BIZZ! Juli / August

24
lebensart
die CHIEMGAU-autoren
ANNETTE HENDL
„ICH WILL MIT MEINEN BÜCHERN MUT MACHEN,
WIEDER NEUE LEBENSFREUDE ZU FINDEN.“
Als Jugendliche fing Annette Hendl
an, Gedichte zu schreiben, später
kleine Geschichten. Erst 1999 im
Rahmen einer jahrelangen Psychotherapie,
begann sie ihre eigene Lebensgeschichte
aufzuschreiben. Dadurch wurde ihre Lust
zum Schreiben wieder geweckt und sie war
6 Jahre lang Mitglied in einer Schreibwerkstatt
in München. Dort erschienen Texte
von ihr in Heften der Organisation und sie
konnte in diesem Rahmen auch erste Lesungserfahrungen
machen.
Wissbegierig absolvierte sie in der Zeit einen
Fernlehrgang bei ILS „Autor werden,
schreiben lernen“. Ihre Lebensgeschichte
ist stark geprägt von sexuellem Missbrauch
in der Familie. Durch das Schreiben wollte
sie sich selbst besser kennenlernen. Das
mag Ihnen etwas merkwürdig erscheinen,
aber in den Jahren, als sie eine Psychotherapie
machte, entdeckte sie unaufhörlich
neue Seiten an sich. Meistens war sie über
Ihre Entdeckungen bestürzt. Nur selten gab
es Anlass zum Schmunzeln. Offensichtlich
bestand ihre Überlebensstrategie seit frühester
Kindheit darin, belastende Erlebnisse
und Begebenheiten zu verdrängen.
Mit diesen Erkenntnissen, war die Idee für
ihr erstes Werk „Der Schatten, der nicht
weichen wollte“ geboren. Mit diesem Buch,
das 2017 erschienen ist, möchte sie anderen
Betroffenen Mut machen, sich gegen Missbrauch
jeglicher Art zu wehren. Gleichzeitig
soll es Wege aufzeigen, Geschehnisse zu
verarbeiten und sich aus der Sprachlosigkeit
zu befreien. Ihr war schmerzlich klar
geworden, dass einen irgendwann – und
sei es auch erst nach vielen Jahren – die
Vergangenheit einholt und ein doppelt so
schwerer Leidensweg beginnt.
Ein solcher Weg ist lang und beschwerlich,
aber sie kann nur jeden „Überlebenden“
ermutigen, ihn zu gehen. Gleichzeitig
möchte sie an alle Menschen appellieren,
sich für das Thema „Missbrauch“ zu sensibilisieren,
um an den Signalen und unterschwelligen
Hilferufen all der „stummen
Seelen“ – egal, wo und wie jung oder alt
– nicht achtlos vorbeizugehen. Sie alle sind
es wert, um sie zu kämpfen, und ihr „Seelenheil“
zu retten.
Schnell war danach die Idee
geboren, ein weiteres Buch
über „Leben mit Sauerstoff
- Langzeittherapie“ zu
schreiben. Sie erfährt diese
Therapie seit fast 6 Jahren
aufgrund einer Lungenerkrankung
an sich selbst. Es
sollte wieder ein Mut-mach-
Buch werden, von einer Betroffenen
für Betroffene, und
soll zeigen, dass das Leben
mit einer Sauerstoff-Langzeittherapie
noch lange nicht
zu Ende ist. Es soll mit Tipps und Tricks
Betroffenen das Leben etwas erleichtern.
Die Sauerstoff-Therapie kann nicht heilen,
aber das Leben verlängern. Das Werk ist
ein hilfreicher Ratgeber für Patienten, persönliche
Krisen zu meistern, und das Leben
mit dieser Therapie als das zu sehen, was es
ist: eine Chance, trotz allem weiterhin ein
selbstbestimmtes Leben zu führen.
Die Literaturtreffen der Chiemgau-Autoren mit
„Lesen nach Los“ finden immer am letzten Montag
im Monat, um 19.00 Uhr statt. Treffpunkt
ist das Studio 16, in der Bahnhofstrasse 16, in
Traunstein.
Weitere Infos und aktuelle Termine unter:
www.chiemgau-autoren.de
Publikationen:
Leben mit
Sauerstoff-
Langzeittherapie
Erfahrungen,
Infos und Tipps
Verlag Hartmut
Becker
Taschenbuch,
100 Seiten
ISBN
978-3-929480-61-0
Der Schatten
der nicht
weichen wollte
Verlag Hartmut
Becker
Taschenbuch,
240 Seiten
ISBN/EAN:
978 3 929480 56 6
Schreib und Buchprojekt von Menschen
mit Behinderung
Geest Verlag | ISBN 978 3 866856 93 6