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BIZZ! Juli / August

LIEBE LESER, so sehr wir es auch versuchen, werden sich stets kleine oder größere, unbequeme Fehler zwischen die Buchstaben und Zeilen quetschen. Keine Ausgabe ist vollkommen. Was natürlich am Anfang ein großes Ärgernis bei all dem Herzblut, das wir hineinfließen lassen, war, hat sich durch die vielen Jahre zu einem Schulterzucken oder auch einem Belächeln entwickelt. Es ist eben nicht immer alles makellos. Gerade in einer Zeit, in der oft zuviel Wert auf das Äußere gelegt wird – das mehrmals am Tag für ein Abbild herhalten muss – fällt ein Makel zu sehr ins Gewicht. Aber das ist es doch oft, was Dinge unterscheidet, liebenswert macht und ihnen eine Seele einhaucht. Es gibt eine Geschichte auf dem Weg zum Unvollkommenen, die auch unsere Aufmerksamkeit verdient. Und wenn man lernt, dass das Leben niemals perfekt war, ist und sein wird, dann hat man sicher mehr Freude daran. Wir wünschen einen entspannten Sommer, in dem Sie auch mal über sich und die Welt lachen können und einfach genießen. Ihre Henriette Matovina BIZZ! Redaktion

LIEBE LESER,


so sehr wir es auch versuchen, werden sich stets kleine oder größere, unbequeme Fehler zwischen die Buchstaben und Zeilen quetschen. Keine Ausgabe ist vollkommen. Was natürlich am Anfang ein großes Ärgernis bei all dem Herzblut, das wir hineinfließen lassen, war, hat sich durch die vielen Jahre zu einem Schulterzucken oder auch einem Belächeln entwickelt. Es ist eben nicht immer alles makellos. Gerade in einer Zeit, in der oft zuviel Wert auf das Äußere gelegt wird – das mehrmals am Tag für ein Abbild herhalten muss – fällt ein Makel zu sehr ins Gewicht. Aber das ist es doch oft, was Dinge unterscheidet, liebenswert macht und ihnen eine Seele einhaucht. Es gibt eine Geschichte auf dem Weg zum Unvollkommenen, die auch unsere Aufmerksamkeit verdient. Und wenn man lernt, dass das Leben niemals perfekt war, ist und sein wird, dann hat man sicher mehr Freude daran.

Wir wünschen einen entspannten Sommer, in dem Sie auch mal über sich und die Welt lachen können und einfach genießen.


Ihre Henriette Matovina
BIZZ! Redaktion

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28<br />

kulttour<br />

SOULKINO.DE | ANDREA HAILER<br />

SOUL INO<br />

nadine keil<br />

Interview mit der Regisseurin,<br />

Drehbuchautorin, Geschichtenerzählerin<br />

www.facebook.de/soulkino<br />

K<br />

Schon bevor sie schreiben konnte, zeichnete die Wahl-Münchnerin (bin in Baden-Württemberg<br />

geboren, in Ellwangen-Jagst, lebe seit 2003 in München) Bildergeschichten, war<br />

regelrecht besessen davon, Geschichten zu erzählen. Als sie Jahre später, nach Studium an<br />

der HFF, München und vielen beruflichen, wie privaten Lektionen, als Reaktion auf<br />

„Ich liebe alles, was ich an Dir hasse“, Umarmungen und die Aussage „Der Film ist so<br />

voller Liebe“ bekam, machte das Nadine Keil sehr glücklich und bestärkte natürlich.<br />

