BOLD THE MAGAZINE No.42
INSPIRATION
SPECIAL TOPIC: CAR | IM INTERVIEW: ANTONIO BANDERAS | DER NEUE OPEL CORSA-E | FOTOGRAF RÉHAHN | VIETNAM | BARBADOS | PHILIPPINEN | SWATCH BIG BOLD COLLECTION | AUTORIN TESS SHARPE
INSPIRATION
SPECIAL TOPIC: CAR | IM INTERVIEW: ANTONIO BANDERAS | DER NEUE OPEL CORSA-E | FOTOGRAF RÉHAHN | VIETNAM | BARBADOS | PHILIPPINEN | SWATCH BIG BOLD COLLECTION | AUTORIN TESS SHARPE
LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 42 WWW.BOLD-MAGAZINE.EU THE MAGAZINE INSPIRATION ANTONIO BANDERAS IM INTERVIEW THE BEST NEW CARS // DER NEUE OPEL CORSA-E FOTOGRAF RÉHAHN // VIETNAM // BARBADOS // PHILIPPINEN SWATCH BIG BOLD COLLECTION // AUTORIN TESS SHARPE
- Seite 3 und 4: BLOG.CG.FASHION
- Seite 5: P R E M I U M INTERNATIONAL BUSINES
- Seite 8: ANTONIO BANDERAS IM INTERVIEW AUTOR
- Seite 12: 12 // BOLD THE MAGAZINE INTERVIEW /
- Seite 15: INTERVIEW / ANTONIO BANDERAS BOLD T
- Seite 19 und 20: linke Seite Kleid: Helene Galwas Ja
- Seite 23: Kleid: Melissa Odabash Stiefeletten
- Seite 28: 28 // BOLD THE MAGAZINE COOL STUFF
- Seite 32 und 33: Foto: Réhahn „The La Hu“
- Seite 34: Fotos: Réhahn „The Xo Dang“ un
- Seite 37: ART / SEHENSWERT BOLD THE MAGAZINE
- Seite 40 und 41: 40 // BOLD THE MAGAZINE LESENSWERT
- Seite 42 und 43: 42 // BOLD THE MAGAZINE LESENSWERT
- Seite 44 und 45: 44 // BOLD THE MAGAZINE LESENSWERT
- Seite 47 und 48: EXOTISCH UND FAST UNBERÜHRT VIETNA
- Seite 50 und 51: Fotos: H. G. Teiner, Amadeustx, S.
LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 42<br />
WWW.<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
INSPIRATION<br />
ANTONIO BANDERAS<br />
IM INTERVIEW<br />
<strong>THE</strong> BEST NEW CARS // DER NEUE OPEL CORSA-E<br />
FOTOGRAF RÉHAHN // VIETNAM // BARBADOS // PHILIPPINEN<br />
SWATCH BIG <strong>BOLD</strong> COLLECTION // AUTORIN TESS SHARPE
BLOG.CG.FASHION
4 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INHALT<br />
CONTENTS<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
UND <strong>THE</strong>MEN<br />
LIFESTYLE // FASHION // DESIGN // MOTION // TRAVEL // ART D 6.00 EUR // AT 7.00 EUR // CH 9.00 CHF No. 42<br />
EINSTIEG<br />
TRAVEL<br />
WWW.<strong>BOLD</strong>-<strong>MAGAZINE</strong>.EU<br />
Inspiration<br />
Geistreich und kreativ<br />
7<br />
Exotisch und fast unberührt<br />
Vietnam<br />
46<br />
INSPIRATION<br />
ANTONIO BANDERAS<br />
IM INTERVIEW<br />
<strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong><br />
<strong>THE</strong> BEST NEW CARS // DER NEUE OPEL CORSA-E<br />
FOTOGRAF RÉHAHN // VIETNAM // BARBADOS // PHILIPPINEN<br />
SWATCH BIG <strong>BOLD</strong> COLLECTION // AUTORIN TESS SHARPE<br />
LIFESTYLE<br />
Im Interview:<br />
Antonio Banderas<br />
FASHION<br />
Tony Buddenbrook<br />
Swatch BIG <strong>BOLD</strong> Kollektion und<br />
Swatch X BAPE Limited Edition<br />
8<br />
16<br />
24<br />
Love is all you need<br />
Barbados<br />
The Island of Chocolate Hills<br />
Philippinen<br />
MOTION<br />
Opel Corsa goes electric: Corsa-e<br />
Hybrid in Motion: Lexus UX 250h<br />
52<br />
58<br />
64<br />
68<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> No. 42<br />
ART<br />
Eisdriften: VW Amarok<br />
74<br />
Fotograf: D. Schaper<br />
Fotograf Réhahn<br />
32<br />
Allrounder: Volvo V60 Cross Country<br />
78<br />
Fahrzeug: Der neue Opel Corsa-e<br />
(Seite 64 ff.)<br />
Tess Sharpe<br />
„River of Violence“<br />
Vorschau Ausstellungen<br />
DESIGN<br />
Aston Martin Designer<br />
Miles Nurnberger im Gespräch<br />
40<br />
39<br />
70<br />
Individuell: Škoda Scala<br />
Temperamentvoll: Cupra Ateca<br />
Neue Ära: Mazda 3<br />
DIE LETZTE SEITE<br />
Impressum<br />
80<br />
84<br />
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P R E M I U M<br />
INTERNATIONAL BUSINESS<br />
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02–04<br />
J U L Y<br />
WWW.PREMIUMEXHIBITIONS.COM
EINSTIEG / INSPIRATION<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 7<br />
EINSTIEG<br />
GEISTREICH<br />
UND KREATIV<br />
AUTOR: H. G. TEINER<br />
Inspirare – das heißt einfach: Einatmen.<br />
Inspiration beinhaltet darüber hinaus<br />
eine weitergehende, eine geistige Dimension,<br />
eine Initiierung des Schöpferischen<br />
– verbunden mit so etwas wie einer<br />
göttlicher Eingebung. Aber die Frage<br />
bleibt: Wo entsteht diese Inspiration, die<br />
unermesslich, kreative Vielfalt des menschlichen<br />
Geistes und die daraus folgende<br />
Schaffenskraft?<br />
Der berühmte Maler Pablo Picasso gibt<br />
einen Hinweis, was den Unterschied an<br />
kreativer Inspiration in der Kunst ausmacht:<br />
„Es gibt Maler, die die Sonne in einen<br />
gelben Fleck verwandeln. Es gibt aber<br />
andere, die dank ihrer Kunst und Intelligenz<br />
einen gelben Fleck in die Sonne verwandeln<br />
können.“<br />
Bei allem Lebendigen ist die Evolution<br />
geprägt von Wandel und Entwicklung, von<br />
Inspiration und Kreativität. Alles ist im Fluss,<br />
diese Entwicklung stoppt nie. Ein chinesisches<br />
Sprichwort aus alter Zeit meint dazu<br />
Folgendes: „Wenn der Wind des Wandels<br />
weht, dann bauen die einen Mauern, die<br />
anderen bauen Windmühlen.“ Inspiration<br />
bedeutet damit auch, einen guten<br />
Gedanken in die Tat umzusetzen. Unser<br />
Titelthema befasst sich mit einem guten<br />
Gedanken von Opel: Bis 2024 werden hier<br />
alle Autos über eine elektrifizierte Variante<br />
verfügen. Den Auftakt im Opel-Portfolio<br />
bildet der neue batterie-elektrische<br />
Corsa-e (Seite 64 ff.). „Unser erstes rein<br />
elektrisches Modell der jüngsten Generation<br />
ist nicht zufällig der Opel Corsa. Der<br />
Corsa ist unser populärstes Modell und<br />
eines der meistverkauften Fahrzeuge in<br />
Europa. Jetzt macht er auch die Elektromobilität<br />
nicht nur praktisch und komfortabel,<br />
sondern für jeden erschwinglich ...“, sagt<br />
Michael Lohscheller (Opel Geschäftsführer).<br />
Der Opel Corsa ist ein absoluter Bestseller<br />
und hat Millionen Menschen mobil<br />
gemacht – und bietet jetzt den Einstieg ins<br />
emissionsfreie Fahren.<br />
In dieser Ausgabe veranschaulichen wir<br />
die kreative Seite der Inspiration unter<br />
anderem mit Arbeiten der Fotografen<br />
Réhahn (Seite 32 ff.) und Jean Noir (Seite<br />
16 ff.) und zeigen die brandneue Swatch<br />
BIG <strong>BOLD</strong> Kollektion (Seite 24 ff.). Mit<br />
spannenden Interviews zum Beispiel mit<br />
Antonio Banderas, inspirierenden Reisen<br />
und dem Neuesten aus dem Automobilbereich,<br />
beleuchten wir die anderen<br />
Facetten der Inspiration.
ANTONIO<br />
BANDERAS<br />
IM INTERVIEW<br />
AUTOR & INTERVIEW: J. FINK
INTERVIEW / ANTONIO BANDERAS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 11<br />
Er war Zorro und „Der gestiefelte Kater“, doch Hollywood hat Antonio Banderas inzwischen den<br />
Rücken zugekehrt. Nicht nur als Wohnsitz, sondern auch beruflich. Zumindest kehrt er für seinen alten<br />
Wegbegleiter Pedro Almodóvar mit „Leid und Herrlichkeit“ nach Spanien zurück.<br />
Wahrscheinlich ist es nicht übertrieben,<br />
Antonio Banderas als weltweit berühmtesten<br />
spanischen Schauspieler zu bezeichnen<br />
(Javier Bardem möge es uns nachsehen). Und<br />
verantwortlich dafür ist vor allem ein Mann:<br />
der Regisseur Pedro Almodóvar, der seinen<br />
Landsmann in den frühen achtziger Jahren am<br />
Theater entdeckte und ihm in „Labyrinth der<br />
Leidenschaften“ seine erste Kinorolle gab. Das<br />
komplette Jahrzehnt über waren die beiden ein<br />
eingespieltes Team und drehten immer wieder<br />
zusammen.<br />
Almodóvars damals exzentrisch-erotisches,<br />
wildes und Skandal-umwittertes Kino machte<br />
Banderas zum Star. In „Das Gesetz der<br />
Begierde“ spielte er einen schwulen Mörder,<br />
in „Fessle mich“ einen Psychiatrie-Patienten,<br />
der einen Pornostar kidnappt. Auch im<br />
Oscar-nominierten „Frauen am Rande des<br />
Nervenzusammenbruchs“ war er mit von<br />
der Partie. Schon damals war auch Madonna<br />
Fan, die ihn sogar für ihren Dokumentarfilm<br />
„In Bed with Madonna“ vor die Kamera<br />
holte. Für eine Rolle im Musikfilm „Mambo<br />
Kings“ klopfte dann 1992 Hollywood an die<br />
Tür, und fortan verlegte der in Málaga geborene<br />
Banderas seinen Lebensmittelpunkt nach<br />
Los Angeles. In der Bestseller-Verfilmung<br />
„Das Geisterhaus“ war er ebenso zu sehen<br />
wie im Aids-Drama „Philadelphia“, er spielte<br />
Hauptrollen in Mainstream-Welterfolgen wie<br />
„Die Maske des Zorro“ oder „Spy Kids“ sowie<br />
deren Fortsetzungen, drehte mit Angelina<br />
Jolie („Original Sin“), Woody Allen („Ich<br />
sehe den Mann deiner Träume“) und nochmals<br />
Madonna („Evita“) und begeisterte als<br />
Stimme des gestiefelten Katers in den „Shrek“-<br />
Filmen (und einem eigenen Ableger) nicht nur<br />
Millionen von Kindern. Dass er zwischendurch<br />
auch gehörige Flops wie „Der 13te<br />
Krieger“ oder Brian de Palmas „Femme fatale“<br />
landete – geschenkt! 2011 tat sich Banderas<br />
als unheimlicher Schönheitschirurg in „Die<br />
Haut, in der ich wohne“ nach über 20 Jahren<br />
erstmals wieder mit seinem alten Freund<br />
Almodóvar zusammen. Als einige Jahre<br />
später seine langjährige Ehe mit Hollywood-<br />
Kollegin Melanie Griffith zu Ende ging (mit<br />
der er nicht nur eine gemeinsame Tochter<br />
hat, sondern sie auch in seinem Regiedebüt<br />
„Verrückt in Alabama“ besetzte), zog er auch<br />
privat zurück in die alte Heimat. Inzwischen ist<br />
der 59-jährige mit der holländischen Bankerin<br />
Nicole Kimpel liiert und besitzt in Málaga ein<br />
Theater mit angeschlossener Schauspielschule,<br />
in das er einen Großteil seiner Energie und<br />
Einnahmen steckt. Doch auch vor der Kamera<br />
läuft es für Banderas gut wie lange nicht.<br />
Seine Rolle als Picasso in der zweiten Staffel<br />
der TV-Serie „Genius“ brachte ihm Nominierungen<br />
für den Emmy und den Golden<br />
Globe ein. Und für seine Rolle in Almodóvars<br />
neuestem Film „Leid und Herrlichkeit“<br />
(ab 25. Juli in den deutschen Kinos) wurde er<br />
im Mai beim Filmfestival in Cannes als bester<br />
Darsteller ausgezeichnet. Wenige Tage zuvor<br />
traf <strong>BOLD</strong> ihn dort zum Interview.
