele Vorteile, die sich in das Berufsleben<br />
stetig weitergezogen haben.<br />
Wer mal U-Stahl feilen durfte, um ein<br />
Gefühl fürs Material zu bekommen, oder<br />
Fräsen, Drehen und Schleifen (zumindest<br />
in den Grundzügen) gelernt hat, weiß,<br />
was konstruktiv machbar ist oder nicht.<br />
AP: Das 21. Jahrhundert bedeutet für<br />
mich … (in Bezug auf Innovationen)<br />
Klement: Neue Konzepte für den Kleinund<br />
Mittelstand für die Automatisierung<br />
zu schaffen. Denn Ideen haben viele und<br />
diskutiert wird ständig, aber wir packen<br />
es an.<br />
Variobotic GmbH<br />
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66 Juni 2019
Industrie<br />
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Juni 2019 67
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industrie 4.0 area<br />
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Ann-Kathrin Klemmer<br />
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Ihr Ansprechpartner beim VDW:<br />
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D - 60325 Frankfurt<br />
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Fax +49 69 756081-59<br />
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68 Juni 2019