Liebe Nadine,<br />

warum hast Du Dich<br />

entschieden, kein<br />

klassisches Happy<br />

© Steffi Eckelmann<br />

End zu erzählen?<br />

Bei Shakesspeare kommen am Ende die „richtigen“ Paare<br />

zusammen. Helena bekommt den Mann, in den sie unsterblich<br />

verliebt ist, aber dieser liebt sie nur durch Pucks Zauber. Das ist<br />

weder zeitgemäß noch ist es die Message, die ich erzählen möchte.<br />

Stattdessen geht es mir darum, dass man auf sein Bauchgefühl<br />

hören muss. Gefühle waren und sind kompliziert. Wir sind oft<br />

darüber verwirrt, was wir fühlen. Aber eigentlich wissen wir es,<br />

wir trauen uns nur nicht immer dazu zu stehen.<br />

Für mich hat der Film ein Happy End, weil alle als reifere Menschen<br />

aus diesem Wald hinaus gehen und in Zukunft erst wirklich bereit<br />

sind für die Liebe.<br />

„Ich liebe alles, was ich an Dir hasse“ ist<br />

quasi Shakespeare ziemlich frech und frei interpretiert.<br />

Warum denn der alte Meister?<br />

„Ein Sommernachtstraum“ war das erste Theaterstück, dass ich als<br />

Kind gesehen habe. Das ist sicher ein Grund, warum ich von diesem<br />

nachhaltig fasziniert bin. Außerdem finde ich es faszinierend, dass<br />

sich die ganze Welt dieses Stück immer wieder ansehen kann und<br />

seine Freude daran hat. Es wird ständig und überall aufgeführt.<br />

Im Schultheater und auf den großen Theaterbühnen. Es muss<br />

also mehr dahinter stecken, als nur, dass es unterhaltsam ist. Man<br />

sagt, jeder Geschichtenerzähler hat ein Thema, dass er wieder und<br />

wieder erzählt. Ich glaube mein Thema ist Wahrhaftigkeit. Wie<br />

kann ich allen gesellschaftlichen Normen zum Trotz mich selbst<br />

umarmen und so fähig sein auch andere wahrhaftig zu lieben?<br />

Klingt kitschig, was? Ich weiß… Aber ich bin davon überzeugt,<br />

dass wenn man es runter bricht, alle unsere Probleme mit Liebe zu<br />

lösen wären. Auch den Klimawandel.<br />

Thema Interpretation. Ist das nicht ein großes Wagnis<br />

in einer Kinoproduktion?<br />

Klar. Da gibt es schon viele verfestigte Vorstellungen und<br />

Meinungen, wie das auszusehen hat. Und beim Test Screening<br />

gab es eine Hand voll Leute die empört rausgegangen sind<br />

mit den Worten: „So etwas kann man doch nicht machen mit<br />

Shakespeare!“ Aber ehrlich gesagt, hab ich beim Machen des Films<br />

darüber gar nicht nachgedacht. Wir haben einfach rumgesponnen<br />

und unseren persönlichen Assoziationen freien Lauf gelassen.<br />

Wenn Du „Ich liebe alles, was ich an Dir hasse“<br />

einen Liedtitel geben solltest, welchen?<br />

Einen, den es schon gibt? Dann: “Crazy little thing called love”<br />

oder “Just the way you are“<br />

Einen neuen? Mhhh. „Love & Error“ finde ich ganz passen.<br />

Das ist unser Abspannsong den Michael Kranz zum Film<br />

geschrieben hat und zu dem er noch in Italien die Idee hatte.<br />

Welche Geschichten möchtest du uns noch erzählen?<br />

Eine geht um eine alte Frau, die in ihrem Leben immer nur alles für<br />

andere getan hat, und jetzt doch noch die Chance bekommt sich<br />

ihren großen Traum zu erfüllen und sich nach dieser Erfahrung<br />

dann aussöhnen kann mit ihrem vermeintlich verkorksten Leben.<br />

Eine andre geht um einen Geist, der in seinem Leben nie geliebt<br />

hat, jetzt aber als Geist sich unsterblich verliebt und vor die Frage<br />

gestellt wird: wie weit gehe ich für die Liebe? Lohnt es sich, für<br />

sie alles zu opfern, auch wenn sie keine Zukunft hat?<br />

Ich danke Dir, liebe Nadine für Deine Zeit und freue mich auf<br />

die nächsten Geschichten von Dir!<br />

Das Interview führte Andrea Hailer<br />

„Ich liebe alles, was ich an Dir hasse“<br />

ist eine Amalia Film<br />

Produktion und ab 7.7.2019 in<br />

ausgewählten Filmtheatern zu sehen,<br />

z.B. 7.7.: Premiere: Kino, Mond & Sterne,<br />

Einlass 20 Uhr und am 9.8.<br />

Filmteambesuch, Neues Rottmann,<br />

Einlass 20:30 Uhr<br />

„Ich liebe alles, was ich an Dir hasse“<br />

Regie: Nadine Keil,<br />

mit Maria Wördemann,<br />

Klara Wördemann, Aaron Arens, Michael Kranz,<br />

Lilly Forgách, Butz Buse, Luise Bähr<br />

FSK 12, 91 Min.<br />

https://www.instagram.com/ichliebealleswasichandirhasse

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