12 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> INTERVIEW / ANTONIO BANDERAS<br />
Herr Banderas, schon Ihren ersten Kinofilm<br />
1982 inszenierte Pedro Almodóvar,<br />
man könnte sagen, dass er Sie entdeckt<br />
hat. Erinnern Sie sich noch daran, wie Sie<br />
sich damals begegnet sind?<br />
Na klar. Wir waren jung, ich gerade einmal<br />
Anfang 20. Wir machten nur, worauf wir<br />
Lust hatten, und verließen uns ausschließlich<br />
auf unsere Intuition. Es gab keine<br />
Vergangenheit, nur den Moment – und<br />
natürlich die Zukunft. Wir befanden uns<br />
aber auch allgemein in einer aufregenden<br />
Zeit in Spanien, denn die Diktatur war<br />
endlich zu Ende und ein Gefühl von Freiheit<br />
wehte durchs Land. Trotzdem war es<br />
immer noch ein konservatives, katholisches<br />
Land, deswegen war es so aufregend, dass<br />
Pedro plötzlich alle Regeln brach. Nicht<br />
nur im Kino, sondern auch gesellschaftlich.<br />
Alles, was wir damals machten, wurde zum<br />
Skandal.<br />
Und das gefiel Ihnen?<br />
Ich fand das wichtig und überfällig. Meine<br />
Mutter war natürlich anfangs entsetzt.<br />
Nachdem sie unseren Film „Das Gesetz der<br />
Begierde“ gesehen hatte, war sie empört:<br />
Warum hast du mich nicht gewarnt, dass du<br />
da einen Mann küsst? Ich hatte alle meine<br />
Freundinnen dabei! Aber auch sie, die in<br />
einer ganz anderen Kultur aufgewachsen<br />
ist, hat irgendwann realisiert und vor allem<br />
akzeptiert, dass wir in einem neuen Spanien<br />
angekommen waren. Dafür war Pedro<br />
mitverantwortlich – und diese Veränderungen<br />
aus der ersten Reihe mitzuerleben,<br />
war eine einmalige Erfahrung.<br />
In den neunziger Jahren haben Sie dann<br />
trotzdem Spanien und Almodóvar den<br />
Rücken gekehrt ...<br />
Aber das war kein Bruch im Bösen, sondern<br />
eine normale Entwicklung. Ich liebte es, Teil<br />
von Pedros Team zu sein und fühlte mich<br />
wie ein Rockstar. Egal, wo wir in Madrid<br />
hinkamen, sorgten wir für Aufsehen: Oh, da<br />
kommen die Almodóvar-Leute. Trotzdem<br />
war immer klar, dass wir nicht ein Leben lang<br />
und ausschließlich miteinander arbeiten<br />
würden. Ich war bereit für mein eigenes<br />
Abenteuer und er für neue Mitstreiter.<br />
Doch wir blieben immer Freunde. Und dass<br />
wir irgendwann auch in der Arbeit wieder<br />
zusammenfanden, ist bis heute für mich das<br />
Größte überhaupt.<br />
Im neuen Film „Leid und Herrlichkeit“<br />
spielen Sie nun einen Regisseur, der mit<br />
Almodóvar viele Ähnlichkeiten aufweist.<br />
Hatten Sie das Gefühl, Ihren Freund zu<br />
verkörpern?<br />
Natürlich ist diese Figur eine Fiktion und<br />
damit eigentlich eine Rolle wie alle anderen<br />
auch. Aber klar: Mit diesem Film nimmt<br />
Pedro sich selbst und sein Leben unter die<br />
Lupe, privates wie berufliches. Wahrscheinlich<br />
ist „Leid und Herrlichkeit“ in gewisser<br />
Weise eine Art Aussöhnung mit sich selbst.<br />
Vieles habe ich aus dem echten Leben in<br />
abgewandelter Form wiedererkannt, etwa<br />
sein Verhältnis zu seiner Mutter. Und der<br />
Schauspieler, zu dem der Regisseur im Film<br />
viele Jahre nach einem Streit wieder Kontakt<br />
aufnimmt, ist sicherlich eine Mischung aus<br />
vielen Schauspielerinnen und Schauspielern,<br />
mit denen Pedro im Laufe der Jahre<br />
eng zusammengearbeitet hat. Mich selbst<br />
eingeschlossen!<br />
Sind Sie selbst auch schon an einem Punkt<br />
in Ihrem Leben, an dem Sie anfangen,<br />
Bilanz zu ziehen?<br />
In gewisser Weise vielleicht. Vor zweieinhalb<br />
Jahren hatte ich einen Herzinfarkt, und<br />
das war eine Erfahrung, durch die ich viel<br />
gelernt habe. Mit einem Mal sieht man viel<br />
klarer auf die eigenen Prioritäten; vieles von<br />
dem, was man die längste Zeit als unglaublich<br />
wichtig erachtet hat, erweist sich als<br />
alles andere als das. Dem Tod ziemlich<br />
direkt ins Auge zu sehen und zu realisieren,<br />
dass von einem Moment auf den nächsten<br />
alles vorbei sein kann – das ist im Grunde<br />
die beste Universität, die das Leben zu<br />
bieten hat, um es einmal so auszudrücken.<br />
Niemals sonst lernt man schneller.<br />
Woran erinnern Sie sich am meisten,<br />
wenn Sie an den Herzinfarkt zurückdenken?<br />
Ich denke noch oft an eine ältere Krankenschwester,<br />
die sich in London um mich<br />
kümmerte, nachdem mir drei Stents eingesetzt<br />
worden waren. Sie erinnerte mich<br />
daran, dass das Herz nicht nur ein Organ<br />
ist, das Sauerstoff durch den Körper pumpt,<br />
sondern auch die Lagerhalle der Gefühle<br />
ist. Und sie warnte mich, dass ich sehr<br />
traurig und empfindsam werden würde.<br />
Plötzlich fing ich zu weinen an, wenn ich<br />
Filme sah oder ein schönes Gedicht las.<br />
Pedro erkannte beim Dreh zu „Leid und
Fotos: Studiocanal Filmverleih
INTERVIEW / ANTONIO BANDERAS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 15<br />
Herrlichkeit“ diese neue Seite an mir sofort<br />
und ermahnte mich, sie bloß nicht zu unterdrücken.<br />
Was haben Sie dann dort gefunden,<br />
was man Ihnen in Spanien nicht bieten<br />
konnte?<br />
Im kommenden Jahr werden Sie 60 Jahre<br />
alt. Haben Sie mit dem Älterwerden Ihren<br />
Frieden gemacht?<br />
Nur, weil ich einen Herzinfarkt hinter mir<br />
habe, freue ich mich nicht automatisch<br />
darüber, älter zu werden. Aber ich versuche<br />
zumindest, die Dinge nicht so schwer zu<br />
nehmen, die ich ohnehin nicht ändern kann.<br />
So wie den 60. Geburtstag nächstes Jahr.<br />
Das ist allerdings wirklich ein Lernprozess,<br />
auch in der Arbeit vor der Kamera. Eine<br />
ganze Weile lang fiel es mir nicht leicht,<br />
mich damit abzufinden, dass ich nicht mehr<br />
ohne weiteres die gleichen Rollen spielen<br />
kann wie früher. „Leid und Herrlichkeit“<br />
war auch deswegen wichtig für mich. Hier<br />
hatte ich keine Angst, mich alt zu zeigen.<br />
Wenn jemand diesen Film sieht und sich<br />
beschwert, dass das da auf der Leinwand<br />
aber nicht Zorro ist, kann ich damit leben.<br />
Das Stichwort „Zorro“ bringt uns noch<br />
einmal zurück zu Ihrem Sprung nach<br />
Hollywood. War es früher immer Ihr Ziel,<br />
dort zu landen?<br />
Ich hatte mir nicht fest vorgenommen, in den<br />
USA zu landen, das nicht. Das war tatsächlich<br />
eher etwas, das sich ungeplant ergab, als<br />
man mir eine Rolle in der US-Produktion<br />
„Mambo Kings“ anbot. Aber klar, ich war<br />
sofort neugierig und fasziniert. Hollywood,<br />
wow, das konnte ich mir natürlich nicht<br />
entgehen lassen.<br />
Ganz klar: Filme wie „Zorro“. Filme dieser<br />
Größenordnung hätte ich nie gedreht, wäre<br />
ich in Europa geblieben. Für mich war die<br />
Zeit in den USA das Abenteuer meines<br />
Lebens: ich habe mit unglaublich tollen<br />
Kollegen gearbeitet, spannende Menschen<br />
kennengelernt, war dort verheiratet und<br />
habe eine Tochter, die Halb-Amerikanerin<br />
ist. Ich habe in Hollywood also viel Glück<br />
erlebt, aber meine Heimat ist immer Europa<br />
geblieben.<br />
Ihre Scheidung von Melanie Griffith<br />
verlief ungewöhnlich harmonisch ...<br />
Melanie mag nicht mehr meine Frau sein,<br />
aber sie ist immer noch meine Familie und<br />
meine beste Freundin. Wann immer ich in<br />
Los Angeles bin, sehen wir uns, und eigentlich<br />
telefonieren wir alle zwei Tage. Auch<br />
meine Kinder sind immer noch meine<br />
Kinder, nicht nur meine leibliche Tochter<br />
Stella, sondern auch Melanies Kinder<br />
Dakota und Alexander. Alle besuchen mich<br />
auch immer wieder in Spanien. Warum<br />
auch nicht? Beziehungen und Liebe verändern<br />
sich, aber das letzte, worauf ich käme,<br />
wäre, so zu tun, als hätte es diese 20 Jahre<br />
meines Lebens nicht gegeben.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.studiocanal.de
TONY<br />
BUDDENBROOK<br />
FASHION<br />
AUTOR: T. RÜ<strong>THE</strong>R / FOTOGRAF: J. NOIR<br />
Thomas Mann ersann in seinem Jahrhundertroman „Buddenbrooks“ die schönste<br />
aller Tonys. Und wählte seine Heimatstadt Lübeck als Kulisse für deren Lebenslinie<br />
aus. Eine Lebenslinie, die damals dem hanseatischen Habitus in allen Belangen<br />
trotzte und bis heute nichts an Emanzipation, Kraft und Leidenschaft verloren hat.<br />
Tonys Sinnlichkeit, ihre Würde und ihr Trotz inspirieren Frauen und Männer bei<br />
jeder Lektüre aufs Neue, obgleich ihre Geschichte und die ihrer Dynastie nunmehr<br />
schon vor 70 Jahren mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet wurde.<br />
Wahrscheinlich wäre sie heute ein Top-Model, eine Influencerin – so oder so. Ihre<br />
Beiträge würden hunderttausendfach geklickt, bewertet – vielleicht sogar zuweilen<br />
von jenen ominösen Shit-Storms „geadelt“, die manchmal überhaupt erst Relevanz<br />
schaffen. Die Welt ist ja so verrückt geworden. Insofern verwundert es nicht, dass<br />
sich das WhoIsWho der deutschen Modedesigner Szene auf eine Reise nach Lübeck<br />
begeben hat: Dawid Tomaszewski, Kilian Kerner, Lana Mueller, Patrick Hellmann,<br />
Dimitri, Steffen Schraut und viele mehr. Mit ihren Herbst-/Winter-Kollektionen<br />
2019/2020.<br />
Um Tony Buddenbrook und das Jahr 2020 zusammen zu führen: Wild, verspielt,<br />
traurig, tough. Schauspielerin Luise Großmann und Fotograf Jean Noir ließen sich<br />
dort nieder, wo Lübeck bis heute „in Geschäften“ macht: In den Schuppen, am Hafen,<br />
am Wasser. Allerdings ganz anders als gewohnt, denn dort entsteht derzeit, gleichermaßen<br />
kritisch wie liebevoll beäugt von den Lübeckern, eine ganz neue Farbe der<br />
Hansestadt: Kulturzentren, Musik-Proberäume, Konzertsäle. Tony Buddenbrook<br />
hätte das geliebt. Thomas Mann wohl auch.
linke Seite<br />
Kleid: Helene Galwas<br />
Jacke: Nobi Talai<br />
Headpiece: Alida<br />
Tasche: Patrick Hellmann<br />
rechte Seite<br />
Kleid: Dawid Tomaszewski<br />
Mantel. Patrizia Pepe<br />
Kette: Yulyaffairs<br />
Stiefeletten: Steffen Schraut
Overall: Patrick Hellmann
Kleid: Melissa Odabash<br />
Stiefeletten: Steffen Schraut<br />
Kette: Yulyaffairs<br />
Ring: Swarovski<br />
Fotograf: J. Noir (www.jeannoir.de)<br />
Styling: T. von Ribaupierre (www.taminavonribaupierre.com)<br />
Make-Up & Hair: M. Aleahmad (www.makeupmama.de)<br />
Modell: „Tony“, L. Großmann (www.luiii.de)<br />
Produktion: T. Rüther (www.torstenruether.de)
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 25<br />
THINK <strong>BOLD</strong><br />
DIE NEUE<br />
SWATCH BIG <strong>BOLD</strong><br />
KOLLEKTION<br />
AUTORIN: Z. KHAWARY<br />
Mutige Ideen für noch mutigere Persönlichkeiten: Nach dieser Devise lanciert Swatch<br />
seine brandneue BIG <strong>BOLD</strong> Kollektion mit sechs verschiedenen Uhrenmodellen. Mit<br />
ihren Anspielungen auf Urban Streetwear ist jede BIG <strong>BOLD</strong> ein starkes Statement, das<br />
durch das markante Uhrengehäuse noch unterstrichen wird. Wir sagen dazu: Think <strong>BOLD</strong>,<br />
never regular!<br />
Von der BBBlack bis hin zur BBBeauty verfügen alle sechs neuen Modelle über ein<br />
massives Gehäuse im Durchmesser von 47 mm mit einem leicht gewölbten Uhrenglas. Die<br />
kontrastreichen 3D-Drucke auf dem Zifferblatt und das in der Hauptfarbe gehaltene<br />
Armband unterstreichen die ausgeprägten Merkmale der Uhren, während der subtil<br />
gestaltete Hintergrund das kühne, moderne Design hervorhebt.
28 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />
<strong>THE</strong> LIMITED<br />
EDITION<br />
SWATCH X BAPE<br />
AUTOR: N. DEXTER<br />
Mit einem Gruß an alle großen Persönlichkeiten da draußen feiert Swatch und A bathing<br />
Ape (BAPE) weltweit Authentizität und Einzigartigkeit mit einer limitierten Swatch<br />
BIG <strong>BOLD</strong>-Kollektion, die eine Hommage an eine globalisierte Welt und das Erbe beider<br />
Marken in sich trägt.<br />
Planet Erde, London, NYC, Paris, Tokio und Bern: So heißen die sechs limitierten Swatch<br />
BIG <strong>BOLD</strong>-Modelle. Alle sechs speziell designten Modelle haben natürlich auch ein<br />
massives Gehäuse im Durchmesser von 47 mm und ein leicht gewölbtes Uhrenglas.
COOL STUFF / BEGEHRENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 31<br />
In Tokio schauen wir uns die Kooperation<br />
der zwei Marken Swatch und A bathing<br />
Ape (kurz: BAPE) genauer an. Die Limited<br />
Edition der Swatch Big <strong>BOLD</strong>-Kollektion<br />
besteht aus sechs streng limitierten<br />
Einzelmodellen, welche an international<br />
ausgewählten Standorten erhältlich sind.<br />
Zunächst findet man Modell-Editionen<br />
der vier Metropolen: Paris, London, New<br />
York und natürlich Tokio. Für die Schweiz,<br />
als Heimatland der Marke Swatch, ist das<br />
Modell Bern verfügbar, und als sechste<br />
Edition haben die Unternehmen das<br />
Modell „The World“ kreiert. Alle Modelle<br />
sind liebevoll im Detail gestaltet und<br />
erzählen eine Geschichte. Das Modell<br />
„New York“ zum Beispiel ist mit einem<br />
goldenen Zifferblatt versehen, was eine<br />
Hommage an die goldenen Zeiten des<br />
New Yorker HipHop ist. Der Stundenzeiger<br />
endet mit dem berühmten Affenkopf-Logo<br />
des Labels BAPE. Jedes Einzelstück<br />
der Edition zeigt eine Vielzahl von<br />
Weltmetropolen, wobei sich die jeweilige<br />
Stadt der gewählten Edition farblich<br />
zentriert am oberen Ende der Fassung<br />
befindet. Nur das Modell „The World“<br />
zeigt auf dem Zifferblatt die Weltkarte,<br />
und alle Metropolen sind farblich abgesetzt.<br />
Auf dem Armband dieses Modells<br />
findet man auch die Gründungsjahre der<br />
beiden Marken 1983 (Swatch) und 1993<br />
(BAPE).<br />
Die Lifestyle-Uhren-Marke Swatch (Kurzform<br />
aus den englischen Worten: Second<br />
und Watch) veränderte in den achtziger<br />
Jahren den Uhrenmarkt und lässt<br />
sich auch gut und gern als Retter der<br />
Schweizer Uhrenindustrie bezeichnen.<br />
A Bathing Ape, oder abgekürzt BAPE,<br />
ist eine Ikone des Streetwear. 1993 von<br />
Nigo (Tomoaki Nagao) gegründet, war<br />
die Marke einer der Vorreiter, wenn es um<br />
gehypte Streetwear und Lifestyle Brands<br />
geht. Der Name ist eine ironische Referenz<br />
an das japanische Sprichwort: „Ein<br />
badender Affe in lauwarmem Wasser“,<br />
was an das tägliche Bad der Japaner<br />
und den damit verbundenen – etwas<br />
faulen – Wohlstand erinnert. Nach zahlreichen<br />
Kooperationen, u. a. mit Superstar<br />
Pharrell Williams, ist Nigo heute in<br />
Japan eine Person mit Kultstatus.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.swatch.com
Foto: Réhahn „The La Hu“
ART / SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 33<br />
KÜNSTLERISCHE<br />
PORTRÄTS<br />
FOTOGRAF RÉHAHN<br />
AUTOR: H. G. TEINER<br />
Réhahns Fotografien sind emotional und berührend, der französische Fotokünstler bringt<br />
das sanfte Lächeln seiner Modelle zum funkelnden Strahlen. Réhahn ist ein erfolgreicher<br />
Reise-Fotograf, hat schon viele Länder bereist und überall auf der Welt fotografiert. In<br />
Hoi An (Vietnam) ist er seit 2011 heimisch geworden. Réhahn sagt selbst: „Hoi An – A<br />
Travel Photographer‘s Dream“. Hier fotografiert er die Menschen der Umgebung, und hier<br />
betreibt er auch seine Art Gallery und bestückt das 2017 eröffnete und sehenswerte The<br />
Precious Heritage Museum mit seinen künstlerisch-dokumentarischen Werken.
