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FOKUS // URBANE MOBILITÄT<br />
BEI RUND 600.000 EINWOHNERN BESITZT<br />
IN KOPENHAGEN NUR JEDER DRITTE<br />
EIN AUTO, DAFÜR ABER<br />
MINDESTENS EIN FAHRRAD.<br />
sind für motorisierte Besucher<br />
geöffnet. Doch Zeitersparnis im<br />
Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
oder dem Rad bringen<br />
diese nur selten. Kopenhagen, die<br />
Welthauptstadt der Fahrradfahrer<br />
– es ist ein Attribut, das nicht von<br />
ungefähr kommt.<br />
Seit Jahren gilt Dänemarks<br />
Hauptstadt als Vorzeigemodell,<br />
wenn es um die Mobilität der Zukunft<br />
geht. Besonders das Fahrrad<br />
spielt hierbei eine entscheidende<br />
Rolle: Von rund 600.000<br />
Einwohnern besitzt nur jeder<br />
Dritte ein Auto, dafür aber mindestens<br />
ein Fahrrad. Mehr als 50<br />
Prozent aller Fahrten in der Innenstadt<br />
werden auf dem Zweirad zurückgelegt,<br />
im gesamten Stadtgebiet<br />
sind es auch über Distanzen<br />
von fünf Kilometer hinaus immer<br />
noch 30 Prozent. Zum Vergleich:<br />
Deutschland kommt im bundesweiten<br />
Durchschnitt lediglich auf<br />
elf Prozent, wie das Statistische<br />
Bundesamt jüngst erhoben hat.<br />
Auch ausgewiesene deutsche<br />
Fahrradstädte wie Münster erreichen<br />
die Zahlen von Kopenhagen<br />
nicht – obwohl rund 80 Prozent aller<br />
Haushalte hierzulande zumindest<br />
ein Rad besitzen. „Ein Grund<br />
ist sicherlich die Infrastruktur. Der<br />
Verkehr in Deutschland verändert<br />
sich. Leider gibt es aber nur ganz<br />
wenige Städte, die hier rechtzeitig<br />
ausreichende und sinnvolle<br />
Maßnahmen ergriffen haben. Die<br />
Politik hat zu lange schlicht und<br />
ergreifend geschlafen“, sagt Heinrich<br />
Strößenreuther. Seit Jahren<br />
engagiert sich der Verkehrsexperte<br />
für die Mobilitätswende, unter<br />
anderem als Mitbegründer des<br />
„Volksentscheid Fahrrad“ in Berlin.<br />
Die Zeit bezeichnete ihn einst<br />
als „Verkehrsrebell im schwarzen<br />
Anzug“, dabei will Strößenreuther<br />
nur eines: „Klimaschutz, Nachhaltigkeit<br />
und Mobilität sind immer<br />
noch ungelöste Alltags- und Zukunftsprobleme.“<br />
DIE BÜRGER GEHEN<br />
AUF DIE STRASSE<br />
Mit seinem Engagement ist Strößenreuther<br />
längst nicht mehr<br />
alleine. In der ganzen Bundesrepublik<br />
haben sich über die vergangenen<br />
Jahre zahlreiche Initiativen<br />
zusammengeschlossen, die von<br />
den Städten und deren Regierungen<br />
Maßnahmen fordern, die die<br />
bundesweit so hitzig diskutierte<br />
Mobilitätswende einleiten sollen.<br />
Initiativen, die mittlerweile von<br />
einer breiten Menge der Bevölkerung<br />
unterstützt werden und die<br />
im Rahmen der derzeitigen Klimademonstrationen<br />
unter dem Motto<br />
„Fridays for Future“ weiteren<br />
Aufwind erfahren. „Es ist doch<br />
Unsinn, dass beim Thema Mobilitätswende<br />
allgemein immer nur<br />
von Elektroautos geredet wird.<br />
Mit dem E-Bike-Boom gehören<br />
hier Fahrräder ganz klar genauso<br />
mit dazu. Denn selbst wenn<br />
der Autoverkehr auf Elektroautos<br />
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