Fotos: Réhahn „The Xo Dang“ und „The Cham“<br />
34 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> ART / SEHENSWERT
Foto: Réhahn „Hidden Smile“ und „The Brau“ (nächste Seite)
ART / SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 37<br />
Seit 2011 arbeitet Réhahn an einem<br />
Projekt, das alle ethnischen Gruppen<br />
Vietnams – das sind insgesamt über<br />
50 – mit ihren traditionellen Kostümen<br />
und Accessoires zeigt. Hier verbindet<br />
sich das sensible Portraitieren eines<br />
Menschen mit der Dokumentation und<br />
dem Bewahren von im Verschwinden<br />
begriffenen Lebensweisen. In einem alten<br />
französischen Haus aus dem 19. Jahrhundert<br />
ist die sanft beleuchtete Ausstellung<br />
auf 500 Quadratmetern in fünf Räumen<br />
zu erleben. „Der Reichtum Vietnams, das<br />
sind die einzigartigen Menschen und ihre<br />
unterschiedlichen Kulturen“, erzählt der<br />
Künstler und fügt hinzu: „Hier wird die<br />
Vielfalt der Kulturen deutlich, die ein kostbares<br />
Erbe der Menschheit sind.“<br />
Réhahn drängt sich nicht auf, er manipuliert<br />
seine Motive und Modelle nicht. Er<br />
nennt das „Fishing Photography“ – sein<br />
Geheimnis hinter seinen wundervollen<br />
Bildwerken. Im Gespräch über seine Kunst<br />
erklärt er: „Ich suche mir einen Standort<br />
aus, eine Landschaft, eine Straße oder<br />
Brücke, und stelle meine Kamera auf –<br />
dann warte ich auf vorbeikommende<br />
Menschen und beobachte, was passiert –<br />
im richtigen Moment drücke ich auf den<br />
Auslöser. Fotografieren ist wie Angeln.“<br />
Seine Fotos zeigen, dass er bereits eine<br />
Menge richtig großer Fische geangelt<br />
hat. Im Ranking der berühmtesten internationalen<br />
Fotografen steht er verdientermaßen<br />
ganz weit oben.<br />
Réhahn ist ein entspannter Mensch mit<br />
der Ausstrahlung von innerer Zufriedenheit<br />
und einem offenen freundlichen<br />
Lächeln im Gesicht. Ist das eine<br />
Art buddhistische Gelassenheit? Geduld<br />
und Aufmerksamkeit sind es in jedem<br />
Fall. Réhahn sagt, dass er persönlich an<br />
„Karma“ glaubt, das heißt vereinfacht,<br />
durch gute Taten sein eigenes Schicksal<br />
positiv zu gestalten. Réhahn verfolgt bei<br />
seiner Arbeit den Gedanken des „giving<br />
back“: etwas den Menschen zurückzugeben,<br />
die er portraitiert hat und durch<br />
deren Bildnisse er seinen Lebensunterhalt<br />
verdient.<br />
Réhahn enthüllt uns, welches sein<br />
persönlich favorisiertes Foto ist: „Mein<br />
Lieblingsbild ist das der alten Frau, welche<br />
die Hände vor ihr Gesicht hält“: Das Foto<br />
ist 2011 entstanden und zeigt Madame<br />
Xong, heute 81 Jahre alt und in Hoi An<br />
lebend. Dazu gibt es eine Geschichte: Der<br />
Fotograf kaufte für sie ein Boot als Gegengabe<br />
für sein international erfolgreichstes<br />
Bild. Réhahn: „Sie arbeitet heute noch und<br />
animiert die Touristen, mit ihrem Boot zu<br />
fahren – diese Lady ist eine Art Pop Star.“<br />
Unser Tipp: Über die Galerie in Vietnam<br />
und über den Internet-Shop können<br />
Réhahns Fotografien in verschiedenen<br />
Größen und in hochwertigen Ausführungen<br />
geordert werden.<br />
Couleurs by Réhahn<br />
(Dauerausstellung)<br />
Precious Heritage Art Gallery Museum<br />
26 Phan Boi Chau Street, Hoi An, Vietnam<br />
www.rehahnphotographer.com
ART / SEHENSWERT<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 39<br />
Foto: John Kobal Foundation<br />
Foto: H. G. Teiner<br />
Die Ausstellung Hollywood Icons in der<br />
Ludwiggalerie zeigt überragende Fotografien,<br />
die noch heute faszinieren: von<br />
der Stummfilm-Legende Charlie Chaplin<br />
über brillante Interpreten der frühen<br />
Tonfilm-Ära wie Marlene Dietrich bis hin<br />
zu Nachkriegsstars wie Marlon Brando,<br />
James Dean, Judy Garland, Audrey Hepburn<br />
und Sophia Loren. In den frühen<br />
1920er Jahren ist die Filmindustrie in und<br />
um Los Angeles angesiedelt, alle Wege<br />
führen nach Kalifornien, um Ruhm und<br />
Reichtum zu suchen. Es ist der spezielle<br />
Ort Hollywood, der vielen erst zu internationalem<br />
Ruhm verhilft. Hollywood<br />
Icons präsentiert damit auch die damals<br />
noch unbekannten Porträt- und Standbildfotografen,<br />
die hinter den Kulissen<br />
arbeiten und deren glamouröse Fotografien<br />
für den internationalen Ruhm der<br />
Stars und für den Erfolg der Filme von<br />
entscheidender Bedeutung sind.<br />
Die Weltmetropole Paris ist auf besondere<br />
Art auch ein ausgedehntes<br />
Open-Air Museum: Von kleinen Graffitis<br />
auf Verkehrsschildern über größere<br />
Spray-Kunstwerke an Häuserwänden bis<br />
zu riesigen Wall Paintings, die komplette<br />
Fassaden bedecken, reicht die Bandbreite.<br />
Mit offenen Augen können diese<br />
überraschenden Seiten eines kreativen<br />
und bunten Paris entdeckt werden.<br />
<strong>BOLD</strong> war mit dem unverwüstlichen wie<br />
legendären Citroën 2CV (Ente) unterwegs,<br />
auf den Spuren aktueller Paris-<br />
Street Art: Wir erkunden Paris de l’est,<br />
ein buntes Multi-Kulti-Viertel. Und weiter<br />
geht es zu Fuß, um die Place d‘Italie<br />
herum, mit den für die Straßenkunst<br />
leidenschaftlich brennenden Guides der<br />
Fresh Street Art Tour. Beeindruckend sind<br />
vor allem die riesigen Paint-Murals an<br />
den Häuserfassaden.<br />
Hollywood Icons<br />
Bis: 15. September 2019<br />
Paris – Street Art<br />
Ganzjährig geöffnet<br />
Ludwiggalerie Schloss Oberhausen<br />
Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen<br />
www.ludwiggalerie.de<br />
Fresh Street Art Tour<br />
Mit dem legendären Citroën 2CV (Ente)<br />
www.freshstreetarttourparis.com
40 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> LESENSWERT / RIVER OF VIOLENCE<br />
TESS SHARPE<br />
RIVER<br />
OF VIOLENCE<br />
AUTORIN: M. MAI
LESENSWERT / RIVER OF VIOLENCE<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 41<br />
Tess Sharpe, Tochter einer Punkrock-Mutter, geboren in einer Berghütte, wuchs im ländlichen Norden<br />
Kaliforniens auf, der Gegend, in der auch ihr Roman spielt. Jetzt lebt sie irgendwo in der tiefsten<br />
Provinz mit einem Rudel Hunde und einer stetig wachsenden Kolonie an verwilderten Katzen. „River<br />
of Violence“ ist ihr erstes belletristisches Buch.<br />
Synopsis: Harley ist acht, als sie ihrem<br />
Vater das erste Mal dabei zusieht, wie er<br />
einen Widersacher abknallt. Der Drogenbaron<br />
hat mehr Waffen geschmuggelt, mehr<br />
Meth gekocht, mehr Männer getötet, als<br />
irgendwer anders in der Gegend. Nun, da sie<br />
erwachsen ist, arbeitet Harley für ihn, stützt<br />
sein System und wird als seine Nachfolgerin<br />
gehandelt, obwohl sie den ewigen Kreislauf<br />
aus Mord, Leid und Rache hasst und<br />
durchbrechen möchte. Gleichzeitig tritt die<br />
mächtige Springfield-Familie auf den Plan,<br />
Dukes größte Konkurrenz im Drogengeschäft,<br />
und inmitten dieses blutigen Revierkampfes<br />
muss Harley sich entscheiden: für<br />
die Familie, ihren Vater, das System – oder<br />
Daddy dabei ist, lasse ich es lieber. Ich<br />
mag den Wald. Dort ist es still und laut<br />
zugleich. Die Waldgeräusche gehören zu<br />
meinem Leben – seit ich denken kann,<br />
haben sie mich in den Schlaf gewiegt. Wenn<br />
ich auf die großen Eichen klettere, mich<br />
mit aller Kraft hochziehe, nach starken<br />
Ästen greife und wie ein Eichhörnchen in<br />
den Baumkronen herumturne, muss ich<br />
verdammt gut aufpassen, damit ich nicht<br />
abrutsche. Dann vergesse ich, dass Momma<br />
tot ist. Und dass Daddy nur noch in einer<br />
Whiskey-Wolke durch die Gegend stürmt,<br />
seine Waffen putzt und über die Springfields<br />
flucht. Und dauernd sagt er, dass Blut<br />
fließen muss.<br />
für ihr Leben und ihre Freiheit.<br />
Momma ist vor dreieinhalb Wochen<br />
Leseprobe: Ich bin acht, als ich zum ersten<br />
Mal erlebe, wie mein Daddy einen Mann<br />
umbringt.<br />
gestorben. Seitdem ist die Haut an meinen<br />
Handflächen ganz rau geworden vom vielen<br />
Klettern. Meine Knie sind voller Schorf,<br />
nachdem ich unten beim kleinen Fluss aus<br />
Ich soll es natürlich nicht sehen. Aber in den<br />
ersten Wochen nach Mommas Tod streune<br />
ich wild durch die Gegend, sobald mich<br />
Onkel Jake aus den Augen lässt.<br />
dem Redwoodbaum gefallen bin. Brombeeren<br />
haben meine Finger blau verfärbt<br />
und Dornen meine Arme zerkratzt. Meine<br />
Taschen beulen sich von all den Schätzen,<br />
die ich im Wald gefunden habe – lauter<br />
Die meiste Zeit verbringe ich im Wald,<br />
spiele oben in den Hochsitzen oder probiere<br />
aus, wie weit ich auf Bäume hinaufklettern<br />
kann, wenn keiner mir hilft. Manchmal<br />
weine ich, weil Momma mir so fehlt, ich<br />
kann einfach nicht anders. Aber wenn<br />
Sachen, die ihr gefallen hätten: Federn<br />
von Blauhähern und flache, geschmeidige<br />
Steine, die wunderbar übers Wasser<br />
springen würden, eine aufgeplatzte Eichel<br />
in der Form eines Gesichts. Ich verstaue<br />
diese Waldgeschenke in einem Hochsitz.<br />
Onkel Jake will mich zu Mommas Grab<br />
mitnehmen, das hat er mir versprochen,<br />
obwohl Daddy gleich wieder böse geguckt<br />
hat. Ich will ihr unbedingt meine Schätze<br />
bringen, Onkel Jake hat nämlich gesagt,<br />
sie ist jetzt im Himmel und schaut uns von<br />
oben zu.<br />
Manchmal betrachte ich den Himmel und<br />
versuche mir das vorzustellen. Und sie zu<br />
sehen. Aber da oben sind bloß Äste und<br />
Sterne. Daddy merkt gar nicht, wie viel ich<br />
weg bin. Er hat anderes im Sinn.<br />
An dem Abend, um den es geht, habe ich<br />
lange in die untergehende Sonne geschaut<br />
und im Nachthimmel nach Spuren von<br />
Momma gesucht. Ich hocke immer noch<br />
oben in der Eiche am Rand unseres<br />
Gartens – die mit dem langen, starken Ast,<br />
auf dem man so gut sitzen kann. Es ist<br />
schon spät und ich sollte reingehen, aber da<br />
höre ich, wie sich die Reifen eines Pick-ups<br />
in den Schotter der unbefestigten Straße<br />
graben, die durch den Wald zu unserem<br />
Haus führt. Schnell ziehe ich die Füße hoch<br />
ins Dunkle, bevor Daddys Chevy um die<br />
Kurve kommt und die Scheinwerfer den<br />
Garten in helles Licht tauchen.<br />
Ich presse die Fußsohlen gegen den Baumstamm,<br />
rutsche auf dem Bauch den Ast<br />
entlang nach vorne und recke den Kopf,<br />
damit ich besser sehen kann. Kann gut<br />
sein, dass er wieder mal betrunken ist.<br />
Dann soll er mich besser nicht zu Gesicht<br />
kriegen. Ich sehe ihr nämlich so ähnlich<br />
und das macht ihn traurig. Manchmal auch<br />
wütend, aber dann versucht er, mich das
42 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> LESENSWERT / RIVER OF VIOLENCE<br />
nicht merken zu lassen. Statt wie sonst vor<br />
dem Haus anzuhalten, fährt Daddy auf<br />
dem Holperweg unter dem Baum durch<br />
zur Scheune und hält direkt vor dem Tor.<br />
Der Bewegungsmelder reagiert sofort, das<br />
Scheunenlicht geht an.<br />
Aus der Entfernung beobachte ich, wie die<br />
Scheinwerfer ausgehen und er aus dem<br />
Wagen steigt. Immerhin hat er nicht so viel<br />
getrunken, dass er taumelt, aber vielleicht<br />
hat er seine Sachen trotzdem vollgekotzt, so<br />
wie letzte Woche, das kann ich von hier aus<br />
nicht erkennen. Ich will schon vom Baum<br />
klettern, da sehe ich, dass er nicht zum<br />
Haus geht, sondern rüber zur Beifahrertür,<br />
die er mit einem Ruck aufzieht.<br />
Ich blinzele durch die Dunkelheit. Jetzt ist<br />
er im Schatten und kaum mehr zu sehen,<br />
aber er hievt irgendwas Großes aus dem<br />
Wagen. Als er das Scheunentor öffnet, tritt<br />
er für einen Moment lang ins Licht. Ein<br />
Schein fällt auf die Schwelle und kurz kann<br />
ich Männerfüße sehen, die über den Scheunenboden<br />
gezerrt werden. Dann knallt das<br />
Tor zu. Mein Atem geht schnell und hart,<br />
drückt meinen Bauch gegen die raue Rinde.<br />
Meine Finger krallen sich um den Ast, mein<br />
Herz hämmert, alles dreht sich. Ich wünsche<br />
mir eine Höhlung im Stamm der Eiche, will<br />
mich verstecken wie ein Specht oder ein<br />
Eichhörnchen.<br />
Ich versuche mir einzureden, ich hätte<br />
mich getäuscht. Aber tief drinnen weiß<br />
ich es besser. Ein paar Minuten später –<br />
es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, mein<br />
Atem und das Grillengezirpe hallen mir in<br />
den Ohren – geht das Licht vor dem Scheunentor<br />
aus. Finsternis kriecht durch die<br />
Bäume, breitet sich überall aus. Ich könnte<br />
jetzt runterklettern, in mein Zimmer<br />
rennen, die Tür zumachen, mir die Bettdecke<br />
über den Kopf ziehen und so tun, als<br />
hätte ich nie gesehen, wie diese Füße über<br />
den Boden geschleift sind. Aber das tue ich<br />
nicht.<br />
Stattdessen klettere ich vom Baum und<br />
gehe auf die Scheune zu. Es wäre leicht,<br />
im Nachhinein zu behaupten, dass diese<br />
Entscheidung ein Fehler war, aber das ist<br />
Unsinn. Auf irgendeine Art musste ich es ja<br />
erfahren. Was er war. Und was ich werden<br />
würde. Das hier ist eben meine Art gewesen.<br />
Ich schleiche also zur Rückseite der Scheune,<br />
wo lauter Astlöcher in den Zedernholzbrettern<br />
sind. Man sieht kaum etwas durch<br />
diese Dinger, aber besser geht es nicht. Ich<br />
knie mich hin, sodass ich durch das größte<br />
Loch spähen kann, das ich finde. Mein Atem<br />
geht immer noch keuchend, das Herz pocht<br />
kaninchenschnell in meiner Brust und mein<br />
Mund ist trocken.<br />
Zuerst sehe ich Daddy gar nicht. Da ist nur<br />
der alte Traktor, der seit Ewigkeiten hier<br />
rumsteht, und der Quad, den Daddy letztes<br />
Jahr geschrottet hat. An einem Balken<br />
hängt eine kahle Glühbirne. Ich beobachte,<br />
wie sie an ihrem orangen Kabel ein wenig<br />
hin und her schwingt, und auf einmal höre<br />
ich sie – seine Stimme. »Du sagst mir jetzt,<br />
was ich wissen will«, fordert Daddy. Ich<br />
höre ihn rumkramen, anscheinend holt er<br />
etwas aus der Werkzeugkiste. Nach ein paar<br />
Sekunden taucht er in meinem Blickfeld<br />
auf, einen Schraubenzieher in der Hand.<br />
Lange Schatten fallen über ihn, während<br />
er sich von meinem Versteck entfernt und<br />
den Schraubenzieher dabei immer wieder<br />
in der Hand dreht. Dann verschwindet er<br />
hinter dem Traktor, ich kann ihn nicht mehr<br />
sehen. Ein Stöhnen erfüllt die Luft.<br />
Es kommt nicht von Daddy. Sondern von<br />
dem Mann, den er hierhergebracht hat.<br />
Wer immer das ist, er stöhnt vor Schmerz.<br />
Daddy tut ihm weh.<br />
Dass Daddys Hände, die so groß und<br />
stark und schwielig sind und mich so<br />
gut umarmen und an den Zöpfen ziehen<br />
können, einem Menschen wehtun, ist eine<br />
seltsame Vorstellung. »Du sagst mir, was ich<br />
wissen will«, wiederholt Daddy. »Freiwillig<br />
oder auf die harte Tour. Deine Entscheidung,<br />
Ben.«<br />
»Fick dich«, keucht die zweite Stimme – die<br />
von Ben.<br />
»Spuck’s aus.«<br />
»Scheiße, ich sag dir gar nichts.« Ein<br />
feuchtes Geräusch, irgendwas zwischen<br />
Husten und Würgen. Kommt da Spucke<br />
hoch oder eher Blut?<br />
»Wie du willst«, sagt Daddy. Verschwommene<br />
Schatten strecken sich über den<br />
Traktor, ich sehe einen Arm vorschießen,<br />
schnell und entschieden. Und dann dieses<br />
Geräusch, ein heftiges Aufstöhnen mit<br />
zusammengebissenen Zähnen, so grässlich,<br />
dass sich mir die Nackenhaare aufstellen.
LESENSWERT / RIVER OF VIOLENCE<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 43<br />
»Der bleibt drin, bis du ausspuckst, was ich<br />
wissen will«, sagt Daddy und ich begreife,<br />
dass er den Schraubenzieher meint.<br />
Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen.<br />
Ich muss mich mit beiden Händen auf dem<br />
Boden abstützen. Wenn ich mich nicht<br />
zusammenreiße und ganz langsam atme,<br />
kippe ich garantiert um. Meine Augäpfel<br />
fühlen sich an, als würden sie gleich rausspringen,<br />
mein Gesicht ist fest an das raue<br />
Brett gepresst. Ich will wegrennen. Aber<br />
ich muss hierbleiben und mitkriegen, was<br />
passiert.<br />
»Sag’s mir«, wiederholt Daddy.<br />
»Nein.«<br />
Daddy richtet sich auf, ich kann ihn jetzt<br />
direkt sehen. Er greift in seine Hosentasche<br />
und zieht das Messer mit dem Geweihgriff<br />
heraus, das er jeden Sonntag schärft. Lässt<br />
die Klinge herausspringen – zwanzig Zentimeter<br />
tödlicher Stahl, der im Scheunenlicht<br />
aufblitzt – und prüft sie am Daumennagel.<br />
»Dann versuchen wir’s eben anders.«<br />
Daddy kniet sich wieder hin und<br />
verschwindet aus meinem Blickfeld, aber<br />
ich sehe an dem verschwommenen Schatten<br />
seines Arms, wie er ausholt und zustößt.<br />
Der Laut, der aus Ben kommt, ist diesmal<br />
noch schlimmer, keine zusammengebissenen<br />
Zähne, kein Versuch, den Schrei zu<br />
unterdrücken. Ich mache die Augen nicht<br />
zu, verstecke nicht mein Gesicht, tue nichts<br />
von dem, was ich tun sollte. Im Gegenteil,<br />
ich reiße die Augen weit auf. Ich habe das<br />
Gefühl, zum ersten Mal überhaupt so genau<br />
hinzusehen.<br />
»Sag’s mir«, verlangt Daddy, als Bens Schrei<br />
zu einem Wimmern abebbt.<br />
»Geht nicht«, keucht Ben. »Der macht mich<br />
kalt.«<br />
»Ihr Springfields, ihr habt echt nicht viel<br />
Grips erwischt, was?«, spottet Daddy. »Was<br />
meinst du wohl, was ich mache, wenn du<br />
mir nicht sagst, wo er ist?«<br />
»Bitte. Ich tue alles – Geld, Huren, Drogen,<br />
was immer du willst, Duke, ich …« Ein<br />
Aufbrüllen, aber ich kann nicht sehen, was<br />
Daddy ihm antut.<br />
Ich presse die Lippen zusammen, um die<br />
aufsteigende Übelkeit wegzudrücken, und<br />
höre wieder Daddys Stimme: »Sag’s mir.«<br />
Er scheint nur noch diese beiden Wörter zu<br />
kennen.<br />
»Angggghh«, lallt Ben und ringt um Luft.<br />
»Bitte. Bitte.«<br />
»Sag’s mir.«<br />
»Geht nicht. Carl ist mein Bruder.«<br />
Bens linker Fuß zuckt, wie wenn er sich<br />
losreißen wollte. Ich sehe überhaupt nur<br />
seine Füße, der Rest ist hinter dem Traktor<br />
versteckt, und starre unentwegt seine Stiefel<br />
an. Daddy hat die gleichen. Momma hat sie<br />
ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt.<br />
Ich hab ihr beim Einpacken geholfen.<br />
»Sag mir, wo Springfield ist«, beharrt<br />
Daddy.<br />
»Oder ich schnapp mir Caroline. Was hältst<br />
du davon? Ist dir dein Bruder das wert? Hat<br />
ziemlich scharf ausgesehen, deine Frau, als<br />
ich sie neulich mal zu Gesicht gekriegt hab.<br />
Kann sein, ich lass mir Zeit.«<br />
Ich bin zu jung, um zu begreifen, was<br />
er damit meint. Später, als ich es dann<br />
begreife, bin ich entsetzt. Und rede mir ein,<br />
er hätte nur geblufft. Ich will nicht glauben,<br />
dass er zu dieser Sorte Mann gehört. Aber<br />
vielleicht tut er das doch, die Möglichkeit<br />
steht greifbar vor mir.<br />
»Nein«, sagt Ben schwach. »Nicht Caroline.<br />
Bitte.«<br />
»Dann sag’s mir«, fordert Daddy. »Wenn<br />
du’s tust, lass ich sie in Ruhe und deine<br />
Jungs auch. Sie sind in Sicherheit vor mir<br />
und meinen Leuten. Ich will bloß Springfield.«<br />
»Scheiße, Scheiße … Carl ist in Manton.<br />
Exit 34 am alten Highway. Das Haus<br />
hinten am Hell’s Pass. Aber lass verdammt<br />
noch mal die Finger von meiner Familie, du<br />
Scheißkerl!«<br />
Daddy hebt sich von den Knien und rückt<br />
jetzt wieder in mein Blickfeld. »Danke.«<br />
Er bewegt sich blitzschnell, so vertraut<br />
ist ihm der Griff. Seine Hände – und die<br />
Waffe – scheinen zu verschwimmen. So laut,<br />
so furchtbar laut – der Schuss rammt
44 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> LESENSWERT / RIVER OF VIOLENCE<br />
sich regelrecht in meine Ohren, und dann<br />
ist da ein irgendwie matschiges Geräusch,<br />
bei dem es mir den Magen umdreht. Ich will<br />
mir den Mund zuhalten, aber dafür ist es<br />
zu spät. Ich übergebe mich, Kotze läuft über<br />
mein Shirt, spritzt auf meine Haut. Der<br />
Gallegeruch lässt mich noch mehr würgen,<br />
und als ich versuche aufzustehen, versagen<br />
mir die Beine.<br />
Ich muss ins Haus, bevor er mitkriegt, was<br />
ich gesehen habe. Aber meine Beine sind wie<br />
aus Gummi, und als ich mir die verklebten<br />
Haare aus dem Gesicht schiebe, spüre ich<br />
getrocknetes Salz auf meinen Wangen.<br />
Ich will meine Momma so sehr hier haben,<br />
dass es wehtut und immer weiter wehtun<br />
wird, und allein schon der Gedanke an sie<br />
macht mich tapsig und dumm. Als ich mich<br />
aufrichte, trete ich gegen einen Stein, der<br />
mit einem lauten Knall gegen die Scheunenwand<br />
prallt.<br />
Ich erstarre.<br />
»Wer ist da?« Daddys Stimme dröhnt durch<br />
die Holzbretter. Seine Schritte bewegen sich<br />
rasch über den Boden, dann höre ich das<br />
Quietschen des Tors, als er es öffnet und<br />
nach draußen schaut.<br />
Oh nein. Mein Magen verkrampft sich<br />
wieder. Am liebsten würde ich gleich weiterkotzen.<br />
»Harley, wenn du das bist, hast du genau<br />
drei Sekunden, um Bescheid zu sagen. Sonst<br />
schieße ich. Eins …«, sagt Daddy.<br />
Meine Gedanken rasen, fieberhaft versuche<br />
ich, alles zu begreifen. Daddy hat ihn umgebracht.<br />
Und zwar so, als wäre das ganz<br />
leicht und hätte nichts weiter zu bedeuten.<br />
Als täte er das nicht zum ersten Mal.<br />
»Zwei.«<br />
Was macht er mit der Leiche? Vergräbt er<br />
sie? Wo? Im Wald?<br />
»Dr…«<br />
»Ich bin’s!«, schreie ich. Mein Jeans sind<br />
verdreckt, mein Shirt ist feucht und voll<br />
Kotze. Meine Beine zittern, aber ich stürme<br />
trotzdem los, renne bis vor die Scheune.<br />
Er steht am Eingang, Licht strömt heraus,<br />
mit einem Arm hält er das Tor immer noch<br />
offen.<br />
Hinter ihm in der Scheune ist eine dunkle<br />
Blutlache, die schnell größer wird, und<br />
daneben das, was übrig ist von Bens Kopf.<br />
Sein Gesicht ist zur Seite gedreht, die Augen<br />
stehen weit offen, schauen mich an. Er wirkt<br />
durcheinander. Als hätte er gedacht, Daddy<br />
lässt ihn laufen.<br />
Ich schlucke schwer. Von Nahem ist es noch<br />
viel schlimmer. Daddy betrachtet mich, die<br />
Neunmillimeter immer noch gezückt. Dann<br />
schaut er über seine Schulter auf Ben und<br />
die wachsende Blutlache. Er macht einen<br />
Schritt zur Seite, damit ich Bens Gesicht<br />
nicht mehr sehen kann. »Schätzchen«, setzt<br />
er an. »Wie lange …« Er bricht ab. »Liebling«,<br />
versucht er noch mal. »Ich …«<br />
Ich starre weiter auf das Blut. Auch wenn<br />
ich Daddy schon beim Ausweiden von<br />
Jagdwild geholfen habe, so viel Blut habe<br />
ich noch nie gesehen. Es ist dunkel und<br />
dickflüssig wie Farbe. Aber es riecht ganz<br />
anders, scharf wie Kupfer, wie Leben, das<br />
im Boden versickert.<br />
»Harley-Girl«, sagt Daddy mit der gleichen<br />
sanften Stimme, mit der er mir vor dem<br />
Einschlafen Geschichten vorliest. Gleich<br />
muss ich wieder brechen. Doch ich beiße die<br />
Zähne zusammen und schaffe es diesmal,<br />
die aufsteigende Gallensäure runterzuschlucken.<br />
Ein wilder Kampf in meiner<br />
Kehle, der mir den Schweiß ins Gesicht<br />
treibt. Ich schwanke, und dann sind da auf<br />
einmal Daddys Hände, sie packen mich um<br />
die Taille. Mein Körper wird schlaff, ich<br />
wehre mich nicht.<br />
Ich habe zu viel Angst vor dem, was<br />
dieser neue – nein, dieser alte, aber bisher<br />
verborgene Daddy tun würde, wenn ich<br />
es versuche. Er trägt mich zum Haus und<br />
die Treppe hoch, ohne ein Wort zu sagen.<br />
Er setzt mich auf mein Bett und zieht mir<br />
die Stiefel aus; ich zittere vor mich hin und<br />
lasse ihn machen. Er tauscht mein vollgekotztes<br />
Shirt gegen eins von den Schlafhemden,<br />
dann drückt er vorsichtig meine<br />
Schulter und ich sinke auf das Bett. Ich<br />
sehe Bens leere Augen vor mir und schrecke<br />
vor Daddys Berührung zurück, zum ersten<br />
Mal in meinem Leben, aber er merkt es<br />
nicht. Ich erwarte eigentlich, dass er gleich<br />
geht, nachdem er mich zugedeckt hat, aber<br />
stattdessen bleibt er lange neben meinem<br />
Bett sitzen. Erst als er aufsteht – Stunden
LESENSWERT / RIVER OF VIOLENCE<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 45<br />
später, kommt mir vor –, habe ich den Mut,<br />
es auszusprechen. Daddys Umriss zeichnet<br />
sich gegen das Licht im Flur ab, er will die<br />
Tür gerade zumachen, da platzt es aus mir<br />
heraus: »Er hat dir doch gesagt, was du<br />
wissen wolltest. Du musstest das nicht tun.«<br />
Ich höre ihn seufzen, kann aber sein Gesicht<br />
nicht sehen, weil es im Schatten liegt. Er<br />
lehnt sich an den Türrahmen, drückt die<br />
Schulter dagegen. »Leben gegen Leben«,<br />
sagt er. »Anders geht’s nicht, Harley-Girl.«<br />
Leben gegen Leben. Bens Leben gegen das<br />
von Momma.<br />
»Du lässt Springfield also laufen?«, frage<br />
ich. Daddy streicht sich durchs Haar. »Das<br />
kann ich nicht machen«, sagt er.<br />
»Aber …«<br />
»Er hat uns deine Momma genommen«,<br />
erinnert mich Daddy sanft. Als ob ich das<br />
vergessen könnte. »Aber du hast gesagt, du<br />
lässt seine Familie in Ruhe.«<br />
Daddy richtet sich auf. Er wirkt riesig, wie<br />
ein Schatten. Sein Gesicht kann ich immer<br />
noch nicht sehen, aber was er sagt, höre ich<br />
nur zu gut. Drei Wörter, hart wie Schotter:<br />
»Das war gelogen.«<br />
Jeden Morgen mache ich meine Runde. Ich<br />
nehme ein Gewehr mit, schließlich kann es<br />
jederzeit Probleme geben, mit Tieren oder<br />
mit Menschen. Alle paar Tage ändere ich die<br />
Route. Die kompletten zweihundertfünfzig<br />
Hektar kann ich sowieso nicht abdecken.<br />
Manchmal tue ich nichts weiter, als am<br />
nördlichen Zaun entlang zu patrouillieren,<br />
das Segeltuch klatscht mir dabei wie ein<br />
unablässiger Herzschlag gegen die Beine.<br />
Dukes Jacke ist viel zu groß für mich, aber<br />
ich trage sie trotzdem, die Ärmel dreimal<br />
umgeschlagen, um die Hände frei zu haben.<br />
An diesem Morgen wandere ich tief in den<br />
Wald hinein, mit Busy an meiner Seite. Sie<br />
springt schwanzwedelnd vor mir her, ihre<br />
gedrungene Nase dicht am Waldboden, wo<br />
sie nach Spuren von Rotwild und Pumas<br />
sucht.<br />
Ich gehe hinter ihr her, das Knacken von<br />
Zweigen und das Knistern der Kiefernnadeln<br />
unter meinen Stiefeln mischt sich<br />
mit dem heiseren Krächzen erwachender<br />
Elstern. Die Luft ist klar und frisch, das<br />
Gelände steigt steil an, mein Tritt ist fest<br />
und sicher. Jeder einzelne Schritt bringt<br />
mich näher, immer bergauf, und meine<br />
Sohlen graben sich in die rote Erde.<br />
Was das Land angeht, die dichten Wälder<br />
und die Berge aus Vulkangestein, bin ich<br />
durch und durch Dukes Tochter. Ich kenne<br />
die Gegend so gut wie kein anderer außer<br />
Duke, weiß um ihre Gefahren und Geheimnisse.<br />
Manches von diesem Wissen werde<br />
ich mit ins Grab nehmen – und es spielt<br />
keine Rolle, ob bis dahin noch vierzig Jahre<br />
vergehen oder vierzig Minuten.<br />
»He!«, rufe ich und schnippe mit den<br />
Fingern, wenn Busy zu weit wegläuft,<br />
woraufhin sie jedes Mal so abrupt haltmacht,<br />
dass sie kurz ins Rutschen gerät.<br />
Dann läuft sie den Abhang runter und<br />
kommt zurück zu mir. Ihre Augen leuchten<br />
im Licht des frühen Morgens, und wenn ich<br />
sie hinter den Ohren kraule, legt sie ihren<br />
kantigen Kopf genüsslich in den Nacken.<br />
»Braves Mädchen«, sage ich. »Weiter.«<br />
Oben angekommen sind meine Stiefel voller<br />
Staub und Busy hängt die Zunge aus dem<br />
Maul. Als die Steigung abflacht, rast sie<br />
begeistert einem Eichhörnchen hinterher<br />
und ich lasse ihr den Spaß. Der Stamm der<br />
alten Eiche ist mächtig und hat starke Äste<br />
auf den unterschiedlichsten Höhen, was sie<br />
zu einem perfekten Kletterbaum macht.<br />
Aber ich bin nicht zum Klettern hier. Ich<br />
nähere mich ihr langsam und bedächtig,<br />
so wie ich mich an einen Bock anpirschen<br />
würde, den ich erlegen will. Das mag<br />
albern sein, aber ich kann nicht anders.<br />
Manche Dinge sind heilig. Weit oben auf<br />
dem Stamm, schon vor über hundert Jahren<br />
eingeritzt, stehen Namen – verwachsen<br />
zwar, aber noch lesbar: Franklin + Mary<br />
Ellen. Joshua + Abigail. David + Sarah.<br />
Ich fahre mit dem Finger an den Namen<br />
entlang nach unten. Es sind über dreißig: die<br />
großen Liebespaare des McKenna-Clans,<br />
von der Goldrausch-Ära bis heute. Es gab<br />
eine Zeit, da habe auch ich davon geträumt,<br />
meinen Namen hier einzuritzen. Aber<br />
inzwischen bemühe ich mich, nicht mehr<br />
an Will zu denken ...<br />
River of Violence<br />
Autorin: Tess Sharpe<br />
ISBN: 978 3 423 79045 1<br />
Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv)<br />
www.read-bold.de
EXOTISCH UND<br />
FAST UNBERÜHRT<br />
VIETNAM<br />
AUTOR: H. G. TEINER
48 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / VIETNAM<br />
Vietnam hat sehenswerte Landschaften, zauberhafte Erholungsmöglichkeiten und<br />
kulinarische Überraschungen zu bieten. <strong>BOLD</strong> berichtete bereits des Öfteren aus dem<br />
asiatischen Land, das im Norden an China und im Westen an Laos und Kambodscha<br />
grenzt. Diesmal begeben wir uns nach Hoi An – eine Stadt an der vietnamesischen<br />
Zentralküste, die für ihre gut erhaltene Altstadt mit zahlreichen Kanälen bekannt ist,<br />
und die Hauptstadt der Provinz Bình: Quy Nhon. Der Küstenort hat einige sehr schöne<br />
Strände, zudem gibt es hier eine Reihe interessanter Sehenswürdigkeiten, wie der<br />
Banh It Chan Tempel oder die Thien Hung Pagode.<br />
Die perfekte Weise, um die schönen Quang Nam. Wir fahren auf einer neuen<br />
Seiten Vietnams auf einer Reise zu Maut-Schnellstraße die Küste Richtung<br />
erleben, ist eine Kombination aus Kultur,<br />
Norden entlang: An uns vorbei<br />
Trubel und einem anschließenden ziehen reihenweise Shops mit riesigen<br />
relaxten Strandurlaub an der Küste Buddhafiguren bis zu fast lebensgroßen<br />
des Südchinesischen Meeres. Vietnam<br />
ist ein Land der großen Entfernungen,<br />
vom Norden bis zum Süden des Landes<br />
sind es nicht weniger als 1.650 Kilometer.<br />
Es gibt große klimatische Unterschiede<br />
und so auch verschiedene<br />
Empfehlungen zur besten Reisezeit: Für<br />
Zentralvietnam, dem Gebiet unserer<br />
Reise, ergeben sich im Frühjahr sehr<br />
Elefanten. Dann folgen ausge-<br />
dehnte Reisfelder, die in sattem Grün<br />
in der Sonne leuchten. Um uns herum<br />
bewegen sich die Mofas der Einheimischen;<br />
wie ein großer Schwarm knattern<br />
sie dahin. Transportiert wird auf<br />
den Zweirädern alles, von einer Aktentasche<br />
bis zu hohen und weit ausladenden<br />
Warenaufbauten.<br />
angenehme Temperaturen, die sich<br />
tagsüber zwischen 25 und 30 Grad Ein asiatisch-buntes Altstadt-Ambiente<br />
Celsius bewegen.<br />
mit französischem Flair erwartet<br />
uns in Hoi An – unser Hotel, das Anantara<br />
Mit Qatar Airways geht es, mit einer<br />
Zwischenlandung in Doha (Hauptstadt<br />
Katars) zum Airport der zentralvietnamesischen<br />
Stadt Da Nang. Empfehlenswert<br />
ist insbesondere die Business-Class<br />
von Qatar Airways, eine der<br />
Hoi An Resort liegt sehr zentral<br />
und direkt an der Uferpromenade des<br />
Thu Bon-Flusses. Die Lage des Resorts<br />
bietet freien Blick auf den Fluss und<br />
die dahingleitenden kleinen Fischerboote<br />
und größeren Touristenschiffe.<br />
modernsten und bestausgestatteten Auf dem kurzen Weg vom Resort zur<br />
auf dem Markt. Von Da Nang geht es<br />
mit dem Auto weiter zu unserem ersten<br />
Ziel, dem malerischen Weltkulturerbe-Städtchen<br />
Hoi An in der Provinz<br />
Altstadt besuchen wir das sehenswerte<br />
The Precious Heritage Museum – hier<br />
sind die wandhohen Fotografien des<br />
französischen Fotografen Réhahn zu<br />
betrachten (siehe auch Seite 32 ff.): Sie<br />
portraitieren die verschiedenen ethnischen<br />
Gruppen Vietnams, dazu sind die<br />
originalen Trachten und Stoffe ausgestellt.<br />
Die althergebrachten Designs<br />
haben auch heute nichts von ihrer<br />
farbig-ornamentalen Attraktivität<br />
verloren. In diesem Zusammenhang<br />
hier ein besonderer Tipp: Wer sich ein<br />
maßgeschneidertes Kleid oder einen<br />
Maßanzug aus ausgesuchten, hochwertigen<br />
Stoffen schneidern lassen möchte,<br />
kann sich vertrauensvoll in die flinken<br />
Hände im Stoff- und Schneidereibezirk<br />
Hoi Ans begeben, zum Beispiel im<br />
Cloth Shop „Da Phuong“ (No. 50, Huang<br />
Dieu Market). Innerhalb von weniger<br />
als 24 Stunden ist hier alles fertig<br />
genäht. Sehenswert und das Wahrzeichen<br />
der Stadt ist die historische überdachte<br />
Japanische Brücke, die Cau<br />
Chua Pagode: Die Entstehung geht<br />
weit in das 16. Jahrhundert zurück, die<br />
heutige Form ist im 18. Jahrhundert<br />
entstanden.<br />
Das Anantara Hoi An Resort bietet<br />
mit seiner „Spice Spoons Vietnamese<br />
Cooking Class“ ein besonderes kulinarisches<br />
Erlebnis: Wir stellen, unter<br />
der kundigen Anleitung der Köchin<br />
Mrs. Hong, die landestypischen Frühlingsrollen<br />
und eine vietnamesische<br />
Spezialität, die Pho-Suppe, her – mit<br />
Bandnudeln und wahlweise Hühneroder<br />
Rindfleisch. In jedem Fall gehören<br />
zur kräftigen Brühe frische Kräuter und<br />
appetitanregende Gewürze, es duftet<br />
verführerisch nach Zimt, Sternanis
Fotos: H. G. Teiner, Amadeustx, S. Chernov
TRAVEL / VIETNAM<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 51<br />
und Koriander. Am Abend steigt in Hoi<br />
An der Duft der unzähligen Garküchen<br />
in den Himmel, und bunte Lampions<br />
lassen die schmalen Gassen in romantischem<br />
Licht erstrahlen. Wir genießen<br />
den entspannten Rundgang durch das<br />
abendliche Unesco-Weltkulturerbe,<br />
schlendern über den Night Market<br />
und an zahlreichen Fashion-Shops und<br />
Restaurantterrassen vorbei. Am Ufer<br />
laden die mit Windlichtern bestückten<br />
Boote zur kleinen Rundfahrt ein. Eine<br />
ältere Vietnamesin bietet uns an, kleine<br />
Teelichter ins Wasser zu setzen, und<br />
so schauen wir etwas verträumt den –<br />
mit unseren persönlichen Wünschen<br />
versehenen – schwimmenden Lichtlein<br />
hinterher.<br />
Nach dem städtischen Treiben machen<br />
wir uns auf den Weg zu einer ganz<br />
besonderen, am Meer gelegenen, Oase:<br />
Wir fahren in Richtung Norden, nach<br />
Quy Nhon. Bei den Villen des Anantara<br />
Quy Nhon entfährt uns ein spontanes<br />
„wow“: In einer exklusiv-ruhigen Lage<br />
direkt am Strand sind die neu erbauten<br />
Villen mit viel luxuriösem Charme<br />
eingerichtet – besitzen jeweils eine<br />
eigene Terrasse mit Pool und weitem<br />
Blick über Strand und Meer.<br />
Das Wellness-Programm – eine entspannende<br />
Vietnam-Style Massage im<br />
Spa-Bereich, verabreicht von Miss<br />
Luu, sowie eine Qi Gong-Stunde mit<br />
einem erfahrenen Ayurveda-Meister<br />
– bringt uns der asiatischen Gelassenheit<br />
näher. Danach erwartet uns Master<br />
Phuc zu einer Stunde Kampfkunst am<br />
Strand. Viet Vo Dao heißt der einzigartige<br />
Kampfstil des vor Energie sprühenden<br />
Vietnamesen. Er bringt uns die<br />
grundlegenden Selbstverteidigungs-<br />
Techniken im Schnelldurchlauf bei.<br />
Der Schweiß fließt bei diesem spannenden<br />
60-Minuten-Workout – reichlich<br />
Spaß und etwas Muskelkater gibt<br />
es mit dazu. Das spirituelle Leben der<br />
Vietnamesen kann als multi-religiös<br />
und tolerant begriffen werden, und<br />
spiegelt die Einflüsse der das Land über<br />
die Jahrhunderte des Geschichtsverlaufs<br />
umgebenden Kulturen wider. Drei<br />
Richtungen existieren hier friedlich<br />
nebeneinander; der vietnamesische<br />
Begriff: „Tam giao“ bezeichnet die<br />
drei Lehren: Buddhismus, Konfuzianismus<br />
und Daoismus. So sehen wir<br />
hier die chinesische Pagode mit einem<br />
goldenen Buddha neben hinduistischen<br />
Heiligtümern mit einer Statue<br />
des Gottes Shiva räumlich nahe beieinander.<br />
Ein Ausflug nach Phuoc Hip zum Banh<br />
It Chan Tempel – einer alten hinduistischen<br />
Tempelanlage aus dem 11. Jahrhundert<br />
– eröffnet uns einen einzigartigen<br />
Panoramablick über die weiten<br />
Reisfelder der Umgebung; ebenso wie<br />
eine eingehende Besichtigung der<br />
opulent ausgestatteten buddhistischen<br />
Thien Hung Pagode in An Nhon sollte<br />
diese in keinem Reiseprogramm fehlen.<br />
Spiritualität ist hier im Alltagsleben tief<br />
verwurzelt, unser Guide Trieu erzählt:<br />
„Wenn hier ein Baby lächelt, sagt man,<br />
es träumt von den Göttern und es wird<br />
vom Himmel unterstützt“.<br />
Zum Abschluss unserer Reise lassen<br />
wir uns ein Essen in einem landestypischen<br />
Banh Xeo nicht entgehen.<br />
Das Banh Xeo Tom Nhay Ong Hung<br />
im Zentrum von Quy Nhon glänzt<br />
hier mit einer besonders familiären<br />
Atmosphäre – die verschiedenen, auf<br />
dem Tisch verteilten Zutaten, wie<br />
Shrimps-Pfannkuchen, Gemüse und<br />
Salate, werden kunstvoll in Reispapier<br />
gewickelt und schmecken ausgezeichnet.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.vietnam.travel<br />
AKTIVITÄTEN:<br />
Kunst und Galerie<br />
www.rehahnphotographer.com<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
www.hoian-tourism.com<br />
Food Tour<br />
www.hoianfoodtour.com<br />
EMPFEHLUNG HOTEL:<br />
Anantara Hoi An Resort und<br />
Anantara Quy Nhon<br />
www.anantara.com<br />
BESTE FLUGVERBINDUNGEN:<br />
www.qatarairways.com
DAS NEUE<br />
ÜBERSCHRIFT<br />
FORMAT<br />
IST ÜBERZEUGEND<br />
AUTOR & INTERVIEW: N. DEXTER
LOVE IS<br />
ALL YOU NEED<br />
BARBADOS<br />
AUTORIN: C. STRENG
54 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / BARBADOS<br />
Chiara und Alessandro haben davon geträumt, viele Monate lang. Seit Alessandro<br />
seiner aparten Verlobten den lang ersehnten Heiratsantrag machte, ganz romantisch<br />
bei einem Candle-Light-Dinner am Strand von St. Lucia, haben die beiden Römer<br />
auf ihre Hochzeit hingearbeitet. Wochenlang haben sie geplant und viele dutzende<br />
beschwichtigende Gespräche geführt, um die stattliche Verwandtschaft in Schach zu<br />
halten. Denn alles, was die beiden 31-Jährigen wollen, ist heiraten – und das vor der<br />
traumhaften Kulisse des Karibischen Meeres.<br />
Das Sandals Royal Barbados, am Maxwell<br />
Beach, im Süden des Inselstaats und nur<br />
einen Katzensprung von Georgetown,<br />
der Hauptstadt von Barbados, entfernt,<br />
ist dafür wie geschaffen, denn Hochzeiten<br />
werden hier fast täglich gefeiert. Ob im<br />
eher ruhig gelegenen schönen Gartenpavillon<br />
mit größtmöglicher Privatheit<br />
oder unter dem tüllumwehten Hochzeitsbogen<br />
am Strand mit jeder Menge<br />
Zuschauern – den Möglichkeiten sind<br />
hier kaum Grenzen gesetzt.<br />
den Bräutigam, einen kleinen Hochzeitstisch<br />
und eine elegante, zweistöckige<br />
Hochzeitstorte. Mehr wollen die beiden<br />
Italiener auch nicht, die sich ja schon<br />
dem heimischen Großgelage entzogen<br />
haben. Was der gelernten Goldschmiedin<br />
daran am besten gefällt? „Da wir ja drei<br />
Nächte hier im Ressort gebucht haben, ist<br />
dieses Arrangement kostenfrei, also wie<br />
ein Geschenk an uns“, strahlt die Braut,<br />
„da können wir uns dann in den Flitterwochen<br />
noch ein paar Extras gönnen.“<br />
„Das ist auch gut so“, lacht Patricia Arthur,<br />
die Wedding-Managerin des vielfach<br />
ausgezeichneten „Adults-Only“-Resorts,<br />
„denn jedes Paar ist anders, hat andere<br />
Wünsche, Träume, Visionen. Und die<br />
versuchen wir möglich zu machen. Dafür<br />
haben wir rund 13 Mitarbeiter hier im<br />
Resort, die alles genauestens erklären,<br />
zeigen, organisieren. Schließlich soll<br />
das der schönste Tag im Leben werden“,<br />
erklärt die 50-Jährige stolz. Aus diesem<br />
Grund haben sich Chiara und Alessandro<br />
bereits am heimischen Computer<br />
umfassend informiert – und sich für das<br />
„Tropical Wedding“-Paket entschieden.<br />
Dieses Hochzeitarrangement beinhaltet<br />
den Brautstrauß für Chiara, die Corsage für<br />
Überhaupt genießt das junge Paar die<br />
Annehmlichkeiten des All-Inklusive-<br />
Resorts umfänglich, denn der Alltag zu<br />
Hause in Rom ist mehr als stressig. 40<br />
bis 50 Stunden pro Woche arbeitet Alessandro<br />
als Grafikdesigner in einer renommierten<br />
Werbeagentur, während Chiara<br />
mindestens sechs Tage pro Woche in<br />
einem kleinen Juweliergeschäft an der<br />
Via Cavour unweit des Kolosseums steht.<br />
Da bleibt nicht viel Zeit für Gemeinsamkeiten.<br />
Aber jetzt, endlich, können sie<br />
Zweisamkeit erleben, Zeit für einander<br />
haben – und in den lang ersehnten Bund<br />
der Ehe zu treten. Chiara bekommt vor<br />
Aufregung rote Flecken im Gesicht, als<br />
Patricia sie auf ihr Brautkleid anspricht.
TRAVEL / BARBADOS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 55
Fotos: <strong>BOLD</strong> Archiv<br />
56 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / BARBADOS
TRAVEL / BARBADOS<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 57<br />
„Oh, mein Gott, ich kann es kaum<br />
erwarten, es endlich anzuziehen. Alessandro<br />
wird bestimmt große Augen<br />
machen, er hat es natürlich noch nicht<br />
gesehen. Ich habe nächtelang mit meiner<br />
Freundin Maria daran gesessen, sie<br />
hat es genäht, nach einem Model von<br />
Marchesa. Es ist schlicht, aber raffiniert,<br />
der obere Teil ist aus Spitze, ganz enganliegend,<br />
dann fällt jede Menge Tüll herab,<br />
fließend, bis zum Boden“, begeistert<br />
sich die künftige Signora de Luca. „Ich<br />
glaube, ich könnte tagelang von diesem<br />
Kleid erzählen.“ Patricia weiß aus Erfahrung,<br />
dass gerade Italiener sehr viel<br />
Wert auf Kleidung legen und meist<br />
perfekt gestylt sind. „Wir sind immer ganz<br />
begeistert, wenn wir die Paare sehen –<br />
und warten nur drauf, sie in den nächsten<br />
Wochen auf dem Titelblatt der Vogue zu<br />
sehen.“<br />
Am Abend vor dem großen Tag geht das<br />
Paar noch einmal alle Punkte in Ruhe<br />
durch, sie bestellen sich das Frühstück aufs<br />
Zimmer, buchen Make-Up- und Friseur-<br />
Termin und einen Fotografen – schließlich<br />
muss man zu Hause etwas vorzuzeigen<br />
haben. Da zum Hochzeitspaket auch ein<br />
festlich gedeckter Tisch in einem der 13<br />
Ressort-Restaurants gehört, reservieren<br />
sie sich den besten Platz im „Neptune’s“,<br />
in vorderster Strandlinie gelegen und mit<br />
direktem Blick auf das Karibische Meer.<br />
Die Stunden nach der Trauung wollen die<br />
zwei Liebenden in ihrer exklusiven Suite<br />
verbringen, auf der Terrasse mit Badewanne<br />
und direktem Poolzugang. Mehr<br />
Luxus geht nicht. Oder doch?<br />
Weitere sieben Tage haben die bald<br />
frisch vermählten nämlich noch Zeit zu<br />
flittern. Auch dafür scheint eines der<br />
Adults-Only- Luxusresorts der in Jamaica<br />
beheimateten Hotel-Gruppe geradezu<br />
perfekt zu sein: Im Sandals Grande<br />
Antigua, dem „World’s Most Romantic<br />
Resort“, wollen die beiden Ja-Sager ihre<br />
ersten Tage als Mr. & Mrs. verbringen.<br />
Eine gute Wahl, wie es scheint: Ein<br />
langer, weißer Traumstrand, ein tropischer<br />
Garten, unbegrenzte Schwimm-,<br />
Schnorchel- und Tauchmöglichkeiten, elf<br />
Restaurants, sieben Bars, jeweils sechs<br />
Swimming- und Whirlpools sowie ein<br />
wunderschönes Spa und jede Menge<br />
Kuschelinseln sprechen für sich. Alles<br />
Gründe, warum Chiara und Alessandro<br />
sich für dieses Traumhotel entschieden<br />
haben. Hierhin haben sie sich schon<br />
oft geträumt, Händchen haltend am<br />
Strand spazierend, in den türkisenen<br />
Fluten badend, beim Candle-Light-<br />
Dinner speisend. Nur noch eine weitere<br />
Nacht, dann werden alle Träume wahr.<br />
Ganz bestimmt.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.visitbarbados.org<br />
EMPFEHLUNG HOTEL:<br />
Sandals Royal Barbados<br />
www.sandals.de<br />
BESTE FLUGVERBINDUNGEN:<br />
www.condor.com
DAS NEUE<br />
ÜBERSCHRIFT<br />
<strong>THE</strong> ISLAND OF<br />
CHOCOLATE HILLS<br />
FORMAT<br />
IST PHILIPPINEN ÜBERZEUGEND<br />
AUTOR: & M. INTERVIEW: WINCKLER N. DEXTER
60 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> TRAVEL / PHILIPPINEN<br />
Die Philippinen umfassen mehr als 7.000 Inseln im Westpazifik. Die Hauptstadt Manila ist dicht<br />
bevölkert und liegt an einer Bucht auf der Insel Luzon. Wir besuchen die Insel Bohol, die für ihre<br />
Korallenriffe und die ungewöhnlichen geologischen Formationen bekannt ist.<br />
Was wir auf Bohol erleben, empfinden wir<br />
als großes Glück. Auf dem Parkplatz am<br />
Aussichtspunkt vier Kilometer südlich der<br />
Kleinstadt Carmen stehen nicht mal zehn<br />
Autos, und auf der erhöhten Plattform, zu der<br />
sie Chocolate Hills heißen“, sagt unsere Reiseführerin<br />
Marlyn Petalcorin, „wird erst in der<br />
Trockenzeit zwischen Februar und Juni deutlich.<br />
Dann wirken die Hügel wie von Schokolade<br />
überzogen.“<br />
200 Stufen führen, befinden sich nur wenige<br />
Besucher. Sie lassen ihren Blick ringsherum<br />
schweifen, über diese erstaunliche Landschaft<br />
aus kegelförmigen Hügeln, die sich in alle<br />
Himmelsrichtungen bis zum Horizont erstrecken.<br />
Keine Spur von Massentourismus, keine<br />
Reisebusse, keine Shops mit Touristennippes,<br />
und das zu Zeiten von Instagram, wo abertausende<br />
geklickte und gelikete Fotos dafür<br />
sorgen, dass nicht nur Städte, sondern auch<br />
Haben hier Maulwürfe gewütet? „Nein“, sagt<br />
Marlyn und lacht. Eine von vier Legenden, die<br />
Eltern gerne ihren Kindern erzählten, handele<br />
von zwei Riesen, die sich fürchterlich stritten<br />
und mit Felsbrocken und Sand bewarfen.<br />
„Als sie merkten, dass keiner über den andern<br />
siegen könne, vertrugen sie sich und hinterließen<br />
dieses Schlachtfeld“, fügt Marlyn hinzu.<br />
Bis heute gibt die Entstehung dieser wie von<br />
Landschaften von Heerscharen von Urlaubern Künstlerhand geschaffenen, überwiegend<br />
überrannt werden. So gesehen ist es wohl nicht<br />
nur subjektives, sondern objektives Glück,<br />
diese wohl weltweit größte Landschaft dieser<br />
Art und Form mit nur wenigen anderen Besuchern<br />
betrachten zu dürfen.<br />
einheitlich geformten Hügellandschaft den<br />
Wissenschaftlern Rätsel auf. Ein Erklärungsansatz<br />
geht davon aus, dass die Hügel Korallenriffe<br />
waren, die sich durch eine gewaltige<br />
geologische Verschiebung aus dem Meer<br />
erhoben haben. Andere Forscher vermuten<br />
1.268 dieser Kegel wurden gezählt, doch die<br />
Zahl kann die Magie nicht wiedergeben,<br />
die von dieser Natur ausgeht, auch wenn im<br />
hier eher eine Karstlandschaft. Ob das Rätsel<br />
jemals gelöst werden wird, kümmert uns nicht<br />
weiter. Wir werden dieses Landschaftsbild der<br />
feuchten Oktober der Schokoladeneffekt Schokoküsse wohl nie vergessen.<br />
weitgehend ausbleibt. Dafür lässt die Sonne<br />
die von Gras bewachsenen, dezent braun<br />
gesprenkelten, 20 bis 120 Meter hohen Hügel<br />
an diesem Morgen in einem zarten Hellgrün<br />
leuchten. Zwischen den gerundeten Kuppeln<br />
ein Mischwald, aus dem sich einzelne Kokospalmen<br />
erheben. Siedlungen gibt es hier nicht.<br />
Das Areal steht unter Naturschutz. „Warum<br />
Bohol ist das zehntgrößte Eiland des 7.641<br />
Inseln umfassenden philippinischen Archipels<br />
und eine Provinz mit zahlreichen kleineren<br />
umliegenden Insel in der Region Central<br />
Visayas. Die Insel liegt eineinhalb Flugstunden<br />
südöstlich von Manila, zwei Stunden<br />
mit der Fähre von Cebu entfernt. Die Küste<br />
ist vorwiegend geprägt von steilen Klippen<br />
und schroffen Abhängen. Weiße Sandstrände<br />
an der türkisfarbenen, klaren Boholsee gibt<br />
es im Südosten in Anda und in der nahe gelegenen<br />
Guindulmanbucht westlich des Ortes.<br />
Im Südwesten, in der Hauptstadt Tagbilaran,<br />
verbinden zwei Brücken Bohol mit der kleinen<br />
Nachbarinsel Panglao, wo sich der Tourismus<br />
an makellosen, weißen Sandstränden konzentriert.<br />
Die gesamte Insel ist hügelig mit mittelgebirgsähnliche<br />
Zügen an den Rändern. Das<br />
Innere besteht aus einem großen Plateau, auf<br />
dem wir von den Chocolate Hills nach Loboc<br />
im Südwesten fahren. Die rund 1,3 Millionen<br />
Menschen leben größtenteils von der Landwirtschaft<br />
und arbeiten im Tourismus. Die<br />
Fahrt führt durch kleine Dörfer, deren Hütten<br />
meist aus Holz, Bambus und Palmen gebaut<br />
sind. Wir passieren Reisfelder, die Bauern mit<br />
ihren Wasserbüffeln pflügen, Kokospalmenhaine,<br />
Ananasplantagen. In Obstgärten stehen<br />
Mango- und Papayabäume. Am Straßenrand<br />
kleine Werkstätten, in denen Stoffe gewebt,<br />
Macheten und Messer geschmiedet und aus<br />
alten Reifen Sitzmöbel und Beistelltische<br />
hergestellt werden.<br />
Loboc ist eine ruhige Kleinstadt, der Loboc<br />
River ihre Hauptattraktion. An einer Brücke<br />
im Ortszentrum reihen sich kleine, seitlich<br />
offene Restaurantschiffe mit einem Giebeldach<br />
aus getrockneten Palmwedeln aneinander.<br />
Mantry hat für uns eines gechartert.<br />
Kaum sind wir an Bord, beschallt uns eine<br />
Band mit Frank Sinatra-Songs und anderen<br />
Oldies. Das Schiff legt ab und tuckert gemächlich<br />
bis zu einem kleinen Wasserfall, wo<br />
es wendet und an seinen Ausgangspunkt<br />
zurückkehrt. Die Fahrt führt vorbei an von
Fotos: Maygutyak, Haveseen und M. Winckler
TRAVEL / PHILIPPINEN<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 63<br />
Wald bestandenen Ufern mit kleinen Orten.<br />
Fischer werfen ihre Netze aus, Jungs springen<br />
von Ästen ins Wasser. An Bord gib es ein Buffet<br />
aus Gerichten, deren Rezepte von chinesischen<br />
Händlern und spanischen Einwanderern<br />
stammen: Huhn in Apfelessig und Sojasauce<br />
mariniert, geröstetes Rindfleisch, eine<br />
Nudelmischung mit Chorizos, Garnelen in<br />
Kokossauce und Fisch in Zitrusmarinade.<br />
Den Tag lassen wir im Amorita Resort auf<br />
Panglao ausklingen. Das Luxus-Hotel liegt auf<br />
einer Klippe, von der Stufen zu einem weiten<br />
Strand mit weißem Sand hinabführen, an dem<br />
sich weitere Resorts, Restaurants und Bars<br />
befinden. Nach dem Abendessen trinken wir<br />
am Strand noch ein kühles Bier und springen<br />
dann spontan in die vom Mondschein<br />
erhellten Fluten.<br />
Am nächsten Morgen bringt uns ein Skipper<br />
mit seinem Schnellboot in 45 Minuten zu der<br />
kleinen Insel Pamilacan. Das türkisfarbene<br />
Wasser ist klar und bietet beim Schnorcheln<br />
eine fantastische Weitsicht. In den fischreichen<br />
Gewässern sind auch Wale, Walhaie und<br />
Delfine, Mantarochen und Haie zu Hause, die<br />
wir aber nicht sehen. Touren zur Wal- und<br />
Delfinbeobachtung sind von Februar bis Juli<br />
am erfolgversprechendsten. Aber die farbenprächtige<br />
Unterwasserwelt, die wir beim<br />
Schnorcheln bestaunen, reicht uns völlig. Die<br />
Inselbewohner bestreiten heute weitgehend<br />
mit dem Tourismus ihr Auskommen. Früher<br />
lebten die Menschen von Fischfang und der<br />
Wal- und Mantarochenjagd. Erst in den 90er<br />
Jahren wurde die Jagd auf diese Meeresbewohner<br />
sukzessive verboten. Nach dem<br />
Mittagessen fahren wir schon wieder nach<br />
Bohol zurück und besuchen das Philippine<br />
Tarsier Sanctuary. In dem großen Reservat,<br />
ein gut mit Pfaden ausgestatteter Dschungel,<br />
beobachten wir aus nächster Näher die<br />
kleinen, auf Ästen hockenden Koboldmakis,<br />
die uns mit ihren Glubschaugen verdutzt<br />
und neugierig anschauen. Andere scheinen<br />
in einem Halbschlaf versunken zu sein und<br />
interessieren sich kaum für uns. Hätte uns der<br />
Führer die Primaten nicht gezeigt, wären wir<br />
wohl an ihnen vorbeigelaufen. Der Koboldmaki<br />
ist einer der weltweit kleinsten Primaten<br />
und eine bedrohte Art. Er kann fünf Meter<br />
weit springen, seinen Hals um fast 360 Grad<br />
drehen und seine Ohren unabhängig voneinander<br />
in die Richtung bewegen, aus der ein<br />
Geräusch kommt. Die Tiere gibt es auch auf<br />
den Inseln Leyte, Samar und Mindanao, aber<br />
Bohol unternimmt nach Darstellung des<br />
Reservats am meisten, um das Überleben der<br />
Koboldmakis zu sichern. Die Bestände werden<br />
gefährdet durch die Zerstörung ihres Lebensraums,<br />
eingeführte Tierarten, Jagd und Tierhandel.<br />
Unterwegs erhält Marlyn einen Anruf vom<br />
Präsidenten des Hotel-, Resort- und Restaurantverbands<br />
von Bohol. Rommel T. Gonzales<br />
heißt uns im Strandresort The Bellevue willkommen.<br />
Bei Snacks und Drinks versichert er<br />
uns, dass Bohol auf nachhaltigen Tourismus<br />
setzt. Der Hotelverband sei sich einig, eine<br />
Bettenzahlobergrenze für die Insel möglichst<br />
bald festzulegen und so Überkapazitäten zu<br />
vermeiden. Es gebe auf der Insel Gästehäuser,<br />
Drei-und Viersterne-Hores sowie Resorts im<br />
Luxussegment. Diese Mischung biete etwas<br />
für jeden Geldbeutel, und das solle auch so<br />
fortgesetzt werden, betont Gonzales. Bettenburgen<br />
in Form von Hochhäusern würden<br />
an den Stränden nicht errichtet. Außerdem<br />
arbeite man die Umweltrichtlinien weiter<br />
aus, denn die Umwelt, die Natur und die<br />
Menschen seien das größte Kapital von Bohol,<br />
ergänzt der Hotelchef. Die Umweltverschmutzung<br />
von Boracay und die Entscheidung der<br />
Regierung im vergangenen Jahr, die Insel<br />
zur Regenerierung sechs Monate für den<br />
Tourismus zu sperren, habe vielen die Augen<br />
geöffnet. In der letzten Woche unseres Besuchs<br />
ist Boracay wieder eröffnet worden. Auf<br />
unserer nächsten Reise in dieses an Naturschönheiten<br />
so reichen Archipel mit seinen<br />
gastfreundlichen Menschen werden wir uns<br />
die Insel anschauen.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.morefunphilippines.de<br />
BESTE REISEZEIT:<br />
Dezember bis April<br />
ANREISE:<br />
Von Deutschland mit Qatar Airways<br />
über Doha nach Manila. Weiter mit<br />
Philippine Airlines nach Bohol.<br />
www.qatarairways.com<br />
www.philippineairlines.com<br />
EMPFEHLUNG HOTELS:<br />
Bohol: Amorita Resort<br />
www.amoritaresort.com<br />
Manila: Discovery Primea<br />
www.discoveryprimea.com
OPEL CORSA<br />
GOES ELECTRIC<br />
DER NEUE CORSA-E<br />
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER
MOTION / OPEL CORSA-E<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 67<br />
Opel geht auch elektrisch: Bis 2024<br />
werden alle Opel-Baureihen über eine<br />
elektrifizierte Variante verfügen. Den<br />
Auftakt im Opel-Portfolio bilden der<br />
neue batterie-elektrische Corsa-e sowie<br />
als erster Plug-In-Hybrid der allradgetriebene<br />
Grandland X.<br />
„Unser erstes rein elektrisches Modell<br />
der jüngsten Generation ist nicht zufällig<br />
der Opel Corsa. Der Corsa ist unser<br />
populärstes Modell und eines der meistverkauften<br />
Fahrzeuge in Europa. Jetzt<br />
macht er auch die Elektromobilität nicht<br />
nur praktisch und komfortabel, sondern<br />
für jeden erschwinglich. Deshalb präsentieren<br />
wir voller Stolz unseren Opel Corsa<br />
der sechsten Generation“, sagt Michael<br />
Lohscheller (Opel Geschäftsführer). Der<br />
Opel Corsa ist ein absoluter Bestseller:<br />
Über 13,6 Million Kleinwagen sind seit<br />
der Premiere 1982 vom Band gelaufen.<br />
Der Corsa hat Millionen Menschen mobil<br />
gemacht – und bietet jetzt den moderaten<br />
Einstieg ins emissionsfreie Fahren.<br />
Auf kompakten 4,06 Metern Länge bietet<br />
der sportlich designte Corsa-e Top-Technologien,<br />
100 kW (136 PS) Leistung und<br />
eine rein elektrische Reichweite von bis<br />
zu 330 Kilometer. Ein rundum alltagstauglicher<br />
Kleinwagen mit viel Fahrspaß.<br />
Opel selbst nennt den neuen Corsa-e:<br />
„das neue Volkselektroauto“, das jetzt<br />
bereits ab 29.900 Euro bestellbar ist. Der<br />
Kaufpreis reduziert sich noch jeweils<br />
um die regional gültigen Zuschüsse für<br />
Elektroautos. Dabei bietet der Corsa-e<br />
bereits in der Ausstattung „Selection“<br />
eine Klimaautomatik mit Fernsteuerung,<br />
die elektrische Parkbremse, das schlüssellose<br />
Startsystem sowie ein Apple<br />
CarPlay- und Android Auto-kompatibles<br />
Multimedia Radio mit 7‐Zoll-Farb-Touchscreen.<br />
Zudem gibt es Systeme wie den<br />
Frontkollisionswarner mit automatischer<br />
Gefahrenbremsung und Fußgängererkennung<br />
sowie den Spurhalte-Assistenten<br />
ohne Aufpreis. Die nächsthöhere<br />
Ausstattung „Edition“ kostet ab 30.650<br />
Euro. Kaum noch Wünsche offen lässt<br />
der ab sofort reservierbare Corsa-e<br />
„First Edition“ für 32.900 Euro. Hier<br />
sind LED-Scheinwerfer, 17-Zoll-Aluräder,<br />
Zweifarblackierung und ein volldigitales<br />
Cockpit serienmäßig. Auch die<br />
aktuelle Top-of-the-Line-Variante ist ein<br />
echtes Volkselektroauto und glänzt mit<br />
attraktiven Leasingkonditionen: Den<br />
Corsa-e „First Edition“ gibt es schon<br />
zu einer monatlichen Leasingrate ab<br />
299 Euro. Darüber hinaus bietet die neue<br />
Corsa-Generation Sicherheitssysteme,<br />
die im Kleinwagensegment führend<br />
sind.<br />
Fazit: Der neue Opel Corsa-e ist<br />
ein gelungener Vorstoß für bezahlbares<br />
emissionsfreie Fahren. Das neue<br />
Volkselektroauto für jedermann, in<br />
modernem Design und technologisch<br />
auf der Höhe der Zeit.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.opel.de
68 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / LEXUS UX<br />
HYBRID<br />
IN MOTION<br />
LEXUS UX 250H<br />
AUTOR: N. DEXTER / FOTOGRAF: H. DAWO<br />
Wir haben uns bei schönstem Wetter<br />
südlich von Barcelona im angesagten<br />
Küstenort Sitges verabredet, um den<br />
neuen SUV von Lexus, den UX 250h,<br />
einmal genauer unter die Lupe zu<br />
nehmen. Bei Sonnenaufgang steht der<br />
urbane Hybrid-SUV vor uns und vermittelt<br />
den Eindruck eines innovativen,<br />
urbanen Premiumfahrzeugs, dem in<br />
Sachen Dynamik nichts an Ausstrahlung<br />
fehlt. Der urbane X-over (Crossover),<br />
kurz UX, basiert auf der neuen Architektur-Plattform<br />
GA-C und verfügt in<br />
der Version 250h über die vollständig<br />
erneute, vierte Generation des hauseigenen<br />
Hybrid-Systems. Elektromotor<br />
und Atkinson-Benziner produzieren<br />
gemeinschaftlich eine Systemleistung<br />
von 135 kW (184 PS) und verpassen dem<br />
Kompakt-SUV eine sportliche Direktheit.<br />
Der UX Look wurde vom Team des Chefdesigners<br />
Tetsuo Miki gestaltet und<br />
basiert auf den Grundprinzipien des<br />
Lexus-Designs: der YET Philosophie –<br />
menschzentriert und wegweisend. Man<br />
hat darauf geachtet, stilvoll, aber funktional,<br />
robust, aber dennoch dynamisch<br />
zu sein und, in Anlehnung an das japanische<br />
Architektur-Konzept „Engawa“,<br />
einen fließenden Designübergang vom<br />
Äußeren zum Inneren zu kreieren. Lexus<br />
ist eine Marke, die es erlaubt, aus dem<br />
gewohnten Straßenbild herauszustechen<br />
und Experimentierfreudigkeit zu<br />
zeigen.<br />
Auf den Straßen zeigt sich der Japaner<br />
sicher, ruhig und bei Bedarf auch gern<br />
etwas sportlicher. Hierzu steht dem<br />
Fahrer eine Auswahl an drei unterschiedlichen<br />
Fahrmodi zur Verfügung.<br />
Wir wechseln für einen Moment aus<br />
dem Eco-Modus zum Sport-Modus<br />
und merken auf den spanischen Landstraßen<br />
schnell den Übergang zu<br />
einer wesentlich direkteren Lenkung<br />
und einem dynamischeren Ansprechverhalten<br />
beim Gasgeben. Letztendlich<br />
pegeln wir uns aber im Normalmodus<br />
ein und genießen den Tag im<br />
spanischen Küstengebiet – während<br />
wir entspannt mit dem UX durch den<br />
sonnigen Tag cruisen.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.lexus.de
MOTION / LEXUS UX<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 69
IM GESPRÄCH / MILES NURNBERGER<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 71<br />
DAS GEHEIMNIS<br />
DER INSPIRATION<br />
MILES NURNBERGER<br />
IM GESPRÄCH<br />
AUTOR & INTERVIEW: N. DEXTER<br />
Bis zu seinem 80. Jubiläum Mitte der Neunzigerjahre stellte Aston Martin nur rund 16.000<br />
Autos her. Berühmt wurde die Sportwagenmarke aus der damaligen Produktionsstätte<br />
Newport Pagnell vor allem durch die Filme um den fiktiven britischen Geheimagenten<br />
James Bond. Das erste Mal fuhr der Geheimagent Ihrer Majestät in Goldfinger (1964) mit<br />
einem Aston Martin, dem DB5.<br />
Wir sprechen mit Design-Direktor Miles Nurnberger, der seit 11 Jahren bei Aston Martin ist<br />
und seit zwei Jahren das Design der Marke verantwortet, über Inspiration, Ästhetik, seine<br />
Frau und sein erstes eigenes Automobil.
72 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> IM GESPRÄCH / MILES NURNBERGER<br />
„In der Schule habe ich immer Autos in<br />
meine Schreibhefte gemalt. Normalerweise<br />
bekam man diese umsonst, aber<br />
meine Lehrer ließen mich nach einer<br />
Weile dafür zahlen, da in den Heften<br />
immer wesentlich mehr Autoskizzen als<br />
Lernmaterial zu finden war. Für mich war<br />
das nie ein Problem, denn dadurch war<br />
es mein Heft, und jetzt konnte man es<br />
mir nicht mehr verbieten.“ Zum Start der<br />
Formel 1 Rennsaison 2019 sitzen wir im<br />
Waldorf Astoria Amsterdam gemeinsam<br />
mit Miles Nurnberger und sprechen<br />
über seine Passion für Automobile, sein<br />
Leben und seinen Job als Design-Direktor<br />
der legendären britischen Auto-<br />
Marke Aston Martin. Mittlerweile ist der<br />
sympathische Brite in seinem 11. Jahr<br />
bei Aston Martin und seit zwei Jahren für<br />
das Design der Marke verantwortlich. Er<br />
kam 2008, während des großen Banken-<br />
Crashs, nach Gaydon in der englischen<br />
Grafschaft Warwickshire, wo das Stammwerk<br />
von Aston Martin steht. Über die<br />
Jahre formte er ein 110 Mitarbeiter<br />
starkes Team begeisterter Designer und<br />
legte den Grundstein für die derzeitige<br />
Entwicklung der Marke, die sich ein<br />
ehrgeiziges Ziel setzte: 7 neue Fahrzeuge<br />
in 7 Jahren herauszubringen.<br />
sich um Automobile dreht. Selbst meine<br />
Frau arbeitet für Aston Martin, insofern ist<br />
Design, nebst unserem Sohn, auch nach<br />
Feierabend immer ein Thema bei uns.<br />
Was prägt die Ästhetik zwischen<br />
Geschwindigkeit und Komfort?<br />
Hier geht es vor allem um das Gefühl. Wir<br />
haben, gemessen an einer Manufaktur<br />
unserer Größe, ein ansehnliches Farb- und<br />
Material-Team. Denn hier geht es vor allem<br />
um das Material. Letztendlich versuchen<br />
wir ein Gefühl des Staunens zu erschaffen.<br />
Der Fahrer, zum Beispiel, soll in einer Linie<br />
hinter dem Lenkrad sitzen und so viel wie<br />
möglich Ablenkung vermeiden. Gepaart<br />
mit einem guten Fahrgefühl und Spaß<br />
beim Fahren. Das Armaturenbrett ist sehr<br />
aufgeräumt, alle Kontrollfunktionen sind<br />
um den Fahrer positioniert, die Lüftungen<br />
sind in einer vereinheitlichen Linie integriert,<br />
die durch den kompletten Innenraum<br />
führt. Wir versuchen zu minimalisieren, um<br />
soviel wie möglich Betonung auf das Fahrerlebnis<br />
zu erzielen.<br />
Woraus schöpfen Sie Ihre Inspiration,<br />
und wie gestaltet sich die Zusammenarbeit<br />
mit Ihrer Frau?<br />
sich in der Geschichte von Aston Martin bis<br />
hin zum DB2 umsieht, findet man viel kreative<br />
Abwechslung. Kurzum: Mit meinem<br />
Team versuche ich auch weiterhin, neue<br />
Geschichten zu schreiben.<br />
Was möchten Sie sehen, wenn Sie<br />
einen Aston Martin betrachten?<br />
Letztendlich wollen wir Charaktere<br />
kreieren. Eine Familie. Man betrachtet sie<br />
und erkennt die Geschichte dahinter.<br />
Wie entstehen Ihre Designs in 2019,<br />
mit dem Computer oder per Hand?<br />
Immer per Hand. Nicht zuletzt, weil das<br />
wesentlich schneller geht. Es ist der natürlichste<br />
Weg, um zu der Form zu gelangen,<br />
welche man in seinem Kopf sieht. Wir<br />
nutzen Computer, um effizient und schnell<br />
zu sein, aber nicht zum designen per se.<br />
Man erlebt die Welt mit seinen Fingern und<br />
Augen. Technik kommt immer nach der<br />
Idee.<br />
Was bedeutet die Formel 1 für das<br />
Design von Aston Martin, lässt sie –<br />
mit all ihren Vorschriften – noch Raum<br />
für Kreativität?<br />
Herr Nurnberger, Sie haben kreative<br />
Eltern, eine Frau, die auch Designerin<br />
ist, und leben für Autos, bis<br />
hin zu Ihrem Vornamen – man könnte<br />
meinen: Ihr Weg war vorbestimmt!<br />
Absolut. Es stand im Grunde nie in Frage,<br />
das ich ein Leben führen werde, welches<br />
Meine Frau arbeitet seit 20 Jahren mit mir<br />
zusammen, und wir haben uns seit der<br />
Universität kritisch mit dem Thema Design<br />
auseinandergesetzt. Wir sind ein gutes<br />
Team und kennen den Anderen sehr gut.<br />
Meine Inspiration hat immer auch mit dem<br />
Respekt für die Vergangenheit zu tun, ist<br />
romantisch, aber nicht Retro. Wenn man<br />
Es sind immer die Vorschriften, die gegen<br />
die Kreativität treiben, aber auch viel Neues<br />
entstehen lassen. Genau hier ist der Punkt,<br />
an dem die Magie passiert. Man denkt<br />
immer, dass weniger Vorschriften für Automobile<br />
existieren als für Rennwagen – dies<br />
entspricht aber nicht der Wahrheit. Beide<br />
Bereiche sind durch Regeln bestimmt, und
IM GESPRÄCH / MILES NURNBERGER<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 73<br />
das ist auch gut so. Sie machen mir aber<br />
nach 30 Jahren im Geschäft keine Kopfschmerzen<br />
mehr, sondern sorgen einfach<br />
nur für einen anderen Geschmack.<br />
Was war Ihr erstes Fahrzeug? Und<br />
hatten Sie bereits damals das Gefühl,<br />
etwas daran verändern zu wollen?<br />
Wow. Mein erstes Fahrzeug war äußerst<br />
glamourös. Ein Fiat Punto (lacht). Als<br />
Automobildesigner tendiert man dazu,<br />
etwas besessen und zwanghaft zu sein. Es<br />
ist immer schwer, etwas mit reinem Auge<br />
anzusehen. Man geht extrem schnell ins<br />
Detail und verbindet es mit den Erfahrungen<br />
und Kenntnissen über vorhandene<br />
Regularien. Dieses professionelle<br />
Verständnis hatte ich damals noch nicht.<br />
Mein Fokus war mehr auf die Zukunft<br />
gerichtet, als auf das Hier und Jetzt.<br />
Die Unternehmensgeschichte von Aston<br />
Martin beginnt 1913. Die Gründer Lionel<br />
Martin (1878–1945) und Robert Bamford<br />
(1883–1942) hatten im Januar 1913 unter<br />
dem Namen Bamford & Martin Ltd. an<br />
der Callow Street im Westen Londons<br />
einen kleinen Handel mit Fahrzeugen<br />
der Marke Singer begonnen. Mit diesen<br />
Wagen nahm Lionel Martin an verschiedenen<br />
Rennen teil, beschloss dann<br />
jedoch, selbst bessere und renntauglichere<br />
Fahrzeuge herzustellen. Nachdem<br />
Lionel Martin im Mai 1914 auf einem von<br />
ihm getunten Singer 10 h.p. das Aston-<br />
Hill-Climb Bergrennen gewonnen hatte,<br />
entstand die Idee für den Namen einer<br />
eigenen Fahrzeugkonstruktion: Aston-<br />
Martin. Noch im selben Jahr erschien<br />
in der Fachpresse ein Artikel über das<br />
Vorhaben Bamford & Martin‘s, unter dem<br />
Markennamen Aston-Martin (damals<br />
noch mit Bindestrich) eigene Automobile<br />
zu fertigen.<br />
Heute blickt das Unternehmen auf eine<br />
60-jährige Tradition in der Formel 1<br />
zurück. Erstmals mit dem DBR4 gingen<br />
1959 bei den großen Preisen von Großbritannien<br />
und Portugal immerhin zwei<br />
sechste Plätze auf das Konto des Teams,<br />
das damals noch unter der Bezeichnung<br />
David Brown Corporation antrat. David<br />
Brown ist im Übrigen auch Namensgeber<br />
der bis heute weltbekannten<br />
DB Serie, die in Filmreihen wie „007<br />
James Bond“ Legendenstatus erhielt.<br />
Danach wurde es ruhig um das Team.<br />
Seit 2016 ist Aston Martin Sponsor des<br />
österreichischen Rennstalls Red Bull<br />
Racing. Aus der Partnerschaft beider<br />
Unternehmen entsprang bereits der<br />
hybride Supersportwagen Aston Martin<br />
Valkyrie. Den Namen Aston Martin<br />
Red Bull Racing trägt das Team seit der<br />
Rennsaison 2018.<br />
Nicht zuletzt durch die Netflix-Serie<br />
„Formula 1 Drive to Survive“ bekam alle<br />
Welt einen exklusiven Einblick hinter<br />
die Kulissen des Motorsports, der weltweit<br />
so viele Menschen begeistert. Aston<br />
Martin spielt auch hier eine führende<br />
Rolle. Der aktuelle niederländische<br />
Team-Fahrer Max Verstappen gilt als<br />
der Goldene Junge der Formel 1 und<br />
bringt das knapp 900 Mann starke Team<br />
unter der Leitung von Christian Horner<br />
in ein neues Jahrzehnt. Seit der aktuellen<br />
Rennsaison 2019 ist auch Teamkollege<br />
Pierre Gasly mit von der Partie<br />
– und so wird mit zwei Anfang zwanzigjährigen<br />
Rennprofis ein souveräner Blick<br />
in die Zukunft ermöglicht. Die lange<br />
Zusammenarbeit mit dem Motorenhersteller<br />
Renault wurde im laufenden<br />
Jahr beendet. Aktuell Fahren die beiden<br />
Herren mit Maschinen des japanischen<br />
Herstellers Honda. Rennfahrer Max<br />
Verstappen schaute nach unserem Interview<br />
mit Miles Nurnberger ebenfalls<br />
kurz in Amsterdam vorbei und machte<br />
einen äußerst konzentrierten Eindruck,<br />
denn zu diesem Zeitpunkt befand er sich<br />
bereits in der mentalen Vorbereitung auf<br />
den Beginn der neuen Saison.<br />
2019 ist auch das Jahr, in dem Aston<br />
Martin erstmals in der DTM vertreten<br />
ist. Hier sollen mittelfristig vier Rennwagen<br />
positioniert werden. Neben<br />
den Supersportwagen auf öffentlichen<br />
Straßen, spiel also auch immer mehr das<br />
Thema Rennstrecke eine zentrale Rolle<br />
für den Britischen Traditionshersteller<br />
– oder sollte man sagen: wieder? <strong>BOLD</strong><br />
bleibt dran und wird sich dem Thema<br />
auch künftig widmen, um über diese<br />
spannenden Entwicklungsprozesse zu<br />
berichten.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.astonmartin.com
EISDRIFTEN<br />
IN LAPPLAND<br />
VW AMAROK<br />
AUTOR: N. DEXTER / FOTOGRAF: S. LINDLOFF
76 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / VW AMAROK<br />
Beim Landeanflug auf den Flughafen<br />
Kuusamo (Finnland) sieht man die<br />
endlosen Wälder und Seen, die hier das<br />
finnische Festland prägen. Minus 20 Grad<br />
Celsius und eineinhalb Meter Neuschnee<br />
bei glasklarem blauen Himmel erwarten<br />
uns. Wir sind mit Rennfahrerlegende Juha<br />
Kankkunen verabredet, um das schnelle<br />
und sichere Fahren mit dem Amarok von<br />
Volkswagen Nutzfahrzeuge auf Eis zu<br />
üben – eine Challenge, die wir uns nicht<br />
entgehen lassen.<br />
Das Gravennablau-Metallic farbene PickUp<br />
hat eine 19-Zoll Bereifung von Continental<br />
mit über 200 Spikes je Reifen – die das<br />
sichere Fahren auf Eis ermöglichen.<br />
Vorab hat ein riesiger Traktor eine eigens<br />
für unsere Tour designte Strecke in den<br />
Schnee gefräst, die auf einer 70 cm dicken<br />
Eisschicht des zugefrorenen Sees liegt.<br />
Nach einer Sicherheitseinweisung und<br />
einer heißen Tasse Kaffee geht es nun<br />
endlich los für uns. Wer die Szenen aus<br />
Film und Fernsehen kennt, in denen der<br />
Held der Geschichte elegant in die Kurven<br />
driftet und so seine Verfolger abschüttelt,<br />
kann sich ungefähr vorstellen, was uns<br />
gleich erwartet. Nur gibt es bei uns keinen<br />
Film, keine Stuntman, keine Verfolgungsjagt<br />
– bei uns ist alles real!<br />
Wenn man den VW Amarok mit 90 km/h<br />
auf eine enge Kurve zusteuert und das<br />
zum ersten Mal macht, hat man als<br />
Anfänger alle Hände voll zu tun. Wenn der<br />
Untergrund dann noch vollständig aus<br />
Eis besteht und das Fahrzeug nach einer<br />
Lenkbewegung und beherztem Einsatz<br />
der Bremsen auf einmal quer steht, ist das<br />
schon eine extreme Herausforderung aber<br />
auch ein großer Spaß – denn passieren<br />
kann hier nichts. Und so drehen wir unsere<br />
Runden auf dem Eis und werden von<br />
Kurve zu Kurve besser und auch etwas<br />
wagemutiger.<br />
Das mit gerade einmal 5,5 Millionen<br />
Einwohnern ohnehin dünnbesiedelte<br />
Finnland scheint hier sogar noch ruhiger<br />
zu sein – weit und breit gibt es hier nichts,<br />
nur uns, unseren Amarok und eine Menge<br />
Spaß. Ab und an findet man rechts und<br />
links der Straße vereinzelte Häuser –<br />
alle mit Sauna: große, kleine, breite und<br />
bunte. Hier oben im Norden gibt es 2,4<br />
Millionen davon. Da verwundert es kaum,<br />
dass am Abend im Hotel ein älteres finnisches<br />
Ehepaar, ohne mit der Wimper zu<br />
zucken seelenruhig ein Eis-Bad im zugefrorenen<br />
See vor der Haustür nimmt und<br />
danach ganz entspannt zurück in die Sauna<br />
geht, währenddessen man sich selbst<br />
mehr als 10 Minuten überwinden muss,<br />
um überhaupt den kleinsten Gedanken an<br />
ein Eisbad zu verschwenden.<br />
Am nächsten Tag geht es schon wieder<br />
nach Helsinki gen Süden, in Richtung<br />
Deutschland. Der Sommer steht vor der<br />
Tür, und wir haben das Bedürfnis nach<br />
Schnee und Eis erst einmal befriedigt.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de
78 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / VOLVO V60 CROSS COUNTRY
MOTION / VOLVO V60 CROSS COUNTRY<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 79<br />
ALLROUNDER<br />
VOLVO V60<br />
CROSS COUNTRY<br />
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER<br />
Die Volvo 60er Familie bekommt<br />
Zuwachs: Der neue Allroad-Kombi Volvo<br />
V60 Cross Country und der sportliche<br />
Volvo V60 R-Design rollen jetzt zu den<br />
deutschen Händlern und erweitern die<br />
Mittelklasse-Baureihe um zwei besonders<br />
beliebte Modelle. Während der Volvo V60<br />
Cross Country die markentypische Geräumigkeit<br />
und Vielseitigkeit des Premium-Sportkombis<br />
mit guten Offroad-Eigenschaften<br />
kombiniert, setzt die<br />
zusätzliche Ausstattungslinie des Volvo<br />
V60 unter anderem mit eigenständigen<br />
Designmerkmalen und einem Sportfahrwerk<br />
besonders dynamische Akzente.<br />
Die Cross Country Modelle von Volvo<br />
verkörpern seit mehr als 20 Jahren<br />
den Traum vom grenzenlosen Fahrvergnügen.<br />
Der neue Volvo V60 Cross<br />
Country tritt die legitime Nachfolge<br />
des legendären Volvo V70 XC an, der als<br />
besonders robuster Bruder des Volvo<br />
V70 schon 1997 den Grundstein für den<br />
Erfolg der Baureihe legte und zugleich<br />
ein völlig neues Segment begründete.<br />
Menschen mit einem aktiven Lebensstil,<br />
die auch einmal abseits befestigter<br />
Straßen unterwegs sind, mussten sich<br />
fortan nicht länger zwischen Familienauto<br />
oder Geländewagen entscheiden.<br />
Nachdem mit dem Volvo XC70 zwischenzeitlich<br />
die Nomenklatur geändert wurde,<br />
kehrte der Cross Country ab 2012 auch<br />
namentlich zurück – im Volvo V40 Cross<br />
Country. Auch die vorherige Generation<br />
der Mittelklasse-Modelle Volvo S60 und<br />
Volvo V60 sowie der Volvo V90 – als<br />
erstes Modell der neuen Fahrzeuggeneration,<br />
erhielten besonders robust anmutende<br />
Ableger, die sich großer Beliebtheit<br />
erfreuen. Seit Markteinführung des<br />
ersten Volvo V70 XC hat der schwedische<br />
Premium-Hersteller weltweit mehr als<br />
800.000 Cross Country Modelle verkauft.<br />
Fazit: Der sportlich-robuste Allroad-<br />
Kombi verbindet grenzenloses Fahrvergnügen<br />
mit der gewohnten Variabilität,<br />
Flexibilität und Geräumigkeit. Eigenschaften,<br />
die sich mit umfangreichem<br />
Zubehör und attraktiven Designpaketen<br />
in allen Modellen der Volvo 60er Familie<br />
noch ausbauen lassen.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.volvocars.de
BEMERKENSWERT<br />
INDIVIDUELL<br />
ŠKODA SCALA<br />
AUTOR: N. DEXTER / FOTOGRAF: H. D. SEUFERT
82 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / ŠKODA SCALA<br />
Die kurvenreichen Straßen der Region<br />
um Split in Süd-Kroatien bieten spektakuläre<br />
Ausblicke auf weite Mittelgebirgslandstriche<br />
und das Mittelmeer.<br />
Gut ausgebaute Straßen vernetzen die<br />
gesamte Küstenregion. Die Stadt an<br />
der dalmatinischen Küste ist bekannt<br />
für ihre Strände und den festungsähnlichen<br />
Komplex des Palastes in ihrem<br />
Zentrum, der im 4. Jahrhundert vom<br />
römischen Kaiser Diokletian errichtet<br />
wurde. Mit der bekannten Fernsehserie<br />
„Game of Thrones“ rückte Split ins<br />
globale Interesse, was wohl Fluch und<br />
Segen zugleich ist.<br />
Wir erkunden die Region mit dem<br />
brandneuen Škoda Scala, der 1,5 Liter<br />
4-Zylinder zeigt schnell, dass er für<br />
dynamische Strassen gebaut ist. Das<br />
Modell Scala löst beim tschechischen<br />
Automobil-Hersteller die Modellreihe<br />
des Rapid ab, die zwischen den Baureihen<br />
Fabia und Octavia positioniert<br />
war. Ein Highlight ist der großzügig<br />
wirkende Innenraum, der durch das lang<br />
ins Heck gezogene Glasdach angenehm<br />
lichtdurchdrungen ist. Der Kofferraum ist<br />
mit 476 Litern auch für größere Ausflüge<br />
gemacht und gibt dem Kompaktmodell<br />
ein weiteres Anwendungsplus für den<br />
Alltag.<br />
Škoda spricht bereits jetzt von einem<br />
Klassiker der Zukunft und stellt sich im<br />
Innenraum nebst modern-eleganten<br />
Konturen und dynamischer Formsprache<br />
vor allem auch dem Thema<br />
Technologie. Hierzu passend ist das<br />
9,2-Zoll große freistehende Display integriert<br />
in eine vollständig neu gestaltete<br />
Instrumententafel. Das Infotainmentsystem<br />
befindet sich direkt im Sichtfeld<br />
des Fahrers, und mit dem individualisierbaren<br />
virtuellen Cockpit verschafft<br />
man sich im Scala schnell eine eigene<br />
Note. Die dreifach verstellbare Innenraum-Ambient-Beleuchtung<br />
ist in Weiß,<br />
Rot oder Kupfer einstellbar und gibt<br />
auch am Abend – nach einem längeren<br />
Tag im Auto – das Gefühl eines großzügig-eleganten,<br />
modern-urbanen Raumwunders.<br />
Unser Tipp: Ein von Škoda entwickeltes<br />
Rapid-3D-Druckverfahren erlaubt es,<br />
den Škoda-Schriftzug auf der Heckklappe<br />
des Scala durch einen individuell<br />
wählbaren Namen zu ersetzen.<br />
Erhältlich ist der Tscheche in den drei<br />
Ausstattungslinien Active, Ambition und<br />
Style. Das Topmodell schafft in nur 8,2<br />
Sekunden den Satz von Null auf 100 Kilometer<br />
die Stunde und lässt den Sieben-<br />
Gang 4-Zylinder bis auf 219 Kilometer<br />
pro Stunde beschleunigen. Uns reicht<br />
hier aber der handlich-leichte und vor<br />
allem entspannte Einsatz des dynamischen<br />
Scala, denn wir wollen ja schließlich<br />
noch das ein oder andere von<br />
Region, Menschen und Kultur sehen.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.skoda.de
84 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / CUPRA ATECA
MOTION / CUPRA ATECA<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 85<br />
SPANISCHES<br />
TEMPERAMENT<br />
CUPRA ATECA<br />
AUTOR: N. DEXTER / FOTOGRAF: R. KLATT<br />
Die neugegründete SEAT Eigenmarke<br />
Cupra stellt mit dem Cupra Ateca ihr<br />
allererstes eigenes Modell vor. <strong>BOLD</strong><br />
reiste auf die spanische Baleareninsel<br />
Mallorca und schaute sich das SUV (Sport<br />
Utility Vehicle) etwas näher an. Dass der<br />
neue Cupra Ateca auch ein entsprechendes<br />
Temperament hat, kommt uns<br />
bereits auf den ersten Metern zugute, als<br />
uns eine Verkehrssituation zwingt, kurz<br />
und zügig zu beschleunigen. Die 300 PS<br />
schieben das knapp 1,6 Tonnen schwere<br />
SUV in Windeseile in eine sichere Entfernung<br />
zur vermeintlichen Gefahrenstelle,<br />
so dass nichts unseren Tag am Meer<br />
trüben kann.<br />
Der sportlich-elegante Bruder des<br />
SEAT Ateca ist durch ein wesentlich<br />
markanteres Äußeres mit zusätzlichen<br />
Lufteinlässen und natürlich den vier<br />
verchromten Endrohren erkennbar.<br />
Dem ein oder anderen Passanten entlocken<br />
wir ein wohlwollendes Nicken.<br />
Die serienmäßigen 19-Zoll-Felgen im<br />
Goldlook und die getönten Heckscheiben<br />
verpassen unserem Energy<br />
Blue-farbenen Ateca ein dynamisches<br />
Erscheinungsbild. Cupras Zielvorgabe<br />
ist Sportlichkeit, dennoch mutet der<br />
Cupra Ateca auch sehr elegant an. Die<br />
fließenden Formen und Materialanwendungen<br />
geben auch im Detail ein<br />
interessantes Bild ab, so kann man die<br />
Kinder zur Schule bringen und anschließend<br />
sportlich unterwegs sein, um<br />
danach mit Kultur und Stil den Tag<br />
abzuschließen.<br />
Im Innenraum findet man Alcantara,<br />
Sportsitze und das serienmäßig virtuelle<br />
Cockpit. Das lederbezogene Multifunktionslenkrad<br />
bietet auch bei dynamischer<br />
Fahrt guten Halt und lässt so den allradgetriebenen<br />
2.0 TSI SUV mit seinen vielfältigen<br />
Fahrmodi auf diversen Terrains<br />
sicher bewegen. Mallorca bietet gerade<br />
in der Vorsaison ideale Bedingungen,<br />
um ein Fahrzeug mit diesen Leistungsdaten<br />
zu testen. Auch abseits der Rennstrecke<br />
findet man hier – vor allem auch<br />
im Norden – ruhige Streckenabschnitte,<br />
auf denen der Spanier schnell zeigt, wer<br />
er ist und was er kann.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.cupraofficial.de
DER BEGINN<br />
EINER NEUEN ÄRA<br />
MAZDA 3<br />
AUTOR: J. M. BRAIN / FOTOGRAF: D. SCHAPER
88 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> MOTION / MAZDA 3
MOTION / MAZDA 3<br />
<strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> // 89<br />
„Start frei für den neuen Mazda 3“: heißt<br />
es in dieser Ausgabe zu guter Letzt. An<br />
der sonnigen Küste Portugals schauen<br />
wir uns den neuen Japaner etwas näher<br />
an, der nach drei Modellgenerationen<br />
und weltweit mehr als sechs Millionen<br />
verkauften Einheiten in der aktuellen<br />
Modell-Version eine neue Mazda Ära<br />
einleitet: Als Kernmodell des Mazda Portfolios<br />
stecken im Mazda 3 die jüngsten<br />
Fortschritte der Fahrzeugentwicklung<br />
und Produktion des Herstellers.<br />
Das kunstvoll weiterentwickelte Kodo<br />
Design verzichtet auf alle überflüssigen<br />
Elemente – und bringt damit das<br />
Wesen der japanischen Ästhetik zum<br />
Ausdruck. Die klaren Linien prägen<br />
sowohl das Außen- als auch das Innendesign.<br />
Die beiden Karosserievarianten<br />
zeichnen sich dabei durch eigenständige<br />
Persönlichkeiten aus: auf der einen<br />
Seite der Mazda 3 als energiegeladener<br />
und emotionaler Fünftürer – zusätzlich<br />
betont durch die neue Sonderfarbe Polymetal<br />
Grau Metallic –, auf der anderen<br />
Seite der viertürige Mazda 3 Fastback mit<br />
elegantem Limousinen-Design.<br />
Unter der Motorhaube verbindet der<br />
neue Mazda 3 die Vorzüge von Benzinern,<br />
Dieselmotoren und elektrischen<br />
Antrieben und hebt damit das Fahrvergnügen<br />
auf ein neues Niveau. Erstmals<br />
kommen dabei Technologien<br />
zum Einsatz, die Mazda im Rahmen<br />
seines langfristigen Nachhaltigkeitsprogramms<br />
„Zoom-Zoom 2030“ entwickelt<br />
– allen voran der innovative<br />
Skyactiv-X-Motor als erster Serien-<br />
Benzinmotor mit Kompressionszündung.<br />
Alle Triebwerke lassen sich wahlweise<br />
mit Sechsgang-Schaltgetriebe oder<br />
der Skyactiv-Drive Sechsstufen-Automatik<br />
kombinieren. In Verbindung mit<br />
dem Skyactiv-X-Motor ist außerdem das<br />
weiterentwickelte Allradsystem i-Activ<br />
AWD erhältlich.<br />
Auch im Innenraum haben die Designer<br />
das „Weniger ist mehr“-Ideal des Außendesigns<br />
umgesetzt. Die symmetrische<br />
Cockpit-Gestaltung rückt den Fahrer ins<br />
Zentrum und erlaubt eine intuitive und<br />
komfortable Steuerung. Die Sitzgestaltung<br />
und das neue Layout der Mittelkonsole<br />
tragen dazu bei, dass der Fahrer<br />
jederzeit eine natürliche, bequeme und<br />
ermüdungsfreie Sitzposition bewahren<br />
kann. Der Fahrer wird über ein 7-Zoll-TFT-<br />
Display im Kombiinstrument und einen<br />
8,8-Zoll-Monitor auf dem Armaturenträger<br />
mit allen wichtigen Informationen<br />
versorgt; die aktuelle Geschwindigkeit<br />
und Routenhinweise des serienmäßigen<br />
Navigationssystems werden darüber<br />
hinaus mit dem ebenfalls serienmäßigen<br />
Headup-Display auf die Windschutzscheibe<br />
projiziert. Auch das weiterentwickelte<br />
Konnektivitätssystem Mazda<br />
Connect ist in allen Varianten serienmäßig<br />
an Bord.<br />
WEITERE INFORMATIONEN:<br />
www.mazda.de
90 // <strong>BOLD</strong> <strong>THE</strong> <strong>MAGAZINE</strong> IMPRINT<br />
IMPRINT<br />
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